1847 / 224 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Deutsche Bundesstaaten. i Ö i er. Dem Hamb. Corr. wird aus Königreich Haun Die Ankunst Sr. Königlichen Ho- BSE L ita « Angus erridge Loe am 11 Uhr des heutigen Ta= ch es bestimmt. Das dritte FANgoer Negimeus he Es aw ridge-Dragoner 7 hatte s in dem Hofe der Vev ere" rie estellt; auf dem freien Felde, links von der Kgserne, | isi S ufanterie - Regiment mit fliegenden Fahney gufmars. 4a L Zier aller Grade waren 11 der Kaserne versammelt und Lor erselben E unendliche Menge Volkes, darunter Herren und Damen von - allen Ständen, um den Herzog zu erwarten. Um 11 Uhr traf Se. Königl, Hoheit auf dem hiesigen Bahuhofe cin und fuhr darauf nach der Ka= vallerie-Kaserne, woselbst er ausstieg und sogleich sich in den innerey j Raum derselben begab, wo die Dragoner aufgestellt, waren. Die Musik spielte God save the King, und die Dragoner begrüßten dea Herzog mit einem dreimaligen, fräftigen Hurrah! worauf der Herzog die Maunschaft musterte. Während dieser Zeit versammelten si im- mer mehr Stabs - Offiziere, so wie Beamte, in der Kaserne, um dem Herzog ihre Hochachtung zu beweisen, Hierauf begab sich Se, Kö- nigliche Hoheit uach dem sxeien Plage, liuks vor der Kaserye. Dgs dritte Negiment, in Parade aufgestellt, pxäsentirte uud begrüßte gleich- falls den Herzog mit eiuem dreimaligen Hurrah! und defilixte darguf vor Sr. Königl. Hoheit. Von hier aus begab sih der Hexzog ua dem hiesigen Landgestüte. Nachmittags um 3 Uhr is Se. Königl, Hoheit init einem Extrazuge nach Hannover zurückgekehrt.

Großherzogthum Baden. Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfing am 5. August deu bisher am hiesigen Hofe be- glaubigten öfterreihischen außerordentlihen Gesandten und beyvoll- mächtigten Minister, Grafen Georg Alexguder Esterhazy von Gg- lantha, in besonderer Audienz, um aus dessen Händen dgs Schreiben Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich entgegenzunehmen, welches denselben von diesem Gesandtschafts-Posten, abrust.

Die Anzeichen zu den Vorbereitungen der Wahlen, welche bald nöthig werden, da ein Viertheil der Abgeordneten nah den Bestims mungen der Verfassungs - Urkunde durch Ausloosuug ausgetreten ist, andere aber freiwillig zurückgetreten sind, so daß im ganzen 21 Pläße also gerade ein Drittheil aller, leer stehen, fangen an sih {on all« mälig zu regen. Besonders die Reiben der heftigen Opposition sind schr gelichtet, da der Zufall ihr bei der Ausloosung sehr ungünstig war, und weit über die Hälfte der Ausgeschicdeneu ihr angehörten, auch von 7 freiwillig ausgetretencn Abgeordneten 4 ihr unbedingt zu- gezählt werden. Wie man allgemein vernimmt, wollen noch mehrere der bisher zu dieser Partei gezählten Mänuuer vor dem. nächsten Landtage ihre Stellen niederlegen. Es is dies schr bemexkens- werth, deun mit Ausnahme Hecker's gehören diese so unverhältniß= mäßig zahlreich zurücktretenden weniger zu den Führern und Reduern der linken Seite, sondern bestehen größtentheils aus Bürgermei- stern, Schultheißen und anderen dem eigentlichen Bürgerstande angehörigen Männern. Dadurch zeigt sich aber recht deutlich, daß dieser uicht mehr so bereitwillig, wie Lia, der Fahne der Matadore folgen und sich ganz von ihnen leiten lassen will, sondern der hefs-- tigen Kammer-Debatten ziemlich überdrüjjig ist, Daß hei den neuen Wahlen die radikale Opposition sehr wenige ihrer Anhänger durchs bringen wird, steht gar nicht zu bezweifeln , obglei sie es gy: An- strengungen aller Art dazu nicht fehlen läßt. Jhre Organe, obschon sie ihre Verluste ziemlich fleinlgut cinzugestehen beginnen, fangen jeßt \hon an, die Gemüther für die Wahlen aufzuregen, und möchten gax gerne wieder so eine Zeit, wie im vorigen Jahre vor Beginn des leßten Landtags war, zurückführen. An dgs Gelingeu dieses Planes aber glaubt hier im Lande kein Mensch, sondern man weiß mit Zus versicht, daß die weit größere Majorität des aae Landtags dem jegigen Ministerium, das den Fortschritt in alleu Zweigen des Stagtsz lebens so kräftig fördert, beistimmen wixd,

Aus Mannheim vom 10. August wird gemeldet: „Ju dex gestern Abend im „Badner Hofe“ abgehalteney Versammlung der Unterzeichuer der Ergebenheits « Adresse (in welcher der Großherzog auch ersucht wird, Mannheim zu besuchen), wurde eiu Ausschuß vou funfzehn Bürgeru bestimmt, welcher aus seiner Mitte eine Deputation Lon fünf Perjonen erwählen soll , um die Adresse, welche bis jeyt über tgusend Unterschriften gugesessener Bürger zählt, dem Großhers zog nach Karlsruhe zu überbringen, Sie ist s{chön in grünem Saffign gebunden, und das hgdishe Wappen, in Soide gestickt, auf dex Dede angebracht.

Kurfürstenthum Hessen, (Kass, Ztg.) Der Geheime

Regierungs-Rath Pfeiffer zu Rinteln veröffentlicht in dem Wochen- blatte der Grafschaft Schaumburg nachstehendes Reskript :

J. Voigt. Challier.

Ein planvoll angelegtes, überhaupt was Form, Junhalt und Charakter beirifft, gelungenes Tonstück, dessen Verfasser, obwohl ex ers scin Op, 2 in diesem Notturne veröffentlichte, dadurch ein uicht unbedeutendes Compos sitionstalent und ein tüchtiges Kunststreben offenbart, Bei einfacher und natürlicher Fassung is das Ganze feinesweges gewöhnlih gehalten und enthält, im Gegentheil, sowohl in harmonischèr Beziehung wie in der Durche hung der Hauptmotive, manche eigenthümliche Züge, so daß wir das gehaltreihe Werk solchen Pianoforte-Spielern, deren Geschmak durch die den Markïi der musikalischen Literatur übershwemmenden Ausgeburtsn der E noch nichi ganz verdorben wurde, mit gutom Gewissen empfehlen öónnen,

y Karl Sie chert. Le retour pendant l'orage. Grand Fantaisie brillante pour le Piano. Oeurs. 8. Berlin, chez Challicr, Ein brillantes Pianofortestück in Thalberg's Compositionsweise. Nach cinem einleitenden Adagio tritt erst eine Melodie allein auf, die daun noch mehreremal von jenem befannten, bis zum Ueberdruß gehörten moderneû harmonischen Figurationektram und rollenden Passagenwerk ‘umhüllj und verb S Y x. Wilh, Sering, das Herz ist todt, Lied füx eine Singstimme, mit Begleitung des Wianige j 4, Balg bei dgn n “Von dem Verfasser dex oben besprochenen Tripel - Fuge liegt uns hier cine Gesangs- Composition, ein Lied vor, das mit der ihm iuwohnenden Einfachheit und mit natürlichem Ausdruck eine gesgn smäßige Behandlung E ile (ald M füh de einer Mezzostimme gehalten, rd es, von einer solchen mit Gesühl vorgeirgge i Eyhrus Ireeraignten Ld erse getragen, einen entsprecheuden 3, Heijer, Leder sur eine Sing|limme , mit Beglei “fo R gib qug Dn, bel Chat d des Pignoer die Lieder dieses Komponisseu habén sich bereits in einem gewi Sängerkreise pur ihre populaire gans große Brliebtheit gewa Die neu enne reihen ih den früherey 4 meren \ ex nit erhngeren nklang in dex gngedeuteten ângere Sphâre finden, V zugse weise hüirste Pp: 8¿ „Blau Acugelein“, baldiger eahiung er n, da es 1v niger als’ die in den beiden gudexen ohep ay eführten | enthaltenen Gesänge: „Nun muß ih immer an dih denken !“, „der uge und „Frühling und Herbst“, oine gewisse Familiene Aehnl felt zur Schay trägt, die sich in den bezeichneten drei Liedern (außsr im Rhythmuüs u. #. w,) schon durch die gewählte gl ria Taktart alls drei sind im JeTaft kfompouiré —- in guffälligex Weise zu erkenuen giebt, Jeunv Heinemann, Pieder: und Galavot für eite Singstimme , uit Begleitung des Pignosoëts, Bexsin, bei Challier. Das Werk einer Dams, iw welchem sich eine umsikgfische Natux auss

Notturne pour le Piano. Ooeuv, 2. Berlin, chez

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„Wir tragen Unserem Geheimen Regierungs-Rath Pfeiffer in Rinteln

hiermit gnädigst auf, Unseren Unterthanen in der Grafschaft Schaumburg

gnädigst zu erkennen zu geben, daß Uns die von ihnen während Unscrer dermaligen Anwesenheit hierselbst, insbesondere bei Gelegenheit der Feier des 200 jährigen iläums der Vereinigung der Grafschaft Schaumburg amit T hessi chey Xanden, dargebrachten * e ihrer gngestammzeu Liebe und Anhäughichke@ Aut besonderen WBohigofn gereicht haben, und Wir éhnenu dafür, unter Versicherung Unserer lazwdesvätenlichen Huld und Gnade, Unseren aufrichtigga Dauk sagen. ad Nenndoxf, den 6, August 1847. Fxiedrih Wilhelm,“

Künftig sollen diejenigen, welhe ein Gymnasial - Lehrer - Amt vom Staate erhalten wollen, bei ihrer Entlassung von dem Gymnasi- um an ewiesen werden, nicht blos, wie bisher in Hesseu und sonst üb- lih, Philologie, fondern auch Theologie zu studiren und in beiden Fächern tags Examen zu bestehen,

_ Großherzogthum Hessen und bei Nhein. ZJhre Königl. Hoheit die Erbgroßherzogiu ist mit Jhrer Hochsürstlichen Durchlaucht der Prinzessin Alexandra von Sachsen-Altenburg gestern Abend um 5 Uhr wieder nah Aschaffeuburg abgereist.

X*X Frankfurt a, M,, 11. Aug. Ju der Nähe und dem Umkreise unserer Stadt weilen in dsesem Nugenblick viele hohe Per- sonen, welche fast Alle unsexe Stadt b-jubten und besuchenu. Der Königl. bayerishe Hof wixd þis in die Hälfte des Septembers in Aschaffenburg residiren, Jhre Köuigl. Hoheiren der Kronprinz und die Kronprinzessin von Bayern aber no:h in diesem Mouate Schlan- genbad wieder verlassen. Sé, Köuigl, Hoheit dex Priuz Wilhelm von Preußen wird Mainz noch länger mit seiuer Anwesenheit erfreuen, so wie Jhre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Thronfolger vou Rußland erst später ihxcm exlauhten Gemahl vou Lam Pan nach Petersburg folgen wird. Der auf dem Schlosse Rumpenheim ver- einigte hohe Familienfreis trennt sich guch erst wieder in einigen Wodhen, und es wurde Se. Königl. Hoheit der Herzog von Cambridge daselbst von Hannover zurückerwartet. Jhre Hoheit die verwittwete Frau Erbgroßherzogin von Meleuburg + Schwerin hat sich zum Be- suche an den landgräflich hessischen Hof nah Homburg begeben. Jhre Königl. Hoheit die Frau Herzogin von Kent weilt noch, in Beg'ei- tung Jhrer Durchlauchten der Frau Fürstin von Hohenlohe - Langen- burg und des Erbprinzen von Leiningen, in dem nahen Bade Soden, das sic Ende d. M. verlassen wird.

Ju der verflossenen Weche ist der Königlich bayerische Bundes- tags-Gesandte, Herr von Gasser, auf scinem Posten hier eingetro fen, und in dieser Woche kam auch der diesjährige der frcien Städte, Herr Syndikus Banks, von Hamburg hier an und wird iu dex mor- gen stattfindenden Sißung der hohen Versammlung eingeführt werden.

Die Theurungsfrage is nun, Gott sei Dauk ! gänzlich beseitigt, wenn man nicht die noch sehr hohen Fleishpreise mit in ihren Bes reih ziehen will, Die Fruchtpxeise sinken mit jedem Tage, mit ihnen die Brodtaxe, und es wird wahrscheinli in kurzem în unserer Ge=- gend das Pfund Brod kaum 25 Kr, kosten. Wenn aber eist die Kartoffelärndte, die auch einen reihen und gesunden Ertrag verspricht, in vollem Gange i, muß das Brod noch billiger werden. Außerz dem giebt es überall \o viel Obst, dáß die Landleute jeßt schon be sorgt sind, es nicht unterbringen zu können. Während aber der Herbst einen mittelguten diezjährigen Wein verspricht, so wixd dic Kreszenz in quantitgtiver Hinsicht eine so gusgezeichncte, wie sie seit vielen Jahren nicht vorkam. Die Weinpreise sind denn auch überall im Weichen begriffen.

Auch im Haudel verspricht man sich nun größere Lebhaftigkeit und hegt einige Hoffnung, daß unsere Ende dieses Monats beginnende Herbstmesse günstige Resultate liefern werde, E

Die Börse if gedrlick. Es kaun dies bei den politischen Zu- ständen Italiens, der Schweiz und Spgniens und bei der in London eingetretenen Geldfrisis faum anders sein, -Die Kauflust is äußerst matt, und die Course siud flgu.

Seit vorgestern ist endlich der Güter Transport der Main- Neckar- Eisenbahn im Gange und zugleih auch der der Frankfurt= Offenbacher Bahn, obgleih leßtere Bahn eigentlich dem Verkehre noch niht übergeben is. Die MAEAY hessische Regierung besignd darguf, wie denn überhaupt keine Harmonie in. dex Verwal- tung der E a Sale SUNRgys hexrscht, Einer übergus starken Frequenz hat as die TgunussEisenbahn zu erfreuen. Der Fremden= zug durch uusore Stgdt“ ist guch sehr lebhaft, da die Bäder schon beginnen, leerer zu werdet,

(e Mw ES L A H-R S I, pas as L e:

spricht und manches Erfreulihe vorfindet. Gedichte angehend, möchten sie, streng genommen, freilich eine tiefere musie falische Auffassung beanspruchen, als ihnen in der That zu Theil geworden; dennoch is der Ton derselben oftmals recht glücklich getroffen, und nirgends begegnen toiy offenbaren Verstößen gegen den richtigen Ausdruck, So athmet z. B. Nr, 2: „Jm Walde “‘, cine im Gedichte begründete wohlthu- ende Freudigkeit und Lebendigkeit, während Nx, 3: „Die Lotusblume“, das zarte, irgumerische Kolorit des Gredichts trefflich wiedergiebt und Nx, 4 (eines der gelungensten Lieder des Hestes) den sich in ven Worten aussprechen- den sanften Schmerz einer schnsüchtig Liebenden recht glücklich in Tönen qgus- malt, Die Lieder werden daher, troy der ihnen abgchenden Originalität und Tiefe, ihrer anderweitigen Vorzüge wegen, wozu wir aueh leichte Sing- und Ausführbarkeit rehneu, gern gesungen und gehört werden. Einige Fehler egen den reinen Say (3. B. die Oltaven zivischen Singstimme und Baß im 16 17, Takt des leßten Liedes) wollen wir der Verfasserin zu Gute halten, um so mehr, als \ic von der Art sind, daß sie bei der Lebl\aftiglcit E nicht leicht und nux von sehr geübten Ohren bemerkt werden dürften. i :

R. de Cuvry, 4 Lieder für eine Mezzo-Sopran-Stimme mit Beglei- tung des Pianoforte, Op. 5, Berlin, bei Challier,

Sehr gelungene Lieder, in denen sh ein löbliches Streben nah Selbst- ständigkeit und Charakteristik auf erfrèuliche Weise geltend macht, so daß wir die Aufmerksamkeit ver Gesangs reunde mit Vergnligen auf das Hest hinlenfen, Feinesweges jener krankhaft-sentimentalen Richtung haldigend, welche die meisten unserer heutigen Lieder-Komponisten verfolgen, weiß der Verfasser ia seinen Melodicen eine wohltihuende Vi de und Gesundheit des Ausdrucks zu bewahren, Vorzüge, welhe die |ämmtlich en Lieder des vorliegenden Heftes {mücken, Als vorzugsweise gelungene Nummern Gauen wir d nach unserem individuellen Gefühle, das n und dritte lied: „Der Verräther‘ und „Jm Wald“ (von Geibel), bezeichnen zu dür- . fen, insofern sih das erstere durch naive Auffassung, das lehtere durch ein ausprehendes, munteres Kolorit besonders auszeichnet, 2.

Köln. Die neueste Nummer des Kölner Dömbkattes enthält nachstehenden Bericht uber die Ergobnisse des Dombaues: *

pDie große Mannichfgltigkeit und der überaus große. Reichthum der Formen, wödurch der hiesige ‘Dom vor fo vielen anderen Bauwexrken sich auszeichnet, erfordern einen unvergleichlichen Aufwand ‘nicht nur an r lichen, fondern an funstgeübjen Arbeitskräftea, um: die starren Steinmassen Ran zu bilden und in fünstlichen Sieinschnitten zusamntenzufügen. Ja, einziges Workstück| gelangt zu seiner festen Lage, bevor es nichi viele hunderttausend Moißelschlägo den kräftigen Häuden rüstigsr Steinmepen abiroßte, welche vom frühen Mergen bis zum späton Abend: -alltägkich il xe

Die gewählten Heine schen?

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 9. Aug. (Bresl. Ztg.) Zwischen der österreichi Regierung und den beiden Fürstenthümern So aerellentSeS und Sigmaringen is} uach dem Hofkanzlei-Dekret vom 26. Juli 1847 ein Staats-Vertrag AIE sen worden, wodurch die dur den deut- schen Bundes-Vextrag füx die deutschen Erblande bestehende Freizügig= Feit dex Auswanderer auch auf die nichtdeutschen Provinzen Oester= xeihs ausgedehnt wixd,

Krakau, 11. Aug. Zur Beförderung des Verkehrs i in der Stadt Krakau ein Kommerzial - Waaren - Stempelamt provisorisch aufgestellt und die Verrichtungen desselben dem Hauptzollamte übertragen, Die Wirksamkeit dieses Amtes hat am Sten d. be= gounen.

x” rankreich.

Paris, 9. Aug. Ein Theil der Königlichen Familie befindet sich seit einigen Tagen bereits in Eu. Am Aten \chifften si die Herzoginnen von Orleans und von Montpensier, der Graf von Paris und der Herzog von Chartres au Bord des Dampfschiffs ,„Passe- ien zu Treport ein und machten einen Ausflug längs der Küste, Sie speisten dann unter einem Zelt zu Treport und kehrten Abends ng&) Eu zurück.

Der National mgaÿht darauf aufmerksam, daß sih uuter den Auuoncen im Journal des Débats folgende Anzeige befindet: „Es ist eiu Gut im Departement des Obexrhein zu verkaufen, wel= hes 4 pCt. Netto-Ertrag bringt, wie aus autheutisheu Pacht-Kon= trakfteu hervorgeht, die vor 15 Jahren beginnen und im Jahre 1853 abgelaufen sind, Der Käufer kaun sicher darauf rechnen, Deputirter zu werden, wenn er es wünscht.“ Also das Deputirteu-Mandat, bemerkt der National, als eine Zugabe zu einer 4 proz. Kagpîítal- Verwerthung! „Wir daukcn dem Journal des Débats“, fügt das radikale Blatt hinzu, „uns diese Anukün= digung an demselben Tage gebracht zu haben, wo es gegeu die Wahl- Refor eifert, Es is uumöglich, sih selbs eincu ärgeren Streich zu verseßten.“ Galignani's Messenger bemerkt, daß die Redac= teure des Journal des Débats von den Annoncen keine Notiz nehmen.

Der Courrier du Gard meldet von der ihrem Ende nahen Messe zu Beaucaire, daß einige Artikel, welche vorzugsweise wenig begehrt wurden, und namentlich Eisen, Leder, Wolle und Seide, uo etwas in Gang gekommen sind, allein vorjährige Preise keinesweges erreiht haben, Für den Kleinhandel sei die Messe unzweifelhaft weit hlechter als die von 1846, und auch der Großhandel habe nicht den Absatz der vorigen Messe erreicht.

Der Moniteur erklgrt die Angabe einiger Blätter, daß wäh=- rend der Abwesenheit des Ministers des Junern, der in Ostende das Seebad gebraucht, auch der Unter - Staats - Secretgir diejes Ministe=- riums, Herr Passy, sih auf Urlaub befände, für ungegründet ; der- selbe sei nicht einen Augenblick von seinem Posten entfernt ge- wesen,

Die Pairs-Kammer hatte sich heute zu ihrer Schluß - Sihung versammelt. Die Minister der Justiz, der Marine und des Krieges sind auf ihren Pläßen. Der Großsiegel= bewahrer überreiht dem Kanzler und der Kanzler verliest die König- liche Verordnung, wodurch die gegenwärtige Session der beiden Kam- mern (wie wir bereits vorgestern nach einer telegraphischen Depesche gemeldet) als geschlossen erklärt wird. Die Versammlung trennte sich darauf unter dem Ruf: Es lebe der König! Ju der Deputirten= Kammer waren etwg hundert Mitglieder anwesend, die Minister der auswärtigen Angelegenheiten, des Ackerbaues und Haudels, der öffent= lichen Arbeiten und des üffentlicheu Unterichts auf der Ministerbank. Herr Guizot verlas hier die Königliche Schließungs - Verordnung, Von den Centren und der Linken ertönt der Ruf: -Es lebe der Kö= nig! Der Präsident verließ seinen Stuhl, und die Kammer ging soglei aus einander,

Großbritauien und Irland.

London, 7. Aug, Der Großfürst Konstantin vou Rußland und der Herzog von Nassau, welche eimge Tage zum Besuch bei der Königin in Osbornehouse waren, kehren heute nah der Stadt zurü, Die Königin, welche den 12ten ihre Reise nah Schottland antritt, wird den 13teu der Junsel Man einen Besuch machen.

Nach dem Wochenberichte der Bauk von England hat ihr No- ten-Umlauf, mit der vorhergegangenen Woche verglichen, um 422,225 und ihr Baarvorrath um 439,097 Pfd. St. abgenommen; ersterer beläuft si jeßt auf 22,666,925 und leßtere auf 8,331,250 Pfd. St.

Paris, 9. Aug.

chen Gelingen finden. Erst wenn man dieses bisher wohl wenig gewür- digte Sachverhältuiß näher in Betracht zieht, wird man einen richtigen Mafsstab für die Fortschritte des Baues gewinnen, und ih glaube auch die- jenigen, welhe während des leßten Vierteljahres erzielt worden sind, als sehr erfreuliche bezeichnen zu fönnen. E L L ;

„Besonders sichtbar waren sie am südlichen Kreuzgiebel, dessen Höhe nunmehr bis unters Kranzgesims der Seitonschifs-Umfassung8mauex gedie- hen is. Die beiden Fenster im anschließenden Querschiffe wurden mit ihren reichen Spigbogen-Ro]etten aufgerichtet und überwölbtz da»n aber an der südöstlichen Chorflügelmauer eine sehr gefahrvolle Operation zur Ausfüh- rung gebracht. Jn früherer Zeit, als man die Hoffnung des Vollendungs- baues aufgegeben hatte, war nämlich zur Sicherung der gedachten Flügele mauex cine über den Seitenschiffs-Gewölben eiwa 90 Fuß hoch aufsteigende Pfeilerverstärkung von großen Steinquadern schichtweise eingebunden woe denz diese griffen jedoch in den Bauplan störend ein und mußten aus dies sem Grunde bei den nunmehrigen Fortschritten des Neubaues, obgleich schr müúhe - und gefahrvoll, abgenommen werden, L N

„Auf der Nordseite des Domes konnte die Bauthätigkeit für Rechnung des Central-Dombau-Vereins unausgesegt kräftig gefördert werden. Der Kreuzgiebel erreicbte hier dieselbe Höhe, wie sie bei dem an der Südseite näher bezeichnet worden iz das nordöstliche Fenster des Querschiffes wurde aufgebaut uud demnächst die nordwestliche Vogenstellung des Quersehiffes bis an die Kreuzgiebelmauer fortgeseßt, so dap nun hier die Einwölbung der beiden Kreuzkappen, ingleichen die Aufstellung der oberen Gallerie, er- olgen fann. , E E na „Jm Mittelschifse des Langhauses sind zu beiden Seiten die Sotel« steine für die oberen großen Fenster und die Anfänge dec dazu gehörigen Pfeiler aufgeseßt worden, und jeyt, wo auch schon ein Theil der Barge- rüste aus dem Mittelschiffe abgenommen ist, bietet das leÿtere einen sehx überrgschenden Anblick dar. Jum Laufe dieses Jahres sollen auch noch die beidon Flügel des Querschiffes auf dieselbe Höhe gebracht werden, '

„Dis: Lieferungen ‘der Werksteine haben ihren regelmäßigen Fortgang z gute Steinbrüche sind im ordontlicheu Betriebe und versprechen auch für. die - roße Ausbeuis, y Mui! ane Ent es dagegen, daß die Sjeinbruchs-Anlage am drachen- felsér Steinchen nicht rascher vorschreiten kannz die sehr beschräniten Grän- zen der Angtkiffsfläche vertheuern und erschweren das Unternchmen- sehr. Die bisher daraus gewonnenen Steine sind noch von sehr N cihartigem Gemenge und grobem Gefüge, so daß sie selbst nicht einmal zu glatten Quadern, sondern nur zu inneren Füllsteinen in rauhem Zustande verbraucht werden können, Die jegt zu Tage austehenden Felsen wexden indeß schon feiner, und es iff wahrscheinlich, zu Tage kommen dürften,“

in weiterer Tiese ganz gute Steine

Man sieht in diesen Zuständen und in der Zunahme des Diskouto- Begehxs cinen Hauptgrund, welcher die Bank -Direktoreu zur Erhö=- hung des Miuimums ihres Diskfoutosaßes von 5 auf Prozent vermochte.

Nah einex Uebersicht in der Times hat vie Regierung bisher au verschiedenon Orten 62 Stimmen gewonnen und dagegen au an- deren 20 verloren, so daß ihr also \{hon ein Mehr von 42 Stimmen gesichert wäre.

Ueber das Leihrubegängniß O*Connell’s iu Dublin wird vou LeagnEigen Tage geschrieben: Das Loichenbegäugniß O'Conuell's,

hes heute vor sih ging, war eine höchst imposante Kundgebung des Volksgefühls. Alle Geschäfte waren emgestellt, alle Läden ge- shlofsenz selbs das Parteigefühl schien für den Augenblick entwaffnet, und alle Bewohner gaben den angelegentlichen Wunsch kuud, dem größten Manne des neueren Jrland die leßte Ehre aufs glänzendste zu erweisen, Der Trauerzug, welcher sich über einen Weg von zwei Stunden ansdehnte, bestand aus angeseheucn Männern der Stadt jedes politischen Bekeuntnisses, aus den Erzbischöfen, Bischöfen und etwa 1200 fatholishen Priestern, aus Deputatiouen aller bedeutenden Städte Jrlands, aus der Bürgerschaft in Masse und einem großen Theile der Bevölkerung der nächstca Grafschafteu, Gewiß nahmen nicht weniger als eine halbe Million Personen an dieser legten trau- rigen Huldigung Theil, welche dem Liberator dargebracht ward, Wäh- rend des ganzen Zuges herrschte die größte Ordnung und Ruhe. Um §4 Uhr wurde die sterbliche Hülle des großen Kämpfers für Jrlands Freiheit ihrem leßten Ruheplaße auf dem Prospekt-Kirchhofe übergeben.

S MWeEI1

Kanton Vern. (O. P. A. Z.) Das Central-Comité des Berner Volks-Bereines hat als nunmehriges Central-Comité des allgemeinen shweizerishen Volks-Vereines bereits ein neucs Mauifest erlassen. Dasselbe stellt Jesuiten und Sonderbuud als Feinde, den besteheuden Bund als ein Joh dar, von dem er das Vaterland auf ewig befreien wolle, um „Eine““ große Schweiz zu gründen uud dem Auslande die Stirn bieten zu können. Unter deu Mitgliedern des unterzeichneten Comité bemerkt man auch diesmal Hecrn Niggeler, den Präsident des Großen Rathes. 1

Kanton Luzera. Herv J. U. von Salis - Soglio, Ober- Befehlshaber der Truppen der sicben verbündeten Stäude, hat an den cidgenössishen Vorort, dem er bereits früher seine Entlassung als Oberst des eidgenössishen Generalstabes eingegeben haite, auf die Ansrage übex sein Verhältniß zum Souderbund folgende Antwort ertheilt : :

„Excellenz, meine Herren! Aus Jhrem Kreisschreiben vom 293, Juli eutnehme ih, daß Sie von meinem Entlassungs - Begehren vom 7. Mai d. J. vorläufig Vorbemerkung genommen haben, In Folge diescs Ent- lassungsgesuhs stehe ih niht mehr in cidgenössischen Dienstverhältnissen und halte mich der Pflichten eines Offiziers des eidgenössischeu Stabes ent- hoben, nehme aber feinen Anstand, bei diesem Aulaß offen und bestimmt zu erklären, daß ich dieses Gesuch eingereiht habe, um nicht Gefahr zu laufen, gegen das zu Aufrechthaltung des eidgenössischen Bundesvertrags vom 7. Ung. 1815 geschlossene Schußbündniß der V1l, Orte in Widerspruch mit meinen Begriffen von Recht und Ehre die Waffen ergreifen zu müssen, Ich werde vielmehr trachten, mih unter Gottes Beistand den schr ehrenden Zutrauens dieser hohen Stände würdig zu beweisen und mich mili hingeben- der Treue ihrem Dicnste nah besten Kräften zu weihen. Mit diescr Er- tlärung verbinde ih die Versicherung volllommenster Hochachtung.““

Italien

Villa Carlotta am Comer See, 20. Juli, (A, Z.) Der Aufenthalt Jhrer Königl. Hoheiten des Prinzen Karl von Preußen nebst hoher Gemahlin und Prinzessin Tochter is auch hier, wie in Genua, ein Segen für viele Hülfsbedürftige, die sih der christlichen Milde dieses hohen Éhepaares erfreuen. Gewiß werden die Segens- wünsche so vieler Leidenden diesen erlauchten Herrschaften noch lange nachschallen, wenn die jeßt so erwünscht fortschreiteude völlige Gene-= sung der Prinzessin Tochter ihre langersehnte Rückkehr ius geliebte Vaterland möglich maht. Jn Genua wird die dankbare Erinnerung an die fürstlichen Geber binnen furzem bei den protestantischen Schwei- zer- und anglikanishen Gemeinden sich lebhaft erncuern, indem der Ankauf einer Oxgel bereits stattgefunden, wozu, so wie zur Bestrei- tung des Organisten-Gehalts, der Prinz die ansehnliche Summe von 3000 Fr. geschenkt hat. Außerdem aber (und was gewiß nicht minder schäßenswerth ist) hat Se. Königl, Hoheit auch bei der sardinischen Regierung die Erlaubniß zur Einführung von Orgelmusik und Kirchen- gesang ausgewirkt, welche jenen Gemeinden bisher nicht gestattet wa- ren. Das so werthe Geschenk ist eigentlih der hier ziemlich zahlrei- hen und sehr shäßbaren Schweizer-Gemeinde gemacht, in deren Lo- fal jedoch auch die anglikanishe Gemeinde ihren Gottesdienst hält. Das Lokal selbst, in welchem der protestantische Gottesdienst in Ge- nua stattfindet, is leider niht sehr günstig zu folhem Zwecke. Es ist ein höchst unregelmäßig gebautes Zimmer im ersten Geschosse ei- nes Privathauses in der St. Josephsstraße (im genucser Dialekt Creusa do Diao, d. i. TZeufels\{chlucht, genannt). Obschon groß ge= nug, um etwa hundert Personen aufzunehmen, is es verhältnißmäßig sehr niedrig, so daß man bei der großen Sommerhibße, um uicht zu ersticken, die Fenster öffnen muß, wo dam das Geräusch auf der Gasse den Gottesdienst stört. Ju der Regel ist der {chweizer Pfarrer des Sommers einige Monate auf ciner Erholungsreise abwesend uud der Gottesdienst dann ausgeseßt.

Ie P BT L I R S E E E E E A U H E E E T E E E D E E E D E E E R A T ERR T I E T T E E E

Die Kölnische Zeitang als Gegneria des Auf- sazes „Nückblick auf den Vercinigten Landtag.“

Die Kölnische L ad bringt in ihrer 220sten Nummer vom d

Sten d. Mts. unter der Ueberschrift: „Der Vereinigte Landtag und sein Rechtsboden“‘‘ einen Artikel der „Gegenwehr“ gegen den in der Allg. Preuß. Zeitung (Nr, 209 u. ff.) enthaltenen „Rückblick auf den Vereinigten Landtag.“ Die Opposition will sih nicht ohne Gegenwehr aus ihrer Stellung vertreiben lasscn, so sagt die Kölnische Zeitu ngz wir, unsererseits, haben nicht erwartet, daß die Opposition aufhören würde zu oppourenu; unsere Absicht ist es auch keineêweges, irgend Jemanden vom Rechtöboden zu vertreiben; wir wünschen vielmehr, daß Alle, die es mit dem Vaterlande wohl meinen, \ich auf dem festen, durch die Laudesgeseze beschirmtey, fruchtbaren Boden unzweideutigen Rech= ais begegnen mogen. Mit Gegnern, die für das Aufbauen ihrer Projekte si einen Bauplaß außer dem Bereiche der bestehendeu Ge- seße suchen, würden wir uns in feine Diskussionen einlassen. Wiewohl wir die Stimme, die sih ín dem vorliegenden Artikel vernehmen läßt, nit unter jene feindlichen rechnen, so wollen wir doch die Polemik über die Darstellung des Thatbestandes nicht wie- dck aufnehmen. - Wir wollen unsere Veser nicht durch Wiederhclung hon mehrfach wiederholter Auseinandersezungen in einem Kreise herumführenz; um zu eiuem festeu Standpunkte zu gelangen, is es besser, geradeweges dem Gange der Verhandlungen zu folgen; sie liegen osen da, so daß Jeder, dem es darum zu thun ift, die Noti- zen über deu Hergang der Diuge aus den Quelleu {öpfen unt sid ein Urtheil bilden kann. Wir haben nicht bestritten, daß lan

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Anfauge des Laudtages bis zu dessen leßter Stunde das Redeu von „Wahrung der Rechte“ nicht verstummt ist; die Kölnische Zeitung bestreitet nicht, daß der Landtag „in seiner Majorität sich in der Form der Petitionen bewegt habe.“ Ob es nun dabei hauptsächlih auf „die Form“ ankommt? ob die Formel einer „Rechte= Petition“ alle Bedenkeu durch eine reservatio mentalis beseitigt? darüber wollen wir \{weigen, jede wahrhafte innere Ueberzeugung ehrend und der Diskussion völlige Freiheit anerkennend, mit dem offe- nen Vorbehalte jedo, die eigene Ueberzeugung, unabhäugig von De- moustrationen, die den Gegnern zweckmäßig scheinen, festhalten zu dürfen.

Indem wir das Wort nebmen, dem geehrten Reduer vou der auderen Seite zu autworten, beschränken wir uus auf wenige Bimer- fungen über die Nova, die wir in seinen Aeußerungeu finden.

Auf die Frage: ob es nicht tägli vorkomme, daß ein neuge- borenes Kind ipso facto der Geburt, aus den Geseßeu (z. B. cin Thronerbe) odex ex providentia majorum sehr bedeutende Rechte er- wirbt? autworteu wir unbedenklich : ja! Das fannalle Tage vor= fommen und darin licät nihts, was die Rechtswissenschaft oder den gesunden Menfchenverstand verleßen könnte. Beide aber würden sich, bis zum lauten Aufschreien, \{merzlich verleßt fühlen, wenn behaup- tet werden wollte: ein neugeborenes Kind könne ipso laclo durch seine Geburt oder ex providentia majorum Rechte erben, dic dessen Aeltern und Rechtsvorgäunger niemals besessen haben!

Den Wunsch, daß wir uns uicht täuschen möchten, nehmen wir dankbar an, auch glauben wir uns nicht darüber zu täuschen, daß in unserem Volke ein Bewußtsein lebt, welhes Recht von Unrecht wohl zu unterschciden versteht, und das dies Bewußtsein dur den Verei= nigten Landtag lebhaft augeregt uud keineêweges erschüttert worden ist.

Was aber die hinzugefügten chronologi]/chen Betrachtungen über die vaterläudische Geschichte anlangt, über die „Stein-Hardenbergsche Zeit, die wieder heraufgestiegen, uud die Reaction der Zwischenzeit von 1820 bis 1840“, so können wir uns darüber nicht ganz einver- standen mit der Kölnischen Zeitung vom 8ten d. M. erkiären, ohne unserem Gedächtniß harte Gewalt anzuthun. Jn der Periode von 1807 bis 1815, obglcich wix sie mit durchgelebt haben und manche theure Erinnerung davon bewahreu, fönneu wir uns von stän- discher Wirksamkeit sehr wenig eutsiuneu. Die Existenz der Stäude der preußischen Monarchie, die in diesem Jahre zum ersten Veréinig- ten Landtage sih versammelten, datirt vom Jahre 1823, also aus jener Periode, welche „Reactionszeit““ genaunt wird.

Als ein - neues Argument wird neben deu vielerwähuten der Art, X VIlI]I, der deutschen Bundes- Akte angeführt. Obgleich zweimal wiederholt, scheint diese Citation auf einem Verschen zu beruhen, denn dieser Artikel enthält vou ständishen Rechten keine Sylbez wahrscheiulih ist der XUlte gemeint, welcher sagt: daß in allen Bundesstaaten eine laudstäudishe Verfassung stattfinden soll. Dabei hätte auch einex Bestimmung der wiener Schluß-Afte vom 15. Mai 1821 gedacht werden können, die für alle ständischen Angelegenheiten deutscher Bundesstaaten nicht ohne Bedeutung ist (besonders wenn von Action und Reaction die Rede is), nämlich des Artifel LVI,, welcher sagt :

Die in anerkannter Wirksamkeit bestehenden landständischen Ver= fassungen könueu nur guf verfassungsmäßigem Wege wieder abge=- ändert werden. i

Welches is nun fragen wir der verfassungsmäßige Weg zu einer Abänderung oder Ausbildung der in den preußischen Landen seit 1823 in anerkannter Wirk amkeit beständenen laudständishen Ver= fassung? Doch wohl der dur die Geseße vom 3. Februar be- zeichnete und kein anderer.

Gerichts-Verhandluagen wegen der polnischen Verschwörung.

(Schluß der Verhandlungen vom 11. August.)

Es wird nunmehr der Angeklagte Stanislaus von Radkiewicz vorgerufen, welchem als Verthediger der Justiz - Kommissarius Cre- linger zur Seite steht, Die Auflage - Afte wird zuerst in polnischer, dann in deutscher Sprache verlesen; wir entuehmen aus thr über den Angeklagten Folgendes :

Stanislaus vou Radkicwicz is 46 Jahre alt, katholisch, dem preußischen Militair nicht angehörig. Er war Lieutenant m polui- {chen Militair und avancirte im Revolutions - Kriege von 1830 31 zum Major; im Jahre 1831 trat er nach Preußeu über und wurde 1841 oder 1842 naturalisirt. Seiner Gattin gehört das Rittergut Briefen, wo er wohnte. Er war Stellvertreter des Präsidenten des agronomischen Vereins zu Koronowo und Mitglied des poluischen Kasino's in Bromberg. Um Johannis 1845 nahm er den Mitange- lagten Scvergn von Elzanowsfk; bei sich auf, und dieser blieb, frei- lich mit mannigfachen Unterbrechungen, bis zu seiner am 4, Januar 1846 erfolgten Verhaftung im Hause des Angeklagten, Von diescm erfuhr Radkiewicz die Verschwörung und die näheren Plänez und, von Elzanowsfi aufgefordert, versprach er auch, bei dem beabsichtig= ten Aufstande nach Kräften mitzuwirken. Auf der Versammlung zu Srebna-Góra wurde er von Stanislaus von Sadowski als einer der Führer der Jusurgenten vorgeschlagen. Am 17. Februar erhielt er dann durch Mieczkowski und Marimilian Ogrodowicz Kunde, daß die Revolution ain 19ten ausbrechen würde. Anfangs den Aufforderun- gen des Ogrodowicz ausweichend, lenkte er, als Ogrodowicz bemerkte, daß es ihm schlecht geheu könne, wenn ex seine Autwort der Revo=- lutions- Behörde überbringe, nah und nach ein und bemerkte endlich, daß er sich bemühen werde, das zu thun, was sich werde thun lassen. Demzufolge licß er am 19, Februar verschiedene Heugabelu als Wasf- fen in Staud seßen und mehrere Schlitten zurechtmachen, stellte seine Pferde zun Disposition, kaufte von Mieczkowski ein Pferd, welches er selbst bei dem revolutionairen Unternehmen reiten wollte, ließ sich einen Säbel zurechtmachen, erbat sih von Mieczkowsfi 10 bis 12 Rehposten , ließ Charpie zupfen und forderte seinen Eleven Tucholfa, seinen Voigt Danowski und seinen Koch Majewsfi auf, bewaffnet an dem Unternehmen Theil zu nehmen. Zu dem Mitangeklagten Cielèë- dorf sagte er in Golloschüt: er solle am nächsten Morgen eine rothe, blaue und weiße Fahne von der Kirche wehen lassen, und auf dessen Vorstellungen, daß er doh seine Frau und jeine Kinder bedenfen solle, gab ec die faltblütige Antwort: „Jh thue dies zu meiner und meiner Kinder Ehre.“ Darauf beschrieb er dem Cielsdorf weiter die Art des Angriffs auf Bromberg u. |, w. . :

Auf die Frage des Präsidenten, was er im Allgemeinen zu be- merken habe, entgegnet der Angeklagte: er sei der deutschen Sprache nicht so mächtig, daß er das ihm vorgelesene und von ihm un=- terzeichnete, Protokoll hinlänglich verstanden habe, Auf Antrag des Vertheidigers wird hierauf eine Registratur. dcs Jnquirenuten vorge- lesen, worin bemcrft ist, der Angeklagte verstehe Deutsch und habe sih mit deutscher Lektüre befaßt; auch habe derselbe gewünscht, das Protokoll möge in deutscher Sprache abgefaßt werden. Diese Stelle, bemerfte er dann, sei interpolirt, mit {wärzerer Dinte geschrieben; und dem Gerichtshof wird das Protokoll zur Ansicht vorgelegt. Der Staats - Anwalt protestirt fodann gegen die Vernehmung des Ange- flagten in polnisher Sprache; verselbe habe sich in feiner, des

Staats-Anwalts, Gegenwart vor einiger Zeit eine Stunde fang mit seiner Gemahlin in dentsher Sprache unterhaïten. Uebrigens fei er damit einverstanden, wenu man die Beamten, wrlche die Protokolle abgefaßt, vernehmen wolle. Nachdem der Vertheidiger noch auf deu Unterschied aufmerksam gemacht, welcher zwischen einem gewöhnlichen Gespräch und etuer gerihtlihen Vernehmung fri, stellte der Staats= Anwalt den Antrag: der däe ai e möge feststellen, ob der Ange-

flagte nit der deutshen Sprache so mächtig sei, daß er darin ver-

uommen werden könnez cs seien in den Akten noch mehrere Beweise.

Der Gerichtshof erhebt sich zur Berathung darüber, in welcher Sprache ter Augeklagte vernommen werden solle, worauf der Präsi= deut desselben anzeigt, es sei beshlosseu: die Verhaudluugen auszu=- segen und zunächst die Gerichtêpersonen zu vernehmen, die mit dem Angeklagten in der Voruntersuchung verhandelt.

Der nuumehr vorgerufene Angeklag!e Jgnaz von Lebinéki, dessen Anklage in deutsher Sprache ver:esen wird, ijt der Sohn des Gutsbefißers " und Mitangeklagten Johann v. L. auf Stoúsk, 25 Jahre alt, katholisch, dem Militair nicht angehörig. Nachdem er die Stadtschule n Brom= berg besucht hatte, hielt er jich seit dem 20sten Lebensjahre im Haufe seines Vaters, welchem er iu der Führung der Wirthschaft behülflich war, auf. Am 18. Februar hatte, der Anklage zufolge, sein Vatcr: zum Namenstage seiner Ehegattin Leopold vou Mieczkowski und Leo von Grabowsfi, seine Nachbarn, eingeladen. Beide sprachen in Ge- genwart des Angeklagten und seines Vaters au der Mittggstafel von dem nahen Ausbruch der Revolution und von den Zurüftungen, welche durch Poleski getroffen wordeu. Diese Mittheilung verursachte große

Aufregung in Skonúsk; man packte den größten Theil des Silberzeu- ges uud der Baarschaften zusamm-n, zerbarg es und harrte der An= funft der angesagten Jusurgenten. Der Angeklagte, welcher 12 Drescher beschäftigte, theilte diesen am 15, Frbruar mit, es werde heute oder am folgenden Tage losgehen; fie sollten sih mit 6 Fuß langen Heugcebeln bewaffneu, eiue Art mit anem Strick um den Leib befestigen, von ihren Frauen Abschied nehmen und sih um 410 Uhr Abends auf dem Herrenhofe einfinden. Sie würden zu Schlitten nach Bromberg geschafft werden und sih dort mit dem Militair schia- genz wer sich weigere, dem Poleski und seinen Leuten zu folgen, werde erschossen werden. :

Es seiwahr, bemerkte der Angeklagte, daß am 18ten die Gesellschaft im Hause seines Vaters gewesen sci; aber nicht wahr sci, daß man von einer Revolution gesprochen habe; dies sei ihm so vorgelesen worden, und er habe unterschrieben. Die Gespräche wegen Unruhen, die man ge- führt, hätten sich auf eine Räuberbande bezogen, welche in deu Wäls dern gehaust und die Gegend unsicher gemacht hätte. Aus ebou dies sem Grunde habe er seinen Leuten gesagt, sie soliten sich bewaffnen. Unter dem Ausdru „Revolution““ verstehe mau im Polnischen allge= mein Unruhe. Zu der Erklärung im Protefoll sci er durh schlechte Behandlung gezwungen worden. i

Es wird der Angeklagte Johann von Lebinski, des vorigen Va= ter, vorgerufen, welchem, wie dem Sohne, als Vertheidiger der Justiz-Kommissarius Gall zur Seite steht.

Jogaun von Lebinski is 56 Jahre alt und katholish. Von je=- her beschäftigte erx sich mit der Landwirthschaft und besigt das im \chwetzer Kreise gelegene Gut Sloúsk. Er war Mitglied des agro= nomischen Vereins zu Koronowo, so wie des polnischen Kasino's zu Bromberg, und durch das Gerücht schon früher im Allgemeiueu un=

terrichtet, daß Umtricbe stattfinden sollten, um das alte poluische Reich wiederherzustellen ; zuverlässige Kenntuiß erhielt cr jedoch erst am 18. Februar durch die Mitangeklagten Leopold vou Mieczkowski und Leos pold von Grabowski. Nachdem der Angeklagte längere Zeit ge- \hwankt zu haben schien, trat er am 19. Februar Morgens und sagte zu ihnen: „Es sei das leßtemal, daß sie hier dreschen wür= denz sie sollten Abschied von ihm und von ihren Frauen nehmen. Noch heute werde Poleski mit 1000 Mann kommen. Mit Aexten, Forken und Stricken bewaffuct, sollten sie mit Poleski auf Bromberg gehen, Das Militair werde zuerst bliud schießen, daun sich umdre=- hen und auf Andere schießen. Hiernach gche es gegen die Beamteu, die man tödten werde, Zuleßt würden sie den König aus dem Lande jagen oter, wenn er in ihre Hände falle, tödten. Er werde nit mitgehen, denn er sei zu altz aber scin lieber Sohn gehe mit.“ Zu dem Wortführer der Drescher, Albrecht Karnowski, welcher erklärte, er sei ein Unterthan des Königs und habe ihm als Landwehrmaun Treue geschworei, er werde also nicht seine Hand gegen den König aufheben, sagte er: „Mein Brüderchen, wenn du nicht mitgehst, wera den sie dir vor den Kopf brennen,“ Die Leute wollten sich jedoch nicht in die Sache einlassen, floheu in den Wald und schlihen, da Alles ruhig geblieben war, sih erst gegen Mitternacht zurü, Außer- dem ließ der Angeklagte von Mieczkowski zu Gollushüß am 418, Fe=- bruar noch ein Tönnchen Branntwein holen, um denselben den Jn=- surgenten vorzuseßen.

Jn Folge der Aufforderung des Präsidenten bernerkte nunmehr der Angeklagte: Mieczkowski und Grabowski hätten erzählt, Poleski sei bei ihnen gewesen und habe gesagt: Es würden Leute dur den Ort ziehen; wohin, das habe er nicht gewußt, „aber um den Polen beizustehen. Er sei zu nichts aufgefordert worden. Am Abend habe er scin Silber zusammengepacit und verborgen und am folgenden Tage seinen Leuten gesagt: Sie sollten sich bewassueun, um ihu zu schüßen. Branntwein habe er holen lassen zum Wirthschaftêsgebrauh, da er habe bauen lassen. Was in dem Protokoll stehe, habe er ausgesagtz aber er sei durch die Art der Vernehmung dazu gezwungen worden.

Nachdem das Geständniß des Angeklagten verlesen worden, wer- den die Zeugen Albrecht Karnowski, «Franz Bettina, Adam Podgorski, Johann Kochaústi vorgeführt. Dieselben sagen aus, der jüngere Lebinski habe ihnen aufgetragen, sie sollten Heugaheln und Aexte zu= recht machen und sich um 12 Uhr Nachts bereit halten, es solle nah Bromberg gehen; auch alle Pferde sollten bereit gehalten werden. Am folgenden Tage, deu 19, Februar, sei der alte Herr gekommen und habe ihnen gesagt: sle sollten Heugabeln, Aexte und Stricke zur Hand haben und nah Bromberg ziehen gegen das Militair. Wenn sie uach Bromberg kommen wlirden, wlirden die preußischen Aemter aufgehoben und polnische eingeseßt werden, und wenu man den König fasse, werde auch er wohl ermordet werdén,

Der Defensionalzeuge Jahnke, welher 7 Jahre lang Schäfer bei Lebinski war, sagt aus, am 19. Februar sei jein Herr zu ihm in den Stall gekommen und habe gesagt: Es werde schlimm werden ; er wisse nicht, was das Volk wollez es sollten Unruhen werden. Da- bei habe der alte Herr geweint.

Hierauf wird Leo vou Gbßeudorf=- Grabowski vernommen, ver- theidigt von dem Justiz-Kommissarius Gall. Aus der Anklageschrift entneömen wir über ihn das Folgende: Der Angeklagte ist 45 Jahre alt, fatholish, dem Militairstaude nicht angehörig. Er besißt das Rittergut Lascewo im sc{weßer Kreise und war Mitglied des e wirthschaftlihen Vereins in Polnisch - Krone, so wie des LETTOs Kasino's in Bromberg, Am 17. Februar 1846 fam ex nah Mi, Q chüp zu seinem Stiefbruder, dem Mitangeklagten Leon de über fowski. Hier erfuhr er von Ludwig von Polesfi inen b 7 Ta 2 in die beabsichtigte Revolution und theilte dies am fo g én Sohn Slhoóúsk dem Gutsbesißer Johann von Lebinski un

Ignaz mit. Nach Vorlesung der Anklage bemerkt der Angekla ei le ag

Zwecke der Revolution habe er nie etwas gewußt: