1847 / 255 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

i i der Cholera. . n durchreisendes Frauenzimmer an E ei ger nachher im Dorfe r an 2, bis 7. August M R BA starben 11, genasen 4 und verblieben 13. Es / Y Frankre ch.

| óni je Königin werden si erst aris, gp Der Deris ee nat Compiegne abreisen, dei fen Lager- anövern und einer allgemeinen Trypp@- eib beiwohnen wollen. Heute wird Herr Guizot in Paris er- wartet: roalie is von London hier eingetroffen. We- E Pert 4 Ss o itete Gerücht, es handle sih um eine nig Glauben finde England d Frankreichs gegen die emeinschaftliche Verwahrung Englands und Fran S 54 Lcupation römischen Gebietes durch die Oesterreicher und um g meinschaftliche Maßnahmen für den Fall, daß diese Verwahrung ohne iben würde. Erfot E Moniteur veröffentlicht die Königlichen Verordnungen, welche die Direktoren der neuen, Civil - Verwaltung in Algerien er- nennen. Diese Beamten sind die Herren Vaisse, bisheriger Präfekt des Departements der östlihen Pyrenäen, als General-Direktor ; Bo-= \elli, bisheriger Unter 2 Präfekt zu Meaux, als Direktor zu Algier ; Mercier, bisheriger Unter-Direktor für die Colonisation zu Oran, als Direktor zu Oranz Chauvy, bisheriger Unter-Präfekt von Mauriac, als Direktor zu Konstantine, und Majorel, bisheriger Präsident zu Paris, âls Civil-Rath und Mitglied des oberen Verwaltungs-Raths des Gesammtlandes Algier. General Trezel, der Kriegs = Minister, soll wegen der neuen Verwaltung, die man in Algerien einführen will, dergestalt mit Herrn Guizot in Zerwürfnisse gerathen sein, daß er, wie das Gerücht seit zwei Tagen geht, seine Entlassung gegeben habe. Man richtet für den Fall seines Rücktritts die Augen wieder- um auf den Marschall Bugeaud z; doch glaubt man, dieser werde nicht zu bewegen seiu, das Portefeuille des Krieges zu übernehmen, wenn er nit zugleich Conseils-Präsident werde. Marshall Soult befindet sich“ wieder besser. z Das Journal des Débats meldet heute: „Man versichert, daß die Regierung gestern die Nachricht erhalten hat, Abd el Kader habe sich der Stadt Tasa in Marokko bemächtigt und marschire nun gegen Fez. (S. die telegr. Depesche im vorgestr. Bl. der Allg. Preuß. Zeitung.) Tasa liegt auf dem halben Wege von der al- gerishen Gränze nah Fezz cs hat eine Bevölkerung von 6 8000 Seelen; am südlichen Ende eines der lebten Ausläufer des Rif ge=- legen, erhebt es sich in einer ziemlich starken Position und i} von ei- ner alten, halb maurischen, halb portugiesischen, von viereckigen Thür- men flayfirten Mauer umgeben. Diese Festungêwerke fallen auf allen Seiten in Trümmer. Die Straßen sind krumm und sehr eng. Die Stadt wird durch zahlreihe Brunnen mit Wasser versehen, die aus den Quellen des Gebirges gespeist werden und ihrerseits durch Wasserleitungen große Gärteu befruchten,“ Es hat sich das Gerücht verbreitet, dem General Bedeau sei ein Hülfsgesuch des Kaisers von Marokko zugekommen, der sich außer Stand sähe, si gegen die An= §

riffse Abd el Kader's zu vertheidigen. Der Genetal Bedeau hätte Vsort darüber an die Regierung berichtet.

Das Schiff „„Meurthe““ is von Otaheiti zu Brest eingetroffen. Es überbringt eigenhändige Schreiben, welche die Häuptlinge von Otaheiti aus Anlaß der Anerkennung des französischen Protektorats durch die Königin Pomareh an den Gouverneur Bruat gerichtet hat= ten, und auh ein Schreiben der Königin Pomareh selbst an den König der Franzosen, worin sie diesem ihre Unterwerfung anzeigt.

Herr Granier de Cassaguac is nah Jtalien abgereist. Seit

der gegen seinen Schwager Beauvallon wegen abgelegten falschen ae, eingeleiteten Untersuchung war seine Stellung in Paris unhaltbar.

Ju der vorleßten Nacht ist das Grab, in welches auf dem Mont Parnasse die Leiche des Herzogs von Prasliu cingesenkt worden ist,

zum Theil aufgewühlt worden. Man glaubt, daß es von Leuten geschehen sei, welhe dem in gewissen Kreisen verbreiteten Gerüchte Glauben schenken, der Herzog sei gar nicht todt, sondern man habe ihn aus dem Lande geschafft.

Als dieser Tage das nordamerikauishe Paketschiff „Burgundy“ in Havre das Dock verlassen wollte, verwickelte si in dessen Takel- werk das Bugspriet eines französischen Schiffés, und es wurde von beiden Schiffen ein Matrose angewiesen, die entstandene Unorduung zu beseitigen. Die beiden Matrosen kamen aber in Streit, es ent- stand zwischen ihnen auf dem Bugspriet eine Schlägerei, und der Lärm rief die ganzen Seeleute des Amerikaners herbei, die auf das französische Schiff sprangen und die Franzosen tüchtig abprügelten. Der hinzukomwende amerikanische Capitain überlieferte jedo, ehe er absegelte, noch zwei vou seinen Leuten, welche am meisten betheiligt gewesen waren, deu französischen Behörden.

Der französische wissenschaftliche Kongreß hat sih am 1, Sep- tember in Tours zu seiner fünfzehnten Versammlung vereinigt.

Herr F. Michel \priht in einem Werke „über die verachteten Volksstämme““ die Ansicht aus, daß der Volksstamm, welcher unter dem Namen Cagots oder anderer ähnlicher Benenuung im Südwesten von Frankreich zurückgeseßt lebt, Nachkommen der Mauren seien, die der großen Niederlage derselben durch Karl Martell 732 zwischen Touxs und Poitiers entgangen wären.

Bon der Jusel Bourbon scheint man eine kleine Demonstration gegen Madagaskar zu beabsichtigen, indem die Fregatte „Cleopatra““ Es Zeu suginen ist.

“Ein Sohn Sir Robert Peel’s, der Offizier in der britischen Ma- dardel E sich in Brest, wo ex mit vieler Aufmerksamkeit be-

Die Bank von Frankrei ; a neuen Bauk = Billete von 200 Fre. M L R Rer MARA BEF

Die französischen Renteu waren heute an der ä ; ; er Bör rtwähren matt. Die Nachrichten aus Spanien und Marokko L pn Besorgnisse, welche den Spekulauten die finanzielle Lage einflößt Auch die Eisenbahn-Actien \{lossen niedriger, troy aller Bemühungen, die Notirungen zu heben. Römisches Anlehen 97," Am Sd luß bec Börse verbreitete sich das Gerücht, daß die Compagni E s äusern, welche mit der Regierung i gnie vou Banquier häusern, t eg L Unterhaudlungen ewesen, um das Anlehen von 350 Millioneu Fr. zu übernehmen B a2 Minister angezeigt habe, sie glaube sih zurückziehen zu E D ihr die Negozürung eines Anlehens unter den gegenwärtigen U s ständen niht möglich scheine; der Finanz - Minister beabsichtige D mehr, sich vorerst Hülfsmittel durch Veräußerung der Nu edin des Ertrags der Staats-Waldungen zu verschaffen; bis die Kies ihre Zustimmung zu diesem Projekte gegeben haben würden wolle man zu einer neuen Emission von 50 Millionen Schaßbons seine Zuflucht nehmen, um für die dringeudsteu Bedürfnisse des Schayes vorzusorgen.

ckch Paris, 9. Sept. Die Pflanzer auf Martinique haben end=- ¡h angefangen, das Unvermeidliche der völligen Emancipation der

Haven einzuscheu, und verlangen sie nun elbst, wenn auch mit bitteren Worten gegen die Regierung, wohlverstanden aber gegen vollständige Entschädigung. Die Furcht, diese am Ende sih gar auch noch entgehen zu sehen, war offenbar der Haupthebel ihrer plölihen

1802

‘nnesänderung. Sie hoffen, den Fehler, den sie in den Jahren 1239 E 1840 Su e cs Zurückweisung t günstigen Bedin- gungen, welche die Regierung und die Kaunïnerùü ihñen damals zu bewilligen geneigt waren, wieder gut machen zu köunen. Ob sie auch jeßt’ noch so günstige Bedingungen erlangèn werden, erscheint jeden- falls zweifelhaft. Die Zukunft wird darüber Aufschluß geben.

Nun isst aber noch eine bez-ihnendere Thatsache hinzugefommen : der Kolonialrath von Guadeloupe hat selbs eine Adressé an den Kü- nig gerihtet, worin er geradezu die Abschaffung der Sklaverei ver=- langt. És wird in dieser Adresse gesagt : Das Geseß vom 18. Zuli 1845 habe noch einige Jahre hindurch die Kolonieen gegen gefähr= lihe Neuerungen bewahren zu sollen geschieuen, aber nicht deu stets wachsenden Auforderungen der neuen Jdeen entsprochen. Der Kolonial- rath von Guadeloupe will sich daher dem Gedanken Frankreichs beigesellen und bietet dem König im Namen des Landes au, mit ihm auf der Bahn der Emancipation vorzuschreiten. Er glaubt, die Aufmerksam= feit Sr. Majestät darauf richten zu müssen, wie nüßlich des Kolo= nialrathes Mitwirkung in den zu treffenden Maßregeln sei, um, ohne das Glü und die Sicherheit Aller ‘zu gefährden, zu der Umge- staltung zu gelangen, welche der Kolonialrath annimmt. Er be= theuert seine Ergebenheit für die Sache, die er zu der seinigen macht, und will als Pfand dafür unverzüglich zu Erfüllung der Aufgabe schreiten, die er sich vorgeseßt hat. Bereits sei eine Kommission von dem Kolonialrathe ernannt worden, mit dem Auftrage , einen Plan vorzubereiten, der, im Hinblik auf die soziale Umgestal= tung der Kolouisten, die Aufrechthaltung der Arbeit zum Zweck und das Prinzip der Association zur Grundlage hätte, ein Prin= zip, dessen Anwendung in Europa vielleicht unmöglich wäre, aber in Ländern, wo bereits völlig gebildete Gruppen von Familien und Gesellschaften sich vorfänden, wohl ausgeführt werden fönne. Jm Falle die Wünsche des Kolonialraths Erhörung finden, werde der Kü= nig geruhen, dessen Arbeit (den vorbemeldeten Plan) zu Rathe zu ziehen als eines der Elemente des Gesebes, welches die Bedingungen der Emancipation regelu solle durh Festsebung der Entschädigung, deren Gerechtigkeit die Regierung mehr als einmal anerkannt habe. Die Ausnahmelage der Kolonieen habe bisher wohl die Ausschließung der Kolonisten aus der Wahl-Kammer zu erklären vermocht ; die Jui= tiative aber, welche der Kolonialrath jebt ergreife, mache den Unter- scheidungen ein Ende, welche der Qualität als Franzose entgegen sind, und daher verlangen sie Theilnahme an der National-Repräsentation. Am Shlusse wi: d uo in der Adresse bemerkt, jede theilweise Eman= cipation würde Ursachen der Auflösung in die Gruppen bringen, aus welchen die Gescllschaft in den Kolonieen besteht, würde also dem Ge= lingen des Werkes, das die Kolonieen mit Fraukreih zusammen un= ternehmen wellen, gefährlih sein. Der Kolonialrath bittet daher den König, die Kolonieen vor dem Unglück zu bewahren, das unvermeid= li dergleichen Maßregeln zur Folge haben müßten. ,

Diese Adresse wurde vom Kolonial - Rathe mit allen Stimmen außer einer einzigen augenommen, und die Sklavenbesißer haben durch dieselbe eine Umkehr sich unmöglich gemacht. Jndeß scheinen die Kreolen der Kolonieen denn doh etwas allzuschnell die Belohnung für ihren guteu Entschluß zu verlangen. Sie glaubeù, der Umstand, daß sie jebt selbst die Juitiative zur völligen Emancipation ergreifen, be- seitige hon die bestehenden Unterscheidungen und gebe ihnen ein Recht zu direkter Vertretung in der Wahl-Kammer. Dagegen macht man ihnen vom Mutterlande aus bemerklich, es sei niht genug, wenn sie

sagten: „Wir wollen die Abschaffung der Sklaverei“, um dadurch sogleich des Eintrittes in das Parlament würdig zu werden. Denn so lange die Abschaffung nicht wirklich ausgesprochen sei, blieben sie immer noch Sklavenbesißer, und solche könnten nicht în einer Ver= sammlung freier Mäuner sißen, Auch würden son} die Sklavenbe= siber da vertreten sein, wo es die Sklaven nicht wären, und wo doch die Grundlagea für deren Befreiung festgestellt werden sollen. Dies wäre offenbar dem gemeinen Rehte, wie den Grundsäßen der Ge-= rehtigkeit überhaupt entgegen. Wenn man übrigens etwa hofft, den Schwarzen in Bezug auf die Arbeit einen absoluten Zwang im vor= aus aufzuerlegen, o is zu fürhten, daß man von vornherein schon das Mißtrauen und vielleiht den Widerstand derselben hervorrufen ‘wird. Das beste Mittel, die Schwarzen zu fleißiger Arbeit zu be= wegen, wird immer sein, wenn die Pflanzer dieselben gut und freund= lih behandeln und ihnen], statt der Peitschenhiebe, einen der Arbeit entsprechenden Lohn bieten.

Bemerkenswerth ist auch, daß die Pflanzer von Guadeloupe, indem sie sich die Abschaffung der Sklaverei gefallen lassen wollen, zugleich die von den Abolitionisten stets vertheidigte Doktrin zu der ihrigen machenz sie wollen die gleichzeitige, vollständige, unmittelbare Emancipation ohne Uebergang und sprechen dies schr bestimmt am Schlusse ihrer Adresse aus. Die Folge von allem diesem ist, daß also der Regierung kein Hinderniß mehr im Wege steht gegen rasches Vorschreiten. Herr Guizot hat bekanntlih vor der Pairs - Kammer ausdrücklich und bestimmt erklärt, die Frage der Kolonieen müsse in der nächsten Session zur Verhandlung und Entscheidung kommen. Die Pflanzer erklären si jeyt bereit dazu und wollen jede theilweise zu bewirkende Emancipation zurückweisen. Bedeukt man noch dazu, daß die Deputirten-Kammer in ihrer bei weitem größten Mehrbeit in der That auch für die Abschaffung der Sklaverei is, so läßt sich allerdings“ hoffen, in der Session von 1848 die allgemeine Emanci= pation aller Schwarzen auch für „die französischen Kolonieen endlich ausgesprochen zu sehen.

Großbritanien und Irland.

_ London, 8. Sept. An die Stelle des zum Gouverneur der Bank von England erwählten bisherigen Vice-Gouverneurs derselben, Herru Morris, i} heute in einer Versammlung der Actionaire Herr Henry James Prescott in Vorschlag gebraht worden, und seine Wahl dürfte keinem Zweifel unterliegen.

Der ehemalige Oberrichter der Queensbenh in Dublin, Penne= father,. der durch den Staatsprozeß gegen O’'Conmnell bekannt wurde, ist vorgestern gestorben. Durch seinen Tod fällt eine Penjion von 3000 Pfd. St. an den Staat zurück. ; i

Die Times bekämpft die von verschiedenen National - Oekono- men geltend gemachte Ansicht, daß England besser thäte, seinen Ko= lonial-Besiß aufzugeben, als ihn, wie es jebt geschieht, mit so großen Opfern zu erhalten, „Allerdings“, sagt das Blatt, „kann man sich kaum eite Vorstellung davon machen, welche Koften England jährlich aus seinen Kolonieen erwachsen. Rechnet man die vermehrten Kosten der- selben, die Besoldung der Gouverneure und der Richter in den Ko- louieen, die nachträglichen Kredite“ 2c. zusammen, \o bleiben wir noch hinter der Wahrheit zurück, weun wir sagen, daß Großbritanien deu

uxus seiner Kolonial -Besipungen mit einer Summe von jährlich mehr als 3 Millionen Pfd. St. erkauft. Und was erhalten wir da- für? Die reinen National - Oekonomen sagen: Nichts, Nach ihrer Ansicht würde es morgen ein freudiger Tag, Gr Großbritguien sein, wenn es das Schlepptau, durch welches diese Hemmuisse mit ihm verbunden sind, durhhauen und dieselben sich selbst überlassen könnte. Das sind die Ansichten der Propheten der neuen Civilisation. Das Kaiserthum Roms zog zu Eroberungen aus mit séinem Adler und mit seinem Schwert; das hristlihe Europa mit der Lanze und dem Kreuze; Möhamed mit dem Koran und dem Krummsäbelz; und diese Herren mit ‘dem Journal und dem Haupt - Buche. Wir sind

jedoch überzeugt, daß sie ihrem Zeitalter weit vorausgeeilt sind. Zum Glüe sind die Engländer uoch nicht geneigt, die Niederlassungen auf= zugeben, auf welhen in allen Theilen der Erde die Flagge ihres Landes aufgezogen gewesen is, wenn ihnen an klar gemacht werden sollte, daß deren Beibehaltung keine Sache des direkten Gewinnes wäre. Der Gedauke, einer der Völkerstämme zu sein, welche durch ihre Politik, ihre Waffen und ihre Judustrie ein Reich errichtet haben, zu welcher die Weltgeschichte kein Gleiches aufweisen kann, belebt den Geist des Volkes zu verdoppelten Anstrengungen. Weder die Römer, noch die Araber, noch die Spanier, noch die Franzosen konnten in den glänzeadsten Tagen ihrer Geschichte ein Neich in Anspruch nehmen, wel= hes an Ausdehnung und Wichtigkeit demjenigen gleich käme, über welches England jeßt seine Herrschaft übt. Die Hälfte des Festlandes von Nord-Amerika, Australien, Neu-Seeland, Britisch-Ostinudien und Cey- lon gehorchen seiner Gewalt. Es übt die Herrschaft in dem osftindi= schen Archipel und über den Handel mit China. Süd-Afrika, Gi- braltar, Malta und die ionishen Juseln sind sein. Unter dex bren- nenden Soune von West-Jndien oder in dem Nebel von Neufund- land is seine Fahne das Zeichen der obersten Gewalt. Und wenn es auch bewiesen würde, daß die Befriedigung des Stolzes der Herr= schaft ein kostbarer Luxus ist, so wird es do noch lange dauern, bis die National-Oekonomen bei dem Volke durchdringen, au nux einen Fuß breit von dem Boden aufzugeben, über welchen es geseßlich die Herrschaft in Anspruch nimmt. Es is vergeblich für sie, gegen den Geist des Volkes anzukämpfen. Wir müssen unsere Kolonieen troß allen Kosten behalten, Die einzige Frage, welche wirklich der Unter suchung werth ist, ist nur die über die beste Politik in Betreff ihrer Verwaltung.“

Der Olobe stellt die Angaben der französischen Presse in Betreff der spanischen Minister - Veränderungen in Abrete. „Unsere

_Leser““, bemerkt er, „werden lächeln, wenn wir ihnen erzählen, wozu

nah Angabe der Presse Herr Bulwer (des(e ! Jutriguen die Presse das Fehlshlagen der Bemühungen des Generals Narvaez zuschre. bt) sich verpflichtet hat, Er hat versprochen, für die Königin eine Ehe= scheidung zu bewirken und ihr einen der Söhne der Königin vou Portugal zum Gemahl zu geben; da aber dieser junge Prinz noch nicht heirathsfähig ist, so soll die Königin, sobald die Scheidung stattgefunden hat, blos mit ihm verlobt werden 2c. Der älteste der Söhne der Königin“ von Portugal ist im Jahre 1837, der zweite im Jahre 1838 geboren. Die Presse sagt nicht, ob die Kbuigin den J0sährigen oder den 9jährigen zum Gemahl haben soll. Es ist zu bedauern, daß die Presse nichts Besseres ersinden kann.“ Der Globe spricht die feste Ueberzeugung aus, daß Alles von der Presse in dieser Hinsicht Geäußerte unwahr sei. Vielleicht habe die Köuigin Herrn Bulwer um Rath gefragt und dieser ihr denselben ertheilt, gegen Narvaez intriguirt habe er gewiß nicht; was aber die Geschichte von der Verlobung der Königin mit einem Prinzen be- trefe, der noch nicht aus seinen Kindershuhen getreten sei, so sei diese zu abgeschmackt, um eine ernsthafte Widerlegung zu verdienen.“

Der französische Botschafter, Herzog von Broglie, is in Privat-= Geschäften nach Frankreich abgereist, Während seiner Abwesenheit versieht Graf Jarnac die Geschäfte der Botschaft.

Die Genehmigung der Konversion der mexikanischen Schuld von Seiten der merikanischen Regierung hat an der londoner Börse einen sehr günstigen Eindruck gemacht, zumal da gus den Mittheilungen der mexikanishea Finanz-Agenten in Mexiko, Manning und Mackinto\h, hervorgeht, daß für die Deckung der Dividende der fonvertirten Schuld (welche jeßt auf 10,241,650 Psd. St. festgestellt ist) Vor= kfehrungen getroffen sind. Das erwähnte Haus verspricht uämlich mit dem nächsten Paketschiffe eine in seinen Händen besindlihe Summe von mindestens 55,009 Pfd. St. an die Agenten Mex.ko's- in Lon= don, Schneider u. Comp,, zu remittiren und fügt hinzu, daß der ur= sprünglih zur Deckung der Dividenden bestimmt gewesene, willkürlich anderweitig verwendete Theil der Zoll - Jntraden von Veracruz und Tampico durch einen Einfuhr=Zoll von 6 Dollars 6 Reals per Quin- tal von roher Baumwolle gedeckt werden soll; der Belauf der auf E Weise gufzubringenden Summe wird auf 80,000 Pfd. St, an= egeben,

# Nach Berichten aus Manchester vom 6ten sprach man von fünf bedeutenden Fallissements, welche dort bevorstehen follenz die Ge= sammtsumme der Passiva wird auf 600,000 bis 900,000 Pfd, St. angegeben. Die Namen der insolveuten Firmen werden nicht ge- nannt; indeß glaubte man, daß sie am 7ten, an welhem Markttag in Manchester i}, nicht länger der Publizität würden vorenthaltcn werden. Alle fünf Firmen sollen nebeu ihren gewöhnlichen Geschäf- ten noch bedeutende Speculationen in Eisenbahn = Actien gemacht haben.

/ Mittheilungen aus Dublin zufolge herrscht der Typhus, von dem seit Monaten {on fast alle Theile Jrlands heimgesucht sind, besonders heftig in Mayo und Galway. Ju einem Werk= und Ar- menhause der Grafschaft Galway allein sind während Jahresfrist 100) Menschen gestorben.

Die Times spottet darüber, daß Herr Eynard si erboten habe, daß die griechische Regierung einen Wechsel von 20,090 Pfd. Sterling zur Bezahlung ihrer fälligen Zinsen au England auf ihn ausftelle, und nun diesen Wechsel nicht acceptire, sondern erkläre, er werde in Betresf desselben die Maßregeln ergreifen, welche er im Juteresse Griechenlands für gut finde. M

Die Anzahl der Menschen, welhe mit dem „Kanton“, der an dcr Nordküste von Schottland scheiterte, in den Wellen versunken, betrug niht, wie der Aberdeen Herald aufangs gemeldet hatte, 2,0, sondern wie das Hull Padet jeßt berichtigt, nur -20, i

Nach Berichten aus Liverpool ist der „Great Britain““ in den Docks untersucht und so wohlbehalten befunden worden, daß er nur geringer Ausbesserung bedürfen wird.

Belgien.

Brüssel, 10. Sept. Jhre Majestäten sind mit ihrer Familie gestern vou Ostende wieder in Laeken eingetrossen, nachdem sie noch einem Ball beigewohnt, den ihnen zu Ehren der Magistrat von Ostende veranstaltet hatte, und auf welchem der König, die Herzogin von Kent führend, in Civilkleidern, dic Königin, an der Hand des Fürsten von Leiningen, in einer blauen Sammetrobe, rei, aber ein- fah geshmüt, erschienen.

Der Kongreß der Staats- Oekonomen, welcher deu 16ten hier beginnen wird, verspricht von ausgezeichneten Mäuneru der Nachbar= läuder besucht zu werden. Eine Menge Theilnehmer haben sih schon gemeldet, unter ihnen: Herzog d’Harcourt, Lamartine, L, Faucher, Blanqui, M. Chevalier, Hor Say, Wolowski, Bastiat, Suringar, Julius, Baron von Closen, Dr, Bowring, W. Brown, Graf Star= bek, Graf J. Labenóki, Mac-Adam,- Asher und Andere.

Der Observateur meldet heute, es seien, wie man versichere, drei der Mörder der Dlle, Evenepoel in Preußen fejtgenommen wor=- denz man habe noch einige der geraubten Gegenstände bei ihnen ge=- funden, und sie seien mit Pässen nah England versehen gewesen; sie sollen noch. Mitschuldige haben, denen man ebeufalls auf der Spur wäre.

Dänemark. Kopenhagen, 9, Sept. (B, H.) Das isländische Althing,

welches jebt seine zweite Session beendigt hat, beschäftigte sih unter Auderem mit einem Antrag wegen Ausdehnung des Wahlrechts und der Wählbarkeit zu einer vollständigen Volks-Repräsentation, unabhän- gig von allen jeßt an Vermögen und Besiß geknüpften Beschränkun= gen, und richtete zu diesem Behufe eine Petition an den König,

S weiz.

Kautou Beru. Die zur Berathung der gegen den Son= derbund zu treffenden Maßregeln niedergesebte Tagsaßungs-- Kom= mission bringt folgenden Antrag: Die ordentlihe Tagsaßung des Jahres 1847 möge ihre Vertagung auf den 18, Oktober 1847 aus= sprechen, um daun die weiteren Maßregeln zu berathen, in der Er- wartung, daß diejenigen Stände, deren Instructionen zu dem von ihnen beabsichtigten Zwecke nicht genügten, dieselben auf angemessene Weise vervollständigen würden.

Der Frankfurter O. P. A. Z. wird aus Bern vom 8. Sep= tember geschrieben: „Wir kennen nunmehr wirklich den Jnhalt ver vielbesprocheuen englischen Note. Sie wissen, wie es sich mit dersel- ben verhält, daß Herr Peel, nachdem er das Original Sr. Excellenz Herrn Odhsenbeiu vorgelesen , keine Abschrist davon in des Bundes- Präsidenten Händen zurückließ, indem er sich damit entschuldigte, daß ihm fein Auftrag dazu geworden sei, und daß man nun den Herrn Peel bat, er möchte bei Lord Palmerston die Erlaubniß einholen, eine Ab= schrift dem hiesigen Vorort übermachen zu dürfen. Herr Peel wil- ligte gern ein, und die Erlaubuiß is nun lebten Sonnabend oder Sountag wirklich hier angelaugt. Herr Peel kam vorgestern hierher gewöhnlich bewohnt er jeßt seinen Laudsit in Gümlingen, wo er sehr populair ist und fragte einen meiner Bekaunten, ob Herr Ochsenbein zu . treffen sei. Er faud denselben im Regierungs-Gebäude, wo er ihm, ohne alle diplomatische Ceremonie, in seinem Alltagsanzuge diefelbe über- reichte. Die Note is} englis, aber niht in der gewöhnlichen Ver= fehrs\sprache der Diplomatie abgefaßt und enthält sie zirkulirt be- reits in mehreren französischen und deutschen Uebersezungen im Pu= blifum eigentli nichts „„Politisches“/. Sie beruft sich vertrauens- voll auf den festen Charakter und die Energie des Herrn Ochsenbein und hofft von demselben, daß es ihm gelingen werde, die revolutio= nairen Gelüste der Partei dauiederzuhalten und die großen Fragen der Gegenwart auf eine die Wohlfahrt der Schweiz för= dernde Weise zur Lösung zu bringen. Ju den am leßten Sonnabend und Sonntag hier stattgehabten Kon- ferenzen der antisonderbündischen Tagsaßzungs - Gesandtschaften wurde unter Auderem auch ausgemacht (und uah dem jeßigen Stimmen= Verhältniß in der Bundes =- Versammlung kaun dies als ein Tagsaz= zungs-Beschluß angesehen werden), daß die Tagsaßung sich iu dieser Woche, wo möglich morgen chou, bis zum 18. Öftober vertagen solle (\. oben), und daß den betreffenden Kautonen bis dahin der Termin solle geseßt werden, den Beschlüssen vom 20, Juli und 11. August Folge zu leisten. Würden sie der bundesgemäßen Einladung nach Ablauf dieser Frist nicht Folge geleistet haben, so würde die daun von neuem versammelte Tagsaßung die weiteren Maßregeln, resp. Execution gegen den Souderbund, an die Hand nehmen.“

Kanton Luzern. Die im Großen Rathe verhandelte Mo= tion des Herrn Arnold auf Rücktritt vom Sonderbund lautete:

„Tit, Wie Hochdieselben wissen, is durch eine Mehrheit von Ständen an der diesjährigen Tagsaßung die Auslösung des sogenannten Sonderbun- des beschlossen worden, Die Ehren -Gesandtschast Luzerns und (Gesandte anderer Stände haben dagegen protestirt. Negierungen und Völkerschasten der Schweiz haben sich nun allmälig in zwei Parteien getheilt, deren jede ihr vermeintes Recht mit Waffengewalt zu behaupten droht. Gelähmt an Kraft gegen außen, voll betrübender, durch Reibungen sich kundgebeuder Er- sheinungen im Jnuern, gewährt die Schweiz dem Vaterlandsfreunde einen traurigen Anblick. Sollte erst noch das Gräßliche eines Krieges er- folgen und vielleiht dadur die künftige Unabhängigkeit der Schweiz in Frage gestellt werden, wo ständen wir dann, und wo wird der Kanton Luzern anders stehen, als gerade mitten im Kriegs- Schauplayze! Werden auch die streitenden Kräste der Eidgenofjen in Betracht gezogen, so steht Luzern bei dem kleineren Theil der streitenden Parteien, und den ungewissen Ausgang weiß nur derjenige , der die Schicksale einzelner Menschen wie ganzer Bölker leitet, und der nicht Unfrieden und den Krieg, wohl aber Liebe und Geduld befohlen hat, Der Antragsteller glaubt daher, der hohe Große Nath sollte aus Liebe zum Ge- sammtvaterlande und des Friedens wegen ein Opfer bringen. Hochderselbe fann dieses um so unbedenklicher, da ihm, so viel dem Antragsteller bekannt, die Aktenstücke des Sonderbundes nie amtlich zur Kenntniß gebracht wur- den und er nicht einmal weiß, welche Rechte und Pflichten dadurch dem Kanton Luzern zukommen, somit weder er noch das Luzerner - Bolk dieses Bündniß genehmigt hat. Der Antrag geht dahin, es wolle der hohe (Große Rath beschließen: 1) Der Stand Luzern trete im Interesse des Gesammlt- vaterlaudes vom Sonderbund zurückz 2) die Ehren- Gesandtschaft sei somit anzuweisen, diese Erklärung bei der Tagsaßung abzugeben und ihre früher diesfalls gemachte Protestation zurückzuziehen,“

Zur weiteren Begründung des Antrags fügte Herr Arnold noch bei: Wenn die Tagsayung die Vollziehung ihres Beschlusses anordne und vernünftigerweise sei nichts Anderes zu erwarten \o fahre der Kanton Luzern in jedem Falle übel, Das Eindringen der eidgenössischen Truppen in den Kanton Luzern könne nicht verhindert werden, da derselbe gegen die Kantone Bern und Aargau offen liege. Erst an der Emine und an der Reuß sei ein Widerstand möglich, Durch einen solchen Widerstand werde aber nur die Hauptstadt, die am Endpunkte des Kantons liege, geschüßt. Geseßt nun den glücklichsten Fall, daß die eingedrungenen Truppen sich wie- der zurüziehen müßten, so würden sie auf dem Nückzug das Land verwü- sten. Blieben aber die cingedrungenen cidgenössischen Truppen Meister, o gehe es noch viel schlimmer. Auf dem Kanton Luzern würden alle Lasten liegen und derselbe die Kosten allein zu bezahlen haben, Die Länder würden nichts beitragen. Diese scien gewohnt, Luzern voran- zuschieben und dann dasselbe in der Patsche sißen zu lassen, Habe ja E nicht einmal die eigenen Oceupationskosten des Jahres 1833 be- zahlt.

Dr. Kasimir Pfyffer unterstüßte sofort den Antrag und sprach: So lange die Tagsaßung keine Schlußnahme faßte, konnte man die Sache

ehen lassen. Nun habe aber dieselbe einen Beschluß erlassen, vermöge des- fen der Sonderbund aufgehoben wurde. Luzern aber und sechs andere Stände haben gegen den Beschluß protestirt und Gewalt mit Gewalt ab- zutreiben erklärt, Damit sei der Fehdehandshuh hingeworfen und der Krieg gleichsam exklärt, wenn man nicht annehmen wolle, die Tagsaßung werde \hmachvoll die Sache liegen lassen, und das könne man nicht annehmen, Allerdings habe der Große Rath seine Gesandtschaft in Bern für eine Wi- derstands - Erklärung instruirt; allein ob er hierzu kompetent gewesen sei? Der Sonderbund sei niemals dem Veto des Volkes unterlegt worden, wie es der §, 35 der Verfassung fordere, welchem gemäß alle Bündnisse dem Veto unterliegen, Man sage freitih, den Sonderbund an das Volk gelangen zu lassen, sei niht nöthig, indem er nichts Anderes enthalte, als den Bund von 1815, Allein die Sache sei nun auf den Punkt gediehen, daß in Folge dieses Sonderbundes Krieg gegen die Eid- genossensGast, wenn auch angeblih nur cin Defensivkrieg, erhoben werden E N werde aber kaum den Say aufstellen können, der Bund von

9 errn enne Kantone, mit einander einen Bund zu schließen, um der Eidgenossen chaft Widerstand zu leisten. Wenn ein solches Bünd- niß Lage: G nicht unterliege , welhe Bündnisse dann demselben unterlie- gen? Der Große O selbst habe nicht einmal jemals den Sonderbund förmlich berathen, darüber abgestimmt und denselben ratifizirt, sondern Alles sei n pp P ide nes gegangen. f

err Kost, welcher nach Pfyffer sprah, b Hisén und die Sonderbunds - Stände befinden sich Mde main hen nicht zurücktreten. :

Herr Siegwart-Müller äußerte sich in langer Nede;: Als er den

Antrag gestern eröffnen hörte, sei ihm unwillkürlich dex Gedanke gekommen,

1803

es hätten die Radikalen . von Luzern die ‘Radikalen der übrigen Schwei zum Besten gehalten und fühlen sih nun verpflichtet, Leztere aus S sche zu ziehen. Er schildert nun den 8. Dezember, ten 31, Mätz und 1. April, Man wisse, wie die Radikalen ‘der anderen Kantone ‘sich bitter be- flagt, wie sie damals von ihren Brüdern getäuscht worden seien. Allein man habe die Niederlage verschmerzt und einen anderen Weg eingeschlägen, Man brachte eine Mehrheit von zwölf Ständen zusammen und 'habe zu diesem Zweck einige Regierungen weggeputsht. Da man nun mit ben zwölf Stimmen auch nicht zum Ziele gelangt sei, so müsse nachgeholfen werden. Auf den Antrag werden Bittschriften folgen. Man wolle Unzu- friedenheit hervorrufen, das Land aufregen, wühlen, Warum man geschwie- gen, als die Jnstruction auf die Tagsabung ertheilt wurde? Der Redner red)tfertigte den Sonderbund damit, daß der Große Rath dem Regierungs- Rathe wiederholt unbedingte Vollmacht ertheilt habe. “Man spreche von „Frieden‘/z die Radikalen wollen keinen Frieden, dessen gebe Zeugniß die Kloster-Aufhebung , die Jesuiten-Austreibungsgelüste, die Freischaarenzüge die Erhebung Owfenbein's zum Bundes-Präsfidenten, Man spreche vou „„Dpfern‘‘z ‘Luzern habe Opser genug gebracht; die Anderen sollten auch S opt, Pilli c dig

Sroßrath P1illier meinte, man wolle, Luzern solle w ile S Genf, Waadt, Solothurn, Aargau und Basclland ee le Bec möge. Wer gegen den Sonderbund spreche, sei kein Vaterlandsfreund soudern ein Verräther. :

Gegen diese Ausdrücke erhob sih der Antragsteller 2 dr- derte ppe 4 derselben au, | gprier MUgIA P pr

Pillier entschuldigte sich, er habe blos im Allgemeine ) und nicht die Person Arnold’s im Auge gehabt, E E

dis Nah diesem Zutermezzo ergriff Herr Alt-Schultheiß Ko pp das Wort:

„Die Lage des Vaterlandes“ sprach er „ist ern, Die vorliegeude

Frage hâtte mit aller Nuhe und Umsicht besprochen und die gefallenen

Aufreizungen unterbleiben sollen. Aufreizung is es, die obwaltende An-

gelegenheit mit dem Aufruhr in Verbindung zu seßen, Es handelt sich jeyt

nicht um Freischaarenzüge, sondern um einen Tagsazungsbeschluß. Man

verweigert einem solchen den Gehorsam. Das ist Revolution und Anarchie.

So gut Beschlüsse des Großen Rathes im Kanton respeltirt werden müssen,

so müssen in der Eidgenossenschaft die Beschlüsse der Tagsaßung respektirt

werden, Man erklärte die Tagsaßung für inkompetent, Wer ift hierüber

Nichter, wer soll entscheiden, wenn nicht die Tagsaßung selbst? Widerstand

leisten kann man allerdings , es is sogar möglich zu siegen, aber es lohnt

sich nicht der Mühe, wenn wahr is, daß der Sonderbund nichts anderes

enthält, als der allgemeine Bund. Luzern hat im Jahre 1845 die Bundes-

brüder, auf die es vertraute, gemahnt; sie sind gekommen; sie würden im

gleichen Falle wieder kommen; was soll also das Sonderbündniß 7 Es is}

nicht werth, daß um desselben willen auch uur cin Tropfen Blut vergossen

werde, Uri, Schwvz, Unterwalden und Zug können im Nothfalle den Luzernern un-

gehindert zu Hülfe eilen. Ja, wird man sagen, aber Freiburg uud Wallis?

Jch antworte, wenn die dazwischenliegenden Kantone dieselben in Folge des

Bundes von 1815 nicht passiren lassen, so werden sie es noch viel weniger

in Folge des Separatbundes thun. Was soll also dieser Sonderbund, ich

frage nohmals? Man könnte vielleicht bemerken, wenn es so ist, so soll

die Tagsaßung auf die Auflösung verzichten, Allein natürlicher ist, daß die

Minderheit der Mehrheit weiche, und ein solcher Separatbund verträgt sich

nun einmal grundsäglich nicht mit dem allgemeinen Bunde. Das erklären

e die auswärtigen konservativen Freunde der Regierung von Luzern, nur

möchten dieselben blos „einladen“, „empfehlen“ u, \. w. Man zieht die

Kloster-Aufhebung im Aargau hervor; wenn aber die Aufregung über die-

sen Akt beim Volke des Aargau's selbst sich gelegt hat, warum sollen c,n-

dere Kantone stets dieses Volk nie zur Nuhe kommen lassen © Zwei Klöster sind aufgehoben worden, Murxi und Wettingen. Deswegen einen Krieg zu erhe- ben, lohnt es sich gewiß nicht. Bei cinem solchen Krieg würden die Bundcsbrüder in den kleinen Kantonen bei einer \{limmen Wendung der Dinge bald in Sicherheit sein. Man beruft sih zur Rechtfertigung des Sonderbundes auf die unbedingten Vollmachten, welhe dem Regierungs-Rath ertheilt wurden, Diese Vollmachten wurden nie in dem Sinne ertheilt, daß dadurch die Ver- fassung gleichsam suspendirt sein soll, Es wurde vorgegeben, es existiren Anschläge zu neuen Unruhen, Diese zu verhindern, wurden die Vollmach- ten ertheilt, Jch habe auch dafür gestimmt, Jch-widerseße mich der Re- volution und der Anarchie im Kanton ,- abcr ich widerseße mich auch der Anarchie in der Eidgenosseuschast, welche entsteht; wenn man sich gegen Tagsaßzungs-Beschlüsse auflehut. Der Sonderbund is, wie schon vor mir bemerkt wurde, niemals von dem Großen Nath förmlich bewilligt worden, wie der §. 49 der Staats- Verfassung es erheischt; derselbe wurde nur so gelegentlich, beim Anlasse der Instructions-Ertheilung, eingeschmuggelt. Zch werde mich, wenn man uicht zurücktritt, gegen alle Folgen dieses Sonder- bundes zu Protokoll verwahren.

Hierauf sprach Negierungs - Nath Hault gegen die Freischaaren, die Kommunisten und Nadikalenz er sagte auch: nur durch die shandvolle Re- volution in Genf habe man die zwölf Stimmen an der Tagsaßung zusam- mengebracht,

Diesen Nedner löste der Amtsstatthalter Portmaun aus dem Entli- buch ab. Durch die gottesleugnerischen Radikalen, sagte er, sei der Naths- herr Leu ermordet worden, Der Tagsaßung sei es gar nicht Erust; das Ganze sei eine bloße Spiegelfechterei, denn sonst würde die Tagsazung die Vollziehung ihres Beschlusses angeordnet haben , anstatt Luzern und die Souderbunds- Stände aufzufordern, sie sollen mit ihren Nüstungen aufhö- ren. Das sei ja eine offenbare Dummheit gewesen. Man mache nux Schreckmännchen, und hinter Allem sei nichts,

Auf Portmann folgte wieder Herr Kasimir Pfo ffer, welcher jedoch bloz bemerkte, daß es schr auffallend sei, wenn man verfassungsmäßige Rechtsmittel, wie das Veto, das Petitioniren u, st. w,, als Wühlerei, als Umtriebe 2c. bezeichne. Auf den Vorwurf, warum man bei der Jnstruc- tions-Extheilung geschwiegen, antwortete er: damals sei noch keine Gefahr vorhanden gewesen, und man habe denken können , man wolle durch die in die Instruction gelegte Drohung nur bewirken , daß sih nicht 12 Stimmen auf der Tagsaßung vereinigen, zuleyt aber werde man doch eines Besseren sich besinnen.

Großrath Estermann erklärte: man dürfe nicht zurücktreten , denn man könnte den Rücktritt vor dem Volke, welches zweimal sein Leben ge- wagt, nicht verantworten, y

Neg. R. Hautt sagte noch: petitioniren dürfe man allerdings, das sei ein heiliges Recht, aber auf diejenigen, welche Bittschriften herumtragen und das Volk anlügen, werde man greifen.

Es wurde endlich zur Abstimmung geschritten und (wie schon ge=- meldet) der Autr ag mit 74 gegen 7 Stimmen verworfen, Diese Sieben gaben folgende Erklärung zu Protokoll:

„Die Unterzeichneten, nachdem sie in Betrachtung gezogen: 1) daß dasjenige Bündniß, welches zwischen den Regierungen der Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Wallis und Freiburg abgeschlossen worden sein soll, von der h. Tagsatzung als unverträglich mit dem eidgenössischen Bunde vou 41815 erfunden und demnach als aufgelöst erklärt worden ist; 2) daß cin solhes Bündniß dem Großen Rathe des Kantons Luzern nie förmlich vorgeöffnet worden ist, somit von demselben nicht berathen oder förmlich bewilligt werden fkonntez. 3) daß der Große Rath demnach auch nicht in den Stand geseht war, dem Volle des Kantons Luzern dasjenige Recht zu wahren, welches ihm durh den Artifel 35 der Staats- verfassung zugesichert ist; 4) daß diesem zufolge ein solches Bünd- niß für den Kanton Luzern keine verbindliche Kraft besißen könnte z mit Nüdcksicht auf die §§, 49 und 99 der Staatsversassuug, er- flärenz 1. Daß sie si vor allen Folgen und Verantwortlichkeiten verwah- ren, die eines solchen Bündnisses wegen früher oder später auf die Mitglie- der des Großen Rathes geworfen werden könnten, und daß sie 11. dem Nou, verainen Volke des Kantons Luzern seine verfassungsmäßigen Nechte ver- wahrt wissen wollten. (gez) Jb, Kopp, Dr, Kasimir Pfyffer, Martin Arnold. Felix Balthasar, Schumacher -Utenber g. Ignaz Pfoffer. J. Martin Ronka.“ :

Ueber dieje Erklärung hatte ebenfalls ein Gefecht statt. Herr Siegwart bestritt nämlich, daß der Sonderbund dem Großen Rathe nie vorgelegt wurdez freilich eine förmliche Ratifications = Urkunde sei nie ausgestellt worden. Auf der anderen Seite wurde gesagt: man

solle das Protokoll aufschlagen, es werde sich nichts von dem Son- derbunde darin finden. Herr Wendelin Kost machte die Be- merkung: es liege ja nichts an dieser Verwahrung, denn ent-

weder bleibe die gegenwärtige Regierung Meister, und dann

fönne von feiner Verantwortlichkeit die Rede sein, Anberen würden Meister, und daun hätten die V von Seiten der Sieger nichts zu rísfixen, weil d; i nes Freunde seien. Es „wurde ihm entgegnet : man stelle die :Verwah:

rung uicht wegen der Sieger, sondern ays folgendem Grunde: Die Majorität glaube das ganze Volk hiuter sich zu haben, und wenn sie sicge, dürfte das wohl seinz wenn aber die Sache schief gehe, so solle sie dann sehen, wo das Volk sei. Dieses werde sagen: Mehmt für die Kosten diejenigen, welche die Suppe eingebrot haben.

Italien.

Nom, 1. Sept. (A. Z.) Die gestrige Nummer der BVis- lancia will aus der neuerlich von Wien eingetroffenen Antwort an den heiligen Stuhl wissen, Se. Kaiserliche Majestät lasse darin ihr Bedauern rüdsihtlich des üblen Eindruds an den Tag legen, welchen die -leßten ferrareser Ereignisse auf Se. Heiligkeit hervorgebracht hätten, Se. Majestät habe durchaus nicht geglaubt, fremdes Gebiet zu betreten, sondern ein ihr zustehendes Recht zu üben, welches ihr der so oft erwähnte Artikel 103 der wiener Kongreß - Akte zusichert ; Se. Majestät habe niemals die Absicht gehabt, irgend einen Theil des -Kirchenstaats zu beseßen, dem er au unter einerlei Voraus- seßung Truppen zusenden würde, ohne von dem Oberhaupt der Kirche selbst speziell dazu aufgefordert zu sein.

ZT

Non, 2. Sept. (N. K) Von den beiden Städten Ancona und Osimo is cine aus dem Fürsten Simonetti, dem reihen Ban- quier Cesare Beretta und dem Amnestirten Buglioni bestehende De- putation in Rom angelangt, welche beauftragt ist, die Bestellung der Gewehre für die Guardia civica auszuführen. Diese Nacht sind diese Herren über Civitavecchia nach St. Etienne und Lüttich zu die= sem Behufe abgereist. Für Rom sind zugleich eine Anzahl von Büchsen in Lüttich bestellt, da eine Menge junger Bürger-Gardisten sich im Zielschießen vervollkommnen will, Allenthalben im ganzen Staate regt sih ein kriegerisher Geist. Wie weit die Begeisterung geht, läßt sih daraus entnehmen, daß in Perugia bereits 60 junge Frauen si eingezeihnet haben, welche früh und Abends sich im Exerziren und im Gebrauch der Flinten üben. In Rom wird am 5. September eine Schaar von 400 bewaffneten und einexerzirten Knaben den Papst auf seinem feierlichen Zuge nach der Kirche Santa Maria del Popolo auf dem Volksplaße erwarten, um ihm daselbst die militairishen Honneurs zu machen. i

Drei englische Kriegsschiffe, der „Albion“, der „„Rodney“/ und der „Vanguard““, sind kürzlich im Hafen von Aukona erschienen uud haben Anker geworfen. S

Ju Turin schreitet die gänzliche Reform des Ministeriums vor- wärts, da außer dem Grafen Margherita noch mehrere Andere aus- heiden. Marchese Alfieri ist mit des trefflichen Villamarina Grund= säßen vollkommen einverstanden. Die römischen und toskanischen Journale haben jeßt freien -Eingang in Piemont erlangt; bisher wa- ren sie dort auf's strengste verboten.

Jn Ferrara stehen die Angelegenheiten noch immer auf demsel- ben Punkte; die Oesterreicher halten die Stadt und die Thore der= selben militgirish beseßt. Die Nachricht, daß Kardinal Ciacchi auf seinem Posten bleibt, hat dort große Freude erregt; man ließ dem- selben durch eine Deputation am Morgen des 24. August die allge- meine Freude und den Dauk des Volkes ausdrücken, und am Abend war die ganze Stadt festlich erleuchtet, Am 22sten ließ der öster=- reichische General dem Kardiual melden, er würde keinem päpstlichen

Truppen = Detaschement den Eintritt in Ferrara gestatten, wenn er nicht zuvor die Erlaubuiß dazu von seinem höheren Kommando ein- geholt habe. Zwischen Rom und Ferrara findet ein steter Courier= wechsel statt. Das österreichische Kabinet soll die Erledigung der Frage über das Besatungsrecht in Ferrara auf dem Wege \cieds=- richterlichen Spruches beantragt und dem Papste die Wahl des Schiedsrichters anheimgegeben, Pius IX. aber den Antrag abgelehnt haben, indem er behauptete, die unveräußerlihen Rechte des heiligen Stuhles nicht nur auf die Stadt, soudern auh auf beide Festungen seien an sich vollkommen klar, und sich deshalb abermals auf den vom Kardinal Consalvi im Jahre 1815 eingelegten Protest berief.

Die Guardia civica in Rom erhält mehrere Stücke schweres Ge- {üß: der Herzog Torlonia, der Fürst Piombino und noch einige hochgestellte Männer haben sich freiwillig erboten, jeder eine Kanone mit allem Zubehör der Guardia zum Geschenk zu machen.

Der Contemporaneo vom 28. August sagt: „Die Nachricht, daß die Gesellschast der Jesuiten 5000 Scudi zur Equipirung der Bürgergarde hergegeben habe, entbehrt jedes Grundes,“

Florenz, 1. Sept. Die Florentiner Zeitung bringt ein vom 30, August d. J. datirtes und an den Ober - Jutendanten der Gemeinde - Autoritäten des Großherzogthums gerichtetes Schreiben des Finanz - Miuisters Baldasseroni, worin bemerkt wird, daß der Großherzog son mittelst Erlaß vom 30. Mai d. J, die Provedi= toren der Kammern der Gemeinde - Ober -Jntendanz auf den Monat August d. J. nah Florenz zu einer Konferenz einberufen hatte, wo- bei in reiflihe Erwägung gezogen werden sollte, ob ohne we- sentlihe Abänderung der Grundlagen der bestehenden Ge- meinde - Verfassungen zur Vornahme irgend einer ersprießlichen Modisfizirung derselben geschritten werden könnte. Nachdem die angeordnete Zusammentretung bisher aus dem Grunde verspätet worden, weil Se. K. Hoheit, dem ausgesprochenen Grundsaße der Zweckmäßigkeit der Zeit und der Umstände für jene Maßregel getreu, vorerst au die Staats-Konsulta über die der Konferenz vor- anzuschickenden Maßnahmen vernehmen wollte, so sei es nunmehr der Wille des Großherzogs, daß auf dem Wege des Herrn Ober-Jnten- danten den gedachten Proveditoren bedeutet werde, wie ihre Zusam- mentretung zu dem mittelst Dekret vom 30. Mai d. J. angegebenen Zweke nit später als im Laufe des nächstkommenden Monats Okto- ber stattfinden solle. j

Kraft eines an die Bischöfe des Großherzogthums S Erlasses des Sekretariats der Königlichen Vorrechte vom 18. August wird angeordnet, daß künftighin weder religiöse noch weltliche aus irgend einem außerordentlichen Aulasse oder Zwecke veranstaltete Feier- lichkeiten zu gestatten seien, wenn nicht vorher in der vorgeschriebenen Weise die Erlaubniß hierzu nachgesuht und von Seiten der Regie- rung in Gemäßheit der bestehenden Normen die förmlihe Bewilligung dazu ertheilt worden ist.

Lucca, 2. Sept. Die (gestern erwähnte) Proclamation des Herzogs von Lucca lautet :

„Wir Karl Ludwig von Bourbon, Jnfant von Spanien 2c, Herzo von Lucca. An unsere geliebtesten Unterthanen, Wir wollen über euc herrschen nicht durch Furcht, sondern durch Liebe; nicht mit Gewalt, res mit Wohlthaten, und darum öffnen wir euch unser väterliches Herz. il sind sonach geneigt, nah dem Vorgan dessen, was im nahen Toscana N - máälich der Aus hrung entgegenschreitet, sobald als mögl Mes iner ernsten Prüfung zu unterziehen, was zu eurem Wohle djent, um euch zum voraus der Vortheile therpasis zu machen, e vorgehen können. Demgemäß kündigen wir die Err bewaffuung E civica) au Mie Le 5 a s 1 auch haben wir bereits unjerem, l 4 beseelten Staatsrathe die nöthigen Befehle ertheilt, uns m