1880 / 234 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Oct 1880 18:00:01 GMT) scan diff

die Zwede der bevorstehenden Zählung auch Jhrerseits thun- lichst fördern zu wollen. Der Minister des Jnnern. «Fn Vertretung : Starke.

{Die Anlagen A. bis U. werden in der nächsten Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeizers* v: röffentlicht werden.)

Abgereist: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius in die Provinz Westpreußen.

Nichtamtliches. Deunutscches Nei.

Preußen. Berlin, 5. Oktober. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin empfingen, wie „W. T. B.“ aus Baden-Baden meldet , gestern Vormittag den Bisthums- verweser Kübel aus Freiburg in Audienz.

Nachmittag 53/, Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih der Niederlande in Baden-Baden ein und wurde von Sr. Majestät dem Kaiser am Bahnhofe empfangen und nah dem Hotel „Englischer Hof“ geleitet , wo der Prinz Absteigequartier genommen hat.

Der Statthalter in Elsaß-Lothringen, General-Feld- marschall Frhr. von Manteuffel, welcher gestern Vormittag eingetroffen war, hatte von 12—2 Uhr Audienz bei Sr. R dem Kaiser und ist Nachmittags nach Straßburg abgereist.

Se, Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Sonnabend Mittag den Vortrag der 4. Armee-Jnspektion entgegen.

Am Sonntag früh 9 Uhr wohnten Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronp-inz und die Kronprinzessin dem Gottesdienst in der Bornstedter Kirche bei.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm hat Sih in Begleitung Seines militärishen Begleiters, des Majors von Liebenau, heute Mittag zu mehrtägigem Besuch nach Primkenau in Schlesien begeben:

Nach FJnhalt der in der amtlichen „London Gazette“ veröffentlichten Königlichen Verordnung, d. d. Balmoral, den 6. September d. F., sind die englischen Auslieferungs- gesete von 1870 und 1873 auf die Kolonie St. Vincent ausgedehnt worden.

Der Großherzoglih badishe Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Türkheim, is hierher P EO hat die Geschäfte der Großherzoglichen Ge- andtschast wieder übernommen.

Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 3. Oktober.

(Dr. J.) Die Herzogin von Edinburgh ist mit ihren Kindern am 1. d, M. von hiex wieder abgereist. Durch

Verordnung des Herzoglihen Staats - Ministeriums vom 23. vor. Mts., welche mit dem gestrigen Regierungsblatte zur Publikation gelangte, wird bestimmt, daß die Benußung der sogenannten Gasspar-Apparate, welhe mit feuergefähr- lihen Stoffen, als z. B. Rhigolen, * Gasolin, Keroselen, Ligroin, Petroleumäther, Carbonöl, Cumol und dergleichen gefüllt werden, bei 150 4 Geldstrafe oder entsprechender Hast trafe verboten ist.

Oesterreich - Ungarn. Karlsbad, 4. Olktober. B L B) A dev hier abgehaltenen Versamm- lung der deutsch - böhmishen Partei, an welcher gegen 1800 Mitglieder Theil nahmen, wurde ecin- stimmig ohne Debatte eine modifizirte Resolution an- genommen, in welcher der Beitritt zur Mödlinger und Brünner Resolution ausgesprochen, die Eintracht der Deutschen Böhmens sowie die Solidarität derselben mit den übrigen Deutschen Oesterreichs betont und das Einverständniß mit den deutschen Reichsraths- und Landtagsabgeordneten namentlich in der Angelegenheit der Sprachverordnung erklärt wird. Ferner wurden Resolutionen über die Nothwendigkeit eines deutsch-österreihischen Parteitages und über die Hebung des deu-s{hen Schulwesens einstimmig angenommen,

Pes , 4. Oktober. In der heutigen Sitzung des Unter- haus es legte der Finanz-Minister Szapary ein ausführliches Exposé über den Voranschlag des Staatshaushalts-Etats pro 1881 vor und begleitete dasselbe mit einer längern Rede, in welcher er einen Rüdblick auf die Resultate der Finanzgebah- rung der leßten 10 Jahre bezüglich der ordentlichen Ausgaben und Einnahmen warf und die Ziffern des Budgets für 1881 einzeln beleuhtete. Nach diesem Exposé - ist das gesammte Defizit pro 1881 unter Hinzurehnung der diesjährigen Mehrausgaben bei den Fnvestitionen und des auf Ungarn pro 1881 entfallenden Mehrerfordernisses für die gemeinsamen Ausgaben im beiläufigen Betrage von 2 000 000 Fl. auf 24 765 3881 Fl. veranschlagt und stellt \ich demnach um 463 620 Fl. höher als 1880. Zur Deckung des Defizits soll die aus der Erhöhung der Petroleumsteuer und anderer direkten und indirekten Steuern zu erwartende Mehreinnahme von 6 500 000 Fl. dienen, sowie die Emission von Gold- und Papierrente im Betrage von 7 800 000 Fl., zu welcher die Regierung geseßlih ermächtigt war, d'e sie aber bisher nicht in Anspruch nahm. Der Rest von 10 500 000 Fl, soll durch eine weitere Emission von Goldrente gedeckt werden. ___— 5. Oktober. Der Finanz-Minister Szapary sührte in der gestrigen Sißung des Unterhauses im Verlaufe seiner Exposérede weiter aus, daß die ordentlihen Ein- nahmen seit 1875 um 30 Millionen Fl. gestiegen seien. von denen 12 Mill. auf Steuererhöhung, 3 800 000 Fl. auf den ungarischen Antheil an der Verzehrungs-Steuerrestitution, 14 Mill. auf die Steigerung sonstiger Einkünfte entfallen. Die Jnvestitionen betragen pro 1881 14 Millionen, 5 Mill. mehr als 1880. Da die Einnahmen schon bedeutend erhöht seien, eine Verminderung der Ausgaben aber angesichts der auswärtigen Lage unthunlih sei und da endlich die Jn- vestitionen über gewisse Grenzen nicht eingeschränkt werden könnten, so könne die Budgetvorlage kein günstigeres Bild

bieten. Der Finanz-Minister appellirte \{ließlih an die übrigen Parteien, welhe auf dem Boden des Dualismus stehen, und forderte sie zu einträhtigem Zusammenwirken auf. Der Finanz-Minister erklärte in seiner Rede ferner, die österreichishe Regierung habe die Zusage gemacht, daß sie Alles aufbieten werde, damit der Gesehentwurf, betreffend die Erhöhung der Petroleumsteuer Seitens des österreichischen Parlaments sofort verhandelt werde und baldmöglichst Gesetes- kraft erlange. Der Minister gedenkt eine Vorlage einzubringen, nah welcher diezu emittirendenGoldrententitel zu einer niedrigeren als 6prozentige Verzinsung emittirt werden sollen. Künstighin sollen die Jnvestitionen nicht durch neue Schulden, sondern dur eine progressive Verwerthung der Staatsgüter bestritten werden. Der „Pester Lloyd“ und der „Ellenör“ sprechen sih billigend über das Exposé aus; ersteres Blatt hebt her- Mon Niemand hätte an Stelle Szapary's Besseres leisten önnen.

___ Neieocerlande. Haag, 3. Oktober. (C. Ztg.) Der japanische Gesandte Nagaoka hat am Donnerstag dem Könige seine Beglaubigungsschreiben und einen Orden über- reiht und sich dann nach Brüssel begeben, um ih gleih- falls dem Könige der Belgier vorzustellen. Der neue französische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf Lefèbvre de Béhaine, ist von München hier eingetroffen. General van der Heyden, Obersikommandirender der niederländischen Truppen in Atchin, ist hierher unterwegs. Wie seine Abreise von dort mit großen militärishen Festen gefeiert worden ist, so wird ihm auch hier ein glänzender Empfang zu Theil werden. Die Niederlande werden von jeßt ab in Konstan- tinopel durch einen bevollmächtigten Minister und in Bukarest durch eincn Minister-Residenten vertreten sein.

__ GroßFbritannien und Jrland. London, 4. Oktober. (W. T. B.) Die Minister Gladstone, Granville und North- brook sind heute vom Lande hierher zurückgekehrt.

(Allg. Corr.) Großbritanniens Staatsein- nahmen für das am 30. September beendete Quartal be- tragen 17 013 462 Pfd. Sterl,, d. i. 405 220 Pfd. Sterl. mehr im Vergleih mit demselben Zeitraum im Vorjahre. Der Mehrbetrag ist von der Accise mit 190 000 Pfd. Sterl., und von den Stempelgefällen mit 285 000 Pfd. Sterl. auf- gebraht. Für das N seit dem 1. April beträgt der Netto-Zuwachs 1 102 228 Pfd. Sterl. im Vergleih nit der- selben Periode des Vorjahres.

Italien. Mailand, 4. Oktober. (W. T. B.) Der König und die Königin von Griechenland statteten dem Könige und der Königin von Jtalien einen Besuch ab und empfingen deren Gegenbesuh. Morgen findet in ias ein Galadiner zu Ehren der griechishen Herrschaften

att.

__ Genua, 4. Oktober. (W. T. B) Garibaldi is hier eingetroffen, an Bord von den Notabilitäten der demo- fratischen Partei begrüßt und bei seiner Landung mit Bu- rufen, Fahnen und Musik empfangen worden. Die Ordnung wurde nirgends gestört.

Griechenland. Athen, 1. Oktober. (W. Pr.) Der König wird seine Rückreise beschleunigen und statt am 19. schon am 13. d. M. hier eintreffen. Die Demission des Ministeriums und die Berufuno- Komunduros zur Kabinetsbildung gilt als gewiß. x

Türkei. Die „Polit. Corresp.“ meldet ünterm 4. aus Gravosa: Der Admiral Séymour hat fih heute auf dem „Helicon“ nah Cattaro“ begeben, von wo er unverweilt nah Cettinje weiterreist, um mit dem Fürsten Nikita die neuer- dings nothwendig gewordene Rücksprache wegen einer event. Aktion Montenegros gegen Dulcigno zu nehmen. Sämmtliche Schiffe, mit Ausnahme der italienishen Schiffe und der deutschen Korvette „Victoria“, sind heute nah Teodo abgegangen; die italienishen Schiffe und die Korvette „Victoria“ folgen morgen dorthin nach.

Aus MNagusa, 4. Vitobèer meldet [W, T. B,“ Admiral Seymour isst in Cattaro eingetroffen und sofort nah Cettinje weitergereist.

Die „Agence Havas“ läßt sich unterm 4. d. aus Na- gusa melden, Montenegro dringe auf sofortige Unter- stüßung Seitens des Geschwaders. Man glaube, Admiral Seymour würde Montenegro den Rath ertheilen, sofort zum Angriff auf Dulcigno zu schreiten, indem er seine Unter- stüßung mit oder ohne Beihülfe der übrigen Mächte in Aus- siht stellen werde.

Montenegro. Cettinje, 1. tenegrinishen Truppen befinden sich noch auf dem Sutorman; ein Theil der Armee, welcher aus der Nachbar- schast aufgeboten war, wurde beurlaubt, weil, wie man der W. „Pr.“ meldet, keine Aussicht auf eine Aktion vor etwa zehn Tagen sei. Jn den Dispositionen der türkischen Truppen ist keine merklihe Aenderung eingetreten. Ein Bataillon Türken mit aht Kanonen steht auf Gorißa, eines in Vje- lagora, eines zerstreut entlang der Bojana, zwei in Detache- ments zwischen der Bojana, Dulcigno und Skutari, zwölf Bataillone auf dem Wege zum Meere und Massen von Truppen längs des Sfkutarisces.

Nußland und Polen. Charkow, 4. Oktober. (W. T. B.) Vor dem hiesigen Militär-Kreisgericht findet heute der Pr ozeß gegen 14 wegen politisher Ver- brechen angeklagte Personen statt. Unter den Angeklagten befindet sih u. A. der Dozent an der hiesigen Universität, Staats-Rath Syßianko, und dessen Sohn, ein Gymnasiast.

, Dänemark. Kopenhagen, 30. September. (C. Ztg.) Bei der gestrigen Folkethingswahl haben Mm Un 5, Wahlkreise, der 85000 Einwohner zählt, im Ganzen 3939 Wähler oder gegen die Hälfte sämmtlicher Wähler des Kreises ihre Stimme abgegeben. 1876 wurden nur 3050 abgegeben, wovon 2037 auf Bille und 1013 auf Pio fielen. Diesmal errangen der konservative Professor Goos 2611 und der Sozialdemokrat Mundberg 1328 Stimmen. Jn Roeskilde ist gestern der konservative Graf Lerche zum Landsthingsmann gewählt worden.

__— 4, Wltober, Me: T. B.) Der Reichsta eröffnet und sofort worden.

Oktober. Die mon-

, ist heute is zum 9, November c. wieder vertagt

Statistische Nachrichten.

, Gemäß den Veröffentlibungen des Kaiserlichen Gesun?- heits-Amtes sind in der 39. Jahreét woche von je 1000 2:

wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben ge- meldet: in Berlin 29,4, in Breslau 23,4, in Königsberg 31,2, in Cöln 30,1, in Frankfurt a. M. 16,0, in Hannover 19,4, in Cassel 22,3, in Magdeburg 30,6, ia Stettin 25,5, in Altona 23,1, in Straßburg 22,1, in Mey 20,2, in München 24,2, in Nürnberg S2: in Augsburg 24,4, in Dresden 24,8, in Leipzig 24,8, in Stuttgart 18,5, in Braunschweig 30,9, in Karlsruhe 14,6, in Hamburg 23,7, in Basel 27,6, in Wien 21,2. in Budapest 32,7, in Prag 29,7, in Triest —, in Krakau 27,7, in Brüssel 23,2, in Paris 23,4, in Amster- dam 24,6, in Kopenhagen 24,3, in Stockholm 28,9, in Christiania 28,1, in St. Petersburg 39,2, in Warschau 31,2, in Odessa 35,7, in

Bukarest 21,3, in Rom 24,8, in Turin —, in Madrid 430, in Lon-.

don 20,5, in Liverpool 32,9, in Glasgow 17,9, in Edinburgh 20,6, in Dublin 38,5, in Alexandrien (Egypten) —. Ferner aus frühe- ren Wochen : in New-York 28,0, in Philadelphia —, in Chicago —, in St. Louis —, in Cincinnati 203, in San Francisko 18,5, in Calcutta 22,4, in Bombay 30,4, in Madras 33,2.

Beim Beginn der Berichtswoche herrschten an den meisten deut- hen Beobachtungsstationen südwestlicbe, in München westliche Luft- strômungen, die um die Mitte der Woche aa den Oststationen \o- wie in Berlin und Cöln in nordwestlihe übergingen, welhe Wind- rihtungen denn au bis zum Schluß der Woche vorwiegend blieben. Jn Heiligenstadt, Bremen und Karlsruhe blich die südw: stliche, in München die westlihe vorherrschend, nur {lug der Wind in Karls- ruhe in den leßten Tagen der Woche in Nordost um. Es regnete häufig in West- und Süddeutschland auch recht ergiebig. Die Tem- peratur der Luft war eine nur mäßig warme und erreichte das Monatsmittel nit. Der Gang des Luftdruckes war ein mehrmals zwischen Steigen und Fallen s{wankender. Jn den leßten Tagen der Woche stieg der Luftdruck aber hoch und erreichte einen höheren Standpunkt, als beim Beginn der Woce.

_ Während der Berichtéwoche haben sih die Sterblichkeitsverhält- nisse der meisten größeren Städte Europas günstiger gejitaltet. Na- mentlich wurde in den deutshen Städten der Antheil des Säuglingé- alters an der Sterblichkeit geringcr, so daß von 10000 Lebenden aufs Jahr berechnet 111 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 104 der vorhergegangenen Woche (in Berlin 133 gegen 161). Die all- gemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutswen Städte sank auf 25,9 von 27,9 (auf 100) Bewohner und aufs Jahr berechnet). _ Unter den Todesursacben haben Darmkatarrhe und Brechdurch- fälle der Kinder ziemli allgemein und nit un-rheblih nachgela}sen, doch Übersteigt die Zahl der dadur bedingten Todesfälle noch immer in den meisten größeren Städtéèn die normale. Auch Ruhrfälle wurden seltener, sporadisde Cholerafälle kamen nicht wieder zur Meldung. Die anderen Infektionskrankheiten zeigen meist kleine Steigerungen, nur Diphtherie fordert im Ganzen weniger Opfer. In Dresden und Braunschweig war jedoch die Zahl derselben größer als in der Vorwcece. Masern herrschen in Bromberg und Madrid: das Scbarlachfieber in Stargard, Beuthen, Lerlin, Cöln, Düsseldorf, Elberfeld, Stoctholm. Der Keuchhusten trat in Braunschweig, Kopen- hagen und Christiania intensiver auf. Auch typhôse Fieb-r wurden nament- lih in Berlin, wie auch in Stralsund, Bréslau, Magdeburg, Potédam bäufig Todesveranlassung. Todesfälle an Flecktyphus werden aus Krakau, London, Bukarest, Valencia, Sevilla je 1, aus Murcia 4, aus St. Petersburg 5, aus Madrid (Anfang August) 21 gemeldet. Auch aus Hannover wird 1 Todebfall daran, der jedoch noch einer weiteren Bestätigung bedarf, gemeldet. Pocken zeigen ebenfalls kleine Steigerungen der Zahl der Todesfälle, so in Wien, Pest, Prag, Krakau, St. Petersburg, Paris, London, Warschau, Odessa, Barce- lona. Doch blieb die Ausdehnung der Epidemie meist eine be- s{hränkte. Aus deutshen Städten werden 2 Pokentodesfälle (aus Berlin und Königsberg je 1), aus Madrid (erste Augustwocbe) 33 gemeldet.

Na dem im August-Hest der Statistik des Deutschen Rei ch8 gebotenen Zahlen hat sih die Einfuhr und Ausfuhr von Produkten der Eisen- und Maschinenindustrie imMonat August d. Is. folgendermaßen gestaltet: Roh-, Bruch-, Luvyen- eisen, RNohschienen und Ingots (alles in Dopp-lcentnern): Einfuhr 2335 435, Ausfuhr 224 955; Materialeisen, ganz grobe und grobe Gisenwaaren ! Einfuhr 28 374, Ausfuhr 487 447; feine Eisenwaaren : Einfuhr 484, Ausfuhr 5637; Maschinen: Einfuhr 25 690, Ausfuhr 65 858. Im Vergleich zum Vormonat war insbesondere die Aut fuhr von Brucbeisen, Luppeneisen, Rohschienen 2c, Eisenbahnschienen, Laschen, Schwellen, Eisenbahnachsen und Eisenbahnrädcrn erheblich geringer, dagegen die Ausfuhr von s{miedbarem Eisen, Eisenplatten und Vl. chen, Eisendraht, Drahtstiften, feinen Eisenwaaren und Ma- \ch{inen erheblich giößer. Die Ausfuhr von Produkten der Eisen- und Maschiaenindustrie im Allgemeinen war im zweiten Drittel des Jahres geringer als im ersten, feine Eisenwaaren und Maschinen auêgenommen, deren Ausfuhr eine Steigerung erfuhr. Doch über- ragt der Export soler Produkte nah wie vor weitaus den Import.

Die Einfubr und Ausfuhr von Getreide war im Monat August d. J. nah Ausweis des Lugu|t-Heftes dec Reich s - statistik folgende: Weizen (alles in Doppelcentnern) Einfuhr 332 912, Ausfuhr 33021; Roggen: Einfuhr 872658, Ausfuhr 11067; Haser: Einfuhr 119 216, Ausfuhr 18040; Hülsenfrüchte: Einfuhr 12 207, Ausfuhr 3663; Gerste: Einfuhr 114220, Ausfuhr 117 369; Mais: Einfuhr 444 444, Ausfuhr 534; Malz: Einfuhr 24 863, Ausfuhr 7345. Jm Vergleih zu den Vormonaten mar die Einfuhr ron Hafer und Hülser.frühten eine geringere, die Einfuhr aller übrigen Fruchtgattungen eine größere. Die Steigerung der CGinfuhr begann bei Weizen, Roggen und Gerste im Monat Mat, bei Mais {on im Monat Februar d. F, Von dieser zuleßt ge- nannten Fruchtgattung sind in der Zeit vom 1. Januar bis Ende August d. J. bereits 1774 599 Doppelcentner eingeführt, 313463 mehr als im korrespondirenden Zeitraum des Vorjahres.

j _— Aus dem Berichte über dieVerwaltungde8Oborniker Kreises im Jahre 1879/80 entnehmen wir, daß der Kreis rund einen Flähenraum von 20 Q.-Meilen umfaßt, und um 2 Q.-M. größer ift als die Durc(- \{chnittsgröße der Kreise im ganzen Staate. Nach der Ermittelung der R ae Roe A von 1862 beträgt die Fläche des unter Nußung und Kultur stehenden Bodens 109485 ha, wovon h 12400 ba im Besiße des Königlichen Forstfiskus kefinden. Die Fläche der Aecker und Gärten hat sich von 1862 bis 1878 um 925 ha, d. h. um fast 1%/4 vermehrt, die Fläche des Waldes hat um 784 ha, d. h. um fast 3% abzenommnen. Die Bevölkerung betrug nach der Volkszählung vom 1 Dezember 1875 47 269 Personen. Die Zahl der Geburten bezifferte sich auf 2249 lebender, 99 todter Kinder, der Eheschließungen auf 410, der Todes- fâlle auf 1281. Es hat eine Zunahme der Bevölkerung von 508 Scelen stattgefunden, d. h. 1,07 vom Hundert. Der Militärpflicht ent;ogen haben sich mit nachgewiesener Absicht im Jahre 1879 140 Personen gegen 98 im Jahre 1878. Die Anzahl der Gebäude war im Jahre 1879 13852 gegen 11917 im Jahre 1867, mithin mehr 1935, Die Zahl der zum Gottes- dienst bestimmten Häuser ist von 38 auf 48, die der Armen- häuser und Gefängnissc von 15 auf 35, die für den öffent- lien Unterricht von 73 auf 94 gestiegen. Die Zahl der Pferde hat sich von 1867 bis 1873 von 7154 auf 6791, d, b. um 363 ober 9 °% vermindert, die Zahl des Rindvichs von 14 685 auf 18 157, d. h. um 3472 oder 24 °% vermehrt, der Schafe um 12580 oder 15 %, der Schweine um 1911 oder 12 9/, vermindert, der Bienen- \tôde um 654 oder 21 9/9 vermehrt. Seit 1873 hat sih die Anzahl der Pferde wieder um 109 Stück gehoben. An Gewerbetreibenden sind 934 vorhanden, an Gast-, Schank- 2e. Wirthschasten im Ganzen 179, Das Gesammtgrundsteuersoll für 1879/80 beträgt 86064 M, mithin auf den Hektar des Flächbenraumes 71 4 und auf den Kopf der Bevölkerung 1,69 4 Das Gebäudesteuersoll beträgt vom 1. Januar 1880 ab 19 944 4, d. h. 42 „§ auf den Kopf. Da9 Sollaufkommen der Einkommensteuer beziffer!e sich 1877/78 auf 16 254, 1878/79 17 9€4, 1879/80 17928 A Es fteuerten im Berichtejahr 107 Personen (gegen 90 im Jah.e 1874); auf ten Kopf der Bevölkerung kamen an Einkommensteuer 38 H, während im ganzen Staate 1,28 4 auf den Kopf kommen. Das Klasseasteuersoll im Berichtsjahr beträgt 50504 #, veranlagt waren 29 001 Per-

T AZ S T S C A e A E Ar t Er E O S A L Mr T E E In

E

E

f.

E

6129 Haushaltungen, von welchen leßt:ren 3471 zur 1. Stufe; auf den Kopf kommen 107 4, im ganzen Staate 156 & F. Die Zahl der Reklamationen gegen die Klassen- steuereinshäßung war 1876 811, 1877/8 599, 1878/9 514, 1879/80 527. Der gesammte Gewerbesteuerbetrag des Kreises beträgt 12608 M oder 30 H pro Kopf, im ganzen Staate 76 &. Die ganze Summe der Staatssteuern im Kreise beziffert sich auf 176445 M, die der Gemeindebeiträge 195449 Æ, der Schulbeiträge 94 319 M, der Kirchenbeiträge 18273 4. An höheren Lehranstalten, d. b. an solhen, welhe unter Aufsicht des Königlichen Provinzial-Schulkollegiums zu Posen stehen, besißt der Kreis zwei, nämlih das Königlihe Gymnasium und die Prâpa- randenanstalt zu Rogasen. An Volks\{ulen besißt der Kreis 80, in denen während des Berichtéjahres 8142 Kinder unterrichtet wurden, und für welche aus Staat “kassen 38 000 M, von den Hausvätern 83 000 M aufgewendet wurden, so daß auf jedes Kind aus Staats- fonds fast 5 M, aus den Beiträgen der Schulväter voll 10 auf- gewendet wurden, Von besonderer Bedeutung für die Gesammt- verkehrsverhältnisse des Oborniker Kreises ist die am 15. Mai 1879 eröffnete Posen-Schneidemüßler Eisenbahn niederer Ordnung. Auf derselben wurden vom 15. Mai 1879 b!s 14, Mai 1880 22 744 Per- sonen befördert, Güter sind angekommen 6 968 493 t, abgegangen 4 641 752 t.

sonen ia

Kun}, Wissenschaft und Literatur.

Von dem bekannten, im Verlage von A. Zuckschwerdt in MWeimar erscheinenden Jllustrirten Post-, Telegraphen- und Eisenbahnhandbuch, herausgegeben von Rudolf Heymer, Postsekretär, liegt die Winteraufgabe 1880—81 (Preis 75 4) vor. Das Publikum findet in diesem Büchelchen in Kürze Alles zusammen- gestellt, was es für seinen Poslverkehr zu wissen benöthigt ist. Durch Muster von Adressen 2c. ist die Anwendung der Poftvorschriften möglichst erleichtert.

Land- und Forftwirthschaft.

München, 2. Oktober. (Allg. Ztg.) In Verbindung mit dcm Centrallandwirthschaftsseste Bayerns wird [eit einer Reih? ron Jahren in den Räumen des Königlichen Glaëpalastes eine Ausstellung veranstaltet, welche für die Fortschritte der bayerischen Landwir!hschaft in Produktion und in den zur Produkticn führenden Mitteln Zeugniß geben soll. Die diesjährige landwirth- scchastlihe Aut stellung, die gestern eröffnet wurde, erfüllt diesen Zweck und zwar in zufrieden stellender Weise um so mehr, als in derfelben cinige wichtige Zweige der Landwirtbschaft, welhe in früheren Autstellungen nur in bes.heidenem Maße vertreten waren, wie ¿, B. tie Molkerei, Brennerei und Fischzucht, dur reich- haltige Kollektionen repräsentirt werden. Die verschiedenen, fast den ganzen Raum des Glaspalastes autfüllenden Dbjekte lassen sih unter nachstehende Hauptabtheilungen subsamiren: I. Molkerei-, Brennerei- und Brauerei-Apparate. Ausstellung d.8 Müncener Thierschußzvereins. Landwirthschaftlihe Maschinen und Geräthe. 11, Ausstellung von Maschinen, Haushaltungsgeräthen u. D: III, Ausftellung von Erzeugnissen der Landwirthschaft und des Gartenbaues, sowie der landwirthschaftlich - tehnishen Gewerbe. IV, Ausstellung von Fischen und Fischereigeräthen. V. Ausstellung von Geräthen und Produkten der Bienenzuht. VI. Ausftellu1g von mathematischen, physikalishen, meteorologishea und anderen In- strumenten. VII.Lehrmittel, künstlihe Düngemittel, landwirth\ch.ftlihe Literatur, Seidenzuht. Der Molkereibetrieb wird insbesondere vorge- führt vom Centralmolkerei-Magazin F. X. Schmid in München ; von den Maschinen zur Butter- und Käsebereitung erregt namentlich der s{wedishe in Lhätigkeit geseßte G. de Larals Separator den Beifall der Fachleute. Aus Karten wird ersichtlich gemacht, daß in Deutschland die Buttereinfuhr 1863 1500 t; 1878 9500 t; dagegen die Butterausfuhr 1863 2000 t; 1878 aber bereits 13 000 t betrug, und daß der Käseeinfuhr im Jahre 1878 mit 1800 t (1860 2000 t) eine Ausfuhr von 95800 t gegenübersteht. Die Fischerei - Ausstellung konzentrirt sich in einer überaus reichhaltigen Kollektion der Gebrüder Kuffer in München. Die Aquarien, mit den auserlesensten Fischsorten, sind panoramaartig in einer kolossalen Felsengrotte angebraht. Von der rühmlihst be-

kannten Firma Venuleth und Ellenberger in Darmstadt ist u. a. |

eine vollständige Brennereieinrihtung ausgestellt. In sehr anschau- licher Weise ist au die Zuckerfabrikation vorgeführt. Unter deu Gegenständen, welche zu keiner der obenbezeihneten Abtheilungen gehören, netmen kunstvolle Erzeugnisse der Berchtesgadener Holz» Industrie d.n ersten Rang ein. Heute Vormittag besichtigte Se. Königliche Hoheit der Prinz Ludwig, der Ehrenpräsident des landwirthschaftlihen Vereins in Bayern, die Ausstellung, und es sprach sich Se. Königlihe Hoheit sowohl über Inhalt als Arrangemement der Ausstellung gegenüber den begleitenden Mits- gliedern des Generalcomités des landwirihscaftlichen Vereins in sehr ehrender Weise aus, Auf dem Scauplaye des Centralland- wirthschaftsfestes, der Theresienwiese, sind die Thiere ausgestellt, welche zur Preitbewerbung (um die von der Staatsregierung aus- gesetzten Preise für Pferde- und Rindviehzucbt) angemeldet wurden. Außerdem ist auf der Theresicnwiese eine Geflügel- und eine Hunde- Austellung etablirt.

Gewerbe und Kandel.

In der Generalversammlung der Aktionäre der Bank für Landwirthschaft und Industrie, Kwilecki, Potocki und Comp. waren 584409 4 Alktienkapital vertreten. Den Firmen- iahabern, sowie dem Aufsichtsrathe warde Decharge ertheilt und für das Geschäftsjahr vom 1. Juli 1879 bis 1. Juli 1880 die Verthbei- lung einer Dividende von 4F °/% oder 28 #6 pro Aktie beschlossen. Dem Geschäft: berihte entnehmen wir Folgendes: Die dem Institut im verflossenen Iahre efffektiv zugesührte Waare beläuft sich ähnlih, wie in früheren Jahren, auf ca. 3 000000 Æ Werth. Die Bank, das einzige landwirthschaftlide Institut im Posenschen, hat während des Dezenniums ihres Bestehens an Dividende im Ganzen 551/6%, ausgezahlt, was durchscnitilich für jedes Jahr 5391/0 9/9 ausmach¿. Der Status der Bank in den Hauptposten ist folgender: A, Aktiva. Kassa - Konto 69080 (, Wechsel - Konto 480978 Æ, Lombard-Konto 16913 #Æ, Immobilien-Konto 325836 46, Konto des Ritterguts Gola 147 551 X, Konto des Ritterguts Mo- rownice 182412 Æ(, Konto des Gerbereigrundstüks zu Wronke 165 889 M, Konto - Korrent - Konto 2102989 A B, Passiva. Grundkapital: Konto 2 268 600 4, Reservefonds - Konto 94531 M, außerordentlihes Reservefonds - Konto 36 420 4M, Depositen - Konto A. B, C. 553 691 F, Sparkassen-Konto 443 996 4, Dividenden- Konto pro 1879/80 105 868 M.

Die außerordentlihe Generalversammlung der sliner Papierfabrik Aktiengesell\chaft vom 2. d. M. genehmigte die vorgeschlagene Reduktion des Aktienkapitals auf 500 000 ( durch Abstempelung der Aktien von 1000 auf 500 4

In der Generalversammlung der Chemnißer Werkzeug- maschinen-Fabrik vom 4. d. M. waren 170 Aktien vertreten. Die Versammlung ertheilte der Direktion Decharge und genehmigte deren Vorschlag, den im Abschluß sich ergebenden Rohgewinn von 204 207 M, sowie die Spezialreserve von 100000 X zu Abschrei- bungen zu verwenden. Es wurde berichtet, daß das Unternehmen seit dem 1. Juli vorigen Jahres durch Abzahlung von 260000 auf Hypothekschulden wesentlih konsolidirt werden konnte.

Der „Lpz. Ztg.“ entnehmen wir folgenden, Früheres ergän- zenden Bericht von der Leipziger Messe über Baumwollgarne und Gewebe: Nachdem seit Mai d. J. das Geschäft in veredélter

|

Waare fehr fill gewesen, da Grofssisten wie Detaillisten nur mit grofer Unlust und zwar nur das Nothwendigfte ihres Bedarfes deckten, begann die Messe unter höchft ungünftigen Auspicien. Die- jenigen Fabrikanten, welche kleinere Waarenlager brabten, waren zum Theil gezwungen, Konzessionen zu machen, um die Waaren nicht wieder nach Hause nehmen zu müssen und ist dadurch die moralische Laze des kleineren Gcschäftes noch mehr verdorben worder, als es bereits der Fall war. Dieser Deprimation steht die bessere Beschäf- tigung der Großproduktioa gegenüber. Da die Drucksaison des ver- flossenen Sommers eine ganz ausgezeihnete gewesen ist und da bedeutend bessere Qualitäten verwendet wurden, ist bei voller Beschäftigung die Stückzahl der produzirten Waare eine bedeutend kleinere geworden, und auch ohnedies stehen wir wesentlich geringeren StodJs gegenüber. Die Preise, mit denen die Drudcker die nächste Saison eröffneten, sind insgesammt einige Pfen- nige höher als diejenigen des leßten Jahres. Angesichts dieser That- sachen und da ein großer Theil der Drucker fih zu höheren Preisen für den Bedarf der nächsten Saison bereits vorher gedeckt haben, lassen si Spinner und Weber durch den s{hle{chten Verlauf der Messe nicht beeinflussen. Süddeutsche Gewebe waren so wenig. wie noch nie ausgeboten und die elfässishe Produktion ift stark sür ten einheimischen Bedarf engagirt. 36 Warpcops und 42 Pincops wer- den franko süddeutshe Spinnereien 3 Monat netto exklusive Kisten als niedrigster Preis auf 105 S pro Z-llpfund gehalten. 19/17 Kattun gelten 23 ß, süddeutshe Konditionen. Leinen- und Leinen- Tascbentücher verkehrten in matter Haltung, und reduzirten ein- zelne {lesisde Fabrikanten teren Preise um einige Prozente; auch Franksche Monopol-Taschentücher wurden etwas billiger als vorige Messe abgegeben. Die Tendenz für Leinenartikel dürfte voraussict- lih bald eine bessere werden, da Bedarf vorhanden. Das Meßgeschäft im Allgemeinen hat nicht befriedigt. i

Kontgobera 1. Pr. 9 Oktober, (W L D) Vie Be- trieb8einnahme der OstpreußishenSüdbahn pro Septem- ber 1880 betrug nah vorläufiger Feststellung: im Personenverkehr 90 075 M, im Güterverkehr 174036 Æ, an Extraordinarien 12 000 Æ, zusammen 276 111 4; im Monat Septbr. 1879 definitiv 357584 4, mithin weniger 81 473 6; vom 1. Januar bis ult. Septbr. 1880 im Ganzen 2427 221 M, gegen 3 464 688 M im qleihen Zeit} raum des Jahres 1879, mithin weniger 1037 467

Verkehrs-Anstalten.

Auf der Indo-Europäischen Telegraphenlinie sind im Monat Sepytember1880 an gebührenpflichtigen Depeschen befördert worden: a. aus Londcn, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 1406 Stück, b. aus Persien und Indien nah London, dem übrigen England und Amerika 1698 Stück, c. vom europäisben Kontinent exklusive. Rußland nach Persien und Indien 479 Stü, d, aus Persien und Indien nab dem europäischen Kontinent cxklusice Rußland 362 Stück, zusammen 3945 Stü.

Vertlin, 5, Oktober 1880,

Die laut Beschluß des Centraldirektoriums der Vermessurgcn im preuß: {hen Sta1te vom 29. Dezember 1879 festgeseßten „Be- stimmungen über den Anschluß der Spezialver- messungen an die trigonometrische Landesvermes sung“ sind im Druck erschienen. Der wesentlihe Jnhalt dieser Be- stimmungen ist folgender: Jede im Auftrage oder unter der Leitung von Staatsbehörden au?geführteSpezialvermessung (Neumefsung), welche in geschlossener Lage einen Flächenraum von hundert Hektaren oder mehr umfaßt, muß an die Detailtriangulation der Landesaufnahme ange- {lossen werden. Wenn bei teiVermessung von Waldungen die Herftellung des Anschlusses an die tcigonometcishen Punkte der Landetaufnahme einen unverhältnißmäßigen Kostenaufwand bedingen würde und es sih dabei nit um die Aufnahme von Eigenthumsgrenzen handelt, so wird der Ansc(luß erst bei einem Fläcbenraume von 500 ha und mchr erfordert. In denjenigen Landeéttheilen, in welchen Seitens der Landesaufnahme eine Detailtriangulati:n no ÿ nit zur Ausführang gebraht worden, aber eine anderweit ausge- führte De'ailtriangulation vorhanden ift, ift bis Ersteres ge- schehen der Anschluß möglichst an die Lettire zu bewirken. Der Ansbluß der Spezialvermessungen an die trigonometrish bestimmten Punkte ist mittelst weiterer trizonometrisher Punktenb stimmung und, wo Leßtere als Grundlage ¡ür die Spezialvermessung noch nicht auéreicht, außerdem mittelst polygoaometrisher Punktenbestimmung, bei welher die Winkel mit dem Theodoliten und die Seiten (Streckea) durch Längenmessung bestimmt werden, herzustellen. Die Lage der trigonometrisch und polygonometrisch bestimmten Punkte gegeneinan- der ist durch rechtwinklige Koordinaten auszudrücken, welche auf die wirk- liche Mittogslinie des Koordinatennullpunktes als Abscissenlinie dergestalt bezogen werden. daß die Adscissen na Norden positiv, nah Süden negativ, die Ordinaten nah Often positiv, nah Westen negativ gezählt werden. Als Koordinatennullpunkte find aussch{!ieß- lih die in dem den Bestimmungen beigefügten Verzeichnisse der allge:neinen Kcoordinatensysteme aufgeführten Punkte für die dabei namhaft gemachten Landestheile zu verwenden, Die Koordinaten sind sphäroidische, welche aber innerhalb der aufgestellten allgemeinen Koordinatensysteme für die unmittelbaren Zwecke der Spezialver- messungen als cbene Koordinaten angesehen und behandelt werden können. Bet Herstellung der Spezialkarten werden die trigonometrishen und polygonometrischen Punkte mittels ihrer Koordinaten aufgetragen, zu weldem Zwecke die Karte mit einem Quadratneße versehen wird, dessen Quadrate auêsnahmslos ciae Seitenlänge von einem Decimeter haben. Dem Quadratneze werden die Abstände der Quadra: seiten vom Nullpunkte des Koordinatensystems beigeshrieben. Die be- hufs der Spezialvermessungen neu bestimmten trigonomctrischen und polygonometrishen Punkte find, soweit sie nicht mit be- reits anderweit dauernd markirten Punkten, wie Thurmspiten, S(hornsteinen , Gc-enzsteinen u. dergl. M zusammenfallen, dur besondere Marksteine oder dur Drainröhren, welche unter die Bodenfläche versenkt lothrecht gestellt werden, oder in anderer mindestens gleich dauerhafter Weise im Felde zu vermarken. Die Art der Vermarkung muß für jeden solchen Punkt aus den trigono- metrischen und polygonometrischen Akten ersichtlih sein, Ueber alle behufs des Anschlusses von Spezialvermessungen an das allgemeine trigonometrishe Ney ausgeführten weiteren tr1gonometrishen Punk- tenbestimmurgen ift a. etre Nehskizze, b. ein Koordinatenverzeichniß in je zwei Exemplaren nah den Bestimmungen beigefügten Mustern an die betreffende Bezirksregierung, in der Provinz Hannover an die Fi- nanzdirektion abzugeben, welche das cine Exemplar dieser Schriftstücke in ihrem Katasterarchive niederlegt, das andere Exemplar aber an das Centraldirektorium der Vecmessungen abgiebt Aus der Newuskizze, welche je nach den Umständen im Maßftabe 1: 10000, 1 : 20000, 1 : 30 000, erforderlichenfalls auc, sofern hierdurch die Deutlichkit nicht beeinträchtigt wird. im Maßstabe 1: 40060 oder 1 : 50 000 zu zeichnen ist, muß deutlich erfichtlih sein 1) welhe Punkte aus der vorhandenen Triangulation zum Anschlusse gedient haben, und 2) welche Punkte behufs des Anschlusses neu bestimmt worden find. Cbenso müssen in dem Koordinatenverzeihniß zunächst die zu 1 ge- dachten Punkte vorgetragen und dann gesondert hiervon die Punkte zu 2 aufgeführt werden.

% ——— —————

Die Uebersiedelung des Kunstgewerbe-Museums in den der Vollendung entgegenschreitenden Monumentalbau an der König- gräßerstraße wird, während die Sammlung noch bis zum nächsten Frühjahr in den alten Lokalitäten verbleibt, demnäcbst mit der Ver- legung der Urterrichtsanstalt in die fertig gestellten neuen Räume ihren Anfang nehmen. Mit der am 17, Oktober stattfindenden Ecr-

öffnung des neuen Schuljahres tritt für dieselbe aber zugleich auch

eine erhcblihe Erweiterung und Umgestaltung ein. Statt der bis- herigen 18 umfaßt fie fortan insgesammt 24 Klassen, die zwei in sich vollkommen gesonderte und selbständige Abtheilungen, eine Kunstgewerbeshule im eigentlihen Sinne des Worts und eine Vorschule für gewerblihes Zeichnen, bilden. Von ihnen wird die leßtere, aus 9 Klassen bestehend, auch fernerhin solhen Gew rb- treibenden, die den Tag über ihrer Erwerbsthätigfkeit _abzuliegen haben, die wünschenswerthe Gelegenheit zum Unterriht im gewerb- lichen Zeichnen während der Abendstunden und an den Sonntag- Vormittagen und zur s{ließliben Erlangung der Reife für die un- verändert fortbestehenden Kompositionsklassen darbieten. Die in dem voraufgegangenen Schulunterrichte erworbenen Fertigkeiten in den ersten Elementen des Zeichnens weiter entwickelud und auf Ausbil- dung des Gefühls für Schönheit der Form, sowie auf Beherrshung der verschiedenen Darstellungsmittel abzielend, girfelt sie in dem Zeichnen nach Gipsmodellen, das3, der Wichtigkeit gerade dieses Unter- richts;weiaes entsprechend, jeßt in drei Stufen gegliedert ist, und in dem für körperlite Daritellung ergänzend hinzutretenden ornamentalen und figürlihen Modelliren. Die neu eingerichtete „Kunstgewerbeschule“ gewährt t agegen unter Jnanspruhnahme der vollen täglichen Arbeitskraft ihrer Schüler die bisher nicht vorhandene Möglichkeit einer gründ- lichen und systematischen kunftgewerblichen Ausbildung innerhalb einer verhältnißmäßig kurzen Studienzeit, und entspricht damit den Zwecken derer, die einen Beruf als selbständig thätige Modelleure und Musterzeichner oder aber als Leiter und Werkführer kunstgewerb- liber Etablissements sut;en, in weit umfassenderer Weise, als dies die bisherige Organisation der Anstalt vermochte. In 10 Vorbereitungs- klassen erreicht sie bereits innerhalb eines zweijährigen Kursus dasselbe Ziel wie die „Vorschule“, erweitert dasselbe aber gleichzeitig noch dur die nur während der Tagesstunden mit Erfolg dankbare Klasse für farbige Naturstudien, zu der die beiden früheren Klaffen für Blumenmalen u d Thierzeichnen vershmolzen sind, sowie durch die Klasse für Stil- geschichte, die fortan in zwei Abtheilungen die Lehre vom Stil der eigentlihen Architekt.r und von dem der Kunstgewerbe gesondert be- handelt, Ihre oberste Stufe endlich bilden die 5, die Vorbilder der Sammlung für Unterrichtéezwecke nußbar machepden Kompositions- klafsen für Möbel, Geräthe und bauliches Ornament, für Flachornament, für figürliche Dekoration, für Modelliren und für dekorative Malerei, dercn weitere Vermehrung der künftigen Entwickelung vorbehalten bleibt. Der Besuch dieser Kompositionsklassen wird unbemittelten und be- gabten Schülern durch eine Anzahl von gegenwärtig 16 Stipendien ebenso ermöglicht, wie der der Vorbereitungsklafsen und der Vor- schule durch freigiebig gewährte Freistellen. In der Kunstgewerbe- schule werden endlich, soweit der verfügbare Raum dies gestattet, als Hospitanten auch fsolhe Personen Zulassung finden, die nur für einzelne Fächer oder nur für bestimmte Tage an dem Unterrichte theilzunehmen wünschen.

Bekanntmacun g. Die Herren Mitglieder des Stiftungsvereins3 der Klein-Gliniker Waisenanstalt für die Provinz Branden- burg werden zu der auf Sonnabend, den 6. November d. J., Nachmittags 3 Uhr, im hiesigen Civilwaisenhaufe, Neue Königsstraße Nr. 61, anberaumten fstatutarischen Hauptversammlung hierdurch ergebenst eingeladen. Potsdam, den 29, September 1880. Das Waisez-Amt.

In Wien wurde am 28. September ein Panorama in cinem cigens dazu hergestellten Hause der Praterstraße eröffnet, das „Paris während der Kommune“ darstellt. Es ist entworfen von dem Schlachtenmaler Castellani, einem jungen Künstler in Brüffel. Aus einem ges{mackvoll dekorirten WVestibule gelangt man dur einen dunklen tunnelartigen Gang auf ein Plateau, die „Buttcs Mont- martce“: zu unseren Füßen lieat im Lichte eines nebligen Tages Paris. Es ist der 26. Mai 171, der leßte Tag der Schreckens- herrscaft der Kommune. Sc{hoa find die Versailler Truppen bis zum Père Lachaise vorgedrungen, und die Kommunarden, angefeuert durch ihren Fübrer Ranvier und die Petroleuse, die an feiner Seite diz rothe Fahne \{chwingt, führen einen fruchtloscn Kampf verzweifeltier Gegenwehr. Noc weht auf dem Thurme von Solferino ihre Fahne, aber die Versailler Batterien, deren Anlage Mac Mahon in Begleitung eines Adjutanten felbst besichtigt, {ießen gut und richten in den Reiben der Gegner furchtbare Ver- heerung an. Aus der Stadt selbst lodern die Flammen empor, Tuilerien, Louvre 2c. sind dem verheerenden Elemente, das immer weiter um sich greift, preisgegeben. Dies ungefähr is die Lage, welche mit großem Realiêmus wiedergegeben is, Der Haupt: fekt be- steht in dem Uebergange von Wirklichkeit zur Kunst. An der Brüstung, wo der Zuschauer schreitet, befindet sih natürlicher Rasen, wirklihe Erde, Schanzkörbe, Schubkarren, Ziegel liegen zerstreut, Stexe zichen sih hin, wirkliche Ruinen ragen aus dem Boden empor, nnd dann erst kommt die Dekoration, das Gemälde seibst, welches einen Flächearaum von 1700 Quadratmetern besißt und sich per- spektivish ungemein glücklich an den mit raffinirtem Geschick arran- ctrten Vordergrund anschließt.

Das neue große Auëftattungsstück, mit welhem nah den Fauft- Aufführungen das Victoria-Theater wieder auf sein eigenstes Gebiet zurückzekehrt ist, betitelt sih: „Dec wilde Baron.“ Das Stück hat den a!s Darsteller vom Wallner-Theater her bekannt-2a Hrn. G. Kadelburg zum Verfasser, die Austaitung ist ein Werk der Herren Lüitkemeyer in Coburg, Durch ihr vercintes Bemühen ist eine zwanglos an einander geknüpfte Reihe präbtiger staffagereiher Bil- der zu Stande gekommen, die uns vom Seestrande nach Heidelberg, an den Rhein, dann auf die Alpen uud \{ließlich in das Inveie der berühmten Adelsberger Grotte führen. Dabei entbehrt der Stoff selbst keineswegs des Interesses, vielmehr bietet er an Jutri- guen und YAbenteuern des Fesselnden genug. Der Hauptaah- drudck aber liegt selbftverständliÞ auf den dekorativen Bildern und den Ueberraschungen, die uns der Theatermaschinist bereitet. In leßterer Beziehung gebört die Darstellung eines Lawinensturzes im Hochgebirge mit nachfolgendem Alpenglühen zu dem Großartigsten und Gelungensten, was das Victoria-Theater bisher in solchen Effek- ten geleistet hat. Sehr s{chöôn ist ferner der Mondaufgang über dem Meere im 1. Bilde, noch zauberhafter aber die mondsceinbeleuchtete Ruine des Heidelberger Schlosses und die Johannisnaht am Rhein mit dem Lurleifelsen und dem reizendsten Zauberspuk von Nixen und Weingeistern. Hier hat auch das Ballet in einem reizend arran- girten Bilde: „Waldmeisters Brautfahrt" Gelegenheit zu glän- zender Entfaltung, die nur durch das brillante Schlußtableau, die Adelsberger Grotte, in welcher die glißernden Metallschäße der E.de personifizirt erscheinen, nod überboten wird. Daß das Ohr bei all diesen dem Auge gebotenen Genüssen nicht zu furz fommt, versteht sih von selbs. Hr. Kapellmeister Lehnhardt bat das Ganze mit einer sehr gefälligen Musik ausgestattet. Die Darstellung ift flott und befonders munter und ungez;wungen die Studentenkne:pscene, welche vielen Beifall findet. Die nicht eben sehr dankbare Titelrolle hat Hr. Dir. Emil Hahn übernommen; ferner ver- dienen Hr. Pauli, Fr. Wollrabe, Frl. Sauer, Hr. Menzel und Hr. C. Weiß genannt zu werden. Das Ballet hat in Frl. Clara Qualiß eine ebenso jugendtlih-anmuthige, als in ihren choreographischen Leistungen, namentlich im Fußspißentanz, außerordentlich gewandte und graziöse Solotänzerin gewoanen, die bei ihrem ersten Auftreten am Sonntag viel Aufsehen erregte und nicht wenig zu dem Erfolge der Novität beigetragen hat. „Der wilde Baroa“ dürfte denn au für den Winter autsch{ließlihes Nepertoirestük des Victoria-Theaters bleiben.

Im Belle-Alliance-Thea ter ift „Doktor Klaus" mit Hrn. Direktor Theodor Lebrun als Gast am Sonaabend und Sonntag vor ausverkauftem Hause gegeben worden.