1847 / 293 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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E A Gott!“ Ju der Rede des Dr, Großmann war ein tief=

E r und ristlih-demüthiger Sinn vorherrschend, der über alle

e Tee Begeisterung erhaben ist und bleibt; aber der Redner ließ

e patriotischer Wärme dem politish-nationalen Elemente, na=-

mentlich auch in Bezug auf das deutsche Gesammtvaterland, volle -editigfeit widerfahren.

« eres Hoheit js Prinz August von Sachsen-Koburg-Gotha und

Höchstdessen Frau Gemahlin, die Prinzessin Clementine, Königl. Ho-

heit, nebst Familie, sind am 16ten Nachmittags in Dresden ange=

fommen uud im Hotel de Saxe abgetreteu.

Königreich Haunover. Die Hannoversche Zeitung vom 19. Oktober enthält den Wortlaut eines von Hanover mit der Krone Großbritaniens abgeschlosseneu Staats-Vertrags wegen gegen- seitiger Sicherung des schriftstellerischen und fünstlerischen Eigenthums d. d. 7, Oftober 1847.

Großherzogthum Baden. Das Mannh. Morgen= blatt sagt über die leßten Wahltage. in Mannheim unter Anderem: „Wie weit die Creiferung in politischen Dingen steigen kaun , drüt sich in gegenwärtiger Wahlbewegung hier auf die vielfältigste Weise aus. Als angewendete Mittel, die Urwähler für cine Partei zu ge- winnen, kommen die ergößlichsten, aber auch die bedauernswerthesten Dinge an den Tag, Dem Einen wird mit dem Verlust der Kund- schaft gedroht , dem Anderen mit Aufkündigung der Hypothek, den Armeu mit Entziehung der Unterstüßungen; auch Drohungen von förperliher Gefährdung sind hon mit eingeflessen, Der ruhige Bür= ger, der sein Wahlrecht ausüben wollte, wurde verhöhnt; es wur=- deu ihm die Zettel aus der Hand gerissen; mit dem Farreu- shwanz în der Hand nöthigten ihn Proletarier, die Farbe zu wechselu. So verstehen unsere Radikalen die Wahlfreiheit! Alle Zugänge zu dem Rathhause, alle Räume in demselben, der Speise- markt, waren beseßt, Viele uuterließen es, unter diesen Umständen zu wählen; Andere wechselten, des Friedens wegen, die Wahlmänner. So war es kein Wunder, daß die Gegenpartei siegte, und {wer zu begreifen is nur, daß die von den gemäßigten Liberalen vorg«eschla- genen Wahlmänner noch eine so bedeutende Stimmenzahl (über 80) erhalten kounteu. Seitdem der Sieg auf Seiten der Fortschrittspar= tei it, hört man die Herren Brentano, Obergerichts - Advokat, und S. Jörger, Großhändler, als die zu wählenden Abgeordneten nennen. Lebterer is ein praktischer und in die Verhältnisse Mannheims einge=- weihter Kaufmann.

Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. (H.C.) Am 15ten und Aóten d. fand in Schwerin die fünste allgemeine meck- leuburgishe Bauern = Versammlung, unter Direction des Revisions= Rathes Schuhmacher, statt, Sie mochte von etwa 200 bäuerlichen Theilnehmern aus allen Gegenden des Landes besucht sein. Da nach dem Beschlusse der diesjährigen Hauptversammlung des patriotischen Vereines Reise =- und Tage =- Gelder uicht mehr vergütet, auch Abge= ordnete von den einzelnen Aemtern nicht mehr ernaunt werden, so war der Besuch der Versammlung ein um so f}reierer geworden, und die Theilnahme, welche sie gefunden, mag der sicherste Beweis sein, daß die mecklenburgischen Bauern und Büdner den Werth dieser ihr materielles Wohl bezielenden Versammlungen, troß aller Einreden der Gegner derselben, zu eifenunen und zu schäßen wissen. Die Verhand= lúng der den Juteressirendén schon vor geraumer Zeit durch den Dru * fommunizirten Fragen geschah an beiden Tagen im Saale des Groß= herzoglihen Schauspielhausés; die Ausstellung von Maschinen und landwirthshaftlihen Erzeugnissen am 415ten d. fand dagegen im Schüßzenhause statt.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 19, Okt. Der Oesterr. Beobachter meldet, daß, Berichten aus Neapel vom 9, Oktober zufolge, die Ruhe auf kei= nem Punkte des Königreichs weiter gestört worden war, und daß die in Calabrien und Messina unter dem Vorsiß der Generale Nun= ziante und Landi niedergesebte Militair-Kommission (wie hon gestern unter Jtalien berichtet) bereits Urtheile gegen die mit den Waffen in derx Hand erge Rebellen gefällt, dic soglei vollstreckt wur= den, „Aus dem Vyrstehenden erhellt‘, bemerkt daun das österreichische Blatt, „welchen Glauben die angeblich nah Briefen aus Neapel vom 7, Oktober in Nom verbreitete Nachricht verdient, daß die Königlichen Téuppen in Calabrien s\{ch in vollem Aufruhr befinden und, unter Anführung des Generals Nunziante, im Marsche nah der Hauptstadt begriffen sind! Mit solchen handgreiflichen Lügen sucht die revolu= tiongiré Partei, in Ermaugelung von Thatsachen, die sie zu ihrem Vortheile niht melden kann, das leihtgläubige Publikum fortwährend zu täuschen, und leider giebt es nur zu viel Tagesblätter, die diesem unwürdigen Spiele dienen, Jun Marseille besteht sogar bekaunterma-

Ep TTTTO an

ten Technik getragen wird, verbindet außerordentliche Fertigkeit mit größter Sicherheit, Neinheit und Leichtigkeit und zeichnet sich lius jedoch lien Ma- nier im Vortrage ganz frei zu sein) eben so wehl durch kee Bogenführung im Allegro , als durch zarten und seelenvollen Vortrag im Adagio aus. Die Anerkennung des Publikums wurde dem jungen Künstler im vollsten Maße zu Theil, Auch die Leistungen des Theater « Chors fauden ver- diente Theilnahme, Seiner Mitwirkung in den Ensemble - Stücken gedachten wir bereits in ehrender Weise. Außerdem hatte er sich noch- durch die Burn eines Bauern «Chors aus derx Kirmeß ““ von Taubert, eines großen Chors aus „Oedipus“’ von Mendelssohn und eines Chors aus der „Stummen von Portici“ von Auber betheiligt. Jn sämmtlichen eben aufgeführten Musifstüken zeichnete er si durch Präzision und--gute Nüanzirung vortheilhast aus. Besonders elang ihm das Gebet aus. der Stummen von Paae n trefflihz mit großer Wirk (a Capella) gesungen, ärndtete das schóue Musifstück deu lebhastesten Beifall, Die Ou- vertüre aus „Olpmpia“/ vou Spontini (ein Werk, das nun bald unter des Meisters eigener Leitung aus langer Ruhe erstehen wixd) eröffnete den genußreihen Avend. Eine überaus glänzende und zahlreiche Versammlun wohnte deu Konzerte bei und. füllte alle Räume des Saales, so taß aid der äußerlihe Zweck des Unternehmens als erreicht zu betrachten ist.

Jenny Lind verläßt nun Berlin, wie verlautet, auf im- mer. Jhre legten Kunst - Triumphe will sie im fernen Albion feiern, um sich, dann aus dem Glanze der Oeffentlichkeit in die Stille des- Privatle- bens zurücßzuzichen, Wir beklageu und ehren eine Entschließung, die uns eines der shönsten Gestirne am Himmel der Kuust berauben soll und ruseu der scheidenden Künstlerin in diesen Zeilen im Namen aller ihrer Banehres wer zählt sich nicht dazu? unser herzlichstes „Lebewohl““ nah. -

2,

2020

n eine eigene Lügenfabrik von Tagesne:igkeiten, die von politischen Be btlinges verschiedener Nationen shwughast betrieben wird. ““

Pesth, 15. Okt. (Oder. Ztg.) Se. Kaiserl. Hoheit der „Königl. Statthalter , Erzherzog Stepha, sind gestern um 1 Uhr Nachmittags nach glücklih- beendigter Rndreise in Ofen eingetroffen. Gestern sollte die Wahl der Landtags-Deputirten der Königl, Frei- stadt Pesth vor sih gehen; der Wall-#t is jedoch durch einen un- vorhergesehenen Zwischenfall in seinem Gange sistirt worden, Die 51 Wahlmänner aus der Bürgerschaft hatten nämlich, nahdem die wählenden Körperschaften im Stadthauf versammelt waren und die üblichen Verständigungen zwischen Magestrat und Kommune hinsicht- lih der Kandidaten stattgefunden hatten, das Verlangen gestellt, nicht nur avf die Wahl, sondern auch auf :ie Landtags=-Jnstruction ein- ießen zu dürfen, worauf jedoh der Mgistrat und die Wahlbürger= chaft, da das Königl. Reskript hierüber fene Bestimmung enthält und die Präcedenzien der vorigen Deputirtenwah gegen eine derartige Befugniß der Wahlmänner sprechen, aus eigen« Vollmacht nicht eingeben zu fönnen erflärten. Als nun die Candidition für die erste Deputirteu=- stelle erfolgt war, und nachdem die Vahl - Bürgerschaft bereits ihre Stimmkugeln abgegeben hatte, die Zeihe an die 51 Wahlmänner fommen sollte, erklärten diese durch ren Sprecher: daß sie, weil ihrem Verlangen nicht willfahrt worten, an der Abstimmung nicht theilnehmen würden. (Mit Ausnahme oon zwei Wahlmännern, welche sich bereit erklärten, mitzustimmen.)

Um nun, falls es in der Allerhihsten Absicht liegen sollte, den Einfluß der Wahlmänner auch auf )ie Landtags - Jnstruction aus- zudehnen , der Allerhöchsten Juterveition uiht vorzugreifen , wurde der Beschluß gefaßt , diesfalls an die h. Landesbehörde zu repräsen- tiren, und bis zum Herablangen eier Entscheidung die Fortseßung der Wahl zu vertagen, worauf die Vrsammlung gus einander ging, nachdem zuvor die bereits abgegebene! Skrutinien versiegelt worden, Der Wahlakt selbs war iu öffentlider Sißung vor sich gegangen, und hatte sih ein zahlreiches Publikun dazu eingefunden.

Triest, 12. Okt. (A. Z.) Die Vorsteher der hiesigen israeli- tischen Gemeinde haben vom politish-konomischen Stadt-Magistrate folgende Zuschrift d. d. 4, Oktober ehalten: „Se. K. K. apostol, Majestät haben laut hoher Hof-Kanzli-Cröffnung vom 24sten v. M. über den allerunterthänigsten Vortrag, rücksihtlich Jhres Gesuches wegen Wiedereinräumung des Rechtes der Juden, in Jstrien wohnen und Grundbesiß erwerben zu dürfen, folgende Allerhöchste Entschlie- ßung vom 418ten v. M. herabgelangen zu lassen geruht: „,„„Dem Gesuche der israelitischen Gemeinde zu Triest finde Jch insofern zu willfahren , - daß Israeliten künftig auch in dem istrianer Kreise ihren Aufenthalt nehmen und daselbst Realitäten, mit welchen keine obrig- feitlihen Rehte verbunden sind, erwerben und besißen dürfen.“ Wir knüpfen hieran den Wunsch, die Juden möchten dieses Zuge- ständuiß dadurch besonders zu rechtfertigen wissen, daß sie in Jstrien eine jüdische Ackerbau-Kolonie zu gründen suchten, für deren Gedeihen die {chöne und leider niht gehörig gewürdigte Halbinsel so viele Elemente darbietet. Wir sind fest überzeugt, daß unsere erleuchtete Regierung ihuen dabei allen Vorschub leisten würde. ““

Rußland und Polen.

Warschau, 18. Okt. Gestern isst der Kaiser von hier über Nowogeorgiewsf (Modlin), bis wohin der Fürst Statthalter Se. Majestät begleitete, nah St. Petersburg zurückgereist. Fürst Pas- kewitsch traf Abends wieder in Warschau ein. Die anderen hohen Herrschaften verweilten gestern noch in dieser Hauptstadt.

SFrankreic.

Paris, 17. Oft. Der König und die Königin der Franzosen haben vorgestern in Gesellshaft der Königin der Belgier, der Herzo- gin von Orleans und der Prinzessin Adelaide von St. Cloud einen Ausflug nah Versailles gemacht und sind Abends wieder in ersterem Schloß eingetroffen.

Die mit großer Heimlihkeit betriebene Abreise der Königin Chri- stine nach Madiid wird jebt als deren eigenen Einfall ausgegeben, Der König und Herr Guizot sollen in Voraussicht des üblen Ein- drucks ihrer Ankunft in Madrid dagegen gewesen sein; nur der Her=- zog von Rianzares, heißt es, habe die Reise auch betrieben, Die Gazette de France behauptet, General Fulgosio sei Christinen nachgesaudt worden, um sie zur Rückkehr zu veranlassen, habe sie aber nicht mehr einholen können, Nach dem National reiste sie deshalb mit äußerster Eile, um die Wachsamkeit der englischen Ge- sandtschaft zu täuschen, cinem Gegenbefehle zuvorzukommen und zu verhüten, daß die Kunde von ihrer Abreise vor ihr nach Madrid ge- lange. Narvaez allein soll im Geheimniß sein. Wenn man der Presse glauben darf, so trüge der ren ernannte französische Ge-= sandte für Madrid, Herr von Bacourt, starkes Bedenken, sih auf in Posten zu begeben, weil er unvorhergesehene Verwickelungen befürchte. i Zwischen Frankreih und Lübeck is unterm 13. August d. J. cin Vertrag über gegenseitige Auslieferung von Verbrechern abgeschlossen worden, der jeßt bekannt gemacht ist. :

Der Constitutionnel enthielt in einer seiner lebten Nummein einen laugen Artikel gegen die aus französischen Arsenalen und zumal vou Besançcon gemachten Waffen- Sendungen an die Sonderbunds-=

Die Verhandlungen des ersten Vereinigten Landtages.

Der erste Vereinigte Landtag in Berlin 1847. Heraus-

gegeben unter Aufsicht des Vorstehers des Central - Büreaus

im Miuisterium des Junern und des Büreaus des Vereinigten

Landtages, Königlichen Kanzlei-Raths E. Bleich. 4 Bde.

Gr. 8. Berlin. Verlag von Karl Reimarus (Gropiussche Buch= und Kunsthandlung.)

Dieser so eben vollendete Abdruck der Verhandlungen des ersten Ver- einigten Landtages zeichnet sich cben so sehr durch Treue, Korrektheit und würdige äußere Ausstattung, wie durch eine zweckmäßige innere Eiutheilung und Anordnung des Ganzen, und einige shäßbare Zugaben aus, welche den praktischen Gebrauch des Buches ungemein erleichtern, ; : Dem ursprünglichen Plane zufolge, is der gauze Stoff in zwei Haupt-Abtheilungen zerschlagen worden. Die eine, welche den ersten Band füllt, giebt sämmtliche auf die Verhandlungen Bezug habenden und ihuen gleichsam zur Grundlage dienenden Aktenstücke, wie namentlich die stän- dischen Geseye, die Königlichen Propositionen und Botschaften, die diese erläuternden Denkschriften, so weit sie sich auf wirklich zur Verhandlung ge- kommene Gegenstände beziehen, die Petitions - Anträge in einem geordneten Verzeichniß nebs betreffenden Erläuterungen, sofern sie unter Autorisation des Landtages zum Drue gelangt und nicht bereits anderwärts, wie mit- telst des Buchhandels, bekannt geworden sind, ferner die Sizungs-Protokolle der verschiedenen Kurien, die namentlihen Abstimmungen, und endlich den Landtags-Abschied. Als eine besondere, mehr künstlerische Zugabe is dieser Abtheiluug ein Geographisch-statistishes Tableau ‘“ , in Kartenform, nach amilien Quellen vom Hauptmann C. von Stockhausen bearbeitet, bei- ges vorden, Es enthält in sehr anschaulicher , bequenter Uebersicht die Wohnörter sämmtlicher Abgeordneten, nach ihrer geographischen Lage

und ein nah den Regierungs - Bezirken alphabetisch geordnetes statistisches Namens-Verzeichniß der Abgeordneten L A nigen summarischen Angaben

| Kantone und bezeichnet diese Sendungen als direkte Jntervention,

über welche die Regierung sih vor der Jndignation der Schweiz und Frankreihs zu rechtfertigen habe. Der Courrier fraucçais wollte auch {hon wissen, daß der eidgenössishe Vorort Herrn Bois le Comte, dem französishen Gesandten in der Schweiz, eine Note überreicht habe, worin er gegen den Waffen= Verkauf für den Sonuderbund in Sraufreich protestire und die Forderung stelle, daß alle Waffen - und Munitions =Sendungen an der französischen Gränze angehalten werden follten. 25 i Zit der Form einer Korrespondenz aus Bern spriht sich nun das

ministerielle Journal des Débats, gleichsam in Erwiederung auf jene Artikel, über diese Waffen - Sendungen folgendermaßen aus:

„Der Staat hat in seinen Arsenalen immer eine Anzahl zurückgeseßter Waffen, die zum Verkaufe bestimmt sind, und im Budget figurirt ein eigner Artikel darüber, Der Staat verkauft sie Jedem, der sie kaufen will, wenn nicht ein besonderer Grund es verhindert. Aber nur ausnahmsweise schlägt er es abz; Regel ist, daß er sie einem Jeden käuflich überläßt, Die frau- zösische Regierung „hat manch liebes Mal Waffen an fremde Regierungen verkauft; sie hat deren namentlich an verschiedene shweizer Kantone und noch ganz neulih an den Kanton Waadt verkauft, eben so vor cinigen Tagen 10,000 Gewehre an den Papst und fast die gleiche Zahl an die beiden Städte Ancona und Bologna. Warum sollte die französische Re- mg Dem Kanton Freiburg abgeschlagen haben, was sie jedem befreun- deten Staate gewährt? Jst sie 1m Kriege mit diesem Kanton? Hat sie über ihn zu klagen? So viel man weiß, niht, Freiburg und alle Kan- tone des Sonderbundes würden deshalb berechtigt sein, es als eine Belei- digung und als ein Zeichen des Uebelwollens, wenn nicht gar als einen Aft der Feindseligkeit zu ketrachten, wollte man sich weigern, ihnen Waffen zu verkaufen. Mit einem Wort, die Art und Weise, wie die französische Regierung verfahren hat, entspriht ihrem srüheren Verfahren , ist freundschaftlich gegen Freiburg und kann nicht als Feindseligkeit ge- gen die Nadikalen angesecheu werden; hätte sie dagegen anders verfahren, fo wäre sie damit entschieden feindselig gegen den Sonderbund aufgetreten. Deshalb darf man aber die Bedeutung jenes Aktes nicht geringer anschla- gen, Wenn die französische Regierung Freiburg Waffen verkauft bei- läusig bemerkt, sind sie hon bezahlt so hat sie frei nichts gethan, worüber die feindlichen Kantone sih zu bellagen ein Recht hätien, aber sie hat damit doch dem Sonterbund ein unzweideutiges Zeichen ihrer Sym- pathie gegeben, Und es könnte nur überraschen, wenn eine Negierung, de- ren Ruhm es ist, so mächtig zum Triumph des Friedens und der Ordnung in Frankreich und in Europa beigetragen zu haben, in der Schweiz sich der Partei der Revolution, der Unordnung und des Bürgerkrieges zugewandt hätte.“ Vom Cassationshof is vorgesteru die von d’'Ecquevilley gegen seine Verurtheilung zu zehu Jahren Zuchthaus durch die Seine-Assi= sen wegen falschen Zeugnisses in dem Beauvallon - Dujarrierschen Duell - Prozeß eingelegte Berufung auf Cassation des Urtheils ver worfen worden, Vie von seinem Auwalt erhobenen Einwendungen bestanden darin, daß Dlle. Valory, eine wichtige Zeugin, unter die- sem Namen aufgerufen und vereidet worden , obglei es nicht ihr wahrer Name sei und das Kriminal -= Geseßbuch die Mittheilung des leßteren an den Angeklagten bestimmt vorschreibe. Ein anderer Zeuge sollte zu nicht geseßlich gestatteter Zeit der Verhandlung beigewohut habenz ferner jollte ter Präsident des Assisenhofes die Mittheilung von Briefen erlaubt haben, die nicht zur Sache gehörten, und endlich sei der Hauptzeuge, Herr von Meynard, von den Richtern in das Berathungszimmer berufen und wegen Auskunft angegaugen worden, während über das Urtheil deliberirt wurde. Der Cajsationshof ver- warf indessen alle diese Einwände, und d'Ecquevilley muß nun die Strafe antreten.

ck= Paris, 17. Okt. Wie es scheint, werden die englische Flotte im Mittelmeere unter Vice - Admiral Parker und die französische un= ter dem Vice - Admiral Prinzen von Joinville beide an den Küsten von Jtalien kreuzen. Nach den leßten Nachrichten aus Malta waren dort die Linienschiffe „Rodney‘/, „Vanguard““ und „Albion“, von Athen kommend, die Fregatte „Thetis“, von Lissabon her, vor Auker gegangen, und das Linienschiff „Canopus““ wurde jeden Augenbli erwartet, um dann nach der italienischen Küste abzusegeln, Zun glei= cher Zeit vernehmen wir aus Toulon so eb-n Näheres über die Rich-= tung, welche die verschiedenen am 13ten Morgens bei den Hyerischen Juseln vereinigten Schiffe der französischen Flotte einzuschlagen ha- ben. Noch an demselben Abend, spätestens am 14ten Morgens, sollte sie wieder in See stechen, Die Linienschiffe „Souverain“, „Friedland“ und „Ocean‘“ haben Befehl, sich nah Spezzia zu begeben; der „Jupiter“ nach Livorno oder der Jusel Elba, der „Jena“ nah Genua unter Segel zu gehen. Die Dampf= Fregatte „Titon““ ist bereit zur Aufnahme des Prinzen von Joinville, um ihn nah verschiedenen Punkten zu brin- gen. Das Dampfschiff „Tartare““ befindet sich fortwährend an deu Küsten von Jtalien und lag, den leßten Nachrichten zufolge, noch im Hafen von Civitavecchia vor Anker. Die Bestimmung der Dampf- Fregatte „„Vauban““ von 450 Pferdekraft, die so eben von Lorient zu Toulon eingetroffen war und 304 Mann zählt, is noch nicht festge- setz doch is so viel gewiß, daß sie der Flotte unter dem Prinzen von Joinville sich anschließen wird. Man erwartete zu Toulon die nahe Ankunft der Herzogin von Aumale, die sih dort einschiffen soll, um ihrem Gemahl nah Afrika zu folgen.

Großbritanien und Irland.

London, 16. Okt. Gestern wurde wiederum ein Kabinets- Rath, der dritte bereits in dieser Woche, im auswärtigen Amte ge=

halten.

über Flächen-Jnhalt und Bevölkerungs-Verhältnisse der verschiedenen Pro- vinzen.

Die zweite Abtheilung umfaßt in drei Bänden (2r 4r Bd.) die Verhandlungen des Vereinigten Landtages selbst in cinem genauen Abdruck der zuerst in der Allg. Preuß. Ztg. gegebenen stenographischen Proto- folle, Die bei dem ersten in großer Eile von dem Original-Texte bewirkten Abdrucke etwa vorgekommenen materiellen Fehler sind so viel wie möglich verbessert worden, während es zur Orientirung wesentlih beiträgt, daß bei den Namen der einzelnen Redner immer kurz in Parenthese angegeben ist, welcher Provinz und welchem Stande ein Jeder angehöre.

Zwei Negister, ein Namen-Register der Redner, in alphabetischer Ord- nung nach den Kurien eingetheilt, und ein Sachregister, erhöhen die Brauch- barseit dieser Sammlung noh um Vieles, Sie kann Jedem, welcher das reiche Material der Verhandlungen des ersten Vereinigten Landtags voll- E und in bequemer Forn zu besißen wünscht, angelegentlih eupfohlen werden,

Bauten, 9. Oft, Gestern wurde hier das vierte wendische Gesang fest in dem geräumigen Saale des Gasthauses zu den drei Lin= den veranstaltet, Zur Aufführung. kam + „Die wendische Hochzeit“, Bild aus dem Leben, Text von Seiler, Musik von Kozor. Es hatten sich hierzu über hnndert wendische Sänger und Sängerinnen vereinigt, und das zahl- reiche Publikum wendischer wie deut¡cher Zunge fand sih durch die ihm gebotenen trefflihen Leistungen eben so befriedigt, als es seinen Beifall oft und durch die begehrte Wiederholung mehrerer Partieen laut zua erkennen gab. Den Konzerte folgte ein gemeinschaftlihes Abendbrod. Der erste Trinkspruch, des Königs von Sachsen und Preußen Majestäten, d. i, den Herrschern, unter deren beglückenden Sceptern die heutigen Wenden leben, von dem Vorsißenden des Vereins für wendishe Volksbildung ausgebracht, wurde mit Begeisterung aufgenommen, und Frohsinn spendete dann noch manches ernste und heitere Wort, Ein fröhlicher Tanz beschloß erst spät das gemüthliche Fest, i

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Sir Robert Peel befindet si{ch \eit gestern Morgen "it Liverpool und is beschäftigt, die dortigen Sehenswürdigkeiten zu besuchen, Ein großer Zug Nengieriger begleitet ihn überall hin, und vielfache laute Beifalläbezeugungen empfangen ihn, wo er si zeigt. Ueber seine cigenen Aeußerungen erfährt man vorläufig noch nihts.

Jn dem hiesigen neuen deutschen Hospitale sind zwischen dem Comité zur Verwaltung des Hospitals und dem Ober-Arzte desselben, Dr. Freund, Streitigkeiten über Anordnungen im Junern ausgebro- hen, in deren Folge das Comité denselben für einstweilen, und bis eine General-Versammlung darüber entschieden habe, suspendirte. Es fand daher am gestrigen Tage eine General-Versammlung der Gou- verneure des Hospitals unter dem Vorsiße Sr. Königl, Hoheit des Her- zogs von Cambridge statt. Alderman Sidney, Mitglied des Parlaments, beantragte, damit die Sache friedlich ausgeglichen werde, daß ein besonderes Comité zur Untersuchung und Bericht-ÉErstattung darüber niedergeseßt werde, Dr. Bernays, Professor der deutschen Sprache am Kings-College, beantragte, daß der Beschluß des Comités, wonach Pr. Freund sus- pendirt worden war, von der Versammlung sofort wieder aufgeho- ben werde. Da die Mehrheit diesem Anträge geneigt schien, so zeigte Dr. Küper an, daß nun das Comité seinerseits seine Entlassung gebe. Se. Königliche Hoheit hob unter diesen Umständen die Ber- sammlung auf. ¿ iv e

Die bedeutendste Zahlungs-Einstellung, welche gestern hier statt- gefunden hat, ist die der Herren Laurence, Phillips u. Sons, ostin- dishe Commissionaire. Doch erklären dieselben in einem Circulair, daß diese Maßregel nur temporairer Natur sein solle, und daß sie dieselben vollständig zu befriedigen im Stande seien. Die Passiva werden auf 70,000 Pfd., die Aktiva zwischen 120 und 150,000 Pfd, angegeben.

Die Preise von Korn und Mehl waren seit aht Tagen bei ge- ringer Zufuhr, die blos den heimischen Verbrauch deckte, fast unver- ändert geblieben. Man glaubt, daß vor dem Frühjahr keine crheb- lihen Getraide-Ausfuhren nah Europa stattfinden werden. Die Nach- richten aus den südlichen Union-Stagten lauten günstig für die Baum- wollen-Aecndte, deren Ertrag man auf 2,100,000 Ballen veranschlagt. Aus Mexiko fehlen neuere Nachrichten. Der new=yorker C ou= rier erflärt sih überzeugt, daß der Waffenstillstand und die Unter- handlungen mit Beihülfe des englischen Gesandten zum Frieden füh= ren würden.

Die „Britania““ ist heute mit Nachrichten aus New = York bis zum 30, September in Liverpool angekommen. Von politischem Interesse wird nihts gemeldet, Die Handelsberichte lauten günstig.

Die Jnsel Malta is für 14 Tage, vom 1, Oktober an gerech=- net, unter Quarantaiíue gestellt worden, weil der englische Capitain eines von Alexandrien nah Jrland bestimmten Getraideschiffes, das übrigens von den Sanitätsbeamten für durchaus gesund erklärt worden war, sih gegen die Quarantaine - Vorschriften in die Stadt begeben hatte. Die Times meint, es sei hohe Zeit, solhe widersinnige Vorschriften aufzuheben.

Auf telegraphischem Wege erfahren wir, daß die Bank von Liverpool ihre Zahlungen eingestellt und in Loudon der Geldmangel zugenommen hat.

TiEVELL A N D E

Aus dem Haag, 17. Okt, Jhre Majestät die Königin ist am 14ten von ihrer Reise nah der Schweiz wieder hier einge- troffen, Heute Mittag is} bei Hofe Familien-Diner und morgen, am Tage der Eröffnung der Generalstaaten, großes Gala-Diner. Der König wird dieselben in Person eröffuen. Das ministerielle Organ, der Gravenhagshe Nieuwsbode, meldet, der König werde in seiner Thron =- Rede seine Ueberzeugung aussprechen , daß die Revision des Grundvertrags zur Nothwendigkeit geworden set, Auch das Handelsblad will wissen, daß die Minister sich über die Revision des Grundgesebßes geeinigt hätten,

Vice - Admiral Michielsen is zum Ober - Befehlshaber der hollän- dischen Scemacht in Ostindien, an die Stelle des Contre - Admirals Vandenbosch, berufen worden.

Herr Van Rappard soll das ihm angebotene Portefeuille des Jnnern ausgeschlagen haben. i

Dem Vernehmen nah, wird Mgr. Gatan, Betini als Vice- Superior der holländischen Mission den Mgr. Feriari erseßen, der in gleicher Eigenschaft nah St., Petersburg bestimm. sei.

Die Regierung soll den Plan haben, eine Einkommensteuer an- statt der Mahl- und Verbrauchssteuer einzuführen,

Dänemark:

Kopenhagen, 15. Okt, Die Bank hat ihren Diskonto für Reichsbank-Wechsel auf 5 pCt. erhöht, Diskonto auf Banco-Wechsel wird entweder auf 64 pCt. bleiben oder auf 7 pCt, erhöht werden.

Der Kronprinz hat 50 Actien für die Flensburg -Husumer Ei- senbahn gezeichnet, und in Odense sind 82 Actien gezeichnet worden.

S Wi.

Fürstenthum Neuenburg. Jn cinem größeren Artikel über die beabsichtigte Auflösung des Sonderbundes sagt der Con sti=- tutionnel Neuchatelois:

„Der Krieg, den die radikale Majorität der Kantone gegen die katho- lishen Stände vorbereitet, is ein ungereter Krieg, es is unmöglich, daß er irgend ein politisches Ziel und Ende erreichen kannz er is frevelhaft, unehrlich, feig und gottlos., Dies ist, wir scheuen es uns nicht zu sagen, die Meinung von fünf Sechstheilen der gebildeten Welt, Diese Ansicht würde auch die große Mehrheit des schweizerischen Volkes aussprechen, wenn die Frage diesem ruhig, wahrhaft und unparteiisch auseinandergesehßt würde, statt daß sie jeßt in den Organen des schweizerischen Radikalismus ohne Scham und Schande entstellt wird. Er ist ungerecht in seinem We- sen und in der Form, Wir wissen es, es giebt Leute, die im Grunde un- sere Meinung theilen, die sih aber einbilden, daß die radikale Partei die formelle Geseßlichkeit für sich habe, weil es ihr gelungen is, sich 12 Stim- men zu verschaffen, um die Auflösung des Bundes durch die Gewalt der Waffen vorzuschreiben; und daß ihr Beschluß, wie ungereht und willkürlich er auch sei, dennoch geachtet und vollstreckt werden müsse, ungefähr wie das ungerechte Urtheil eines höchsten Gerichts. Die Mehrheit hat gesprochen, man muß ihr gehorhen: die Mehrheit ist in den freien Ländern König. Dies is die trügerische Sprache des Radikalismus. Ja, die Mehrheit ist ohne Zweifel König, bas constitutioneller Königz ein König, der den Gesetzen, die sein Reich regieren, nicht minder, als seine Unterthanen, unterworfen ist. Die Mehrheit allein reicht keinesweges hin, um jeden Beschluß geseh- lih zu machen, Die Mehrheit muß außerdem auch das Necht a Prt haben, ihn zu fassen; das Geseß, die Verträge, die Ver- assung, die Traktate müssen es ihr förmlich bewilligt haben, Dort is die Quelle des Rechts der Majorität, die Grundlage der Geseßlichkeit ihrer Entscheidungz wo diese Grundlage fehlt, da is die Geseglichkeit nicht mehr vorhanden. Drei Kaufleute vereinigen \ich durch einen Handels - Vertrag. Sie kommen in diesem Vertrage überein, daß sie einen Weinhandel treiben wollen. Sie schießen eine bestimmte Summe zusammenz sie bestimmen in ihrem Vertrage, daß keine Anleihe gemacht werden soll; sie erklären end- lich, daß in allen streitigen Fragen, die si unter ihnen erheben, die Mehr- heit entscheiden soll, Seßen wir nun den Fall, daß es zweien unter ihnen einfiele, zu beschließen, die Gesellschast solle außer dem Handel mit Wein noch einen Kornhandel treiben, jedes Mitglied der Gesellschaft habe seine Einzahlungen zu verdoppeln, und außerdem solle die Handlung Anlehen zum Behufe dieses Handels machen, wer wird sih einbilden, daß sich ein Richter flnden werde, der den Dritten verurtheilen könnte, sich dem Willen der zwei Anderen. zu un-

2021

tertverfen, welche die Mehrheit bilden. Unser geseßgebender Körper faßt seine Beschlüsse mít Mehrheit der Stimmen, Aber segen wir den Fall, daß eines seiner Mitglieder, gestüßt auf sein Ret der Znitiative, auf den Gedanken käme, zu verlangen, man solle die Polizeirehte, die der Stadt Neuenburg zustehen, oder die Nechte und Freiheiten der Gemeinde von Va- lendis, oder die Hanbdelsfreiheit unterdrücen, die der Art, 5 der Verfassungs- Urkunde gewährt, oder die Formen ändern, die nah dem elften Artikel die persönliche Freiheit gewährleisten ; nehmen wir an, daß dieser Vorschlag die Mehrheit für sich gewänne. Glaubt man, daß die auf solche Weise ihrer Nechte beraubten Gemeinden sich ruhig diesem Beschlusse unterwer- fen müßten, welchen die augenscheinlih inkompetente Majorität zu fassen gar nicht das Necht hatte, ‘und dies zwar bei Strafe, wie Nebellen behandelt und mit Waffengewalt zur Unterwerfung ge- zwungen zu werden? Dies is aber genau die Lage der katholischen Stände gegenüber der radikalen Majorität, Die Organe des Radikalismus übertreiben die Gewalt der Majorität dermaßen, die Omnipotenz derselben ist dergestalt der Gegenstand ihrer täglichen Erörterungen, daß viele sont ganz verständige Leute sich durch diese ewigen Wiederholungen bis auf den Punkt haben betäuben lassen, daß sie ganz vergessen haben, was die Schweiz troy aller Declamationen is, und was sie troy aller Drohungen und Be- mühungen des Nadikalismus immer scin wird, Er wird sich daran die Zähne zerbrechen, wie die Schlange an der Feile,. Die Schweiz ist nur in geogravhischer Hinsiht Ein Staat, Jun politischer Hinsicht ist sie eine Vereinigung, eine Gesellschast, ein Bund souverainuer, freier, unabhängiger Staaten. Jn der Schweiz beherrscht die Souverainetät der Staaten (oder Stände) Alles, sie „is die Grundlage ihres politischen Daseins, Das freie, innere Handeln eines jeden dieser Staaten ist die Regel; nur ausnahmsweise is diese absolute Freiheit beschränkt und dem Willen der anderen unterworfen, Aber im öffentlichen Recht wie im Privatrecht wird die Ausnahme nicht vermuthet, sie muß ausdrücklich ausgesprochen scin. Jn der Schweiz sind die Ausnahmen von der Souve- rainetät der Stände in den Bundesvertrag eingetragen. Außer dem, was dort förmlich und wörtlih als Beschräukungen derselben ausgedrückt ist, be- steht volle und gänzlihe Souverainetät, Der Bundesvertrag, das ist der Vertrag, der die 22 schweizer Kantone vereinigt, das ist die einzige Ur- kunde, auf die sie sich einer gegen den anderen berufen können, Die Punkte, worüber er spricht, sind die einzigen, über welche die Tagsaßung berathen fann, über welhe eine Majorität sich geseßlich aussprechen darf, Außer jenen Fällen wäre, wenn 21 Stimmen einen Beschluß faßten, die zweiundzwanzigste, die ihnen widerstände, allein in ihrem Nechte, Zhr beharrliher Widerspruch wäre keine Jusurrection, es wäre ein rechtmäßi- ger Widerstand gegen Tyrannei. Der achte Artikel des Bundesver- trags enthält wörtlih folgende Bestimmung: „,„Jn den Angelegenhei- tei, Wede O E T THgen Bag der Tagsaßung überwiesen sind, entscheidet die absolute Mét 7 Dies M mau bex Fall, in dén A6 bie las tholischen Stände befinden, Um das Urtheil darüber irre zu leiten, hat man damit angefangen, zu entstellen, Man hat die Sache des Sonderbun- des für sich allein genommen und gesagt: „Der Art, 6 des Vertrages untersagt den Kantonen, Bündnisse zu schließen, die den Bundesvertrag be- einträchtiget,“ Nun hat augenscheinlich die Majorität das Recht, zu ent- scheiden, ob ein von gewissen Kantonen geschlossenes Bündniß den Bund beeinträchtigt. Judem sie darüber entscheidet, bleibt sie in den strengen Gränzen des Vertrages, und ihre Entscheidung muß anerkannt werden, Diese Begründung würde ohne Zweifel richtig sein, wenn einige Stände, ohne durch irgend einen Vorgang dazu ermächtigt zu sein und ohne daß eine ungerechte, ungesezlihe, inkompetente Entscheidung auf ihnen lastete, die ihnen das Recht, Widerstand zu leisten, gäbe, sich entshlossen hätten, einen besonderen Bund einzugehen, einen be- waffneten Bund, dessen Ziel unbekannt, dessen Beweggrund nicht eingestan- den wäre. Aber dies i bei den Ständen des Sonderbundes nicht der Fall, Um diesen aus dem Standpunkte des Gesetzes zu beurtheilen, muß man ihn ín Verbindung mit allen den Thatsachen auffassen, die sich an ihn fnüpfen, und die ihn hervorgerufen haben. Einer der Artikel des eidgenö)- sischen Bundes, auf den die katholischen Stände den größten Werth legen, eine der Bedingungen, unter denen sie in den Bund getreten \ind und einen Theil ihrer Unabhängigkeit, ihrer Freiheit, ihrer Souve- rainetät aufgeopfert haben, is schändlich verleßt, Die Mehrheit hat in Beziehung auf die aargauer Klöster cinen Beschluß gefaßt, dern sie zu fassen nicht das Recht hatte, welchen der Bundesvertrag ihr zu fassen verbot. Das hatdie Tagsatzung selbst anerkannt. Dieser Beschluß hat keine geseßliche Kraft, es is ein Gewaltstreich, nichts weiter. Wenn die Klöster, statt im Aargau, im Kanton Luzern oder Uri gelegen hätten und davon die Rede gewesen wäre, daß die Mehrheit, die den Schluß gefaßt, ihn mit Gewalt hätte vollstrecken lassen wollen, so wären Luzern und Uri vollkommen in ihrem Rechte gewe- fen, wenn sie ofen Widerstand geleistet und Gewalt mit Gewalt abgetrie- ben hätten, Da die katholischen Stände nach den Bestimmungen des Bun- desvertrages den Ständen, die ihre Rechte verleßt hatten, nicht den Krieg erklären konnten, so haben sie Gerechtigkeit verlangt, Sie ist ihnen verwei- gert worden. Sie verlangten, daß ein Beschluß der Mehrheit, die nicht das Recht gehabt hatte, ihn zu fassen, für nichtig erklärt werde, und man hat sie als Nebellen behandelt. Die Mehrheit hatte gesprochen, es bleibe nichts Anderes übrig, als sich zu unterwerfen, Wahrlich, nach dieser drei- oder viermal wiederholten Justiz-Verweigerung hatten sie das unleugbare Recht, sich von einem Bunde mit anderen Staaten loszusagen, deren Mehrheit aus- drückliche Bestimmungen dieses Bundes verleßen zu können glaubte, Das, was den Fall besonders ernsthaft machte, war weniger die gegen die aargaui- schen Klöster begangene offenkundige Ungerechtigkeit und ihre Aufhebung, als der von der Mehrheit verwirklihte Anspruch über einen Gegenstand, den zu berühren der Bundes-Vertrag ihr verbot, einen gültigen, Andere verpflichtenden Beschluß zu fassen, _ Dies heißt in der That aus- sprechen: daß die Mehrheit der Stände ein König geworden sei, und zwar uicht ein constitutioneller König , sondern ein vespotischer und absoluter. Die Mehrheit hat aber auh nicht gezögert, einen Schritt wei- ter zu gehen. Jn der Angelegenheit der aargauer Klöster hatte sie sich dar- auf beschränkt, sich zur Mitschuldigen der Beraubung zu machen, indem sie diese bestätigte. Sie hatte in gewisser Hinsicht eine passive Nolle gespielt,

Nachdem sie einmal ihre Gewalt erprobt , zögerte sie nicht, zum Angriff

überzugehin. Die Berufung der Jesuiten bot ihr den Vorwand dazu. Hier war der Sturm unmittelbar auf die Souverainetät gerichtet, Der Bundes- vertrag bot den Angreifenden auch uicht einen Artikel, nicht ein Wort, nicht einen Gedanken, woran sie sich hätten klammern können, um ihren An- griff zu rechtfertigen, Die bloße Erörterung des betreffenden Antrages war eine Verlegung des Bundes, ein direkter Angriff gegen die Souverainetät der Kantone. Er häite niemals auf die Tagesordnung kom- men sollen, Der Bundesvertrag sagt wörtlich: „Die Tagsaßung entschei- dei nur in den Angelegenheiten, die ihr durch gegenwärtigen Vertrag über- wiesen sind.“ Die auf drei oder vier nach einander folgenden Tagsaßun- gen wiederholte Verhandlung der Jesuitenfrage, der von mehreren Ständen laut erhobene Anspruch: daß in dieser Angelegenheit die Mehrheit das Recht habe, der Minderheit das Geseß vorzuschreiben, d, h, die Souverai- netät der Stände, aus denen sie besteht, mehr zu beschränken, als sie durch den Bundesvertrag sie zu beschränken cingewilligt haben, dics war gegen diese ein bestimmter Angriff, ein Angriff, gegen den sie das Necht hatten, sich mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu s fw Es war in der That klar, daß (um nicht von der ungleich schwereren Verlezung im Jahre 1832 zu reden) scit 1841 der ungestraft verleßte Bundesvertrag in der Wirklichkeit nicht mehr bestand. Dem Anschein nach gab es eine Tagsaßung, die laut dem Vertrage zusammengeseßt warz in der Wirklichkeit aber standen zwei feindliche Mächte sih gegenüber, Die eine {lammerte si streng an den Bundesvertrag und die Geseßlich- keitz sie hielt sich bei allen Gelegenheiten daran; die andere hatte nur noch eine Nichtschnur: die Majorität, Fand sie neben dieser willkürlichen und tespotischen Regel irgend einen Artikel des Vertrags, der ihr zu Hülfe kom- men konnte, so bemächtigte sie sich desselben, um ihre Gewalt zu vermehren und ihren Gewaltthaten den Anstrich der Geseßlichkeit zu geben, Fanden si) andere Artikel, die ihr im Wege standen, so lag ihr wenig daran z die Mehrheit galt ihr für Vertrag und Geseß., Vertrag, wenn er für sie ist, Mehrheit, wo er gegen sie spricht. Dies ist das Gesey, außerhalb dessen leßtere die Kantone zu stellen suht, Der Bundesvertrag verbietet den Kan- tonen, sich zu bekriegen. Die Mehrheit hat, um die Form der Legalität zu schonen, sich wohl gehütet, ihn in diesem Punkte ofen zu verlegen, Kein Kanton hat den feindlichen Kantonen den Krieg erllärt, Sie haben die Freischaa- ren gegen sie losgelassenz sie haben diese öffentlich auf ihrem Gebiete sich bilden

den fatholishen Kantonen nicht den Krieg erklären sollte, die

rückgekehrt. Der Staats-Rath di

lassen, sie haben ihnen Waffen, Kriégs-Vorräthe, Atfühter und Rälhschläge, mit ctm ‘Worte Alles geliefert, was eine Behörde ihren Soldaten liefern würbe, die ín den Kríeg ziehen. Für die Gefaigenen ‘hat män mit großen Unkosten das Lösegeld bezahll. Spätér wich man vor dein Geschrei der öffentlichen Meinung zurück und machte Geseße ‘gegen sie, stellte sie ‘aber zur selben Zeit auf den Gipfel der Ehren. Auf der einen eite erklären die Häupter ihrer Naths-Versammlungen öffentlich, daß die Zeit der Frei- schaaren vorüber sei, daß diese scheußliche Erscheinung la nicht erneuern werde, und auf der anderen sagen sie, daß, wenn die re E Behörde stait ihrer thun würden, Die Stände der Mehrheit erfennen also ‘an, daß

sie zu ohnmächtig sind, zu hindern, daß die Freischaaren sich wieder verei- nigen, daß diese st eußlihe Erscheinung sich wiederhole, also als in einem ewigen Kriegszustande gegen die Stan! f derheit begriffen. Folgendes also isst der Ueberblick über die Lage der D nge, um deren Beurtheilung es sih handelt: Verleyung des Bund ti vertrags in der Klosterfragez; eine Mehrheit, die sich das beilegt, ihren Willen über den Vertrag hinaus durchzuseßen und ‘die Verletzung desselben für gerechtfertigt zu erilärenz eine Mehrheit, die sich das Recht beilegt, sich mit Fragen, die der Vertrag nicht unter die Tagsatzung ftellt, zu beschäftigen und sie zu zerhauen , satt 1 lösen; eine ungesühnt geb j te_ ;

eínes Kantons gegen den anderen; ein wirklicher Angriff, der in der

ie erklären. sich Stände der _Min-

jebene, indirekte Kriegs - Erklärnng

erson der Anführer belohnt wird; das sind die Thatsachen , die dem Sonderbunde vorausgíngen, die Thatsachen, die ihm eine vollkommen ge-

etliche Stellung geben. Der Sonderbund is der rechtliche Wide r- Sid gegen 3 dillfür und Despotismus einer Mehrheit, die aus den Regeln der Geseglichkeit herausgeht und sih zum absoluten Soú- veraín in einem constitutionellen Lande macht. 2 1 Mchrheit irgend einen Anspruch darauf machte, fonsequent zu sein, so würde sie hier ein 8 e þ

stand isst die heiligste aller Pflichten,“ Die Mehrheit der Laghäßung hal eben so wenig das Necht, den Sonderbuud aufzulösen, als sie ein echt hatte, den aargauer Beschluß zu billigen oder die Jesuiten auszutreiben.

Und wenn die radikale

ort anwenden, welches sie so oft wiederholt hat: „e („Der Auf-

(Sluß folgt.)

Kanton Bern. Am 15. Oktober Abends is der eidgenös- fische Comniissair, Regierungs-Rath Stockmar, von Neuenburg zu- ieses Kautons hat sih den Beschlüssen der Tagsatzung, bezüglich der Waffen- und Munitions - Lieferung án die Sonderbunds-Kantone unterworfen. Von den liberalen Kantoncit werden die Gesandtschaften hon morgen (16, Oktober) eintreffen. Alles drängt zur Entscheidung. So eben läuft hier eine wichtige Nachriht aus Zug ein. Das Zugervolk , seiner aitgeschichtlichen Vermittelungsliebe treu, hat einen an nähernden Justruc= tions - Antrag durch den Landrath erlassen, Die Gesandt= \chaft soll an der Tagsabung erklären, daß der Stand Zug unter der Bedingniß, daß eine Zwölfermehrheit die unverkümmerte SouvLe=- rainetát der Kantone aussprehe und die Jesuitenfrage fallen lasse, seinen Anstritt aus dem Sonderbund nehmen werde. Dieser Mittel - Antrag wurde mit 170 gegen 20 Stimmen gefaßt. Es giebt dieses Faktum einen deutlichen Kommentar zur Stimmung der S , wo eben so wenig die Sonderbunds = Partei durhseben fonnte, welche unbedingt kriegerish instruiren wollte, als die radikale, welche unbedingten Austritt aus dem Sonderbunde forderte. 417. Oft, Der wichtigste Gegenstand einer Vorberathung der bereits in Bern eingetroffenen liberalen Ständegesandtschaften ijt die Ernen= nung des Obergenerals Rilliet - Constant, Ochsenbein, Ziegler, Don- naz werden von einzelnen Stimmen bezeichnet, Jeder derselben hat seine notorischen Mängel, wenigstens im Munde des mit republikani- \cher Härte fritisirenden Volkes, Ochsenbein ist bloßer Theoretiker und Donnaz ein bloßer Haudegen , Ziegler wohl praktisch , aber Aristokrat, und Rilliet wohl der tüchtigste, kennt aber kein deutsches Kommando und is zu streng. Da haben Sie die demokratische An- tipathie gegen das Wörtchen „Subordination“. Wer General wird, bettet sich auf keine Rosen. Der Schweizer is gewohnt, Niederlagen an seinen Offizieren zu rächen. Den Sieger erwartet wenig Dank und den Besiegten vielleiht der Tod. Wer wird unter diesen Unti- ständen frei.villig nah dem Marschallstabe greifen? /

Auf die Kunde, daß Sonderbundstruppen gegen die Gränzen der Kantone Bern und Aargau ziehen, wurden in der Nacht von 16. Oktober zu den bereits besammelten 1 Auszüger- und 4 ReservLe=- Bataillonen noch 3 Auszüger=Bataillone nebst den nöthigen Spezial=- waffen aufgeboten. Am 16ten Morgens langten 6 Jrtitar-Gesii- gene von Freiburg in Bern an, welche leßte Nacht dort entweichen konnten, Der Große Rath von Freiburg hat mit 45 gegen 22 Stimmen beschlossen, am Sonderbund festzuhalten; 12 liberale Groß= räthe waren abwesend.

Kanton Basel. (O. P. A. Z.) Stadt und: Landschaft Basel bieten jeßt ein ganz entgegengeseßtes Bild. Jn der Stadt Stille und Verlegenheit, außerhalb der Ringmauern lauter Kriegs= jubel und Siegeshofsnung. Während der Landrath der Landschaft einstimmig den Eintritt in die Execution beschlossen und eine gehar= nischte Proclamation erlassen hat, welche jeden Saumseligen beim all- gemeinen Aufgebot mit Zuchthausstrafe bedroht, haben sich hier in der Stadt hon über achtzig militairpflichtige junge Leute aus denn besten Familien mit Negierungspässen entfernt und harren im benach=- barten Mühlhausen oder noch entfernter des Ausganges. Nun sollen aber, dem Vernehmen nah, die beiden wohlexerzierten Zwölspfünder - Batterieen des Kantons Baselstadt von der Tagsabuug gegen den Sonderbund aufgeboten werden. Fehlt es nun, wie vor= auszusehen, an der benöthigten Mannschaft, so droht im Hintergrunde die Rache des immer noch stadtfeindlichen Landvolkes, und bereits gehen hierüber die beunruhigendsten Reden. Wie groß die Erbit= terung beider Parteien, dafür theile ih Ihnen in der Eile nur zwei Belege mit, nämlich, daß man auf radikaler Seite den friedliebenden Antrag Zugs (\. oben) als einen „elenden Jesuitenkniff ““ bezeichnet; und daß man hinwieder in der Urschweiz den Schuß der Jungfrau gegen die „Keber“ anruft, und daß dortige Prediger predigen, der Tod im Kampfe gegen die „Vaterlandsfeinde“ führe direkt ins Himmelreih. ‘Am 16. und 17. Oktober passirten die Stadt Basel viele Schweizer aus Deutschland und Frankreich, welche zum Waffen - Aufgebvt ihrer Kantone nach Hause eilen. Die Ansicht der Gemäßigten spricht sich jeßt dahin aus, daß hon um der großen Geldkosten willen, welche der gegenwärtige Kriegszustand eke Fey diesem Zustande ein baldiges Ende gemacht werden müsse, und akkomodirt sich somit auch das Juste- milieu dem Gedanken einer „Execution‘‘z denn so und nicht „Krieg nennen es die öffentlichen Organe der Tagsaßungsmehrheit; wie denn au von dieser Seite aus häufíg das Wort „Rebellen““ gegen die Sonder- bündler ausgesprochen wird. Jn der entscheidenden Sißung des ge pn ßen Raths von St. Gallen wurde von allen Rednern der libera e Partei dieser Modus planmäßig durchgeführt, und als die dein Baumgartner's darauf aufmerksam machte, daß die sogtumen deé bellen“ die Nachkommen Tell’s, Winkelried's, dann nos e L seien; Zeit der von Europa bewunderten Sieger von S Le ib erscholl der mehrseitige Nuf: „Ja, die Sbhne Tell's, nestiegen is arteten!‘“’ Man sieht hieraus, wie sehr die Erbitterung y

Kanton Zürich. Fürsprech Spöndli, der bier ber e

. b , t L eignissen im September 1839 thätigen Auth A e Caution Aufwiegelung der Truppen verhaftet, a E 15, Oktober dem Kri- wieder auf freien Fuß gestellt wurde, ist

minalgeriht überwiesen worden.