1847 / 272 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

i dichtbevölkerten Straßen fortpflanzte, a “nie Se Majestät, re p res e ult gewohnte Bes snigliden Schlosse fuhren. Vor ge iden o isliden Behörden, der hohe Adel u. Sd em Empfange des geliebten Herrschers. Später fand, militairis as Zapfenstreich von den verschiedenen Musik-Corps der hier gofazeme gezogenen Truppentheile statt, untermisht mit dem Jubelruf E

‘dem Schlosse versammelten unabsehbaren Menge, welcher sich mit doppelter Kraft erhob, als die Musiker unter anderen vorge-= ta enen Piecen unser Volkslied anstimmten, Bis spät herrschte, e dem schönen Herbstabende begünstigt, die freudigste Bewegung in den Straßen. Heute früh sah man nebst den Truppen in ihrem herrlichsten Waffenschmucke einen großen Theil der Bevölkerung zu Fuß und zu Wagen nah der Loddenhaide ziehen, wohin sih Se. Majestät der König mit Allerhöchstihrem glänzenden Gefolge um 9 Uhr begaben, um die Parade der 13ten Division abzunehmen. Jun dem Augenblicke, wo wir unseren Bericht s{ließen, kehren Se. Ma- jestät dur die mit bunten Flaggen geshmüdckten Straßeu von diesem großartigen, durch den freundlichsten Sonnenschein nah so manchen

trüben Tagen beleuchteten militairisheu Schauspiele in das König- lihe Schloß zurück.

Rhein-Provinz. Ueber die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Boun wird der Rh. u. Mos. Ztg. noh Folgendes ge- schrieben: „„Der König verweilte in unserer Stadt nur kurze Zeit am Bahnhofe, wo besonders dem Vorsißendeu des Hospital-Vereins, Professor Walter, der vom Herrn Grafen von Fürstenberg Sr. Ma- jestät vorgestellt wurde, die Ehre einer näheren Unterredung über den Hospitalbau zu Theil wurde. Derselbe drückte im Namen des Ver- eins sein tiefes Bedauern darüber aus, daß der Drang der Zeit Sr. Majestät den Besuch des Hospitals unmöglich mache, daß aber der Verein sein Unternehmen der Königlichen Huld und Gnade cehrerbie=- tigst empfehle. Der König erwiederte hierauf überaus huldvoll: „Sie haben da ein herrliches Werk unternommen, das Meine ganze Theil- nahme hatz Jh wünsche Jhnen ret sehr, daß Sie dasselbe bald fertig bringen möchten. Leider kann Jch es jest nicht sehen, auch morgen nuiht wegen des Besuchs von Altenberg, s{chwerlich auch übermorgen.“ Se. Majestät erkundigte sich darauf, wann wohl der Bau fertig würde, wann die Anstalt eröffnet werden könnte und von welchem Orden barmherzige Schwestern berufen werden sollten. Nach einer kurzen Pause ging Professor Walter auf die Schilderung der Thätigkeit des Vereins ein; er erwähnte die Bildung der Hülfs- Vereine, die Einrichtung der wöchentlichen Kollekten, die Mitwirkung der Frauen und Jungfrauen bei denselben und hob insbesondere her- vor, mit welcher Aufopferung die ärmeren Klassen während des ver- flossenen harten Winters auch ihr Scherflein zu dem Werke beige- steuert hätten. Als zum Schlusse die Geldsummen genannt wurden, welche auf diesen Wegen während des verflossenen Nothjahres und welche bis dahin im Ganzen zusammengekommen wären, gab der König sein beifälliges Erstaunen mit einer Lebhaftigkeit des Aus-= drucks zu erkennen, welche den Eindruck beurkundete, den die Dar= stellung auf sein alles Edle und Gute so warm ergreifendes Gemüth ausgeübt hatte.“

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayeru. (N. K.) So viel man bis jeßt vernimmt, werden die Vorlagen, welche die Regierung den Ständen machen wird, dreierlei Art sein: 1) der Nachweis über die Verwen- dung der Staats-Einnahmen ‘in dem Jahre 1844—45; 2) der Nach- weis über den Stand der Staatsschulden-Tilgungs-Kasse pro 1844 45, und 3) eine Vorlage bezüglich des Cisenbahn-Anlehens. Ju legte rer Beziehung hat die Regierung noch keinen Endbeschluß gefaßt, da siherem Vernehmen zufolge nach der vorgestrigen Sißung des Staats- Raths über diesen Gegenstand nohmals an Se. Majestät den König berihtet wurde. Außer diesen Vorlagen wird an beide Kammern ge- langen der Rechenschafts-Bericht der ständischen Commissaire bei der Staatsschulden-Tilgungs-Kasse pro 1844—45, Ferner solleu aus der Mitte der Kammer der Abgeordneten verschiedene Anträge gestellt wer= den. Es wird der Landtag jedenfalls länger. dauern, als man an- fangs glaubte, denen die Prüfung der oben unter 1 und 2 angeführ= ten Regierungs=-Vorlagen, dann die Prüfung der Rechenschafts-Be- richte der ständischen Commissaire, obwohl dieselben sich nur auf ein Rechnungsjahr beziehen, erfordert immer längere Zeit,

__ Kóönigreich Sachsen. (Lpzg. Ztg.) Ihre Majestät die Königin von Preußen ist am 27, September Nachmittags in Pillnih eingetroffen.

Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg.) Am 26. Sep= tember Vormittags hielt Se. Königl, Hoheit der Kurprinz-Mitregent Musterung über die Truppen der kasseler Garnison und das 1ste (Leib-) Husaren-Regiment. Sämmtliche Truppen, unter dem Kom-=- mando des General-Majors Bauer, waren auf dem Boulingrin der Aue in zwei Treffen aufgestellt, im ersten die Jufanterie (das Leib-= garde- und das erste Leib- Jufanterie-Regiment, das Jäger- und das Schüten-Bataillon), die Artillerie (4 reitende und 8 Fuß- geshüße) und die Pionier - Compagnie; im zweiten die Kavallerie (die Garde du Corps, das 1ste Leib-= und das zweite Hu= saren - Regiment Herzog von Sachsen - Meiningen). Se. Königl. Hoheit der Kurprinz = Mitregent kamen um 14 Uhr in Begleitung Jhrer Durchlauehten des Erbprinzen von Sachsen - Meiningen und

sich, in ihrer Eigenthümlichkeit, als eine vorzügliche anerkannt werden, welche

die Sympathie des Publifums, besonders durch ausgezeichnete Momente in der Darstellung , mit Recht hervorrief. Sgr. Pardini machte als Alamir ebenfalls einen sehr günstigen Eindruck aufs Publikum. Er führte seine dankbare Rolle mit Feuer und Begeisterung durch und that nur in einzelnen Form-Momenten des Guten zu viel, insofern er sein an sich schon sehr kraft- volles und ausgiebiges Organ mituntér übermäßig stark anstrengte. Sgr, Catalano wirkte als Kaiser Justinian,, so weit ihm (dem Basso - bus der Gesellschaft) die stand und Würde na barer Künstler. nügend beseht. i Das Ensemble der Aufführung befriedigte bis auf einzeluc Schwan- kungen und Unsicherheiten, die auf ein etwas übereiltes Einstudiren der Oper schließen lassen. Dem Kapellmeister Sgr. Barbieri halten wir indeß un- sere Anerkennung keinesweges vor. sicherer und äußerst zuverlässiger Dirigent und leitete die Orchester-Masscn auf und vor der Bühne mit vieler Umsicht. Nur- das laute Tafktschlagen wäre als störend zu vermeiden gewesen, obgleich wir die Schwierigkeit, zwei von einander entfernt stehende Orchester Kil antes zu halten, wohl erwägen. Die Theilnahme des Publikuins fehlte der Vorstellung nicht. Leßteres hatte sich zahlreich eingefunden und verließ das Haus in sihtlih besriedigter Stimmung. E

1 Kräftenz im Gesange bewährte er \sih als verwend- Einige untergeorduetere Rollen waren dagegen weniger ' ge-

Die Germanisten- Versammlung zu Lübe.

Lübe, 27. Sept, (B, H.) Die Eröffnung der Germanisten-Ver- sammlung hat heute früh um FUÜhr in der reformirten Kirche stattgefunden, Von fremden Gelehrten waren fu hundert und einige eingetroffen z unter unseren Mitbürgern hat die Säthe jedo eines selpei Anklanges sich zut erfreuen, daß sowohl der für die eigentlichen Mitglieder bestimmte untere

|

olle zusagt, gleichfalls verdienstlih, Er erstrebte An-

r bewährte sih auch heute als ein -

1898

des Prinzen Alexis von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, so wie eines zahlreichen und glänzenden Generalstabes. Jhre Hoheiten die Her- zogin von Sachsen - Meiningen und die Prinzessin Karoline von Hes= sen, so wie Jhre Erlauchten die Frau Gräfin von Schaumburg mit ihren Kindern, wohnten der Revue in offenen Wagen bei. Se. Königl. Hoheit der Kurprinz-Mitregent wurde mit wiederholtem Hur- rah empfangen und ritt mit seiner Begleitung und Gefolge beide Linien hinab, worauf der Vorbeimarsch seinen Änfaug nahm, welcher zuerst in Zügen erfolgte, sodann von der Jufanterie in Compagnie= Fronten, von der Kavallerie in Schwadronen und im Trabe und zuleßt von der Jufanterie in Bataillons-Kelonuen, von der Kavalle= rie in Zügen und im Galopp wiederholt wurde. Eiue große Menge Zuschauer zu Fuß, zu Pferd und zu Wagen hatte sich, ungeachtet des weseluden Wetters, zum Genuß dieses militairischen Schauspiels cingefunden und erfüllte die Terrassen der Orangerie, die Allee am Auegitter und alle Avenüen des Parks.

_ Großherzogthum Hessen und bei Nhein. (J. d. Fr.) Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger ist am 25. Septem= ber von Darmstadt nah Rußland abgereist; seine crlauchte Gemahlin begleitete ihu bis Arheilgen und fehrte um Mitternacht nah Darm- stadt zurück, j

Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen isl 25sten in Darmstadt R y : DORen 9 am

XX Frankfurt a. M., 27. Sept. Se. Hoheit der Herzog

von Nassau wurde heute vom Niederrhein in Bieberih zurücerwar= tet. Das Gerücht, daß Se. Königl. Hoheit der Herzog von Cam- bridge diesen Winter in Wiesbaden verbringen werde, scheint nicht gegründet zu sein, da derselbe bereits von Rumpenheim nach England zurügekehrt ist. Die übrigen noch auf jenem Schlosse weilenden ho= hen Personen werden auch in den nächsten Tagen in ihre Resi- deuzen zurückkehren. Der Präsidial-Gesandte und Staats - Minister, Herr Graf von Münch-Bellinghausen, wird erst Anfangs Oktober nach Wien abreisen, doch sollen dem verlängerten Aufenthalt Sr. Excellenz feine besouderen Motive unterliegen. __ Unsere gesebßgebende Versammlung hielt in den leßteren Tagen eine zweite öffentlihe Sißung, welche indessen hon spärlicher von Zuhörern besucht wurde, Möglich, daß die neue Session, für welche demnächst die Wahlen beginnen, die allgemeinere Theilnahme mehr anregen wird.

Troß der schon sehr vorgerückten Jahreszeit kommen immer noch Auswanderer nah Amerika durch, und leider haben die Wenigsten hinreichende Geldmittel und lassen sich blindlings von dem allgemeineu Strome mit fortreißen. Die aus Nord - Amerika einlaufenden viel- fachen trostlosen Berichte werden überhört,

Unsere Messe ging mit der verflossenen Woche ganz zu Ente, und troß der ungünstigen Witterung lieferte der Kleinhandel uicht ganz unerfreulihe Resultate. Die Börse is schr gedrüf, wenn sie auch momentan freier aufathmetz sie unterliegt hier ganz dem Jm- pulse der anderen großen Geldmärkte. Die Stimmung der Fonds war indessen heute etwas fester, Tie Fruchtpreise sind fortwäh- rend im Steigen begriffen, da die Bauern mit ihren Vorräthen zu=- rüchalten. Die Kartoffeln sind leider auch theurer geworden , doch ist von den Herbst-Kartoffeln noch wenig geärndtet, und man sieht troß der Fäulniß eiuer reichen Aerndte entgegen.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 26. Sept. (Oder-Zt g.) Die jüngsten Berichte aus

Mailand bringen die beruhigende Kunde, daß daselbst die öffentliche Ruhe nicht weiter gestört worden is. Leider aber bi sich gus den Untersuchungen der leßten Vorfälle ergeben haben, daß die verübten Exzesse nicht allein das Werk des Pöbels gewesen sind, sondern auf Mitglieder des höheren Adels starker Verdacht der Urheberschaft der= selben fällt. Das Gerücht nennt in dieser Beziehung Söhne aus angesehenen. Häusern, die sih kompromittirt haben sollen. _ Unser bisheriger Gesandter am russishen Hofe, Graf Colloredo= Wallsee, hat sihch mit der verwittweten russishen Gräfin Sabianska, geborenen Gräfin Potocka, verlobt und tritt von seiner diplomatischen Laufbahn zurück, um die Verwaltung seiner Güter zu übernehmen. E den Nachfolger auf seinen Posten verlautet vor der Hand noch nichts.

Die Nathricht , daß die österreichische Besaßung in Ferrara we- gen eingetretener Dissenterie aus der Stadt gezogen worden is, wie sie der Nürnb. Korr. in einem Schreiben aus Wien mittheilte und darguf bestätigend wiederholte, kann aus zuverlässiger Quelle als vollkommen irrthümlih bezeihnet werden.

Pesth, 24. Sept. (Bresl. Ztg.) Am 26sten d. findet in der ofener Festung die feierliche Einweihung der neu erbauten evan- gelischen Kirche statt. :

Auch in dem zempliner und in dem agramer Komitat sind die Landtags=Jnstructionen in entschieden oppositionellem Geiste gehalten. Bemerkenswerth ist die Justruction des erstêren Komitats, nah wel= cher die Juden so weit emanzipirt werden sollen, daß auch chzemischte Ehen gestattet würden, Das lehtere Komitat ertheilte untér Aude- rem die Justruction, daß in Croatien ein*Ban ernannt wêrde, weil der jeßige Banal-Locumtenent, Bischof Gêorg von Haulik, das Ver= trauen der Stände nicht habe. Ferner hebt das agrgüer Komitat als Beschwerde hervor, daß der Deputation des pesther Komitats,

Raum, als auch der Lektor, angefüllt warenz auch cine Anzahl Damen hatte sich eingestellt. U

Nach einer kurzen Ansprache von Seiten Jakob Grimm's wurde, auf seine Aufforderung, zur Wahl eines Präsideuten geschritten, welche, durch Stimmenmehrheit, auf ihn selbst ficl; die übrigen Stimmen vertheilten sich über die Herren Mittermaier, Gervinus, „Dahlmann, von Wächter, Bür- germeister Smitt und Andere, Aus - den Genannten allein schon wird man zu schließen vermögen, welche treflihe Elemente hier sich vereinigt haben, Nachdem der Vorstand. -durch Ernennung von Gehülfen des Präsidenten und der Sekretarién gebildet war, exhielt Professor Wurm aus Hamburg das Wort zu einem Vortïáge, der sich auf das nationale Element in der Stellung der Hansestädte“ bezog, gewiß ein Gegenstand eben so zeit- als ortgemäß, Er behandelte“*ihn in gewohnter geistreicher und anzichender Weise aus geschichtlichen, nréist urkundlichen Daten, erinnernd, wie die hansischen Faltoreien ursprünglich keinesweges als Vertreter ein- E Juteressen im Auslande fich geltend-- gemacht oder gegolten haben, sondern wie sie, von Kaiser und Reich sowohl, als von auswärti- sen Regierungen, als deutsche Kauflêtite im Auslande betrachtet worden cien. Das habe si freilih geänderk"und ändern müssen, als Kaiser und Reich um den deutschen Sechandel jeder Sorge und Beachtung sich ent- \{hlugen und diese lediglih den Städten selbs überließen; und bei dieser gänzlichen Vernachlässigung sei es äüch geblieben, als die Städte von ihrer fürstengebieteuden Macht, die sie in ihrem Uebermuth selbst cine von Eng- land angebotene Reciprocität ausschlagen ließ, herabgesunken waren und wiederholt den Beistand anriefen, der ihnen als deutschen Städten gebührte. Nach Entwickelung der weiteren geschichtliche Folgen ging der Redner auf das über, was seit 1815 und namentlich seit Entstehung des Zollvereins ich ¿liactagtn hatz erwähnte des Wortes von Stein im Jahre 1813, der m screibenden Hauptquartier den städtischèn Sendboten die Versicherung G eben hatte: Eine Zollgränze solle künftig das ganze Deutschland um- assen, innen dagegen eine jede {egfallenz ctinnerte, wie dieses und vieles

Jh

Ín

welche in den croatishen Angelegenheiten in Wien eine Audienz beim Könige verlangte, diese verweigert worden,

Die häufigen Truppeumärsche dur unsere Stadt nach der ita- lienishen Gränze hin dauern fort, Der siebeubürgensche Laudtag hat de F der Regierung verlangte Aushebung von 11,000 Refruten ewilligt.

Preßburg, 27. Sept. Se. Majestät der Kaiser hat uah- stehendes Dekret zur Einberufung des Reichstages erlassen :

„Wir Ferdinand der Erste u. \. w. Weise, Verdiente, liebe Getreue! Nachdem durch den unerforschlichen Rathschluß der ewigen Vorsehung Un- ser eben so geliebter, als getreu verehrter Oheim, Se. Kaiserl. Hoheit Erz- herzog Josef, Palatin von Ungarn, rnhmvollen Andenkens, zur tiefen Be- trübniß Unseres Herzens aus dieser Welt abberufen worden is, haben Wír beschlossen um im Sinne des 3, G, A, des Jahres 1608 cine Palatinal- Wahl zu veranstalten, so wie nicht minder, damit Wir Uns über die zur Hebung und Vermehrung des Glückes und der Wohlfahrt des Landes nö- thigen, verschiedenen sehr wichtigen geseßlichen Anordnungen , Unserer väterlichen Zärtlichkeit gemäß, mit den geliebten Neichsständen Un- garns und der verbundenen Theile berathen können einen allgemeinen Reichstag auf den 7. November dieses Jahres 1847, als den vierundzwan- zigsten Sonntag nach Pfingsten, in Unserer Königlichen Freistadt Preßburg anzuordnen und zu verkünden und diesen mit der Gnade Gottes in Eige- ner Person zu eröffnen. Wozu Wir Euch hiermit ernstlich anbefchlen und gnädigst beauftragen: Daß Ihr an dem bestimmten Orte und zur bestimm- ten Zeit zwei aus Eurer Mitte, dem Usus gemäß, zu wählende und aus- zusendende Deputirte, fried- und ruheliebende Männer, ohne Ein- wendung abschicken und instruiren sollet, welche auf dem erwähnten Reichstage zu erscheinen und dort mit den übrigen Herren Prälaten, Reichs- baronen und Edelleuten, die Reichsstände Ungarns und der verbundenen Theile genannt, Unsere gnädigen Absichtcn und Resolutionen, die blos das Heil, die Aufrechthaltung und das Aufblühen des Landes bezwecken, reiflich zu überlegen, darüber zu berathen und sih zu verständigen verpflichtet seien, Jhr werdet sorgsam bedacht scin, daß erwähnte Deputirte an dem bestimm- ten Tage gewiß und unausbleiblich erscheinen, unter der im Unterlassungs- falle im Geseße angedrohten Strafe. Uebrigens bleiben Wir Euch mit Un- screr Kaiserlichen Gnade gewogen. Gegeben in Unserer Haupt- und Resi- denzstadt Wien in Oesterreich, den siebzchnten September im Jahre des Herrn Ein Tausend acht hundert und sieben und vierzig.

Ferdinand.“ Fn rei ch;

Pariís, 26. Sept. Se, Majestät der König is gestern von Compiegne iu St. Cloud wieder eingetroffen. Bis St. Denis legte der König den Weg auf der Eisenbahn zurü. : t

Vorgestern hielt Se. Majestät der König über sämmtliche bei Compiegne zusammengezogene Truppen große Heerschau. Auh die Königin, die Herzogin von Orleans, der Graf vou Paris, der Herzog von Chartres, die Herzogin von Nemours mit ihren beiden Söhnen, der Herzog und die Herzogin vou Mont-= pensier, Madame Adelaide uud der junge Herzog von Württemberg wohnten dem militairishen Schauspiel bei, welches eine zahlreiche Volksmenge herbeigezogen hatte. Der König, begleitet vou seinen beiden Söhncn und einem glänzenden Stabe, nahm die Parade zu Pferde ab. Die Königliche Familie folgte in mehreren Wagen. Unter den Fremden im Gefolge bemerkte man auch deu neuen persischen Botschafter. | j

Zum Andenken der großen Manöver des Lagers bei Compiegue wird auf Befehl des Köuigs cine Denkmünze geschlagen.

Der General - Lieutenaut Changaruier is dem General-Gouver= neur von Algerien zur Disposition gestellt worden. i

Es is die Rede von einem Pöuitentiar - Kongreß, welcher im Februar 1848 zu Paris abgehalten und worin über alle guf die Ge= fängnißreform bezüglichen Fragen berathen werden soll.

ck= Paris, 26. Sept. Der Courrier fran ça1s scheint auch die äußersten Mittel aufbieten zu wollen, um seinen Prozeß mit Herrn Talabot von dem Zuchtpolizeigerichte weg, wo die Verurtheilung des Blattes fast mit mathematisher Gewißheit vorauszusehen ist, und vor die Assisen zu bringen. Er-hat wirklich nach den beiden Urtheilen des Zuchtpolizei= gerichtes selbs und des Königlichen Gerichtshofes von Paris, welche die Kompetenz des ersteren aussprachen, Berufung an den Cassa= tionshof ergriffen, der nun in leßter Justanz über die Frage entschei= den wird, und von dessen Urtheil keine weitere Berufung mehr statt= findeu kann. Nur außerordentlih seltene Fälle der Art sind vorge- fommen, wo der Cassationshof die gleichlautenden Uitheile der zwei ersten Justanzen umgestoßcen hätte, und in der Sache des Courrier français ist nah der Ansicht der tüchtigsten Rechtsgelehrten s{hwer=- lih an die Möglichkeit zu glauben, daß dieses Blatt mit seinem Cassationsgesuche etwas mehr erzielen werde, als erhöhte Prozeßkosten. Jch glaube, daß der Courrier fra nçais die Sache uur aus Tak=- tik in die Länge zu ziehen sucht, um inzwischen sein Anshwärzungs= System gegecu Herrn Talabot noh länger ungehindert fortseßen zU fönnen. Die Regierung hat \o eben eine Maßregel getroffen, wodurch cinem Wunsche der beiden Kammern, so wie einer von ihr selbst ge- machten Zusage, entsprochen wird. Der chemalige König Hieronymus vou Westfalen und sein Sohn haben die gewünschte Ermächtigung erhalten, für den Augenblick (momentanément) in Paris wohnen zu dürfen, d. i. beide dur das die ganze amilie Bonaparte treffende Gesetz aus Frankreich Prosfkribirte dürfen hier so lange sih aufhalten, als die Regierung darin keinen Mißstand für ihre eigenen Interessen, wie für die des Landes, keine Gefahr für die Erhaltung der Ord= nung und Ruhe erblickden wird, Aber selbst in dieser Form ist die

Andere unerfüllt geblieben sci, obgleich gerade von den Städten wiederholt

und dringend beim Bundestage darauf angetragen worden, den Art. 19 der Bundesafte zur Wahrheit zu machen z wies darauf hin, wie eine solche Vereinigung noch jeyt zu Stande zu bringen sei, wie es aber nur dana möglich, wenn der Zollverein selbst cine verbesserte Organisation erhielte.

Nach ihm berichtete Herr Archivar Lappenberg aus Hambarg umständ- lich über die Mittel, wie auf die Erhaltung deutscher Nationalität und Sprache der Auswanderer im Auslande vom Mutterlande aus vortheilhaft gewirkt werden könne eine Frage, welche, von ihm angeregt, in der vor- jährigen Versammlung einer“ Kommission zur Prüfung übergeben worden war. Jndcssen waren die Mitglieder dieser Kommission leinesweges einig geworden, da Hofrath Dahlmann unmittelbar darauf die Tribüne bestieg, um seinen Dissens auszusprechen, welchem auch noch einige andere Mitglie- der beitraten. Und in der That dürste es etwas schr Bedenkliches haben, durch die vorgeschlagenen Hülfsmittel , namentlich durch die Gestattung, ja Erleichterung der Rückkehr, der Auswanderung selbst alles noch etwa Abschreckende zu nehmen, DieUmständlichkeit des Berichtes selbs veranlaßte jedoch ein Mitglied (von Wächter), auf das Zweckmäßige hinzuweisen, daß solche Aktenstücke vorher zugänglih gemacht würden, etwa durch den Druck, weil es sonst unmöglich sei, daß sich eine Diskussion fruchtbringend daran knüpfte, und dieses rief einen Antrag des Herrn Waiß aus Kiel hervor, auf Mittel Be- dacht zu nehmen, wie die Verhandlungen überhaupt, so lange das Zuter- esse daran lebendig sei, dem Publikum zugänglich gemacht werden könnten.

Um 1 Uhr wurde die: Vormittags-Sihzung geschlossen, um 3 Uhr ver- sammeln sich die Sectionenz morgen stehen die Vorträge über Geschwore- nengerichte an der Tagesordnung.

{ immerhin ein Beweis der Tolerauz_und des Selbsiver- obregf, ¿1 mi guten Eiudruck macht. Der Sohn des éhemaligen Königs soll bereits hier sich befinden, und die Ertsbruag roy Zei gen, daß die Regierung die jehige Maßregel treffen konnte, gvne daß für sie Gefahren irgend einer Art daraus eie enn man den Versicherungen der mit den betreffenden Personen ekannten Männer Glauben schenken darf, sind dieselben weit entfent, die Jllu- sionen zu theilen, von denen ein anderes Glied der Familie Bona- parte, troß zweimaliger verunglüdckten Versuche, noch uiht ganz ge- heilt und zurückgekommen zu sein scheint.

Großbritanien und Irland.

London, 25. Sept. Jhre Majestät die Königin wird am nächsten Freitag wieder nah Windsor zurückkehren e

Prinz Albreht hat auf Ansuchen des Bau-Comité's eingewilligt, am Montage den Grundstein zu einem öffentlichen Hospital zu legen, welches auf der Jusel Portsea bei Portsmouth erbaut wird und zu welchem, während die Regierung den Grund und Boden bewilligt hat, die öffentlichen Körperschaften und Behörden, so wie Privat-Personen, große Summen hergegeben haben. : L

Wie die Times meldet, hat der Graf von Chichester die Er= nennung zum erstén Kommissarius der Armen-Gescbe abgelehnt.

Jn der City hat heute die Ankündigung große Freude erregt, daß es den Banquiers Rogers gelungen ist, beinahe den ganzen gro= ßen Betrag der ihnen in der Nacht des 24. November 1844 nebst 1200 Pfd. St. in Gold gestohlenen Banknoten, welche die Bank ih- nen unter gewisser Garantie einstweilen erseßt hatte, wieder in ihren Besiß zu bringen. Die zurücerlangten Noten sind jeßt der Bank zur Prüfung übergeben worden, und es heißt, daß die Herren Rogers, die 1200 Pfd. St. baar eingerechnet, jeßt im Ganzen nur 2500 Pfd. St. durch den Diebstahl verloren haben. Die von dem Banquier= Vereine für Ermittelung der Diebe und Wiederverschaffung der ge- stohlenen Banknoten ausgeseßte Belohnung betrug 3000 Pfd. St., und d!e Vorsichts-Maßregeln zur Verhinderung der Circulation der gestohlenen Noten waren \o gut getroffen, daß die Diebe jebt endlich sh zur Rückgabe derselben bewogen fanden.

Die Spiunereibesißer zu Moßley haben neulich in einer Ver=- sammlung die Absicht ausgesprochen, bei der jeßigen gedrückten Lage ihres Geschäfts den Arbeitslohn um 10 Prozent herabzuseßen. Die Arbeiter jollen aber sämmtlich entschlossen sein, auf diese Verkürzung ihres ohnehin kfümmerlichen Lohnes nicht einzugehen und lieber die Arbeit einstweilen ganz einzustellen, Jun einer vorgestern hier abge- haltenen Arbeiter-Versammlung hieß es, daß man zu Ashton und in den anderen Fabrikstädten ebenfalls zur Lohn- Herabseßung schreiten würde, sobald die Arbeiter zu Moßley si dieselbe gefallen ließen z es wurde deshalb beschlossen, die Lebteren bei ihrem Widerstande zu unterstüßen und diejenigen, welche feiern würden, mit den nöthigen Geldmitteln zu versehen.

Belgien.

__ Vrüfsel, 25. Sept. Gestern wurde in Gegenwart des Kö= nigs, der Königin, des ganzen Hofes und einer glänzenden Versamm- lung der höchsten Behörden die Ackerbau-Ausstellung eröfsnet.

Die Kommission des Pöuitentiar = Kongresses hat beim Ausein= andergehen desselben entschieden, daß der nächste Kongreß den 1. Sep-= tember nächsten Jahres in der Schweiz oder in Holland stattfinden solle, worüber die nähere Feststellung erst später erfolgen soll. Nach dem Schluß der Berathungen fand unter Vorsiß des Justiz=Ministers cin Bankett statt, wobei Herr von Beaumont demselben für scinen regen Antheil an diesen Bestrebungen daukte und der Minister dann seinerseits die Versicherung gab, daß das Gouvernement entschlossen sei, die von dem Pöuitentiar-Kongreß zu Frankfurt und Brüssel an=- genommencn Prinzipien in der Landesgesebgebung zur Auerkennung zu bringen.

Vorgestern starb Graf Heinrih von Merode nach langer Krank = heit; scit 1831 saß er im Senate und war cin thätiges Mitglied des National-Kongresses gewesen. : :

Jali Cn

Nom, 17. Sept. (A. Z.) Ein Schreiben des berühmten Gioberti an den Papst Pius IX. enthält unter Anderem folgende Stelle : |

„Unser Zeitalter is zu klassischen Wiedergeburten bestimmt, indem die Sprachen, die Manuskripte und die Monumente wieder aus dem Grabe erstehen. Es erstehen aus demselben auch die Nationen, und das größte dieser Wunder is ohne Zweifel die Wiedergeburt jenes Stammes, der durch die Werke seines Geistes und seiner Hand jedes andere Geschlecht des Erd- balls übertroffen hat, welches aber nicht vollkommen wiedergeboren ge- nannt werden kann, so lange Jtalien nicht dem Beispiel des ver=- schwisterten Griechenlands gefolgt is, Und es wird ihm folgen ohne Blut, ohne Tumulte, unter Eurer (Pius 1X.) Mäßigung gebieten- den Fahne in Verbindung mit dem kriegerischen Vexillum seiner Für- sten und namentlich jenes (Carlo Alberto), welcher, nachdem er Euch in dem Wagniß des Beginnens vorausgeeilt, von Euch das volle Vertrauen des Erfolgs empfängt, indem er weil, daß Jtalien niht ohne Rom wieder erstehen kann, und daß die italienishen Unternehmungen selten gelingen, wenn sie niht von der Hand des Papstes den Segen empfangen haben. Und auf diesem neuen friedlichen und nationalen Kreuzzuge wird das nörd- liche Europa vielleicht nicht blos Euer Bewunderer, sondern auch Neben- buhler sein. Denn wenn das Gerücht nicht lügt, \o regiert dort cin Fürst, welcher sich anschickt, mit Euch und mit den anderen Monarchen Jtaliens in bürgerlicher Wohlthätigkeit und an Ruhm zu wetteifern, O edelster Wettstreit zwischen dem Nachfolger eines Julius und eines Friedrih in der Befreiung und Beglückung ihrer Völker! O Schauspiel der Erde und des Himmels gleih würdig! Und wie kann man glauben, daß ein so schöner Streit, ein so tugendreicher Ehrenkampf nicht mit Eintracht und künftiger Einigkeit shwanger gehe ? Bie wird der Zwiespalt in den geistlichen Angelegenheiten zwischen den Na- tionen lange anhalten können, die in denen der Civilkultur einig sind ? Wird man mich übermäßigen Vertrauens zeihen können, wenn ih Euer Priester- reich als den ersten Schritt zur religiösen Einigung der Völker, zur Wie- bertehe der getheilten und den Busen der Mutter umirrenden Schaaren be- grüße? Nein, der Eindruck, den Jhr auf Eure rebellischen Söhne gemacht habt, kann nicht ohne Frucht bleiben, die wieder erwachte Licbe ebnet den Pfad zum Gehorsam und is ein Augurium des Friedens und der Versöh-

falt wie es der Regenbogen ist, der den Zornäußerungen des Himmels

Turin, 17. Sept. (A. Z) Von den vielbesprohenen Mi- cisterial-Veräuderungen im hiesigen Kabinet und be A Aus= O des Grafen Solaro della Margherita, Ministers der ans- E L j'egelegenheiten, ist hier gar niht mehr die Rede. Jm pu A 008 \ e die genie allgemeine Spaunung und Auf- Saug, A E Zustände im übrigen Jtalien hier eine engere an Staat2-Ministern cmeneres Cinverstehen zwischen der Krone und lichen Einverständ ern herbeigeführt zu haben. Um sich eines ähn= G N andnisses mit Genua zu versichern, hat der König drei E s / eas Adels, die Marquis Doria, Balbi und Raggi nach A enz rag Zweifel au mit ihnen über die am ver- Fehr. laut - September von dem ufer Adel und BVürgerstande ehr laut und unverhohlen geäußerte Vol sstimmung die nothwendige

Rücksprache zu nehmen. und für di o Vorsicht zu Leibes, für die Zukunft mehr Máßigung und

———— U P ee

189

Gerjeþt8-Vexhandlunge! wegen der polnischen Verschwörung.

Berlín, 29. Sept. Ju der heutigen Sibung wird zuerst zur Vernehmung des Angeklagten Anton von Kowalski geschritten. Der- selbe is 24 Jahre alt und bewirthchaftete seit Johanuis 1844 für Rechnung seines Vaters das von tesem gepachtete Rittergut Uzar- zewo. Der Anklage zufolge hat Kovalski au der Verschwörung zur Wiederherstellung des ehemaligen ponischen Reiches thätigen Antheil genommen. So gab er auf ciner Zeise nah Posen dem Mitange= flagten vou Brudzewski, welcher äußate, man müsse im Lande um- herreisen und die Leute aufwiegelu, sene Beistimmung, indem er aus=- drülich erwiederte: „Ja, man muß des thun.“ Ferner sprach er auf der Fahrt nach Czewojewo zu seinem Reiscgefährten Wilczyuski von den Reiter - Uebungen, die daselbst vorgenommen werden sollten, wo= bei es sich um ernste Dinge handle. Auch erfuhr er vou Brudzewski auf der Rückreise von Czewojewo, a1 welchem Tage die Revolution ausbrehen werde. Sodann war er Anfangs Februar 1846 im Hotel de Bavière zu Posen gegenwärtig, als Poninski und Ostrowski über die Revolution sprachen. Außerdem shaf}te er ih einen Kavallerie- Sattel mit Pistolen=- Halftern an unt nahm aus dem Schranke der Frau von Lipecka, der Eigenthümerin des Gutes Uzarzewo, zwei Pi stolen und einen Degeu, vermchrte auch die Zahl seiner Fornal= Pferde. Endlich unterhielt er einen sehr lebhaften Verkehr von Frem-= den auf Uzarzewo bei Tage und bei Nacht; dem Wirthschasts= Ju= spektor Plauen hatte er für immer befohlen, Fremden, die mit Be- rufung auf Kowalsfi Vorspann forderten, solchen zu geben, auch wenn sie nihts Schriftliches von ihm vorzeigen könnten, Auf diese Weise beförderte Kowalski mehrere poluishe Flüchtlinge und Emissaire.

Bei seiner Vernehmung stellt der Angeklagte sämmtliche ihm zur Last gelegten Thatsachen in Abrede. Mit Brudzewski habe er nichts über die Revolution gesprochen und nichts von demselben erfahren. Auch bei Poninski sei ihm nichts bekaunt geworden, Die Waffen in dem Schranke der Frau von Lipska habe er genommen , um sie zu haben ; die Fornalpferde habe er gekauft, da er um diese Zeit ein Reitpferd verkauft habe. Besuche habe er öfter gehabt, aber so sei es stets der Fall gewesen ; niemals aber habe er gewußt, daß sich Emissaire darunter befunden.

Der Stellvertreter des Staats-Anwalts, Herr Grothe, verzichtet auf die Vernehmung der beiden erschicnenen Zeugen und bemerkt, ci- nen Strafantrag nicht begründen zu können.

Der Vertheidiger des Angcklagten, Herr Crelinger , spricht noch einige Worte, in denen er nachzuweisen suchte, daß, wenn auh Alles wahr wäre, was die Anklageschrift euthalte, und der Angeklagte Al- les dies gestanden hätte, ihm eine Theilnahme an der Verschwörung doch uicht nachzuweisen sein würde, und trägt schlicßlih auf sofortige Entlassung seines Klienten aus der Haft au.

Die Vernehmung des Anklagteu Auton Gustao wird ausgescebt, da ein weitläuftiger Defeusional-Beweis angetreten ist und die requi- rirten Zeugen noch nicht erschienen sind.

Sodann erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Joseph von Malinowski. Derselbe is 22 Jahre alt und aus dem Königreich Po= len gebürtig. Um sich der Einstellung in das russishe Heer zu ent- ziehen, trat er im Mai 1844 nach Preußen über und stand seit Neujahr 1846 als Wirthschafts - Juspektor im Dienste des Gutsbe- sißers von Steinborn auf Ludzisk, Als kurz vor Fastnacht 1846 sein Prinzipal verreiste, benußte der Angeklagte dessen Abwesenheit zudem Ver- such, ober nicht die Leute desselben zur Theilnahme an dem Aufstande gewin- nen könne. Zweien Knechten, Michael Slowinski und Iohann Krich, trug er auf, in den Walv zu fahreu und wenigstens 40 Stück Stan- gen anzufertigen, zu welchen aus Bromberg die Sensen kommen wür- denz denn cs sollte eine Revolution ausbrechen gegen kie Deutschen. Auch forderte er die beiden Männer auf, mitzugehen, und da sich die- selben weigerten, stellte er ihnen vor, wie sie Eigenthum erhalten wür= den, wenn sie siegten. ‘Jn gleicher Weise suchte er au den Voigt Slowinski für die Sache der Vershwörung zu gewinnen. Endlich forderte er die beiden genannten Knechte auf, bet ihrer Vernehmung zu erklären, er habe ihnen nicht geheißen, Sensenstiele zu fertigen, sondern Stangen zu dem Gitter am Karpfenteich; und als Krich er- wiederte, das sei ja aber nit wahr, bemerkte der Angeklagte: Krich sei dumm, er könne ja später sagen, was er wolle, denn zum Cid komme es nicht.

Bri seiner Vernehmung leugnet der Angeklagte. Er habe an feiner Verschwörung Theil genommen, habe die Leute zu nichts auf- gefordert, und nur den Auftrag gegeben, Stangen für das Gitter am Karpfenteich zu holen.

Wenn die Zeugen anders aussagten, so geschehe dies aus Bos=- heit, weil er streng im Dienst gewesen. Zu Krich habe er blos ge- sagt : Sage aus, was Du willst, ih habe kein Verbrechen begangen.

Die Zeugen indeß bleiben im Allgemeinen bei ihren früheren die Anklage bestätigenden Aussagen bestehen z zuleßt führt der Ange= flagte an: es sei möglich, daß er auch Stangen zu Sensen bestellt habe, da aus Strohmangel eine große Menge Gestrüpp, zur Streu für das Vieh bestimmt, hätte abgemäht werden sollen. Der Ent= lastungszeuge, Gutsbesißer von Steinborn, erklärt zwar : solches Ge- strüpp hätte gekauft und abgemäht werden sollen, daß aber Sensen dazu vorbereitet werden sollten, dessen erinnere er sich nicht,

Hierauf begründet der Vertreter des Staats-Anwalts, Herr Grothe, die Auklage. Der Angeklagte, äußerte derselbe im Wesentlichen, habe Stangen zu Sensen anfertigen lassen und Leute seines Gutsherrn zur Theilnahme an einem Unternehmen gegen die Deutschen aufge- fordert. Zwar habe derselbe nun die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu verdächtigen gesucht, aber niht mit Reht; und nach diesen Zeu=- gen=- Aussagen werde die Anklage vollkommen bestätigt. Er trage deshalb darauf an, die Strafbestimmungen wegen Hochverraths in Anwendung zu bringen. :

Für den Angeklagten spricht der Assessor Herzberg. Ein Be-= weis, ein Geständniß liege nicht vor; sein Klient habe konsequent ge- leugnet, darin liege eine Präsumtion für die Wahrhasftigkeit seiner Aussagen. Die Zeugen seten verdächtige Leute und den Aussagen derselben, sowohl was die Stangen als was die Reden betreffe, kein Glauben zu schenken. Er trage deshalb darauf an, den Angeklag- ten von der Anklage des Hochverraths frei zu sprechen. L

Hierauf erfolgt die Veruehmung des Angeklagten Franz von Ponikicwski. Derselbe is 29 Jahre alt und Besiber des Gutes Sla= bomierz im wagrowicer Kreise. Für seine Theilnahme an den revo=- lutionaireu Umtrieben und seine Wissenschaft von einer Verschwörung sprechen folgende Thatsachen. Den Kutscher Banicki und den Knecht Kubera forderte er um die Fastenzeit 1846 zur Theilnahme an dem Krieg zwischen den Polen und Deutschen auf. Ferner fand man bei ihm mehrere Doppelgewehre und Pistolen, theils mit Rehposten, theils mit Kugeln geläden, und zwar auf dem Ofen versteckt, eben= daselbst auch ein Viertelpfund Pulver in einem Pack und eine Flasche mit Pulver, und unter einer Bettstelle eine Schachtel mit Zündhüt= chen und zwei Viertelpfund Pulver, hinter einem Spiegel cine Sä- belkoppel und in dem Schreibsecretair eine Schachtel mit Züudhütchen und zwei Kugelformen. Dem Schirrknehte Kuliberda befahl er um die Fastnachtszeit 1846, vier runde Stangen aus Kiefernholz nah einer von ihm gegebenen Beschreibung anzufertigen, wobei er be- merkte, daß sie zu Lanzenstielen und zum Kriege gebraucht werden solltenz wenn aber Jemand nach diesen Stangen frage, solle er nur

sagen, sie seien zum Aufhängen der Wäsche bestimmt. Dem Koch Brok gab er Befehl, von Stiefelshäften Lanzenshuhe zu mge auch einen Mantelsack ließ er dur denselben anfertigen. Ferner li er gegen Ende Februar in der herrschaftlichen Stube Futtersäckde und Brodbeutel nähen, wie dieselben bei der Kavallerie gebraucht werden. Dazu komnut, daß der Angeklagte im Zanuar und Februar 1846 mehrfache Besuche von politisch verdächtigen Personen empfing und daß er den Nepomucen von Sadowski, welhèr in der Nacht vom 2ten zum 3. März zu Fuß und in beschmußten Kleidern nah Sla- bomierz gekommen war, einen Tag lang beheëbergte und dann heim- lih weiter beförderte, während er wußte, daß derselbe von der Po= lizei verfolgt wurde. : /

Auch dieser Angeklagte leugnet jede Theilnahme an der Ver= \{chwörung und jede Mitwirkung an derselben. Er habe seine Leute niht aufgefordert. Die Flinten seien stets bei ihm geladen gewesen und hätten auch immer auf dem Ofen gelegen,damit jie trocken bleiben sollten. Stangen habe er zu Lanzen nicht anfertigen lassen. Auch keine Lan=- zenshuhe seien gemacht worden. Daß Nepomucen Sadowski flüchtig gewesen, habe er niht gewußt; er habe denselben als cinen Ver= wandten aufgenommen. ; : :

Die Zeugen, deren vier erschienen waren, bleiben im Allgemei= nen bei ihren früheren, die Anklage stüßenden Aussagen stehen. Die Aussagen der übrigen Zeugen werden verlesen. j

Für den Staats - Anwalt begründet Herr Grothe die Anklage. Der Angeklagte, bemerkte derselbe im Wesentlichen, habe geleugnet. Es seicn indeß mehrere Thatsachen ermittelt, welche einen Schlu auf das Gegentheil zuließen: das Verstecken der Munition, das Auf= bewahren des Pulvers auf cinem geheizten Ofen 2c. Ju der Auf=- nahme und Beförderung Sadowski's liege an sich nichts Strafbares, aber gerade der Umstand sci auffallend, daß auch hier der Angeklagte leugne, von dessen Flucht etwas gewußt zu haben. Ans der Verbin- dung aller dieser Thatsachen gehe hervor, daß der Angeklagte gewußt habe, cs werde ein Krieg ausbrechen zwischen den Polen und Deut= hen, daß er habe mitgehen wollen, daß er Vorkehrungen getroffen habe. Juwiefern anzunehmen sei, daß der Angeklagte auch an einer Verbindung Theil genommen, stelle er dem Spruche des Gerichts- hofes anheim. Werde cs angenommen, sto beautrage er, die Straf- Bestimmungen des §. 92 zur Anwendung zu bringen, Æ

Hierauf ergreift der Justiz-Kommissar Furbach als Vertheidiger des Angelagten das Wort. Derselbe geht die einzelnen Punkte der Anklage durch und sucht nachzuweisen, daß darin nichts enthalten sei, woraus auf eine Wirksamkeit sür die A geschlossen wer= den könne. Deshalb habe er Mrèn Klienten aufgefordert, Alles ein= zugestehenz dersclbe aber habe bemerkt, daß er nicht cingestehen könne, weil er dann die Unwahrheit sagen würde. So aufs vollkommenste von der Schuldlosigkeit seines Klienten überzeugt, trage er auf Frei- sprehung desselben und sofortige Entlassung aus der Hast an.

Sluß der Sißung um 1 Uhr; nächste Sißung Freitag, den 1. Oktober.

Handels - und Börsen-Uachrichten. Berlin, den 30. September 1847 IV echsel - Course. | Brief. | Geld. Kurz 1425 | 1425 do. 2 Mi. 1415 | 1415 Hamburg Kurz 152

R : 12m. | 150; 3 M. 6 2421/6 24% 2 Mi. 80:

2 Mit. 102%

2. 102% | 102%

2 Mi. 99%

8 Tage utzd 995

2 Mit. 995 | 99%

Amsterdam

London

Paris «

Wieu in 20 Xr Augsburg

Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss: 100 Thir.

Frankfurt a. M. südd. W. «os 100 x1. | 2 Mi. 56 26/56 22

Petersburg «----- «oe e TOO SRUI | 3 Wochen | | 1085

Inländische Fonds: Pfandbnæf-, Kommunal - Papiere und Geld - Course.

Zf.| Brief. | Geld. |Gem. .} Brief. | Geld. |Gem.

St. Schuld-Sch. |35| 92% | 91% Kur- n.Nm. Pfdbr. 945 | Seeh. Präm, Sch. 89% Schlesische do. K.n, Nm. Schuldv. |35| 89 do. Lt. B. gar. de. Berl. Stadt-Obl. 91; | Pr.Bk-Anth.-Sch Westpr. Pfandbr. [35 92% Grossh.Posen do. 101%;

do, do. Ustpr. Pfandbr. s 965 cu Pomm. do. sl 94 93%

Ausländische Fonds.

104;

101% Friederichsd’or. 13% 13 913 And.Goldm.àd5 th. 125 12 Disconto. _— 45

105}

Russ, Hamb, Cert. —— _— Poln, neue Pfdbr.

do.beillope 3.4.8. —— —_— do. Part. 500 FI. do. do. L1. Anl, 94 —— do, do. 300 Fl, doe. Stieglitz 2.4.A 91 Hamb, Fener-Cas. do.v.Rothschb,Lst. 109% [1097 do.Staats-Pr. Anl, do.Poln.SchatzO.|4 | 82% 82% Holländ. 25%Int. do. do. Cert. L. A. 94% | Korb.Pr.O, 40Th. do.do.L.B. 200FI. —_ 167 Sardin, de. 36 Fr. Pol. a. Pfdbr. u.C. 94 Neue Bad.do35FI.

Eisenbahn - Actien.

1D ck B N H

vo\

If ERPSSE

da Ed

Volleing. Amzaxt. Rott, Arvb. Ute. Berl. Anh.A. do. Prior. Berl. Hamb, do. Prior.|43| 10075 bz. Berl. Stett. |4 | 112 bz. Bonn-Cöln, |5 ie Sächs. Bayr. Bresl. Freib.|4 Sag.-Glog. do. Prior. |4 de. Prior. Chem. Risa. St.-Vobw. Cöln- Mind, 96; bz. do. Prior. Cötkh. Bernb, Thüringer. Cr. Ob, Seb,/4 | 77% bsz. Wikbb.(C.O.) Dresd. Görl. 102 B do. Prior. Düss. Elberf. 1005 B. Zarsk. Selo. do. Prior, 92 B. Glogguitz. E Quit.Bog. Hmb. Bergd. 110: 4%

Kiel-Alt.

Lpz. Dresd. Aach.Mastr.

Löb. Zittau.. Berg, Mrk.

Magd. Halb Berl. Anb, B.

Magd. Leipz. Bexb,. Ludw. Brieg-Ne1ss. {90

do. Prior. N, Schl. Mk, do. Thür. V./20

do. Prior do. Prior. Nrdb. K. Fd. O. Schl], Lt.A do. Prior.

O.Schl.Lt.B. Pts. Mgdb. do. Pr. B. do. do, Rhein. Stm. do. Prior. do. v.St. gar.

1005 B. 116 etw. bz.

1033 B.

do

a A E E R ck

P

ch Eing.| | 250

SZS

113 B.

—I ck

89 B. 885 G. 92% bz. 102 6. 1075 B. —_— Starg. Pos.

[R r r A A A S I E A

(Schluss der Börse 3