1847 / 214 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wandelt, und erst im gegenwärtigen Jahrhundert haben sich die ersten protestantischen Familien wieder eingefunden.

Detmold. (D. A. Z.) Der für biesig S Eu nebilbete Hauptverein der Gustav - Adolf Stiftung del eite See Bean d Lern esblosen, dab fj ps

L armstadt au vou hi _be- D R werden und dieser seine Kosten erstat- son ith X lle, damit sich desto eher Jomand bereit dazu finden tet erhalten jolle, ch dur diese Einrichtung, wenn auch kei-

T nämli : ; az M wars bo ub auf den Geist der Verhandlungen, voch eine wohlthätige Rückwirkung auf das hiesige Jnteresse für die Stiftung

ron. Die Instruction .des Abgeordneten soll allgemein ge= dan werden, nämli dahin, sih der freieren Richtung anzuschließen. Was die finanzielle Lage des Vereins betrifst, so ergab der Jahres- bericht freilich fein gar zu günstiges Resultat insofern, als im ver= flossenen Jahre nur 270 Rthlr. eingekommen waren.

Freie Stadt Hamburg. (Rh. B.) Es hat sich in Hamburg, unter dem Namen einer „freien Zunft ‘“‘ ein Verein von Handwerkern gebildet , der nah Allem, was man über denselben ver- nimmt, sehr löbliche Zwecke verfolgt. Der Verein geht darauf aus, das alte Zunftwesen in einer Weise umzugestalten, durch welche das Gute in demselben geschont und gepflegt und nur das Schlechte, Veraltete und Mißbräuchlihe ausgeschieden werden soll, Als die Gegenstände seiner Wirksamkeit werden zunächst bezeichnet : 1) Die Veranstaltung von Prüfungen der Handwerker, welche in die neue Jnnung treten wollen; 2) die Anlage gemeinschaftlicher Werkstätten, welche Unbemittelten ihren Gewerbsbetrieb erleichtern sollen; 3) die Anschaffung der benöthigten Rohstoffe auf gemeinschaftliche Kosten, um dieselben im Großen zu beziehen ; 4) die Einrichtung von Maga- zinen und Oertlichkeiten zur Ausstellung (und zum Verkaufe) der Ge= werbs-Erzeuguissez 5) die Einrichtung einer besonderen Gewerbs-Börse ; 6) die gemeinsame Besorgung des Ausfuhr-Handels mit Gewerbs= Erzeugnissen; 7) die Verarstaltung gemeinschaftlicher Sonntags-Ver= sammlungen zur Besprehung gewerbliher Verhältnisse 2c. ; 8) die Errichtung von Sonntagsschulen; 9) die Begründung von Unter- stüßungs-Kassen für arme Gewerbs-Genossen, Kranken-Kassen, Sterbe- Laden und dergl.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 24. Juli. (D. Z.) Dje Akademie hat den Entwurf ihrer Geschäftsordnung bereits vollendet. Auf Anordnung ihres Ku= rators, des Erzherzogs Johann, wird derselbe demnächst den Mitglie= dern in den Provinzen zur Meinungs - Aeußerung zugesendet werden. Da hierzu der Termin bis Mitte Septembers festgeseßt ist, so be- ginnt die weitere Erörterung dieses Gegenstandes erst mit 1. Ofto= ber, worauf der Entwurf dem Kaiser zur Genehmigung vorzulegen is. Bis diese nicht erfolgt is, bleibt die feierlihe Eröffnung der Akademie, so wie die Wahl der noch fehlenden Mitglieder, welche ohnedies ers nach derselben geschieht, verschoben. Die Arbeiten der Akademie mögen also wohl nicht vor Jahresende, aber mit Anfang des neuen begiunen.

Venedig, 25. Juli. (ŒW. Z.) Viele fürstlihe Personen, welche Venedig mit ihrer hohen Gegenwart beehrten, sind in den leßten Ta- gen von hier abgegangen, nämlich Jhre Königl. Hoheit die Frau (R von Angoulème, welche unter dem Namen einer Gräfin von Marne reist, nah Deutschland; Jhre Königl. Hoheiten der Erb= prinz und die Erbprinzessin von Lucca nach der Hauptstadt ihrer Staga= tenz Se. Königl. Hoheit der Jnfant Don Juan Maria von Bour- bon mit seiner Gemahlin der Frau Erzherzogin Marie Beatrix von Este über Triest nah den Bädern von Marienbad, endlich am gestri- gen Tage Se. Königl. Hoheit der Herzog von Bordeaux mit seiner Gemahlin, Maria Theresia von Este, nah Wien,

Krakau, 31. Juli. Der Kaiserliche Commissair, Graf Deym, hat gestern folgende Bekanntmachung über den Postdienst in Krakau erlassen:

2 Königlich preußische Post-Amt zu ‘Krakau wird seine Amtshand- lung am 31. l. M. Abends mit der Abfertigung der Königlich preußischen Personen-Post nah Gleiwiß und am 41. August d. J. mit der Ausgabe und Bestellung der an diesem Tage über Neu - Berun anlan- genden Zeitungen und sonstigen Post - Sendungen beschließen, Vom 1. August d. J. angefangen, wird das Kaüerlihhe Post - Juspek- torat in Krakau alle Gattungen von Postsendungen nah Preu- ßen und auch Reisende zu einer vereinigten Kaiserlich österreichischen und Königlich preußishen Mallepostfahrt von Krakau nach Gleiwiß aufnehmen. Mit der Ausgabe und Bestellung der über Neu-Berun anlangenden Zei- tungen und sonstigen Postsendungen wir das Kaiserliche Post-Jnspektorat am 2. August d. J. beginnen. Diejenigen, welche in den Fall kommen, die bei dem Königlich preußischen Post-Amte in Krakau aufgegebenen Sen- dungen in Nachfrage zu ziehen, werden aufgefordert, sich deshalb an das Kaiserliche Post - Jnspektorat zu wenden. Die Mallepost zwischen Krakau und Gleiwiß wind in derselben Ordnung abgefertigt und befördert werden, welche dermalen für die Königlich preußische Personenpost angenommen ist. Die Personen-Gebühren sind österreichischerseits für die Strecken von Kra- kau bis Neu-Berun und von Lipowiez bis Krakau mit 22 Kr. C, M. pr. Bon und Meile und Königlich preußischerseits für die Strecken von Neu-

erun bis Gleiwiy und von Gleiwiy bis Lipowiez mit 6 Sgr. pr. Person und Meile festgeseßt. Vom Gepäcke der Reisenden werden beiderseits 40 d. des Gewichtes und österreichischerseits 80 Fl. des Werthes gebührenfrei efördert, Bezüglich des Uebergewichtes und Ueberwerthes - kommen die bei der betr. fenden Post-Anstalt geltenden Bestimmungen in Anwendung. jur Bequemlichkeit der Reisenden kann ihre Aufnahme und die Behandlung

res Gepädes gleich in Einem für die ganze Strecke zwischen Krakau und Gleiwiß geschehen. Die zur Beförderung nah und durch Preußen bei dem Kaiserlichen Post-Juspektorate in Krakau aufgegebenen Korrespondenzen und Fahrpost - Sendungen werden so wie jene, welche aus Preußen hierorts zur Bestellung anklangen, nat den in der Briefpost-Ordnung vom 20, Dezember 4838, in der Fahrpost-Ordnung vom 6. Juli 1838 und im Porto-Re ula- tive As 1. E 1M: enthaltenen geseßlihen Bestimmungen bedénbelt, und onnen zusoge der zwischen beiden Staaten bestehenden Conventionen als Regel die Briefpost - Sendungen ; /

\ gen vom Aufgabsorte bis zum Bestim- mungsorte, die irt ver mee aber bis zu den gegenseitigen Grä gor tationen frankirt oder unter Anweisun L Porto, L \ ges C RoN

ußer den vorgedachten geseßlichen Bestimmun  tiP éa i U 4847 an auch das Kaiserlich österreichische Po n n e s ugust 1837 in Krafau in volle Wirksamkeit, woraus Für Jedermann bie Bee, pflichtung entspringt, sich gerade nach diesen Gesegen und A corv Ot den Fällen dre Fat tat zu Bm des, nordnungen in

Unterm heutigen Datum bringt derselbe Commiira: ters if a zur u Kenntniß, E folgenden

Es wird- hiermit bekannt gemacht, daß nachfolgende Arti braus - Tárifs vom 9. Mai d. J, nämlich: 1) Mehl qus eie tes Ber- Kartoffeln ünd Hülsenfrüchten áller Art, Gries , gerollte und ate gus Gerste, Pal rüße, inländischer Sago, Haidermehl, Haidegrüße und b ile i Graupen, § rfebrei Brod und Semmeln: 2) Schrot - und Häferbrod; 3) Brodfrüchte, al8+ Weizen, Se Spelzkörner, türkischer Weizen, Haide: forn, Halbfrucht in Körnernz Ÿ Hafer in Körnernz 5) Heu ohne Unter- schied und Mischungz 6) Stroh, Häkerling, Kleien, Ritistrohz 7) Ge- müse und. Küchenwaaren ; 8): Butter, Schmalz, Gänjefett, Talg, Unschlitt,

und g hmolzen, Kerzen von Unschlittz; 9) Schweinefett und Schweine- chmalz, Schmeer, Speck, Knochenmarkz 10) Milch, 11) Eier, während des

0 ais August d, J. in die Stadt Krakau steuerfrei eingebracht werden dürfe , Vom 1, Seþtémber an unterliegen diese Gegenstände der Entrich-« tung der in dei Tarif bezeichneten Gebühren, , ; Mad F F dla j

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Frankreiq.

Paris, 30. Juli. Die Feier der Julitage is gestern ohne die geringste Störung- vorübergegangen. Als-.bei dem Konzert der Kö- nig und die Königliche Familie auf dem großen Balkon der Tuilerieen erschienen, wurden sie mit den lebhaftestèn Acclamationen des Volkes begrüßt. Die meisten pariser Blätter sind heute nit erschienen;z das Journal des Débats, welches seither an den Julitagen ebeu- falls nicht ausgegeben wurde, hat diesmal eine Ausnahme gemacht, es ist heute eine Nummer des ministeriellen Organs ausgegeben worden.

Die Modificationen des Kabinets, welche dieser Tage lebhaft besprochen wurden , sollen neuerdings vertagt sein; indessen glaubt man doh, sie würden nicht lange mehr auf sich warten lassen, da Marschall Soult bestimmt entschlossen sei, sich zurückzuziehen.

Herr von Boissy rügte in der Pairs-Kammer neulich die furht- bare Verschleuderung des Ordens der Ehrenlegion, der namentlich zur Zeit der Wahlen in Massen ausgetheilt werde, Graf Castellane {loß sich dieser Rüge an, verkannte aber gleihwohl niht, daß die Konsequenzen des Repräsentativ - Systems die Regierung zu einer fo verschwenderischen Austheilung veranlaßten. „Jn der leßten Session“, sagt, ebenfalls über die Bestehungen aller Art kflagend, der Cou-= stitutionnel, „ist die Majorität um so viel stärker geworden, als das Benehmen der Regierung empörender wurde, Wie fonn= ten die Wähler der Regierung eine solche Majorität geben? Jedermann weiß es. - Ju vielen Wahl = Kollegien hat die Ne- gierung es durchgeseßt, daß man die Stimme nur dem giebt, der das Meiste bietet, der also jedenfalls ein Ministerieller sein muß. Ueberdies is man in Frankreich nicht sehr vorsichtig, man urtheilt häufig erst nach den Resultaten. Die Minister haben das Land behandelt, wie jene treulosen Verwalter ihre Herren, die sie ruiniren, indem sie ihren Leidenschaften schmeicheln. Die Majorität hat sih zuleßt selbst der grauenvollen Liquidirung threr Triumphe ge- \chämt, sie hätte gern etwas abgehandelt, aber es war zu Pat. 0 England bestiht man auch bei den Wahlen, aber der Kandidat be= zahlt es aus seiner eigenen Tasche. Jn Frankreich sind wir tugend= hafter, wir lassen das Land bezahlen. Man giebt den Wählern fein Geld, das wäre ein Verbrechen, man giebt ihnen Stellen und dergleichen, statt des Kapitals eine Rente; das is ehrlicher und kömmt nur dem Budget theuer zu stehen. Fragt man den ersten Besten aus der Majorität, ob er zufrieden is, \o wird er antworten nein, so wird er eingestehen, daß Alles hlecht geht, daß das Land anfange, sich zu beunruhigen. Fordert man ihn aber auf, dem Ministerium seine Stimme zu versagen, sto antwortet er, dies sei niht möglich, denn die konservative Partei ginge sonst unter. Was is aber diese Partei? Fördert sie unsere Politik, unsere materiellen Juteressen? Nichts weniger als das. Sie hat uns die englische Allianz gekostet, sie hat den Kredit und die Moralí- tät erschüttert.“ Dies veranlaßt das Journal des Débats zu folgender Erwiederung: „Wenn der Constitutionnel solhe Beschul= digungen nur für seine Meinung gäbe, so hätte das wenig zu sagen, sehr wenig; aber der Constitutionnel versichert, fcine Ge= danken seien auh die der meisten Konservativen. Damit wird die Sache ernster, denn die Konservativen haben doch nun einmal die Majorität, und es hätte nur von ihnen abgehangen, es hängt noch jeßt nur von ihnen ab, das Ministerium zu stürzen. Was hält sie denn also davon zurück? Der Wunsch, ihren Einfluß zu behaupten? Aber cin neues Ministerium würde ihnen diesen wahr\cheinlih nicht streitig machen, Die neuen Ministerien sind gewöhnlich sehr nachge= bend, und der Beginn einer Verwaltung is immer ein Augen=- blick, wo alle Stimmen von Gewicht, wo alle Eroberungen kostbar sind.“ Nach diesem charakteristishen Zeugniß für das herrschende Regierung8= System nimmt das ministerielle Blatt, ohne sich weiter auf die politische Frage einzulassen, auf die es hier ankömmt, eine bloße Parteiwen=- dung, um den Gegner abzufertigen, indem es fortfährt: „Die kon- servative Partei wird mit ihren hundert Stimmen Majorität in der Kammer stets den Einfluß haben, den sie haben will. Man muß also annehmen, daß ein anderer Beweggrund die konservative Partei zurückhält und hindert, das Ministerium zu stürzen, wenn man näm= lih die H9pothese des Constitutionnel gelten läßt. Was mag dies wohl für ein Beweggrund sein? Vernünftigerweise läßt nur einer sich denken, die Furcht, unter ein Ministerium zu gerathen, welches noch unter dem stäude, das der Constitutionnel mit so wenig shmeichelhaften Farben malt; so daß die Beleidigungen und Grobheiten des Constitutionnel auf wen zurückfallen? auf alle Nüancen der Opposition und besonders auf die Nüance, welche der Constitutionnel repräsentirt, die Nüance des 1, März! Das ist sehr erfreulich für die Freunde dieses Journals.“ Uebrigens gesteht das Journal des Débats in einem anderen leitenden Artikel, über die jeßt wenigstens faktisch beendigte Session der Deputirten-Kammer, daß die- selbe, wenn sie auf der einen Seite niht zum Ruhme der Opposition ausgefallen sei, doch auf der anderen Seite allerdings auch nicht zum Ruhme des Ministeriums und der konservativen Mehrheit dienen werde, indem das Ministerium die kräftige Leitung seiner Anhänger unterlgssen und die konservative Mehrheit durch unuüße Spaltungen sich geschwächt habe. Der ganze Gesichtspunkt aber, aus dem auch hier wieder die Sache gefaßt wird, is immer nur der der parlamenta= rischen Taktik und des durch mehr oder minder geschicite Manöver da- bei von der einen über die andere Seite zu erringenden Sicges, „Lassen wir“, heißt es in diesem Artikel des ministeriellen Blattes, „lassen wir die Opposition. Nicht ihre Interessen sind es, die uns vorzugsweise beschäftigen. Sie wird sih selbst die Wahrheit sagen, wenn sie mag; wir aber wollen sie unseren Freunden sagen, dem Miz= nisterium nämlih und der konservativen Partei. Die Täuschungen dienen zu nichts, Wenn man die Adreß = Debatten ausnimmt, hat die Session shlecht begonnenz sie hat hlecht geendigt. Das Mini= sterium uud die Majorität haben es nicht verstanden, sich zu verab- reden, einen Plan zu entwerfen und sih zu vereinbaren, Man hat geglaubt, daß der gemeinsame Name „Konservative“ Alles besage, und daß mit hundert Stimmen Majorität in der Kammer die Sachen von selbs gehen würden, Das Ministerium, wie ermüdet von den Kämpfen der vorhergegangenen Sessionen, hat sich durh sei- nen Wahlsieg einschläfern lassen. Die Majorität, stärker durh die Zahl, aber neu, unerprobt und von Niemand die Leitung empfangend, deren jede Majorität bedarf, hat sih ihren Phan= tasieen überlassen. Unsere Absicht is nicht, mit Litterkeit auf das Vergangene zurückzukommen und die Spaltungen zu vermehren, welche hon nur gar zu viel Unheil angerichtet haben. Unser heißer Wunsch wäre es im Gegentheil , alle Schattirungen der konservativen Partei zu vereinigen. Je mehr wir darüber nachdenken, desto fester bleiben wir überzeugt, daß diese Partei allein unseren Justitutionen eine dauerhafte Grundlage darbietet. Wenn wir die Fehler hervorheben, welche began- gen wurden, so geschieht es blos, damit man sie in Zukunft vermeide.

tiht blos das Ministerium, sondern auch die konservative Partei würde einer Session, welche der jeßt abgéláufenen ähnlich wäre, zu widerste= ben unfähig sein. Es is gewiß, daß das Ministerium und es muß ber: A, haben, dies einzugestehen in diese Session ohne einen fest eshlo}senen Plan hinsichtlich dèssen, was es thun wollte, und ohne ge* reiste und gut ausgearbeitete Entwürfe zur Beschäftigung der L mer eintrat, einzig bemüht , Zeit zu gewinnen und die Lebensmitte -

Krisis, so wie die Finanz=-Krisis, vorübergehen zu lassen. Es is ge= wiß, daß es nicht genug mit Entschlossenheit andeutete, in welche Re- formen es einwilligen könne, welche ihm unzeitig erscheinen müßten, und welhe es im Interesse des Schaßes oder der politishen Kon= sequenz stets zurücweisen werde. Man sah es unbeständig werden, die Entwürfe aufgeben, welche es vorgelegt hatte, und sie wieder aufnehmen, je nahdem der Wind in der Kammer blies. Wir haben uns nicht gescheut, streng zu sein; wir halten unsere Freunde für so stark, daß man ihnea die Wahrheit sagen kann. Ja, die Session ist feine gute gewesen. Die nächste Session, wenn sie nicht besser wäre, würde unheilbringend sein. Man erwartet vom Ministerium, ja, man fordert von ihm mit Recht für die Session von 1848 besser entworfene Pläne, nothwendige Reformen, eiu vor jedem be= gründeten Angriffe gesichertes Budget und die Unterdrückung von Mißbräuchen. Es möge genau wissen, was es zugestehen muß, und es möge nichts zugestehen, als nur dies! Mit einem Worte, es re- giere! Vor einem entshlossenen und vollkommen einigen Ministerium wird die konservative Partei niht in Spaltungen zerfallen,“ Die Presse bemerkt: „Wenn wir gut unterrichtet sind, \o sollen dem Kabinet seitens einer großen Anzahl von Mitgliedern der Majorität die strengsten Warnungen und Ermahnungen nicht er]part worden sein, Sie haben, wie es heißt, Paris nicht verlassen, um in ihre Departements zurüzukehren, ohne sich folgendermaßen ausgedriict zu haben: Wir haben uns befriedigt erklärt; es mußte ge\chehen, um Sie zu retten, aber wir scheiden sehr unzufrieden.“

Jn Bezug auf die Erklärung des Justiz-Ministers in der Pairs Kammer in Betreff der Konzessions - Verleihung für die Minen in Algerien, sagt der Courrier français, daß ihn die Versicherung, die Debatte werde so umfassend als möglich sein, für den Augenblick befriedige, und daß er die Ueberzeugung hege, das Zuchtpolizeigericht wo der Beweis nicht zulässig sei, werde ihn, den Courrier frangais, vor die Assiscn senden. Das Journal des Débats äußert: „Mau wird sich nicht beklagen, daß es derErklärung desMinisters anEntschiedenheit oder Jest gkeit fehle. Kann man mehr verlangen? Ist die Regie= rung verpflichtet, die tausend Klatschereien, welche die Journale zu verbreiten belieben, ernsthaft aufzunehmen? Soll sie wegen jeder neu erfundenen Verleumdung eine Untersuchung veranstalten? Dann hät ten die Regierung und die Justiz viel zu thun; sie müßten jeden Morgen von neuem anfangen. Aber nein; die Regierung und die Justiz können ihre Zeit besser anwenden, als zur Beschäftigung mit diejen lächerlih gewordenen Märchen. Die Erfinder von Skanda= len mögen es uns dreist glauben, daß der Mißbrauch und die Uecber= treibung die {bönsten Dinge in Mißkredit bringen. Die Mine, welche man seit einem Monate mit solchem Erfolge ausbeutet, ist erschöpft ; es läßt sich ihr nichts mehr abgewinnen. Man wird wohl thun, etwas Anderes aufzuspüren.“ DerCourrier franç ais tritt aber schon wieder mik einer neuen Beschuldigung auf. Herr von Montalivet, sagt dies Blatt, werde in der Pairs-Kammer auch einige Aufschlüsse über die Holzverschleude= rungen in den Kronwäldern geben müssen. Ferner behauptet der Courrier, die stärksten Bäume wären für die englische Marine ver= kauft worden : sogar solle dieser Verkauf direït von englischen Agenten geschehen sein. - Die Democratie Pacifique kündigt an, daß das Ministe- rium darauf verzichte, ihr wegen ihrer in Beschlag genommenen Num- mer, welche einen Artikel über die Bestechung enthielt, ‘den Prozeß zu machen, Sie hat auch nachträglich ohne Hemmniß die}e Nummer allen Abonnenten zugeschickt, welchen* sie in Folge der Beschlagnahme nicht zugegangen war. Die Democratie mißt dieses Abstehen des öffentlichen Anklägers der Nothwendigkeit bei, worin er sich befunden haben würde, - anch die Presse, welche den angeschuldigten Artikel abdruckte, in den Prozeß einzuschließen, was Herrn von Girard ge- stattet hätte, die Beweise von Thatsachen vorzulegen, bezüglich deren er auf der Kammer - Tribüne so nachdrücklich eine Untersuchung for= DeLTe: .

Ju Neuilly is die Nachricht eingetroffen, daß Lord Normanby Gesandter in Paris bleibt. :

Der Commerce bespricht neuerdings den Plan, den Herzog von Aumale zum Gouverneur von Algerien zu ernennen. Bei der allgemeinen Schlaffheit und Unbeständigkeit der Meinungen und Rich= tungen des Landes, meint das Blatt, hätte es seinen Vortheil, die Behauptung und Pflege Algeriens auf eiu dynastisches Juteresse, also auf das Prinzip der Dauer, zu stüßen z zweifeln aber miisse man, ob der Herzog von Aumale, dessen Muth, Geradheit und frühzeitige Reife ihn zum Gegenstande der Liebe und Achtung Aller machten, die ihn näher kennen, den schwierigen Umständen der Gegenwart wahrhaft gewachsen sei, und gewiß würde er nicht so unter dem n0= thigen und wirksamen Einflusse der öffentlichen Meinung stehen wie ein Gouverneur aus dem Privatstande. Der Commerce hält den ganzen Plan für eine bloße Erfindung der Hosfleute, Die zu Algier in Umlauf geseßte Petition, welche den Kömg ersucht, den Herzog von Aumale als General - Gouverneur nach Atgerien zu senden, soll übrigens dort keinesweges allgemeinen Anklang finden, Eine da= sige Kommission, welche aus den bedeutendsien Kaufleuten und Grund besißern besteht, hat eine Protestation veröffentlicht, worin sie ertlärt, daß sie dieser Petition ganz fremd set und nichts weiter bezwedcke, als die Justitutionen des Mutterlandes fur Algerien zu Erlangen

Es heißt, daß auf den Wusch des Königs die Absicht , Herrn von Lamartine wegen seiner zu Macon gehaltenen Rede vor Gericht zu stellen, wieder aufgegeben worden sei.

Pellapra hat eine Reise nah Deutschland angetreten.

Die Börse hatte heute anfangs ein glänzeudes Ansehen; sämmt= liche Effekten waren im Steigen. Bald aber trat eine cntgegenge= seßte Bewegung ein, und von 2 Uhr an war die französische 3 proz. Rente stark angeboten, und besonders trat Flauheit in Eisenbahn- Actien ein.

Großbritanien und Irland.

London , 29. Juli. Die City-Wahl ist heute noh nicht be= endet worden, nachdem in Folge der gestrigen zweifelhaften Abstim= mung durch Handaufheben von den Gegnern der Whig-Kandidaten der Poll oder die namentlihe Abstimmung verlangt worden war- Um 2 Uhr Nachmittag stand derselbe indeß entschieden zu Gunsten der Whigs, von denen Lord John Russell die meisten Stimmen, nämlich 4529 zählte. Die übrigen Whig-Kandidaten,, die Herren Pattison Larpent, Rothschild und Masterman, entfernten sich nicht weit von dieser Zahl, während von den Tories Herr Johnson die meisten, aber doch nur 3554 Stimmen zählte. Die Wahl in Westminster wird gleichfalls den Tories mit Erfolg streitig gemacht; die Herren Evans und Lushington standen um 2 Uhr gegen die beiden Tory= Kandidaten Cochrane und Mandeville um mehrere hundert Stimmen im Vortheil. Jm Ganzen sind bereits in 32 Ortschaften die Wahlen beendet worden und haben nach der Berechnung des Globe 23 Uberale, 19 Anhänger Peel's und 15 Tories ergeben, '

Die Times erklärt sih überzeugt, daß das hiesige Banquier= haus Smith mit dem spanischen Anlehen von 1 Mill. Pfd., welches die Unions = Bank übernommen hat, nichts zu schaffen habe, und für noch weit gewisser hält sie es, daß fein englischer Kapitalist die neuen Bons, falls sie auf den londoner Markt kommen, zu irgend einem Preise nehmen werde.

Die Königin von Portugal hat dêèn portugiesishen Gesandten

in London, Baron Moncorvo, - zum Visconde Torre de Moncorvo befördert. i

Nah Berichten aus Rio Janeiro vom 22. Mai hat daselbst in Folge der Abdankung des Finanz =- Ministers Cavalcanti, welche in der Kaiserlichen Ernennung zweier dem Ministerium mißliebigen Se- natoren für Pernambuco ihren Grund hatte, ein Ministerwechsel stattgefunden, bei welchem blos der Minister des Auswärtigen, Baron Cayrio, auf seinem Posten geblieben war. Die neuen Minister sind: Brilho, Junneres; Lopez Gama, Justiz; Torres, Finanzen; Dos Santos Barreto, Krieg und (interimistisch) Mariue. Das Budget des Finanz = Ministers veranschlagt die Einnahmen für das Fianzjahr 1847—48 auf 25,500 und die Ausgaben (mit Einrechnung des seit einigen Jahren vernachlässigten Tilgungs-Fonds der inneren und aus- wärtigen Schuld) auf 26,814 Contos.

Der Standard bringt heute an der Spiße seines Blattes, wahrscheinlih als Einschüchterungsmittel für die Wahlen, einen Arti- fel, in welchem er erflärt, daß die Regierung dem neuen Parlamente Bu Plan zur Erhöhung der Einkommensteuer um 5 pCt. vorlegen werde.

Die Times erscheint heute mit {warz geränderten Spalten ais Zeichen der Trauer um den Tod ihres Haupteigenthümers Herrn Walter.

Nach Berichten, welche die leßte Ueberlandpost mitgebracht hat, war Herr Brooke, Rajah von Sarawak, nachdem er seine Bestallung als britischer General-Konsul für den indischen Archipelagus empfan- gen hatte, am 10. Mai auf dem Dampfschiffe „Nemesis“/ von Sin- gapore nach Sarawak und Brune abgefahren. Zu Singapore wurde der mit dem Sultan von Borneo abgeschlossene Vertrag als sehr befriedigend betrachtet, und der Fortschritt der britischen Junteressen auf jener großen Jusel erregte allgemeine Beachtung. Der Sultan und die Häuptlinge werden als sehr zuthunlih und gefällig geschildert, während der Haudel immer besseren Fortgang hat. Die bevorste- hende Fahrt des Gouverneurs von Hong « Kong nah Cochinchina soll den Abschluß eines Handelsvertrages zum Zwette haben; man war sehr gespannt darauf, welche Aufnahme nach den jüngsten Ge-= waltthätigkeiten der Franzosen er dort finden werde. Der Abschluß eines Handelsvertrages mit Siam galt ebenfalls für sehr nothwendig.

Niederlande.

__ Aus dem Haag, 27. Juli. Jn der zweiten Kammer der General-Staaten war vorgestern der Vorschlag des Herrn Hoffmann in Bezug auf den holländisch = belgishen Vertrag an der Tagesord= nung. Herr B. van Hoogelande spricht seine Ueberzeugung dahin aus, daß die Bestimmungen des Grundgeseßes den Vorschlag des Herrn Hoffmann nicht zu rechtfertigen shicnen. Herr Schooneveld ist mit dem Antragsteller ganz einverstanden, dennoch billigt er nicht eine Adresse an den König, die zum Resultate haben müßte, die Minister der Verleßung des Grundgesebßes anzuklagen, da sie ja nur den seit 30 Jahren befolgten Weg eingehalten hätten. Etne Revision des betreffenden Artikels des Grundgesebes halte er aber für nöthig. Herr von Goltstein „meint, das Gouvernement habe der Königlichen Prärogative in dieser Frage eine zu große Ausdehnung gegeben, Die Revision des Grundgeseßes, deren Bedürfniß sich täglich fühlbarer mache, müsse in Zukunft jedem Zweifel über eine solche Angelegenheit ein Ende machen. Nachdem Herr van Dam van Jffselt den Vorschlag des Herrn Hoffmann unterstüßt und mehrere Redner für und wider sich ‘erho- ben, sucht der Justiz-Minister darzuthun, daß nach dem Sinn und Geist des Grundgeseßes dem König allein das Recht zustehe, Verträge mit anderen Staaten abzuschließen. Die Kammer vertagte sich und ver= warf in der gestrigen Sibßung den Antrag des Herrn Hoffmann mit 43 gegen 10 Stimmen.

Die Protestationen der zweiten Kammer gegen die Politik des Gouvernements werden täglih dringender. Aus der Kommission bei Berichterstattung über die Regterungsvorschläge in Betreff der Mo- diftcationen der Wahlgeseßgebung ersieht man, daß eine große Ma- jorität der Sectionen sich dahin ausgesprochen, daß diese Entwürfe nicht nur dem Geiste, soudern selbst dem Buchstaben des Grundver- trages zuwider sind. Eine noch größere Majorität sprach sich dahin aus, daß das Gouvernement, statt der erwarteten Fortschritte , eine bedauerlih retrograde Tendenz an den Tag gelegt, und daß die Kam= mer mithin ihre Mitwirkung zu Geseßen versagen müsse, deren Au= nahme eben so gefährlich als unbefriedigend sein würde. Schließlich erflärte man sih mit großer Majorität für die Revision des Grund- gesebes, die dringender denn je geboten sei.

Beate

Brüssel, 31. Juli. Der Observateur brachte vorgestern eine Ministerliste, die er als dem Könige vorgelegt bezeichnete. Die Fndependance erklärt dieselbe aber für ungenau, mit der Bemer= kung, daß die Unterhandlungen noch nicht zu Ende gediehen seien, Letzteres Blatt versichert auh, daß Herr Lehon kein Portefeuille zu übernehmen entschlossen sei, Es geht das Gerücht, Herr de Lacoste, Gouverneur der Provinz Lüttich, und Herr Dugniolle, Direktor sämmtlicher Wohlthätigkeits - Anstalten in Belgien, hätten ihre Ent- lassung eingereiht. Beide gehörten bisher zu den eifrigsten Anhän- gern der klerikaglishen Partei.

Die ministeriellen Blätter hatten nachzuweisen gesucht, daß auh das Ministerium des Herrn Rogier kurz vor seinem Ab= treten im Jahre 1841, und nachdem es bereits seine Ent-= lassung verlangt hatte, zahlreihe Ernennungen vorgenommen habe, daß folglich die liberale Partei nicht berechtigt sei, so viel Aufhebens von den jünasten Ernennungen des Herrn de Theux zu machen. Die Jndependance erklärt nun, es gebe zwei Arten von Ernennungen: politishe und solche, welche die Verwaltung beträfen. Sämmtliche um ihre Entlassung eingekommene Mitglieder des Kabinets de Theux hätten in den leßten sechs Wochen Hunderte von administrativen Er= nennungen vorgenommen, und es wäre Niemanden eingefallen, dage- gen etwas einzuwenden, Die politischen Ernennungen von Personen, welche das Land verworfen habe, Ernennungen, die der Nation gleichsam den Handschuh ins Gesicht schleuderten, habe die liberale Partei mit Recht angegrisseuz solche Ernennungen habe Herr Rogier nach seiner Abdankung niemals vorgenommenz er habe niemals guf gehässige Weise durch Ernennungen, welche seine Nachfolger hätten widerrufen müssen, denselben politische Hindernisse in den Weg ge- legt. Die von ihm nach Einreichung seiner Eutlassung vorgenommenen Ernennungen hätten blos dem Bedürfnisse der Verwaltung entsprochen.

__ Die Eröffnung der direkten Eisenbahn von Antwerpen nah Gent wird am 15ten des nächsten Monats stattfinden; bei den amtlichen Probefahrten is der Weg von Gent nach St. Nicolas in 45 Minu= ten zurückgelegt worden.

Es sind vom 2Wsten bis zum 25\ten Juli in Autwerpen 39

Sie mit 7,625,510 Kilogramme Getraide und anderen Lebens= mitteln eingelaufen. Italien.

Nom, 214. Juli. Das Diario di Roma enthält folgenden Artikel: „Nachdem einige Jndividuen, deren Namen während der verflosse-

nen Tage in verschiedenen, heimlich in Ee in Umlauf gesebten - |

Blättern genannt wurden, geheimer Umtriebe beschuldigt worden waren, überreichten sie Sr, Heiligkeit, unserem Herrn, das unterthänige Ge-=

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su, daß man geruhen möge, einen regelmäßigen Prozeß über Al- les, was ihnen zur Last gelegtwird, einzuleiten. Se. Heiligkeit ha- ben ihrem Begehren huldreih gewillfahrt, und das entsprechende Ver- fahren wird demnach eingeleitet werden.“

Neapel, 20. Juli. (A. Z.) Der König, die Königin und der Graf von Trapani trafen auf dem „Tancred“ gestern im besten Wohl- sein wieder ‘in ihrer Residenz ein. Der Graf von Aquila war seinen Brüdern entgegengeeilt und empfing sie an der Darsena. Se. Ma- jestät war in Paola in Calabrien gelandet, wahrsceinlich um sich aufs neue genauen Bericht über die calabresishen Vorgänge abstatten zu lassen. Es fand sogleih ein Minister - Conseil im Königlichen Schloß zu Neapel statt, und man sieht energischen, das Wohl Sici- liens und der südlihen Provinzen des neapolitanishen Königreichs betreffende Maßregeln entgegen, Der König soll keinesweges in sehr heiterer Stimmung heimgekehrt sein, und manches Erlebte soll seinen gerehten Erwartungen durhaus nicht entsprochen haben,

Spanien.

6 Madrid, 25. Juli. Alle Nachrichten, die von San Jlde- fonso hierher gelangen, stimmen dahin überein, daß die Königin mit threm dortigen Aufenthalt überaus zufrieden is, Aller Regierungs- Sorgen enthoben, widmet sie sich ungestört dem Genusse der Reize der Natur, welche die Umgebungen und künstlihen Anlagen jenes Lustschlosses in so großem Maße darbieten. Nicht selten ergießen sih die Regungen der jugendlichen Lebenskraft der Beherrscherin Spaniens in körperlihen Anstrengungen und Uebungen, bei welchen der Ober = Hofmeister, Graf von Sauta Coloma, dieser oder jener hochbetagte General, irgend ein dem Hofe folgender Prälat, zu einem Wettkampfe zugelassen werden, aus dem die Königin stets als Siegerin hervorgeht. Die breitesten Gräben , hohe Hecken überspringt sie und weidet sich an dem Anblicke ihres vor solchen Schwierigkeiten verzagenden Gefolges. Abends ergöbßt sie sich im Theater an den Helden - und Königsrollen, welche eine aus Segovia herbeigeeilte Bande von Schauspielern darstellt. Ge= gen Mitternacht fährt sie gewöhnlich, von dem alten Ober-Hofmeister begleitet, nach Quitapesares (Sanssouci,) Die Königin lenkt stets die Pferde mit eigener Hand und ergöbte sich neulich sehr an der Verle- genheit des ihr zur Seite sißenden Ober-Hofmeisters, als die Pferde durchgingen und den Wagen in das sogenannte Meer (einen großen Teich) geworfen haben würden, wenn nicht zwei Garten- Arbeiter si ihrer bemeistert hätten. Seitdem sind auf Befehl des Ober-Hofmei= sters alle Teiche des Gartens mit bretternen Schranken umgeben worden. Gestern sollte zur Feier des Namenstages der Königin Christine Handkuß (Cour) in San Jldefonso stattfinden. Zu diesem Behufe begab der Minister-Präsident, Herr Pacheco, sich dorthin, hatte aber das Unglück, beim Ausfteigen aus dem Wagen einen Fehltritt zu thun und sich am Kopfe zu verlegen. Auch die Gesandten Frank- reichs und Englands sind nah San Jldefouso abgegangen, um der Cour beizuwohnen. Audere Standespersoneu sahen sich durch den Mangel an Postpferden verhindert, diesen Ausflug zu unternehmen. Die wenigen Postpferde, die auf jener Straße vorhanden sind, wer=- den nämlich den Ministern vorbehalten, und die hiesigen Lohnkutscher, die keiner Taxe unterworfen sind, verlangen nicht weniger als zwei- hundert Piaster (tausend Franken) für eine Fahrt nah dem 141 Mei= len von ‘hier entlegenen San Ildefonso. Dort selbst bezahlt man ein Zimmer ohne Bett für zwei Tage mit fünfundzwanzig Piastern.

Die Ultramoderirten sind über das Fehlschlagen des Streiches, welchen der König auf ihr Anstiften ausführen ollte, außerordentlich erbittert. Sie beschuldigen den König der Kleinmüthigkeit und kün=- digen unverholen an, daß sie sich nächstens wieder in den Besiß der Gewalt zu seßen hoffen und alsdann die Königin veranlassen werden, „freiwillig“ die Krone niederzulegen. Die französische Regierung hat in Paris eine spanische Ueberseßung der unter dem Titel: Traité d’Utrecht, von Giraud herausgegebenen Schrift drucken lassen und an 1000 Exemplaren hierher geschickt. Diese sind von unbekannten Händen in den Lese - Kabinetten, Kaffeehäusern u. st. w, gratis ver= theilt worden.

Man spricht davon, daß der König sih an einen entlegenen Punkt der Halbinsel zu begeben denke. Der mit einer Tochter des Fnfanten Don Francisco de Paula vermählte Herzog von Sesa hat dem Ministerium eine Vorstellung zugeschickt, in der er gewisse Kö- niglihe Ehren-Vorrechte für sich in Anspruch nimmt. Dieses Gesuch ist jedoch durch ein Gutachten des Staats-Raths für unbegründet erklärt worden.

Die Königin soll dem Kriegs - Minister, der die Absendung der Begnadigung der beiden in Burgos erschossenen Karlisten verzögerte, ihren vollen Unwillen zu erkennen gegeben haben, Lraurig ist es, daß in diesem Lande, wo unter dem Vorwande, die persönliche Frei- heit sier zu stellen, so viel Blut vergossen ward, es jedem Lieute- nant freisteht, Gefangene als Karlisten ohne Weiteres erschießen zu lassen. Jn Burgos wußten die Behörden, daß das Gesuch um Be- gnadi gung an die Königin abgegangen war. Dennoch ließ man die Unglülichen erschießen , ohne den Beschluß der Königin abzuwarten. Während eines Gefechtes, das die Truppen neulich mit einigen Kar- listen in der Gegend von Jgualada bestanden, verbargen sich fünf unbewaf\nete Bursche, von denen ‘der älteste siebzehn Jahre zählte, in einem Hause, um dessen Besiß man sich sc{chlug. Sobald die Trup- pen sie auffanden , führten sie sie auf die Landstraße und erschossen sie. Nur die progressistishen Blätter mißbilligen ein solches Ver- fahren.

Der portugiesishe Gesandte, Graf von Thomar, is endlich von seinem Hofe abberufen worden, nachdem er die Königin Jsabelle per= sönlich ersucht hatte, sich bei seiner Regierung für sein Hierbleiben zu verwenden. Der Graf von Thomar schien sich hier niht sowohl als den Gesandten der Königin von Portugal, sondern als den Vertreter seiner eigenen Partei zu betrachten. Der jeßt in Paris verweilende Graf von Villareal soll ihn hier als Gesandter erseben.

Der General Concha hat der Regierung einen ausführlichen Bericht über die glänzende Aufnahme, die ihm und seinem Gefolge in Lissabon zu Theil ward, eingeschickt. Leßteres bestand aus einigen dreißig Generalen und Obersten. Der General Concha erhielt eine Einladung zur Königlichen Tafel, Als er sich aber mit jenen dreißig Herren einstellte, soll man im Palaste zu Lissabon in einige Verle- genheit geseßt worden sein. Die spanischen Truppen haben übrigens zum Theil Portugal schon geräumt, und nur 4000 Mann sollen noch in Porto zurückblejben. Jhr dortiges Betragen wird sehr gerühmt nnd soll in jeder Hinsicht musterhaft sein. Die treffliche Ausrüstung der spanischen Armee und der Geist der Mannszucht , von dem sie jeßt beseelt is, muß vorzüglich dem General Narvaez, der sie aus dem Zustande der Zerrüttung und Demoralisation, in welche sie un= ter dem Regenten Espartero versunken war, hervorzog, als Verdienst angerèehnet werden. i

Die Stabs-Offiziere, welhe den General Grafen von Vistaher= mosa nah Berlin begleiten sollen, sind der Oberst des Generalstabes Don Senen-de Buenaga (letzthin mit einer diplomatisch- militairischèn Sendung in Portugal beauftragt ), der Oberst des Jnfanterie - Regi- ments „Espanna“!, Don Ventura Garcia de Loigorri (Bruder des Grafen von Vistahermosa), und der Oberst-Lieutenank der Kavallerie Don Luis de Zaldivar, Marquis von Villavieja,

Am 21sten wurde hier ein Traktai unterzeichnet kraft dessen die spanische Regierung den südamerikanischen Freistaat Bolivia anerkennt.

Das geistliche Tribunal der Rota, welches 1840 von der pro= visorishen Regentschaft aufgehoben wurde, ist hier am Wsten unter dem Vorsiße des päpstlichen Delegaten wieder eröffnet worden. i

Der russishe Graf Anatole Demidoff befindet sih mit zahlrei- hem Gefolge seit dem 17ten in Barcelona und beabsichtigt sih von dort nah Andalusien einzuschiffen.

3proz. 267 G. sproz. 17% G.

Griechenland.

Ancona, 24. Juli. (A. Z.) Jn Türkisch - Albanien wird gegenwärtig die Rekrutirung auch auf die Rajas erstreckt. Von die= sen hatten sih viele in große Haufen zusammengerottet man sprach von einigen Schaaren von 500 und 600 Mann und sich der grie= chischen Gränze genähert. Von da aus versuchten sie sich mit den griechishen Behörden ins Einvernehmen zu seben, damit ihnen der Uebergang nah Griechenland gestattet werde. Es sind dies drohende Unordnungen für die Türkei. Man begreift kaum, wie die Pforte bei so bewandten Umständen sih nicht beeilt, den zroeifelhaften Ver= hältnissen zu Griechenland ein Ende zu machen. Das griechishe Ka= binet hat beschlossen, die bekannten Anträge des Herrn Eynard anzu=- nehmen, um so die Anforderungen Englands ohne allen weiteren Ver- zug zu erfüllen.

Gerichts- Verhandlungen der polnischen Ver- \schwoörung.

Berlín, 2. Aug. Heute begannen die öffentlichen Gerichts=* Verhandlungen in der Untersuchung gegen die der Theilnahme an der jüngsten polnischen Verschwörung angeflagten Personen. Morgens um 8 Uhr betrat der Gerichtshof und die Staats - Anwaltschaft den Sitzungssaal, in welchem bereits die 254 Angeklagten, mit Ausnahme einiger Weniger, die durch Krankheit am Erscheinen verhindert sind, die ihnen angewiesenen Pläße eingenommen hatten. Die für das Publikum bestimmten Räume des Gerichtssaales waren vollständig be= seßt. Nach dem Eintritte des Gerichtshofes erklärte der Präsident die Sibung für eröffnet, vereidete den Land=- und Stadtgerichts-Di= reftor Arendt und deu Kammergerichts - Assessor Jerzewski als Dol= metscher der polnischen Sprache und nahm sodann den Aufruf der Namen sämmtlicher Angeklagten vor. Nachdem die Auwesenheit der= selben konstatirt worden, ließ der Präsident die Einleitung und den ersten Abschnitt der Anklageschrift nebst den dazu gehörigen Beilagen®) deuts und sodann polnisch vorlesen, worauf um 3 Uhr der Sthluß der Sizung erfolgte.

Handels - und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 3. August 1847. W echsel - Course.

| Brief. Geld. Kurz 142% 142 äs: 2 Mi. 141% | 141 Hamburg Kurz 152 151% do. 2-Mit. 1505 London 3 Mi. 6 241 2 Mt. 8075 Wien in 20 Xr l, 2 Mi. _— 1032 Augsburg "1 2 Mi. es 102 Breslau 2 Mt. 99% S Tage 100 99% 2 Mt. 99% Frankfurt a. M. südd. W.....--.... 100 FI. | 2 nit. |56 18 Petersburg 100 SRbI. 3 Wochen if 108 Inländische Fonds: Pfandbæf-, Kommumal- Papiere und Geld - Course.

Amsterdam

Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss, 100 Thlr.

Zt.| Brief. | Geld. |Gem. |Zf.| Brief. | Geld. |Gem. St. Schuld-Sch. |35| 93k | 927 Kur- u.Nm.Pfdbr./32 943; Seeh. Präm. Sch. |— ans Secblesische do. |35| K.u. Nm. Schuldv. |3Z L H do. Lt. B. gar. de.'35| Berl. Stadt-Obl. |3i| 93 | Pr.Bk-Anth.-Sch —|1071 Westpr. Pfandbr. 35 3% 923 Grosshb.Posen do. |4 do. do. 3; Ostpr. Pfandbr. 33 7 Pomm. do. 32 % 44

Friedrichsd?or. 137; And.Goldm.à93 th. 12 Disconto.

äindisohe F onds. Poln, neue Pfdbr, do. Part. 500 FI. do. do. 300 FI. Hamb. Feuer-Cas, |& do.Staats-Pr.Ánl. 83% Holländ. 25%Int. 25 95% Kurb.Pr.O. 40Th. Sardin. de. 36 Fr. 967 Neue Bad.do35FI,

TTEbénläln © Hédk,

Russ.Hamb. Cert. |5 do.beillope 3.4.8. 5 do. do. 1. Anl. |4 do.Stieglitz 2.4 A |4 do.v.Rothsch.Lst.|5 do. Poln. SchatzO. |4 do. do. Coct. L. A.'5 do.do.L.B. 200FI.|— Pol. a. Pfdbr. u.C.|4

f. Zf. 1035 bz. u. B. Pts.M.Pr.B./|4 do. Pr. A. B. |5

Rhein, Stm. |4 do. Prior. |4

Berl, Hamb. 108 B. do. v.St. gar. |3 4

4

4

Volleing. |z 4 4 4 4 4

do. Prior.|43| 1017 bz. u. G Sächs, Bayr. 4 5 1 4 4 4

Amst,. Rott. Arnb, Ute. Berl. Anh. A.

do. Prior.

I 165 bz.

Berl. Stett. 1135 bz. Sag.-Glog. Bonun-Cüöln. de. Prior. Bresl. Freib. St.-Vobhw. do. Prior. do. Prior. Cöth. Bernb. Thüringer. Cr. Ob. Sch. 79 G6. Wihb.(C.O.) Dresd. Görl. 103 B. do. Prior. Düss. Elberf. 104 6. Zarsk, Selo. do. Prior, |4 Gloggnitz. |4 Hmb.Bergd. |4 Kiel-Alt. |4 Lpz. Dresd. 4 Löb. Zittau... Magd. Halb Magd. Leipz, do. Prior, N. Schl. ML, do. Prior

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y *) Wir verweisen hierbei auf die in unserer Zeitung abgedruckte Dar- stellung.