1847 / 231 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

das Wort: London, oder die Bezeichnung, een eun gie for tischen Fabrifortes gebraucht worden ! ‘alisden Sprache auf den

u i ti ehörden der Gebrauch der f": bezeichnen (den ischen Beh jon der Waar e ebrachter

. g t Etiquetten 2c., um die Qualificati: er isse Qu , , f England für g I Gebrau ten ber F} ausgeschlossen), für erlau

gesehen. Deutsche Bundesstaaten. L ern. (N. K) Se. Majestät der König Königreie ¡res philologischen Seminars an der Universität hat die Erri befohlen, welches unter der Leitung des Prof. Reuter

in Würzburg ir treten soll, München und Erlangen besißen bereits

/ alten. ; derglene Majestät die Kaiserin Wittwe, Herzogin von Braganza,

+ Tit Laufe dieses Monats das Schloß Steiu beziehen und eiaige N m o Jhre Königl, Hoheit die Frau Herzogin von Lenchtenberg begiebt sich dieser Tage zum Besuch nach Tegernsee.

Jn diesen Tagen war der kürzlich vom Regierungs-Direktor zum Königlichen Staatsrath beförderte Dr. von Berks (jrüher Professor ¡n Würzburg) bei Sr. Majestät dem Könige in Aschaffenburg, um seinen Dauk für die neueste Beförderung persönlich abzustatten.

Der Fränk. Merk. meldet aus Franken vom 17. August: „Von verschiedenen Seiten her wird das Wiederauftreten der Kar- toffelfraukheit gemeldet ; so nameutlih aus Württemberg, Baden, Preußen und Sachsen. Auch in Altbayern cheint das Uebel wieder zum Vorschein gekommen zu sein, wenigstens wird in münchener Blät- tern berichtet, ‘daß die Polizei kranke Kartoffeln, die zu Markt ge= braht worden, * weggenommen habe, Das Uebel ist jedoch bis jeßt nirgends allgemein, sondern nux strichweise aufgetreten, oft nur in einzelnen Gemarkungen, oft auch nur auf einzelnen Feldern, während die daneben liegenden ganz verschont blieben. Man darf wohl mit Recht daraus schließen, daß die Kraft der Seuche gebrochen sei, und

daß sie, wie sie jeßt nur vereinzelt erscheint, nah und nah entweder anz ausbleiben oder doch einen milderen Charakter annehmen werde. Daß sie auf einmal ganz vershwinden werde, war nah der Natur solcher epidemischer Krankheiten von vornherein nicht wahrscheilich. Zun der Ausdehuung, wie sie sih bis jeßt in Deutschland gezeigt hat, ist für diesjährige Aerndte durchaus keine Besorgniß vorhanden; denn dèr Ausfall, dêr dadurch in einzelnen Gegenden entstehen mag, wird dur deu reihen Gesammtertrag, den diese Frucht überall zu liefern verspricht, vollkommen wieder ausgeglichen. Ju Frauken haben sich bis jebt, so vièl uns bekannt, uur da und dort einzelne Spuren von der Krankheit gezeigt, was zu der Erwartung berechtigt, daß sie ohne erheblihen Schaden vorübergehen werde, Es läßt sich dies um so mehr annehmen, als sie auch im vorigen Jahre bei uns bei weitem nicht so verheerend aufgetreten is, als anderwärts, Als ein sicheres erprobtes. Mittel, der Fäule auf dem Stocke Einhalt zu thun, wird von einem Oekonomen anempfohlen , sobald si die Krankheit durch Absterben des Krautes bemerkbar macht, mit einer starken dreizaigen Gabel unter bem Stocke einzustehen und denselben etwas zu heben, Die Wirkung dieses Mittels besteht wahrscheinlich darin, daß durch den Zutritt der atmosphärischen Lust der beginnenden Fäulniß Ein- halt gethan wird,“

Königreich Sachsen. (L. Z) Es ist jebt der dritte Jah- resberiht über die Diakonissen-Anstalt zu Dresden ausgegeben wor= den, der vom 41. Mai 1846 bis wieder dahin 1847 reiht. Diese treffliche, von edlen Frauen gestiftete und beaufsichtigte Anstalt is} mit freudigem Wachsthume gesegnet und geht auf dem im Vertrauen zu Gottes und wohlthätiger Menschen Hülfe betretenen Wege freudig fort. Sie konute bereits 4000 Rthlr. auf das neuerfaufte Haus ab zahlen, und §on ihren 5 Probepflegerinnen wurden zwei zu Diako= nissinnen eingesegnet, so wie zwei neue Pflegerinneu angemeldet, und es steigerte sich dadurch die Hoffnung, immer mehr dem Wunsche, Krankenupflegeriunen in Privathäuser zu senden, genügen zu fönnen. Es wurden in dieser Anstalt durch die Aerzte Pr. Mischel und Leon- hardi, wovoii Lebterer seine Hülfe derselben unentgeltlich widmete, 4153 Kranke behandelt, wovon 132 Neugufgenommene, Davon wur- den 84 geheilt, 13 gebessert, 8 ungeheilt entlassen, 23 starben und 25 verblieben darin.

Zu dem größeren Theile des dresdener Elbthales is die Roggen- und Weizen-Aerndte, von der herrlihsten Witterung begünstigt, been- det, und wie Getraide und Obst eine reihe Aerndte gewähren , so au is dies vom Wein, und in noch höherem Grade, zu erwarten,

stenthum zu gewüinen, und seit dem großen An3gar ist sie von seinen Nach- folger niemals aus den Angen verloren worden. Adalbert's Thätigkeit war ganz vorzüglich darauf gerichtet, und die Geschichte des Meister Adam is daher einé der wichtigsten Quellen für die Kenntniß Skandinaviens und der twen- dischen Ostseeläuder. Seit langer Zeit hatte der Archivar Dr. Lappenberg in Hamburg diejem Schriftsteller die sorgsältigsten Bemühungen gewidmet und mehrere in naher Beziehung dazu stehende Arbeiten ansgesührt, wie nanientlih das hämburgische Urfundenbuch, Die Mangelhasftigkleit der äl- teren Ausgaben wäid schon lange lebhaft empfunden, und Jeder, dessen Studien dieser Richtung zugewandt sind, wird die neue Ausgabe von Lap- penberg's Hand mit Freuden in Empfang nehmen, Der Text erscheint nach den besten Handschkisten wesentlich verbessert, und in den Anmerkungen sind sür das Verständniß der von Adam mitgetheilten“ Nachrichten die schäßbar- sten Erläuterungen “gegeben,

Während unter’ den Salischen Kaisern die Einwirkung auf den Norden nux den Bestrebungen der Kirche überlassen blieb, fanden zu Frankreich und Jtalien die mannigsaltigsten und wichtigsten Beziehangen der weltlichen Macht statt, und die dort geschriebenen Geschichtswerke mußten wegen der Deutschland betreffenßen Nachrichten theilweise Ausnahme finden. Frankreich litt damals noch zu sehr au den Fol D ¿ '

L ï an den Folgen der Zerrüttung unter den leßten Karolingern, als daßdie Wissenschafier j Then Erfs E ; asien dort mit demselben Erfolge, wie in Deutschlant, hätten betrieben werden könnenz die Geschichtschreibung stand noch auf einer sehr niedrigen Stufe, Rud olf der Kahlko F ulegt Mönch ín Cluny, schrieb in der ersten Hälfte des Alten Subrbunbers ein ziemlid umfangreiches, aber übel verarbeitetes Werk , Delches manche h bd Nachrichten aufbewahrt; hat, Was für Deutschland davon Bedeutun hat hat Professor Wai ausgesondert und nah den Handschriften e mitgetheilt so wie auch ein kurzes Stück aus der Chronik von Di 0A Größeren Naum hat Jtalien für sich in Anspru genommen weldes ja damals ‘unter denselben Herrschern mit Deutschland vereinigt war, und di mancher nicht unbedeutende Lehrer eifrige Schüler fand. Den ganzen Band eröffnet die vom Herausgéber selb bearbeitete älteste Chronik von Beit dig, welhe man früher die des Sagornino nannte. Der Herausgeber hat aber in der Vorrede nachzêwiesen, daß der Verfasser nicht gut ein Anderer ein könne, als der Diakon Johaunes, welcher in der Erzählung selbst als Fit cguter des Dogen Petrus Urseolus und Vermittler zwischen ihm und Otto Ul. vorkommt. iese werthvolle Chronik war bisher nur in einer seltenen und den Ansprüchen unserer Zeit nicht genügenden Ausgabe vor- handenz sie erscheint hier nach der noch vorhandenen Original-Handschrist berichtigt und vollständiger, wie früher, Boe Verstöße gegen die Regeln der Grammatik zeigen den Ztaliener, dessen dem Lateinischen näher verwandter Diag- left die shulgerechte Erlernung der Sprache verhinderte, Noch weit mehr ist dies der Fall in der Chronik, welche ein ungenannter und auf seyr nie- driger Stufe der Bildung steheuder Mönch des Klosters Novalese von seinem Kloster gusgezeiGnel hak. Bei dem Mangel anderweitiger Nach- richten sind seine Angaben aber von großer Wichtigkeit, besonders über den Ursprung der Grafen von Turin“ und die ältere Geschichte ihres Landes. Ein eigenthümliches Jnteresse gewinnt er durch die Züge alter Volkssagen, bie er in gutem Glauben mittheilt, über die leßten Longobarden-Könige und

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da díe ältesten Leute sich, außer dem vorigen Jahre, seit 1811 und 1827 feines so herrlichen Standes der Trauben zu erinnern wissen. Nur Regen fehlt seit 14 Tagen fast gänzlih, die Hiße is seit acht Tagen Mittags im-Schatten 25 Grad, und obgleich sich fortwährend Gewitter im Aussteigen begriffen zeigen, so vertreibt der Wind diese stets, während nach der stolpener Gegend uud dem nahen Böhmen zu es an starken Gewitterregen nicht fehlt. Der Preis des Noggens und Weizens hält sich auf dem Markte nochþ am längsten auf dem bisherigen herabgegangenen Standez der Roggen 4 5 Rihlr. , der Weizen gegen 7 § Rthlr., so wie das Pfund Brod bei den meisten Bäckern immer noch mit 2 Ngr. verkauft wird, und dic Semmeln und Dreierbrodte noch eben so niedlih bleiben, als in den Monaten, wo der Weizen 9 —10 Rthlr. kostete. Der Stand der Kartoffeln ist im Durchschnitt ein sehr günstiger und die bereits zum Verkaufe gebrachten von der vorzüglichsten Qualität, obgleich es niht geläugnet werden kann, daß der franfhafte Zustand derselben niht gänzli verschwunden is, sondern sih hier und da, jedoh nux in einzelnen unbedeutenden Fällen, zeigt.

Der Staats - Minister von Falkenstein, welcher vor kurzem noch das Voigtland und Erzgebirge bereiste und sich an Ort und Stelle von tem dortigen Stande der Aerndte, so wie von den obwaltenden Verhältnissen der durch Arbeitslosigkeit und Verarmung hart bedräng- ten Distrikte, überzeugte und wie linderud und hülfebringend das Streben der Regierung und der Hülfs-Vereine auch in den ärmsten Gegenden Sachsens trostreih gewirkt hat, wurde überall con dem Dauk und den Segenswünschen der Bevölkerung begrüßt.

Großherzougthunt Baden. Das Ministerium des Jnnern hat eine Verfügung erlasseu, worin es unter Anderem heißt: „Die diesjährige Getraide-Aerndte is im Allgemeinen ganz vorzüglich aus= gefallenz dessenungeachtet wird man uachhaltig auf keine sehr niedrigen Preise rehuen dürfen, weil die Vorräthe früherer Jahrgänge fast gänzlich erschöp} worden sind. Zwar steht au bei den Kartoffeln ein ungewöhulih reiher Ertrag in Aussicht, allein das Ergebniß läßt sich um so weniger mit Sicherheit vorhersagen, als jeßt {hon aus verschiedenen Gegenden des Landes Anzeigen von Spuren der frü- heren Kartoffelkrankheit eingelaufen sind. Unter diesen Verhältnissen scheint es in hohem Grade räthli, den diesjährigen äußerst reihen Obstertrag vorzugsweise als Nahrungsmittel zu benußen und deshalb das Dörren des Obstes möglichst zu empfehlen. Diese Verwendungs- Art verdieut in diesem Jahr ohnehin den Vorzug vor der Obstwein Bereitung, weil auch die Reben einen sehr großen Ertrag zu liefern versprechen,“

Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. Jn dem Verzeichnisse der Vorlesungen an der Universität zu Rostock sind für das nächste Winter-Semester in der theologischen Fakultät von 4 or- dentlichen und 1 außerordentlichen, in der juristischen von 6 Profes= soren und 2 Dozenten, in der medizinischen von 5 Professoren und 3 Dozenten, in der philosophischen von 9 ordentlichen, 4 außerordent- lihen Professoren und 2 Dozeuten Vorträge angezeigt, Der aus Leipzig vor kurzem dorthin berufeue Professor Dr. Detibsch liest außer exegetishen Kollegien auh über Sprache ‘und Literatur der Säamgri- taner.

Frankreich.

Paris , 16, Aug. Prinz Joinville is am 1lten d, zu Tou- lon gelandet und hat von da unverzüglich seine Reise nah Paris fortgeseht. Sein Besinden, sagt ein Sch1eiben von dort, erregt zwar keine ernste Besorgniß, erheischt aber doch eine gewisse Aufmerksam=- keit, und der König hat es daher für rathsam erachtet» seinen eige= nen ersten Leibarzt, den Baron Pasquier, nach Toulon zu senden, um den Prinzen zu empfangen und zu begleiten, Der Toulonnua18s berichtet au, daß der Prinz das Kommando über das Geschwader im Mittelmeer abgegeben habe, Dex Herzog von Nemours wird sich erst am 19ten vou Schloß En nah dem Lager von Compiegne bege= ben, um den Oberbefehl über dasselbe zu übernehmen. Cs weiden in Compiegne auh Zimmer flir die übrige Königliche Familie in Be- reitschaft geseßt, Die Tuilerieen bleiben diesen Sommer für das Pu- blifum geschlossen, weil die Herzogin von Aumale und die Prinzessin Joinville dort wohnen.

In einem am Freitag abgehaltenen Minister-Rath, dem sämmt - lihe hier anwesende: Mitglieder des Kabinets beiwohnten, sollen we- gen der bevorstehenden Abreise mehrerer Minister manche Fragen von Wichtigkeit erörtert worden sein, Man versichert, daß in dieser S1z-

ihre Kämpfe mit Karl dem Großen, so wie über den bekannten Waltharius von Aguitauienz einen großen Theil des lateinischen Gedichtes über diesen Helden der alten deutshen Volkssage hat er seiner Chronik eingefügt, Leider fehlen Stücke von der großen Pergamentroile, guf welcher er geschrieben hat, do gelang es Þr, Bethmann, aus den Ercerpten älterer turiner Forscher noch mehrere Frazmente zu gewinnen, o daß diese Ausgabe korrekter und vollständiger ist, als die neueste italienishe von Combetti. Auch Urkunden und Nekrologieen sind zur Kritik und Ergänzung des Jnhalts mit großer Sorgfalt benußt.

Bon bedeutendem Umfange ist endlih noch die Chronik des Mutter- flosters im Abendlande, des vom heiligen Benedift selbst gegründeten Monte Casino, welche De. Wattenbach bearbeitet hat, Ungeachtet viel- faher Beziehungen zu den deutschen Kaisern , unier deren unmittelbarem Schutze das Kloster staud, hätte doch die Chronik wegen des Vorherrschens der Spezialgeschichte wohl kaum vollständig Aufnahme gefunden, wenn nicht wider Erwarten in München sich die Original - Handschrift des ersten Ver- fassers, des Bischofs Leo von Oftia, gefunden hätte, welche so deutlih und in so merkwürdiger Weise die Entstehung und allmälige Vergrößerung des Werkes zeigt, daß sich etwas von den älteren Ausgaben wesentlich Verschie- denes geben ließ, und das Verhältniß zu den älteren Quellen der unterita- licnishen Geschichte jeßt klarer als früher erfannt werden kann, Ueberhaupt aber erwähnen wir bei dieser Gelegenheit, daß durchgehends in der Saum- lung der Monumente ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Bearbeitung darin besteht, übèrall auszusondern, was die Verfasser ais eigener Anschauung melden, und aus welchen früheren Quellen sie die übrigen Nachrichten ger {chöpft haben; hon durch verschiedenen Déuck wird es zur Ans au ny Lit bracht und dadurch die Arbeit den Geschichtschreibern wesentli er Ne eine oft mühevolle Arbeit, der sich französische und englische Herau H ähnlicher Werke leider selten unterziehen. Der Fort)eßer E E, A scin Nachfolger als Archivar des Klosters, is als Zeuge glei L Biftor t. gebenheiten und wegen der ausführlichen Berichte E N t A A und über Kaiser Lothar's Zug nah Unter-Jtalien von D! Jtigteit, is

Dieser kurz bezeichnete reichhaltige Jahalt macht den „neunten Zand der Monumeñta Geemaniae zit dem uinfangreichsten der bisher erschiene- nen , der Tert' füllt 873 Seitenz die Benußung wird durch das genaue, vom Dr. Wilmans ausgearbeitete Register erleichtert

Neben der gioßen Ausgabe sind besondere Abdrücke in Oftav veran- staltet von dem Werke des Meister Adam von Bremen , welches zu den bedeutendsten Quellen der deutschen Geschichte gehört, und von der Kloster- Chronif von Novalese, wegen ihrer Wichtigkeit für die Literatur - Geschichte,

Undeachtet des großen Umfanges dieses Bandes is doch die Masse der Lokal-Geschichten aus diesem Zeitraume noch lange nicht erschöpft; Chroui- ken von Mailand, Trier, Verdün u. a. werden bald wieder einen Band

füllen, der \sih jegt unter der Presse befindet. Aber über den Fortgang ves ganzen Unternehmens werden wir uns erlauben, în einem besonderen Artifel zurüc{zukommen, W.

P grie Wissenschaftlicher Kunst-Verein. Berlin, Jn der Versammlung des wissenschaftlichen Kunst-

zung mehrere Ernennungen von Präfekten und General - Einnehmern vollzogen wurden. Herr Guizot hat vorgestern Paris verlassen, um drei Wochen, während deren er jedoch wiederholt nah Schloß Eu sich begeben wird, auf seinem Landsiße zuzubringen. Er verwaltet von dort aus sein Departement, und täglih wird von hier ein Cou- rier an ihn abgehen. Der Justiz - Minister istt nah Schloß Eu ab- gereist. Auch der Unterrichts = Minister hat für drei Wochen Paris verlassen, und sein Portefeuille is einstweilen dem Minister des Jn- nera übertragen worden.

Der französisce Gesandte in der Schweiz, Herr Bois le Comte, soll seine Rüberufung nachgesucht haben, weil er seine Stellung als unhaltbar betrachtet. i

_ Vier zur Zwangsarbeit Verurtheilte, welche sid in dem Bagno zu Toulon befanden, sind, weil sie thätlih gegen die Aufseher sich vergriffen, zum Tode verurtheilt worden, Au zwei derselben wurde am 10ten das Urtheil vollzogen.

Der Königliche Prokurator hat einen Justiuctionsrichter beauf- tragt, Beauvallon vor sih zu laden und eine Untersuchung gegen ihn einzuleiten. i E

Vorgestern wurde auf der Post ein bedeutender Diebstahl ver= übt: die Bauk von Chateauroux haite in einem argirten Briefe 50,000 Fr. in 50 Banknoten an die Bank vou Paris geschickdt, Das Paket wurde im Büreau der ankommenden Briefe unterschlagen.

Aus Anlaß des gestern begangenen Festes Mariä Himmel- fahrt sind viele pariser Blätter heute nicht erschienen, wie das Journal des Débats, die Presse und alle legitimistischen Organe. :

Die franzbsishe Rente war heute matt und neigte zum Rü- gang z londoner Nachrichten lauteten wieder \{limm uud meldeten neue ansehnliche Fallissements. Auch sagte man, es sei stark davon die Rede gewesen, die Schalbons # pCt. herabzuseßen, aber die Diskontoerhöhung in London habe den Finanz - Minister genöthigt, auf diese Maßnahme, die im übrigen als Vorläufer der Anleihe be- tratet wurde, zu verzichten. Jun Bahnactien fand heute die halb= monatliche Abrechnung statt, und die Couse waren matt ; Nordbahn stark ausgeboten, t

Großbritanien und Irland.

Londou, 14. Aug. Das Uebungs-Geschwader unter Admi- ral Napier befaud sich am 8. August auf der Höhe vou Cap Tinis=- terre. Vorgestern Abend ward von Spithead eine Dampffregatte mit wichtigen Deveschen für den Admiral abgeschickt. /

Der letzte Wochenbericht der Bank von England wird, obgleich er cie Verminderung des Baarvorraths um 78,430 Pfd, St, au- gieht, als recht befriedigend betrachtet, da bas Verhältuiß ihrer Ak- tiva und Passiva darthut, daß die Bank alle Obliegenheiten erfüllen und dem Handel die nöthigen Erleichterungen gewähren kann,

Die Times bemerkt in ihrem Börsen - Artikel, daß viele Eisen- bahn - Einzahlungen nur sehr mangelhaft geshähen, daß jedoch die Directionen lieber hohen Zins gäben und Gelder leihweise aufbräch- ten, als die Actionaire zum Einzahlen zwängen. Jn Manester su- chen nicht weniger als 34 Eisenbahn-Gesellschaften Gelber zu 5 pCt, aufzunehmen. Ueberhaupt greifen die Eisenbahn - Verwaltungen zu jedem Mittel, um den Cours ihrer Actien aufrecht zu halten. Jett heißt es, daß mehrere Bahnen zur Erzielung stärkerer Einnahmen die Fahrpreise erhöhen wollen, was man jedoch mit Recht als ein Fehr bedenflihes Experiment betrachtet.

Zu Glasgow hat sih dieser Tage unter dem Namen „Anti- Gold = Ligue“‘ ‘ein Verein gebildet, dessen Zweck dahin geht, Peel's Geldsystem über den Haufen zu werfen und uicht blos die Beseiti- gung der Bauk - Akte von 1844, sondern auch die Aufhebung des Geld-Umlaufsmittel-Geseßzes von 1819 zu bewirken. :

Admiral Parker sollte am 15. August den Tajo verlassen, um mit 2 Linienschiffen uach Malta zurückzukehren, Vor Lissabon sollen blos ein englisches Linienschisf und eine Fregatte zurückbleiben.

Ein Blatt von Edinburg behauptet, daß Herr Macaulag, der nur widerwillig einen Posten im Kabinet Lord J. Nussell)s übernom- men habe, jebt seine Niederlage bei der Wahl in Edinburg zum Vor= wande nehmen werde, um seine Stelle niederzulegen und sich gänzlich seinen Arbeiten über die englische Geschichte zu widmen,

Seen

Brüssel, 17. Aug. Der König und die Königin kamen gestern mit ihrer Familie von Laeken nah Brüssel, Se, Majestät führte

Vereins am 14, August war der Saal mit den vier Jahreszeiten

von Thorwaldsen geschmückt, welche vortreffliche Gyps - Abgüsse in der Größe der Originale jo eben aus Eichler's plastischer Kunst - Austalt, der wir so viele ausgezeichnete Nachbildungen antiker, mittelalterlicher und mo- derner Kunstwerke verdanken, hervorgegangen sind. Heirn Eichler verdankte der Verein an diesem Abend ebenfalls zwei der vorzüglichsten Arbeiten des Medailleurs Bovy in Genf: die große sweizer Neformations - Medaille mit Calvin's und eine zweite mit dem Bildnisse Cuvier?'s, welcher als Naturforscher uicht miuderen Anspruch, als Jeuer, auf den Ehren - Namen eines Reformatocs im Gebiete der Theologie haben dürfte, wie wir den berühmten Verfasser des Kosmos in der deutschen Walhalla unbedenklich seinen Play neben Lut her anzuweisen kein Bedenken tragen würden, Von dem Geschichtsmaler Schrader waren einige Skizzen in Oelfarben zu histo- rischen Gemälden ausgelegt, welche sämmtlich das emineute Talent, mit welchem Schrader das Kolorit und die Wirkung der Beleuchtung beherrscht, aufs neue bestätigen. Der Kunsthändler Herr Sachse hatte einige Mappen mit ar- chiteftouischen Zeichnungen deutscher mittelalterliher Bauwerke, welche nah Zeichnungen französischer Maler in Paris in sauberen Lithographieen er- scheinen , eingesendet, Prof. Zahu zeigte drei farbige Tafein des 16ten Hestes seiner „Ornamente aller klassishen Kunst-Epochen““ vor: Auf Taf, 76 eine der schönsten gemalten Wand-Arabesken mit Satyren und Amori- nen des ltvten Jahrhunderts, aus dem Casino des Palazzo del Te in Man- tua. Auf Taf. 78 Mosaik - Fußboden an der Domkirche zu Syrakus , zwei Wand-Mosailen aus der K, Schloß-Kapelle in Palermo und drei Mosaik- Fußböden aus der Kirche di Cataldo in Palermo. Auf Taf, 79 eines der reichsten Wand -Mosaiken aus der Kirche der Martorana und ein Wand- Mojaik aus der K. Shloß-Kapelle in Palermo, uebs vier Waund-Mosaiken aus der Domkirche zu Monreale, Alle drei Blätter sind unter Herrn Zahn's Leitung in deu lithographischen Anstalten der Herren Dettmers, Hildebrandt und Boesche auf das gelungendste in Farben gedruckt worden, Besonders geben uns die mit Gold, Porphyr, Verde autico und andereu Marmor - Gattungen reich geschmüten Mosaiken einen richtigen Begriff von der großen Pracht der Kirchen des 12ten Jahrhunderts in Sicilien, Die von dem Kunsthändler Herrn Hempel eingesendeten Portraits der Deputirten des Allgemeinen Laudtages gaben Veranlassung, auf den in diesen edlen und offenen Phosiogiomieen ausgeprägten deut- schen Charakter, gegenüber den durch Verschlossenheit der Gesinnung und Kecfheit der That sich auszeichnenden polnischen National - Phvysiognomieen, welche wir jeyt in lebenden Bildern vor uns sehen, aufmerksam zu machen, Von Herrn A, Henning war das für die Gallerie Radczynski's bestimmte, sehr gelungene Portrait Kaulbach's aufgestellt, Zu allgemeinster Freude hatten wir Gelegenheit, dies Bildniß heute mit dem Original zu ver- gleichen, indem Herr von Kaulbah in dem Vereine erschien, Hierdurch wurde der Abend zum Feste, und Professor Stier als Vorsißender be- grüßte den vielwillfommenen Gast mit dem Wunsche, daß er für immer der unsere bleiben möge. Der Secretair des Vereins, Dr, Förster, machte die Anzeige - daß er wegen Abwesenheit von Berlin der Versammlung im nächsten Monate nicht beiwohnen werde. amme irmen

den Vorsiß in einem Ministerrath und arbeitete dann mit dem Kriegsmiuister. Abends war großes Diner im Schlosse, wozu die neuen Miuister und andere ausgezeichnete Personen eingeladen waren.

Ataliecn.

__ Florenz, 5. Aug. Die Großherzogin is am 4, August von einem Prinzen entbunden worden.

Griechenland.

Triest, 7. Aug. (N. K.) Die Verwiikelungen zwischen Grie- cheuland und der Pforte, deren Ausgleichung man dieser Tage als nahe bevorstehend angekündigt hatte, sind in ein neues Stadium ge- treten. Die griechishe Regierung hatte sich dazu verstanden , nah dem Vorschlage Oesterreichs der Pforte eine Genugthuung zu geben, mit der sih die leßtere vollflommen befriedigt erklärte. Als es aber dazu kam, den Handel nah der getroffenen Uebereinkunft faktisch zu erledigen, erhob man in Konstantinopel wider Erwarten neue Austände und steigerte die früheren Anforderungen. Der Grund dieses auffal- lenden Verfahrens is ganz dem englischen Einflusse beizumessen, wel- cher die Pforte überredete, daß es mit ihrer Würde nicht verträglich sei, das griechishe Ministerium so lehten Kaujs durchzulassen. Die verbor- gene Triebfeder dieser Einflüsterungen ist nicht \hwer aufzufinden. Die englische Politik hatte darauf gerechnet, daß die künstlich hinaufgef raub ten Zerwürfnisse mit der Pforte unfehlbar deu Sturz des Herrn Kolettis herbeiführen und den englischen Schlibling Maurofordatos ans Ruder bringen würden. Nun, da man sich in diesen Berechnungen ge- täuscht sieht, sucht man deu Streit von neuem zu verwirren, um so entweder noch zu dem beabsichtigten Ziele zu gelangen oder doch Herrn Kolettis in den Augen des griechischen Volkes so viel als mög= lich zu demüthigen. Jn Wien is man mit Recht über den Ausgang ungehalten, den auf diese Weise die mit so vieler Mühe herbeigeführte Vermittelung genommen hat. J

Gerichts- Verhandlungen wegen der polnischen Berschivörung.

Berlin, 18. Aug. Die heutige Verhandlung beginnt um 8 Uhr mit der Vernehmung des Angeklagten von Moszczeneki, dem der Ober=-Landesgerichts-Rath Martins als Vertheidiger zur Seite steht.

Matheus vou Moszczenski ist 47 Jahre alt, katholish, Besißer der Güter Srebrua -=Góra, Dziewieszewo und Brudzyn im wongro wiczer Kreise, Er nahm thätigen Antheil an der Verschwörung. Mitte. Januar 1846 kam der Mitangeklagte Adolph von Malczewski, welchem es oblag, als Reise - Kommissarius Geldmittel zu beschaffen, zu dem Angeklagten nah Srebrna-Góra, Er forderte von diesem Geld für ein Unternehmen, welches ihn jeßt beschäftige. Du bist so vermögend, bemerkte Malczewski zu dem Angeklagten, daß du wohl etwas dazu geben kanunst; in 14 Tagen wird es losgehen. Der An- geklagte, welcher nichts geben wollte, s{ühte sein augenblickliches Un- vermögen vor, Malczewski stand von seinem Verlaugen nicht ab und erflärte, dem Angeklagten Frist zur Beschaffung von Geld geben zu wollen. Als dieser, 14 Tage darauf , nah Posen kam und dem Malczewski meldete, daß es ihm nicht gelungen sei, Geld zu erhal=- ten, erklärte Malczewski, er werde ihm Geld verschaffen. Bald dar= auf kam derselbe in die Wohnung des Mitangeklagten Alexander von Gutt.y, wohin Moszczenski sich begeben hatte, und übergab diesem einen Pfandbrief von 1000 Rthlr., wogegen Moszezeuski einen Schuld= \chein ausstellen mußte, Der Pfandbrief wurde sofort an Guttry ausgehändigt. Später meldete sich ein gewisser von Polewski als Juhaber jenes Schuldscheins christlich bei dem Angeklagten, der unn n Guttry die 1000 Rthlr. sandte und durch ihn seinen Schuldschein von Polewski einlösen ließ. Am 5. Februar erhielt der Angeklagte von Alexander von Guttry einen Brief, worin ihn dieser benahrih- tigte, daß am 8ten Adolph von Malczewski mit mehreren Freunden zu ihm nah Srebrua-Góra kommen würde. Ju Folge dieses Schrei- bens sagte Moszczenski zu seiner Ehefrau, daß sie und ihre Tochter am Sonutag vou Srebrna-Góra wegfahren müßten, weil Herren zu ihnen kommen würden, die sie gar nicht kennen dürften. Am 8, Fe- bruar kamen denn auch Adolph und Albin von Malczewski, Joseph von Mikorski und Ludwig von Mieroslwsli; am folgenden Tage Stanislaus von Sadowski und später Bonaventura von Garczynsfkfi. Ludwig von Mieroëlawski, dessen Namen und Bestimmung für die revolutionairen Zwede der Angeklagte hon kannte, und der erst un- ter dem Namen Szatkowski bei ihm aufgetreten war, wurde ihm un- ter seinem wahren Namen vorgestellt, wobei der Angeklagte sehr er- staunt schien, indem er sih ein ganz anderes Bild von dessen Per= \önlichkeit entworfen hatte. Der Angeklagte nahm an den Bespre- ungen und Berathungen der übrigen Mitgerschworenen zwar keinen Antheil, dennoch blieb ihm der Zweck der Zusammenkunft nicht fremd. Deun er kam ab und zu in das Zimmer, wo die Mitverschworeuen die beim Ausbruch des Aufstandes zunächst zu tressenden Maßregeln beriethen, Jusbesondere war er zugegen, als der Angriffsplan auf Bromberg besprochen wurde. Als die Mitverschworenen von Srebrna- Góra aufbrechen wollten, wandte sich Adolph von Malczewski noch mit den Worten an den Angeklagten: es fei jeßt Alles vorbereitet und werde nächstens zum Losbruch einer polnischen Revolution kommen. Er werde ihm über die Zeit des Ausbruchs noch uähcre Nachricht geben; der Angeklagte solle nur dazu ein Faß Pulver ankaufen und seine Pferde schonen, Der Mit- angeklagte Ludwig von Mieroslawski war Krankheits halber noch über einen Tag in Srebrna-Góra zurückgeblieben, Am 11. Februar begleitete ihu Moszezenski selbst nah Swiniary zurü und übernahm es, einen Brief von Mieroslawski an den Gutsbesißer von Seredynski nach Choziszewo zu befördern. Dieser Brief enthielt eine Jnstruction, wie der Kommissar des wongrowiczer Kreises den Aufstand leiten solle. Der Der Angeklagte sandte denselben durch einen eigenen Boten nach Choziszewo und empfahl dem Boten die größte Vorsicht, Endlich ließ der Angeklagte, gleih nachdem er von seiner Fahrt nah Swi- niary zurückgekehrt war, noh am 12. Februar 1846 135,090 Rthlx. als eine Jllatenforderung seiner Ehefrau eintragen. Diese hatte ihm an Gütern und Kapitalien aber nux gegen 90,000 Rthlr. zuge=- bracht.

Zur allgemeinen Auslassung über die Anklage aufgefordert, äußert von Moszcezenski : Die Anklage sei unrichtiJz Anfang Jaunar v. J. sei Adolph von Malczewski bei ihm gewesen und habe Pferde l n kein Wort von Geld gesagt. Auch in der Vorunter- knie a Erf nicht eingestanden, daß Malczewski von ihm Geld Van eau Pole Posen habe Malczewski von ihm Geld zur Bil- Rorbeaeit Orases ert, und zwar auf Veraulassung des ver= so habe Malc éa 09 ninsfi, Da er kein Geld bei sich gehabt, abe Maiczewslt ihm später in die Wohnung von Guttry?s einen Pfandbrief über 1000 Rthlr. geb Dén Vfandbei ; » al E S gebracht. Den Pfandbrief habe er dem Grafen Joseph Buinski gegebe1 tel ags : ; j geben und über den Empfang desselben einen Schein ausgestellt, Bald daranf habz von Polewski ihm ge- schrieben, daß er diesen Schein habe und ibn auffordere, die 1000 Rthlr. zu zahlen. Angeklagter habe dann die 1000 Rthl “an- Guttro zur L an S eD geschickt. j e E E

Hierauf wird das Protokoll der Voruntersuhung verlesen, wo

der Angeklagte selbst die Sache so darstellt, wie sie S der lMutiage

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enthalten is. Dieser äußert: Das ‘habe er iht’ gesagt,* èr habe aber das ihm vorgelesene, gerichtlihe Protokoll unterzeichnet,

Adolph vou Malczewski, vorgerufen, stellt die Sache eben so dar, wie der Angeklagte. Er hâbe zu Posen im Auftrage des Grafen Joseph Buinsfi von dem Angeklagten Geld zur Unterstüßung der polnischen Jugend verlangt; ob das Geld für den Verein in Posen oder für die lernende Jugend der Emigration bestimmt gewesen sei, wisse er nicht. Nach einigen näheren Erörterungen über die Umseßung des Pfandbriefes erklärt der Angeklagte weiter: Jm Februar 1846 habe Alexander von Guttry ihm durch einen Zettel Besuch angekündigt. Von Adolph von Malczewski sei darin niht die Rede gewesen, Am folgeuden Tage seien Malczewski und Miforsfi gekommen. Er habe den Wunsch gehabt, daß seine &ran und seine Tochter fortreisten, weil er geglaubt habe, es werde ein Herr von Zdektinski mitkommen, der sich um sciue Tochter beworben habe, aber von ihm zurückgewiesen worden sei, und mit dem er in Differenzen ge- rathen sei und eine Forderung gefürchtet habe. Die Damen scien aber geblicben. Gekommen srien die beiden Malczewski, Mikorsfki, Mieroslawsfi unter dem Namen Szatkowski und Sadowski. Die Gäste hätten vom Kriege im Jabre 1831 und von Bromberg ge- prochen, Anderes habe er anch in der Voruntersuchung uicht an- gegeben, Daß Mieroslawski diktirt und die Anderen geschrieben hät ten, will der Angeklagte niht bemerkt haben. von Mieroslawski, vorgerufen, giebt an: Es seien in Srebrua-Góra die Vorbereitungen zum Aufstande, so wie zu dem Unternehmen auf Bromberg, bespro= chen und niedergeschrieben worden; Moszezenski habe aber davon nichts gehört und gesehen. Der Angeklagte äußert weiter: Er habe den Microslawsli in Srebrna-Góra nur als Szatkowsli gekanut, auch dessen wahren Namen nicht erfahren, Mieroëlawski sagt, er wisse uicht, ob der Angeklagte seinen wahren Namen erfalren habe, ge- nanut habe er denselben nicht. Der Angeflagte fährt fort: Adolph von Malczewski habe bei der Abreise nichts vom Aufstande, uoch von der Beschaffung vou Pulver und Schonung der Pferde gesprochen. Wenn die Voruntersuchungs - Protokolle andere Angaben ‘enthielten, so müsse er behaupten, daß er diese nicht gemacht habe. Die Ver- handlungen der Voruntersuchung, welche die Anklage bestätigen, wer= den verlesen. Der Angeklagte sagt: Das sei niht wahr. “Der Jn= quirent habe ihm gedrobt, er werde nah Sibirien kommen, der Ge- neral Abramowicz sei shon in Posen. Deu Szatkowski (Vieroslaws- fi), welher wegen Krankheit in Srebrna-Góra zurückgeblieben, habe er nah Swiniary zurückbegleitet, um dort über Baun=Angelegenheiten Erkundigungen einzuziehen. Von demselben habe er einen Brief ¿m= pfangen, den er seinen Amtmann zur Beförderung übergeben. Der Jnhalt sei ih unbekanut gewesen. vou Piieroslawski, vorgerufen, erklärt: Der Brief habe eine ZJnstruction für den bromberger Kreis euthalten. Derselbe sei verschlossen gewesen, und wenn er nicht irre, habe er selbst die Adresse des ihm nt bekannten Seredynski darauf geschrieben. Dem Angeklagten habe er von dem Inhalt mchts ge- sagt und ihm auch keine besonderen Vorsichts- Maßregeln ancempfoh= len. Hierauf werden die Aussagen verschiedener Zeugen veriesen, namentlich die des Kuechts Rosinski, der den Brief an Ser-dynsli befördern sollte, und dem dabei besondere Vorsichts - Ma; regeln an- empjohlen sind. Der Angeklagte fährt fort: Richtig sei, daß er für feine Frau 135,000 Rthlr. habe eintragen lassen, daß dieselbe ihm aber nur 90,000 Rihlr. eingebracht. Eine Familien-Uneinigkeit habe ihn zur Eintragung der Jllaten veranlaßt; er habe dieselben von 90,000 Rthlr. durch 45,000 Rthlr. als Errungenschaft auf 135,000 Rthlr. erhöht. Hierauf wurde zur Vernehmung der Zeugen geschritten. von Polewski sagt aus: Jm Januar 1846 seien Malczewski und Bial- fowsfi bei ihm gewesen. Er habe sich dazuverstanben, einen Pfandbrief von 1000 Rthlr. auf Wiry zu geben. Einen Schein habe er nicht gleich er- halten, wohl aber einige Tage später, Herr vou Guttry habe die 1000 Nthlr. ausgezahlt gegen Nückempfang des Schuldscheins, Er glaube, daß er vorher wegen der Zahlung an Moszczenski geschric- ben habe, v. Guttry habe ihm das Darlehen in einem Pfandbriefe auf Wiry zurückgegeben; ob dies derselbe gewesen, den er gegeben, wisse er nicht mehr, Beide Pfandbriefe feien zu 4 pCt, gewesen. Der Zeuge von Dreweski sagt aus: Jm Janunar 1846 habe ihm der Angeklagte eineu Brief, angeblich vom Grafen Joseph von Buinski, gezeigt, mit dem Bemerken, daß er in demselben aufgefordert werde, Beiträge für die Ausbildung der polnischen Jugend zu zahlen. Wie er gehört, habe Herr von Zdebinski sich um die Tochter dcs Ange- flagten beworben, Der Angeklagte habe die Tochter demselben nicht geben wollen, und so seien Differenzen zwischen Beiden entstanden. Er, Zeuge, selbst habe den Angeklagten fordern sollen, habe diesen Auftrag aber gbgelehut und dann gehört, daß Zdebinski sich deshalb an von Guttry wenden wolle, Der Zeuge Hyppolit von Guttry sagt aus: Der verstorbene Graf Joseph Buinski habe ihm gesagt, daß er sich au den Angeklagten wegen 1000 Nthlr. für die lernende polnische Jugend wenden müsse. Ob und was der Angeklagte gege ben, wisse er niht. Die Differenzen zwischen Mosßzczeuski und Zdebinsfki habe er beigelegt. Frau Pelagia von Malczewska sagt aus: Jm Januar 1846 sei der Angeklagte in ihrem Hause gewesen. Jhr Mann (Adolph von Malczewski) habe dem Angeklagten gesagt, daß Graf Buinski auch von ihm Geld zur Unterstüßung der lernen- den Jugend haben wolle, Jhr Mann habe Geld geliehen und das= selbe dem Moszczenski gegeben. Fräulein von Ga1czynska sagt aus: Am 15, Januar 1846 sei der Angeklagte in das Hotel de Bavière in Posen gekommen, Adolph von Malczewski habe den Angeklagten mit seinem Geize geneckt und gesagt, daß der Angeklagte den Gra- fen Buinski guf dessen schriftliche Aufforderung zu Beiträgen für die lernende Jugend nmcht eiumal geantwortet habe. Der Angeklagte habe gesagt: Er sei bereit, etwas zu geben, habe aber jeßt tein Geld bei jih. Malczewski habe sih erboten, Geld zu schaffen, Der Zeuge Vincent von Krasinski bekundet : Nach Weihnachten v. J. (abe Adolph Malczewski den Angeklagton in seinem Beisein zu Po- son aufgefordert, Geld zu geben für die Unterstichung der lernenden Jugend. Angeklagter habe sich bereit erflärt; Malczewski habe dar= auf einen Pfandbrief von 1000 Rihlr. gebracht und in Guttr9?s Wohuung dem Angeklagten übergeben, worauf dieser einen Schein ausgestellt habe. Der Zeuge Florian von Wilkonski erklärt: Am 12, oder 13, Januar 1846 habe er den Angetlagten auf der Straße zu Posen getroffen und fei mit ihm zu dem verstorbenen Grafen Buinski gegangen, dem der Augeklagte einen Pfandbrief von 1000 Rthlr. gegeben habe. Am 4. Februar sei der Angeklagte mit seiner Familie und auh Zdebinski bei ihm zu Besuch gewesen. Hier seien Differenzen zwischen dem Angeklagten und Zdebinski wegen dessen Tochter entstanden. Frau von Moszezenska habe die Partie Zdebinski?s genommen und die Eintragung ihrer Jllaten verlangt. Frau Helena von Moszczenska sagt aus: Zdebinski habe sich um ihre Tochter beworben. Sie sei mit ihrem Manne darüber in Disse- renzen gerathen, Sie habe gehört, daß Zdebinski ihren Mann habe fordern wollen. Es sei auch in dieser Angelegenheit ein Brief von Guttry gelommen, und da habe ihr Mann gesagt, sie müsse mit der Tochter fort. Sie habe ihrem Manne über 330,000 Rthlr. zuge- braht und habe Sicherheit dafür verlangt; deshalb sei die Eintra=- gung der Jllaten geschehen. Drei andere Zeugen bekuuden, daß Mal- czewsfi öfter zu Srebrna-Góra gewesen. Der Gefängniß-Jnspektor Marggraf zu Posen sagt aus: der Angeklagte sei immer fkränklich gewesen, habe über sein erstes Gefängniß Klage geführt und spâter

‘ei “bè}eres erhalten. Der Angeklagte habe ihm e1zählt, es \ei he vom Assessor Gillishèwski gesagt worden, wenn er Geständnisse ab- lege, werde er entlassen werden. Der Asessor Gillischewski sagt aus : er sei Juquirent des Angeklagten gewesen. Derselbe sei ktänklih- gè- wesen. Versprehungen und Drohungen häbe er dem A gteit nit gemaht, Der Polizei-Direktor Duncker erklärt è er abe den Angeklagten im Garnison-Lazareth zu Pösen vernommen. .? Er denfetbên bei den Vernehmungen niht stehen lassen (wie be worden) und habe ihm auch keine Versprechungen oder Drohungen gemaht, Was die Klage über lange Dauer der Verhöre betreffe, so sei es wohl mögli, daß dieselben mitunter lange gedauert. Der Protokollführer Meißner sagt aus: er sei bei den Vernéhmungen des Angeklagten gegenwärtig gewesen. Der Angeklagte sei kränklih wesen. Von Versprehuugen und Drohungen Babe er nihts gehört. L Dundcker habe den Angeklagten mehrmals aufgefordert, fi ‘zit eben.

Der Vertheidiger verlangt die Vereidigung aller Zeugen. Das Gericht beschließt die Vereidigung Aller ‘mit Ausnahme der Frau von Moszczenska. Die Vereidigung erfolgt, und es tritt eine halb= stündige Pause ein.

Nach Ablauf der Pause legt der Vertheidiger ein Schreiben des Laudraths vor, durh welches bekundet wird, daß der Angeklagte der deutschen Sprache nicht vollkommen mächtig sei. Auf Antrag des Staats- Auwalts wird der Assessor Gillischewski über diesen Punkt ver- nommen, und er erklärt : Der Angeklagte habe die ihm in deutscher Sprache vorgelegten Fragen deutsch beantwortet. Er erinnere si{h nicht, daß die Zuziehung eines Dolmetschers erforderlich gewesen. Aus den Antworten habe er {ließen müssen, daß der Angeklagte seine Fragen vollständig verstanden habe.

Nach diesen Verhandlungen beginnt die Vernehmung des Ange- flagten Malczewski. i

Adolph von Malczewsfi ist 33 Jahre alt, katholisch, zur Armee- Reserve gehörig und Besißer des Gutes Krukowo im Kreise Mogilno. Bei Ausbruch der polnischen Revolution befand er sich, 17 Jahre alt, auf ter Militairschule zu Zolibor bei Warschau, ‘nahm an dem Re= volutionskriege Theil, avancirte während desselben zum Premier-Lieu- tenant und trat mit dem Rybinsfischen Corps nah Preußen über, wo er sih der Landwirthschaft widmete und von seinem Vater das Gut .Krufowo erbte. Der Angeklagte war als ein eifriger, exaltirter Pole bekannt und stand als solcher bei vielen seiner Landóleute, die ihn als ihr Parteihaupt betrachteten, in großem Ansehen. Jm Jahre 1844 wurde er, revolutionairer Umtriebe verdächtig, verhaftet, Das Kam=- mergericht fand nach dem Resultat des eingeleiteten Skrutinial-Verfahrens feinen Grund, eine förmliche Kriminal-Untersuchung einzuleiten. Der Angeklagte ward freigelassen und {loß sih nun, da er inzwischen die Ueberzeugung erlangt, daß er und seine Auhänger für sich zu \{chwach seien, um die Wiederherstellung Polens durchzuführen, im Jahre 1845 dem demokratischen Verein an. Als Mieroslawski im Anfang des Jahres 1846 in das Großherzogthum gekommen war, stellte sich der Angeklagte ihm zur Verfügung. Auf Mieroslawski?s Aufforderung übernahm er das Kreis-Kommissariat des gnesener Kreises und eben v das Amt eines Reise - Kommissarius für die nordöstlichen Kreise des Großherzogthums mit der Aufgabe: Geldmittel Für die revolu= tionairen Zwette zu beschassen und Erkundigungen über den Stand der Dinge einzuziehen. Auf seiner Reise kam er im Januar 1846 auch nach Srebrna-Góra zu Moszezenski und leitete hier das oben erwähnte Geldgeschäft ein. Als Mieroslawski aus Krakau zurüdgea lehrt war, stattete ihm der Angeklagte Bericht von den Ergebnissen - seiner Reise ab uno erhielt den weiteren Auftrag : in der Gegend um Rogowo einen Ort ausfindig zu machen, wo die Kommissare der nord- östlichen Kreise sicher mit Mieroslawsli zusammeukommen köunten. Jn die Zeit dieser zweiten Reise fallen seine häufigen Besuche zu Recz bei dem Mitangeklagten Andreas von Jlowiecti, wo überhaupt Ende Januar und Anfang Februar v, J. ein ungewöhnlicher, lebhafter Berkchr stattfand. Nicht allein die Freunde und Nachbarn des An=- dreas von Jlowiecki kamen damals häufiger als je dorthin; auch viele fremde Herren erschienen, welche sich dann die Tage über nit in den gewöhnlichen Wohnzimmern, sondern in Nebenstubeit und nicht Jedem zugänglichen Gemächern aufhielten, angelegentlich mit einan=- der sprachen und in der Regel erst spät am Abend oder in der Nacht weiterreisten. Nicht selten erschienen so viel Gäste in Recz, daß sich förmliche Versammlungen bildeten, Fast alle Theilnehmer an densel- ben gehörten zu den genaueren Freunden und Anhängern des Ange= klagten und sahen ihn als ihren Führer an. Auch am 6. Februar fand eine solche Versammlung in Recz statt, wobei Malczewski zuge= gen war, Am folgenden Morgen fuhr dieser nah Swiniary und benachrihtigte den Ludwig von Mieroslawski davon, daß er auf den 8. Februar die Kommissare der nördlichen Kreise zur Zusammeukunft mit ihm nach Srebrna-Góra, dem Gute des Matheus von Moszcezenskíi, beschieden habe. Auf dieser Versammlung erläuterte Ludwig von Mie- roslawsfi zunächst den Anwesenden den allgemeiuen strategischen Plan beim Aufstande und ertheilte sodann einem Jeden von ihnen eine spezielle Instruction. So erhielt der Angeklagte die Weisung: mit den Jusurgenten aus dem gnesener Kreie einen Scheinangriff auf Gnesen auszuführen, dabei sich wo möglich der Landwehrwafssen zu bemächtigen und daun mit seinen Schaaren nah Rogowo zu rüdcken. Der Angeklagte notirte sich Mehreres aus den ihm gewordenen Jn= structiouen. Als die Versammelten Srebrna-=Göóra verlassen wollten, machte der Angeklagte die obengedachte Aeußerung zu Matheus von Moszezenski. Daß Malczowski thätigen Antheil an der Verschwörung genommen, wird außerdem noch durh mehrere einzeln dastehende Umstände bekundet, von denen hier uur erwähnt werden mag, daß derselbe zu einem gewissen Surkowski äußerte: Es werde bald etwas Neues ausbrechen, und Surkowsfi werde sih bald mit den Russen wiederscheun.

Nach Verlesung der Anklage - Akte äußert der Angeklagte; Er habe nie zum demokratischen Verein gehört und keine Vorbereitungen zum Aufstande getroseu. Auch habe er sih dem Mieroslawsfi nicht zur Disposition gestellt und fein Amt übernommen. vorgerufen, erklärt : er habe zwei Malczewski gekannt und diese stets verwecselt. Den Einen habe er sehr gut, den Angeklagten fast gar nicht gekannt, Jn der Voruntersuchung habe er das, was er von dem ihm gut bekannten Malczewski gewußt, stets auf den Angeklag=- ten bezogen. Von einem Reise - Kommissar habe er nie gesprochen, sondern von einem Handlungs-Reisenden, der für die Sache der Re- volution thätig gewesen. Was die vorgelesenen Protokolle betreffe, so habe er die dort genannten Aemter nit dem. Angeklagten, son- dern dem Albin von Malczewski übertragen wollen. Der Angeklagte fährt fort: Zu Srebrna-Góra sei er im Februar 4846 gewesen, um Pferde zu verlangen. Bald darauf habe er den Moszczenski aufge- fordert, Geld für die Unterstüßung der lernenden Jugend zu ber worauf sih Moszczenski zu den heute besprochenen 1000 Thalern verstanden habe. Mieroslawski sagt aus: Nicht Adolph, :fondern Albin von Malczewski habe ihn zu Swiniary die Aufnahme ver-, schafft. Der Angeklagte fährt fort: Zu Recz sei er 1846 nur zwei=- mal gewesen, und zwar Anfang Januar und am 6, Februar. Von. Versammlungen, die dort abgehalten worden, wisse er nichts. Romugld‘von Gozimiersfi, vorgerufen, sagt : Richtig sei, er in dee Voruntersuhung

: naeklagten als Parteihaupt nennen hören. gesagt habe, er habe den Angeklag n Hl Dies sei aber falsch, Malczewski sagt: Am 6, Februar sei er nah

Mieroslawsfki, --°