1847 / 340 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

der Arbeiterklasse die Vertheidigung der Schubzölle it Verbindung

: » ar find seine Aeußerungen über den Zuwachs an Ar- gebracht, Zwar sind sen ¡hes hat der Vater der neueren beitslohn nicht gerade neu, Aehnliches )at der D E E Schutzoll - Theorieen öfter geaupert, und wir sind son jeit langer A n gewöhnt, welhe wohlmeinende Fabrik=Jnhaber Zeit an die - g arr wegen Mangels von Schußzöllen verloren ge= Aver N a eitglohn aufzustellen pflegen. Aber während List und angenen obschon sie ebenfalls hauptsächlich das Gemeinwohl s l aren suchten, doh auch niht ohne Behagen auf den reichen Gewinn hinsahen, den das durch Einführung eines Schubzolles für die betheiligten Fabrik - Jnhaber geschasffene temporaire Mo- novol gewähren muß, fommt es Herrn Dr. von Hermann hauptsächlich auf die Verbesserung des Einkommens der Ar- beiterflassse an und wird von ihm nachdrücklih auf einen zwischen dem Gewinne des Arbeiters und des Kapitalisten bestehenden Ge-= gensaß hingewiesen, in dessen Nichtbeahtung die schiefen Urtheile ber den Nußen der Schußzölle ihren Grund haben sollen.

Sicherlih steht die von Herrn Dr. von Hermann den Schuß= llen abgewonuene Seite mit der vorwiegenden Zeitrihtung im Zu=- sammenhang. Niemals hat die Lage der untersten Schihte in der bürgerlihen Gesellschaft eine gleich große Theilnahme gefunden, ins besondere sind, was unserer Zeit zur Ehre gereicht, die jener Klasse der Bevölkerung in den leßten Jahren hauptsächlih in Folge von Naturereignissen auferlegten Entbehrungen, in einem früher ungekann= ten Maße von den Wohlhabenden mitempfunden und durch lobens= werthe Anstrengungen nah Kräften gemildert worden. Jeder Vor chlag, welcher eine dauernde Verbesserung des Looses der hauptsäch=- li von Handarbeit lebenden Einwohnerklassen verspriht, wird in Aller Herzen den wärmsten Beifall finden und darf, sofern er nicht bei näherer Prüfung in eine wohlgemeinte Täuschung sih verwandelt, der günstigsten Aufnahme versichert sein.

Weniger erwünscht dürfte das Hindeuten auf einen Gegensaß zwischen den wirthschaftlichen Juteressen der Arbeiter, Kapitalisten und Grundbesißer ersheinen, Mag man von den Träumen eines Char les Fourier und Victor Considérant, von den Rathschlägen eines St. Simon und seiner Schüler, insbesondere von der organisation du travail eines Louis Blanc halten, was man will, das i gewiß nicht in Abrede zu stellen, daß die fort und fort über die gesellschafilichen Zustände erhobenen Klagen, daß inabesondere die mit grellen Farben geschilderten Uebelstände der Konkurrenz mehrfach ein gewisses Miß behagen hervorgerufen haben, in Folge dessen Manche mit Marcellus ausrufen: Somelhing 1s rotten in the state of Denmark, wobei nicht Alle mit der Antwort : Heaven will direct it sich begnügen mögen. Herr Dr, von Hermann hat für jeßt „die großen Fragen über die Stellung der Arbeiterklassen und die Mittel gegen Verarmung und Armuth“ nux vorübergehend berührt, er verspricht darauf ausführ= licher zurüczukommen, bemerkt aber doch vorläufig hon so viel, „daß der Grundsaß: die unbedingteste Freiheit des Verkehrs entspreche in allem den Bedürfnissen einer Nation am besten, wenn irgendwo, so in Bezug auf die große Zahl der blos von Handarbeit Lebenden sich entschieden unrichtig erwiesen und theilweise zu einem bis zur Roh= heit und Grausamkeit gehenden Mißbrauch von Menschenkraft und Menschenleben geführt hat.“ Neben diesem entschiedenen Verdammungs-= Urtheile über den Grundsabder freien Konkurrenz ließt Herr Dr.von Her= mann sich dem in neuerer Zeit \o lebhaft erhobenen Tadel über die Unzu- länglichkeit der politischen Dekonomie an. Durch Aeußerungen, wie die: „Für den Arbeiter, dessen Lohn unter dem Nothbedarf sinkt, hat sie den Vorwurf der Erlernung bereits übersebter Arbeiten und leicht=- sinniger Verehelichung‘“, sind wir unwillkürlih gn ein im vorigen Ighre erschienenes Werk von Proudhon, Système des contradic- tions économiques ou philosophie de la misère erinnert worden, in wel= dem häufig ähnliche Aeußerungen vorkommen. Aux ouvriers qui se plaig- nent de Pinouffisance dusalaire et de Pincertitude du travail, Pécono- mie politique oppose la liberté du commerce sagt Proud'hon eben so nachdrücktlih und hebt niht minder das Unerquickliche der Lehre laire moins d’enfants hervor, aber während er zwar auch zu Gunsten der Schutzzölle sch ausspricht, i er eben so wie Herr Dr. von Hermann das Heilmittel gegen die beklagten Uebelstände einstweilen schuldig geblieben,

Ob es gelingen wird, die unbestreitbar mit der freien Konkur= renz verknüpften Uebelstände zu beseitigen, ohne die gerade für die Arbeiterklasse durch Aufhebung des mittelalterlihen Zunftzwangs und ähnlicher Einrichtungen erlangten großen Vortheile wieder aufzuge= ben, darüber abzusprehen wäre vermessen, Für jeßt aber und bis dahin, daß ein besserer Regulator für die Vertheilung der Arbeit, eine praktisch ausführbare Organisation der" Arbeit erfunden Uno as Inltbar Vewa E M wiro don Das Sureresse Der Cinzeluen, innerhalb der von den Geseßen gezogenen Schran= fen, über die freie Verwendung der Arbeitskräfte entscheiden und gehost werden müssen, daß diese Entscheidung in der Regel mit dem allgemeinen Wohle Hand in Haud gehen wird. Jedenfalls aber und darauf muß bei Beurtheilung der Entgegnung des Herrn Dr, von Hermann Gewicht gelegt werden fönnen jene in der Natur der Erwerbsfreiheit begründeten Nachtheile nicht durh Schußz= zölle abgewendet werden, da diese die Stellung des Arbeiters im Wesentlichen nicht ändern, nur der Verwendung der Arbeitskräfte eine andere Richtung geben können.

(Fortseßung folgt.)

Haudels- und Börsen-Uachrichten.

Berlin, den 7. Dezember 1847.

Wechsel - Course.

Amsterdam 250 Fl do, 250 F1. Hamburg ‘.….... 300 Mk do. L REEC Ss 300 Rk.

London

1437 1423 | 1525 |

Kurz 2 Mt. Kurz 2M. 1515 | 151; 3 Me. 2x6 27 2 Mt. 81% 81! 2 Mt. 1025 | 1023 | 21e. 102% | 1027 \ 2 Mit. 99" 99% 100 Thlr. 8 Tage 997 | 99 L 99; | 99: a, (ES V0 1850 1 SRbI, | Z Woche | 1083

Pfandtbrief-, Kom P "fandbrief-, Kommunal- 1 apiere und

Geld - Course.

| Brief. | Geld.

Augsburg Breslan Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss. . Frankfurt a. M. südd, W. Petersburg Ausländische Fonds:

| Geld. | Gem, Zf.| Brief. | Gela. Gem St. Schuld-Seh. 32 N 915 Kur-u.Nm. Pfdbr. (35| 917 933 893 Sechles1sche do. 33 E 96 do. Lt. B. gar. do, 35 ain 92% Pr. Bk-Anth.-Sch|—|108 [107

“126.

Seeh, Präm. Sch. |—

K.u.Nm. Schuldy, 3: R S7; Berl, Stadt-Obl. [34 1 91

Westpr. Pfandbr. 35 905

Grossh.Posen do. !| 4 [101 L 1005

do. do. 324 92 91;

Ostpr. Pfandbr. B 95k 947 [32] 934 |

Friedrichsd'or. 137; 13! Aud.Goldm.àSth, 12; | 12 Disconto, 35

Pomm. do.

2334

Ausländische Fonds.

Russ. Hamb. Cert. Poln. neue Pfdbr. do.beiHope3.4.S. do. Part. 500 FL o A. E E 7 do. do. 300 Fl. do. Stiegl. 2.4.A. 5 Hamb Feuer-Cas. . v. Rthschb.Lst. do.Staats-Pr. Aul do.Poln. SchatzO. Holl. 25 % Int do. do. Cert. L.A./ D Kurb.Pr.O. 40 thb. do.do.L.B.200FIL. | Sardin. do. 36 Fr. Pol. a. Pfdbr.a.C. | 4 | 94x | N. Bad. do. 35 Fl. Eisenbahn- Actien.

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Volleing. |ze.! el

Amst. Rott. | 1/97 8 0.Schl. L.B. | 4 |100 Arnb. Utr. [45 Pts. Mgdb. |4 |943 Berl. Aub. A. | 4 | 120% B do. Per. B.|4 |91+4 bz. do. Prior. | / Dan do. do. ¿ B Berl. Hamb. | 4 | 102: bz Rbein. Stm.

do. Prior. 12] 100 8. do. Berl. Stett. 14 | 1137 bz. Bonn-Cöln. 5 | —- Sächs. Bayer. Bresl. Freib. | do. Prior. Chem. Risa. Cöln. Mind. do. Prior. Cöth. Bernb. Cr. Ob. Sch. | Dresd. Görl, } Düss. Elberf.

do. Prior.

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Prior. 12#3/ [T8 L 5/99! B. Thüringer. 4189 bz. | Whb.(C.0.) 14 | | G68 do. Prior. 151102 6. 41/100; B Zarsk. Selo. |—| 685 G.

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Quit. Bog. [F a 4 % M 0,

112% 6: E a R A ach.Mastr. [30] 79 B. —- Berg. Mrk. |70 807 bz. 117; 6 Berl. Anb. B. |45| 109% B - Bexb. Ludw. |70 Brieg-Neiss. |55 —- Thür. Ÿ. 20 Magd. Witt. [50| 77% B Mecklenb. 90 _—— Nrdb. F. W. |75| 61 bsz. Rb. St. Pr. |SO| 88% B. 107 B. 70| 827 B.

(Sehluss der Börse 3 Uke)

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Glogguitz. Hmb. Bergd. Kiel-Alt. Lpz. Dresd, Löb. Zittau. Magd Halb, | Magd. Leipz. | do. Prior. | N. ScblI. Mk. |

do. Prior

88; bz. 92 B.

| 101% B | 1007 B.

do. Prior do. 111. Ser. Nrdb. K. Fd. | O.Schl.Lt.A

do. Prior.

[4%

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Starg. Pos.

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Die Course sind heute meistens gewichen, ohne dass eine beson- dere Veranlassung bekannt geworden wäre, Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: VVeizen 69—72 Rthlr. Roggen loco nener 45—47 RthlIr. - April /Mai K S. 46% Rihlr. bez Hafer 48 f 52pfd. 28—29Zz RthlIr. - 48pfd. pr. Frühjahr 28 Rthlr. Gerste 43—45 Rthlr. Rüböl loco 11%, Rthlr. bez. - Pr. Frühjahr 1122 Rihlr, bez. Spiritus loco 22% Rihlr. bez. - Frühjahr 250 Rthle,. Bf, 24x bez.

Marttvreise vom Getraide. Berlin, den 6, Dezember. _Zu Lande: Weizen 3 Nthlr.; Roggen 2 Rthlr. 3 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rihlr. 26 Sgr. 3 Pf.z große Gerste 1 Rthlr. 23 Sgr. 2 Pf, auch 1 Rthlr, 22 Sgr. 6 Pf. ; kleine Gerste 1 Rthlr 25 Sgr., auch 1 Rthlr. 20 Sgr.z Hafer 1 Rthlr. 8 Sgr, 9 Pf., auh 1 Rihlr, 6 Sgr. 11 Pf.; Einge gangen sind 38 Wispel. : ou Wassern: Weie 3 Ns. 7 Sgr. 6 Vf, aud 3 Nihlr. 3 Sl 9 Ph und 2 Nbl, 25 Sgr.z NRoâgen 2 Riblr, 2 Sgr. 6 Pf, au. 1 Rthlr, 27 Sgr. 6 Ps; große Gerste 1 Rihlr. 26 Sgr., 3 Pf., auch 1 Nthlr, 25 Sgr.z Hafer 1 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr, 5 Sgr.z Erbsen 2 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf. (schlechte Sorte.) Eingegangen sind 654 Wispel 18 Scheffel, J Sonnabend, den 6. Dezember. Das Schock Stroh 9 Rthlr, 15 Sgr., auch 8 Rthlr, 20 Sgr.z der Centner Heu 1 Rthlr, 10 Sgr,, auch 1 Rthlr, -

Königsberg, 4. Dez, Marktbericht, Zufuhr gering, Weizen 61 —72 Sgr. pro Schffl; Roggen 40— 47 Sgr, pro Schffl. ; große Gerste 40— 46 Sgr, pro Schffl; kleine Gerste 38 44 Sgr. pro Schffl. ; Hafer 23 —27 Sgr, pro Schffl; graue Erbsen 64—70 Sgr. pro Schffl. z weiße Erbsen 50—58 Sgr, pro Schffl.; Kartoffeln 28 30 Sgr. pro Schffl. ; Heu 12—15 Sgr. pro Ctr, ; Stroh 100 Sgr. pro Schock; Spiri- tus 27 Rthlr, 20 Sgr, pro Ohm.

Danzig, 4. Dez. Sgr, Roggen 50—60 Sgr, Erbsen 50—60 Sgr.,, Gerste 45 55 Sgr., Hafer 26—29 Sgr, pro Scheffel, Spiritus 25% Rthlr, pro 120 Quart 80 % Tr.

Stettin , 6, Dez. Getraide, Weizen wird jeßt in 128 /30pfd, gelber Waare zu 67 a 68 Rthlr, erlassen und is , jedoch niht in Prima- Qualität, zu 675 Nthlr. gekauft. Roggen bleibt flau, Jn loco wird für neue Waare von 85 bis 88/89pfd, p. Scheffel noch 447 a 45 Rihlr. ge- fordert und ist 44 a 447 Rthlr. zuleyt bezahlt, augenblicklich aber für \hwerste Waare nur 44 Rthlr, geboten. Ged. russ, is zu 39 Rthlr, käuf- lih, Auf Frühjahrs - Lieferung ist 82pfd, zu 46 Rthlr. gekauft und eher noch zu haben. Auch für Gerste is die Kauflust schwach und gr, pomm. zu 38 Rthlr. gekauft, Hafer in pomm. Waare von 54 Psd. p, Scheffel ist zu 285 Nthlr. erlassen, preuß, zu 27 Rthlr. Erbsen 45 a 53 Rihlr. zu notiren.

Oelsaamen unverändert, Winter-Napps 80 Rthlr., Nübsen 78 Nthlr, Schlag-Leinsaamen 58 a 60 Rthlr, zu haben. Säe-Leinsaamen, rigaer auf 8? Rthlr., pernauer 95 Rthlr,, memeler 7% Rthlr. gehalten.

Rappkuchen in Zungenform 15 Rthlr,, Leinkuchen in do. zu 24 Rthlr, zu haben. -

Spiritus behält eine weihende Tendenz, aus erster Hand zur Stelle 15! %, aus zweiter Hand zu 155 % gekauft, 155 % ferner nur geboten, auf Frühjahrs-Lieferung 135 % gefordert, 135, % bezahlt,

Rüböl noch ziemlich wie leygtgemeldet, in loco zu 10% Rthlr. gekauft, p. März / April 115 Nthlr. bezahlt.

Metalle. Zink 55 Rthlr, Roheisen, schott. 59 Sgr, zu haben.

P, S. Spiritus aus zweiter Hand zu 157 % gemacht und dazu an- getragen z p. Frühjahr 14 % bez.

% Breslau, 6, Dez. Weizen, weißer 75, 84 bis 90 Sgr., gel- ber 72, 78 bis 83 Sgr. E í

Roggen etwas fester, am Markt 52, 57 bis 61 ag später in Particen 87p\d, 51 Rthlr. gef.,, 50 Rthlr, zu bedingen, 48pfd, 49 Rthlr, Br., 485 Rthlr, Gld., pr, Frühjahr 84pfd, 51 Rthlr, Br, 82 /83pfd, 50 Rihlr. Brief.

Gerste holte 50, 54 bis 57 Sgr.

Hafer 28, 30 bis 31 Sgr,

Koch-Erb sen 68 bis 73 Sgr.

Rapps eine Partie gute mittel Qualität wurde a 877 Sgr, verkauft,

Rothe Sie fai 100 Ctr, feine Saat a 114 Rthlr, incl. Säcke und Fr. Kahn und 200 Ctr, in Hamburg lagernd , extra fein a 114 Rihlr. ab hier berechnet, verkauft,

Weiße Kleesaat ohne Umsay.

Spiritus loco 11% a 11% Rihlr. bez, , leyter Preis blieb Br, und

An der Bahn wurde gezahlt: Weizen 68—82 Di

Geld, Januar /März 12 Rihlr. Gld,, März /April 125 Rthlr, Br., Maj bis Juni 13 Rthlr, Br.

Rüböl loco a 11% Nthlr, verkauft, 11% Rtblr. noch Brief, Januar bis März, Februar/Marz und März /April 115 Rthlr. bezahlt,

Zink flauer und 55 Rthlr. ab Gleiwiß Br.

Unser heutiger Getraide - Markt zeigt bei geringerer Zufuhr größere Festigkeit.

Börse. Oesterr, Banknoten 1032 bez, und Br. Staats\chuldsch, 911 und 5 bez. und Br. Schles. Pfandbriefe Lit. A. 965 bez. und Br. dio Litt. B, 4proz. 101% Gld. dito 3Zproz. 93 Br. Actien. Oberschlesische Litt, A, 107 Br. 1067 Gld,, dito Litt. B. 100 Gld. Breslau -Schweid« niÿ - Freiburger 1005 Br. Niederschlesisch - Märkische 89 Br, Glogau- Saganer 49 Br. Köln-Mindener 96 Gld. Neisse-Brieger 554 Br. Krga- kau - Oberschles. 685 und 5 bez, und Gld, Friedrich - Wiihelms - Nord- bahn 643 und 3 bez, und Gld,

Leipzig, 4. Dez. Getraideberiht. Jm Getraidegeschäft ist in dieser Woche eine erhebliche Veränderung nicht eingetreten. Am vorigen Börsentage (Dienstag) zog Noggen etwas an und wurde bis mit 51 Rihlr. pro Wispel in bester Qualität bezahlt, Weizen und die übrigen Fruchtar= ten ohne Veränderung der Preise und am Landmarkte, wie sie die Leipzi ger Zeitung heute mitgetheilt hat. Heute, wiewohl in Folge der ber- liner Nachrichten etwas matter, wurde doch bezahlt: Weizen zu 178 bis 182 Pfund pro Schfl, shwer mit 70 bis 72 Rtblr., Roggen zu 168 big 174 Pfund mit 49 bis 51 Rthlr., Gerste zu 146 bis 150 Pfund mít 39 bis 42 Rthlr. und Hafer zu 96 bis 106 Pfund mit 25 bis 27 Rthlr. pro Wispel. Am Landmarkte Weizen und Roggen ohne Veränderung, Gerste 3 Rthlr. 6 gGr. bis 3 Nthlr. 7 gGr. und Hafer wegen starker Zufuhren 2 Rthlr. bis 2 Rthlr 4 gGr. pro Scheffel,

Bei dem anhaltend milden Wetter blieb die Kauflust von Nüböi während der leßten aht Tage nur schwach, während die Zufuhren dagegen sehr beträchtlich waren, Dessenungeachtet konnte fast Alles zu dem unver- ändert festen Preise von 11 Rthlr. 18 Ngr. 8 Pf. begeben werden, und nur heute ging dasselbe 3 Ngr. 8 Pf. zurü, so daß sich zu 11 Rthlr. 15 Ngr. hin und wieder Kauflust zeigte, Die größeren Mühlen wollen zu den jeßigen nie- drigen Preisen nichts abgeben, da die Saatpreise von 7 Rthlr. bis 7 Rthlr. 7 Ngr. 5 Pf. zu hoch stehen und zu diesem Preise kein Oel zu fertigen is} Sollte Frostwetter eintreten, so würde die Steigerung eine sehr schnelle sein Auf Lieferung p. Frühjahr is etwas mit 11 Thlr, 25 Ngr, verkauft worden sonst aber dazu wenig Abgeber.

Answärtige Börsen.

Niederl. wirkl. Sch. 552, 2

Amsterdam, 4, Dez. 5% Span. 143

Antwerpen, 3. Dez. Zinsl. —. Neue Aul. 143

L eipzig, 6. Dez. Act. 1157 Br. Sächs. Bayer. SYZ Bi Sächs. Schles. 100 Br. Chem. Ries. 517 Br. Löb. Zitt. 473 Br. Mga. Leipz 2:30 6, Berl. Anb Lt. A. 121 12075. Lt. B. 1093. 1095. Dess. Bank-Act. 101 G.

London, 2. Dez. Cons. 3% 86. 8527. Belg. —. Ard. 187. 18 Passive 4. 3%. Ausg. Sch, —. 25% Holl. 54%. 54%. 4% do. 84. 837. Port, 23. 22. Eugl. Russ. —. Bras. 80. 78. Chili —, Mex. 177. Le,

P aris, 3, Dez. 5% Reute în cour. 116. 75. Neue” 3% Anl. 76. 1D.

W ien, 9. Dez. Gloggn. 1107.

(Telegr. Dep.

Paris, 4. Dez. 5% Reute 1TG6.

Nordb. 966. 295.

;.

Leipz. Dresdn,

3% fiu cour. do. d 10, Nordb. 156Z. Köln. 6. Dez.)

15. do. 8% Ti

Meteorologische Beobaztungen.

Abends 10 Ubr.

I s 6 s 5 Morgens | Nachmittags ¡Nach einmaliger

6 Ubr. | 2 Ubr.

1847, | 6 Dez.

Beobachtungs

0

Luftdruck. . « « « [331 ,60'" Par.1330,18'’ Par.|326,1 4"! Par. |Quellwärme 7,8° R. + 3,0° R. | +6,2°R. + 0,3° R. “i 2,5° B 78 pCt | C | 73 pCt.

bezogen trüb

Luftwärme . « « «| Flusswärme 4 3 R l .. ‘Thaupunkt ...«) Bodenwärne

Ausdünstung Niederschlag0 712'“Bhb, Wüärmewechsel -+ O,7°

j "R | S L

Dunstsättigung« | T att vous o) beiter. Ia ca 504066] W. M W. Weolkezung -. « -| W. -— f Tagesmittel: 331,79'"’Par . q 00 R i. P 40R.. T20C0 WSW,

Königliche Schauspiele. Mittwoch, 8 O, Jm S0auspiebause. L205te ments=-Vorstellung: Dorf und Stadt, Schauspiel in 2 Abth. un Akten, mit freier Benußung der Auerbahshen Erzählung: „Die F

Professorin‘‘, von Charlotte Birch=Pfeiffer.

Mittwoch S D Im Bperndaue. Mit Abonnement, Zum Benefiz des Königlichen Schauspielers Herr! Wauer: Ouvertüre zum Wasserträger. Dann: Die Versöhnun( Schauspiel, vou Koßebue. Hierauf: Pas de la Rosières

Ubon

1 WVIe

an fgel) obenent

(Zter Uft.) ausgeführt von Dlle, Marie Taglioni und dem Corps de Ballet, Fantasie von Cigani, auf der neu erfundenen Pedal-Guitarre, vorge tragen von Herrn Joh. Schenck aus Wien. Polonaise, mit Varig- tionen auf der Phys - Mundharmonika, vorgetragen von Herrn A. Kratky aus Prag. Posnania, neue Mazurka, ausgeführt von Dlle. Marie Taglioni. Und: Die {&öne Müllerin, komisches Singspiel in 2 Abth. Musik von Paesiello. (Frau von Faßmann: Die Baronin. Dlle. Tuczek: Röschen.) Anfang 6 Uhr. :

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden nuittleren Opernhaus=-Preisen verkauft :

Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr, 10 Sgr. 2c.

Billets zu dieser Vorstellung, mit Montag bezeichnet, werden im ehemaligen Billet -= Verkaufs - Büreau im Schauspielhause bis 1 Uh1 Mittags und Abends an der Kasse verkauft.

Donnerstag, 9. Dez, Im Schauspielhause. 206te Abonnements- Vorstellung, Zum erstenmale wiederholt: Joseph Haydn, Original= SUIDIeT M 4 von Ÿ Sau D, uad) Dieraufs Eigensinn, Lustspiel in 1 Aft, von R. Benedix.

üönigsstädtisches Theater.

Mittwoch, 8. Dez. (Jtalienishe Opern - Vorstellung.z Zum erstenmale wiederholt in dieser Saison: 1 Matrimonio segreto. (Die Veimlihe Et) Konishe Ver n 2 Attest, Mul von Cimarosa.

Preise der Pläße: Ein Plaß in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. u, }. w. S

Donnerstag, 9. Dez. Der Lumpensammler von Paris. Drama in 5 Akten, nebst einem Vorspiele (12 Tableaux). Nach dem Frau= zösischen des Felix Pyat, von Heiurih Smdt. Die Musik zur Ver änderung der Tableaur und zu den Aktschlüssen von W. Cläpius, Der Schlußgesang (,„Bacchanal“‘) des dritten Tableau's, gedichtet von Ka- lis, fomponirt vom Kapellmeister C. de Barbieri,

E Veranttvortliher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen,

-

Im Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdrukerei,

Beilage

e 340.

a

Rai

Oesterreichische Monarchie. Schreiben aus Wien. (Auswärtige Verträge ; Konsularwesen.) :

Frankreich. Paris. Die Jesuitenfrage in der Schweiz, Der Run- felrübeubau. Die Finanzlage. Schreiben aus Paris. (Die Dis- ziplinar-Sache gegen den Nichter Gambon vor dem Cassationshofe und Urtheilsspruch darüber.)

Belgien. Brüssel, Ueber die staatsbürgerlihen Rechte des Klerus.

Srtrag 0 Fisenbahnen, Vermischtes.

“talien. T Preß-Edikt.

Vereinigte Staaten vou Nord - Amerika. London. Bevorste- hende Eröffnung des Kongresses. Friedens - Aussichten in Mexiko. Santana abgeseßt.

HanDdels- und Börfen- Nachrichten.

Er Siaals 1

urin.

Oefterreichische Monarchie.

Wien, 2. Dez. Mit den Regierungen vou Hohenzollern-

Hechingen ift eine Uebereinfunft abgeschlos}sen wor

den, rücsichtli) der Ausdehnung des Bundesbeschlusses vom 23.

uni 1817, wegen Freizügigkeit des Vermögens. der beiderseitigen

Staats8-Angchörigen, auch auf jene Läuder des üsterreichischen Kaiser staates, welche niht zum deutschen Bunde gehören.

Auch mit der Regierung Frankreichs ist ein Abkommen getroffen worden wegen gegenseitiger Nachsicht der Verpflegungs-Gebühren der beiderseitigen vermögenslosen Unterthanen, welche in den Kranken oder Jrrenhaus - Anstalten des einen oder des anderen Staates be- handeit werden. Es soll wegen unentgeltliher Verpflegung der er- franften unbemittelten beiderseitigen Unterthanen vollkommene Rezipro=- zität beobachtet werden.

Zm Bezirke des General-Konsulats von Konstantinopel sind drei Vice-Konsulate zu errichten angeordnet worden, und zwar zu Suita nieh - Kalessi in den Dardanellen, wo bereits provisorisch ein solches besteht, dann in Adrianopel und Varna, wo bisher nur Konsular Agenten aufgestellt waren, Bei der Wichtigkeit, welche diese Anstellunge1 in jenen Gegenden für die Vertretung der österreichischen, ja oft der [ überhaupt haben, wäre nur zu wünschen, daß e Dotationen so bemessen werden möchten, um hierzu voll

befähigte Männer gewinnen und selben eine unabhängige ch in thren äußeren Verhältnissen imponirende Stellung sichern iein, wozu bei dem Kulturstande der dortigen Bevölkerung vor Möglichkeit eines gewissen Aufwandes gehört, der aber mit . für den Posten zu Adrianopel fixirten Gesammt=-Einkom-= ien von 2000 Fl. wohl s{chwerlich bestritten werden kann. Für die Handelsbeziehungen Desterreihs werden jene Gegenden von Tag zu Tag wichtiger, und wenn auch der größere Theil des dortigen Be arfs au besseren Fabrifgten noch immer meist dur englisches und anzösisches Erzeugniß gedeckt wird, so hat doch in neuerer Zeit auch

Begehr nach österreichischen und anderen deutschen Erzeugnissen hr zugenommen, und besonders Eisen- uud Stahlarbeiten, \o wie Messing- und Bronze-Artikel des hiesigen Plaßes, sind in steigen- der Ausfuhr dahin begriffen. Ueberhaupt fängt der hiesige Handels- stand nach und nach an, seine Aufgabe als Vermittler zwischen Deutsch= land, den Donaulanden und dem Orient in ihrem ganzen Umfange zu erfassen, und er wird diese Aufgabe um so schneller und sicherer zu lösen im Stande sein, je mehr unser dortiges Konsulgtswesen in jeder Beziehung den Zeitverhältnissen angemessen gestaltet werden wird.

Jm Königreiche Polen is zufolge eingelangter amtlicher Anzei= aen die Rinderpest wieder ausgebrochen und daher den Behörden der itrenge Austrag ertheilt worden, das Eintreiben des fremden und den Gesundheitsstand des einheimishen Hornviehes sorgfältigst zu über-

Sigmaringen und

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utschen nkeressen

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wachen.

rance VWagvis, 2. Dez. Das Jour nal des Débats erwiedert auf den 6m aemachten Vorwurf, daß es den Anwalt der Jesuiten mache: „Die \esuiten sind eben jeßt in feiner sehr glüdcklichen Lage, und wir würden daher in gewisses Bedenken hegen, ihnen zu sagen, daß wir sie nicht lie ben. Wir sind daher froh, daß dies statt unser vom Univers ge agt wird. Ja, es ist ganz gewiß, daß wir die Sache der kleinen eatbolischen Kantone nicht vertheidigen, um die Jesuiten zu vertheidi= en, Wenn wir die Partei des konservativen Bündnisses nehmen, so geschieht cs nicht, weil die Jesuiten demselben angehören , sondern obgleich sie ihm angehören. Wir hätten es vorgezogen, sie uicht in Freiburg zu sehen; es wäre uns lieber gewesen, wenn man sie nicht nach Luzern gerufen hätte, und wenn es wahr is, daß ihre An- wesenheit allein die Ursache des Bürgerkrieges war, so sind sie sehr strafbar, weil fie denselben nicht verhütet haben. Aber nicht um dieje Trage handelte es si hier; das, was durch den gehässigen und bar- barishen Angriff der Radikalen angetastet und vermchtet wurde, war der Grundsaß, welcher die eigentliche Basis des Schweizerbundes Vier | e Mehrere Schiffs-Cigeuthümer zu Dünkirchen richteten neulich an den Handels-Minister ein Schreiben, worin sie die Unterdrückung der Fabrication des Rübenzuckers verlangen, welche, wie sie sagen, das Érdreich verderbe und die Bevölkerung der Nord Departements dem Hunger preisgebe, Der Minister räumt in seiner Antwort cin, daß der Nunkelrüben- Anbau die Korn = Erzeugung vermindere, Er führt au, daß 55,000 Hektaren, also etwa ein Hundertstel des zum Korn= Anbau geeigneten Bodens, gegenwärtig zur Rüben - Erzeugung ver= wendet würden, und daß auf dieser Bodenfläche ungefähr 6 Millionen Hektoliter Weizen gewoinen werden könnten. Er giebt zu, daß, wenn statt- der Runkelrüben nur Korn auf jenen 55,000 Hektaren gebaut worden wäre, dice Hälfte der Einfuhr für 1847 und 1848, welche man im Ganzen zu 11 Millionen Hektoliter veranschlage, er= \part werden könnte, und daß diese Erwägung sehr zu Gunsten des von den Petitionairen gestellten Ansuchens sprehe. Andererseits aber müsse er bemerken, daß auch entgegengeseßte Rüclsichten von Belang geltend gemacht werden könnten, und daß die Unterdrückung der Rübenzucker-Fabrication auf sehr bedeutende Hindernisse stoßen werbe, Deshalb könne die Regierung hinsichtlich dieser Angelegenheit sich vorläufig noch zu nichts verpflichten; ex könne jedoch versichern, daß die angeregte Frage, die eben so gewichtig als schwierig sei, seine ganze Sorgfalt beschäftige. E Jndem der Constitutionnel die Entgegnungen ministerieller Blätter auf frühere Artikel desselben über die Finanzlage des Landes beantwortet, giebt er folgende Zusammenstellung: Es handle sich gar nicht um die Wahrscheinlichkeit, ob neun Jahre einer shlechten Verwaltung dem Lande unabhängig von dem früheren Einkommen noch 2 Milliarden gekostet hätten, sondern ob das wahr sei. Nun aber habe er seine Zahlen-Angaben sämmtlih aus den vom Ministe- rium veröffentlichten Aktenstücken, den Budget - Berichten der Herren Bignon, d’Audiffret und Buitry über die Anleihe entnommen, die alle drei, so viel man wisse, Konservative und Ministerielle seien. Unbestreitbar sei, daß von 1840 1848 die Einnahme um 237 Millionen gewachsen sei, daß mehr als 500 Millionen Reserven des

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Tilgungs - Fonds zur Deckung der vorhandenen und vorgesehenen Uebershreitungen der Einnahmen dur die Ausgaben verwendet wor- den, daß man 600 Millionen neue Anleihen gemacht, 100 Millionen bei den Sparkassen im voraus erhoben, 400 Millionen als \{hwe-= bende Schuld erlangt habe. Da tonne aljo von Uebertreibungen die Rede nicht sein, und was Uebertriebenes daran si finde, das seien eben die Ausgaben der Regierung. Man behaupte stets, daß der Zustaud der Finanzen ein blühender je1, und doch {ließe der Finanz Minister eine Anleihe 9& pCt. unter dem Preise der vorhergegan genen ah und lasse den Staat 30 Mill:onen cinbüßen.

Jn Straßburg wird die Reorganisation der National-Garde, die im vorigen Jahre schon angeordnet war, der Theurung und der da= durch vermehrten Lasten wegen aber noch ausgeseßt blieb, nunmehr stattfinden.

ck= Paris , 2. Dez. Erst heute kömmt vor dem Cassations= hofe die Sache des Richters Gambon am Tribunal von Cosne zur Verhandlung. Die Präsidenten und Räthe des höchsten Gerichtshofes treten zu diesem Eude als Rathskammer zusammen, und die beiden ersten Hauptfragen, welche durh sie zu entscheiden sein werden, sind die, ob erstens dem Angeschuldigten, gegen welchen auf disziplinari= hem Wege eingeschritten werden soll, zu gestatten sei, sid, wie er es verlangt, einen Vertheidiger beizuordnen, und zweitens, ob das Ver= fahren gegen denselben öffentlih oder geheim sein soll. Herr Gam- bon führt in seinem Gesuh an, das gemeine Recht gewähre diese beiden Bürgschaften, Oeffentlichkeit und Vertheidigung durch einen Anwalt, jedem in irgend einer Weise Ange= huldigten vor jedweder Jurisdiction, mit einigen seltenen dur besondere Geseßes-Bestimmung festgestellten Ausnahmen. Eine solche Ausnahme enthalte das Geseß vom 20, April 1810, wonach Diszivlinar - Entscheidungen in der Raths - Kammer zu erlassen seien. Allein dieses Geseß sprehe nur von der gewöhnlichen Disziplin, wie sie den Tribunaglen erster Justanz und Königlichen Gerichtshöfen in inder wichtigen Fällen zustehe, sei dagegen nicht auf den Cassations= hof anwendbar; es behalte vielmehr in wihtigeren Fällen dem ober= sten Gerichtshofe das Einschreiten vor, indem es ausdrücklich auf den Wortlaut des Art. 82 des Senatus= Konsults vom 46. Thermidor des Jahres X. verweise. Dieses Senatus =- Konsult aber enthalte durchaus feine Verfügung, wodurch die disziplinarisch vor den Cassa=- tionshof geladenen Richter der Bürgschaften der Oeffentlichkeit beraubt würden. Doch zugebend, daß der Cassationshof freie Befugniß habe, die Oegentlichkeit zu gewähren oder zu verweigern (kraft verschiedener Urtheile aus den Jahren 1820 bis 1844), verlange er sie mit nicht geringerem Vertrauen von der gewissenhaften Billigkeit des Cassations- hofes. Denn es handle sich nicht um einen Amtsakt, nicht um eine castigatio domeslica, wo Alles im Geheimen vor sich zu gehen habe, sondern um eine öffentliche Thatsache, hervorgehend aus der Ausübung eines politischen Rechtes, welche der Großsiegelbewahrer als ein Vergehen derunzire, Auch hätten die Regierungs = Journale die angebrachte Klage sogleich augekündigt und veröffentliht. Der Justiz - Minister erfläre selbst die Thatsachen für {wer, erkenne selbst an, daß es sich um eine politische Frage handle; denn in seiner Zuschrift an den Ge- neral=Prokurator- sage derselbe: „Bereits hat dieser richterliche Be- amte zweimal für Schriften politischen Jnhalts Disziplinar - Verweise erhalten.“ Daun am Schlusse sciner Denunciation sage derjelbe : „Jn diesem Augenblick noch mehr, als in jedem anderen, is es von Bedeutung, daß der Hof denjenigen unter den Richtern, die sih ver= sucht fühlen sollten, sie zu vergessen, die Pflichten der Treue, des Anstandes und der Loyalität in Erinnerung bringe, welche ihr Cha- rakter ihuen auferlegt.“ Der Minister der Justiz verlange also selbst, daß das zu erlassende Urtheil Wiederhall finde, und thatsächlich er= hielten auch gewöhnlich die vom Cassationshofe gefällten Disziplinar- Entscheidungen die größte Oeffentlichkeit, Da nun das Requisitorium des General=-Prokurators wörtlih und vollständig in das Vorladungs= Urtheil eingerückt worden, so sei in der That Alles öffentlich, außer die Vertheidigung und die Erklärungen, welche der Angeschuldigte gebe. Ein solches Resultat aber sei dem Rechte und der Billigkeit zuwider, und es werde sicherlih genügen, die Aufmerksamkeit des Cassationshofes darauf zu lenken, auf daß es nicht wieder vorkomme. Sollte der Cassationshof die Oeffentlichkeit verweigern zu müssen glau- ben, \o will Herr Gambon, wie er erklärt, durch Stillschweigen ge gen die Abwesenheit dieser Garantie protestiren, bei gewährter Oeffent=- lichkeit c.ber alle Aufklärungen geben, die man von ihm verlangen werde,

Das i} der Jnhalt der Eingabe des Herrn Gambon, der \o nah dem Cassationshof einen moralischen Zwang auferlegen will, in= dem er ihm jagt: „Ihr gewährt mir öffentlihe Vertheidigung, oder ih verweigere jede Erklärung.“ Der Zweck dieses Verfahrens ist klar: entweder gelingt es so, auch die Diatriben, die Herr Gambon und seine Vertheidiger (wenn solche zugelassen werden) gegen die Re= gierung zu schleudern gedenken, zur Oeffentlichkeit zu bringen, oder, im anderen Falle, sucht sih Herr Gambon mit der Glorie eines politi {hen Märtyrers zu umgeben, und im einen wie im anderen Falle wäre die radikale Partei, welche es hier allein mit der Regierung zu thun hat, mit dem Resultate zufrieden, ohne daß die Strafe, welche etwa gegen Herrn Gambon ausgesprochen würde, dabei besonders in Be tracht käme,

Was den zweiten Punkt der Forderung des Lesteren betrifft, so wurde zwar auhch im Jahre 1820 Herrn Madier de Meontsau durch den Cassationshof unter dem Vorsibe des Großsiegelbewahrers, Herrn von Serres, die Beiordnung eines Vertheidigers versagt, doh geschah dies seit 1830 in feinem Falle mehr, und in dieser Beziehung wird fraft der seitdem festgestellten Jurisprudenz wohl auch dem Verlangen des Herrn Gambon entsprochen werden. Anders aber verhält es sich mit dem Punkte der Oeffentlichkeit der Verhandlungen. Hierüber ist die Jurisprudenz durchaus noch nicht festgestellt, und der Cassations hof selbst hat die Frage mehr als einmal, selbst gegen den. Autrag des General - Prokurators Dupin, in einem entgegengeseßten Sinne entschieden. És läßt sich also noch nicht voraussehen, wie die Ent- scheidung diesmal ausfallen wird. Während man 1820 Herrn Ma- dier de Montjau einen Vertheidiger verweigerte, wurde ihm die Oeffentlichkeit der Debatte gewährt. Dieses Beispiel kann also Herr Gambon für \ich geltend mahen. Handelt es sich um eine bloße gewöhnliche Disziplinarsache, 10 kann nach dem klaren Wortlaute des Geseßes vom 28. April 1830 fein Zweifel darüber obwalten, daß die Verhandlung bei verschlossenen Thüren stattzufinden hat, Vamit steht aber allerdings im Widerspruch, daß man die gegen thn getha- nen Schritte offiziell angekündigt hat.

= Paris, 3. Dez. Der Cassationshof hat gestern in der Sache Gambon's zwei Urtheile gefällt. Das erste sprach, überein- stimmend mit den Anträgen des berihterstattenden Rathes Briere= Valigny und des General-Prokurators Dupin und entsprechend dem Verlangen des Angeschuldigten se!bst, für ihn die Ermächtigung aus,

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sich die Vertheidiger seiner Wahl beizugesellen, und ordnete gußerdem

Mittwoch den S" Dezember

auch die Oeffentlichkeit der Verhandlungen an. Das zweite verur= theilte Herrn Gamboi zu fünfjähriger Suspensiou von seinem Amte und in die sämmtlichen Prozeßkosten. Die Mitglieder aller Kam-= mern des Cassationshofcs hatten sich zu dieser Verhandlung um Mit- tag in ihrer rothen Amtskleidung, die sie nur bei besonders feierli- hen Aftten anlegen, versammelt. Nachdem das erste Urtheil um 25 Uhr öffentlich verkündet worden war, begann das Verhör des Ange= shuldigten, dem die beiden Advokaten Martin (von Straßburg) und Marie zur Seite saßen. Ju seinem Verhör nun bekannte sich Herr Gambon als Verfasser des Schreibens, auf welhem die Anschul= igung gegen ihn beruht, suhte aber damit sich herauszu= reden, daß er bei Abfassung und Veröffentlichung jenes Schreibens niht in seiner Eigenschaft als Richter, als Magistrat, sondern als cinfacher Bürger gehandelt habe. Der Präsident, Graf Portalis, hielt ihm aber entgegen, warum er alsdann seiner Unterschrift aus=- drücklih scine Eigenschaft als Richter beigeseßt habe, und ob dies nicht geschehen, um seiner Protestation mehr Autorität zu geben? Er habe so seine Würde als Magistrat bloßgestellt. Herr Gambon ver= sicherte, er habe den Beisaß nur gemacht, um Niemanden in Zweifel zu lassen, von wem das Schreiben ausging, ohne den vom Präsiden= ten vorausgeseßten Zweck dabei im Auge zu haben. Der Präsident drückte sein Befremden darüber aus, daß Herr Gambon, als Magi= strat berufen, das Geseß anzuwenden und demselben Achtung zu ver= hafen, dasselbe aufs heftigste angreife und den Aufstand gegen da|= selbe herbeirufe. Nach dieser ersten scharfen Rüge erhielt der Ge= neral - Prokurator Dupin das Wort, um zuerst das Recht des Gerichtshofes zum disziplinarischen Einschreiten und Straf= Erkenntniß aus dem \{chon erwähnten Senatus -= Konsulte vom 16. Thermidor des Jahres X. und dem Geseße vom 20, April 1810 zu begründen, die Thatumstände zu entwickeln, die Strafbarkeit des Angeschuldigten nachzuweisen und endlich feine Schlußanträge zu stellen. Herr Dupin gab mit gewohnter Klarheit eine histori|he Skizze der Reform - Bankett -Bewegung, der Spaltung, die zuleßt zwischen Constitutionellen und Republikanern über den Toast auf den

ausbrach, und hob in6besoudere das Verhalten der Herren und Manuel, welche be!

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König der Duvergier de Hauranne dem Bankett von Cosnue den Toaft auf den Köuig wollten, im Gegensaße zu dem des An= geshuldigten hervor, der dur schriftliches Aftenstück sogar seine Weti= gerung gegen Wir erfahren aus der Rede des General= Prokurators auch, daß Herr Gambon schon 1 ersten Präsidenten des Königlihen Gerichtshofes as andere Mal durch eben diesen Gerichtshof selbst Tadel erhalten habe. Herr Dupin rügt in scharfen Unanständige in der Eingabe des Herrn Gam-

findet den vom Präsidenten dem- selben dafür ertheilten Verweis vollkommen gerechtfertigt und zeigt daun, wie selbs noch nach der Entscheidung über die Disziplinarfrage die Punkte der in Gambon?s Schreiben enthaltenen Beleidigung der Person des Königs und des Angriffs auf die Ge- seße vor die Assisen gebracht werden fönnten, da dies nicht ein bis in idem, Fondern nur ein iterum in diverso würe, Bie Erflärung des Angeschuldigten, der die Eigenschaft des Richters von der des Bürgers in seiner Person trennen möchte, wird als unstichhaltig, de\- sen Strafbarkeit selbst in der leßteren Eigenschaft, wenn man gericht liche Verfolgungen gegen denselben erheben wollte, nachgewiejen und gezeigt, wie er durch Bezeichnung des Toasts auf den Köng als „et ner lächerlihen Formalität“/, durch die Erklärung, daß dur das Re- gentschafts-Geseß die Souverainctät der Nation herabgewürdigt wor= den sei, sich einer Beleidigung gegen die Person des Königs, des Angriffs der monarchischen Regierungsform selbst schuldig gemacht und die Repräsentativ = Regierung negirt habe. Endlich gingen die Autráge des Herrn Dupin auf Censur mit Verweis und Amts= Suspension auf die vom Cassationshofe festzusebende Zeit. Daß zur Amts =- Suspension auch Censur mit Verweis hinzukomme, beantragte Herr Dupin, weil erstere Strafe, allein ausgesprochen, illuforisch wäre, da die Ergänzungsrichter keinen Gehalt beziehen, solcher also auch nicht eingezogen werden fönnte. Herr Martin hielt nun jeine Bertheidigungs= rede, in welcher er das vom Angeschuldigten schon eingeschlagene System der Trennung der Eigenschaft des Richters von der des Bür= gers noch weiter ausführte, und behauptete, die Sache der Wahl= Reform habe die Zustimmung aller hervorragenden Männer örank= reihs; ehemalige Minister, die es wieder werden fönnten, hätten Tbeil genommen an den Bankettenz der Redner findet es lächerlich, daß man in England bei jeder öffentlichen Versammluug das God s5ave the Queen anstimme, und freut jich, daß dies in Frankreich nicht fo sei. (Herr Martin ift selbst ein nicht wieder zum Deputirten gewÄählter Radikaler.) Herr Dupin erwiederte jedr energisch, der Angeschuldigte habe seine Eigenschaft als Bürger nur hinter seinen Titel als Magistrat versteckt, um dejio besser der Königlichen Ma= jestät troßen, sie {chmähen und verleßen zu können, Nach der nichts Neues bringenden Entgegnung des Herrn Martin erklärte auf die Frage des Präsidenten Herr GOambon, er habe nmchts weiter hinzu= zufügen; auch der audere Vertheidiger, Herr Marie, chwieg. _Das Publikum mußte nun den Saal verlassen, und der Gerichtshof trat unverzüglih in Berathung. Um 5 Uhr verkündete der erste Präsi= dent das Eingangs erwähnte Urtheil, mit der ausdrüdlichen Erklärung, daß “Herr Gambon seinen geleisteten Cid ver-= qgessen und mißkannt, also die Würde seines Charafters bloßgestellt habe. Unmittelbar darauf wurde die Stßung aufgehoben, Dieses Urtheil is, wenn es auch nicht mit dem vom General - Prokurator beantragten Zusaße des Tadels mit Verweis gesprochen wurde, doch das schärfite, welches der Cassattonsho} noch über Vergehen solcher Art aefallt hal Jn Ver früheren allen wurde auf Cenjur mit Verweis erkannt, in zwei anderen auf Amts-=Suêëpenjion von je dret

Zulassung dieses Toastes motivirte.

A h dur) de

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von Bourges, Verweise und Worten das bon an den Cassationshof,

und sechs Monaten, Bear en

Brüssel, 4. Dez. Auf einen Artikel des Journal de Brurxe les, welcher die Gesezmäßigkeit der Dazwischenkunft des Klerus bei den Wahlen vertheidigt und die Behauptung aufstellt, dem Geijtlichen jet jein Platz sowohl im Forum als in der Kammer angewiesen, er sei ein Staats bürger, und man könne ihm die gus dieser Eigenschaftentsprießenden Rechte nicht rauben oder die Ausübung derselben verhindern, ohue das Ge= seß zu verleßen, erwiedert die Jndepeudance belge: „Wir wisse: dies Alles so gut, wie das Journal de Bru relles, und wir be- haupten keine@weges, daß man dem Priester die Besugniß absprechen solle, seine bürgerlichen Rechte auszuüben; wir glauben aber, daß Mae mit Grund dem Klerus das Recht bestreiten könne, als Opt, Be Gewalt sih in die politishen Kämpfe zu mischen; E L vol gelten lassen, daß ein Bischof kraft seiner geistlichen Sabitia L tische Vota vorschreiben, den Klerus einer B arteien zu fübren, reißen könne, um ihn auf den Kampfplaß der Z ph obne Untit= ihm unter Androhungen die Verpflichtung aufzuer 8" wählen. Via schied die von den Bischöfen auserlesenen Kandidatfl /

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n osse Mibbr ¡sstt ein wahrer Mißbrauch der Gewalt, und wenn dieser Mißbrauch