1847 / 328 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

jebt Vorrath um 528,000 Psd, St- zugenommen, s9 Lub ersterer zes

,000 Ee Befehl lobianas 1 Tes vom 15. A 4 E ü j i lbe Unze wiegenden Briese je. di- h A niht mehr als e oa England ne Medlenburg befördert Ds Wi Dezember d. J. an auf 6 Pce.;

t, vom 1. De f De E eas , die nah den britischen Kolonieen oder an-

deren Ländern über England expedirt werden, zahlen jene 6 Pce. zu

; den Portosabe.

dem E ned Dees, welhes St. Thomas am 31, Oktober verlassen hat, bringt die Nachricht von einem furchtbaren Orkan, der vom 11. Oktober Mittags bis zum 12, Oktober um 6 Ubr Morgens, bei heftigem Bliß und Donner, fast ohne Unter- brechung gewüthet hat. Wenigstens die Hälfte der Aerndte i} ver= nihtct, 5140 Häuser sind ganz, 224 theilweise zerstört, 17 Menschen etödtet und viele verwundet, 6 Schiffe zertrümmert, Besonders die Stadt Scarborough hat stark gelitten, und es sind dort unter Ande- rem die Kasernen so schwer beschädigt, daß sämmtliche weiße Trup- pen nah Trinidad haben eingeschift werden müssen. Der Sturm, desgleihen man sich auf Tobago seit 1780 nicht erinnert, ist über Barbadoes und Granada gezogen und wurde in Trinidad, so wie zwishen Bermuda und St. Thomas, verspürt. Die Schiffe, die bei Trinidad lagen, haben von dem Orkan ge- litten, do niht so bedeutend wie die bei Tobago, da sie meist auf die Shlammbank in Port of Spain getrieben wurden, Ueberhaupt hat in Trinidad der Orkan nicht so bedeutende Verheerungen ange- richtet wie auf Tobago. Die Kolonial-Versammlung von Jamaika ist am 20. Oktober von dem neuen Gouverneur, Sir Charles Grey, eröffnet worden. Jn seiner Rede erkannte er den gedrückten Zustand des Zuckermarktes an und wies die Versammlung theils auf die Noth= wendigkeit der Entwickelung der inneren Ressourcen der Jnsel zur Ab- hülfe des Uebelstandes hin, theils auf die Hülfe, welche geeignete Vorstellungen an das britische Parlament zu Wege zu bringen geeig- net seien. Dabei aber erklärte er seine bestimmte Meinung dahin, daß an eine Rückkehr Englands zum Protektivsystem niht mehr zu denken sei, daß, nachdem einmal das Prinzip anerkannt worden, man dürfe niht dem britishen Volke seine Bedürfnisse durch den Aus- {luß der Produkte des Auslandes künstlich vertheuern, nur der völlige Umsturz dieses Prinzipes die Wiedereinführung eines Schuß= zolles für einen einzelnen Artikel möglih machen könne, und daß man daher auf einen Schußzoll gegen den fremden Zucker nicht eher wie- der werde rechnen dürfen, als bis die Getraide-Geseße wieder einge- führt seien, was ohne einen völligen Sieg der Reaction nicht mög- lich sei. Die Antworts = Adresse der Kolonial - Versammlung lautet nicht schr hoffnungsvoll. Sie erklärt, daß ohne direkte Hülfe der Regierung selbst| die Begünstigung der Einwanderung nicht mehr nuben könne, daß, wenn diese Hülfe ausbleibe, die Jnsel die Production ihrer Haupt-Erzeugnisse geradezu aufgeben müsse, und daß der Druck der Zeit die Finanzen der Jusel zu sehr beeinträchtigt habe, als daß sich darauf rechnen lasse, die Einnahme-Erhebung werde dieselben günsti= gen Resultate liefern, wie die vorhergehenden Jahre, weshalb denn auch die Verwendungen nothwendigerweise eingeschränkt werden müssen.

Die fällige indische Ueberlandpost hat Nachrichten aus Bombay bis zum 15, Oftober überbracht, deren Juhalt jedo in politischer

Beziehung durchaus unbedeutend i. Der General-Gouverneur wollte einen mehrwöchentlichen Ausflug nach dem Hügellande machen, bevor er Jndien für immer verläßt, und der Ober - Befehlshaber hatte cine ähnlihe Reise nah dem Chormountain bereits angetreten; leßterer wollte den strengsten Theil der kalten Jahreszeit im Thale Pinhore zubringen. Ganz Judien war fortwährend gesuud und ruhig, die Hibe aber in der leßten Zeit sehr drückend. Aus dem Pendschab und den nordwestlihen Provinzen fehlten alle neueren Nachrichten, mit Ausnahme der Kunde, daß der raiportanische Freibeuter Doongur

Singh gänzlih bezwungen worden war, und daß, obgleich er selbst | Aus |

entkam, alle seine Genossen sich in britischer Gewalt befanden. China nichts Neues.

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7 Brüssel, 20. Nov. Dic Repräsentanten-Kammer hat, nah einer achttägigeu Diskussion, die Adresse auf die Thron - Rede mit einer bedeutenden Majorität votirt und sich damit für das liberale Ministerium ausgesproczen ; 64 haben dafür, ein einziger dagegen ge- stimmt; 24 haben sich des Abstimmens enthalten; dieje 24 Deputir= ten bilden die entschiedene fatholishe Fraction der Kammer, die, wie ersichtlich, seit einem Jahre sehr zusammengeschmolzen ist. Ein selt- sames Schauspiel hat aber diese Diskussion dargeboten ; von der einen Seite ein Kabinet, welches in der Kammer E erklärt, eine neue liberale Politik, vornehmlich auf der Grundlage des Prinzips der Unabhängigkeit der Staatsgewalt (von dem geistlihen Ein- flusse) inauguriren und mit Entschiedenheit durchführen zu wollen und dabei die Herausforderung an die neue Opposition, mit ihren Prinzipien offen auf- zutreten, ihrer abweichenden Politik Form und Motivirung zu geben ; von der neuen Scite, der katholischen Minorität, aber ein für eine Opposition ganz neues zurühaltendes s{heues Benehmen, widerholtes Bitten, sie nicht herauszufordern, da sie von den friedlihsten Gesinnungen beseelt sei, das Kabinet nicht stürzen wolle, wenn sie es auch könne, und alle Anträge der Regierung unparteiüsch prüfen und, wenn möglich, unter- stüßen werde und dabei die hließlihe Versiherung, daß einestheils das oben aufgestellte Prinzip der Unabhängigkeit der Staatsgewalt nur gegen ein Pharitom aufgestellt sci, da die Abhängigkeit nie stattge- funden habe, andererseits gar fein wesentlicher Unterschied zwischen der liberalen Politik und der katholischen stattfinde, da diese stets der Verfassung de gewesen, keine der garautirten Freiheiten angetastet habe und für die Zukunft bereit sei, alle auf das geistige und ma- terielle Wohl des Volkes abzielenden Anträge zu unterstüßen, Darob erfolgte eine fast leidenschaftlihe Erwiederung eines der neuen in den parlamentarischen Formen noch wenig geübten Ministers (Herr von Frère- Orban von Lüttich), der in sichtlicher Entrüstung darüber war, daß die neue Opposition \ih nicht blos vor den Augen des Landes und der Kammer mit ihrer bekannten Politik verstecken , sondern anch die Waffe, womit dieselbe in den Wahlen bekämpft und die jeßt das Banner des Kabinets geworden sei, ihnen aus den Händen winden wolle, Der Minister unternahm es daher, die Politik der katholischen Partei p charaftcrisiren und zum Beweise, wie die früheren Kabinets in der jo wichtigen Unterrichts-Frage von den Bischöfen belästigt und influenzirt worden, legte er eine 1845 bei dem Austritte Nothomb's aus dem Ministerium verschwundene und vom Ministerium Vande- weger wieder reklamirte Korrespondenz vor, zwischen dem Kar- dinal - Erzbischof von Mecheln und dem Minister des Innern, (Herrn Nothomb, worin die Ansprüche des Erzbischofs“ im Namen sämmtlicher Bischöfe des Landes, in Bezug auf zwei wichtige Punkte des Elementar-Unterrichts, ofen dargelegt sind, nämlich das Ver- langeu, daß in keinem Zweige des Unterrichts ein Lehrer ernannt werde für den nicht vorher die Zustimmung des geistlichen Zuspeltora rlangt séi, und ferner das Anmuthen an den Minister, inden 1844 neu errich- teten Normal-Schulen (es sind nur zwei, während die Bischöfe sünf haben) ‘nur sehr wenig Zöglinge aufzunehmen, damit díe bischöflichen Normal-Schulen nit darunter litten, und ferner aus gleihem Grunde die _den höheren Primair-Schulen beizufügenden Normal-Schuleu gar nicht Zu organisiren. Die erstere Präténsion, bemerkte Herr Frère, habe

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freilich im Prinzipe kein Minister anzuerkennen gewagt, aber man sei ihr in der Praxis an nachgekommen, und das zweite Anmuthen gebe jeßt den flaren Aufshluß, weshalb in den Normal-Schulen so wenig Zöglinge aufgenommen worden und die Organisation der an- deren Schulen auf dem Papier geblieben sei. Diese Mittheilung des en über deren formelle Konvenienz man verschiedener Meinung sein kann, war wie ein Donnerschlag für die katholische Fraction, die erst der Erholung nöthig hatte, um am anderen Tage diesen Schlag möglichst zu entkräften, und jegt mit neuen, noch nie von dieser Seite gehörten Erklärungen und Zugeständnissen an die libe=- rale Meinung hinsihtlich des Einflusses der Geistlichkeit hervor- zutreten. So erklärte eine der Notabilitäten dieser Partei, der frühere Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herr De- champs, daß die direkte Einmischung der Geistlichkeit in die Wahlen für die Vergangenheit wohl erklärlih und entshuldbar, aber hinführo abzuweisen, und daß auch die Prätension der Bischöfe hinsichtlich des Unterrichts niht anzuerkennen, überhaupt ein Eiuverständuiß der ka- tholishen Opposition mit der Politik des Kabinets hinsichtlih der noch obschwebenden Unterrichtsfragen leiht zu erlangen sei. Der Hauptfaden, der durch diese ganze Rede lief, war die öfter ausge=- sprochene Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der Umgestaltung der katholischen Partei nach den diesjährigen Wahlvorgängen, das leise abgelegte Bekenntniß begangener Fehler, mit dem Wunsche, niht mehr nach der Vergangenheit, sondern nah dem zukünftigen Betragen be- urtheilt zu werden. Das Ministerium nahm freilich diese Zugeständ= nisse auerkennend an, erklärte aber, niht nach Worten, sondern nach den Handlungen diese neue Oppositions-Politik beurtheilen zu wollen, und endete mit einer nochmaligen Feststellung der Hauptpunkte der zu be- folgenden neuen Politik, Dies is der allgemeine Hergang dieser für das Land sehr merkwürdigen Diskussion, Auf einige wichtige Punkte, die Differenz mit dem römischen Hoffe, die flandrishe und Unterrichts= Srage, werden wir nohmals, etwas mehr ins Einzelne gehend, zurück= ommen.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 16. Nov. (H. C.) Gestern wurde der Reichs= tag mit den üblichen Förmlichkeiten bei Trompetenschall verkündigt. Zum Reichs - Marschall is der Graf von Sparre ernaunt, der auch bereits den Cid geleistet hat. Die vier Stände beschäftigten sich zu= nächst mit ihrer Organisation, und die K. Eröffnung =Sihung wird, dem Vernehmen nah, am 23sten d. stattfinden.

S MWeEilz.

Kanton Bern. Die Schweizer National =- Zeitung sagt jeßt über die Gerüchte von Auleihen: „Jn leßter Zeit sind Gerüchte von einem in Franffurt gemachten Anleihen der Eidgenossen=- haft verbreitet worden. Die Augsb. Post-Zeitung will noch von einem anderen, in Augsburg gemachten Anleihen der Eidgenossen- haft wissen. Wir fönnen aus der zuverlässigsten Quelle alle diese Gerüchte als fals erklären; für die Besoldung von 80,000 Mann hat die eibgenössishe Kriegskasse noch Geld genug, ohne zu einem fremden Anleihen ihre Zuflucht zu nehmen. Und wenn die Eidge- nossenschaft zu ‘cinem Anlcihen schreitet, \o wird sie sih zunächst an republifanishe Häuser wenden. Die bisherigen Kriegskosten wird aber Freiburg wohl größtentheils bezahlen und, da die dortige Staatskasse ershöpft i, mit seinem niht unbeträchtlihen Staats- Vermögeu dafür herhalten müssen.“

(Frkf. Bl.) În Uffhagusen wollten die Luzerner am 16. No- vember einen Ueberfall machen auf die berner Gränzbewohner. Zu diesem Ende räumten sie die sämmtlichen Verlaue (umgestürzte Bäume), die sie auf den Weg geleat hatten, um die eidgenössischen Truppen anfzuhalten, wea, füllten auch die gemachten Gräben auf und trugen die Verschanzungen ab. Auf Kommando des General Dufour rüdckten ihnen Truppen entgegen, worauf die Luzeruer sich wieder zurückzogen.

Ueber das Vorrücken der eidgenössischen Truppen gegen Luzern weiß man hier wenig Zuverlässiges. Man vermuthet allgemein, die Stadt Luzern solle nah Dufour’s Plane uicht von der Nordseite her, wo sie durch den Gütsh gedeckt is, soudern von Osten durch die durh den Kanton Zug vordringenden östlichen Schweizer - Bataillone angegriffen werden. Man will jeßt in Bern bestimmt wissen, daß der luzerner Große Rath mit 3 Stimmen--Mehrheit beschlossen habe, sich bis auf den leßten Blutstropfen zu vertheidigen. Offizielle Nach- richten über diesen Beschluß sind jedo keine vorhanden.

Kanton Zürich. (Eidg. Ztg.) Gerüchtweise haben wir so eben (20. Nov.) erfahren , daß gestern Nachts die Zuger und Schwyzer , vollständig ausgerüstet, einen Ausfall gegen Knonau ge- macht haben, wo einzig das Bataillon Brunner mit einer Kanone ge- legen. Erstere seien jedoh zurückgeschlagen und von den Zürichern bis in das nächste zugerische Dorf Steinhausen verfolgt worden, wo sie si festgeseßt haben. Da jedoch aus den Häusern auf sie geschos= sen wurde, sei ein Haus in Brand gesteckt worden.

(Seebl.) So eben (20. Nov.) verlautet, daß die in der Ge- gend von Richtershweil einquartierten Truppen gegen den Kanton Zug vorgerüct seien. Es soll bereits zu einem Kampfe gekommen sein; jedenfalls will man in der Nähe öfteres Schießen vernehmen.

(Schw. M.) Seit mehreren Stunden (20. November) hört man von jenseits des Albis, entweder in der Gegend von Zug oder gegen das freie Amt hin, Kanonendonner und Klein - Gewehrfeuer. Bis zur Stunde i} aber etwas Näheres nicht bekannt. Leute, die vom Uetliberg herabgekommen sind, behaupten, {on um 2 Uhr Schüsse gehört zu haben. Allen Berichten nah wird der Angriff auf Luzern und Schwyz nun angefangen werden.

Kanton Basel. Es isst wieder cine Abtheilung Jesuiten- Zöglinge von Freiburg, etwa zwanzig, in Basel angekommen. (Frkf. Bl.) Es scheint, daß heute (21. November) früh ernst- liche Auftritte auf dem Kriegs\chauplabe vorgefallen seien, denn glaub- würdige Personen, die auf den Höhen des Jura wohnen, versichern, diesen Morgen drei Uhr in der Gegend von St. Urban eine heftige Kanonade und Sturml¿uten géhört zu haben. Jedenfalls is zu er- us daß nun auf dem Hauptpunkte eutscheidente Schritte ge- ehen. General Dufour soll gestern scin Hauptquartier an der Kreuz- straße bei Zofingen gehabt haben.

Kanton Appenzeil J. Nh. Die Junerrhoder marschiren c ungeachtet des Zuredens der Offiziere weigert sich die Mann- schaft.

Kanton Graubüudten. Die Tessiner verlangen vou Graubündten dringend Hülfe. Mau glaubte in Chur, es würden in der Nacht vom 18. November die zwei dortigen Bataillone gegen deu St. Bernhardin zu instradirt werden, da vou der Route über die Oberalp bei gegenwärtiger Witterung wohl eben so wenig wird die Rede sein können, als von derjenigen über den Lukmanier.

Kanton Tessin. Der Republikaner vom 18. November bestätigt selbst das (gestern gemeldete) siegreihe Vordringen der Son- derbunds = Truppen im Livinerthal, Die Regierung von Tessin hat nun einen Aufruf an das Volk zu allgemeinèr Erhebung erlassen.

Der Kanton i} in Kriegszustand und das Vaterland in Gefahr er flärt. Die Tessiner haben Verwundete und Todte, die Zahl wird noch nicht angegeben ; nah einem Schreiben aus Chur in der Allg. Ztg. soll ihr Verlust beträchtlich sein. Die tessiner Scharfschüten, meist Freiwillige, wurden von den aus junger, ganz ungeübter Mann= haft bestehenden Miliz = Bataillonen im Stich gelassen. Eine Ka- none, die einzige, die in Airolo war, sollen sie gerettet haben. Der eidgenössishe Oberst Rusca, der wegen Krankheit das Kommando einer Brigade bei der Division Rilliet niederlegen mußte und noch leidend ist, hat si, wie es heißt, auf Bitten der Regierung nach dem Ort der Gefahr begeben.

(O. P. A. Z.) Der Engpaß Dazio Grande is einer der wih- tigsten in der ganzen Schweiz und ganz dazu geeignet, daß wenige Hunderte entshlossener Mannschaft einem beträchtlichen Heere die Spiße bieten können, da man kaum eine Front von 30 Maun in das Gefecht bringen kaun und eine Ueberflügelung oder Umgehung wegen des reißenden Tessin auf der einen und der senkrechten himmelhohen Felsen auf der anderen Seite reine Unmöglichkeit is. Am 21. No- vember langte nun in Basel von einem zuverlässigen Manne der Be= riht ein, die Urner hätten sich bei Dazio Grande mit den Wallisern vereinigt und seien, 4009 Mann stark, durch das Luvinerthal vorge- drungen, Bellinzona sei in ihre Hände gefallen und die dortige Re= gierung gestürzt worden.

Kanton Aargau. Anm 18. November Vormittags rückten wieder drei Compagnicen Schwyzer und Luzerner gegen die aargauer Gränze, in der Richtung von Zofingen, vor, umstellten das luzerner Dorf Neiden, zogen“ dann nah Wyken und Adelboden hin, entfernten sih aber um 8 Uhr Abends wieder. Es scheint eine bloße Rekognos= zirung gewesen zu sein.

Kauton Waadt. Die Stärke der Tagsabungs - Truppen an der walliser Gränze soll sich jeßt auf 7000 Mann belaufen (7 Bataillone, 3 Battericen Artillerie und 4 Compagnieen Scharf= \hüyen). Ein Angriff ist noch nicht geshehenz einstweilen beschränkt man sich auf Festnehmung einzelner Personen, die man als Kund= schafter verdächtigte; in Bex und Aelen sind drei Judividuen aus solchem Grunde verhaftet worden,

Kantou Schwyz. Der Wahrheitsfreund giebt folgen- den näheren Bericht über die Ermordung des Hauptmauns Ausder= mauer: „Der Mördner, ein Graubündtuer, als Soldat in neapoli- tanishen Dieusten, war funfzehn Jahre Bedieunter bei Aufdermauer, seit drei Jahren aber entlassen. Vor wenigen Tagen kam er nun, sich arm und verlassen stelleud, und sprach bei seinem früheren Herrn um Brod an, worauf dieser in angeborener Gutmüthigkeit ihm bewil- ligte, si einstweilen in seinem Dienste aufzuhalten. Sonntags, den 7, November, bezog derselbe im Wirthshaus zum Rößle in Duggen, wo der Oberst sein Quartier hatte, ein Schlaszimmer neben dret an= deren. Ju der Nacht machte er sich auf, {lich in- das Zimmer sei- nes Herrn und erschoß ihn meuchlerisch, während er \chlief. Die zwei unten aufgestellten Schildwachen eilten sofort herbei und fanden den Bedienten noch im Zimmer, den sie sofort verhafteten. Der Er= mordete war etwa 40 Jahre alt, von alter shwyzerisher Familie (Sohn des verstorbenen Generals Aufdermauer) und von früber Jugend in Kriegzsdiensten.“ Nach züricher Blättern wäre Alt-Land= ammann VYr. Diethelm in Lachen verhaftet und nah Schwyz abge= führt worden, als verdächtiger Mitbetheiligter an der Ermordung des Obersten von Aufdermauer. |

Das Schwyzerishe Volksblatt vom 18. November ent= hält eine Bekanntmachuug der Regierungs - Kommission des Kantons Schwyz, welche dem Publikum zur Kenntniß bringt, daß dieselbe es für angemessen befunden habe, sämmtliches Eigenthum, bewegliches und unbewegliches, von Angehörigen der zwölf und zwei halben Kau= tone mit Beschlag zu belegen.

Kanton Freiburg. Die von der Tagsaßung nah Freiburg gesandten Repräsentanten haben derselben untem 16. November fol- gende Berichte erstattet : i 7

„Die eidgenössishen Nepräsentanten im Kanton Freiburg an Se. Ex- cellenz den Herrn Präsidenten der Tagsaßung. Herr Präsident! Wir haben die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß wir gestern Abend in Freiburg ange- fommen find. Unmittelbar nah unserer Ankunft haben wir eine lange Kon=- ferenz mit dem Herrn Oberst Rilliet-Constant, Befehlshaber der Besezungs- Truppen, gehabt. Heute Vormittag haben wir uns vorzugsweise damit be- schäftigt, verschiedene Nachweise einzuziehen, um mit größerer Sicherheit in der uns gewordenen s{hwierigen Aufgabe verfahren zu können. Unordnung und Anarchie herrschen fast überall, wo nicht eidgenössische Truppen stehen. Es giebt noch bewaffnete Landsturmbanden, vorzüglich im deutschen Bezirk; wir haben uns mit dem Herrn Befehlshaber wegen ihrer Entwaffnung ver- ständigt. Davon in Kenutniß gesetzt, daß heute Vormittag cine Proclama- tion im Namen des Staats-Raths gedruckt werden solle, haben wir den Buch- drucker vor uns beschieden, der uns das Manuskript vorgelegt, wovon wir einc Ab- chrift hier beifügen. Herr Kanzler Vonderweid hat uns eine Depesche des Herrn Ge- nerals Dufour übergeben, welche an den Staats-Rath gerichtet war, und verlangt, daß wir dieselbe annähmen, weil fast alle Mitglieder der Regierung abtvejend seien. Auf die von uns an ihn gerichtete Frage, ob er die Regierung als aufgelöst betrachte, antwortete er bejahend und zeigte sich sogar willig, uns in dieser Beziehung eine schriftliche Erklärung zuzustellen, _ e Abschrift dieses Aktenstücks befindet sich ebenfalls in der Anlage. (S. unten.) Eine aus etwa 500 Personen bestehende Volks-Versammlung hat gestern vor un- serer Ankunft stattgefunden. Sie war im Schauspielhause, weil der Be- fehlshaber des Besazungs-Corps im Freien sie nicht erlauben wollte. Sie hat eine provisorische Regierung ernannt. Da die Auflösung des Staats- Raths jeßt bestätigt is, so werden wir im Laufe des Tages die proviso- rische Regierung auerkennen und dafür sorgen, daß sie vor Allem mit Wiederherstellung ter Ordnung sih beschäftige, wie mit Allem, wodurch eine daucrhafte Pacification des Kantons Freiburg erzielt werden kann. Die Mitglieder dieser Behörde sind bei uns erschienen, und wir ha- ben ihnea auf das ernsteste erklärt, daß wir durchaus kein Begehen der Re- crimination und der Rache dulden würden, daß die Mission, zu der sie be- rufen seien, einen höheren Zweck habe, und daß sie sich bestreben müßten, ihn dadurch zu erreichen, daß sie mit Weisheit regierten, das Vertrauen des freiburger Volkes und die Achtung der hohen Tagsaßung sich zusicherten, Wir werden nicht ermangeln, Sie s{hleunigst von den noch zu treffenden Maßregelu in Kenntniß zu sehen, und haben die Ehre, Ew. Excellenz die Versicherung unserer Hochachtung zu unterbreiten. Freiburg, den 16. Nov. 1847. (Gezcichnet): X. Stockmar, Reinert, Grivaz. Für gleich- lautende Abschrift: Der Staatsschreiber der Tagsaßuug (gez.) Schieß.“

(Abschrift.) „Freiburg, 16. November 1847, Meine Herren eid- genössishe Repräsentanten. Gestern gegen 11 Uhr Nachts überbrachte mir ein Adjutant des Herrn Oberst Rilliet die hier cingeschlossene Depesche des Herru Generals Dufour, welche an den Präsidenten des ehemaligen Staats- Raths adressirxt war. Da diese Behörde sich aufgelöst hat und „ich nicht im Stande war, ein einziges Mitglied dersclben aufzufinden, eröffnete ich die Depesche. Jetzt, wo ich erfahre, daß eidgenössische Repräsentanten hier angekommen sind, glaube ich die Depesche JZhnen zustellen zu müssen und bitte, mir deren Empfang zu bescheinigen. Da ich die Staats-Kanzlei ver- lassen habe, um mich zu meinen Verwandten zu begeben, spreche ich den Wunsch aus, daß durch Sie, meine Herren, eine Person bezeichnet werde, dem ih meine Bürcaus übergeben könne. Gestatten Sie, meine Herren Repräsentanten, die Versicherung meiner ehrerbietigen Hochachtung. (gez.) Al. Von der Weid, gewesener Kanzler, Für gleihlautende Abschrift : Der Secretair der eidgenössischen Repräsentanten (gez.) C. Liebi. Für

e E vidimirten Abschrift: dér eidgenössishe Staats- reiber (gez. ieß.“ : : ; V Zweiter Bericht. „Herr Präsident! Unser gestriger Bericht machte Sie

mit der Auflösung des Staats-Rathes und mit der Bildung einer proviso-

rischen Regierung bekannt, Diese Regierung besteht aus den Herren Julien Sgaller, Präsidentz Leon Pitet, von Gruyeres; Chattonay, von Murtenz Rabodey, von Nomont ; Oberst Wicko; Castellaz (an die Stelle des Herrn Käser, von Bösingen, der die Wahl uicht angenommen hat) und Broye, von Estavayer. Diese Regierung hat den Dr. Berchtold zu ihrem Secre- tair gewählt, Gestern Nachmittag hat sie sch in dem gewöhnlichen Sizungssaal des Staats-Raths, von dem sie Besi genommen, fonsti- tuirt und uns Anzeige davon durch das beigeschlosene Aktenstück ge- macht, welches sie uns in Corporation und von den Staats- Huissiers begleitet, überbracht hat. -Unmittelbar darauf haben wir derselben ihren Besuch offiziell erwiedert und ihr erklärt, daß wir sie kraft der uns von der hohen Tagsaßung übertragenen Vollmachten anerkennen. Sie is sogleih zur Reorganisation ver öffentlihen Gewalien und Dienste geschrit- ten und fährt mit Eifer in ihrer mühsamen und schwierigen Aufgabe fort, die sie auch, so hoffen wir, in befriedigender Weise lösen wird, wenn die Militair - Behörde ihr dieselbe Unterstüßung gewährt, welche sie immer von unserer Seite finden wird, Wir müssen anerkennen, daß die bisher von ihr getroffenen Maßnahmen von einem Geist der Weisheit zeugen, der für die Zukunst von guter Vorbedeutung ist. Sie bercitet eine Proclamation an die freiburgishe Bevölkerung vor und wird dieselbe dem Direktorium und den Kantonal - Regierungen zusenden, indem sie denselben ihre Konstituirung anzeigt, Sie wird ein Dekret erlassen, in welchem sie die Austreibung der Gesellschaft der Jesui- ten und aller Orden beider Geschlechter versüzt, die derselben affiliirt sind 2c. Dieses Dekret wird noch der Gutheißung von Seiten des Großen Rathes bedürfen, die Maßregel soll jedoch sogleich vollzogen werden. Die Wahlen werden ers nah der Occupation vorgenommen twerden können. Empfangen Sie 2c. Die eidgenössischen Repräsentanten. Gez. X. Sto ck- mar. Reinert. Grivaz. Freiburg, 17. November 1847, 2 Uhr Nach- mittags, Für die gleichlautende Abschrist der eidgenössische Staatsschrei- ber Schie ß.“

Die neue provisorische Regierung des Kantons Freiburg hat ihrerseits an die Tagsaßungs-Repräsentantan folgendeu Bericht ge=- langen lassen :

„„Meine Herren! Wir haben dic Ehre, Jhnen mitzutheilen, daß wir, aufgefordert durh die Wünsche der freiburgischen Bevölkerung, die erledig- ten Zügel der Regierung aufzunehmen, diese Ernennung angenommen ha- ben. Wir verhehlen uns nicht die mühevolle Aufgabe, die wir auf uns nehmen, aber wir hoffen sie zu erfüllen, indem wir uns die Aufrechthaltung der öffentlihen Ruhe und Ordnung und die demnächstige Rekonstituirung unseres Kantons als einziges Endziel vorstecken. Zu diesem Zweck ersuchen wir Sie, uns den Beistand der Bundes-Behörde gewähren zu wollen, und haben die Ehre, Jhrer Acceptation die Unterschrift unseres Präsidenten und unseres Secretairs zu unterbreiten. Genehmigen Sie 2c. Der Präsident. (gez) Jul. Schaller. Der Secretair. (gez.) Dr. Ber ch told. Frei- burg, 16. November 1847. Für die gleichlautende Abschrift der cidgenös- sishe Staats-Schreiber : Schie ß.“

Am 16, November hat Oberst Rilliet folgenden lassen :

„Grobe Unordnungen sind gestern begangen worden, Böswilligkeit hat sie übertrieben, aber es ist leider nur zu wahr, daß die Befehle der Tag- jaßung, des Generals und die meinigen nicht beachtet worden sind. Sol- daten der ersten Division, Euch klage ih nicht anz als es sich darum han- delte, die durch Andere gestörte Ordnung herzustellen, waret Jhr bereit, mich zu unterstüßen, Jhr wißt, daß die Ehre des Soldaten die Ehre der Armee, und daß dic Ehre der Armee die Nationalehre is, daß Alles, was diese verleßt, auf die Armee und ihre Führer zurückfällt. Jhr wißt es, wenn man die Gefühle und die Ueberzengungen eines braven und edlen Volkes verleßt, so heilt man nicht seine Wunden, die wir, seine Freunde und Eid=- genossen, aus ganzem Herzen zu heilen wünschen. Soldaten der ersten Division, so lange Jhr uur Eurcm eigenen Herzen folget, o werdet Jhr rein bleiben von solher Besudelung. Verschließt also Cuer Ohr jenen falshen Freunden, die zur Befriedigung ihrer Leidenschaften die Armee kompromittiren möchten, um sie zum Jnstrument ihres persönlichen Hasses zu machen, höret nicht auf sie, und wenn sie Euch eine schlechte Handlung zumuthen, entreißt ihnen das eidgenössishe Arm- band, dessen sie nicht würdig sind. Verhaftet und übergcht der Wache je- den Nichtmilitair, der Euch zumuthet, Eigenthum oder Personen anzugrei- fen, Die Gerechtigkeit wird über ih walten! flößt dem Volfe von Frei- burg wieder Vertrauen ein, rechtfertigt die Anklagen nicht, deren Gegenstand Ihr seid. Freiburg is unter dem Schuße der Eidgenossenschaft und der Armeez ih erkläre kraft der mir übertragenen Vollmachten, daß die Zeit der Milde vorüber ist, und daß jede zur Armee gehörige Person, die ir- gendwie ihre Pflicht verleßt, nah der Strenge der Geseze bestraft werden wird. Jch mache die Chefs der Corps verantwortlich für die Handlungen der ihnen untergebenen Militairs, und ich werde die Namen aller Schul- digen durch Tagesbefehl bekannt machen.“

An den Kirchthüren von Freiburg wurde am 15, November fol= gende Consigne angeschlagen: „Sauvegarde für die Kirchen, die Klü=- ster, die Gegenstände des Kultus, die Spitäler, die Sicherheit der Personen und des Cigenthums. Der Postenchef ist aufs strengste an- gewiesen, Militairs, die sich das mindeste Dawiderhandeln gegen diese Sauvegarde erlauben würden, unverzüglich anhalten und auf das Plabbüreau Freiburg führen zu lassen, damit sie eingesperrt und vor ein eidgenössisches Kriegsgericht gestellt werden, um durch dasselbe nah der Strenge der eidgenössischen Gesetße behandelt zu werden.“

Der Kommandant eines zu Peterlingen stationirten waadtläadi- {en Reserve-Bataillons hat an den waadtländischen Miliz-Jnspektor uuterm 16ten d. von Montagny aus folgendes Schreiben gerichtet : : „Jn dem Augenblicke, da Alles in der Ordnung schien, wird Freiburg in den Belagerungs-Zustand erklärt. Oberst Rilliet hat allen Fremden in Freiburg eine Viertelstunde Zeit gegeben, um die Stadt zu verlassen. Diese Maßregel ist durch den Tod zweier waadtländischer Schildwachen veranlaßt worden, auf welche freiburgische Fanatifer bei hellem Tage schossen. Eine große Erbitterung herrscht unter unseren Bataillonen, und es wäre kein Wunder, wenn während der Nacht Repressalien ergriffen würden. Diesen Abend noch hat einer meiner Grenadiere, der bei dem Fort von Freiburg stillstand, einen Säbelhieb von einem Landstürmer erhalten, Mehrere Ba- taillone sind nach dem deutschen Bezirk abmarschirt, um denselben zu ent- wassnen und im Zaume zu halten. Die Militair-Behörde hat den Pfarrer von Sales, Namens Vüllieret, der leßte Nacht versucht haben soll, cine Schildiwache zu erdolchen, verhaften lassen, und es ist selbs davon die Rede sag! r n E Ee Von Herrn Nilliet habe ich den Befehl erbal= en, die umliegenden Dörfer zu ) ; l (h 2 f Bikerition shreiten fer zu entwaffnen Morgen werde ih zu dieser „_ Der Constitutiounel Neuchatelois giebt in einem Berichte über die Vorgänge in Freiburg als nächste Ursachen ter Katastrophe

y Hr t tee ; I ) folgende an: 1) Die Unmöglichkeit, Berichte von seinen Bundesge- uossen zu crhalten und die Schwierigkeit, wegen des Nebels genaue Angaben von der Stellung des Feindes zu haben. 2) Die voreilige Einberufung des Landsturms, der mehrere Tage und Nächte bivoua- kiren mußte, während man sonst Truppen dieser Art nur für augen- blickliche Dienstleistung brauchen kann, 3) Die ungeheure Üeberlegen- heit der feindlichen Macht, besonders in Artillerie, welche den freibur= gischen Truppen uicht gestattete, ihre Linien zu verlassen, Uebrigens hat der Kommandant die Capitulation weder abgeschlossen, noch un= terzeihnet, Am Sonnabend Abend nah dem Treffen von Bertigny erstattete er persönlih dem Staats - Rath Bericht und kehrte sofort zu seinen Truppen zurück, wo er die Nacht zubrachte, ohne von der Absendung von Kommissarien nah dem eidgenössischen Hauptquartier etwas zu wissen. Erst am folgenden Morgen um halb 8 oder 8 Uhr empsing er den Befehl, jede Feindseligkeit zu verhindern, weil Unter- handlungen angebahnt seien. Cari g gs auf die gegenwärtige Lage des Kantons Freiburg frelb ie Baseler Zeitung: -„Blicken wir auf den Jammer des

ciburgischen Volkes, Dieser {lichte, gute, unverdorbene Volks- stamm vertraut seinen geiftlihen und weltlihen Führern, wird durch dieselben Zum Kampfe auf Tod und Leben für seine Freiheit und seine Religion aufgefordert und dann im entscheidenden Augenblicke

Tagesbefehl er-

- sammten freiburgischen Macht,

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So wird eine edle, sittliche Kraft, das Vertrauen, in der Seele des Volkes gemordet und dasselbe in einen Abgrund von Unglück hineingestürzt. Wird etwa die Aufklärung dadurch ge- winnen? Nein, an der Stelle des Vertrauens füllt blinde Wuth die Seele und macht sich bereits durch Verbrechen und Grausamkeiten an eidgenössischen Truppen Luft. Folgen davon siud verstärkte Occupa- tion und vermehrte Strenge, welche selbst wieder deu Grimm steigern dürften. Man hat Freiburg vom Sonderbunde abgelöst, aber man wird vielleicht genöthigt sein, diesen Mitstand wie eine eroberte Pro- vinz zu behandeln und eine Erbitterung zu pflanzen, die Generátionen dur lebendig bleiben wird!“ : i

Die projektirte Abdankungs-Proclamation des freiburger Staatê- raths, die wegen des kurzen Capitulatious - Termins nicht veröffent- licht wurde, lautete folgendermaßen:

„Freiburger, theure Mitbürger! Mit {merzerfülltem Herzen, aber mit dem Bewußtsein, gegen Euch die lezie und traurige Pflicht zu crfüllen, be- nachrichtigen wir Euch von den Beweggründen des Entschlussez, zu dem wir uns genöthigt sehen, um größeres Unglück zu verhüten, nämlich der Gewalt nachzugeben und mit dem Ober - General der Bundestruppen auf einer so chrenvollen Basis, als irgend möglich, in Unterhandlung zu treten. Beschuldigt nicht, theure Mitbürger, Eure Obrigkeit, Eure Sache verrathen und hintangestellt zu haben. Sie war, hätte es sein müssen, bereit, in Eu- ren Reihen bis zum lezten Blutstropfen zu kämpfen, und so lauge diejeni- gen, denen die Vertheidigung ihres Vaterlandes anvertraut war, ihr einige Zusicherung gewähren konnten, so lange sie selbst noch die Hoffnung festzu- halten vermochte, in dem ungleichen Kampfe nicht zu unterliegen, ist sie entschlossen und vertrauungsvell geblieben. Aber als sie sich allein, auf sich selbst beschränkt sah, auf allen Seiten von weit überlegenen Streitkräften umschlossen, die mit Hülfe eines Waffenstillstandes bis zu dem Punfte ge- langt waren, wo sie den Hauptort dominiren konnten, mußte Eure Regic- rung die Folgen eines längeren Widerstandes in Betrachtung zichen und vor der Aussicht zurückschrecken, nicht allein ohne Ehre, soudern auch ohne irgend ein befriedigendes Ergebniß mehrere tausend Menschenleben, den Kern der freiburgischen Bevölkerung aufzuopfern, die Stadt Freiburg der Plünderung und Zerstörung, also allen Schrecken einer mit Sturm genommenen Stadt preiszugeben, Solches sind die “Beweggründe, welhe uns veranlaßt oder vielmehr gezwungen haben, den uns von dem Herrn Ober - General des Bundesheeres gemachten Vor- {lägen nachzugeben, unsere Elite - Truppen mit Waffen und Gepäck aufzulösen und die Niederlegung der übrigen Waffen in das Zeughaus zu verfügen, Wir wissen, theure Mitbürger, wie peinlich dieser Entschluß Euch ebensowohl als uns geworden is, Wir haben die bitteren Thränen gesehen, welche Euren Augen entströmten, und wir haben denselben unsere Thränen beigemischt, Bewahret, theure Mitbürger, so edelmüthige Gesinnungen. Möge die von Euch bethätigte Aufopferung nicht fruchtlos bleiben. Möge die nun beginnende Zukunft nicht zu {wer auf Euch lasten. Möge der Gott unserer Väter Euch und uus in seinen Schuß nehmen.“

(Frkf. Bl.) Am 16. November theilte sich die provisorische Regierung in 7 Directionen: 1) Diploinatie und Erziehung, Präsi=- dent Schaller; 2) Polizei, Advokat Castellaz, früher Ortspolizei - Di= rektor; 3) Justiz, Vice = Präsident Pittet; 4) Krieg, Oberst Wikyz 5) Finanzen, Altsyndik Robadeyz 6) Oeffentliche Arbeiten, Präsident Broyez 7) Juneres, Chatonay von Murten. Dann wurde der vou der früheren Regierung am 27. Januar eingese2te Gemeinderath der Stadt aufgelöst und der entsebte wieder eingesetzt; eben so ward auf= gelöst die Landwehr 2r. Klasse und die Sicherheitswache. Eine Pro= clamation ermahnt das Volk zur Eintracht, Ordnung und zum Ver-= trauen. Friedri Hartmann wurde Chef der Gendarmerie, Advokat Landerset Zeughaus-Jnspektor und Architekt Weibel wieder Bau-Auf= seher. Die Schüßen-Gesellschast ward wieder wie vor tem 20. Sep= tember hergestellt. Der Gemeinde - Rath hat nun 14 statt 13 und das Appellationsgericht 9 statt 13 Mitglieder. Alle Behörden sind provisorisch. Am 19ten d. is. auch der Belagerungszustand wieder aufgehoben worden. Der Kommandant der Occupations-Truppen hat der provisorischen Regierung cinen offiziellen Besu gemacht und ganz das Verfahren der eidgenössishen Repräsentanten beobachtet.

Ein- Kaplan (nach dem Narr. Frib. ein ruhiger, friedliebender Mann) is mit mehreren Wunden todt gefunden worden, Sein Be- dienter is durch einen Flintenshuß in der Achsel verwundet. Ueber die Thäter ist man noch ganz im Dunkeln,

© Zürich, 19. Nov, Von Freiburg verbreiten sich“ all- mälig nähere Details über die Ereiguisse der jüngsten Tage, aber immer noch so unzuverlässig und so tropfeuweis, daß eine geordnete

im Stiche gelassen.

Zusammenstellung zur Stunde noch unmöglich is, Man is in diesem

Augenblike noch über das unerwartet schnelle Ereigniß dergestalt

«überrascht, daß man vielfah von Verrath spriht, wobei man denn

über das Benehmen und den Charakter des Ober-Anführers der ge- des Obersten von Maillardoz, sehr zweideutige Urtheile fällen hör. So viel will bestimmt versichert werden, daß weder Mangel an Geld noch an Lebensmitteln Ursache Eder Uebergabe gewesen seien. Doch lassen wir, bevor wir uns eine eigene Meinung bilden, erst die betheiligten Personen sprechen; sie verden, sie müssen sprehen, sobald einmal das Kriegsgerassel verkflungen scin wird. Es wäre ein s{chwarzes Blatt in der Geschichte dieses Kantons, wenn diese plötzliche, die Geschichte Freiburgs ent- Lhrende Uebergabe nur ein Herren spiel gewesen wäre, bas Volk zu kräftigem Widerstande bereit und entschlossen war, unter= legt keinem Aweitel ; denn eine Position wenigstens mußte von den Waadtländern (noch bevor Unterhandlungen angeknüpft waren) er=- sürmt werden, und zwar (laut amtlihem Bericht) mit Verlust von 15 Todten und 51 Verwundeten, Daß die steben Auserkorenen der provisorischen Regierung der éxtremsten radikalen Partei angehören, wird kaum noch nachträglich erwähnen nöthig sein. Männer der gemäßigten Partci, ja sogar elbst einstige Glieder der Opposition, wie die Herren Werro, Char-= les, Landerset und Andere, wurden so gut wie Uitras übergangen. Die Radikalen der Stadt Freiburg, welche etwa den zebnten Theil der Gesammtbevölkerung des Kantons ausmacht, haben also für den Augenblick die Herrschaft über das ganze Land an sih gezogen. ZU- gegeben auch, daß nah der Uebergabe dcr Stadt der Sturz der bis- herigen Regierung unvermeidlih war, so wäre doh zu wünschen ge- wesen, daß der Uebergang in cinen neuen Zustand dur die cidge- nössishen Behörden regularisirt worden wäre. Das ganz anarhisti- {e Verfahren, das eingeschlagen wurde, wird shwerlich im Staude sein, einen festen und dauerndeu Zustand zu begründen. Der Be= {luß der sogenannten Volts- Versammlung, daß die Jesuiten, die Ligorianer und die Marienbrüder sofort auszuweisen seien, und daj die Unkosten auf die Führer des Sonderbundes “fallen sollen das ist, insbesondere die leßte, cine ccht revolutionaire Maßregel, welche zeigt, wie redlich es die radikale Partci meint, wenn jie da, wo sie die schwächere is, Amnestie und nihts als Amnestie verlangt.

Was Luzern uud die ucch übrigen 5 Souderbunds - Stände au= betrifft, so deutet Alles darauf hin, daß sie ganz uud gar nicht ge= sonnen sind, dem Beispiel Freiburgs zu folgen. So haben wenig= stens die Schwyzer erst in dieser Nacht (vom 1dten auf den 19ten) nun auch noch die Brücke von Jütteu (kaum 5 Stunden vou der Stadt Zürich gelegen) abgebrannt, was gewiß nicht darauf deutet, als seien sie gesonnen, die Waffen zu strecken. Allêîin noch mehr: der am leßten Dienstag, den 16ten d., in Luzern versammelte Große Rath (also zu einer Zeit, da der FallFreiburgs natürlich daselbst \ chon bekannt war) hat ausdrüdcklih mit an Einstimmigkeit gränzender Mehrheit beschlossen, „sich mit Gottes Hülfe bis auf den leßten Mann zu

vertheidigen,“ So wurde mir selbst aus ganz zuverlässiger

denn daß |

Quelle gemeldet, und ih zweifle um so weniger daran, als die radi- falen Blätter, welche {hon vor einigen Tagen voll Hoffnung den Zu- sammentritt des Großen Rathes in Luzern meldeten, es ewiß schleu- nigst berichtet hätten, wenn sein Beschluß ein ihuen günstiger gewesen wäre. So könnte denn der Sieg, deu der Radikalismus bereits in Händen zu haben ‘wähnt, ihm noch ganz unvermuthet entshlüpfeu ; wie denn überhaupt der ganz unvermutheten Eventualitäten noch gar manche sind.

O Zürich, 20. Nov.“ Ueber dem Zusammenhange der ver= hängnißvollen Ereignisse zu Freiburg liegt noch immer das alte Helldunkel. Judeß habe ih doch heute etwas vernommen, was Jedem, der den bejahrten und als tüchtigen Militair allgemein anerkannten Obersten von Maillardoz persönlich kennt, wahrhaft wohlthun muß. Wohlunterrichtete Privatbriefe aus Freiburg selbst nämlih sagen freilich ohne das Räthsel anderswie zu lösen do wenigstens 10 s viel ausdrücklih, daß Herrn von Maillardoz durchaus keinerlei Schuld * an der unerwartet schnellen Uebergabe beizulegen sei, Weit entfernt, f den Muth zu verlieren, oder gar was obige Schmach auf diesen {önen freiburgishen Namen geladen haben würde! auf Verrath-#: zu sinnen, habe derselbe vielmehr bis zum leßten Momente auf mann= hafte Vertheidigung gedrungen, ja, noch mehr, es sei 0s die Ca=- pitulation ohne sein Wissen abgeschlossen worden. Au irgendwent F aber muß jedenfalls {were Schuld liegen, uud ih bin nahe daran, zu glauben, die Radikalen wissen Näheres darüber, finden es aber im? eigenen Juteresse, tiefes Stillshweigen zu beobahten, denn es muß doch in der That höchlih auffallend erscheinen, daß ihre Blätter gar; nichts Genaueres mittheilen und au gar keines nach näherem Auf {lusse begehrt. m

Inzwischen unterliegt es nun keinem Zweifel mehr, daß Luzern unt- die inneren Kantone, keineswegs durch den Fall Freiburgs wankend ge macht, zum äußersten Widerstande entschlossen und noch immer guten Mu=* thes sind. Natürlich transpirirt über den dortigen Stand der Dinge sehr? wenig, doch scheint so viel sicher, daß der angebliche Mangel an Geld# an Lebensmitteln, an Salz und selbst an Munition eitel radikale Er# findungen sind, nichts als Vorspiegelungen, um die Truppen sowohl als die zu Hause gebliebenen für das Leben ihrer Gatten und Brüs; der besorgten Mütter und Schwestern glauben zu machen, die Ein# nahme Luzerns werde o leichten Kaufs erfolgen, als die vot Freiburg. Es heißt nun, morgen werde auf der ganzen Linie des Zwölfer-Heeres große Revue gehalten, und übermorgen (Montag also) solle der Angriff so ziemlich von allen Punkten zugleich erfolgen.

Auf der Stk. Gotthardtsh öhe is es ganz gegen das alle gemeine Erwarten nicht blos beim Sichgegenseitigbeobahten déx dort aufgestellten feindlihen Corps geblieben. Am Abend des 17ten b. nämlich machte das kleine, nur 1000 Mann starke Häuflein der Urs ner und Walliser sich auf, fiel von der Höhe ganz unerwartet ins Tessin hinunter, besiegte den ersten Widerstand, nahm mit Hülfe des ihm voraneilenden pauishen Schreckens Airolo ras ein und rüdckts noch drittehalb Stunden weiter bis nach Dazio-Graude vor. Dort standen sie und nahmen eine sehr vortheilhafte, feste Position ein, als am 17ten Nachts halb 11 Uhr ein Courier der tessinischen Re=- gierung über den Splügen nah Chur eilte, um die Bündtner um Hülfe zu rufen. Ohne f}remde Hülfe nämlich werden die Tessiner faum ernstlichen Widerstand leisten könncn, denn ihr Militair liegt, nach den eigenen Geständuissen der tessinishen Blätter, noch sehr in den Anfängen. Rechnet man hierzu 1.0 die sehr natürlich den son= derbündischen Truppen günstigeren Neigung und Dispositionen eines großen Theiles des ganz katholischen tessiner Volkes, so will es gar niht unmöglich erscheinen, daß die Urner, versteht sch, mit gehöriger Verstärkung, bis nah Bellinzona, d. h. bis au den Lago-Maggiore, werdeiu vordringen können, womit ihnen dann, behufs Zufuhr neuer Lebensmittel 2c., der Weg nah der Lombardei geöffnet wäre. Den Bündtnern aber dürfte es auch den besten Willen vorausgeseßt sehr {hwer halten, dem so bedrängteu radikalen Regimente Tessins über die selbst im Sommer s{chwer zugänglichen und in dieser Jahreszeit natiirlih {hon mit tiefem Schnce belegten hohen Alpenpässe zu Hülfe zu eilen.

It @lt-e n.

Neapel. Die schweizer Wirren erregen wenig Juteresse im nea= politanischen Publikum, desto mehr bei den hier lebenden Fremden. Be= fanntlich dürfen die Schweizertruppen zu Neapel in Folge der Capitulation nur daun ihre Dienste dem Vaterlaude weihen, wenn die Schweiz von einem auswärtigen Feinde heimgesucht wird. Jeßt können sie nur aus der Ferne zushauen eine eigenthümlihe Stellung, die aber dennoch, obschon radikale und konservative Kantone ihre Landeskinder hierherschicken , unter mannigfahen Gemüthsbewegungen behauptet werden muß.

Die Reihe der heitersten , {bönsten Herbsttage will kein Ende nehmen, obschon die Temperatur bedeutend abgekühlt ist, Das 4600 Fuß hohe Santangelo-Gebirge is noch frei von Schnee, und nur das appenniuische Mittelgebirge ist mit Schnee bedeckt, jedoch erft in der Höhe von 5500 Fuß. Der Vesuv ist seit vier Wochen in den Zustand vollständiger Ruhe eingetreten, kaum is eine Rauchsäule be= merkbar. Auch wurde das Meer seit vier Wochen von keinem Winde zu starkem Wellenschlag bewegt. :

Florenz, 14. Nov. (A. Z.) Auf die weiteren Folgen, welche die Besetzung von Fivizzano haben dürfte, is hier Alles gespaunt, Die Alba will wissen, daß Oesterreich unter den gegenwärtigen Umständen auf keinen Fall bet dieser Angelegeuheit einschreiten werde, inzwischen fügt sie doh bei, daß bösterreichisches Militair gegen das modenesische Gebiet kürzlich vorgerüdt sei.

Fav. Martini, welcher in Turin unlängst toskauischerseits bei Abschließung eines Zollvereins thätig war, soll Befehl bekommen ha- ben, vou da unverzüglich nah Modena abzugehen, daselbst die schleu- nige Räumung Fivizzano's z1 verlangen und ferner zu erklären, daß Toskana im Fall einer abscläglichen Antwort bereit sei, ernste Maß= regeln zu ergreifen. Die Blätter dringen fortwährend mit der hef- tigsten Sprache auf unverweilte Einschreitung und Genugthuung.

Von Livorno und Pisa ist fast alles Linien - Militair nah dem bei Pietra - Santa zusammengezogenen Lager ausgerückt, so daß in beiden Städten der Wachtdienst hauptsächlich von der Blirger-Garde verschen wird,

Ein voin Marchese Ridolfi an den Ober -Jutendanten der Stu- dien gerichtetes Ministerial - Schreiben kündigt demselben au, daß der Großherzog angeordnet habe, unter den Studenten der Universität Plsa eine Gärdia Universitaria zu bilden.

Spanien. E Sp Madrid, 15. Nov. Die Rede, mit welcher die Königin die Cortes eröffnet hat, lautet folgendermaßen: L ¿ E Derras Senatoren und Deputirte! Mit größter Ries ir Jch Sie wieder um den Thron versammelt, bereit, wie e E fig Anstrengungen zu FötDerung, Tones Vberes Q e ins e ie- i äftigung der Orduung un 1 ie Wobl- N Tat "unblagen mitzuwirken, aus welchen der Friede und die ; fahrt des Volks U L befreuubetert Mächten haben Insere diplomatischen Beziehungen zu li Verändérüi seit A Tealen Versammlung der gesepgebenden Körper feine g