1847 / 281 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

¡chen Gesandten, Lord

Herr Guizot hat vorgefters grerss s ben ot Note Normanby, eine Antwort auf E on Aumale zum General-Gou- wegen der Ernennung de HerSy oll ín dieser Antwort gesagt sein, verneur von Algier zug ín feiner Weise das Prinzip und den daß die fragliche Ernennun England gegenüber, verändere. Stand der Dinge 11 A Marseil e schreibt man aus Gibral- Dem Nouvelliste daß daselbst von Tanger die Nachricht von

Schlacht eingegangen sei, welche unter den Mauern i N den Truppen des Kaisers von Marokko und Abd von Tasa zwis{en * habe. Der Emir habe sich_nach blutigem el Kader stattgefunden Db 4000 Todte auf dem Schlachtfeld ge- Kampf Ee hätte mittelst cines Dekrets auf jeden Kopf eines Rebellen, der ihm ausgeliefert werde, 15 Dukaten geseßt. Abd er Rhaman befand D E er die Beiramsfeste feierte, und äter nua . s z S wollle si spre hier eingegangene Moniteur Algerien enthält feine weitere Nachricht vou der maroffanishen Gränze. Von einer Expedition nah Marokko zur Unterstüßung des Kaisers Abd el Rha- man ist es jeßt auch ‘wieder ganz still, Auf ein solhes Unternehmen sheint man in Folge der Niederlagen, welche Abd el Kader und mehrere ihm ergebene Stämme in leßterer Zeit in Marokko erlitten aben, nunmehr ganz verzihten zu wollen, da in Betracht dieser hier mit größter Befriedigung geschenen Wendung der Dinge eine Aus- führung jenes Expeditions - Projekts welches ohnedies zu bedenklichen Berwickelungen mit England hätte führen können, für durchaus über- flüssig gehalten wird, Jn einer Privat - Mittheilung aus Gibral- tar vom 12. September wird berichtet, daß Abd el Kader um diese Zeit etwa zwanzig englische Meilen von Melilla ein Lager bezogen hatte. Er hatte 1500 Reiter und 1800 Mann Fußvolk, die sämmt- lich wohlbewaffnet waren, unter seinen Befehlen, wie zum wenigsten die spanischen Offiziere versichern, die sein Lager ven haben. Es heißt indeß in dem angeführten Privatschreiben: „Troß des großen Einflusses , welchen der Emir auf seine Stammesgenossen ausübt, scheint seine Lage niht mehr haltbar, und bald wird er unter den Streichen des von dem Golde und dem Einflusse Frankreihs unter= stühten Kaisers von Marokko fallen. Dann wird Afrika seine \{önste Zierde verloren haben und Frankreich von scinem hartnäckigsten Feinde befreit sein. Sechzig Mann der Beni-Amers, die einzigen, welche, von Funfzehnhundert, der furchtbaren Megzelei entgangen sind, durch welche dieser Stamm bei seinem Versuche, aus der Umgegend von Fez zu Abd el Kader zu entweichen, ganz vernichtet worden, würden in Tanger , wohin sie gebracht wurden , sicher dasselbe Loos, dàs ihre Brüder ereilt hatte, erlitten haben, wenn nicht der fran- zbsische Konsul, Herr Chasteau, sie unter seinen Schuß genommen und nah Oran geschickt hätte. Eine so edelmüthige Jutervention zwischen einer barbarishen Regierung und einem unglücklihen Volke wird den Einfluß der Franzosen auf die Völkerschaften der Barbares- ken-Staaten mehr f}ördern, als ein Dußend fostspicliger Missionen an den Hof Abd el Rhaman's, die blos dem Kaiser, welcher die herkömm- lihen Geschenke empfängt, und dem General-Konsul etwas eintragen, dessen Eitelkeit durch die Huldigungen geschmcichelt wird, welche ihm auf seiner Reise zu Theil werden.“

Wie verlautet, hätte der Herzog Broglie dieser Tage an Lord Palmerston die dem Grafen St. Aulaire über die italienische Frage gesandten Justructionen mitgetheilt, die so abgefaßt sein sollen, daß eine gewisse Gemeinschastlichkeit der Ausichten zwischen Frankreich und England dort feststände. Lord Palmerston soll dem Herzog die Ver- sicherung MeEn haben, das englishe Geschwader würde nur dann in den italienischen Angelegenheiten interveniren, wenn Jtalien durch eine andere Juntervention bedroht würde.

Mittelst Königliher Verordnung wird zur Zahlung der Rük- stände der griehishen Anleihe ein Kredit von 500,000 Fr. eröffnet.

- Der Courrier français macht darauf aufmerksam, wie die Engländer sih an den vortheilhaftesten Punkten Madagaskars festzu- seßen suchten, während Frankreich sich auf bloße Unterhaudlungen mit der Dv Ranavolo beschränke. Die Engländer hätten nicht nur von der Bai von Diego-Suarez Besiß genommen, sondern seien auch Herren des ganzen Gebiets, das sih von der Spiße des Ambrakays bis zur Bai Vahamore erstrecke.

Der Minister des öffentlihen Unterrichts hat, in Betracht, daß es noththue, in den Elementarschulen jede Art von Lehren zu ver= breiten, welhe {hädliche Vorurtheile und beklagenswerthe Gewohn- heiten zu bekämpfen geeignet wären, durch eine Verordnung vom 24. September einen Wettstreit für die Abfassung eines zum Lesen und zu den grammatikalischen Uebungen in den Schulen bestimmten Buches v lag welches, die aebräuchlihsten Begriffe enthaltend, die Vorur= theile und schädlichen Ueberlieferungen auszurotteù, die in allen Ver-

ältuissen des menschlihen Lebens nüßlihsten Kenntnisse mitzutheilen, Liebe zur Pflicht und Achtung für die Geseße einzuflößen, gute Bür- ger zu bilden, mit einem Worte, die öffentlichen Sitten zu verbessern,

geshidt wäre. Wer diese Aufgabe nah dem Urtheile des König- lichen Rathes am besten löst, erhält cine goldene Medaille im Werthe von - 6000 Frs.

Das zweite konservative Organ, welches angekündigt war, die Ovypinion, ist nun auch a bi Es hat das große Format der Epoqgue, in deren Nachlaß sih die Etoile, Opinion und Con- servateur eigentlich theilen wollen.

Graf von Flahaut, französischer Gesandter in Wien, der einem Gerücht zufolge in der Schweiz gewesen und einen Vermittelungs- versu gemacht haben soll, hat in Paris krank gelegen, wodurch je- Gai sich von selbs widerlegt. Er is jeßt nah Wien ab-

Es ea s in Paris angekommen.

ener uf it am 27sten i it fei ili eiiiiitrossen; er venicdé thng L A ritt mit seiner Familie

Die Bauten an der Eisenbahn nah der deutschen Gränze bei eit On seit Be Zeit unterbrochen waren, sind wieder aufgenomme! rden und jollen mit no ö ätigfkei fre, betrieben weden ch größerer Thätigkeit, als

oll bier eine igleits-Gesellschaft, nah d d in E G Deutschland “fri vg ie une Sea Bn ausgezeichnete Personen aller Stände haben sich vorläufi l Mitglieder einschreiben lassen. s 10. E

, Die Course haben sich heute gut behauptet und waren sogar et- was höher Sre da von London günstigere Nachrichten erwar- tet wurden. Alle Eisenbahn-Actien gut im Preis, aber ohne belang- reiches Geschäft.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Oft. Morgen wird die Königin in Windsor Schloß wieder eintreffen. Es ist bereits an alle Minister von Seiten Lord John Russell's die Einladung ergangen, am 12. Oktober einem Kabinetêrathe, dem ersten seit dem Schluß der leßten Parla- mentê - Session, im auswärtigen Amte beizuwohnen. Es sollen wih= tige An A zur Berathung kommen, und man erwartet, daß amtliche itglieder des Kabinets in der Versammlung erschcinen

Die Lage bes Geldimarkts hat sich noch nit gebessert. Die Berichte aus Liverpool und Manchester lanten rbr belEAE da die

Nachricht vou dem höheren Diskonto der Bank von England die herr= schende Besorgniß noch gesteigert hatte. Man hört von Firmen, welche ihre gs in Folge ihrer augenblicklichen Bedrängnisse einstellen mußten, obgleih ihre Aktiva dreimal größer sind, als ihre Passiva. Es haudelt sich nicht mehr um Zahlun S Fábiakeit und redit, sondern um augenblicklich herbeizuschaffende Baarmittel ; selbst Verwandte verweigern Vorschüsse auf die genügendste Sicherheit; so roß ist die allgemeine Bestürzung. Jn Manchester ist eine faft voll= ommene Stockung der Mauufaktur-Geschäste eingetreten. Alle Häu= ser, die im Stande sind, ihre Waaren an sich zu halten, weigern sich, unter irgend einer“ Bedingung zu verkaufen, und viele der größeren Fabrikanten und Spinner haben ihren Agenten die Order zugeschickt, vierzehn Tage lang ganz inaktiv zu bleiben, keine Anerbietungen zu machen, und wenn man von ihnen kaufen will, nur an Häuser ersten Ranges zu verkaufen. Unter diesen Umständen arbeiten fast alle Spin- nereien entweder gar uicht oder nur mit beschränkter Arbeitszeit. Viele übertriebene Gerüchte von Fallissements stnd im Umlauf. Unter denen, welche (nah dem Standard) ihre Geschäfte suspendirt ha- vi Bu das Haus Render und Milner, Fabrikantcn und Commissio= Die Morning Chronicle, welhe in einem ihrer lebten Blätter einen Angriff auf Sir J. Davis, den Ébuvievacis zu on fong enthalten hatte, nimmt jeßt diesen Tadel gegen denselben zurü. Sie fügt hinzu, es bestehe unter den englischen Kaufleuten in Canton eine Jutrigue gegew ihn, welche von einigen Kreisen in England un- terstüßt werde. ___ Der bekannte Radschah von Sarawak auf Borneo, Herr Brooke, ist vorgestern nah neunjähriger Abwesenheit im Orient in Hampshire eingetroffen, um sechs Monate in seiner Heimat zuzubringen. Die Regierung hat ihn zum Geueral-Konsul von Borneo und den ansto- ßenden Junseln, so wie zum Gouverneur der kürzlih an die Briten abgetretenen Jusel Labuan, ernannt.

Belgien. Brüssel, 6. Okt. Der König und die Königin sino mit ihrer Familie gestern früh nah Paris gereist. i‘

S chy weiz. __ Kanton Luzern. Der Große Rath is auf den 5. Oktober einberufen. „Vermuthlih“/, heißt es in der Eidgen. Ztg., „sol ihm namentlich au die Frage zum Entscheide vorgelegt werden, ob und wie das Volk zu einer legalen Aeußerung seiner Willensmeinung zu veranlassen sei. Was das Erstere betrifft, so dürfte es wohl von der großen Mehrheit entschieden bejaht werden. Rücksichtlich der Art denkt man nah einer Korrespondenz des Schwyz. Volksbl, an eine Abstimmung nah Kreisen oder Aemtern, da, abgesehen von an- deren Gründen, von gewöhnlichen Vetogemeinden schon darum keine Rede sein könne, da dieselben verfassungsmäßig erst nach funfzig Ta= gen geschlossen werden dürfen, das Resultat somit weit hinter den 18, Oftober fallen würde. Die Neue Zürich. Ztg. äußert sich: /e „Wie verlautet, so soll die angekündigte und am Dienstag vom Großen Rathe zu berathende Volks - Abstimmung darin bestehen, daß man die dienstpslichtige Mannschaft einen Eid will leisten lassen; wer

| dann den Cid verweigert, soll als uichtstimmend für den Sonderbund

angeschen werden. Es wäre dies in der That eine saubere Abstim- R N A heit Wir \ind (erwiedert die Eidgen. Ztg.) mit der N. 3. ‘D. hierin ganz einverstanden. Nur wundern wir uns, daß sie Piat h merken scheint, wie sie dabei sih selber ins Gesicht chlägt, indem die von ihr für Luzern getadelte Abstimmungsweise genau dieselbe wäre, die sie in Waadt gebilligt hat. Wir haben die= jenige in Waadt getadelt, wir würden ebendasselbe in Luzern auch eben so entschicden tadeln, allein wir haben alle Ursache, zu glauben, daß die Herren Staatsschreiber Meier, Kost u. st. f. auch im Großen Rathe mit einer Abstimmungsweise durchdringen werden, welche die freie Willensmeinung des luzernishen Volkes zu Tage fördern wird. Nur eine solhe Abstimmung ist geeignet, ein Gewicht iu die Wag- shale der öffentlihen Meinung zu legen. Das Juteresse Luzerns liegt hierfür wahrlih auf platter Hand, Deun daß eine nicht un- bedeutende Minorität im Kanton Luzern radikal gesinut is, weiß ohnehin alle Welt und wird durch keinerlei jesuitische Mittel oder Mittelchen vertusht werden können,“

Kanton St. Gallen. Die Konservativen haben folgende Petition „für Erhaltung des Landfriedens““ zu massenhafter Unter= zeichnung in Umlauf geseht: „Tit, Es giebt Zeiten und Verhältnisse, wo höhere Pflichten den freien selbstständigen Bürgern cines souverainen Volkes gebieten, ihre Ansichten und thren Willen zu Handen ihrer Stellvertreter frei zu eröffnen, ohne hierzu von Behörden aufgerufen und darum angefragt worden zu sein, Ein solcher ernster Zeitpunkt ist nun gekommen, wo unser Vaterland vom nahen Aus- bruche eines Kampfes bedroht wird, der mit den Schrecken des Bürgerkrie- ges die Gräuel eines Religionskrieges verbinden würde. Wer möchte die Verantwortlichkeit vor Gott und seinem Gewissen, vor Mit- und Nachwelt auf sich nehmen, stillzuschweigen oder gar mitzuwirken zu einem Entscheide an welchen Leben und Glück von Tausenden, Schuldigen und Unschuldi- gen, ja, vielleicht die Existenz, Selbstständigkcit und Freiheit unse- res licben Vaterlandes geknüpft sind. Noch liegt der gefährliche Wurf in den Händen der Behörden, Unser Große Rath soll, wie wir ver- nehmen, auf den 11. Oktober zu ciner außerordentlichen Versammlung cin- berufen. werden, um von Seiten des Kantons St. Gallen einen solchen Entscheid abzugeben. Er wird entscheiden: ob St, Gallcn seine Standes- stimme für weitere Gewaltmaßnahmen gegen die angefeindeten sieben katho- lischen Kantone hingeben und damit einen Zwölferbeshluß zum Krieg gegen unsere Miteidgenossen und Glaubensbrüder in den Urkantonen zu Stande u bringen helfen solle? Die unterzeichneten freien Bürger eines freien ouverainen Volkes vom Kanton St. Gallen, deren Leben und Eigenthum mit Wohl und Weh ihres Vaterlandes innigst verknüpft sind, drängt die

klärung abzugeben: daß sie keinen Krieg wollen, und am allerwenigsten Krieg gegen Miteidgenossn und Glaubensbrüder. Der Große Rath wird bei Ertheilung der St. gallishen Stan- desinstruction wohl erwägen, daß nicht die mindeste Veranlassung obwalte zum Krieg gegen jene sieben katholischen Stände, welche seit Jahren in ihren garantirten bürgerlichen und konfessionellen Rechten und Freiheiten verleßt, zweimal dur völkerrechtswidrige Freischaaren überfallen und seither durch unausgeseßte Bedrohungen in einen fortwährenden Kriegszustand verseyt sind, und die sih eben deswegen gegen erneuerte Angriffe auf ihr Gebiet und auf die dur das Blut ihrer Väter erworbenen Freiheiten zu einem gemeinsamen Schupbündniß vereinigt haben. Man gebe die Anfeindungen und Eingriffe in ihre Nechte auf und lasse dic sicben Kantone ungestört bei ihrer ge uerihen und kirchlihen Selbstständigkeit, dann werden sie von selbst Ge ihr Vertheidigungs - Bündniß aufgeben. Nie haben jene bedrängten Kantone uns St. Galler oder andere eidgenössische Stände verlept, nie haben jene Katholiken ibren protestantishen Brüdern der übrigen Schweiz cin Leid anges und sind annoch weit entfernt, ihre Treue am Bund zu brechen o den Mitgenossen desselben irgend ein Unrecht zufügen zu wollen. Der s i anes des Kantons St., Gallen wird beim Entscheide über gewalt- jame Srecution gegen jene katholischen Stände nicht überschen können, daß be maren Kanton mit 60,000 Protestanten auch 100,000 Katholiken bis- s edlich gelebt, gewohnt und Ta haben. Er wird nicht überschen ónnen, daß die Katholiken St. Gallens mit ihren Glavbensbrüdern in den am sieben katholischen Kantonen durch die heiligen Bande des 4 ge aue und großer geschichtlicher Erinnerungen auf mannigfache Weise erbunden sind, und daß eine gewaltsame Störung dieser Verhältuisse die

folgenreichsten Rückwirkungen hervorrufen müßte. Er wird nicht un- beachtet lassen können , tie doppelt {wer es den Bürgern des Kan-

heiligste Bürgerpflicht, ihrer obersten Landes - Behörde die offenc Er- \

tons St, Gallen fallen müßte, auf die kümmerlich verlebten Jahre der Noth uud Verdienstlosigkeit auch noch die Drangsale eines Bürgerkrieges, die Lasten der Einquartierung und Steuern und all den Kummer und Jammer eines solchen Unglücks auf sich zu nehmen und zu tragen. Solche Erwägungen werden unsere oberste Landes-Behörde dazu anleiten, folgendem wohlbegründeten Begehren dieser Petition zu ent- sprechen: Es wolle der Große Rath des Kantons St, Gallen in Standcs- Gesandtschaft auf die am 18, Oktober zu Bern sih wieder versammelnde Tagsahung dahin instruiren: 1) daß die sieben angefeindeten katholischen Kantone bei ihren bürgerlichen und religiösen Rechten und Freiheiten für- derhin unangefochten belassen und geschüßt werden, und 2) daß alle Getwalt- und Kriegsmaßnahmen gegen dieselben unterlassen und der Landfriede in der Eidgenossenschaft gewissenhaft eingehalten werde.“

Kanton Tessin. Hier scheint alles !Militair erst jeßt or- ganisirt werden zu müssen; so auch vier Scharfschüßen-Compagniceu für die vier Auszüger- Bataillone. Das tessinishe Zeughaus besibt jedoch keine Stußer, und ein radikales Blatt enthält daher cinen Auf= ruf an alle wahren Patrioten und eifrigen Bürger, dem Staate solche zu schenken. /

Kanton Thurgau. Der thurgauishe Große Rath {ollte sih am 6. Oktober versammeln und über den für Kriegssachen zu ertheilenden Kredit von 12,700 Fl. entscheiden. Man will angeblich ein freiwilliges Artillerie-Corps zur Bedienung der zwei Sechspfün- derkanonen, welhe der Kanton von Louis Napoleon geschenkt erhal- ten hat, orgauisiren.

Kanton Freiburg. Der Staats - Rath hat die Stadt Murten mit militairischer Beseßung bedroht, sofern sie sih fortwäh- rend weigern sollte, die Aufruhrkosten vom 6. Januar d. J. zu be=- zahlen. Was die Volksstimmung im Kanton Freiburg betrifst, so sagt die Eidg. Ztg: „Privatbriefe schildern dieselbe fortwährend als sehr entschieden und bestätigen die entgegengeseßten Behauptungen der radikalen Presse durch keine Andeutung. Die Finanzlage dürste im= merhin \o befriedigend sein, als diejenige der meisten radifalen Kan- tone, und sicherlich befriedigender und geordneter, als die des Kan=- tons Bern seit dem Aufkommen des Freischaaren-Regiments,“

Kanton Schaffhausen. (Eidg. Z) Wie schon bekanut- war auf den 1. Oktober der Schlachttag unseres Großen Rathes angeseßt, und wirklich war es auch ein heißer Tag für die Mitglic- der desselben, denn von Morgens 8 Uhr bis Abends 6 Uhr wurde in ununterbrochener Sißung über die Sonderbunds-Angelegenheit ge=- fämpft. Das Resultat selbst war für Niemand zweifelfaft : die gro- ßen radikalen Kantone hatten das Losungswort ausgetheilt, und lei- der sind wir schon gewöhnt, uns denselben zu fügen. Allein ritter- lih hat sich die konservative Minderheit gehalteu, und wenu die Macht der Beredtsamkeit uud die Krast der Wahrheit etwas hätte vermögen fönnen, so hätte wohl die Mehrheit zur Minderheit werden müssen. Der Antrag der Regierungs-Mehrheit lautete ganz ähnlich demjenigen von Zürich, nämlich, daß zuerst einige gütliche Mittel, wie Procla=- mationen und Absendung von eidgenössischen Kommissarien, versucht werden möchten, um den Sonderbund aufzulösen, dahinter aber mit Exe- cution gedroht werde, und daß, im Fall sich die sicben Kantone den zwölf anderen nicht unterwerfen würden, die Gesandtschaft von Schaff= hausen auch zum Krieg zu stimmen hätte. Diesem Antrag entgegen stand derjenige der Mehrheit der Großraths - Kommission, welcher cinen gütlichhen Vermittlungsweg einschlagen, von Anwendung der Waffen aber nichts wissen wollte, es sei denn, daß der Sonderbund von sich aus einen anderen Kanton angreifen würde. Von ciner vermittelnden Seite des Großen Rathes wurde dann auch der An- trag gebracht und kouservativerseits unterstüßt, diese Kriegsangelegen- heit, die doch das Volk auszufechten hätte, auch an das Volk zur Abstimmung zu bringen, was jedo, wie in allen Zwölferkantonen, von den Radikalen aufs heftigste angegriffen und auh mit 55 gegen 20 Stimmen verworfen wurde. Von radikaler Seite, und besonders von unserem dermaligen ersten Gesandten, wurde offen und redlich zugestanden, die Sonderbunds-Angeleg.nheit, auf ihrem jeßigen Stand- punkte, sei eine reine Parteiprinzipien-Frage, und es müsse nan einmal durch die Kanonen cntschieden werden, welche Partei Meister sei in der Schweiz; wenn die Zwölferkautone siegen würden, so wäre dann auch bald einer neuen Bundes-Verfassung Eiugang verschafft. Abends 6 Uhr erfolgte die Abstimmung durch Namens - Aufruf ; es erhoben sich für den radikalen Regierungs-Antrag 46. Für den kouservativen Kommissions - Autrag ergab sich indeß die ansehulihe Minderheit von 28 Stimmen, während bei dem Beschluß im Monat Juni für bloße Auflösung des Sonderbundes 54 gegen blos 15 Stimmen gestanden hattenz auch sah man es den Führeru der Mehrheit leicht an, diese Abstimmung hatte sie überrascht, so eine starke Minderheit hatten sie und auch die Konservativen nicht erwartet. Die Leßteren, welche #0- mit heute 13 Stimmen gewonnen, sich also beinahe verdoppelt habeu, fonnten schen, daß ihre heutige Anstrengung uicht vergebens war, und die Verantwortlichkeit, die auf der Mehrheit lastet, ‘ist nur um so \{chwerer. Morgen werden nun noch militairische Rüstungen be- handelt werden, was, wie auch wir zugeben müssen, nach einer solchen Kriegs-Jnstruction nur natürlich ist.

Kanton Zug. (Eidg. Z) Am 3, Oktober war Landsge- meinde in Zug, und so hat denn nun auch das Volk von Zug sein letztes Wort gesprochen. Das erste und in offiziellem Sinne einzige wirkliche Geschäft der Landsgemeinde war die durh den jüngst er- folgten Tod des wohlverdienten Herrn Letter nöthig gewordene MWie= derbeseßzung der obersten Militairstelle des Kantons, der Stelle eines Lands-Hauptmanns. Statthalter Keiser, unterstüßt von den Kan-= tons-Ralh Reiser und Landammann Hegglin, {lug den Bruder des Verstorbenen, den eidgenössischen Obersten und gewesenen Kriegsraths- Secretair Letter vor, dem von Fürspreh Hot der Oberst - Lieute= nant von Moos entgegengestellt ward. Ein jubelndes Mehr von wohl * der seit Menschengedenken noch nie so zahlreich versammelten, nah allgemeinem Dafürhalten wvhl viertchalb tausend Mann starken Landsgemeinde erklärte Herrn Letter für den Mann ihres Ver= trauens. Der Ernenuung folgte sogleih die feierlihe Be= eidigung. Nun handelte es \sich noch darum, der Obrigkeit gegenüber ofen und unzweideutig die Wünsche und Erwar= tungen des Volkes auszusprechen in Betreff der großen Tagesfragen. Major Heß von Unterägeri ergriff zuerst das Wort und beautragte, den Behörden erst den Dank der Landsgemeinde auszusprechen für die bisher befolgte Bahn in eidgenössishen Dingen und dann, sie zu er- muntern, auf dieser Bahn zu beharren, folge, was da wolle, Frieden zwar wolle auch das Volk von Zug, aber ehrenvollen Frieden; einem \hmählichen Frieden werde es chrenvollen Kampf stets vorziehen und werde. jederzeit bereit sein, auf Gott vertrauend, Gewalt mit Gewalt abzutreiben. Der Redner der radikalen Partei war Herr Adolf RKei- ser, der den Sonderbund einen Herrenbund naunte, einen aus dem Schwarzwald eingewanderteu Fremdling, ein Werk Siegwart's. Widerseßlichkeit gegen irgend welhen Tagsahzungs - Beschluß sei Rebellion, Aufruhr, sei Meiueid. Es läßt \sich denken, daß das Volk ciner solhen Sprache uicht ruhig zuhörte. Von zahlreihen Zurufen und Wihworten endlih überstimmt und von dem neuen Landes - Hauptmann umsonst geschüßt , mußte end- lih Herr Keiser dem Sturme weichen. Er {loß mit einer Protesta- tion und Verantwortlihmachuug der Behörden für alle allfällig aus

dei Beschlusse der Mehrheit hervorgehenden Folgen. YJubelnd und O ae gh nun mit seinen Getreuen fort, die zur Verstärkung mitgezogenen Nachbarn aus Zürich miteingerechnct, etwa 6—700 an der Zahl. Noch lange tönte das wüste Gebrüll des verzweifelten Häufchens bis auf den Landsgemeindeplaß nach, doh ohne die Ver- handlungen derselben irgendwie zu stören. Noch sprachen die Herren Hegglin, Boßhard, Statthalter Keiser u. A. für den Antrag des Herrn Heß, die Herreu Fürsprech Etter und Kantonsrath Gretener im Sinne der Abgezogenen, bis dann endlich nach dreistündigem Ver= handeln mit unendlichem Jubel beschlossen ward, sich nie und nim- mer einer radikalen Zwölferdiftatur zu fügen.

Kanton Uri. Auch die freien Männer im Lande Uri haben am 3. Oktober über die entscheidende Frage getagt, Das Volk kam stromweise herbei, und die Gemeinde war über alle Erwartungen zahlreich versammelt. Man \chäßte sie auf 3500 bis 4000 Köpfe. Die Berathungen, vom herrlichsten Wetter begünstigt, wurden ruhig gepflogen und dauerten bis um 4 Uhr. Die Anträge der Regierung waren dieselben wie in Schwyz. Fürspreher Jauch, nachdem er auf die Schwierigkeiten der Lage des Sonderbundes aufmerksam gemacht und vielfah vom Ruf „Scheiden“ unterbrohen worden, erklärte sich dennoch aus vollem Herzen bereit, zu stehen und zu sterben, wo man ihn hinstelle. * Nah 34 Stunden erhoben si jubelnd alle Hände für Widerstand mit Gut und Blut. Kein Gegen-Antrag wurde gestellt. Die Anträge des Laudrathes wurden ganz einhellig ange- nommen und des Weiteren beschlossen, daß der Staat für allfällig im Kampf Verstümmelte oder für arme Familien der im Kampfe Ge= fallenen angemessene Unterstüßung auweise und verabfolge, daß Jeder, der diesen Beschlüssen durch Schrift, Wort oder That zuwiderhandeln würde, als Vaterlandsverräther kriminell bestraft und daß zur Erhal=- tung des Friedens oder im Fall des Krieges zur Erhaltung des Sic- ges cine Landes-Prozession angeordnet werden solle. Von den ehr- würdigen Urnerbergen ertönten Böllerschüsse. AEA und freudig ver= lief sich das Volk. Die anwesenden übrigen Schweizer entfernten sich tief bewegt.

Italten

Nom, 28. Sept. (N. C.) Es ist der Beschluß gefaßt und bestätigt worden, Pius 1X, für die Begründung der Guardia civica durch ein großes Monument zu danken, Die Guardia civica selbst wird es auf dem Moute Pincio errichten. Das Governo hat dazu den ungeheuren antiken Säulenschaft von Cipolien verwilligt, der seit unvordenklichen Jahren im Hofe des Pallastes von Monte Citorio liegt. Am Fuße desselben sollen die vier Kardinal-Tugeuden und auf ihm die Clemenza (Milde) aufzestellt werden. Zwei Basreliefs am Piedestal sollen das Gedächtniß der Einrichtung auf die Nachwelt bringen. Zur Deckung der Kosten wird eine Subscription der Bür- ger-Gardisten eröffnet, welche für jeden niht 30 Bajocchi monatlich übersteigen darf. Der Uebershuß des Einkommens über die nöthi- gen Kosten i} zur Anschaffung von Artillerie für die Guardia be stimmt. Der Plan is vom Architekten Cavaliere Carnevaliz; die Jdec selbst geht vom Fürsten Piombino und von Ciceruacchio aus.

Am 2ästen hat (wie die Alba meldet) der Kardinal Ciacchi von Ferrara die Weisung erhalten, dem Staatssekretariat alle im Archiv der Legation befindlichen offiziellen Aktenstücke über die Occupation von Ferrara nicht nur, sondern auch über die Citadelle von 1815 an einzusenden. Es geht daraus hervor, daß die päpstliche Regierung die ferraresishe Frage chestens feststellen und vereinigen will.

Gestern Morgen hat der Kardinal-Staatssecretair die Garnison

der Engelsburg durch einen Besuch beehrt, und zwar, wie er in der an dieselbe abgehaltenen Anrede erklärt, auf ausdrücklichen Befehl des Papstes. Zwar sei alles ruhig und werde auch wohl so bleiben. Sollte aber gegen den Feind ausgezogen werden, so sollten sie nicht allein bleiben. Er werde sie begleiten! Den Disziplinar-Gefan= genen gab er die Freiheit, allen Gemeinen erhöhten Sold. Zugleich erklärte er, jeden Sonnabend sei er für Militairs jeden Ranges zu sprechen. : i (A. Z.) Während Briefe und Reisende, die aus Sicilien und Neapel zurückehren, versichern, es sei Alles ruhig, stimmen doch alle Berichte darin überein, daß die Strenge der Pol'zei - Maßregeln aufs äußerste gekom:nen sei. Ju dieser Bezichung scheint nachfolgen= des Schreiben einen Blick in die Zustände der Abruzzen zu vergönnen. „Alle Orte der Provinz Abruzzo, welhe mit dem Kirchenstaat in Gränzberührung stehen, befinden sich unter der strengsten Aufsicht. Wer um zwei Uhr nah Sonnen-Untergang nicht nah Hause zurück= gekehrt is, wird eingesteck. Wer nur ein Zeichen von Widersebßlich- feit gegen die Gewalt giebt, wird ohne Prozeß auf sieben Jahre zu den Galeeren verurtheilt. Kein Gesang, kein Zeichen der Lust is ge- stattet jenen munteren und lustigen Bewohnern des Gebirges. Jn der Kommune von Rocca di Botte, im Distrikt von Avezzano, woll= ten dreißig junge Leute eine Serenade aufführen und benachrichtigten die Gendarmerie davon. Der Korporal gestand es zu, troßdem aber wurde die lustige und singende Schaar unverschens überfallen und mit Schlägen zerstreut; der Citherspieler wurde ergrissen und scin Saiten - Jnstrument zu Boden geworfen und zu Stücken zertreten. Ueberall herrscht tiefe Aufregung und allgemeines Mißvergnügen. Selbst wer Erlaubniß hat, Waffen zu tragen, wird festgenommen. Man trifft auf Zeichen von Furcht bei der bewaffneten Macht und gewaltsamer Uuterdrückung bei der Bevölkerung. Der General Ca- raa is mit Jufanterie, Kavallerie und Kanonen nah Sulmona ab- gesandt worden. Der Offizier Cotrotiano (Cutrofiano?) befehligt drei Compagnieen Reiterei, um die bedrohlichen Provinzen des Abruzzo zu durchstreifen und wo möglich das Feuer zu ersticken, welches Alles unterwühlt zu haben scheint. Teramo is ganz im Aufstand, Aquila giebt Zeichen, der Schwester folgen zu wollen. Die Gebirgsbe- Pie s sprehen von Beseßung der starken und unübetwfiblldes Pässe.“

Auf den Dampfböten, welche die siciliauishe und calabreser Korrespondenz besorgen, hat eine Personal - Veränderung stattgehabt. Den gewöhnlichen Beamten sind eben so viele Polizei - Agenten sub= stituirt worden.

Aus Ferrara schreibt man, daß die daselbst unter deu österrei= chishen Truppen ausgebrochene Krankheit Fortschritte mache.

Vorgestern is} hier der berühmte Kanzelredner Pater Lacordaire angelangt und im Dominikaner-Konvent der Minerva abgestiegen.

Der Constitutionnell enthält die österreichische Note, welche Graf Lüßow am 1. September dem Kabinet des Vaticans überreicht hat. Dieselbe lautet:

„Der Unterzeichnete 2c, nachdem er scinem Hofe die Note übersendet, welche Se, Eminenz der Herr Kardinal Ferretti, Staats-Secretair Sr, Hci- ligkeit, ihm die Ehre erzeigt hat an ihn zu richten, als eine Protestation Gegen die Maßregeln des militairischen Dienstes, welhe von dem Herrn General-Lieutenant Grafen Auersperg, als Kommandanten der Kaiserl. Truppen, welche die Besaßung von Ferrara ausmachen, in diesem Playe getroffen worden sind, hat von seinem Hose Befehl erhalten, dem Kabinet des Vatikans nachstehende Antwort zu ertheilen: Die wiener Kongreß-Akte Art, 103, giebt Sr. Kaiserl. Majestät das Besagungsrecht in den Pläyen Ferrara und Commacchio. Dieser Ausdruck „Play“ läßt keinen Zweifel über die Sr, Majestät zustehenden Rechte übrig, Dic Stadt Fer- rara is mit einer befestigten Ringmauer umgeben, welhe mit den Werken der Citadelle zusammenhängtz das Ganze dieser Ring- mauer und der Citadelle bildet das, was man den Play Ferrara

1949

nenntz uun ist es aber das Besazungsreht in dem Playe, was Sr. Ma- jestät zugestanden is. Der römische of hat niemals irgend einen Rechts- grund gehabt, um es zu bestreiten und um zu behaupten, dieses Recht dürfe nur auf die Citadelle E iee findenz diese Beschränkung -ist faktisch un- möglih; wenn übrigens dies die Absicht des Kongresses gewesen wäre, so würde der angeführte Artikel den Ausdruck „Citadelle“ und nicht den Aus- druck „Play“ gebraucht haben, denn Jedermann kennt den zwischen diesen beiden Ausdrücken stattfindenden Unterschied. Jun Folge dieser Position und weil das Innere der Citadelle zu wenig Räumlichkeit darbietet, wies die päpstliche Regierung den Kaiserl. Truppen zwei außerhalb der Citadelle gele- gene Kasernen an, und nahmen sich die Offiziere in den der Citadelle zunädchst- stehenden Häusern ihre Wohnungen, Da die Occupation dieses Playes nie- mals cinen auderen Charakter gehabt, noch nach den Gesinnungen aufrichti- ger Ergebenheit, welche der österreichische Hof für den heiligen Stuhl hegt, jemals haben kann, als den einer [lugen Defensive, so haben die Justruc- tionen, welhe allen Kommandanten österreichischer Trnppen gegeben wur- den, ihnen stets vorgeschrieben, die Anwendung der militairischen Neglements, welche irgendwelcher Besaßung auferlegt werden, auf die unmittelbaren Umgebungen der von den Kaiserl, Truppen beseßten Partieen zu beschrän- fen. Folgende ‘Stelle aus der Note Sr. Eminenz des Kardinal-Staatssecre- tairs vom 9. August 1847 liefert selbst den Beweis dafür, (Folgt eine ita- lienische Stelle aus dieser Depesche.) Es liegt eben so wohl im Interesse der römischen Negierung, als in der des Kaiserl, Hofes und der Bevölkerung der Stadt Ferrara selbst, daß der Dienst dieses Playes mit Ordnung und Re- gelmäßigkeit versehen werde. Die Gefahr, in welche die Begünstiger von Unordnungen den Capitain Jankovich gebracht haben und der er nur ent- ging, weil es ihm möglich war, die Unterstüßung einer Patrouille zu erhal

ten, beweist, wie schr der Patrouillendicnst, der vom Militair-Neglement vor- geschrieben, zur Erhaltung der Ordnung nöthig is, Der Kaiser, welcher die von Sr. Eminenz dem Kardinal-Legaten in Ferrara erhobene Protestation als auf ein Recht gegründet nicht betrachten kann , der dagegen in den leßten Manifestationen , welche zu Ferrara statthatten, noch weitere Beweggründe für die Besazung findet, keine der Vorsichtsregeln außer Acht zu lassen, welche sie in ihrem Jnteresse wie in dem der Einwohner zu befolgen ver- pflichtet is, beauftragt den Unterzeichneten, Sr. Eminenz dem Herrn Kardi

nal-Staatssecretair zur Kenntniß zu bringen, daß der Herr Marschall Graf von Radeyky, kommandirender General der Truppen Sr. Kaiferl. Majestät in dem lombardish-venetianischen Königreiche, Befehl hat, die Garnison von Ferrara in den ihr zustehenden Rechten zu erhalten, deren Ausübung über- dies in militairisher Beziehung zu ihrer Sicherheit unerläßlich geworden ist. Wenn der Kaiserlihe Hof, der nur die innigsten Bezichungen mit dem rö- mischen Hof unterhalten zu können wünscht, welche Beziehungen für das Wohl beider Staaten #0 nothwendig sind, den Grund dieser Frage beklagt, so kann das wiener Kabinct seinerseits die ungewöhnliche Form nur bedauern, die von Sr. Eminenz dem Kardinal-Legaten sciner Protestation gegeben wurde. Die Angelegenheiten zwischen den Regierungen lassen sich würdig und mit Nuyen vor Notarien nicht abhaudelnz das wiener Kabinet muß sich deshalb gegen die Einsührung ciner solchen Form verwahren, Bezüglich der Mit- theilung, welche dem beim heiligen Stuhle residirenden diplomatischen Corps gemacht wurde, hat der Unterzeichnete den Austrag, Sr, Eminenz dem Kar- dinal - Staats - Secretair zur Kenntniß zu bringen, daß das wicner Kabinet dadurch in die Nothwendigkeit verseßt ist, den Kabinctten, welche ein Recht darauf haben, die an dasselbe gerichtete Protestations - Akte, so wie die dar- auf gegebene Antwort, mitzutheilen.“ (Gez.) Lüßow.“

Lucca, 27. Sept. (O. P. A. Z.) DieGazetta privileg- giata di Lucca veröffentlicht heute das neue Preßgeseß. Dasselbe räumt Jedermann das Recht ein, seine Ansichten drucken zu lassen und die Handlungen der Regierung zu besprechen. Verboten sind alle bf- fentlide Kundgebungen, welche der christlichen Religion, der Sittlich= feit und den Rechten der souverainen Fürsten zuwiderlaufen, eben jo alle böswilligen Angriffe gegen Regierungen, Behörden, Geistliche als solhe, fremde Fürsten und ihre Bertreter, und alle Schristen, welche geradezu die Gefährdung der öffentlihen Ordnung oder der Sicher= heit des Staates bezwecken. Eine aus drei Censoren und zwei Stell= vertretern bestehende Kommission“ ist zur Ausübung der Präventiv=- Censur eingescht, und kann gegen deren Entscheidung vor einem Ober- Censur-Rath, der aus fünf ordentlichen Mitgliedern und zwei Stell= vertretern besteht, Berufung eingelegt werden. Das Jmprimatur ei= nes einzigen Censors begründet {hon das Necht der Veröffentlichung. Ueberschreitungen des gegenwärtigen werden beim ersten Fall mit Geldbußen von 25 bis 200 Lire und Gefängnißstrafe! von 14 Ta= gen bis 6 Monaten belegt; im Widerholungsfall wird das Maß der zuerst erkannten Strafe ve. doppelt.

TUr nel

Der Augsb. Allg. Ztg. schreibt man aus Konstantinopel vom 22. September: Abermals waren mit einem Dampfboote zwei Cholerafranke angekommen; noch aber war in der türkishen Haupt= stadt selbst keine Erkraukung an der Seuche erfolgt. Mit dem_ 21. September endigte die dem Königreich Griechenland geseßte Frist : nun sollte das Verbot der Küstenschifffahrt für die griechischen Schiffe wirklich in Kraft treten. Jn Albanien soll die Ruhe wiederherge- stellt sein.

G. A. Rochus von Nochow. CNetrol En)

Gustav Adolph Rochus von Rochow, aus dem Hause Jeserig, geboren zu Nennhausen bei Rathenow am 1, Oftober 1792, wurde daselbst: bei seinem mütterlihen Großvater, Herrn von Briest, bis zum 14ten Jahre erzogen, erhielt vom Herbste 1806 an seine weitere wissenschaftlihe Vorbildung auf dem Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin und bezog im Frühjahr 1810 die Universität zu Heidelberg, späterhin die zu Göttingen, auf welcher er sih vornehm- lih dem Rechtsstudium unter der Leitung von Zachariä, Hugo und anderen Autoritäten der historischen Rechts\chule widmete.

Ueberhaupt fühlte er sich von Jugend an zu den geschichtlichen Forschungen vorzugsweise hingezogen, eine Vorliebe, welche dauernd auf seine Denk- und Handlungsweise von Einfluß blieb und den Grundton, so wie die ganze Richtung seines Levens und seiner öffent- lihen Wirksamkeit bestimmte, : : ;

Seine Universitäts-Studien wurden beim Beginn des Befreiungs= frieges im Frühjahr 1813 dur den Aufruf des Königs unterbrochen. Nicht ohne Schwierigkeiten gelang es ihm, ins Vaterland zurückzu= kehren und nah Schlesien zu eilen, wo er in die Jäger-Eccadron des damals Brandenburgischen , jet sechsten Kürassier - Regimeuts Kaiser Nifolaus von Rußland eintrat. Als Freiwilliger wohnte er jämmk- lihen Schlachten und Gefechten bis zum Wasfenstillstande bei, wurde darauf zum Offizier in diesem Regimente und zum Regiments - Ad- jutanten ernannt, in welcher Charge er den Grafen Hake, und später den General von Löbell mit Auszeichnung begleitete, und sich in dem Gefechte bei Güldengossa am #10. Oktober 1813 das Eiserne Kreuz erwarb. Es ist bekanut, welchen rühmlichen Antheil das gedachte Regiment an den glorreichen Kämpfen jenes Krieges genommen. Herr von R o ow kam in den Reihen dessel= ben nah Paris, kautonnirte in der Bretagne, fehrte durch die Nieder= lande ins Vaterland zurück, um bald darauf als Adjutant bei der Reserve-Kavallerie des vierten Armee-Corps aufs neue uach Frankreich zu eilen. ; :

Jm Jahre 1816 zum zweitenmal heimgekehrt, verließ er den Militairdienst und übernahm die Verwaltung der väterlihen Güter, so wie der inzwischen ihm und seinem Bruder zugefallenen Reckahn- schen t wi at Noch in demselben Jahre ward er zum Königlichen Kammerherrn ernannt, und zwei Jahre darauf vermählte er sih mit dem Fräulein Karoline von der Marwiß, aus dem Hause Frieders- dorf. Seine Thätigkeit wandte sich jeßt zumeist guf die ständischeu

Angelegenheiten seines Kreises und ‘der Provinz. Zum Kreis-Depu- tirten erwählt, nahm er vornehmlich an der rit der Kriegs- Schulden und an anderen wichtigen provinziellen Geschästen Theil. Er erwarb sich hierdurch niht uur das Vertrauen seiner Mitstände, son- dern zog au die Blicke der höchsten Behörden so sehr auf sich, daß, als im Jahre 1822 die Reorganisation der Verfassung sämmtlicher Provinzial-Stände der Monarchie in Berathung gezogen wurde, des Königs Majestät ihn niht nur als Deputirten der Kurmark cinberief, soudern ihm in der Folge auch die Führung des Protokolls bei den Sitzungen übertrug und seine Leistungen bei diesem wichtigen Geschäfte nach dessen Beendigung dur Verleihung des Rothen Adler - Ordens 3ter Klasse und Verheißung einer bleibenden Anstellung im Staatsdienste belohnte. s

Jm Jahre 1823 ward er zum dienstthuenden Kammerherrn bei Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin, zugleih aber zum Mitgliede der Haupt - Verwaltung der Staatsschulden, und bald dar- auf zum vortragenden Rathe im Ministerium des Jnnern und der Polizei ernannt; auh ward ihm neben diesem Amte die Protokoll führung bei der ständischen Jmmediat-Kommission unter dem Vorsibe Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen aufgetragen. Einige Jahre später zum Geheimen Ober-Regierungs-Rath befördert und mit dem Vortrage der ständischen Augelegeuhciten betraut, blieb er in dieser Stellung bis zum Frühjahr 1831, wo thn des Königs Majestät zum Jhef-Präsidenten der Regierung zu Merseburg zu befördern geruhte. Cn diesem selbstständigeren Amte, dem er mit freudiger Hingebung seine damals noch in voller Blüthe stehenden Kräfte wid=- mete, und auf das er später stets mit besonderer Liebe zurüdblikte, verlebte er drei glücklihe Jahre und erlangte die belohnende Ge= nugthuung , sich die Achtung und das Vertrauen aller seiner Unter- gebenen, so wie der ganzen Provinz, zu erwerben, i : Wie sehr aber sein Werth auch in weiteren Kreisen und vor= nebmlih von Sr. Majestät dem Könige anerkannt wurde, bewics seine im April des Jahres 1834 erfolgende Ernennung zum Staats- Minister und Minister des Junern und der Polizei. Ju diejer bedeutenden Stellung, deren Wirkungskreis sih im Jahre 1837 nach Aufhebung des Ministeriums des Jnnern für Gewerbe-Angelegenheiten noch beträdcht- lih erweiterte, entfaltete Herr von Rochow die ganze Fülle seiner Fähigkeiten und Talente. Allein der warme Patriotismus, welcher ihn beseelte, und sein nicht rastender Eifer für seinen Beruf und das Wohl des Staats rissen ihn zu Anstrengungen hin , denen scine fkörperlihe Kraft mehrmals zu erliegen drohte. 4 Von einer shwercn Kraukheit, die ihn im Jahre 1837 befiel und ihn zwang, sich 6 Monate lang allen amtlichen Arbeiten zu ent- ziehen, genaß er zwar wieder, aber jene Gesundheit kehrte nicht im vollen Maße zurück. Die erneuten Anstrengungen, denen er sich in der Folge und namentlich im Jahre 1840 bei Gelegenheit der Hul= digung in Königsberg hingab, führten eine Schwäche herbei, welche seine Familie mit Besorgniß für die Erhaltung seines Lebens er= füllte und ihn bewog, bei des Königs Majestät auf seine Eüt- lassung anzutragen, um si auf sein Gut Rekahne zurück= zichen zu können. Sein gütiger , ihm wohlgeneigter Könige liher Herr licß ihm alle Erleichterungen angedeihen, welche der Dienst gestattete, und als Allerhöchstderselbe Sich endlich deunoch veranlaßt sah, ihn scines leidenden Gesundheitszustandes we= gen durh die Ordre vom 13. Juni 1842 von der Verwaltung des Ministeriums des Junern zu entbinden, lehnten Sie doch sein Ge- such, sich gänzlich vom Staatsdienst zurückziehen zu dürfen ab, und behielten Sih vor, ihn nah seiner Wiedergenesung anderweit an= zustellen. /

Hierzu fand sich auch bald eine geeignete Gelegenheit. Die Arbeiten des Staatsraths hatten sih dergestalt vermehrt, daß dessen Präsident einer Unterstüßung bedurfte. Herr von Rochow fühlte ih nach dem Gebrauch der Bäder von ZJshl dergestalt gestärkt, daß Se. Majestät ihn im Anfange des Jahres 1843 zum zweiten Prä= sidenten des Staats-Raths erneunen, und ihm hierdurch eine Stellung anweisen konnten, welche seinen Talenten und seiner ungewöhnlichen Gabe rascher, tief cindringender Auffassung vorzugsweise entsprach. Mit lebendigem Eifer und licbevoller Hingebung widmete er sich scit=- dem erfolgreih diesem wichtigen, ehrenvollen Berufe bis zum Ende seines Lebens.

Jm Herbst 1846 erneuerte sih bei ihm ein früheres Krankheits= Uebel, welches diesmal der sorgsamsten ärztlichen Behandlung und auch dem empfohlenen Gebrauch der Bäder zu Aachen widerstand. Er starb daselbst am 11. September d. J. in cinem Alter, in wel- hem seine seltenen Fähigkeiten und reichen Erfahrungen dem Staate noch lange hätten nüßlich sein fönnen. Setne Verdienste um den letzteren, welhe des hochseligen Königs Majestät im Januar 1840 dur Verleihung des Rothen Adler - Ordens erster Klasse und des jeßt regierenden Königs Majestät im Herbst desselben Jahres durch Verleihung der Decoration desselben Ordens in Brillanten auch äußerlich. anzuerkennen geruhten, sichern ihm einen ehrenvollen Plaß in der Geschichte der preußischen Staatsmänner; denjenigen seiner Zeitgenossen aber, welhe mit ihm in nähere Verbindung traten und sein eifrig wohlwollendes, für alles Edle erglühendes Gemüth zu er= fennen Gelegenheit hatten, wird sein Andenken unvergeßlih bleiben.

Gerichts- Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung. ; i Berlin, 8. Okt. Die heutige Verhandlung beginnt mit der Vernehmung des Angeklagten Joseph von Zmijewski. Derselbe if 23 Jahre alt und aus dem Königreich Polen gebürtig, von wo er vor drei Jahren nah Preußen übertrat und hier als Wirthschafter ein Unterkommen fand. Jm Dezember 1845 erhielt er durh Czar- nowsfi Kenntniß von der Existenz der Vershwörung, trat derselben bei und übernahm das Amt eines Revolutions-Kommissarius für den Bezirk von Neidenburg und Lauterburg. Nachdem ihm 300 Gulden Reisegeld durch Alexander von Wysoki ausgezahlt worden, begab er sich in die genannte Gegend, versuchte hier mehrere Personen für den Aufstaud anzuwerben und erstattete dem Czarnowsfi Bericht. Bet seiner Vernehmung bestätigt der Angeklagte im Wesentlichen die An=- flage und giebt namentlich auch zu, daß die Verschwörung zur Wie= derherstellung des ehemaligen Polens habe dienen sollen. : Hierauf wurde der Angeklagte Constantin von Waleszynski vor= gerufen. Derselbe is 24 Jahre alt und ebenfalis aus dem König- reihe Polen gebürtig. Jm Jahre 1843 trat er nach Preußen über und begab sich als Wirtbschafter in Condition bei dem Gutsbesißer Wysocki in Klein-Pulkowo. Auch er wurde durch Czarnowsfi in die Verschwörung eingeweiht und von demselben zum Revolutions - Kom- missarius für den straßburger Bezirk bestellt. Durh Wysockti erhielt er 300 Gulden Reisegeld und suchte mehrere Personen anzuwerben, Bei seiner Vernehmung bestätigt Waleszynski die Anklage e len cinzelnen Punkten. Ueber die Zwede des Aufstandes S. (5 f , Bres err Múhels, als Stel feine bestimmte Kenntniß erlangt haben. Herr C täudnisse der vertreter des Staats - Anwalts , stüßt sich auf die PrdvercátdS Angeklagten und beantragt deren Bestrafun Rati g ihrer Eigen- Der Vertheidiger sucht darzuthun, daß seine bestraft werden können, haft als Ausländer nicht wegen Hochverraths deL S en Milderungs- fi duiß derselben als ci und empfiehlt das ofene Geständniß Srrals grund bei ciner anderen etwa eintyetenen lagten Albin Kierski vor. Der P36 Ge ruft hierauf qa A g üm die Mitte Dezember Derselbe ijt 25 Jahre alt und Oekonom.