1847 / 222 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Laubat bei Koblenz. Zu denselben is im Sommer 1845 noh die Anstal zu Rolandseck A welcher der Dr. Nöggerath e si längere Zeit in Gräfenberg aufgehalten hat, als Arzt vorsteht. Deutsche En. L

Bayern. Der Staatsrath Dr, Derfs 11k zu

Sr I Si nah Aschaffenburg abgereist, Î * Die bayerische Hypotheken- und Wechselbank hat mit Genchmi-

un Sr s rat des Königs ihren Geschäftsfreis abermals um IP neue Abtheilungen vermehrt, indem sie cine -Leibrenten-Anstalt“ und eine „Kapital - Versicherungs - Gesellschaft für Kinder“ ins Le- C E Nürnberger Korrespondenten wird aus Mün- hen gemeldet : Oeffentlihe Blätter enthalten mehrfache Nach» richten von großen Sicherheits - Störungen, welche hier vorgefallen, Nachrichten, die jedo der Berichtigung bedürfen. Allerdings war der Diebstahl bei dem preußischen Gesandten ein sehr bedeutender, denn es wurden Pretiosen und sonst werthvolle Gegenstände im Werth vou 12,000 Fl. entwendet. Man is jedoch den Dieben, einem Be- dienten vom Haus und einem verdorbenen Mediziner, welche flüchtig sind, hon auf der Spur. Eben so wurde man bereits eines entwen= deten Brillantschmucks zum großen Theil habhaft. Was ferner von einem Diebstahl ini Betrag zu 2009 Fl. in Banknoten in einem hie= sigen Gasthofe erzählt wird, is übertrieben; es wurte wohl im „gold- nen Bären“ durch ein shlecht verwahrtes Fenster zu ebener Erde ein gestiegen, die Summe des Entwendeten, worunter keine Banknoten, eträgt jedoch nur 300 Fl. Daß überhaupt zur Dultzeit mehr Dicb= stähle als sonst vorkommen, is natürlich und die Ursache davon leicht

zu ermessen,

Königreich Hannover. (Magd. Ztg.) Die längst er- wartete Veröffentlichung der Rechenschaft über das bisherige Ge- {äft der Tilgung der Latdeskchulden ist jeßt von dem Schaß - Kol= legium erfolgt und zeigt kein ungünstiges Resultat. Die bisherigen Abzahlungen auf jene Schulden werden bis Ablauf dieses Jahres 6,200,090 Rthlx. betragen. Ju den lebten drei Jahren werden ctwa 15 Millionen abgeführt. Jun diesem Abtrage sind jedoch die ver= wendbaren Fonds der Schulden - Tilgungs - Kasse zu etwa 650,000 Rthlx., welche einstweilen zinsbar belegt wurden, mitbegriffen. Auf die älteren 3§- und proz. Obligationen sind etwa 5,300,000 Rthlr., dagegen auf die 3§- und 5proz. Eisenbahn-Anleihe-Obligationen nicht mehr als höchstens 3 Millionen verwendet.

Königreich Württemberg. Am 6. Aug. wurde in Stuttgart ein Aerndte - Dankfest gefeiert, Ein {chön verzierter, mit Inschriften versehener Garbenwagen wurde am Königsthore mit Ab= fingung des Licdes: Lobe den Herrn, den mächtigen König 2c., un- ter Posaunenbegleitung abgeholt und bis vor die Stiftskirche gelei- tet. Den Zug, der gegen 9 Uhr Vormittags begann, eröffnete das Stadtreitercorps (zu Fuß), Festorduer, dann folgten die Mädchen aus den Stadtschulen, die Knaben mit den Lehrern unter Vor- tragung eines Aehrenkranzes, der Eigenthümer des Aerndte= wagens zu Pferde, der Wagen mit vier Pferden bespannt, junge Mädchen als Schnitterinnen gekleidet, mit Sichel und Fruchtgarben, Festordner, weitere Abtheilungen von Schulkin- dern, die Kinder des Waisenhauses, die Schul-Jnzipienten des Wai-= senhauses, die städtischen Geistlichen beider Konfessionen und der israe= litishe Geistliche, die städtischen Behörden, cine große Zahl Bürger, und den Schluß machte das bürgerliche Schüßen = Corps. Bis zur Stiftsfkirhe ging der schr lange Zug, wo der Wagen aufgestellt wurde. Von hier aus begaben sih die katholischen Geistlihen mit den Kin-= dern der fatholischen Schule und den Gliedern dieser Gemeinde nah der katholishen Kirche zu cinem feierlihen Hochamte, während die evangelishen Glieder des Zuges sich zu einer feierlichen Dankpredigt in der Stiftskirche versammelten, Während des Zuges läuteten alle Glocken, und das schönste Wetter begünstigte denselben.

Großherzogthum Sachsen-Weimar. (L. Z.) Seit Ende Juni ist die Thüringische Eisenbahn bis Eisenach eröffnet, und steigert si daselbst die Lebhaftigkeit des Verkehrs über alle Erwar- tung, so taß man aufäugt, die Residenzstadt Weimar weniger zu be- neiden. Es is eben eine alte Wahrheit, daß man auf Vorrechte viel mehr giebt, als. auf Rechte, und so geschah cs auch, daß Eisenach es bis jeyt nicht verwinden konnte, vor 100 Jahren eine Duodez - Resi= denz gewesen zu sein, zumal da seit 1815 mehrere Beamtenstellen der Vereinfachung halber aufgehoben oder von da weg nah Weimar vers legt wurden. Was is aber in unserer Zeit bedenkliher, als wenn der Bürgerstand bei seinen \onstigen Bestrebungen von dem Gelde leben will, was die Staatsdiencr verzehren! Gerade die kleineren Staaten L dabei freiwilligen und unfreiwilligen Einschränkungen immer mehr ausgeseßt, und es hat sich daher Eisenach uur Glück zu wünschen, wenn es künftig als Knotenpunkt von vier Eisenbahnen es versteht, seine Arbeitskräfte vielseitiger zu verwenden, als es seither der Fall gewesen ist.

erzogthum Anhalt- Bernburg. (L. Z.) Die in an- deren Wndern gemachten Erfahrungen, daß die Grund= Entschädigun= gen, welhe für Aufhebung der Hutungsrechte der Hausbesiber bei den Sepäragtionen ausgewiesen worden, oft in kurzer Zeit durch Ver= äußerung in die Hände der Wohlhabenden gekommen sind, wodurch dann der Werth der kleinen Häuser beträchtlih gesunken und der Wohlstand einer zahlreihen Klasse der Bevölkerung gefährdet wird, bilden die Veranla}sung zu einer unterm 29. Juli erlassenen gesebli= chen Verordnung , wona feruerhin den Hausbesitern in unserem Lande bei solhen Seyarationen , wo nicht in Rücksicht auf die Lan- desfultur wichtige Gründe entgegenstehen , cine Land - Entschädigung und zivar n einer zum Bau von Kartoffeln oder Gartenfrüchten passenden Lage ausgewiesen werden sollen. Diesen Land « Entschädi- ugen L A A a A enagualitdt beigelegt, so daß die- elben von je l r ohue die Häu ü hören, veräußert werden dürsen, E O N M ge

; urstenthum Schwarzburg-Sondershausen. Di Landstände sind am 31, Juli bis zum Herbste E e r

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 8. Aug. (Bresl. Ztg.) Se. Majestät der Kai ‘wird mit Jhrer Mete! der Kaiserin gegen Eis A L ¡ejne fleine Reise nah Steyermark ünd Tyrol antreten, um die Arbei fen der Staats - Eisenbahn zu besichtigen. Jhre Majestäten werden gegen einen Monat abwesend sein, Fürst Metternich wird Jhre Ma= jestäten begleiten. | «2 Erzherzog Sigismund hat das- vakante Jufanterie-Regiment Ba= ron Herbert als Juhaber erhalten. i

? 7; Die Getraidepreisé {0 ier noch. immer hoh. Leider: zeigt sich seit: Merzein Tagen in den Provinzen Ober - und Junerösterreich, Steyermart und ak in Böhmen die Kartoffe[krankheit in mehr oder mizndor stärkerer Kraft.

_ Pesth, 3. Aug: (Bresl, Ztg.) Ueber die Rundreise des Erzherzogs Stephan erfährt inan eft, daß Se. Kaiserl, Debet am leyten d, M. in der Hofburg zu Öfen eintreffen soll, - um von da

1610

unverzüglich die Dudents dur das dame Und anzutreten. Ant 2. September wird der Eizherzog in Erlau sein, am Aten in Kaschau, am {1iten in Debreczin, am 13ten in Arad, am 15ten in Temeswar, am 19ten in Esse, am 23steu in Fiume, am 26sten in Agram, am 5. Oktober in Raab, am 9ten in Neusobl, am {lten in Schemnißz und am 13ten wieder zurück im Königlichen Schlosse zu Ofen. Dar-= auf soll Erzherzog Stephan abermals das Land verlassen und erst in Folge gemeinsamer Berathungen in Wien über die Königlihe Pro- fenen zur Eröffnung des Laudtags im November hierher zurück- ehrén.

Frankreit-dch.

Paris, 7. Aug. Die Pairs - Kammer hat in ihrer gestrigen Sizung auch noch den Gescß-Entwurf über die Eisenbahn von Mon= tereau nah Troyes angenommen, und zwar mit 90 gegen 28 Stim= men. Dagegen wurde der über die Bahn von Lyon nah Avignon m't 67 gegen 62 Stimmen verworfen. Hierbei ereignete sich wie= der einmal der Fall, daß die einzelnen Artikel alle, und noch dazu ohne Opposition, durhgegaugen waren, und daß sih doch nachher bei der Abstimmung über das Ganze eine Majorität, wenn auch nur von 5 Stimmen, gegen das Geseß ergab. Bei der allgemeinen Diskussion hatten nur der Baron von Bussieres und Graf Daru, der Erstere die Bedingungen, welche bei derKonzession dieser Bahn von der Regierung gestellt worden, namentlich die Ausführung der Zweigbahn nach Grenoble, als zu lästig für sedwede Compaguie erklärt, der Andere den Entwurf als eiue in der anderen Kammer übercilte und daher mit Argwehn zu betrachtende Maßregel bezeihnêt, die um so mchr noch gauz ruhen könne, als sie doch niht vor nächster Scssion in Kraft treten folle und die verschiedenen Compagnieen, welche sich für diese Linie gebildet, es uur auf Geldschneiderei durh Actien-Prämien abgesehen hätten. Dagegen vertheidigte der Minister der öffentlichen Arbeiten den Gescß-Entwurf aus dem Grunde, weil die Linie von Won nah Avignon durchaus nöthig sei, um eiue vollständige Eisen=- E zwischen dem Norden und Süden Frankreichs her= zustellen.

Der König hat, auf Antrag des Unterrichts-Ministers, den Pro= fessor Ehrenberg, beständigen Secretair der preußischen Akademie der Wissenschaften, zum Ritter des Ordens der Ehrenlegion ernannt.

Aus Toulon wird vom 2. August geschrieben, daß der „Pa- nama“ dem Prinzen von Joinville wichtige Depeschen zu überbringen habez es giug in Toulon das Gerücht, der Prinz erhalte die Wei- sung, nach Tunis abzugehen, da der Bey wiederum von dem Sultan bedroht und eine türkische Flotte vor Tunis mit Wahrscheinlichkeit er= wartet sei. Als positiv wird mitgetheilt, daß der Prinz von seinem Geschwader zwei Schiffe und eine Dampf =- Fregatte nah der tune=- sischen Küste habe abgehen lasscn.

Der österreichische Gesandte soll vorgestern dem französischen Ka= binet eine Note eingegeben haben, in welcher er den Entschluß sei= ner Regierung anzeige, die Besaßung aus Ferrara zurücckzuziehen.

Der Presse zufolge, soll es sich um Bildung cines neuen Ka=- binets handelu, an dessen Spiße entweder Herr Guizot als Präsi- dent oder Herr Duchatel ohne Präsidentschaft stehen würde. Ju jedem dieser Fälle werde man einige Mitglieder der Majorität, z. B. Muret de Bort, Vitet, Sauzet und Flourens, ins Kabinet aufneh= men. Die Presse bemerit, daß obige Angabe zwar noch unzuver= lässig sei, sie könne jedoch versichern, daß eine ministerielle Verände- rung nahe sci, und daß man sih angelegentlih damit beschäftige; dieselbe werde aber erst erfolgen, wenn das Ergebnisßz der englischen Parlamentêwahlen bekannt sei, weil man erst danu wissen werde, in welchem Geiste das neue Kabiuet zusammengestellt werden müsse. Zugleich behauptet die Presse, daß vier Mitglieder des jebigeu Kabinets, nämlich Guizot, Duchatel, Dumon und Hebert, den festen Entsch'uß gefaßt hätten, sich unter feiner Bedingung zu verlassen ; insbesondere gelte dies von Guizot und Duchatel, welche wohl ein- sähen, daß sie fortan eng verbunden bleiben müßten, um die Folgen des Verdammungs- Urtheils abzuwenden, welches das Land über je= den von ihnen ausgesprochen habe.

Das Central-Comité der Wähler von der Opposition im Seine= Departement hat an die Comits in der Provinz ein Rundschreiben ergehen lassen, sie zu ähnlichen Banketten, wie das in Chateau-Rouge abgehaltene, aufzufordern und Petitionen für die Wahlreform zu ver= aulafsen,

General Prim, aus Spanien verwiesen, is in Port Vendres gus Land gescht worden und in Marseille eingetroffen.

Man schreibt aus Bugia unterm 21 Juli: „„Der lebte Féld=- zug der Franzosen in Kabylien hat cinen so tiefen Eindruck auf die dortigen Gebirgs- Bewohner gemacht, daß fie sih ohne Rückhalt der französishen Autorität unterwarfen. Der Nahrungsmittel - Verkehr, durch die lebten Unruhen unterbrochen, i mit verdoppelter Lebhaf= tigkeit wieder aufgenommen worden, Die Ruhe ift \o groß und die Sicherheit so allgemein, daß man die Reise von Algier nah Setif, hin und zurück, in sieben Tagen gemacht, was bisher unerhört war. Die Aerndte is auf deu Hochebenen Kabgliens und im Tell sehr er= giebig ausgefallen, Die Bewohner der Sahara rüsten sih, um mit ihren Karawanen bei Zeiten auf die Märkte des Tell zu gelangen, und man glaubt, daß mehrere derselben bis nah Algier kommen würden.“ :

Veber die zu Lifieux am 31. Juli vorgekommenen Tumulte er= fährt man jeßt genauer, daß die nah erfolgtem Sinken der Ge= traidepreise von der Orts- Behörde beschlossene Einstellung der Ver= theilung von Brod-Anweisungen den Anlaß dazu gab. Der unzufrie= dene Haufe plünderte das Haus eines unbeliebten Bäckers, trieb die Gendarmerie zurück, zog nah einer Mühle, die ebenfalls geleert wurde, und wollte sein geseßloscs Treiben noch anderweitig fortseßen, als einige Hundert Mann National-Garde, mit deu Gendarmen ver= eint, demselben cin Ende machten.

Ju Nismes zogen am 28. und 29, Juli zahlreiche Volkshaufen mit einer dreifarbigen Fahne in den Straßen umher und sangen un= aufhbrlih die Marseillgise. So lange es dabei blicb, ließ man jie wegen der Julifeste gewähren. Am 30. Juli Abends erneuten sich aber diese Auftritte, und der Nuf nah Brod und Arbeit sing an da-= bei laut zu werden. Das Eiuschreiten der Polizei verhütete jedoch alle Exzesse. e _ Die Democratie pacifique meldet nah Briefen aus Lyon, daß der dortige Kardinal - Erzbischof Bonald den Geistlichen seiner Dibzese befohlèn habe, Gebete für die Bekehrung und Sinnes-Aende= rung des Papstes abhalten zu lassen, daß aber mehrere Geistliche sich geweigert hätten, diesem Befehle nachzukommen,

ck=ch Paris, 7. Aug. Für die heutige Sipung der Pairs- Kammer war Wieveraufnahme der Abstimmung über den Geseß= Entwurf in Betreff der Eisenbahn vou Versailles nach Chartres (der sogenannten Westbahu) an der Tagesordnung. Nachdem über einige Petitionen Bericht erstattet war, wurde jenes Geseß mit 78 gegen 32 Stimmen angenommen. Die Geseg + Entwürfe in Betreff der Zweigbahnen von Dieppe und Fecamp zu der Bahn von Rouen nach Hüvre kotinien nun an die Reihe. E : L

Gráf Alton Shee macht uux auf einige irrthümlihe Ziffern im Kottimifsions-Betichte aufmerksam, békämpst jedoch dén Gesez-Entwurf nicht, Nach Annahme det einzelnen Artikel wird det Entwurf mit 93 gegen 18 Skimmen angetiomitènz desgleichen dann der Geseh-Enttvurf “in Betreff des

von der Stadt Marseille votirten Anlehns mit 103 gegen 6 Stimmen. Der Gescy- Entwurf in Betreff Ermächtigung des Finanz-Ministers zur Auf- nahme eines Anlehens von 350 Millionen kommt an die Reihe. Vicomie Dubouchage erinnert daran, daß in der Sipung vom Miitwoch der Fi- nanz-Minister gesagt habe, wenn er damals nicht auf die über die Finanz- lage gemachten Bemerkungen geanttorici, so habe er dies nur deshalb nicht ethan, weil er geglaubt, die Disfussion des zrp: vorliegenden Ge- eb - Entwurfes gebe dazu getigneteren Anlaß, und ex werde dann befriedigende Aufklärungen ertheilen. Der ehrenwerthe Pair bittet daher den Herrn Finanz - Minister, Aufflärung darliber zu geben, tvel- ches die Beweggründe des seit einigen Jahren bestehenden Kabinets (Ge- lächter) waren, daß es auf die Bittên des Finanz-Comité's, d, i. der gan- ¿en Kammer, keine Nücfssicht nehme, welche verlangte, daß den ungemessenen Ausgaben und den stets wachsenden Defizits ein Ende gemacht werde, Nach der Angabe der Kommission werde die schwebende Schuld 1848 nicht weni- ger als 800 Millionen beiragen, was eine eingeschriebene Rente von 28 bis 30 Millionen mache. Von dieser Auflage scheine Frankreih noch nicht so bald befreit werden zu sollen, Der Redner bittet den Minister, derselbe möge die Tribüne besteigen, um daselbst seinen Finanzplan zu entwickeln, Es sei Zeit , daß das Land endlich der Post-Reform theilhaftig werde, der die meisten anderen Nationen Europas schon genösseu, und daß die Ge- halte der Hülfs-Priester und der Eleméentar-Schullehrer erhöht würden, ‘Die Sihung dauert bei Post-Abgang noch fort.) ;

D'e bestimmte, entschiedene Weise, mit welcher neulich der Graf von Montalivet auftrat, um die vou dem Marquis von Boissy, nah dem Beispiele der Herren Lherbette und Lunean in der Deputirten- Kammer vorgebrachten Angriffe auf die Wirthschaft in den Waldun= gen der Civilliste deren Jutendant bekanntlich Graf von Monta= livet ist, durch eine auf Ziffern gestüßte Widerlegung- zurückzuwei- sen, hat nicht verfehlt, einen günstigen Eindruck im Publifum hervor=- zubringen, wie wenig auch die Oppositionsblätter dies anzuerkennen geneigt sind. Die Minister, und mit ihnen die Majorität, beginnen überhaupt allmälig wieder sich zu orientiren nach den längeren Schwan=- fungen und Jrrfahrten, in welche sie beide gerathen. Die gemachten Erfahrungen waren gewiß für beide Theile nicht angenehmer Art, aber wenigstens lehrrei, und wenn uicht Alles trügt, wird man in der nädh= sten Session nicht mehr in dieselben Fehler zurückfallen. Der Prozeß Teste - Cubieres und die verschiedenen anderen Fälle ähnlicher Art, welche nun seit mehreren Monaten schon den Hauptgegeustand aus= machen, mit welchem cin beträchtlicher Theil der pariser und selbst der Provinzblätter täglich die Neugierde, zugleich aber auch die Leiden= schaften ihrer Leser zu reizen und aufzustachelnu bemüht sind, haben, unverkennbar wenigstens das Gute gehabt, daß unter die Beamten der Verwaltung in allen ihren Zweigen eine schr heilsame Furcht und Scheu gekommen is, einerseits vor der weit strengeren Aufsicht, unter welche sie sich jeßt in ihrer Amtsführung gestellt schen, ande=- rerseits vor der Koutrolle des Publikums und der sie bedrohenden {weren geseßlichen Folgen, wenn sie sih zu Mißbräuchen und Unter= \hleifen verleiten ließen, wie die, welche noch jeden Tag die allge- meine Aufmerksamkeit und in mehreren Fällen selbst das Einschreiten der Gerichte nah si zichen. s

Das Zuchtpolizei-Gericht hat sich (wie hon gemeldet) in dem Prozesse Talabot's gegen den Courrier français für kompetent erklärt, Vor dem Zuchtpolizei-Gerichte ist nun uach dem französischen Gescße der Beweis der Wahrheit der Anschuldigungen, welche von dem dadur Betroffenen als diffamirend bezeihnet werden, niht zu- lässig! es kömmt einzig darauf an, ob die Thatsachen, welche der ene Theil dem quideren zur Last legt, wirklich der Art siud und vou dem Gerichte als solche betrachtet werden, daß sie den Charakter der Dif= famation begründen, Dies also hat Herr Duvergier, als Advokat des Klägers, im vorliegenden Falle vor dem Gerichte darzuthun, und gelingt es dem Advokat des verklagten Journals, Herrn Jules Favre, nicht, den vom Courrier srançats vorgebrachten An- \huldigungen den Charakter der Dissamation in den Augen der Richter zu benehmen, so 1st die Verurtheilung des Courrier frauçais vor dem Zuchtpolizeigerichte gewiß. Daß es aber diesem Blatte gelingen reerde, wirklih endlih vor die Assisen gestellt zu werden, wie es wenigstens zu wünschen vorgiebt, um seine Angaben dort beweisen und cine förmliche Untersuchung hervorrufen zu können, in welhe nah seiner Versicherung auch der Marschall Soult selbst und andere hohe Verwaltungs-Beamte würden verwickelt werden, das ist wenigstens bis jeßt noch nicht abzusehen, es müßte denn in ganz anderer und viel bestimmterer Weise seine Anklagen formuliren. Ob es dies föune, wollen Viele, troy der zuversichtlichen Sprache, die es führt, doch noch bezweifeln,

WVaríis, 9. Aug. (Tel, Dep.) Die Deputirten-Kammer ist heute um 2 Uhr Nachmittag geschlossen worden.

Großbritanien und Irland.

London , 6. Aug. Die Seereise Jhrer Majestät der Königin nah Schottland is jeßt auf Donnerstag den 12ten früh festgcsebt und wird nicht über aht Tage dauern, : Sh i : E Die Zahl der befanuten Wahlen beträgt jeßt 457, worunter nah dem Globe 245 auf Liberale, 81 auf Peeliten v 131 guf Protectionisten gefallen sind. Von den Grasschafts - Wahlen fennt man 50, und unter diesen sind 36 auf Protectionisten, 9 auf Peeliten und 9 auf Liberale gefallen. Doch scheinen dle Protectiouisten, troß ihrer Erfolge in den Grafschafteu, ziemlich fleinmüthig geworden zu sein und sich der Regierung anschließen zu wollen, Einer ihrer Slih- rer, Herr d’'Jsraeli, äußerte bet jeiner Wahl für Buckinghamshire: „Jch werde““, sagte er, als Zhr Repräseutant in das Parlament ein- treten, nicht in factióser oder überhaupt nur eingeständiger Opposition gegen die Regierung. So lange, ih finde, daß dieselbe auf ver- fassungsmäßigem Wege einherschreitet, werde ih, in Erinnerung an die Umstände, unter denen die Mitglieder derselben ans Ruder trá- ten, in Erinnerung an den Geist, in welchem sie die Regierung ge= führt haben, in Erwägung, daß unter unjeren Staatsmännern alle Spur politischen Charakters jeyt völlig vernichtet is, und froh, daß dem Lande überhaupt noch die Möglichkeit geblieben is, sich um eine fompakte Masse von Staatsmännern zu schaaren, für meinen Theil der Regierung nicht nur unparteüsches Gehör , foudern auch 4 so weit ih nach der Tendenz ihres bisherigen Verhaltens darüber etwas bestimmen fann , nahdrüdlihe Unterstüßung Zu Theil werden lassen.“ Herr Hume hat sich wieder Ani Montrose (Schottland) - gemeldet, und alle Aussicht , E zu wer den, da sich, den lehten Berichten zufolge, bei der Aug die Majorität fo entschieden für ihn erklärt hat, daß sein Mitbewerber, cin Herr Greenhill, kaum auf einige Stimmen beim Poll wird reh- uen fönnen. Die Wahlen in Jrland_haben_einen günstigen Anfang für die Repcalers genommen. Zwe! Söhne O'Connell's sind gewählt worden, John in Kilkenny und Maurice 11! Tralee, außerdem hat der Repealer Revnolds aile Aussicht, durch den Poll den Tory-Kandidà= ten für die Stadt Dublin, Gregor, zu verdrängen, und sowohl in Cashel als in Ennis sind Repealers gewählt wordeu, dort Hexr T. O’ Brien und hier Herr V'Gorman Mahon. Die Wahl in Dungarvon, wo Herr Sheil si wieder gemeldet und unter deu Repeag= lers große Erbitterung erregt hat, istnoch nicht beendet. Der neue Secretair für Jrland, Sir W, Somerville, is mit einer Majorität von nur drei Stínumen ín Drogheda gewählt wordén. Den Eifer der Re- pealers aufzufrischen, [trifft gerade mit den jebigen Wahlen die Zeit der feierlihen Beisebung der Léithe O'Connell's zusammen, zu" wel=

‘her Ceremonie, die gestern stattgefunden hät, zwölf bis vierzehn

Hundert Würdenträger der katholischen Kirche in Dublin eingetroffen sein sollen. Die- Wahl für Edinburg, L ean r my gen worden, wird wahrschei;zch ncht als gültig anerkannt werden, da Herr Cov:¡ü, dad néuerwählte Mitglied, Licferant für die Regie- ru"J ist und solhe nach einem Geseß aus dem 22sten Jahre der Regierung Georgs T1. nicht befähigt sind, im Unterhause zu siven.

Der Globe macht 59 größere und kleinere Städte Englands und Schottlands namhaft, welche bereits dur den elektrischen Tele- graphen mit London in Verbindung stehen, oder bis zum Januar 1848 mit der Hauptstadt verbunden scin werden. Die Verbindung geht nordwärts bis Edinburg und Glasgow, westwärts bis Bristol und

iverpool, #

Für den Ankauf des Geburtshauses von Shakespeare hat sich jeßt ein Comité gebildet, an desseu Spiße Prinz Albert steht, welcher ein Geschenk von 250 Pfd. St, beigesteuert hat. Vier an das Haus anstoßende und zu demselben gehörige Wohuungen hat das Comité bereits für 820 Pfd. St. gekauft, Der öffentlihe Verkauf des Haupthauses geht am 16. September vor sich; man zweifelt uicht, daß das Comité bis dahin die zur Ansteigerung nöthigen Fonds bei- sammen haben wird, :

Die Erhöhung des Diskontosaßes der Bank von England hat auf den Geldmarkt einen s{limmen Eindruck gemacht und ein Wei- chen der Fonds veranlaßt. Jm Handel wird eine bedeutende Stok- fung der Geschäfte die Folge sein. Auf dem Kornmarkte herrscht große Flauheit, da Niemand mehr kauft, als den augeublicktichen Be= darf. Eines unserer bedeutendsten Korn - Einfuhr -Häu‘er hat banke- rott gemacht; die Passiva sollen 200,000 Pfd, St. betragen,

Die Garn=- Ausfuhr von England während der ersten sechs Mo- nate dieses Jahres stellte sich nah Burn'sGlance um 12,709,000 Pfd. geringer heraus, als vom 1. Januar bis Ende Juni 1846, Nur Ostindien und China bezogen beinahe 1 Million Pfd. mehr. Für Deutschland (mit Einschluß von Holland) beträgt der Ausfall unge- fähr 8,400,000, für die Häfen des Mittelmeeres 3,930,000 und für Rußland 1 Mill. Pfd.

Das Evolutions- Geschwader unter den Befehlen des Admi= rals Napier hat vorgestern die Rhede von Plymouth verlassen, wo der Dreidecker „Caledonia ‘’ von 120 Kanonen zu ihm ge- stoßen war.

Nach Briefen aus Hobart Town genießen die dorthin deportir= ten Chartisten Frost, Williams und Jones beinahe völlige Freiheit ; sie sind blos insoweit beschränkt, daß sie die Kolonie nicht verlassen dürfen, Jedcr von, ihnen treibt ein Geschäft, welches ihm ein an- ständiges Auskommen sichert, i

A,

Nourxt, 31. Juli. (N, K) Die Gesellschast Jesu in Rom zahlt als freiwillige Beisteuer zur Uuiformirung der National-Garde die Summe von 5009 Scudi; die Nonnen des Klosters von S. Vomenico 1000 Scudi zu demselben Zweck. Die Beiträge der übri- gen Konvente sind noch nicht bekannt, :

Der Sohn des Oberst-Lieutenants Nardoni, ein Komplice seines Vaters, is in der Macchia della Fajola gefangen und ins Kastell S. Angelo gebracht worden. Nach beendigter Untersuhung wird ein Kriegsgericht niedergeseßt werden, dessen Sentenzen unverzüglich voll= zogen werden sollen. a

Der bisherige Nuntius in München, Monsignor Morichini, hat von Sr. Heiligkeit den ehrenvollen Auftrag erhalten, dem König der Franzosen, der Königin von England und dem Sultan die schuldigen Dank»Visiten abzustatten, worauf ihn nah seiner Rückkunft der Kar= dinalshut erwartet. Monsignor Massoni ist zum päpstlichen Nuntius in Brasilien ernannt worden; man zweifelt indeß, ob er diesen Posten annehmen wird.

Man versichert, Grassellini habe, um seine Haudlungsweise zu rechtfertigen, von Neapel aus dem Governo berichtet, er sei bereit, alle vom früheren Kardinal-Staats-Secretair Gizzi erhaltenen, auf die geheimen reactionairen Bewegungen bezüglichen Briefe unverzüg- lich auszuliefern, aus denen man aufs klarste erkennen werde, daß jener und nicht er den Staat zu verrathen beabsichtigt habe. Erwägt man nun, daß verschiedene Unistände das Benchmen Gizzi?s schon au ch in ein zweideutiges Licht stellen, so wie, daß nicht erx (wie öfffent=- lich erflärt ward, um jede Voikébewegung zu vermeiden) scine Eut= lassung gefordert, sondern daß er vom Papste selbst entlassen worden ist, so gewinnt dies Gerücht einigermaßen an Glaubwürdigfeit,

Die sämmtlichen Deputirten, welche den 5. November ihre erste

Sihung haben werden, siud ernannt. Man rühmt sie, so weit sie bekannt, als höchst liberale, tüchtige Männer. Großentheils sind es Advokaten. Folgendes sind die Namen der gewählten Notabeln: Rom: Fürst Franc. Barberini und Advokat Gius. Van- nutelli; Comarca : Adv. Gius. Lunati; Legation von Bologna: Adv. Ant. Silvani, Signor M. Minghelliz Ferrara: Gaetano Recchiz Forli : March. Luigi Paolucci de Calboliz Ravenna: Conte Gius. Pasoliniz Urbino und Pesaro: Conte Carlo Ferriz Velletri: Adv. Luigi Santucciz Legation von Ancona: Principe Annib. Simonelli; Macerata: March. Amico Ricciz Camerino: Giambatt, Peda; Fermo: Cav. Antonio Feliciz Ascoli: Cav. Ottavio Sgariglia dal Montez Perugía: Conte Luigi Donniniz; Spoleto: Conte Pompceo di Campelloz Rieti: Adv. Gius. Piacentiniz Viterbo: Adv, Luigi Ciosiz Orviecto: March. Ludov. Gualtieroz Civitavecchia: Adv. Franc. Benedettiz Frosinone: Adv. Pasquale de Rossi, Professor des Rechts in der Sapienza Romanaz Benevento: Giac. de'Baroni Salerianîi. Die Ernennung der Abgeordneten für Rom, des Fürsten Bar- berini und Advokaten Vannutelli, sind vom Papste selbs ausgegan= gen, während er bei den Abgeordneten der Provinzen aus den Vor- geschlagenen ausgewählt hat.

Spanien.

Von der spauischeu Gránze, 5. Aug. (F. J.) Ein Privatschreiben aus Barcelona, kurz vor Abgang der Post geschrieben, enthält die Nachricht, daß etwa zwanzig britische Kriegsschiffe, worun= ter sih mehrere große befänden, in die Bai von Barcelona eingelau- Fen, und daß das Erscheinen dieser Streitkräfte eine lebhafte Senfa- tion in dieser Stadt gemacht.

Gerihts- Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.

Berlin, 9. Aug. Die Sißung begann kurz nah 8 Uhr mit dem Namensaufruf. Ehe zur weiteren Verhandlung geschritten wurde, eröffnete der Präsident die Debatte zwischen der Staatsanwaltschaft und den Bertheidigern fiber den früheren Antrag der Leßteren, daß mit allen Angeklagten in polnischer Sprache verhandelt werde. Deér Staatsanwalk seßte hierbei der Geseplichkeit diescs Antrags entgegen, einmal, daß rs sich um eine Verhandlung vor einem Gerichte in Berlin handle, zum anderen, daß die Verordnung vom 9. Februar 1817 und das Geseß vom 16. Juni 1834 noch nicht abgeändert seien, und beantragte daher, daß jeder der Angeklagten, welcher deuts verstehe, sich auh in deutscher Sprache müsse vernehmen lassen.

Dem entgegen ward seilens der Vertheidiger ihr Antrag auf den

1611

Zuruf vom 15. Mai 1815 gegründet und behauptet, daß “die Ver= ordnung vom 9. Februar 1817 und 16. Juni 1834 cbenfalls nit entgegen ständen, vielmehr für den Autraz sprächen, außerdem stehe ihm der §. 58 der Kriminal-Ordnung, so wie der Landtags-Abschied von 1841, zur Seite ; das Recht, welches die Angeklagten im Posen- schen hätten, könnten sie auch bei dem Spezialgerichtshofe hier in An- spruch nehmen, da es sich um ein Geburtsret handle.

Nach einer Erwiederung von Seiten des Staatsanwalts \pra- hen noch die Justiz-Kommissarien Gall und Degds, so wie der Ober- Landesgerichts-Rath Martins, über die praftishe Seite der Frage und den hinsichtlich der Sprachkunde zu führenden Beweis. Nachdem auch hierauf der Staatsanwalt entgegnet hatte, zog sich der Gerichtshof zurü.

u Nach seinem Wiedereintritt eröffnete der Präsident den Beschluß des Hofes dahín : daß der §. 156 der Verordnung vom 9, Februar 1817 und der §8. 58 der Kriminal - Ordnuug nach dem Zuruf vom 415, Mai zu interpretiren und hiernah der Antrag der Vertheidi= gung für begründet zu erachten ci, Das Kammergericht sei nicht als Gerichtshof für die einzelne Provinz Brandenburg, sondern als Gerichtshof für die ganze Monarchie, also auch für die Provinz Posen, anzusehen, und da in dieser Provinz die poluische Sprache Landes-Sprache sei, so müßten dieser die Rechte zustehen, welche die Kriminal-Ordnung der Landes-Sprache gewähre, i ___ Es trat nunmehr der Angeklagte Stanislaus von Sadowski mit seinem Vertheidiger, Justiz-Kommissarius Gall, vor den Gerichtshof, und es erfolgte die Verlesung der Anklage - Akte. :

Stanislaus Felix von Sadowski is 25 Jahre alt, Sohn des verstorbenen Gutsbesißers von Sadowski auf Slupi im schubiner Kreise und katholisch. Auf den Gymnasien zu Bromberg und Posen erzogen, begab er sich 1838—39 nach Berlin, woselbst er später ciuige philosophische und landwirthschaftliche Kollegien hörte, bis er zuleßt die Afadmie von Eldena besuchte. Jm Dezember 1843 kehrte er nach Posen zurück und nahm scinen Aufenthalt zunächst în Bromberg. Dem Militair gehört der Angeklagte nicht an.

Da in der bromberger Gegend das polnische Element dem deut- \cheu fast ganz gewichen is, der Angeklagte auch lange uuter Deut- scheu gelebt hatte, fühlte er sich lange nit in seiner Nationalität gekränkt und mußte erst von seinem ältesten Bruder, dem Mitange= flagten Nepomucen von Sadowski, für die polnishe Sache empfäng- lih gemacht werden. Dieser theilte ihm mit, daß sowohl der demo= fratische Verein als das Haupt = Comité în Posen an der politischen Wiedergeburt Polens arbeite, übergab ihm, als er sich bereit erklärte, ein Eides - Formular, worin er auch Andere für die Verschwörung zu gewinnen sich verpflichtete, uud erhob cinen an das Haupt=-Comité zu zahlenden Beitrag von 30 Thalern.

Der Angeklagte suchte namentlich durch das Vereinswesen für die Revolution zu wirken und zu werben. Er fstiftete deshalb den landwirthschaftlichen Verein zu Koronowo, das bromberger polnische Kasino, arbeitete auch au der Stiftung cines Handwerker -Unter= stübungs=-Vereins und einer polnischen Schule. Jm Winter 1845—1846 theilte ihm sein Bruder Nepomucen mit, daß der Ausbruch nahe sei und wahrscheinlih im Februar erfolgen werde, ermahute ihu zur Thätigkeit, ernannte ihn zum Commissair des bromberger Kreiscs und machte ihn aufmerksam, wie wichtig es sei, gleih zu Anfaug der Stadt Bromberg sih zu bemächtigen. Er trug ihm namentlich auf, die Stärke und Stellung der in Bromberg befindlichen Artillerie ge- nau auskundschaften zu lassen, was auch durch den Mitangeklagten Böttchermeister Woyciehowski geschah.

Am 5. Februar kam Nepomucèn von Sadowski wieder zu seinem Bru- der nach Bromberg, nannte ihm die Nacht vom 21,.—22.Februar als Zeit des Ausbruchs, bestimmte ihn auch noch zum Commissair des s{hweber Krei= ses, vou wo die Verschwerenen mit zum Augriff auf Bromberg zu- ziehen sollten, und trug ihm auf, die Mitangeklagten, Gutsbesiger von Radkiewicz und Mieczkowski, hiervon in Kenntniß zu seßen. Auch die Mitangeklagten, Vincent Chachulski und der Pfarrer Tu- lodzieski in Siebsau, eröffnete er ihm, seien bereit, mit einigen Hun- dert Mann aus der Gegend von Schweß das Unternehmen mitzu= machen. Stanislaus Sadowski trug iun dem Mitangeklagten Max Ogrodowicz auf, Radkiewicz und Micczkowski von dem nahen Aus- bruch in Kenntuiß zu setzen, uud wies ihn zugleich au, im bromberger Kreise, nördlih vou der Brahe, die Landleute durch Versprechen von Ländereien und Erlaß der Grundabgaben zu gewinnen, für die Re- volution zu vereidigen und namentlih durch die Bestellung von Zehentmännern die Agitation zu verbreiten und ihm nach 6 bis 8 Tagen Bericht zu erstatten,

Auf der Versammlung von Srebna - Góra, welche in unserer Einleitung des Näheren berührt ist, war auch das Unternehmen auf Bromberg ein Gegenstand der Berathung. Stanislaus von Sadowski berihtete zunächst über die Streitkräfte, über welche er gebieten zu fönnen glaubte, und legte eine Karte von der Umgegend Brombergs vor, worauf er von Mieroslawski näher instruirt wurde. Von drei Seiten follte zugleih am Tage des allgemeinen Aufstaudes Brom= berg angegriffen werden, Der Angriff sollte die Wegnahme ter Ge- chüze beim Zeughause bezwecken, und da der größte Theil der Gar=- nison auf dem anderen Ufer der Brahe und des Kanals einquartiert war, sollte man sih der Brücken bemächtigen und sie verbarrikadiren, Zugleich sollte mit den \chubiner Jusurgenten von Süden her ein Schein = Angrif} gemacht werden, um die Besaßung zu theilen, während ein anderer Haufe- aus dem südöstlih von der Stadt ge- legenen Walde cinen zweiten Schein- Angriff unternehmen würde. Alle drei Haufen sollten sich nah “Wegnahme der Geschüße, der Mu- nition und der Waffen über die bei Rynarzewo über die Neve füh- rende Brücke nah Rogowo zum Haupt - Sammelplaß zurückziehen. Da der nördliche Haufe zu dem Zwecke noch die Brahe zu passiren hatte, sollte Sadowski noch vorher außerhalb der Stadt eine feste Brücke auskundschaften, über welche dieser Haufe mit den Geschüßen, Munitionen 2c. zu den übrigen Haufen zuziehen könnte. Als dies berathen war, {lug Sadowski die Anführer der Insurgenten vor und erhielt durch Mieroslawski oder Malczewski einen anscheinend unbeschriebenen Bogen Briefpapier, auf dem mit chemischer Dinte die bekannte Justruction der Kreis = Kommissarien geschrieben war, und wozu er schon früher das Reagens von seinem Bruder bekommen hatte, Diese Justruction dieute ihm zugleich als Bestallungs-Patent zum Commissair des bromberger Kreijes. N

Nach Bromberg zurügekehrt, widmete Sadowski seine ganze Thätigkeit dem Unternehmen auf Bromberg und suchte vor Allem cine feste Brücke über die Brahe auszukundschaften, wozu ihm die Brücke bei der Smukalamühle als tauglich bezeihnet wurde. Am 13. Februar kam auch sein Emissair, Max Ogrodowicz, zurück und berichtete, daß da, wo er gewesen , nichts zu machen sei. Da sich der Angeklagte hiervon überzeugte, entsandte er den Ogrodowicz sogleih an die Mitverschworenen von Radkiewicz, von Mieczkowski u. #. w., damit diese Alles in Bereitschaft hielten und die Vershworenen aus der {weßer Gegend möglichst schnell nah Bromberg geschafft werden könnten. Da aber am 14. Februar mehrere Vershworene zu Bromberg verhaftet wurden und Sadowsfki sah, daß Alles verrathen war, beshloß er nah Slupi zu flüchten, \chickte den eben von der zweiten Mission zurückgekehrten Ogrodowicz vôn neuem in die shweber Gegend und verabredete sich mit ihm,

ihn, was au geschah, am 49tèn in Cchraplewo zu treffen. - Hier ließ er sich abermals von ra Ap berichten und theilte wie- derum mit, daß viele Kreis-Commissaire verhaftet ‘uud die Verbin=- dung mit Posen unterbrochen sei, weshalb vorläufig in der brombet- ger Gegend uihts unternommen werden könne. Er“ wolle deshalb nach Witoslaw gehen und versuchen, von dort durch Kosinski die Verbindung mit Posen wiederherzustellen und den Ogrodowicz ‘dann in Klein-Bußig wieder treffen. Auf der Reíse nah Witoslaw aber, wobei ihn der Ogrodowicz begleitete, verirrten si die beiden Ver-= \{chworenen im Schneegestöber und wurden in Mrogzzen aus Mangel an Legitimation Gritiot: : :

Auf die Aufforderung dcs Präsidenten, sih über ‘die E zut erklären, bemerkte vou Sadowski Folgendes: Er habe fich seibst ans geklagt, sei jedo unshutdig. Von früher Jugend ‘au schwächlich, sei er dur die Verhaftung in einen völlig kranken Zustand verseßt wor- den. Dazu habe ihn sein Juquirent täglich einem langen Verhör unterworfen und si so benommen, daß er gegen denselben eíne Jute jurien-Klage habe anbringen wollen, Sechs Monate habe man ihn hierauf nicht verhört, seine Gesundheit indeß habe si ‘nicht gebessert. Bei ciner Brunnenkur sei ihm niht einmal gestattet worden, freier zu bewegen, wie dies auderen Gefangenen erlaubt gewese. Der Juquirent habe ihm vorgehalten, N nur ein freies Geständniß ihm die Erlaubniß zu einer solchen Bewegung, wie sein Zus stand- sie crfordere, verschaffen könne, Dann seien ihm Akten vorgelegt worden, die seine Schuld enthalten sollten, in denen er selbst bezüchtigt werde, an einem Unternehmen zur Befreiung Polens Theil genommen zu haben. Er habe Alles aufgeboten, seine Unschuld darzulegen; der Juquirent jedoch habe ihn ewig E und ihn oft von 8 Uhr Morgens bis 40 Uhr Abends ohne rotos follführer vernommen. Auf diese Weise sei er, geistig zerrüttet, zu einem fingirten Geständnisse gekommen. Als Belohnung für dieses Geständniß habe er E E Kommission zu Posen ‘ein gutes Gefängniß mit einem Garten erhalten. j

N er: Beothoivigèr, Justiz - Kommissarius Gall, unterstüßte den Widerruf und stellte den Antrag, aus den Aften einen Bericht des Jnquirenten vgrzulesen, aus welchem sich ergebe, welche Grundsäße dieser in seinem Verfahren befolgt habe. Dieser Bericht, so wie ein Schreiben des polizeilichen Jnquirenten an die Untersuchungs - Kom- mission vom 4. November 1846, worin gesagt ist, Sadowski sei durch sehstägiges Jnquiriren zu erschöpft, als daß jeßt damit fortgefahren werden fönne, werden verlesen. : Ua

Nach Ve-lesung des Einganges der ersten mit Stanislaus von Sadowskfi aufgenommenen gerichtliche Verhandlung gab der Angeklagte auf Befragen des Präsidenten zwar ausdrüclich an, daß ‘er die in dem gerichtlichen Protokoll enthaltenen Geständnisse vor deni geriht= lichen Jnquirenten wirklich abgelegt habe ; aber aus den Lo als, Gründen, fügte er hiuzu, müsse er dieselben widerrufen. Es sei falsch, daß er si der polnischen Nationalität entfremdet gehabt habzz er hofe noch jeßt auf die Wiederherstellung Polens. 7

Er habe uur nah den Elzanowkischen Akten nacherzählt , daß er die Existenz des demokratischen Vereines gekannt ; eben so aus ande ren Akten, daß er der Verbindung beigetreten, Andere geworben und Beiträge gezahlt habe. i j ü Rachdem die ‘aerkhUlichen S des Augeklagten hierauf eins zelu verlesen worden, widerruft der Angeklagte dieselben nach einander. Er habe eingeräumt, daß sein Bruder Nepomucen ihm als aeg des Ausbruches den 21, Februar 1846 bezeichnet, und daß er selbst den Woyciechowski geworben habe: Dies sei jedo falsch. Der Mitan= geklagte Woyciechowski erklärte, vorgerufen: er habe von Sadowsfki nie einen Auftrag erhalten und demselben nie Rapport erstattet.

(Woyciechowski hatte, wie sich aus der Vorlesung der Akten ergab, bereits in der Voruntersuhung am 21. Juli 1846 seine früheren Augaben zurlüickgenommen.) j

Weiter bemerkte von Sadowski: Am 5. Februar 1846 sei er mit seinem Bruder nicht in Bromberg gewesen, ob leich der polizei- liche Juqzirent eine solhe Erklärung von ihm erhalten habe. Zu Srebua-=Góra sci er gewesen und habe dort Adolph und Alwin Malczewski , so wie Miekowski getroffen ; ob Mieroslawski da gewescu, wisse er nicht, Matheus Maszcenski vorgerufen, Bier aus: von Sadowsfi sei einmal in Srebna-=Góra gewesen; an demselben Tage sci auh Mieroëlawsfi dort gewesen, wie er glaube.

Ferner erklärte Sadowski: auch die Angaben der Anklage über

die Anführer gegen Bromberg, über die Brahebrücke, über die Mission und den Bericht des Maximilian Ogrodowicz habe er zu Protokoll gegebenz es seien dies jedoch unrichtige gafta, wie alle übrigen. Dann auch habe er den Schluß der Anklage in der Voruntersuchung zugegeben; richtig sei aber nur das Faktum, daß er sih mit Ogros dowicz verabredet, am 19, Februar mit demselben Chraplewo zusam menzutreffen, was mit der angeblichen Vershwörung nichts zu thun habe. : Nachdem hierauf das ganze gerichtliche Gestäudniß des Ange=- fslagten aus der Voruntersuchung verlesen und ihm vorgehalten wor= den war, daß dies Gestäudniß mit den Angaben vieler Anderen über einstimme, erklärte er, ihm seien die Angaben Anderer vorgehalteu und audere Akten vorgelegt worden, und aus diesen habe er seine Angaben entnomuten ; eine Geständnisse seien falsch.

Der Vertheidiger machte geltend, Sadowski habe um Weihnächz ten 1845 und Neujahr 1846 aus den Fonds des Handwerkervereins an acht verschiedene Handwerker Geld gezahlt, ohne irgendwie der Revolution zu gedenken. Den Antrag, daß die Aussagen dieser acht Handwerker verlesen würden, weist der Präsident zuxück, da von der Anklage nicht behauptet worden, daß Sadowski dieseu Personen dere gleichen Eröffnungen gemacht habe.

Die Verhandlung gegen Sadowski wurde hiermit ges{lossen.

Vorgerufen trat der Angeklagte Maximilian Ogrodowicz vor den Gerichtshof. Auch er wird von dem Justiz-Kommissarius Gall vers theidigt.

, Aus der Anklage-Akte eutnehmen wir über ihn Folgendes :

Maximilian Ogrodowicz, 31 Jahr alt, katholischer Religion und dem Militairstande niht angchörend, is der Sohu des Justizraths Ogrodowicz in Posen. Jm Jahre 1830 verließ er das dortige Gymnasium und uahm 1831 im Aten Jufanterie-Regiment anu der polnischen Revolution Theil, Bei der Erstürmung von Warschau wurde er jedoh gefangen und erst nah zweijähriger Gefaugerischast fehrte er in das Großherzogthum Posen zurück. Hier widmete er sich der Landwirthschaft und hielt sich daun seit Anfang 1846 als Wirthschafter bei Matheus von Poleski in Klunkwiß auf. :

Schon im Jahre 1845 war Maximilian Ogrodowicz dur die Stiftung der agronomischen Vereine und andere Tageserscheinungen auf die Vermuthung gebracht worden: „„daß wieder eiwas im Werke sei, um die polnische Nationalität zu heben und die Befreiung des polnischen Vaterlandes vorzubereiten.“ Auf diese Weise vorbereitet, bot er dem Mitangeklagten Stanislaus von Sädowski seine Dienste

an. von Sadowski ging auf das Anerbieten ein und trug dem Angeklag- ten die chou näher erwähnten Mijsionen auf. Nachdem die beiden Verschworenen hinter Mroczen angehalten worden wären, wurde der Angeklagte mittelst Zwangspasses nad Parlin geschickt. Auf dem Wege dorthin traf er jedoch bei dem e vou Moszez in

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olendowo den Förster Bösig, Diesen uchte er für den Dee U: Sin welcher, wie er meinte, noch in der nächsten auss.