1847 / 344 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Großbritanien und Irland E _ Dez. Vorgestern fand in der Wohnung df miaRE AE aiatbie ein S ets e S as E L d Palmerston, der sih z Minister, mit Ausnahme Lor inde, beiwohuten.

der Königin in Osbornehouse Haudel und die Schifffahrt des

: ; ichte über den Z 1

i ónigrei. : Vetéiigltn Feuern Beziehungen erfreulih. Der Ausfall in O Ausfuhren ist nicht so beträchtlih, als man fürchtete, und die aller= dings bedeutenden am pagareS ai großentheils dem Staats = Ein=

j uwa 1efert. E ome Aen Zrgestern hier abgehaltenen Versammlung der Eisen hütten-Besiber von Wales wurde eine Herabseßung des Arbeitslohnes beschlossen, weil das Stangeneisen seit einigen Monaten in Wales um beinahe 25 pCt. im Preije gefallen ist.

Aus Jrlaud werden mit jedem Tage neue Mordthaten gemeldet, und der Aufstand wird vou den katholischen Geistlichen offen gepre= digt, Jun Castlebar in der Grafschaft Mayo hielten neulih mehrere Geistlihe in einer Versammlung, worin gegen das Benehmen der Gutsbesißer heftig geeifert wurde, sehr aufreizende Reden. Insbeson= derd zeichnete sih der Geistlihe Hughes aus, welcher äußerte, daß den Armen nihts übrig bleibe, als wilde Ausübuug von Rache und Selbsthülfe. Sein Vortrag wurde mehrmals dur das Geschrei : „Wir müssen Brod, Arbeit und Blut haben !‘/ lärmend unterbrochen. Der Vorsißende und ein anderer Geistlicher ermahnten Herrn Hughes, sich in seiner Sprache etwas zu mäßigen. :

Das Limerick Chronicle theilt nah den Angaben eines Gutsbesißers der Grafsaft Tipperary, der sih nah Dublin zurücck- gezogen hat, folgende Notizen mit, welche das in dieser Grafschaft bestehende Mörder=Komplott charakterisiren: Jn der Gegend, wo der Geistliche Roe ermordet ward, ist ein Haus, wo Schuapps geschenkt wird und wo die Verschwörer gelegentlich sich in einem Zimmer hiu=- ter der Küche um einen runden Tisch versammeln. Jedes Mitglied, welches Jemand erschossen zu sehen wünscht, schreibt den Namen des Opfers mit Kreide auf den Tisch, unter genauer Beifügung der Sunme, welche für den Mord bezahlt werden soll. Gehört die Per= son der ärmeren oder auh der Pächter-Klasse an, so wird der Mord ohne weitere Umstände gutgeheißenz is er ein Gutsbesißer oder Agent, \o findet zum Scheine eine Verurtheilung statt.

Oberst Peel, der Kollege seines Bruders Sir Robert, hat sich in Folge mehrerer häusliher Verluste veranlaßt gesehen, den Wäh- lern von Tamworth sein Mandat zurückzugeben. Als Kandidaten für den erledigten Parlamentssiß nennt man die Herren Leigh und Ca- pitain Townsheud,

S ch weiz.

Tagsaßung. Ueber den Tagsaßungs-Beschluß vom 2. Dezen- ber, wodurch den sieben Kantonen die Kriegskosten mit fünf Millionen Szhweizer-Franken aufgebürdet werden, sagt die Baseler Zei- tung: „Man muß gestehen, dieser Beschluß steht in einem starken Kontraste zu den Versicherungen, welche vor wenigen Tagen noch z. B, das Franfk- furter Journal in einem Schreiben aus Aarau paradiren ließ: „Als auf dem hiesigen Kasino die Kunde von dem Siege der Unsrigen eintraf, habe ih mich wieder überzeugt, welche Nachsicht und Milde die ganze Po- litif der 127 Stände beseelt, Statt, wie vielleicht auf der Gegenseite es der Fall gewesen wäre, wegen dieser freudigen Siegesbotschaft in einen Vergeltungsjubel auszubrechen, entwarfen sogleich viele hiesige Männer Pläne, wie den unglücklichen, verirrten Brüdern wieder aufzuhelfen sei. „Man wird ihnen nichts nehmen können“, hieß esz „nein! wir werden ihnen noch geben müssen.“ Js dies nicht edel und großmüthig ge- dacht?“ UAllerdings kömmt es auf eine Jnkonsequenz weiter nicht an, nachdem schon eine Reihefolge von solchen vorhergegangen is. Die Kriegskosten werden auferlegt, weil ein Krieg vorhergingz der Krieg wurde geführt, weil die sieben Kantone sich einem Tagsaßzungs-Beschlusse nicht un- terwerfen wollten; die Unterwerfung aber wurde vorenthalten, weil die sie- ben Kantone das Recht zu jenem Beschlusse nah Jnhalt des Bundes-Ver=- trages in Abrede stellen, Dies hat man nun „Nebellion““ genanut, und der Kanton Bern führte das lauteste Wort dabei, Bern aber is gerade der Kanton, der in den lezten Jahren zweimal das Beispiel gab, einem Beschlusse der Tagsaßung den Gehorsam zu verweigern, weil die Tagsaßung dazu nicht berechtigt gewesen sei, und zwar handelte es sich dabei nicht um den Beschluß einer kfnappen Mehrheit von 125 Stimmen, sondern die Tag- sazungs-Beschlüsse, gegen welche Bern „rebellirte“, waren mit 185 und 20 Stimmen gefaßt, Der erstere betraf einen Streit mit Solothurn, der lehz- tere den „Ohmgeldshandel“/ mit Waadt. Und in welchem Tone sprach Bern da - mals? JndenVerhandlungen des Großen Rathes von 1844 sagte der Bericht- erstalter unter Anderem: „,„Noch jetzt besteht ein Beschluß der Tagsatzung gegen unsz aber wir unterziehen uns nicht, weil die Tagsaßung dabei über ihre Rechte hinausgegangen ift.“ Eben so hatte im Jahre 1843 Schult=- heiß Neuhaus erklärt: „,„Werden jeßt diese 187 Stände ihren Beschluß zurücknehmen? Jch glaube, nein. Wird Solothurn von seinem Begceh' en abstehen, wo es den mindesten Grund dazu hat? Nein. Was wird also stattfinden? Wird etwa deswegen die Tagsaßung dem Stande Bern den Krieg machen? Nein. Die Tagsaßung hat auch keinen Krieg gemacht ge- gen Bern wegen seiner Widerseßlichkeit in Betreff des Olmgeldes, Wenn sich also Vern hier wiederum widerseßt, so wird deshalb auch kein Krieg entstehen. Beträfe es nur einen der kleineren Stände, so möchte es angehen;z beträfe es z. B. Zug oder Uri, so weiß man, daß man vollziehen kann, wenn man will, und da is es dann Schonung, wenn man nicht voll- zieht, Allein wenn es Bern betrifft, so erscheint dann die Eidgenossenschaft sehr ohnmächtig 2c.“ So sprach Bern 1843 und 18414, Jeyt schreibt man 1847, und sieben andere Kantone sollen fünf Millionen Kriegsfosten bezahlen, weil sie einem Beispiel folgten, das Bern ungestraft zweimal ge- geben hatte, Es geht nichts über die Gerechtigfeit !“

Aus dem nördlichen Jura wird der Karlsruher Zeitung unterm 2. Dezember geschrieben :

¿Was wird die Tagsazung nah dem von ihr so leiht und so voll- ständig über den Sonderbund davongetragenen Sieg thun? Diese Frage stellt sich jeßt Jedermann, Vor Allem wird die Bundes-Behörde durch die von ihm in die Sonderbunds - Kantone abgeschickten Repräsentanten dahin wirken lassen, daß daselbst Regierungen nah ihrem Sinne gebildet werden, und is dieser Zweck erreicht, so folgt von selbst, daß die néuen Tagsazungs- Gesandten, welche die betreffenden Kantone nach Ber iden habe

; 5 ch Bern zu schicken haben, auch der Wiederhall solcher Regierungen sein werden. Jst aber einmal die Tagsazung auf diese Weise wieder ergänzt, so werden unstreitig Anträge gestellt werden, die eine Umgestaltung der bisherigen Bundes-Verfassung be- zwecken. Manche fürchten, Manche hoffen, vaß es sich hierbei um die gänz- liche Beseitigung des bisherigen föderalistishen Systems und um die Be- gründung einer unitarischen Verfassung, also um eine neue Auflage des alten helvetischen Werkes handle, Wir halten solche Besorgnisse und Hoff- nungen für unbegründet, Die Helvetik steht in- noch zu frischem unt, man darf wohl sagen, in zu schlehtem Andenken, als daß irgend Jemand Iu: ber Schweiz im Ernste, daran dächte, dieses politische Phantom noch einmal herauf zu beschwören. Es-hat der föderalistische Geist im Laufe der Jahrhunderte so tiefe Wurzeln in den s{weizerischen Bevölkerungen gefaßt, es sind diese so sehr an das Selbstregieren gewöhnt, daß eine Verschmelzung der Kan- tone in einen Staatskörper mit einer Central - Regierung zu den politischen Unmöglichkeiten gerechnet werden muß, Man wird daher in der Tagsaßung nicht daran denken, Hand an die Kantonal- Souverainetät zu legen und tie Kantone ihres bisher genossenen Rechtes der Selbstre ierung zu berau- ben, Und sollten wirklih von einer Seite her derartige Vorschläge gemacht werten, so kann man mit aller Sicherheit deren Verwerfung voraussagen. Allein ganz beim Alten wird und kaun es nicht bleiben, Dielen {webt die Bundesverfassung der Vereinigten Staaten Nord - Amerika's als ein für

die Schweiz nachahmungswerthes Muster vor, und es wird versichert, daß.

eine zahlreiche Partei ihr Mögliches thun werde, einen solhen Plan zu

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verwirklihen. Es ist jedoch stark daran zu zweifeln, daß dessen Ausfüh- rung gelingen werde, und zwar einfah deshalb, weil die histori- schen und politischen Verhältnisse beider Länder sich \o unáähnlih als möglich sind und daher eine Nachahmung von amerikanischen Ein- richtungen. auf Seiten der Schweiz eine höchst unnatürlihe Sache wäre. Es dürfte auch versuht werden, in die \{weizerishe Bun- desverfassung cine Bestimmung einzuführen, ähnlich derjenigen , welche im deutshen Bunde Geltung hat , die Bestimmung nämlich, daß die Skimm- berechtigung auf der Tagsaßung in ein gewisses Verhältniß zur Größe und Vevölkerung der Stände geseßt würde. Obgleich der Theorie nach die Bil- ligkeit einer derartigen Bestimmung nicht in Abrede gestellt werden kann, so dürfte doch eine große Zahl praktischer Gründe die Aufnahme derselben unmöglih machen und diese Neuerung {hon deshalb nicht ausführbar sein, weil voraussichtlich die kleineren Kantone , -also die Mehrheit des Ganzen, sih dagegen erklären werden. Uns erscheint es vorerst noch sehr wahrschein- lih , daß die Modification der jeyigen Bundes - Verfassung weniger in der Veränderung twesentlicher, in ihr vorhandener Bestimmungen, als in neuen, wichtigen Zusäßen bestehen werde, So dürften z. B. Artikel aufgenommen werden, welche jedem Schweizer die sreie und- öffentliche Ausübung seiner Religion, seines Berufs und gewisser politisher Rechte in der ganzen Eid- genossenschaft zusichern. Auch dürfte ein oberster eidgenössisher Gerichtshof zun Schlichtung von Rechtsstreitigkeiten zwischen verschiedenen Kantonen aufgestellt, vielleicht auch ein eidgenössisher Rath dem Vororte beigegeben und die Kompetenz des lehteren etwas erweitert werden,“

Kanton Bern. Die von dem französischen Botschafter bei der Eidgenossenschaft , Grafen Bois le Comte, im Auftrage seiner Regierung an den Tagsaßungs-Präsidenten und den Präsidenten des souderbündischen Kriegsraths grichtete Note lautet wie folgt :

„Der Unterzeichnete , Botschafter Sr. Majestät des Königs der Fran- zosen bei der {weizerishen Eidgenossenschaft, hat von seiner Regierung den Befehl erhalten, dem Herrn Tagsazungs-Präsidenten und dem Herrn Präsi- denten des sonderbündischen Kriegsraths nachstehende Mittheilung zu ma- chen: Die Königliche Regierung, von dem innigsten Wunsche beseelt, allen Theilen Europa's die Wohlthaten des Friedens zu erhalten, mit den auf- richtigsten Gesinnungen der Freundschaft für die Schweiz erfüllt und den Verpflichtungen getreu, welche Frankreih als eine der den wiener Ver- trag von 1815 unterzeihnenden Mächte übernommen und gegen die schweizerische Eidgenossenschaft eingegangen, hat mit dem tief- sten Bedauern den Anfang des Bürgerkrieges zwischen den diesen Bun- desstaat bildenden Kantonen gesehen, Sie wünscht daher Alles aufbieten zu können, um die Störungen. zu beseitigen, aus denen diese Feindseligkei- ten entsprungen sind, zu welchem Zwecke die Königliche Regierung mit denen Oesterreichs, Großbritaniens, Preußens und Nußlands in Unterhandlung ge- treten is, und da diese Regierungen von denselben Absichten beseelt sind, hat sie im Einverständniß mit ihren Verbündeten beschlossen, das Kollektiv- Anerbieten einer Vermittelung der fünf Mächte zu stellen, um den Frieden und die Eintracht zwischen den Kantonen, aus denen die {weizerishe Eid- genossenschaft besteht, wieder herzustellen. Der Unterzeichnete ist demzufolge beauftragt, Frankreichs Vermittelung übereinstimmend mit jener der vier an- deren Mächte zu obigem Zwecke anzubieten, Wenn, wie es die Königliche Regierung hofft, dies Erbieten angenommen wird, müßte eine u'mittel- bare Einstellung der Feindseligkeiten zwischen den lriegführenden Parteien eintreten und bis zum endlichen Schlusse der darauf folgenden Unterhandlungen fort- dauern. Jn diesem Falle würde es außerdem nothwendig sein, unmittelbar eine Konferenz, bestehend aus einem Vertreter jeder der fünf Mächte, einem Ver- treter der Tagsaßung und einem Vertreter des Sonderbundes, zu bilden. Die Grundlage, auf welche eine Aussöhnung zwischen der Tagsaßung und dem Sonderbunde zu erzielen beabsichtigt wird, besteht darin, die Beschwerden zu beseitigen, welhe von jeder der beiden Parteien aufgestellt werden. Diese Beschwerden scheinen einerseits in der Niederlassung der Jesuiten in der Schweiz und in der Bildung eines Sonderbundes zu bestehen, andererseits in der Besorgniß vor Angriffen von Freischaaren und der der Tagsaßung zugeschriebenen Absicht, die gesammte Selbstständigkeit der verschiedenen Kantone zu verlegen oder zu vernichten, Die Königliche Regierung bringt für die Wiederherstellung des Friedens in der Schweiz folgende Bedingun- gen in Vorschlag: ‘Vor Allem würden die sieben Kantone des Sonder- bundes sich an den heiligen Stuhl wenden, um bei ihm anzufragen, ob es nicht geeignet im Jnteresse des Friedens und der Religion sei, dem Jesuiten - Orden jede Niederlassung im Bereiche des helvetischen Bun- des zu untersagen, mit Vorbehalt jedenfalls einer gerechten und hinlängli- chen Entschädigung für alle die Besißungen an Grundstücken und Häusern, welche er zu hinterlassen hälte, Zweitens würde die Tagsaßung, ihre frü- heren Erklärungen bestätigend, sih verpflichten, die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Kantone, wie solche durh den Bundes-Vertrag garan- tirt ist, in keiner Weise zu verleßen. Die Tagsaßung würde denjenigen Kantonen, welche durch einen Einbruch von Freischaaren bedroht sein könn- ten, nachdrücklihe Hülfe zusihern und keine neuen Artikel ohne Zustimmung aller Mitglieder der Eidgenossenschaft in den Bundes- Bertrag aufnehmen, Drittens würden die sieben Kantone des Sonderbundes förmlih ihr getrenntes Bündniß auflösen, Viertens und endlich, nachdem die Jesuiten - Frage volllommen entschieden worden, wie es im ersten Paragraph angedeutet is, würden die beiden Par- teien ihre Streitmacht entlassen und ihre gewöhnliche friedfertige gegensei- tige Haltung wieder einnehmen. Der Unterzeichnete is beauftragt, die Hoff- nung der Königlichen Regierung auszusprechen, daß ein so billiger Vorschlag von beiden friegsührenden Theilen unverweilt angenommen werde, zu twel- chem Zwecke er eine schleunige Antwort von der Tagsaßung zu erbitten hat. Der Unterzeichnete ersucht Se. Excellenz den Herrn Tagsatzungs - Präsiden- ten, die Versicherung seiner Hochachtung zu genehmigen, Basel, 30. Novem- ber 1847, Der französische Votschaster, (Unterz.) Graf von Bois le Comte.“

Man glaubte in Bern, daß diese Note am 7. Dezember Ge= genstand der Verhandlung auf der Tagsaßung sein werde. Auch von Seiten Oesterreichs soll dem Vorort eine mit der französischen ziem- lich übereinstimmend lautende Note zugekommen sein.

Die berner Regierung gab am 5. Dezember dem General Du- four zu Ehren ein ¿Festmahl im Gasthofe zur Krone, welchem sämmt- liche Tagsaßungs-Gesantte beiwohnten.

Das Gerücht von Wiedereinberufung der Auszüger= Bataillone war unbegründet; am 6. Dezember sind die leßten Truppen, die noch in Bern standen, nämlich berner Dragoner, in ihre Heimat zurüickge- fehrt. Alles war friedlich und still, und nirgends bemerkte man noch Spuren von der vor kurzem so großen Aufregung. i :

Es heißt, der jebige englishe Geschäftsträger in Konstantinopel werde Herrn Peel als Gesandter bei dcr {weizerischen Eidgenossen- chast erseßen. |

Ueber den verstorbenen Herrn vou Tschann sagt die Berner Volkszeitung: „Seit 1805 war Herr von Tschann Vertreter der Schweiz in Paris, Kein Diplomat hatte, wie er, Dynastieen, Mo- narchen, Verfassungen und Regenten wechseln gesehen, sowohl auf Seiten seiner Vollmachtgeber, als des Hofes, bei welchem er residirte, Treu und aufrichtig hat er der Meditiations-Regierung, der Schweiz von 1815 und der heutigen gedient, Unausgeseßt wußte er sih die persönlihe Gewogenheit des Kaisers der Franzosen, der Könige der Restauration und des Königs Ludwig Philipp zu erhalten, und cs gelang ihm hierdurch, so wie dur seine freundschaftlichen Berührun- gen mit den übrigen Mitgliedern des diplomatischen Corps, sowohl unserem Vaterlande anerkenuenswerthe Dienste zu leisten, als einzel- nen Schweizern maunigfach durch Rath und That behülflih zu sein, Er starb im siebzigsten Jahre nah eiuer ganz kurzen Krankheit. Seine Familie erleidet durch sein Hinscheiden einen {weren Verlust, und die Eidgenossenschaft dürfte Ursache haben , wenigstens für den Augen- blick seine Dienste {hmerzlich zu vermissen. Die Tagsabung soll sich bereits mit den diesorts zu treffenden Anordnungen beschäftigt haben.“

Demselben Blatte wird vom Laude C ai v Es ist

nur zu wahr, daß in gegenwärtiger bewegter Zeit sih von gewisser radifaler Seite her eïne Thätigkeit bemerkbar macht, welhè bei un- selbstständigen, ungebildeten und roher Begehrlichkeit ergebenen Men-=

schen leiht Eingang findet und darauf berehnet is, zu’ {hrecken und

zu terrorisiren. Es laufen Gerüchte um gegen Städter und auf dem ande Angesessene, die davon zeugen, du man mit Allianz des Lügengeistes Zwecke zu erreichen hot, nah denen den Pintenhelden längst derMund wässert. Wo man sonstinderMehrzahl ruhig und ordnungs= liebend. war, nimmt jetzt der Geist des Uebermuthes und der Ungebunden- frei f Weise überhand, daß man es nur einer moralischen Epidemie zu-

\hreiben kann, welche allerdings einen stark kontagiösen Charakter zeigt, Wer nicht în das Tagesgeschrei unbedingt einstimmt, wer es

nicht über sih gewinnt, ‘die brutale Gewalt über das geseßliche Necht zu stellen, der wird als Finsterling, als Jesuit verschrieen; wer nicht allen den zahllosen Darlehusbegehren zu entsprechen vermag, wozu die Kassen eines Krösus unzureichend wären, der wird verläumdet und bezeichnet, als ob er sein Geld dem Sonderbund spende, wor= über sich dann Viele ungescheut, auh ungestraft in die gefährlichsten Drohungen gegen Personen und Eigenthum ergießen.““

Jn dem Aufruf, welchen Professor Dr. Henne in Bern zur ln terstüßung der im Kriege Verstümmelten uud der Wittwen und Wai sen der Gefallenen in allen Kantonen erlassen hat, erbietet sih der- selbe zur Erhebung von Beiträgen und hofft, daß Menschenfreunde an einzelnen Orten der Schweiz dasselbe thun werden. „Hlilfe für Freund und Feind!“ heißt es in seinem Aufruf; „Feinde kennen wir jeßt keine mehr, aber hülfsbedürftige Eidgenossen. Es wird für im= mer Verstümmelte geben und Wittwen und Waisen Gefallener. Diese rufen uns Gesunden, im Kreise der Unseren Lebenden bewegliher zu, als meine Worte es könnten. Daß die Je- suiten ausziehen, genügt niht; Liebe und Zutrauen muß cein= ziehen und wieder aufwachen, und Glaube au der Miteidgenossen Sinn in den Gemüthern der schwer Heimgesuhten. Gott hat uns Anlaß geboten, viel Zerrissenes in der Schweiz zu vereinigeu und durch cin Nationalwerk, wie kein größeres denkbar ift, in allen Kan tonen, ohne Unterschied, den Jammer Hinterlassener zu stillen, ihre Thränen zu trockneu, das Herz der Wehrpflichtigen zu ermuntern. Bedenket Alle, die ohne Thränen ihr Brod esen, in wie vielen Ge= genden Armuth über Armuth und Herzenskummer jeßt die Hände ringt; wie wichtig es is, Charpie für die tief eiternden Wunden des Gemüths, Balsam der Versöhung und Liebe zu reichen.“

General Dufour wird in einer Korrspondenz der Allg. Ztg. folgendermaßen geschildert: „Dufour i ein Manu unter mittlerer Größe. Er trägt weder Backen- noch Schnurrbart, hat durchaus fein martialisches Gesicht, gleicht in Haltung und Physiognomie cher einem Pädagogen, als einem Militair, soll aber doch in den Zügen einige Aehnlichkeit mit Lafayette haben. Seine Uniform von grüner Farbe, geschmücckt mit dem Offizierkreuz der Ehrenlegion, is die cin= fachste unter all den goldshimmernde. Röcken der Stabs =Offiziere, welche ihn umgeben. Sein Haupt is völlig kahl, Große Kriegs= strapazen soll er nicht leiht mehr ertragen und uamentlih des Schla= fes nicht ohue Nachtheil für seine Gesundheit entbehren können, Er sicht ziemlih gebrechlich und uoh um einige Jahre älter aus, als er wirklich ist.“

Kauton Zürich. (Tägl. Büll.) Das Offizier - Corps und die Mannschaft des Bataillons Schultheß haben bei ihrer Ent- lassung aus dem eidgenössisheu Dienst auf einen Tagsold zu Gunsten der Verwundeten und der Familien der Geblievenen einstimmig ver= zichtet und die Jäger - Compagnie Wegmann überdies 5 Baten pro Mann dazu beigesteuert.

Kanton Luzern. Ueber die neue provisorisce Regierung heißt es in einer Korrespondenz der Allg. Ztg.: „Schumacher-Ut= tenberg, der Präsident, und Altschultheiß Kopp, der Vice-Präsiden derselben, sind gemäßigt freie Männer vom rechts{chafensten Charak- ter und bei allen Parteien geachtet. Namentlich der Lebtgenanute vereinigt mit einem klaren Geist bedeutende administrative Kenntnisse, und sein milder Charakter \{chcint vortrefflich geeignet, feiudselige Gegensäße zu versöhnen. Eine bessere Wahl hätte man nicht treffen fönnen. Alle übrigen Mitglieder der neuen provisorischen Regierung gehören der gemäßigt liberalen Partei anz es befindet si nicht ein Radikaler darunter. Schultheiß Kopp hatte ausdrücklich den Antrag gestellt, daß Keiner, der bei dem Freischaarenzug betheiligt war, in die provisorische Regierung eintreten dürfe. Kasimir Pfoffer, die erste Kapazität des Landes, welcher zur radikalen Partei neigt, nimmt feinen Antheil an der Verwaltung, wird aber vermuthlich Präsident des Obergerichts werden. Ob die provisorische Regierung am Ruder si erhalten wird, is freilich zweifelhaft, Alls hängt von den nächsten Großraths-Wahlen ab, Nach Beschluß der lebten Volks- Versammlung darf keiner vou den bisherigen Mitgliedern, welche für den Souderbund und die Jesuiten gestimmt haben, wieder gewählt werden.“ | _

Der Rhein= und Mosel = Zeitung wird über den Charak= ter dieses Provisoriums geschrieben: „Die Revolution findet in Lu-= zern keine so günstige Aufuahme, wie z, B. in Freiburg. Die radi= kale Partei is hier durch zu viele Kapazitäten vertreten, als daß nicht eine große Partei in ihren Hoffnungen getäuscht werden müßte. Die Bereitwilligkeit, einen Ruf in die provisorische Regierung anzu= nehmen, war noch weit größer, als das größte Lokal in Luzern, unk zum Bivouakiren ist die gegenwärtige Jahreszeit nicht mehr geeignet. Dr, Steiger hat bereits die Stadt und den Kanton Luzern verlajjen und soll sih geäußert haben, er zähle in Winterthur mehr und bes= sere Freunde, als in Luzern. Luzern verliert jedenfalls uicht viel an diesem Unglücksmanue, und der Einzug der eidgenössischen Truppen in unsere Staot war keinesweges geeignet, selbt bei den Radikalen nicht, die Sehnsucht nah einem Freischagren-Regimente rege zu ma= chen. Alt = Schultheiß Kopp bietet jedenfalls mehr Garantieen für eine friedlihe Zukunft, als alle Versicherungen einer Par= tei, die den Boden des Rechtes und der Gesebße verlassen und sich der Revolution in die Arme geworfen hat. Am 11. Dezember fin= den nun die Wahlen in den Großen Rath statt. Kann das Volk frei und ungehindert wählen, so wid troß dem ungünstigen Ereignisse die große Mehrheit dieser obersten Behörde aus konservativen Män- nern bestellt werden, Jn der Stadt Luzern zählt man viele feige Apostaten, sie sind aber bereits der allgemeinen Verachtung anheim- gefallen, auf dem Lande aber da lebt noch der alte Geist, und wenn er nit in Fesseln geschlagen wird, so werden wir von daher auch wieder konservative Repräsentanten erhalten. Jch bin aber überzeugt, daß bei einem fonservativen Großen Rathe ein Kopp Anerkennung finden wird. Selbst der selige Großrath Jos. Leu hatte immer eine große Zuneigung zu Kopp, er {häpte seine Loyalität und bewunderte scine Talente als Staatômann. Auch als Mitglied des Staatsraths von Luzern legte Kopp die größte Liebe für Recht und Ge'eblichkeit an den Tag und gewann sich die Gunst aller konservativen Ehrenmäu- ner. Schon vor Jahren hörte ih aus vertrautem Munde, daß die ausge- zeichnet fromme Mutter Leu's des Herrn Schultheiß Kopp täglich gedenke und in besouderen Andachten für ihn bitte, daß er seine ausgezcih- neten Talente zur: Wohle des Vaterlandes und der katholischen Kirche benußen möge. Und ich glaube fest, Luzern wird durch diejen Mann von dem hereinbrechenden Unglück der Ni volution bewahrt, der Strom wird aufgehalten und in sein Bett zurückgeleitet werden. Die Ener=

ie, mit welcher Herr Kopp dem tobenden Elemente entgegenarbeitet, feht in gar keinem Verhältnisse zu seiner persöulichen Kraft; schou ziemlich bejahrt und von leidender Gesundheit, ließe si dieselbe nicht erwarten, wenn ihm niht ein höherer Schuß an der Seite stände,

Jh sah selbs, wie er sich unerschrocken unter einen Haufen Militair warf, welches ebeu einen _Sonderbunds - Offizier mißhandeln wollte, und wie er da mit der Macht seiner Beredtsamkeit die Bande be= s{chämte und äuseinanderstreute. Ncbst Herrn Kopp is noch Oberst Schumacher - Uttenberg die einzige bedeutende Persönlichkeit der pro- visorischeu Regierung. Leßterer is Präsident dieser Behörde, aber ebenfalls kein Mann, von dem Freischärler ein großes Heil zu er- warten häâben. Natürlich ist es diesen Männern nicht möglich, jeden Gewaltsaft zu unterdrücken, der durch einzelne Mitglieder zu Gunsten der radikalen Masse provozirt wird !‘“

(Köln, Ztg.) Wie hat sich hier seit zwölf Tagen Alles geän- dert! Die heitere Stimmung, welche sich unmittelbar nach dem Ein= zuge der eidgenössischen Truppen kundgab, ist nun doch wieder ver- s{wunden, weil wir uns in einer beklagenswerthen Lage befinden. Nichts als Verwüstung bietet sih dem Auge dar: Elend und Hunger nagen an der Mehrzahl unserer Bevölkerung, unser ehemals v bliü= hendes Gemeindewesen is zu Grunde gerichtet und verschuldet, und nun sollen wir gar noch die unershwinglichen Kriegssteuern bezahlen! Bis zum 2W0sten dieses Monats, so lautet der Machtspruch, haben wir etwa 200,000 Franken an die eidgenössische Kasse zu liefern, während das Baar-=Vermögen unseres Kantonal = Haushaltes kaum so viel beträgt, die Bürgerschaft durch militairische Einquartierung leidet und Abga= ben über Abgaben eingetrieben werden. Wir vertrauen auf Dufour, der bei seinem Abzuge versprach, bei der Tagsaßung seinen Einfluß dahin zu verwenden, daß für die zu leistenden Kriegs - Entschädigun= gen eine Frist geboten werde. Unsere Nachbarn, die Aargauer und Züricher, schicken seit einigen Tagen bedeutende Zufuhreu von Lebens-= mitteln. Es war Zeit, daß uns in dem Unentbehrlichsten Aushülfe wurde; denn Keller und Speicher waren leer geworden durch die Ab- sperrung, in der wir uns befanden, und die bedeutende Truppen-An= häufung.

Eine Bekauntmachung der provisorischen Regierung zeigt an, daß der gewöhnliche Schul -= Unterricht wieder beginne. Schon seit mehreren Monaten waren die Schul = Lokale für die Jugend geschlos sen, da größtentheils Sonderbunds = Truppen in denselben einquar= tiert waren.

Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß Kasimir Pfyffer an die Spibe der Regierung gelangt. (S. dagegen oben die Korresp. der Allg. Ztg) j :

Von Siegwart-Müller sind mehrere Protestationen in Umlauf. Da dicselben von einander abweichen, so dürften sie als unterge- {hoben betrachtet worden. /

Es sind mehrere freisinnige Weltgeistlihe hierher berufen wor= den. Man hofft sogar, den bekannten Pfarrer Siegrist wieder hier- her zu ziehen.

(Vern. Ztg.) Ju Luzern zirkulirt cine Bittschrift um Abbe- rufung des Stadtpfarrers Ridleibach. :

(Bas. Ztg.) Jn Sursee traten am 1. Dezember 209 Männer aus dieser Stadt und den Aemteru Sursee, Willisau und Hochdorf zusammen, nannten sich eine Volks-Versammlung uud beschossen, „deu entschiedenen und festen Volkswillen‘“ kundzugeben. Dieser Volkswille ist ein Echo des sogenannten Volkswillens der hertensteiuischen Volks Versammlung : Reaction gegen die Nothen, auch gegen alle unteren

Gehülfen,

Kanton Schwyz. (Schwyz. Volksbl.) Nicht ohne Verwunderung muß man vernehmen, daß hier und da Gerüchte laut sind, als werden Anschläge gegen die eidgenössischen Truppen gebrii=- tet, Verschiedene Maßregeln deuten darauf hin, daß dieselben auch zu Ohren des Divisions-Kommando?s gekommen. Solche Ausstreuun= gen sind sehr zu bedauernz die Gerüchte müssen indessen allgemein als so unwahrscheinlich vorkommen, daß es hier genügen kaun, ihrer erwähnt zu haben; nur bemerfen wir noch, daß im ganzen Kanton die capitulationsgemäße Waffenabgabe gänzlich durchgeführt worden sein wird.

(Basel. Z.) Jm Ganzen (schreibt man aus. Schwyz) müssen wir unseren Feinden Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß sie nicht so verwüsteten, wie in Freiburg und Luzern, doch is es immerhin drückend genug, bei wenig Lebensmitteln und Futtermangel diesem Haushalte stillschweigend zusehen zu müssen, Schwyz hat wenig Leute verloren, 3 bis 4 Todte und 10 bis 12 Verwundete auf dem Rothenberge und bei Meygerskappel, Die Leute erbarmen einen, daß das Herz zerreißen möchte, denn die Hauptzahl war gut und hätte, wenn die Chefs alle gut gewesen wären, ausgehalten bis ans Ende. Nun is Jngrimm auf allen Gesichtern, der noch vermehrt wird durch fleinlihe Quälerei, welche sih der Feind erlaubt, indem er redliche Bürger und Bauern gefangen seßt, welche ihm von den Radikalen als einflußreich bezeihnet werden. Sie fürchten nämlich nächtlichen Ueberfall oder geben vor, solchen zu fürhten, und haben stuke Wachen, Jm Jesuiten-Kollegium liegt ein Bataillon. Sie glaubten, Schäbe in der Gruft zu finden, denn das Haus war ganz leer, Leh rer und Schüler hatten sich entfernt, das Wichtigste mitgenommen, das Uebrige den Armen vertheilt, Es is unwahr, daß die Schwy- zer geplündert hätten. Durch das Oeffnen der Gruft hat sich aber cin Modergeruh im Hause verbreitet, der den Soldaten äußerst lästig wurde, |

(Fut, Bl.) Die Bezirksgemeinde von Küßnacht E am 9, Dezember ihren Behörden provisorisch erklärt und beschlossen, bei der Ranktonsgemeinde auf eine Verfassungs-Revision und auf Ausweisung der verfassung8widrig eingeführten Jesuiten zu dringen, :

Kanton Unterwalden. (Frkf. Bl.) Jn Saruen hat Altlandammann und Paunerherr Spichtig, seit Jahren das Haupt des Kantons, alle seine Aemter niedergelegt. : j

Die Landsgemeinde von Obwalden ist auf den 8 Dezember außerordentli einberufen, um alle früheren Beschlüsse hiusihtlich des Sonderbundes zu anmulliren, eine neue Gesandtschaft zur Tagsatzung und eine neue Regierung zu wählen und die Verfassung zu re- vidiren.

Jn Stanz wurden am 4, Dezember die eidgenössischen Procla- mationen abgerissen, worauf der dortige Bataillons-Kommandant so- gleich eine Straf-Compagnie von Hergeswyl herbeorderte,

Kauton Zug. (Frkf. J.) Die heute auf unserem Lauds- gemeindeplab erwähltè neue provisorische Regierung wurde von der zahlreich versammelten Volksgemeinde (Bürger des Kantons Zug) unter lautem, lebhaftem Beifallsruf genehmigt. Sie besteht aus fol genden Personen: Pannerherr Müller von Zug, Oberst Moos von ZUg, Gustav Adolph Keiser von Zug, Fürsprech Landtwing von Zug, Alt-Landammann Henuggeler von Oberegeri, Rathsherr Henggeler von Unteregeri, Alt-Präsident Elsener von Menzingen, Fürsprech Etter von Menzingen , Präsident Müller von Baar, Fürsprech Hoy von Baar, Vice-Präsident Gretener von Cham, Prä- sident Sutter von Hüneuberg, Kantonsrichter Gügler von Risch, Alt- Präs. Hürlimann von Walchweil, Alt=Präs. Hausherr von Steinhau=- sen, Die Beschlüsse der Volks-Versammlung gehen nun, nah ver- schiedenen Erwägungen (z. B. da die- Regierung in offfener Empü- rung gegen die Eidgenossenschaft die Waffen ergriffen, von dieser aber dafür, wie die übrigen Sonderbunds - Stände, als eine treulose bezeichnet worden sei; daß daher unter solchen Umständen die bisherige Regierung unmöglich geeignet sein könne, den Kanton Zug, gegenüber der Eidge-

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nossenschaft, mit Würde und Erfolg. zu vertreten 2c. 2c.), dahin: „Das Volk des Kautons Zug erklärt seinen unbedingten Anstritt aus dem Sonderbund und erkenut die Kompetenz der Tagsaßung in der Je- suiten - Augelegenheit an. Die bisherigen obersten Regierungs - Be- hörden siud aufgelöst, und es wird eine provisorische Regierung er= nanut, welche -in die Befugnisse der obersten Behörden zu treten, auch zur Abordnung einer Gesandschast au die Tagsaßung Vollmacht hat. Die provisorische Regierung wird aus 15 Mitgliedern gebildet, dereu Präsident dieselbe aus ‘ihrer Mitte erwählt. Die übrigen Be- hörden, namentlich das Kantons= und Kriminalgeriht, Polizei- Behörden 2c,, sind als provisorisch erklärt; ihre amtlichen Verrichtungen stehen unter Aufsicht der provisorischen Regie= rung. Die bisherige, seit 1844 bestehende Verfassung bleibt, uubeschadet der gegenwärtigen Shlußnahmen, provisorisch fortbeste- hen. Die provisorische Regierung ist jedoch beauftragt, die nöthigen Cinleitungen zur Vornahme einer Verfassungs-Revision dur einen Verfassungs-Rath zu treffen, der aus 65 Mitgliedern bestehen wird, die wiederum die zehn Gemeinden des Kantons aus ihrer Mitte zu wählen haben (nah dem für den bisherigen Kantons-RNath bestimm- ten Repräsentations-Maßstabe, 54 Mitglieder). Diese wählen daun frei aus allen Kantons-Bürgern die übrigen 14 Glieder. Der Ver= fassungs-Rath wählt aus seiner Mitte den Präsidenten. Dies siud die Hauptbestimmungen der Beschlüsse, die unter lautem Zurufe das Volk annahm.

,_ Kauton Freiburg. Der Beschluß der provisorischen Re- gierung, den Großen Nath auf neun Jahre wählen zu lassen, wird selbst von der radikalen Berner Zeitung getadelt. „Neun Jahre für einen Großen Rath“, sagt sie, „is allerdings das Grab einer wirklichen Volksvertretung; auch is die provisorische Regierung hier über die von der Volksversammlung ertheilten Vollmachten hinaus- gegangen,“ |

Oberst Maillardoz antwortet in einem Schreiben an das Jour=- nal des Débats auf die ihm gemachten Vorwürfe in Betreff sei- nes Oberbefehls im Kanton Freiburg :

_ ¡Man wirft mir besonders vor, daß ih den Oberbefehl vor dem ent- scheidenden Augenblick niedergelegt, Hierüber bin ih mir eine kategorische Erflärung schuldig, so wie ih überhaupt bereit bin, auf alle etwa an mich zu stellenden Fragen und Anklagen Rede zu stehen, Ermüdet durch die un- aufhörlichen Einflüsterungen eines Mitgliedes des Staats - Nathes, welches uit Militair war, aber mir seine Vertheidigungs - Ansichten aufdrängen wollte, beschloß ih schon einige Tage vor dem Angriff, meine Stelle nie- derzulegen, weil ih besorgte, daß dieser sehr einflußreihe Mann am Ende die Truppen und namentlich den Landsturm mißtrauish machen würde. Er behauptete stets, daß die irdischen Mittel nicht hinreichten, daß sich unfehl- bar ein Mirakel ereignen werde u. \. w. Es fand cine Unterredung zwi- schen mir und Abgeordneten der Regierung statt, der zufolge der Schult- heiß meine Entlassung dem Kollegium nicht vorlegte, ihm aber den Zwist mittheilte, deun ih erhielt von der Regierung ein Schreiben, das meine Handlungsart ganz billigte, und das \ch noch in meinen Handen befindet, Jch seßte meine Functionen fort. Beweis dafür is, daß der Staats-Rath vom 11, November an, dem Tage des Zwischenfalls, bis zur Uebergabe mich häusig zu sih beschied, und ich nah wie vor das Kom- mando führte, So konnte Niemand glauben, daß ih wirkli) meine Ent- lassung eiugegebenz man sah mich stets zu Pferde, und ih war nie abwe- send, außer bei Erstürmung der Redoute von Bertigny, wo ih selbst in Begleitung meiner Adjutanten Perrier und Affry die kleine Neserve befch- ligte, die im Feuer stand. Nach meinen Antecedenzien während des fran- zösischen Kaiserreihs und im Juli 1830 hätte ich nie geglaubt, daß man mich der Feigheit beshuldigen würde: der Verdacht der Verrätherei , den man gegen mich erhebt, verdient keine Antwort. Jch \|cheute mich nicht, nachdem Alles vorüber, mein gesammtes Verfahren zweien ausgezeichneten Generalen verschiedener Nationen vorzulegen, die mit der Oertlichkeit vertraut sind, - und se haben mir Beide ertlärt, daß ih in meiner Lage und mit den Kräften, über die ih gebot, nicht anders handeln konnte, als ih gehandelt habe. Als der Landsturm von Cormondes und Berberache tie schöne Position von Breith zu beseßen sich weigerte, war meine rechte Flanke blofigestellt, Als der Landsturm, der das Gehölz von Daillettes beseßte, bei den ersten Fliutenschüssen Reißaus nahm und das Bataillon Fegeli mit in seine Flucht zog, wurde meine linke Flanke umgangen. Major Perrier kann mir bezeugen, daß ih ihm Befehl gab, nah Ablauf des Waffenstillstandes jeue Position wieder zu nebmen ; doch inzwischen kam der Befehl, alle Feindseligkeiten einzustellen, und dann die Capitulation, zu der ih, ie ih hiermit wiederholt versichere, nicht mit- gewirkt habe, (gez.) Maillardoz,“ i

(D. P. A. Z) Die neue Regierung ( schreibt man aus Frei- burg vom 6. Dez.) wird bald konstituirt und im Stande sein, ihren Antheil an den Expeditions = und Occupations - Kosten zu bezahlen, so daß die Besezung bald auflüren kann, Die Bemühungen einer Modification im Austreibungs=Verfahren gegen die Jesuiten ist frucht= los geblieben, E :

H'anton Basel. Am 7. Dezember versammelte sich der Große Rath in ordentlicher Dezember=Sißung. Die Geschäfte wa- ren von keinem allgemeinecren Juteresse, Bei Verhandlung der Eut-= lassung des Herrn Präsidenten Schnell will Herr Sarasin VLischer dem- selben bis zur nächsten Großraths=Sibung Bedenkzeit geben, bleibt aber mit 27 gegen 31 Stimmen in Minderheit. Ohne Diskussion wird sodaun auh die Entlassung der Herren Christoph Riggenbach und Bernoulli Bär aus dem Großen Rathe angenommen und der Kleine Rath mit Anordnung neuer Wahlen beauftragt.

Die Aufführung des Lustspiels „Keine Jesuiten mehr“, welche früher verboten wurde, ist nun unter dem Titel „Der Günstling““ ge- stattet worden. Es soll am Sten zur Darstellung gelaugen,

(Köln. Ztga,) Wie man hört, wird dem fianzösischen Gesand- ten, Grafen Bois le Comte, ein sechswöhentliher Urlaub gewährt, nach dessen Verlaufe er einen anderen diplomatishen Posten über- nimmt, Die Stimmung gegen die Franzosen is bei uns durchaus feine erbitterte.

(Nat. Ztg) Das österreichischè Getraide-Ausfuhr-Verbot ist an der Tyrolergränze aufgehoben worden. Von heute (7, Dezember) an hört auch an der sranzösishen Gränze die Beschränkung der Korn - Ausfuhr, die in leßter Zeit mit dem halben Zoll belastet

war, auf.

Kanton Aargau. (Schw. B.) Die Führer der in die Dienste des Sonderbundes getretenen Aargauer, Wiederkehr und Bachmann, dann der Haupt = Agent. Villiger von Mariahalden und der Professor Schleuniger, welcher Leßtere bei der Beeidigung dieser Freiwilligen sie angeredet hatte, sollen über die Furkfa nah dem Wal= lis gegangen sein.

Gemeindeammann Stohl von Aesch, welcher die Sicherheits- Karten an aargauer Wehrpflicbtige abgab und noch bei Ausbruch des Krieges eine besondere Mission im Dienste des Sonderbundes in den Bezirk Zurzach, namentlich nah Degerfelden, Klingau und in das so- genannte Kirchspiel unternahm", is, militairish eskortirt, dem Be- zirksamte Muri und von diesem dem Bezirksamte Bremgarten zuge=- führt worden, wo die Untersuchung gegen ihn begonnen hat,

Kanton Tessin. (Frkf. Bl.) Von der Tessinergränze wird berichtet, daß General Salis am 3. Dezember über Arona in Mailand angekommen is. Den Alt-Schultheißen Siegwart verließ er in Domodossola. Fürst Schwarzenberg war früher von Luzern in Mailand angelangt.

O Zürich, 6. Dez. Aus dem Kanton Wallis, gus welchem man hier seit mehreren Tagen durchaus nichts Zuverlässiges mehr vernommen hatte, sind heute theils durch die waadtländer Blätter, theils durch Privatbriefe sehr interessante Nachrichten eingegangen, Erlauben Sie, daß ich Jhnen darüber etwas ausführlicher berichte :

Es war am 30. November, Morgens 4 Uyr, als in Folge der abgeschlossenen Capitulation die ersten Zwölfer - Truppen in St. Maurice einzogen, Voran war die Compagnie Ducrog, radikale Walliser, welhe gegen ihr eigenes Vaterland als Freiwillige unter waadtländischer Fahne gedient hatten. Dann ein ungefähr 1000 Maun startes, ganz aus wallisishen Flüchtlingen gebildetes Bataillon, mit 3 Kanonen und 2 Mörsern. Diese eilten schnellen Schrittes nach dem Hauptorte Sitten, da bereits an alle „eten Patrioten“ von den bekanntesten politishen Flüchtlingen ein Aufruf erlassen wor= den war, sih so schnell und so zahlrei als möglih uah dem Re- gierungssiße zu begeben, um Donnerstags, den 2ten d., Morgens 9 Uhr, in einer „souverainen Volks=- Verjammlung““ zur Bildung einer provisorishen Regierung zu schreiten, Erst nah Einzug dieser zwei Corps folgte die Kolonue der eizentlihen Zwölfer - Truppen, an der Spibe ein Bataillon Genfer, danu mehrere Batailloue Waadtländer und zum Schlusse Artillerie und Scharfschützen aus dem Kanton Aargau. Ver untere wälshe Theil des Wallis ist bekanntlich der überwiegenden Mehrzahl nach radikal. Hier waren daher in den hauptsächlihsten Flecken, o die Truppen durchzogen (vornehmlich in St Maurice und Martignÿ), Straßen und Fenster mit Zuschauern dicht beseßt. Ueberall war die cidgenössishe Fahne aufgepflanzt und des Tücher - Schwenkens und Vivat = Rufens war kein Ende. Jn Martigny war für die Truppen eiu Triumphbogen errichtet und in St. Maurice war gar ein Frei- heitsbaum aufgepflanzt worden „mit prächtigen demokratischen Ju= schriften“ wie sich der radikale Nouvelliste vaudois aus- drückt, Der so eben erwähnte „Aufruf an alle wallisischen Patrio= ten“ lautet also: „Die eidgenössishe Autorität, so lange Zeit miß= achtet , hat sih endlich Achtung zu verschaffen vermocht. Der Son= derbuud liegt in den leßten Zügen und wit ihm das verhaßte Negi= ment, das der Jesuitismus in unserem Kanton aufgepflanzt hatte. Bürger! Eine gründliche Reconstitution des Landes thut nun vor Allem uns Noth, wenn wir dasselbe nicht einer betrübeuden Anarchie preisgegeben sehen wollen. Es is daher auf nächsten Donnerstag, den 2ten d., eine Volks-Versammlung nah Sitten einberu= fen, um eine provisorishe Regierung zu ernennen und überhaupt die- jenigen Beschlüsse zu fassen, welche die außerordentlichen Umstände, in denen si das Vaterland befindet, nothwendig machen.

Monthey, den 30, November 1847.

(Unterzeichnet von 4 politischen Flüchtlingen.) Dufour. Joris. Pignat. Abbet.“

Diese Versammlung fand denn nun am bezeichneten Tage beim {hönsten Wetter wirklich statt. Sie dauerte 3 Stundenz ungefähr 4000 Bürger sollen zugegen gewesen sein, allein lediglich Unter = Walliser; aus dem konservativen und deutschen Ober - Wallis war- Niemand erschienen. Herr Moriß Barmann, derselbe, der neben mehreren Anderen vor 4 Jahren, in Folge des Revolutions-Versuches im Mai 1844, von den wallisishen Gerichten als" Hochverräther in contumaciam verurtheilt worden war, eröffnete die Verhandlungen : „„Lerrlich““, so begann er, „leuchtet die Sonne über unserem Kanton, der in diesem Augenblicke {chön und ruhig is, wie das Bewußtsein seiner Bewohner. Wobl kanu dieses durch die Einflüsterungen yper=

sider Feinde ihres Vaterlandes für eine Zeit lang verdunkelt werden, bad aber strahlt es neu und desto reiner und herrlicher. Diesen \{chönen Tag verdanken wir der Eidgenossenschaft, den Soldaten derx eidgenössischen Armee, diesen Soldaten, welhe man Euch als Ver= ächter der Religion, als Feinde aller geseßlihen Ordnung, ohne Ach- tung für Personen und Eigenthum, als Verbreitcr des Kommunismus geschildert hat! Diesen Soldateu verdankt Jhr Eure Befreiung und die Möglichkeit, Euch heute auf diesem Plaße zu versammelu und frei über Eure theuersten Juteressen zu rathshlagen. Dan=- fen wir der göttlihen Vorsehung, die uns so sehr mit Wohl= thaten überhäuft, Was habeu unsere, des Landes Feinde gethan? Sie haben das Laud der Anarchie, dem Bürger= Friege preisgegeben, Die edelsten seiner Kinder (unter diesen versteht wohl Herr M. Barmann billigerweise in aller Bescheidenheit vor Allem sich selber) wurden verfolgt, von ihren Familien ge- trennt, aus dem Lande getrieben, Daneben ruinirte die innere ÄÂd- ministration das Landz unsere Kassen sind leer. Was uns persönlich betrifft, so vergessen wir alle Verfolgungen, aber wenn wir auch individuell Alles vergessen können, \o verlieren wir doch ja nicht aus den Augen, daß die Natiou gerächt werden muß, daß die Verräther gestraft werden müssen.“ (Herr M. Bar= manu ist kein Jesuit; es möchte nicht überflüssig sein, das hier aus=- drücklih beizufügen, weil Sie sonst leiht zu einer ganz irrigen Ver= muthung kommen fönnten; Herr Barmaun is ein Liberaler!) „Der Cidgenossenschaft verdankeu wir das Aufhören unserer inneren Zwie= trat!‘ (Wenn erst die Nation gerächt werden soll, möchte ih sehr bezweifelu, daß diese innere Zwietracht so bald aufhören werde.) „Unsere Mit = Eidgenossen , unsere Brüder waren bereit, uns zu be-= kämpfenz sie erfüllten damit eine traurige Aufgabe, aber sie mußten es thun, wenn auch noch so ungern, zu unserem eigenen Glücke.““ (Hier versteht wohl Herr Barmann abermals stillschweigend \sich selbst und seine nöchsten Freunde, die nun allerdings das Staatsruder des Kantons Wallis zur Hand nehmen werden.)

„„Ein Land kann ohne oberste Leitung, ohne eine Regierung nicht bestehen. Unser Kanton ist von deu Perfiden, die sih bisher unsere Obrigkeit zu nennen wagten, zur Anarchie geführt worden ; jeßt aber zeigen sie sih nirgends. Es ist daher au uns, die wir hier sind, die JZunitiative zur Reorganisation der Kantonual - Behörden zu ergreifen, bis später cine definitive Reconstitution erfolgen wird. Was wir hier beschließen, is somit nur provisorisch, um späterhin dem Gro= ßen Rathe zur Annahme und Ratification empfohlen (recommandé) zu werden. Jch lade Jeden ohne Unterschied ein, Anträge zu stellen. ““ :

Herr Joris ergreift das Wort: „Jch kann mih mit den leb- ten Aeußerungen des Herrn Barmann nicht einverstanden erklären. Wir sind hier eine souveraine Versämmlung, wir repräsenti- ren den ganzen Kanton““ (wenn schon aus dem Oberwallis auch nicht Ein Mann zugegen war! ). „Wenn aber das souveraine Volk ver- sammelt is, so berathet und beschließt es. Es empfiehlt nicht, es befiehlt, (I ne recommande pas, il commande.) Jf ja do endlich der von mir \o lang ersehute Augenblick gekomu1en, wo das wallisishe Volk seine Angelegenheiten selbst reguliren kann und sie nicht Männern anvertrauen muß, welche, so bald sie nur ans Staats= ruder aan! sind, das Volks-Vertrauen mißbrauchen. ““

(Sie schen, Herr Barmann is noch „gemäßigt“, „\chwach““, ja, ganz offenbar eín „heimlicher Jesuit“, im Vergleiche zu Herrn Jorfs, der nur aus purer, lauterer, christliher Liebe für das Volkswohl glüht und sicherlih das Vertrauen des Volkes nie und nimmer mißbrauchen wird, wenn das levtere nur klug genug is, diesen vortrefflichen, die- sen einzigen Mann ans Staatsruder zu erheben.) „Unsere E fährt Herr Joris fort, „müssen klar und präzis sein und T teren Juterpretation bedürfen, damit man das findlih glu ige Volk, das so leiht mißbrauht werden fann (hier spriht Herr 4 gewiß aus eigener Erfahrung), nicht getäuscht werden fönne, „Vor Al-