1847 / 305 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

3 thut. Dieses gießt heute über dett enen des Da 4e von Capesigue Ms f ms L Grundbságe, ¿u wel derselbe sich bekennt, un die Rathsdläge die er giebt, seinen shärfsten Sarkasmus aus; ja ars lei) es die guten Absichten des Verfassers aus- drid ja, M "ent es seine Schrift eine s{lete, bezeichnet sie E Gi Ï Ó einer Reaction, als das Programm eincs contre= dos ga l retrograden Empirismus, gegen welches es nicht L fónne, und glaubt mit Bestimmtheit sagen zu kön= Seb Las ber berühmte ‘Staatêômann, dem dieses Buch „so unglückli=

,

E ewidmet worden, niht weniger lebhaft gegen so schlimme

cherweise L D ird eine Stelle aus dem Bull ; testiren werde. Dann wird eine Stelle aus dem Buche en A i welche zeigt, in welchem Lichte der Verfasser die heu-

E ände Frankreichs in politischer und moralischer Beziehung îe t Bo die allerdings ein eben nicht shmeichelhaftcs Gemälde da- vou entwirstz der Verfasser, sagt das ministerielle Blatt, verlange wirklich eine Reaction gegen die Jury, gegen die Presse, cine Er= weiterung der September-Gesebe, und das Alles gewürzt mit einigem guten Fesuitiómus. Herr von Capefigue könne aber überzeugt sein, daß die konservative Partei nicht in seine Bahn eintreten werde, auf der er rüdwärts shreite, Die Corruption sei frühér weit größer ge- wesen 5 jept, Hi E jeyt A, e s Legen seien

abgenußt. Zuleßt werden noch einige Vorschläge des Verfassers leer die Einführung neuer Abgaben, un die Sakz- Auslage Ta seßen und die Beer Bttne ra n EN o Muna, ins Lächerliche ge= e al des Débats deisdriiat ‘v sich weil ae Tia dite C P / gt, D 0 1e gereMWte- sten Lobsprüche des National verdient hat. Man sollte A die- ser Kritik glauben, Herr von Capefigue verlange fast einen gänzlichen Umsturz der bestehenden Jnstitutionen. Dem i} jedo nicht so. Sein DA ist Os U L I, j 9sers es den entschiedensten Abscheu vor allem revolutionairen Treiben und Allem, was mit Be= förderung dieser Tendenzen auf weitere Shwächung den Monardie hinzielen köunte, auf jeder Seite ausspricht. Der ganze Zweck des Buches ist, die Monarchie wieder zu stärken, die Religion wieder zu Ansehen zu bringen, ihr wieder den gebührenden Einfluß zu ver- schaffen Rae Dee 'Verfase ua pueltene P im Staate neu ; gen. D er sucht nachzuweisen: politische Bündniß des Ministeriums Tul E faitrvaitaka Bats auf der Gleichheit der Grundsäße und Ansichten beruhe , daß dieses Bündniß die Erhaltung des europäischen Friedens und der innere Ordnung in Frankrei zum Resultate gehabt, das Land dadurch nicht erniedrigt, sondern erhoben, befestigt, beruhigt worden sei, Die Feinde der Majorität würden mit ihrer Politik nur Krieg, Unorduung Anar= ie, die Trilogie der Emeuten von 1831, der Plünderung des erz=- bischöflichen Palastes und der auswärtigen Politik von 1840 hervor- rate vage” ir ep pp moralischen und zufälligen Spaltungen der Dinge, als in ber Verschievenheit der Erziehung “in Ler Reue I , 17 der SrZztey der angeregten Fragen, in der Ungeduld bet Ehau U wae sionen der Anderen und in einer gewissen Neuerungssucht liege: in der Politik aber müsse man den Charlatanis mei A, Thatfachen fich halten q D E r n ai E E nur an . 3) Daß ci inisterwe - 2 Diotiieni M E in welchem man a e R eine Modisication der Personen sähe, durch die Macht der Dinge nothwendig zu einer absoluten Umwälzung der Ideen, ‘des Systems und der allgemeinen Politik führen würde; wie die Dinge jebt stän- den, gäbe es kein Mittelding mehr zwischen Guizot und Odilon Bar= rot, eine Aenderung im Geiste des Kabinets und der Majorität wäre eine wahre Revolution, und die politische Revolution selbs würde eine E De Mee U De Pin 1o8 barnus, nidt sle, irfe, das : ? ewe 1 Majorität müsse vielmehr arbeiten, handeln, aber toe msse sie bs beiten, die wirklihen Uebel der Gesellschaft zu heilen. Mit Wahl- Reformen, um welche sich diese Gesellschaft sehr wenig kümmere, ene Ea E ten Be I 0: konservativen Politik überall , besonders mit dem 'Keieden 0 De io Me, [n öffentlihen und Privat = Reich- um, Das sei die Richtschnur und die icht der Majorität. Man würde sich übrigens mh wenn man ahe es agg Vet Oas Bua Me Ns, Capesigue ungetheilte Lobsprüche Rd + expariei Porr -908-Casisus: gur ntiied: bon Decca, Guse Q ( 1 Herrn Out- zot, “A ihm jedoch in den Dana in welchen dessen Ansichten niht mit den seinigen im Einklang sind, Tadel zu ersparen. Freilich gesteht der Verfasser auch ein, das Uebel sei in manchen Beziehungen cli was E Herr aat noch irgendwer die Macht besibe, ich und, so wie es nöthig wäre, Hand daran zu legen, um es bier f heilen, Daß mit allen möglichen Wahl- und parlamen= fördert aen die so nöthige Sittlihung des Volkes nicht be- ert, dem Lande nicht geholfen wird, i} mit unwiderleglicher Schärfe der Logik dargethan. Das Buch des Herrn von Ca- pesigue , wenn “es / auch - vou einiger Hinneigung zum Pessi- msmus nicht frei is, enthält des Wahren doh so viel und is so belehrend, daß es in der That die höchste Beachtung verdient dia die spöttischen Entgegnungen des Journal df Débata l Gu Ra E s hin, dessen Angaben zu widerlegen. Einige wol= nir: bas R (igen nrtile? des Journal des Débats weit wirklichen Uns iner ereneten Taktik, als den Ausdruck einer nen, baß dae dung sehen. Jedenfalls muß es sonderbar erschei weil es eine Ge menele Blatt das Buch auch deswegen angreift, nal des Dés enua ber Geptembergeseße wolle. Das Jour- die so verkdnieene e serlich nicht in Abrede stellen können, daß Regierung un v: Sep Bergesehe einer der Hauptstüßpfeiler der immer ben ¿Zwet eei (l \n®, und daß sie trobdem noch nicht men, gu welhem sie gegeben wurden. K % i) W §13 anton Züri. V A vom 25, Oltober E Berhanvlungen bes Großen Rathes

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mit wenigen Worten unter Butadier E Weiße eröffnete die Sißung Der Namens - Aufruf zeigie uui 0 eung auf die Traktanden. derselben vermehrte sid im Lause p e Mitalieder, die Zahl später wieder auf 99 hinunter, {: dat N uf 106, sank aber schlüsse mehr gefaßt werden Tonulen, Di (Sh sementarischen Be- übrigen Geschäfte auf ruhigere Zeilen o Migeboben und die wurde somit nur der kleinste Lheil be A cut en mußten. Es den obsthwebenden politischen Fragen in ult Fw, ber mit erledigt. S j Teri g stand, Zuerst wurde ein Bericht ver Regierung ü Ttuppen-Aufgebote vorgelegt, der indeß wenta Neue eus en

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des Bürgermeister Zehnder, daß „auch die Gränz-Gemeindeit ge | und das Freie Amt dringend Sicherstellung gewünscht haben.“ drdee Zug {gie cine Weisung des Negierungs-Nathes, der eine Vollmacht zur Stil l- stellung des Rechtstriebes gegen die im Felde stehenden Milizen ver- langte. Ueber die Maßregel selbst war man von allen Seiten einig. Da- gegen griffen Obergerichts-Präsideut Dr. Finsler und Dr, Ulrich den Umstand an, daß eine solhe Vollmacht dem Regierungs-Rathe und nicht dem Obergerichte, dem nach §. 66 der Verfassung die Aufsicht über den Rechtstrieb zustehe, übertragen werden solle, Staats-Schreiber Dr, A Escher vertheidigte den Antrag der Regierung. Bei der Abstimmung wurde jedo miít 82 gegen 24 Stimmen beschlossen: „Der Große Nath mit Hinsicht auf die beträchtlichen Truppen-Aufgebote, die um der gegen- wärtigen ernsten Lage des Vaterlandes stattgefunden haben und noch dürf- ten nachfolgen müssen z von der Ueberzeugung geleitet, daß es in der Pflicht der Behörden liege, dafür zu sorgen, daß der ín den Dienst des Vater- landes unter die Waffen gerufene Bürger oder die nächsten Angehörigen desselben nicht inzwischen in Konkurs gerathen und ihrer bürgerlichen Ehre verlustig werden können beschließt: Das Obergericht is beauftragt, für so lange, als es ihm. um der gegenwärtigen eidgenössischen Verhältnisse willen erforderli scheint, die nöthigen Anordnungen zu treffen, damit die Milizen, die in den ceidgenössishen oder fkantonalen : Dienst berufen und hierzu beeidigt wurden, oder die mit ihnen in unzertrennter Haushaltung lebenden Familienglieder gegen den Rechtstrieb geschügt scien und daher, so weit es zu diesem Zwecke nothwendig is , das Nechtstriebge- seß zeitweise zu suspendiren.“ Nun stellte Dr. Ulrich nachdem das Entlassungsgesuch des Regierungs - Raths Rud, Sulzer angenommen , die Wahl eines Mitgliedes des Regierungs-Nathes an seiner Statt aber ver- schoben worden „war, eine Motion rücsichtlich der Bestellung eines außerordentlichen Staats-Anwalts für politische Prozesse: „In jüngster Zeit hat der Negierungsrath zwei Beschlüsse über die Stellung der Staats-Anwaltschaft und des Polizeirathes bei Einleitung von Untersuchun- gen gefaßt. Diese Beschlüsse sind nicht vereinbar mit den bestehenden Ge- chen, und als Mitglied des Großen Rathes habe ih das Necht und die Pflicht, bieses zur Sprache zu bringen und Abhülfe zu veranlassen oder die geeigneten Aufschlüsse von der betreffenden Behörde zu erhalten. Gegen Personen soll darin kein Vorwurf enthalten sein. Jch spreche den handeln- den Personen Ueberzeugung von der Richtigkeit dieser Handlungsweise nicht ab, Durch den ersten Beschluß is für sämmtliche Staats - Verbrechen eín außerordentlicher Staats-Anwalt ernannt wordenz durch einen ferneren Be- schluß wurden die Statthalter - Aemter angewiesen, bei Anzeige von politi- hen Vergehen sich an „den Polizei-Rath zu wenden, Was den ersten Punkt betrifft, so enthält allerdings das Geseß über die Sirafrechtspflege cinen Paragraph, der sagt: „,„Jn Fällen, wo weder der Staats - Anwalt noch dessen Substitut ihre Verrichtungen ausüben können, wird der Regiech rungs-Rath einen Stellvertreter bezeichnen.“ Dieser Paragraph läßt aber nur die Auslegung zu: Ju solchen einzelnen Fällen kann der Regierungs- # Nath einen Stellvertreter ernennen, wenn zufällig der Staats - Anwalt | oder sein Substitut verhindert sind, zu handeln, z. B. wegen Krank=-* heit oder Geschäftsüberladung. Also für bestimmte einzelne gege4 bene Fälle erlaubt das Geseß die Ausnahme, der Beschluß nennt aber eine ganze Klasse noch nicht bekannter Fälle, Das Gese sagt ferner der Staatsanwalt und Substitut müssen nicht einschreiten können, daß aber hierin ein Hinderniß vorliegt, ist mir unbekannt. Was hat also den Re- gierungsrath geleitet? Einigen Aufschluß ertheilt ein Beschluß des Regie- rungsrathes, worin derselbe die persönliche Uebereinstimmung und Berufs- freudigkeit des Staatsanwalies als Erforderniß zum Handeln des Staats- anwaltes erwähnt, Eine rechtliche Bedeutung wird wohl dieser berühmt ge- wordene Ausdru nicht haben köunen, Jch hätte der Behörde geantwor- tet, sie solle aus meinem Handeln schließen, ob ih meine Pflicht erfülle; ob ich es gern oder ungern thue, habe ih mit mir auszumachen. Enttveder

man ihn deswegen disziplingrisch oder friminell bestrafen, Noch viel ein- facher is} es mit dem zweiten Beschluß, Das Gesey sagt ausdrücklich : der Statthalter soll seine Anzeige an den Staatsanwalt weisen, cl, §, 22. Mit diesen Worten des (eseßes stcht der Beschluß des Regierungsrathes in ge- radem Widerspruch, Der Regierungsrath aber steht unter dem Geseßz wie der Bürger, Auch ein späteres Gesey von 41840 wird diese Abweichung nicht rechtfertigen , wo nämlich in politischen Fällen die Staatsanwaltschaft angetviejen wird, vou ihren Maßregeln dex Polizei Anzeige zu machen, Auch hier lfann die Staatsanwaltschast nicht umgangen werden. Hier han- delt es sih nicht blos um Beobachtung unnüger Formen. Jch darf ver- sichern, daß man bei Berathung jenes Geseßes tas Justitut des Staats- anwaltes als eine der größten Neuerungen, als eine der ersten Stützen für die Freiheit des Einzelnen und die Sicherheit des Staates betrachtet hat, Daher hat der Staatsanwalt so viele Pflichten und so viele Rechte, darum wählt ihn nicht der Regierungsrath, sondern der Große Rath. Er sollte namentlich der weitgreifenden Polizei Schranken segen. Noch viel mehr ist diese Stellung zu wahren bei politischen Verbrechen, wo natürlich die Negie- rung viel befangener sein muß, als bei anderen, Daher is es gut, daß ein Mann zwischen dem Angreifer und Angegriffenen stehe, um Uebergriffe zu verhindern, Wenn gerade abweichende politische Meinungen zwischen diesem Manne und der Regierung herrschen, so is dies im Juteresse des Staates und des Einzelneu eher ein Vortheil, als ein Nachtheil. Soust würde der Staats - Anwalt zu einem willenlosen Werkzeug herabgewürdigt, Dieses Verfahren des Regierungs + Rathes soll also der Große Nath miß- billigen, Vortheile hat dasselbe keine, Der Würde des Staates schadet es, Bereits herrscht die, wenn auch übertriebene Meinung, wer nicht der gegen- wärtig herrshenden Meinung sei, sei selbst in häuslichen Kreisen von nie- driger Spionage umgeben. Bereits haben auch die niederen Behörden Auf- dia für Alles recht Obacht zu geben, Damit wird cinem System des Auspassens Vorschub geleistet, das dem Staate schadet. Und namentlich ein solches Verfahren ziemt nicht einer „liberalen“ und „starken“ Regierung, {elche die Presse und freie Ueberzeugung nicht scheut, sondern zu beachten weiß, wie man {on wiederholt gehört hat, wenn „despotische“ Regierun- gen ähnliche Verorduungen getroffen haben. Mein Antrag geht dahin: Es sei an den Regierungs-Nath die Mahnung erlassen, mit Bezug auf die Stellung und die Verrichtung der Staats - Anwaltschaft den geseßlichen Zustand wieder eintreten zu lassen.“ Natürlich will ih nicht ausschließen, daß der Rat zur Berichterstattung aufgefordert werde, Sollten Sie wider Verhoffen auf die Sache gar nicht eintreten, so fällt es auf Sie, ih habe meine Pflicht als Mitglied des Großen Rathes gethan.“

Kanton St. Gallen. (Eidg. Ztg.) Der Kanton St. Gallen besteht aus sieben Militair-Bezirken, von denen zwei RNappers= weil und Sargans, ganz katholisch, drei, St. Gallen, Altstätten und Wyl, in ihrer Mehrheit katholisch und nur zwei, Lichtensteig und Wer= denberg, in der Mehrzahl (keiner aber ganz) reformirt sind, Kein einziges Bataillon hat mchr als eine Compagnie aus einem Militair=- Bezirk, und bei dem bedeutenden Ueberwiegen der katholishen Bevöl- kerung im ganzen Kautoi besteht daher auch die Mehrzahl der Mann= schaft jedes Jufauterie - Bataillons aus Katholiken. Nur bei den Spezialwaffen, wenigstens bei den Scharfshüßen, bildet die radikale Maunschaft die Mehrzahl, Da nun in St. Gallen mit geringen Ausnahmen katholisch gleih konservativ, reformirt gleich radikal ift, so folgt daraus von selbst, daß sich die Regierung auf kein einziges Bataillon verlassen kann. Man sollte nun meinen, die Regierung hätte dieses Verhältniß wissen können, allein dieselbe war seit ihrer Thronbesteigung gewohnt, die konservative Partei als nicht bestehend zu ignoriren (Herr Regierungs-Rath Curti warf die Friedens-Petition mit ihren 16,000 Unterschriften unter den Tisch), und bot ohne län- geres Bedenken auf die Nachricht vom Einrücken zweier Compaguieen Schwyzer in Lachen 2 Bataillone Jufanterie und 1 Compagnie Stharfschüßen auf. Ueber die Auftritte in Bütschwyl und Mels iff

entbeben demselben blos, daß „die St. gallische Neal h Wöáe Ammannuamt Gaster“, d. h. den radikaley U Gia aft E in allen wichtigen Vorfallenbeiten mít der züricher (int n Unlere A hu aus Glarus zufolge, auch mit der glaruer) Regierun Pi s ndung zu seßen“, und daß die Verlegung üricherisher (unt ( E p

e an die St, gallische Gränze auf Ansuchen eben vieles Dark fefolite. Ferner vernimmt man aus diesem Berichte baß „is V änzgemeinden gegen Schwoz die Regierung dr gend um ves

nöthigen Schuß angegangen haben“, und aus dem mündlichen Referate |

| 2900 fh reatzettig auf ihren Sammelpläßen eingestellt; als gber

schon berichtet, Die Bauerumasse in Bütschwyl war größtentheils aus der Gegend von Wyl, Jonschwyl, Kirchberg und dem hinteren &hurgau, Von einem vorbedachten Plane und höherer Leitung war ene Spur, unter den Theilnehmern kein einziger hervorragender Mann : es war eine Stegreif = Revolution. Die Milizen des soge= [et Thürwälderlandes (d. h, aus Gaster ünd dem Seebezirk)

titegs ver

that der Staatsanwalt seine Pflicht oder nicht, und in leßter soll È E ap eren QaLs 19E / den Sinn käme, das Ministerium Narvaez auf dieselbe Art und Weise,

wie das Ministerium Goyena, abseßen zu wollen, so läßt sich voraus=

wieder aus einander, und das vielberühmte gasterishe Maikränzlein entblättert, Jn St, Gallen herrschte die größte Ee Maa das Gerücht vergrößerte die eingehenden Hiobsposten wie immerz die Bürgergarde be= wassnete sich. Die Regierung saß Tag und Nacht; sie bot eine Ka= vallerie-Compagnie auf, die aber nicht vollzählig erschien, und drei Compagnieen Jufanterie aus dem radikalen Militair-Bezirk Lichtensteig welche drei meist radikale Gemeinden an den Gränzen von Alttoggenburg beseßten, um dieselben zu schüßen und den Aufstand zu dämpfen z der=- selbe hatte sih aber von sclbst gelegt, uud die dortigen Reuitenteu, so wie diejenigen von Sargans, stellten sich auf Zuredeu ihrer kon- servativen Großräthe und Bezirks - Ammänner Sonnabends freiwillig wieder ein und zogen zum Theil mit Oberst Hilti von Wattwyl aus ins Thürwälderland. Dort herischte noch ziemliche Aufregung, da gerade Markt in Ußnah war. Die todesmuthige Scharfschüten- ompagnie wagte es wegen des die Straße beseßt haltenden Volks= haufens nicht, einer Ordre, von Ußnach nah Gauen zu marschiren, zu gehorchen. Jun Ernetshwyl wurden die Rudera der in Bütschwyl auseinandergelaufenen 2 Compagnieen, etwa 35 Maun stark, die dort einquartiert werden sollten, von den Bauern verjagtz weiter als zu Prügelscenen kam es übrigens niht. Nach deu neuesten Nachrichten ist auch dort wieder Alles ruhig, und die Ungehorsamen haben si bei ihren Bataillonen eingestellt. Der Badewirth von Ernetschwyl soll wegen Versuches zur Aufreizung gefänglich eingebraht werden. Von den etwa 1500 Maun, die im Gaster und Seebezirk auf- gestellt sind, mögen wohl zwei Drittheile der Regierung treu ergeben sein, weil das ganze Bundes = Kontingent des NViilitair= Bezirks Lichtensteig zu ihnen gehört , kriegslustig aber sind auch unter ihnen nicht viele. Mehrere Compagnicen, denen man nicht traut, sind in Lichtensteig, Wattwyl und Kappel einquartiert, darunter auch Rheinthaler, die {hon in Goßau massenweise desertiren wollten, Die Artillerie -Compagnie, so wie die zwei Kavallerie = Compagnieen, sind auf morgen (26. Oftober) aufgeboten, übermorgen haben wir Landwehr-Jnspection, /

S panien.

_& Madrid, 22. Oft, Durch unvorhergesebene Umstände zu einer, wenn auch nur kurzen Unterbrehung meiner Mittheilungen genöthigt, versuche ih heute, des Versäumte nachzuholen, indem ich die Ereignisse der leßten Tage in ein Ganzes 'zusammenstelle unb auf diese Weise mich bemühe, Jhren Lesern das shwierige Geschäft der richtigen Auffassung der hier vorgegangenen Haupt=- uud Staats= Action zu erleichtern.

Jch glaube die dermalige Lage nicht besser verständlich machen zu können, als wenn ih behaupte, man habe die regierende Königin unter cine Regentschaft gestellt, an deren Spiße der General Narvaez als vollziehende Gewalt und die Königin Christine als berathende Be= hörde sih befinden. Jch nenne dies Verhältniß eine Regentschaft, nicht sowohl deshalb, weil die junge Königin seit der Anwesenheit ihrer Mutter sih in der freien Aeußerung ihres Willens gehemmt sieht und in der That uicht mehr mit den Ministern arbeitet, sondern

aus dem Grunde, weil ihr die Ausübung ihres wichtigsten Vorrech= tes, der freien Ernenuung ihrer Minister, durch den General Nar=

vaez nicht zugestanden wird. Denn, falls es der jungen Königin in

schen, daß die Ausführung dieser Entschließung der Königin an dent festen Willen des Herzogs von Valencia scheitern werde. Jn dieser Hinsicht wäre also dem gegenwärtigen Kabinette oder doch dem Vor=- sitzer desselben eiue unverkenunbare Bedingung der Stabilität zugesichert worden. Der General Narvaez herrsht und regiert , und da er be= fürchten mußte, wie seine Vorgänger durh die auf die Launen der jungen Königin einwirkenden Personen sich in seinen patrioti= hen Bestrebungen gehemmt zu schen, \o ließ er, kaum zum Mi nister - Präsidenten ernaunt, die von der Natur zur Rathgeberin Jsabellens berufene Königin Marie Christine durch den Telegraphen einladen, in aller Eile hierher zu kommen, Es is bekannt, mit welcher Entschlossenheit die hohe Frau diesem Rufe folgte. Die Ueberraschung der jungen Königin, die keine Ahnung von der be vorstehenden Ankunft ihrer Mutter hatte, war eben so groß, als der Gehorsam, mit welchem sie jeßt den ihr von der viel erfahre- nen Königlichen Frau ertheilten Anweisungen nachklommt. Das erste

Geschäft der Königin Christine bestand in einer sorgfältigen Säuberung des Palastes. Anustaud und strenge Sitte, so wie

sie zur Zeit der Regentin herrshte , wurde wiederhergestellt und dafür gesorgt, daß Personen, die den neuen Regierenden austößig sind, nicht bis zur jungen Königin durchdringen konnten. Jch will nur der zwei Fälle Erwähnung thun, welche jeßt den Ge= genstand des Stadtgesprächs bilden. Der Brigadier Portillo, der sich bekanutlih seit der Verbannung des Herrn Guëll um die Hand der dritten Tochter des Jnfauten Don Francisco de Paula bewirbt, kam vor acht Tagen hier an und stellte sich in voller Uniform im Palast ein, um der Königin Jsa- bella die Hand zu küssen. Che er vorgelassen wurde, erschien aber der General-Capitain Roncali und befahl ihm, auf der Stelle nah den Balegrischen Juseln abzureisen. Den anderen Fall zu besprechen, is bedenklicher. Ein junger Mann aus Valencia von nicht üblem Aeußeren , Namens Mirall, war seit längerer Zeit als Baß - Sänger bei der hiesigen Oper angestellt und hatte auch die Ehre, sehr häufig im Palasts erscheinen zu dürfen, um mit der jungen Königin Ductts zu singen. Vor einigen Tagen wurde Herr Mirall in seiner Wohnung von einem Polizei-Agenten verhaftet und, aller sciner Ein- wendungen ungeachtet, unter Bedeckung nah Valencia abgeführt. Ein Blatt, welches sonst entschieden für die jebigen Minister Partei nimmt, der Español, sagt bei dieser Gelegenheit: „Seit den ruhmwürdigen lebten sieben Monaten siud ein Musiklehrer, eine Leib- wäscherin und ein Sänger Einflüsse ersten Ranges gewesen, konsti- tuirte Gewalten, auf welche unsere Minister renen, oder die sie be- fämpfen mußten. Die Kühnheit einer Hand voll Jutriguanten hat die Biederkeit der Spanier betrogen, welche ihrer Königin zu gehor= chen und zu gefallen glaubten, während sie das Spielwerk jener Ver= shmißteu waren , die unter sich Alles vertheilten, die Ehre des Thrones, wie die leßte Spur der Gunst, welche der Unerfahrenheit und Herzensgüte cincs siebzehnjährigen weiblihen Wesens entrissen werden konnte,“ Der General Serrano is unterdessen, statt nah Granada zu gehen, in seinem Geburtsort Arjonilla geblieben. Am 46ten über= brachte ihm dort cin von Granada abgesertigter, vou zwanzig Dra- gonern begleiteter Stabs-Offizier eine Regierungs=Depesche. Die Königin Christine hat sich mit dem Beschlusse ihrer Köuig= lichen Tochter, demzufolge der König im Palaste seine abgesonderte Haushaltung führt , einverstanden erklärt. Auch is die Königin Fsabella noch nicht öffentli au der Seite ihres Gemahls erschienen. Jn der Oper nimmt gewöhnlih die Herzogin von Sessa Plah neben ihr. Der König reitet, bisweilen von acht Lakgien begleitet, spazieren. Am Tage nach der Ankunft der Königin Christine erbat der englische Gesandte sl{ch eine Privat-Audienz bei der regierenden Kö=

üitshwyler-Skandal bei ihnen ruchbar wurde, liefen sie

nigin, Sie wurde ihm sogleih bewilligt. Der Gesandte bemerkte

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aber, daß eine Thür des Zimmers, in welchem die Königin ih empfiug, geöffnet blieb. Dieser Umstaud bewog ihn vermuthlich, den Worten, die er an die junge Königin zu rihten beabsichtigte, eine andere Wendung zu geben. Er beschränkte sih, wie man sagt, darauf, sie mit sehr lauter Stimme wegen der Rüdckehr ihres Gemahls zu beglückwünschen. Z : ; :

Der dänische Geschäftsträger erklärte darauf seinem diplomati- \hen Amtsgenossen, er halte es für seine Pflicht, den A bei Gelegenheit seiner Rückkehr zu seiner Gemahlin zu beglückwün hen. Die übrigen Diplomaten wollten zwar anfangs dieser Ansicht nicht beitreten. Nachdem aber der englische Gesandte dem dänischen Beispiel gefolgt war und den König aufrichtigst beglückwünscht hatte, thaten alle übrigen Vertreter fremder Mächte denselben Schritt. Der König nahm ihn mit ungewöhnlicher Huld auf. i i

Der General Narvaez entwickelt übrigens neben seiner ewalti- gen Energie einen Geist ungemeiner Versöhnlichkeit. Er hat dem englishen Gesandten zwei Besuche abgestattet. Er hat dem General Espartero den Botschafterposten in London angetragen, indem er ihm ausdrücklich dabei bemerkte, die Königin bedürfe seiner Dienste. Er hat den fkarlistishen Generalen Villareal und Zariategui, welche von der Amnestie Gebrauch machen zu wollen erflärten, geschrieben, sie dürften ohne Weiteres kommen und er würde ihnen threm Range entsprechende Anstellungen in der Armce ertheilen. E Endlich hat er den General Prim, der vor wenigen Jahren überführt wurde, ihm nach dem Leben getrahtet zu haben, zum General-Capitain der Jnsel Puerto Rico ernennen lassen. Vermuthlich zur Aufmunterung für andere Offiziere.

Der General Fulgosíio, abtrünniger Karlist, dann wegen der Verschwörung vom 7. Oktober unter Espartero zum Tode verurtheilt, jeßt mit einer Schwester des Herzogs von Rianzares verheirathet, ist zum Gouverneur von Madrid ernannt worden.

Der Minister des Junern hat seinem Departement eine neue Einrichtung ertheilt, alle von seinem Vorgänger ernannten Beamten abgeseßt und dagegen seine persönlichen Freunde, namentlich alle bei der Redaction des Heraldo beschästigten Personen, zu den höchsten Würden befördert.

Lie Liese Accise, welhe Herr Salamanca abgeschafft hatte, hat sein Nachfolger sofort wiederhergestellt.

Jh komme nun auf diejenige Angelegenheit, die seit cinigen Ta= gen hier das größte Aufsehen erregt, und in der That dürfte keine geeigneter sein, die Moralität der Mittel, deren man \sih be- diente, um deu leßten Ministerwehsel herbeizuführen, ohne daß eine der betheiligten Personen sich zu beklagen hätte, in das hellste Licht zu stellen.

Jedermann weiß jeßt hier, daß der Minister Salamanca, von allen Seiten und von den Progressisten am meisten bedrängt und seinen Unitergang auch als Geschäftsmann voraussehend, sih_ endlich insgeheim dazu verstand, eine hinlängliche ihm dargebotene Entschä= digung anzunehmen und dagegen die Rolle des Ueberlisteten zu spie- len, während er selbst an Vine nicht in das Komplott eingeweihten drei Amtsgenossen hinterging, Der neue Minister - Präsident, General Narvaez , an auch jeßt die freundschaftlichsten Beziehungen zu Herrn Salamanca, und die Vermögenszustände des Letzteren fsollen wieder in die glänzendste Lage verseßt sein. Nun weist sih plöulih aus, daß Herr Salamanca kurz vor seinem Aus-= tritt aus dem Ministerium Befchl ertheilte, einen Betrag von 50 Milliouen Realen (2,500,00 Piasteru) dem Königlichen Hause, welches diese Summe als Rückstand von der Staatskasse zu fordern hatte, in Zprozentigen Staatspapieren zum Course von 32 (sie stehen nur 263), also zum Belaufe von etwa 160 Millionen Realen auszuzah- len, Erwiesen is nun und von Herrn Salamanca öffentlich einge- standen, daß er diesen Befehl ertheilte, daß er diese Staatspapiere, ohne dazu befugt zu sein, also heimlih und geseßwiedrig, mit- tirte und die Zinsenlast der konsolidirten Staatsschuld folglich bedeu- tend vermehrte. Erwiesen is auch, daß der Jutendant des König= lichen Hauses diese Finanz-ODperation Salamanca's enchmigte, an- statt sich ihr zu widerseßen. Erwiesen is auch, va das neue Mi- nisterium niht nux Keuntuiß vou diesem Geschäfte hatte, sondern es auh seinen Fortgang uchmen lies, und endlich ist so gut wie erwiesen, daß, einem geheimen Uebereinkommen zufolge, Herr Salamanca dem Jutendanten des Königlichen Hauses nur 100 Millionen in Staatspapieren auszahlen, der Rest dagegen (60 Mil= lionen) unter verschiedene Personen mittelst Berufung auf angebliche, von der jungen Königin unterzeichnete Befehle vertheilt werden sollte. Der Jntendant des Königlichen Hauses gesteht heute ein, nux 50 Millionen für die Königin empfangen zu haben. Die Sache wäre vermuthlich geheim geblieben, allein eine gewandte Rechnerin, die Kö= uigin Christine, entdeckte den Betrug, und, da man zwar den Ver- rath, nicht aber den Verräther {hübßt, so dringt jeßt die Partei der Ultramoderirten auf strenge Untersuchung. Dennoch is zu bezweifeln, daß die wahrhaft Schuldigen die gebührende Strafe treffen werde.

& Madrid, 24. Okt. Abermals ein Ministerwechs\el !

„Jn Betracht der wichtigen Gründe, welche der General Nar= vaez der Königin darlegte““, hat sie sich bewogen gefunden, ihn des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zu entheben und es dem Herzoge von Sotomayor, der es vor Herrn Pacheco be= fleidete, zu übertragen. Der General Narvaez bleibt dagegen Prä= sident des Ministerrathes, Das Marine- Ministerium ist dem Depu=- tirten D. Manuel Beltran de Lis angetragen worden, und vermuth= lich wird er es annehmen. Man glaubt au, der Unterrichts - Mi= nister, Geueral Ros de Olano, den die Königin nicht mehr sehen will, und den sie mit dem Namen „Judas“ bezeichnet, werde sein Portefeuille an Herrn Pidal abgeben.“

Die Entführung (rapto, wie sich die hiesigen Blätter ausdrücken) des Sängers Mirall bildet noch immer den Gegenstand aller Ge- \präche. Die junge Königin soll ven Ministern ihren vollen Unwillen über diesen gewaltsamen Eingriff in die persönliche Sicherheit eines ihrer getreuesten Unterthanen zu erkennen gegeben haben. Ein Blatt behauptet sogar, die Minister hätten dem Herrn Mirall einen Beam= ten nachgeschickt, um ihn zur Rückkehr einzuladen.

Die Gaceta veröffentliht heute eine Verfügung des Finanz=- Minister, kraft deren dem General-Direktor der Staatsschuld befohlen wird, die bewußten dreiprozentigen Staatspapiere bis auf Weiteres nicht an die Kasse des Königlichen Hauses abzuliefern. Allein auf der cinen Seite ist erwiesen, daß auf Befehl des neuen Finanz - Ministers \elbst dreiprozentige Staatspapiere zum Belaufe von 163 Millionen Rea- len angefertigt und aus dem Staatsschaþe verabfolgt wurden, während auf der anderen Seite der Intendant des Königlichen Hauscs, Herr Peña Aguayo, anzeigt, daß er nur 50 Millionen empfangen habe. Jedermann fragt nun, wo die übrigen 113 Millionen blieben, und selbst ein Theil der moderirten Partei dringt darauf, daß diese An= gelegenheit dur eine besondere Kommission von Senatoren uud De- putirten untersucht werde.

Der Glaube an die bevorstehende Ankunft der Her ogin ‘und des Herzogs von Montpensier is hier \o allgemein, E als vox einigen Tagen ein sechs\pänniger Reisewagen unter Kavallerie - Bez deckung durch das nah Bayonne L Thor einfuhr, das her- beieilende Volk in den im Wagen befindlichen jugeudlihen Personen

2103 aus, daß die Reisenden Kinder. dex Königin Christine (aus ‘zweiter Ehe) waren. i : i : Gestern erschien. die regierende Königin zum erstenmal wieder öffentlich an der Seite ihres Gemahls, Der Sommer - Aufenthalt im Pardo und die Anstrengungen der Kaninchen - Jagd scheinen seiner Gesundheit zuträglich gewesen zu sein. Der bisherige Adjutant des Generals Narvaez, Oberst Gaertner, ist zum General -Kommandanten der Provinz Huesca ( Aragonien ) ernaunt worden, wird jedo, seiner Gesundheit wegen, vor der Haud hier in. der Hauptstadt bleiben. s : Die Erwartungen, die man auf die Operationen des Generals Concha in Catalonien seßte, sind bisher unerfüllt geblieben, Es ist seltsam genug, daß in Portugal eine stark befestigte, mit einer zahl= reihen und fkriegsgeübten Besaßung versehene Stadt sich ihm ohne Widerstand ergab, obgleich er kaum über 20,000 Mann verfügte und er jeßt mit. einer Armee von 50,000 Mann nicht vermag, die 5000 über ganz Catalonien verbreiteten Parteigänger des Grafen Moute- molin zu überwältigen. Selbst die den sich Unterwerfenden zuge- sicherte Straflosigkeit hat nur sehr geringe Wirkung gethan. Die Chefs der Karlisten stellten ihrer Mannschaft frei, vou dieser Amne- stie Gebrauh zu machen; fast Niemand verließ die Reihen. Die musterhafte Mannszucht, welche die Karlisten beobachten, sichert ihnen die Theilnahme der Bevölkerung zu, aus deren Mitte sie ohnehin selbst hervorgehen. Kurz vor dem Sturze des leßten Ministeriums erhielten die Karlisten eine Verstärkung von 500 Mann, welche, von kundigen Führern geleitet, bei Seu de Urgel unangefochten über die französische Gränze kamen. Jeßt dürfte ein solcher Zuzug {hwerlich gestattet werden.

Vorgestern errignete sich in einer der hiesigen Hauptstraßen ein seltsamer Auftritt. Zwei Offiziere desselben Regimentes, aber von verschiedenem Range, begegneten sich. Der eine zog seinen Säbel und versebte dem anderen einen Hieb in den Hals, an dessen Folgen er bereits gestorben is. Dennoch hatte Leßterer noch Kraft genug, seinem Gegner den Kopf vom Ohr bis zum Munde zu spalten. Die zahlreichen Zuschauer sorgten dafür, daß beide in ihrem Blute schwim- menden Offiziere nah der Hauptwache getragen wurden.

Die Diligence, welche gestern von Bayonne hier ankam, war bei Lerma von Straßenräubern angefallen worden. Sie bemächtigten sich mehrerer Fässer Silbergeld , die für die hiesige Bank bestimmt waren.

An dem Tage, an welchem der General Narvaez sich als Mi- nister-Präsident zu erkennen gab, stiegen die dreiprozentigen Papiere auf 28, und man prophezeite cin höheres Steigen. Allein sämmt- lihe Papiere sind fortwährend gefallen. Gestern standen die dreipro- Lao! auf 50 Tage 267, und gegen baar 264. Fünsfprozentige 104 De

Tx ke i.

_ Konstantinopel, 13. Okt. (A. Z,) wird noch immer im Polizei -= Ministerium . gefangen gehalten. Die Regierung scheint entschlossen, sagt das hiesige Jour-= nal, ihn mit großer Nachsicht zu behandeln. Alle Ver\sprehungen, die ihm Osman Pascha, als er sih ergab, gemacht habe, würden heilig gehalten werden. Man werde nicht uur sein Leben respekti- ren, sondern auch sein Besißthum, so wie das seiner ganzen Familie ; man werde sich begnügen, ihm als Aufenthalt uur einen Ort zu be- stimmen, wo man ihn leicht überwachen könne. Warum sollte man au einen so guten Muselmann, der zwar, so lange es ging, den Re=- bellen gespielt, sih aber doch endlich wieder unterworfen, sonst aber nichts Üebles gethan hat, als daß er ein paar Tausend Giaure abge- schlachtet, niht mit aller Milde und Schonung behandeln?

Die Cholera soll in Trapezunt abnehmen; doch sterben den leß- ten Nachrichten zufolge täglih noch 10 bis 15, Vorigen Donnerstag hat der Großherr seinen Kös{chk in Haider=-

Bedrhau Bey

einem das Geseh liebenden Volke oder Bürgerit, welche mit den öf- fentlichen Juteressen sich beschäftigen und auf die Stimme der Ber- nunft hören, Mittel zur Reform darbietet, so werden jene Fehler früher beseitigt scin, als sie haden konnten.“

Diese Säbe lassen sich in folgenden wenigen Worten zusammen= fassen: ohne die öffentlichen Sitten ist das Geseß nur ein todter Buchstabe. Ein merkwürdiges Geständniß einer Regierung, welche damit über sich selbst das gereteste und strengste Berdammungs- Urtheil ausspricht, denn in der Geschichte der Völker hat feine Au= torität so sehr, als der Konvent, die Gewaltthat, die Verachtung durch das Geseß geheiligter Rechte, den Haß gegen die Tugend, die Erhebung dcr Mittelmäßigkeit und des Verbrehens gelehrt. Selt= sam! in derselben Zeit, als der Konvent dur das Organ Condor=- cet's indireft eingestand, daß die Republik noch weniger als die „Mo= narchie sich der öffentlihen Sitten begeben könnte, weil auf thnen allein in einer Republik die ganze Gewalt beruht, welhe die Gesellschaft zusammen und aufrecht hält, zerstörte er diese Sitten, indem er durch jedes nur mögliche Mittel die Jdee der unbe- \chränkten Volks - Souverainetät und die Gleichheit nicht nur der Rechte, sondern auch der Verhältnisse und Kapazitäten zur Geltung zu bringen sich bestrebte. Ein absurder Widerspruch, der sich nit anders, als dur die Blindheit der s{lechten Leidenschaften erklären läßt; denn wir haben sie so eben an dem Beispiel Condorcet's bei Männern kennen gelernt, die dem Republikanismus entschieden ge= neigt, aber noch im Stande waren, nachzudenkenz die Vernunft em- pörte sich gegen die Ergebnisse, welche diese doppelte Theorie unfehl=- bar liefern mußte. Als die Erfahrung dic Franzosen gezwungen hatte, anzuerken- nen, daß die Gleichheit, von welcher sie träumten, mit der Achtung vor der Autorität unvereinbar wäre, gaben sie den physishen Ver- hältnissen des Reichs die Schuld; sie glaubten, Frankreih wäre zu groß für eine Regierungswei|e, welche in der That höchstens nux für fleine Munizipalitäten passen kann. Man kam damals auf den Ge- danken, aus Frankreich eine Föderatio-Republik zu machen, nah dem Muster der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und der \{chweizer Conföderation; denn man bildete sih ein, die re »ublifkanische Gleich- heit wäre niht nux ohne Unbequemlichkeit in Staaten von eimgen Hunderttausend Einwohnern, sondern auch das geeignetste Prinzip, um die besten Fähigkeiten aus allen Schichten der Gesellschaft an die Leie tung der öffentlihen Angelegenheiten zu führen, Necker, der nit allzu strenger Republikaner und noch weniger Freund der französischen Revolution war, zeigte sich sogar dieser Jdce sehr geneigt. Man sah noh nicht, was die Erfahrung ciniger späteren Jahre über die Wirkungen der Volks - Souverainetät und der Gleichheit in den Re=- publiken der Vereinigten Staaten und der Schweiz aufdecken mußte, nämlich, daß die Ersteren noch zu jung sind, um dafür ein Gegen= stand des Studiums zu sein, die Anderen vielleicht zu alt, in jeden Fall zu unbedeutend in der politischen Wagschale Europa's und zu \hwer, in ihrer Mannigfaltigkeit und ihrer Kleinheit richtig erkannt zu werden, um die Blicke der Publizisten auf sih zu ziehen. S

Heute genügt es, nur die Augen zu öffnen, um die Utopieen der französischen Föderalisten wie Träume vershwinden zu lassen.

Die Worte Coudorcet's könnten, wie es scheint, besser jeßt an die Schweiz als damals an Frankreich gerichtet werden; denn man sollte glauben, Völker, welche seit so vielen Jahrhunderten an die republifanische Freiheit und Gleichheit gewöhnt sind, hätten endlich gelernt, mit Weisheit diese Güter zu genießen, und könnten besser als jedes andere Volk die Vortrefflichkeit jener Rathschläge würdi-

genz dennoch dürften die Worte Condorcet's für die Schweiz eine nicht weniger bittere Kritik sein, als sie es für Frankreich waren. Es ist eine Thatsache, die mir jeden Tag immer deutlicher ent= gegentritt, daß nämlich in der Entwickelung der Jdeen zwishen dem revolutionairen Fraukreih und der radikalen Schweiz eine vollständige Aehnlichkeit herrscht; wir können in diese Annäherung fast das ganze Europa mit einschließen; es ist, als hätte am Ende des vorigen Zahr=

pasha wieder verlassen und noch für einige Zeit seine Residenz in Beilerbey bezogen.

Während der Dauer der Sonnenfiusterniß am 9ten d., deren Beobachtung hier wenig durch Gewölk unterbrochen war, feuerten die hiesigen Batterieen und die hier liegenden türkischen Kriegs\chisse recht tapfer mit ihren Geschüßen drein, und alle Welt stand, wie das hic- sige Journal sagt, harrend auf den Dächern wie an Fenstern und Thüren , blickte nah der Sonne und hätte uihts mehr gewünscht, als daß der Mond, anstatt, wie er sollte, gerade vor der Sonnen- \heibe vorüber, daneben hingegangen wäre uud die Vorhersagungen der Wissenschaft Lüge gestraft hätte.

Der englische Konsul zu Bagdad, Herr Rawlinson, war am 20, Juli in Hamadan angekommen; er soll in den Felsen von Bisitun neuerdings mehrere antike Basreliefs aufgefunden haben.

Briefe aus der Schweiz. Biettef B se (Oktober 1847.) (Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 274 Beil, 278 Beil. und 304 Beil.)

D. Das Constitutions-Comité, welches im Jahre 1792 von dem National - Konvent beauftragt war, für Frankreich einen neuen Con= stitutions - Entwurf vorzubereiten, drüdckte sich in der von Condorcet abgefaßten Einleitung, welche diese Constitution begleitete, solgender= maßen aus:

„Franzosen! Wir schulden Euch die ganze Wahrheit. Verge- bens würde eine bloße, wenn auch wohlkombinirte Constitution, die von Euch augenommen wäre, Eure Rechte sicherstellen, Zhr werdet weder den Frieden, noch das Glück, noh selbst die Freiheit kennen leruen, wenn nicht die Unterwerfung unter die Geseße, welche das Volk si giebt, für jeden Bürger die erste seiner Pflichten is, wenn jene gewissenhafte Achtung vor dem Geseß, welche die freien Völker charafkterisirt , sich nicht selbst auf diejenigen Gesebe ausdehnt, deren Reform das öffentliche Wohl wünschenswerth machen könnte; wenn Jhr, beauftragt mit der Wahl der Wächter aller Autoritäten, dem henulichen Gerede der Verleumdung nachgebet, anstatt die Stimme des guten Rufes zu hören; wenn ein ungerechtes Mißtrauen die Tu= genden und die Talente zu Einsamkeit und Stillschweigen verdammt z wenn Jhr die Mittelmäßigkeit, welche den Neid nicht rege macht, dem Verdienste vorzieht, das jene zu verfolgen liebt, wenn Jhr die Menschen nach Gefühlen beurtheilt, die so leiht zu erheucheln sind, und nicht nah einem Lebenswandel, dessen konsequente Führung {wer ist; wenn die Bürger endlich in \trafbarer Gleich= gültigkeit nicht die wichtigen Functionen, welhe das Geseh ihnen Kerbheilt hat, mit Ruhe, Eifer und Würde ausführen. Wo sollten Freiheit und Gleichheit scin, wenn das Geseh, welches die Al= ley Afifisamen Rechte regelt, nicht auch auf gleice Weise geachtet würde? Und welchen Frieden, welhes Glück könnte ein Volk erwar- ten, dessen Unklugheit und Sorglosigkeit seine Juteressen Männern

jenes hohe Ehepaar zu erkennen glaubte, Es wies sich jedoch bald

anvertraute, welche wust oder hestohen sind? Welche Fehler nun

im Gegentheil eine Constitution au enthalten mag, wenn sie nur

hunderts sich über Frankreih ein Wolkenbruch ergossen, dessen Wasser, nachdem sie unauslöshliche Spuren zurückgelassen, sich in den Boden gezogen haben und jeßt in der Ferne in unzähligen Durchsickerungen wieder erscheinen, dort wie ein Strom, hier wie ein Fluß, an tausend Qrten wie kalte und verdorbene Lachen, welche den reichsten Boden i unfruchtbares und ungesundes Sumpfland verwandeln.

Ucberall und durch alle Modificationen der Form hindur blik- fen als die beiden herrshenden Jdeen die absolute Souveraiuetät des Volkes und die soziale Gleichheit hervor.

Die Lehre von der Souverainetät des Volkes in dem Sinne, daß jede Regierung eingeseßt is zum möglichst größten Wohl der Regierten, ijt eine Wahrheit, welche Niemand in der Schweiz, ja, ih behaupte, in der civilisirten Welt, in der christlichen Welt, abzu= leugnen sich versucht fühlen wird. Aber so verstehêèn es nicht die vorgeblich Liberalen; es genügt ihnen nicht, daß Alles für das Volk geschieht, sie wollen, daß Alles durch das Volk geschieht, und wie man in Frankreich vou der konstituirenden Versanimlung zum Konvent, vou dem philosophischen Prinzip zur praktischen Wirk= samkeit überging, eben so sah man in der Schweiz in sehr furzer Zeit die Souverainetät des Volkes durch die Allgewalt der Volksversammlungen hergestellt , in welchen Constitutionen gemacht und umgestoßen werden, ohne gründliche Prüfung, ohne Diskussion, ohne Ahtung vor der Vergangenheit, ohne Garantie für die Zukunft mit der absoluten und eigensinnigen Willkür eines Anführers, welcher Niemanden Rechenschaft schuldig ist,

Die konstituirende Versammlung Frankreichs hatte dem Prinzip nach die Souverainetät des Volkes dekretirt ; sie hatte in dem Sinne Recht , daß , wenu sle das monarchische Frankreich in eine Republik verwandeln wollte, ihr daran liegen mußte, das Volk über alle Ge- walten zu stellen. Man sah bald unter dem Konvent die: unbeugsame Logik der Thatsachen, die Folgen des Prinzips entwideln. „Die Jni= surrection ist die heiligste der Pflichten!“ das war die Antwort des Volkes auf die Worte Condorcet's.

Jn der Schweiz waren die Folgen dieses Prinzips mehr uner- wartet, aber nicht weniger treffend; wenn die Schweiz uicht ihre „Schreckensherrschast ‘‘ cebabt hat, so geschah dies, weil den Re- volutionsmännern die Zeit und der Widerstand fehlten; im Uebrigen, was die Stabilität des Gesehes, die Achtung vor den ge- seßlichen Formen anbetrifst, so ist der Beweis nicht weni= ger E Gwesenz die Revolutionen von Bern, Zürich, Waadt, Wallis, Genf u. \. w. zeigen uns sämmtlich, wie die Volks- Versammlungen den Namen des Volks usurpirten, um die Souveraj=- netät zu mißbrauchen, Verfassungen E welche die Mittel gesebliher Reform darboten, und um so lauter ihre Verachtung und ihren Haß gegen den Zügel der Geseblichkeit an deu Tag zu legen, je roher und leidenschaftlicher die v der Verfassung nach ihrer Wahl war. Die Kantone haben, wie rankreich, threit 10. August und ihren 18. Brumaire gehabt. y pi

Vor 1830 ace man noch nit in der Schweiz daran, ‘8 cil Verfassungen die Souverainetät des Volks auszusprechen sein, denz wo könnte die Souverainetät in etner Dewokrâ fab s das als beim Volke? Ohne bestimmt formulirt zu Best nungen der Prinze nicht weniger auf indirekte allen S ben, demn,

Zeise in all erfassung; nah 1830 schrieb man es aber in vos E die neue

noch einmal sei es gesagt, die Bewegung, we