1847 / 326 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

: d des landesfürstl. Reskripts vom 22. Dez. v. D dea wird in konsequenter Weise weiter geführt. Nicht blos, daß im Mârz d. J. spezielle Geschäfts-Jnstructionen für die neuorganisirten Candesbehörden anfgestellt und durch A vom 18. Juni die sogenaunten fürstlihen Forst - Ka its ad : erdings vermöge ei H i

R A arb “wedentsprechende weitere Anordnungen ertheilt A S dem Landes - Kassenwesen eine bisher vermißte

worden, wodurch in dem La E E ‘bel ihtlihfeit hergestellt werden soll, Zunächs werden C ne E hung der Landes-Einkünste an jedem Orte,

zur E iner der fürstlichen Justiz - Unterbehörden ist , also für jeßt vier Amts - Steuerkassen (eine mm hiesiger Residenz, eine in Ebe= leben, cine in Arnstadt und eine n Gehren) gebildet, welche arie öf- fentlichen Einnahmen ihres Bezirks erheben , dagegen die Ausga= ben bestreiten und ihre Ueberschüsse an die Haupt - Landschasts- fasse abliefern. Die Haupt-Landschastskasse vereinnahmt nur noch die Uebershüsse aus den Amts - Steuerkassen, bestreitet die Verwaltungs= fosten des Gehcimraths - Kollegiums, des Ober - Appellationsgerichts, der Rechnungskammer und der Landes-Regierung, die Landtagskosten, die Ausgaben in auswärtigen Angelegenheiten und verrechnet die Einnahmen und Ausgaben der Staatsschuld. Für die Militair-Aus= gaben aber bleibt eine aus der Hauptlandschaftsfkasse zu dotirende be= sondere Militairkasse. Dagegen werden folgende Landeskassen aufge- löst: die Landschafts -= und Hiilitairkasse in Arnstadt, die sämmtlichen Bezirks-Contributions-Einnahmen, die Steuer-Amtskassen in Sonders= hausen und Arnstadt, die Stempel-Debitkassen in den genannten bei- den Städten, die sämmtlichen Bezirkskassen für die Erhebung der Brau-Malzsteuer, die Gewerbesteuerkassen in Sondershausen und Arn- stadt, die Chausseekassen, die besondere Einnahme der Gebühren von Vorderbüchern in Sondershausen , die Sportel = und Büreaukassen sämmtlicher Landes - Behörden, die Kassen der Jrren - und Zwangs= arbeits - Anstalt in Arnstadt. Die Haupt - Landschaftskasse und die Amts=-Steuerkassen sind übrigens der Landes-Regierung und die Mi= litairkasse der Militair-Oekonomiekommission untergeordnet, unter de= ren Leitung und Aufsicht sie ihre Verwaltung führen, und welchen sie Rechnung ablegen.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 21. Nov. Die Wien. Ztg. enthält Folgendes : „Se. Majestät der Kaiser, stets geneigt, der Förderung religiöser Zwecke nicht minder, als den Humanitäts-Austalten jeder Art, selbst im Aus= lande den huldreichsten Schuß angedeihen zu lassen, fand sih durch die beschränkten Mittel der katholischen Gemeinde zu Leipzig veran= laßt, für deu von ihr beabsichtigten Kirchenbau die Ausschreibung milder Sammlungen in den Provinzen des österreichischen Kaiserstaa= tes zu bewilligen, Die Bewohner der unter der Leitung der ver- einigten Hof-Kanzlei stehenden Provinzen, von gleicher religiöser Ge= sinnung beseelt, haben, ungeachtet sie durch mehrere andere Samm- lungen bedeutend in Anspruch genommen werden, zu diesem Kirchen= bau 33,314 Fl. 4 Kr., C. M. beigetragen, welche auch bereits ihrer Bestimmung zugeführt worden sind, Dieses Resultat ist ein glänzen- der Beweis der edlen Bereitwilligkeit der Bewohner des Kaiserstaa= tes, entfernten Glaubensgenossen Hülfe zu leisten.

Preßburg , 19. Nov. (Preßb. Ztg.) Ju der gemischten Reichstags-Sizung der Magnaten-Tafel am 15. November, welcher sämmtliche hier anwesenden Erzherzoge beiwohnten, erschien Se. Kai serliche Hoheit der Erzherzog Stephan Reichs-Palatin, um den Prä= sidial - Sil einzunehmen, und wurde, nach altem Gebrauch, von den Komitats-Obergespanen dreimal mit dem Sive in die Höhe gehoben. Se. Kaiserlihe Hoheit der Reichs - Palatin hielt hierauf folgende Rede :

„Hochlöbliche Magnaten! Löbliche Stände! In diesem ernsten Au- genblicke, wo ih meinen Palatinal - Siß zum erstenmale einnehme, mischt sich ih muß es aufrichtig estehen Befangenheit zu jenem reinen Freudengefühle, das meinen Busen erfüllt, indem ich, zum Neichs - Palatin proklamirt, ciner solhen Nation Vertrauen in mir vereinigt sche.

„Und während ich tief innerlichst fühle, wie sehr ih den Reichsständen für jenes Vertrauen verpflichtet bin, finde ih kaum Worte zum gehörigen Ausdrucke meiner Gefühle.

„Vor Allem übernehme ich als heiliges Erbtheil jene Pflicht, vermöge welcher ih im Namen meines verewigten Vaters, der den vergangenen Landtag gleichsam im Vorgefühle der Dinge, die da fommen würden selbst als den legten bezeichnete, an dem er präsidirte, den versammelten Reichsständen von diesem Sigze herab heißen Dank sage für jene Ach- tung und Liebe, welche den Verewigten hier an diesem Ort umgaben, und daß ich dankbarst erwähne, wie sich die Verireter der Nation an jenen Reichstagen, welchen er präsidirte, in foriwährender Abwechselung folgten, während das in ihn geseßte Vertrauen unverändert dasselbe blieb,

„Jh fühle es sehr wohl, daß ich großenthcils seinem glorreichen An- denken jene heiße Sympathie verdanke, kraft welcher die freie Wahl der Reichsstände mich auf diesen Stuhl erhob. Sei es mir daher auch ge- gönnt, von dieser Stätte aus den Seufzer meines kindlichen Bedauerns und meiner bürgerlichen Achtung zum Himmel emporzusenden: „Möge sein Andenken gesegnet sein !“

„Und nun hol. Magnaten und [. Stände wiederhole ih jenes feier- liche Gelübde, das ih vor Sr. Majestät ablegte, wie es meines Lebens Aufgabe bilden werde: Meinem Amt, das ih in Folge des von Sr. Ma- jestät befräftigten und geheiligten Vertrauens der Nation bekleide, treulich zu entsprechen, Jch mag nicht viele Worte machen, leine langen Verspre- ungen, in diesem Augenblicke, wo mein Busen von Gefühlen überwältigt und überfüllt is, Jch glaube, daß ein so le s Vertrauen, wie es die

Mit der Frische und der Weiße Deines Busens, den verhüllet

j Dein einfaches grobes Leinenmieder ?

So dichten granadinische Bauern!

Auch die Andalusier können die Guitarre nicht in die Hand nehmen ohne zugleich zu singen, und wann verginge ein Sonntag, wo nicht getanzt und gesungen würde? Zu der Musik des Fandango werden aber stets improvisirte Coplas gesungen , während die übrigen Tänze ihre bestimmten Lieder haben, Freilich muß man der Sprache mächtig sein und sih an die eigenthümlichen Laute des andalusishen Jdioms, so wie an die schleppen- ven Cadenzen der Sangweise, die nichts weniger als harmonisch is , ge- wöhnt haben , sonst versteht man selten die Worte dieser Coplas. Anders verhält es sich mit den Sagen des Volks, die man nur selten erfährt und uur dann, wenn man lange Zeit mit einen und denselben Personen umge- hen kann; denn der Granadiner is , was sein innerstes Volksleben betrifft, sehr wenig mittheilsam. „Jch habe“, sagt Willkomm, „im ersten Theile dieser Reise - Erinnerungen die Behauptung aufgestellt, daß mir bci den Spaniern schr wenige abergläubische Meinungen ausgestoßen wären. Auch mag ich dieses Urtheil hier nicht zurücknehmen , denn auch der Bergbewohner von Granada fennt nicht die Furt vor Gespenstern, bevölkert seine Berge Thäler und Flüsse nicht mit Kobolden, Wassernixen und Elfen glaubt nici an Anzeichen, an die unheilshwangere Bedeutung der Zahl Dreizehn und an die glücbringende der Neun, weiß nichts vom second sight der Schot- ten oder von den Nebelgespenstern Norddeutschlands, Wohl aber hat auch er seinen Aberglauben, an dem er fester hält, als an den Dogmen seiner Religion, die ihm sehr häufig als Gegenstand seines Spottes dienen. Frei- lih is sein Bera ein ganz anderer, ein viel hellerer und heiterer, Das Volk von Granada glaubt steif und fest an die Wahrhasftigkeit der Horosfope, mit einem Worte, an die Wahrsagekunst, weshalb sich die Zi- geuner noch jeyt bei ihm großer Gunst erfreuen. Ferner an die wunderba- ren Kräfte von gewissen Steinen, Pflanzen und Thieren, und hier is es, wo ein Naturforscher schr vorsichtig sein muß, um sich nicht mit einem Male zu disfreditiren; denn wagt man bei irgend einex solhen Erzäh-

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ganze Nation vor drei Tagen gegen mich ausgesprochen, stark genug sein werde, ohne Schwanken die Zeit abzuwarten, wo ih das werde thun fönnen, was ich jeßt nur versprechen könnte.

„Ost werde ih Jhres Rathes bedürfen, versagen Sie mir diesen nicht, mir, dessen alle Schrítte das Beispiel meines Vaters leiten wird, und der ih vom Wege “des reinen Patriotismus niemals abweichen will.

„Indem ich daher die Reichsstände meiner aufrichtigsten herzlichen Zu- neigung versichere, wiederhole ih meine Bitte: Mögen Sie meine Stügen sein, wirken wir im gegenseitigen Vertrauen und 1m Einverständnisse am semeMsamen Wohle des Thrones und des Vaterlandes, auf daß, wenn der

ott ter Ungarn uns unterstüßt die späte Nachwelt über unserer Asche agen könne: Sie sind erloshen aber sie leben in ihren Thaten!“

Nach dieser hochherzigen Rede standen sämmtliche Reichstags- stände auf, um durch Cijen-Ruf, Säbelgeklirr, Zuwinken mit Kalpaks ihre große innigste Freude Sr. Kaiserlichen Hoheit zu erkennen zu geben.

Hierauf hielt von Seiten der Magnaten der Szathmarer Bischof vou Ham eine Autwortsrede, worin die große Freude ausgesprochen war, welche die ungarische Nation bei der Erwählung Sr. Kaiserl, Hoheit des Erzherzogs Stephan zum Palatin empfand, und die sicherste Hoffnung, daß Ungarn unter Leitung Sr. Kaiserl. Hoheit des neuerwählten Palatins mit dem Zeitgeiste vorwärts schreiten und zu Glück und Wohlergehen gelangen werde.

Von Seiten der Stände las J. von Huba y, Protonotair, we- gem plöhlihen Unwohlsein des Kaiserl, Personals von Zarka nach= stehende von Lebterem zu haltende Rede vor :

„Ew. Kaiserl. Hoheit, Reichs-Palatin. Hochlöbliche Magnaten! Löb- lihe Stände! Die Annalen unserer Vaterlandsgeschichte weisen kein aus- gezeichneteres Beispiel der allgemeinen Begeisterung, Anhänglichkeit und * Huldigung auf, als welches gegen Ew, Kaiserl, Hoheit in allen Theilen dcs Landes sich ausgesprochen,

„Der Ungar bethätigte hierdurch zugleich das heilige Gefühl der Pie- tät, der Dankbarkeit, welche er für das erhabene Herrscherhaus unerschütter- lih hegt, und das er Ew, Kaiserl, Hoheit verewigtem Vater dem unsterblichen Wohlthäter dieses Landes insbesondere chuldete; die Na- tion bethätigte jene Fähigkeit allgemeiner Intelligenz, ver- möge welcher sie uicht so schr auffaßte als durchdrungen war vom (Gefühle jener Wahrheit, daß sie in der erhabenen Persönlichkeit Ew, Kaiserl. Hoheit die wirksamste Garantie der Beglückung dieses Landes suchen müsse; die Nation bethätigte endlich die heilsame Tugend bürgerlichen Einvecrständnisses, die sih ohne Meinungs- und Partei-Unterschied in {hönerer Uebereinstimmung niemals vereinigte, als diesmal in der erhabenen Person Ew, Kaiserl, Hoheit. e

„Dieser crhebende Anblick erfüllte jedes Patrioten Brust mit vielfachem Freudengesühle. Wir freuten uns ob des beseligenden Glückes, Ew, K. Hoheit für das Wohl unseres Vaterlaudes gelvonuen zu habenz wir sre u- ten uns ob der herzerhebenden Huldigung, durch welche die Nation Ew. Kaiserl. Hoheit glänzende Tugenden würdigtez wir freuten uns aber zugleich ob des Charakters der eigenen Nation, wir freuten uns ob ihrer erwiesenen Empfänglichkeit hinsichtlich der edelsten Neigungen, welche sie eben durch diese Huldigung erhärtete.

„Jh werde es nicht versuchen, das kulminirte allgemeine Freudenge- fühl, die begeisterten Wünsche und die vielseitigen im Interesse des Vater- landes gcnährten Hoffnungen welche Ew. Kaiserl, Hoheit auf die erste Würde des Reiches zur Palatinalwürde solgen in Worte zu kleiden, Alles das fand in den ausgezeihnetsten Neden, noch wirk- samer aber in der auf dem Angesichte des Volkes brennenden Begeiste- rung seinen gehörigen Ausdruck, die Erfüllung alles dessen in- nerhalb der Gränzen der Billigkeit unnd Möglichleit versteht sich aber von selbs, denn wenn Jemänd, so wird es Ew, Kaiserl. Hoheit wo sich Charakterstärke mit dem Vertrauen des Volkes in so ausge- zeichnetem Maße vereinigt gelingen, die hohe Aufgabe der Pa

latinal - Würde zu lösen, wird es Ew. Kaiserl. Hoheit als dem geseßlichen Vermittler zwischen König und Land gelingen, die Bande des gegenseitigen Vertrauens immer mehr zu festigen und auf dieser festen Grundlage das allgemeine Wohl zu befördern.

„Wir erflehen daher Segen auf das Haupt Ew. Kaiserl. Hoheit! Se- gen und Schuß der göttlichen Vorsehung auf jene glorreiche Bahn , auf welche Ew. Kaiserl. Hoheit durch Jhre hohe Geburt, durch Jhre glänzende Individualität vor Millionen berufen sind, auf daß Sie das begonnene große Werk Jhres unvergeßlichen Vaters fortseßen, die Beglückung des Va- terlandes erwirken und dasselbe bis auf die späten Nachkommen versichern: bis Ew. Kaiserl. Hoheit großen Namen, Jhre unsterblichen Verdienste , der heiße Dank der Gegenwart wie der Zukunft und des Ruhmes Lorbeeren verewigen werden.“

Zum Schluß der Sibung ernannte Se, Kaiserliche Hoheit der Durchlauchtige Erzherzog Stephan Reichs-Palatin zur Beseßung der vakanten Vice-Palatinalstelle den Assessor der Königlichen Tafel Ka simir von Sárközy und zum Palatinal-Protonotär den Personal-Pro= tonotär Koloman von Ghiczy, Unter lauten Eljen verließen der Durchlauchtige Präses und die Kaiserlichen Erzherzoge den Saal.

Jn der Cirkfular-Sißung am 17. November wurden zuerst die am vorhergehenden Tage beschlossenen drei Nuncien verlesen und au- thentisirt, als: Die Juartikulirung der Verdienste Sr. Kaiserl. Ho- heit des Erzherzogs Joseph, so wie die als Andenken zu errichtende gemeinnüßige Anstalt betresfendz ferner die Einführung einer freien Reichstags-Zeitung, und endlich das Nuncium an Se. Kaiserl. H0o=- heit den Erzherzog Reichs-Palatin Stephan wegen Abhülfe der jebi- gen Censur-Verhältnisse hinsichtlich der Reichstags=Berichte.

Jn Betresf des ersten Gegenstandes stellte der ungher Dep, Bernat den Antrag, daß, nachdem in srüheren Zeiten der König die treuen Dienste eines Patrioten auf Ansuchen der Stände mit Güter - Donationen zu be- lohnen pflegte, «uh Se, Kaiserliche Majestät unterthänigst zu bitten wäre, in Erwägung der vielen Verdienste des verewigten Reichs-Palatins Höchst-

lung, wo man sehr oft um seine cigene Meinung befragt wird, ein ungläu- biges Lächeln zu äußern, so is es für immer mit dem Vertrauen vorbei,“ So, um blos ein Beispiel anzuführen, erzählen die Bergbewohner von Granada viel von einer gcheimnißvollen Pflanze, Pito Real genannt, die den Mauren bekannt gewesen sei, von diesen auch noch aufgefunden werde, deren Kenntniß aber die Spanier durch die Vertreibung der Moriscos ver- loren hätten. Besagte Pflanze soll die Kraft besißen , jedwede Art von Blindheit zu heilen, und einen so scharfen Saft enthalten, daß, wenn die Pferde zufällig auf sie treten, das Hufeisen augenblicklich zerspringt. In demselben Moment is aber auch die Pflanze zur Unkenntlichkeit zusammen- geshrumpft, Kein Mensch in Svanien weiß dies wunderbare Gewächs mehr aufzufinden, wohl aber ein Vogel, welcher sein Nest einzig und allein aus ihrem Kraute baut. Dieser Vogel heißt ebenfalls Pito Neal und soll blos in dem maurishen Palast der Alhambra nisten. Er baut aber sein Nest au Stellen, wo kein Mensch ihn beobachten fann, und merkt er, daß dies doch beabsichtigt wird, so zerstört er das angefangene Nest gänzlich und siedelt sih an einer anderen Stelle an. An dieser ganzen Fabel, auf deren Wahrheit der Granadiner shwört, is nichts Wahres, als der Vogel, den Willkomm selbst gesehen hat, sowohl lebendig, als todt, Es is weiter nichts, als eine Art Nußheherz aber das Bolk verehrt ihn sehr und sicht es nicht gern, wenn er geschossen wird, Alle diese Traditionen, die über geheimnißvolle Kräfte von Naturkörpern existiren, werden fast immer mit den Mauren in Verbindung geseßt, denen der Granadiner gern eine Ueber- legenheit in Allem, was Medizin und Naturkunde betrifft, einräumt, so sehr er sonst die „Moreria“ verachtet, Auch ist dieser ganze Glaube an wun- derbare Naturkräfte orientalisch. Noch stärker tritt das orientalische Ele-

ment in den wirklichen Vollssagen hervor. Diese zerfallen in zwei Klassen, in eigentliche Märchen oder phantastische Erzählungen mirafulöser Begeben- heiten und in auf historische Ereignisse begründete Sagen. Zu den erste- ren gehören fast alle Märchen, die über die Alhambra, den Albaycin, den Ginaralivh u. \. w. existiren und die zum Theil durch Washington Jrving bekannt geworden sind; zu den leßteren eine Menge zum Theil schaucrlicher Sagen aus den andalusischen Gebirgen, die meist auf Ereignissen aus dem

dessen Nachkommen mit einem der hohen Familie würdigen Gute zu be enken.

Präses: Laut Beschluß von gestern wird dieser Gegenstand ohnedies noch einmal zur Verhandlung kommen, es wäre daher gut, auch diesen An- trag dann wieder c Wird angenommen.

Nun wurde die sogenannte Verificationsfrage, als zu den vorläufigen Berathungen gehörend, aufgenommen.

Károl9i, Dep, der Stadt Pesth, äußerte sich hierüber folgenderma- ßen: „Zwei und zwanzig Jahre sind verslossen, daß den Königl, Freistäd- ten Ungarns am Reichstage ihr gers gebührendes Stimmrecht verwei- gert wird, seither haben sämmtliche Freistädte jeden Reichstag Klagen an- gestimmt über diese Beeinträchtigung ihrer Rechte, bis jeßt leider ohne Er- folg. Jm Sinne meiner Justruction bin ich verpflichtet , auch jeßt das Stimmrecht für die Freistadt Pesth zu verlangen , fo wie bie Zulassung zu dem Präsidium in den Cirkular-Sißungen, indem der Gesez-Art, 10: 1790 auch die Städte als integrirenden Theil des geseßgebenden Körpers erklärt, Der vierte Stand, die K. Freistädte, können nicht mehr inder abnormen Stellung wie seit 22 Jahren verbleiben, dennhier am grünen Tisch siven, ohne stimmen zu dürfen ist ein Hohn, Die Gerechtigkeit und Billigkeit dieser Forderung ist auch in den Königl. Propositionen anerkannt, indem dieselben die Abhülfe ver grundhäl- tigen Beschwerden der Königl, Freistädte für nicht länger aufschiebbar er- klärten, Jch bitte daher die Stände, die Stimmsfrage der Königl, Frei- städte präferenter aufzunehmen uud die Sache so zu entscheiden, daß die Stimmen der Königl, Freistädte bei der in den Königl. Propositionen am zweiten Ort erwähnten Militair - Alimentatiousfrage schon gezählt werden können. Oder wird es gerecht scin, wenn die Stimmen der Königl, Frei- städte in dieser Frage, wo es sich um ihr Eigenthum handelt (die Stadt Pesth zahlt zur Alimentation 50 bis 55 tausend (Gulden ohne die Kriegs- steuer mitzurehnen) auch unbeachtet bleiben 2“ L

Nachdem noch cine große Anzahl Redner sich in dem Sinne diejer mit großem Beifall aufgenommenen Rede ausgesprochen hatten, wurde der Antrag des zalaer Deputirten, Tolnav, angenommen und demgemäß sogleich eine Deputation ernannt, welche hinsichtlich der Städtefrage die Operate der lezten Reichstags-Deputation so wie den bei den Königl. Propositionen liegenden Gescß-Entwurf, benußen, baldmöglichst ein Gesegoperat einzurei- chen habe. ;

Hinsichtlich des Stimmrechts der Kapitel wurde als Beschluß ausge- \prochen, daß, da keine solche Gründe, wie bei den Freistädten, vorhanden scien, auch dem Verlangen uicht willfahrt werden könne.

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Paris, 19. Nov. Der König kam gestern nach Paris und führte den Vorsiß in einem Minister - Rath. Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind von La Ferté Vidame nah St. Cloud zurückgekehrt.

Der Kaiser vou Rußland hat, bei Gelegenheit des Ablebens des Marschalls Oudinot, an dessen ältesten Sohn, den General Oudinot, ein Schreiben folgendeu Jnhalts gerichtet :

„General! Jch habe zu Ende des Ottober Jhren an Mich gerichte- ten Brief erhalten, worin Sie Mich von dem Tode des ehrwürdigen Mar- \challs Oudinot in Kenntniß seßen. Das Ableben cines Mannes, dessen Name unter den Ersten glänzte in einer an großen Feldherren so fruchtba- ren Zeit, wird am schmerzlichsten von denen empfunden, welche friegerische Talente und kriegerischen Ruhm zu würdigen wissen. Die edeln Waffenthaten und der ehrenhaste Charakter des Marschalls hatten ihm die Achtung und Geneigtheit Meines verstorbenen Bruders, des Kaisers Alexander, gesichert, und Jch weiß, daß die ehrenvollen Auszeichnungen, die er von diesem erhalten, in seinem Herzen eine erkenntliche Erinnerung gelassen. Es is das qur Mich ein Grund mehr, sein Ende zu beklagen und Theil zu nehmen an der Betrübniß, die sein Tod in seinem Vaterlande und in seiner Familie verbreitet hat, Jch kann also auch nur schr erkenntlich scin für die Aus- merksamkeit, welche Sie Mir erwiesen indem Sie von diesem Ercig- niß Mich benachrichtigt haben,“ 2 i

Es geht heute das Gerücht, die französische Regierung habe durch cinen außerordentlichen Courier die Nachricht erhalten, die Be= hörde in Luzern wolle dem Beispiel von Freiburg folgen und sih der Tagsatzung unterwerfen, Man will auch wissen, die in Freiburg au-= sässig gewesenen Jesuiten hätten von der französischen Regierung die Erlaubuiß erhalten, ihre Zuflucht in Frankreich zu suchen. Die Union monarchique, in deren Büreaus eine Subscription sür den Son= derbund eröffnet is, sagt: „Der Sonderbund is Freiheit, die Tag= saßung is Unterdrückung. Allen, denen es darum zu thun is, die heiligsten Rechte zu vertheidigen, das Heimatrecht, das Familienrecht, das Gewissensrecht, steht es jeßt zu, für eine der beiden Parteien si zu erklären, von denen die eine die Bundeseinheit mit der Selbst= ständigkeit der Kautone, die andere einen gewissen leeren Unitarismus mit wirklicher Unterdrückung der Bundesgenossen vertritt. Wir sind die Brüder aller derjenigen, welche für die Freiheit kämpfen. Wir fragen niht, ob sie Katholiken oder Protestanten , fondern nur, ob sie Menschen und Bürger \feien. Die von uns ausgehende Subscription ist also nichts als eine Manifestation unserer Theilnahme für die wahre Freiheit. Wir erklären uns offen gegen eine brutale Tyraunei, wie die Tagsasung sie gegen den Sonderbund in Anwendung bringt. Unser Mitgefühl ist nicht für den Stärkeren, sondern für den Shwächeren, nicht für den Sieger, sondern für den Besiegten. Frankreich wird nicht kalt und unthätig bleiben bei dem Anblick der tapferen Schweiz, jener treuen Völkerschaften, die unter der Uebermacht erliegen. Wir protestiren gegen den Radikalismus in jeder Form, in der er tyrannisch auftritt, weil er sich fürchtet, weil er jeden Jdeenkampf ablchnt und uur durch Gewalt und Unter= drücung bestehen kaun. Unsere Subscription is ein Wunsch für die Freiheit. Wir subskribiren für den Sonderbund, weil er für Rechte leidet, die wir selbst vertheidigen, Unsere Subscription is eine Pro= testation gegen Gewalt - Anmaßung; wir laden alle unsere Freunde

Kriege von Granada und aus der Zeit der Rebellion und Vertreibung der Moriscos beruhen und theilweise auch in den Balladen verewigt worden sind, Wer jemals die Erzählungen der Alhambra von Jrving gelesen hat, fennt den völlig orientalischen Charakter jener Märchen. Es is, als ob man Schezeheraden in Tausend und einer Nacht erzählen hörte. Hierher gehören auch die vielen Erzählungen von ungeheuren Schäyen, die von den Mauren vergraben worden sind, regelmäßig unter einem Zauberspruch stechen und von Drachen, Magiern und Ungeheuern aller Art bewacht wer- den, Diese Sagen findet man jedoch nicht blos im Königreich Granada, sondern im ganzen Süden der Halbinsel. Ueber diese Schätze giebt es \o- gar schriftlihe Traditionen, in denen in arabischer Sprache auf Pergament der Fundort des Schaßes und die Zauberformel angegeben is, um die Geister, die ihn bewachen, zu bannen, Willkomm hat selbst dergleichen gesehen, A : Malaga is gegenwärtig nächst Barcelona die bedeutendste See und Handelsstadt von Spanien, und sein Handel wächst von Jahr zu Jahr, während Cadix, das seit dem Abfall des spanischen Amcrika seine Wichtig- feit verloren hat, immer mehr sinkt, Dazu kommt, daß Malaga seinen Handel einzig und allein scinem eigenen Boden verdankt, denn sämmtliche Exportations-Artikel sind Erzeugnisse seiner Umgebungen, Man zählt gegen 7000 Weinberge in dem Gebiete der Stadt, auf welchen 30 Varietäten des teinstocs fultivirt werden, dic jährli im Durchschnitt 300,000 Quintales (Centner zu 100 Pfund) Rosinen und 750,000 Quintales Wein geben. Auch die Oclbaumzucht ist sehr bedeutend; blos in der Stadt und ihren nächsten Umgebungen giebt es 500 Oelpressen. Die Ausfuhr an Wein allein beträgt jährlich circa 400,000 Quintalesz dazu kommen Rosinen, Orangen, Citronen und andere Südfrüchtez Oel, Fische (namentlich Sar- dellen, deren Fang einen großen Theil der Bevölkerung beschästigt) und Metalle nicht gerechnet. Man schlägt dic jährliche Exportation auf 3,300,000 Piaster an, während die Jmportation, aus Baumwollenzeugen, Tüchern, kurzen und Stahlwaaren, Glas, Spißen, Bauholz, Kohlen u. |, w. beste- hend, die es theils aus England und Nord-Amerika, theils aus Frankreich,

Holland und Deutschland (über Hamburg und Bremen) empfängt, blos

ein, si hierin uns beizugésellen und ihre Sympathieen für die Grei- heit der Völker durch zahlreiche Subscription zu bethätigen. i

Der neue Postvertag zwischen England und Frankreich ist, wie man sagt, dieser Tage unterzeichnet worden, für Frankreich durch den Grafen Dejean und für England durch den Marquis von Clanricarde, der bereits wieder nah London zurückgereist ist. n

Vorgestern Nachmittag um 4 Uhr ist Fräulein von Luzy - Des- portes wieder auf freien Juß gestellt worden, und zwar kraft d richterlichen Verfügung , daß sih gegen sie keinerlei wirkliche Be- lastung in Betres einer mittelbaren Betheiligung an dem gegen die Herzogin von Praslin ausgeübten Verbrechen ergeben habe. M

Der ehemalige General - Advokat, später us von Bonnecho|e, oll zum Bischof von Carcassonne ernannt werden, F | Das Zuchtpolizeigeriht hat heute den ins Ausland Men Herrn Gudin, Ex- Ordonnanz - Offizier des Königs, wegen! Prellerei und Betrug durch falsches Spiel in conlumactan zu dreijähriger Gefängnißstrafe und zu einer Geldbuße von 3000 Fr. verurtheilt.

An der Börse war heute der Umsaß ohne Belang, __Jn allen Effekten machte sich jedoch eine leichte Neigung zum Rückgang be- merklih. Die Nordbahn-Actien waren von 2 Uhr an sehr angeboten, Römisches Anlehen 98.

Großbritanicn und Irland.

Loudon , 18. Nov. Heute um 1 Uhr Mittags wurde, der vorangegangenen Königlichen Proclamation zufolge, das neue Parla- ment eröffnet. Das Gerücht, die Königin werde die Session in Person eröffnen, hatte eine Menge Volks herbeigezogen. Doch das Gerücht bestätigte sich nicht. Der Stabträger des Unterhauses, Sir Augustus Clifford, erschien bald nach 2 Uhr im Unterhause, wo be reits mehrere Minister und eine große Anzahl von Mitgliedern an=- wesend waren, und forderte im Auftrage der Lord - Kommissarien die Gemeinen auf, sich sogleich in das Oberhaus zu verfügen, um die Verlesung der Königlichen Kommission für Eröffnung des Parla= ments anzuhören. Nachdem dies geschehen, kehrten die Gemeinen so- fort in ihr Haus zurück und begannen die Sprecherwahl. Lord Seymour beantragte die Wiedererwählung des vorigen Sprechers, Herrn Charles Shaw Lefevre, und seine Lobrede auf denselben wurde von allen Seiten des Hauses mit Beifall aufgenommen, Herr J. A. Smith unterstüßte den Antrag uud erging sich gleichfalls in Lobeserhebungen über die bisherige vortreffliche Leitung der Geschäfte durh Herrn Shaw Lefevre, so daß, nachdem auch von Seiten der äußersten Tories, Lord G. Bentinck's und Sir R. Juglis?, die Billigung dieser Ernennung ausgesprochen war , Herr Shaw Le- fevre einstimmig und unter anhaltendem Beifall zum Sprecher ge= wählt wurde. Derselbe vankte für die ihm gespendeten Lobeserhe= bungen und versprach treue und uuparteüsche Erfüllung seiner Pflich- ten. Lord John Russell, der den sehr ehrenwerthen Herrn be- glückwünschte , beantragte sodann die Vertagung des Hauses bis morgen Mittag 1 Uhr. Während die Königliche Kommission im Oberhause vorgelesen wurde, hatte Lord J. Russell längere Unterre- dungen mit Lord G. Bentinck, Sir R. Juglis und anderen Mitglie- dern des Unterhauses.

Vorgestern fand im auswärtigen Amte ein Kabinetê-Rath statt, welchem mehrere Besprechungen der cinzeluen Minister mit Lord John Russell vorausgingen. Gestern gab Lord J. Russell in seiner Wohnung, Chesham Place, das übliche Kabinets-Diner,

Einem ziemlich verbreiteten Gerüchte zufolge, ist Dr, Philpott, der währent der Anwesenheit der Königin und des Prinzen Albrecht in Cambridge als Vice - Kanzler fungirte, zum Erzieher des Prinzen von Wales ernannt. Sicher i, daß er nah Windsor berufen und dort zweimal zur Königlichen Tafel gezogen wurde,

Die Times enthält einen Artikel über die Einklommen- uud Vermögens - Steuer, worin sie eine Erhöhung derselben um 2 bis 3 Prozent zwar als das Zweckmäßigste vorschlägt, dabei aber auf die Unbilligkeit aufmerksam macht, daß eine wandelbare Einnahme nach demsclben Maßstab besteuert werde, wie der Grundbesiß, Vor allen Dingen verlangt die Times, daß die lebte Vermehrung der Staats- huld um 9 Millionen Pfund Sterl, innerhalb 9 Jahren wieder getilgt werde, und spricht sich gegen die fernere Herabseßung oder Aufhebung von ueuem gus, da man den Ueberschuß günstiger Jahre lieber zur Verringerung der Staatsschuld verwenden olle,

X London, 18. NoL. Jch habe kürzlih versucht, die lange Reihe sfozialer Verbrechen und Zwangsmaßregeln zu geben, welche den Haupttheil der Geschihte Jrlands während der leßten stebzig Jahre ausmachen. Bei den meisten dieser beklagenswerthen Ereig= nisse wurde úümmer irgend eine große politische Beschwerde als Ur= sache der gesellschaftlihen Agitation angegeben. Die Unruhen nah- men die Gestalt politischer Jnsurrection an, begleitet von Privatver- brehenz man bezeichnete sie als hochverrätherish in ihrem Charakter, und sie wurden auch in der That durch ausgedehnte ungeseßliche Ver= bindungen und Verschwörungen zur Ausführung gebracht. Judeß hat die Eutfernung der politischen Beschwerde niemals die wahre Ursache dieser shrecklihen Unruhen beseitigt.

und der Zehntenkrieg von 1833 mit seinen 240 Mordthaten ein Jahr vorher war wieder nur eine andere Gestalt derselben Krankheit.

Gegenwärtig liegt keine große politische Beschwerde oder irgend ein | deun die Repeal der Union hat längst ihre |

politischer Zweck vor,

| Polizei Jrlands entdeck worden. | scher Krieg, der nur durch Mordthaten geführt wird, und dessen Ur-

Fh ] . Die Katholiken - Emancipation | war eher ein Vorwand als die Ursache der Jnsurrection von 1822, |

2235 Reize verloren; auch ist keine weit verbreitete Organisation von der Es is einfa ein lokaler agrari-

sache die Ursache der meisten Schrecknisse des irländischen Lebens un- ter verschiedenen Namen is nämlich der wüthende Kampf um den Besiß von Land. Nichts konnte irriger sein, als die Annahme, daß die Beseitigung politischer Beschwerden Jrland den Frieden “grben könnte, so lange das in kleine Theile zerstückelte Land noch immer von einer übergreifenden und geseßlosen Bauern = Bevölkerung besessen würde. s Der Zustand der Gefühle in England in Betreff der irländischen Dinge if außerordentli aufgeregt, um so mehr wegen der Frevel- thaten, welche ein Volk begeht, für das im vorigen Jahre die grüß- ten Opfer gebracht wurden. Wenn Lord John Russell beschlossen hat keine kräftige Maßregel zur Unterdrückung der Verbrechen vorzuschla- gen, so wird er bedentendes Mißfallen um Palamente und wirkliche Erbitterung im Lande erregen. Das englische Volk fühlt sich ernie- drigt, wenn es hört, daß in einem benachbarten, von denselben Ge- seßen regierten Lande stündlich Verbrechen begaugen werden, die nur mit den diabolischen Streichen indischen Thuggismus zu vergleichen sind. Der Glaube des Engländers an das Jurygericht und das Common law geräth iu Gefahr, erschüttert zu werden, aber in solchem Falle, wie dieser, räth doch Jedermann, mit dem man spricht, irgend ein summarisches Strafverfahren an. E Das Parlament versammelt sich heute und wird, sobald die er- forderlihe Anzahl der Mitglieder den Eid geleistet hat, deu Sprecher wählen. Herr Shaw Lefevre wird ohne Opposition für diescs hohe Amt wieder gewählt werden. És mögen bei dieser Gelegenheit ei= nige amtliche Personal-Veränderungen, die in leßter Zeit stattgefun=- den haben, erwähnt werden. Herr Stephen, seit fast 20 Jahren der allmächtige Unter - Secretair für die Kolonicen, 1st durch Herrn Hermann Merinale, einen jungen Advokaten und Schriftsteller, Herr Freblanque, der wißige Herausgeber des Examiner, rückt in das statistishe Departemeut des Handelsamtes ein. Da Sir John Hob- houfe, der jeßige Präsident des indischen Kontroll - Amtes, seinen Sih im Unterhause verloren hat, so wird er sich wahrscheinlich vom Amte mit einer Pairschaft zurückziehen und Herrn Charles Buller zum Nachfolger haben. Herr George Lewis, der vortreffliche Ueber= seßer von Müller's Doriern, is Secretair des indischen Kontroll Amtes. Alle diese Aemter sind an Mitglieder der reinen Whig= Partei gegeben worden, und das Kabinett hat sich nicht durch irgend einen Anhang von Männern von Herrn Cobden's Gepräge oder von Mitgliedern aus dem Kreise Sir R. Pcel's verstärkt, Was indeß Herru Cobden betrifft, so giebt es gewiß große und ernstliche Ein- V L dagegen, daß er eine große Rolle in diesem Lande spie= en soll.

B elg Ce. n.

x Nepráäscutanten- Kammer. Sihung vom 18, Nov. Fortseßung der Adreß - Diskussion,

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten sand sich auf eine Interpellation des Abbé de Haerne veranlaßt, wieder auf die offi- ziellen Erklärungen über die Beziehungen zu Rom zu verweisen und, hier- auf gestüßt, darauf zu beharren, daß dem Gouvernement nicht dic Verant=- wortlichkeit für die Differenzen mit dem römischen Stuhle zufalle, wobei er sich vorbehält, diesen Gegenstand noch weiter auszuführen, wenn der betref- fende Paragraph der Adresse zur Diskussion komme. Herr Dechamps, der die Lage der Dinge in sciner Weise beleuchtete, erkannte an, daß die liberale Meinung in Folge der Wahlen wohlberechtigt das Hest in Händen habe, wobei er aber den Saß aufstellte, daß jeßt, nachdem das Land die Li- beralen ans Ruder gebracht, beide Parteien sich nicht mehr als Gegner zu betrad)- ten hätten. Daß die heutige Minorität nicht förmliche Opposition mache, ftellt er als Máßigung dar, denn wollte sie es, so würde sie die stärkste Opposition bilden, die bisher einem Gonvernement entgegengetreten wäre. Indem Herr Dechamps das Programm des heutigen Kabinets gewissermaßen als Fort- sezung und Entwickelung der Doktrin des früheren Kabinets betrachten wollte, ficht er gleichfalls für die Unabhängigkeit der Civilgewalt, wogegen der Deputirte von Gent, Herr van Huffsel, sich erhob und den Beweis zu führen suchte, daß die ganze Streitfrage zwischen beiden Parteien sich gerade un die Art und Weije drehe, wie man diese Unabhängigkeit der Civi!gewalt auffasse und in Anwendung bringe. Auch gab er die Bersiche- rung, daß die flandrischen Deputirten kräftig ein Kabinet unterstüßen wür- den, das Flandern fo viel verheißen habe, Abbé de Haernce erklärte, er würde für die Adresse stimmen , obgleich er die Ueberzeugung hege, daß das heutige Kabinet nicht den Bedürfnissen des Landes genuge.

Brüssel, 20. Nov. Der König ist vorgestern Abends von Hertogenwald, wohin Se. Majestät sich zu einer Jagdpartie begeben hatte, wieder in Lacken eingetroffeu. Noch an demselben Abend îta- men Jhre Majestäten nach Brüssel und wohnten im Theater de la Monnaie einer Aufführung der Symphonie „Christoph Columbus“ bei.

Die Repräsentanten-Kammer hat auch gestern die allgemeine De- batte über die Adresse noch nicht geschlossen.

S W Wer).

Kautou Beru. Ueber die Ursache der schuellen Abreise des französischen Gesandten spricht sich der Verfassungsfreuud fol= gendermaßen aus: „Bois le Comte hatte den Attaché, Grafen von Banville, zu dieser Schleichsendung bestimmt, Der Abschlag des fraglichen Geleits-Begehrens beruht auf folgendem Grund: Bei dem fürzlih in Langenthal aufgefangenen Gastmeister des Klosters St.

| Urban fand man ein Schreiben an den Advokaten Stettler in Bern (welches dessen Verhaftung veranlaßt hatte), mit dem Ansuchen, eine | andere daríu enthaltene Zuschrift des Sonderbunds-Kriegs-Raths in Luzern an die freiburger Regierung, worin díe jenem angeblich be- fannt gewordenen Angriffspläne des eidgenössischen Ober - Generals angezeigt waren, entweder auf sichere Weise selbst an die Adresse ge= langen zu lassen, oder zur Beförderung an die französische Gesandt- schafts- Kanzlei in Beru abzugeben. Diese Aktenstücke sind in Hän- den des Vorortes, und die Thatsahe war Herrn Dufour wohlbe= fannt. Wäre es nun zu entschuldigen gewesen, wenn dieser dennoch jenen Gcsandtschafts - Abgeordneten srei nah Luzern hâtte reisen lassen? Gewiß nicht, indem evident nachgewiesen ist, daß die Gesandtschafts - Kanzlei als Schleihweg bezeichnet uud benußt wurde, auf welchem der Verkehr zwischen den rebellischen Kantonen, troß der Absperrung, geführt werden sollte. Die legale Eidgenosseu= haft kaun getrost an das öffentliche Urtheil appelliren, ob es irgend= wie zu rechtfertigen gewesen wäre, wenn man dem Hern Attaché freieu Paß zu seinen, nah den übrigen Antecedentien gegen die Tag= saßung, offenbar feindseligen Exkursionen zu den Sonderbündlern ge=- geben hätte. Wir sind in der That begierig, zu vernehmen, wie das ministerielle Blatt (das Journal des Débats) das Begehren

des Herrn Bois-le-Comte rechtfertigen wird. Nagelneu is uns nur

die Theorie, welche Herr Bois le Comte, ohne Zweifel kraft höherer

Juspiration, in seinem Schreiben an Herrn Dufour aufzustellen bemüht

ist, nämlich: als wäre er bei den einzelnen 22 souverainen Kantonen

der Eidgenosseuschaft akkreditirt, während doch seine gesaudtschaftliche

Stellung lediglich der Eidgenossenschaft und zu deren Handen dem

jeweiligen Vororte gegenüber in Wirksamkeit is und er mit dieser

Behörde die internationalen Angelegenheiten zu behandeln hat. Wie

es scheint, ist das Siegwart-Miillersche Theilungs-Projekt der Schweiz

nicht eigene Erfindung, und das französische Kabinet glaubt so ganz

en passant, an die Stelle einer Eidgenossenschaft , einer Schweiz,

29 zerrisscne Bruchtheile, oder eben \o_ viel unmächtige Stückchen,

seßen zu können. Aber so Goit will, ist es mit der Schweiz dahin

noch niht gekommen. Die Erfahrung der lebten Wochen hat die

liberale Schweiz belehrt, welche unendlichen Kräfte der Vertheidigung, die in diesem Maße Niemand geahnt hütte, ihr zu Bewahrung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit in ihren natürlichen Festungen zu Ge- bote stehen.“

Gencral Dufour hat vor aht Tagen das von einem in der Schweiz angesessenen polnischen Kavallerie - Offizier an ihn gestellte Ansuchen, als Freiwilliger den Eintritt ins eidgenössische Heer zu er=- halten, folgendermaßen beautwortet :

„Herr Hauptmann! Wie sehr mich auh Jhr Dienstanerbieten gerührt und zum Danke verpflichtet hat, muß ih doch dasselbe ablehnen, weil die Militair-Neglements und alle Antezedentien die Zulassung von fremden Offi- zieren in unseren Reihen nicht gestatten, besonders wenn cs sich um einen Krieg unter Bürgern handelt. Derjenige Theil, der einen solchen Beistand annähme, müßte sich selbs Geringschäßung zuziehen. Mit Bedauern mußte ih {hon vielen anderen sremden Offizieren eine solche Antwort ertheilen, da ih die Aufopferung zu würdigen weiß. Entschuldigen Sie also und ge=- nehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung. W. H. Dufour,“

(Karlsr. Z.) Ohne in die Pläne des Ober =-Befehlshabers eingeweiht zu sein, glauben wir doch behaupten zu dürfen, daß Herr

Dufour die Absicht hat, die ihm gewordene Aufgabe so unblutig als nur immer möglich zu lösen, und wenn dieselbe nicht durch ganz un= erwartete Ereignisse verwickelt und erschwert werden sollte, so steht auch die Erreichung cines solhen Zieles in ziemlich sicherer Aussicht.

(Frkf. J.) Außer dem Straf=- Bataillon Jurassier, das am 18ten Morgens schon in aller Frühe exerziren mußte, is die kampf- mäßige Mannschaft zur Execution gegen Luzern ausgerückt, und es herrscht wieder Stille in Berus Mauern.

(Basel. Z) Ju Bern wird von nochmaliger Absendung von Kommissarien nah Luzern gesprochen. j

(O. P. A. Z.) Die Berner Zeitung tobt gogen dên Pfär= rer vou Langenuthal, welcher bemüht is, Subscriptionen zu fammelu, um das Kloster St. Urban in Errichtung eines eidgenössischen Spi= tals zu unterstüßen. Daß das Kloster durch dieses Mittel zugleich für seine eigene Sicherheit zu sorgen sucht, das scheint jenes Blatt für eine arge pfäffische Heuchelei anzusehen.

Kantoa Basel. Am 18. November traf der französische Gesandte, Graf Bois le Comte, in Basel ein, miethete für sih und das ge= sammte Gesandtschafts - Personal eine Wohnung und scheint vor der Hand demnach seinen Aufenthalt hier nehmen zu wollen.

Die Batterie von Baselstadt is am 17. November Mittags 12 Uhr durch Burgdorf nach Herzogenbuchsee gezogen, wo sie einst weilen stehen bleiben soll.

Der Kleine Rath beschloß am 17ten, die fünf Miliz = Offiziere, welche sih nicht zum Marsch stellen wollten, einem Disziplin = Richter zu überweisen.

Kantou Aargau. (Frkf. Bl.) Anm 17. November Nach= mittags kam ein luzernisher Parlamentair (Kavallerie - Ober - Lieute- nant Glodner) mit einem weißen Fähnchen über die Gränze bei Menzikon. Er brachte Depeschen von Oberst Elgger an Oberst Zieg- ler und General Dufour mit. Sogleich wurde er zu Ersterem nach Hallwyl geführt. Jedermann erwartete, er bringe allfällige Capitu= lations-Vorschläge mit, allein, weit entfernt davon, enthielt die De=

1,800,090 Piaster beträgt. Dieses günstige Verhältniß verspricht der Stadt cine glückliche Zukunst und dürfte sie mit der Zeit einen der ersten Han-

delspläye von Europa werden lassen. Jhr Hafen wimmelt fortwährend von Schiffen, namentlih von englischen, französischen und amerikanischen z im Herbst kommen auch sehr viele von Hamburg, Bremen, Schweden, Däne- mark, Rußland und Holland herbei, um Südfrüchte zu laden Von frischen Weintrauben allein werden im Oktober ungeheure Massen nach England und Nord-Amerika versendet, Der Meiall- Reichthum der Umgegend, den man erst in neuerer Zeit auszubeuten angefangen hat, trägt nicht wenig bei, industrielle Speculationen anzuregen. Bereits existiren zwci großartige Eisengießereien *), die ihr Material fast lediglich aus den reihen Bergwer- fen von Marbella und den Minen der Sierra de Mijas beziehen und schon anfangen, Dampfmaschinen zu fertigen, was noch vor vier Jahren Niemand in Spanien für möglich gehalten haben würde. Jun Folge dieser Verhältnisse sind große Kapitalien in Malaga zusammengeflossen, und wenn diese zum Theil noh unbenußt licgen, so tragen hiervon einzig und allein die politischen Konvulsionen, welche die Halbinsel so lange durchzukt haben, die Schuld und nicht die Judolenz der Einwohner. Hält der Fricde in Spanien an, so wird auch in Malaga und successive in Andalusien die Industrie emporblühen, denn an Kräften fehlt es wahrlich nicht, Die fort- währende Zunahme, die sich in dem Handel seit dem Befreiungskriege zu zeigen begann, hat allmälig eine Menge Ausländer nah Malaga gezogen, die sich haben naturalisiren lassen, und in deren Händen cin großer Theil des Handels ‘ruht, namentlih was die Exportation von Südfrüchten be- triffst, So giebt es allein beinahe ein Dußend sehr bedeutender deutscher Handelshäuser, deren Chefs aus Hamburg und Bremen stammen, die böh- mischen Glashändler, die dur die ganze Halbinsel zerstreut sind, nicht ge-

__*) Das größte dieser Etablissements, die Fundicion de la Constan- cia, is ein R der Häuser Heredia und Laríos, der beiden Nabobs von Malaga, die feine Kosten scheuen, um alle modernen Verbesserungen in ihrer Fabrik einzuführen,

rechnet, Die deutsche Kaufmannschaft, mit dem ehrwürdigen Scholz an der Spiye, is sehr geachtet, sollte aber mehr zusammenhalten, als bisher. Cadix macht sowohl von außeu als von innen cinen gewaltigen Eindru, Es giebt keine Seestadt, die vom Hafeu aus so schr imponirte und ein ]}o aristokratisch stolzes Ansehen hätte wie Cadix. Zumal muß es gegenwärtig, wo die Wälle und Straßen mit Gas e1leuchtet sind, von der Sec aus einen märchenhaften Anblick gewähren. Das Jnuere würde noch mehr imponiren, wenn die Gassen breiter wären, allcin der beschränkte Naum der Landzunge gestattete dies nicht. Die Häuser, alle massiv, zum Theil bom- benfest gebaut, sind meist drei bis vier Stock hoch und mit eben so viel Reihen Balcons geziert, deren Gelände? an mauchen Häusern aus weißem Marmor bestchen, und haben sämmtlich ganz platte, von Ballustraden unt- gebene Dächer, die größtenthcils mit Llumentöpfen geziert und mit einem „„Mirador““, einem kleinen Umschauthümchen, versehen sind, bestimmt, die See und die herannahenden Schiffe beobachten zu können, was der Stadt ein ganz eigenthümliches Ansehen giebt Die Treppen der meisten größeren Häuser bestehen aus weißem, polirten Marmor , und auch die Zimmer sind häufig mit verschiedenfarbigem Marmor getäfelt, Dabei herrscht die größte Reinlichkeit sowohl in den Gebäuden, «ls in den Gassen, und alle Haujer schen so blank und sauber und mit ihra grünbemalten, blumengeschmüdckten Balcons so freundlich uud gefällig aus, als wären sie von Zuerwerk, Nur die der Kathedrale zunächst geleg:nen Gassen sind noch alt, winklig und etwas schmußzigz bad machen sie ‘aum den zehnten Theil der ganzen Stadt aus, Diese prachtvolle Bauart der Haujer, diescs noble Ansehen der Stadt macht, verbunden mit dem noch immer regen Leben, welches in den dem Hafen zunächst gelegenen Vierteln henscht, daß Cadix noch immer den Frem- den besticht und ihn glauben läßt, es sei m-ch jeßt cine reiche und blühende Han- delsstadt. Kommt man aber in die westlige Hälfte, so gewahrt man bald inden öden, menschenlecren Gassen, zwischen den Marmorplatten das Gras hervor- sproßt, und in den verlassenen halbruinirt n Häusern die R Symptome der Gesunkenheitz und hat man Gelegaheit, sich längere Zeit daselbst auf- zuhalten, so merkt man, daß hinter der blendenden Außenseite große Armuth

vorhanden is, daß manche Familie, dexn Mitglieder am Tage in Sammet

und Seide auf der Alameda glänzen , des Abends kaum ein dürftiges Ge- richt Fische innerhalb ihrer kahlen Wände zu verzehren haben. Doch giebt es immer noch eine Anzahl schr bedeutender Kapitalisten, die in früherer Zeit ihr Schäschen ins Trokene gebracht haben, und namentlich eine schr wohlhabende ausländische Kaufmannschaft, unter welcher die englischen und deutschen Handelshäuser die ersten Nollen spielen, Noch immer i der Han- del Spaniens mit seinen überseeischen Kolonieen, namentlich mit Westindien, sehr bedeutend, und hat hier Cadix mit Sevilla theilen müssen, \o is ihm wenigstens die Exportation des Jerez -Weines und des Salzes geblieben, zivei Artilel, die jeßt seine hauptsächlichsten Handelszweige ausmachen. Des- halb anfern immer noch_ zu jeder Jahreszeit Hunderte von Schiffen vor sei- nen Wällen, und die Stadt hat sich ihr großstädtisches Ansehen erhalten, welches ihr „früherer Reichthum hervorrief, jene Zeit, wo noch die Gold- und Silber-Barren Mexico's und Peru's karrenweis durch ihre Gassen ge- fahren wurden, Dazu kommt, daß Cadix auch jeßt noch der Siß der General - Konsulate der Hauptmächte Europa's und Amerika's ist , daß von seinem Hafen aus die Königlichen Post-Schiffe allmonatlich nach der Ha- vana und den übrigen Kolonieen abgehen , daß seine Bai eine der Statio- nen auf der zwischen England, Gibraltar und Aegvopten etablirten Damps- chif-Linie und das Haupt-Depot der spanischen Marine ist, weshalb immer eine Menge Kriegsschiffe von allen Nationen hier vor Anker liegen, Aus diesen Gründen wird ein Fremder, der nicht tiefer in die Verhältnisse der Stadt eindringen mag, wenig von ihrem Verfall merken, um 9 engee als Cadix alle übrigen Städte des südlichen Spaniens an Civilisation we! überflügelt. s - "Wir schließen diesen Bericht nicht ohne Dankbarkeit gegen, den Se ser, von dem Jeder lernen wird, der für das Ausland und sein L Sinn und Interesse hat.