1847 / 348 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

eidgenössischen Repräsentanten abgelaufen. Die Anträge des Land- rat O D b die Abschaffung der E n der Stellen und Beschränkung der Amtsdauer auf sieben Jahre hrt Bn einmaliger Wiederwählbarkeit, 2) die Trennung der Gewalten, 3) den Rütritt vom Sonderbund und 4) Ausweisung der Jesuiten, wurden einstimmig genehmigt und dann zu den Wahlen geschritten. Zu Landammännern wurden gewählt die bisherigen: Wirz und Her- mann, sodann neu: Herr Michel (Sohn), bisheriger Bauherr, und Dr. Jmfeld von Lungeru. Der Landrath soll nun unverzüglich au neu gewählt werden und dann die nöthigen Justructionen und Ges- ls E: Truppen, welche in den Kanton Unterwalden einrück- ten, waren die Scharfschüßen der Compagnie Kuster von St. Gallen. Zufällig trafen sie in Stansstad die meisten Angehörigen derjenigen Schüßen-Compagnie von Nidwalden, welche ihnen bei Lunnern und Gislifon entgegenstand. „Der Empfang“, sagt die Nat. Ztg., „war herzlih, eht eidgenössisch. Becher und Lieder erklangen lange Zeit aufs Wohl des Vaterlandes; aller Zwist war vergessen.““

Kauton Zug. Die Neue Zuger Zeitung berichtet: „Die eidgenössischen Landwehr - Truppen aus dem Kantou Zürich (Bataillone Treichler, Bleuler 2c.), welche anfänglich zum größeren Theil unseren Kanton beseßt hielten, sind in ihre Heimat zurückckge- kehrt. So weit uns bekannt, wurde denselben allgemein von den Einwohnern und Quartiergebern das Lob cines ordentlichen, zuvor- fommenden Betrackens und guter Maunnszucht gespendet ; sie waren billig in ihren Quartierforderungen und benahmen sih gegen Jeder- mann freundlich. Ausnahmen gereihen nur Einzelnen zur Unehre; so z. B. die gleich in der ersten Zeit durch mehrere Soldaten auf rüdjihtslose Weise stattgehabte Verhaftung des Dekans Schlumpf in Steinhausen. Die Aufreizung hierzu hat in Zug stattgefunden. Herr Schlumpf wurde ohne Auftrag und gerechtfertigte Ursache bei Nacht abgefaßt und auf die Hauptwache nah Zug geführt. Sobald der damalige Plah - Kommandant, Oberst Bernold, hiervon Kunde erhalten, gab er Befehl, den Gefangenen sofort in einer Kutsche und unter ehrenvoller Begleitung nach Hause zu führen und die Schuldi- gen zur Verantwortung zu ziehen.“

(Tägl. Büll.) Die provisorische Regierung hat zu ihrem Präsidenten Herrn Adolph Keiser und zum Vice - Präsidenten Herr Oberst-Lieutenant von Mocs gewählt.

Kanton Freiburg. Die provisorische Regierung hat mit Beziehung auf die vorzunehmenden Großrathswahlen eine Procla- mation an das Volk erlassen, worin sie dasselbe auffordert, nur „frei- sinnige und mit dem Vaterlande wohlmeinende Männer“ zu wählen.

Vom 15. Dezember an is der Rechtsstillstand, der am 27. Ok- tober verfügt wurde, wieder aufgehoben.

Die walliser Kriegsgefangenen sind auf ihrem Heimmarsche in Freiburg angekommen,

Kanton Wallis. (Bern. Ztg.) Am 28. November ver-

nahm man die Ankunft von 11 Flüchtlingen in Brieg (über die Furka) : unter densclben nannte man Siegwart Müller, seine Gattin und zwei Kinder, verschiedene Magistrate, die man für Mitglieder des gewesenen Regierungsraths von Luzern hielt, und einen Offizier, Namens Mever. Von dort aus erhielt die Regierung von Wallis die An- zeige, daß der Vorort des Sonderbundes in Brieg konstituirt sei, daß Wallis drei Tage lang den Kampf bestehen könne, und daß Intervention stattfinden werde. Unsere Regierung, beängstigt durch die Gegen- wart dieses herumziehenden Regiments , verkündete ihm aber , daß sie seinen hierseitigen Aufenthalt nicht dulden könne , da derselbe unter den gegenwärtigen Umständen geeignet sein würde , den Kanton Wallis {wer zu kompromittiren. Die luzernischen No-= tabilitäten sahen sich demnach genöthigt, sich auf piemontesischen Boden zu flüchten. Als Siegwart den Gasthof verließ, besuchte er noch die Jesuiten in Brieg. Am folgenden Tage, den 29. No- vember, sah man am nämlichen Orte anfommen die Herren Oberst Eigger, Beruh. Meyer, Merian, von St. Denis, Tscharner, Diceß- bach und cinige andere unbekannte Offiziere. Es scheint, ihre Flucht sci in solch+rx Eile gescheben, daß mehrere von ihnen nicht einmal mit den allerwichtigsten Sachen sich versehen fonnten. (Nouv. Vaud.) Die provisorishe Regierung seßt sich in Thätigkeit; die verschiedenen Zweige der Verwaltung sind folgender-= maßen vertheilt : Filliez Justiz und Polizei, Dufour Militairwesen, Pignat Finanzen, de Torrente Juneres und Barmann öffentliche Ar- beiten. Herrn Louis de Bons von St. Moriz wurden die Functionen des Staats-Kanzlers übertragen.

IbLal ien.

Nom, 2. Dez. (A. Z.) Während im Publikum von Zeit zu Zeit die Meinung auftaucht, daß die Staats -Sekretarie es der Consulta an Arbeit fehlen lassen, erfährt man jeßt dur die Bi- lancia, daß die Section für Geseßgebung mit der Ausarbeitung eines Expropriations - Gesetzes beauftragt worden ist. Ju der ersten Sißzung hat man sich daher bereits mit der Feststellung der Basis beschäftigt, auf welcher dasselbe ruhen soll, Es scheint wirklich die Zeit zu kommen, wo man solcher Rehts-Prinzipien ernstlich bedürfen wird, indem von dem Bau einer Eisenbahn nah Civitavecchia, für welche ih cine neue Gesellschaft mit ausreihenden Kapitalien gebildet hat, wiederum die Rede is. Außerdem scheint sih das Munizipium auch mit der sogenannten Verschönerung der Stadt befassen zu wollen, wobei ven der Anlegung oder Regulirung von Straßen die Rede ist, deren geradliniger Verlauf die Beseitigung vieler Häuser-Vorsprünge und Winkel erheische. Zu solhem Zweck aber müssen natürlich vor Allem die Prinzipien festgestellt werden, nah welchen die Stadt-Ver- waltung \ih dieser malerishen Protuberanzen zu bemächtigen im Stande sei. Die Mitglieder der Finanz-Section versichern, von Ar= beiten sehr in Anspru genommen zu sein, und können die Verwir- rung nicht arg genug beschreiben, die durch die Kreuzung weltlicer und geistlicher Verwaltungs - Maximen entstanden is. Allgemein âu- ßert jih daher der Wuns, Mons. Morichini möge seinen Bericht über das progressive Defizit des Aerariums doch ret bald der Oef- fentlihkeit übergeben. Ueberhaupt dringt Alles auf theilweise oder rückhaltlose Veröffentlihung der Konferenzen der Staats - Consulta, und ein woblgeschriebener Aufsaß der Bilancia sucht deren Nutzen und sogar die Nothwendigkeit davon darzuthun. j

Die Abdankung des Commend. D. Carlo Torlonia als Obersten des zweiten Bataillons der Civica hat der Papst (wie bereits gemel- det) nicht angenommen, was bei den von ibm befehligten Waffen- brüdern große Freude erregt bat, indem er beliebt und durch nam- hafte Opfer um dies Corps verdient ist. Endlich ist der erste Trans- port von 1090 Perkussions- Gewehren über Marseille und Civitavec- ia bier eingetroffen. 7

Es is ein alter Brauch, daß jedes Jahr aus der Lettoka}e an 402 arme Mädchen Mitgift - Summen vertheilt werden. Da das Lotto unter dem Tesoriere stebt, so war dieser biêher mit der Aus- theilung soldber Tugend- Prämien beauftragt. Das Geschäft mag langweilig und zeitraubend sein. Für einen Geschäftêmann, der Mil lionen gegenüber Rath schaffen soll, muß es in der That etwas sehr Ermüdendes baben, 360 Mädchen mit 75 Scudi und 42 mit 30 Scudi auszusteuern, Mons. Morichini, der sich der Finanzen mit großem

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Ernst anzunehmen scheint, hat daher den Papst gebeten, ihn dieses Stb n tbecheben, und dieser hat A fernerhin den Kardinal=- Vikar beauftragt. i

Gestern hat Professor Orioli, welher von der Redaction der Bilancia definitiv zurückgetreten ist, seine archäologischen Vorlesun- gen an hiesiger Universität begonnen und is von den Studenten im

riumph nah seiner Wohnung begleitet worden.

Die Unione meldet, daß Se. Heiligkeit vorgestern Lord Minto

in einer Privat-Audienz empfangen habe.

Nom, 4. Dez. (N. K.) Die für den 25. November Abents wegen Freiburgs Beseßung bestimmte Demonstration bei dem \hweizer Konsul war unterblieben, da jener Abend durch die allgemeine Freude über die Wahl des Fürsten Corsini zum Senator von Rom einge- nommen ward. Allein gestern nah der Ankunft der Nachricht von der Einnahme Luzerns und von dem Falle des Hauptsibes des Ordens der Jesuiten ließ sih die öffentliche Stimmung nicht länger hemmen, Gegen 7 Uhr versammelte sich eine gewaltige Volksmenge auf der Piazza del Popolo und zog mit brennenden Fackeln, unter klingendem Spiele mit den Fahnen der sämmtlichen italienishen Staaten (die von Sicilien mit Flor umhüllt), unter zahllosen Evviva?s und dem Absingen des Hymnus auf Pius IX., durch den Corso vor den der Polizei - Direction gegenüberliegenden Palast Giustiniani, dessen zweite Etage der \{weizer Konsul und Bevollmächtigte Herr Begré bewohnt. Unterweges wurden beim Vorüberziehen der jubelnden Schaar die sämmtlihen Gebäude und Paläste, und so auch der des Fürsten Piombino am Plaße Colonna, augenblicklich beleuchtet. Als der Zug vor dem oben gedachten Palaste angelangt war, erhoben si donnernde Evviva'’s, worin alle die Tausende der Umstehenden cinstimmten. Sogleich nah der Ankunft des Zuges wur- den auch die Fenster bei dem Bevollmächtigten festlich erleuchtet, er selbst erschien und dankte dur fortwährendes Verneigen und Schweu- fen eines weißen Tuches. Nach Ausbringung dieser Evviva's und dem Ausfspielen einiger musikalischen Stücke wurden die Fackeln ge- löscht, und die Versammlung ging ruhig und still aus einander.

Ueber diese Demonstration sagt das Diario in seinem heutigen Blatte: „Gestern Abend fand zu großem Leidwesen der Regierung plößlich ein wiewohl nicht starker Volksauflauf statt wegen der Er= eignisse in der Schweiz. Die Regierung, welche das Geschehene ent- schieden mißbilligt, ist damit beschäftigt, alle in ihrer Macht stehenden Maßregeln zu treffen, um die Wiederhotung solcher Unordnungen für die Zukunft zu verhüten.“

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Gießen , 9. Dez. (Fr. J) Sicherem Vernehmen nach hat unser berühmter Agrikultur-Chemiker , Professor von Liebig, in einem alten engli- schen Werke eine Analyse der jeßt so ungemein wichtigen Kartoffel-Krankheit gefunden, die cer für die allein richtige hält, und die mit seiner schon lange gehegten Ansicht über Grund und Wesen jener Krankheit vollkommen zusam- mentrifft. Danach läge der einzige Grund nur in zu großer Nässe, dadurch bewirkter Veränderung der Knollenhaut und wiederum dadurch bewirkten Mangels der nöthigen Verdunstung. An eine Degeneration der Pflanze wäre gar nicht zu denken. Das einfache Heilmittel sei trockener Boden für die Erzeugung, also höheres, lustiges Erdreich und, fo viel irgend möglich , starker Luftzug für die Aufbewahrung und Erhaltung. Auch behauptet er, die Krankheit sei in ganz gleicher Weise immer vorhan- den gewesen, nur nicht in gleicher Ausdehnung , die durch besondere Witte- rungs-Verhältnissc eingetreten sei. Es spricht für diese Ansicht die Ersah- rung, daß trockener, leichter Boden weniger oder gar keine kranke Kartoffeln lieferte, und luftige Aufbewahrung die Knollen theils vor Fäulniß \chüßte, theils heilte,

Handels- und Börsecn-UÜachrichten. Berlin, den 15. Dezember 1847. Ausländische Fonds: - Pfandbrief-, Kommunal - Papiere und Geld - Course. |zr.| Brief. | Geld. |Gem. St. Schuld-Seh. 34) 215 | 92 Seceh. Präm. Sch. |— 903 90 K.u.Nm. Schuldv. 35 87%

Berl. Stadt-Obl. |35 914 Westpr. Pfandbr. |35 91

Zf.| Brief. | Geld.

Kur-n.Nm.P fdbr. 35 _— 94 Schles18che do. |: 5 96 do. Lt. B. gar. do. | 5 927 Pr. Bk-Anth,-Sch 1065

Grossb.Posen do. ! 100% Friedrichsd'or. 13 do. do. |: h 915 And.Goeldm.à9ßth. J 23 12%

Ostpr. Pfandbr. |: 94% Disconto, Y 45

Pomm. do. 3z| 92%

Gem,

Ranss. Hamb.Cert. do.beiHlope3.4.S. Ah, G 1e Al do. Stiegl. 2.4.A.

A A 5 do. v. Rthsch.Lst. do.Poin.SchatzO. do. do. Cert. L.A. do.do.L.B.200FI. Pol. a. Pfdbr.a.C.

Poln. neue Pfdbr. do. Part. 500 FI, do. do. 300 FI. Hamb Feuer-Cas, |: do.Staats-Pr. Anl Holl. 25 % Int.

| Kurb.Pr.O. 40 th. 43; | Sardin,. do. 36 Fr. 52 | N. Bad. do. 35 FI.

& | Gau] d O E

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Eisenbahn - Actien.

Ed Volleing. zft.| le. Amst. Rott. | 4 | 965 B, O.Schl. L.B. | 4 |100 6. Arnh. Ltr. |42| Pts. Mgdb. [4923 bs. Berl. Anb.A. |4 | 1195 G. do. Pr. B. /4 912 B. do. Prior. | 4 aas do: do. 19 | 100% bz Berl. Hamb, 4/1627 B. 1013 &. Rhein. Stm. | 4/833 B. do. Prior. [45/9 X B. 935 G6 do. Prior. | 4 | Berl. Stett. |4 | 1125 G 113 B do.v.St. gar. 35! Bonn-Cöln, Süchs. Bayr. | 4 | 89% G. Bres]. Freib. |475 6. do. Pnor. Chem. Risa. Cöln. Mind. do. Prior. ! Cöth. Bernb. Cr. Ob. Scb, Dresd. Görl. Düss. Elberf. | do. Prior. } Glozznitz, | Hmb. Berzd. ! Kiel-A it. Lpz. Dresd. Löb. Zittau. Magd. Halb. j Mazd.Leipz. | do. Prior. N. Schl. Mk. | do. Prior. | do. Prior. | do. TI. Ser. | Nrdb. K. Fd. | O.Schl. Lt.A | do. Prior. '

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do. Prior. do. do, St.-Vobw. 70 B.

do. Prior. 997 B. 99 Thüringer. 4 87 B. 86; whb.(C.0.)14170 G.

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Die Börse zeigte hente zwar eine bessere Haltung, indess war der Umsatz sehr beschrönkt und die Course konnten keinen Äufschwung nehmen. Friedr. VVilh. Nordbahn in Folge Frankfurt a. M.-Notirun- gen höher bezahlt.

Getraide-Bericht. Am hentigen Markt waren die Preise wie folgt: VVeizen 67—T73 Rthlr. Roggen loco neuer 46—48 BRthlIr. - April/Mai k. J. 48 Rthlr. bez. Hafer 48/ 52pfd. 27—29 Rihlr. - 4A8pfd. pr. Frühjahr 285 Rthlr., 50pfd, 29 Rthlr. Gerste 42—43 RthlIr. Rüböl loco 1145 Rthlr. Bf. u. bez. - Dez /Jan. 115 Rihlr, bez. - Jan./Febr. 115 Rthlr. bez. - Febr. /März 117g Rthlr. Bf, 115 G. - April {Mai 115 Kthlr. G. Spiritus loco 243;—ck5 Rihlr. bez. - Frühjahr 26%—# RthlIr. bez.

Königsberg , 13. Dez. Getraideberihti, Jn dieser Woche wurde cine Kahnladung guter frischer poln, Weizen a 65 Sgr. pr, Schffl. verkauft, cben so eine Kahnladung poln. Roggen zu 44 Sgr. Gr, Gerste wurde in Kleinigkeiten mit 45 Sgr., Wien mit 41 Sgr. und poln, Erb- sen mit 52 Sgr. bezahlt. Noch ein paar Ladungen Leinsaat a 57, 58L, 59 Sgr. und eine Partie ganz feine wurden zu 61 Sgr, verkauft. Sonst ist nichts umgegangen , da die Zufuhr noch immer gering, was theils den {lehten Wegen, theils dem Zurückhalten der Landleute zuzuschreiben.

% Breslau, 14. Dez. Weizen, weißer, 75, 82 bis 90 Sgr, gelber 72, 79 bis 855 Sgr.

Roggen am Markt sehr wenig zugeführt und 53, 58 bis 62 Sgr. bezahlt, 40 Wspl. 82pfd. frischer und russ. gemischter wurden a 46% Rthlr. verkauft.

Gerste 46, 51 bis 55 Sgr.

Hafer 28, 295 bis 31 Sgr.

Spiritus loco 115 bis 12 Rihlr, bezahlt.

Rüböl ohne Veränderung. É

Marseille, 6. Dez, Getraide, Die Zufuhr war während der leßten vierzehn Tage ziemlich bedeutend, und da nur für den nothwendigen Bedarf der Stadt und Umgegend gekauft wird, so sind unsere Preise noch fortwährend im Weichenz guter polnischer Weizen von 123 Kil, pr, 1600 Litres is zu 37 Sh. 7 Pce. pr. Qr, f. a, B. und 127 Kil. zu 40 Sh. 6 Pce, zu haben. Der Vorrath am Ort beläuft sich jet auf ca. 180,000 Qr., und vor Ende dieses Jahres werden noch ungefähr 200 Ladungen er- wartet. Da Ende nächsten Monats der alte Zoll wieder in Kraft tritt, so müssen die Preise sich alsdann wieder heben, doch hat dieser Umstand bis jeßt die Speculationslust noh nicht angeregt.

London , 10. Dez. Getraidemarkt. Die Zufuhren bleiben un- bedeutend. Weizen hielt heute die Montags-Notirungen, eben so Gerste. Bohnen unverändert, Erbsen viel angeboten , aber {wer anzubringen. Hafer fest bei beschränktem Geschäft, Mehl gefragt, hält die Preije.

Auswärtige Börsen.

Frankfurt a. M., 13, Dez. 5% Met. 104. Bank-Act. 1934 Br. Stiegl. §6. Integr. 54%. Poln. 300 Fl. L, 974. do. 500 Fl. 785. Span. 5% —. 3% do. 24%. 24. Bexb. 887. 884 Taunus Actien 392 3514.

Hamburgs, 13. Dez. Bark-Acticn 1600 Br. Engl. Ruas, 104% 104%. Hamb. Berg. Actien §8 Br. Magd, Wittoub. 76 Br. Hamb, Berl. 1003; 160% Kiel Alt. 119%. 110. Glückst. Elmsh, 53 Br. Rendsb. Neum. 94 Br, Kopenb, Rotbseb. 63 Br. Meckl. 50. 493.

Leipz i g; 14. Dez. Leipz. Dresdn. Act. 1155. 115, Sächbs. Bayer, 893, Bre Süchs. Schles, 994 Br, Chem, Ries. 51 & Br. Löb. Zitt, 47 Br. Mgd. Leipz 2326, Berl. Aub Lt. A. 120 G. Lt. B. 1092. 109. Dess. Bank-Act. 1015. 101.

London, 10. Nov. Cons. 3% 85%. 855. Belg. 90 88. Ard. 175. Tee Passive 33. 33. Ansg. Sche —-. 24% Woll. 555. 55. 4% do. 84%. 847. Port, —. Engl. Russ. 147, 106. Bras. §0. 78. Chik 91. 89, Mex; 17%. ETE, Peru 28. 26.

Paris, 11, Dez. 60% Rente flu cour. 116. 59. Neue 3% Anl. 76. 40.

Wien, 13. Dez. 5% Mot. 1045. 4% do. 93. 3% do. 655 Bank- Acúen 1620. An’. 16834 158. de 1839 115%. Gloger. 113, Mordb. 157%

3% fin cour. ¿e 75. 30.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends | Nach einmaliger

10 Ubr.

Nachmittags | 2 Ubr.

Morgens U

l

Beobachtung,

1847. 14. Dez.

Luftdruck... ««« |340, 65"! Par./340,92 Par.|341,38'" Par. [Quellwärme T R, Luftwärme ....| =—0,2° R. | 28° R. | 0,3° R. |Flusswärme 2,0° R. Thaupunkt ..« i 2,8° R. I 0,4 ° R| 3,0° R Bodenwärme Dunstsättigung-| 80 pet | 75 pCt, 78 pCt. Wetter | halhbeiter. heiter, beiter Wind SO. §0 S0, S0 |

|Ausdünstung Niederschlag [Wärmewechsel Dgs

3,09 78 pCt, S0.

Wolkezung «- « - —- Tagesmittel: 340,48'"Par.….. —+ O7 R. D B

Königliche Schauspteic. 16. Dez, Im Schauspielhause. ments-Vorstellung: Nathan der Weise.

Freitag, 17. Dez, Im Opernhause. 146ste Abonnemenks= Vorstellung: Die Hugenotten, Oper in 5 Abth., nah dem Französi- {hen des Scribe, überseßt von Castelli. Musik von Meyerbeer. (Mad. Köster: Valentine.) Anfang 6 Uhr. ;

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren Opernhaus-Preisen verkauft : i E

Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rtblr. 10 Sgr., in den Logen des ersten Ranges und ersten Balkons, so wie zur Tribüne, 1 Rthlr. 10 Sgr., im Parquet und in den Logen des zwei= ten Ranges 1 Rthlr., in den Logen und im Balkon des dritten Ran= ges, so wie im Parterre, 20 Sgr., im Amphitheater 10 Sgr., in den Fremden-Logen 2 Rtblr.

Im Schauspielhause. 22ste französische Abonuements- Vorstellung Auf Höchstes Begehren: La première représentation de la res» prise de: Michel Perrin, ou: L'espion sans le savoir, comé- die-vaudeville en 2 actes, par M. Mélesville. La mère de famille, comédie- vaudeville en 1 acte, par M, Dennery.

Donnerstag, 209te Abonne-

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Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 16, Dez. Der Lumpensammler von Paris, Drama in 5 Akten, nebst einem Vorspiele. (Zwölf Tableaux.) Nach dem Französischen des Felir Pyat, von Heinrich Smidt.

Freitag, 17. Dez. Vorstellung Herren

¡iegmund : Welt= Tableaux, mit neuen em Gebicte der Kunst und Natur, in 5 Vorher : Pantoffel und Degen. Lustspiel in 3 Akten, yon Holbein nabend, 18. Dez. (JÎtalienisde Opern-Vorstellung.) bolt in dieser Saison: Linda di Chamouni. 3 Aften. Musik von Donizetti. Preise der Plâäge: Ein Plaß in “Ranaes 1 Rthblr. u. st. w.

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Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

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Jm Selbstverlage der Expedition.

Getrudi in der Deckershen Geheimen Ober - Hofbuchdruerei. Beilage

Beilage zur Allgemeinen Preußfishen Zeitung.

Rußland und Polen. rabulafen im Kaukasus.

Fraukreich, Schreiben aus Paris. (Verhandlung der Sache des Gra- fen Mortier vor dem Civil-Tribunal.)

Niederlande. Aus dem Haag. Die Eisenbahn-Verbindung zwischen Holland und Deutschland. :

Türkei. Damaskus, Vermischtes,

UNegypten. Alexandrien. Gründung eines ägyptischen Ehrenzeichens.

Eifeubahneun und Dampfschifffahrt. Bremen. Eröffnung der Eisenbahn nah Hannover, Brüssel. Eröffnung der Bahn zwischen Landen und Hasselt,

St, Petersburg. Expedition gegen die Ka-

Rußlaud und Polen.

St. Petersburg, 7. Dez. Die fortwährenden Raubzüge der Karabulaken gegen die Linie an der Sunscha brachten den Oberst Slepzoff endlich zu dem Entschluß, die gefährlichsten Weiler des ge= nannten Volksstammes zu zerstören. Nachdem er dazu die Geueh= migung des Ober-Kommando's eingeholt, rüdckte er mit einigen Truppen- theilen, begleitet von 4 Geschüßen, in der Richtung gegen den Wei- ler Arschty vor und machte vor dem farabulafschen Walde in der Nähe des Engpasses Tschumulgo Nachtquartier, Bei der Schwierig- keit, welche die weitere Verfolgung dieses Weges eutgegenstellte, sah er fich genöthigt, au dieser Stelle die Artillerie mit einer Bedeckung von 6 Compagnieen Infanterie und 180 Mann Kosaken zurückzulassen. Mit den übrigen Truppen drang er weiter vor und erreichte, des äußerst ungünstigen Terrains ungeachtet, den Paß Foton, auf dessen gegenüberstehender Seite die Weiler der Karabulaken zerstreut liegen. Der Feind bemerkte die Kosaken früher, als die gesammte Mannschaft aus dem Walde hervorgetreten war, und so galt es, durch die Rasch- heit des Angriffs die fehlende Stärke zu erseßen. Oberst Slepzof}f theilte die 34 Sotnia's, die voran waren, in zwei Theile und stieg mit ihuen den Paß hinab; auf beiden Flanken rückten der Oberst= Lieutenant vom Generalstabe, Großmann, und der Sotuik des Sun= \hashen Regiments, Tomaschewski, vor und umzingelten in Eile und unerwartet die Weiler. Alles, was den Kosaken in die Hände fiel, wurde, um durh das Fortbringen der Beute den Rüefzug nicht zu ershweren, vernihtet und nur 100 Stück Hornvieh wurden zum Pro-= viant mit . fortgenommen. Mittlerweile war das Fußvolk und die übrige Reiterei herangekemmen, und so fonnte Oberst Slepzoff den Sotnik Starizky mit 1 Sotnia gegen den Weiler Arschty entsenden, wo der Haupträuber Mustapha seinen Wohnsiß hatte. Dessen Wohn- ort wurde zerstört und er selbst von den Kosaken in Stücke gehauen. Nachdem Oberst Slepzof den Zweck seines Angriffs erreicht sah, tral er den Rückzug an. Die gemachte Beute wurde von ciner Compagnie und 35 Sotnia’s vorweg eskfortirt, und der Führer selbst bildete mit der übrigen Mannschaft die Nachhut. Die Straße führte durch dichten Wald und war überall von Verhauen durhschuitten, welche die Karabulaken und Tschetschenzen, die jenen zu Hülfe ge- fommen waren, beseßt hielten. Mit dem Bajonette in der Hand mußten die Soldaten sich Weg bahnen, während aus dem Dickicht des Waldes unausgeseßt auf sie gefeuert wurde, was den Führer veranlaßte, die Flanfen-Linien durch Kosaken mehr zu verstärken. Troß der Kühnheit des Feindes und der Oertlichkeit, die ihm sehr zu

tatten kam, rückten die Truppen 5 Werst vor. Noch waren 13 #st des Waldweges übrig, da fehlte es endlih an Patronen, und eine Hülfe kam, war Alles verloren. Sotuifk Predemirosf vom unscha=Regimente erbot sih, dem Oberst-Lieutenant Großmann, der schon in die Stellung bei Tschumulgo zurückgekehrt war, Nachricht zu geben, in Folge dessen auch zwei Compagnieen der Haupt- Kolonne eilig entgegen rüdten. Da ließ der Feind vom Verfolgen ab. Jn dieser Affaire wurden 17 Gemeine getödtet, 3 Offiziere und 63 Ge- meine verwundet. Nach den von den Kundschaftern eingegangenen Berichten war der Verlust des Feindes sehr bedeutend; alle eiuiger= maßen bedeutende Leute des farabulakschen Stammes sollen umge= fommen sein; ein Feldzeihen und vielfache Beute fielen in die Hände

der Russen.

-

Frankrei.

= Paris, 11. Dez. Man erinnert sich des fürchterlihen Auftrittes im Hotel Chatam, in welchem vor etwas über fünf Wochen der Graf Mortier, Pair von Frankreich und bisheriger französischer Botschafter am sardinischen Hofe, eine so traurige Roile spielte. Der Graf Mortier sollte in einem Anfall von Wahnsinn den Versuch ge- macht baben, sich selbst und seinen zwei Kindern das Leben zu neh= ien, und war in Folge davon in ein Jrrenhaus gebracht worden. itdem hatte scine Gemahlin auf Mundtodt-Erklärung desselben an xen, naber aber davon wieder abstehen wollen und Scheidung i\ch und Bett verlangt. Graf Mortier war für die Justruc Prozesses vernommen worden, und gestern wurde sofort vor dem ial des Seine-Departements zur Verhandlung der Sache ‘ie öffentlihe Neugierde war in hohem Grade angeregt, ih denn cin äußerst zahlreihes Publifum dazu ein- 1 vor Beginn der Verhandlung, bei welcher der Prä- ident Herr Debelleyme den Vorfiß führte, sprach man davon, daß die ganze Sache in ganz neuem Lichte sih darstelle, daß befremdliche ind mosterióse Umstände zu Tage gekemmen seien, und daß der Fall cinen neuen Anhang zu den berüchtigten Prozessen traurigen An=- ns bilde, welche vor einigen Monaten die Aufmerksamkeit von Franfreih, ja Euroya, fesselten. Als Vertheidiger des Grafen :1 Herr Baroche, als Advokat der Gräfin Mortier Herr s t-Ange auf, und es standen sich also zwei der berühmtesten

¿anwalte gegenüber. : rbou erstattete zuerst Bericht über die Thatsachen: Die fin Mortier hatte cin Gesuch um Berufung eines Familien-Rathes ein- der entscheiden sollte, ob Grund zur Mundtodt-Erklärung des Gra- Jn dem Gesucve war gesagt, der Graf sei in sinnes verfallen, welcher das Einschreiten g gemacht und zur ß gegeben habe. Der Vor- her auSeinandergesczt. Jn 1enagetreten. Derselbe gnet - Deépreaux ite aus der Baro- und Lebailly

Gesuchs war der Famili us dem Herzog von Trevis te von väterlicher Seite; von m er, als Mutter, und den Herren Heinrich 2 wurde .von diesem Familien-Rathe das Gutachten ausge- af Mortier sei nicht und sei niera gewesen in einem ha- n Blödsinn, Wahnsinn oder Wutÿ, und in Folge da- entschieden, daß, da Graf Mortier si nicht im Zu- fein Grund vorlieaen fonne, seine Der im Familien-Rathe ¿richter aber war entgegengeseßter Meinung uftritts vom 7. November, des an demselb Grafen geschriebenen Briefes und der durch die Ver nommenen Untersuchung hatte er sich für dieMundtodt-Erklärung au nn wurde im Berichte des Präsidenten Barbou noch des Verhörs er

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Donnerstag den 16! Dezember.

Graf Mortier bestanden hatte, und Herr Debelleyme ertheilte sofort dessen Advokaten, Herrn Baroche, das Wort, Nach der Weise, sagte derselbe im Wesentlichen, wie der Auftritt im Hotel Chatam von den Blättern er- zählt worden, habe Jedermann an den Wahnsinn des Grafen Mortier glauben müsscn, und nichts sei daher natürlicher gewesen, als daß die Ver- waltung denselben in ein Jrrenhaus bringen lassen, und daß darauf ein Antrag auf Mundtodt-Erklärung desselben gefolgt, Er (Herr Baroche) habe \clbsst lo gedacht, habe sich sogar gegen Herrn Chaix d’Est-Ange, als dieser ihm mitgetheilt, daß Graf Mortier ihn zu sprechen wünsche, dahin ausge- sprochen, daß die Mundtodt-Erklärung im Interesse des Herrn Mortier un- erläßlih sei. Auf das Verlangen der Familienglieder des Grafen, namcent- lih dessen Bruders, habe er aber dann den Grafen in dem Jrrenhause mehrmals besucht und denselben vollkommen ruhig, bei Vernunft und fal- tem Blute gesunden. Graf Mortier habe ihm den ganzen Vorgang im Hotel Chatam auf eine Weise erklärt, die Jedermann wie auch eines der ärztlihen Zeugnisse sh au2drücke fehr kunstreih erdacht finden müßte, Darauf habe dann auch der Familien -Rath die oben erwähnte Entscheidung gefaßt, Dieser Familien - Rath habe aus Leuten bestanden, die ihr ganzes Leben an der Seite des Grafen Mortier zugebracht, die ihn kurz vor dem Vorgange vom 7, November und seitdem gesehen, und mit denen er (Herr Baroche) im Jrrenhause beim Grafen Mortier zusammengetrofsen sei, wo derselbe noch zurückgehalten werde, Da habe die Gräfin Mortier an die Stelle des Mundtodt-Erklärungs-Gesuches das damit ganz unvereinbar scheinende um Scheidung wegen angeblicher Ge- waltthätigkeit, die sie von ihrem Gemahl erlitten haben wolle, eingereicht, Nun verlange er aber seinerseits im Namen des Grafen Mortier Gehör für dessen Rechtfertigung aus Anlaß der Beeinträchtigung sciner Stellung, Vernunft und Freiheit, die der Graf durch jenes Mundtodt - Erklärungs- Gesuch erlitten und noch erleide. Graf Mortier is, wie Herr Baroche aus- cinandersezt, vor etwa 34 Jahren in die diplomatische Laufbahn einge- treten, war Attaché bei mehreren Gesandtschaften, Gesandter und zuleht Botschafter am sardinischen Hofe. Am 3. November war er mit seinen zwei Kindern hier im Hotel Chatam angekommen, wo er gewöhnlich wohnte. Er fam von Brügge, wo scine Mutter, sein Bruder und andere Mitglieder sciner Familie wohnen. Er hatte mit sciner Frau und seinen Kindern einige Zeit bei sciner Mutter, der Baronin Mortier, zugebracht, Dort sollten schon gewaltthätige Auftritte zwishen ihm und der Gräfin, nah Aussage der Gegner in der Verrücktheit begangen, vorgekommen sein. Eine Anzahl Dienstleute hätten bei der administrativen Untersuchung sogar zu behaupten gesucht, das Leben der Gräfin und ihrer Kinder sei damals {ou in Gefahr gewesen, Diese Auftritte hätten in Ge- genwart der Baronin Mortier, des Bruders des Grafen und der Herren Dellinger, sciner Neffen, stattgefunden. Die Baronin Mortier habe aber im Familien- Rathe die angeblich im Wahnsinn begangenen Gewalt- thätigkeiten ganz aus eigenem Antriebe aufs entschiedenste für unwahr er- flärt, indem sie den Friedensrichter, als er die betreffenden Stellen der administrativen Untersuchung vorgelesen, mit den Worten unterbrochen habe: „Das if} nicht wahr.“ Auch die Herren Dellinger sagten aus, daß jene Vorgänge zu Brügge auf gehässige Weise entstellt seien. Von damals vorl)andener Tollhcit könne keine Rede sein; bis zu und scit der Ankunst in Paris habe der Graf in den gewohnten politischen und sozialen Kreisen sich bewegt. Jn einem neuerlich geöffneten Portefeuille hätten sich Korrespon- denzen bis zu Ende Oftober mit einem Mitgliede der Königlichen Familie und mit dem Conseils-Präsidenten vorgefunden, welcher Leßtere gegen Ende Oktobers den Grafen Mortier ersucht habe, sobald seine Gesundheit es ihm erlauben werde, nah Turin auf scinen Posten zurückzukehren. Die Gräfin Mortier sei in aller Hast in der Mitte Oktobers nah Paris zurücfgekehrt, mit Zurücklassung ihrer beiden Kinder, die sie ihrem (Hemahl anvertraut habe. Wie dies zusammenreimen mit dem jeßigen Vorgebcn, daß derselbe schon damals ihr und der Kinder Leben bedroht hätte? Nach der Angabe des Grafen Mortier aber habe längst ernstlichster Zwiespalt zwischen ihm und seiner Ge- mahlin geherrscht, in Folge des Verhaltens der (Gräfin, welcher derselbe die \chwersten Vorwürfe machen zu können glaube, Aber er habe den Kum- mer, der an ihm genagt, in seiner Brust verschlossen, um nicht über sich und scine Kinder Schande und SZchmacch zu bringen. Die Gräfin dagegen habe nicht die gleihe Zurückhaltung und Mäßigung beobachtet, sie habe er- klärt, gegen ihn auf Scheidung antragen zu wollen, und sie habe dem Gra- fen dies dur ehrenhafte Pcrsonen nach ihrer Abreise von Brügge mitthei- len lasen. Der Graf sei s{chmerzlich| betroffen gewesen, sich wahrscheinlich in die Nothwendigkeit versept zu sehen, der Justiz über seine Frau Enthül- lungen zu machen, die er in ewige Vergessenheit hätte begraben mögen. Noch am Tage sciner Anfunft zu Paris, den 3, Dezember, habe cer an feine Mutter einen Brief geschrieben, der seinen ganzen Kummer ausspreche. Zu Paris trat kein Verkehr zwischen den beiden Gatten cin. Aber schon am âten schrieb er sciner Gattin, daß er ihr die Kinder nah dem Frühstück \chicken werde, damit sie dicselben umarmen könne, obgleih sie sich nicht vecrbindlich machen wollte, wie er verlangt hatte, sie ihm sogleich wieder zu- rüzuschicken. Er wirft ihr vor, sie gebe vor, ihre Kinder zu lieben, und wolle

do dur einen skandalösen Prozeß sie mit Schande und Schmach bedecken, Menn sie ihn dadurch treffen wolle, so werde sie ihr Zicl verfehlen. Hienieden sei Alles für ihn aus. Inzwischen erfuhr er, daß scine Gemahlin bereits mit Rechtskundigen über ihr Vorhaben Rücksprache nahm. Da schrieb er am 7ten, dem Tage des Ausftritts im Hotel Chatam, einen von Herrn Ba- roche gleichfalls vorgelesenen Brief an scine Mutter, die Baronin Mortier, worin er sagt, daß er, der unvermeidlichen Schmach wegen , noch Niemand zu Rathe gezogen. Nun sage man ihm von mehreren Seiten, er werde seine Tochter verlieren, und das wäre der Todesstoß für ihn. „Diese schreck lie Frau“, sagt er von seiner Gattin, „bringt ihr Leben bci decn Advoka- ten und mit der Abfassung von Denkschriften für sie zu. Beklage mich, ih bin sehr unglücklih und meine armen Kinder auch!“ Zugleich hatte er aber auch im Laufe des Tages den bekannten Brief an seine Gaitin selbst aescrieben, den Herr Baroche vorliest , jedo mit Weglassung einiger allzu auffallender Sicllen, welche Vorwürfe über das Benehmen seiner Gemahlin enthalten. Aus diesem Bricfe geht hervor, von welchen Gedankcn Graf Mortier am 7. November beherrscht war. Er sagt darin seiner Frau, wenn sie dieses Schreiben erhalte, wurden er und scine beiden Kinder nicht mchr eristiren. Das sei das unausbleibliche Resultat ihres ( sciner Gattin) chr- vergessenen Betragens. Alle Schmach, mit der sie ihn überhäuft, habe er um der Ehre seiner Kinder willen und ihnen zu Liebe ertragen. Sie, scine Gemahlin, habe er angebetet, alle ihre geringsten Wünsche und Launen zu erfüllen gesucht, ihr Verlangen, in Paris zu sein, befriedigt, Alles aber sci ihr nicht genug gewesen, Er habe ihr schon vor drei Jahren, als er zu Turin, sie zu Paris si befand, eine chrenhafte Freiheit angeboten z aber das sei nicht diejenige gewesen, die sie gewollt. Er habe ihr schon damals ihr Betragen vorgehalten, sie um offenes Einge- ständniß ersucht, daß sie einen moralischen oder phvsishen Widerwillen ge- gen ihn habe, Sie wolle feine Kinder mehr haben; wofür habe sie ihn denn gehcirathet ? Dessenungeachtet habe sie, als er sie zur Rükehr zu ihrem Vater aufforderte, ihr die Kinder zu lossen, ihr Vermögen ihr zurück- zugeben und, so lange er im Dienste sein werde, eine Pension von jährlich 20,000 Fr. für Unterhalt und Erziehung der Kinder versprach , beharrlich geshwiegen und, als er nach Paris gekommen, geantwortet, wenn er sie von sich wegjage, sei es noch immer Zeit für sie, eine Zufluchisstätte bei ihrem Vater zu fuchen. Sie have aljo nicht cine ehrenhaste Freiheit gewollt, son- dern Skandal, um si als Märtyrerin darzustellen , ¿Aufmerksamkeit und Mitleid zu erregen. Das habe er ihr nit gewähren wollen, Nach Turin mit ihm zurücfgckommen, sci sie Gebieterin in seinem Hause gewesen, und doch habe sie ihn öffentli) als Gatten, als Mann vor dem Publikum zu erniedrigen gesucct, sei allein in den Straßen herumgelaufen, trotz seiner Vorstellungen und der Sitte des Landes, in welchem er cinen offiziellen Charaf- ter bekleidete. Sie habe ihn nur erbittern wollen, um von ihm weggejagt zu werden. Als er vor drei Monaten , seinem Wunsche, vielleicht seiner Pflicht zuwider, einen Urlaub zu verlangen genöthigt war, um sic nach Pa- ris zu begleiten, habe er vorausgejeven, wie es ihm gehen werde, Zu Ostende habe sie grausam und barbarish gegen ihn gehandelt , sclbst das Nothwendige ihm verweigert; er sei ihr nicht {nell genug gestorben. Auch seine Mutter habe sie mit Demüthigungen aller Art aberdaalt Um die- selbe nicht einem Schlaganfalle auszuseßen, habe er sie (seine Gemahliu)

' zur Abreise von dort zwingen müssen.

Aber ohne Zwcifel habe er dadurch nur ihrem Wunsche entsprochen , denn ein offenbar um 4 Uhr vor ihrer Abreise geschriebener Bricf, den man in ihrem Bette gefunden , habe ihm ihre Flucht angekündigt. Dieses Papier allein hätte hingereicht, sie gericht- li verurtheilen zu lassen. Sie siege jeßt, habe ihre volle Freiheit, wäh- rend sie ihn zur Verzweiflung gebracht. Gatte und Kinder seien vernichtet, das habe sie längst unter der Außenseite einer gleißnerishen Demuth und unter der Maske der Religion gesucht. Jeßt sei sie Herrin ihres Vermögens, tónne ihre Liebhaber befriedigen, weil sie dieselben in derjenigen Klasse der Gesell- schaft wähle, welche sih bezahlen lasse. Nun kömmt im Briefe eine Erzählung cines, wie es scheint, allzu skandalösen Auftritts zwischen dem Grafen und seiner Gemahlin zu Bern, der mit den ausführlihsten Details erzählt ist, den aber Herr Baroche eben darum im Interesse der Gräfin beim Lesen weg- läßt. Graf Mortier erinnert darin seine Gemahlin, daß er zu Bern den materiellen Beweis ihrer Schuld gehabt, denselben aber selbst vernichtet habe, um wenigstens dem Publikum gegenüber in seiner Stellung bleiben zu fönnen. Der Graf fährt dann fort: Es sei ihm nur die Wahl geblie- ben in jener Lage, sie und scine Kinder dur öffentliche Kundgebung scines Unglücks zu cntehren, oder zu schweigen. Deshalb habe er selbst den Be- weis ihres Verbrechens vernichtet und seine Schande in seiner Brust ver- {lossen Zum Dank dafür habe sie ibm cin Leben ärger als das cines Galcerensträflings bereitet. Wenn er nun seine lieben Kinder mit in sein trauriges Verhängniß ziehe, so thue er es, um sie der Schande zu entzichen, welche ihre Mutter der Tochter vorbehalte; diese würde die Beute cines der Liebhaber derselben werden, sie sci fähig, selbst die Hand dazu zu bie- ten. Der Sohn aber habe einen so entwickelten Verstand, daß er die ganze Schmach seiner Aeltern errathen habe. Er würde daher scine Mut- ter bald verachten und stets von ihr Rechenschaft fordern für den vorzeiti- gen Tod seines Vaters. Daher der Entschluß, die Kinder cbenfalls zu tódten. Am Schlusse des Schreibens, welches eine der Hauptgrundlagen des ganzen Rechtsstreites bildet, kündet der Graf seiner Gemahlin an, daß er Abschriften dieses Briefes an mehrere Personen gerichtet habe, um ihr die Maske der Heuchelei abzureißen, und damit sein und seiner Kinder Blut über sie fomme. Jn einer Nachschrift fügte er bei: wenn sie nicht einen so unerbittlichen, hochfahrenden Charakter hätte, würde er verlangt haben, sie noch cinmal zu schenz er hätte ihr vielleicht die Haud gegebeu, ihr ver- ziehenz allein die Frau, die sich nicht shcue, Gatten und Kinder zu ent- chren, sie vor den Gerichten herumzu;iehen, sei feines Gefühls für Ehre und Zartsinn mehr fähig. Deshalb habe er auf scinen Wunsch verzichten müssen. Dann sagt er in ciner leßten Nachschrift: „Frenen Sie sich, meine Agonic dauert seit 5 Uhr Morgens. Jch zittre vor meinen armen Kindern, deren Dasein ich kürzen soll, um meine Tochter Zhren niederträchtigen Hän- den zu entziehen. Nein, niemals sollen Sie dieselbe haben, troy Jhrer Advokaten und der schändlichen Rathschläge Jhres verwünschenswerthen Ba- ters, dem Sie eincs Tages fluchen werden, troy der Memoiren, die Sie abgefaßt haben, um mich und meine Kinder mit Schmach zu bedecken.“ Die Richter haben nun zu entscheiden, ob der Graf die {weren Anklagen, die dieser Brief vom 7. November enthält, nur im Wahnsinn oder in der Ueberzeugung von wahren Thatsachen geschrieben. Herr Baroche er- zäglt darauf den Vorgang im Hotel Chatam selbst und überhaupt, was sich am 7. Noveuber ereignet. Am Morgen hatte der Graf die Gouvernaute zur Gräfin geschickt, um zu erfahrcn, wann sie die Kiuder empfangen wolle. Sie antwortete, sie werde nicht vor drei Uhr frei sein. Um Mittag frühstücte der Graf mit den Kindern. Um diesclbe Zeit bringt der Schnei- der Decoster dem Sohne des Grafen cinige Kleidungsstücke; er findet den- selben traurig, aber ganz ruhig und vernünftig. Nach dem Frühstück schickt der Graf die Gouvernante abermals zur Gräfin wegen der Kinder; dieje läßt ihm aber sagen, sic könne die Kinder nicht um halb zwei Uhr empsan- gen, weil sie mit Geschäftsleuten zu thun habe, Dies machte einen schlimmen Eindruck auf den Grafen, und nun gab er um 123, Uhr der Gouvernante den obenerwähnten Brief zum Ueber- bringen an seine Gemahlin, Die Gräfin stößt beim Empfang des Briefs einen Schrei aus und eilt zum Polizei-Präfekten oder zum Kanzler von Frankfreih. Von 14 bis 25 Uhr kam dem Grafen durchaus fein Bc- such, feine Aufforderung zu, während er mit seinen Kindern allein in dieser Zeit eingeschlossen blieb. Hätte er also entschiedene Mordgedanfen gehabt, so war ihm Zeit genug zum Vollzug gelassen. Um 25 Uhr kam der Po- lizei-Commissair, den die Gräfin von Boygnes hatte benachrichtigen lassen, mit Leuten und einem Schlosser, den Graf Mortier selbst ins Hotel kom- men sah. Da crst verbarrikadirte er sich, als er sah, daß man in seine Wobnung drang. Er öffnete weder dem Polizei -Comumissair, noch Herrn von Lurde, mit welchem Graf Mortier politischen Verkehr unterhalten hatte. Von den Kindern war nichts zu hören; um 3 Uhr kam der Kanzler an, wurde aber auch nicht eingelassen, Der Kanzler fragt, ob er öffnen werde, wenn er die Gräfin Mortier mitbringe. Graf Mortier sagt dies zu, zwei- felt aber, daß sie kommen werde. Um 35 kfömmt sie. Der Graf fragt sie, ob sie allein sei; sie antwortet ja. Er öffnet die Thür etwas, und sogleich dringen die Polizei-Agenten ein, man bemächtigt sich der Kinder und giebt sie der Mutter zurück., Graf Morticr zieht sich in den Hintergrund des Zimmers zurü, will Niemand sih nähern lassen und droht, von cinem Nasirmesser (Sebraud zu machen, wenn man Hand an ihn legen wolle, Nun kam auch der Polizei - Präfekt. Der Graf erklärt, nur zu seiner Vertheidigung wäh- rend der dreiviertelstündigen Konferenz , die er mit dem Polizci - Präfekten hatte, das Rasirmesser nicht haben abgeben zu wollen , da er immer noch cinen Angriff auf seine Freiheit gefürchtet. Gegen 34 Uhr entfernte sich der Polizei-Präfekt ; Graf Mortier blieb allein, ohne Aufsicht; sonach könne leine Nede davon scin, als habe man ihn gegen seine eigene Tollheit beshüßen müssen. Die Polizei-Agenten waren aber im Hotel Chatam verstet geblic- ben, um sich des Grafen zu bemächtigen, sobald derselbe sein Zimmer ver- lassen würde. Um 52, als der Poli:ci-Präfckt nicht zurückam, schrieb der Graf an den Großsiegelbewahrer, man habe ihm gewaltsam seine Kinder entrissen, seine Wohnung, wie seine persönliche Freiheit, verleßt, die unan- tastbar sci wegen seiner Eigenschaft als Pair von Frankreich; er ver- lange daher das Einschreiten des Justiz - Ministers im Namen des Ge- senes, Der Grofßsiegelbewahrer antwortete ihm mit dem Ausdrucke scines Befremdens über diese Vorgänge, erklärte aber, nichts thun zu kön- nen, bevor er ihn gesprochen. Er solle nach der Kanzlei kommen, Etwa um 6 Uhr entschlicßt sich Graf Mortier dazu, und da, als er auf der Treppe sciner Wohnung angekommen war, bemächtigten sich die Polizei - Agenten sciner und führten ihn in einem Wagen ins Jrrenhaus des Dr. Mitivic zu Jury. So erzählt Graf Mortier die Thatsachen. Das Protokoll des Polizei-Commissairs Loveux stimmt mit dieser Darstellung jo ziemlich über- ein. Er sagt am Schlusse, Graf Mortier habe im Augenblick, wo er dem Dr. Mitivie übergeben wurde, noch gegen seine Verhaftung protestirt und seine Protestation zu Protokoll zu geben verlangt, auch mit gerichtliher Verx- folgung wegen ungeseßlichen Verfahrens gedroht. Zugleich hatte er aber das Benehmen der Polizei-Agenten gelobt und ihnen dafür gedankt. Darin findet Herr Baroche die beste Widerlegung der tollen Wuth, von der an- geblich Graf Mortier behaftet sein sollte. Die weitere Auscinander- sezung betrifft das Verhalten des Grafen Mortier seitdem und das Verhör desselben, welhes Herr Baroche gleichfalls verliest. Dr. Mitivie sagt in seinen Zeugnissen zwar, der Graf habe anfangs jede Nahrung und Pflege abgewiescn, sei aber bald davon zurückgekommen und habe sich schr ruhig und ordentlih benommen. Derselbe habe selbst gestan- den, daß er wegen häuslichen Kummers sih und seinen Kiudern habe das Leben nehmen wollen, um sie der Entchrung zu cntziehen, aber nicht zuge- geben, daß dieser Gedanke und die Schritte zum Vollzuge am 7, November ein Anfang von Vcerrücktheit gewesen sei. Dieser Vorbchalt des Grafcu schcint nach der Meinung des Arztes anzudeuten, daß derselbe noch nit das Schwere der Lage fühle, in welcher er sich befundenz der Arzk empfiehlt daher die gröëïte Umsicht in der Würdigung seines geistigen Zustandes, Dieses Zeugniß is aus Jory vom 22, November datirt, Herr Baroche wirst dem Doktor vor, nur Vermuthungen aufzustellen, und sucht e an ganzen Verhalten des Grafen seit seinem Eintritt ins Zrrenhaus den De- weis zu liefern, daß derselbe niht vom Wahnsinn befallen se. Mi Hier wurde Herrn Baroche erlaubt, sein D einige Zll- nuten zu unterbrehen, um auszuruhen, Als es wieder Eg aut wurde, fkündete der Präsident, Herr Debelleyme, an, d