1847 / 309 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

drungen sind und einen ekelhaften d, h. verfault und vont Fle E für Menschen, auch nicht Geruch von si geben, Br ¿nsbrand benuyt werden, zu lepterem als Viehfutter und zum Einen Alfohol geben. Kartoffeln, die zwar auf shon darum nicht, wen E Feldern geärndtet , aber no nicht verdorben von der Krankheit infizirten Fr L Frankheit sich als Schorfflefen oder trok- f ) wie solche, 4 die, wenn man die verdorbenen Theile mit einem ne Fäule zeigh, U rinen üblen Geruch von sich gegeben, können ohne Messer abscält, 1 benupt werden. Wenn aber die ganze Kartoffel oder fen ben von der Fäule zerstört erscheint, wirkt sie, von

Gefahr zum“ Spei s bs Losen, shädlih und kann nur zu Viehfutter oder zum Brannt-

en. Nach den neuerdings gemachten Beobach- weinsbrant ge, E jar ven die verdorbenen Kartoffeln zu vernichten, besser, tungen an sie in trodenen, hochgelegenen Boden vergräbt. Die dergestalt ae S und gegen den Einfluß der Luft und vor weiterem Verderben du ten, lassen nah Verlauf einiger Jahre reincs Stärkemchl zurü, das, Bit asser ausgewaschen, sehr gut zu Speisen gebraucht werten kann.“

Frankre icch.

aris, 1. Nov Das Journal des Débats widmet aber- mals der Durchstehung der Landenge von Suez einen leitenden A erste Jdee zu diesem Unternehmen“, heißt es darin, „faßte Herr Linant de Bellefonds, Gencral - Juspektor der Brücken nnd Wege uud Bey in ägyptischen Diensten, der, nach achtmonailichen, an Ort und Stelle an- gestellten Vorstudien die Kosten des eigentlichen Kanals auf etwas mehr als 10 Millionen Fr. berechnete, Der Kanal würde nämlich schon einige tau- send Meter von Suez seinen Lauf durch eine Reihe von Thälern und selbst Seen nehmen, deren Grund fast fortwährend unter dem Niveau des Rothen Meeres liegt, und bei denen es ganz einfah darauf ankäme, sie mit dem Wasser desselben anzufüllen. An einigen Stellen, wie in dem Bassin der bitteren Seen, würde man dadurch allein eine Tiefe von 50 Fuß und dar- über erhalten. Um das etwaige Ueberströmen dieses Salzwassers durch nie- drige Theile der - Wüste auf fkultivirte Strecken Aegvptens zu ver- bas, würde cs nur zweier Dämme von respektive 1000 und 2000 eter Länge bedürfen, und nur auf einer Stree von circa 5 deutschen Meilen würde man auf durchaus ebenem Terrain einen eigentlichen Kanal auszugraben haben , aber auch hier an vielen Stellen durch Niederungen die Arbeit {hon zur Halfte und selbst zu 5 gethan finden, Nimmt man nun aber selbst das Dreifache deï berechneten Summe an, so würde damit doch nur mit genauer Noth eine Eisenbahn von Alexandrien nach Suez herzustellen sein, deren Vortheile mit denen eines See - Kanals keine Ver- gleichung aushalten fönnen. Welche Küstenstrede würde damit nicht dem thätigen, obgleich nur von geringem Kapital unterstüßten Unternehmungs- geist der Küstenfahrer des Mittelmeers bis in den persischen Meerbusen auf der asiatischen und bis Zanzibar und darüber hinaus auf der afrikanischen Küste geöffnet werden? Wie würden alle diese Gegenden, die jeyt wegen des langen Seewegs um das Cap der guten Hoffnung herum vom euro- , päischen Handel fast gar nicht berücksichtigt werden können, mit dem- jelben und mit der europäischen Civilisation überhaupt in die fol- genreichste Berührung gebracht werden? Schon jeyt würden einfache eu- ropäische Fabrikate, wie Baumwollen-, Quincaillerie-, Glaswaaren 2c. durch die Küstenfahrt mit Vortheil überall gegen Gummi, Dro- gen, Farbestoffe, Goldstaub , Elfenbein, Häute und elbst thierische Abfälle umgeseßt werden können. Unter den Staaten würde zunächst die Türkei politische Vortheile durch den Kanal davoutragen, indem erst dieser ihr den Zugang zu ihrer Provinz Arabien, von der sie jegt durch Wüsten getrennt ist, und damit zugleich eine wahre Herrschaft ermöglicht, Vor Allem aber würde Aegypten, wenn es das Unternehmen durch die jeyt beabsichtigte ver- einte Gesellschast ausführen läßt, sih dadurch ein materielles und morali- {hes Band mit Europa schaffen, durch welches es ers wirklich in die west- liche Staaten -Familie einträte, Darauf muß die ganze Anstrengung sei- ner O gerichtet sein, und in diesem Sinne müssen auch seine wahrhaf- ten Freunde ihm Nath ertheilen, wenn anders die Erfahrungen von 1840 einige Früchte für die Mächte getragen haben, welche wirklich feste Regierungen im Orient begründet zu Feben wünschen und nicht wollen, daß die Ueberreste des ottomanischen Reichs eines Tages dem Ehrgeiz Eu- ropa’s zur Beute hingeworfen und Veranlassung zu einem allgemeinen Kriege werden, Mehmed Ali muß es damals inne geworden sein, wie ge- fährlich. es für ihn war, unter den Großmächten nur eine einzige Freundin zu- haben, wáhrend es jeßt in seiner Macht liegt, dieser Jsolirung zu ent- chen tind seine Privat-Juteressen mit den allgemeinen Juteressen auf eine o positive Weise zu verbinden, daß er hoffen darf, den Tag zu erleben, wo Europa sich freut, Aegypten auf dieselbe Weise unter den allgemeinen Schuß zu stellen , wie es die Schweiz, Belgien und den Bosporus unter ihn ge- stellt hat. Es läßt sich erwarten , daß zu seinem eigenen Heil und zum Heile Aller ein Mann von Genie, wie Mehmed Ali, diese Gelegenhcit nicht vorübergehen lassen wird,“ Der Kriegs-Minister hat Maßregeln ergriffen, damit die Verfer= tigung von Schießbaumwolle, gleih dem Pulver und Salpeter, aus= sdlieflich der Leitung der unter ihm stehenden Verwaltung vorbehal- ten bleibe. Dies Erzeugniß, dessen Monopol sih somit die Regie= rung vorbehält, wird dem Schaße eine neue Einnahmequelle gewähren, da die vom Verkaufe der Schießbaumwolle zu entrichtenden Abgaben ungefähr mit denen, welche der Verkäufer gewöhnlichen Pulvers zu leisten hat, gleihgestellt werden sollen.

Der Graf von Sartiges, welcher jeßt als außerordentliher Ge- sandter mit einer nur einstweiligen Mission in Persien beauftragt ift, \oll definitiv zum französischen Gesandten in Tcheran ernannt werden und als solcher dort seinen festen Aufenthalt nehmen. Der Cour- rier français meint, diese Maßregel würde Frankreich in eine neue und vortheilhafte Stellung zum persishen Hofe bringen.

Der Arzt Lasegue is vom Minister des Ackerbaues und Handels beauftragt worden, den Gang der Cholera in den Donauländern zu studiren, Aelt Minister i der hiesigen Handels - Kammer eine Abschrift des Berichtes der Kommission zugehen lassen, welche er be- auftragt hatte, Aufschlüsse über den Handel der Regentschaft Tunis S dem Innern von Afrika und insbesondere über die Handelszüge

E großen Karawanen dur die Sahara zu sammeln. Ferner hat Be f, us von den Präfekten Bericht über die Fortschritte der anbe al A aeangt und versprochen, daß die Regierung

7 , rae 0 i P - rieselungs-Sy As Ray D pru, zur Beförderung eines guten Ueber lejer Tage siand der ’ainé | ; j Schamhastigkeit zweier jun 2 Quas Lan Awegan Angriffs auf die ; ; Jungen Mädchen, die er unter dem Vorwande,

das Ausziehen eines Zahues \hmerzlos A Fi bat: bait zlos zu machen, zur Aethsr-Ein= athmung beredet hatte, vor dem Assisenhofe. Er wurde schuldig be- funden und zu seolaeiter Zwanggsarbeit ohne Ausstellung fo wie gur Entschädigungs - Zahlung von 1500 Frs. an das eine Mädchen verurtheilt, dessen Vater einen desfallsigen Antra estellt hatt /

Die Stadt Ajaccio läßt jeyt die Arbeite 9 Hestellt atte,

: acci 420 rbeiten für das Fußgestell beginnen, welches die ihr vom Kardinal Jes vermahte Statue Na- poleon’s tragen soll, - Der Kaiser ist in römischem Kostüm und ste- hend dargestellt; in der linken Hand trägt er eine Rolle mit di art F e E “Zu Marseille ist am 28sten der als Löwentödter tiermeister Gerard von den afrifanishen Spahis u E gen Löwen angelangt, den er nah Erlegung der beiden Alten auf- gezogen und dem Herzoge von Aumale geschenkt hatte, der ihn nun dem Könige für den Pflanzen-Garten in Paris übershickt, Gerard wird einige Zeit in Frankreih von den Strapazen achtjährigen Feld dienstes ausruhen.

Beim- Marine-Ministerium - geht man mit dem Plane um, eine Compagnie Taucher zur Verwendung für hydrographishe Zwecke zu ‘organisiren,

Jn Lorient soll‘e am 23, Oktober die neue Fregatte „Jeanne d’Arc““ vom Stapel gelassen werden, was eine Unzahl Schaulustiger znsammengeführt hatte. Die leßten Stüßen wurden entfernt, und

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das Fahrzeug seßte sich nach dem Wasser in Bewegung, hielt aber rk en wieder an und fonnte mit aller Mühe nicht zu fernerem

rtgleiten gebraht werden. Darüber trat die Ebbe ein, und das Publifum mußte sih auf die nächste Fluth vertrösten.

Der Constitutionnel, der in Allem, was Algier betrifft, für das Organ des Marschalls Bugeaud gilt, bringt einen laugen Brief über die gegenwärtige Lage der Dinge in Algier, die mit den shwär- zesten Farben - geschildert wird. Die Geldnoth sei ungeheuer, die Bankerotte mehrten sih tägli, alle auf die Ankunft des Herzogs von Aumale Sre Hoffuungen der Bevölkerung seien dur dessen Unthätigkeit hon wieder verschwunden. Ales bleibe beim Alten p in Hinsicht des Krieges befolge man dasselbe System, nur der Marschall fehle; in Hinsicht der Colonisation habe man die alten Projekte auf- gegeben und keine neuen an ihre Stelle geseßt. Mit einem Worte: nichts sei in Algier verändert.

Die neuesten Mittheilungen aus Algerien berihten, daß \sich un- ter den Einwohnern seit der Aukunft des neuen General-Gouverneurs, des Herzogs von Aumale, unzweideutig ein allgemeiner Enthusiasmus unter den Einwohnern fundgebe. Der Prinz hat bereits eine Anzahl Beglückwünschungs-Adressen von Seiten der verschiedenen Körperschaf- ten erhalten, und noch viele solcher Kundgebungen wurden vorbereitet. Es wucden nunmehr alle Vorkehrungen getroffen, um die Bergwerke im Jnnern von Algerien, für welhe von der Regierung Konzessionen ertheilt worden, auf das rascheste und ergiebigste auszubeuten. Das Kapital der- Compagnie Bassano soll durch Emission neuer Act'en ver- mehrt und ein erster Versuch bis zu einem Belaufe von 4,500,000 Fr. in kurzem gemacht werden,

Der Richter Cambon- zu Cosne, gegen den wegen seiner Theil- nahme au deu Wahlreform - Bauketten ‘eine Disziplinar -Untersuchung eingeleitet worden, hat dawider Berufung eingelegt.

Der Natîonal is} in Folge der Beschlagnahme seiner Nummer vom 24. Oktober angeklagt: 1) den König verantwortlih machen zu wollen für die Handlungen der Regierung z 2) die dur die Charte von 1830 errichtete Regierungsform angegriffen; 3) den König be= leidigt und 4) eine andere als die herrshende Regierungöform ver= fochten zu haben.

Der Courrier français versichert, die Akademie der Medizin wolle sich darüber beschweren, daß man sie bei der Wahl der Aerzte, die mau nah dem Oriente zum Studium der Cholera gesandt, nicht zu Rathe gezogen habe.

Eugen Sue's neues Stück: „Martin und Bamboche““, nach sei= nem Roman: „Martin das Findelkind““, bearbeitet, ist durchgefallen. Vom zweiten Akte an wurde fortwährend gepfiffen. Die Proben einer freien Bearbeitung von Halm's „Griseldis“ dur den Grafen Christian Ostrowski haben bereits begonnen.

Die Abtheilung für gewebte Waaren im Rathe der Sachver- ständigen zu Paris hat beschlossen, an die betreffenden Behörden das Ansuchen zu stellen, dem Unfuge der als Ausverkäufe fallirt gewor= dener Geschäfte angekündigten Verkäufe unter dem Werth Einhalt zu thun. Nicht nur werde der rehtshafene Verkäufer im Allgemei- nen dabei benachtheiligt, sondern auch das Publikum, weil es fast immer Waare von geringer Güte erhalte.

Die Falshmünzerei \{heint in Frankreih jeßt ein sehr häufig vorkommendes Verbrechen zu sein, Jm Departement der Seine und at ist so eben wieder eine ganze Gesellschaft Falshmünzer entdeckt worden.

Die Beschlagnahme des National vor einigen Tagen war durch einen Artikel veranlaßt, in woelhem er der Linken ihr Verhalten bei den Reform-Baunketiten zum Vorwurf gemacht hatte. Das Siècle hatte darüber schon seit einigen Tagen eine Polemik mit dem Na - tional unterhalten und unter-Anderem gedroht, wenn die jeßige Ne=- gierung sih in Aufstand verseßen würde gegen Frankreich, dann aus dem legalen Widerstande herauszutreten. Nun suchte ihm der Na- tional zu beweisen, daß dieser Fall eingetreten sei; denn das Siècle selbst habe ja gesagt, die Geseße seien ohne Macht und verleßt. Wenn es der Linken also Ernft Ile so müßte sie es auf andere Weise kundgeben als durch Reden, dürfte nicht bei den Wir= fungen stehen bleiben, soudern müsse auf èie Ursachen zurückgehen. Herr Guizot sei nihts als ein Werkzeug. Dieselbe Politik habe troß aller Ministerwechsel seit 17 Jahren fortgewährt; wer dem unabän=- derlihen Willen zu widerstehen versuchte, sei gebrohen worden; von diesem sci also nichts zu erlangen; und selbst die Reform, zugestan- den oder E würde nußlos sein, #o lange der persönliche, jeßt vorherrschende Einfluß fortbestände. Uebrigens gehe die Aufrei= zung zum Aufstande und das Heraustreten aus dem geseßlihen Wege jeßt niht von unten, sondern von oben aus, und wenn das Volk je die Achtung vor den Geseßen vergäße, so würden die von oben ge- gebenen Beispiele es rechtfertigen. i

Jn der Ebene von St. Denis bei Paris wird cine Muster- Meierei im größten Maßstabe zur Kultur der Ananas und zur Zucht von Fasanen und Auerhähnen eingerichtet. ;

Das von der Regierung in Algier begründete neue Journal in arabischer Sprache unter dem Titel Mubechchir erscheint zweimal wöchentlih und soll durch ganz Algerien verbreitet werden

Herr Capefigue hat am Donnerstag mit dem Minister-Präsiden= ten Herrn Guizot eine lauge Unterredung gehabt. : :

Der außerordentliche Gesandte der Republik Haiti, welcher die Ratification des abgeschlossenen Vertrages nach seiner Heimat bringen soll, hat sich beim Minister der auswärtigen Angelegenheiten beur= laubt.

Nach dem Precurseur de l'Ouest herrscht zwischen den ver- schiedenen Klassen der Arbeiter zu Ponts - de - eine eingewurzelte Feindschaft, welche seit kurzem zu so ernsten Streitigkeiten führte, daß man si genöthigt sah, eine Compagnie Jnfanterie und eine Gen- darmerie-Äbtheilung von Angers kommen zu lassen, um den blutigen Kämpfen Einhalt zu thnn.

Großbritanien und Irland.

London, 30. Okt. Die Repeal-Association hat in Dublin eine außerordentliche Versammlung gehalten, in welcher auf den Antrag John O'Connell's ein Schreiben an den Papst beschlossen wurde, um ihm für seine Verwerfung der irländischen Provinzial-Kollegien zu danken, Die Weigerungen zur Zahlung der Armensteuer nehmen in Jrland immer mehr zu, eben so wie die Gewaltthätigkeiten gegen Grundhe= spe und Pächter, selbst in solchen Gegenden, die sich bisher davon reizuhalten gewußt haben.

Kürzilh ist Herrn Brooke, dem Radscha von Sarawak, das VBürgerreht der City von London mit vieler Feierlichkeit überreicht worden, als Anerkennung seiner Bestrebungen im Jnteresse des bri- tischen Handels und der Colonisation, so wie der Humanität und Ci= vilisation im Allgemeinen, i

Die am 1. Juni d, J. von hier abgegangene Abtheilung vom Sappeur- und Minir-Corps, welhe im Frühjahr die Nordpol-Expe- dition des Sir Johu Franklin aufsuchen soll, is glücklih im Fort York an der Hudsons-Bucht- angekommen.

Kantou Vern. Dem Schwyz. V olksbl. wird von Bern aus berichtet: Als die Kunde von seiner Wahl zum Ober-Komman- danten einer eidgenössischen Executions - Armee dem Herrn Oberst Dufour, der \ih gerade beim Mittagessen im Falken befand, zu Oh= ren gekommen, fi der gute alte Mann in Ohnmacht gesunken , so

daß er habe weggetragen werden müssen. Das Schwyz. Volksb[l. will es dahin gestellt Fein lassen, ob darin ein gutes oder ein \lim= mes Omen für die radikalen Zwölfer zu suchen sei,

S qweiz.

© Aus der westlichen Schweiz, 28. Oft. Wie vorausge=- sagt wurde, so bestanden die ersten Schritte der wieder versammelten Tag=- sabung darin, theils eine Proclamation an die Kantone des Schutzbünd= uisses zu erlassen, theils Kommissarien an dieselben abzuordnen, Beides, um sie zur Auflösung ihres Sonderbundes zu bringen. Die Proclamation selbst, in schr mäßiger Sprache abgefaßt, gcht davon aus, daß nach Art. 6 des Bundesvertrages unter den einzelnen Kantönen keine dem allgemeinen Bunde oder den Rechten anderer Kautone nachtheilige Verbindungen geschlossen werden sollen, daß die Tagsaßung nun jenes Bündniß als mit dem allgemeinen Bunde unverträglich und demgemäß als aufgelöst erklärt habe, daß daher das Sonderbündniß auch von den betreffenden Kantonen aufzulöü=- sen sei, die Tagsaßung hingegen keine Vernihtuug von Kan=- tonal -= Souverainetäten , feinen gewaltsamen Umsturz bestehender Bundes-Einrichtungen wolle. Allein , wie vorauszusehen war , sind die Kommissarien unverrichteter Weise zurückgekommen, die Procla- mation ist ohne Crfolg geblieben. Jn der That, was sollte eine Pro= clamation, die den Eindrudck leerer Phrasen machen mußte, eine Pro= clamation, die von einer einzigen Streitfrage spra, als wäre die- selbe, ohne irgendwelhe Vorgänge, von gestern auf heute muthwil=- lig veranlaßt worden , die vergaß, daß der Jesuiten-Berufung nach Luzern eine Kloster-Aufhebung im Aargau, dem Sonderbunde zwei Greischaarenzüge nah Luzern vorangegangen sind. Das hauptsäch= lichfte Organ der liberal - fonservativen Mittelpartei, die Eidgen. Zeitung, hat daher wohl mit vollem Rechte über dieselbe bemerkt: „„Oâtte die Proclamation wirklich beruhigen sollen, so hätte sie sich offen über die Kloster =, die Jesuitenfrage, die Freischaarenzüge, die gleihe Stimm = Berechtigung im Bunde, die Bunvesreform aus=- sprehen und hier von dem Boden“ des eidgenössishen Rechtes aus wahre Beruhigung geben sollen. Sie hätte das thun könneu, ohne sih zu erniedrigen, ohne den wahren Fortschritt in den eidgenössi- \hen Verhältnissen zu gefährden, sie hätte eine Vermittelung anbah- nen können, die nicht blos der Schweiz große Opfer an Gut und Blut erspart, sondern ihr auch einen dauerhaften Frieden gewährt hätte. Statt allem dem behandelt sie die Sonderbundsfrage wie einen Civil - Prozeß, der von dem kompetenten Richter abgeurtheilt und damit erledigt is.“ Den Widerspruch zwischen Wort und That zeigte in noch höherem Maße die Art und Weise der Aufnahme eines von der Gesandtschaft von Zug eröffneten Friedensvorschlages, nah welchem sich der Staud Zug bereit erkflärte, das Schubßbündniß aufzulösen, insofern den sieben Ständen die feierlihe Zusicherung er= theilt werde, daß ihre politischen und konfessionellen Nechte unange=- tastet bleiben sollen, die Jesuiten-Angelegenheit bei Seite gelegt und endlih die Sicherung der durch den Art. 12 des Bundes-Vertrages garantirten kirchlichen Justitute in ihren bundesgemäßen Rechten und eine unbedingte Achtung und Anerkennung des Souvcrainetäts- und gleihmäßigen Repräsentations-Rechtcs der steben Stände, nah Sinn und Worilaut des Bundes - Vertrages von 1815, ausgesprochen und anerkannt werde. Allerdings war dieser Antrag uicht genügend, allein er zeigte doch auf Seiten Zugs das Bestreben der sieben Kan- tonen, eine Vermittelung anzubahnen , nicht alles Recht für sich in Anspruch zu nehmen; er hätte die Basis einer wahren Mediation werden fönnen. Allein fand dieser Antrag irgend welches entspre= chende Entgegenkommen vou Seiten der 125 radikalen Mehrheits= stände? Mit nichten!

So i}st denn diese Mehrheit in ihrem Gange unverweilt vor- wärts geschritten, hat die Aufstellung eines Truppen-Corps vou 90,000 Mann beschlossen und einen Ober-Befehlshaber, so wie dieser hinwieder seine Divisionaire, eruaunt. Un: diese Organisation zu verstehen, muß man si erinnern, daß in Friedenszeiten der eidge- nössishe Generalstab keinen höheren Grad als den eines eidgenössi= {hen Obersten kennt, hingegen ein Ober-Befehlshaber der eidgenössi= schen Truppen von der Tagsaßung nur dann ernannt wird, wenn eine Bewaffnung beschlossen i. Er erhält vou der Tag= saßung Justruction und Vollmacht und i gegen dieselbe verantwortlich. Er verordnet alle militairischen Maßregeln, welche er zux Erreichung des ihm vorgeschriebenen Zweckes für noth= wendig und dienlih erachtet. Er vertheilt die ihm von der Tagsaßung zur instructionsgemäßen Verfügung augewiescne Streit- macht in Brigaden und Divisionen, bestimmt deren Stärke und er= nennt nah §§. 37 und 45 ihre Kommandanten. Von ihm hängen die temporairen militairischen Anstellungen ab, welche niht der Bundes- Behörde vorbehalten sind, wie Plaß-Kommande's u. dgl. Er erläßt und unterzeichnet die Armee-Befehle. Vom Augenblicke an, wo eine Truppen-Abtheilung dur ihren Eintritt in cidgenössischen Dienst und Sold zu seiner Verfügung gestellt wird, übt er über dieselbe die höchste Militairgewalt. Zu diesem Ober - Befehlshaber is nun der bisherige cidgenössische Oberst und General-Quartiermeister (Chef des Geniestabes) Dufour aus Genf ernannt worden. Er isst sowohl praktischer als theoretischer Militair; seine Erfahrungen hat er auf den Schlachtfeldern des französischen Kaiserreiches gesammelt, als Militgir=Schriftsteller is erx dur eine Reihe von Arbeiten bekannt. Seinen politischen Gesinnungen nach liberal, insbesondere aber napo=- leonistishen Erinnerungen zugethan, is er dennoch dem Kriege gegen die innere Schweiz prinzipiell abgeneigt und dürfte daher nicht mit leihtem Herzen und frohem Muthe an die ihm gestellte Aufgabe gehen. Die von ihm ernannten Divisionaire sind die eidgenössischen Obersten Donats aus Graubündten, Rilliet = Constant aus Genf, Gmür aus Skt. Gallen, Burckhard aus Basel, Ziegler aus Zürich. Der Erste derselben hat sich in der englischen Armee un- ter Wellington in Spanien ausgezeichnet, Rilliet = Constant und Burckhard haben zu verschiedenen Zeiten in der französischen Armee, Ziegler in der holländischen gedient. Ueberall in den Mehrheits= Kantonen sind die Truppen in Bewegung z bis aber die Organisationen vollendet und die Truppen an ihren Bestimmungsorten angelangt sein werden, um auf Beschluß der Tagsaßung den Angriff zu beginnen, dürften noch 6 bis 10 Tage vergehen. Auf der entgegengeseßten Seite treibt man die Rüstungen niht weniger eifrig vorwärts. Der Ober-Kommandant der Truppen der inneren Schweiz is der General von Salis - Soglio, eins Adjutant des Feldmarschalls Wrede, zuleßt Oberst in holländischen Diensten, wo er sich noch bei der Revolution in Brüssel durch dieUnerschrockenheit auszeichnete, mit welcher er im Küraß und mit blankem Degen unter heftigem Gewehrfeuer eine Leiter hinauf= flomm, durch ein Fenster in einen Palast wenn ih mich nicht irre, denje= nigen des Prinzen von Oranien hineinsprang und Vel ves Ga mit den ihm Nachkommenden die Jusurgenten verjagtez Chef des Generalsta=- bes ist der Oberst Elgger, welcher sih seinen ersten Ordèn im Jahre 1814 auf dem Montmartre vor Paris unter den deutschen Truppen erwarb z Brigadiers sind die Obersten Ab-Yberg und Rüttimann, der Erstere unter der Restauration in D Diensten, der Leßtere in hopandilten, In Freiburg steht der Oberst von Maillardoz an der Spiße, ekannt dur die verzweifelte Lage, in welcher er sich im Jahre 1830 als Kommandant einer Garde = Abtheilung während der Julitage in Paris sagen mußte; in Wallis endlich k i von Kalbermatten , einst ebenfalls in französischen Diensten, Der

fommandirt der General

Fluch des Bürgerkrieges, welcher uns \o nahe bevorsteht , zeigt sih in vollem Maße e durch die Art, in welcher er gee Män= ner einander gegenüberstellt , die vereint gehen sollten , so 3, B. Salis -= Soglio und Ziegler. Der Erstere, ein wahrhaft freier, ritter- licher, nichts weniger als ultramontaner, wohl aber durh seine Ueber- zeugung von dem Rechte der inneren Schweiz. nah Luzern gezogener reformirter Konservativer, findet sich vielleicht bald im Kampfe seinem alten Waffen ezen und Bekanuten Ziegler gegenüber, ebenfalls ein höchst ehrenhafter militairisher Charakter, fonservativer Refor= mirter, der vor furzem uo aus dem eidgenössischen Kriegsrathe ent=- fernt wurde, weil er nicht unter dem Freischaaren - Anführer Ochsen= bein in demselben sißen wollte, der aber, einmal eidgenössisher Oberst, sih verpflichtet glaubte, dem an ihn ergangenen Rufe zu folgen. Je näher die Krisis heranrückt, um \

auch das Gefühl der Unnatur dieses Bg enth welcher wahrhaf= tig uicht unshwer zu vermeiden wäre, nicht blos în einem roßen Theile der Bevölkerungen der Mehrheitskantone , sondern vielfach in den aufgebotenen Milizen selbst aus. Zunächst sind es die katholi- schen Minderheiten, welche in Glarus, Thurgau, Waadt, Bern u. st. w. entweder gar nit oder nur zögernd erscheinen und nur gezwungen den Militair-Eid leistenz in St. Gallen sind eine Reihe von Jnsub= ordinationen nur durch die drohende Nähe der züricherischen Ba- taillone unterdrückt worden, können aber jeden Augenblick wieder aus=- brechen ; in Genf haben, ungeachtet der vershärften Strafbestimmun- geu, cine Menge Milizpflihtiger den Kanton verlassen, um sih dem verhaßten Dienste zu entziehen. Ueberhaupt is nur in einem sehr kleinen Theile der Milizen dieser Kantone eigentliche Kriegs- lust, Umgekehrt hat die milizpflihtige Mannschast des reformir- ten, zum Kanton Freiburg gehörenden, Bezirkes Murten , ihrer Regierung den Gehorsam verweigert; die Minderheit in Zug thut ihr Möglichstes, um diesen Kanton zu paralysiren. Jm Allgemeinen befinden sich aber die Regierungen der Sonderbunds - Kantone ihren Angehörigen gegenüber in der günstigeren Stellung, da es sih hier nur um Vertheidigung, niht um Angriff handelt, diese selbs im All= gemeinen. entschlossener, theilweise fanatisirt sind. Bei allen diescn \\ch durchkreuzenden Verhältnissen is es daher auch so sehr s{chwierig, den Ausgang mit irgend welcher Wahrscheinlichkeit voraus bestimmen zu wollen. Kommt es wirklich zum Bruderkampfe, so wird derselbe gleichzeitig auf einer Reihe von Punkten, insbesondere Luzern, Frei=- burg und Wallis, beginnen, doch der Haupt-Entscheid sich immerhin um Luzern drehen. Bei den wechselseitigen Hoffnungen und Befürch= tungen , bei dem Juteresse, welches jede Partei hat, die Jhrigen zu stärken und sih so lange als möglich zu halten, werden daher auch im Anfange die widersprechendsten Nachrichten zirkuliren, und nur suc= cessive wird es möglich sein, Wahres und Falshes auszuscheiden.

Gerichts- Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.

Berlin, 3. Nov. Jn der heutigen Sihung wird zuerst zur Vernehmung des Angeklagten Nikodemus von Kierski geschritten. Derselbe is 29 Jahre alt, Lieutenant in der Kavallerie des 18ten Landwehr-Regiments, und wohnte zuleßt zu Bargen im fraustädter Kreise bei seinem Schwiegervater Nepomucen von Kierski. Bereits im Jahre 1845 hatte er seinem Bedienten Reich und seinem Kut= \cher Brzczinski mitgetheilt, daß Revolution werden würde, und dabei bemerkt, später werde es anders sein, dann sei Alles das Ihre, Am 16. Februar 1846 führte Kierski den von einem anderen Mitglied der Verbindung ihm ertheilten Auftrag, den Mitangeklagten von Szoldrskfi von seiner bevorstehenden Verhaftung in Kenntniß zu seßen, aus und überbrachte eine gleiche Botschaft auch an Szczawinski in Klöne. Am ‘1. März kam er wieder nah Posen und erhielt hier von einem Mitverschwornen die Nachricht, daß der Aufstand am 3. März aus=- brechen würde. Kierski eilte nach Bargen, ließ dort durch seinen Bedienten Kugeln gießen und begab sih , mit diesen Kugeln, so wie mit 2 Doppelslinten, 2 Pistolen und einem Säbel versehen, am 3. März nah Posen zurück, wo er gegen 5 Uhr Abends -eintraf. Jn der Wohnung des Rechts-Kandidaten Chamsfi erfuhr er nun= mehr das Nähere über die Ausführung des in der Nacht beabsichtig= ten Attentats auf die Festungz auch wurde ihm die Führung einer Abtheilung übertragen, mit welcher er gegen das Fort Winiary vorrücken solle. Um 7 Uhr nahm er an einer zweiten Konferenz in der Wohnung Chamski’s Theil, be- gab sich indeß hierauf in seine Wohnung und betheiligte sich niht weiter an den Vorgängen der Nacht, weil er von dem Un-= ternehmen keinen Erfolg erwartete. Kurz vor dem 3, März war er auch noch dem Nepomucen von Sadowski zur Flucht ins Ausland behülflih gewesen. Bei seiner Vernehmung leugnet der Ange- flagte, seinem Bedienten und seinem Kutscher etwas über den Aus= bruch einer Revolution mitgetheilt zu haben. Richtig sei, daß er den ihm von Woluniewicz ertheilten Austrag an Szoldrski ausgeführt ; an Szczawinski dagegen habe er feinen solchen Antrag gehabt, Bei Chamsft sei er nie gewesen, und er habe si blos durch die Verspre=- chungen des Jnquirenten zu falschen Geständnissen verleiten lassen. Kugeln habe er oft gießen lassen, da er fleißig nah der Scheibe ge- ossen, und Gewehre habe er auf seinen Reisen immer mit sich geführt. Von dem Ausbruch der Unruhen am 0) März habe er nichts gewußt, uud blos aus Neugierde je1 er auf die Straße ge= gangen. Daß Nepomucen von Sadowski an einer Verschwörung betheiligt gewesen, habe er niht gewußt. Die Zeugen Reich und Brzczinski nehmen ihre früheren eidlichen Aussagen, daß ihr Herr mit ihnen über eine Revolution gesprochen habe, zurü, Zwei an- dere Zeugen bestätigen, daß Kierski am 3. März eine Schachtel mit 50 Kugeln nah Posen mitgenommen habe. Auf Antrag des Ver- theidigers werden sodann noch mehrere Zeugen-Aussagen verlesen, denen zufolge Kiersfi am Abend des 3, März von 5 bis 10 Uhr mehrere Freunde besucht habe, so daß er nit bei Chamsfi gewesen sein könne. d

Der Vertreter des Staats-Anwalts, Assessor von Bertrab, hebt in seinem Requisitorium hervor, daß der heutige Widerruf des Ange- Flagten als ein unbegrüudeter augesehen und daß an den Geständ= nissen der Voruntersuchung festgehalten werden müsse, Diesen Ge- ständnissen zufolge habe Kiersfi Kenntniß von der Verschwörung er= halten und sich für das Unternehmen am 3. März gerüstet, Er trage deshalb darauf an, denselben wegen Hochverraths zu bestrafen. Der Vertheidiger des Angeklagten beantragt, nahdem er auszuführen versucht hat, daß die Anklage auf Hochverrath durch den gegen Kiersfi vorliegenden Thatbestand nicht gerechtfertigt sei, die Freisprehung desselben. ; i

Hierauf erfolgt die Vernehmung der Angeklagten Woyciech Heichel und Joseph Ziemkiewicz. Ersterer ist 25 Jahre alt, erlernte das Maurer-Handwerk, hielt sich aber, nachdem er 2 Jahre bei dem 6ten Jufanterie-Regiment zu Liegniß gedient hatte, wieder im väter- lichen Hause auf. Schon vor Weihnachten 1845 hatte er von der henerseventen Revolution Kenntniß erhalten und war zur Theilnahme an der Vershwörung aufgefordert worden. Eben so hatte er Kenntuiß von dem Unternehmen am 3. März erlangt und zur Mitwirkung an demselben den Kastellan Martin Krolikowsfi aufgefordert, Außerdem wirkte er thätlih für dieses Unternehmen mit, indem er im Austrage

o mehr spricht sich daher-

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des Chirurgie - Gehülfen Ziemkiewicz den durch Apollonius von Ku- f is Bolewice nah Posen abgeschickten Wagen mit Waffen am 3. März vor die Schmiede zu Jerzyce fahren hieß, damit die Waffen, welche ers zur Nachtzeit gebrauht wurden, nit zu früh nah Posen kämen. Ziemkiewicz ist 44 Jahre alt, nahm als Chirurg an dem polnischen Revolutionsfkriege Theil und hielt si seit 1833 zu Posen auf, wo. er theils durh wundärztliche Winkel-

raxis, theils durch Stubenmalen \ich zu ernähren suchte. Er verkehrte viel mit Chamsfi und dem Sthlosser Lipinski und besuchte häufig die Koczkowskishe Weinhandlung zu Posen, einen angeblichen Versammlungsort der Verschworenen, Am3. März 1846 beauftragte er, wie {hon erwähnt worden, den Mitangeklagten Hei- hel, den von Bolewice kommenden Wagen vorläufig nah der Schmiede in Jerzyce zu bringen. Er selbst erhielt dann am Abend desselben Tages den Auftrag, den Wagen von Jerzyce abzuholen und nach Posen zu schaffen. Zu diesem Ende bediente er sich des Wagens des Mitangeklagten Kurowsfi, ed zuerst nah Gurczyn, muthmaß= lih um die Vershworenen daselbst von der Stunde des Ausbruchs der Revolution in Kenntniß zu seßen, und dann nah Jerzyce, wo er dem Schmied die Reparaturen am Wagen bezahlte und dem Knecht befahl , nah Posen, hierauf durch die Stadt über den Kanonenplab, und demnächst auf die unterhalb der Festung an der Warthe hinlau- fende Chaussee den Weg nah Naramowice zu fahren. Dort waren, wie au schon bekannt ist, etwa zwanzig Personen versammelt, welche sich mit den von dem Wagen heruntergenommenen Waffen bewaffne- ten, Als indeß die Kunde anlangte, daß das Unternehmen vereitelt sei, ließ Ziemkiewicz hnell die Waffen in der Nähe der Warthe ver- graben, sämmtlihe Mitvershworenen einen Eid der Verschwiegenheit leisten und nah Hause gehen. Beide Angeklagte, Heichel so wie Ziemkiewicz, ‘leugnen sämmtliche ihnen zur Last gelegten Thatsachen, und wollen einander erst im Gefängniß kennen gelernt haben. Die Zeugen bleiben zum Theil bei ihren früheren Aussagen stehen, zum Theil, wie der Führer des Wagens mit den Waffen und der Kut- scher Kurowski's , erinnern sie sich nit, ob die Angeklagten diejeni=- gen Personen seien, in deren Auftrag sie ge-handelt.

Berlin, 4. Nov. Jun ver heutigen Verhandlung wurde zu- nächst der Angeklagte Jgunaz Lowicki vernommen, Derselbe ist 22 Jahre alt und Wirthschaftsshreiber. Auf Anordnung des Apollonius von Kurowski fuhr er am 3. März mit dessen Bruder Hieronymus angeblih zu einer Jagd nah Posen. Von seinem Begleiter erhielt er eine Doppelflinte und kaufte sih in Posen Munition, Am Abend eröffnete ihm Apollonius von Kurowski, daß ein Aufstand stattfinden werde, und nahm ihn mit auf die Wilhelms - Straße, um dort den Ausbruch desselben abzuwarten. Gegen 10 Uhr kam Lowicki mit den Gebrüdern Kurowski aus einander und warf in der Gegend der Post sein Gewehr fort. Als er am folgenden Morgen verhaftet wurde, fand man bei ihm noch eíne Flasche mit Pulver, 2 Pfund Rehposten und eine Quantität Zündhüthen. Der Angeklagte giebt zu, daß er sich mit Hieronymus von Kurowski nah Posen begeben und von demselben eine Doppelflinte erhalten habe, Er sei in dem Glauben gewesen, daß eine Jagd stattfinden solle, und habe von einer Revo- lution keine Kenntniß erhalten. Das Gewehr, mit welchem er auf der Wilhelms-Straße gewesen, habe er in der Nähe der Post weg- geworfen, weil Unruhen entstanden seien,

Hierauf wird der Angeklagte Hierongmus von Kurowski hervor- gerufen. Dezselbe is ebenfalls Wirthschastsschreiber und 22 Jahre alt. Er half seinem Bruder Apollonius die im Auftrage des De, von Niegolewski nah Bolewice geschafften Kisten mit Waf fen in der Scheune verbergeu und war am Abend des 2, März dabei behülflih, als die Waffen auf einen Wägen verpat wurden. Am 3. März reiste er mit Jgnaz Lowicki nah Posen und erwartete mit ihm und seinem Bruder am Abend auf der Wilhelms=- Straße den Ausbruch des Aufstandes. Die Nacht brachte er in der Wohnung des Chamski zu. Bei seiner Vernehmung räumt der An-

eflagte ein, daß er scinem Bruder bei dem Waffeu - Transport be- bülflih gewesen sei. Auch in Posen sei er gewesen, habe aber nichts von einem dort beabsichtigten Aufstande erfahren. Jn Folge einer Aufforderung des Präsidenten hält die Staats-Anwaltschaft hierauf ihr Requisitorium gegen die beiden Angeklagten Woycieh Heychel und Ziemkiewicz und beantragt gegen Beide die Strafe des Hochverraths. Herr Furbach, als Vertheidiger des Heychel, trägt auf Freisprehung event. auf Entbindung vou der Anklage auz Herr Deycs, welcher für Ziemkiewicz spricht, beantragt völlige Freisprehung. Darauf be- gründet die Staats-Anwaltschast die Anklage gegen Lowicki und Ku- rowsfi und trägt gegen Beide auf die Strafe wegen Hochverraths an. Die Vertheidiger beantragen die Freisprehung ihrer Klienten.

Demnächst wird zur Vernehmung des Angeklagten Cornelius Gabrygelski geschritten. Derselbe is 30 Jahre alt und Zimmermeister. Am 3. März 1846 Nachmittags überbrachte er dem Bäder Alexan-

er von Neymann die Aufforderung, sich vor 11 Uhr mit den von

ihm gewonnenen Vershworenen behufs Unterstüßung des beabsichtig- ten Aufstandes auf dem Garnison-Kirchhofe einzufinden. Am Abend ging der Angeklagte selbst bewaffnet in der Stadt herum. Gegen 10 Uhr wurde er von dem Polizei-Kommissarins Maschke in der Ge- gend der Wallischei-Brüke arretirt, Er trug bei seiner Verhaftung einen Hirschfänger, zwei geladene, schon mit Zündhütchen versehene Pistolen, 17 Stü Patronen und andere Munition. Bei seiner Ver- nehmung gicbt der Angeklagte an: am 3, März Abends habe ihm ein Unbekannter unter Drohungen zwei Pistolen aufgedrungen. Als er mit demselben in die Stadt zurückgegangen, sei er von 5—6 Personen überfallen worden, welche ihn gebunden und vor den Polizei - Di- rektor Duncker geschleppt hätten. Auf die Frage des Präsidenten, wo er die anderen bei ihm gefundenen Gegenstände erhalten, äußert Ga- bryelski: das wisse er nicht, wahrscheinlih habe derselbe Unbekannte sie ihm zugesteckt, Herr Grothe, als Stellvertreter des Staats-Au- walts, trägt auf die Strafe wegen Hochverraths an, während Herr Kremnig, als Vertheidiger, Freisprechung beantragt.

Darauf wird der Augeklagte Johann Pilecki vernommen. Der- selbe ist 22 Jahre alt und Uhrmachergehülfe. Er wurde am 3, März Abends in der Nähe der Wallischei - Brücke als verdächtig arretirt, und man fand in seiner Tashe 8 Bleikugeln, die zu einer in der Nähe gefundenen Pistole paften, so wie auf seiner Brust eine Lage von 1 Bogen Löschpapier und ein blecherues Schild. Bei seiner Vernehmung leugnete der Angeklagte jede Kenntniß von einem beab sichtigten Aufstande, Zwei über die Verhaftung vernommene Zeugen machten widersprehende Aussagen, und die Anwaltschaft verzichtete wegen mangelnden Beweises a einen Straf-Antrag. Der Verthei= diger trug auf sofortige Freilassung seines Klienten an.

Nach Ablauf einer inzwischen eingetretenen halbstündigen Pause wurden nach einander die 4 Angeklagten Florian Kleynowski, 28

Jahre alt, Bedienter; Martin Pietroszynski, 30 Jahre alt, Koch;

Franz Olszewski, 20 Jahre alt, Küchenjunge; und Silvester Boro= wiedi, 20 Jahre alt, ebenfalls Küchenjunge, vernommen. ie- troszynski hatte am Abend des 3. März den beiden Bedienten Flo- rian Kleynowski und Joseph Dolinski mitgetheilt, daß ein Aufstand ausbrechen werde, und dem Kleynowski unter der Aufforderung zur Theil= nahme ein Gewehr gegeben. Er selbst ging, mit einem E versehen, um 10 Uhr nach der Wallischeibrückde und wurde dort grretirt, Man fand bei ihm ein gefülltes Pulverhorn und einen Perkussions-Aufseher, Bei

seiner Verhaftung ließ er eine Abschrift der frakauer Proclamation vom 23. Februar 1846 fallen. seiner Vernehmung behauptet der Angeklagte, das Pulverhorn und den Perkussion habs er gefunden; ein Gewehr habe er nit gehabt; die Proclamation habe er nit bei s{ geführt und von einem Aufstande nichts ge- wußt. Der Polizei-Kommissarius Maschke, als Zeuge, E Angaben in Betreff der Proclamation. nowsfi- war um 10 Uhr Abends mit dem von Pietroszynski erhaltenen Gewehr nach der Wallischeibrücke gegangen, jedoch wieder nach. Hause gelaufen, als hier Verhaftungen vorgenommen wurden. Außerdem hatte er dem Franz Olszewski mitgetheilt, daß am Abend des 3. März ein Auf= stand ausbrechen werde. Heute behauptete der e ere uf er k von einem Aufstande nihts gewußt und habe das Gewehr von einem Unbekannten auf der Straße erhalten. Olszewski, welcher durch Kley- nowsfi von dem Ausbruch des Aufstandes unterrichtet war , gat sich um 10 Uhr Abends mit seinem Küchenmesser bewaffnet nah der Wallischeibrücke. Bei seiner Vernehmung sagte er aus: er sei mit dem Messer zum Messershmied gegangen und sei auf der Diese dem mit einer Flinte bewaffneten Kleynowski begegnet, welcher ihn mit nach der Wallisheibrüce genommen und ihm mitgetheilt habe, daß dort etwas los sei. Der lebte Augeklagte, Silvester Boro=- wiecki, hat durch Kleynowski und Pietroszynski von dem für den Abend beabsichtigten Aufstande erfahren und hat si ebenfalls, mit einem Küchenmesser versehen, nah der Wallischeibrücke begeben. Bei seiner dortigen Ärretirung äußerte er: ich bin unschuldig ; die Anderen haben mi verführt. Heute sagte er aus: er sei an jenem Abend betrunken gewesen und habe, als er sih auf die Straße begeben, zwecklos das Messer zu sich gesteckt. Herr von Bertrab, als Stella vertreter des Staats-Anwalts, beautragt gegen alle vier Angeklagten die Strafe des Hohverraths. Die Vertheidiger suchen darzuthun, daß hier ein hochverrätherishes Verbrechen nicht vorliege, und bean- tragen, daß ihren Klienten die bisherige Untersuhungshast als Strafe für dasjenige Vergehen angerechnet werde, was der Gerichtshof etwa in dereu Handlungsweise finden möchte, Hierauf wird die heutige Sibung nach 2 Uhr geschlossen.

Die Cholera in Nußland, in den Jahren 1829, 1830, 1831, 1832, 1846, 1847. (Aus der Metizinischen Zeitung Nußlands,)

Beachtet man die Richtung, welche die Cholera im europäischen Rufß- land genommen hat, so ergiebt sich im Allgemeinen: daß die höher gele- genen Orte, wie in Judien, entweder gänzlich verschont blieben oder, wenn sie heimgesucht wurden, dies doch mit P Intensität geschah.

Das europäische Nußland is bekannt ih eine flache Ebene prisGen gänzlich geschiedenen Gebirgszügen, dem Ural in O., dem Kaukasus und taurischen Küstengebirge in S., den Vorläufern der Karpathen in SW., und den Gebirgen Finnlands, Olonez und Archangelsk in NW. Zwei unter einander und mit den E zusammenhängende Höhenrücken scheiden diese flahe Ebene in vier Bassins, von E E f S. und zwei gegen N. Abfluß haben. Der eine nördliche Höhenrücten \chei- det die nah N, fließenden Gewässer von denen, welche ihren Lauf nach S. nehmen, Er läuft von den Vorbergen der Karpathen in SW. zum Ural in NO. Auf demselben in gleicher Richtung liegt das westliche Wolhynien, das östliche Grodno, die Stadt Minsk, die südliche Spiye von Witebsk, Nord-Mohilew , vas nördliche Twer , Süd-Nowgorod, Süd-Olonez, die südliche Gränze von Wologdva, Nord-Perm und der Ural, Die größte Er- hebung desselben findet man bei Waldai mit 1200 F. über dem Meeres- \piegel, Die beiden Bassins, welche sich hier nah Norden hinziehen, L n sich gegen das Weiße- und das Eis-Meer und gegen den finnischen

busen und die Ostsee. | x :

Der zweite, südlihe Höhenzug, die Abflüsse des Kaspischen Meeres von denen des Schwarzen Meeres scheidend, fängt unweit der Wolga- Quellen (Dörf Wolchino-Werchowje, im ostaschkowschen Kreise, Gouv. Twer) an, läuft südlih zur Wolga bei Saratoff entlang dem rechten Ufer des Stromes nach S. bis in die Nähe von Zarizyn an der Wolga und Ka- tschalinsf am Don. Beide Strôme laufen Ar nach SO. und SW. vom Höhenzuge ab, der sich nach S. zum Kaukasus wendet, Von Saratoff bis zum Kaukasus bietet dieser Höhenzug eine nur geringe Erhebung, dort aber steigt sie zur Höhe von 1000 F, Auf demselben liegen von W. nah O. das Gouvernement Smolensk, die Südwestgränze von Kaluga, die Mitte des Gouvernements Orel (während -die Stadt Orel nahe an dem e, zuge liegt), die Südgränze von Tula und Rjäsan, die Mitte von Tamboff, der südwestlihe Theil von Pensa, das Gouvernement Saratoff und die Höhen von Pctrowsk. j

Bei der Ausbreitung der Cholera im europäischen Rußland sehen wir im Jahre 1829 und 1830 die Krankheit die Gränze an zwei Stel- len überschreiten: an der Westgränze des orenburgschen Gouvernements und am westlihen Ufer des Kaspischen Meeres, Aus der am niedrigsten gelegenen Gegend des kaspischen Bassins verbreitete sich die Krankheit über Astrachan, nah dem östlichen und südlichen Theile des europäischen Ruß- lands, ohne aber den nördlichen und südlichen Höhenzug an seinen höhe- ren Stellen in Minsk, Mohilew, Smolensk, Orel, Twer, Nowgorod 2c, zu überschreiten, Nur am raue Theile des nördlichen enzuges wanderte sie nah Wologda über, jo wie sie schon früher über den niedri-

en südlichen Theil des südlichen Höhenzuges zur Ausbreitung im südlichen

ußland geschritten war. i

Bei der Ausbreitung während der Jahre 18416, 1847 sehen wir sie im Allgemeinen die frühere Bahn vom Kaukasus, am westlichen Ufer des Kaspischen Meeres und die Wolga entlang aufwärts beschreiten,

Was die Verbreitungs-Ur sachen anlangt, so ergiebt sich aus den vorhandenen Beobachtungen, sobald man sich nur fern von einer vorge- faßten Meinung hält, weder ein Beweis für die alleinige miasmatische Fort- pflanzung, obgleich die Sperrmaßregeln ohne Erfolg blieben, noch auch ist die alleinige Fortpflanzung per contagium nachzuweisen, Während an vero schiedenen Orten die Ver na einzig durch Miasma vermittelt zu sein heint an anderen wieder durch Ansteckung von Jndividuum zu Jndiv duum, so scheint in anderen wieder die Vereinigung beider thätig gewesen zu sein, Bei der Cholera in den Jahren 1846, 1847 scheint man vorzüglich die Ausbreitung durch Ansteckung von Individuum zu Individuum nachweisen u wollen, allein selbst wenn dies \hlagend gelingen sollte, so. ist damit noch L inedivedes der Beweis geführt, daß dies überall guch in den früheren Epi- demicen die ausschließliche Ursache gewesen sei. Warum sollte die Natur in ihrer Mannigfaltigkeit gerade bei der Cholera immer nur nach einer Scite zu ihr Wirken entfalten! Weit wahrscheinlicher ist es, daß si die Cholera nicht nur auf miasmaiishem Wege sortpflanzt (obgleich dies ge- wöhnlich der Fall scin dürfte), sondern unter begünstigenden Verhältnissen, eben so wie bei der Nuhr, beim Typhus 2c., ein Kontagium reift, wodurch . nicht nur eben so gut die Fortpflanzung vermittelt, sondern wohl gar der miasmatische Einfluß verdeckt wird, wenn dasselbe dur begünstigende Ver- hältnisse bis zu einer bedeutenden Jntensität herangereift ist. Das Leßtere mag übrigens von der Cholera in Polen, im Kaukasus 2c, besondere Gel tung finden. f i ,

d des hohe Kälte, noch au bedeutende Luftwärme wirkte hemmend auf die Entwickelung und L nis der Cholera, während dagegen fühle, feuchte, nasse Witterung deutli sih als begünstigendes Moment für die Kraukheit herausstellte, Wie bei allen Weltseuchen, so auch bei der Cholera als solcher, is eine bedeutende psychische epression als res) sentlihes mitwirkendes Moment in Anschlag zt bringen, und während b der einen Seite bei der großen Masse gedankenlose Nichtachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln stattfindet, wirkt anderentheils die marteride Ang Furcht bei- einer großen Menge als ues Momext: Dae wurde aber der nachtheilige psychische Einfluß noch dur en soma els uf das Reflex, hervorgegangen aus den fosmis « tellurischen den Unterleibsganglien-Spÿsten, umere der sih mit S wenigstens im Jahré 1831 und 1832, allgemein vorfi wg M ist auch eine besondere Weciseiunna der Choléra z die is fast überall mehr oder weniger deutlich

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¿mlich die leyteren mit dem Auftreten der Sia mit A Aufhören derx ra wieder