1847 / 307 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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i t, daß eine solche durch eine mer eine Adresse erfolgt "gutem fa ged esordnung ausspreche, daß

Eröffnungsrede bedingt | en König folge, habe sie andeuten pie Érò Ee M dem die Kammer schreite. Auch achten des , ob eine Adresse En e Mg S ( räsidenten einverstande 3 sagt, weshalb er ch mit dem fen rage ob die Kammer in Betreff einer E È G sident iung übergehen wolle, Diese Frage wurde mit #p- Adresse zur A ela Sofort wurde die zweite Frage gestellt: ob ein Ex Mehihelt de ‘der Frage über die Erlassung einer Adresse, eventuell ussdn n des Entwurfes zu einer solchen , zu erwählen sei, und diese ra g f en zwei Stimmen bejaht, Z

age mi achten geheimen Sipung (2. Oktober) erstattete Freiherr vo n

nd des Adreß - Ausschusses Bericht; der Beschluß des

Ero e ale ing einstimmig Er daß die Erlassung einer Adresse zu be- tachten sei. Ai der Debatte, welche hierauf eröffnet wurde, sprachen sich Lile Stimmen dahiu aus, daß es nicht blos ein Rebk sondern eine Pflicht dét Fammer sei, eine Dank-Adresse zu erlassen, und bei der Abstimmuug wurde mii allen Stimmen gegen 4 beschlossen, daß eine solche erlassen werde und die Berathun darüber in geheimer Sigung stattfinden solle.

wurde die ganze Adresse einstimmig angenommen. Zul eber die Sipung des Ausschusses der Kammer der Abgeordneten

am 30. Oktober vernimmt man, daß die Majorität des Ausschusses (7 gegen 6 Stimmen) sih gegen ein Anlehen mit der Bank ausge- sprochen hätte und die Regierung ermächtigt wissen wolle, zum Be- darf des Baues pro 1847—1848 und 1848—1849 (außer den Er- übrigungen aus -dem laufenden Dienste) ein Anlehen von 105 Millionen zu 4 pCt, verzinslich aufzunehmen, oder statt dessen verzinsliche Kassen=- Anweisungen im Betrage von 12 Millionen auszugeben, Zu lebterem Unternehmen sollen für Zinsen, Anfertigungskosten 2c, jedenfalls nur ZL2 pCt, benöthigt sein. Weiter vernimmt man, daß sihch der Aus- {uß am Dienstag noch einmal versammeln werde, um die Schluß- Abstimmung vorzunehmen. i ; Der Speyerer Zeitung zufolge, ordnet ein vom Kardinal=- Staats -Secretair an alle bayerischen Bischöfe erlassenes Schreiben an, daß, in so lange die Abordnung ‘weltlicher Commissaire zu den Prüfungen behufs der Aufnahme in die Klerikal - Seminarien nicht wieder zurückgenommen werde, diese Prüfungen einzustellen seien.

Königreich Württemberg. Aus dem Oberlande vom 25. Ottober wird dem Schwäb. Merk. gemeldet: „Dem Vernehmen nach werden die Standesherren zur Besprechung ihrer Angelegenheiten hinsichtlich der gezwungenen Anwendbarkeit des L, Edifts auf dieselben und der Allodification der Falllehen am 28. Ok- tober eine Versammlung halten. Man is auch diesfalls auf den nächsten Landtag sehr begierig.

Großherzogthum Baden. Man erfährt, daß die Re- gierung eínen Ofizior an die \{weizerishe Gränze mit dem Aufträge abgesandt habe, über Alles, was dort vorgehe, zu berichten, so daß die Beseßung jener Gränze durch badische Truppen täglich zu er- warten ist.

Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg.) Jn der Sibung der Stände am 29. Oktober wurden bei Verlesung des Eingaben- Protokolls mehrere ‘Eingaben von Einwohuern der Stadt Marburg als Mitglieder der sogenannten freien evangelischen Gemeinde um Schuh ihrer Rechte mehrerer Einwohner derselben Stadt in Be-= ziehung auf ‘den §. 30 der Verf. «Urk, und des Vorstandes der sogenannten deutsch - katholischen Gemeinde daselbst, um Gewährung freier Religionsübung \o wie eine Eingabe des Privatgelehrteu Koch hierselbst um Unterstützung der Auswanderung nah Texas an- ezeigt. Der wiederholte Antrag des Herrn Henkel auf einstweilige [usseßung der Sißungen bis auf den Eingang der Legitimation des Freiherrn von Waiß wurde verworfen, nachdem der Präsident erös}f- net, daß ihm seitens der Landtags-Kommission augezeigt worden, daß wegen Ordnungswidrigkeiten beim Wahlverfahren eine Untersuchung eingeleitet sei und Herr Nebelthau die Begründung seines in voriger Sigung angezeigten bezüglichen Autrages auf die nächste vertrauliche Sitzung verkündigt hatte. Es wurde auf die Erörterung des Be- richts des Budget - Ausschusses über die Gehalts - Verbesserungen inm Militair - Etat übergegangen, nach deren Erledigung die Sißung in eine vertraulihe überging.

Herzogthum Nassau. Am 17. Oktober starb in Gleisen- heim der Graf Friedri Karl Joseph von Ingelheim, Wirklicher Ge= heimer Rath des Kaisers von Oesterreich und des Königreichs Bayern, Erb-Kammerherr des Herzogthums Nassau, in einem Alter von 71

Jahren.

Freie Stadt Lübeck. (Hannov. Ztg.) Am 26, Ok- tober Abends fand in dem Lokale der Krämer-Compagnie ‘eine Ver- sammlung ‘hiesiger Detaillisten statt, ‘worin die Air esendé sich ein= stimmig und auf das allerentschiedenste für eine s{hleunige Reform unseres Münzwesens, dessen jeßiger Zustaud unsere Stadt auf das empfindlichste beeinträchtige und sie mit immer s{wereren Verlusten bedrohe, aussprachen, und in* rascher Annahme des preußischen Münuz=- fußes das einzige Mittel fanden, unseren jeßigen Münzwirren und den Gefahren, welche ihre Fortdauer droht, zu entgehen. Der Vor= \{lag, in diesem Sinne eine Petition an den Senat vorzubereiten, fand Aebhaften Anklang. Bei der Berührung des Uebels, das die Uebershwemmung unserer Stadt mit der kleinen mecklenburgischen Landesmünze geschaffen hat, sprach sich die allgemeine Entrüstung ge- gen jene niedrigen Spekulanten aus, die aus der Einführung dieser nun Alles überwuchernden Münze ein Geschäft gemacht haben.

XX Frankfurt, 1. Nov. Mit dem ersten Montag im No- vember beginnt die Wirksamkeit unserer neuen gesebgebenden Ver- sammlung, Dieselbe hielt heute ihre erste vorbereitende Sißung, in welcher nah der Beeidigung der Mitglieder die Erweiterung der Ge- \háfts- Ordnung berathen und unter Anderem festgestellt wurde, daß a L A Ua Di e öffentliche Sibung ausgegeben

enstaude durchs „2 T E bekannt R werden Ga: „Amtsblatt ‘drei Tage ie aus der Schweiz eingetroffenen Nachricht , recht betrübenden Eiudruck gemacht, und E Le S ti dee Se t alle oem au a Sem sein wird, giebt man doch noch nicht alle Hoffnung auf, daß die Machthalter der Ei Í {aft zur Besonnenheit zurüdfehren, Met ber: Cipozyssen

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 28. Oft, Am 23. Oktober fand in Zars- kfoje-Selo in festlicher ‘eise der Empfang der Braut des Großfür= sen Konstantin, Prinzessin Alexandrine von Sachsen-Altenburg, statt. Sämmtliche in Zarskose-Selo und Pawlowsk stehenden Truppen wa- ren im Park und auf dem Hofe des großen Palais in Ds auf- gestellt. Um 2 Uhr Nachmittags fuhr der Wagen der Kaiserin her-

any in welhem außer Zhrer Majestät die Großfürstin Gemahlin des Thronfolgers, die Großfürstin Maria und die erlauchte Braut Play nahinen. Vor dêèm Wagen ritt ein Kaiserliches Convoi, und ihm zur Seite folgten zu Pferde der Kaiser, der Großfürst Thronfolger, die Großfürsten Konstantin, Nikolaus und Michael, Söhne des Kaisers, undder Großfürst Michael, Bruder Sr. Majestät, mit einer zahl- reien Suite, Jn dem vor der Palast-Kirche erbauten Saale wur-

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den Jhre Majestäten ‘und Jhre Hoheiten von den ersten Würdenträ- gern des Hofes und den Hofdamen empfangen. Darauf wurde von der Hofgeistlichkeit ein Gebet gehalten, nah dessen Beendigung Jhre Majestäten nebst Jhren Hoheiten sich in das neue Palais begaben. Se. Majestät hat befohlen, daß heute, als an dem zum erden Einzuge Ihrer Majestäten mit der hohen Braut des Großfür

Konstantin in die Residenz bestimmten Tage, um 11 Uhr alle bei Hofe vorgestellten Personen \ich im Winter - Palais einzufinden und gemäß dem vom Kaiser bestätigten Ceremoniell zu versammeln haben, die Damen in russishem Kostüm, die Herren in Parade-Uniform.

Se. Majestät der Kaiser hat deu General - Major Grafen Ku- \helew, von der Suite Sr. Kaiserl. Majestät, der Person des Groß- fürsten Konstantin attachirt und ihm die Direction des Hofstaats Sr, Kaiserl. Hoheit übertragen.

Das Fräulein Marie von Essen is zum Hof-Fräulein bei Jhrer Majestät der Kaiserin uid das Fräulein Eugenie Makoff zum Hof- Fräulein bei Jhrer Durchlaucht der Prinzessin Alerandrine von Sach- sen-Alteuburg, der Braut des Großfürsten Konstantin, eruanut.

D Veranlassung der Einnahme Salta’'s wurden am 6. Oktober in der Zion - Kathedrale zu Tiflis und Tages darauf in der armeni- hen Kathedrale Dankgebete gehalten.

Nath den Bekanntmachungen des Cholera - Comités zu Moskau sind am 15. Oktober daselbst 27 Jndividuen männlichen Geschlechts und 13 weiblihen Geshlechts, im Ganzen 40 Personen, an der Cholera erkrankt. Davon starben 10 Personen männlichen Geschlechts und eine Frau, im Gauzen 11 Personen. Die Zahl der Erkrankten betrug am 16. Oktober 105. Jm Verlauf dieses Tages erkrankten aufs neue 37 Judividuen männlichen und 20 weiblihen Geschlechts; es starben 23 Personen männlihen und 4 weiblichen Geschlechts, Zum 17ten bleiben 135 Erkrankte. „Obwohl nit zu verkennen is“, bemerkt die St. Petersburgische Zeitung, „daß das Herbstwetter die Entwickelung von Krankheiten überhaupt begünstigt, kann doch die Zahl der Erkraukungen im Verhältnisse zur Einwohnerzahl der Stadt und mit der Zahl der Kranken bei gewöhnlichen Zeitläuften, wo keine Epidemie herrscht, niht für beträchtlih gehalten werden, Jn den Kreisen des moskauer Gouvernements sind keine Cholerafälle vorgekommen,‘

Frankreidchqh.

Paris , 31. Okt. - Der Prinz von Joinville ist am 19en auf einer fränzösischen Fregatte zu Genua angelangt, wo er den seit eini- gen Tagen dort weilenden Herzog von Lucca besuchte und sodann nach Turin abreiste.

Die Abreise der Herzogin von Aumale nach Algier is nunmehr auf den 3. November anberaumt. Jn ihrem Gefolge wird sich der Adjutant des Königs, General Aymard, befinden,

Man behauptet, die Note, welche der französishe Gesandte, Graf Bois =-le-Comte, dem eidgenössishen Vorort zuzustellen habe, bevor er die Schweiz verlasse, werde ihrem Hauptinhalt nah dahin lauten, daß für seine Regierung die \{hweizerische Tagsaßung nicht mehr existixe.

Der österreichische Gesandte, Graf von Appony, begab sich ge- stern zu dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten uud hatte mit demselben eine lange Konferenz. Daß in derselben vorzüglich die Rede ‘von den ‘Angelegenheiten der Schweiz gewesen, wird daraus geschlossen, daß gegen Abend ein Courier mit Depeschen an den Gra- fen Bois-le-Comte nach Bern geschickt wurde.

Die ‘Bauk von Frankreich hat vorgestern zum erstenmale bei ih= ren Auszahlungen Baukbillettê von:200 Fr. ausgegeben. Sie haben die Form und Größe der Billette zu 500 Fr. ; die Farbe ihres Pa- piers is o1range. i

Das Journal des Débats äußert über die Maßregeln der

Bank von England zur Linderung ‘des Drucks im Handel und in der Judustrie: „Wir möchten die kühne von dem englischen Ministerium ergriffene Maßregel niht etwa einen Staatsstreich, sondern cin Wür= selspiel nennen. Es ist möglich, daß die Maßregel glückt und die Bauk die Partie gewinnt; es is möglih, daß sie dieselbe verliert. Sie wird dieselbe gewinnen, wenn die Vermehrung der Ausgaben ihrer Noten die Zuströmung des Goldes nah England, die vou ver- schiedenen Punkten der Handelswelt begonnen hat, niht aufhält; wenn sie niht vielmehr eine neue Ausführung des baaren Geldes herbeiführtz und wenn die Bank nicht genöthigt is, um das zum Umseßen der Noten erforderliche baare Geld in ihren Kassen zu be- halten, zu einer neuen Beschränkung zu schreiten, die bei der Aus- dehnung, welche man ihrem Kredite eben gegeben hat, nur um so gefährlicher werden würde.“

Seit einigen Tagen is} der Telegraph zwischen der spauischen Gränze uud Paris vom Morgen bis zum Abend in beständiger Be= wegung. Alle vornehmen Spanier, welche der Königin Mutter wäh= reud ihres Exils sich angeschlossen hatten, kehren nah Madrid zurü, wo sie die von ihnen früher bekleideten Aemter und Würden wieder= erhalten.

Der Kriegs-Minister hat im Einvernehmen mit dem Justiz- Minifter eine Kommission mit Anpassung der französischen Straf- und Civil = Geseßbücher sammt der damit in Verbindung stehenden Gesebgebung an die Verhältnisse von Algerien beauftragt.

Wie es heißt, hat die Regierung auf Zusammenziehung ven Truppen an der \{hweizer Gränze vor der Hand verzichtet,

Die Depots- und Consignations-Kasse hat dem Departement der Dordogne ein 43{proc. Darlehen von 1 Million Fr. mit dem Be- merken verweigert, daß sie seit kurzem gar zu beträchtliche Zahlungen habe leisten müssen.

Parmentier, der Mitangeklagte der Herren Teste. und Cubieres

ist gestorben. Dlle. de Luzy sigt noch immer in der Conciergerie,

doch soll sich bis jeßt in ihren Papieren nichts gefunden haben, was Anlaß geben köunte, sie vor die Asfisen zu stellen, Man sah sie neu- lich \{chwarz gekleidet im Gefängnißhof auf und abgehen, wobei sie in einem Bande von Lamartine?s Girondisten las,

Die ungünstigen Nachrichten aus London vom 29sten d. M. ha- ben diesen. Morgen bei Tortoni eine Reaction im Cours der 3proz. enn tz leßtere blieb 75. 775 in Liquidation und 76 pr. Ultimo

ovember.

Eroßbritanien und Irland. i

London, 30. Oft. Der Herzog und die Herzogin von Sach sen-Koburg werden nächsten Dienstag, den 2. November, zum Besuch bei der Königin in Windsor erwartet. Jhre Majestät beabsichtigt sodann, in der folgenden Woche mit ihren Gästen und der König- lichen Familie nach Oobornehouse auf der Insel Wight abzugehen, von wo der Hof nah vierzehntägigem Aufenthalte wieder nah Windsor zurüdkehren wird, um hier, wie gewöhnlich, die Weihnachten zuzubringen.

Nach dem gestern bekannt gemachten Wochenberichte der Bank von England hat der Noten - Umlauf derselben um 4,002,000 Pfund n und der Metallvorrath sih um 118,000 Pfd, , der Re=

erve-Fond aber um 1,076,699 Pfd. vermindert.

An „dem ‘heutigen Geldmarkte.-war die Stimmung keinesweges

so A get wie man’ es so wenige Tage nach Erlaß der neuen Bäank=

Maßregel hätte erwarten sollen, nachdem dieselbe so allgemeine Freude verbreitet hatte, Es gingen wieder ‘dunkle Gerüchte von neuen he-

deutenden Fallissements, darunter Zahlungs - Einstellungen zweier Banken, um, doch sind nur einige davon in Manchester und Umge=- gend wirklich bekannt geworden, nämlich von Rogelt u. Comp., Baumwollenspinner in Blackburn (die Passiva zu 70,000 Pfd. an- egeben), Swainson und Birhwood , ebenfalls Spinner und Fabri= anten, deren Aktiva indeß die Passiva vollkommen dedcken sollen; John Barton, Seidenhändler; W. Hartwright, Agent, und Jnglish, Fabrifant. Was Herrn Robert Gardner betrifft, so wird sein Ver- mögen auf 300,090 Pfd., seine Verbindlichkeiten auf 100,000 Pfd. veranschlagt. Er hatte sich in leßter Zeit hauptsächlih auf Kauf- mannsgeschäfte beschränkt, besaß aber noch eine gute Baumwollen-= Spinnerei und Fabrik in Preston, Der Fondsmarkt war heute. wie=- der sehr gedrückt.

Nach Berichten aus Newcastle= upon - Tyne is dort das Zutrauen zu den Banken, in Fo!ge der prompten baaren Auszahlungen der Distrikt - Bank, vollkommen wiederhergestellt und steht fester als frü- her. Der Bericht über die Royal - Bank in Liverpool, der heute von dem Ausschusse abgestattet werden sollte, ist hier in London noch nicht bekannt. : :

(B. H.) Heute Nachmittag is die Königliche Proclamation ver= öffentliht worden, welche, zufolge des heute in Windsor gefaßten Geheimeraths-Beschlusses, das Parlament zum 18, November einberuft. Die Proclamation enthält keine weitere Angabe über die Beweggründe der. ungewöhnlich frühen Einberufung, als die zu allen Zeiten übliche Formel, daß das Parlament sih versammeln solle „zur Abmachung verschiedener dringender und wichtiger Geschäfte“ (for the dispatch of divers urgent and important affairs), indeß ist man allgemein damit einverstanden, daß die Formel diesesmal ihrer vollen Bedeutung ua zur Anwendung komme, und daß selbst die Jndemuitäts-Bill wegen der stattgehabten Verleßung des Baukge- seßes, so wie die anderen auf diesen Gegenstand bezüglichen Anträge, wohl der Zeit nach die ersten Maßregeln sein werden, mit denen sid) das Parlament zu beschäftigen haben wird. Denn nicht die Verhält» nisse des Geldmarktes allein sind es, welche jebt die allgemeine Auf- merksamkeit auf das nachdrücklichste in Anspruch zu nehmen beginnen, sondern überall in dem vereinigten Königreiche zeigen sih drohende Gefahren, zu deren Besiegung es nöthig sein wird, die ganze Energie des Staates und die wohlbewährte Standhastigkeit des britischen Volks-Charakters aufzubieten. Daß in Jrland auch in diesem Win=- ter wieder an vielen Orten drückender Mangel sih einstellen werde, ist freilich {hon seit längerer Zeit vorausgesehen worden, man will indeß jeßt wissen, daß die Regierung zuverlässige amtliche Berichte erhalten habe, denen zufolge nicht nur in Jrland, \ondern auch in Schottland die Kartoffel - Aerndte zu einem großen Theile mißrathen ist, eine Kalamität, die natürlih unter den jeßigen Zuständen des Geldmarktes um so größer wäre, da die Mittel fehlen würdeu, die erforderlihe Getraide-Einfuhr vom Auslande, wie im vorigen Jahre, mit Gold zu bestreiten. Dazu kommt dann noch der Zustaud der Dinge in Jrland selbst, wo nicht nur in den Fabrikbezirken eine große Anzahl von Arbeitern ohne Arbeit ist, sondern die in Folge der Geld- flemme nöthig gewordene gänzliche oder theilweise Einstellung der Eisenbahn-Arbeiten noch eine bedeutende Menge von Eisenbahn-Ar= beitern außer Brod geseßt hat oder noch seßen wird, Unter solchen Umständen is gewiß der Zeitpunkt gekommen, wo ein kräftiges und einmüthiges Zusammenwirken des Parlaments und der Regierung nicht läuger verschoben werden darf.

Uiederlande.

Nus dem Haag, 1. Nov. Die erste Kammer hat in ihrer Sißung vom 29, Oktober die ihr von der zweiten Kammer zuge= sandte Antwort auf die Thron-Rede angenommen. Eine Deputation aus Mitgliedern der beiden Kammern, den Vorsiber der ersten Kam- Bn an der Spihe, wird diese Antwort heute dem Könige über= ringen.

S mweiz.

Tagsaßung. Sißungvom29. Oktober, (Frnkf. Bl.) Die Tag- sabung trat heute um 10 Uhr zusammenz anfangs war der Zutritt uicht geöffnet, sondern erst nach Verlesung des Protokolls und einer wahrscheinlich statt- gehabten Abstimmung, ob die Sizung geheim bleiben solle oder nicht, ward ungefähr um % auf 11 Uhr dem Publikum der Zutritt gestattet, Der Bundes-Pträsident eröffnet, daß mehrere Eingaben eingelangt seien, allein man wolle sogleich zu Behandlung desjenigen Gegenstandes überge- hen, wegen dessen die heutige Stßung veranstaltet worden sei, Luzern: Der hiesige Stand sei jederzeit bereit gewesen, die Hand zum Frieden zu bieten, darum werde aufs neue der Antrag von Zug, Namens sämmtlicher sieben Stände des Schußbünduisses, vorgebracht, um auf dieser Basis eine Vermittelung anzubahnen. Die Tagsaßung möge von ihrem am 24, Of- tober gefaßten Beschlusse zurückkommen und die eidgenössishe Trup- pen - Aufstellung wieder eutlassenz ihrerseits werden auch die Kan- tone des Schußbünduisses ihre aufgebotenen Truppen abdanken. Uri (Muheim): Man werde sih doch dreimal besinnen, einen Bürger- krieg zu entflammen, der zu den unabsehbarsten, Folgen führen könnte und der gegen die Enkel jener Väter gerichtet wäre, welche die Freiheit erstrit- ten haben. Zu gedeihliher Führung der Unterhandlungen sei die gegen- seitige Eniwaffnung nothwendig, Schwyz, Unterwalden, wie Luzern, Zug freut si, daß sein Antrag von den sieben Ständen wieder aufgenom- men worden sei. „Man verlangt nichts, als was uns durch Bund und Recht ohnehin gehört, Jn vertraulichen Konferenz-Besprechungen haben die sieben Stände ihre Geneigtheit ausgesprochen, auf gewissen Grundlagen den Frieden und die Versöhnung zu unterhandeln.“ Versuche man Unterhand- lungen über die Klostersache, so könne man ein befriedigendes Entgegen- kommen voraussehen, Rücksichtlich der politischen Garantieen, so habe man ja in diesem Saale oft genug ausgesprochen, daß man die diesfälligen Nechte nicht antasten wolle; darum follte es auch keiner Schwierigkeit un- terliegen, dieselben förmlich zu gewährleisten, Verwahrt sich gegen die Be- hauptung des Seeländers, daß die sieben Stände fremde Jntervention an- gerufen habenz er weise diese Unwahrheit zurück, welche jedes eidgenössische Herz empören müsse. Beschwört die Eidgenossen, der Stimme des Friedens Gehör zu geben, ehe es zu spät sei. Freiburg empfiehlt ebenfalls den Antrag und wirft alle Verantwortlichkeit auf die Mehrheit, wenn sie denselben verwerfe. Aber erst wenn die militairishen Maßregeln beiderseits eingestellt . worden und dadurch eine Art von gegenseitigem Zutrauen wieder hergestellt sei, sei es möglich, sriedlihe Unterhandlungen fortzuführen. Wallis hat ebenfalls geglaubt, der Eidgenossenschaft noch einen Beweis geben zu sollen, daß es den Frieden wünshe, Zürich (Herr Furrer): „Wir wollen uns uicht täuschen über den angeblichen Vermittelungs-Antrag, der . uns unter \chö- nen Worten des Friedens vorgelegt wird: es is darin nicht die mindeste Konzession enthalten, sondern Alles verlangt, was die 7 Stände von jeher gegenüber der Mehrheit des Schweizervolkes verlangt haben,“ Das sei so viel als verlangt, daß die Tagsaßung anerkenne, in Allem, was sie bisher gethan und was die Justructions-Behörden der Kantone ausgesprochen, habe manUnrecht ge- habt, Gehtdie einzelnen Punktedurch ; in allen Hauptpunkten werdedas Aeußerste verlangt : man wolle die Jesuiten behalten, sogar auf die aargauer Klöster zurücfommen u. \, w. Der Gesandte könnte es vor seinem Kanton nicht verantworten, auf solchen Grundlagen in Unterhandlung einzutreten , und verwahre sih zum voraus gegen den Vorwurf, daß man die Hand zum Frieden zurückweise, wenn man solchen Vorschlägen niht Gehör gebe, „Wie darf man von Seiten des Sonderbundes Erstaunen äußern, daß die Tagsaßung eine Bewaffnung unternommen habe ? Haben wir nicht hundertmal gewarnt, der Sonderbund solle seine Rüstun- gen, die er seit mehr als einem halben Jahre veranstaltet, nicht auf

- die Spitze treiben? Jebt aber geht es nicht an, eine Bewaffnung, die aus

uten Gründen veranstaltet worden, wieder abzuberufen, denn „man kaun uicht assen von Truppen jeden Augenblick aufbieten, dann entlassen und - wieder einberufen,“ Kann auf diese Vorschläge nicht eintreten und verwahrt sich

wf

dagegen , :daß selbige «ls Vermittlungs- Anträge auggegeben werden. Is jedoch bereit, zu ferneren Desprecungen auf anderen Grundlagen mitzuwir- fen. Glarus wie Zürich: „Wenn man von fonfessionellen Garantieen sprechen «ill, so wäre es an der Zeit, „daß die Protestanten dergleichen für sich verlangenz denn es giebt Kantone, wo die Reformirten, ihren Kultus nicht ausüben , ja nicht einmal sich niederlassen dürfen. Die gewünschten Garantieen sind übrigens in der Tagsazungs - Proclamation deutlich genug ausgesprochen.“ Jn Betreff der Bundes-Revision führt er das Ae von Preußen, Rom, Holland an, wo ‘man das Bedürfniß des Fortschreitens auch empfunden habe. Das Aufgeben der Jesuitenfrage sei cine Unmög- lihfeitz das hieße den Geist des Fanatismus und der Intoleranz aufs neue heraufbeshwören. Solothurn: „Jn gestriger Konferenz hat der sprechende Gesandte eine Basis der Vermittelung angetragen, die von un- parteischen Billigdenkenden als gut anerkannt worden ist; allein die sieben Kantone haben nicht darauf eingehen wollenz obschon die Anträge so weit gingen, daß eine der Gesandtschaften selbige kaum vor ihrem Kanton hätte verantworten können, Der sprechende Gesandte muß dies sagen, damit die Welt wisse, ob wir es sind, welche die Hand des Friedens zurü{weisen.“ Baselstadt: „Wenn man billig sein will, so kann man nicht verlangen, daß die sieben Stände schon in ihrer ersten Eingabe von demjenigen ab- gehen, was sie von jeher verlangt haben ; allein in vertraulichen Aeußerun- gen wurde ja zu verstehen gegeben, daß dies nicht das leßte Wort sei.“ Kömmt guf den Vorschlag einer Kommission zurück und könnte zur Ent- waffnung mitwirken, zu „welcher es nicht gestimmt. Glaubt, daß fernere Unterhandlungen Aussicht auf Erfolg hâtten, und bittet, daß man doch nicht sro} auf der Forderung sofortiger Entwaffnung beharren möchte, Thurgau beklagte besonders , daß man in dieser vertraulichen Sißung auh nicht ein einzigesmal das Wort gehört habe: „Wir wollen diesen Vorschlag unserer Landsgemeinde .oder unserem Großrath vorlegen,“ Man habe immer nur mit eisiger Kälte jedes Anerbieten von liberaler Seite, das weit über die Jnstruction hinaus gemacht worden sei, von der Hand gewiesen, Der Gesandte von Waadt (Druey) spra von planmäßiger Verdächti- gung der übrigen Eidgenossenschaft durch jesuitishe Kunstgriffe aller Art von Seiten des Sonderbundes; von der Amuletten - Vertheilung an die Sonderbundskrieger , von ungeheurer Verantwortung «deshalb, von täglichen Lügenberichten über die Feigheit und das Ausreißen ganzer Bataillone in der eidgenössischen Armee , .und fragte, ob bei einem solchen System eine

Friedensliebe möglich sei. -Nun ereignete sih folgender Zwischenfall. Der

Bundes - Präsident hatte in Vertretung des Standes Bern ein gus dem luzerner Archiv stammendes Aktenstück vorgetragen, woraus hervorgehe, daß Luzern, welches jeyt, im Oktober 4847, die Entwaffnung - verlange, schon vor vier Jahren, nämlih im Oktober 1843, geheim gewaffnet habe, Lu- zern bemerkte, dies sei in Vorahnung der Freischaareuzüge geschehen, Mit gegen den Himmel erhobener Rechté rief Herr Mever beschwörend gus ; „Gott sei der Nichter zwischen uns und Euch !“’ Dagegen äußerte Mun-

zinger von Solothurn , es sei lächerlich, in einer „teuflischen““ Sache.

Gott anzurufen , mit einem solchen Manöver könne man nur Kinder oder alte Weiber bethören., Luzern verlangte, daß Solothurn wegen unwürdiger Ausdrücke zur Ordnung gerufen werde, ohne diese Ausdrücke näher zu be- zeichnen, Der Präsident fragte, welchen Ausdruck; Luzern uaunte ihn nicht, Der Präsident ließ über den „ungenannten“’ Ausdruck abstim- men. Die Sonderbunds-Gesandten und Neuenburg stimmen für den Ord- nungsruf, “Baselstadt stimmt nicht, mithin 125 dagegen. Noch einmal spricht Solothurn, „um der Wahrheit ein leßtes Zeugniß zu geben“/, lobt die friedlihen Gesinnungen von Zug und einigen anderen ungenannten E on- derbundsständen, und wälzt alle Schuld der Gegenwart und alle Verantwortung der Zukunft feierlih auf Luzern. Nun erfolgte die Abstimmung über Luzern?s Friedens-Vorschlag durch Haudmehr und Gegenprobe, Wie-immer 8 Stimmen gegen 1223 Baselstadt stimmt nicht, Appenzell Jnnerrhoden ist in diesem Mo- mente abwesend. Auf dieses hin giebt Luzern eine feierliche Pro- testation gegen die Tagsaßung und Manifest an die Eidge- nossenscha‘t zu Protokoll und verläßt mit den sechs ande- ren Gesandten den Sißungs-Saal. Zug folgt zuleyt, sichtbar er- griffen, Nun folgen unter den zurückgebliebenen Ständen Wahlen eidge- nössischer Offiziere, Die Tagsapzung genehmigte hierauf den Antrag des Kriegsraths, noch 50,000 Mann einzuberufen. Erst nach Aufstellung von 100,000 Mann wird der Executionszug angetreten werden.

Folgendes sind die getroffenen Wahlen in den eidgenössishen General- stab: Zu Majoren in den Artilleriestab: 1) Walo von Greyerz, 2) Ed. Burnand und 3) Ludwig Wenger von Lausannez zu Obersten: 1) Müller von Rheinfelden, 2) Bernold von Wallenstadt, 3) Abraham Besjonz end- lih zu einem Oberst-Lieutenant: August Frei von Aarau,

Ein Beschluß-Entwurf des Kriegsraths für Bereithaltung der Reserve in den Nicht -Sonderbunds - Kantonen wurde genchmigt und die Streichung des Obersten Breny noch bis zur Wahl verschoben,

Ein Schreiben von Neuenburg, welches sein Kontingent nicht sür den Executions-Beschluß verwendet wissen will, (f. Nr, 305, unjeres Blattes) wurde an die Siebner - Kommission gewiesen und. die Behandlung der Be- richte der abgeordneten Repräsentanten auf die nächste Sizung, welche nach Uniständen stattfiuden soll, verschoben, :

Der Antrag der Sonderbundsstände, welchen dieselben vor dem Ver- lassen des Tagsapungs-Saales stellten, lautete wörtlich also: „Seit einer vollen Woche sind sämmtliche Gesandtschaften im Besiße der von der Ge- sandtschaft des h. Standes Zug gestellten Anträgez seit drei Tagen sind die eidgenössischen Repräsentanten oder doch die große Mehrheit derselben, welhe von den Regierungen der sieben Stände an die im Schoße der Tagsaßung befindlichen Gesandtschaften gewiesen worden, zurückgekehrt. Diese Gesandtschaften haben in der Sißung vom 21, Oktober, als der An- trag von Zug -in Behaudlung kam, ihre Geneigtheit ausgesprochen, darüber einzutreten, -wenn gleiche Gencigtheit anderwärts sich zeige z sie harxten diese Zeit hindur umsonst einer Berathung über friedliche Lösung des traurigen Zwistes entgegen. Jm Bewußtsein der auf ihnen ruhenden Pflicht ihrer- seits keinen Schritt zu vernachlässigen, der zu einer friedlichen Lösung füh- ren fköunte, nehmen sie den von der Gesandtschaft des h, Stan- des Zug gestellten Antrag neuerdings auf, uud zwar in folgen- der gleichlautender Form; „,„Die hohe Tagsaßung giebt den sie- ben Ständen, welche eine besondere Schuß - Verbindung unter sich abgeschlossen haben, die feierliche Zusicherung, daß für die Zukunst deren politische und konfessionelle Rechte unanugetastet bleiben sollen; es wird da- her die Jesuiten - Angelegenheit aus Abschied und Traktanden verwiesen, die Sicherung der durch den Art. 12 der Bundes-Urkunde garantirten kirch- lihen Jnstitute in ihren bundesgemäßen Rechten und eine unverfkümmerte Beachtung und Anerkennung des Souverainetäts - und gleichmäßigen Re- präsentations- Rechtes der sieben Stände, nach Sinn unz Wortlaut des Bundesvertrags von 1815, ausgesprochen und zu handhaben gelobt,“ Sollte si eine Mehrheit der eidgenössishen Stände zu solchen Zusicherun- gen und Handlungen verstehen, so werden die benanuten sieben Stände die zur Wahrung ihrer konfessionellen und politischen Rechte abgeschlossene Schutzverbindung mit aller Bereitwilligkeit und Freudigkeit sofort auflösen.“

Sigung vom 30. Oft, Heute Nachmittag um 4 Uhr versammelte sich die noch aus 13 ganzen und 4 halben Ständen bestehende Tagsapung. Tagesfrage is die Weigerung Neuenburgs , sein Kontingent zur eidgenös- sischen Executions - Armee zu stellen. Gegenantrag: Neuenburg bis zu er- füllter Bundespflicht mit eidgenössischen Truppen zu beseßen, Gegen die Hinweisung auf die Paragraphen 1 und 8 der Bundes - Akte, welche der Tagsazung die unbedingte Befugniß einräumen, zur Erhaltung des inneren wie des äußeren Friedens die Streitmacht sämmtlicher Kantone einzuufen, machte der Gesandte Neuenburgs, Herr Calame, unterstüßt von Basel- stadt und Appenzell J. Rh., besonders folgende vier Punkte geltend: 1) die Nichtverbindlichkeit der Minorität , sich cinem mißliebigen , von ihr beaustandeten Majoritäts - Beschlusse zu unterwerfen; 2) das Unzureichende und Bedeutungslose eines Kontingents von 1600 Mann bei einer Armee von 100,000 Mannz 3) die Beeinträchtigung der öffentlichen Mo- ral, wenn man einen Schwachen zwinge, gegen Sinnverwand- tes zu kämpfenz 4) der Vortheil der Cristenz einiger neutralen Kantone bei den später doch einmal eintretenden Friedens - Unterhandlungen. Am Schlusse der Debatte erklärte Ber n (Ochsenbein )+ Bern. und Neuenburg ständen seit langer Zeit in freundnachbarlichen Verhältnissen und besonders iei Handelsbeziehungenz wenn aber Neuenburg nicht mehr eidgenössisch ein wolle, so werde Bern Alles bei Seite seßen und mit größter Entschie- denheit austreten. . Wie es Katholiken gebe , von denen man sage , daß sie Se seien, als der Papst, so könne man von Neuenburgs Regierung agen, fie sei fürstlicher als der Fürstz denn Se, Majestät der

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König von Preußen. habe ihm, dem Bundes - Präsidenten , dur seinen Gesandten Fre den Wunsch ausdrücken lassen, daß das neuenbur- ger Kontingent nicht gegen den Sonderbund verwendet werde; die neuen- burger „Regierung aber jende eine Protestation, und .noch mehr, sie nenne den Durchmarsch eid enössischer ‘Truppen eine Occupation und verlange Ex- plication. Um 7 Uhr Abends erfolgte die Abstimmung, und der Kom- missions-Antrag, Neuenburg olle für alle Folgen verantwortlich er- flärt werden, und die Tagsaßung werde sich weitere Maßregeln vorbehalten, wurde mit 122 Stimmen angenommen. Herr Calame beurlaubte sich hierauf vom ‘Präsidenten auf morgen und übermorgen, um den nun in Neuenburg nöthig werdenden Großraths - Verhandlungen persönlich beizu-

wohuen.

ürstenthum Neuenburg. Die gesebgebende Versamm-

lung is auf Freitag, den 29, Oktober, 9 Uhr Morgens, einberufen,

Lie Eidgenössishe Zeitung vom 30. Oftober sagt, Briefe

aus Neueuburg (das Datum is niht angegeben bis zum 28. Ok-

tober enthält ‘der Constitutionnel Neuchatelois eine solche

Nachricht nicht —) meldeten, doß die aufgeboteuen Truppen nun wieder

entlassen und, vom besten Geiste beseelt, wieder in ihre Heimat zu- rückgekehrt seien.

Kanton Vern. (Frkf. Bl.) Die erfolglose Friedens=- Konferenz am 28. Oktober fand auf Veranlassung des Herrn Sarasin von Basel statt, bei welcher von der einen Seite die Herren Furrer, Näf, Munzinger und Kern,- von der anderen die Gesandten der Son- derbunds-Kantone, wie diejenigen von Baselstadt und Neuenburg, sich einfanden. Wie man erfährt, zershlugen sich die Unterhandlungen an der Haltung von Luzern, nachdem Zug und einige andere Sonder- bunds-Kantone bereit waren, auf die gegen Jnstruction (ermäßigten Forderungen der liberalen Tagsaßzungs-=Komnissiou einzugehen, Einen Beweis dafür findet man in dem Schweigen von Schwyz und Unter- walden in der Tagsaßungs-Sißung vom 29sten und in dem traurigen, ordentlich erzwungenen Scheiden des zuger Gesandten, der unter der Pforte des Ständehauses weineud gesehen wurde. Zug fühlt bereits die Folgen seines Verhaltens; Luzern, das ihm von vornherein miß- traute, {loß es von der strategishen Defensionslinie aus; erst an der zug-luzerner Gränze beginnen die Verschanzungen, und von Zugs versammelten Truppen haben niht ganz 200 Mann dem Sonder= bunde Treue ges{chworenz; 400 Magnn verweigerten den Eid, Auch sollen zuger Truppen in starker Anzahl und bewaffnetem Zustande sich auf eidgenössishem Gebiet (Aargau) eingefunden haben.

Der Ober - Kommandant der eidgenössischen Armee hat folgen- den Aufruf an die Armee erlassen:

„Eidgenössishe Wehrmänner! Die h. Tagsaßung, in Bern versam- melt, hat die ‘Aufstellung der eidgenössischen Armee verfügt, um die innere Ordnung zu erhalten und die Rechte des Bundes, so wie seine Unabhän- gigkeit, zu wahren. Sie hat ‘mir die Ehre erwiesen, mich zu bezeichnen, um den Ober-Befehl zu übernehmen. Jch trete daher an Eure Spiße, voll Vertrauen auf Eure Vaterlandsliebe und auf Eure Ergebenheit. Be- rufen, in einer schon vorgerückten Jahreszeit mehr oder weniger enge Kan- tonnements zu beziehen, wißt Euch mit demjenigen zu begnügen, was der Einwohner Euch anbieten kann. Seid nicht begehrlih und vermeidet jede Beleidigung und üble Behandlung, die man sih niemals, selbst nicht in Feindesland, erlauben darf. Jch empfehle Euch vor Allem gute Disziplin als die erste Eurer Pflichten. Ohne Disziplin giebt es keine Armee. So sehr durch ihre Disziplin als durch ihre Krast haben Eure Vorfahren \9 glänzende Siege ersochten und si einen so großen Namen erworben. Man muß sie hierin wie in allen Dingen nachahmen, Deukt, daß das Ausland die Augen auf uns gerichtet hatz zeigt ihm, daß die Schweizerbürger, so- bald sie unter der eidgenössischen S bie stehen, nur noch cinen Gedanken haben, denjenigen, ihrem gemeinsamen Vaterlgude gut zu dienen. Wehrmänner, ich werde Alles anwenden, um Euer Zutrauên zu verdienen, zählt auf mich, Bern, den 26. Oktober 1847, Der Ober-Kommandankt der cidgenössischen Armee: G. 9, Dufour.“

Das Aufgebot von 25,000 Mann beruer Truppen (Auszug und erste Reserve) wird sein erstes Hauptquartier in Langenthal (Kanton Bern) an der luzerner Gränze und das zweite wahrscheinlih in Sur= see, 4 Stunden vom eigentlichen Jesuitensib, anfshlagen.

Jn Bezug auf die verbreiteten Angaben über den Junhalt einer Mittheilung des österreichishen Gesandten an den Vorort (\. unser gestriges Blatt) sagt jeßt die Eidg. Ztg.: „Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir’ darüber Folgendes, was jene Angaben zu berich- tigen geeignet sein dürfte: Der österreichische Gesandte habe dem Herrn Bürgermeister Zehuder in Zürich mündlich eröffnet, daß er den Befehl habe, si beim Ausbruch des Bürgerkrieges auf üsterreichisches Gebiet zurückzuziehen, weil der Kaiserliche Hof während dieses unse- ligen Krieges nicht bei einem der streitführenden Theile repräsentirt sein könne, ohne es auch bei dem anderen zu sein; daß er jedoch seine dieustlihen Beziehungen zur Schweiz nicht abbreche.““

Jn demselben Blatte liest man: „Wir haben lebthin das Entschuldigungsschreiben des Vororts in der Geschichte mit dem eng- lischen Geschäftsträger, Herrn Peel, mitgetheilt. Der Verf. Frd., dem wir dasselbe enthoben, hat jedoh, wie es scheint, uicht für gut gefunden, dem Publikum den Ausgang der ganzen widerlichen Ange=- legenheit zu berichten, der freilich für die bernische Regierung um so fataler sein mußte, als sih ihre Organe bekauntlih gerade auf die freundschaftlichen Beziehungen zu Herrn Peel so vie zu gute gethan hatten. Der Beobachter ergänzt nunmehr den Bericht des Verf. Frd. dahin: „Nach erfahrener Beleidigung reichte der englische Ge= \häftsträger, Herr Peel, dem Vororte eine Mittheilung des Gesche- henen und das Begehren einer Satisfaction ein, nämlich, daß ihm der Präsident odcr Vice-Präsident des Vorortes persöulich seine Auf- wartung mache und ihm Genugthuung ertheile, so wie daß gleichzei= tig eine Ehrenwache (gleih als ob der Geschäftsträger so eben an- gekommen wäre) bei seiner Wohnung aufgestellt werde. Der Regie- rungs-Rath wollte, wie es scheint, nicht gern in diesen sauren Apfel beißen und schickte zuerst den Vice-Präsidenten des Regierungs - Ra- thes, Herrn Funk , zu Herrn Peel, der ihn aber niht empfangen wollte, da er mit dem Vice-Präsidenten des Kantons Bern nichts zu thun habe. Nachdem abermals in einer Regierungs - Raths -Sibung darüber delibrirt worden war, mußte nun wohl oder übel Herr Funk, da sich Herr Owsenbein selbst zu diesem Schritte nicht entschließen fonnte, in der Eigenschaft als Vice-Präsident des Vororts in Begleit des Weibels mit der Standesfarbe dem Herrn Peel einen Besuch ab- statten, welcher ihn auch nebst seinem Attaché und übrigen Gesandt- hafts-Personal en grande lenue empfing, worauf der Herr Vice=- Präsident die verlangte Entschuldigung vorbrachte und auf die Frage, wo die Ehrenwache bleibe, si dahin entschuldigte, daß man geglaubt habe, Herr. Peel werde darauf Verzicht leisten, indessen weun er dar= auf beharre, so werde es noh geschehen, worauf fih Herr Peel aber zufrieden erklärte, besonders da 1hm noch bis Montags die Veröffent= lihung des ganzen Satisfactions - Aktes versprochen worden war, Allein zu dieser radikalen Demüthigungs-Veröffentlichung fonnte mau sich nicht ganz üb.rwinden, sondern begnügte sich der vorörtliche Moniteur blos, das bekannte einfache Entschuldigungs - Schreiben abzudrucken.““ i j :

(O. P. A. Z.). Wenn es früher hieß, die Eidgenossenschaft werde niht unter 60,000 Mann marschiren lassen, so kann. man jeßt ret gut die doppelte Zahl annehmen z; ja, es läßt sih unter nach- folgendem Umstande vorhersehen, daß die Volksbewaffnung noch all- gemeiner werden dürfte. Jn der Section „Bern“' des (imeierisden Volks=Vereins, welche gestern (30. Oktober) Abends im Bären- otel

versammelt war, s{lug- der Präsident Niggeler (welcher zugleich Groß-

raths-Präsident ist) einen Waffen-Aufruf „an alle diejenigen Schüßen vor, welche nicht zum Kontingent oder der Landwehr gehören. Dieses wie au die Errichtung einer Wittwen- und Waisen - Kasse für die im Kampfe Fallenden, wurde he(oyen Die Polizei hai ein shar= [e Augeumerk auf die wachseude-Thätigkeit der der bernzr Regierung eindliheu Partei; man betrahtet von beiden Seiten die näch Zu= funft als sür lange Zeit entscheidend. ;

Von dem ehemaligen Patriziate, welches im Besiße der meisten roßen Häuser ist, wollte kein solhes für Geld und gute Worte zur ufnahme des eidgenössischen Generalstabes abgelässen werden: „Du=

four \hrieb uun an den Stadt - Rath, wenn solches uicht bis zum nächsten Morgen um 10 Uhr geschehe, werde er den Erlacherhof mi=

_litairish beseßen lassen.

Kanton Zürich. : i (Schw. M.) Die Bewegungen der eidgenössisheu Truppen gehen sehr langsam vor sich; noch fein Manu is über die Gränze irgend eines Kantous marschirt. Die Souderbünder haben dagegen ihre Kräfte aus Luzern und den Urkfantouen so ziemlich Fonzentrirt z in dieser Stadt allein liegen 8000 Mann. _ Auch au den Gränzen gegen Bera, Aargau und Zürich siud einige Bataillone aufgestellt und an der Gislifer Brücke eiue Batterie Artillerie. Jm Haupt= Quartier der eidgenössischen Armee zu Bern und in den fünf Stand= Quartieren der Divijionaire herrsht große Thätigkeit. Der Plan soll vorerst ganz genau ausgearbeitet und einstudirt werden, che irgend welhe Bewegungen beginnen. Zu deu 50,000 Mann sollen noch weitere 30,000 kommen, wenn cs für nöthig erahtet wird. Alles, was über Zwistigkeiten zwischen dem Ober-Befehlshaber Lasa und den berner Maguaten berichtet wird, ist unrichtig. Herr Dufour bat in der Sizung vom 24, Oktober um Verschiebung der Beeidigung nur aus dem Grunde, weil er .den Inhalt der Instruction vom ein- maligen Vorlesen in deutscher Sprache nicht vollstängig erfaßt hatte und näher darüber nahzudenken wünshte. Am folgenden Tage leistete er den Eid auf die nämliche Justruction ohne irgend welchen Vorbehalt. i

Die Eid. Ztg. bemerkt: „Die N. Z. Z. nennt die von der Zwölfstimmen-Mehrheit aufgeboteue Armee ohne Weiteres die „eidge= nössische Armee“ und theilt derselben darum auch bereits die Truppeu von Neuenburg und Baselstadt bei. Bekanntlich befinden sich aber riese Kantone zur Zeit noch in ciner neuttalen Stellung, und is es noch nicht ausgemacht, welche Stellung sie beim Ansbruche des Kric= ges einnehmen werden.“ |

Die Redaction der Eidgenössischen Zeitung (F. Schultheß) zeigt in ihrer Nummer vom 31, Oktober an, daß sie zu erscheinen aufhör-e. ihrer desfalls erlassenen Erklärung heißt es:

„Da die leßten Friedens-Vorschläge gescheitert sind, so haben die Ge- sandten der sieben Stäude die eidgenössische Tagsaßung verlassen. Damit ist na unserer Ansicht der Kriegszustand eingetreten und die gemeinsame Eidgenossenschaft nunmehr in zwei feindliche Heerlager gespalten. Die Eidgenö sische Zeitung hat seit ihrer Existenz fr das eidgenössische Recht und den Frieden der Eidgenossenschaft mit den ihr zu Gebote gestan- denen Mitteln nach bestem Wifßen und Gewissen gekämpft, Sie hat ihrerseits bis zum leßten Augenblicke treulich mitgewirkt, den nun ausbrechenden Bürgerkrieg und dessen Folgen von ihrem theu- ren Vaterlande abzuwenden. Mit Trauer und Schmerz sieht sie das seit Jahren gesürchtete und bei dem Gange der Politik in den einzelnen shweizerischen Kantonen unvermeidlich gewordene PVebel nunmehr vorhanden, Jett, und so lange der Kampf mit den Waffen ertönt, muß sie schweigen. Und der erste Tag, an welchem uns die Kunde zugekommen, daß die alte Eidgenossenschaft der 22 Stände in zwei feindliche Theile aus- einandergebrochen sei, is der erste, an welchem die Cidgenöfsif@ e Zei - tung folgerecht zu verftummen genöthigt wird, da ihre Existenz dem Dienste der ganzen friedlichen Eidgenossenschaft gewidmet war.“

Während der Suspension der Eidgenössishen Zeitung wird die Verlagshandlung die Herausgabe eines täglichen Bülletins veraustalten, das einfach und ohne Raisonnement die Tagesneuigkei= ten enthalten wird.

Kanton Aargau. Die kathol. Ztg. erzählt Folgendes: „Herr Gerichtssuppleant Villiger von Aerenschweil, welcher das große Verbrechen sich hat zu Schulden kommen lassen, Friedens-Petitionen an ein Mitglied des Großen Rathes übergeben zu wollen, wurde Abeuds des 15. Oktober auf ofener Straße von zwei Polizei-Die= nern angehalten und auf die Wachtstube in Bremgarten geführt; die Bittschri;ten wurden ihm sofort abgenommen, wobei ein Landjäger sich wüthend geberdete, daß man es wage, Bittschriften zu verbrei= ten, welche den Regenten in Aarau nicht gefallen, Hierauf zog der= selbe eine Handschelle hervor und \chlug sie um die Hand des Jun= haftirten, so daß das Blut gewaltsam hervorsprudelte. Ju diesem Zustande wurde er in einen finsteren Kerker geworfen, wo er bis Morgens 9 Uhr aushalten mußte. Nach einem vor dem Bezirks= Amt bestandenen Verhör wurde ihm ein leidliches Gefangenschafts= Zimmer angewiesen, mit Bemerken, daß man ihn noch nicht Gs könne. Hier mußte er nun acht volle Tage sien, nah welcher L eit er endlich freigegeben wurde. Es muß noch bemerkt werden, daß die rechte Hand des Herrn Villiger durch das angelegte Eisen bedeutend geschwollen und verlebt, daß ihm aber erst nah mehreren Tagen ein IWundarzt gestattet wurde. [So handelt man im Aargau gegen fa= tholishe Bürger, welche von ihren verfassungsmäßigen Rechten Ge- brau machen wollen, wenn es den sogenaunten Staatêmännern in Aarau nicht gefällt !

Kanton Thurgau. Die thurgauishen Truppen sind den 97. Oftober dur ihren Divisionair, Oberst Gmür, beordert worden, von der St. gallischen Gränze an die zürcherische Gränze vorzurüdcken. Nach Abgang der drei Auszügler = Bataillone (Kappeler, Ernst und Neuweiler) wird wahrscheinlich die St. gallishe Gränze mit einem Landwehr = Bataillon beseßt werden. Lebten Montag hat sich in Frauenfeld die Bürgerwache organisirt. Es hat dieselbe zum wede, das Privat- und Staats - Eigenthum, namentlich das Zeughaus und den Pulverthurm, nöthigenfalls zu bewachen und sicher zu stellen. Das Kommando is dem Hauptmann J. H. Debruuner übertragen worden.

Kauton St. Gallen. Oberst Breny hat der Tagsaßung wirklich seine Entlassung als eidgenössischer Oberst eingegeben, und sein Begehren is an den Kriegsrath gewiesen worden. Dagegen veruimmt man noch nichts Bestimmtes, ob si derselbe wirklich in den Kanton Schwyz übergesiedelt hat.

Kanton Graubúündten. (Schwäb. Merk.) Die ka- tholische Minderheit des Großen Raths von Graubündten hat in einer“ abgesonderten Versammlung folgenden , 1m Interesse einer friedlichen Ausgleichung hochwihtigen Beschluß gefabt: „1) Sich_ in einer Adresse an den Papst zu wenden ns 2E Bitte, die Jesuiten aus der Schweiz abzuberufeu und 0 dens E g K frieg zu verhindern; 2) den hohwürdigen Bischof zu x ióse iuf- möchte den fatholishen Geistlichen „jede politische der putirten Ls reizung ernstlich verbieten; 93) die heimkehrender ben dur Be- Großen Rathes beider Konfessionen, dringeud einz e 34 wien üb lehrungen und Ermahnungen. versöhnend auf das Le Stimmung in so die Ruhe des Kantons ae zu exhalten für ben Frieden zu dem paritätischen .Graubündten eint beiderseits [E „Ge Q

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