1847 / 295 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

3 Ausschusses wie beint vorigen Antrag.

fi ini r der Justiz, von Maurer, eruhigung versicherte ne En entliche Üppe ationsgerichte dic i von Visitationen ergangen sei, und da diese Vi- f rar ane f werden würden. Uebrigens werde auch dieser Bd, O fortgesept Gesepgebung seine Abhülfe finden. 5) Antrag des Ver- Val: 10: Lag E Tafernwirthe : „Gleichstellung des Biersaßzes

eis Er freisinger S ern O essend“, angeeignet von dem Abg. Sporrer.

Gran zu lassen.“ Gutachten de

Zur daß hon vor mehreren

9 R N e der von det münchenern Tafernwirthen sub Nr. 4 ein-

. deshalb für zulässig erklärt, y Bort deln, irn vou Closen wegen Schlesw1g-

tnabhängigkeit der beiden Herzogthümer, insbesondere die |

Ho Meins sung daselbst betreffend, wurde mit Einstimmigkeit von der Kammer in ihr Protokoll niedergelegl E at Ein Artikel in der Allg. Ztg. erklärt die Nachricht dieses Blattes über einen neuen Studienplan „in ihrem ersten Theile für uttgenau, in dem zweiten für völlig unrichtig.“ Ein anderer Artikel desselben Blattes giebt nachstehenden Aufschluß über den eigentlichen Sachverhalt : Jn Folge früherer und an alle Universitäten ergange-

ner Weisungen über die Studien - Ordnung der Universitäten, hre | hegleiteten Diebstähle werden immer häufiger in Paris. Es soll des-

Erfolge und die ctwa nöthigen Aenderungen zu berichten , habe zwar allerdings Hofrath Thiersh au der Universität München als Defan der philosophischen Fakultät bei dieser das Referat über den genann- ten Auftrag und eben so als Senator beim Senat den Bericht über die Gutachten sämmtlicher Fakultäten gehabt; allein von einem Schul- vlane, der doch wohl zunächst die unteren und mittleren Schulen um- fassen müßte, sei gar noch nicht die Rede gewesen. Daß der Bischof von Augsburg in irgend eimer Weise bei der Sache betheiligt gewe- sen, sei unbekannt und schon deshalb unwahrscheinlich, weil die Sache als reine Universitäts-Angelegenheit die durch den Geschäftsgang vor- geschriebene Bahn gar niht verlassen habe. Die auf die Berichte der Universitäten gegründeten Aniräge des Kultus-Ministeriums wür= den dieser Tage Sr. Majestät zur Beschlußfassung vorgelegt werden.

Der Magistrat der Stadt Augsburg hat in Bezug auf die der- maligen Theurungsverhältnisse, ihre Ursachen und wie denselben zu begegnen sei, beschlossen, dem Königlichen Ministerium des Innern den Antrag vorzulegen, es sollen sämmtliche Käufe in den Häusern, sowohl von Getraide als anderen Lebensmitteln, verboten werden, so daß nur noch auf den Schraunen und Märkten Ein= und Verkäufe gemacht werden köunten, Von Sciten des bamberger Magistrates und der Gemeinde - Bevollmächtigten ist an Se. Majestät den König und die Kammer der Abgeordneten eine Vorstellung um Verhinderung des maßlosen Zwischenhandels mit den nothwendigsten Lebensbedürf- nissen und um zweckmäßige Beschränkung der Vieh - Ausfuhr abge- gangen.

Königreich Sachsen. Se. Hoheit der Prinz August von Sachsen-Koburg-Gotha und Höchstdessen Gemahlin, die Prinzessin Clementine, Königl. Hoheit, nebst Familie, sind am 20. Oktober von Dresden nah Koburg wieder abgereist,

Großherzogthum Baden. Die Karlsruher Zeitung meldet die Ernennung des Hofraths Professors von Madai an der Universität zu Kiel, unter Belassung seines Charakters als Hofrath, zum ordentlichen Professor des römischen Rechtes au der Universität Freiburg und des außerordentlichen Professors Dr, Helferih an der Universität Freiburg zum ordentlichen Professor der staatswirth\chast- lichen Lehrsächer.

Am 412. Oktobér fand der öffentliche Verkauf der Gas=Anstalt zu Karlöruhe statt. Dieselbe wurde von den Herren Lasitte u. Comp. zu dem Preise von 189,000 Fl. erstanden, welche dem Vernehmen nah, für den Betrieb der Anstalt sich mit einem frankfurter Hause vereinigt haben. Von einer Uebernahme der Gas-Anstalt seitens der Stadt mußte unter den obwaltenden Verhältuissen Umgaug genom- men werden.

Der vormalige Nedacteur der Abendb-Zeitung, Friedrich Mo- riz Hähner, wurde am 14, Oktober vom Hofgerihte wegen Preß= vergehen zu einer dreimonatlichen Gefängnißstrafe verurtheilt.

Großherzogthum Hessen und bei Nhein. Se. Groß- herzogl. Hoheit der Prinz Karl und Durchlauchtigste Gemahlin Kö- niglihe Hoheit sind von Würzburg wieder in Darmstadt eingetroffen.

Am 2. Oktober nahm Se. Königl. Hoheit der Großherzog in einer besonderen Audienz das Beglaubigungsschreiben des au die Stelle des von Sr. Majestät dem Könige von Bayeru abberufenenu Geheimen Raths von Oberkamp zum Königl. bayerischen außeror= dentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Großherzogl. Hofe ernannten Königlichen Bundestags-Gesandten, Karl von Gasser, entgegen. Der Gesandte hatte hernach die Ehre, zur Großherzogl. Tafel gezogen zu werden.

%X% Fraukfurt a. M., 21. Okt. Se. Excellenz der Bundes- Präsidial-Gesandte, Herr Staats-Minister Graf von Münch-Belling- hausen, verläßt heute Vormittag unsere Stadt, um sih nah Wien zu begeben. Der Herr Graf wird, wie wir vernehmen, auf der Reise nach Wien mchrere süddeutshe Höfe, uameutlich die von Karlsruhe und München, besuhen. Der Königl. preußische Bundes= tags-Gesaudte, Herr Graf von Dönhoff, hat das Präsidium der Bundes-Versammlung, welche bekanntlich auch während der Ferien permanent i}, übernommen. Der Königl. hanuovershe Bundestags= Gesandte, Herr von Lenthe, wird unsere Stadt au auf einige Zeit verlassen, : E

Die Feier des Erinnerungs-Tages an die große leipziger Völ- ferschlacht und an die Beschwöruno unserer E a Derd am 18ten auf gewohnte würdevolle Weise begangen, und das stets crhe= bende Fest ward durch keinen Unfall getrübt, denn der in der Nacht vom 16ten zum 17ten d. durch Unvorsichtigkeit erfolgte Tod zweier Arbeiter eines Feuerwerkers stand damit in keiner Verbindung.

Oesterreichische Monarchie.

IVien, 16. Okt. (A. Z) Ju dem Be inden Sr Lai ‘li Hoheit des Erzherzogs Albrecht is von A auf begté eh be deutende Besserung eingetreten, daß nunmehr keine weitere Besorgniß zu hegen is, Der Prinz wird wahrscheiulih {on in einigen Tagen das Bett verlassen dürfen. g (

Lemberg, 12. Okt. (N. K.) Vor einiger Zeit war hier di Nachricht verbreitet, Demsbowski, der Glelgenannie Eni p fänglich eingezogen worden. Dem ist aber nicht so. Der jüngst Ein= gebrachte heißt Debowski und is bei weitem nicht \o stark gravirt, wie Ersterer, welcher aller Wahrscheinlichkeit nah bei Krakau geblie- ben is. Auch ein anderer Jusurgenten-( hef, Boguslawski mit Na=- men, wurde an der ungarischen Gränze i Der und hierher ge- braht, desgleichen eine hier wohnende Gräfin, einer Notification von

Wien zufolge arretirt.

Von der ungaris{en Gränze, 15. Oft. (N. K.) Zwischen der Opposition und den zahlreichen liberal gesiunten Slaven Ungarns bereitet sich eine förmlihe Näheruug vor. Nach Kroatien hat erstere einen offenen Brief entsendet, wortu, sie die Kroaten auf= fordert, mit ihr zusammenzuwirken und sodann ihrer lebhaftesten Un= terstüzung zur Erreichung ihrer nationalen Wünsche gewärtig zu sein. Gleiche Stimmungen beginnen im Rorden Ungarns zu herschen, Bald

2036 vielleicht wird die Epoche des sogenannten Sprachkampfes als ganz abgeschlossen zu betraten sein.

Frankrei.

Paris, 19. Oft. Der König und die Königliche Familie sind durch die s{önen Herbsttage veranlaßt worden, noch länger, als vor- ausbestimmt war, in St. Cloud zu bleiben. Mit Ausnahme einiger furzen Besuche in Paris wird also der Hof bis gegen Eude diejes Monats in der oben bezeichneten Residenz verweilen.

E Man sagt, einer der einflußreichsen Bürger von Luzern be- finde sih in diesem Augenblicke als Agent des Sonderbundes in Paris. : :

Der Beichtvater der Königin, Abbé Guilon, Bischof von Marokko, ist in scinem 80sten Jahre gestorben. Der Bischof von Perigueux, sagt man, sei zu seinem Nachfolger bestimmt.

Der Polizei-Präfekt von Paris, Delessert , soll gesonnen scin, unverweilt seine Entlassung zu nehmen.

Die nächtlichen, mit Einbruch und anderen Gewaltthätigkeiten

halb eine Verstärkung der Polizeimanuschaft, welche jeßt schou aus mehr als 14,000 Maun besteht, beautragt werden.

Ju Meß hat am 12. Oktober bei dem Banquier Dorr eine abermalige Haussuchuug stattgefunden, um noch erforderliche Aften- stücke in dem mit Bestehungs- Versuchen in Verbindung stehenden Prozesse der Salinen=Gesellschaft von Salzbroun zu erlangen, Es sollen dabei mehrere Schreibèên des ehemaligen General - Einnehmers Milleret gefunden worden seiu, die aber nur zu sciner Rechtfertigung dienen könnten.

Der Marquis von Castellane, Mitglied der Deputirten-Kammer, ist am 16ten d. auf seinem Schloß zu Rochecotte in einem Alter von erst 34 Jahren gestorben. :

Die Rente war an der heutigen Börse matt und ging langsam und allmälig zurück. Man sprach von einem abermaligen ansechulichen Fallen der englishen Consols. Die Spekulanten scheinen auch wegen der Schweizerwirren niht ohne Besorgniß. Eisenbahn Actien wei- chend und angeboten.

=ch Paris, 19. Oft. Ju der erwähnten Erklärung, welche aus Anlaß des Nichtzustandekommens des beabsichtigten Reform- Banketts zu Cosne im Departement der Nievre der dortige Richter Gambou (oder Cambon) als erster Secretair des Fest - Ausschusses veröffentlicht hat, war derselbe als Ultra-Demokrat und als Verthei= diger der Doktrinen und des Verhaltens seiner Partei bei den Vor= bereitungen zu dem nun gescheiterten Bankett aufgetreten und hatte insbesondere, als er von dem durch die Männer der dvynastischen Dp- position verlangten Toast auf den König sprach, in \o verleßender Weise sich gegen den König ausgedrückt, daß in der That auf diszi= plinarishem Wege nun gegeu ihu vorgeschritten wird. Die offizielle Anzeige hiervon giebt als Grund an, daß Herr Gambon in dieser dur mehrere Journale veröffentlichten Erklärung die Pflichten seines Standes verleßt und die Würde scines Charakters (als Richter) {wer bloßgestellt habe. Es war voraussehen, daß die Regierung dadur ch wieder den ganzen Zorn der Opposition erregen werde, und in der That wird sie heute dafür hestig angefallen. Indessen wird jeder Unbefangene zugestehen missen, daß die Regierung nicht von Seiten ihrer eigenen Beamten, welcher Kategorie diese auch augehören mö- gen, dulden darf, daß sie die dem Throue gebührende Ehrfurcht in 1 E Weise hintauseben, wie es dieser Herr Gambon ge=

jan hat.

És i} aufgefallen, daß die Blätter von Marseille eine Anzeige des dortigen General -Einnehmers Firino gebracht haben, worin die Personen, welche etwa Geld bei dem Anlehen vou 250 Millionen anzulegen gesonnen wären, benachrichtigt werden, daß sie täglich bis zum 29. Oktober 1847 bei ihm unterzeichnen können. Auch werden die Subscriptions- Bedingungen ausführlih dabei angegeben. Daraus ginge also hervor, daß si die General - Einnehmer mit ihrem ofsi- ziellen Charakter bei der Negoziirung des Anlehens betheiligen wol=- len, Man fragt si nun, ob sich Herr Firino etwa mit seinen Amts= Genossen in den 85 anderen Departements verständigt hat, um eine Compagnie zu organisiren, die mit den Banquiers, welche Angebote zu machen gedenken, in Konkurrenz zu treten gesonnen wäre, oder ob er etwa nur Unterschriften für einen dieser Banquiers sammeln will, Dies ist aber für die Konsequenzen, welche sih aus der Betheiligung der General = Einnehmer an den Aulehen ziehen lassen, ziemlich gleih= gültig. Haben die General - Einnehmer sich zu dem Zwecke verstän= digt, selbst ein Angebot für das Anlehen zu machen, so is} nicht wohl abzusehen, warum der Finanz - Minister sih uicht geradezu an sie ge= wendet hat, um durch ihre Vermittelung direkt seine neuen Reuten- Einschreibungen an die Kapitalisten zu verkaufen, die sie ihm abzu- nehmen geneigt sein möchten. Wenn die General - Einnehmer für ihre persönliche Rechuung Geld zu finden vermögen, #so werden sie dasselbe gewiß eben so leicht für Rechnung des Staates finden. Vor zwei Jahren bildete au eine gewisse Zahl von General-Einnehmern cine Compagnie zu dem Zwecke, Angebote für die Eisenbahuen vou Paris nah Lyon und vou Lyon nach Avignon zu machen, Daß die General - Einnehmer stets bereit sind, dem Staate, wenn er sih in Geldverlegenheit befindet, zu Hülfe zu fommen, läßt sich begreifen, keinesweges aber, daß sie eben diese Verlegenheit beuuben dürfen, um ihm das Gesetz vorzuschreiben und unter den für sie selbs vor- theilhaftesten Bedingungen , die folglich eben darum dem Staat nachtheiligsten wären, mit ihm zu unterhandeln. Denn daran will Niemand glauben, daß, weun gewisse General - Einnehmer das Au- lehen in 1hre Hände zu bekommen suchen, sie es nur darum thun, um dem Finanz-Minister größere Vortheile zuzuwenden, als wenu er mit diesem oder jenem Banquier dassclbe negozurte, Und dann ware noch immer uicht ciumal Sicherheit gegeben, daß nicht am Vorabend des Zuschlags des Anlehens abermals, wie früher bei dem Zuschlage der Eisenbahn von Paris nach Lyon, die konfurrirenden Compagnieen sich mit einander verschmelzen werden, 10 daß abermals am Ende nur ein einziges Angebot herauskäme, jede Konkurrenz also faktisch besci= tigt wäre. j A ;

Seit gestern kommen uns auch hier die Vortheile der nun ohne Unterbrechung hergestellten Eisenbahn - Verbindung zwischen hier und Berlin zu gute. Gestern kam schon die Allgemeine Preußische Zeitung vom l6ten hier an, und heute haben wir die vom 17ten Morgens datirte Nummer crhalten, Da dieje Nummer aber am 1óten Abends von Berlin abgegangen ist, so liegt darin der Beweis, daß jeßt der Weg auf der ganzen Strecke von Berlin bis Paris in nicht gauz drei Tagen zurückgelegt wird. Die ganze Korrespondenz mit dem Osten und selb dem Südosten von Deutschland bis Triest und selbst Ungarn wird daher fünstig nothwendig den wegen der größeren Schuelligkeit kürzeren, obgleih an sich weit längeren Weg über Brüssel, Kölu und Berlin einschlagen und der Ertrag aus dem Transporte natürlich den dabei berührten Ländern zu gute kommen, Darin tritt schon einer der ersten Vortheile hervor, welhe Nord= deutshland aus der rashen Ausführung seiner Eisenbahnen er=-

wachsen. Großbritanien und Irland. London, 18, Okt, Heute fand wiederum ein Kabinets-Rath

im auswärtigen Amte statt, welchem alle in der Stadt anwesenden

Minister beiwohnten. Es wurde über die Frage entschieden, ob das Parlament zeitig oder spät einzuberufen ci. Wie der Standard wissen will , waren Lord John Russell und Lord - Palmerston für \o= a Berufung, Lord Grey und Sir Charles Wood dagegen. Der

ebtere, fügt dasselbe Blatt hinzu, soll auf eine Anlage von 3 Millionen Psd. Sterl. in englischen Fonds von Seiten Rußlands rechnen. i -

Die bereits erwähnte Zahlungs-Einstellung der liverpooler Bank wird nur von der Times gemeldet, welche unter der Ueberschrift : „Suspension der Königlichen Bank zu Liverpool“, in ihrer zweiten Ausgabe aus Liverpool vom heutigen Tage sich {reiben läßt: Bix bedauern, Jhnen die heute erfolgte Zahlungs-Suspension der König- lihen Bank zu Liverpool ankündigen zu müssen. Eine Deputation der Direction is jeßt in London, um Beistand zu erwirken, und die Bank wird, wenn ihr dies gelingt, ihre Operationen wieder aufneh= men. Die Suspension eutspringt aus dem Mangel an Noten und baarem Gelde, um damit die gewöhnlichen Geschäfte der Bauk sort= zuführen. Dieser Uebelstand aber rührte zum Theil von der allge- meinen Knappheit der Umlgufmittel und insbesondere auch von der Aufregung her, welche die in den öffentlichen Blättern. erwähuten ueulihen Zwangsverkäufe von Baukstocks zu sehr niedrigem Course gegen baar verursacht hatten. Ein Andrang auf die baaren Hülss- mittel der Bauk folgte dieser Bekanniwerdung des Fallens ihrer Noten. Die Königliche Bauk von Liverpool is eine auf Actien ge= gründete Bauk, und sie wurde erst im Januar 1839 eröffnet.“

Der Globe schreibt heute in seinem Börsenbericht, ohne noch etwas von der Suspension der liverpooler Bank zu wissen: „Die Nachrichten aus Liverpool in Betreff der starken Zahlungen, welche vorgestern dort zu leisten waren, werden als befriedigend betrachtet, und mau hofft, daß die heute dahier fälligen Zahlungen eben so gut von statten gehen werden. Viele Beachtung erregt jet die Lage der schottischen Handelsstädte, welche, mit Ausnahme einzelner direft in die großen hiesigen Fallissements verwickelten Personen, sich vergleihs- weise wohl zu befinden scheinen. Der Druck wird natürlich gefühlt, aber die Banken scheinen uicht die mindeste Besorgniß zu hegen und sind daher im Stande, weit mehr Erleichterungen zu verschaffen, als unsere eigene Bauk. Von einigen Seiten wird behauptet, daß bci dem jeßigen Vertrauensmangel im Publikum ein größerer Notenbe=- trag der Bauk von Englaud nicht lange im Umlaufe erhalten wer= den könne, sondern in die Bank zurückfließen würde. Die Unrichtig-= keit dieser Vorauësschung bedarf, da Bankpapier überall so wil= lig angenommen wird,keinesBeweises, und es würde auch nicht hwierig sein, die Bürgschaft unserer reichsten Kapitalisten dafür zu erlaugen, daß, falls man der Bauk eine Extra Ausgebung von Noten gestatte, ihr innerhalb eines gewissen Zeitraums auch nicht eine einzige Füns= pfundnote zurückgegeben werden solle, Auf der anderen Seite hat man eben so wenig Ursache zu der Annahme, die Banquiers würden die Noten anhäufen oder in Reserve behalten; denn mit der Rücd= fehr des Vertrauens hört der Beweggrund zum Anhänfen aus. Was die neuesten Handelöberichte aus den Vereinigten Staaten an geht, so lauten sie ziemlich beruhigend und flößen nicht entfernt die Besorgniß ein, daß dort die Handelswelt dieselben Unglücksfälle zu gewärtigen habe, von welchen sic bei uns betroffen ward, Fallissoments fönnen vorkommen; da jedoch die Amerikaner scit geraumer Zeit die Geldempfänger und wir die Geldsender waren, jo können sie etwaige Einbußen auch besser ertragen.“

Wieder aundo

Nus dem Haag, 19. Okt. Die zweite Kammer ter Ge- neral-Staaten hat heute unter ihrem Alters-Präsidenten, Herrn Ge vers von Endegnest, ihre erste Sitzung gehalten. Nachdem die neueit Wahlen geprüft uud für gültig befunden worden waren, wurden drei Kandidaten zur Präsidentenwürde gewählt und eine Komniisston er nannt, welche dem Könige die Liste der Namen dieser drei Kandidaten zur Ernenyung des Präjidenten überreichen foll. Die Wahl der Kau= didaten ficl auf die Herren Boreel van Hoogelanden, Verwey Meiait und Star Busmau.

S MmwWetz

Fürstenthum Neuenburg. Das zu Colombier versam- melte Truppen-Corps wurde am 14. Oktober von dem Militair-De- partement inspizirtz nah Uebergabe der Fahne verlas der Präsident dieses Departements folgenden Tagesbefehl des General von Pfuel:

„Die kritische Lage der Schweiz, in welcher der Bürgerkrieg zu drohen scheint, is den Feinden unserer Jnstitutionen in mehreren Theilen des Lan- des als günstig erschienen, um ihr Haupt zu erheben und Pläne zu Umfturz und Verderben zu s{micden, Die Regierung hat unverzüglich rasche und kräftige Maßregeln ergriffen, um die Pläne der Böswilligen zu vereiteln, In diesem Augenblick überzieht ein Neß von örtlichen Verthcidigungs-El!- richtungen das ganze Land. Es bedurfte noch eines Kexns, einer Resct Vf, welche überallhin, wo es nöthig wäre, {nelle Hülfe bringen könnte ; Jhr seid die- ser Kern z die Regierung hat cinen Aufruf an die Freiwilligen ergehen lassen, und aus allen Gegenden des Landes hat die Jugend diesem Aufruf mit o pa- triotischer Begeisterung entsprochen, daß 24 Stunden darauf, nachdem die Regierung gesprochen hatte, das Bataillon übervollzählig war. Dieser Ei- fer, Soldaten, is Bürge für Eure Treue, für Eure Tapferkeit, wenn es nöthig sein sollte, in den Kampf zu ziehen z Eucr Fürst wird ihn würdigen und die Erwiederung Seiner Liebe zu Euch darin sehen.“

Der Präsident richtete dann noch eine kurze Anrede an die Trup= pen, worin er sie an den Zweck ihrer Vereinigung, an die Dienste, welche das Laud von ihneu erwarte, erinnerte und ihnen für den Eifer dankte, womit sie dem Aufruf der Regierung entsprochen. Ma- jor Junod richtete auch einige Worte an sie, auf welche die Solda ten mit dem Rufe: „Es lebe der König! es lebe der Gouverneur! es lebe der Staatsrath! es lebe das Militair - Departement!“ aut- worteten. „Die Haltung dieser Truppen“, sagt der Constitution- nel Neuchatelois, „ist herrlich; sie sind seit zivei Tagen versam- melt, und als sie in deu Schloßhof cinmarschirten, wo sie ein Quar rée bildeten, hätte man glauben mögeu, ein Linien-Bataillon vor sich zu schen. Am Sountag, 17. Oktober, wird der Gouverneur über dieses Bataillon zu Neueuburg Musterung halten. Am 14ten war auch die Stadtgarde von Neuenburg fonstituirt ; es erschienen an 800 Freiwillige.“ 4 j L

Ein gewisser Kaspar Wirz, aus Kulm im Kanton Aargau ge- bürtig, der in Neucuburg ansässig war, ihk, wie der Co nstit utions nel Neuchatelois vom 10. Oktober meldet, wegen Majestäts- Beleidigung von hier ausgewiesen worden und hat biunen 24 Stun= den das Fürstenthum verlassen mühsen.

Kanton Ber (F. J.) In der ersten Sipung der Ta g- aßung wurden folgende Vorstellungen verlesen: 1) des Herrn Gex, ehemaligen agistraten in Lausanne, worm er die Sthrecken des Krieges darstellt und Aufrechthaltung des Friedens wünscht; 2) von sämmtlichen Gemeinden des Bezirks Murten, worin sie ihre Pro= testation gegen den Sonderbund erneuern und erklären, daß sie ihre Maunschast nicht zu offenbarer Widerseßlichkeit gegen Tagsabungs=- Beschlüsse hergeben wollen, mit Versicherung, daß sie in allem Uebri- gen ihrer Kautons - Regierung Gehorsam leisten wollen; 3) von 43 freiburger Flüchtlingen, worin die Gründe zum Aufstand, die feithe=- rigen Verfolgungen, der Riesen-Prozeß gegen die Betheiligten u. #. w. auseinandergeseßt, der Beifall zu den bisherigen Schritten der Tag- sazung bezeugt und die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die Jesui= ten gus der ganzen Schweiz vertrieben würden.

Zu eidgenössischen Repräsentanten an die Stände des Sonder-= bundes wurden von der Tagsaßnng ferner ernannt: nah ede herr Jenuy von Glarus und Kautous - Rath Hoffmann vou Sk. Gallenz nach Sh wyz Dr. Kern aus Thurgau und Alt-Landammann Pequiguot aus Beru; nah Unterwalden Landammanu Munzinger aus Solothurn und Regierungs-Rath Böschenstein aus Schaffhaufenz nach Zug Bürgermeister Dr. Furrer und Landammann Sidler aus Zugz nah Freiburg Regierungs - Rath Stockmar aus Bern und Rud. Merian aus Basel; nah Wallis James Fazy von Genf und Oberst Buchwalder aus Bern. Die diesen Kommissarien zu erthei= leude Jnstruction soll dur die Siebner-Kommissiou berathen werden, eben so eine an die Sonderbunds-Kantone zu erlassende Proclamation,

‘Kanton Zürich. Am 16. Oktober Morgens beschloß der Regierungs = Rath, auf den 17tenu {hon zwei Batailloue Infauterie anfzubieten und das eine in die Kaserne, das andere in Privathäuser einzuquartieren, Nachmittags kam jedoch wieder Contre - Ordre. Zugleich hieß es, daß am 15ten Nachmittags die aargauische Re= gierung beschlossen habe, Truppen aufzubieten und ins Freienamt zu verlegen.

Kanton Luzern. Die katholische Zeitung meldet, daß mehrere ausgezeichnete Offiziere protestantisher Konfession sih den sieben fatholishen Kantonen zum Dienste anerboten haben und damit Freude augenommen worden seien.

Kanton Uri. Aus Altorf vom 16. Oktober, Abends halb 4 Uhr, wird geschrieben: „So eben eilen Estaffeten in alle Ge- meinden unseres Kautons, um wegen der in naher Aussicht stehenden Gefahr das Bundes=Kontingent, so wie die Cadres der ersten Laud= wehr, auf Dienstag, den 19ten d., nach Altorf einzuberufen und die sämmtlihe Mannschaft der ersten und zweiten Landwehr aufs Piket zu stellen. Alle Anordnungen auf den scheinbar unausweichlichen Ver-= theidigungskrieg werden getroffen,“

Kanton Schwyz. In der March ist am 18. Oktober das Truppen-Aufgebot von Haus zu Haus ergangen. Die Artillerie von Schwyz soll am 19ten ankommen, Am 17ten hat Oberst Breny als eidgenössisher Oberst abgedankt, ;

_ Kanton Aargau. (O. P. A. Z) Am 17. Oktober hat die Regierung eine Proclamation erlassen, wodurch vor verleumderi- hen Gerüchten, die in der unheilvollen Absicht, Unruhe zu pflanzen, ausgestreut werden, gewarnt und die Versicherung ausgesprochen wird, daß die Regierung wache und Alles vorbereitet habe, um jedem Er- eignisse sofort und nachdrücklich begegnen zu können,

Zal ten

Florenz, 12. Oft. (A. Z,) Die Vereinigung des Herzog- thums Lucca mit Toscana verwirklicht sih um einige Jahre früher, als es nach dem natürlichen Laufe der Dinge zu erwarten stand. Der Tausch ist für die Bewohner Lucca?s ein glücklicher zu nennen. Nicht nux werden sie dadurch des Vortheils theilhaftig, einem größe- ren Körper anzugehören, sondern gelangen zugleih zu dem Genuß der Wohlthaten, welche eine milde und von dem besten Willen be= scelte Regierung stets in ihrem Gefolge hat, Der ultraradikale Geist, der hier wie in Lucca seinen Spuk treibt, {eint zwar den Blick in unsere Zukunft bedeutend zu trübenz bei der Bildung jedoch, die den Toscaner auszeichnet , is mit ziemlicher Sicherheit anzunchmen, daß die besseren Elemente, die in der Nation vorhanden sind, bald zu der ih- nen gebührenden Geltung gelangen und dem jeßigen Kabinet Gelegen= heit bieten werden, ohne Gefahr einer gänzlihen Umwälzung, den Fort- bau au unseren politischen Justitutionen mit ruhiger Hand zu führen. Daß das Streben dcs Großherzogs kein anderes Ziel kennt, als das größtmögliche Wohl seiner Unterthanen, ist bekannt, und nur diesem beharrlihen Streben is die Stätigkeit zu verdanken, welche si, wenn auch nicht immer in der Wahl der Mittel, doch gewiß in der Rich= tung, die seit Jahren befolgt wird, zu erkennen giebt. Diese Be- harrlichkeit in einer bestimmten Richtung is es, die mau in einem be- nachbarteu Königreich vermissen dürste, wo bald Grundsäße des streng= sten Konservatismus, bald nur durch einen radikalen Umschwung zu befriedigende Gelüste die Herrschaft führen, cin Umstaud, der auf- fallende Schwankungen in den obersten Regionen jenes Landes her= beiführt und eine sichere Deutung der einzelnen Thatsachen fast zur Unmöglichkeit macht. Daß dies günstige Konjunkturen seien, um einem etwa qusbrehenden Sturm die Stirn zu bieten, wird wohl shwer= lich Jemand behaupten.

Nachrichten aus dem Mittelmeer zufolge, nähert sich das engli= sche Geschwader den italienischen Küsten. Es wird sich in drei un- gleichen Äbtheilungen nah den Häfen von Neapel, Civitavecchia und Livorno richten. Nicht ohne einige Unruhe dürften die Regierungen von Jtalien auf die Entwickelung der englischen Seemacht an ihren Küsten blicken, da es nur zu bekannt i}, wie Lord Palmerston, der dem französischen Einfluß auch in unserer Halbinsel entgegentritt, um den Gegensaß gegen Frankreih so \charf als möglich zu bezeichnen, die drohende Devise angenommen: Fortschritt um jeden Preis. Wir verdanken den britischen Besuch zunächst den kindischen Schaustellun= gen, in denen sich das französishe Geschwader in dem Golf von Neapel so schr gefiel. Umsoust war Frankreich darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Anwesenheit der französischen Schiffe die Engländer herbeilocken und sie uns auf den Hals ziehen werde! Es nüßte nichts, und seltsamerweise wußte zuleßt cben diese französische Flotte beim Herannahen der britishen nichts Besseres zu thun, als sich schleunigst nach Toulon zurückzuziehen. S

Lucca, 11. Oft. (A. Z) Jun diesem Augenblick steht das gesammte luccheser Militair mit ciner Compagnie Toscauer vor tem Herzoglichen Schlosse, alle öffentlihen Beamten eilen dahin, um dem toscanishen Staatsrath Rinuccini den Eid der Treue für den neuen Regenten abzulegen. Jn Lucca is die Bürgerschaft und vorzüglich der Adel sehr betrübt, daß der Herzog sie verlassen hat, nachdem sein leßtes Erscheinen in dieser Stadt mit so allgemeinem Jubel begrüßt worden war. Der Pöbel reißt in diesem Augenblick die Herzogli- chen Wappen von den öffentlihen Gebäuden, um die toscanischen aufzupflanzen. i

Parma, 12. Okt. Die heutige Gazzetta di Parma mel- det: „Am Sonntag, den 10ten d. M., zogen einige Personen, die sich nach einer in der Nähe der Stadt Piacenza gelegeuen Schenke, um dort zu zechen, begeben hatten, gegen 7 Uhr Abends lärmend und singend in die Stadt. An diese Personen \{lossen sich unter= A oie AiR 10 A nten Haufen von zwei= bis dreihundert Q z allcin kaum zeigte sich cin Trupp von wenigen

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v E G N Pferde, als sih die Menge sogleich zerstreute, ohne es irgend einer Aufforderung und noch weniger der Anwendung von Gewalt bedurfte. Bald darauf stießen vier Dragouer zu Fuß die in die Kaserne zurückehrten, auf eine andere Gruppe von Mü- ßiggängern, die gleichfalls lärmten, verhafteten vier derselben, und darunter einen jungen Menschen, der n Stock, ait den er ein weißes Sacktuh gebunden ‘hatte, als Fahne trug; ‘sie wurden ohne irgend einen Widerstand nach der Kaserne abgeführt : dies hat übri= gens niht im Mindesten die öffentlihe Ruhe gestört, welche sowohl in dieser Stadt, wie in dem ganzen übrigen Theile dex Herzogthü=

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mer, vollkommen obwaltetz auh hat die Bevölkerung von Piacenza jene Zusammenrottung und jenes Geschrei, welches größere Unord- nungen hätte erzeugen können, höchlih gemißbilligt,““

Nom, 9. Oft. (A. Z,) Der Lehrftuhl der Archäologie, wel her dur Nibby's Tod erledigt worden, war diese lange Zeit über unbeseht geblieben. Die Universität von Rom, welche das Centrum der monumentalen Alterthumskunde bilden sollte, ermangelte jedes Führers in Studien, die hier zu Lande zu den unvermeidlichen gehö- ren. Pius IX., welcher bei den vielen Anforderungen der Zeit, de- nen er mit so wunderbarer Gründlichkeit zu genügen sucht, den niede= ren und den höheren Unterricht mit licbevoller Pflege bedenkt, hat jeßt au diesem Mangel abzuhelfen gewußt. F. Orioli, dessen Ver- dicuste um die Archäologie, namentlih um die etrusfishen Alterthü= mer, deren Kreis er wesentlich erweitert hat, einem Jeden, der sich um Dinge der Art bckümmert, bekannt sind, is zu Nibby's Nachfolger ernannt worden. Seine ideenreihe Weise des Vortrags wird ihu in den Staud segen, die Monumentenkunde nicht blos als solche zu be- handelu, sondern deren Resultate mit den großen Juteressen der Ge= schichte zu verknüpfen. - Von seinem Auftreten als Lehrer läßt sich für die Jugend nicht blos eine flüchtige Anregung, sondern auh die Be- lebung echt wissenschaftlichen Sinnes erwarten. Von ihm war nament- lich vor einigen Jahren der Plan ausgegangen, deutsche Philologen zur Restauration der klassischen Studien in Jtalien zu benußen, Al- lerdings hat Jtalien ein Recht auf dic Wiedererstattung eines Unter= richts, den es dem Norden mit so großer Freigebigkeit ertheilt hat.

Kardinal Ferretti hat auf seinem Ausflug auch Civita-Castellana berührt und dort die politischen Gefangenen aufgesucht, welche wegen Civil-Vergehen von der Amnestie ausgeschlossen geblieben sind. Er hat ihnen in seiner gutmüthigen Weise Trost zugesprochen.

Der Dampfer „Pacha““, welcher direkt von Southampton in Civitavecchia Anfangs! dieser Woche eingetroffen is, soll Depeschen für Pius 1X. mitgebracht haben, welche ihm per Staffette zugestellt worden seien. :

Die Sonneufiusterniß, welche diesen Morgen stattgesundenu hat, fonnte wegen stark bewölkten Himmels nicht beachtet werden. Zwei Tage sehr drückenden {wülen Sirocco's sind ihr vorausgegangen. Nachdem sie vorüber ist, \cheiut wieder shöues Wetter eintreten zu wollen. :

Die Patria glaubt, daß ein enges politisches und kommer- zielles Bündniß zwischen dem Papst, dem König von Sardinien und dem Großherzog von Toscana beyvorstche.

Der Coutemporaneo sagt: „Wir erfahren aus guter Quelle, daß Hauptmann Lopez, welher nah Fraukrei:.h geschickt worden war, um die Gewehre für die römishe Bürgergarde zu kaufen, nahdem man ihn anderthalb Monat daselbst mit shönen Worten hingehalten hatte, zu seinem Erstaunen nah Toulon gewiesen wurde, um dort aus dem Ausschusse der französischen Arsenale jeue vielfa erwähn= ten 12,000 Gewehre für unsere Bürgergarde zu wählen, von denen die ministerielle Zeitung so viel Wesens gemacht, als sollten sie der päpstlichen Regierung geschenkt werden. Nan ist Lopez gegen sei= nen Willen gezwungen, diese Gewehre anzunehmen und, da es ihm uicht erlaubt ist, sich nah Belgien oder nach England oder anderswo hin zu begeben, mit Waffen vorlieb zu nehmen, welche nicht einmal gleichförmig sind und deren Wahl ihm viel Zeit rau- Voit WITO

Gerichts- Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.

Berlin, 21. Okt. Ju der heutigen Verhandlung des Poleu= Prozesses wurden zunächst die Angeklagten vou Kurowski, Neymaun, Kierski und Szoldrski über die Zwecke des Unternehmens vom 3. März befragt. Dieselben widerriefen zum Theil ihre früheren Ge- ständnisse und gaben als Zweck des Anschlagcs auf Posen lediglich die Befreiung der Gefangenen an. Hierauf erfolgte die Vernehmung von 4 Zeugen über die Vorbereitungen zu dem Zuge uach Posen, sv wie über die Vorgänge auf demselben.

Drei Fuhrkuechte sagten im Wesentlichen mit der Anklage - Akte übereinstimmend aus. Der Unterofsizier Wilhelm Krause gab eine detaillirte Schilderung von den Vorgängen auf der Wallischeibrücke.

Der Angeklagte Trapczynski will von einer Revolution nichts gewußt haben und behauptet, es habe si ledigli um die Be= freiung der Gefangenen gehandelt,

Herr Grothe, als Stellvertreter des Staats-Anwalts, begründet gegen Trapczynski die Anklage. Derselbe geht die Thätigkeit des Angeklagten im Einzelnen durch, sucht den theilweisen Widerruf hin= sichtlich der Kenntniß von der Verschwörung als unbegriiudet darzu= thun und trägt auf Bestrafung wegeu Hochverraths an, indem erx auseinanderseßt, daß das Unternchmen auf Posen durchaus einen hoch=- verrätherischen Charakter trage und zwar erstens, weil Trapczynski der Verschwörung beigetreten sei, und zweitens, weil das Unterneh= men selbs mit der Verschwörung im Zusammenhange stehe uud vou derselben ausgegangen sei.

Der Vertheidiger, Herr Lewald, sucht die That des Angeklagten alles hochverrätherischen Charaïters zu entkfleiden und will den von Trapczynski angeführten Zug gegen Posen ledigli als ein nicht zur Ausführung gekommenes Unternehmen zur Befreiung von Gefauge= nen gelten lassen. Nur wegen dieses Vergehens könne sein Klieut gestraft werden. Sollte über denselben ein Urtheil gefällt werden, welches der Königlichen Bestätigung bedürfe, o trage er darauf au, der Gerichtshof wolle Sr. Majestät dem Könige die in der Sache licgenden mildernden Umstände hervorheben.

Nach diesem Vortrage werden die Angeklagten Joseph Pepinsfki, 28 Jahre alt und Tischler des Grafen Dzialynski zu Buin, Theodor Czlapczynski , 36 Jahre alt und Gärtner zu Buinz Michael von Wodpol, 34 Jahre alt, Gutsbesiber, früher Fähnrich im Revolutions= friege, dann bis 1842 Emigrant in Fraukreich, wo er 1835 dem de- mokratishen Verein beitrat ; Kastnurx Kubaki, 22 Jahre alt und Ta-= gelöhner zu Buinz Kasimir Plotek, 49 Jahre alt und Einlieger zu Blazejewoz Johann Kirchdörfer , 22 Jahre alt und Fleischergeselle zu Kurnik, nach einander vernommen. Alle sechs werden angeschul- digt, sich unter Kenntuiß des beabsichtigten Zwecktes dem Unternehmen vom 3. März angeschlossen zu haben. Außerdem ivird Pepinski be- huldigt, im Auftrage Trapczynski's Lanzenschäfste gefertigt und Ku- gelu gegossen zu haben. Ebenfalls Kugeln gegossen und Patronen gefertigt hat Czlapczynski, welcher überdies bei der Fortschasfung von Waffen aus dem gräflichen Schlosse betheiligt war, Wodpol ist am 3, März 1846 bei Trapczyuski erschienen, gerade als dieser nach der Drapalka abfahren wollte. Er {loß sich dem Zuge an. Bei Po- sen entging er der Verhaftung, hielt sich aber aus Furcht vor Strafe längere Zeit hindurh mit Eßmann und Lipinski verborgen. Alle drei wurden im Walde von Wiry arretirk,

Bei ihrer heutigen Vernehmung leugneten alle Angcklagten jede Kenntniß von revolutionairen Zweden des Untzrnehmens yom 3. März. Jhre Theilnahme am Zuge gestehen Pepinski, Kubaki und Kirchdör= fer ein, Wodpol räumt ein, daß er Mitglied des demokratischen Ver- eins gewordenz er sei aber im Jahre 1838 bereits wieder ausge- schieden. Am 3. März sei er bei Trapczynsfi zum Besuch gewesen und habe auf dessen Aufforderung sich zu einem Treibjagen mit in

die Drapalka begeben. Von hier habe er sich bald entfernt, und von einem Zuge gegen Posen habe er so ans gewußt, als an demsel- ben Theil genommen. Czlapczynski uud lotef leuguen jede Theil= nahme sowohl an den Vorbereitungen zum Zuge, wie an der Aus= führung des Unternehmens selbst. Gegen sie werden mehrere Zeugen vernommen , welche den Czlapczynski niht mit ganzer Bestimmtheit wiedererfennen , während zwei Zeugen den Plotek an der Sprache ganz bestimmt als den refognosziren, welchen sie in der Drapalka ge- sehen, Nach dieseu Vernehmungen wird die heutige Sihung um

2 Uhr geschlossen.

Berlin, 22. Oft. Ju der heutigen Sibung wird zuerst der Angeklagte Frauz Gasinski vernommen. Derselbe is 20 Baes alt und Maurer-Lehrliug aus Kurnik. Aufgefordert von seinem Bruder Marcell, hatte er sich am 3. März in die Drapalka begeben, wo er die Rede des Oberförsters Trapczynski anhörte, dann ein Doppelge= wehr erhielt und so bewaffnet den Zug nah Posen mitmachte. Bei seiner Vernehmung giebt der Angeklagte an, es sci richtig, daß er in der Drapalfka gewesen, daß er dasclbst Trapczynski gesehen und eine Rede angehört habez wer dieselbe indeß gehalten, wisse er nicht. Sie seien in dieser Rede aufgefordert worden, nah Posen zu gehen, um dasclbst die Gefangenen zu befreien. Ein Doppelgewehr habe er nicht gehabt, den Zug jedoh mitgemacht. j

Sodann erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Kasimir Ga= sinsfi. Derselbe ist 21 Jahre alt und Müllergeselle.. Auch er hatte sih auf Marcell Gasinski's Veranlassung nach der Drapalka begeben, dort die Rede Trapczynski’s angehört und dan den Zug uach Po= sen mitgemacht. Bei seiner Vernehmung bemerkt der Angeklagte : Nach der Drapalka sei er bestellt worden, weil daselbst eine Jagd gegen die Spißbuben hätte abgehalten werden sollen. Trapczyusfki habe gesagt, sie würden nach Poseu fahren uud in 2 Stunden zu-= rücckfehren, Er sei mitgefahren , aber eine Waffe habe er nicht bekommen. Ÿ

Es erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Theophil Gabrye=: lewicz. Derselbe ist 26 Jahre alt, Tischlergeselle zu Kurnik und Unteroffizier bei der Landwehr. Am 3. März 1846 war er, vou dem Kaufmannsdiener Max Gorski aufgefordert, nah der Drapalka gegangen und hatte sich, obgleih er daselbst den Zweck des Unter= nehmens erfuhr, zur Mitfahrt nah Posen bereden lassen. Er war mit einer Flinte bewaffnet, ergriff jedoch, als an der Wallischeibrüde geschossen wurde, die Flucht. Auch hon früher cheint er, wie aus Aeußerungen zu dem Tischler-Lehrling Pictrowski hervorgeht, Kenntn'ß von dem bevorstehenden Aufstande gehabt zu haben. —— Bei seiner Vernehmung leugnet der Angeklagte, von Gorsfi erfahren zu haben, daß es sich um einen Zug nach Posen handle. Er sei in der Dra= palka, wohin er auf einem Spaziergaug gekommen, fast gewaltsam auf den Wagen gezogen und nicht wieder heruntergelassen ivorden. Bewaffnet sei er niht gewesen. Der Zeuge Pietrowski bestätigt seine früheren, den Angeklagten gravirenden Aussagem

Lorenz Michalowski, welcher demnächst vernommen wird, ist Jahre alt und Schuhmachergeselle. Er war am 3. März in der Drapalka und fuhr von dort aus, angeblich mit dem Zweck des Un= ternehmens gänzlich unbekannt, mit nach Posen. Bei feiner Ver= nehmung giebt Michalowski an, er habe ITrapczguski in der Drapalka nicht gesehen, auch von Niemanden gehört, daß es nah Posen gehen sollte; die Bauern hätten ihn gezwungen, sih" auf den Wagen zu seyen und mitzufahren.

' Hierauf erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Michael Ga= bryelewicz. Derselhe is 25 Jahre alt, Tischlergeselle und Vice-Unter=- offizier bei der Landwehr. Er war am 3, März in der Drapalka und nahm an dem Zuge nah Posen Theil; über den eigentlichen Zweck der Fahrt will er jedoch nichts gewußt haben. Gabryelewicz giebt bei der heutigen Vernehmung an: Gorski habe cin Pistol her- ausgezogen, ihm dasselbe vorgehalten und ihn so gezwungen, mitzu= fahren. Die Nede Trapczynskis habe er nicht gehört, und auf dem Wagen habe er keine Waffen, sondern nur Stöcke gesehen.

Valentin Rynarzewicz i 22 Jahre alt und Schneidergeselle. Auch er hatte sich am 3. März nah der Drapalka begeben, der dor- tigen durch Trapczynski berufenen Versammlung beigewohnt und, mit einem Säbel bewassnet, an dem Zuge nach Posen theilgenommen. Der Angeklagte leugnet, in der Trapalka gewesen zu sein; er habe' sich vielmehr zu seinem Bruder in Posen begeben wollen, das Haus desselben jedoch verschlossen gefunden ; auf dem Rückwege habe er ci= nen Wagen kommen sehen, auf welchem sich Gorsfi befunden; dieser habe ihm einen Säbel aufgedrungen und mitzugehen befohlen. Der Zeuge Wilczynski bleibt bei seiner früheren Angabe, daß er den Au= geklagten in der Drapalka gesehen habe, stehen.

Hierauf erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Johann Je- zewski. Derselbe ist 25 Jahre alt und Schuhmachergeselle. Er war am 3, März in der Drapalka und hatte, auf Geheiß der -thm be= kannten Bürger Piechowicz und Grajewsfi aus Kurnik, an dem Zuge nah Posen Theil genommen. Von dem Zweck dieser Fahrt will er jedoch nicht das Mindeste gewußt haben. Bei seiner Vernehmung leugnet der Angeklagte, Piechowicz und Grajewsfi in der Drapalka gesehen und ciue Aufforderung von ihnen erhalteu zu haben, Daß er mitgefahren, sei rihtig, aber er habe nicht gewußt, daß es uach Posen gehen würde,

Bartholomäus Nawrocki is 21 Jahre alt und Schuhmacher= geselle. Er hat vou der Drapalka aus, mit einem Degen bewaffnet, den Zug nah Posen mitgemacht, als aber an der Wallischei-Brüke geschossen wurde, die Flucht ergriffen und die Nacht in einem Stalle, nicht weit von dem Dom zu Posen, zugebraht. Bei seiner Ver= nehmung giebt der Angeklagte anu, in Folge der Aufforderung Gors=« fi's sei er allerdings in der Drapalka gewesen uud daun auch, ge= zwungen, mit auf cinen der Wagen gestiegen; aber bei dem zweiten Dorfe sei er abgestiegen, und nahhdem er die Nacht auf dem Felde und im Walde zugebracht, am anderen Mittag zu seinem Meister zu- rücckgekommen. Aus der Aussage dieses Meisters, welher als Zeuge geladen is, geht indeß hervor, daß der Angeklagte bis zur Wallischei= Brücke gekommen und, als er schießen gehört, entflohen ist.

Hierauf tritt die halbstündige Pause ein. Nach Atlauf derselben erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Karl Grundmaun. Der- selbe ist 30 Jahre alt, aus dem Königreich Polen gebürtig und Flei= shergesellez zuleßt jedoch war er Aufseher der Kleinkinder-Bewahr= Anstalt der Gräfin Dzialynski. Er nahm an dem Attentat auf Posen thätigen Antheil , indem er sowohl der Versammlung in der Dra=- palka beiwohnte, als auch mit nah Posen fuhr, und hatte außerdem, und zwar {hon früher, an verschiedene Personen Aeußeruugen ge- than, aus denen hervorgeht, daß er um den Auobruch eines Aufstan- des wußte. Bei seiner Vernehmung stellt er in Abrede, 11 d, Drapalka gewesen und mit nach Posen gefahren zu scin, so 4 daß er Aeußerungen der bezeichneten Art an andere Per on e A habe. Vier Belastungszeugen bekunden theils, den Ae i “4 nicht der Drapalka nicht gesehen zu haben, theils feinen z mehr und machen deshalb keine bestimmten Anga us, er habe : Méchter l Kurnik, sagt aus, sionalzeuge, der Wächter des Schlosses in K Stblosse beim Abend- gesehen, daß der Angeklagte am 3, März im Df und am anderen a gewesen, 4 um A ate uf d Antrag des Verthei

orgen um 5 Uhr ausge , / ; d. digers , daß die Staats - Anwaltschaft si schon jeyt darüber au

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