1847 / 212 p. 5 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

*- , (t, di von Wolnie- Uebrigen bisher vorgelesen. Eine Gele‘ fand sich für diesmal wicz begonnenen Mittheilungen qus einander. Die Instructionen nicht, und die Versammelten V olinski. selbst gab von Wolniewicz dex ter von Szokdrski wiederum

, e cinige Tage sp l) L

Von diesem holte si ihn veranlaßt, den Hippolgt von Szcza- ab. von Wolniewicz hatte Rath Michael vou Skarzynski nah Deutsch winski und den Land S Szotdrski that dies dur Briefe, in wel= Poypont einzu ie6 paß von Wolniewicz bei ihm sei und sie zu en er wünsche Den von Skarzynsfi aber bat er noch, seine Sta- sprechen win perzogthums Poseu mitzubringen. / tistik des S eruar Vormittags stellten si die Eingeladenen bei

Shotbröfi ein. von Wolniewicz las ihnen und dem von Szoldrsfki clbst die Jnstruction abermals vor und erläuterte sie wiederum durch Le ‘Furnatowskfische Karte. Nachmittags vor seiner Abreise händigte er das gebrauchte Exemplar der Justructionen in von Szczawinski's

und von Skarzynski?s Beisein dem von Szokdrsfi ein und wies ihn an, dasselbe zu verbrennen. Er versprach, den Tag, an welchem der Aufstand ausbrechen sollte, nächstens mitzutheilen.

Auch die Darstellung dieser Vorgänge in Kosten und Deutsch Poppen beruht auf von Szoldrski's Geständniß, das durch die Ge- ständnisse anderer Mitangeklagten bestätigt wird, die von den vorge- tragenen Thatsachen mehr oder weniger einräumen und nur von dem Vorlesen der Jnstructionen nichts wissen wollen. i

Inzwischen hatte Ludwig von Mieroslawsfi, wie er in der Vor- untersuhung erzählt , beschlossen , noch persönlich die Kommissarien sämmtlicher Kreise des Großherzogthums für den Aufstand und na- mentlih die auszuführenden Kriegs - Operationen zu mstruiren. Zu- nächst sollte dies für die nah dem Concentrations - Punkte Rogowo bestimmten Kreise geschehen, und Adolph von Malczewski hatte es übernommen , die betreffenden Kommissarien zu diesem Zwecke nach Srbrna=-Góra,, einem Gute des Angeklagten Mattheus von Mosz- czensfi, zu berufen. von Mieroslawsfi felbst verließ Posen am 5. oder 6. Februar. Er wurde vorläufig auf dem von Rowinskischen Gute Swiniary aufgenommen, wo er sih mit der Ausarbeitung der militairischen Justructionen für jeden einzelnen Kreis des Regicrungs- Bezirks Bromberg beschäftigte. :

Mattheus von Moszczenski erhielt , wie er selbst angiebt, durch ein Schreiben des Alexander von Gutiry davon Nachricht, daß Adolph von Malczewski mit mehreren Freunden am 8. Februar bei ihm zu Srbrna-Góra eintreffen werde.

Es fanden sich denn auch an diesem Tage Ludwig von Mieros- lawsfi, die Gebrüder Adolph und Albin von Malczewski, Joseph von Mikorski , Stanislaus von Sadowski und Joseph Bonaventura von Garczynski ein. von Mieroslawski ließ sich von den Anwesenden die Lage der Angelegenheiten in ihren Kreisen darstellen und über die ih- nen zu Gebote stehenden Maunschaften Bericht erstatten. Er sebte ihnen sodann den allgemeinen strategishen Plan des Aufstandes aus einander und besprach die Operationen, die ein Jeder von ihnen aus- zuführen habe, um seine Schaar nah dem Sammelplaße Rogowo zu führen. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um eine Unternehmung gegen Bromberg.

Stanislaus von Sadowski war, wie er selbst zugesteht, bald nach seiner Aufnahme in die Verbindung durch seinen Bruder, den flüchti- gen Nepomucen von Sadowski, von diesem zum revolutionairen Or= ganisator des bromberger Kreises bestellt und darauf aufmerksam gemacht worden, daß bei der strategischen Wichtigkeit Brombergs gleich

eim Ausbruch des Aufstandes der Versuch gemacht werden solle, die Stadt zu überrumpeln und sich mindestens der dortigen Geschüße und Waffenvorräthe zu bemächtigen. Nach seinem ferneren Geständuiß suchte er hiernächst in Folge weiterer Anweisung über die Stellung und Stärke der in Bromberg stehenden Artillerie Erkundigung einzu=- ziehen und brachte sonach in Erfahrung, daß die Artillerie mit vier beim Zeughause aufgestellten Geschüßen auf dem linken Ufer der Brahe stationirt, die Jufanterie dagegen in den am rechten Brahe =-Ufer ge- legenen Stadttheilen einquartirt sei.

Auf der Versammlung zu Srbrna - Hóra legte nun von Sa- dowski cine Charte der Umgegend von Bromberg vor, worauf von Mieroslawsfi ihm die nähere Jnstruction für das Unternehmen da- hin ertheilte.

Am Tage des allgemeinen Aufstandes wird Bromberg von drei Seiten angegriffen. Der Hauptangriff hat die Wegnahme der Ge- \hüße beim Zeughause zum Zweck. Der größte Theil der Garnison ist auf dem anderen Ufer der Brahe und des Kanals einquartirt, deshalb müssen die Brücken beseßt und diese durh Schutt, Wagen und andere Gegenstände verbarrikadirt und vérsperrt werden. Zu- gleih machen die shubiner Jnsurgenten einen Scheinangrisf von Sü- den her gegen die Stadt, um die Besaßung zu theilen und auf ver=- schiedenen Punkten zu beschäftigen, während ein anderer Haufe, aus dem südöstlih vou der Stadt gelegenen Walde, einen zweiten Schein- angriff unternehmen wird. Alle drei Haufen ziehen sih nah Weg-= nahme der Geschüße, der Munition und der Waffen über die bei R9narzewo über die Neve führende Brücke nah Rogowo zum Haupt=

Sammelplay zurück. Der nördliche Haufe muß zu diesem Zwecke noch die Brahe passiren, weshalb noch vorher außerhalb der Stadt eine feste Brücke auszukundschaften ist, über welche dieser Haufe mit den gewonnenen Geschüßen, der Munition u. #. w. sih. mit den übri= gen Streitkräften vereinigen kann.

Zu Führern der Jusurgenten, welche die Geschüße zu nehmen bestimmt waren, \{lug von Sadowski den Stanislaus von Radfkie- wicz, Max Ogrodowicz und Lucian von Bajerski vor.

Auch von Garczynski, als Anführer des ersten Aufgebots des shubiner Kreises, sollte an dem Unternehmen gegen Bromberg Theil nehmen, und von Mieroslawêki erläuterte ihm genau den Theil des Plans,’ bei dessen Ausführung er mitwirken ollte.

Um den Angriff auf Bromberg zu decken, und namentlich die in

D , ) Jnowraclaw stationirte Schwadron zu verhindern, der bromberger Be- sabung zu Hülfe zu eilen, wurde Albin von Malczewski beauftragt durch Scheinangriffe auf Jnowraclaw die dortige Schwadron zu be- unruhigen, sih dann auf die bromberger Straße zu werfen, um den Rückzug der bromberger und s{ubiner Jusurgenten zu sichern und dann, mit diesen vereinigt, nah Rogowo zu eilen.

Adolph von Malczewski erhielt die Anweisung, mit den Jusur- genten des Kreises Gnesen einen Scheinangriff auf Gnesen zu machen, sich wo möglich, der dortigen Landwehrwaffen zu bemächtigen und dann ebenfalls nah Rogowo zu rücken.

Jn Posen schon hatte von Mieroslawski dem Grafen Jgnaß Buninski den Befehl ertheilt, mit den Mannschaften aus dem wirsiver Kreise auf dem Marsche nah Rogowo die Stadt Schneidemühl an- Ln um sih der dortigen Waffenvorräthe zu bemächtigen. Des-

b war auhch Graf Buinsfi von dem Erscheinen zu Srbrna-Göóra EA de beitt Laie

ier vertheilte vou Mieroslawski zum Schluß noch die \chrift- lichen Jnstructionen. Namentlich erhielt tat idicaë d Sabttcuti eine solche, die mit hemischer Dinte auf Briefpapier geschrieben war und wozu ihm sein Bruder Nepomucen das Reagens {hon früher gegeben hatte.

Die Justruction für den auf der Versammlung nicht erschienenen Kommissarius des Kreises Wongrowiec erhielt Matheus von Mosze- zensfi zur Beförderung.

1552

Diese Vorgänge zu Srbrna-Góra, sind durch die Geständnisse der Angeklagten von ieroslawsfi, Stanislaus von Sadowskfi und Ma- theus von Moszezenski ermittelt. i E j Ludwig von Mieroslawsfi blieb, wie er selbs erzählt, bis zum 11. Februar zu Srbrna-Góra und arbeitete hier die Jnstructionen für die Kommissarien der südlichen Kreise aus. Demnächst seßte er die Arbeit zu Swiniary fort. Er beabsichtigte, am 13. Februar die nah dem Concentrationspunkte Pleschen bestimmten Kommissarien der süd- östlichen Kreise zu instruiren, die zu diesem Zwecke nach Kocialkowa- Górfa oder nach Twardowo berufen werden sollten. Demnächst wollte er eine dritte Konferenz mit den Kommissarien der westlichen Kreise zu Buk oder Posen abhalten und sich alsdann auf seinen Posten nah Rogowo begeben, um die militairischen Operationen zu beginnen.

Am 12. Februar indeß, kurz vor der Abreise nah Kocialkowa- órfa, wurde er zu Swiniary verhaftet. Am 14, Februar und den folgenden Tagen traf ein Gleiches vicle Häupter der Vershworenen zu Posen und in der Umgegend. Auch in Bromberg wurden Ver- haftungen vorgenommen.

Auf diese Art hatte der beabsichtigte Aufstand augenblicklich seine Leiter verloren und kam deshalb im Großherzogthum Posen vorläu- fig nicht zum Ausbruch. Anders gestaltete sih die Sache in Westpreußen. Ungeachtet von Elzanowski's Verhaftung waren hier durch die von ihm bestellten Revolutions-Beamten die Vorbcreitungen zum Auf- stande fortgeseßt. Wladislaus von Kosinski leitete die Sache von V osen aus. Ér war, wie er selbst augab, im Januar noch vor von Mieros- lawsfi von Krakau nah Posen zurückgekehrt, um die westpreußischen Angelegenheiten eifriger betreiben und die Organisation des dortigen Aufstandes vollenden zu können. Hierbei bediente er sich wiederum der Hülfe des flüchtigen Nepomucen von Sadowskfi, der, wie früher erwähnt, {ou vor von Elzanowski in Westpreußen thätig gewejen war, und jeßt die Ansicht aus\sprah: daß man unter Benußung des reli- giösen Fanatismus des Bauernstandes und des großen Einflusses der Geistlichkeit wohl 5000 Mann der unteren Volksklassen werde unter die Waffen bringen können, von Sadowski erhielt den Auftrag, sih sofort wieder nach West- preußen zu begeben, dort noch nähere Juformatiou einzuziehen und alle zum Aufstande noch erforderlichen Vorbereitungen zu vollenden. von Kosinski selbst entwarf, wie er ferner angab, den Operationsplan für Westpreußen und schickte einen mit sympathetischer Dinte geser= tigten Auszug aus demselben dur den flüchtigen Johann Pozorski nach Bromberg zur Beförderung an Nepomucen von Sadowski, den er gleichzeitig ersuchen ließ, ihn am 13, Februar in jener Stadt zu erwarten. Nepomucen von Sadowski fand sich, wie sein Bruder Stanislaus angiebt, am 5. Februar in Bromberg cin, theilte den Ju-= halt des von Kosinskischen Schreibens seinem Bruder mit und wies den Johann Pozorski an, sofort nah Westpreußen zu gehen, da der Aufstand am 21. Februar losbrechen solle, Er selbst reiste gleichfalls dahin ab, nachdem er seinem Bruder Stanislaus noch_ den Austrag ertheilt, bei von Kosinski?s Ankunst in Bromberg denselben zu ver- anlassen, ihu ja zu erwarten, da er wegen der westpreußischen Ange= legenheiten noch Rücksprache nehmen müsse. von Kosinski kam am 13. Februar in Bromberg anz mit ihm Anasta- sius von Radonsfi, der, nach von Sadowski's Angabe, bestimmt war, die aus Westpreußen erwarteten Nachrichten nach Pojen zu befördern. Außer ihnen hatten sih in denselben Tagen, nach der amtlihen Auskunft des Magistrats, viele polnische Edelleute in Bromberg eingefunden z unter diesen, nach eigenem Geständniß, auh der Oberst von Biesie!ierski aus Posen, der, wie früher schon erwähnt, zur Uebernahme des Kom- mando's in Westpreußen bestimmt war.

von Kosinski erwartete den Nepomucen von Sadowski verge= bens. Er verließ Bromberg am 16. Februar und wurde bald -dar= auf in der Nähe von Landsberg a. d. W. verhaftet.

Ju Westpreußen selbst hatte Severyn von Elzanowski den Stu- denten! von Trojanowski zum Kommissarius des stargardter Bezirks bestellt und ihn angewiesen, beim Ausbruch des Aufstandes sein Au- genmerk vorzugsweise guf die Stadt Stargardt zu richten.

von Trojanowski wurde schon vor Elzanowski am 24. Dezem- ber 1845 verhaftet.

Jn Folge dessen trug von Elzanowski, wie er selbst erzählt, das Bezirks - Kommissariat dem von Trojanowski geworbenen Pfarr - Ad- ministrator Lobodzki und, auf dessen Vorschlag, dem Wirthschafts- Eleven von Puttkammer-Kleszczynski an.

Beide erklärten sich auch bereit, für die polnische Sache nach allen Kräften zu wirkenz sie hielten aber sich selbst und ihre äußere Lage nicht für geeignet, um das Amt eines Bezirks-Commiss zirs zu verwalten. von Élzanowski versprach ihnen deshalb, einen anderen Führer zu senden, und ihnen seiner Zeit den nunmehr in kurzer Frist zu erwartenden Tag des Ausbruchs bekannt zu machen.

Am 20. Februar 1846 erschien bei Lobodzki der Angeklagte Flo- rian Ceynowa, Student der Medizin aus Königsberg. Dieser war, nach seinem eigenen Geständnisse, kurz vorher durch Theophil Magd- zinsfi, der, im Begriff, sich als Militgir-Führer nah Samogitien zu begeben, durch Königsberg gekommen war, in die Verschwörung auf- genommen und aufgefordert, sich. bei dem nahe bevorstehenden Aus-= bruche des Aufstandes nah Westpreußen zu begeben.

Ceynowa war mit Lobodzki bekannt, und als er jeßt von diesem erfuhr, daß man den versprochenen Führer erwarte und der Stunde des Ausbruchs entgegensebe, so übernahm er die sich ihm darbic- tende Rolle des Anführers und unterrichtete seinen Mitver\{chwore- nen, daß die Nacht vom 21, zum 22, Februar zu der an allen Or- ten gleichzeitig stattfindenden Erhebung der polnischen Nation aus= ersehen sei. Diese Mittheilung hatte ihm selbst der gleichfalls An- geklagte Alexander Szyszylowicz zu Königsber gemaht.

Ceynowa und Lobodzki, die Beide umfassende Geständm}sc ab- gelegt haben, faßten nunmehr über die Ausführung des Aufstandes folgende Beschlüsse: 5 S

1) Jn e lait oom 21. zum 22. Februar sollte die Stadt

Stargardt eingenommen, die Militair - Posten sollten getödtet und der Husarenstall und das Zeughaus in Besiß genommen werden. Z i j ;

Man wollte die Mitglieder der Ressource, die zu inem Ball versammelt waren, die Offiziere und Civil - Beamten, jo wie

Alles, was si widerseßen möchte, niedermachen und die aus ihren Quartieren hervorkommenden Soldaten überwältigen, Die öffentlihen Kassen sollten mit Beschlag belegt werden. Nach gelungenem Aufstand wollte man einen Kreis - Komumissa- rius bestellen, die Revolution proklamiren, dem Bischof Pe. Sedlag in Pelplin einen seine Schritte leitenden Adjunkten zur Seite stellen und ein Revolutions-Tribunal etabliren, welchem zunächst der Gastwirth Wesierski zu Stargardt übergeben wer= den sollte, weil er die an ihm versuchte Werbung des Troja-

nowsfki der Behörde angezeigt und dadurch dessen Verhaftung

herbeigeführt hatte.

Sodann sollte ein Theil der aufgestandenen Bevölkerung nach dem Councentrationspunkte Graudenz abgesandt werden, um sich mit den dorthin geleiteten Jusurgenten West-Preußens zu ver- einigen. Mit dem zurückbleibenden Theile der Jnsurgenten

wollte man unter Aufrufung der Landwehr den örtlichen Auf-

stand befestigen und verbreiten, Um diese im Allgemeinen

dem generellen Revolutions-Plane entsprehenden Maßregeln zur Ausführung zu bringen, sollte Lobodzki am nächsten Tage

die bereits - eingeweihten Verschworenen bei und cinige vorausseplih geneigte Geistliche

sih versammeln zu sih einladen.

Alsdann sollte der spezielle Operations-Plan verabredet und dic Masse des Volkes aufgeboten, nah Möglichkeit bewaffnet

und den Sammelpläßen zugeführt werden.

Auf Lobodzki’s Bemerkung, daß der gemeine Mann für das alte

Polen keine Anhänglichkeit hege, vielmehr allgemein

fürchte, daß der

Adel seine früheren Plackereien wieder aufnehmen werde, wurde be- chlossen, den Haß der Katholiken gegen die Evangelischen aufzuregen. Es sollte dem gemeinen Manne vorgespiegelt werden, daß die Evan-

gelischen in Stargardt beabsichtigten, die dortigen morden, und daß sie hiernächst in gleicher Absich fommen würden. Der Aufstand geschähe, um d

Katholiken zu er= t guf die Dörfer en Katholiken in

Stargardt Hülfe zu bringen, und wenn die Evangelischen sich in der ihnen untergeschobenen strafbaren Absicht auf das Land begeben woll=

ten, diésen den Weg zu vertreten.

Die Vershworenen konnten durch diese Täuschung ihren wahren Zweck um so eher erreichen, als in dortiger Gegend befanutlih Pole

und Katholik, so wie Deutscher und Evangelischer, sind.

ziemlich identisch

Lobodzki entledigte sich des übernommenen Auftrages theils per-

sönlich, theils durch Briefe und Boten,

Am nächsten Tage fanden

sich in seiner Wohnung nah einander von den eingeladenen Verschwo- renen und den für den Aufstand zu gewinnenden Geistlichen, wie dieje

selbst zugestehen, ein:

1) der Wirthschafts-Eleve von Puttkammer=Kleszczynsfi, 2) der Einsasse und Kirchen-Vorsteher Anton Switalla, 3) der Cinsasse und Geshworene Johann Danowsfi,

4) der Töpfergeselle Wilhelm Wysoi,

5) der Krug-Pächter Johann Eduard Mazurowski, j 6) der Wirthschasts-Jnspektor Stanislaus Elias von Penta-Li=

pinski, und 7) der . Pfarrer Vikars ; 8) Franz Kandyba.

Andreas Poumieczynski in

Andreas Pomieczynski mar bestimmt, dem Bischof al l lehnte jedoh hartnäcig jede Theil= und auh Kandyba blieb müßiger

zur Seite gestellt zu werdenz er nahme an der Revolution ab, Zuhörer.

Die übrigen Erschienenen wurden, mäß, instruirt Kenntniß geseßt.

1) Die gemeinen Leute werden aufgeregt,

waffnet und zwe1

dem allge1

nach

Begleitung

und zugleich von dem speziellen Ope! Derselbe ging im Wesentlichen dahin :

en Sammelpläßen vor Stargardt ,

seines

chof als Adjunkt

neinen Plane ge= perationsplane in

Möglichkeit be= an. der

dirschauer Chaussee, am Ausgang des stargardter Waldes, und

an der fonißer Chaussee, zugeführt.

Den einen Trupp befehligt von Puttkammer- anderen Mazurowski und von Lipinsfi.

Als Hauptanführer wird sih Ceynowa nach benz die Unterbefehlshaber haben sih bei 1h von ihm den Befehl zum Angriff einzuholen, fort beginnen wird,

Kleszczynski, den

Stargardt bege= m zu melden und der alsdann \oe-

Jn Folge der ertheilten Jnstruction wurden nunmehr die gememen Leute in den Ortschaften Sumin, Lippe, Byttonia, Rywalde, _Brzeszuo, Jablau, Klonowken und Neumuß, theils durch die Vorspiegeiung,

daß der fatholishe Glaube geschüßt werden solle,

theils durch das

Versprechen, daß die mit Grundstücfen niht ansässigen Leute in Zu= funft Land erhalten, die ansässigen aber von Zinsen und Dienstlei-

stungen auf immer befreit werden sollten, | hungen aufgeregt, wte durch viele Zeugen ermittelt

theils endlich durch Dro-

ist,

Der geständige Krugpächter Mazurowski versammelte in Byt=

tonia fünf Mann und begab sich mit denselben nah Sumin.

Hier

vereinigte er sich mit dem gleichfalls geständigen Wirthschafts - Jn spektor von Jenta - Lipinski, und Beide führten nach einigem Ausfent=

,

halt den Zug der gesammelten Mannschasten, in mehr als 30 Per=

sonen bestehend, auf drei vierspänuigen Schlitten nach Stargardt zu.

eine Viertelstunde vor der Stadt

Ungefähr D Mazurowski begab

Chaussce wurde Halt gema ht. die Stadt, M6 und Befehls zum Angriff gewärtig. : Von der anderen Seite her hatten, E ständnisse, die Einsassen Anton Switalla und Joh Rvwalde von deu Cinwohnern dieser meistens von

( M d d - . A d wohnten Dorfschafst nahe an 60 zusammengebracht und, : t d an dessen Ausgang bei

gardt zu, in den stargardter Wald geführt , der dirschauer Chaussee Halt gemacht wurde.

Mit diesem Trupp Einwohner, welche in Klonowken waren. durch seine beide! die durch ihre G rufen lassen.

und Neumuß

auf der koniter sih zu Pferde in

meldete sich und seine Leute bei Ceynowa und war des

nah ihrem eigenen Ge=

ann Danowski in Arbeitsleuten be= nah Star=

vereinigten sich noch im Walde diejenigen

zusammengebracht

Der Pfarr - Administrator Lobodzki hatte diese Mannschaften V N Justleute Michael Blendzki und Mathias Wrzala, eständnisse das des Lobodzki bestätigen, zusammeu= Sie hatten sich im herrschaftlichen Garten zu Klonow-

fen versammelt und Lobodzki begleitete sie bis zum Vorwerk Neumuß. Hier hielt er ihnen eine Anrede folgenden Juhalts : „Leute, Jhr

geht einem gottseligen Werke entgegenz Jhr sollt Religion und das Vaterland. c aber belohnt werden. Und so wie Jhr, rüsten sich in überall Eure polnischen Brüder,“ Sodann entließ ter Ertheilung des Segens.

kämpfen für die

Jhr werdet aber dafür durch Land

gleicher Minute er die Leute un=-

Auf ähnliche Weise hatte Lobodzki nah Angabe des Mathias

Wrzala schon im herrschastlichen Garten ge\proche Drohung hinzufügte, wer heute nicht freiwillig geh gen eine Kugel vor den Kopf. Er bemerkte auch

Stargardt ziehen, im Walde die Post anhalten, i

n, indem er die e, bekomme mor= , daß sie gegen u der Stadt die

preußischen Adler abreißen und die polnischen annageln sollten. Die Zahl der Theilnehmer aus Klonowken und Neumuß betrug

ursprünglich gegen dreißig. Der ganze im starga

rdter Walde ver=

sammelte Haufen verminderte sich aber bald, theils dadurch, daf

Einige entflohen, so sehr auh Switalla und Da! Ersteren eigener Angabe, bemüht waren, sie zusamm dadur h, daß Andere als Wachtposten verwendet

Verbindung mit Stargardt für diejenigen abzuschneiden,

1owsfki, nah des enzuhalten, theils wurden, um die die etwa

versuchen möchten, die Behörden von deu Vorgängen zu benachrich-

tigen. Die Uebrigen erwarteten den Führer, welch heißung ihrer Leiter erscheinen und die ferneren An

er nah der Ver= ordnungen tressen

sollte. Dieser Führer war der Wirthschafts-Eleve Joseph von Putt=

fammer-Kleszczynski aus Jablau, ren von ibn u Theilnahme beredeten Personen,

Mitangeklagten Lewandowski und Heynowski, die, aen selbst, geständig sind der Stadt Stargard ließ er seinen Schlitten anhalten, stieg zu Pferde bei dem Haupt - Anführer Ceynowa in Stargardt.

Nachdem derselbe sich mit mehre=

namentlich den wie von Putt= t genähert hatte, und meldete sich Dieser wies 1hn

an, sih mit den an der dirshauer Chaussee stehenden Mannschaften

zu vereinigen, alsdann in die Stadt cinzurückew un und den Husareistall zu beseßen.

d das Zeughaus

Zweite Beilage

An den Sammelplaß angelangt, verständigte sih von Puttkam- mer, kenntlich durch eine weiße Barankenmüte und einen um den Leib geshnallten Säbel, mit dem Switalla, sprengte in den Wald, redete die daselbst Versammelten an und formirte aus ihnen eine Linie, zwe Mann hoch. Die Zahl der Anwesenden mochte sich auf 70 bis 100 Mann belaufen, die vershiedenartig bewaffnet waren. Ein kleiner Theil führte Gewehre, die meisten nur Knüttel, Aexte, Heugabeln, Mistforken und ähnliche Werkzeuge. j

von Puttkammer bestellte unter Switalla’s Mitwirkung über je 410 Mann einen Zehntmann, theilte sie sodaun in zwei Kolonnen, in- dem er zwei Hundertmänner und darunter den Switalla ernaunte. Hiernächst rückte der Trupp in Gliedern zu fünf Mann auf der Chaus- see bis diht vor die Stadt in der Nähe dreier links des Weges ste- henden hohen Espen. Schon im Walde hatte von Puttkammer, nah der Angabe zweier bei den Vorgängen zugegen gewesener Personen, an die in Unie aufgestellten Mannschaften vor der Fronte einige Worte gerichtet, indem er die Anwesenden „Brüder““ naunte und ihnen sagte: „ie zögen nah der Stadt zur Hülfe der Katholischen gegen die Evangelischen, welche jene todt schlagen wollten, Es werde Polen sein.“

Schon hier zeigte sich der Shuhmacher und Maurer Kuna aus Klonowken {wierig. Er verfluhte das alte Polen, von dem seine Vorfahren ihm erzählt hätten, und meinte, daß es ihuen schlecht ge- hen werde, wenn Polen wiederhergestellt werden sollte. Als aber von Puttkammer-Kleszczynski auf der Chaussee von dem Ausbruch eiuer Revolution und von der Wiederherstellung Polens sprach, auch endlich dem die erste Kolonne führenden Hundertmann, Stanislaus Haese, den Auftrag er:heilte, mit 40 Mann nah Stargardt zu ge- hen, den Husarenstall zu beseßen und die Stallwache niederzumachen, weigerte sih dieser, Gehorsam zu leisten, Auch seine Gefährten wollten einem solchen Befehle uiht nahkommen. Nunmehr sah si von Puttkammer rathlos. Er ließ Halt machen und begab ih nach Stargardt, woselbst er den Ceynowa in Begleitung des zweiten Füh= rers Mazurowski auf der Conißer Brücke antraf. Bei der Weige- rung der Mannschaften und ihrer geringen Anzahl beschlossen sie, den Plan zur Ueberwältigung Stargardt's aufzugeben und die Leute, nachdem sie Stillschweigen angelobt hätten, zu entlassen. Mazurowski überbrachte dem von ihm und von Lipinski herbeigeführten Trupp auf der Straße von Koniß den Befehl, und die Leute gingen demge- mäß aus einander. ;

von Puttkammer - Kleszrzynski begab sich ebenfalls zu dem von ihm befehligten Haufen. Er forderte die Leute noh dreimal auf: ob sie ihm folgen wollten, und auf die allgemeine Weigerung ließ er sie, nach der Angabe Einiger, unter Vorhaltung eines Kruzifires, in Form eines Eides geloben, einander nicht zu verrathen und bei der ersten Aufforderung zum Aufstande si zu erheben,

So unterblieb der Angriff auf Stargardt, und ein weiterer Ver= such, den Kampf zu beginnen, wurde in Westpreußen nicht gemacht.

Die Kunde von den in den preußisch - polnischen Landestheilen vorgenommenen Verhaftungen war auch uach Krakan gedrungen. Es hieß aber, daß die Verhafteten bereits durch andere Mitglieder der Verbindung erseßt seien, und daß man si dennoch am 21, Fe- bruar erheben werde.

Am 18, Februar rückten in Folge der in Galizien gemachten Entdeckungen österreichishe Truppen in Krakau ein; am folgenden Tage wurde die Stadt in Belagerungszustand erílärt.

Um den österreichischen Truppen nicht in die Hände zu fallen, ergriff der schon vor mehreren Tagen von Posen angekommene Al- cyato die Flucht.| Liebelt, am 14. Februar in Posen verhaftet, hatte sih nicht einfinden können, und so waren von den am 18. Januar ernannten Mitgliedern der National = Regierung nur Tyssowski und Gorzkowski anwesend. i : i

Jn der Nacht vom Wsten auf den 21. Februar machten aus=- wärtige Jnsurgentenhaufen einen Angriff auf die österreichische Be= \aßung. Dieser Angriff wurde zwar zurückgewiesen , die österreichi \hen Truppen aber gingen am Abend des 22. Februar vou Krakau über die Weichsel nah Podgórze zurü.

Mit ihnen verließen die Mitglieder der legitimen Regierung und die Nesidenten der Schußmächte die Stadt und deren Gebiet,

In demselben Augenblick war der Aufstand vollständig organisirt. Sofort erschien ein durh deu Dru bekannt gemachtes Protokoll, welches das Volk von der Existenz einer National - Regierung der Republik Polen benachrichtigte, und mit demselben ein Manifest der National - Regierung an das polnische Volk.

Tyssowski und Gorzkowski hatten sih den Alexander Grzegor= zewskti als Regierungsmitglied für das Königreih Polen und den Karl Rogowski als Secretair zugeorduet,

Schon am folgenden Tage, den 23. Februar, zogen sich Grze= gorzewsfi und Gorzfkowski von der Regierung zurück, Ein Erlaß vom 24. Februar benachrihtigte die polnische Nation, daß Johann Tyssowski als Diktator die Zügel der Regierung ergriffen habe.

Tyssowski versuchte nah den Vorschriften und im Geiste der Centralisation zu organisirenz aber schon am 1. März zog ein öster= reichishes Armee - Corps gegen die Jnsurgenten heran, die inzwischen auch Podgórze beseßt hatten.

Während der Unterhandlungen flüchtete sich Tyssowski auf preu-= ßishen Boden. Am 4, März zogen die Truppen der drei Schuß= mächte in Krakau ein und stellten die Ordnung wieder her.

Mit der militairischen Leitung des Aufstandes im Königreich

Polen hatte von Mieroslawski, wie bereits erwähnt, den posener Gutsbesißer Bronislaus von Dabrowsfi beauftragt. Derselbe war, nach seinem eigenen Geständuiß, mit den erforderlihen Spezial- Karten und Înstructionen versehen, am 7. Februar nah Polen ab= gereist, war mit mehreren der dortigen Vershworenen in Verbindung getreten und war am Nachmittag des 21. Februar zu Allem gerü= stet, als er von den Verhaftungen in Posen und den Bewegungen der russishen Truppen Nachricht erhielt. Seine Gemahlin, die ihm mit dieser Kunde nahhgeeilt war, mahnte ihn dringend zur Flucht. von Dabrowski eilte der preußischen Gränze zu und gestellte si so= fort bei dem Landrath des herzberger Kreises. So beschränkte sich der Ausbruch des Aufstandes darauf, daß einige wenige Jnsurgenten, den Gutsbesißer Pantaleon von Potoi an der Spibe, bewaffnet in die Stadt Siedlce eindrangen, einen Wachtposten erschossen, dann aber, als sie Widerstand fanden, sofort die Flucht ergrifsen. von Potocki ist in Folge dessen zum Tode ver- urtheilt und nah der offiziellen Bekanntmachung der Kaiserlich russi- {hen Behörden in dem Warschauer Courrier vom 17. März 1846 gehangen worden.

Die Nachricht von dem- Aufstande in Krakau war {nell nah Posen gelangt. Die Vorgänge der ersten Tage schienen einen dem Aufstandsversude günstigen Erfolg zu ver teen. Nach den Anga= ben dreier geständigen Angeklagten deshloi deshalb die bis dahin nicht entdeckten und der Haft entgangenen posener Verschworenen nunmehr einen Versuch zu machen, sih der Stadt und Festung Po-

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1553 Zweite Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

sen zu bemächtigen, die Verhafteten zu befreien und auf diese Art den einstweilen rur vereitelten Ausbruch der Revolution dennoch her- beizuführen. s

Gelang die Ausführung dieses Planes, so wurde den damals gefangenen Verschworenen die Möglichkeit gewährt, die von ihnen be- arbeiteten und den übrigen Mitverschworenen niht bekannten Revo- lutions-Pläne weiter ins Werk zu rihten. An der Spiße des Un- ternehmens standen, nach der Angabe eines Angeklagten, der Mit- angeklagte Dr. jur. von Niegolewski, der flüchtig gewordene Kandi- dat der Rechte von Chamsfki und, wie es scheint, auch der Kandidat der Philosophie Ludwig Paternowski.

Die Verschworenen glaubten, über niht unbedeutende Mittel ge- bieten zu fönnen.

Nach der Erzählung dreier geständigen Angeklagten, von denen zwei an diesem Unternehmen selbst Theil genommen haben, hatte der Dr. von Niegolewsfi die Gegend von Posen bereist, um die Bauern poluischer Abstammung, hauptsächlich in der nächsten Umgegend der Stadt Posen, zur Theilnahme zu bewegen, Auf ihren Beistand wurde gerechnet. i :

Auch in der Stadt Posen selbst befand sich eine große Anzahl Verschworener. Besonders thätig zeigten sich dèrt der Be Uleratder von Neymann und der Werkführer aus der Johannismühle Joseph Eßmann. Í

Ersterer hatte viele Schüler des Marien-Gymnasiums und einige Alumnen des Seminars, Leßterer viele Bewohner der Vorstadt Schrodka für die Sache der Revolution gewonnen.

Endlich war der gräflih Dziakynskische Oberförster Hippolyt von Trapczynski zu Buin von dem Kandidaten Paternowski und dem Werkführer Eßmann überredet worden, mit Männern aus Buin und Kurnik sih dem Unternehmen anzuschließen.

Nach dem Plane der Vershworenen sollte der Aufstand um 11 Uhr Abends am 3, März losbrechhen. Anführer und Sammel- pläbe, von welchen leßteren namentli der \{wersenzer Sand bei der Johannismühle und der Garnison-Kirhhof bekaunt geworden sind, waren bestimmt. i

Die meisten Vershworenen waren {hon bewaffuet, die übrigen sollten auf den Sammelpläßen mit Waffen versehen werden.

Für diese hatte der Dr. von Niegolewski gesorgt.

__ Durch den geständigen Appolonius von Kurowski ließ er zwei Kisten mit Flinten und Hirshfängern nah dem einige Meilen von Posen entfernt belegenen Gute Bolewice shasfen, um dieselben zu- nächst dort zu verbergen, später aber für den Zweck des Aufstandes zu benußen. Die eine Kiste war aus Leipzig, unter der Firma eines englischen Fortepiano’'s, über Berlin nah Posen, die andere, unter der Firma von Wein, von Berlin nach Pinne spedirt worden, wie auch durch die Aussage verschiedener Zeugen festgestellt ist.

Obwohl beide Kisten unter anderen Adressen angekommen waren, so wußte von Kurowski denno die Abholung der Kisten aus Posen und Pinne zu bewirken und dieselben einstweilen in Bolewice zu verstecken.

Jn der ersten Kiste fand er 30 einfache und Doppelgewehre, theils mit, theils ohne Bajonet, so wie ein Paket mit Hirschfängern. In der zweiten waren 17 Doppelgewehre und über ein Dutzend Hirschfänger enthalten.

Durch den Lieutenant Madckiewicz hatte von Niegolewski wie er selbstim Gesänguisse erzählt hat einen Wachs-Abdruck erhalten, nach welchem zu Breslau drei Schlüssel zu den Festungsthoren angefertigt waren. Man nahm an, daß von der Garnison einige Offiziere, meh= rere Unteroffiziere und ein Theil der Soldaten poluischer Abkunft für die Revolution gewonnen seien oder doch sih ihr anschließen würde, und hoffte deshalb, die Festung leiht überrumpeln zu fönnen,

Die eigentliche Festung, das sogenannte Kernwerk, liegt im Nor= den der Stadt Posen, jedoch in unmittelbarer Nähe davon,

Man hoffte, es würden mehrere Verschworene in die Festung einshleihen und si dort bis auf gelegenere Zeit verbergen fönnen,

Auf das von den Mitverschworenen in der Stadt gegebene Signal durch eine Rakete sollten danu zwei als Gemeine verkleidete Unter- offiziere sich im Wach - Anzuge der Schildwache vor dem Hauptthore nähern, als ob sie vom Wachposten der Montirungs-Kammer kämen und sih der Schildwache bemächtigen.

Alsdann wollte man, mit Hülfe der éingeschlichenen Verschwore- nen, von innen das Festungsthor mit dem Nachschlüssel öffnen, die außerhalb Versammelten einlassen uud mit deren Hülfe die Wach=- mannschaft am Thore aufheben,

Endlich \ollte ein Theil der Verschworenen auf dem Festungs- hofe zurückbleiben, ein anderer aber sofort in die Kaserne eindringen, die Stubenthüren besehen, die auf dem Korridore aufgestellten Ge= wehre zu seiner Bewaffnung wegnehmen und jeden Soldaten gefan- gen seßen, der sih der Revolutions-Partei nicht anschließen möchte.

Außerdem lag, wie der Bäckter Neymaun angiebt, im Plane der Verschworenen, alle Ausgänge der Stadt Posen zu beseßen, um zu verhindern, daß von Seiten der Behörden Befehle in die Provinz erlassen würden. Auch die Wallischeibrücke und der Kanonenschuppen sollten beseßt werden, damit den auf dem Reformaten-Fort liegenden Soldaten keine Befehle ertheilt und von den in dem Schuppen be- findlichen Kanonen kein Gcbrauh gemacht werden könnte. Dieser Posten wurde dem geständigen Oberförster von Trapezynski zugedacht. Den Festungs - Kommandanten, General = Lieutezant von Steinäcker, wollte man anfänglich hon um 12 Uhr Mittags am 3. März bei Gelegenheit der Parade auf dem Wilhelmsplabe erschießen, wie meh- rere bei dem Unternehmen betheiligte Verschworene einem Mitgefan- genen erzählt haben. Die Leiter des Unternehmens hielten es aber später doch für gerathener, den Kommandanten des Abends vor sei= ner Wohnung aufzuheben, was jedoch uicht zur Ausführung gebracht werden fonnte, weil er wider Erwarten shon um halb 9 Uhr Abends nah der Festung ritt. '

Der Angriff auf die Feslung sollte endlich, wie {on erwähnt, durch eine Rakete signalisirt werden

Jnzwischen gingen dem Polizei-Präsidenten zu Posen schon ge= gen Mittag des 3. März einige dunkle Gerüchte über den beabsich- tigten Aufstand zu, Diese häuften sich dergestalt, daß um 8 Uhr Abends an der Wahrscheinlichkeit eines Ausbruches des Aufstandes noch während der nächsten Nacht nicht mehr gezweifelt werden durfte. Sdchuell wurden nunmehr von dem Kommandanten der Festung und dem Polizei - Präsidenten unter Genehmigung des kommandirenden R, und des Ober-Präsidenten die erforderlihen Maßregeln ge= trossen.

Um halb elf Uhr stand ein Bataillon Jnfanterie mit zwei Ge- \{hüßen auf dem Kanonenplabe und eine Compagnie nebst einer hal- ben Escadron Husaren au dem Polizei- Gebäude, Die Posten vor den Gefängnissen wurden verdoppelt, die Truppen auf der Festung in aller Stille alarmirt, zwei Compagnieen gegen die Wallischeibrüde und eine Compagnie gegen die Grabenbrücke detaschirt. Außerdem stellte sich ein Bataillon Jnfanterie auf dem Markte guf, und es

Montag den 2" August.

wurden drei Compagnieen des Reformaten-Forts dazu bestimmt, die Vershworenen zwar dur das Warschauer und Bromberger Thor einzulassen, ihuen demnächst aber den Rückzug abzuschneiden, Die Truppen hatten sämmtlich scharf geladen, und die Hauptwache wurde bis auf funfzig Mann verstärkt.

Nach der Erzählung des Bäckermeisters Ne9ymann, des Apollo-

nius von Kurowski und des Nicodem von Kiersfi war auch den Ver=- \{hworenen niht entgangen , daß die Behörden von ihren Plänen muthmaßlih schon Nachricht hatten. Die Leiter des Unternehmens waren in der Wohnung des Rechts- Kandidaten von Chamski zu einer leßten Berathung versammelt und beschlossen nunmehr, den Behörden zuvorzukommen, weil sih nur auf diese Art noh eine Möglichkeit für das Gelingen ihres Unternehmens erwarten ließ. Deshalb verlegten sie niht nur die Stunde des Aufstandes auf 84 Uhr, sondern veränderten auch die Sammelpläße. So wurde insbesondere anstatt des Schwersenzer Sandes und des Garnison= Kirchhofes jeßt der Schilling und der Adalberts - Kirhhof bestimmt. Gerade diese widersprechenden Befehle über die Sammelpläße und die Zeit waren es, die, nah der Ansicht mehrerer Angeklagten, den Aus= bruch des Aufstandes verhinderten. Denn die außerhalb der Stadt wohnenden Verschworenen konnten von den späteren Befehlen nicht mchr in Kenntniß geseßt werden, und die Posener hatten zur Zeit der Abänderung der früheren Anordnungen zum Theil son ihre Wohnungen verlassen.

Als nun die Anführer auf den neuerdings bestimmten Sammel=- läßen anlangten, trafen sie nur wenig Leute. Sie zweifelten daher an einem Gelingen ihres Unternehmens und entfernten si.

Dasselbe thaten die Leute, da sie keine Führer, zum Theil auch keine Waffen auf den früher bestimmten Sammelpläßen fanden,

Auf diese Art kam der beabsichtigte Aufstand nur an einem Punkte, nämlich der Wallischeibrücke, zum wirklichen Ausbruche.

Die von Westen, aus den umliegenden Dörfern der Stadt, na- mentlich von Gurczyn und Junikowo her erwarteten Mitvershwore= nen kamen gar nicht in die Stadt. Jhre Anführer hatten nah An=- gabe des Neymann schon vorher über den Stand der Dinge Jnfor- mation eingeholt und unter den obwaltenden Umständen es vorgezo- gen, gar nicht erst mit ihren Mannschaften in Posen einzurücken. Dagegen hatten si auf dem Garnisons-Kirchhofe und dem Schillinge eine Anzahl Vershworener , theils aus der Stadt, theils aus der Umgegend, zur bestimmten Zeit eingefunden und unter ihnen auch diejenigen , die sich unter der Leitung des Müllergesellen Derengowski aus der Johannismühle zuerst auf dem Schwersenzer Sande versam- melt hatten.

Auf von Niegolewski's Veranlassung waren auch die früher nach Bolewice gebrachten Waffen in die Gegend des Schillings , nämlich auf den Berg zwischen der Festung und dem Dorfe Naramovice, ge- \{a}fft worden, um unter die am Schillinge versammelten Verschwo=- renen vertheilt zu werden.

Aber auch hier unterblieb die Ausführung des Aufstandes, theils wegen der Uneinigkeit der Leiter des Unternehmens, theils wegen der Maßregeln, welche der Kommandant der Festung getroffen hatte.

Um 105 Uhr Abends erschienen nämlih von Niegolewski und von Chamsfi auf dem Garnison-Kirchhofe, wo vielleiht damals noch an 300 Personen versammelt waren. Beide geriethen in Streit, und es soll Niegolewskfi sogar dem Chamsfi eine Pistole vor den Kopf gesept und 1hn zu erschießen gedroht haben, weil er die verabredeten Maßregelu so shlecht ausgeführt.

Um dieselbe Zeit sollen zwei Offiziere die Nachricht nah dem Garnison - Kirchhofe gebracht haben, daß die von der Kommandantur getroffenen Maßregeln die Einnahme der Festung unmöglich machten.

Hierauf zerstreuten sich die Verschworenen und warfen die Waffen in die Warthe.

Den am Schillinge Versammelten ging eine gleiche Nachricht zu. Auf die Anweisung eines Mitvershworenen vergruben sie die Waffen an einer Stelle hinter dem Schillinge in der Nähe der Warthe, leisteten einen Eid der Verschwiegenheit und trennten sich.

So erzählten diese Vorgänge mehrere Angeklagten, von denen nur der Seminarist Glembodi, die Wonnäliasien Veith und Spiller, so wie Apollonius von Kurowski, genannt werden mögen, mit mehr oder weniger Modificationen und Spezialitäten, Hinter dem Schillinge aber, auf der Gränze zwischen den Dorfschaften Winiary und Naramowice, unfern der Wolfsmühle, sind unter den Sträuchern verborgen und mit der Erde bedeckt, im Laufe des Mo:ats März 1846 noch 6 gezogene Büchsen und 5 Flinten aufgefunden worden. Anders gestaltete sich die Sache an der Wallischeibrücke. Hierüber liegt, abgesehen von vielen anderen Beweismitteln, theils Zeugen- Aussagen, theils Geständnissen, die umfassende Erzählung des gestän= digen Oberförsters Hippolyt von Trapczynski vor.

Trapczynski, schon längere Zeit vorher durch verschiedene Emissaire von der Existenz einer Vershwörung zum Zweck der Wiederherstellung des alten polnischen Reiches unterrithtet und für die Sache gewonnen, wurde {on am 22. Februar und 1. März vou dem beabsihtigten Unternehmen gegen Stadt und Festung Posen in Kenntniß Cesebt, Dem Werkführer Joseph Eßmann und Kandidaten Ludwig Pater- nowskfi, die sich zu dem Zwedcke bei ihm in Buin eingefunden hatten, sagte er seine Theilnahme zu. Er wurde angewiesen, äm 3, März Abends 11 Uhr mit gleihgesinnten Männern in Posen zu erscheinen, die Wallischeibrücke und den Känonenplay zu beseßen, den Anführer

aber bei der Johanniskirhe vor Posen zu erwarten. von Trapczynski traf die erforderlichen Vorkehrungen, Er be- stellte am 3. März fünf vierspännige Wagen in das Forst - Revier Drapalka, angeblich zum Holzfahren. Einer der Wagen sollte vor das gräflih Dzialynskische Gewächshaus zu Kurnik fahren, um von dort aus Waffen mitzunehmèn. Dann seßte er den aufmannsdiener Max Górskfi, den Prorentschreiber Zawadzki, don Tischler Pepinski und den gräflichen Gärtner Czlapczynski zu Kurnik von dem Unter nehmen in Kenntniß und forderte sie auf, gegen Abend in dás Forst- Revier Drayalka zu kommen. Max Göórski sollte éeignete Leute aus Kurnik mitbringen und der Gärtner Czlapczynsk für die Fort- \chafung der im Gewächshause und im Dzialynskischen Schlosse vor- handenen Waffen sorgen.

Dem Förster Xaver Gorski zu Provent -Bnin gab er die An- weisung, die Klafterholzschläger und Brettschneider, so wie die Wald- wärter aus den benachbarten Revieren, die Leßteren mit ihren Flinten, zu einer Jagd und Nachtpatrouille in das Forstrevier Drapalfa zu

beordern. L E Kurz vor der Abfahrt nah der Drapalka , des Nachmittags

i ien bei j ichter zwischen 4 und 5 Uhr, erschien bei von Tragpczynski der Gutsp Michael von Wodpol aus Maslowo, ein Mann 901 a n raa re- volutionairen Gesinnungen, der schon die polnische S v. G 41830 mitgemaht und demnächst längere Zei hinduxch als itglied des demokratischen Vereins in Frantreih gelebt hatte. von Trapczynski seßte ihn von dem beabsihttigen Unternehmen gegen die