1847 / 323 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

; abeuen Königshause ein dreifaches „Hoch !“ po wn je S Eme O L O begeistert einstimmte. gebracht, bewillfommnete Herr Protokollführer der Stadtver=

Die Gäste mit“ freundlihen Worten, indem er namentli ordneten, Scheffer, bern heute die erfreulihe Gelegenheit darauf hinwies, daß den Festgebe E :

eworden, ihre Gäste zweimal bei sich zu begrüßen: des Morgens bei

S ernsteu, pte einem heiteren Feste, an welches sich eine so

nupse.

hohe De Beholne Staats-Minister von Savigny ergriff hierauf

sofort das Wort: Er glaube der Zustimmung aller Gäste versichert

zu sein, wenn er für diese freundlihe Bewillfommnung den herzlih= sten Dank ausspreche; er wolle daran nur die aufrichtigsten Wünsche für- das bleibende und fortshreitende Wohl der Stadt Berlin knüpfen, welche, als der Siß der Pflege der Gewerbe, Kunst und Wissenschaft, ugleich auch als Vertreter der ganzen Monarchie gelten könne; es lebe die edle Stadt Berlin mit ihren Vertretern und Vorstehern! „Unserem s{önen Deutschland und uuseren deutschen Frauen!“ widmete Herr Kommerzien-Rath und Stadtverordneter D uncker einen dur heitere Laune gewürzten Trinkspruch, welcher mit allgemeinem

Jubel aufgenommen wurde. Und den größten Anklang fand es, als hierauf Herr Ober-Bürgermeister Kr au snick ein dem Lobe der Oef= fentlihfeit gewidmetes Lied miteiner glücklichen Wendung dagu benußte, die Versammlungzu einer, geheimen Handlung““, zu einem Werke derWohlthä=- tigkeit einzuloden ; er erinnerte dabei in furzen Worten daran, daß ein Legat des Hochseligen Königs bestehe, welhes den Zweck habe, hülfs- bedürftigen Bürgern mit kleinen Raten von 10 Thalern eine Erleich= terung zu verschaffen; die Verwaltung desselben stehe den Stadtver- ordneten zu; die Ansprüche an dasselbe seien aber gegenwärtig, in Folge des vor kurzem noch herrschenden Nothstandes, \o gesteigert worden, daß sie niht mehr nah Wunsch befriedigt werden könnten; er lade daher die Versammlung ein, durch eine Beisteuer auch einige sener Hülfsbedürftigen an der Freude des Tages Theil nehmen zu lassen, Der Erfolg entsprach den gehegten Erwartungen. Eine von den Festordnern sofort veranstaltete Sammlung ergab die Summe von 210 Thalern, womit, wie der Herr Ober-Bürgermeister bemerkte, 21 Bürgern dieser Tag zu einem Tag der Freude gemacht werde.

Nachdem zuleßt noch Boyen's herrliches Lied: „Der Preußen Loosung is die Drei“, unter lautem Jubel vorgetragen worden , for- derte Herr Geheimer Ober-Finanzrath und Stadt=-Aeltester Knoblauch die Versammlung mit begeisterten Worten auf, dem Manne, welcher dem erhabenen Begründer der Städte = Ordnung als treuester Rath- geber zur Seite gestanden, dem Andenken Stein's ein stilles Glas zu weihen, Es wurde ihm von der ganzen Versammlung mit deu: Ge- fühlen des innigsten Dankes geweiht,

__ Hiermit {loß dieses schöne Doppelfest, welches auch außerhalh dieses Raumes in würdiger Weise begangen ward, Jn den verschie- denen Theatern der Hauptstadt fanden Fest-Vorstellungen statt, über die wir unten besonders berichten, und die abermalige glänzende Be- leuhtung der Fresfen in der Säulenhalle des Königlichen Museums gab der öffentlichen Freude am Abend auch noch eine willkommene künstlerische Weihe,

Berlin, 20. Nov. Nach dem heutigen Militair-Wochen=- blatte is der Oberst, Freiherr von Dobeneck, Commandeur des Garde-Dragoner=Regiments, zum interimistischen Remonte-Juspektor und Vorsteher der Abtheilung im Kriegs-Ministerium, für die Re= monte- Angelegenheiten, der Oberst - Lieutenant und Flügel - Adjutant von Shlemüller zum interimistishen Commandeur des Garde- Dragoner - Regiments ernannt und dem Rittmeister a. D., Freiherrn oon Lünink, zuleßt im 3ten Bataillon des 16ten Regiments, der Charakter als Major beigelegt worden.- Ferner is dem Major Mül- ler, von der 1sten Artillerie-Brigade, als Oberst-Lieutenant mit der Brigade -Uniform mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verab- schiedete und Pension der Abschied béwilligt worden.

Provinz Scblesien. Das Amtsblatt enthält folgende die Ausführung des Geseßes über die Verhältnisse der Juden be- treffende Bekanntmachung der Königlichen Regierung :

„„Wir bringen hiermit zur öffentlihen Kenntniß, daß jeder der Herren Landräthe, so wie der hiesige Herr Polizei - Präsident, angewiesen is; eine Liste der in seinem Kreise resp, in hiesiger Stadt wohnhaften Juden, welche nah §, 41 des Geseßes über die Verhältnisse der Juden vom 23, Juli d, J. (Ges. S, S, 263) berechtigt sind, an den Wahlen der Repräsentan- ten der Synagogen-Gemeinden theilzunehmen , anzufertigen und diese Liste in seinem Geschäfts-Lokale innerhalb der Amtsstunden den Betheiligten auf Verlangen zur Einsicht vorzulegen. Etwanige Reclamationen dagegen fönnen von den Betheiligten angebracht werden, Wir bestinimen indeß, daß diese Reclamationen von den Reklamanten mit ihrer Namens - Unter- {rift versehen scin müssen, daß sie nur bei dem betreffenden Landrathe resp, dem hiesigen Polizei-Präsidenten eingereiht werden dürfen, und zwar binnen einer mit dem 31. Dezember d. J, ablaufenden Präklusivfrist.

__ Sobald wir über diese Reclamationen entschieden und die Wähler- Listen festgestellt haben werden, werden wir in Gemäßheit der §§, 35, 36 a. a, O. wegen Bildung der Synagogen - Bezirke Beschluß fassen und in Gemäßheit des §. 50 a, a. O. wegen Vornahme der ersten Wahlen der Repräsentanten und der Vorstände das Erforderliche anordnen,

Breslau, den 12, November 1847,

Neuénburger Angelegenheiten.

Berlin, 20, Nov. Se. Majestät der König häben an die betreffenden Behörden des Fürstenthums Neuenburg und Valendis em Allerhöchstes Patent erlassen, welches in deutscher Ueberseßung dahin lautet:

Inwieweit seine Novelle Stoff zu einem Drama bot, wieweit die büh- nenkundige Verfasserin in der „freien Benuzung““ derselben ging, worin und warum he von ihr abwich, gleichsam eine Auseinandersezung des Eigen- thums behalten wir uns für einen folgenden Bericht vor, damit die Test piche Stimmung des gegenwärtigen keinen störenden Zusaß erlcide,

Nur daran sei hier erinnert, daß der deutschen Bühne durch die Auf- nahme in Provinzial - Dialeften geschriebener Dramen eine wesentliche Be- reicheïung und eine krästige nationale Richtitng gegeben werden kann, wenn Bühnendichter dasselbe für das Drama zu leisten sich bémühen, was A uer- bach in der Erzählung geleistet hat. Man würde damit den Dialekten eine Ehre anthun, die sie. wahrlich verdienen, und dem Publikum eine Kost vorsepeñ, die wenigstens immer nahrhaft is, Unfehlbar würden solche Dra- men unter der höchsten Kunstform zurückbleiben, denn diese ist mit der hoch- deutschen Sprache unauflöslich verschwistertz aber wir gewännen aus der Tiefe des deutschen BVolkslebens eine Reihe kräftiger Genrebilder, in deren Spiegel sich nicht“ blos einzelne Stäwmme, föndetn die ganze Nation mit Freudeñ wiedererkennèn würde; wir hätten gus einem von selbs fließenden Strom der * Gl zu schöpfen, wie der Franzose. gus dem Leben und Treiben seiner Gesellschaft schöpft, Der Roman und die Lyrik benuben diesen Schaß schon längst: warum soll er für das Drâmg zul einer Zeit unbenußt bleiben, wo, nach der gegenwärtigen Stockung in der Production zu schließen, ihm ein neuer Lebensreiz nicht unerwünscht sein kann?

éin Lebensreiz würde diése Betußuñg dér Dialektè stein \chón bee Redétveisén sind dkamatish, teil sié unmiklelbar äus dem Lében Fäm-

n Und oft noch an dém einzelnen, aus seinem Zusäitménhäñnge l aiv Wort die ganze Situatión seines Ursprisngs, wie däs Etbreich an der Wuriel hängt. Dadurch arbeiten sie dem Dichter unglaublich in bie Hände, wäh- rend däs r E é, áls diè Sprache der aisgeglihenen Stände, die Tráädition séinet Entstehung nur noch in seltenen Fälleit mit sich trägt, wé- nigër topisch ist, bafür aber auch der sponfatiéèn Geistésätbeit sich tvilliger fügt,

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„Wir Friedrich Wilhelm nv., von Gottes Gnaden König von Preußen , souverainer Fürst von Neuenburg und Valen- dis “u. \. w. Unseren gnädigen Gruß zuvor!

Nachdem Wir Kenntniß genommen Ea von dem in der Siz- „Zung am 29, Oktober d. J. gefaßten Beschlusse des geseßgebenden Körpers, welcher die Neutralität des Landes während des jeßt in der A chweiz ausgebrochenen Bürgerkrieges verkündigt, und nahdem Wir “pon der vollkommenen Zustimmung zu diesem Beschlusse seitens der “pier Bürgerschaften , der Geistlichkeit uüd der vornehmsten Or- “Jane des Landes unterrichtet worden , erklären Wir hiermit: daß Wir den Beweggründen, welche dem geseßgebenden Körper „diesen Beschluß eingegeben haben, Unsere vollkommene Billigung ertheilen; daß Wir demzufolge und in Unserer Eigenschaft als sou= |_verainer Fürst diesen Beschluß aus eigener Bewegung ratifiziren und “bestätigen und demnach“ Unser Fürstenthum Neuenburg und Valendis für ein neutrales und unverlebliches Land während der ganzen Dauer des gegenwärtigen Bürgerkrieges erklären, gleihwie diese Neutralität “und Unverletbarkeit von dem geseßgebenden Körper und dem Staats- rath von Neuenburg verstanden und näher bestimmt worden ift.

Des zu Urkund haben Wir gegenwärtige Erklärung Allerhöchst= Ggenhäubig vollzogen und mit Unserem Königlichen Jnsiegel bedrucken assen.

Gegeben zu Berlin, den neunzehnten November im Jahre des Heils Eintausend Achthundert und Sieben und Vierzig und Unserer

Regierung im achten, (L. S.) (gez.) Friedrich Wilhelm. (fontrasign.) Werther.“

Oesterreichische Monarchíe.

Wien, 16. Nov. (Bresl. Ztg.) Die National-Bank be- reitet die Ausgabe ucuer Banknoten vor, und is in diesen Tagen dem Ober -Buchhalter Salzmann der Auftrag zur Erzeugung der Bank= Papiere entzogen worden, nahdem nicht blos die tägliche Er- fahrung den Beweis von der leichten Nachahmbarkeit der jeßigen Noten der Bank geliefert, sondern namentlich der berühmte Xylograph Blasius Höfel den Direktoren durch den Augenschein bewiesen hat, wie gering die. Garantieen der leßten Ausgabe sind. Noch scheint nicht entschiéden zu sein, wer die Leitung der tehnischen Ausführung bei der neuen Ausgabe erhalten wird, aber alle Umstände machen es sehr wahrscheinlich, daß der gegenwärtige Direktor der Kais. Staats= Druerei, Regierungsrath Auer, in Gemeinschaft mit dem Künstler Höfel, der selbst eine Kunstanstalt mit Druderei besißt, die Anferti- gung der Bankscheine übernehmen wird, wofür gewöhnlich eine Re-= numeration von 30,000 Fl. Conv.-Münze bezahlt wird. Der jüngst stattgefundene Wechsel des Bank - Gouvernements hat in diesen An- gelegenheiten einige Verzögerung gebracht, aber bald dürfte dieser wichtige, für unser Geldwesen höchst ersprießlihe Gegenstand seiner endlichen Erledigung entgegen reifen.

Ueber die den Ständen vorgelegten Königlichen Propositionen wird der Oder=-Zeitung aus Ungarn vom 14, November ge- schrieben:

„Während in Preßburg noch der Jubel über die Anwesenheit des Mo- narchen wiederhallt, beschäftigt der Juhalt der den Ständen in so gewin- nender Weise übergebenen Allerhöchsten Propositionen die Prüfung des Lan- des in weiten Kreisen, und es ist sicher kein Fehlshluß, wenn wir das Urtheil varüber als ein allgemein günstiges bezeihnen. Die zur Verhandlung be-

zeichneten Gegenstände gehören alle in das Gebiet: der Verbesserungen und des Fortschrittes, deren Nothwendigkeit selbs von der Opposition anerkannt ist, während die Regierung das Feld der Vorschläge und Diskussionen, um zu diesem heilsamen Ziele zu gelangen, für die Stände möglichst ofen ge- halten hat, um so Mißtrauen zu beseitigen und ihrerseits Vertrauen in die praktischen Erfahrungen des Reichstages selbst zu beurkunden, Die moti- virten und außsgearbeiteten Geseßes - Vorschläge beruhen sämmtlich auf der Grundlage vou den Landtags - Deputationen bereits aus- gearbeiteter Anträge oder von den Ständen früher beratheuer und vorge- legter Propositionen, mit jenen Aenderungen, welche Allerhöchsten Orts für itothwendig erachtet worden sind, Die erstere Neihe unter den Propositionen nimmt der schon“ auf dem vorangegangenen Reichstage berathene Gegen- stand der Verpflegung der Truppen, statt durch Natural-Lieferungen, mittelst Ablösung derselben im Gelde ein. Die Zuträglichkeit dieser Maßregel wird im Lande so allgemein anerkannt, daß an ihrer Durchführung nicht zu zweifeln. Die Last des bisherigen Systems fällt zu ungleich und zu drückend auf den Kontribuenten, Während nämlich die Ungleichheit der Preise der Lebensmittel in den verschiedenen Komitaten die Natural- Besteuerung schon an sich ungleich macht, wird der Uebelstand noch da- durch erhöht, daß die entfernteren Komitate die Fracht - Gebühren zum Orte der Abliefernngen in einem weit größeren Maße zu tragen haben, Der dritte Vorschlag, die Landtagsstimmen der Königl. Freistädte, der freien Distrikte und der Domkapitel zu reguliren, wird im Prinzipe bei uns eben- falls allgemein: anerkannt z die Besigthum-Bildung und Zahl dieser Ein- wohnerschaft des Landes stehen im schreienden Mißverhältniß zu ihren po- litischen Berechtigungen. Allein hierbei wird es wohl einen heißen Kampf geben über das Maß, in welchem die Opposition (im weitesten Sinne) eine Abschlagszahlung ihrer alten Schuld an eine große, aber immer mit Besorglichkeit betrachtete Klasse ihrer Mitbewohner wird anbieten, oder die- selbe von lehteren wir angenommen werden wollen, Jn dieser Spihe be- gegnen einander in Wiverstreit die aristokratishen Justitutionen und die Anforderungen von Necht und Humanität, welche die Grundlagen des poli- tischen Fortschrittes der Gegenwart bilden.

„Unmittelbar an die Stimm-Regulirung der Königlichen Freistädte, und gleichsam als Grundlage zu derselben, ließt sich der vierte Punkt der Propositionen mit dem Vorschlage zur zeitgemäßen Verbesserung der inneren Organisation dieser Körperschaften. Die Opposition hat eine solche bekaunt- lich als die Bedingung begehrt, unter welcher den ständischen Deputirten

Wir schließen mit dieser Betrahtung au dem Geburtsfeste einer Fürstin, der das Volksleben in allen seinen Aeußerungen werth und theuer ist,

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Königsstädtisches Theater.

Hier begann die Feier des Namenstages Zhrer Majestät der Königin mit éinem von E, Schmidt (Orchester - Mitglied der Bühne) kompouirten Festmarsh., Er wurde vom gesammten Orchester, einen Jufanterie - und einem Kavallerie-Musik-Corps, von denen bie beiden leyteren auf der festlich

A Bühne aufgestellt waren, ausgeführt. Hierauf folgte ein von r. E, Freiberg gebichteter und von Mab. Nott gesprochener Prolog, bei welchem das versammelte Publikum bei den von der Künstlerin ausge- sprochenen Empfindungen die läutesten Sympathieen auszudrücken sich ge- drungen fühlte, Alsdanü würde zum erstenmale gegeben: Bruder Kain, Schauspiel in 4 Akten (nach einer álten Chronik) von H. Smidtz es fand dasselbe, welches bereits auf vielen Bühnen mit großem Erfolge aufgeführt wurde, auch hier allgemeinèn Beifall.

Sing - Akademie. Joseph. Orátorium von Händel, , (Den 17, November.)

Die Sing- Akademie eröffnete ihre Aboñnements - Konzerte am Mitt- woch in angemesséner Weise mit einem Orätorium Händel 's, eines Mei- sters, der mit Recht als S {chöpféx einer Kutistgättun angesehen wird, in welcher ér ns immer unlbertroffen dasteht, Zst „Joseph“ gléichtvohl den berühmteten Werken dieses Komponisten nicht an die Seite zu stellen, of- fenbart es nicht dis geváältigen Gegensäge, die in vielen anderen seiner Schöpfangtn, durch den Stoff hervorgerufen, in wahrhaft großartigen

gleichberechtigte Stimmen zugestanden werden könnten. Man

dieser Seite die Freistädte als zu viel unter Königlichem Einfeg ei von und möchte denselben durch ein allgemeines Wahlrecht schmälern, o eiwa wie die Legitimisten in Frankreich gegen die je ige Regierung es versuchen möchten. Jnder Thatist die Verfassung der ungarischen Freistädte mangelhaft, und ihre Magistrate stehen mit der Bürgerschaft in häufigem Hader. Die Re- gierung hat aus diesem Grunde auch schon die Zahl der Wahlbürgerschaft vermehrt; allein daß auch dies ungenügend , hat diesmal wiedir Preßburg gezei wo kein Deputirter zum Landtage gewählt worden ist, weil man ih mít dem Rechte der bloßen Wahl der Deputirten nicht zufriedenstellen wollte, während der Magistrat ihnen die Justructionen ertheilt, Auch hier- bei wird die richtige Mitte nicht ohne lange Berathungen zu finden sein Die Regulirung des adeligen Besizthums bildet eine der wichtigsten Vor- lagenz auf ihr beruhen Sicherheit des Grundeigenthums und derx hvpothe- karische Kredit des Landes. Die Regierung hat das Wort „Avicität““ da- bei nicht ausgesprochen, sondern der Paragraph nennt die Regulirung der Erbschaftssachen und die Einführung eines Grundbuches, Hier, wo die Regierung völlig unbetheiligt erscheint und die Juteressen des Grundbesißges im Lande schon lange ihre gewichtige Stimme für diese Maßregel erhoben haben, wird der Opposition wohl wenig Feld zum Widerspruche übrig bleiben, falls sie sih- überhaupt auf ein solches begeben will, Mehr getheilte Juteressen dürften bei der Urbarial- frage und der Ablösung der Noboten eintreten, Die Régierung scheint nur für eine freiwillige Ablösung gestimmt zu scin, während die Grundherren einer gezwungenen den Vorzug geben, Diese leztere würde aber für den Unterthan in einem Lande ohne Zweifel drücend werden, wo die Arbeitskräfte reichlicher als das Geld vorhanden sind, Auch is zu bemerken, daß das Volk in Ungarn in vieler Beziehung erst erzogen werden muß, Durch Aufhebung der Natural-Nobot würde ohne Zweifel nur die Trägheit derselben gefördert werden. Man findet z. B. hier zu Lande die sonderbare Erscheinung, daß der Taglohn bei eintretender Theurung wohlfeil wird, und umgekehrt, Der Arbeiter zieht es nämlih vor, müßig zu bleiben, wenn ihn nicht die Noth zum Erwerbe zwingt. Ein weiteres Feld für die National-Oekonomie schließen die siebente und achte Proposition, die Er- richtung einer Landeskasse betreffend, ein, wodurch die Regulirung der Gränzzölle eingeleitet und die Herstellung geeigneter Communicationsmittel, als Straßen, Kanäle u, \. w., zur Hebung der Jndustrie und des Handels bewerkstelligt werden könnten. Bei diesem Aulasse wird die auch von der Opposition schon angeregte Selbstbesteuerung zur Sprache kommen, und von diesem Resultate hängt das endliche Fallen der Gränzzollschranken ab. Die Regierung verlangt dabei, wie man sieht, nichts für sich, Alles zum Wohle des Landes. Unter den leyteren Vorschlägen is die Ausarbeitung eines Kriminal-Kodex die wichtigste und wird wohl kaum sehr bedrutenden Schwie- rigkeiten unterliegen,“

Krakau , 18. Nov. Mit Bezug auf die Bekanntmachung vom 28. September 1847 in Betreff der Errichtung. provisorischer Gefällsämter in den Eisenbahnhöfen zu Krakau und Szczakowa wird zur öffentlihen Kenntniß gebracht, daß das für die Station Szcza= fowa bestimmte einstweilen in Trzebinia unterbracht gewesene Gefällsamt am 2. November 1837 in den Einsenbahnhof zu Szczakowa verlegt worden und von diesem Tage an daselbst in Wirksamkeit getreten ist.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 12. Nov. Die Senats=Zeitung ver- öffentlicht die am 9, April vom Kanzler der auswärtigen Angelegen=- heiten, Grafen Nesselrode, unterzeichnete Declaration, welche am 14. Mai gegen eine gleichlautende vom Minister der auswärtigen Ange- legenheiten des Großherzogthums Toscana unterschriebene Decla- ration ausgetauscht worden, vermöge derer die russischen und tosca= nischen Kauffahrteischiffe in den Häfen beider Länder gleiche Rechte genießen sollen. Der Vertrag i} auf einen Zeitraum von 8 Jahren

geschlossen.

In Veranlassung der glücklichen Rückkehr des Großfürsten Thron= folgers, seiner Gemahlin und des Großfürsten Konstantin, so wie der Ankunft und des Einzuges der Prinzessin Alexandrine von Sachsen= Altenburg, Braut des Lebteren, hat der Hofrath Prokophi Pono- marew, Chrenmitglied der demidofsschen Anstalt für Arbeitsliebende, 8000 Portionen Speise unentgeltlich an Arme vertheilen lassen, Jhre Majestät die Kaiserin hat demselben für diese menschenfreund- liche Handlung und diesen neuen Beweis seiner Anhänglichkeit an das erhabene Kaiserhaus ihr Wohlwollen ausdrücken lassen.

Nach den neuesten hier eingegangenen offiziellen Nachrichten, hat die Cholera in Moskau in der leßten Zeit rascher um sich gegriffen, als früher, Vom 25, Oktober bis zum 1. November nahm die Zahl der Crkrankungen fortwährend zu. Es erkrankten nämlih in dieser Periode 641 Personen und starben 238. Seit dem ersten Erscheinen der Epidemie bis zum 4. November sind in Moskau überhaupt 1197 Personen erkrankt und 402 gestorben. Bis jeßt wurden beinahe nur Leute aus den unteren Volksklassen von der Krankheit getroffen. Jm Gouvernement Astrachan hat seit dem 13, Oktober die Epidemie ganz aufgehört, Jun der Stadt Astrachan geschah dies schon viel früher, In dem gesammten Gouvernement wurden, während die Cholera dort herrschte, 7132 (in der Stadt Astrachan 2455) Personen davoit befallen, und 3772 (in der Stadt Astrachan 1413) sind dara ge= ]storbeu. Gleichfalls aufgehört hat die Kraukheit in deu Städten Kursk und Samara, und zwar in Kursk am 18, und in Samara am 19, Oktober, An beiden genanntenOrten eutwickelte sie einen ziemlich bösarti= gen Charakter, dafür dauerte sie aber auch nur 4 bis 6 Wochen, Vielseitig ist {on bemerkt worden, daß nämlih die Dauer der Epi= demie zu ihrer Bösartigkeit im umgekehrten Verhältnisse steht. Ju Kursk sind überhaupt au der Cholera 1673 erkrankt und 1087 H storben; in Samara 938 exfrankt und 532 gestorben. Jun Kasan sind vom ersten Auftreten der Cholera bis zum 20, Oktober im Ganzen 1224 erkrankt und 665 gestorben. Jun Kiew is nah den

Wirkungen entgegentreten , so fördert cs nichtsdestoweniger einen Reichthum unendlicher Schönheiten und cine solche Mannigfaltigkeit der Jdeen in sci- nem lyrishen Theile ans Licht, daß das Werk dennoch das höchste Kunst-Juteresse zu beanspruchen niht umhin kann, um so mehr, als es ihm auch an einzelnen Momenten keinesweges gebriht, wo Händel seine dra- matische Kraft dann mit desto größerer Gewalt hervorbrechen läßt. Nicht nur die Chöre, sondern auch die Recitative und Arien sind voller Meister- züge, Die E der Charaktere is von treffender Wahrheit, das Ganze voll geistigen Schwunges.... Doch warum weiter auf Schönheiten hindeuten , die sich Jedem von selbs erschließen. Der lebendige Eindru, den das herrliche Werk dur die ihm innewohnende Jugendfrische und Geisteskraft in dem Hörer noch jeut erzeugt, giebt den besten Maßstab für

- den Kunstwerth einer Schöpfung, an deren Tonschwirgen nunmehr

Händel B a Oratorium im Jahre 1746 ein Jahrhundert vorübergerauscht ist. : Ï i;

Si Betreff der Aufführung gilt die Seer daß Werke, die der Sing - Akademie \o geläufig sind, wie die Händelschen, in dem Theile, in welhem sich das Jnstitut als ein großes Ganzes präsentirt, stets zu vol- ler Geltung kommen, Die Ausführung der Chöre ließ daher auch heute nihts zu wünschen übrig. Die Ausführung der Solo - Partieen bot da- gegen diesmal um so größere Schwierigkeiten , als „Joseph“ deren mehr als irgend ein anderes Oratorium enthält, Eine durchweg genügende Be- seßung derselben lag unter den obwaltenden Verhältnissen fast außer dem Bereiche der Möglichkeit, Von Königlichen Sängern waren nur die Herren Pfister und tticher betheiligt, Sie lösten ihre Aufgaben mit bekann- tem künstlerishen Geshick, Die übrigen Soli hatten in Mitgliedern des Institutes Vertretung gefunden. Als uns namentlich bekannt, eiwähnen wir von Lepterèn die Damen Caspari und Burchard, denen übrigens auch das Verdienst zugesprochen werden darf, ihren Kräften gemäß Nühmliches

geleistet zu haben, 2

leßten von dort gekommenen Nachrichten die Krankheit im Wadhsen ; sie greift indessen uicht besonders rasch um sih- und tritt auch: nit sehr bösartig auf. Jm Ganzen sind dort scit dem Erscheinen der Seuche bis zum 26. Oktober 278 erkrankt und 1413 gestorben. Jn der Stadt Charkoff nimmt die Krankheit sihtlich ab. Auch im ganzen Gouvernement Charkoff zeigte die Cholera fkeiuen bösartigen Charafter, obschon die Zahl der Erkrankungen keinesweges geringfügig genannt werden kann, Seit dem ersten Auftreten der Epidemie bis zum 14. Oktober erkrankten dort nämlich im Ganzen 9533, wovon 2829 starben. Jn Orel dauerte die Kraukheit in dem- sclben Grade wie früher fort. Zwischen dem 17, und 24, Oktober erfrankften daselbst 265 und starben 120 Personen. Jm Gouverne- ment Taurien is überall die Zahl der Erkrankungen nicht bedeutend. Im Gouvernement Orenburg greift die Cholera einigermaßen im südwestlihen Theile des dusulukschen Kreises um sih, wo sie 21 Dorfschaften ergriffen hat, Noch is die Cholera ausgebrochen: 1) am 1. Okftober in den an das Gouvernement Kasan gränzenden Krei- sen Malmysh und Jaransk im Gouvernement Wiatka, 2) am 3. Ok= tober in der Stadt Alexandria im Gouvernement Cherson und 3)- in der Mitte des Oktober im olgopolschen Kreise des Gouvernements Podolien. i

Am 27, Oktober hat die Escadre unter dem Contre -= Admiral Staniukowitsch den Hafen von Odessa wieder verlassen und is nach Sebastopol zurücgekehrt.

Am 24. Oktober starb zu Odessa der General = Lieutenant So- bolewsfi 1, Chef der 3ten Jnfanterie-Division.

Frankreich.

Paris, 16, Nov. Der Herzog von Aumale is am Sten d, von seiner Reise dur einen Theil der algerischen Provinzen wieder nah der Hauptstadt Algier zurückgekehrt.

Im Courrier de l’Ain vom 11. November heißt es, die längs der {weizer Gränze kantonirten französishen Truppen seien bis dahin weder vermehrt worden, noch schienen sie vermehrt. werden zu sollen; man bemerke keine Bewegung in den der Schweiz benach- Militair - Divisionen.

Das General = Conseil des Seine = Departements hat si, troß der Erklärung des Präfekten, daß dasselbe sih nicht mit politischen Angelegenheiten zu beschäftigen habe, mit einer Mehrheit von 25 Stimmen gegen 8 zu Gunsten einer Wahl-Reform erklärt. Ein Mit= glied des General-Conseils entgegnete dem Präfekten, daß diese Kör- perschaften sich mit Allem beschäftigen könnten, was die Gesetzgebung betreffe. Die Mehrheit der anderen General - Conseils des Landes hat sih in demselben Sinne ausgesprochen und eine Wahl - Reform beantragt. Andererseits zerfällt die Oppositions - Partei bei ihren unter diesem Aushängeschilde veranstalteten Banketts immer mehr. Es ist schon erwähnt, wie bei dem Festmahle zu Lille die Partei der Linken unter Odilon Barrot sich von der Partei der Radikalen unter Ledru Rollin absonderte. Jeßt is auch unter den Radikalen selbst eine Spaltung zwischen den eigentlichen Ra- dikalen und den Reformisten ausgebrochen, und Ledru Rollin soll zu dem bevorstehenden reformistishen Festmahle in Amiens nicht zugezo= gen werden. Das radikale Journal de la Somme crklürt feier- lich, daß in Amiens der Radikalismus in seiner ganzen Reinheit ein Bankett veranstalten werde und daß Ledru Rollin nicht zu den poli= tischen Notabilitäten gehöre, an welche man eine Einladung zu rich- ten gedenke. Das Mißlingen des Wahl - Zweckessens zu Lille giebt den Blättern der verschiedenen Parteien noch immer vielen Stoff zu gegenseitigen Beschuldigungen. Journal des Débats, Consti- tutionnel und National haben über diesen Gegenstand si in einen Kampf eingelassen. Das erstgenannte Blatt führt wörtlich die revolutionairen Trinksprüche des Advokaten Ledru Rollin an und kom= mentirt sie in einer für denselben keinesweges s{chmeichelhgften Weise. Der Angegriffene antwortet in den ihm zu Gebote stehenden Zei= tungen. Alle Mühe, welche der Constitutionnel sich giebt, das zu ähnlichem Zwecke veranstaltete Bankett in dem Städtchen Avesnes als eine große Manifestation der öffentlichen Meinung darzustellen, scheint aber vergebens. Das in Paris für die Wahl -= und Parlg- ments- Reform bestehende Central - Comité hat nun folgendes Rund= schreiben ergehen lassen: ; A

Paris, 12, Nov, Der imposanteste Charakter der reformistischen

Banketts war seither die fortdauernde Eintracht, die unter den Bürgern der verschiedenen Schattirungen der Opposition herrschte. Das machte , weil man sich auf dem neutralen Gebiete der Wahl - und Parlaments - Reform begegnete, wo alle Meinuugen, alle Stimmen einig waren, vor allen Din- gen aber, weil man von vornherein sih darüber verständigt hatte, daß jeder Redner, der sich von der speziellen Frage der Neform entfernte, allein ver- antwortlih bleibe für seine Worte, ohne die Solidarität Anderer in An- spruch zu nehmen. Es war in der That schwierig, eine ganz gleichförmige Würdigung der Fragen zu erlangen, die sich als Grundsäße oder als Kon- sequenzen um die Frage der Reform gruppiren, Eben dadurch, daß ein ge- meinsamer Gedanke die verschiedenen Meinungs - Nüancen vereinte, wurde es nothwendig, diesen Gedanken in verschiedenen Wort-Nüancen auszusprechen, und konnte es nicht ausbleiben, daß ein Redner, selbst wenn er sich innerhalb der Schranken legaler Opposition bewegte, häufig hier und dort die politischen Ansichten eines oder des anderen Zuhörers verleßte, wogegen diese nicht gehalten waren, mit ihm vorzugehen oder stillzustehen, Nedefreiheit für je- den Einzelnen, Meinungsfreiheit für Alle, das war das versöhnende Prin- zip der reformistischen Banketts, das von dem pariser Central-Comité, wel- ches die Juitiative dieser Bewegung ergriffen, aufgestellte Programm. Seit drei Jahren ins Dasein gerufen, um die Wahl -Opergtionen im Departe- ment der Seine zu überwachen und das gemeinsame Band für alle Kreis- Comités zu sein, richtet das Central - Comité seinen Ruf an alle Mitglie- der der Opposition, ohne zu verlangen, daß sie auf diesem oder jenem Grade des politischen Thermometers stehen , und hat es zur Devise die Worte ge- wählt + Einheit und Geseplichïeit! Einheit, als Bürgen der Kraft; Gesey- lichkeit, als Bürgen der Ordnung, Alle Veröffentlichungen des Central- Comités, alle seine Akte, alle Neden seiner Delegirten auf den verschiede- nen Banketts sind fortwährend der Ausdru dieses doppelten Charakters gewesen. Die Parteien gehen in der Regel ausschließend zu Werke; das Central - Comité aber ist keine Partei, deshalb ist es versöhnend und verschmelzend zu Werke gegangen, und eben dadurch hat es seine Vortheile in den politischen Kämpfen errungen, Vortheile, von. denen die leßten Wah- len der Seine, die partiellen Wahlen der General-Conseils, die Gemeinde- Wahlen und die wichtigen Veränderungen im Offizier-Corps der National- Garde Zeugniß ablegen können, Das Central - Comité hat geglaubt, -sich derselben Mittel in weiterem Umfang bedienen, und in einer allgemeineren Frage dieselben Grundsäße zur Geltung bringen zu können, die in den lokalen Kämpfen seinen Erfolg gesichert. Deshalb die reformistishen Ban- fetts, zu welchen das Bankett von Chateau-Rouge das Signal gab, Diese Banketts waren nichts Anderes , als die Anwendung eines vermittelnden Gedankens, und sie sollen nichts Anderes sein. Einheit, also kein Aus- schließenz Geseplichkeit, also keine Gewaltthatz ein Aufruf an alle Meinun- ne ohne daß die eine die herrschende oder die beherrschte sei; Ueberein- tifimung Aller, ohne Unterwürfigkeit gegen irgend Jemandz Duldsamkeit ohne Nachgiebigkeit, Gemeinsamkeit des Handelns ohne Verleugnung indi- vidueller Ansichten: das sind die Grundsätze, welche dem Cents! ca als Richtschnur dienten, um den Triumph der Wahl - und Parlaments- Reform zu sichern, Der Augenblick ist vielleicht geeignet, sie von neuem auszusprechen,“

„_ Die Brodpreise für Paris sind heute auf 35 Centimes für das Kilogramm erster und 28 Centimes ‘zweiter Qualität gefallen. Vo- riges Jahr war am 16. November der Brodpreis 46 Centimes, was einen Unterschied von 11 Centimes auf das Kilogramm auêmacht, Das Fallen der Getraidepreise dauert fort,

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Der Akhbar von Algier meldet unterm 7. November einen tra- alla Bd altes sich Aufaugs Oktober bei dem Stamme Chebebias im Kreise von Tenez begab. Da der Kaid im Zelte eines ewissen Taieb-Adi den Knall einer Feuerwaffe hörte, so eilte er mit feinen Polizeiwachen dahin und fand Taieb todt am Boden liegen. Seine Frau hielt noch ein Pistol in der Hand und bekannte si als Mörderin. Der Kaid ließ sie in ihrem eigenen Zelte anbinden und seßte das Verhör auf den folgenden Tag fest; die Verwandten traten aber sofort zusammen, entschieden einmüthig, daß die Schuldige ster- ben müsse, und: tödteten sie noch in der Nacht. Der Kaid wollte die vier Thäter verhaften lassen, der Stamm aber lehnte sih auf, entriß sie den Händen der Polizeiwachen und shüßte ihre Flucht,

Großbritanien und Irland.

Loudon, 15. Nov. Der Globe schreibt in seinem Hofarti- fel, daß die Eröffnung des Parlaments wahrscheinlich durch eine Kom= mission stattfinden werde. Der Buingham - Palast sei nicht ín ge eignetem Zustande zur Aufnahme des Hoses, und da die Auwesenhcit der Königin in London zu dieser Zeit nicht nothwendig sei, so glaube man nicht, daß sie sih dahin begeben werde, bevor sie nah Osborn= house geht. : : 1

Der bisherige Bischof von Hereford, Dr. Musgrave, ist, wie die Times meldet, zum Erzbischof von York, und der bisherige Professor zu Oxford, Dr. Hampden, an seine Stelle zum Bischof von Hereford ernannt. Die Wahl des Leßteren wird von der Times für einen großen politischen Mißgriff erklärt, indem Dr, Hampden weder ein angenehmer Schriftsteller, noch ein origineller Denker, noch ein klarer Kopf sei, und zu einem Bischof doch wenigstens cine der drei Eigeu= haften erfordert werde. E

Die Nachrichten aus Liverpool und Manchester, so wie aus an- deren Fabrikstädten, lauten günstiger als bisher. Die Fallissements vermindern sich und der Handel gewinut wieder nah und nach einen zwar unbedeutenden, aber doch stetigen Aufschwung. Die Königliche Bank von Liverpool wird ihre Operationen am 1, Dezember wieder beginnen und die Nord= und Südwales - Bank wird höchst wahr= scheinlih in kurzem dem Beispiele folgen; es is zu diesem Zweck eine Versammlung der Eigenthümer auf den 1. Dezember angesagt, Eben so günstig lauten die Berichte über die liverpooler Bank-=Com-= pagnie, deren Ueberschuß auf 123,241 Pfd. Sterl. angegeben wird. Dagegen dauern hier aa der Börse die Klagen fort, und der von der Bank von England aufrecht erhaltene hohe Zins- und Diskoutosaß wird mit jedem Tage lästiger und wird wohl in kurzem von Seiten des lon- doner Handelsstandes eben sv entschiedene Gegenvorstellungen hervorrufen, wie dies bereits von Seiten der liverpooler Kaufleute geschehen is. Jn der City hat heute Morgen das Fallissement der großen Produkten=- Mäkler Trueman und Cook ungewöhnliches Aufsehen gemaht. Der ungeheure Umfang der Geschäfte dieses Hauses und sein bekannter Reichthum wenden dieser Zahlungs= Einstellung allgemeines Juteresse zu, Die Passiva der Firma, deren Fallissement man dem SturzE der großen indishen Häuser Schuld giebt, werden zu 350,000 Pfd. angegeben. Man will Anordnungen treffen, damit das Mäklergeschäft der ¿Firma fortgeführt werden kann, :

Man war wegen der Sicherheit des etwas über die Zeit aus= gebliebenen Dampfschiffes „Cambria““ besorgt gewesen; so eben trifft aber durch den elektrischen Telegraphen die Anzeige ein, daß dasselbe wohlbehalten von New-York zu Liverpool angelangt ist. l

Der bevorstehende Ball in Guildhall zum Besten der polnischen Flüchtlinge verspriht diesmal glänzender und zahlreicher besucht zu werden, als je zuvor, Troß des Geldmangels hat der Billet-Verkauf weit besseren Fortgang, als in früheren Jahren,

Berichtigung, Jun unserem gestrigen Artikel is der Name des an der irländischen Küste gescheiterten Paketschisfes „Stephen Whitney““ zu lesen.

Niederlande.

Anus dem Haag, 15. Nov. Bekanntlich hat die zweite Kammer in der vorigen Session der General - Staaten den Antrag des Gouvernements auf Aufhebung der Mahlsteuer auf den Roggen verworfen, Mittlerweile hat das Gouvernement es aber flix zweck= mäßig gefunden, gewisse Formalitäten schon aufzuheben, welche die Erlauguug von Erlgubnißscheinen zum Vermahlen des der Steuer niht unterworfenen Getraides ershwerten. Da jährlih gegen 15 Millionen solcher Erlaubnißscheine ausgegebeu werden, so 1 diese Maßregel mit Dank aufzunehmen, Uebrigens wird das Gouverne= ment andere Vorschläge zur Aufhebung der Mahlsteuer machen,

Es soll die Absicht der Regierung sein, in Nymwegen einen neuen Hafen anlegen zu lassen. Auch mit der Herstellung des entworfenen Kanals von Apeldoorn uach der Yssel bei Dieren soll ein Anfang gemacht werden. j

Jn Haarlem hat am 13. November unter dem Vorsiße des Herrn Verwey-Mejan die erste Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins stattgefunden.

Belgien.

Brüssel, 17, Nov, Gestern früh is der König mit dem ersten Eisenbahnzuge nach der preußischen Gränze abgereist, um sich behufs einer Jagdpartie auf einige Tage nah Gonain zu begeben.

Der Adreß- Entwurf der Repräsentanten-Kammer lautet in sei= nen wesentlichsten Paragraphen :

„Der in unseren Beziehungen zum römischen Hofe vorgekommene Zwischenfall mußte nothwendig die öffentliche Meinung in Aufregung brin- gen, Die der Kammer von Jhrer Regierung gegebenen Erläuterungen be- weisen, daß diese bedauerliche Verwickelung nicht ihr beigemesscn werden fanu, Troß unseres Wunsches, zwischen Belgien und dem römischen Hofe die besten Beziehungen herrschen zu sehen, ein Wunsch, den große Ereig- nisse, die Europa gespannt hatten, noch lebhafter machen, erkennen wir an, daß die Regierung nicht unterlassen durfte, den Beschluß, den fie uns mitgetheilt, zu fassen, wenn sie nicht die allerrechtmäßigste Empfindlichkeit einex selbstständigen Nation verlegen wollte. Die Kammer nimmt die Anzeige eines mit Frank- reich gbgeschlo\senen Postvertrages mit Theilnahme guf. Wir glauben mit Freuden, Sire, daß Jhre Regierung mehr und mehr die Verbesserungen, deren das Postwesen fähig is, zum Gegenstand ihres steten Nachdenkens machen wird, Die öffeatlihe Meinung erheischt schon seit langer Zeit für diesen Zweig des Staatsdienstes die Cinführung ähnlicher Reformen, wie sie von benachbarten Regierungen durchgeführt worden, Judem man Masß- regeln vorbereitet, wie die Einnahmen der Staats-Cisenbahnen noch zu ver- mehren und Verbesserungen in diesem wichtigen Dienstzweige einzuführen, wird man dem, was in den zahlreichen, seit als langer Zeit erhobenen Reclamationen Gegründetes vorhanden, sein Recht widerfahren lassen, Die Kammer wird gern dazu beitragen, durch ihre Mitwirkung ein zugleich für das Publikum und den Staatsshaß nußbringendes Resultat herbeizu- führen, Wir werden stets geneigt sein, der Privat-Jndustrie in der Aus- führung ihrer Verbindlichkeiten in Betreff öffentlicher Bauten, ihre Redlich- feit und die Schwierigkeit der Verhältnisse in Anschlag zu bringen. Die Kammer, getreu ihrem bisherigen Verhalten, wird fortfahren, grausamen Leiden ihre ganze Theilnahme zu widmen, Die Nation wird vor den Opferu, welche diese peinliche Lage noch auferlegen dürfte, nicht e en ben, in der Hoffnung, dieselben in einer aufgeklärten und nachhaltigen Weise angewandt zu ben, Die Kammer ist überzeugt davon, daß die Ordnung in den Finanzen mit der inneren Ruhe und der äußeren Sicher- heit des Staates im innigsten Verbande steht, Sie ist die Grundlage aller in den verschiedenen Zweigen der Staats-Verwaltung einzuführenden Ver- besserungen, Unsere ernste Aufmerksamkeit ist daher allen Maßregeln ge-

ichert, welche die Rücfführung und Festhaltung des Gleichgewichis zwischen e Lees uud Ausgaben des Staates zum Zweck aben, j Mit glei- cher Aufmerksamkeit werden wix die Geseß- Entwürfe prüfen , we de in un- sere Kommunal- und Wahl-Gesepgebung die vou der öffentlichen ens geforderten Modificationen einführen sollen. Die Kammer Ss L Wünsche mit denen Sr. Majestät dahin, daß diese Session im materie E und finanziellen , so wie im moralischen und politischen Gebiete Hau. za E reiche und nüzliche Arbeiten bezeichnet werde. Das Vertrauen der arr E zu Jhrer Regierung, die thätige Mitwirkung und die aufrichtige ee stüßung, welche die Kammer der Regierung zu gewähren geneigt ift, ge a ten uns, mit Festigkeit an die Erfüllung dieser Wünsche zu glauben,“ j

Gestern wurde die Diskussion dieses Adreß - Entwurfs eröffnet. Graf de Theux, der Vorgänger des jeßigen Ministeriums und deé Hauptführer der fatholischen Partei, tadelte an der Adresse , daß sie nicht so gefaßt sei, daß alle Meinungen und alle Mitglieder sie an- nehmen fönnten. Herr Lebeau erwiederte darauf , das hieße ver=- langen , daß die Volksvertretung ein bloßes Kinderspiel sein solite, und es würde dies alle Regelu und Gebräuche des coustitutio= nellen Regierungs - Systems umstoßen. Herr de Dedcker nahm auch in diesem Jahre, wie im vorigen, eine isolirte Stellung ein und tadelte einerscits die von dem jeßigen Ministerium vorgénipm- mene Entlassung von Provinzial-Gouverneuren und Bezirks-Kommi)- sarien, während er andererseits auch den Mitgliedern der ehemaligen flerifalischen Majorität manehe Fehler vorwarf, namentli rügte er es, daß das vorige Kabinet, als es schon seine Entlassung eingereiht, noch die Ernennung des Herrn Vanderstraeten-Ponthoz zum Gesand= ten in Rom habe vom Könige unterzeichnen lassen, und gab zu, daß Herr von Hoffschmidt und seine Kollegen das Recht hätten, einen Mann ihrer Wahl nah Rom zu senden, so wie, daß diese Wahl auf keinen würdigeren Maun, als Herrn Leclercq, habe fallen können. Dann musterte er das Programm des lebigee Ministeriums und verlangte, daß man dem Klerus Bürgschaften ür den Religions-Unterricht geben und keine feindselige Gesinnung gegen die Kirche zeigen solle. Judeß is er geneigt, das Recht der Ernen= nung der Universitätsprüfungs - Kommission in die Hände der Regie= rung zurückzugeben, Auch würde er die Wahlreform mittelst Hinzu- fügung der Kapazitäten zu den Wählerlisten unterstüßen, wenn man ihm bewiese, daß eine solhe Maßregel niht mit der Verfassung im Widerspruch wäre. Die parlamentarische Reform durch die Erflärung, daß gewisse Staats - Aemter mit dem Mandat eines Repräsentanten oder Senators unvereinbar seien, will er unterstüßen. Herr Rogier beantwortete diese Rede, worauf Herr Castiau über Unzulänglichkeit des ministeriellen Programms klagte, Die Debatte wird heute fortgeseßt. E ,

Die Regierung hat von den Mitgliedern der Ackerbau-Kommis= sionen des Landes einen ausführlihen Bericht über die Resultate der zahlreichen in diesem Jahre gemachten Versuche mit Anbau von Mais auf offenem Felde eingefordert.

| Von nten her N an die Regierung das Gesuch gestellt wor=

den, der westflandrishen Eisenbahn-Compagnie, die in Folge der eng=- lischen Krisis sich außer Stande sicht, ihre Arbeiten an der Zweig= bahn von Poperinghen nah Courtrai diesen Winter in Angriff zu nehmen, mit einem Vorschusse von einigen Millionen Franken zu Hülfe zu kommen und so den bedürftigen Klassen in Westflandern Arbeit zu geben. Die Compagnie hat sich bereit erklärt, die Zinsen der vou gestreckten Summen zu tragen und die schon hergestellte Sirecke dieser Bahu als Hypothek dafür zu verpfänden.

S MUMWrili,

Kauton Bera. (Frkf. Bl.) Das eidgenössishe Cassa- tionsgeriht besteht aus folgenden Mitgliedern: Kern von Thurgau, Präsident, Schmidt von Solothurn, Kohler von Bern, Rogioue= Troxler von Waadt, Emil Frei von Baselland, Bürgermeister Furrer von Zürich, Ziug' von St. Gallen, Bruggisser vou Aargau.

Wie der Geldnoth, ohne zu außerordentlichen Hülfsmitteln zu greifen, abgeholfen werden soll, ist s{hwer einzusehen. Die höheren Schulen sind geschlossen. Da auch die Elementarlehrer meistens mar= shirt sind, sv wird für den Unterricht der niederen Schulen durch die Schulpfleger gesorgt. Auch die Töchtershule in Hindelbank ruht, da die Lehrerinnen und älteren Mädchen in den Hospitälern sih den kranken Militairs widmen werden. Jn Hinsicht des allge= meinen Gerichts-Stillstandes sind die Kriminal = Verhafteten, wo die Lage der Untersuchung es nur einigermaßen zuließ, einstweilen in Freiheit geseßt worden.

Die eidgenössische Armee wird zu folgendem Bestande angege- ben: 102 Bataillone Jufanterie, 45 Scharfschüßen - Compagnieen, 57 Artillerie =Compagnicen, 27 Kavallerie-Compagnieen und 280 Geschüße.

Die Eidgenössische Zeitung macht in ihrem jeßt erschei= nenden täglichen Bülletin darauf aufmerksam, daß die Berner Zei- tung es als „Üübereinstimmende Ansicht aller derjenigen, die durch Gesinnung, Verstand und Erfahrung die nöthige Kompetenz zu einem Urtheil besißen“, darstellt, es seien bei der Beseßung des Sonder= hundes folgende Haupt -= Maßregeln unerläßlih: 41) Auflösung der „rebellischen“ Regierungen und strenge Vorkehren, um die Pacification in den beseßten Theilen baldmöglichst zu realisiren; 2) augenblickliche Uebernahme der obersten Verwaltung durch eidgenössishe Kommissa= rien, welche dann, je nah Umständen, früher oder später provisorische oder definitive eidgenössische (d, h. den Beschlüssen der Tagsaßung gehorsame) Regierungen errichten oder errichten lassen; 3) daß der eidgenössischen (d. h. liberalen) Partei in diesen Kantonen voller „Schutz“ für immer und namentlih voller Schuß in dem Bestreben, wieder eine eidgenössische Ordnung der Dinge herzustellen, geleistet werde. Für die Auswahl der Kommissarien empfiehlt dann dieses berner Blatt, daß man sich streng an die „Gesinnung“ derselben halten solle, und zwar strenger, als bei der Wahl der Truppenführer.

Kanton Zürich. Die Redaction der Eidgenössischen Zeitung giebt unterm 15, November folgende Erklärung ab: „Die Unterzeichnete sieht sich neuerdings zu der ausdrücklichen Erklärung veranlaßt, daß sie bei dem von der Verlagshaudlung für die Dauer der Suspension der Cidgenössishen Zeitung herausgegebeüén Täglichen Bülletin in keiner Weise betheiligt is. Üebrigens glaubt die Unterzeichnete, die Abonnenten der Eidgenössischen Zeitung darguf aufmerksam machen zu sollen, daß das Tägliche Bülletin aus Gründen, die auf der Hand liegen, selbst beim besten Willen der Verlagshandlung durchaus einseitig V muß, Die .Eit- genössische Zeitung wird eben darum erst dann wieder erstehen, wenn auch andere als radikale Berichte möglich sein werden...

(Frkf. Bl.) Das temporaire Anleihen, das der Regierungs- Rath „in Betracht der großen Opfer, welche der Staat 1in diesem Theurungs = Jahr zur Linderung der Noth gebracht hat, so wie der, unvorherzuschenden bedeutenden Kosten der Truppen - Aufgebote, ae Vertrauen auf die Vaterlandsliebe der Bürger: beschlossen e us e zahlreiche Unterzeichnung im Kanton, und die 200,000 E: A 44 demnächst E V n Mee Vene Häuser der rih haben sich au dafür betheiligt. I a ait

? (Eid 1 tg) Man vernimmt von Richtéröweil, of see Vorposten L Schwyzer an der züricher Gränze häufio eco nd tigen Wachen gesbosen wird. Die Bevölkerun L li bon Binigs der Umgegend {webt beständig in Angst, Es Ps :