1847 / 244 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Deutsthe s König is am ls d , Majestät der i

Königreich Bayer er in Male fenburg angekommen. 29. August Abends um 9 Uhr É Schweiz und Frankreich soll, wie

Die Getraidesperre E wieder aufgehoben werden oder einem man hört, im nächsten a iacheu indem man nunmehr zur Ein-

niederen Ausgangszol bie hohen Prohibitivzölle unter den gegen- sicht gelommen Lr o ‘durchaus alle Bedeutung verloren haben, denn wartgen S rprelse stehen in der Schweiz schon seit geraumer Zeit um 5— 8 Fl. niedriger, als in Bayern. S s i:

Aus Speyer vom 28. August wird, gemeldet : „Seit geftern befindet sich Se. Majestät der Kômg wieder in der Pfalz. Seine Reise in unserem Regierungs-Bezirke bildet einen ununterbrochenen Triumphzug, der eben so, wie alles Andere, nebenbei beurkundet, mit welcher wah- ren, innigen Freude die gesammte Bevölkerung unserer Provinz über die stattgehabten bekannten Veränderungen erfüllt ist, wie durchaus dieselben ihren Wünschen und Bedürfnissen ensprehen, und wie sehr sie dieselben zu schäßen weiß. Heute früh besichtigte der Monarch die Fresko-Malereien im Dome und fuhr dann, in jeder Beziehung be- friedigt und erfreut, nah acht Uhr nach Germersheim ab. Se. Ma- jestät wird sich von da über Landau nah der Königlichen Villa Lud= wigshöhe, dann über Neustadt nah Dürkheim begeben und morgen früh die Rückreise nach Aschaffenburg, über Frankenthal und Worms, autreten,“

Nach der Augsb. Allg. Ztg. hätte sih die ba erische Hypo- theken- und Wechselbank anheischig gemacht , die für den CEisenbahn= bau nöthigen Kapitalien zu einem niedrigeren Zinsfuße, als ihn jeßt irgend ein Bankhaus bieten könne, zu liefern, gegen die Erlaubniß, die Summe ihrer Banknoten erweitern zu dürfen. Dazu würde die Zustimmung der Stände-= Versammlung auf dem außerordentlichen Landtage gefordert werden. :

Die Kammer der Reichsräthe zählt gegenwärtig 57 Mitglieder, so daß die Anwesenheit von 29 Reichsräthen zur Konstituirung dieser Kammer erforderlich is. Der Fürst Ludwig von Wallerstein, Ge- sandter Bayerns in Paris, wird nächste Woche in München eintreffen und dem Vernehmen nah während der Dauer des außerordentlichen Landtages dort verweilen, um an demselben Theil zu nehmen.

Königreich Sachsen. Jhre Majestät die Königin ist am 99, August in Begleitung Jhrer Königl. Hoheiten der Prinzen Georg, Sohn Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann, und Ludwig von Baygern in Pillnit eingetroffen. :

Se, Majestät der König ist am 31. August von Leipzig wieder abgereist. L:

Großherzogthum Vaden. (Bad. Bl.) Der Seifeu- sieder Stoll von Mudau, welcher in diesem Frühjahre den bekannten Aufruf gn die Odenwälder erließ, auf der sogenannten Spießenheu- matte sich zu versammeln und von dort aus ein Attentat auf die Für= sten, Beamten und das Eigenthum zu versuchen, is durch hofgericht=- liches Urtheil wegen versuchten Hochverrathes in eine Zuchthausstrafe von zwei Jahren verurtheilt worden. Es is konstatirt, daß er per- sönlich diesen Aufruf herumtrug und den Leuten, welche an der Ver- sammlung keinen Antheil nehmen zu wollen erklärten, drohte, daß auch auf sie und ihr Eigenthum die Angzisfe sich erstrecken würden, wenn sie m an dem festgeseßten Tage mit Heugabeln 2c. sich einfinden würden,

Großherzogthum Hessen und bei Nhein. Der O. P. A. Z. wird aus Mainz vom 30, August geschrieben: „Die Nachricht von der Abberufung des hiesigen allgemein geschäßten Herrn Festungs-Kommandanten , General-Major Baron von Jeßer (\. Allg. Pr. Zt g+ Nr. 242), müssen wir als gänzlich unbe- gründet erklären. Herr Baron von Zeßer machte lediglich eine Erholungsreise nah der Schweiz und ist von derselben bercits wieder zurückgekehrt, Das erste Bataillon des seit mehreren Jahren hier in Garnison gelegenen Kaiserlichen Jnfanterie-Regiments „Graf Kheven- hüller-Metsch““ geht schon am 2. September von hier ab, das zweite Bataillon am 16ten und das dritte Bataillon am 26. Oktober, und wird indessen das früher beorderte Jufanterie - Regiment „Erzherzog Rainer“ in verschiedenen Abtheilungen hier eintreffen.“

Großherzogthum Sachsen-Weimar. Se. Majestät der König der Niederlande hat am 30. August Weimar wieder verlassen.

Herzogthum Holstein. (Hannov. Ztg.) Der Prinz Peter von Oldenburg hat sih am 28. August mit seiner Familie in Kiel am Bord der russischen Dampsffregatte „Bogatyr“/ nach St. Pe= tersburg eingeschi}st.

Der Obergerichts - Advokat Besceler ist von der gegen ihn erho- benen Anklage wegen der Volks - Versammlung in Neumünster von dem holsteinishen Obergerichte freigesprochen; es steht jedoch ‘dahin, ob der Fisfal nicht an das Ober-Appellationsgericht appelliren wird, Dieses hängt von den Verhaltungs-Befehlen ab, die derselbe höheren Orts einzuholen hat. Der Dr. Lorenzen dagegen i zu einem Jahre Festungsstrafe verurtheilt. Gegen diese Verurtheilung steht nicht blos

dem Verurtheilten, sondern auch dem Fiskal die Appellation zu, falls

höchsten Orts geglaubt werden sollte, daß die erkannte Strafe zu gelinde wäre. Das Verfahren bei dem Ober-Appellationsgerichte ist nicht mündli und öffentlich, wie bei den übrigen {leswig-holsteini- \hen Gerichten. Der Entwurf der neuen Ordnung, welche in höchster Instanz ein rein mündliches und zugleich öffentliches Verfahren vor= schreibt, is der bekannten Ereignisse halber in der vorjährigen Ver= sammlung nicht zur Berathung gekommen. ;

Oesterreichische Monarchie.

IVien, 31. Aug. Der Oesterrei i | t hält Nachstehendes: : esterreihische Beobachter ent- „Die in Rom er einende Zeitung la Bilancia enthält in i Blatte vom 20. August l. J. einen „Angelegenheiten Sv Metau Sir: schriebenen langen Artikel, welcher von unrichtigen Angaben, géhässigen Ver- dächtigungen und falschen Auffassungen thatsählicher Verhältnisse stropt Es ‘würde uns zu weit führen, wenn wir ver Bilan cia Schritt vor Sd ti auf allen, en Dram adt wollten. Wir begnügen uns für heute Vi Leven. en Z a0 ihren vielen gewagten Behauptungen

„Der ganze Streit, welcher in Ferrara erhoben ; von einigen italienischen Blättern, so wie von ber vortir O welcher großer ‘Lebhaftigkeit fortgesponnen wird, läßt sich auf die inte M hs zurüführen: besißt Oesterreich das Besapungsrecht in Ferr age oder niht? Da der klare Wortlaut des Artikels 103 der Slußakte di N wiener Kongresses diese Frage außer allen Zweifel stellt, so bleibt derx Bi lancia nichts übrig, als ‘an dem Sinne der in gedachtem Artikel gebrauch- ten Ausdrücke zu mäkeln. Die Bilancia erklärt es für eine S ivfindig- feit, das Wort „place“ dir ¡béfestigte Stadt“ übersegen zu wollen, und findet es ganz natürlich, daß Der römische Hof darunter nur die Citadelle verstanden wissen will, Ueber die rehte Bedeutung des Wortes „place'“ hätte die Bilancia, wenn es ihr anders um Erforschung der Wahrheit ju thün gewesen wäre, ‘aus jedem Wörterbuche -sih belehren können. Es st überdies einleuchtend, daß, wenn bei Abfassung des erwähnten Artikels 403 die Absicht vorgeherrscht hätte, das österreichische Besazungsrecht auf die Citadelle von Ferrara zu beschränken, man auch unfehlbar dieses und nicht das unpassendere Wort „pläce“ gebraucht haben würde, um so mehr,

1738

als das nämliche Wort auch in Beziehung auf Comacchio angewendet wurde,

wo bekanntlich sich gar keine Citadelle befindet, 4

„Ist somit erwicsen, daß Oesterreich das Besazungsrecht in den Pläßen von Ferrara und Comacchio besigt, so fällt der ganze, über einige kürzlich von dem Kaiserl, Festungs - Kommandanten von Ferrara angeordnete mili- tairische Maßregeln, welche nichts Anderes als die Anwendung der in allen Heeren bestehenden Dieust- Ordnung auf die Besagung bezwecken, erhobene Streit in sich selbst zusammen.

E us Bilancia scheint in der That selbst gefühlt zu haben, daß auf diesem Felde der Sieg nicht zu erringen sei, und fie beeilt sich daher, eine vortheilhaftere Stellung aufzusuchen. Sie wählt diese auf dem Terrain des Protestes, welchen der Kardinal Consalvi gegen den Artifel 103 bei dem wiener Kongre}je eingelegt, ,, „bei jerem Kongresse, wo die größeren Mächte Europas (um es frei herauszusagen) die kleineren so bchandeten, wie dic günstige Gelegenheit des Sieges ihnen die Gcwalt dazu verlieh.“

_ ¡¡Viejem Zdeengange folgend, ruft die Bilancia an ciner anderen Stelle aus: „, „Wir wollen bis auf den wiener Traktat selbst zurückgehen und, indem wir mit Ehrfurcht den Ausspruch unseres Regenten auffassen, es fühn heraussagen, daß es nunmehr an der Zeit ist, daß gewisse, gleich anfangs eingelegte Proteste ihre volle Wirkung haben, so wie es die Ge rechtigfeit verlangt.“ s j „Da diese unvorsichtige Aeußerung- der Bilancia geeignet is, cinen tiefen Blick in die eigentlichen Triebfedern zu gestatten, welche die Parteien die über die Borgänge in Ferrara ein so lautes Geschrei erheben, în Betwe- gung seyen, \o lohnt es sih wohl der Mühe, die Natur des Protestes um welchen es sich hier handelte, näher zu beleuchten. :

„Drei Tage nach der Unterzeichnung der Schlußakte des wiener Kon gre\es, also am 12. Juni 1815, übergab der päpstliche Bevollmächtigte, Kardinal Consalvi, zwei Proteste, Jn dem einen derselben thut der Kar- dinal Einsprache „gegen alle den Interessen der katholischen Neligion , \o wie den Rechten der Kirche nachtheiligen Verfügungen.‘ i

„Er rechnet dabint ¡»J die Nichtwiederherstellung der geistlichen Für- stenthümer, welche verschiedenen weltlichen katholischen un® afatholischen Für= sten zugetheilt wurden z b) die Nich!zurückgabe der geistlichen Güter, welche zum Theil in den Händen der neuen Besißer, ohne Mitwirkung der legiti- men Autorität, gelassen worden sindz c) die Nichtwiederherstellung des heil. römischen Reichs.“ ““

„Jn dem zweiten der erwähnten Afte dankt zwar der Kardinal, im Na men des heil, Vaters, den Monarchen, durch deren Hülfe es ihm gelungen war, in das Patrimonium Petri zurückzukehren, zugleich aber legt er Pro- test ein gegen ‘die Nichtzurückgabe an den 0H, Stuhl der Provinz von Avignon, der Grafschaft Venassin, des auf dem linken Po - User gelegenen Theiles der Legation von Ferrara, so wie gegen das österreichische Garni- sonsreht in den Pläßen von Ferrara und Comacchio. e

„És genügt, einen Blick auf die Reihe der Gegenstände zu werfen, ge- gen welche der römische Hof Einsprache that, um sich zu überzeugen, daß dieselbe gegen die unwiderstehliche Gewalt der Dinge anzukämpfen versuchte, welche die europäische Ordnung bis in ihre Grundfesten erschüttert und dic Gestalt dieses Welttheils verändert hatte, Es licgt am Tage, daß der Pros test des Kardinals Consalvi nur als eine durch die alten Traditionen der römischen Kurie gebotene Formalität angesehen werden konnte, jenen Vor=- behalten gleich, welche nach dem westfälischen Frieden im Jahre 1649, nach dem Fricden von Alt-Nanstädt im Jahre 1707 und nach dem Frieden von Baden im Jahre 1714 gemacht worden waren. Aus diesem Gesichtspunkt betrachteten in der That die auf dem wiener Kongresse versammelten Mächte den Protestations - Alt des Kardinals Consalvi , indem sie demselben keinen praktischen Werth zuerkannten, sondern ihn, unter Aufrechthaltung der Be- stimmungen, welche er anfocht, einfach zu den Akten legten. i

„Will daher heute der Versuch gemacht werden, den römischen Pro- testationen des Jahres 1815 eine praktishe Bedeutung beizulegen, #0 leuch- tet cs ein, daß hier das Besazungsrecht von Ferrara nicht allein im Spiele sein kann, sondern daß die Frage aus den engen Gränzen einer Diskussion zwischen dem Kaiserlichen Festungs-Kommandanien und den Lokal-Behörden

heraus - und auf das Feld der eurepäischen Verträge tritt, durch welche im

Jahre 1815, nach den Umwälzungen einer sturmbewegten Zeit , cine neue

politische Ordnung gegründet wurde,“ /

Pesth, 26. Aug. Der Verein zur Errichtung cines Denkmals für den verstorbenen Erzherzog Palatin] hat in seiner lebten Versammlung beschlossen, die Ausführung dieses Denkmals dem Künst= ler Shwanthaler in München anzuvertrauen und zugleich den Ober- Landesrichter und Vice-Palatin, Grafen G, von Majlath, um die Annahme des Protektorats zu ersuchen, ;

Franc.

Paris, 29, Aug. Der König is gestern Abend nah 8 Uhr vou Paris in St. Cloud eingetroffen. : ;

Ein medizinisches Journal, die Gazette des Hopitaux, ver= öffentliht einen langen ärztlihen Artikel über die Vergiftung des Herzogs von Praslin und über den Leichenbefund. Es wird darin aus den vorgenommenen wissenschaftlichen Untersuchungen dargethan, daß der Herzog von Praslin nur einmal, und zwar am 18ten, als er wahrnalhm, daß ih ein uiht mehr zu bewältigender Verdacht ge- gen ihn wandte, Gift genommen. Man fand bei der Obduction der Leiche Arsenik in bedeutender Quantität sogar in der Leber. Erfah-= rungsgemäß dringt aber Arsenik nur sehr langsam zur Leber und nur nachdem das Gift mehrere Tage gewirkt.

Die Verhöre des Fräulein von Luzy nehmen ihren Fortgangz

* man vernimmt darüber Folgendes :

Als der Justructions-Richter im Augenblick ihrer Verhaftung sie fragte, woher sie die Ermordung der Herzogin wisse, antwortete sie, daß einer der Lehrer ‘des Fräulein von Praslin, Herr Nemv9, und seine Frau, ihr das Er- eigniß mitgetheilt und sie darüber in solcher Aufregung gefunden hâtten, daß sie sie mit in ihre Wohnung genommen, wo die Polizei sie verhaftet

habe. Auf die Fragen, ob sie sich nicht \{chweres Unrecht gegen die Herzo- 5 gin vorzuwerfen, und ob sie nicht versucht habe, derselben die Zuneigung

3) y , , - ä * 1hres Gatten zu entziehen, entgegnete sic: „Nein, mein Herr, niemals, nie-

, c,

{mals! Als ih in das Haus fam, bestand die Uneinigkeit hon. Der Her- 30g wollte die Erzichung seiner Kinder allein leiten, wenigstens sagte “mir ‘die Herzogin das, und, nachdem sie lange mit mir darüber gesprochen, fügte sie hinzu, daß ih dem Herzog Rechenschaft abzulegen haben würde, Der Herzog seinerseits sagte mir dasselbe. Jn wenigen Monaten waren hinter cinander drei Gouvernanten im Hause gewesen; die Herzo- Yin konute sich mit keiner vertragen.“ Demoisfelle Luzy bemerkte weiter, der Herzog habe ihr anfangs gesagt, daß sie mit den Kindern allein wohnen und allcin mit ihnen speisen, und daß diese nur ihre Mutter schen sollten. Darauf habe sie aber nicht eingehen wollen, sondern exklärt, daß sie unter solchen Bedingungen die Stelle nicht annehme, und nun habe der Herzog entschieden, die Gouvernante und die Kinder sollten mit der Familie speisen, die Kinder äber ausschließlich unter ihrer Obhut uud Leitung stehen, Ihre Uneinigkeit mit der Herzogin schreibt Dlle. Luzy einer früheren Gou- vernaute zu, welche behauptet habe, sie entfremde die Kinder ihrer Mutter. Später, bei cinem Aufenthalt im Schlosse Vandreuil, wo sie mit der Her- zogin allein gewesen, habe diese an dem Unterricht der Kinder Theil „genom- men, der Herzog sei, als er das erfahren, sehr L darüber gewesen und habe sich etwas stark darüber ausge prochen, worauf jene Einmischung unterblieben sei, Sie selbst )abe übrigens die Her- zogin nie verleßen wollen; habe sie vielleicht bisweilen etwas lebhaft geantwortet, so sci das geschehen, weil sie selbst grausam verlegt worden. Die üble Laune der Herzogin shreibe sich daher, weil die- selbe große Lust gehabt habe, den Herzog und ihre Kinder zu beherrschen, und weil der Herzog si dagegen aufgelchnt, Die Herzogin habe sie indeß meistentheils anständig und theilweise sogar liebreich behandelt. Jedenfalls ber habe sie in ihrer, wenn auch nicht séhr angenehmen Stellung aushar- ren müssen, da sie keine Mittel besibe und der Béizdg ihr versprochen habe, wenn sie die Erziehung seiner drei ältesten Töchter beendet, ihr eine jähr- liche Pension anszuseßen, Ucbrigens habe die Herzogin nie das Geringste auten lassen, als argwöhne ‘sie ein vertrautes Verhältniß zwischen ihrem emahl und der Gouvernantez sie habe vielleicht gegen Andere darüber ge-

\ rochen, gegen sie aber nie. Als sie vor einigen Zahren mit ihren R ie

ngen nah Korsifg gereist sei, habe ein Journal das Gerücht- verbreitet,

sei mit dem Herzog entflohen. Sie habe darauf sogleih das Haus gerlasseit wollen und sei nur auf Zureden des Marschalls Sebastiani geblieben, dék

ihr vorgestellt, daß man in einem solchen Schritte eine Bestäti- gung jenes Gerüchts sehen würde, Die Herzogin sei freilich sehr

falt gewesen, als sie derselben ihr Bleiben mitgetheilt, aber ihr Argwohn, wenn derselbe überhaupt bestanden, scheine sich bald gelegt zu haben, und sie habe sie seitdem schr wohlwollend behandelt; sie sei noch im Laufe des lezten Winters mit ihren Töchtern guf keinen Ball gegangen, ohne sie mit- zunehmen, Mehrmals habe die Herzogin sie auch ersucht, den Herzog für eine Partie für ihre Töchter günstig zu stimmen, sie habe aber fortwährend jede Einmischung abgelehnt. Sie sei endlich wie niedergeschmettert gewesen, als im Monat Juli ein dem Hause befreundcter Geistlicher ihr gesagt habe, daß ihre Gegenwart den Familienfrieden störe, und daß sie nicht länger im Hause bleiben könne. Als der Vechörten mitgetheilt wurde, daß man den Herzog in dem Verdacht des Mordes habe, rief sie aus: „O nein, nein, meine Herren, sagen Sic mir, daß das nicht der Fall is, Es is unmög-

lich! Er, er, der feines seiner Kinder leiden schen founte! Nein, sagen Sie mir nicht, daß gegen ihn {were Anzeichen vorliegen! Sagen Sie, daß es ein Verdacht ist, der sich nicht bestätigen wird! Nein! Nein!“ Sie fiel mehrmals auf die Knice und

faltete die Hände, den Kopf zur Eide gebeugt. „O sagen Sie es mir, meine Herren, ih bitte Sie. Aber nein, Sie würden mir sagen, was ich nicht glauben könnte! Nein, niemals!“ Dann schwieg sie cinen Augen- blick und preßte die Hand an die Stirn. „Es is unmöglich! Mein Jun- neres sagt mir, daß er es nicht gethan hat! Wenn er es aber gethan hat, großer Gott! Dann wäre ich, ich allein die Schuldige! Jch, die ich dic Kinder so schr liebte, anbetete! Jch war feig, ich fürchtete das Unglück, das Elendz ih wußte mich nit in mein Schicksal zu finden!“ Sie er- zählte dann, daß sie Briefe an die Kinder geschrieben, daß diese Briefe vor- handen seien und man sie schen könnez sie sprach ihre Verzweiflung darüber aus, daß sie das Haus nicht verlassen, sobald sie die Uneinigkeit zwischen den beiden Gatten gewahrt. „Das is mein ganzes Verbrechen z ih bin die Schuldige! Sagen Sie es, mein Herrz ja, chreiben Sie es nieder. Er wird dics unglückselige Zeugniß für mich verlangt haben, sie hat es nicht geben wollen, und da „.. O, ja, ih, ich allein bin die Schuldigez schrei- ben Sie es nieder!“

Man glaubt übrigens ziemlich allgemein, daß gegen Fräulein von Luzy keine Anklage auf Mitschuld an dem Morde wird erhoben wer- den. Jedenfalls aber wird die Nachricht als irrig bezeichnet, welche cine Anklage auf Ehebruch gegen sie in Aussicht stellte, denn ein klag- gender Theil is uicht vorhanden, und beim Ehebruch faun das üsfent= liche Ministerinm nicht ex officio einschreiten. Weiteres aus der In- struction ist nicht bekanut geworden, nur daß cin neues Anzeichen gegen den Herzog vorliegt. Der Schlüssel zu der Thüre nämlich, welche das Schlafzimmer der Herzogin von ihrem Toilettenzimmer trennt, durch welches leßtere wieder eine Thür nah den Gemächern des Herzogs führt, war von der Herzogin wie gewöhnlich abgezogen, aber die Schrauben der Krampe, in welche der Riegel hineinpaßt, waren abgenommen, und in dem Zimmer des Herzogs hat man einen Schraubenzieher gefunden.

Das Journal des Débats enthält einen Artikel, worin es die Frage aufwirft , ob es nicht nöthig wäre, daß das Ministerium den Artikel der Charte, der die Verhastung eines Pairs durchaus von der Autorisation der Pairs-Kammer abhängig macht, durch cinen den Kammern vorzulegenden Gesches-Vorschlag reformire und beide Kam mern auf gleichen Fuß telle.

Beauvallon is von der Anklagekammer wegen falschen Zeugnisses vor die Assisen der Seine gewiesen worden z wie es heißt, will ex gegen diesen Beschluß, als ungesebßlich appelliren. /

Das Journal des Débats tadelte neulih das Verfahren des Unterrichts=Ministers Salvandy in Hinsicht des Studieu-Regle- ments der Königlichen Gymnasien. Darauf ließ Graf Salvandy im Moniteur eine Note erscheinen, die eine ziemlih derbe Absfer= tigung des Journal des Débats enthielt und behauptete, Alles, was dasselbe über den Studienplan gesagt habe, sei grundfalsch. Fett kommt nun das Journal des Débats mit einer Erwiede= rung, die folgendermaßen anfängt: „Es ist leicht, höflicher zu sein, als die Note im Moniteur, aber es is s{hwer, zu gleicher Zeit ungenauer, ja irriger zu sein.“

Der Chevalier Ruffo, Minister des Bey von wichtigen Aufträgen hier eingetroffen sein.

Die Truppen, welche das Lager von Compiegne bilden, sind jeßt vollzählig versammelt, und das erste Manöver sollte {hon am 26sten stattsiuden. És wird angenommen, daß der Feind jenseits des Flus= ses stehe. Für die beiden Armee-Corps wird cine Schiffbrücke über die Oise geschlagen.

Frederic Soulié i} nicht gestorben z er befindet si vielmehr in der Besserung. Dagegen soll Heinrich Heine abermals sehr krank daniederliegen. i

Die Akademie der Medizin hat Herrn Fr. Dubois an die Stelle des verstorbenen Pariset zu ihrem beständigen Secretair erwählt.

Das Journgl des Debats bringt ein Schreiben aus Tes tuan, wona der Kaiser von Marokko erst nah dem Rhamadan ge= gen ‘Abd el Kader auftreten zu wollen schiene. Der neue Gouver- neur des Riff warte auf Verstärkungen z - durch das Schicksal seines Vorgäugers gewibigt, sei er sehr vorsichtig, Sidi Mahomed, Sohn des Kaisers, erwarte zu Fez die Befehle scines Vaters. Aus dem ganzen Benehmen leute aber eine solche Unsicherheit und ein folcher Mangel an Zuversicht hervor , daß dies nichts Günstiges schließen lasse und nur die Macht des Emirs zu steigern geeignet sei. Der Kaiser scheine andererseits kein Berfahren einzuschlagen, das ihm die Anhänglichkeit der Marokkaner nicht zu sichern geeignet wäre; er habé, bevor er aus der Hauptstadt abgereist, 309 Köpfe abschlagen und über 40 Personen verjstümmeln lassen. Alles dieses geschehe wohl aus Mißtrauen z dic Gefängnisse von Fez seien mit Menschen gefüllt, die in Verdacht ständen , mit Abd el Kader Einverständnisse gehabt zu haben. An neuen Blutscenen werde cs nicht fehlen, und es heiße allgemein, daß der Kaiser, durch seinen Geiz und seine Gold= gier angetrieben, zu solchem Mordsystem seine Zuflucht nehme, indem er das Vermögen der Gemordeten an si reiße, um damit die Kriegs=- kosten zu decken. Reiche Personen zitterten, weil sie fürchteten , die Reihe komme auch an sie.

Die Regierung hat von

Tunis, soll mit

dem Grafen Walewski Depeschen er= halten, worin derselbe anzeigt, die friedlihe Beilegung der Angele= genheiten am Platastrome erweise sich als unmöglich, Rosas mache täglih neue Forderungen und trobe darauf, daß man, außer ciner Blokade und Beseßung einiger Küstenpunite, ume ernste Zwangsmaß= regeln gegen ihn ergreifen fönne, Auch der englische Bevollmächtigte soll in gleihem Sinne an seine Regierung berichtet haben,

Die neueren Gerüchte, welche an der pariser Börse über die nahe Negoziirung der neuen Anleihe umliefen, werden als unbegrün= det bezeichnet und dagegen der von der Presse dafür angegebene Termin im November bestätigt, Der frühere Finanzminister, Herr Lgcave-Laplange, so erläutert man dieses Hinausschieben, war nämlich {on im Februar fest entschlossen, die Anleihe zu machen, als das britishe Kabinet, welches davon Nachricht bekommen hatte, ihm mit seiner Anleihe von 8 Millionen Pfd. Sterl. zuvorkam, auf welche am 3, September und 15. Oktober die leßten Raten einzuzahlen sind. Jn Folge des gewährten Diskonto auf frühere Einzahlungen sind die im Zuni, Juli und August fällig gewesenen Raten im voraus eingezahlt worden und haben keinen ungünstigen Einfluß auf die Börse äußern fönnen. Jett aber erklären die Geldmänner, daß sie mit der fran= zösischen An]eihe sich nicht cher einlassen könnten , bis die englische ganz eingezahlt sei,

Eine english-frauzösische Gesellschast hat eine Dampfschifffahrts- Linie auf dem Magdaleuenstrom, zwischen St. Martha und Santa Fe de Bogota, Hauptstadt der Republik Neu =- Granada, errichtet. Zur Zurücklegung der vorbezeichneten Strecke brauhte man bis jeßt 40 Tagez die Reise soll nun in aht Tagen gemacht werden.

Vom 1. August 1846 bis zum 31. Juli 1847 sind bei dem Handelsgericht zu Paris nicht weniger als 1931 Bankerotte einge= schrieben worden, deren Passiva sich zusammen auf 68,474,830 Fr. belaufen. : Paris, 24. Aug. (O.-P.-A.-Z.) Ich theile Jhnen nachste- hend eine übersihtlihe Zusammenstellung der Summen mit, welche Frankreich während der Republif, dem Konsulat und dem Kaiserreich (1789— 1814) scinem Verschleuderungs-System in der Geseßzgebung geopfert hat. Die geseßgebende Versammlung fostcte 4,364,060 Fr. Sie zählte 747 Mitglieder und dauerte vom 1. Oktober 1791 bis zum 20. September 1792, Der Konvent mit 479 Mitgliedern kosteic vom 1; M September 1792 bis zum 28. Oftober 1795 20,523,248 Fr. Der Nath der Alten, welcher 250 Mitglieder zählte und vom Oktober 1795 bis zum November 1799 bestand, fostete 12,296,750 Fr. Der Rath der Fünfhundert nahm 20,860,000 Fr. in Anspruch. Das Konsulat (80) Senatoren, ein jeder mit cinem jährlihen Gehalt von 36,000 Fr.) fostete 40,790,000 Fr. Die 76 Senatoren des Kaiserreichs 33,000,500 Fr., der gescbgebende Körper (1799 1804) 74,700,000 Fr. und das Tribunal (1799 1807) 9,750,009 Fr. Die Gesammtsumme beträgt mithin 245,548,256 Fr. j

_ck% Paris, 29. Aug. Man hatte sich von vielen Seiten der Meinung hingegeben, es werde bei den neuerlichen Beschlagnahmen einer Anzahl von Blättern sein Bewenden haben, und cs würden feine weiteren Schritte zu Einleitung eines förmlichen Prozesses gegen die=- selben geschehen, Diese Annahme is nun durch die Thatsache wider= legt, daß der Geschäftsführer des radifalen Blattes Neforme, wel= ches eines der von der Beschlagnahme betroffenen war, nun wirklich ge= richtliche Vorladung vor den JInstructionsrichter, Herrn Legonidec, auf morgen Nachmittags 3 Uhr crhalten hat, ‘um sich wegen der dem Blatte zur Last gelegten Punkte zu verantworten, mit Androhung, daß, wenn er nicht erscheine, cin Vorführungsbefehl gegen ihn würde erlassen werden. Es is also kaum mehr zu zweifeln, daß es wenig= stens zur Einleitung einer Justruction kömmt, ohne daß jedoch daraus mit Sicherheit zu schließen wäre, daß auch wirklih auf Anklage

erkannt werden wird. Die Ermordung der Herzogin von Praslin und der Versuh dieser Blätter, der Regierung eine

Art moralischer Mitschuld au diesem eutseßlichen Ereignisse aufzubürden , waren befanntlih die Veranlassung zum gerichtlichen Einschreiten, Merkwürdig ist, wie auch heute noh, nachdem der Her- zog von Praslin bereits gestorben, sein Leichnam der Erde übergeben ist, dieses Ercigniß aus\chließlich den Gegenstand des ganzen Tages- gesprächs hier bildet. Was die Verkennung der Selbstvergistung des Herzogs im Anfange der gerichtlichen Untersuchung durch die Aerzte anlangt, so stellt es sih nun heraus , daß dieselbe vorzüglich dem Di. Louis zux Last fällt, der, als ein Ehrenmann allgemein aner= annt, hier in den bedauerlihen Jrrthum verfiel, welcher zu so büs-= willigem Verdacht gegen die Aerzte überhaupt, die Polizei- und Ge- richtsbeamten und die Regierung selbst Anlaß gegeben hat. Die Gährung unter den Massen hat zwar etwas abgeuommen, is jedoch feinesweges schon ganz verschwunden. Jn Betreff des Fräulcin Des= portes sind von dem Kanzler Herzog Pasquier zahlreiche Zeugen vernommen worden z alle Personen, die sie irgend gekannt hatten und jeßt aufzufinden waren, mußten dem Kanzler ihre Aussagen machen. Ueber diese Sache ist der Prozeß gegen Benier wegen Veruntreuun= gen in den Mehlvorräthen von Paris, der zu anderer Zeit das größte Aufsehen erregt haben würde, fast unbemerkt vorübergegangen und hat mit Freisprechung der zwei Angeklagten Benier (Sohn) und Goblet geen- det, dic von zwei der ausgezeichnetsten Adeokaten von Paris, jener von dem bekannten legitimistishen Deputirten Berryer, dieser von cinem der Wortführer der radikalen Partei, Jules Fabre, vertheidigt worden waren. Schon drohen aber neue \fkandalöse Prozesse wegen Unterschleifen in Algerien, Dem vielgenannten Warnery ist es durch eine dem General-Prokurator Delangle übergebene ausführliche De- nunciation endlich gelungen, eine gerichtliche Untersuchung über mch= rere darin besonders bestimmt enthaltene Punkte hervorzurufen. Jns- dessen sind die Untersuchungen über andere Geschichten ähnlicher Art noch im Gange. Jeder Tag bringt nene Dinge und Vorfälle, welche die Gemüther in Unruhe erhalten. Gestern hat man abermals auf der Post eine Unterschlagung von 60090 Fr. entdeckt, ohne die Schul= digen noch zu kennen. Auf offener Straße vor der Bank bei hellem Tage wurden einem Manne von einem kecken Gauner 14,000 Fr. in Bankbilletten und etwa 1000 Fr. in Fünffrankenstüken, DIE er int einem Beutel trug, aus der Hand gerissen, unmittelbar neben dem Wachtposten vor dem Thore der Bank, und zwar mit solher Schnel- ligkeit, daß der Dieb entkam, che noch der Beraubte Fassung genug wieder bekam, um nah Hülfe zu rufen.

Großbritanicn und Irland. London, 28. Aug. Die Times bringt heute einen leiten-

den Artikel über den im deutschen Zollverein herrschenden Kampf zwischen den Anhängern des freien Handels und denen des Schuß- zollsgstems mit Bezugnahme auf die in der Allgemeinen Preu-= ßishen Zeitung einerseits und in der Elberfelder Zeitung andererseits erschienenen Artikel. Das englische Blatt glaubt aus diesem Kampf zweier unversöhnlichen Grundsäße ctwas voreilig den Schluß zichen zu können, daß das Bestehen des Zollvereins gefähr- det sei, und scheint sih in dem Gedanken zu gefallen, daß Preußens Holitik eine Richtung nehmen werde, welche den Grundsäßen einer absoluten Handelsfreiheit zu Liebe die Auflösung des Zollvereins be- wirken könnte. Die Times fischt hier jedenfalls im Trüben, und ihre einschmeichelnden Worte sind geeignet, cin gerehtes Mißtrauen

gegen ihre Aufrichtigkeit zu wecken, Sie sagt: „Durch die Bedingungen des bestehenden Zollvereins is Preäßen an eine Politik gefesselt, welhe es aufgehört hat, zu billigen und

zu vertheidigen. Es wird überstimmt von Staaten, welche we=

nigstens eine nux entfernte Verbindung mit seinem Territorium haben. Wenn irgend ein Ereigniß oder irgend eine ent- schiedene Bewegung von Seiten der preußischen Regierung

diese Bedingungen gufhöbe, so würde sich natürlich eine andere League im Norden Deutschlands bilden, die zwar etwas kleiner in ihrer Aus- dehnung, aber von weit größerer kommerzieller und politischer Wich-- tigfeit und Macht wäre z denn eine solche Verbindung von Interessen A A der That eine Seemacht bilden. Wir lächeln, wenn die Auhäuger des gegenwärtigen Zollvereins von den maritimen Jnter- essen eines Vereins reden , dessen bester Hafen an der Ostsee liegt und der seine Jdeen einer See - Politik aus den Längengraden von Augsburg zieht. Aber wir \sind_überzeugt, daß das Volk von Eng= land mit Achtung und mit Freuden das Erscheinen einer neuen Han- delsflagge auf den Meeren begrüßen würde, welche das Symbol je- ner ehrenhaften und erleuchteten Ansichten von Handelsfreiheit wäre die seit undenklichen Zeiten die stolze Auszeichnung der handelnden Städte der norddeutschen Küste gewesen sind.“

Das Dampfschiff „Hybernig“/ ist heute mit der amerikanischen

\

1739

Post iu Liverpool angekommen. Die Nachrichten reichen aus Boston bis zum 16ten, Halifax 18. August, Es is allgemein das Gerücht verbreitet, General Scott habe endlih am 17. Juli von der Stadt Meriko Besiß genommen, ohne auf großen Widerstand gestoßen zu sein, da er nur ein kleines Gefeht bei Pe- ion, aht Miles von Mexiko, zu bestchen hatte,

Die mit dem Dampsfschisse „Rattler““ heute von Rio Janeiro vom 23. Juli hier eingegangenen Nachrichten melden die Ausfhe- bung der Blokade des La Platastromes von Seiten der Engländer.

“Se. Königl. Hoheit Prinz Waldemar vou Preußen ist mit Ge- folge am 21sten von dem Schlosse Blair Atholl in Edinburg ange- fommen und hat dort in Begleitung des preußischen Konsuls, J. G. Thompson, einige Merkwürdigkeiten der Stadt in Augenschein ge- nommen. Der Prinz begab sih noch an demselben Tage nach dem Landsibe des Grafen Morton und reiste am 23sten ua dem Süden Schottlands weiter.

Die Leitung dcr Angelegenhciten der ostindishen Eisenbahn- Gesellschaft in Indien soll, nah dem Beschlusse der Direction, einem bereits ernannten Comité von drei sachverständigen Männern übertra- gen werden, welche {ou am 20. September mit dem Dampfschiffe in Begleitung der Bahn - Jugenieure und soustiger Angestellten nach Kalkutta abreisen sollen. g Ï ;

Aus Woolwich wird gemeldet, daß das Artillerie-Corps des Heeres ausehulich verstärkt und die Zahl der Bataillone und Com- pagni-eu so vermehrt werden soll, daß sie jener d-es leßten Krieges gleihstehen würde. Es heißt jedo, daß manu die Mannschaften nicht ganz vollzählig machen werde. :

Gestern wurde dahier zur Förderung einer Subscription zum Ankaufe von Shakespeare’s Haus zu Stratford eine Versammlung gchalten, in welcher angegeben wurde, daß bisher etwa 1209 Pfd, St., wovon {hon 820 für den Ankauf der anstoßenden Gebäulich- feiten verwendet wurden, zusammengekommen sind. Prinz Albrecht hat dazu 250 und die Königin Wittwe 100 Pfd. St, beigetragen.

Die Nachrichten aus Jrland sind jebt ziemlich günstig. Das Aufhören der Staats-Unterstüßzungen hat unter der irländischen Ar= beiter-Bevölkerung keinen weiteren Nothstand erzeugt, da dieselbe hei der diesjährigen reihen Aerndte hinreichende Beschäftigung findet. Der Globe schreibt: „Das außerordentliche Hülfs-System in Jr-= land hat endlich aufgehört, und die halbe Million arbcitsfähiger Männer, welche viele Monate lang die tägliche Nahrung für sich und ihre Familien von den Regierunge-Agenten empfing, ist jeßt mit Weib und Kind emsig beschäftigt, die reichste Aerndte, welche Jrlands Boden seit vielen Jahren trug, einzusam-= melu und in die Scheunen zu schaffen. Der Uebergaag von einer Unterstübung, die täglich fast 3 Millionen Rationen be= trug, zu gar feiner Unterstüßung oder doch zu solcher, welche nöthig ist, um einzelnen Fällen ganz besonderer Noth abzuhelfen, ist ohne Murren erfolgt. Das Landvolk hat Arbeit und Nahrung, d. h. Alles, was es braucht. Die Unterstützungs - Commissaire schließen ihre Rehnungen ab und entlassen ihre Agenten ; sie werden nächstens ihren Abschluß-Bericht einreichen und gänzlich vom Schauplatze ver- {winden Mit ihrem Abtreten aber is das Drama noch nicht zu Ende. Die drei Millionen irländischer Männer, Weiber und Kinder haben an dem Korn 2c., welches sie jeßt in die Scheunen schaffen, größ= tentheils nur den Anspruch, welchen die Armen-Ausseher für siegeltend ma- hen. Diese Ansprüche aber für sie in genügender Zeise duréhzuselzen, wird ein sehr schwieriges Werk sein, und wir werden vaher wohl, troß der reichen Aerndte, im Herbst eine Erneuernng der irländischen Nothscenen erleben.“ Die Times berichtet von einem Augenzeugen aus der Provinz Ulster, daß dort das Volk reichliche Arbeit gefunden, und ließt dar= aus, daß si ein gleich erfreuliches Resultat in den anderen Pro=- vinzen herausstellen werde. Auch die Besorgniß, daß das neue Ar- mengeseß die Grundbesißer und Eigenthümer in dieser Provinz zu Bo- den drücken würde, scheint mehr in der Einbildung als in der Wirk= lichkeit Begründung zu haben. Das irländische Einkommen sci im Ganzen genommen im Stande, die Armensteuer zu tragen; freilich dürfe man da= bei niht an Leute denken, die nominell 3000 Pfd. Einkommen hât- ten, wovon sie bei ihrer Uebershuldung faum 300 Pfd. bezögen!

Belgi t

Brüssel, 30. Aug. Gestern hat der Graf von Montalto, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Königs von Sardinien, dem Könige der Belgier das Schreiben überreicht, welches ihn bei Sr. Majestät auch von Seiten des Herzogs von Lucca in gleicher Eigenschaft beglaubigt. Der König ertheilte dann im hie= sigen Schloß noch mehrere Audienzen und führte später den Vorsiß in einem Ministerrath. :

Am 6. September werden die der Wiedererwählung unterwor= fenen Mitglieder des neuen Kabinets, welche einen Siß in der Kam- mer oder im Senate hatten, wieder vor den Wahl-Kollegien erschei« nen. Ein Blatt der Opposition wollte wissen, daß man die Ver= schungen und Ernennungen von Distrifkts-Kommissgrien bis nach den 6. September verschieben würde, um so diese wichtige Maßregel der Beurtheilung der Wähler zu entziehen. Ein den Ministern befreun- detes Organ erklärt dies aber für ungegründet: die Ernennungen und Verseßungen würden vor dem b. September veröffentliht werden und die Wähler ihre Wahl, es sei zur Billigung oder zum Tadel des Kabinets, danach einrichten können,

Nach dem Journal de Liége soll der neue Minister der öffentlihen Arbeiten in allen Verdingungs-Akten die Klausel beseitigt haben, wodurch die Regierung sih das Recht vorbehielt, unter den Bie*ern für Unternehmungen von Arbeiten zu wählen, ohne sich aus= chließlih an das niedrigste Gebot zu halten.

Jn Antwerpen dauern die Getraidezufuhren immer fort. dortigen Entrepots sind überfüllt, und man versichert, daß noch die Ausführung bedeutender Aufträge zu erwarten steht , daß also die Landwirthe, welche in Hoffnung auf eimn neues Steigen der Preise mit dem Verkauf zurückhalten, sich getäuscht finden dürften, indem die Preise wohl nicht so bald herunterzugehen aufhören würden.

Das neue Verfahren, mittelst dessen Herr Donny, Docent an der Universität Gent, die Verfälschung des Mehls ausmittelt, hat in Frankreich viel Anerkennung gefunden. Die Gesellschaft für Aufmun- terung der National- Industrie hat ihm die goldene Medaille zuer=- fanut, und der Marine-Minister hat ihn jeßt nach den großen Kricgs= häfen geschickt, um die mit Ueberwachung der Vorräthe beauftragten Beamten von seinem Verfahren zu unterrichten,

Jtalien.

Rom, 21. Aug. (A. Z.) So wie es für die hiesigen Ver- hältnisse ein nicht genug zu preisendes Glü ist, daß Oesterreich von einem so allgemein und hochverehrten Diplomaten repräsentirt wird, wie Graf Lühow ist, so wird in gleicher Weise, ‘von Ferrara aus, das wohlwollende Verfahren und, bei aller Schärse der Instructionen einnehmende Betragen des Grafen Auersperg sehr gerühmt. Jn der That bedarf es solcher Signalpunkte für die öffentlihe Meinung, welche bei der immer tiefer greifenden Aufregung leiht nach allen Seiten hin abirrt. Hier hat die Möglichkeit kriegerischer Verwickelun= gen jedes andere Interesse absorbirt.

( Die beiden Vorposten, welche auf den Straßen von Ravenna und Bologna nach Ferrara hin áuf= gestellt sind, werden genan ‘als Forte Urbano und

Die

alalbergo ange-

Auch die Oesterreicher haben sih 6 Miglien von Ferrara und vor Comacchio aufgestellt. Vor dem Thore Reno, welches nah Bo- logna hin liegt, patrouilliren sie 2 Miglien im Umkreis. Bei Ponte Lagoscuro sind 800 tyroler Jäger passirt, und alla Polesella, zwölf Miglien vou Ferrara, steht ein anderes Corps. Jn Rovigo liegen 2000 Mann. Zu Brescello soll eine Schiffbrücke über den Po ge- {lagen werden. Einem Gerücht zufolge hat auch der König vont Sardinien Truppen an der toskanischen Gränze zusammengezogen Kurz, es sieht hier kriegerish aus. Die Theater sind leer, _Festlich- feiten finden geringen Anklang, Alles treibt Politik. Keiner seßt sich weder in einem Kaffeehause noch in einer Weinschenke ohne ein Zeitungsblatt zu Tische. Die Lastträger auf den Straßen studiren die Plakate. Unter solchen Umständen vergißt man sogar des großen Prozesses, dessen Haupträdeleführer durch eine geistvolle außerst treffende Karikatur veranschaulicht worden sind. Die Gefangenen hat man in zwei Klassen getheilt, von denen die cine die Werber, die andere die Vershwornen umfaßt. Achtze§n sind des Verbrechens laesae Majestatis angeflagt und werden namentlich aufgeführt.

Se. Heiligkeit bewilligte am 18ten d. M. deu drei wegen poli- tischer Vergehungen unter dem vorigen Pontifikat zu lebenslänglicher Haft verurtheilten , vor wenigen Wochen aber amnestirten Priejteru, Tomaso Vivarelli aus Pistoja, Don Stefano Lucca und Don Gae- tano Averardi, eine Privat-Audienz. Die von ihm an die dur elf- jähriges Leiden im Gefängniß Schwergebeugten gerichteten Trostworte sollen alle Anw- senden tiefgerührt haben, und die Begnadigten er- flärten, daß dieser Moment sie alle erduldeten MWiderwärtigkeiten und ihre lange Hast vergessen lasse.

Der bereits beschlossene Aufbruch zweier Füsilier-Bataillone und eines Jäger-Bataillons von hier, unter dem Kommando des Obersten Stuart, wurde bis gestern verschoben und is nun bei der außeror= dentlichen Aufregung der Gemüther in den Provinzen als eine zu geräuschvolle Demonstration fürs erste abbestellt. Dagegen hat eine Abtheilung der in Forli stehenden Schweizer die auf dem Wege von Ferrara nach Ravenna und Bologna liegenden festen Punkte, vorzüg- lich Forte Urbino und Malabergo, beseßt. i :

Aus Ferrara gelangte gestern Abend eine Adresse hierher, dic

heute früh in vielen tausend Druckexemplaren auf allen Pläben und in den Straßen öffentlich feilgeboten wurde : sie lautet : „Die Ferraresen an die Nömer. Mäßigung und Wachsamkeit, Brüder ! rieft ihr uns fort und fort zu, und |o rüstig als hochherzig gabt ibr uns davon cin so \{chöônes Beispiel. Die Entdeckung des Komplotts, deren Ehre man euch allein ganz schuldet, und der glühende Cifer, mit dem ihr muthig euch darstellt für jeden möglichen Fall, drängt uns, jene Hut zu preisen, für welche eure nie genug zu erhebende Bürgergarde dem ganzen Lande ein Muster geworden. Die Selbstüberwindung gegen- über den Feinden des gemeinsamen Wohls wie des besten Vaters und Fürsten, des angebeteten neunten Pius, über die ihr, als sie 1in euren Händen waren, euren sehr gerechten Zorn auslassen founict, hat uns gelehrt, daß Dulden und Wachsamsein uns heute mehr frommt als allen anderen. Von euren Worten und eurem Beispiel, Nömeni! wer- den wir in unscrer Drangsal guten Gebrauch zu machen wissen. Wir wür- den zu undankbar für eure Theilnahme an unserer traurigen Lage sein, wenn wix euch nicht all unsere Erkenntlichkeit bethätigten , hohes wohlver- verdientes Lob spendeten

geben.

und euch den gewiß angenehmsten Da1.ï böten, eurer Mäßigung und Wachsamkeit gewissenhasteste Nachahmer zu werden. Jhr sollt unser Spiegel sein, und auch wir wollen uns Allen zurufen: Brüder ! richtet eure Blicke nach Rom Rom ist der Mäßigung und ‘Wachsamkeit Lehrerin. Wie ein Volk, welches den Frieden zu erhalten und mit ihm sein eben anhebendes Glück zu fesseln sucht, der ersten nie zu viel haben kann, so is die andere nie etwas Geringes, Jn ihr also, Römer! erglänze stets euer und unser Edclsinnz für diese stellen wir uns Alle dar, wenn es gefordert wird, durch sie cifern wir, den Fremden zu zeigen , daß der alte Manneswerth in italienischen Herzen noch nicht erstarb.““

Neapel, 13. Aug. Gestern Mittag ist die Gräfin von Aquila von cinem Prinzen entbunden worden. Der nueugeborene Prinz wurde am 13ten, im Namen des Königs der Franzosen, von dem König Ferdinand II. über die Taufe gehalten und erhiclt die Namen Phi= lipp Louis Maria.

(J. d. Débats.) Gestern Abend ha- ben hier aus Anlaß der jüngsten Ereignisse von Ferrara Unruhen stattgefunden. Es versammelte sich nämlich die Bevölkerung Livorno's auf dem Hauptplaße (piazza grande) und verlangte unter heftigem Geschrei die Bildung der National - Garde. Als der Gouverneur eine Anrede an die Haufen richtete, trafen diese auch chon Anstal- ten, sich zu zerstreuen. Da gab jedoch cine von den Carabiniers auêgeführte Bewegung Veranlassung zu einem Konflikte, in dessen Folge diese Militaire, die in sehr fleiner Zahl waren, entwaffnet und zu Boden geworfen wurden. Die Aufregung wurde darauf sehr leb- haft, und es wurden heftige Proclamationen angeschlagen, in welchen man eine Aenderung des Ministeriums und die Bildung eines Frei= - willigen-Corps begehrte, um gegen die österreichishen Truppen zu ziehen, die Ferrara beseßt haben.

Portugie

London, 27. Aug. Die gestern berrits bekannt gewordenen Nachrichten der lissaboner Post vom 19ten d. Mts, werden jeßt gus führlicher mitgetheilt. Die Königin von Portugal war zu dem Ent= {luß, ihr bisheriges Ministerium zu entlassen, érst dann gekominen, als die Gesandten der drei intergenirenden Mächte in Folgé der aus= weichenden Antwort der portugiesischen Regierung vom 10. August damit drohten, ihre Pässe zu fordern, wenn nicht sofort dèm 4. Ar= tifel des Juterventions - Protokolles gemäß Zur Bildung eines neu= tralecn Ministeriums geschritten werde, und als zutgleih der portugie- sische Gesandte, Graf Moncorvo, aus London meldete, Lord Palmer= ston wolle nicht länger warten. Es wurden nach der Reihe die Herren Rodrigo da Foujeca, Silva Carvalho und Graf Lavradio zum Eintritt in - das beabsichtigte neue Ministerium eingela= den. Da aber die Königin Keinen von ihnen mit der Bils dung des neuen Kabinets speziell a, sondern sich die Wahl der einzelnen Mitglieder aus\ließlih vörbehalten wollte, \oó gaben alle drei cine abshlägige Antwort. Nach langen Berathungen ent- {loß man si darauf, Herrn Rodrigo da Fonseca den Auftrag zur Bildung des neuen Ministeriums zu ertheilen; aber au dieser war in cinen Bemühungen nicht glüdlih, da alle von ihm zum Eintritt in das Kabinet aufgeforderten Staatsmänner zur Bedingung machten, daß der König den Befehl des Heeres niederlege, worin die Königin durchaus nicht willigen will. Mittlerweile war ein Dekret erschiénen, das die Cortes zum 2. Januar einberuft und den Beginn der Wahlen in

Livorno, 23. Aug.

| die erste Woche des November seßt. Das Dekret erklärt außer den dur

das Maß der von ihnen bezahlten direkten Steuern Stimmbérechtig- ten au alle Staatsdiener und Staats - Pensionaire, die etne Ein=- nahme von 100 Milreis jährlich haben, für stimmberechtigt. Da nun die Cabralisten überall wieder lecker als jemals auftreten nb, sen. ders in Algarbien, ih nicht euen, die Anhänger der G * Sitte aufs heftigste zu verfolgen, ohn daß dié Regiétung si{ Mis Aus- legt, so ist klar, daß die liberale Partei so gut t E a vou sichten hat, in der bevorstehenden Sessioit dèr Corte ebl: Comités Vertretung zu erlangen. Au der Spiye ihres Centrat- / steht der Marquis von Loulé,

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