1880 / 239 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Oct 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Schema TI.

Aachen-Jülicher Eisenbahn: Gesellschaft. Talon zur Prioritäts-Obligation E l Mark I. Emission. tr

Inhaber empfängt am . gegen diese Quittung

(Kehrseite.) gemäß S. 1 des Privilegiums an den dur öffentliche Bekannt-

machung bezeichneten Stellen die . . . . Serie der Zinscoupons zu vorbezeichneter Prioritäts-Obligation.

Aachen, den Dite Direkiion der Aachen-Jülicher Eisenbahn-Gesellschaft. (2 facsimilirte Unterschriften.) (Trodtenstempel.)

Schema IIII.

Aachen-Jülicher Eisenbahn-Gesellschaft. Zinêcoupon Serie . . . Nr.

zur Prioritäs-Obligatio Übe G Mark I. Emission. N

Inhaber empfängt am . ten : 18 . . gegen diesen Coupon an den planmäßig bezeichneten Zahlstellen . . ..…. Mark a M DUMNablid L e i als Zinsen der vorgedachten Prioritäts-Obligation für die Zeit vom .. Ten 8. V8, Ten I Aachen, den 10 Die Direktio : der Aachen-Jülicher Eisenbahn-Gesellschaft. (2 facsimilirte Unterschriften.)

(Trockenstempel.) Eingetragen im Register

Der Control-Beamte,

Kehrseite. Mark Zinsen von Prioritäts-Obligationen, deren Erhebung innerhalb vier Jahren vom Ablaufe des Kalenderjahres ihrer Fälligkeit nicht geschehen ist, verfallen zum Vortheile der Gesellschaft. (Datum der Auszahlung.)

Ministerium der geistlichen, Unterricht3- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der seitherige Kreis-Wundarzt Dr. med. Schnabel zu Kupp ist zum Kreis-Physikus des Kreises Bomst mit dem Wohnsiß in Wollstein ernannt worden.

Der ordentlihe Lehrer Dr. Schönermark an der städtishen höheren Mädchenschule in der Taschenstraße zu Breslau is zum Oberlehrer befördert, dem ordentlichen Lehrer Hahn bei derselben Anstalt dez Oberlehrer - Titel beigelegt, : : :

der Oberlehrer Dr, Maaß bei der slädtischen höheren Mädchenschule am Ritterplaße daselbst zum Oberlehrer be- fördert und dem ordentlichen Lehrer Dr. Dieck bei derselben Anstalt der Oberlehrer- Titel beigelegt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Gelbgießer C. Reschke zu Bromberg, dem Böttcher- meister A. Schild ebendaselbst, dem Schuhfabrikanten c. Skóraczewski zu Posen, dem Lede1waarenfabrikanten «zul. Brilles zu Bromberg, dem Schlossermeister Jul. Rad y ebendaselbst, dem Bildhauer Gustav Menzel zu Danzig, dem Portland:Cement-Fabrikanten Reinh. Hoch- \chul§ zu Neustadt, den Cigarrenfabrikanten Löser & Wolff zu Elbing, dem Elbinger Messingwerk F. Räuber ebendaselbst, dem Fabrikanten chirurgischer Snstrumente Grunewald zu Königsberg ist die Medaille für ge- werbliche Leistungen in Silber und dem Treibriemen- fabrikanten Z. Maz1.rkiewicz zu Posen, dem Ingenieur Müller zu Danzig, dem Mühlsteinfabrikanten Hugo Strebel zu Ragnit, den Wagenfederfabrikanten J. Bessel & Sohn zu Bartenstein, den Mühlsteinfabrikanten R. Wers che & Co. zu Nakel, dem Tintenfabrikanten H. Rosenberg jun. zu Bromberg, dem Schlossermeister Brunk ebendaselbst, dem Fabrikanten chirurgisher Werkzeuge G. R. Seidel zu Frau- stadt, den FJnhabern eines Baugeschäfts Gebr. Slawinski zu Bromberg, dem Drehrollenfabrikanten L. Zobel eben- daselbst, dem Wagenfabrikanten C. F. Röll zu Danzig, dem Möbelfa! rikanten W. Baumgart zu Posen, dem Tischler- meister H. Kendziorra zu Rastenburg, dem Kunst- und Handelsgärtner Aug. Hoffmann zu Gnesen, dem Dach pappenfabrikanten E. Schneider zu Schneidemühl, dem Tischlermeister Hellwig ebendaselbst, der Danziger Oelmühle Petshow & Sohn zu Danzig, dem Pr. Klemich zu Bromberg, dem Buchdruckereibesißer A. Dittmann eben- daselbst dieselbe Medaille in Bronze verliehen.

Angekommen: Se. Erlaucht der Vize - Präsident des Staats-Ministeriums, Otto Graf zu Stolberg - Wernige- rode von Wernigerode.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegen- heiten von Puttkamer nah dem Rhein ;

der Unter - Staatssekretär im Finanz - Ministerium, Meinedcke, nah Jtalien.

VeranntmacchUt gen auf Grund des Reichs3geseßes vom 21. Oktober 1878,

Auf Grund des §. 12 des Reichsgesezes gegen die ge- meingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 wird hierdurch zur öffentlihen Kenntniß gebracht, daß das ohne Angabe des Verlegers erschienene, in der „Druckerei der sozialdemokratishen Propaganda“ gedruckte Flugblatt mit der Ueberschrist: „Sozialdemokraten Berlins!“ und der Unterschrift: „Vorwärts ! Unser Loosungswort sei Brod und Freiheit!“ nach §8. 11 des gedachten Geseßes von der unterzeichneten Landespolizei- behörde verboten worden ist.

Berlin, den 9. Oktober 1880.

Ee Königliches Polizei-Präsidium. 22s von Madai.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 11. Oktober. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Sonnabend Mittag den Vortrag der 4. Armee - Fnspektion entgegen und empfing gegen 2 Uhr den siamesishen Prinzen Prisdang, welcher im Auftrage des Königs von Siam Sr. Kaise:lihen Hoheit den Großkordon des weißen Elephanten-Ordens überreichte. i :

Gestern früh 9 Uhr wohnten Fhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten derKronprinz und die Kron- prinzessin wit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich dem Gottesdienst in der Bornstedter Kirche bei.

Um 10% Uhr begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz mit dem Prinzen Heinrih nach Berlin und nahm im hiesigen Palais die Meldungen der zum Jnformations- kursus bei der Schießshule in Spandau fommandirten Regi- ments-Commandeure sowie mehrerer beförderten Offiziere ent- gegen. : i Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrih empfing eben- daselbst um 113/, Uhr die Mitglieder des Staats-Ministeriums, welche Höchstdemselben Jhre Glückwünshe zu Seiner Majo- rennität und glücklihen Heimkehr aussprachen.

Zur FJnterpretation der §8. 142 und 143 Allgemeinen Landrechts Theil I. Titel 8, Lichtrecht betreffend, hat das Reichsgeriht am 8. April d. J. eine Entscheidung ge- troffen, welher wir Folgendes entnehmen: „Nachdem im 8. 141 a. a. D. verordnet ist, daß in der Regel Jeder auf seinem Grund und Boden so nahe an der Grenze und so hoh bauen kann, als er will, bestimmen : §. 142, Sind jedoch die Fenster des Nachbars, vor welchen gebaut werden soll schon seit zehn Fahren oder länger vorhanden und die Be- hältnisse, wo sie sih befinden, haben nur von dieser Seite her Licht, so muß der neue Bau so weit zurücktreten, daß der Nahbar noch aus den M Fenstern des unteren Stockwerks den Himmel erblicken könne. 5. 143. Hat in diesem Falle das Gebäude des Nachbars, in welchem die Fenster ih befinden, noch von éiner anderen Seite Licht, so ist es genug, wenn der neue Bau uur so weit zurücktritt, daß der Nachbar aus den ungeöffneten Fenstern des zweiten Stockwerks den Himmel sehen könne. 8. 144. Eind aber die Fenster des Nachbars, vor welchen gebaut wer- den soll, noch nicht zehn Jahre vorhanden, so ist der Bauende blos an die §. 139 bestimmte Entfernung gebunden. Es fommt wesentlich darauf an, wie die Worte des §. 143 R diesem Falle“ und „Gebäude“ zu verstehen sind. Die richtige Bedeutung ergiebt sich nur bei Zusammenhaltung der gedach- ten drei Paragraphen. Danach behandeln die 88. 142 und 143 den Fall, wenn die Fenster des Nachbars schon seit min- destens zehn Jahren vorhanden, der 8. 144 aber den Fall, wenn sie noch nicht so lange vorhanden sind. An den Haupt- bedingungssaß in den §§. 142 und 143 hinsichtlih der Dauer der Fensteranlage schließen sih untersheidend die Gegensäge: a. im §. 142: wenn die Behältnisse, wo sich die Fenster befinden, nur von dieser Seite her Licht haben, þ. im 8. 143: wenn das Gebäude, in welchem sih die Fenster befinden, noch von einer anderen Seite Licht hat. Der Beschwerde ist niht beizustimmen, daß die Worte des §. 143 „in diesem Falle“ sich" auch auf den Unterschei- dungssaß a. erstrecken.“ Éás muß dies wpielmehr mit dem frü- heren preußishen Oter-Tribunal, Entscheidungen Band 45 Seite. 68, verneint werden, ohne daß die dortige Annahme einer inkorrekten Fassung des 8. 143 geboten ist. Die Be- shwerde legt ferner ohne zureihenden Grund besonderes Ge- wicht darauf, daß im §. 142 von „Behältnissen“ und im 8. 143 von „Gebäude“ die Rede ist. Jhrer Folgerung, daß die An- wendung des 8§. 143 nicht gerechtfertigt wird, wenn die Be- hältnisse noch von eincr anderen Seite Licht haben, sondern daß es darauf ankomme, ob das Gebäude überhaupt von einer anderen Seite Licht empfange, läßt sich nicht beitreteo». . . Es erscheint im Wesentlihen r1chtig, das Wort „Gc- bäude“ als gleihbedeutend mit „Behältnissen“ aufzufassen. Man braucht aber nicht bis zu der Annahme zu gehen, daß im §. 143 der Ausdruck „Gebäude“ ohne besonderen Grund oder gar irrig gewählt sei. Denn der §. 142 seßt voraus, daß die Behältnisse, vor denen gebaut werden soll, nur von der Bauseite durh Fenster unmittelbares Licht erhalten. Der S. 143 aber betrifft den Fall, wenn die Behältnisse auch von einer anderen Seite Licht haben, ohne daß es prinzipiell von Erheblichkeit ist, ob das Licht, falls es ein genügendes, dem Raume gerade durch Fenster, ob es unmittelbar oder nur mittelbar zugeführt wird. Da bei der Beurtheilung in dieser Hinsicht unter Umständen die Konstruktion des ganzen Ge- bäáudes, nicht blos der einzelnen Theile, in Betraht gezogen werden muß, so erscheint es vollkommen entsprechend, daß hier statt des ohnedies nur uneigentlihen Ausdruckes „Behältnisse“ das Wort „Gebäude“ steht. Endlich läßt es sich auch nicht für zutreffend erahten, wenn die Beschwerde ihre abweichende Auslegung auf die Absicht des Gesetzes stüßt. Allerdings soll verhindert werden, daß Gebäude bezw. Räume, welche bisher Licht hatten, durh Vorbau ganz unbrauchbar gemacht werden. Auch sind die den Lichtshuß bezweckenden Vorschriften nicht ausdehnend zu erklären, weil sie die aus dem Eigen- thum des Nachbars fließende Befugniß zum Bauen einshränken. Dadurh rechtfertigt sich aber niht eine Auslegung, eine Art der Unterscheidung, welche hin- sichtlih der Frage einer anderen Lichtseite von den dur Vor- bau betroffenen einzelnen Behältnissen und deren möglicher gänzliher Unbrauchbarkeit absehend mit dem Sinne der positiven Bestimmungen des Gesetzes in Widerspruch tritt. Die Beschwerde ist also, soweit sie die in den beiden \oge- nannten Rechtsgrundsäßen niedergelegte Auslegung geltend macht, und aus\{ließlihes Gewicht darauf legt, ob in einer anderen Front des Gebäudes der Klägerin Fenster vorhanden, ob dasselbe von einer anderen Seite Licht hat, zu verwerfen. Dagegen erscheint die Rüge begründet, daß der Appellrichter den S. 143 a. a. O. durch die Ausführung - verlctze: die Thür- öffnung, dur welche zur Zeit der Einnahme des Augenscheins aus dem nach vorn gelegenen Laden in das fragliche Hinter- zimmer Licht eingedrungen, komme nicht in Betracht, da das im §. 143 gedachte Licht ein solches sei, welches durch Oeff- nungen oder Fenster in einer unnittelbar an das Freie stoßenden Wand eingelassen werde, nicht blos ein solches, welches aus einem Vorgemache durch eine Thür falle. Es ist bereits oben hervorgehoben, daß im Falle des S. 143 eine unmittelbare Lichtzuführung von der anderen Seite nicht erforderli, sondern es nur wesentlich erscheint,

daß das von der anderen Seite zufließende Licht ein hin- reichendes ist, d. h. genügt, um dem Raume bezw. Behältnisse die für seinen Gebrauch nothwendige Helligkeit zu gewähren. Die vom zweiten Richter bezogenen Erkenntnisse erster und zweiter Instanz im shlesishen Archiv stüßen ihre abweichende Ansicht besonders auf den 8. 137 Titel 8 a. a. D. Dieser spricht aber von dem anderen Falle, wenn ein Eigenthümer Licht in sein Gebäude bringen will. Hier handelt es sih um eine Ver- hinderung der Entziehung des vorhandenen Lichts, wobei der bauende Nachbar nicht weiter eingeschränkt werden darf, als es das Geseß für die Brauchbarkeit des im Lichtrechte befind- lichen Gebäudes erfordert. Ob ein Naum von der anderen Seite eas Licht hat, ist im einzelncn Falle thatsählih zu prüfen.“

Nimmt ein Gläubiger seinem Schuldner Geld weg, um sih für eine gegründete Geldforderung Zahlung zu ver- schaffen, sei es ohne, sei es mit Gewalt, indem er seinen Schuldner überfällt, wehrlos macht und ihm den Betrag ent- reist, so ist der Gläubiger, nah einem Erkenntniß des Reich s- gerichts, I. Strafsenats, vom 17. Zuni d. J., niht wegen Diebftahls, noch wegen Raubes, sondern im Falle der Ver- gewaltigung wegen Nöthigung zu bestrafen.

Die Gemeindevorsteher in Preußen sind nach einem Erkenntniß des Reichsgerichhts, 1. Strafs., vom 17. Juni d. J., im Geltungsbereih der neuen Kreisordnung zur Au3- stelung von Ursprungsattesten für Vieh t ücke zuständig, und diese Atteste sind öffenilihe Urkunden.

Der Königliche Gesandte, Graf von Werthern- Beichlingen ist vom Urlaube nach München zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Fulda, 10, Oktober. (W. T. B.) Der Bisthums- verweser Hahne ist gestern Abend gestorben.

Bayern. München, 8. Oktober. (Allg Ztg.) Der König und die Königin von Dänemark, welche auf der Nückreise von Gmunden einen Tag hier ve weilten und denselben zum Besuche verschiedener Kunstsammlungen ver- wendeten, sind gestern Abend nach Nürnberg weitergereist. _

10. Oktober. (W. T. B.) Der Kronprinz Nudolf von Desterre ich ist heute früh mit dem Prinzen Leo- pold von Bayern hier eingetroffen.

Sachsen. Dresden, 9. Oktober. (Dr. J.) Der König wird sich, den hierher gelangten Nachrichten zufolge, heute von Fshl nach Schönbrunn begeben und voraussihtlich am Mittwoch, den 13. d. Mts, früh in der Königlichen Villa zu Strehlen eintreffen.

Württemberg. Stuttgart, 11. Oktober. (W. T. B.) Der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ meldet: Se. Majestät der König ist durh Gesundheitsrücksichten verhindert, der von Sr. Majestät dem Kaiser ergangenen Einladung nach Cöln stattzugeben und an der zeier der Schluß- steinlegung persönlich theilzunehmen. Se. Majestät der König wird sih durch den Prinzen Wilhelm vertreten lassen. Der preußische General-Auditeur Dehlschläger ist gestern von hier nah München abgereist.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 8. Oktober. (Lpz. Ztg.) Die Großherzogin, welche mit der Prinzessin Elisabeth gestern von Heinrichau hierher zurückgekehrt ist, hat sich heute wieder auf die Neise nah dem Haag begeben, wo sie mit dem Großherzoge zusammentreffen und der Taufe der neugeborenen Prinzessin.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. Oktober. Der Kaiser ist bereits heute Abend mit seinen Gästen aus Gmunden hier eingetroffen. Morgen früh erfolgt mit dem Personen- zug der Nordbahn die Ankunst der Königin vonSachsen. Wie die „Presse“ erfährt, findet die Vermählung des Kronprinzen am 15. Februar 1881, Abends, in der Hof- pfarrkirhe zu St. Augustin statt. Die Ankunft der Braut des Kronprinzen, der Prinzessin Stephanie, werde am

10. Februar erfolgen.

Pest, 9, Oktober, Die Mitglieder der beiden Dele- gationen werden, wie. die „Budapester Correspondenz“ meldet, am 24. d. von dem Kaijer in der Ofner Hofburg empfangen werden.

Der Finanz-Minister wird nah Wiedereröffnung des Reichstages einen Geseßentwurf zur Modifikation des Katastergeseßes einreihen. Den Grundgedanken des Geseßentwurfes wird wie die „Ung. Post“ vernimmt die Lstellung der Steuerbasis bilden. Hierdurch werde jener Besürhtung vorgebeugt werden, als ob mit der Einfüh- rung des Katasters eine Steuererhöhung verbunden sein sollte.

Grsfßbritannien und Jrland. London, 8. Oktober. (Allg. Corr.) Der Herzog von Aosta traf gestern Abend mit Gefolge, von Jtalien kommend, in London ein.

Am Mittwoh Abend wurde auf den Kapitän Nichard Wills Gason gefeuert, als er sich vom Hause seines Oheims in Killeelaah (Jrland), Drummier, nah der Wohnung seines Bruders begab; glückliher Weise ent- fam derselbe unverleßzt. Kapitän Gason seßte seinen Weg nach Borriskane fort, wo er den Unterpolizeiinspektor von dem Attentate benachrichtigte, welcher sofort Koustabler zur Verfolgung des Attentäters abschickte. Kapitän Gason war erst vor zwei Tagen von seinem Wohnsiße in Weymouth, Dorset in Tipperary eingetroffen. Man hatte im Distrikt davon gesprochen, daß er gekommen sei, um seine Pachtzinsen einzuziehen, und glaubt man, daß der Shuß nur abgefeuert worden, um den Kapitän einzushüchtern.

Der Vizekönig telegraphirt an das Jndishe Amt in London unterm 7. d.: St. John meldet aus Kandahar vom 4. d., daß dort Alles ruhig sei. Ayub Khan soll in Herat eingerüdckt sein, nahdem er in Feurah den Sirdar Mahomed Hashin Khan und in Sabzwar den Sirdar Maho- med Hassan Khan als Gouverneure eingeseßt hat. Die Be- völkerung in Zamindawar verhält sih ruhig, desgleichen die Helmund Barakzais.

Portsmouth, 9, Oktober. (W. T. B.) Die Abfahrt des Transportdampfers „Assistance“ ‘ist auf morgen ver- {oben worden, weil derselbe noch 50 Tonnen Kriegsmunition und 54 Gatlinggeshüße an Bord nehmen soll, welche für das Mittelmeergeshwader bestimmt sind.

Frankreich. Paris, 9. Oktober. (W. T. B.) Jn einem heute stattgefundenen M inisterrathe sind die bezüglich der

Kongregationen zu ergreifenden Maßregeln definitiv fest-

gestellt worden. Mit der Ausführung derselben soll im Laufe der nächsten Woche begonnen werden; die Einzelnheiten der Ausführung selbst werden geheim gehalten.

Der internationale. Postkongreß ist heute im Ministerium des Auswärtigen eröffnet worden. Der Minister der Posten und Telegraphen, Cochery, welcher den Vorsitz führt, hob in seiner Begrüßungsansprache hervor, daß Frank- reih, wo Jedermann für die Erhaltung des Friedens sei, Vorschläge, welhe von diesen Konferenzen ausgehen, stets

ünstig aufnehmen werde, weil dieselben die Vollendung eines friedlichen Werkes, welches de ganze Welt interessire, zum Zwecke haben.

10. Oktober. (W. T. B.) Graf Mouy ist zum Gesandten in Athen ernannt worden.

H oa (V È D) V6 den gestrigen Senats-Ersaßwahlen wurden im Departement Ariège der Republikaner Anglade, im Departement Cotes du Nord die von der konservativen Union aufgestellten Kandidaten Carne und Duval zu Senatoren gewählt. Bei der ander- weiten Deputirtenwahl im Departement Ardèche is der Re- publikaner Pradal gewählt worden.

Italien. Rom, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Pap hat gestern den König und die Königin von Griechen- land in einer Privataudienz empfangen. Die beiden Majestä- ten, welche bereits am Sonnabend das Grab König Victor Emanuels besucht hatten, -begaben sih gestern abermals dahin, um Kränze darauf niederzulegen. Heute reisen der König und die Königin nah Neapel, wo sie sih zwei Tage aufzuhalten gedenken, um sich sodann in Otranto einzuschiffen.

Turkei. Konstantinopel, 10. Oktober. (W. T. B.) Von den Mördern des amerikanischen Missionärs Parson wurde einer zum Tode, die beiden anderen zu 15 jähriger Zwangsarbeit verurtheilt.

Baosich, 9. Oktober. Der auf heute anberaumt ge- wesene Kriegsrath bei Admiral Seymour ist vertagt worden. Der Admiral hat mit den verschiedenen Geschwader- kommandanten einzeln konferirt. Der Admiral soll heute neue Instruktionen seiner Regierung erhalten haben.

Dle Agence Havas [06 O Untam 10. aus Bao sich melden, Riza Pascha werde, von Skutari kommend, in Podgorißa erwartet. Man glaube, daß derselbe, wenn es möglich sein sollte, mit den monten egrinischen Führern Über ein Arrangement unterhandeln werde. Die von verschiede- nen Pariser Blättern gebrachte Mittheilung, daß der Minister- rath gestern beschlossen habe, die Flotte zurüzuberufen, wird von der „Agence Havas“ für vollkommen unrichtig erklärt. Dieselbe will wissen, der Ministerrath werde erst in der näch- sten Woche unter dem Vorsiß des Präsidenten Grévy über die Haltung Beschluß fassen, welche Frankreich zu beobachten habe.

Die „Daily News“ sagen über den englischen Vorschlag, derselbe gehe dahin, daß das vereinigte Ge- shwader in den Golf von Smyrna einlaufen solle, um den Handel der Stadt mit Embargo zu belegen. Der „Daily Telegraph“ läßt sih aus Kon stantinopel vom 10. melden, die Pforte werde höchst wahrscheinlich beschließen, Dulcigno sofort abzutreten, ohne eine Antwort der Mächte auf ihre leßte Note abzuwarten. Jhre früheren ¿Forderungen bezüglich A Flottendemonstration werde die Pforte aber aufrecht er- alten.

Die „Agence Havas“ vom 11. empfing eine Nachricht aus Konstantinopel, nah welcher der Ministerrath die sofortige bedingungslose Uebergabe von Dulcigno beshlossen habe.

Numänien. Bukarest, 9. Oktober. Die „Wien. B meldet von hier: Die Thatsache, daß der russische Gesandtschaftsposten am rumänischen Hofe noch immer vakant ist, habe das hiesige Kabinet veranlaßt, neuerliche Schritte in St. Petersburg wegen baldiger Beseßung des rus}\i- schen Gesandtschaftspostens in Rumänien zu machen.

11 Dove, (W. L. B) De Fürst und die Fürstin werden am Donnerstag hier zurückerwartet. Die Kammern sollen zum 12. November einberufen werden.

Galaßg, 8. Oktober. (W. „Pr.“) Das hiesige Marine- Arsenal erhielt vom Kriegs-Minister den Auftrag zur \cleu- nigen Vorlage eines Projektes und Kostenübershlages zu einer Donau brücke auf 120 Pontons.

Montenegro. Cettinje, 7. Oktober. (W. Presse.) Dienstag brannten zufällig zwei Hütten bei Oranja an der Grenze ab; die Albanesen, dies als Angriffszeichen der Monte- negriner ansehend, eröffneten auf der ganzen Linie ein Gewehr- feuer, das fechs Stunden andaueute, bis sie gewahr wurden, daß kein Angriff stattgefunden. Heute wurde der Ge- burtstag des Fürsten Nikola hier und bei den Truppen in Sutorman feierlihst begangen. Die mehrfach gemeldete Nachricht, daß die Muselmänner in Podgoritza wegen Renitenz, in den montegrin schen Militärdienst zu treten, ver- hastet wurden, is unwahr. Bei den Verhafteten wurden vielmehr Briefe vorgesunden, in welchen die Albanesen zum Angriffe auf Podgorißa aufgefordert und diesen von Pod- gorißa aus Beistand versprochen wurde.

Aus Castelnuovo, 7. Oktober, berichtet man der „Pol. Corr. “: Der montenegrinishe Minister des Aeußern Stanko NRadonic hat im Austrage des Fürsten Nikolaus dem Vizeadmiral Seymonr die Erklärung abgegeben, daß Montenegro wegen seiner prekären ökonomischen Lage seine Armee nicht mehr lange im Lager von Antivari erhalten könne. Er müsse ihn demnach ersuchen, bei den Großmächten Fe wegen einer baldigen definitiven Entscheidung zu hun.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 10. Ok- tober. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ bemerkt bezüg- lih der Rückehr des russischen Gesandten in China, von Büßow, nah St. Petersburg: dieselbe erfolge nicht aus den pessimistishen Gründen, welche die Zeitungen vielfa an- gäben, sondern bezwecke eine mündlihe Rücksprache mit dem chinesishen Gesandten, um gemeinsam geeignete Mittel zur Ausgleihung der zwischen beiden Reichen bestehenden Diffe- renzen ausfindig zu machen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. Oktober. (Hamb. Corr.) König Oscar gedenkt gegen Ende des Jahres seine in Amsterdam weilende Gemahlin zu besuchen. Derselbe wird jedoch vor Eröffnung des Reichstages (im Ja- nuar) wieder hierher zurückehren. Auch die beiden jüngsten Prinzen werden im Laufe des Winters einen längeren Aufenthalt in Amsterdam nehmen, Prinz Carl jedo erst nah beendetem Offiziersexamen.

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Birnen namenilih in wahren Prachtexemplaren, vertreten, denen fich

Asien. Persien. (Allg. Corr.) Aus Teheran wird dem Neuterschen Bureau unterm 7. d. M. gemeldet :

„Hier eingegangenen Nachrichten zufolge überscritt vor ca. dret Wochen ein Sohn des Scheiks Abdullah, ein türkischer Kurde, an der Spitze von mehreren tausend Reitern die persishe Gren:e und ver- band sich mit Hamzah Aghar, einem persishen Kurden. Nachdem der Leßtere den Oberbefehl über die vereinigten Streitkräfte über- nommen, plünderten diese den Distrikt Lahidjan und erbeuteten zwei Kanonen. Als die Inrasionsarmee unweit Soulch Bulak ankam, ergriff der Gouverneur dieses Ortes mit 360 Mann die Flucht. Die Kurden haben das Fort Sulduz eingenommen und stehen jeßt im Distrikte Maragha, 50 Meilen von Tauris, wo große Befürchtungen gebegt werden, da das Land ohne alle Vertheidigungsmittel ift. Die Kurden follen 15000 Mann ftark und arößtentheils mit Martini- Henty-Gewehren versehen sein. Ein persisher General ging gestern von hier nach Tauris ab, um Truppen zusammenzuziehen.“

(W. 2. B) Den Reutershen Bureau wird aus Teheran, vom 11. d. M., gemeldet: Die Kurden, welche jüngst in Persien einfielen, plünderten in Miandoab (?) vier große Dörfer und mezelten die Einwohner nieder. Die per- sishe Regierung hat die Entsendung von 12 Bataillonen Jn- fanterie, 2000 Mann Kavallerie und 12 Kanonen nah dem Sqauplaze der Rebellion angeordnet.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Konstantinopel, 11. Oktober. Die von dem deutschen und französischen Botschaster bei dem Sultan gemachten Vorstellungen sind erfolgreih gewesen. Der Ministerrath be- {loß die bedingungslose Uebergabe Dulcignos und wird diesen Beschluß mittelst einer Note zur Kenntniß der Bot- schafter bringen.

Kunst, Wissenschaft und Literazux.

Die Nr. 1945 der „Jllüstrirten Zeitung“ (Leipzig, Verlag von I. J. Weber) enthält folzende Abbildungen: Kron- prinz Rudolf von Oesterreich an der Spige seines preußi- cen Ulanen - Regiments bei den großea Manövern zu Berlin. Originalzeihnung von H. Lüders, Die technishen Uebungen des preußisden Eisenbahn-Negiments: Fin Tunneibau. Mit Benutung einer Photographie von Vogel in Schöneberg, g'zeichnet von E. Ho- fang. Die Uebungen der deutschen Marine: Ein Seemanöver bei elektrisher Beleuchtung. Originalzeihnung von H. Penner. Daz Künstle:kostümfest zu Ehren des Iron ard Steel Institute auf der Düsseldorfer Kunst- und Gewerbeausi! elung. Vriginalzeichnung von G. M, Seyppel. Hedwig Reicher-Kindermann als Valentine in den „Hugenotten“. Amerikanishe Skizzen : Gratisvertheilung von Eiswasser in New-York. Aus d:r belgischen Nationalausftellung in Brüssel: 4 Abbildungen, na Zeichnungen von L. von Elliot : 1) Seidenraupenzuht, 2) Ein Riesensteinblock, 3) Ziegelbrennerei, 4) Taufabrikation. Ein kostbarer Fund auf Cypern. Die bei- den Koryphäcn der Goethe- und Schiller-Erklärer : 1) Heinrich Dünßter, 2) Heinrich Viehoff. Polytechnische Mittheilungen : Neue pariser Zahnbürste, Stock mit Pferdemaß. Sternkarte : Stellung der beiden Planeten Jupiter und Saturn zur Zeit der Kulminatton. Das Stadtwatr pen Antwetpens.

Land- und Forstwirth\chaft. __ Disterburg, 8 Oktober (Magdb, Ztg) Die dieEjährige Kartoffelernte liefert in hiesiger Gegend im Allgemeinen eta befriedigendes Resultat. Die Fäule matt sih bei Weitem wenizer bemerkbar, als man nah den sftarfen Regengüssen zur Zeit der Roggenernte befürc; tete. Die Preise sind gegenwärtig noch \cchwan- kend. Während man vor einigen Wochen pro Centner 3 M forderte und in einigen Fällen auch zahlte, werden sie jeßt {on zu 2,59, selbst zu 2,25 M angeboten. Die Obsternte ift \pärlich aus?- gefallen. Am ergiebigsten war die Pflaumenernte. Man bezahlte den Scheffel mit 4,50 M, ein Preis, der im Vergleih zum Vorjahre, das uns eine sehr rei{liche Ernte brachte , niedrig genannt werden muß. Birnen und Aepfel erzielten, da sie in zu geringen Quanti- tâten vorhanden maren, hohe Preise. Birnen wurden ron Händlern pro Centner mit 6—10 A und darüber bezahlt, Aepfel erreichten

noch höhere Preise. :

_ Würzburg, 7. Oktober. (Allg. Ztg.) Heute Vormittag wurde hier in den festliÞh ges{müdckten Räumen der Schrannenhalle der deutsche Pomologen-Kongreß eröffnet, an dem sih nahezu hundert Theilnehmer aus Nah und Fern ketheiligten. Hr. Regie- rung2ë-Präsident Graf v. Luxburg \prab im Namen der Kgl. bayeri- {ben Staatéregierung den Festgästen ein herzlides Willkomm auf fränkish-bayerishem Boden aus und hob namentlich die Theilnahme Sr. Majestät des Königs Ludwig 11. dur Gewährung eines prachtvollen Ehrenpreises für tie gleichzeitig eröffnete O b stes und Gemüse - Ausstellung hervor. Interessant ist, aus der Rede des Hrn. Regierungs - Präsidenten zu vernehmen, daß in Franken allein durch den vorangegangenen Winter ein Scha- den von 20 Millionen nah statistisheèn Erhebungen r.achgewiesen sei. Trot:dem bictet die Auétstelung des Schönen und Interessanten so viel, daß man fast an der Nichtigkeit dieser statistischen Berech- nung zroeifeln möchte, wenn man nicht von den Ausftellern felbst mit wahrem Sc{merz erfahren wüßte, daß das, was sie hier zur Ausstellung gebracht, das einzige Erträgniß von oft Hunderten von Obstbäumen fei. Die Ausftellung befindet sich in der Ludwigéhalle im alten Bahnhofe, der durch kräftiges Zusammenwicken der hiesigen Koönstgärtner, namentlich auch dur Brtheiligung des Kgl. Hofgartens, der seine ganze Pracht-Orangerie zur Verfügung | stelite, sowie des Julius-Spitals mit einer herrlichen Kollektion von Holz- und Vlattpflanzen, in eine Blumen - Ausstellung umgewandelt ist, in deren herrlichen Rahmen auf langen Tafeln die Ouintéessenz der Auéstelluyg, die vielen Obstsortimente, den wohlgefälligen Blick des Besuchers fesseln. Da schen wir alle Gattungen von Aepfeln und

die übrigen Obstsorten in mustergültiger Weise anreihen. Eine förm- lich aus dem Boden gezauberte Teppich-Rasenarla ‘e breitet fi in der Mitte des Autstellungsraumes aus, und an deren unterem Ende erhebt sih eine Kolossalpyramide aus Gemlisen der Sachsenhäuser Gärtnergenossenschaft, die nur Riescneremplare von Blumenkohl, Artiscbo?ïen, Wurzelgemüsen, Kraut und anderes dergleichen zeigt. | Gartengeräthe, fünsilihe Obstsorten, das Beste der Garten- und Obst- literatur, Blumen- und Obstpyramiden, Pilze und Kartoffelforti- mente und anderes mehr bieten dein Auze einen interessanten be- | lebenden Wechsel und fesseln den staunenden Beschauer auf jedem Schritte. Am Eingange des Ausstellungsraumes çlänzen die Ehren- preise, voran der Sr. Majestät des Königs. Gewerbe und Sande.

Zufolge veuerer Nachrichten aus Rio de Janeiro hat das gelbe Fieber, über dessen epidemishes Auftreten daselbst seiner Zeit Mittheilung gemacht wurde, *) von Mitte Juni an den epide- mischen Charafter verloren, da seitdem Todesfälle nur noch \poradis vorkamen.

Seit der heftigen Fieberepidemie des Jahres 1876, welche in der Zeit vom 1. Januar bis zum 30, Juni nicht wenizer als 3174 Menschen dahinraffte, ist die Seuche nicht so stark aufgetreten, als | im laufenden Jahre, wie nachstehende Daten ergeben,

Es starken an derselben in Rio de Janeiro

vom 1. Januar bis 30. Juni 1876 3174 Personen G E a L ü «O. L 00

E E E R E Als Hauptursachen dcr Epidemie sind d:r häufige und dauernde | Wassermangel und dessen Rückwirkung auf die an und für sit !

l ungünstigen hygienischen Verhältnisse der Stadt anzusehen. i

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| Rhede von Rio de J

Ia dem in der Bai von Jurujuba gelegenen Marinehospital von Santa JIzabel, welches fast ausfchließlich für die Aufnahme und Behandlung erkrankter Seeleute und zwar sreziell der vom gelben Fieber befallenen bestimmt is, wurden in der Zeit vom 9. Januar bis zum 10. Mai d. J. 734 Kranke behandelt, von denen 173 ftarben, 560 genasen und 1 in ärztliher Behandlung verblieb. Unter den Erkrankten befanden sich 71 deutsche Seeleute. Von leßteren erlagen 21 d. h. 29,58% ihren Leiden, während 1873 nur 21,84 und 1879 23,81 °‘/a mit Tode abgingen.

Während der diesjährigen Fieberepidemie hat \ich zweifellos er- geben, wie die Erkrankungen unter den Schiffsmannschaften nament- lid dem Umstande zuzuschreiben sind, daß die Führer der auf der l aneiro anfernden Seeschiffe die allgemeinen prophylaktischen und die von der brasilianischen Regierung speziell vorgeschriebenen Vorsichtémaßregeln häufig nicht befolgt werden.

_ Zu den ersteren Maßregeln gehören die Desinfizirung der Schiff€- räume, dic Ueberspannung des Verdecks mit Sommersegeln, ‘auch an den Orten, welche für die Mannschaft bestimmt sind, angemessene oe, das Verbot des Schlafens auf dem Verdeck urd gute Vens ilation.

Was die zum großen Nachtheile der fremden Schiffêmanr-

\chaften nit gehörig befolgten speziellen Anordnungen der bra- filianiscen Regierung **) onlangr, so gehört dabin namentlich die Vorschrift, wonach alle Schiffe, sowohl zum Löschen, als auch zum Laden weit vom Ufer ankern jollen und alle Ladungs- oder Löschunagé- Arbeit während der heißen Tageszeit von 10 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags Seitens der Mannschaft zu unterbrechen ift. __ Uebrigens verdient noch bemerkt zu werden, daß die Lungen- \chwindsucht in Rio de Janeiro fast noch mehr Opfer fordert als das gelb2 Fieber. Im Monat Juli erlagen der ersteren Krankheit

135 Personen.

Die Ausweise des britishen Handelsamtes für

September zeigen einen entschiedenen Geshä!ts8aufshwung, fowohl im Vergleich mit demselben Monat von 1878 und 1879, als au für di: mit September endenden 9 Monate im Vergleih mit der forrespondirenden Perioze von 1878 und 1879. Der Gesammt- einfuhrwerth des verflossenen Monats beträgt 34275 327 Pid. Sterl. gegen 27725428 resp. 27229 589 Pfd. Sterl. im September 1879 und 1878, und für die am 30: Septemker enden- ten 9 Monate 309 907 762 Pfd. Sterl. gegen 259 346 232 in 1879, und 282 616 072 Pfd. Sterl. in 1878. Der Gesammtausfuhr- werth beziffert sich für den abgelaufenen Monat auf 20027 347 Pfd. Sterl. gegen 17 402 242 Pfo. S:erl. im September 1879 und 16 561 382 Pfd, Sterl. im September 1878, während die Ausfuhr für die verflossenen 9 Monate 167019 777 Pfd. Sterl, gegen 14) 176 165 in 1879 und 144 926 177 Pfd. Sterl. in 1878 beträgt. Ürter den Einfuhrartikeln nimmt selbitverftändlich Weizen einen hervorragenden Plaß ein; es wurdea 7 Millionen Centner im Werthe von 34 Millionen Pfd. Sterl. aus verschiedenen Ländern eingeführt, darunter aus Amerika, als der Hauptbezugéquelle, 4 294749 Cesztner im Werthe von 2 184 330 Pfd. Sterl. _ Aus Hayingen, 7. Oktober, \chreibt man der «Lothr. Ztg.“ : Sämmtliche Bergleute der. Herren von Wendel in Hayingen haben heute ihre Arbeit eingestellt, da ihnen der Loha zu gering und die Arbeitszeit zu lang war. Die Zah der Arbeiter bewegt sich zwischen 800—900, Unruhen sind bis jeßt no nicht vorgekommen.

, Das „Financial and Commercial Chronicle“ veröffentlicht eine Uebersicht über die Resultate der Baumwollernte der Vereinigten Staaten von Nordamerika in dem am 1. September 1880 beendeten Jahre, welche beweist, daß der Ertrag an - Rohstoff zugenommen, die Ausfuhr an Baumwollmanufaktur- waaren aber abgenommen hat. Nab dem Auszuge, welchen der » New-York Herald“ aus der vorerwähnten Statistik veröffentlicht, betrug die Zahl der Baumwollballen in der Periode von 1879—1880 9 757 397, Zum Vergleich mögen die Produktionszahlen der früheren Jahre folgen. Vor Abschaffung der Sklaverei ergab die Grnte von 1859—60 den größten Ertrag, nämlich 4 823 770 Ballen. Während des Sezession: kri-ges sind bei der allgemeinen Niederlage der Industrie keine statistishen Aufnahmen gemacht worden. Nach dem Kriege waren die Ergebnisse der Ernte folgende: 1865— 66 2 228 987 Ballen, 1877 —78 4811 265 Ballen, 1878 79 9 073 531 Ballen, 1879—80 5757397 Ballen. Die leßte Ernte war also um 524532 Ballen ertragreiher als die vorleßte, diese um 262 266 Ballen ergiebiger als die vorhergehende. Aber auch das mittlere Gewicht scheint im leßtverflossenen Jahre um 8 amerikanishe Pfund größer gewesen zu sein, als in den vorher- gehenden, und der „Herald“ berechnet dieses Mehr auf 372 Millionen Pfund gegen 1878—79, Die Ernte des laufenden Jahres wird, wie das genannte Blatt annimmt, noch ertragreicher sein. Was, die Baumwoll fabriken betrifft, fo sind dicsclben im verflossenen Iahre außerordentlich beschäftigt gewesen; man {äßt die Zahl der Spin- deln, um welche sich allein die Manufakturen im Norden vermehrt haben, auf 1 Million, und der inländishe Verbrau an Baumwoll- waaren ist um 9% gestiegen. Die Quartität an Baumwollwaaren, die in den Vereinigten Staaten hergestellt werden, ist von Jahr ¿U FAIPL im Steigen. Im Jahre 1875 wurde fie auf 1 225 000 Ballen geschäßt; im Jahre 1878 erreichte sie die Ziffer 1 530 000 und 1880 1 760000 Ballen. Die Ausfuhr hat zwar von rund 11 Millionen Dollars im Jahre 1878, auf 10 Millionen im Jahre 1879 und 9 Millionen in 1880 (alle 3 Jahre für den 30. Juni als Ende berechnet) abgenommen. Indessen \chreitt der „Herald“ diese Abnahme der Besserung des inländishen Marktes in den amerifanischen Bäumwollerzeugnissen zu.

Breélau, 9. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sißung des Verwaltungsrathes der Oberschlesischen Eisenbahn- gefellscha ft is bes{lossen worden, ciner außerordentlichen General- versammlung vorzuschlagen, die Mittel zum Bau der bekanntcn pro- jcktirten Sekundärbahnen dur die Emission einer Prioritäts- anleihe aufzubringen.

Nürnberg, 9. Oktober. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held.) Heute betrug auf dem Hopfenmarkte die Landzufuhr 300, die Bahñzufuhr 700 Ballen. _Da Export und Kundschaftshandel nur \{wache Kauflust zeigen, ist die Stimmung am Markte flau und der Preisftand gedrückt. Geringe und Mittelqualitäten sind selbst zu den niedrigsten Angeboten {wer verkäuflih, während grünfarbige gute Waare, wenn sie zum Tagef preis abgegeben wird, stets rasch und leiht an den Mann zu bringen ift und sehr gesucht bleibt. Die Borrâthe der Pflanzer in hiesiger Gegend zeigen bereits fühlbare Lücken; es wird deéhalb vorauésictlid die Größe der Zufuhr bald abnehmen; tie Bahnablatuagen aus Baden, Elsaß, Hallertau 2c. dürften dagegen Iebi_ va und nach wachsende Posten umfassen und einen domizairenden Einfluß; auf das Marktgeschäft gewinnen. Hentiger Gesammtumsaßz 500 Ballen. Ketirungen : Marktwaare prima 5VU- 59 M, miitel 35—45 M, gering 25—35 4; Aijschgründer prima 50—60 d, miitil 40—48 Æ, gering 20—35 A; Elsässer prima 60—70 M, miitel 45—55 M, gering 30—40 M; Badische und Württembergische prima 75—85 #4, mittel 50—60 4, gering 35— 40 M; Polnische prima 85—95 H; Hallertauer prima 75—85 mittel 50—60 4; Gebirgchopfex 55—60 4; Altmärker 30—40 ÆÁ

Glasgow, 9. Oftober. (W.T. B.) Die Vorrätþ- von

| Roheisen in den Stores lelaufen sich auf 474 950 Lott gegen ¡ 324 990 Tons im vorigen Jaßce. e

Zahl der im Betrieh Lefindlichea

Hochöfen 104, gegen 85 im vocigen Jahre.

Verkéhrs-Anstalten.

Oktober (W. T. B.) Der Lloyddampfer

Tien, L

| „Vesta“ ist heute Bornittag mit der oftindishen Ueberlandpost | aus Alexandrien Æler eingetroffen.

Soutbch-mpton, 9, Oktober. (W. T. B.) Der Daatþpfer des Norckdeutschen Lloyd „Mosel“ ist hier einget-osen.

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“) esr. Reichs-Anzeiger Nr. 61 po» 2095. "*) S, Reichs- Anzeiger N+ £9 von 1878,