1847 / 197 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Sache bereits j iehen, daß zufolge einer Königlichen Reso- lution i A E B oeorbeiten für dieses Seminar im Kirchdorfe Wousbeck im Amte Hadersleben begonnen werden soll.

Oesterreichische Monarchie.

en Gránze, 9. Juli. Ober-Ñt :) Der Ses E galizischen Gouverneurs. Di Galizien, asen Stadion, sieht man im Lande mit Sehnsucht entgegen, da von sei- nen admiistrativen Kenntnissen die beste Meinung herrsht und dae, selbe mit vieler Humanität des Charakters eine Energie im Handeln verbindet, welche unter den obshwebenden Verhältnissen wahrlich sehr noth thun wird. Auch die Ernennung des bisherigen Hofraths 1m Kaiserlichen Staats - Rathe, hilipp von Strauß, zum Präsidenten des léinberger Guberniums, statt des in Ruhestand verseßten Grei- herra. von Krieg, erweckt allgemeines Vertrauen; man kennt die Grundsäße dieses tüchtigen Staatsmannes aus seinem berühmten Werke des ¿christlichen Prinzips“ im Staate und weiß, daß er \so- wohl als Hofrath bei der Allgemeinen Hofkammer, wie jeßt in nâ-

hereèr Umgebung des Kaisers in seinem Rathe, mit rastlosem Eifer für

den Fortschritt E dem Boden des Rechts und christlicher Gesittung earbeitet hat. Cine salde Auffassung und Durchführung" thut ins= fésondere in den galizishen Verhältniffen noth, wo die Aufgabe zum

Besseren zwar in der Lösung begriffen, aber noch immer nicht weit

gediehen ist. Die moralische und intellefktuelle Hebung des Bauern=- fandes, der bei dem jüngsten Aufruhr aus Justinkt so gut die Par=-

tei der Regierung zu“ ergreëfen wußte, dur zu errihtende Volks-

“Schulen und landwirthschaftliche Justitute wird wohl die nächste

Aufgabe der Verwaltung sein; denn es is kaum begreiflih,* wie sehr Rohheit und blinder Haß des Landvolkes gegen seine Gutsherren zum eigenen Nachtheile noch immer fortdauern. Selbst das Robot - Pa-

tent, das jeßt einer Revision unterliegt, hat bisher nur geringe Früchte tragen können. Der Bauer glaubt nämli, für die Herrschaft gar niht mehr arbeiten zu sollen, selb um einen bedeutenden Taglohn niht, und möchte das Geld lieber ohne alle Mühe hinnehmenz oder er läßt sich sogar zu verbrecherishen Gesinnungen hinreißen, mäht die Saaten der Gutsherren ab und verbrennt wohl auch aus Rache ihre Speicher. Der polnische Adel hat zwar allerdings diesen Zu- stand der Dinge “unächst selber verschuldet durch die Entsittlichung, in welcher er das Volk gern erhielt; allein eine plößliche Umwand- lung dieser Verhältnisse von Seiten der Regierung, so sehr sie dur geregelte Maßregeln in der Zeit eine Nothwendigkeit ist, würde nichts- destoweniger unsäaliches Unheil erzeugen und durch den Sieg der rohen Massen auch selbs die Empfänglichkeit des Bodens für geistige Kultur auf Jahrzehende hin vernihten. Der Bau der“ Kaiserl, Staatsbahn dürfte wohl von wohlthätigem Einflusse für das Land in dieser Beziehung werden, am meisten aber sicher die so sehr ge- wünschte Ernennung eines Kaiserlichen Prinzen zum General - Gou- verneur desselben.

Frankreich.

Paris , 13. Juli. Der König und seine Familie sind gestern Abend in Dreux angekommen und an den Gränzen des Eure - und Loire-Departements von dem Präfekten, dem kommandirenden General des Departements und dem Unter - Präfekten von Dreux empfangen worden.

Gestern Abend zwischen 8 und 9 Uhr hörte man in einem der Zimmer des Luxembourg-Gefängnisses, wo die Angeklagten Cubieres, Teste und Parmentier in Haft sind, einen Knall; man eilte sogleich in das Gemach und fand, daß Herr Teste (wie gestern hon kurz ge- meldet) einen Selbstmordversuh gemacht hatte. (Ueber die näheren Umstände \. unten das amtliche Protokoll in dem Schreiben aus Pa- ris.) Schon als Herr Teste gestern den Pairshof nah beendigter nos verließ, soll er ausgerufen haben: „Jh bin ein verlorener

ann!“

Nach der Sonnabend-Sißung des Pairshofes, als gegen Pella- pra die Anklage sich immer drohender gestaltete, soll sein Schwieger- sohn, der Fürst von Chima9, einen Courier an denselben abgeschickt und ihn dringend aufgefordert haben, vor seinen. Richtern zu erschei nen. Gestern hieß es denn auch, Pellapra werde in zwei Tagen in Paris sein und si sofort zur Haft stellen.

Das Journal des Débats sprach gestern über das Reform= Bankett im Chateau-Rouge folgendes Urtheil : „Wir warteten, nicht mit Ungeduld, aber mit einer Lableo Neugier, auf das Bülletin über das große Diner, welches sich die Anhänger der Wahlreform unter dem Schatten von Chateau-Rouge gegeben. Aber noch heute wurde un- sere Erwartung getäuscht, und wir suchten heute früh vergebens in den Oppositionsblättern nah den Stücken der Beredsamkeit, wovon jene an anderen Wiederhall gewohnten Orte ertönten,“ Dieser Artikel is vorgestern geschricben; gestern brachten die Oppositionsblätter die gehaltenen Reden, die aber nichts als Wiederholungen von dem sind, was man von dieser Seite in der Deputirten-Kammer son mehr als einmal gehört, nur in einer noch etwas rüdcksihtsloseren Sprache, wie es die Ungebundenheit beim Mahle mit si bringt. „Die Opposition““, fährt das ministerielle Blatt fort, „versteht sich \{lecht auf den Erfolg; bei dergleichen Festlichkeiten muß man nichts sih abkühlen lassen, au die Reden niht. Wir fordern Herrn Duvergier de Hauranne auf, sich zu beeilen, wenn er nit will, daß seine Rede bald in eben so tiefe Vergessenheit gerathen soll, wie seine Broschüre. Die Oppo= siton scheint uns übrigens in ziemlicher Verle enheit zu sein, wie sie aus diesem Bankett ein großes Ereiguiß machen soll. Man hatte eine National - Manifestation angekündigt, an welcher alle Nüancen der parlamentarischen Opposition theilnehmen sollten, wir sehen aber, daß die Zahl der Tischgenossen dieser Kategorie gar klein war. Es wohn- ten z. B. weder Herr Arago, noch Herr Ledru-Rollin, diesem Familienfest bei. Auch noch eifrigere Reform - Apostel, die auf der entgegengeseßten Seite der Kammer sißen, erschienen eben so wenig im Chateau - Rouge, Was die Häupter des: linken Centrums betrifst, \o nien dieselben -durch ihre Abweseuheit; sie hatten den niederen Göttern den Plaß «überlassen. Die Männer von Ernst und Takt, Hexr Thiers und Herr von emulats blieben unter ihrem Dachz- vermuthlich glaubten l: daß Herr dis Bedürfnisse des Tages hinreihten. Nach dem Charakter, den diese Manifestation gehabt zu haben scheint, sind wix gar nicht dar= übêx erstaunt, daß die bedeutendsten Männer einer Partei, die dafür gilt;¿2moh einige gouvernementale Jdeen zu haben, sih der Theilnahme daran: weigerten. Wir begreifen, daß viele Mitglieder der Opposi- tion nicht Lust hatten, \si{ch an den Schweif der radikalen Partei anzuh en, die offenbar die große Festordnerin war. Das Journal des linken Centrums benachrichtigte uns, daß 83 Deputirte die an sie ergangene Einladung angenommen, und daß 77 oder 78 auf dem Bankett erschienen, Wir glauben, daß diese lebte Ziffer auch noh übertrieben i, und. daß im Chateau-Rouge höchstens 40 Deputirte anwesend waren. Aber angenommen selbst, jene Angabe wäre richtig,

finden wir. wahrlich, daß die Anhänger, der Wahlreform ihren Triumph sehr wo lfeilen Preises haben. Wie! Nachdem man so iel Lärm gemacht, und si iel nicht einmal 80 Deputirte zusammenbringen können, obgleich man sogar nah denen \chickte, die auf sich warten eh . Von zwei Dingen eines: entweder ein großer Theil der Oppositions-Deputirten wollte

so viel Mühe gegeven, hat man

eon de Mallèville und Herr Duvergier de Hauranne für *

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¡ht nach dem Chateau -Rouge' gehen, oder die Opposition besteht e aus S bis 80 Mitglieder. Wie hatten sie für Jevuijer ge- halten. Zwar „tröstet sih das Journal des linken Centrums

it der Versicherung, daß man, wenn allen Gesu

m j n, 1 suchen hätte * entsprochen werd } so en, den Kokikordien= Plaß oder die Els chen aal.

lder zum Fest hätte wählèn müssen. thut uns leid, da

S Bieran nit eher gedaht; dêr Anblick wäre origiell esen Man darf hoffen, daß das nächste Mal das Marsfeld gewählt wer- den wird. Heute bringt nun auch das Journal des Débats einige der auf diesem politishen Bankett ausgebrahten Toaste und gehaltenen Reden und bemerkt darüber unter Vidirein: „„Wir be- greifen jeßt, nahdem der Bericht über diese anscheinend reformistische, eigentlich aber radifale und republifanische Versamnilung erschienen ist, sehr wohl, warum eine große Anzahl Deputirten, deren Sympathieen für die Wahlreform do nit zweifelhaft sind, an einer Manifestation nicht theilnehmen wollten, deren geheimen Gedanken sie ohne Zweifel kannten. Wir begreifen noch wehr, warum zwei ehemalige Minister des Jnnern, also auch der Polizei, Herr Thiers und Herr von Remujat, sich flüglich davon fern hielten. Es-\schien uns erstens überraschend, daß kein Toast auf den König ausgebracht wurde, und daß die Deputirten des linken Centrums dieses Zeichen der Ahtung für die Verfassung und für das Königthum nicht forderten; Herr Duvergier de Hauranne weiß doch wohl, daß in England die Opposition bei solchen Ver- sammlungen sich niemals weigert, diesen Beweis von ihrer loyalen Anhänglichkeit an die Krone und an die Geseßlichkeit abzulegen. Wir erkennen jeßt, daß die Deputirten des linken Centrums gegen den richtigen Takt und sogar gegen die Achtung für die Krone ge- fehlt haben würden, wenn sie in einer so weit vorgerüdckten Ver- fammlung den Namen des Königs vorgebraht hätten. Es ist leiht zu errathen, wie er dort aufgenommen worden wäre, und ungefähr so, wie es an der Barrikade St. Mery im Jahre 1832 oder auf dem Marché des Junocens am 12, Mai 1839 der Fall gewesen sein würde! Man muß sih nur fragen, wie es möglih war, daß Deputirte, die sich rühmen, der gemäßigtsten und dynastishsten Oppositions-Fraction anzugehören, und diè ohne Zweifel aus diesem Grunde gewählt worden sind, wie es möglich war, daß einer der Vice-Präsidenten der Kammer, Herr Leon de Malleville, daß Herr Gustav von Beaumont, daß felbst Herr Du- vergier de Hauranne einer solhen Versammlung beiwohnen, solche Reden mit anhören und es dulden konnten, daß man in ihrer Gegenwart durch solhe Schmähungen nicht diese oder jene Regierungs-Maßregel, nicht dieses oder jenes Ministerium brandmarkte, nein, die ganze Juli-Politik, alle seit siebenzehn Jahren votirten Geseße der Ordnung und öffentlichen Sicherheit, alle Maßregeln, welche die Erhaltung des Friedens und der Treue der Verträge zum Zweck und zur Frucht hatten, Herrn Casimir Perier und Herrn Thiers eben so wie Herrn Duchatel und Herrn Guizot. Die republikanische Politik war es, welche in dieser Versammlung, verherrlicht, die constitutionelle Politik, welche geshmäht und beschimpft wurde. Und ‘man spricht uns von Moralität! Man wirft sich zu Cato?s der Politik auf! Man sehe, wie Herr Duver-= gier de Hauranne der Propaganda =- Politik die Hand reicht, und Herr Gustav von Beaumont der sozialistischen Politik! Man sehe, wie Herr Leon de Malleville, ehemaliger Unter- Staats = Secretair und einer der Vice - Präsidenten der Deputirten- Kammer, durch \chlechte Späße den Beifall einer republikanischen Versammlung erbettelt! Man sehe, wir die Freunde des Herrn Thiers mit Grundsäßen und Lehren fraternisiren, die Herr Thiers, als er Minister war, mit Flintenschüssen zurückwies! Man sehe, wie vor Herrn Duvergier de Hauranne, mit seinem Zuwinken und LKcheln, die Po- litik Casimir Perier’s und Geseße behandelt wurden, zu deren Ein- bringung und Votirung Herr Duvergier de Hauranne selbst am mei= sten beigetragen, die Geseße gegen diè Klubs , die Geseße gegen die Emeuten, die September-Geseße, alle jene Gesebe, ohne die es schon längst keine Charte und keine Freiheit mehr geben würde! Man Fomme und sche: Das Schauspiel is edel, is moralisch; nichts kann geeigneter sein, Gleichgültigkeit und Skeptizièmus aus den Gemüthern auszutreiben!‘““ Es folgen nun mehrere Auszüge aus Reden der Herren Recurt, Marie, Grisier und Gustav von Beaumont. Herr Recurt, der einen Toast auf die Juli-Revolution ausbrachte, sprach von den Jllusionen derselben, von ‘der Reaction, die bald eingetreten sei, von den „gehässigen Verträgen von 1815, an welche Frankreich durch die aus der Revolution hervorgegangene Regierung von neuem geschmiedet worden sei“, und {loß mit den Worten: „Das Maß der Verachtung is voll. Protestiren wir mit der heftigsten Entrüstung gegen alle diése Erbärmlichkeiten, gegen alle diese Shmach, diesen Schmuß und diesé Verderbuißz die öffentlihe Meinung, dur uns an- getrieben, lasse ihre mächtige Stimme erschallen, und bald wird sie mit ihrem wohlthätigen Hauch all? diese tödtlihen Miasmen verweht haben, welche die Nation mit Fäulniß bedrohen. Es gilt dem Sieg und der Ausführung der Jdeen und Grundsäbe, aus denen die Re- volutionen von 89 und von 1830 hervorgegangen.“

Jn Folge der leßten Unruhen zu Mühlhausen im Elsaß is die dortige National-Garde aufgelöst worden.

Die in Marseille gelandeten neun arabischen Häuptlinge sind in Paris eingetroffen. Sie wohnen, so wie Bu Masa, in den elysäischen Feldern. Sieben -von ihnen sind- mit dem Kreuz der Ehrenlegion ge- \{chmüdckt. Jn Begleitung Rousseau?s, eines Beamten des arabischen Büreaus, nehmen sie alle Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt in Augenschein.

Es ist das Gerücht verbreitet, Bu Masa stehe äuf dem Puukte, den Islam abzushwören. Er hat in der leßteren Zeit ganz die eu- ep Sitten angenommen und kleidet sich nah der französischen

ode. :

Man sagt, daß das Ministerium Herrn Merilhou an die Stelle des Herrn Teste zum Cassationshofs - Präsidenten ernennen wolle,

Man sagt, seit der lezten Bekanntmachung der Operation der Bank von Frankreich habe sich der Jncasso derselben um fast 10 Millionen Fr. vermindert.

Nach Berichten aus Port-au=-Prince vom 10ten v. M. ist zwischen dem französischen Konsul, Herrn Levasseur, und dem Präsi- denten Soulouque . eine Convention abgeschlossen worden, wonach Frankrei bis 1849 jede Forderung in Betreff der von Seiten Haiti's huldigen 12 Millionen Fr. unterlassen wird, Haiti dagegen die Hälfte seiner Jahres-Einnahme aus den Einfuhrzöllen als unver- äußerlichen Fonds zur Tilgung jener Schuld gusseßt. Herr B, Ar=- douin sollte als haitisher General-Konsul nah Paris abgehenz Herr Levasseur De nah funfzehnjährigem Aufenthalt in Haiti nah Frank- reich zurüd.

) Ba der Gazette des Tribunaux waren dem Erzgießer Soger, der kürzlich fallirt hat, eine Menge Kanonen übergeben wor=- den, aus denen die für das Denkmal Napoleons im Jnvaliden-Hotel nöthige Bronze gewonnen werden sollte. Es ergiebt sich nun, daß diese Kanonen in Stücke gebrochen und an verschiedene Metallhändler verkauft worden sind; ihr Werth wird auf 100,000 Fr. veranschlagt, Soger hat sich geflüchtet.

Aus Marseille wird berihtet, daß dort zahlreiche Kornspekulan- ten, welche bebeutende Quantitäten Körn auf Lieferung verkauft hat- tén, deren L Mee Ankunft die Käufer wegen dés seitdem ele

etraide

lich gefallenen Preises sicher ruinirt hätte, in e Verluste gerathen sind, weil die von ihnen erwarteten di e am 30, Juni um

Mitternacht, als am Schlußtermine für die Ablieferung, noch nicht angelangt waren,

Die Rente erfuhr heute schr wenig Veränderung, zeigte aber eine entschiedene Tendenz zum Steigen. Die Geschäfte wurden dur den Fsozeb vor dem Pairshof paralysirt, welher Haupt-Gegenstand der nterhaltung war. Auch Deny E zeigten anfangs eine steigende Bewegung; die Preise blieben aber nachher stationair.

Paris, 13. Juli. Herr Teste hat sich gestern Abends in

der That selbst zu entleiben versucht, daniedergedrückt unter der {weren

und nun so gut als erwiesenen Schuld, die auf ihm lastet. Sie können sih denken, mit welher Spannung man der heutigen Sibung des R entgegengesehen hatte, und daß daher der Zudrang der

eugierigen so groß war als je, ja wo möglich noch größer. Ueber- all hört man von nichts Anderem sprechen, als von dem traurigen Zwischenfall , der dem ganzen Prozeß nun einen wahrhaft tragi= {hen Charakter verleiht. Es fann nit fehlen, daß ein Mann, der so eben noch in der offiziellen, wie in der sozialen Welt so hochge- stellt. war, dem Talent, Ansehen, Reichthum, überhaupt Alles zur Seite stand, was dem Leben seine Bedeutung gewährt ; nahdem er nun plößlich von seiner Höhe o tief herabgestürzt is, nachdem der Zauberglanz, der seinen Namen umgab, vershwunden is durch die unwiderstehliche Macht derx Thatsachen- nachdem er sih auf das Aeu= ßerste gebracht sieht, selbst Hand an sein Leben legen zu müssen, um seine unausweihlihe Entehrung nicht zu überleben, daß ein solcher Mann, wie streng auh das Urtheil über ihn mit Recht ausfallen mag, doch allgemein auch ein Gefühl theilnahmvollen Mitleids erregt. Sein Name ist nur noch mehr jeßt in Aller Münd, und Jedermann ist gespannt, zu erfahren, welche Wendung nun die weitere Debatte des bétlagenswerthen, für die öffentliche Moral aber unberehenbar folgereihen Prozesses nehmen wird. Wie gestern, waren auch heute schnell alle öffentlichen Tribünen und Gallerieen der Pairskammer über= füllt. Um 12 Uhr 35 Minuten wurde die Sißung dur den Kanz= ler eröffnet, Der General-Prokurator und der General=Advokat nahmen wie gewöhnlih ihre Pläße ein; aber als Aller Blicke bei Einführung der Angeklagten Herrn Teste suchen, bemerkt man seine Abwesenheit, obgleih man allgemein gehört hatte, daß der Selbst- Entleibungs-Versuch mißglückt, der Angeklagte gar nicht einmal ernst= lich verwundet war. Die Angeklagten Cubieres und Parmentier naß= men ihre gewöhnlichen Pläße ein. Es wird zum Namens-Aufruf geschritten.

Der Kanzler fordert den Greffier Adjoint auf, das Protokoll vorzu- lesen, das gestern Abend unmittelbar nah dem Vorgange im Gefängnisse des Luxembourg - Palastes aufgenommen worden is. Herr de la Chau- viniere liest in Folge dieser Aufforderung den Verbal-Prozeß des Herrn Monval, Polizei-Commissairs des Luxembourg-Viertels, als Gehülfen des Königlichen Prokurators, worin die den Selbstentleibungs-Versuch des Herrn Teste begleitenden Umstände ausführlih erzählt sind, Der Polizei-Commis- sair hatte sich sogleich zu ihm begeben und ihn über den gemachten Versuch vernommen. Herr Teste hatte erwiedert, allerdings habe er sich das Leben zu nehmen versucht, immer habe er die Ehre dem Leben vorgezogen, „Nicht mein Sohn is es (wie die Zeitungen heute gemeldet hatten), der mir die Pistolen verschaffte‘’, sagt er, „und wäre er es, so würde ih ihm dafür danken, als für eine Handlung fkindlicher Liebe.“ Darauf wird das vom Doktor Bayvle aufgenommene Protokoll verlesen, worin mit den umständlich- sten Details der Zustand beschrieben wird, in welchem er den Gefangenen gefunden hatte, Unterhalb der linken Seite der Brust bemerkte man eine Quetschung, deren Oberfläche etwa 4 bis 5 Centimeter betragen mochte, Die Waffe war mit Gewalt gegen die Herzgegend gedrückt gewesen, so daß zwischen der Mündung und der Stelle, auf welche sie gedrückt war, keine Luft eindringen konnte. Die Folge davon war, daß auch die Kugel nicht ihre natürliche Kraft hatte, nicht einzudringen vermochte, Das Hemde trug nirgends eine Spur der Verleßung, war vollkommen unbeschädigt. Der Arzt schrieb augenblicklich Anlegung von Blutegeln vor, Herr Teste sehte aber hartnäckigen Widerstand entgegen und verstand sih endlich nur zu Auflegung eines erweichenden Kataplasma. Die Pistolen waren vom Ka- liber der sogenannten coup de poing. Nach diesem ärztlichen Berichte wurde ein weiteres Protokoll des Polizei-Commissairs, Herrn Monval, ver- lesen, worin die Aussagen der unmittelbar noch gestern Abend ver- nommenen Zeugen enthalten sind, Der erste Zeuge is der Di- rektor des Gefängnisses des Louxemburg - Palastes; derselbe hatte einen Schuß gehört und glaubte zuerst, es sei ein anderer Grund dafür da gewesen. Er fragte einen Angestellten, ob er geschossen habe, Da dieser verneinend antwortete, so stieg er nah dem Zimmer hinauf, wo Herr Teste gefangen sißt. Auf den Stufen der Treppe dahin sah er den Bedien- ten des Gefangenen sigen, „Dieser Mensch war leichenblaß und ganz stumm vor Erstarrung und Ergriffenheit, Der Gefängniß « Direktor trat in das Zimmer ein. Herr Teste war bei seinem Eintreten nur mit Beinkleidern und Hemd bekleidet, Der Zeuge, dessen Aussage im Protokoll enthalten ist, fragte den Gefangenen mit tiefer Gemüthserregung, „Was ist Jhnen?““ fragte ihn darauf Herr Teste mit Kälte und Ruhe, und die Hand auf die Brust gelegt. „Was is Jhnen, Herr Direktor 2“ „Mir is nichts, ih bin weniger erregt, als Sie,“ Der Zeuge ließ sogleih den Arzt rufen und suchte nah den Pistolen. Herr Teste bat ihn, sich deshalb keine Mühe zu geben, und deutete ihm selbst den Play an, wo er sie in seinem Schreib- tisch finden werde. Ein zweiter Zeuge bestätigt die Aussage dieses ersten, Ex hatte gleichfalls die auffallende Naub des Herrn Teste bemerkt, Der dritte Zeuge, Kammerdiener des Herrn Teste, giebt an, daß die Her- ren Paillet und Dechant, die Vertheidiger des Angeklagten, diesen Abend mit demselben gespeist hätten, und daß- auh nicht das Geringste vorgefallen war, was auf einen solchen Entschluß des Angeklagten hätte hindeuten können. Der Zeuge erzählt: Als er plößlich einen Licht- schein gesehen, darauf einen schwachen Knall gehört habe, sei er in das Zimmer seines Herrn gestürzt, mit dem Ausrufe : „Herr Präsident! Was is Jhnen?“ „Schweig still!“ antwortete ihm Herr Teste. Der Zeuge stürzte sih ganz entseßt nah der Treppe, wo man ihn dann sivend fand, und rief nah Hülfe. Dies ist der wesentliche Jnhalt der aufgenommenen Protokolle, Der Kanzler händigt nun dem Berichterstatter, Herrn Re- nouard, ein Schreiben ein, das ihm diesen Morgen von Herrn Teste zuge- stellt worden war, um es-dem Pairshofe vorzulesen. Herr Renouard liest dieses Schreiben vor, das etwa folgenden wesentlichen Juhalts ist: „Herr Kanzler! Die Umstände, die im gestrigen Verhör vorgekommen, las- sen dem Widerspruche keinen Play mehr. Jede Debatte wird unnüß. Jch nehme Alles an, was der Gerichtshof in meiner Abwesenheit thun wird, denn meine Gegenwart wäre von jeßt an niht mehr nothwendig, wenn nicht der Gerichtshof es für angemessen erachten sollte, mich mit Gewalt zum Erscheinen zu zwingen. Jch respektire seine Au- torität und überlasse mich ganz vetfelden: Der Greffier verliest nun ein Protokoll d Huissier y Baieabof Dieser hatte sich einige Zeit vor Eröffnung der Sipung des Pairshofes bei l | Seinanis A Ad um ihn vor die Schranken des Pairshofes zu füh- ren. Aber Herr Teste weigerte sich, seiner Aufforderung Folge zu leisten. Wie in seinem Briefe an den Kanzler hatte Herr Teste ihm erklärt, seine Gegenwart bei den Verhandlungen sei absolut unnöthig; in Gegenwart der vorliegenden Thatsachen sei an einen Kampf nicht mehr zu denken, und daß er nun schwer und theuer die einzige Schwäche büßen müsse, die er in seinem ganzen Leben gehabt, Der Kanzler erklärt, in Kraft des Art, 9 des Gesebes vom September 1835 werde sofort zur Debatte geschritten werden. Der General-Prokurator hat zuerst das Wort, um sein Requisitorium zu stellen. Der Prozoß sei beendigt, sagt er, es bedürfe kei- ner Nachforschung, keiner Diskussion der Thatsachen mehr. Das Geständ- niß des Herrn Téste habe der Debatte ein Ende gemacht und das von Parmentiér angesponuene Gewebe ganz offen dargelegt, Es wäre also unnöthig, die Debatte zu verlängern, nachdem die Angeklagten dahin gebracht sind, selbst ihre Schuld einzugesteven: Seine Ausgabe sei vollendet, die der Herren Pairs beginne. Ein a Verbrechen sei began-

en worden. Man müsse einen heilsamen chrecken den Männern ein- Äößen, die in Ausübung ihres Amtes sich versucht fühlen sollten, einen un- erlaubten Gebrauch von den Vortheilen zu machen, die ihnen ihre Stellung gewähre, Man müsse den General Cubieres degradiren und aus der Armee,

Herrn Teste in dessen

die er eûtehrt habe! ausstößei, man müsse’ iht okskößen* aus der Paíríe, die er dur seine Gezeitwärt beshmuht' habe. Män! könnte sage daß er. sein Verbrechen schwer gebüßt habe" durch die lange Fölter der Angst und' seine Demüthignng vor! Patmentier, Allein der Geiteral Cubieres sei der Urheber der Beskechüng! und habe in seinem gehässigen Systeme beharrt. Der General Cubieres habe im Rath der Krone gesessen, und darum müsse seine Bestrafung noch erxémplarischer sein. Was Herrn Teste betreffe, #0 habe er (der Redner), nahbem, was vorgegangen sei, wirklich fast den Muth nicht, den Herren Pairs von demselben zu sprechen. Aber gegen Parmentier solle die Hand der Justiz si {wer fühlbar machen, gegen diesen Menschen, dessen Schändlichkeit jede Theilnahme unmöglich mache, diesen gemeinen Denunzianten, Es begreife sih, wenn Jemand aus Patriotismus zum Dénunzianten werde, dann gehorche man einem Pslicht- efühle. Aber alle Schritte Parmentier's seien blos von der Habsucht, von chmuziger Habsucht geleitet gewesen. Pellapra möge in der Verbannung wissen, daß das Gesey auch noch sein entehrtes Greisenalter erreichen könne. Schlimme Gerüchte, für das Land zumal schlimme Gerüchte seien in Úm- lauf gesezt worden, Man habe gesagt, das Gese - gewähre nicht allen Bürgern einen gleichen Schug. Aber niemals, als eben jeyt, sei die Gleichheit vor den Geseyen in glänzenderem Lichte erschienen. Man sage, die Bestechung überfluthe Alles, die Pflicht werde der Verehrung des Geldes hingeopfert. Dieser mit der getwi]- senhaftesten Sorgfalt eingeleitete und geführte Prozeß, die langen Nachforschungen, die er veranlaßt habe, gäben die Antwort auf diesen Vorwurf. ie im Finanzministerium angestellten Nachforschungen hätten gezeigt, daß dort Männer von sleckenloser Reinheit und unantastbarer Un- eigennüßigkeit sieu, Die öffentliche Meinung sei empfindlicher geworden, man müsse sich dazu Glück wünschen. Ehemals sei sie zu gleichgültig ge- wesen, jeßt übertreibe sie aber das Uebel, Seit 1830 ien kecke Heraus- forderungen dur die Parteien gegen die Regierung geschleudert worden. Der Pairshof habe stets seine Ruhe und seine Mäßigung behauptet. Dies gäbe ihm auch die Ueberzeugung, daß er durch seinen Urtheilsspruch eín roßes Beispiel geben werde. Der Vertheidiger des Generals Cubieres, Herr Baroche, hat nun das Wort. * Nach den eingetretenen Umständen, nah der furchtbaren Katastrophe von gestern Abend, sei er in lebhaftester Gemüthsbewegungz er brauche deshalb nicht erst sich zu entschul- digen, habe aber alle Mühe, seine Gedanken fest und ruhig zu sammenzufassen. General Cubieres habe die Wahrheit gesagt, wie er sie gewußtz erx habe den Herren Pairs dargelegt, wie er durch seine Un- erfahrenheit sich habe fortreißen lassen. Er (der Redner) habe nicht ge- glaubt, die Ehre eines Mannes vertheidigen zu müssen, der in der Armee einen ausgezeichneten Plaß einnehme. Er habe geglaubt, die Haltung dieses Mannes würde die strenge Sprache des Herrn General-Prokürators mildern. Es sci nicht rihtig, zu sagen, General Cubieres sei der Urheber der Bestechung, derselbe habe den Gedanken dazu gefaßt und entwickelt. Er sei nur durch einen fatalen Einfluß getrieben worden, ein Jnteresse zu vertreten, das nicht das seinige gewesen. Parmentier habe die Juitiative ergriffen, der sei der Anstifter, Pellapra, dem man auch sein Theil zu- fommen lassen müsse, habe den Keim zur Bestehung in das Herz des Ge- nerals gelegt. General Cubieres sci nur ein Werkzeug gewesen, das man gemißbraucht. Er sei der Betrogene und das Opfer, Er wollte nicht Denunziant sein, und Parmentier habe diese Rolle übernommen. Auf diesen fielen der Schmerz und die Thränen dreier Familien zurück, Ja, General Cubieres sei der Betrogene und das Opfer, aber er sei nicht schuldig. Allerdings sei es ein Fehler seinerseits gewesen, daß er den Einflüsterungen Gehör gegeben; aber ob nicht mildernde Um- stände vorhanden seien? Das Verlangen an sich sei ein gerechtes gewesen habe er sich nicht irren können über die Mittel zum Erfolge? Der General Cubieres sei bei der Sache kaum betheiligtz er habe gar die Bahn nicht geahnt, in die man ihn verleitet. General Cubieres habe einen Fehler be- gangen, aber er, der vor furzem noch mit erhobenem Haupte gesprochen, sei nun genöthigt, vor Parmentier sich zu beugen. Ob man G eine härtere Strafe als diese erfinden könne? Der Vertheidiger entwirft eine historische Skizze der Sache und kömmt dann auf die 45 Dienstjahre des General Cubieres zu sprehen, Er erinnert an eine glänzende Waffenthat desselben in der Schlacht von Quatre Bras im Jahre 1815. An der Spiye seines Regiments stürzte der junge Oberst sih auf den Feind, erhielt 11 Säbel- hiebe und fiel unter sein todtes Pferd, Er windet si aber wieder hervor, und die Engländer, die ihn leicht auf 30 Schritte erschießen konnten, lassen ihn, voll Bewunderung seines Muthes, hinweggehen. Er entfernt si, in- dem er vor dem Feinde salutirt, (Postschluß.) Die Deputirten-Kammer seßte die Verhandlung des Bud= gets fort. Großbritanien und Irland.

London, 12. Juli. Die ostindishe Compagnie gab vorgestern in der London Tavern Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Waldemar von Preußen ein glänzendes Gastmahl, welchem der preußische Ge= sandte, Herr Bunsen, Lord John Russell, Lord Glenelg, Prinz Lö= wenstein, Graf Aufland, Lord Elphinstone, die Begleiter des Prin= zen, Grafen Oriola und Gröben, und wohl über hundert der reichsten und angesehensten Kaufleute der City beiwohnten. Nachdem bei dem Mahle für die Königin, den Prinzen Albrecht und die übrigen Mit= glieder der Königlichen Familie die üblichen Toaste ausgebracht wa- ren, erhob sich der Präsident der Compagnie, zugleih als Vorsißender des Festes, mit folgenden Worten : „Wir sind mit der Gegenwart eines erlauchten Prinzen, des Prinzen Waldemar von Preußen, beehrt worden, welcher mit dem Soldatengeiste seiner Familie leßthin sich veranlaßt fand , unseren Armeen im Felde sich anzuschließen und mit ihnen die Gefahren und Ehren eines glorreichen Sieges zu theilen. Se. Königl. Hoheit ist aber nicht allein ausgezeichnet durch seinen militairishen Geist; er hat auch aus anderen Gründen Ansprüche auf unsere Achtung, nâm- lih wegen seiner Liebe für die Wissenschaft und wegen seines Stre= bens nah solchen Kenntnissen, welhe den höchsten Rang veredeln und einem Throne selbst Anmuth und Schmuck verleihen, Er hat die Ebeuen Judiens durchwandert, die rauhen Höhen Nepauls er= stiegen und is durch das Himalaya= Gebirge bis an die Gränzen China's gedrungen. Nicht weniger deshalb in Betracht des edlen Geistes, welher ihn ins Feld e und in die Kämpfe desselben verwidelte, als in Betracht seiner Liebe für die Literatur und Wissen= haft, bringe ih jeßt vertrauungsvoll und freudig die Gesundheit Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Waldemar von Preußen aus.“ Nachdem dieser Aufforderung dur einen einstimmigen Toast mit den gebührenden Ehrenbezeugungen Bescheid gethan war, dankte Se. Königl. Hoheit der Prinz in folgenden Worten :

„Mylords und Gentlemen, wenig vertraut mit der englischen Sprache, thut es mir leid, erklären zu müssen, daß ih nur in eini= gen wenigen Worten meine Gefühle des Dankes ausdrüden kann ; sowohl für die sehr shmeichelhafte Rede Jhres Präsidenten und die ausgezeihnete Art und Weise, mit welcher ih von Jhnen heute Abend bewirthet werde, als auch für die gütige , gastlihe und glän- zende Aufnahme, die ich während meines ganzen Aufenthaltes in Indien auf Veranlassung des ehrenwerthen Hofes der Direktoren dort gefunden habe. (Beifall.) Jh kann nicht umhin, bei dieser für mich so erhebenden Gelegenheit zu erwähnen, wie sehr ih er- freut war über das séhr \häpbare Geschenk der zwei Sikh-Kanonen, welche in meiner Gegenwart von der unübertroffenen Tapferkeit der Armee am Sutledsch erobert wurden, und wie über- aus \{hmeichelhaft dasselbe mir war. (Lauter Beifall.) Dies Geschenk wird mix und meiner Familie ewig ein hohshäh- bares Andenken sein. (Beifall. ) Aber, meine Herren, [o stolz ih auch auf diese Zeichen der Achtung , die mir in Jndien und England erwiesen worden sind, so bin ih doch weit entfernt, sie mir allein zuzuschreiben, Jeder meiner Landsleute wird, wie ih weiß, gut und freundlich in-England aufgenommen, und ih betrachte sie deshalb als einen Beweis, N die feu B, ber Freundschaft und Allianz, welche so lange und selbst unter sehr shwie-

und Auszeichnung biu, | Garde is ersciénen.

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rige Umstäitbèn England und eußen verbunden häbén; noch immer dieselben! sind. (Beifall. ) gen diese Bande lange (Beifall), mö= gen sie ewig dauern zum Wohle und zur Stärkung beider Nationen.“ (Lauter und anhaltender Beifall.) i

Der’ Präsident erhob \sich hierauf zum zweiten Mal und eïïn- nerte die Gesellschaft daran, über ‘die Gegenwärtigen nicht die Ab- wesenden zu vergessen. Der Souverain des erlauhten Prinzen habe einen tiefen Eindruck auf das Volk Englands hinterlassen; der pa- triótische König von P stehe in hoher Achtung bei allen de- nen, die sein herablassendes Wesen, seine zahlreihen und weisen Ga- ben zu milden Zwecken, seine Bemühungen kennen, die Wohlfahrt seines Volkes von der Einführung freier Jnstitutionen abhängig zu machen. Deshalb bringe er „die Gesundheit des patrio- tischen Königs von Preußen“ aus. Auf diesen Toast ant- wortete Herr Bunsen in einer längeren sehr beifällig aufgenommenen Rede. Die Gesellschaft trennte sih erst spät, nahdem noch von den Ministern Lord John Russell, Sir John Hobhouse und Lord Auck= land auf die für sie aus gebrachten Toaste geantwortet und Priuz Waldemar von Preußen für den in Judien kommandirenden Öber= Befehlshaber Lord Gough einen Toast in herzlichen Worten ausge= bracht hatte. Auch der Sieger von Alival, Sir Harry Smith, wohnte dem Feste bei,

Jhre Majestät die Königin hielt vorgestern ein Kapitel des Bath-Ordens , dessen Großkreuz sie dem Prinzen Waldemar von Preußen verlieh. Prinz Albrecht als Großmeister und die Ordens- Ritter wohnten der Ceremonie bei. Die Reise der Königin nah Os= borne is bis zum Mittwoch vertagt. Fast das ganze Geschwader Admiral Napier's wird dann zu Spithead versammelt sein,

Das Unterhaus versammelte sich vorgestern Mittag um 12 Uhr. Jm Beginn der Sißung beantragte Lord Joh n Manners cine Additional-Klausel zu der Bill, welche die Navigationsgeseße bis zum 1. März 1848 suspendiren soll; er verlangte nämlich, daß bis zu diesem Zeitpunkte die Versicherungs-Policen für englische mit Ge= traide befrachtete Schisse vom Stempel befreit sein sollen. Der Kanzler der Schaßkammer erklärte sich gegen die Klausel, welche der Antragsteller nach kurzer Diskussion zurückuahm. Das Haus fonstituirte sich darauf zum General-Comité, um die Bill wegen der Rückzahlung der an Jrland vorgeschossenen Geldsummen zu be- rathen, Gegen die Bill sprach insbesondere Lord Clements, der von einer jeden Rückzahlungs=Verpflihtung abstrahirt wissen wollte, doch wurden nah längerer ziemlich heftiger Debatte sämmtliche Klau- seln angenommen.

(B. H.) Jn der heutigen Unterhaus-Sißung kam wenig von Bedeutung vor. Die Debatte betraf hauptsächlih die Bill wegen Regulirung der Verhältnisse von Neu-Seeland, die zum zweitenmal verlesen wurde. Zum drittenmal verlesen und angenommen wurde die Bill wegen fernerer Suspendirung der Schifffahrts=Gesebe.

Vel gten Brüssel, 14. Juli, Der britishe Gesandte am preußischen Hofe, Graf Westmorland, is} gestern auf seiner Reise nah England in Lüttich eingetroffen. ; Der General-Lieutenant Baron Goethals is mit 7560 Fr. pen- sionirt und zugleih zum Großoffizier des Leopold - Ordens ernannt worden.

S weiz.

Kanton Beru. Der Regierungs-Rath hat das Hochschul=- Geseg zu Ende berathen. Jun Bezug auf die Frage, ob sämmtliche unter der alten Verfassung besetzten Lehrstühle der Hochschule neu auszuschréiben und zu beseßen seien, wird beschlossen, das Gutachten dreier Réchtsgelehrten darüber ezuholen, und die Herren Fürsprecher Mathys, Bübberger und Alt -Oberrichter Pequignot mit demselben beauftragt.

Dle

Nom, 5. Juli. (N. K.) Ueber deu Jnhalt des Dekrets we- gen der Munizipal-Verfassung Roms, das Sr. Heiligkeit zur Bestä= tigung vorliegt und bis Mittwoch den 7ten promulgirt werden wird, erfährt man Folgendes: Das Consiglio municipale in Rom besteht aus 100 Deputirten, welche theils adelige, theils nihtadelige Grund= besißer, Gelehrte, Künstler, Kaufleute, Handwerker und Abgeordnete der Geistlichkeit sein sollen. 32 Grundbesißer müssen von Adel sein, und da man von der Ansicht ausgeht, daß die Größe ihres Besiz= thums ihnen ein um so größeres Jnteresse an der besseren Berwaltung der öffentlichen Angelegenheiten einflößen wird, so sollen mindestens 10 von ihnen ein jährliches Einkommen von wenigstens 6000 Scudi von ihrem Grundbesitz oder 12,000 Scudi auf andere Weise genießen, Der grundbesibenden Deputirten von jeder anderen Klasse von Staats= bürgern sollen ebenfalls 32 sein, welche ein jährliches Einkommen von mindestens 2000 Scudi beziehen, Sämmtlihe Grundbesiber missen nothwendig in Rom ansásfig sein, ihr Grundbesiß aber kann in Rom oder im Kirchenstaate liegen. Für die Theilnahme an der dritten, ebenfalls aus 32 Mitgliedern bestehenden Klasse, zu der dié Gelehrten, Kaufleute 2c. gehören, sind folgende Bedingungen féstge- seßt: ein Drittel derselben bilden die Gelehrten und Künstler, und die zu Wählenden müssen entweder Professoren irgend einer wissen= \hastlihen Fakultät oder Mitglieder einer vom Staate anerkannten Akademie sein. Zu dem zweiten Drittel gehören die Kaufleute, welche die zur Theilnahme an der Handelskammer nen Erfor= dernisse rücksihtlich ihres Vermögens haben müssen. Das dritte Drittel bilden die vom industriellen Fache. Die Häupter von derar- tigen Etablissements müssen wenigstens eine Anzahl von 20 Leuten beschäftigen und die Besißer von Botteghen müssen dem Staate jähr= lih eine Taxe von mindestens 10 Scudi zahlen. Die Zahl von 100 Deputirten wird ergänzt durch vier Abgeorduete des geistlichen Stan= des, von denen zwei dur die Wahl Sr. Heiligkeit, zwei aber durch die des Kardinal-Vikars bestimmt werden, Ein Gonfaloniere und 9 Aelteste oder Dekurionen bilden die Magistratura municipale von Rom, und dieses Kollegium übt alle exekutorishen und repräsen- tativen Functionen des Munizipal - Konsiliums aus. Der Gonfa- loniere wird aus dem Adel gewählt, die 9 Dekurionen werden von den drei Klassen ernannt, und zwar von jeder drei. Das Edikt über die National-Garde erwartet man noh heute.

Das Volk if Pius IX. fortwährend volllommen ergeben und ehrt und liebt ihn noh eben so, wie früherhin, Es glaubt nur, ihn wegen „schlechter Umgebung“ beklagen zu müssen. Wenn daher Be- richte in öffentlihen Blättern sih nachtheilig über die Volksstimmung in dieser Rücksicht äußern, wenn sie dem Volke Wankelmuth und Leichtsinu zuschreiben und dies zugleich mit Grassellini's Beispiel be= legen, \o is dies in ersterer RüdcLssicht gänzlih unbegründet, und das zuleßt angeführte Beispiel ist höchst unglücklih gewählt, da Grassellini lhre Ungunst lediglich seinem höchst zweidentigen Bênehmen zuzu=

reiben hat.

Rom, 6. Juli, (N. K.) Das Dekret über die National- Gestern Abend ward von Seiten des Kardi= üal-Staâts=Secretairs mittelst öffentlichen Anschlags bekannt gemacht, daß Se. Heiligkeit den von einer damit beauftragten Kommission

überreidten Plan einer neñên Konstituirung und Erweiterung der

Bürger-Garde in Rom und der Errichtung einer National-Garde" für den’ ganzen Kirchenstaat E und die: folgenden Grundror= men für dieselben anerkannt habe. Die Guardia civica’ wird’ gebildet von allen römischen Bürgern und allen seit 10 Jahren“ auf legale Weile in Rom domizilirten Ausländern vom 21sten bis zum

Jahre. Nur Geistlihe und aktive Militairs sind frei davon. Die Verpflichtung zur Theilnahme umfaßt alle Grundbesißer und‘ Eigen« thümer, Kauf- und Geschäftsleute, Künstler und Handwerker, so wie deren Söhne, die sich noch in der Familie aufhalten und das 21ste Jahr überschritten haben, eben so alle Gelehrte: und Solche, welche öffentlihe oder Privatposten bekleiden. Ausgeschlossen! davon sind aber Leute der dienenden Klasse, Handarbeiter, Tagelöhner 2. Eben so sind unfähig alle diejenigen, welche si dur! einen sittliche Makel oder anerfannten Mangel an Anhänglichkeit an die päpstliche Regierung des öffentlichen Vertrauens" unwürdig gemacht ha- ben. Körperliche zeitige oder fortwährende Unfähigkeit muß durch die üblichen Zeugnisse belegt werden. Die Bürgergarde besteht aus 14 Bataillonen, indem die sämmtlichen Bewohner einer der 14 Rionen Roms eine dieser Abtheilungen bilden. Für jeden Rione is von Governo eine Deputation von einigen rehtlihen und fähigen Bür= gern ernaunt, welche sofort-die Listen der sämmtlichen Verpflichteten nah den obigen Bedingungen auszuführen haben. Diese Listen ha- ben definitive Gültigkeit, da die Beweise der Befreiung von der Ver= pflichtung von der oberen Behörde bestätigt sein müssen. Ganz in der Kürze wird eine Spezial-Verordnung über die vollständige Orga=- nisation der Bürgergarde erscheinen. Nach denselben Normen werden auch die nöthigen Jrístructionen für die Errichtung der Nationalgarde in den Provinzen abgefaßt sein. Kaum war der Anschlag dieser Notification erfolgt, so verbreitete sich allgemeiner Jubel dur ganz Romsz alle Besorgnisse waren wie mit einem Zauberschlage verschwun- den. Alle Sivalen wurden festlih beleuchtet, Fackelzüge strömten singend und jauchzend dur die Straßen, und Alles löste ih auf in ein tausendstimmiges „Evviva Pio IX,!“ (Die Allg. Ztg. jagt in ihrem Berichte über diese Angelegenheit: „Als die Bekannt= machung an dem Palast der Dataria angeschlagen wurde, entstand sofort großer Jubel. Die Menge eilte nach dem Quirinal, ehrte aber augenblicklich in aller Stille zurück, als zwei Personen ihr mit- theilten, der Papst sei niht ganz wohl und wünsche Ruhe.)

Zwischen dem päpstlichen Stuhle und der sardinishen- Regierung ist am 3ten d. ein Handelsvertrag abgeschlossen worden.

Am vorigen Donnerstag wollten die Jesuiten in Rom im Kolle= gium Romanum eine besondere Akademie „zu Ehren Pius 1X.“ halten. Sie hatten bereits große Vorbereitungen getroffen, eine beträchtlihe Summe durch Sammlung von Spenden der Schüler und Studenten dazu zusammengebraht und vier Musikbanden ge=- miethet, um auf freien Orchestern auf dem Plate den Abend mit Konzert und JZllumination hinzubringen, als sie Tages vorher vom Governo die Ordre erhielten, die Ausführung zu unterlassen, da nach eingegangener Kundschaft mißliebige D entoustectivaná von Seiten des Volks zu erwarten seien.

Der Kardinal Lambruscini i} vor wenigen Tagen des Nachts von Rom abgereist.

Neapel, 3. Juli. (A. Z,) Die Mehrzahl der calabresischen Räuber is eingefangen und die öffentlihe Ruhe und Sicherheit mt ferner gestört worden, Die trefflih organisirte Gendarmerie soll ohne weitere Beihülfe die Sache beendigt haben.

Am 30, Juni fand die sechste Ziehung neapolitanisher Renten behufs der allmäligen Umwandlung der 5 proz. Renten in 4proz. und die Verbrennung eines nicht unbedeutenden Theiles eingelöster Staats- papiere statt.

Seit aht Tagen ziehen fortdauernd Gewitter aus Süd - West über Stadt und Land, begleitet von heftigen Regengüssen, wie man dergleichen Ende Juni und Anfang Juli uur ausnahmsweise kenut. Bis jeßt ist von süd-italienishec Sommergluth noch wenig zu fühlen gewesen. So günstig die Getraide- Aerndte überall im Königreiche ausgefallen, so wenig ist man mit dem Ertrag der Oliven zufrieden, welche in einzelnen Distrikten ganz mißrathen sein sollen.

alermo, s. Juli, (D. A. Z.) Am 2. Juli trafen vier

französische Dampfschiffe hier ein und kündigten die Ankunft der Flotte unter dem Befehl des Prinzen von Joinville an. Am 3ten liefen die Dampfschiffe wieder aus und brachten gesteren drei Linienschiffe, denen heute noch drei folgten, \o liegen nun zehn fremde Kriegsschiffe auf der hiesigen Rhede, und diese Gäste werden nicht wenig zu dem Glanze und der Fröhlichkeit des bevorstehendèn Rosalien-Festes beitragen. Der Prinz von Joinville stieg sogleih nah seiner Ankunft ans Land und begab sich zu einem kurzen Besuche der Königlichen Familie nach dem Palaste, worauf ex sich wieder einscifte. :

Griechenland.

Ancona, 4. Juli. (A. Z.) Berichte aus Athen bringen die Nachricht, daß am 25, Juni mit dem Dampfboot „Vulkan“ ein außerordentliher Courier aus Wien mit Depeschen für den öster= reihisheu Gesandten, Herrn von Prokesch, daselbst eingetroffen war. Die Depeschen waren vom 18, Juni datirt und betrafen ohne Zwei= fel die von Oesterreich übernommene Vermittelung zwischen den Höfen von Stambul und Athen. Ueber ihren Jnhalt hatte noch nihts ver= lautet; man vermuthete jedoch, daß derselbe mit den früheren Com= municationen aus Wien vollkommen übereinstimme. Jedenfalls dürfte der endlie Vorschlag oder das Komplement zum früheren Vorschlag bereits in Athen sein, und der Umstand, daß der „Vulkan“ im Pi- räeus bleibt, deutet auf seine Bestimmung, die Fahrt nah Konstan= tinopel fortzuseßen. Nach Mittheilungen aus lebtgenannter Stadt hatte die Pforte die Vorschläge ODesterreihs angenommen, so daß, wenn neue Schwierigkeiten in der Sache entstehen sollten, dies nur in Athen sich ereignen könnte, was nicht zu erwarten steht.

Der Ministér Kolettis hatte am Tage vor Abgang der lebten

os 26. Juni an Herrn Lyons eine Note gerichtet, worin der britische Gesandte ersuht wird, bei den englishen Konsuln än dér westgriechishen und der benachbarten türkischen Küste, namentlich in Janina, Prevesa 2c. dahin zu wirken, daß sie weder direkt noch in- direkt gegen Grivas und Genossen irgend eine Art von Konnivenz sih erlauben, vielmehr so viel wie möglih den Rüdsichten nahkom- men, die Großbritanien als Shußmacht Griechenlands der griechischen Regierung und der Aufrechthaltung der Ruhe im Junern des König- reihs gewiß nicht versagen werde. Eben so wird an Herrn Lyons das Ansuchen um seine Verwendung bei dem Lord - Ober - Commissair zu demselben Zwedl gestellt, was um \o dringender zu sein scheint als es ausgemacht f daß ein Aufstand in Westgriehenland nur dur die Verbindungen mit den jonischen Jnseln, vorzüglich mit Santa Maura, einige Wichtigkeit erlangen könnte. Man wandte sid nit ohne Hoffnung auf Erfolg an Herrn Lyons, nicht, daß man glaubte, seine. Gesinnungen gegen Griechenland hätten si wesentlich geändert, son= dern weil man darauf baut, ja zum Theil die Ueberzeugung erlangt hat, daß die freundlihen Schritte, welche das St. per E Ka- binett zu Griechenlands Gunsten in Landes gethen: eine Sib ee oliti . der von S bisher befolgten P 3 M c

j : ti ar es gelungen, die Durch die Umtriebe der Opposition w abe der Kaiser Nikolaus das

¡n Griehénland zu verbreiten, als habe er He Wohlwo en, ‘das-av von jeher den Griechen angedeihen ließ, in der-