1847 / 201 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

fürstlicher Macht beruht. Niemals wird b auch Eines Constitutionalismus, „der König nicht“, eine Wahrheit werden. je verschiedenartig denn

Man gehe nun weiter und frage {%/ werde! ‘Was s die Ver- in jenen constitutionellen Staaten res E

„con! e land, und was ist sie in Deutsch= in En ; ; ; antwortlihkeit der Minister S; h ; E 2 Sind bei uns in der That die Mi-

land! Was kann sie uns sein? ; E in d Iönigt nister weniger verantwortlih, und liegt nicht in dem Königthume D ts{lands und Preußens gerade die Eine Seite des Richterthums, dée | Jy es ‘el fräftiger und wahrer vertreten wird, als in irgend einem ER Lande? Aber man will die Verantwortlichkeit vor den Stan- den. Die Oeffentlichkeit und Nachweisung ihrer Handlungen wird peiy der preußischen Regierung niemals gescheut werden; die mora- lische Verantwortlichkeit der Handlungen der Minister, ja die poli= an Verantwortlichkeit ist shon in der That vorhanden, sic kann nie ausbleiben, wo die Regierung den Ständen das G E E recht gewährt hat. Versteht man aber darunter eine bloße Dele r lhfeit vor der sogenannten Majorität der Stände, ein Richter- amt der Stände über die Minister, so is dies allerdings eine staats- rechtliche Form, die uur da einen Sinn hat, wo lde Punkt für organisirt is. Dies scheint überhaupt der wesentlihe Punkt für die Zukunft werden zu sollen, der wesentliche Punkt, um den sich der Li- beralismus dreht, Spaltungen, Trenuungen in Majoritäten und Mi- noritäten des Landes herbeizuführen, die dann alle jene Uebel mit sich bringen müssen, die wir im Gefolge derselben in Frankreich und selbst in England erblicken. Regiert die Majorität, \o regiert das König= thum nicht, beseßt die Majorität das Ministerium, so herrsht das stets wecselnde Prinzip einer vagen öffentlihen Meinung, einer Mei- nung, die wieder in sehr wesentlichen Punkten, in Kirchen-, Justiz=, Verwaltungssachen abweihender Meinung sein fann, welche aber mit der Majorität die Stellen des Staates einnimmt, Hierin liegt aller- dings der Kardinal - Unterschied der constitutionellen Verfassungen Frankreihs und Englauds von den deutschen Verfassungen, der we- fentliche Unterschied des constitutionellen und deutshen Königthums ; der wesentliche Unterschied der constitutionellen und der deutschen Re-= gierungen, Aber wo sind unsere Whigs und Tories, unsere Konser- vativen und Liberalen, wo ist unsere Rechte und Linke? Haben Par= teien eine geschichtliche Begründung in unseren ständischen Fragen? Haben sie sich in Preußen gezeigt? Einzelne Meinungen sind keine Parteien, Ansichten bilden noch keine Geschihte. Noch regiert das

Königthum, unsere Repräsentation is die Standschaft. .

Wir stimmen darin mit der Deutschen Zeitung überein und glauben hierin auch die Majorität des preußischen Volks vertreten zu können, daß die altständischen Rechte der einzelnen Provinzen und Landestheile unwiederbringlich verloren sind, wenn man darunter alle die einzelnen seit dem 14ten und 15ten Jahrhundert brieflih und ur- kundlich verzeichneten Rechte versteht, deren eigenthümliher Ausdruck sich gar niht mehr mit dem jeßigen Staatsleben vertragen kann ; das Recht, „Huldigung und Gehorsam an die Bestätigung und Ein- haltung der provinziellen Freiheiten zu knüpfen u. #. w.“; uur von einer Regeneration dieser „unentwickelten und wilden Keime des jeßi- gen Rechts“, wie sie die Deutsche Zeitung nennt, konnte in den provinzialständischen Geseßen von 1823 die Rede sein, nur um die geistige Wiederbelebung altdeutscher ständisher Rechte kann es sich handeln, Das Große und Gute aber, das wir inzwischen errungen haben, die geordnete Verwaltung, die Einheit des Landes, das Aus- löschen der “alten Parteien und Gegensäße unter dem starken und kräftigen Königthume wollen wir deshalb nicht leichtsinn'g aufopfern. Das Programm der preußischen Verfassung aller preußischen Patente is und muß sein, das Gute, das wir haben, nicht zu verlieren, das nicht aufzugeben, was uns stark macht, und deshalb bedächtig und ruhig auch die neuen Entwikelungen unseres anderweitigen Stagts- lebens zu beginnen. Wir können etwas Eigenthümliches in Anspruch v wir M dies thun, wenn unsere und die deutshe Ge= schichte vereint sein soll.

__ Wenn also der Constitutionalismus Englands und Frankreichs für uns nicht der Ausdruck des nationalen politischen Lebens ist, weil wir andere ständische Grundlagen, eine andere Organisation unserer Verwaltung, ein persönlich regierendes Königthum haben, so wird auch unsere ständische Verfassung eine ganz andere sein müssen. Nur das, was eine Wahrheit werden kaun, wünscheu wir als Geseß, daher nicht das Göbenbild eines gemachten, aber papierenen constitutionellen Rechts, sondern eine vernünftige , heilsame ständische Freiheit und kräftiges Königthum, Das Räthsel ist, Beides zu vereinen, ohne das Geschick Preußens auf das Spiel zu seßen; zu erhalten, was wir haben, und neu hinzuzufügen, was unserem und dem deutshen Jn-

herrscht, aber er regiert

genden Wände und Schranken gefallen, die anstoßenden Bauten wegge- räumt sind: schon jeßt aber kann man mit voller Sicherheit über den Effekt urtheilen, wenn man vom Flusse oder vom jenseitigen Ufer in Lambeth aus dies mächtige wundervolle Bauwerk sich erheben sieht, der Fuß von der brei- ten Themse bespült, die 900 Fuß lange Façade mit ihren ruhigen Linien den Eindruck seltener Großartigkeit machend, Thore, Fenster und Wände, Vorsprünge und Nischen mit dem reichsten Schmucke, wobei die Skulptur, der Architektur und ihren Zwecken weise sich unterordnend, die wesentlichste Hülfe geleistet hatz Spißsäulchen und Thürmchen dem Dache die anmuthigste Zierde verleihend, während die großen Thürme , unter denen der Victoria- Thurm die Höhe von 346 Fuß erreichen soll, schon emporragen uud nach ihrer Vollendung, durch Unterbrehung der bis jegt vielleicht zu sehr vor- S D und Catina größerer Mannigfaltigkeit in den G ; L jenigen »recher i natürlió (eb nod mange {luß zu geben versprechen, der ihm s ift nicht meine Absicht, eine eigentlihe Schilderung des Geb zu versuchen, über welches ih \chon an Aan Orte ge Ee Kunstblatt, 18416, Nr. 58, 59) nach dem Stande, in welchem ih es zulegt im September vorigen Jahres, sah, berichtet habe. Seitdem ist viel ge- schehen, namentlih für das Jnnere und den großen Thurm. Diese neuen Arbeiten und die theilweise Vollendung einzelner Räume ver- anlassen mich, aus dem obenerwähnten Aufsaze des londoner Kunst- Journals einen Theil der Beschreibung des Jnnern herauszuheben : diese Beschreibung is treu und anschaulich und läßt, wie der Anlage im Ganzen, so der Ausführung im Detail, ihr Recht wiederfahren. „Wir stchen in der Vorhalle zum Hause der Lords, deren Decoration in dem glücklichsten Geiste poetischer Wahrheit erdacht ist. Linien von schwarzem Mar- mor theilen den ganzen Raum in Quadrate, welche durch abwechselnde Reihen von rothen und blauen verglasten Ziegeln mit dem Anfangs-Buchstaben des Namens der Königin (V. R.) oder dem Königlichen Löwen gebildet wer- den, in der Mitte auf einem von einem strahlenden Stern umgebenen rau- tenfórmigen Schilde (Losange, die Form des Frauenwappens) von geglät- tetem Erz die zweifarbige Rose, das bekannte Symbol der stolzen Tudors ur Erinnerung an die Zeit, deren Architektur wir hier in allem ihrem eichthum vor uns sehen, Die Königliche Devise ist überall angebracht. Die Dee glänzt în der vollen Pracht der schön geschnißten und vergolde- ten niederhängenden Zapfen (Pendants)z vergoldete Bierede zeigen die nationalen Embleme mit zierlichen farbigen Einfassungen, während die auf den Seiten aus den Strebepfeilern au eigenden Gurten auf Kragsteinen ruhen, welche zu E it in Brustbildern mit Wappenschildern ge- formt sind, von dem Hosenbande umschlungen und mit dem V, k, bezeich- net, Das Licht fällt durch die reichen farbigen Fenster ein, in denen die Wappen der zum ersten Parlament berufenen Pairs ena diese sicht man auch in ihrem ganzen Farbenreihthum an den Wänden, Drei tief zurücktretendé Thüren, zu verschiedenen Theilen des Gebäudes führend, zei- gen dieselbe architektonishe Decoration: die anstoßende Wand und die Fül-

ei uns die Anforderung ;

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E de enes S L E Eta ——. e

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teresse zuträglih erscheint. Nicht in wörtlicher „Gleichheit der Ver- fassungsformen““ liegt die deutsche Einheit sonst wären die freien Städte unverträglih mit unserer Nationalität sondern in der Versöhnung unserer oft auseinandergehenden Jnteressen, in der Ver- einigung unserer Kräfte und in der Erhaltung unserer Macht!

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. (N. K.) Nachrichten aus Brückenau zufolge, erfreut sich Se. Majestät der König des besten Wohlseins und gedachte am 3. August nah Aschaffenburg zu reisen, um von dort 0, wie man glaubt, auf einige Tage sich nach der Pfalz zu be- geben.

Der Kommandant von Würzburg, General - Major von Heßen=- dorf, ist zum Wirklichen General ernannt worden. j

Die Einführung der Waffenröcke in der bayerischen Armee is nun- mehr beschlossen, do soll vorläufig, um deren Zweckmäßigkeit zu prüfen, eine Compagnie in jedem Regiment" damit versehen werden. S Der A schaff. Ztg. wird aus München vom 15. Juli geschrieben : ,„„Der Nuntius des heiligen Stuhls hat so eben unsere Stadt und Bayern verlassen, da er durch ein Schreiben Sr. Heiligkeit nah Rom beru-= sen worden is, Hiernach is die Angabe der Allg. Sa, als habe Monsignor Morichini eine bloße Urlaubsreise angetreten, zu berichti- gen. Ob unsere Hoffnung, den Prälaten bald wieder hier zu sehen, in Erfüllung gehen werde, is sehr zu bezweifeln, da er, aller Wahr- scheinlihkeit nah , eine anderweitige Bestimmung in Rom erhalten wird, indem das rauhe und veränderlihe Klima Münchens der Ge- sundheit des Herrn Nuntius nichk zusagt. Die Nuntiaturgeschäfte werden daher für jeßt von dem Auditor der Nuntiatur versehen.“

Königreich Sachsen. Der Central-Vorstand des Gustav- Adolph-Vereins in Leipzig hat ein Rundschreiben an alle deutsche Hauptvereine erlassen und darin die verschiedenen ihm zugekommenen Ansichten über die Ausschließung des Dr. Rupp zusammengestellt, Der Verein zählt jeßt in Deutschland 41 Hauptvereine und 299

Zweigvereine.

Königreich Hannover. (Mgdb. Ztg.) Bisher entstan- den häufig Differenzen und Ungewißheit darüber, in welcher Sprache der Schulunterricht in einigen Ortschaften der an Holland gränzendeu Grafschaft Bentheim zu ertheilen sei. Durch eine \o eben erschienene Bekanntmachung der Landdrostei Osnabrück ist nun verfügt, daß dort der Unterricht überall in deutscher Sprache gegeben werden solle. Nur ausnahmsweise und nah besonderer Anordnung des Ober - Kir= chenraths fann neben der deutschen Sprache noch in einigen Schulen in holländischer Sprache unterrichtet werden. | i

__ Königreich Württemberg. Au 16. Juli versammelte sih in Stuttgart die Druck-Kommission der Kammer der Abgeordne= ten, um nah dem ihr von der leßten Versammlung gewordenen Auf= trage über künftige Beschleunigung des Drus der ständischen Proto- folle zu berathen. S

Großherzogthum Hessen und bei Nhein. Es bil- den sih hier fortwährend neue Turnvereine bis in die nördlichen Theile des Landes hinguf, und seit kurzem auch auf den Dörfern.

Das Zerwürfniß, welches seit längerer Zeit unter den heidel- berger Bürgern besteht und ursprüng!ich politischen Ursprungs ist, hat sich in der lebten Zeit immer mehr gesteigert, und die verschiedenen Zwistigkeiten werden nicht nur in dem dortigen Journal, sondern auch in anderen badenshen Blättern verhandelt.

_ Fürstenthum Neuß - Lobenstein. (D. A. Z.) Sämmt= liche Landgemeinden des Fürstenthums Lobenstein haben am Tage des 25 jährigen Regierungsjubiläums des Fürsten am 10, Juli ihren Dank und ihre Glückwünsche in einer Erklärung ausgesprochen, in der es unter Auderem heißt: „Zum unterthänmgsten und innigsten Danke fühlen wir uns verpflichtet für die 25 jährige gerechte, weise und milde Regierung unsers durchlauchtigsten Fürsten, die seinem Ge- dächtuisse ein bleibendes Denkmal in unseren Herzen seßt; zum Dauk für die mancherlei zweckmäßigen Verbesserungen in deu Kirchen und Schulen des Landes, in der Rechtspflege und Verwaltung des Ge- meindewesens durch weise Geseße und Verordnungen z zum herzlichsten Dank für die vielen fürstlichen Gnadengeschenke und Erlasse von Ab- gaben, so we die Ablösung der Trift, Frohndienste und anderer La- sten und ganz vorzüglich für die großartigen Unterstüßungen zur Milderung der Noth in jeziger bedrängter Zeit, wodurch viele tau- send Thränen in unseren Gemeinden sind getrocknet , viele bange Seufzer armer Familien sind gestillt worden.“ :

Tamm

lungen fleiner Spigbogen sind mit dem Wappen des Vereinigten König- reichs und denen der sechs Geschlechter blasonirt, welche das Scepter ge- führt haben, Die Architektur, durch mannigfaltige polychromische Decoration unterstüßt, und auf allen Seiten die ritterlichen, historischen, königlichen Svmbole einer kräftigen Zeit, großer Bewegung und edler Geschlechter zur

Schau tragend, scheint hier ihre vielartigen Hülfsmittel aufzubieten, um auf |

die noch unendlich großartigeren folgenden Theile vorzubereiten, Die Süd- thür, welche in den Saal der Lords führt, is ein wahres Juwel in Hinsicht auf die dem architeftonislhen Charakter treubleibende Zeichnung, wie die Trefflichkeit der Ausführung, Die beiden Thürflügel, aus Erz bestehend, sind durch Pfosten getrennt und von Bogen durchbrochen, welche verzierte Quatrefeuilles in den Een haben, Auf diesen sind die Rose, das Klee- blatt (Shamrock) und die Distel (für England, Jrland und Schottland) nebst der Königskrone in Zwischenräumen angebrachtz auf einer breiten Bronceleiste sodann, welche jede Thür theilt, das Dien et mon droit, welches hier neben den übrigen Accessorien an geeigne:er Stelle erscheint, die Verbindung der beiden gk07 ßen Gewalten, der Königlichen und der geseßgebenden, anzudeuten. Oeffnen sich die Thüren, so tritt man in das halbdunkle Vestibulum mit reihen Sammet- drapericen: einen Schritt weiter, und man is im Hause der Lords, vor den Schranken gegenüber dem Throne. Wir glauben nicht zu irren, indem wir diesen Raum für den \{chönsten Palastsaal mittelalterlicher Architektur in Europa erklären. Der Saal zeigt das, was jedes Bauwerk von geschicht- lichem Charakter fundgeben sollte: die Vereinigung der Symmetrie der Form mit geeignetem aber nicht überladenem Reichthum der Decoration und einer Eigenthümlichkeit des Details, welche überall den nationalen Zweck des Gebäudes symbolisirend ausspricht. Auf eine Länge von 90 Fuß kommen 45 Fuß Breite und eben \o viel Höhe. Die Dee theilen massive mit Ein- fassungen verschene Balken in rautenförmige Quadrate: der Grund cin ge- sättigtes Blau, mit Noth und Gold eingesaßt, mit den Königlichen Mono- grammen und Abzeichen (cognizances), mit Emblemen der souverainen und exefutiven Gewalt und religiösen Symbolen, alle vortrefflich ausgeführt und mit einrahmenden Leisten von burnirtem Golde. Wo die Balken einander kreuzen, stellen die massiven Hängezapfen Kronen dar, zwischen denen Ketten mit vergoldeten Rosen si hinziehen. Die Art der Ausmalung ist sehr geshmackvoll : die hervorspringenden Theile der Einfassungen sind ver- goldet, die zurücktretenden Theile haben gelbe Färbung, wodurh ein an- muthiges Lichtspiel bewirkt wird, ohne dem Auge durch grelle Umrisse oder bunte Malerei lästig zu werden, Die östliche und westliche Wand haben je sechs Fenster, welche aus farbigem Glase bestehen sollen, in der Weise, daß die weißen Lichter von den großen Figuren ausgehen werden, die so in farbige glühende Lokal - Tinten gefaßt erscheinen, Die Pfeiler zwischen

den Fenstern haben Nischen, von Baldachinen überragt, welche die Erz- Statuen der Barone der Magna Charta aufnehmen werden, von denen jeßt zwei Modelle, von Mr. Thomas, zur Probe aufgestellt sind. An den beiden schmalen Wänden des Saales finden sich je drei zurücktretende

Bogenwölbungen, deren Räume zu Freskomalereien benußt werden in der

Oesterreichische Monarchie.

Von der galizischen Gránze, 14. Juli. (A. Z.) Der Polen =- Prozeß im Königreich Galizien is beendigt, und die Urtheile der Gerichte sind von den höchsten Justanzen bestätigt und zum Voll- zug bereits abgegangen. Von den Untersuchten sind wegen begange- nen Mords drei (darunter der Mörder des Bürgermeisters von Tar- now ) zum Tode, die übrigen gegen zweihundert an der Zahl zum Kerker verurtheilt worden. Die Dauer der Strafzeit stuft sich nah den Kategorieen der Strafbarkeit vom lebenslänglichen bis zum einjährigen Kerker ab. Die Todesurtheile werden wahrscheinlich in diesem Aubenblick bereits in Lemberg vollstreckt sein. :

i Der neue Gouverneur von Galizilien, Graf Stadion, is bereits in Galizien eingetroffen; von der Umsicht und Energie dieses Staats= mannes, der sih hon in Triest die wärmste Anerkennung erworben hat , hofft man allgemein die besten Erfolge. i

__ In Bezug auf die dur den gegenwärtigen Nothstand herbei- geführte bedeutende Sterblichkeit in den Gebirgsdörfern ergiebt \ich aus den Pfarrmatrikeln, daß in 8 Pfarren im ersten Semester 1846 zusammen 1214, im ersten Semester des laufenden Jahres 3188 Sterbefälle vorkamen, ungezählt alle diejenigen, welche in den Matri- keln nicht vorkommen, und welhe man auf ein Viertheil der Einge= tragenen veranschlagen kann. Im Juni 1846 ergaben sich insbeson= dere in der Pfarre Saybusch 22 Todesfälle, im Juni 1847 betrugen dieselben 336, also das 15fache, und es ift leider der Hunger und das Elend, woran die überwiegende Anzahl zu Grunde geht. Man hofft von der nun eingetretenen besseren Witterung und der bevor- stehenden Aerndte, die allem Anschein nah sehr gut ausfallen wird, es werde die Sterblichkeit nachlassen und die Preise sämmtlicher Le- bensmittel sinken. Jn den galizischen und s{chlesis{chen Gebirgsdörfern, längs der ungariscen Gränze, herrscht das Nervenfieber, und auch in das Junnere des Landes und der Städte hat sich dasselbe verbreitet. Von der Regierung geschieht das Möglichste zur Hebung des Noth E ]standes, Verpflegung und Unterbringung der Kranken, allein es über= steigt die Gränzen der Möglichkeit, überall und nell zu helfen.

Jn Teschen und Bieliz, an dem Scheidepunkte des deutschen Lebens und der deutschen Sitte, bestehen Liedertafeln, und hier wie in dem Herzen von Deutschland ertönt frish und innig das deutsche Lied. Die Liedertafe!n von Bieliß, Teschen und preußisch Pleß ver= einigen sich zu einem Sängerfeste, Gewiß befestigen in einem fast \lawischen Lande diese Liedertafeln deutsche Sprache und deutsche Ge= sinnungen. Die Ur-Bewohner von Schlesien waren doch geschichtlich erwiesen Deutsche.

Jn den nächsten Kreisen Galiziens i die Heu-Aerndte, wie man veruimmt, ziemlich mittelmäßig ausgefallen; um so reichlicher soll die Getraide - Aerndte zu werden versprechen. Wegen Mangels an Ar= beitern war man auf Dominikalgründen in einiger Verlegenheit.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 15. Juli. Auf der linken Flanke der kaukasischen Linie machten vom 27. Mai bis zum 10, Juni die Berg bewohner nur einzelne räuberishe Einfälle. 5

„Am 2, Juni“, sagen die Berichte vom dortigen Kriegsschauplaß, „fam eine starke Schaar von Tschetschenzen in die kasikumvksche Ebene herab in die Gegend von Koschkelda und eine andere nah Naim - Berda, Beide wurden mit bedeutendem Verlust in die Flucht geschlagen durch die Detaschements des Oberst Forsten, der die Truppen in der Festung Kurinsk befehligte, und des Commandeurs vom 27sten donschen Regiment, Oberst Lieutenants Antonoff. Auf der lesginischen Cordon - Linie hatte Daniel Bek seine Pläne zu verstecken gewußt und plöylich am 16. Mai in der Morgendämmerung Elissa beseßt. Gleichzeitig hatten sich andere Hau- fen in den oberen Defilcs von Muchahy und Belokansk gezeigt. Der General - Lieutenant Schwarz, der das 2te und âte Bataillon des tiflis\hen Jäger - Regiments, das Ate des minarelischen Regi- ments, ein Sappeur - Kommando und 2 Berggeschüße nebst einem Theile der Miliz unter sich hatte, nahm eine centrale Stellung in Muchacho. Nach= dem er die bis hierher gedrungenen Haufen geworfen und hier 2 Compag- nieen Fußvolk zurückgelassen hatte, eilte er am 17ten nach dem belokansfi- schen Distrikt, wo sich das 4te Bataillon des tiflis|chen Jäger - Regiments mit seinem Detaschement vereinigte, Er traf auf den Feind beim Aul Ka- tahsk, und troy der vom Feinde genommenen unzugänglichen Position, troß der starken Zahl und Erbitterung des Feindes , _\chlug er die Bergbe= wohner nach 4stündigem hartnäckigen Kampfe völlig aufs Haupt. Die Näuber- \chaaren ließen 60 Leichname aufdem Plage, die größtentheils von Bajonetstichen durhbohrt waren. Von unserer Seite wurden getödtet; 1 Stabs-Offizier und 19 Gemeinez verwundet 42 Mann, fast alle durch den Kinshal und die Pike. Dieser entscheidende Schlag beruhigte den belokanskischen Kreis, wo sich schon einige Gährung gezeigt hatte, vollkommen. Am 18. Mai zog der General-Lieutenant Schwarz von Katechy nach Kocham, wo auch

mittleren Nische über dem Throne sieht man bereits Ethelbert's Taufe von Mr. Dce Die Beschreibung des von dem Architekten gezeichneten Thrones , wel- cher zu dem historischen Charakter des Ganzen stimmt, übergehe ich, um einige allgemeinere Bemerkungen anzuschließen. Die neuen Parlamentshâu- ser sind nicht nur ein shônes Gebäude; es kann nicht fehlen, daß sie der einheimischen Kunst Borbild und Sporn sein werden, auf der Bahn fort- zuschreiten, die hier mit dem glänzendsten Erfolge eingeschlagen worden is. Schon jeßt sind die Wirkungen sichtbar, schon jegt werden mehr und mehr Kirchen und Landhäuser in den verschiedenen Gattungen des nationalen St9ls errichtet, und wenn auch gegen manche Manches einzuwenden is, wenn auch Halbverstandenes oder Verfchltes vor- fommt, wenn auch bisweilen Material und Talent nicht in erster Linie ste= hen und man mehr auf den guten Willen als auf die That schen muß: die Gesammtrichtung an sich is dennoch eine erfreuliche. Wie manche de- miüthige Dorfkirche in England macht im Schaiten ihrer shönen alten Bäu= me durch ihre Bauart einen wohlthuenden religiösen Eindruck, während die Madeleine bei all ihrer Pracht doch nur der antike Tempel in heteroge- ner Umgebung is! Bei den Parlamentshäusern aber hat Alles sich zusam-= mengefunden, Vollendetes zu schaffen: Adel des Zweckes, Größe der Mittel, Schönheit der Lage, Genie des Künstlers. Die ganze mächtige Geschichte des Landes entfaltet sich in diesem Steinkoloß vor unseren Augen, Das alte England, mit seinem Feudal - und möuchischen Zeiten, mit seinen Bür- gerkriegen, mit dem Emporwachsen seiner Verfassung und Freiheiten; das neue England mit seiner Weltmacht und seinem Welthandel , mit seiner bürgerlichen Größe und seinem agristokratischen Glanze, sie stehen vor uns da, beide lebendig, beide individaell und beide doch zu einem majestätischen Gan- zen verschmolzen, Von den sächsischen Königen an die Herrscherreihe bis zur Gegenwart, Wappen an Wappen, Levijen neben Devisen, die wohlbe- kannten Wahrzeichen alle, die Planta Genista des Zweiges der Anjou, die weiße, sonnumstrahlte Nose von York, die rothe Nose E Lancaster, die weißrothe und das- Fallgatter der Tudor, die National- Abzeichen der drei Königreiche und Frankreichs Fleurdelis n unermeßlichem Reichthum und dem anmuthigsten Wechsel deen sie die Außenwände, füllen sie dic Blen- den, zieren sie die Vorsprünge, ziehen sie si unter den langen Fensterrei- hen fort, in unabschbarer Reihe. Vie Ausführung des Mauerwerks an sih wie der Ornamenten-Skulptur ist vortrefflich ; die Parlamentshäuser sind für England, was der kölner Dom fur uns 1, eine Verjüngung der alten Bauhütte, eine unvergleichliche Schule der Uebung im Handwerk der na- tionalen Kunst. Wer die künstlerische Vollendung beachtet, womit einzelne schwierige Theile des Baues, z. B. die während meiner Anwesenheit in der Arbeit begriffene , vor kurzem aber vollendete Steindecke des Erdgeschosses des Viktoria-Thurmes, ausgeführt sind, wird vor den englischen Steinmeßer- den Hut abziehen.

Dasjenige aber, wodurch Mr, Barrso sih-den größten Dank erwor- ben und von vornherein gezeigt hat, daß er seine Aufgabe in ihrer wah-

der General-Major Burnaud auf dem durch die schinskishe Schlucht ge- hauenen Wege mit dem 1sten Bataillon des tiflisshen Jäger-Regiments eintraf. Daniel-Bek wartete den Angriff unserer Truppen nicht ab, E aben flüchtete eilig in die Berge, und der General-Major Burnaud zog in Elissa ein. _ Später erlitt Daniel-Bek abermals eine entschiedene Niederlage bei dem Dorfe Tschardachea, was zur Folge hatte, daß die Bergbewohner auf allen Punkten zurückwichen, so daß die Ruhe im d\charo-belokanskischen Bezirke seit dem 26. Mai vollkommen hergestellt war, Am 9, Juni brach der General-Lieutenant Schwarz, um Daniel Bek auch aus seiner Bergveste zu verdrängen, mit dem Detaschement nah dem Flecken Agdam -Tachta auf, wo er jedoch Nachricht erhielt, daß Daniel Bek, nachdem er den Paß Dindi -Dag beseßt und befestigt, am 8. Juni in der Frühe seine Stellung aufgegeben hatte und über den Samurfluß gegangen war. Das Detaschement folgte den Bergbewohnern und fampirte am Ufer des Samur nahe bei dem Dorfe Kalialo. Den 9. Juni räumte Daniel Bek scine Bergveste und ging über den Berg Sarydag. Nachdem am 11, Juni das Detaschement sichere Kunde über den Abzug Daniel Bek’s aus den Bergen von Sarvdag er- halten, zog es in den Flecken Achdam -Tachta hinab und traf am 1lten in Sakataly ein, Jn den übrigen Theilen des Kaukasus kam während dieser Zeit keine militairische Operation von Bedeutung vor.“ E

_ Am 2. Juni hat in Kasan eine Feuersbrunst 165 Wohnhäuser zerstört und 2 Menschenleben gekostet. Der Kaiser beorderte bei der ersten Kunde von diesem Ereiguisse seinen Flügel-Adjutanten Mirbach uach Kasan mit einer Summe von 25,000 Silber-Rubel, um sie un ter die Einwohner zu vertheilen, welhe von dem Brande gelitten haben, und wies auf Vorstellung des Ministers des Junern fernere 21,000 Silber-Rubel an, zur Aushülfe durch zinsenfreie Anleihen für den Wiederaufbau der abgebrannten Wohnungen.

Sanne g

Paris, 17. Juli, Gestern waren die Offiziere und Abgeord= neten der zweiten Legion der pariser Nationalgarde versammelt, um die dem Könige zur Wahl eines Nachfolgers für den verstorbenen Ganneron, als Oberst dieser Legion, zu präsentirenden drei Kandida- ten zu wählen. Die meisten Stimmen erhielten Herr Talabot, Oberst- Lieutenant derselben Legion, Herr Dupaty, Hauptmann der ersten Legion, und Baron Henry de Bayeul, Bataillons-Chef der zweiten Legion,

Auf die Entschuldigungen, welche von Seiten einiger Oppositions- Blätter für die Unterlassung eines Toastes auf den König bei dem jogenaunten Reform =- Bankett vorgebraht worden, autwortet" heute das Journal des Débats: „Der aufrichtige Herr Duvergier de Hauranne! er hätte gefürchtet, für einen Ultra vom 1815 zu gelten, wenn er auf einem politishen Bankett die Gesundheit des Königs ausgebracht hätte! Er hätte gefürchtet, man könnte ihn für einen Flüchtling von Koblenz oder für einen alten Soldaten der Armee Condé's halten! Ein Toast auf den constitutionellen Köuig, welche Erinnerung an den Geist des Hofes und der Vorzimmer von Versailles! Wozu überdies bedurfte es dessen in einer von \o tieser Ehrerbietung für die Geseßlichkeit bescelten Versammlung! Jst niht der König in der Gesetlichkeit hon in Bausch und Bogen sammt allen Artikeln des Civilgeseßbuhs und der Prozeß - Ordnung mit inbegriffen? Den König zu nennen, hätte seine Ungelegenheiten haben fönnen, unter anderen die, welche der National so weislich hervorhebt, daß Se. Majestät dadurch den \chlehtesten Kom-= plimenten wäre ausgeseßt worden. Das is}, glauben wir, der richtige Grund. Aber es ist ohne Zweifel auch dieser Grund, welcher von Duvergier de Hauranne's reformistischem Bankett die ehrenwerthesten und gewissenhaftesten Deputirten der Oppo= sition fern gehalten hat, Warum eine Wahrheit ableugnen, die so flar is wie die Sonne? Man hat den Toast auf den constitutionellen König unterlassen, weil die republikanischen Tischgenossen der Herren Duvergier de Hauranne und Leon de Malleville ihn nicht gestattet haben würden. Wir fügen nur hinzu, daß es etwas giebt, was noch weniger an seinem Plaß war, als ein Toast auf den König in einer solchen Versammlung, und das is die Gegenwart von Deputirten, die dem König und der Charte Treue geshworen haben. Der Con-= stitutionnel sagt uns: Schließt die Geseblichkeit nicht den König mit ein? Haben die reformistishen Redner, indem fie versprachen, der Geseßlichkeit treu zu bleiben, damit nicht zugleich versprochen, dem Könige treu zu sein? Was, sagt dagegen der National, was spricht man von einem Toast auf den König? Von freien Män= nern eine Unterwürfigkeits - Huldigung für das Königthum fordern! Der Grundsaß der Volks-Souverainetät ist der Quell unserer Geseße und Justitutionenz er i} folglih die Geseblichkeit selbst. Und ver=

gesset nicht, daß wir mit diesem Grundsaß, wann es uns gefällt,

ren und vollen Bedeutung erfaßte, is mit der Umstand, daß er gleich mit sich einig war, man müsse cin englisches Haus bauen und kein griechi

\ches oder römisches. Jch zweifle feinen Augenblick daran , Viele hätten lieber, als den gegenwärtigen Bau, einen neunhundert Fuß langen Portiïkus am Themse-Ufer gesehen, wäre er auch nur ein wenig besser gewesen, als der von Carlton-Terrace, und auf die Gefahr hin, die Frage und Antwort wiederholen zu hören: „Care colonne che fate quá f Nol sappiamo in verità!“ Denn die Vorliebe der Engländer für müßige Säulen - Deco- ration is noch immer erstaunlich groß. Der Architekt hat sich aber nicht irre machen lassen, und dem Gouvernement und Parlament gebührt alle Ehre für die Entscheidung. Man hat wohl hier und da gesagt, das Par- lamentshaus gleiche eher einem Kloster, als einem Palast der legislativen Körper: aber mich dünkt, der Künstler hat gerade (was bei der Anwendung des mittalterlihen Styls nicht überall beachtet wird) in der Vermeidung alles nicht dahin Gehörigen deutlich und entschieden an den Tag gelegt, daß er einen Palast und keine Kirche baute. Der einzige Fehler aber, der mir, abgesehen von dem einer vielleicht etwas zu reichen Decoration des Jn- nern, sich bemerklich zu machen scheint, eine gewisse Monotonie der Massen, fällt vielleicht, wie ih schon oben andeutete, bei dem vollen- deten Gebäude von selbst weg.

Die Pairs und Gemeinen Großbritaniens aber haben bewiesen, daß sie nicht in das Mittelalter (aus welchem man hier und da wieder einen rechten Popanz zu machen beginnt!) zurückzukehren besorgten, indem sie in einem mittelalterlihen Palast deliberiren gingen , während dem nationa- len Element der Kunst in dem Falle, wo es sich am wirksamsten, mäch- tigsten, entschiedensten zu äußern vermag, in der Architektur, sein volles Necht widerfahren ist.

Es heißt, daß neuerdings Schwierigkeiten und Zweifel aufgetaucht seien, welche den Architekten an der volllommenen Ausführung seines ursprüng- lichen Planes hindern dürften, Das wolle Gott nicht, daß ein so s{önes Werk, nachdem es so weit vorgerückt, verpfuscht werde! Die Kosten können \{chwerlich in Betracht kommen: #o viel mir bekannt, sind 909,000 Pfund (0,150,090 Nthlr.) dafür ausgeworfen der jezige Buckingham-Palgce, so unwürdig er des Königlichen Glanzes Englands is, hat anderthalb Millionen gekostet, die Waterloo-Brücke cine Million, Auch die Dauer der Bauzeit dürfte nicht erschrecken. Man hat mit seltener Raschheit ge- bau namentlich wenn man in Anschlag bringt, wie dauerhaft und sorg- sam les ausgeführt ist, Das is keine dünne Ziegelwand mit hinfälligem Pug! Da man aber heutzutage ein Haus in sechs Monaten baut, um es nach einigen ahren den Einsturz drohen zu sehen, so hat man auch bei großen öffentlichen Monumenten feine Geduld, wenn auch den Kindern in der Schule gesagt wird, Rom sei nicht an einem Tage gebaut. Jm Jahre 1840 begann der Bau man sehe, was geleistet ist, im Aeußern, das bis auf die beiden Hauptthürme fas fértig, wie im Junern, das rüstig fort-

4 Ç , 14 G : A , schreitet. Es is wahrlih Mr, Barr» die Freude zu gönnen, ohne frem- des Dazwischentreten dies Werk von seltener Großartigkeit so vollenden zu können, wie es in seinen Gedanken dasteht,

A, v, Neumont,

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euren Thron und eure Charte zertrümmern werden. Einstweilen wol= len wir einen Versuch- machen, ob uns vielleicht die Wahl - Reform auf friedlihem Wege zu demselben Ziele führt, Das bedeutet unsere Gesetlichkeit !““

Der Pairshof hatte seine Berathung über den Antrag des Ge- neral - Prokurators in dem Cubieres - Testeshen Prozeß gestern nohch niht beendigt. Heute Mittag versammelte er sih wieder zur Fort- seßung der Berathung. Die heutigen Zeitungen bringen das (gestern bereits dur telegraphische Depesche in der Allg. Preuß. Zeitung mitgetheilte) Urtheil noch nicht, doch hielt man für gewiß, daß der Spruch noch diesen Abend werde gefällt werden,

Die Union monarchique nimmt Anlaß von dem Prozeß vor dem Pairshofe, sich über die Verderbuiß auszusprehen, welche das Staatsleben Frankreichs im Allgemeinen durchdringe, und alle Recht= \haffenen zu ernstlichster Bekämpfung dieses Uebels aufzufordern. „Frankreich“, sagt dies Blatt unter Anderem, „geht zu Grunde, weil seine politischen Zustände von dem Prinzip der Bestechung untergra= ben werden; und so lange dieses Prinzip lebt, erzeugt es nothwendig seine Folgen.“ |

Die Ernennung des Herzogs von Aumale zum General - Gou=- verneur wird sih, wie es heißt, wegen des Kommando's, welches ihm im Lager von Compiegne zugewiesen is, bis zum Herbste ver= zögern. Man behauptet, daß General Lamoriciere niht mehr nach Afrika zurückkehren werde.

Der Moniteur enthält jeßt den amtlichen Bericht des Befehls= habers der indish=- chinesischen Seestation über die Ereignisse an der cochinchinesishen Küste. Jm Hafen vou Turane lagen die beiden französischen Kriegsschiffe, die „Victorieuse‘““ und die „Gloire““, um die Antwort auf ein Schreiben entgegenzunehmen, in welchem der Beherrscher von Cochinchina ersucht wurde, dem cristlichen Kultus dieselbe Freiheit angedeihen zu lassen, die ihm der Kaiser von China vor zwei Jahren bewilligt. Jn demselben Hafen anferten 5 cochin= chinesische Korvetten, die plöblih so verdächtige Bewegun= gen und Rüstungen begannen, daß der französishe Befehls= haber ihnen ihre Segel wegnehmen ließ. Sogleich willigte der Mandagrin, der in Turane gebot, in ewe Unterrbung, die er bis dahin unter allerlei Vorwänden verzögert hattez sie hatte indeß weiter kein Resultat, als daß das Versprechen gegeben wurde, die Antwort auf jenes Schreiben zu beschleunigen, Jn den nächsten Tagen bemerkte man, daß zahlreiche Truppen-Abtheilungen in Turane anlangten, und zugleich erschien eine Anzahl von Kriegs =Dschunken au der Küste, alle voll Bewaffneter. Dem Mandarin wurde bedeu= tet, man werde, falls diese Dschunken versuchen sollten, auszulgufen, ohne Weiteres auf sie schießen, worauf ter Mandarin versicherte, sie seien nur zum feierlichen Empfange des Abgeordueten bestimmt, den man vom Hofe erwarte. Am anderen Tage erhielt man indeß durch die Mittheilung cines Cochinchinesen, dice durh ein in Beschlag ge= nommenes Papier bestätigt wurde, die sichere Nachricht, daß ein An= griff auf die Franzosen beabsichtigt werde. Man sandte Böte ab,

um den Korvetten ihre Waffen und ihre Munition abzunehmenz sie wur- indeß nicht an Bord gelassen und kehrten, da sie keinen Befehl hat=- ten, Gewalt zu gebrauchen, zu ihren Schiffen zurück, Noch ein Tag und eine Nacht verging ruhig; dann aber bemerkte man auch außerhalb der Bai eine Änzahl Dschunken, welche dem Hafen zusteuertenz; zu= gleich füllten sich die Dschunken an der Küste mehr und mehr mit Soldaten. Der französische Befehlshaber ließ dem Mandarin erflä- ren, daß er, wenn nicht auf der Stelle ein Segelschisf abgesandt werde, um jenen Dschunken das Einlaufen zu untersagen, die Kor= vetten angreifen werde, und als das nicht gefchal, begannen die ¿Fre= gatten das Feuer, das von den Cochinchinesen und ihren Schiffen und von dem am Eingang der Bai liegenden Fort lebhaft erwiedert wurde. Nach zweistündigem Feuern war der Kampf entschieden. Sämmtliche fünf Korvetten waren theils in die Luft gesprengt, theils in den Grund gebohrt; die Dschunken hatten die Flucht ergriffen. Man schäßt den Verlust der Cochinchinesen an Todten auf gegen 1000 Mann, da die Korvetten mit Soldaten vollgepfropft waren. Die Franzosen haben nur einen Todten und drei Verwundete.

Teste hat eine {chlimme Nacht gehabt, Die Kontusion, welche anfangs unbedeutend schien, hat bei der jeßigen Hiße eine Eutzün- dung bewirkt, welche ni.ht ungefährlich is. Vorgestern cempstug Lese in seinem Gefängnisse den Besuch eines Buchhändlers, seines frühe- ren Klienten, der si erbot, seine Memoiren zu kaufen. Cte Der ziemlich ruhig geworden is , soll den Autrag angeuommen und ver-

Marienburg, 30. Juni, (Königsb. Ztg.) Unser Hochmeister- Schloß hat durch die sorgsame Bemühung des Burggrafen, Minister von Schön, einen wesentlihen Shmuck mehr erhalten, injofern der nordöstliche Flügel des Schlosses renovirt und in gothischer Bauart, mit spizbogenför- mig verzierten Bogenblenden, versehen wird. Die ganze 62“ breite, 110/' hohe Giebelspize follte im Jahre 1803 abgebrochen und das anschließende Dach des damals zu einem Magazin eingerichteten Flügels vom Mittel- Schlosse mit fortgeführt werden. Glücklicherweise wurde legterer aber durch Fürsprache der hochseligen Königin Louise noch erhalien und das Manuer- werk späterhin ausgebessert, Allein wahrscheinlich war die obere Krönung des Giebels entweder schon so schadhaft geworden, daß man denselben nicht mehr ausbessern wollte, oder man fand eine kunstgerechte Reparatur dessel- ben zu mühsam, und begnügte sich damit, den Giebel leichthin so wieder herzustellen, wie er eben noch vor dem jeßigen Bau war, Obschon derselbe dadurch ein fremdartiges Aussehen erhielt, war er dennoh auch in diesem unvollkommenen Zustande immer noch schön zit nennen, da die vielen rei- hen Stuck-Verzierungen, deren einige circa 59) Jahre alt sind, in den stattlichen Bogenbleunden für die obige Mißgestaltung einigermaßen entschädigtenz jezt erhält der Giebel seine ursprüngliche, schöne und reine Form wieder, nah der Zeichnung des Ober-Bau-Fnspektor von Gersdorf, durch den Mauermeister Fricke vou hier, Auch die noch fehlenden Stuck- Verzierungen werden von dem Leßteren kunstgemaß gefertigt, Ein s{chöónes Seitenstück hiezu bildet die im Laufe des vorigen Jahres umgebaute ehe malige Lorenzkirhe, gegenüber dem obigen Schloßslügel, Der südliche Giebel dieses freundlichen Gebäudes mit seinen spißbogenförmigen Fenstern und Thüren und gothischen Thürmlein kündigt sich nun als ein recht werth- volles Bauwerk aus der Zeit des deutschen Ordens an, Recht nett sind auch sämmtliche Stuckverzierungen an diesem Gebäude von Herrn Fricke ausgeführt worden, so daß das hoch meisterlihe Schloß durch die antize Ausschmückung dieser beiden Bauwerke eine wesentliche Verschönerung er- halten hat. Gegenwärtig befindet sich auch der Schloßmaler Prof, Schulz aus Danzig auf der Burgz seine Meisterhand soll für Se. Majestät den König das Jnnere der Schloßkirche, von einem neuen Standpunkte aus, aufnehmen. Bekanntlich gehören die Architektur-Zeichnungen dieses Künst- lers stets zu den gelungensten,

Breslau, 12. Juli, Der vor kurzem ausgegebene Bermehrungs- Katalog der hiejigen Königl, und Universitäts-Bibliothek für das Jahr 1516 (Index librorum quibus bibliotheca regia untversttatis literarie Vratis- laviensiís anno MDCCCXLVI aucta es". Vratislaviaec, typis Grasst1, zarthii et Soc,, 43 Seiten in 4.) übertrifft die früheren Jahrgänge sowohl an Zahl, als gediegenem Werthe um cin Merkbares, Er zählt im Ganzen 1797 Nummern, welche natürlich eine noch viel größere Zahl von Bänden betragen würdenz davon kommen 447 Nummern auf die Series 1, der werth- vollen, für die Bibliothek erworbenen naturwissenschaftlichen Büchersamm- lung des Geheimen Medizinal-Naths Dr. Otto und 114 auf die Series 11, der vom Direktor der Sternwarte, Professor von Boguslawski, der Biblio- thek geschenkten Bücher. Die übrigen im Laufe des Jahres 1816 der Bi-

bliothef zugekommenen Geschenke, zusammen 56 Werke in 67 Bänden, rüh-

sprochen haben, nächster Tage an diese Arbeit zu gehen, welhé seine ganze Lebensgeschichte vis wird. H :

Man s\priht von neuen Skandalen, die bei der Ertheilung von Mineu- Konzessionen in Algerien an die Compagnie Talabot vorge= fommen sein sollen. Ju dem Gesellschafts - Vertrage der Compagnie Talabot befindet sich nämlih ein Paragraph, welcher lautet: „An= theile an der Gesellschaft werden gezeihnet von den Herren Jules und Talabot, welche dieselben an verschiedene Freunde sollen abtreten fönnen, die erflärt haben, der besagten Gesellschaft beitreten zu wol- len, indem sie ihr die Mitwirkung ihrer Thätigkeit und ihrer Bemü= hungen widmen würden.“ - He

Der Erzgießer Soyer, welcher sowohl des betrügerischen Ban- ferots, als der Unterschlagung alter Kanonen im Werthe von 100, Fr. angeklagt is, is im Schlosse des Baron F. zu Boissy oerhaftet worden.

Dem französischen Gesandten in der Schweiz sind in den lebten Tagen wiederholt Weisungen zugegangen, in denen ihm, wie man sagt, ein gleihmäßiges Verfahren mit Oesterreich in Bezug auf die \{webenden diplomatischen Fragen als Richtschnur anempfohlen wird.

Der Minister des öffentlichen Unterrichts, Salvandy, soll den Wunsch hegen, seinen Posten baldigst mit einer Gesandtenstelle zu vertauschen. j

Die Nachrichten von dem Herzog von Broglie aus London sol= len die Hoffnung erregen, daß sih die Beziehungen zwischen beiden Höfen wieder freundschaftlicher gestalten dürften. Man versichert, daß sich Briefe des Königs Leopold, von England aus, in den leh= ten Wochen in demselben Sinne ausgesprochen hätten. :

Der bekannte frühere Deputirte, Herr Agenor von Gasparin, ist protestantischer Missionair geworden. Bereits in der leßten Session erflärte derselbe, wenn die Regierung den Verkauf von protestantischen Bibeln behindere, so werde er sie in eigener Person kolportiren.

An der Seine ereignete sich vorgestern ein Unfall, der traurige Folge hätte haben können. Eine Bretterbrücke, die zu den Bädern vou Pont-Marie führt, brach unter dem Andrang der Menge zusam= . men, und mehr als 30 Personen stürzten ins Wasser. Die Hülfe war indeß so schnell bei der Hand, daß Niemand ums Leben fam.

In Lyon hat man in drei verschiedenen Klöstern heimliche Pressen entdeckt, Zu welchen Zwecken dieselben benußt wurden, scheint noh niht ganz klar zu sein, :

Die Börse war heute schr fest, und alle Effekten neigten zunt Steigen, Das Geschäft war übrigens wenig belebt. Vie Eisenbahn- Actien waren gefragt. Die Zunahme der Einnahmen aller in Be= trieb befindlichen Linien veranlaßte einige kontante Käufe.

Großbritanien und Irland.

London, 16. Juli. Se. Königl. Hoheit Prinz Waldemar von Preußen begab sich gestern mit dem Vormittagszuge der Süd= östlichen Eisenbahn nah Buckhurst- Park, dem Landsibe des Grafen Delavara und fehrte erst Abends spât nach der Stadt zurück. Die Reise nah Schottland wird der Prinz nicht vor dem nächsten Dou=

rf antreten.

ita Ma Majestät die Königin wird sich mit_ ihrem Gemahl am 31. Juli oder 2. August in Woolwich nah Schottland einschiffen. Die Königlichen Kinder bleiben in Osbornehouje.

Das Comité zur Untersuchung der Navigations-Gesebe hat gestern ihre Sitzungen für diese Session geschlossen, das Comité wird für jeßt, wie der Standard behauptet, sich darguf beschränken, die erhobenen Aussagen dem Unterhanse zu berichten, ein Gutachten aber jeßt nicht abstatten. L: L

Jn einer gestern abgehaltenen Versammlung der spanischen Fonds - Jnhaber is beschlossen worden, daß man auf den Konverti= rungs-Plan des Herrn Salamanca nicht eingehen könne, so lange derselbe nicht in bestimmterer Form vorgelegt fei, S

Das Dampfschiff „Washington“ is gestern von Southampton wieder nah New=York abgegangen,

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Kanton Vern. (Eidgen. Ztg.) Die (bereits in Nr. 196 der Allg. Pr. Ztg. crwähnte) Note des Herrn Guizot an den französischen Botschafter lautet folgendermaßen: ;

„Herr Graf! Die Lage der Schweiz wird je länger, je beunruhigen- der, Die bevorstehende Tagsaßung kaun möglicherweise zu Beschlüssen verleitet werden, deren mögliche und fast ungusbleibliche Folgen die aufrich,, tigen Freunde der Schweiz und die aufgeklärten Freunde der Ordnung un,

ren her von Sr. Majestät dem Könige, dem Ministerium der geistlichen 2c* Angelegenheiten , der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin , meh= reren Königl. Behörden, Professoren und anderen Gelehrten und Freunden der Bibliothek, dem Königl. belgischen Ministerium des Innern u. st. w. Was die verschiedenen Zweige der Literatur, Kunst und Wissenschaft, mit Ausschluß der Ottoschen und von Boguslawskischen Bücher, betrifft, so kom- men von den 1236 Nummern auf die christliche Theologie 170; auf Rechts-, Staats- und Kameral-Wissenschaften: 10! ; auf Naturwissenschaft und Me=- dizin: 1003 auf Geschichte, mit Einschluß der Kirchen - Literargeschichte und ihrer Hülfs8wissenschaften: 464; auf klassische, orientalische und allgemeine Philologie, wie auf die deutschen, ausländischen neueren und orientalischen Sprahen und Literaturen: 2223 endlich auf Philosophie, Pädagogik, Ma- thematik, Kunstgeschichte, encyklopädische und Zeitschristen: 179, Unter die- sen Werken sind auch diejenigen inbegriffen, welche in der Provinz Schlesien und dem shlesishen Antheil der Lausiß herausgekommen sind und vorschrifts- mäßig abgeliefert wurden, Wenn das Fach der Geschichte um das Dop- pelte und mehr gegen die übrigen Fächer vertreten is, so erklärt sich dies theils aus der überwiegenden Richtung der Zeit zu historischen Studien und Darstellungen, theils daher , daß für die Geschichte ein besonderer , ansehn- licher Fonds, der Steinwehrsche, vorhanLen ist.

Gießen, 11. Juli. (Hess. Ztg) Sir Robert Peel hat der hie- sigen Universitäts - Bibliothek durch Herrn Professor Liebig die erste Abthei- lung eines bei der Herausgabe von der englischen Regierung unterstügten Werkes übersandt, nämlich die Beschreibung der fossilen Wirbelthiere, die von Pr. Hugh Falconer, einem Arzte in Diensten der ostindishen Com- pagnie, und Capitain Cautley in einer Terti irformation am Fuße der So- walifhügel, Vorberge des Himalaya, aufgefunden und in 259 großen Kisten dem britischen Museum übergeben wurden, Diese Reste, die für die Ge- chichte der früheren Welt nicht weniger interessant sind, wie die, für welche unser Rheinhessen eine so reiche Fundgrube is, sind Knocheu gigantischer Dickhäuter, der Kameele, mehrerer Giraffenarten, besonders aber jenes merk- würdigen Thieres, des Sivatherium, eines riesenhaften Thieres, das einen Uebergang von den Wiederkäuern zu den Dickhäutern bildet, au Größe und massiver Form dem Elephanten gleich fam, aber Hörner hatte und den Zähnen nach offenbar ein Wiederkäuer war. An demselben Orte fand sich auch die größte aller Schildkröten, die Colossochelys Atlas, deren Neste Dr, Falconer zu einem fast vollständigen Exemplar zusammensezen fonnte, das über die Krümmung des Schildes 20 Fuß mißt. Pr. Falconer fand dieselben mit den Knochen des noch eristirenden indischen Elephauten zUu- sammen und kam dadurch zu dem Schlusse, daß dieselbe vielleicht uo in historischer Zeit gelebt und vielleicht zu der brahamanischen Mothe E. heit gegeben hat, nah welcher das Weltall von einem aue cer bee T stehenden Elephanten getragen wird. Das unserer H ermadhte erste Heft, das si dur ganz vortrefflich lithographirte Abbitdungen gus- zeichnet, beschäftigt sich mit den aufgefundenen rüsseltragenden Dickhäutern und beschreibt mehrere Elephanten, deren bekannten urweltlichen Arten es

cine kritishe Beschreibung widmet,