1847 / 207 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

verweilen, dann die Rüdckreise nah selbst am 3. August einzutreffen. pre Kur sehr zufrieden und erfreute |! E Königl Hoheit der Kronprénz wird sich noch im a ses Monats vou Kissingen na Schlangenbad oder ShwaPa®, Xb Königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin dagegen nach Mainz zu 5) r 0 Vater, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, begeben. Am 23. Juli, Nachmittags nach

ae ¿Lig ih Sachsen. : G p MEEE Dresden die Grundsteinlegung zu der neuen Gemälde-

2e statt. Die Arbeiter am Baue hatten Ee A versammelt, in der Bauschreiberei aber der Staats- inister vo Lar tersheim, die Gallerie-Rommi|jton, die Gallerie-Beamten, die Land- Baumeister und übrigen hiesigen Baumeister sich eingefunden. Vork wurde das vom Hofrath Pr. Schulz- verfaßte Dokument von dem Herrn Staats-Minister, dem Professor Semper, den Inspektoren der Gallerie u. st. w. unterzeichnet. Man begab sich hierauf zu dem Bau- plaßze, wo der bekränzte Grundstein sich vorfand. Hier legte zuerst der Herr Staats - Minister Kalk in die Grube und übergab sodann die Kelle an Herrn von Quandt, dem die Uebrigen nachsolgten. Beim Fortgehen wurde noch dem Herrn Staats - Minister von den Arbeitern ein dreifahes Lebehoch nachgerufen, außerdem aber ging die Feierlichkeit in aller Stille vor sich. Außer jenem Dokumente wurde noch ein Plan des Gebäudes und das in diesem Jahre ge prägte Geld in die Kapsel gesteckt, welche mit dem Grundsteine ver

senkt ward. S

Jm Namen des Königs von Dänemark hat das däuische Mis sions-Kollegium der evangelish-lutherischen Missions- Gesellschast zu Dresden, die gegenwärtig bereits acht Missionare in Ostindien unter- hält, die gesammte dänische Mission zu Trankebar, bestehend aus zwei Gemeinden von circa 2000 Seelen, 14 Schulen und einem Personale von 25 bis 30 eingeborenen Lehrern, übertragen, so daß nun also das Feld, auf welchem die deutsche lutherische Kirche durch die Mis- sionare Ziegenbalg, Schwarz und Andere ihre erste Missions-Thätig- feit entfaltete, wiederum ihren Händen anvertraut ist.

Seit dem April is in Leipzig unter Leitung des Justizraths De. Höpfner „ein Verein für Rechts-Gutachten““ ins Leben getreten, für dessen Bildung auch \chon der vor wenigen Jahren verstorbene Regierungs-Rath Buddeus den Plan gefaßt hatte. Der Verein be- steht unter sehr zweckmäßigen Statuten vorläufig aus fünf rehts- fundigen Mitgliedern , denen sich im vorigen Monat noch Sachv9er- ständige für alle Fragen des Verkehrs, Handels, Bauwesens, Redch- nungswesens, Bergbaues, der s{chönen Künste 2c. vereint haben, Von vielen Seiten, aus dem sächsishen und nichtsächsishen Deutschland, sind dem Vereine bereits von großem Vertrauen zeugende Sachen zugebracht worden.

Der Handels-Vorstand von Chemnitz beschäftigte sich seit einiger Zeit mit dem Planezur Begründung einer Unterrichts-Anstalt für Handlungsbe- flisseneund hat zur Subscription aufgefordert, um dieBedürfnisse der Anstalt für die nächsten drei Jahre zu deten. Nach dem vorläufig entworfenen Schulplane sind die Unterrichts-Gegenstände in vier Hauptzweige ge- ordnet. Rechnen und Buchhaltung, Korrespondenz mit kalligraphischen und s\tylistishen Uebungen, Wagrenkunde mit kaufmännischer Geo- graphie und Geschichte, französische und englische Sprache. Der Un=- terriht soll in drei aufsteigenden Klassen ertheilt werden, für jede Klasse sind 9 Lehrstunden und 25 Schüler angenommen, so daß bei größerer Zahl der Theilnehmer Parallelklassen zu errichten sein wür- den, Das jährliche Schulgeld is mit 20 Rthlr. für einen Lehrling veranschlagt; 50 60 Schüler dürften ausreichen, um die Anstalt ins Leben treten zu lassen, und da diese Zahl bereits angemeldet if, so werden die Unternehmer werkfthätig zur Ausführung vorschreiten, Das Justitut is zwar zunächst für die Lehrlinge der Kaufleute und Fabrifanten in Chemuiß und der nächsten Umgegend berechnet, doch erwartet man, daß dasselbe auch von den Söhnen und Gehülfen der zahlreihen Handelsweber werde besucht werden.

Die Leipziger Zeitung meldet aus Wurzen vom 19, Juli:

„Nachdem am 18ten d. die drückende Hiße der vorausgegangenen Tage sich in den Nachmittagsstunden zur fast unerträglichen Schwüle ge- steigert hatte, überzog sich plöglich in der vierten Stunde der Horizont von Nord-West her mit \{chwarzen Gewitterwolken, Auf Bliy und Donner folgte {nell ein kurzer Regenguß, einige Angenblicke lang mit Schlossen vermischt, die jedoch, einige zerschlagene Feusterscheiben an der Wetterseite abgerechnet, weder in der Stadt noch auf den Feldern der Stadtflur Scha- den anrichteten. Wohl aber hätte derselbe von Beteutung und von \{we- ren Folgen werden können, hätte die Wetterwolke, deren äußerster Saum unsere Gränzen nur berührte, sich mit ihrer ganzen Gewalt über unseren Häuptern entladen. Noch am Abende des 18ten gelangten die Nachrichten von den Verheerungen, welche der Hagelschlag in benachbarten Orten an- gerichtet, hierher, ausführlichere Mittheilungen brachte der folgende Tag. In einer Ausdehnung von 8 Stunden Länge und durchschnittlich 7 Stunde Breite, vom preußischen Dorfe Limehna, jenseits Eilenburg, bis nach Groß- Böhla bei Oschaß, war durch dichtgefallene Hagelmassen der reiche Aerndte- Segen theils ganz, theils zum großen Theile vernichtet, Die Hagelwolke hatte (so viel uns bekannt) jenseits der Mulde die Fluren der Ortschaften Gotha, Groitsh, Püchau, diesseits des Flusses Thallwiß, Caniß, Wasewis, Nischwit, Lossa, Großzschepa, Lüptiß, Zschorna, Wabßschwiß, Falkenhain, Dornreichenbach, Heyda, Börln, Dahlen, Groß-Böhla getroffen; der Stha- den war größer da, wo der Hagel in großen zackigen Stücken (wie z. B, in Lüptib, Nischwiy u, \. w.) und unter Sturm gefallen war, als dort, wo, wie z. B, in Dahlen, die Massen in rundlicher kleiner Form bei stiller Luft niedergegangen waren, Ju den erstgenannten Ortschaften fand man Vögel, felbst eine Gans, von den Eisstücfen zerschmettert, Das reife Korn hatte auch da, wo die Halme weniger geknickt erschienen, dadurch wesentlichen Schaden erlitten, daß aus den Aehren die Körner gleihsam ausgedroschen wurden und stellenweise am Boden mit den Händen ausgeraft werden fonnten. Leider hat das Unglück viele Landwirthe betroffen, welche ihre Aerndte gegen Hagelschlag nicht versichert hatten, und unter diesen noch dazu doppelt schwer diejenigen, welche, in Folge der Zusammenlegung der Grundstüe, den Wetterschaden über den größten Theil ihres geschlossenen Besizthums sich verbreiten sehen mußten,“

Aschaffenbur anzutreten und da- baf it i mit dem Erfolge der ) stets der ungetrübtesten Ge-

Königreich Wúrttemberg. (Schwäb. Merk.) Das Königliche Ministerium des Junern läßt durch die landwirth\chaftli- chen Vereine die Frage untersuchen über die Kultivirung öder Pläbe, da si herausstellt, daß von dem Flächengehalt des Landes mehr als 400,000 Morgen, also ungefähr 7 pCt. des Ganzen, noch ungebaut liegen und nur als Weide benußt werden, obgleih ein großer Theil do zur Benußung als Ackerland geeignet wäre. Dies i namentlich der Fall auf der \{wäbishen Alp, auf dem Heuberg, auf dem Albuch und Herdtfelde.

Aus allen Theilen des Landes laufen die erfreulihsten Nachrich- ten über den herrlichen Stand der Früchte ein, und überall gehen die Brodpreise merklich zurück. An vielen Orten hat die Aerndte bereits

begonnen und wurde mit einem Kirchfeste begangen; die ersten Wagen bote man mit Musik und Gesang vfest gangen; | g

Herzogtbum Sachsen - Gotha. Der Gewerbe - Verein in Gotha hat in diesem Jahre zwei gusitute hervorgerufen , welche für den ärmeren Theil der dortigen Bevölkerung segensreih zu wer- den versprechen. Das eine ist eine Arbeits-Nachweise- Anstalt , das andere eine Vorschuß- Kasse für ärmere Handwerker, welche der Mit- tel zur Fortseßung oder zweckmäßigen Betreibung ihres Gewerbes entbehren. Beide Jnstitute werden von besonderen, aus Mitgliedern

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des Gewerbe-Vereins gebildeten Nusschüssen verwaltet. Die Kosten Sev Arbeits-Nachweise-Anstalt bestreitet der Stadtrath. Die Vor- shuß-Kasse besißt einen Fonds von 2000 Rthlrn., von welchem die eine Hälfte von Sr. Hoheit dem Herzog, die andere von dem Spar= fassen - Verein aus den Ueberschüssen der Sparkasse dem Gewerbe- Verein zinsfrei und ohne Garantie auf eine Reihe von Jahren be- willigt ist, Oesterreichische Monarchíc.

Wien, 23. Juli. Gestern Mittag fand man den erst zum Domherrn des griechischen Dom- Kapitels in Lemberg ernannten bis- herigen Pfarrer in der griechischen ehemaligen St. Barbara-Kirche, Peter Pazlafsky, einen geborenen Galizier, auf eine entseßliche Weise in seiner Pfarrkirche an den Stufen des Altars mittelst einer Hake erschlagen.

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Paris, 23. Juli. Heute Mittag kamen der König und die Königin von Neuilly nach den Tuilerieen. Der König führte den Vorsitz in einem Ministerrath. Daß die Marschälle Soult und Bu- geaud hier erwartet würden, bestätigt sih nicht.

Es wird beute für sicher angesehen, daß Marschall Soult aus dem Kabinet treten, Guizot zum Conseils - Präsidenten ernannt, der Kriegs - Minister Trezel durch Marschall Bugeaud und der Handels- Minister Cunin- Gridaine durch Muret de Bort erseßt werden wird, Diese Modificationen des Ziabinets sollen augeblih \chon nächsten Montag oder Dienstag kund werden. Marschall Soult werde, wie man sagt, den Titel Connetable erhalten, damit diese hohe Würde nah seinem Tode ohne Schwierigkeit auf einen Königlichen Prinzen übertragen werden könne.

Nach der Sentinelle de Bayonne hätte sih der Jusfant Don Enrique in Bagneres de Luchon der spanischen Regierung als Vermittler zwischen der Königin Isabella und ihrem Gemahl angebo- ten, Zu gleicher Zeit habe er brieflich seinen Bruder aufgefordert, sich mit der Königin wieder zu versöhnen. Eine Antwort habe der Infant von der spanischen Regierung noch uicht erhalten. Auch habe Don Enrique an seinen Vater, den Jufanten Francisco de Paula, geschrieben und entschieden gegen eine Heirath zwischen dessen Tochter Josefa und dem General Portillo protestirt. s

Man glaubt, die Deputirten-Kammer, die gestern den Geseb- Entwurf über die Eisenbahn von Lyon nah Avignon mi! 195 gegen 36 Stimmen und den über die Bahn von Versailles nah Chartres einstimmig, so wie dann noch die einzelnen Artikel des Entwurfs über die Bahn von Troyes nach Montereau, angenommen hat, werde mor- gen mit dem Einnahme - Budget zu Ende kommen und am Montag nur noch eine kurze Sibßung zur Verhandlung einiger Petitionen halten. 5

Der Ceuseur de Lyon sagt in Bezug auf die Beschlagnahme geheimer Pressen in verschiedenen Ordenshäusern der Stadt Lyon, namentlich bei den Frères Jguorantins und den Jesuiten: ¡Biele werden ih wundern, uns von den Jesuiten sprechen zu hören, da jie in der Ueberzeugung waren, man habe deren Ordenshaus geschloßjen und sie hierdurch genöthigt, Lyon zu verlassen. Dem ist aber nit also. Das Geseß wurde zum Schein allerdings vollzogen ; die ZZesui- ten gaben einen Augenblick dem Sturme nah und zogen bis auf ganz Wenige aus ihrem Lokal in der Rue Sala aus, dafür aber in ein anderes auf dem Hügel von Fourvières ein, wo sie bis auf den heutigen Tag unangefochten gebliebeu sind. Die fragliche Presse, deren Dasein durch einige frish abgezogene Bogen verrathen wurde, war bei einer ersten Durchsuchung den Augen der Behörde entgangenz bei einer zweiten genaueren fand man sie“ durh Seiteuwände jo geschickt mas- firt, daß sie einem der gewöhnlichen, zum täglichen Gebrauch dienen den Möbel ähnlich sah. So wie wir erfahren, bestanden die bei den Jesuiten entdeckten frisch abgezogenen Bogen in Musterblättern, die zum Wiederabdruck in anderen Häusern desselben Ordens oder folcher, die unter anderen Namen Filiale desselben bilden, bestimmt waren.“

Briefe aus Oran vom 10, Juli bestätigen, daß die Soldaten des marokfaniscen Lagers, welches der Kaid Hamar befebligt hatte, nach ihrer Niederlage durch Abd el Kader von den Kabylenstämmen, our deren Gebiet sie auf ihrer eiligen Flucht kamen, ausgeplündert oder niedergemebelt wurden. Jener Erfolg Abd el Kader's hatte zwar unter den Stämmen an der Gränze großen Eindruck gemacht; do hatte bis zum Abgange der neuesten Berichte uicht die geriugste feindselige Bewegung stattgehabt. Die Truppen der Subdivision von Tlemsen waren indeß bereit, auf das erste Zeichen vorzugehen. Die Mittheilungen von deu Gränzen stimmen übrigens sämmtlich darin überein, daß Abd el Kader bei der Vernichtung des von dem Kaid Hamar befehligten Corps nur beabsichtigte, sih eines unbequemen Nachbarn zu entledigen und seine Stellung und seinen Cinfluß im Riff zu sichern. Was Abd er Rhaman aubelangt, so versichern jene Briefe , er habe nicht geringe Scheu davor, sich in einen offenen Kampf mit Abd er Kader einzulassen; es werde zwar zu Tazza ein maroffanisches Heer zusammengezogen, angeblich um die Niederlage und die Ermordung Hamar's zu rächen; es scheine jedoch durchaus niht in der Absicht Abd el Rhaman's zu liegen, daß wirklich eine ernstlihe Unternehmung gegen den Emir ausgeführt werde,

Die Polizei hat von neuem aufrührerische Anschläge in mehre- ren Stadtvierteln abgerissen. Man scheint eine Emeute für die Juli- feier zu beabsichtigen. E E

Der Oberst eines Dragoner-Regiments ist nebst mehreren seiner Offiziere in Folge der Angaben eines Wachtmeisters verhaftet wor- den, Es soll sich auch hier um Unterschlagungeu handeln.

Jn Renten war heute fein Geschäft, und die Course sind etwas gewichen ; belebter waren die Umsäße in Eisenbahn - Actien, die alle niedriger gingen. Das gestrige Votum der Kammer über die Linie Lyon-Avignon läßt an demnächstige Auflösung der Gesellschaft glau- ben, deren Actien gesucht, während Lyon und Marseille angeboten waren.

Paris, 23. Juli. Heute begann die Verhandlung des nun wieder aufgenommenen Prozesses vor dem Pairshofe auch gegen den vierten Angeklagten, Pellapra, der sich befanntlih am vo- rigen Montage freiwillig im Gefängnisse des Luxemburg-Palastes ge- stellt hat. Obgleich der Gegenstand 1m Grunde durch die bisherige Verhandlung in Betreff der drei bereits abgeurtheilten Angeklagten Teste , Cubieres und Parmentier sto ziemlih als ershöpft zu betrah- ten ist, wax nichtsdestoweniger die öffentlihe Neugierde doch wieder in hohem Grade rege, wenn auch nit mehr so wie bei der ersten Verhandlung. Um 12 Uhr Mittags trat der Pairshof zur Sibßung ein, der Angeklagte Louis Pellapra wird durch die Huissiers einge- führt und nimmt zwischen seinen beiden Vertheidigern Plaß. Er trägt einen \{chwarzen Frack, eine s{hwarze Perrücke, und, aus der Ferne betrachtet, würde man ihn kaum für 75 Jahre alt ansehen, was er indessen ist. Er sit da mit geneigtem Haupte, überhaupt gebüdter Haltung, und trägt deutlich die Spuren tiefer Betrübniß auf dem Gesicht. Man bemerkt, daß die Pairs nicht so zahlreich auf ren Bänken sind, wie das erste Mal bei der Verhandlung über Teste un Cubieres. Das Verhör beginnt.

Der Kanzler p a Angellagten nach Vor - und vie Uimé Alter, Wohnort und Stand, Der Angeklagte antwortet, e

Heinrich Pellapra, sei geboren zu Lyon, 75 Jahre alt, ehemaliger General- Einnehmer und wohnhaft zu Paris. Hierauf fordert der Kanzler die Vertheidiger auf, den vorgeschriebenen Eid zu leisten. Nach Erfüllung die ser Förmlichkeit verliest der Obergreffier des Pairshofes das Dekret, ‘durch welches auch Pellapra in Anklagestand verseßt wird. Nachdem diese Vor- lesung beendigt ist, richtet der Kanzler an den Angeklagten das Wort in folgender Weise: „Sie haben die Thatsachen vernommen, die ihnen zux Last gelegt werden, Weder durch Sie, noch durch das öffentliche Ministe- rium is ein Zeuge vorgeladen worden, Ich werde also zu Jhrem Verhör schreiten. Es geht aus der Justruction des Prozesses, so wie aus den Ak- tenstücfen desselben, hervor, daß Sie der Vermittler gewesen sind zwischen Herrn von Cubieres und dem Minister der öffentlichen Arbeiten, um die Bestechung dieses Leßteren zu bewerkstelligen. Wie haben Sie es angefan gen, um diese Bahn zu betreten? Wie haben Sie sich mit einer solchen Rolle befassen mögea?“ Der Angeklagte glaubt, indem er auf die an ihn gestellten Fragen antwortet, mit der Erklärung begin- nen zu müssen, daß er sh der Justiz des Pairshofes keinesweges habe entziehen wollen. Niemals sei dies seine Absicht gewesen, allein er habe nicht den Muth gehabt, durch sein Bleiben die Vertheidigung zweien Unglücklichen unmöglich zu machen. Er bedaure, daß er durch seine Ent fernung den Hof in die Nothwendigkeit verseßt habe, sih zweimal in diejer beklagenswerthen Angelegenheit zu versammeln, Die moralische Züchtigung, die e: seit Eröffnung der feierlichen Debatten erduldet habe, werde ohne Zweifel die Nachsicht des Pairshofes für ihn gewinnen, Der Angeklagte hatte hier mit keine direkte Antwort gegeben auf die Fragen des Kanzlers. Der Kanzler erneuert daher die nämlichen Fragen an denselben, Der An- geklagte erklärt zuerst, er habe Parmentier durchaus nicht gekannt. Die Wichtigkeit, welche dieser und Herr von Cubieres auf die Sache gelegt, sei der Hauptbeweggrund gewesen, der sie veranlaßt, ihn um seine Vermittlung zu ersuchen. Troß ihrer fortgeseßten thätigen Schritte sei das Unternehmen nicht vorwärts gegangen, sie hätten sich daher an ihn gewendet, auf daß er si mit" Herrn Teste, dem damaligen Minister der öffentlichen Arbeiten, in Beziehung seßen möge, Er habe sich endlich dazu bewegen lassen. Damals habe er aber nicht voraus gesehen, daß es sich umeine Bestechung handeln werde. Er habe von der Sahe mit Herrn Teste gesprochen, der ihm geantwortet, er habe sich mit vielen anderen Angelegenheiten zu befassen, und jede müsse warten, bis die Reibe an sie komme. Jm Uebrigen, habe der Minister dann beigefügt, stehe diese Sache vortrefflich, Der Angeklagte erkennt ofen an, daß er das Un- redit begangen habe, Herrn Teste zu sagen: „Aber wenn Sie die Sache für so vortrefflich halten, warum betheiligen Sie sich denn nicht daran, 1in- dem Sie Actien nehmen?“ Der Minister antwortete: „Jch bin nicht in der Lage, daß ich meinen Namen in der Liste der Actionaire figuriren sehen faun, Jch habe auch kein Geld.“ „Man wird Jhnen keines abverlan- gen“', versezte darauf der Angeklagte dem Minister. „Das is} etwas An- deres“, rief dann Herr Teste aus. Der Minister fragte Herrn Pellapra nach dem Werthe der 25 Actien, die derselbe ihm aunbot. Der Angeklagte er wiederte demselben, sie seien 100,000 Fr. werth, Der Minister versette, er würde es noch vorzieheu, den Werth der Actien. in Gely zu erbalten. Der Kanzler, unterbrehend, macht dem Angeklagten bemerklich, daß er mit Herrn von Cubieres gehandelt und Actien im Belaufe von 100,000 Fr. von demselben verlangt habe, Das gebe ganz bestimmt den Charakter der Bestehung. Der Angeklagte antwortet, h durchaus nicht erinnern zu lönnen an das, was in diesem Betreff _ vou Herrn von Cubieres geschrieben worden sei, Er will sih nur einer That- sache erinnern, nämlich, daß auf scin Verlangen Herr von Cubieres ihm seine versönliche Bürgschaft gegeben. Niemals habe er eine Remuneration erbalten, Herr von Cubieres habe ihn dringend zu bewegen gesucht, ex solle sich in der Sache betheiligen. Er habe demselben aber erwiedert, er wolle nichts damit zu thun haben. Der General habe ihn jedoch immex mehr gedrängt, und endlich habe er sich bewegen lassen, acht Actien anzu nehmen, die 18,000 Fr, repräsentirten, statt zwölf, die man ihm vorgeschla gen; aber er habe sie nur unter der Bedingung des Wiederverkaufs ange- nommen. Der Kanzler macht dem Angeklagten bemerklich, daß diese Actien, indem sie unter threm wirklihen Werthe waren, seh einer Remuneration ähnlih sahen. Es handle sich darum, [cine Stellung genau zu ermitteln. Diese Operationen trügen den Charafter von Schein - Operationen, und unter solchen Umständen sei es unmöglich, nicht am eine gegebene Remuneration zu glauben, Der Angeklagte betheuert, daß er dieje acht Actien genommen habe, so wie er eine gute Handlung vollbracht hätte, És sei einzig geschehen, um den Verlangenden ein Vergnügen zu machen, Niemals habe man die Actien von Gouhenans verkaufen können, sie seien ohne Kredit gewesen, Derr von Cubieres babe ihnen e{nen übertriebenen Werth beigelegt, derselbe habe sich nun einmal dies in den Kopf gesegt. Niemals habe er 1000 Fr, für cine dieser Actien bekommen können, Ér sei weit entfernt gewesen, zu glauben, daß dieselben 100,000 Fr. werth wären, und el habe diesen Werth dem Minister nur angegeben, weil er beauftragt gewejen, es zu thun, Und der Beweis der Wahrheit seiner Erklärung liege darin, daß er von Herrn von Cubieres dessen perfönliche Bürgschast verlangte. Es twerden nun dem Angeklagten die Aktenstücke vorgelegt, die dur Madame Pellapra dem Pairshofe während der vorigen Verhandlung waren übersendet worden, Der Angeklagte erkennt die Echtheit derselben an. Es werden ihm dann die Bordereaux des Schaßes vorgelesen und Auftlärung darüber von ihm verlangt. Der Angeklagte erklärt, Herr Teste habe ihm gesagt, er be- dürfe 7 —8009 Fr., um eine fällige Zahlung zu leisten, und er würde, wenn Herr Pellapra ihm diese Summe geben wolle, sich mit 93,000 Fr, begnü- gen. Herr Pellapra habe ihm dieje Summe in Bankbillets gegeben, Es werden nun dem Angeklagten d1€ Aktenstücke vorgelegt, welche Madame Pellapra’s Brief an ‘den Kanzler beigefügt waren, Ver Angeklagte bricht in Thränen aus. Auf die vom Kanzler an ihn gerichtete Frage er- klärt er, er habe nur eine Dperation in Schaßbons sür Herrn Teste ge- macht. Der Kanzler: Mit einem Worte, sie erkennen diese Operation, wodurch die Bestechung vollbracht wurde, gemacht zu haben, an? Der Angeklagte schweigt. Der _ General - Prokurator nimmt das Wort: „Jh _ bedaure, die Erinnerung an Thatsachen auffrischen zu müssen, in Folge welcher die Gerechtigkeit des Pairshofes bereits zwei Kerurtheilte - getroffen hat. Es handelt sich, das Urtheil zu fällen über das Loos des Mannes, durch welchen das Werk der Bestechung vollbracht worden is. Erschreckt über das Aufsehen und die Gefahren die- ses traurigen Prozesses, hat der Angellagte anfangs die Flucht ergriffen. Aber daniedergedrückt durch den moralischen Schmerz, sehend, wie seine Gü- ter in die Hände des Staates fielen, begreifend, daß seine Abwesenheit seine Stellung nur noch schlimmer machen würde, hat er sich freiwillig vor dem Pairshofe gestellt, Es kann gar nicht die Rede davon sein, die Schuld des Angeklagten erst beweisen zu wollen, Er erkennt sie an, Ohne Zweifel is es s{merzlih und peinlich, einen Greis verurtheilen zu müssenz denn sein (Greisenalter, selbst dann, wenn es si entehrt, verdient noch Rücksichtnahme. Gleichwohl is eine Würdigung der Thatsachen nöthig, Der Angeklagte hat zuerst die Schwierigkeiten der Sache angedeutet und die Nothwendigkeit, ein Opfer zu bringen, Er wirst auf Herrn von Cubieres die Jdee der Beste- dung zurück, und gleichwohl geht aus allen Aktenstücken hervor, daß er der Agent der Bestechung, der Genius des Uebels war, und daß seine Dazwt- schenkunft nicht unentgeltlih war.“ Der General - Prokurator geht nun in eine umfassende Auseinandersezung aller Einzelnheiten der ganzen Sache ein, deren Wiederholung hier nicht mehr nöthig ist, und nachdem er damit geendet, trägt er auf Anwendung der Artikel 34, 39 und 36 des Straf Gesezbuches an, Der Vertheidiger des Angeklagten, Herr Chaix d’Est- Ange, hat das Wort für sein Plaidover, Nach einem sehr pathetischen Eingange schildert er ven Angeklagten als von schmerzlicher Reue erfüllt über den Fehler, den er begangen, und die strafbare Gefälligkeit bitter be- klagend, die er in dieser traurigen Geschichte bewiesen, Herr Pellapra habe níct nur keinen Vortheil aus seiner Dazwischenkunft gezogen, sondern im Gegen- theil selbst Verluste erlitten, nämlich 59,000 Fr. Er sei nicht betheiligt gewesen, er habe sich sogar geweigert, ir end einen Antheil an dem Geschäft zu nehmen, unb erst auf vieles Zureden hade e1 sich bewegen lassen, acht Actien zu nehmen, Dabei habe man ihm gewissermaßen Gewalt anthun müssen, Der Verthei- diger sucht besonders zu zeigen, welch A L Unterschied sei zwischen der Stellung Pellapra's, der nicht bei der Sache direkt betheiligt Zewesen , nur als Freund, als Banquier gehandelt habe, wenn er auch die Gränzen dieser leßteren Qualität überschritten, und der Stellung der zwei Minister, von de- nen der eine einen glänzenden Ruf in den Reihen der Armee habe, Herr von Cubieres und Herr Teste hätten sich durch weit stärkere Bande zurühalten lassen sollen, durÞch Motive und Gefühle, die weit mäh= tiger seien, Herr Pellavra, ein einfacher Privatmann, habe sich

nur aus Schwäche verleiten lassen. Diese Schwäche fei strafbar allerdings, obgleih man aber von entehrtem Greisenalter gesprochen habe, werde man auch den Muth haben, die Hand dieses Greises am Rande des Grabes mit Schmach zu bedecken, zu brandmarken? Der Hof sei gerecht, aber auch menslih, und seine Menschlichkeit werde ihm nicht erlauben, die Eukel des Greises und eine ehrenwerthe Familie ín Verzweiflung zu stürzen, Der General-Prokurator giebt vem Vertheidiger ein Zeichen des Beifalls, Die Debatten werden vom Kanzler für geschlossen erklärt, Der Hof tritt nun als Raths-Kammer in geheime Berathung, und die Tribünen mussen geraumt werden.

Die Deputirten-Kammer hat heute den Geseß-Entwurf iu Betreff der Ermächtigung des Finanz - Ministers zur Aufnahme eines Anlehens von 350 Mill. Fr. mit 205 gegen 29 Stimmen auge

nommen.

Köln, 26. Juli. (Auf telegr. Wege.) Pellapra ist zu ei ner Geldstrafe von 10,000 Franken und zum Verlust des Bürger= rechts verurtheilt,

Großbritanien und Irland.

London, 22. Juli. Se. Königl. Hoheit Prinz Waldemar von Preußen verabschiedete sich gestern Morgen bei der Königin in Osbornehouse und seßte auf der Königlichen Jacht „„Hairy““ nach Portsmouth über. Spithead passirend, ließ der Prinz bei dem ihm von Judien her bekannten Dampfboot „Spitefull““ anlegen, besuchte dessen Führer, Commander Sir W. Hoste, und sah den Schießübun gen der großen Linienschiffe des „St. Vincent“ und der „„Vengeance““ zu, Unter den Salutschüssen der Garnison und des „Victory““ lief der Prinz in den Hafen ein, wo ihn der Oberbefehlshaber, Admiral Sir Charles Ogle, empfing und ihm zu Ehren auf dem dazu be stimmten Schiff, dem „Ercellent“/, wohin sih der Prinz begab, unter preußischer Flagge ein Schießmanöver gusführen ließ, Nach Besich= tigung der Docks, wobei der Admiral Hyde Parker der Führer des Prinzen war, begab sich Se. Königl. Hoheit mit dem ersten Nach mittagszuge auf der Eisenbahn nah London,

Ihre Majestät die Königin wird heute im Buckingham - Palast eintreffen, um morgen das Parlament zu prorogiren.

Bon den heutigen Parlaments-Verhandlungen bringen die Abend blätter die Morgen-Sißung des Unterhauses und einen Theil der Sißung des Oberhauses. Die leßtere bietet nihts von Iuteresse, da man sich nur damit beschäftizte, eine Menge kleiner Bills mit der Königlichen Bestätigung zu empfangen. Ju Unterhause waren die Arbeiten auh meijt formeller Natur, und nur eine Autwort Lord Palmerston? s auf eine Frage Sir D. Evaus über die Zustände Porlugals verdient hervorgehoben zu werden. Der Minister erklärte, daß die Köuigin von Portugal die Béstimmungen der Uebereinkunft mit England hinsichtlich der Pacisication des Landes vollständig aus führen werde, daß die Freilassung der politischen Gefangenen dort bereits erfolgt sei und die Freiheit der Presse bald nachfolgen werde, Lie Bildung eines neuen Ministeriums sei auch bereits der Gegen stand der Unterhandlung, obgleich er allen Grund habe, zu glauben, daß die Königin von Portugal aus eigenem Antriebe die verschiede nen eingegangenen Verbindlichkeiten erfüllen werde, so werde die bri tische Regierung doch niht unthätig scin, um guf dieses Ziel hin mitzuwirken.

Bei einer Wähler-Versammlung im Stadttheile Mar9lebone, wo Lord Dudley Stuart als Kandidat für die bevorstehende Parlaments- wahl fein Glaubensbekenntniß ablegte, ging es ziemlich lärmend zu, so daß- der Lord sich bei dem lauten Geschrei der Auhänger seines Mitbewerbers Harley, welche riefen: „Wir wollen keine Lords im Unterhause!“ anfangs kaum vernehmbar machen fonnte. Ein Char tist {lug vor, die Versammlung möge erklären, daß sie kein Ver trauen auf einen Maun seße, welcher für Beibehaltung der Kirchen= s)teuer und für eine Dotation des katholischen Klerus sei. Beides stellte der Lord aufs entschiedenste in Abrede, und die Versammlung faßte einen seiner Wahl günstigen Besch‘uß, nachdem ein Wähler auf die vielfachen Aufopferungen hingewiesen hatte, welhe Lord Dudley Stuart seither der polnishen Sache dargebracht habe. :

Aus den jeßt eingetrof. nen ausführlihen Berichten der Ueber= landpost ist den bereits mitgetheilten telegraphishen Depeschen we nig hinzuzufügen. Nach dem Bengal Hurkarju soll in Lahore ein Komplott entdeckt worden sein, dessen erster Zweck die Ermor dung des britischen Residenten, Oberst Lawrence, gewesen wäre, und an dem die Ranil und mehrere unzufriedene Große Theil genommen hätten ; die Nachricht scheint indeß eine ziemlih zweifelhafte, Nicht weniger unzuverläss g scheint die Nachricht von einem neuen Aufstande in Gumsuhr. Auch aus China ist ein Gerücht eingelaufen, welches einiges Aufsehen gemacht zu haben scheint, Die China Mail vom 20, Mai erwähnt einer in Umlauf geseßten Sage, als habe man gefürchtet, die Chinesen werden Hongkong überfallen, wes=- halb denn dort die Truppen und die Polizei mehrere Tage guf den Beinen gewesen seien. Jn Canton soll der Präfekt des Bezirks Sin-Hingfe, Namens Yeung, mit 2000 Mann augelommen sein, um die Engläuder zu vernichten, Kijing aber sein Anerbieten zurückge wiesen haben. Ein Kaiserliches Edikt hat Kijings Verhalten wäh rend der Juoagsion der Engläuder gebilligt und ihm aufgetragen, für Aufrechthaltung der Ordnung unter dem Pöbel in Canton zu sorgen,

Das Parla Lie Throncede die Auflösung

Londou, 23, Juli, (Telegraphische Depesche.) ment i} heute von der Königin prorogirt worden, spricht sich für Handelsfreiheit aus und erklärt, daß des Parlaments beschlossen sei.

Mever ande

Aus dem aag, 21. Juli. Die zweite Kammer verwarf in ihrer heutigen Sißung nah mehrtägiger Berathung mit 48 gegen 15 Stimmen den Titel 1. des Buches 2 des neuen Strafgeseßzbuches, hauptsächlich deshalb, weil derselbe feine Strafbestimmungen in Be= tief des von der Regierung den päpstlichen Bullen zu ertheilenden Placet und überhaupt nichts in Bezug auf die Ueberwachung des katholischen Klerus enthielt. Auf den Antrag des Justiz - Ministers, der die Verwerfung der folgenden Titel vorgussaß, wird deren Dis- fussion auf unbestimmte Zeit vertagt,

Das baldige Eintreffen des Prinzen Friedrich aus St. Peters- burg is heute amtlih gemeldet worden; dies scheint die Gerüchte einer Regentschaft während der Reise des Königs zu bestätigen,

Swe L Kanton Vern. Jn der Sibßung der Tagsaßung am 22, Juli gaben die Sonderbunds-Kantone eine motivirte Verwahrung g e A ibres Bünduisses zu Protokoll, in welcher sie E L die Kompetenz der Tagsaßung in dieser Angelegen- veit und folglich auch die diesfälligen Beschlüsse derselben niht aner-

fennen, sondern gegentheils ihre S inetá L E ' Say S0UuUver E * J p eV- liste verwahren müssen, ) verainetäts - Rechte aufs feier

Italien.

Nomx, 15. Juli. (A. Z.Z Vorgestern { a A \andro Torlonia von seiner Reise mG o D Na ¡nan allgemein hier mit einem neuen Eisenbahnprojekt in Verbindung gebracht hatte, das man durch ihn verwirklicht zu sehen hofft. Das

Grundmgtiy dieser Geschäftsreise scheint siherlih ein ganz anderes

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( Bis jeßt wird auch von Wohlunterrichteten jene Nébenabsiht entschieden in Abrede gestellt. Troß allen Redens und Schreibens sieht es daher mit der Cisenbahnfrage windiger als je aus, und wenn niht Pius 1X. selbst derseiben eine geniale Wendung abgewonnen hat, so läßt sich für die nächite Zukunft wenigstens nichts positives von deren Lösung hoffen. Zu dem Fest, welhes den 17ten d. M., am Jahrestag der Amnestie abgehalten werden soll, und auf welches viele mit Bangigkeit rücksichtlich zu befürchteuder Unordnun- gen hinblicken, hat der erwähnte Fürst 700 Skudi hergegeben, welche zur Abbrennung eines Feuerwerks auf Monte Pincio verwen det werden sollen. Fast sämmtliche römische Fürsten nehmen einen faum erwarteten Antheil an der allgemeinen Aufregung im Sinne des Fortschritts.

Die Haltung von Bologna wird allgemein als musterhaft aner= fannt. Die Verordnungen Pius IX. finden daher nirgends cinen so gedeihlichen, so wohlvorbereiteten Boden als dort. Als die Nach= richt von der Errichtung der Bürger -= Garde daselbs angelangt war, zogen die Bürger zu dem Kardinal Amat hinaus, welcher die beißen Monate auf einem Landsiß bei S. Michele in Bosco verbringt, und braten ihm, als dem Vertreter Pius? IX,, ihren Dank dar. Sie bildeten zugleich regelmäßige militairische Kolonnen, und um sie zu einer geordneten iliz umzuschaffen, bedurfte es daher nur einer Sanction, Gut wäre es, wenn man in Rom auch {hon soweit ge fommen wäre, indem die öffentliche Rube und Sicherheit von mehr als einer Seite bedroht erscheint. Selbst gegen die Spibbuten schreiten die sonst so gewandten Polizei-Soldaten nur mit der äußer sten Langsamkeit ein. ) f

gewesen zu sein.

te Als sie neulih“ herbeigerufen wurden, um Diebe, die man in einem Hause eingestellt, festzunehmen, erschienen sie erst, nachdem einige Bürger Selbsthülfe hatten in Auwendung bringen müssen. / Die jeßt erscheinenden, mit Amica Ver'tas bezeichneten Flug- blätter enthalten zwar manche treffende Bemerkung, und bringen man= hes wichtige Faktum zur öffentlichen Kenntniß, aber die Jllegalität, welche das Erscheinen solcher anonymen Mittheilungen bedingt, wird doch von allen Rechtlichgesinnten lebhaft beklagt. Eines dieser Pam phlete, welches die Reihe vou Kardinälen durhgeht, die bei dei Wahl eines neuen Staats-Secretairs in Frage kommen könnten, be schäftigt sih ganz besonders mit dem Kardinal Ferretti, bei welchem man an sein gewaltsam energishes Verfahren in Rieti, sein \charfes Regiment in Fermo, die Einführung der Jesuiten an leßterem Ort, feine Freundschaft zu B... daun an die l[iberalèn Gesinnungen und sein treflihes Benehmen als Lgat von Urbino und Pesaro, endlih an seinen äußerst achtungêwerthen Bruder (einen der Amnestirten) erinnert, Man rühmt seine Sinnes - Aen= Del, vO Der fr e Detqiur babe, U er au Der selben durch zehnjährige Erfahrungen und durch jesuitischen Uu- dank gelangt sei. Dabei wird erwähnt, daß Biele es für ein Glü erachteten, wenn bei jeßigen Zeitläuften ein Mann auftrete, der jede Ungewißheit durch seinen ausgesprochenen Charakter hinwegnehme, während Andere auf die Gefahr hindeuten, die mit der Erhebung cines solchen entshlossenen Mannes zu einem so hohen Posten uoth- wendig verbunden sein müsse. An gutem Rath, wie er sich zu be- nehmen habe, läßt es das erwähnte Blatt natürlich auch nicht fehlen, und cs beschließt denselben mit dem Wiuk, daß in dem gegenwärti- gen“ Augenblick Mäuner noch wichtiger seien, als gute Anordnungen. Mons. Grasselini bleibt fortwährend das Stichblatt der bittersten Aeußerungen, Das Pamphlet will wissen, er sei zum Nachfolger von Mons. Caterini, also zum Secretair der Jnquisition, designirt, wozu er sih vortrefflich eigne, wozu er, so zu sagen, geboren sei. Eines der wichtigsten Fakta, die man diesem Blatte entnimmt, is die als verbürgt angegebene Nachricht, daß . die Gründung der Bürger- Garde eben so wie früher die Anmestie direkt und aus\cließlich von Sr. Heiligkeit ausgegangen sei. Gestern Abend verbreitete sich plößlich das Gerücht, man habe eine Verschwörung entdeckt, an der namhafte Beamte Theil haben follten, Gleichzeitig wollte man wissen, es sei auf eine Störung der öffentlichen Ruhe bei der Fest lichkeit, die am 17ten statthaben soll, abgesehen gewesen. Diese selbst sollte von Seiten derer, die sie vorbereitet hötten, eingestellt, wenig stens vertagt werden. Die Arbeiten an dem Aufbau des Monuments dauern indessen fort, und die Leute von Kopf und Erfahrung geben den vielfach angeregten Besorgnissen, daß etwas Ernsthaftes vorfallen fönne, feinen Raum. Ein drittes Pamphlet, welches in aufreizendem Ton abgefaßt sein soll, findet weniger Beifall als das von welchem ich Jhnen berichtet, und man weit es elner anderen Hand zu, als das frühere, in welchem man die Feder des rubmvoll gegen Azeglio aufgetretenen Schriftstellers wiedererfennen will.

Nom , 16. Juli. (N. K) Gestern Abend is die National- Garde prafktish ins Leben getreten ; in jedem Rione if eine perma= nente Hauptwache, vorläusig von minvestens 100 mit Flinten bewa} - ten Bürgern, organisirt. Vierzehn Patrouillen zu 20 Mann durch ziehen während der Nacht fortwährend die gauze Stadt. Auf aus drücklichen höchsten Befehl muß das gesammte hiesige Militair vom Ave Maria an die Nacht hindurch in seinen Kasernen verweilen.

Heute früß wurde eine uoch vom Kardinal Gizzi als Staats- Secretair unterzeichnete Notification öffentlich an den Straßenecken angeschlagen, der zufolge Se. Heiligkeit die Feier der Amnestiefeste und die für nächsten Sonntag angekündigte Tombolg auf eingegan- gene Bitten bis nach der vollständigen Organisirung der National Garde, welche daran Theil nehmen soll, aufgeschoben hat.

Kardina! Ferretti, der neue Staats-Secretair, is gestern Abend gegen 10 Uhr in Rom eingetroffen und mit allgemeinem Applaus empfangen und begleitet worden, Sein Bruder, ein höchst geacteter Kiberaler weltlichen Standes, und die Brüder S: Heiligkeit sollen ihn begleitet haben.

Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr wurde an vielen Punkten der Stadt ein geschriebenes Plakat angeschlagen, welches bald eine Menge Menschen anzog, die es lasen und abschrieben; noch Abends las man es bei Fadelshein. Das Plakat ist betitelt: „Auftrag Sr. Cmi nenz L... und des Obersten Nardoni, anvertraut den Unten- bezeichneten, zur Aufführung eines Volïts - Trauerspiels.““ Als infami ech«ecutori werden hierauf zwölf Personen genaunt, worunter ein Oberst der Carabiniere, mehrere andere Offiziere, ein Bru- der des ehemaligen Barbiers und Kammerdieners Gregor's X VI,, des bekannten Gaetanino 2c. Am Schlusse heißt es: „Wehe dem, der dies abreißt! Zur öffentlichen und ewigen Schmach der Ver-= rachten und zur allgemeinen Entrüstung!“ Zur Erläuterung dieses räthselhaften Anschlages diene Folgendes: Es soll ein Plan entdedckt worden sein (und damit hängt auch die Aufschiebung der Festlichkeiten zusammen), am Abend des 16. oder 17. Juli während des Feuer werks durch gedungene Meuterer ein Blutbad unter dem Volke zu beginnen, bei der notorishen Unthätigfkeit der Polizei auf diese Weise terwirrung und Unordnung zu verbreiten und so das Einrücken frem- der Truppen herbeizuführen. Die Art, wie die Vershwörung entdeckt worden sei, wird verschiedentlich angegeben, do weisen alle Gerüchte auf Ciceroachio als Entdecker hin. So viel scheint sicher, daß der Ort der geheimen Zusammenkünfte der Vershworenen verrathen ward, und daß man die sämmtlichen Papiere dieser Gesellschaft gefunden und aufgehoben hat. Auch eine Waffenniederlage, namentlich von Stilets, soll man defi: den haben. Eine Menge Arrestationen mittelst der Bürgergarde (denn

die Polizei i jegt gleich Null) haben diese Nacht stattgefunden. Daß man den Namen des Kardinals L. mit cinem so unsinnigen Plane in Verbindung brachte, is sicherlich nur dem Mißtrauen, welches man gegen den genannten Prälaten hegt, zuzuschreiben. Bei aller Auf- regung, die dur diese Folge von Ereignissen nothwendig hervorge= bracht wurde, hat sich das Volk höchst musterhaft benommen, und da die National - Garde, an der Alles mit wahrer Begeisterung Theil nimmt, täglich an Ausdehnung gewinnt, so kann man si voller Zu- versiht der festen Hoffnung auf eine friedliche und glückliche Lösung dieser Verhältnisse überlassen.

S Pan e

Madrid, 18. Juli. Die Königin Jsabella, welche gestern Abend die Hauptstadt verlassen hat, traf diesen Morgen um 2 Uhr im Palaste San Jldefonso ein. Man spricht wieder von der Wahr- scheinlihkfeit einer Minister-Krisis.

Die Bank de l’'Union soll die Uebernahme des Anlehens von 100 Millionen Realen wieder rückgängig machen wollen. Die Actien dieser Bank sind gestern bedeutend gefallen.

Der General Concha sollte am 42ten d. Porto verlassen, um sich nah Lissabon zu begeben. Man glaubt, daß die Mißhelligkeiten, die zwischen ihm und dem spanischen Botschafter in Lissabon entstan= den sind, sih leiht werden beilegen lassen.

Eisenbahnen und Dampfschifffahrt.

FKZeimar. Auf der Thüringischen Eisenbahn wurden in die=- sem Zahre bereits 268,888 Personen und 307,959 Centner Güter befördert, Jm Monat Juni betrug die * ersonen - Frequenz 75,748 Personen, der Güter-Transport 96,811 Centner, die Geld-Einnahme 50,430 Rthlr.

Paris, 22. Juli. Die französische Central - Eisenbahn, von Paris über Orleans nah Vierzon und Bourges, im Mittelpunkte Fraufreihs, is am gestrigen Tage, jedoch ohne geräuschvolle Festlich=- feiten, bis Bourges eröffnet worden. Der Zug verließ Paris um 7 Uhr, traf um 12 Uhr in Vierzon und gegen 2 Uhr in Bourges eimn.

Handels - und Börsen-Nachrichten.

Bärlin: des 27: Juli 1854/7. Wechsel - Course. | Brief. A masterdanm L000 Fl Kurz | do. . 250 Fi. ‘ù mi. | Hamburg. D000 Mk. | K urz | 152% L Ee 300 Mk. 2 Mit. E Londo «e 2/5 04 [l Lst. | 3 ili. | Paris ....« Ed 300 Fe. Mt. | A | a Wien in U 150 F. Mi. | | 103 S ¿ae ofe oba otb apa 09 150 Fl. Mt. \ | 100 Tule, | 2M S | 99% 100 | 99% Mi. 99% | 99% |

RBeeslau

in Courant im 14 Tul. Fus, 100 Thbl«e.

Leipzis |

Fraukfart a. M. südd. W, „o... - 160 Fl. E V. | 56 18 .… 100 SRuI. | 3 Wochen | 108% | 1085

Peitersburz +«“«

Inländische Fonds: Pfandbrief-, Komnmual- Papiere und Geld - Course.

Zf.| Brief. | Geld. |Gew. Kur- u.Nw.FPfJ4br. 33 947 Sehlezsische do. |35 do. Lt. B. gar. de. '35| Pr. Bk-Antb.-Sch 1085

|Zt.| Brief. | Geld. Gem. St, Schuld4-Seb. (31) 935 E | See. Präm. Seb. |—| 91% 905 K.u. Num, Schuldv, 35| 897 E Berl. Stadt-Obl. |32| 93 | Westpr. Pfandbr. 13 L 93% | Grossb.Pogseu do. | 1 1023 | V

do. do. [3 ! 93% E 4 Ost Piaudbr [32/ | Pomm. do. |3: | 94 L

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| Friedricbsd’or. |—| Aud.Goldm.àÏth. les

Disconto

Ausländisohe Fonds. Rüuss Hamb. Cert [5 | | Pölu. neue Pfdbr. do.beiHope 3.4 S. |9 | - | do. Part. 500 Fl, do do LAULZ I S 002 do. do. 380 FI.|— do. Stieglitz 2.4 A4 j 85; | |

do.v.Rothecb.Lst. |9 l | 12 | ; | do, Poulu ScbhatzO | i | 04 | |

du. du. Cert. L. A. D | 967 | 95; Kurb.Pe.O. 40Th.|— do. du. L,B. 200FI.| 167 | T Sardin. do. 36 Fr. Pol. a. Pfdbr. u.C.|4 —— | 967 Neue Bad.do35FI.|

Eisenbahn - Actien.

Hamb. Feuer-Cas,|3: do. Staats-Pr.Anul.|

.. «1 0/ [c Holländ, 2 z; /olnt.;

|

Vol leing. \ze.| A ust. Rol. | 1 104 bz. u. B, Pts. M.Pr.B. (5 &vrub, Ute, 4 z Rhein, Stm, | Berl, Aub. A.!4 117 {i G do. Peilor./|

du. Prior. |4 —- Becl. Hamb. 4 108 B.

do. Prior. |42 100% B. Sag.-Glog. |“ Berl. Stett. (4 | 1147 a 1137 bez do. Prior. 8Boun-Cölu. |5 _—— St.-Vohw. Bresl]. Freib.:4 - do. Prior.

do. v.St. gar. |:35 Sächs,. Bayr. |ch

Thüriuger.

WiIbb.(C.O.) do. Prior.

Zarsk. Selu.|—

do. Prior. |4 Cöth. Berub.|4 (e. Ob, Seb. 4 üss. Elbert. |4

do. Prior. 1

Gilogguitz. |d Hmb. Bergd 4 Kiel-Ali, 1 Lpz. Dresd. 4 Löb. Zittau. |4 58 bz. u. G. Magd. Ualb.|4

Quit.Bog. 2490 |

A aeb. Mastr. l Berg. Mrk. Berl. Anb. B./45 Bexb. Ludw. |7

1115 B.

Magd. Leipz do. Prior Brieg-Neiss.|f

N. Sebl. Mk

l 2 4 do. Peior.

935 G. do. Prior 102 B. Nrdb. K, Fd./4 E O.Scbl.LA/4 | 1077 B. do. Prior. |4 do, Lit, B.\4’ | 1014 B. Pis. Madb. 4 | 1025 G. do. Pr. A.B. (4 | 935 e,

Cöln- Mind. (5 do. Tbür. V.l --— Dresd. Görl.|90| 1033 B, Magd. Witt, 30 867 bz. Mecklenb. |70| 735 B. Nordb. F.W./65| 74 a 73% bz. u. G. Rb. St. Pr. |70| 93 B. Starg. Pos. |50| 857 B, (Schluss der Börse 3 Uhr.)

Die sich gestern kundgegebene Flauheit hat an heutiger Börse weitere Fortschritte gemacht, und sämmiliche Eisenbahn - Actien sind, zum Theil bedeutend, im Preise gewichen.

98% a 98 bz,

4

1 Ms

4 917 a 4 bz. u B. Chem. Risa. 4

5

Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Raegen loco 90--—58 Rihlr. bz.

- Lieferung pr. Juli nach Einigung von pr. August 53—54 Rthlr. bez. Gerste loco 90 Rthlr.

Hafer loco nach Qualität 26—40 Rihlr. Rüböl loco 115 Rthlr. - Herbst 1154 Rthlr. zu machen.

58—62 RthIr. regulirt,