1847 / 350 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

8 \ it, welchen die land, dessen Urtheil über den Gang der Angelegenheit , - : irregeleitet werden könnte. E E E B ann, nicht aber eben so überall

im dau A f Bürgerschaften politische, volkêmäßig

¿rver sind, deren Bewegung sowohl von der Re- E P iam Lsepgebenden Körper, ganz S ist. ie vier Bürgerschaften wenden sich unmittelbar an den Landesherru, so oft sie es für angemessen halten, und ohne daran FiMert wer- den zu fönnen, sei es nun, daß sie gege Maßregeln der Me Ey eine Gegenvorstellung machen, oder da ; sie Einwendungen gegen Ge= sebe- erheben, welche der gesebgebende Körper angenommen hat, oder daß sie ihre Wünsche in Hinsicht einer politischen oder administrativen Maßregel ausdrücken , oder daß sie in irgend einer für den Staat ernsten und wichtigen Lage ihre Gesinnungen ausdrük= fen, Von letzterer Art is unter anderen der Charafter des Aktenstückes, welles uns hier beschäftigt, Obwohl nun die Regierung von Neuenburg in allen Punkten die Gesinnungen theilt, welche in demselben ausgedrüdckt sind, so war sie doh bei diesem _Akten- súck so wenig betheiligt, daß die meisten ihrer Mitglieder denWortlaut desselben erst aus seiner Mittheilung in den fran- zösischen Blättern kennen lernten. Die Daten der auf diese An- gelegenheit bezüglichen offiziellen Afte beweisen übrigens, daß die- selbe auf den in dem Patente Sr. Majestät ausgedrück- ten, ganz aus cigener freier Bewegung hervorgegangenen Entschluß keinen Einfluß ausüben konnte. Es war am 29, Oftober, als der geseßgebende Körper seinen Beschluß faßte, am 2; November erklärten die Tegerlgaltes, Me Gemeinschaft der Pä= storen und die Offiziere des Militairs aus freien Stücken, daß sie demselben beipflihteten , und schon am 10ten kündigte ein amtliches Bülletin dem Lande an, Se. Excellenz der Herr Gouverneur habe durch einen Kabinets =- Courier / die Nachricht erhalten, daß der König dem Beschluß des geseßgebenden Körpers Seine vollkom- mene Billigung ertheilt habe und das Land Seines Schußes ver= sichere, Das Schreiben, welhes Sr. Excellenz dem Herrn Gou- verneur diese Nachriht gab, is aus Berlin vom bten datirt und ‘traf am 10ten in Neuenburg ein. Augenscheinlich konnte damals die Adresse der vier Bürgerschaften, welhe am 12ten von Neuen- burg abgegangen war, noch nicht in Berlin sein,“

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Ueber den leßten Ministerwechsel äußert sih der Nürnb. Korr. in folgender Weise: „Vor wenigen Tagen hat die Verwaltung, welche der erste März ins Leben gerufen, den öffentlichen Schauplaß verlassen. Mit allgemeinem freudigen Zu- ruf waren diese Männer bei ihrem Eintritt ins Amt vom Juland wie vom Ausland begrüßt worden Ovationen, die nicht blos dem Um- stande, daß sie die Nachfolger einer anderen Verwaltung geworden waren, sondern wesentlich auch dem Vertrauen ihr Entstehen verdank- ten, das man in ihren Charafter und in ihre Tüchtigkeit seßte. Jst dieses Vertrauen von ihnen gerechtfertigt worden? Manche Erwar= tungen, die man in sie seßte, haben, es is wahr, vergebens ihrer Erfüllung geharrt; aber vielleiht mußten sie unerfüllt bleiben, weil sie zu wenig in dem Boden der kalten Berechnung, welche guf die bestehenden Verhältnisse gebührendé Rücksicht nimmt, und zu viel in dem der fsanguinischen Hoffnung wurzelten. Daß aber die nunmehr abgetretenen Minister das Beste des Landes redlich erstrebt , daß Mäßigung, Billigkeit und Offenheit die Leitsterne ihrer Ver= waltung waren, dürste \hwer zu leugnen sein, Ungerecht und lieb= los mußte uns daher ein Artikel in einem bayerischen Blatte erschei= nen, in welchem diese Männer bei ihrem Austritt aus dem Amt mit unzarten Wihßen und groben Jnsulten verfolgt werden, den Hufschlä= gen vergleihbar, mit welhen das befaunte Thier in der Fabel seinen todten Gegner traftirt. Kurz, wie ihre Amtsdauer war, haben sie doch dem Lande wesentliche Dienste erwiesen. Abgesehen davon, daß sie es waren, welche das Stcuer des Staatsschiffes, als es von sei- nen bisherigen Lenkern verlassen war, ergriffen, und es aus stürmisch aufgeregten Wogen in ruhigeres Fahrwasser führten: is nicht durch sie das Gewebe hierarhisher Einflüsse, das unter einer früheren Ver= waltung den ganzen Staats - Organismus umspannt hatte, zerrissen, die fonfessionelle Spannung gehoben, die Neugestaltung der Geseß- gebung fräftig angebahnt, der Wissenschaft und ihren Anstalten grö- Dn Freiheit wiedergegeben worden, wenngleih nicht zu leugnen if, daß sie bei diesem Mescelunasiverte sich zur Anwendung von Mitteln fortreißen ließen, die selbst wieder als Beeinträchtigung jener erstreb= ten Freiheit erscheinen mußten und in der 23sten Sißung der Ab- geordneten - Kammer mit Recht eine strenge Rüge erfuhren? Auch die Presse wurde“ von ihnen ín eine offenbar günstigere Lage verseßt: wurde auch die Nächcensur auswärtiger Blätter unter ihrer Verwal=- tung in bisher nie vorgekommener Ausdehnung geübt, so haben sle Ls dafür von der gehässigen Maßregel der Pos-Debits-Entziehung ern gehalten, und der inländischen Presse war unter ihnen ein weit freierer Spielraum eröffnet, als durch viele Jahre vorher, Was in Zukunst in dieser Beziehung noch zu erwarten gewesen wäre nach den Aufklärungen, die in beiden Kammern erfolgten, und nach den Zusagen, welche Herr von Zenetti, dieser Biedermann von ehtem Schrot und Korn , der gewiß sein Wort vollständig eingelöst haben würde, darauf ertheilte dies zu untersuchen, müssen wir hier, wo es sih niht um die möglichen, sondern um die wirklichen Leistungen des vorigen Ministeriums handelt, unterlassen, Jedenfalls steht aber so viel fest : was auch diese Männer gefehlt und was sie versäumt haben, ihre Handlungen und ihre an den Tag gelegten Gestnuungen

genügen, um ihrer kurzen Verwaltungs - Periode ein daunkbares und ehrenvolles Andenken im Lande zu es

Der Nürnberger Kurier sagt über denselben Gegenstand : „„Ungeheuchelte Freude begrüßte vor neun Monaten das abge- tene Ministerium bei dem Beginn selner Wirksamkeit. Hatte gleich

der unerwartete Sturz einer lange beklagten Verwaltun

t i : : ( g und das

immerhin negative Verdienst, derselben gefol t zu sein, an diesem Ju-

L E ginn O so hatten si nlichteiten der neuen Minister die doppelten Erwärtungen geknüpft,

daß e die zeitgemäßen Fortschritte im öffentlichen Leben R

doch auch an die Per-

un zuglei ein mildes Regiment einführen würden, das, auf dem constitutionellen Boden fußend, alle (eit Dabren aoendibiatou Gua seitigfeiten und Härten vermiede, gleiche Gerechtigkeit nach jeder Seite übe und parteisüchtige Uebergriffe fernhielte, ‘Jn legterer Beziehung hat das abgetretene Ministerium den Hoffnungen, bie es zu erregen ewußt, im Ganzen entsprochen, wenn au einzelne Fälle an ein Sy- ein erinnern mußten, welches man nah Allem, und erade we L der shwierigeu Verhältnisse, unter denen die neuen Ménner in Amte gelaugt waren, begraben und enen glauben zu dürfen sien Viel weiter blieb dieses Ministerium in erster Hinsicht hinter den er« ‘regten Hoffnungen zurück. Wohl wurden in den verschiedenen Zwei gen der Verwaltung Mißbräuche abgestellt und vereinzelte Verbéesse- rungen eingeführt, allein an wirklichen Schöpfungen is nichts von e n ei L rad worden, als die mehr gesi{cherte Ausficht auf eine (bereits seit Jahren eingeleitete) neue Gesehgebung, auf Oéef- entlihkeit und Mündlichkeit des Verfahrens und Trennung der Ju- iz von dér Verwaltung. Aber wo immer diese Männer gefehlt, wo e und aus welchen Gründen immer wohlberechtigte Erwartungen getäuscht haben mögen: die Anerkennung is ihnen niht zu ver-

2396

sagen, daß sie ehrenhaft und redlih das Gute angestrebt habeu. Ein Zeugniß gab ihnen hier die leßte Stände-Versammlung, die, welche Elemente der Opposit:on auch Personen und Parteien bewegten, so- fort nah ihrem Zusammentritt förmlich wenn der Ausdruck er- laubt ist zu einer „ministeriellen“ sich freiwillig gestaltete und selbst den Widerspruch oder heftigen Angriff in die shonende Form Fleidete, welhe nur dem Vertrauen und der Achtung entspringt. Jn der That hatte die Kammer mit voller Zuversicht auf den Willen und die Grundsäße dieses Ministeriums gebaut, und sie konnte selbst da nicht ganz abwendig gemacht werden, wenn etwa ein Minister eine Bestimmung der Verfassung in bisher ungewohnter Rigorosität deu- tete, oder ein anderer sein gesprochenes Wort modifizirte und schier zurücnahm, oder der dritte in die Freiheit der Diskussion einzugrei- fen und neue staatsrechtliche Doktrinen aufzustellen {hien Gegen Maßregeln wurde aigekämpft, aber nirgends machte sich das Stre- ben geltend (ein Streben, zu dem während der vorhergehenden Ses- sion eine zahlreihe, intelleftuell und moralisch überlegene Minorität sih vereinigt hatte), die Männer selbst unmöglich zu machen. Dabei hatte wir sind ihm für dieses Beispiel dankbar das Ministe- rium selbs sich geehrt, als es jene Mittel außer der Kammer, des Gewährens, der Versprehungen und der Drohung vershmähte und seinem, wenu auch verfehlten Ziele ehrlich und offen entgegenging.““

(N. K,) Es sind nachstehende zwei Königliche Versügungen in Betreff des Kirchen- und Schulweseus erschienen:

1, Verordnung, das bayerische Verfassungs- und Verwal- tungsreht betreffend. „Litwig, von Gottcs Gnaten 2. Wir fin- den Uns Allergnädigst bewogen, insolange Wir nicht anders verfügen, zu verordnen, was folgt; 1) Das für jeden Bayern so wichtige baverische Verwaltungsrecht ist von Uns hiermit zu einem obligaten Prüfungs-Gegen- stand für alle Studirenden der Hochschulen und Lyceen erhoben, 2) Be- züglich der näheren Vorschriften über die Einrichtung dieses Studiums und über den Nachweis der darin erworbenen Kenntnisse sehen Wir nach vor- gängiger Einvernahme der Universitäts - Senate und Lyceal - Rektorate dem ungesaumten Gutachten Unseres Ministeriums des Jnnern für Kirchen- und Schul - Angelegenheiten entgegen. 3) Jn Folge dieser Unserer Anordnung tritt von heute an auch- die von Uns am 29, Mai 1847 genehmigte und von Unserem Ministerium des Jnnern für Kirhen- und Schul - Angelegen- heiten am 7. Juni 1847 ausgeschriebene Verfügung wegen Abordnung welt- liher Kommissarien zu den Prüfungen für die Aufnahme in die Priester- Seminarien, insolange- Wir nicht anders verfügen und vorbehaltlich Unse- rer Kronrechte, außer Kraft. Unser Ministerium des Junnern für Kirchen- und Schul - Angelegenheiten is mit dem Vollzug gegenwärtiger Verfügung und mit deren Kundgabe beauftragt.“

11, Verorduung, die Revision der Studien-Ordnung für La- teinshulen und Gymnasien betreffend, „Ludwig, von Gottes Gnaden 2c. Als Wir jüngst den Uns vorgelegten Entwurf einer Revision der Sazungen für Studirende an Unseren Hochschulen der vorläufigen Be- gutachtung sämmtlicher Universitäts-Fakultäten und Senate unterstellen lie- ßen, trugen Wir Unserem Ministerium des Jnnern für Kirchen- und Schul- Angelegenheiten zugleich auf, in Verbindung mit den einlangenden Gut- achten Uns auch jene Ergänzungen. und Verbesserungen vorzulegen, deren die Studien Ordnung der -Lateinschulen und Gymnasien etwa bedürfen könnte, Mit Bezugnahme auf diese Anordnung verfügen Wir hiermit, was folgt: 1) Unsere Allerhöchste Absicht is keinesweges, einen neuen Studienplan hervorzurufen, Vielmehr wollen Wir, daß der bereits bestchende durch an- gemessene Fortbildung und Entwickelung lebendig und wirksam erhalten werde. 2) Wir legen den entschiedensten Werth darauf, daß das Studium der klassishen Sprachen und des klassischen Alterthums als die unerläßliche Grundlage echter Bildung auch fortan mit vollem Ernste und durchgreifen- der Tüchtigkeit betrieben werde. Gleichzeitig soll aber auch der deutschen Muttersprache und den allgemeinen Kenntnissen jene billige Rechnung ge- tragen werden, welche erforderlich is, damit die von den Gymnasien in das Leben übertretenden Jünglinge eine in jeder Beziehung würdige Sielle in den Reihen ihrer Mitbürger einnehmen, 3) Es geschicht Recht daran, daß die Lateinschüler und Gymnasiasten zu emsigem Becnen angehalten werden. Das Studium soll nicht bloßer Schein sein, und die Hinleitung zur Ar- beitsamfkeit zählt zu den Hauptaufgaben einer guten Erziehung. Hinwieder darf die geistige Ausbildung keinesweges auf Kosten der körperlichen Ent- wickelung stattfinden, Unterricht und Freistunden müssen jenes Gleichgewicht behaupten, das dem Staate in der heranwachsenden Jugend ein intellektuell und physish gleich kräftiges kernhastes Geschlecht sichert, Namentlich muß bezüglich der sogenannten Haus - Aufgaben ein wohlberechnetes Maß festge- sezt und der Willkür einzelner Lehrer die gebührende Schranke gezozen werden. Unser Ministeriam des Jnnern für Kirhen- und Schul-Angelegen- heiten wird diese Unsere Königliche Willensmeinung zur Kenntniß der be- gutachtenden Nektorate, Subrektorate und Lehrergremien bringen und das Ergebniß baldmöglichst Uns zur Entschließung vorlegen,“

Großherzogthum Baden. Der Karlsr. Ztg. schreibt man aus Freiburg vom 11. Dezember: „Nach einer Angabe des aarauer Schweizerboten, die auch in frankfurter Blätter überge- gangen ist, wäre „,„am 1sten d. M. der Großherzoglich badische Ge- sandte bei der Eidgenossenschaft, Freiherr von Marschall, durh Esta=- fette nach Karlsruhe berufen worden und mit einem Extra - Bahnzug Nachts 10 Uhr dahin abgegangen.“ Es solle sih dabei „um die {weizer Angelegenheiten handeln.“ Wenn der Schweizerbote in anderen Angelegenheiten niht besser unterrichtet is, als in der vorliegenden, #o is seine Autorität nicht die zuverlässigste. Freiherr von Marschall hat, wie’ hier wohl bekannt is, in der leßten Zeit un- sere Stadt uicht verlassen; auch wäre es wunderlich, in der Richtung der badischen Eisenbahn Stafetten gehen zu lassen, welche den Bahn- zügen voraneilen sollten,“

Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg) Se. Königl. Hoheit der Kurfürst musterte am 13ten Morgens die Truppen der fasseler Besaßung auf dem Friedrichsplaße, wo dieselben in zwei Tref- fen mit der Front nah dem Palais und Museum, unter dem Ober befehl des General-Lieutenants Bauer, aufgestellt waren. Se. Königl. Hoheit kam in Begleitung eines zahlreichen Generalstabes um 10 Uhr aus dem Palais und wurde von den Truppen mit wiederholtem Zurufe begrüßt, ritt die Linie ab und licß sodann die Truppen defi liren.

Am 7. Dezember fand in Fulda die Eidesleistung des dort in Garnison stehenden 2ten Jnfanterie-Regiments statt.

Dem Rhein. Beob. wird aus Kassel vom 12. Dezember

eschriebèn: „Se. Königl. Hoheit der Kurfürst hat der Stände-Ver-

Pini die Mittheilung machen lassen, daß seine Regierung ihr demnächst Vorschläge zu ciner Aenderung der Verfassung, sowohl im Interesse des Landes als des Kurflirstlichen Hauses und um dieselbe dauernd zu sihern, vorlegen werde. Die Spannung auf den Juhalt dieser Vorschläge ist natürlich außerordentlich,“

Großherzogthum Luxemburg. Der Courr. de Luxemb. vom 8. Dezèmber enthält einen Königlich Großherzoglichen Beschluß vom 22sten v, M., betreffend die über die Zeitungen und

" Zeitschriften zu übende Censur in Ausführung der von der hohen

deutshen Bundes - Versammlung bezüglih der Presse gefaßten Be- \hlüsse. Nach diesem Dekret bedarf jede Zeitung und jede Zeitschrift einer Konzession. Die Bedingung der Cautionsstellung seitens des Redacteurs oder Herausgebers bleibt vorbehalten; eben so die der Verpflichtung zur Aufnahme von Reclamationen. Die Konzessionen \ind zu jeder Zeit widerruflih. Die Censoren werden von der Re- serung ernannt und erhalten von ihr ihre Justructionen. Von den

ensoren steht Appellation an das Regierungs- Conseil und in lepter Instanz an den Großherzog zu.

Oesterreichische Monarchie.

Von der Donau, 9. Dez. (A. Z) Vier Jufauterie= Regimenter, und zwar das Regiment „Ritter von Heß‘ zu Krems, das Regiment „Fürst Schwarzenberg““ zu Linz, das Regiment „Erz= herzog Karl“/ zu Brünn und das Regiment „Wocher““ zu Budweis, haben Befehl erhalten, sich in marsfertigen Stand zu seßen. Das Regiment „Wocher“/ geht nah Jtalien und das Regiment „Heß“ vorläufig nah Graz. Der Tag des Abmarsches is auf den 15ten d. festgeseßt. Die beiden anderen Regimenter werden wegen ihres Ab=- marsches noch eine weitere Weisung erhalten.

Sra RKL 02-4 M.

Paris, 13. Dez. Es hat sich nicht bestätigt, daß die König- liche Familie bereits vorgestern ihre Winter - Residenz in den Tuile=- ricen genommen hätte; sie ist noch wieder nah St, Cloud zurückge- fehrt. Der König ertheilte während seiner Anwesenheit in Paris dem Baron von André, erstem Legations - Secretair und Geschäfts träger Frankreichs in Turin, eine Audienz, worauf Lebterer dahin zurückgereist is, wo er bis zur Ankunft des neu ernannten französi- schen Botschafters am dortigen Hofe, Herrn von Bacourt, die Ge= sandtschafts - Functionen versieht.

Am 9. Dezember ist der Prinz von Syrakus, Bruder des Kö- nigs vou Neapel, in Marseille angekommen und von da nah Pa- c weiter gereist. Man will diejer Reise politishe Motive bei- egen.

Der Semaphore de Marseille vom 8. Dezember meldet, daß die schon erwähnte Sendung Bu=Hamedi's mit der vollständigen Unterwerfung Abd el Kader's unter die Autorität des Kaisers von Marokko geendigt habe. „„Bu-Hamedi ‘‘, berichtet dies Blatt, „war von Abd el Kader an den Kaiser abgeschickt worden, um demselben seine Unterwerfung anzubieten. Der Kalifa des Emir kam in Be= gleitung enes marofkfanishen Gesaudten zur Deira zurück und kün= digte an, daß Abd el Rhaman die vom Emir gemachten ursprüngli= hen Vorschläge abgelehnt habe und seine Unterwerfung nur unter der Bedingung annehmen werde, daß Abd el Kader unverzüglich seine Deira auflöse, daß die vornehmsten Chefs, welche er noch bei sih be- halten habe, sich dazu verständen, einzeln an den ihnen von der fran=- zösischen Regierung und dem Kaiser von Marokko angewie= senen Orten zu wohnen, und daß der Emir selbst den Auf- enthalt nicht mehr verlasse, dessen Wahl ihm freigestellt wer= den solle. Unser Korrespondent meldet, daß Abd el Kader, dessen Lage äußerst schlimm geworden war, diese Bedingungen ge= nehmigt uud einen von ihm in der Umgegend von Fez bezeichneten Ort zu seinem Aufenthalte gewählt habe. Die Deira des Emirs ist unverzüglich aufgelöst worden, und nah arabishem Brauche wurden im Beisein des marokkanischen Gesandten seinen Pferden die Knie= fehlen durchschnitten. Man sieht übrigens in dieser nothgedrungenen Unterwerfung des Emirs nur einen Kunstgriff, um zur Sammlung neuer Kräfte Zeit zu gewinnen, Er wird ohne Zweifel seine Zurük= gezogenheit dazu benußen, neue Beziehungen in einem Lande anzu=- fnüpfen, wo er eben so viele Anhänger zählt als der Kaiser selbst, und man darf mit Bestimmtheit erwarten, ihn eines Tages stärker als je wieder auftreten zu schen.“ Die anderen marseiller Blätter vom Sten, 9ten und 10ten melden von der angeblichen Unterwerfung Abd el Kader's noch uichts; eben so wenig haben bis heute die pariser ministeriellen Zeitungen von diesem Gerücht Notiz genommen.

Der National is heute von dem Geschwornengericht, nohdem der Geschäftsführer des Blattes vor diesem erschienen war, um fich zu vertheidigen, wegen der beiden infriminirten Artikel für \{chuldig erkannt worden, und der Gerichtshof hat ihn sofort zu einer Ge= fängnißstrafe von 8 Monaten und zu einer Geldbuße von 6000 Fr. vocrurtheilt.

Großbritanien und Irland.

London, 11. Dez. Die Morning Chronicle enthält heute folgende Mittheilung: „Die nah dem Platastrome handelnden Kaufleute werden mit Vergnügen erfahren, daß die Regierungen von Fraukreich und England neulich eine Uebereinkunft abgeschlossen ha- ben, welche den Zwistigkeiten, die so lange zwischen den Republiken Buenos - Ayres und Montevideo bestanden haben, ein Ende machen wird. Die guten Absichten, welche die französishe Regierung im Laufe der stattgefundenen Unterhandlungen an den Tag gelegt hat, lassen eine definitive und befriedigende Lösung hoffen.“

An der Börse is man allgemein überzeugt, daß die Regierung dem Parlament irgend eine Hülfsmaßregel zu Gunsten der westindi= hen Kolonieen vorschlagen werde.

Das Wakefield Journal behauptet, daß der Präsident des Handels =- Departements in der Unterhaus -Sißung vom bten d. M. positiv erklärt habe, es sei nicht die Absicht der Minister, die Sus= pension der Getraide- und Schifffahrtsgesebße über den 1. März 1848 (an welchem Tage bekanntlich die jene Gesebe suspendirende Parla= ments-Akte außer Kraft tritt) fortdauern zu lassen. Die Parlaments= Berichte der loudoner Blätter enthalten diese Mittheilung nicht, worauf indeß das Wakefield Journal, das seine Nachricht für unzweifelhaft hält, selbst aufmerksam macht.

Ju Folge der Einstellung vieler Eisenbahnbauten sind nicht nur zahlreiche Cisenbahn - Arbeiter brodlos geworden, sondern der Rück- \chlag fängt auh schon an, sich unter den Kohlengruben - Arbeitern zu zeigen, denen in mehreren Gruben bereits einé bedeutende Ver- minderung des Arbeitslohnes angekündigt worden ist.

Anus Liverpool wird die Zahlungs-Einstellung der Getraidehänd=- ler Blain u, Sohn und des Herrn Hargreaves gemeldet; des Leßte=- ren Passiva sollen 40,000 Pfd. St. betragen. Hier haben Lysayht, Smittett u, Comp. , ostindishe Agenten, mit 30—40,000 Pfd. Skt. allirt. j Jn einer gestern gehaltenen Versammlung der Gläubiger von Sanderson u. Co, wurde denselben ein Bericht vorgelegt, demzufolge die Verbindlichkeiten der Firma so weit liquidirt sind, daß sihch mit Gewißheit volle Zahlung in vier Terminen zu 25 pCt. innerhalb Jahresfrist (der leßte Termin soll am 20. Dezember bézahlt werden) nebst 5 pCt. Zinsen zusihern läßt. Von der Gesammtmasse der Verbindlichkeiten, die sh am Tage der Zahlungs - Einstellung auf 1,725,000 Pfd. St. belief, sind 1,415,000 Psd. St. erledigt (da- von sind 148,000 Pfd, Skt. auf Häuser, die elbst suspendirt haben, noch nicht ausbezah!t), so daß noch 310,000 Pfd. St. zu liquidiren bleiben, und man glaubt, daß, wenn die noch unbezahlten Wechsel sih zu dem angenommenen Werthe realisiren, Herrn Sanderson aus der Masse noch 70,000 Pfd. St. außer seinem bedeutenden Privat-= vermögen übrig bleiben werden. Die Gläubiger haben den Vorschlag der Zahlung in vier gleichen Terminen von 25 pCt. nebst Zinsen, jeßt und in drei, sieben und zwölf Monaten, angenommen. Aus der Masse von Coventry und Shepvard, die am 11. August fallir= ten, wird in den nächsten vierzehn Tagen eine Dividende von 2 Sh. 6 Pce. bis 3 Sh. vom Pfd. St. vertheilt werdeu. Die ganze Mässse wird, wie man glaubt, eine Dividente von 7 Sh. vom Pfd. St. liefern.

X She Oris Dez. Zum erstenmale chen wir in der par

lamentarischen Geschichte dieses Landes einen ersuh gemacht, den Parteigeist auszulöschen, und die Verwaltung der öffentlichen Angele»

enheiten einer Regierung anvertraut, welhe niht mit der ganzen

ahsamkeit einer eifersüchtigen Opposition überwacht, soudern selbst von ihren traditionellen Gegnern nachsihtig behandelt wird. Selbst diejenigen, welche am wenigsten geneigt sind, an Partei-Bestrebungen sih zu betheiligen, oen anerkennen, daß das Nesultat eines solchen Zustandes der Dinge keinesweges befriedigend ist. Die begangenen Jrrthümer und Unterlassungssünden werden bedeck mit Stillschweigen, und das ganze politishe Gebäude Englands s{chwächt und lockert der Mangel eines Kampfes der Grundsäße und Männer.

Es dürfte nicht leicht sein, einen wesentlichen Unterschied zwischen dem gegenwärtigen Whig-Kabinet und dem Whig-Kabinet unter Lord Melbourne vou 1838 bis 1841 herauszufinden, das der Spott uud die Mißachtung der Nation zum Rücktritt zwang. Aber dennoch begegnet Lord J. Russell einem gefälligen Parlament und selbst einer nachsichtigen Presse, und die Ueberzeugung, daß es {wer sei, ihn zu erseßen, \{hüßt ihn gegen die Uebung einer gerehten und emisigeen Kritik. Bis zu einem gewissen Grade beruhigt sich das Publikum, dessen An= sichten von parlamentarischen Reden und Zeitungs-Protesten bestimmt werden, bei einem solchen Zustand der Dinge, der, von der reten Seite angefaßt, die kühnsten Angriffe cines Oppositions-Redners her- vorrufen fönute. Es is nicht so leicht, Unteclasungs - Sünden wie Begehungs - Sünden nachzuweisen und einer Nation ins Bewußtsein zu führen, und diese negativen Fehler, welche gewöhnlich die Folgen der Schwäche sind, werden selten eher erkannt, als bis sie uuver= besserlich geworden sind, Deshalb \{chläft cin Minister von Lord John Russells Fähigkeiten in Frieden, während hundert Dinge un-= geschehen bleiben. Dieser Mangel vorsorglicher Thätigkeit war es, welcher die irländishen Baueru in Stand sehte und ihnen Zeit gab, sich mit Mordwasfen zu versehen; dies war der Grund, weshalb die Gesundheits-Maßregeln des vorigen Jahres aufgegeben wurden und eine Zeit verloren ging, die um so mehr bedauert werden muß, scit= dem die Cholera noch einmal in das Herz Europa's dringt. ODie- selbe Thatlosigkeit ist der Grund der {wachen und zögernden Poli= tik gegen die irländishen Mörder, niht weil man sie ctwa für richtig und wirksam hält, sondern weil das Ministerium cines starken Ent= sch{lusses und eines fräfligen Auftretens nicht fähig scheint, So sind auch wiederholt von der höchsten Autorität, dem Herzog von Wel-= lington, an das Ministerium die dringendsten Aufforderungen ergan- gen, die militairischen Vertheidigungs = Anstalten des Landes zu ver= vollfommnen und zu erweitern. Aber ih glaube vorhersagen zu kön- nen, daß nichts Bedeutendes geschehen wird; deun es is viel be- quemer und weniger störend, z. B, eine französische Juvasion sich noch in ferner Zukunft zu denken, : Die Wirkungen dieses negativen Verhaltens sind langsam, aber sicher, Die Whigs traten ihr Amt an, mit großen Hoffnungen und eincm hohen Grade von Popularität; die ersteren werden nicht ge- rechtfertigt, die leßtere wird verbraucht. Es fommt wenig darguf an, wie ein großer Staatsmann sein Amt antritt; seine eigene Ver- waltung is seine Stärke; seine Thaten sind seine Bundesgenossen, und er hört nit auf, zu regieren, weil er gut regiert hat. Bei Lord John Russell dagegen wird ein rascher Einfall, wie die Ernen= nung eines heterodoxen Geistlichen zum auglikauishen Bischof, als die größte That eines Ministers angesehen, und er macht die Gegen= stände, welche cinem Volksredner wohl austehen, zu der Hauptsache seiner ministeriellen Bestrebungen. y j Gegenwärtig leidet das Kabinet au noch unter physischen Be- schwerden einiger Mitglieder. Lord John Russell selbst ijt in Folge einer starken Erkältung ans Bett gefesselt, und der Kanzler Lord Cot- tenham is gefährlich krank. Vor ungefähr 14 Tagen öffnete sich ein Blutgefäß in seiner Kehle, und wenn auch sein Leben noch nicht ge- fährdet is, so wird er doh mit dem gänzlichen Verlust der Sprache bedroht, und seine öffentlihe Laufbahn i} beendet. Das Kabinet fann faum einen s{chwereren Verlust erfahren. Als Richter war Lord. Cottenham ohue Zweifel ein Mann, würdig, das Haupt der Rechts= verwaltung in England zu sein, und im Rath zeichnete ihn cine strenge Konsequenz aus.

Der Bischof von London i} von einem Schlag = Anfall betroffen worden und wahrscheinlih dadurch für immer unfähig gemacht, die Geschäfte seiner Diözese weiter zu besorgen,

Velgien.

Brüssel, 14. Dez. Der Prinz und die Prinzessin von Sach- \en-Koburg sind gestern von hier nah Paris abgereist.

Aus einem Bericht der statistishen Central - Kommission an den Minister des Jnnern geht hervor, daß die Getraide=Production Bel= giens nicht zur Befriedigung aller Bedürfnisse ausreicht, und daß da her ein freisinnigeres Zollsystem für die Einfuhr von fremdem Gee traide zur Nothwendigkeit geworden. Durchschnittlich bedurfte Bel- gien mindestens einer Einfuhr vou 458,649 Hektoliter fremden Ge- traides, ein Bedürfniß, das bei der Zunahme der Bevölkerung na- türlich noch immer im Steigen ist.

Ein Sohn des Grafen Felix Merode, welcher Offizier im Eliten- Regiment is, hat von Rom aus um seinen Abschied nachgesucht, um in ein dortiges Kloster zu treten. Die Jndependance bemerkt dazu: „Man muß seiner Zeit angehören , und die Handlung des Herrn von Merode is ein Anachronismus ! ‘“

Jn der Anstalt zu Brugelette bei Ath sind mehrere Jesuiten aus Luzern und Freiburg angekommen.

Schweden und Norwegen.

_ Stockholm, 47. Dez, Jm Bauernstande hat die Brannt-= weinsteuer zu einer sehr lebhaften Debatte, aber zu feinem Beschiusse geführt, so daß man die Königliche Mittheilung sammt allen Einga- ben an den Dekonomie-Ausschuß zurücksandte. i

Berzelius is gefährlich erkrankt.

S weiz. s

Kanton Bern. (Allg. Ztg.) Bekanntlich is die ganze Aktivität der Tagsaßungs - Majorität in leßter Jnstanz von Wern ausgegangen. Hier herrshte der „Bären-Klubb““, die sogenannte ,, Regierung Nr. 2“; unter seinem Einflusse stand bis dahin die ei= g offizielle Regierung, deren Räthe theils Mitglieder des lubs, theils von ihm gänzlih abhängig waren. Ochsenbein, Regie- rungs-Präsident und als solcher Vorsißer der Tagsazung, ward selbst von dem Bären =- Klub weiter, als erx ursprünglich beabsichtigte, vor= wärts geschoben. Auf seiner Seite standen die Regierungsräthe Funk, Dr. Schneider, J. Stämpfli, dann üm Großen Rathe der brutal ra- difale Niggelèr, Schwager Stämpfli’s und Präsident dieser geseh- gebenden Versammlung. Kurz , dêèr Bären - Klub hat eiue sehr maßgebende i d, auf die vorörtlihe Regierung und damit auf die Majoritäts - Beschlüsse der Tagsaßung. es Bâären- Klubs politisches Glaubensbekeuntniß is nichts Anderes als cine rücck- sichtslose, im ursprünglichen Sinne des Wortes „radikale ‘’ Durch= führung der von dem Radikalismus unserer Tage verfochtenen An- sichten. Die Hauptstärke dieser Faction liegt in der logischen Konse- quenz, die auch dem gemeinsten Menschenverstande zugänglich ist. Von dieser Fraction des Radikalismus is zu unterscheiden die E Senanride „legal= radikale“ Fraction der züriherishen Radikalen, deren Haupt Bürgermeister Furrer Dr. jur. is, Durch seine politischen Talente überragte er bald den Bundes-Präsidenten Ochsenbein, Jhm wurde

2397

dadur die eigentliche diplomatische Hauptrolle an der Tagsaßung. Ochsenbein repräsentirte auf dieser die physishe Gewalt, die 50,000 Bajonnctte der bevölkertsten Kantone der Eidgenosscuschaft. Furrer repräsentirte die geistige Macht. Aber dadurch, daß der Legal-Radi= falismus im Prinzip dasselbe will, was der Biutal = Radika- lièmus, und daß dieser, wenn auch ohne jene Verstandes- shärfe, doch durch seine numerishe Macht bedeutsam wurde, sah sich der Legal - Radikalismus des Bürgermeisters Fur= rer bald genöthigt, der Konsequenz des Brutal-Radifalismus Schritt für Schritt nahzugeben, Es ist erwiesen, daß Zürich es nicht bis zum Bürgerkrieg kommen lassen wollte, während die Radikalen Berns förmlich dana dürsteten. Nichtsdestoweniger fonnte der Bewegung auf dieser geneigten Ebene nicht mehr Einhalt gethan werden. Der Executions-Beschluß erfolate, und das Weitere is bekannt. Der cx- treme Radikalismus gebietet nun gegenwärtig über sehr bedeutende Kräfte: er hat das Neß der einflußreihen Volksvereine über einen großen Theil der Kantone ansgespannt, und es entsteht jeßt die Frage, wie sich der Brutal - Radikalismus, der Värenklub und- seine ihm affiliirten „Volksvereine““ fernerhin geriren werden,

(Oberrh. Ztg.) Der neue Gesandte Obwaldens, Herr Mi- cel (liberal), is bereits in Bern angelangt,

Kanton Luzern. Der Rhein- und Mosel-Ztg. wird aus Luzern vom 9. Dezember, also noch ver dem Beginn der Wah= len für den Großen Rath, die am 1lten vor sich gingen, geschrie- ben: „Unsere leßte Hoffuung, die wir auf die provisorische Regierung seßten, ist nun auch verschwunden. Leßtere scheint von Tag zu Tag mehr dem Drange der Revolution zu weichen und die Hoffnungen, die man auf sie seßte, zu Schandeu zu machen. Ein gleiches Schik= sal, wie die Regierung von Zug, hätte unsere provisorische Regierung treffen können, hätte sie niht den Anforderungen der Revolution ent= sprochen. Nun is aber jede Aussicht auf Frieden verschwunden. Die große Mehrheit des Volkes isst seiner heiligsten Rechte beranbt; an eine freie Wahl seiner Repräsentanten darf es uicht mehr deuken, Die Oroßräthe und die Regierungs - Räthe siud in Folge eines jüngsten Dekrets der Stimm- und Wahlfähigkeit beraubt; fie sind in Verhaft gesebßt, und ihr Vermögen is dem Fiskus verfallen, Jeder, der das Unglück hat, von den Konservativen als Kandidat vor- geschlagen zu werden, hat zu gewärtigen, in Gefangenschaft abgeführt zu werden. Gestern (8. Dez.) wurden aus Auftrag der p ovisori- schen Regierung im ganzen Kanton Gemeinden abgehalten, um unter den Bürgern cinen Ausschuß zu wählen, welcher eine dem Gemeinde= Rathe entgegengescbte politische Meinung haben mußte. Dieser Aus- {uß hat nun höheren Orts die Weisungen, betreffend die Wahlen, einzuholen. Dicse Maßregel i} sehr praktisch, da fast im ganzen Kanton keine ‘als konservative Gemeinde- Räthe sind; aber sie ist eine Verfassungs - Verleßung sonder gleichen, und wo in einem Lande solche Partei - Maßregeln getroffen werden, da ist ein Volk um seine Souverainetät wahrlich uicht zu beneiden, Der Kanton Luzern wird mim bald ein Beispiel konstatiren, wie eine Faction, die blos den vierten Theil der stimmfähigen Bürger ausmacht, in der obersten Landes - Behörde die Mehrheit bilden und alle Aemter und Stellen dur ihre Anhänger beseßen kanu. Eine Abordnung der Radikalen aus dem Wahlfreis Hochdorf begab sich leßter Tage zu dem füc dieses Amt anfgestellten Militair-Kommando und fragte an, ob eine fonservative Wahl genehmigt würde, da dort die Radikalen in gar zu großer Minderheit seien. Die Antwort lautete dahin, daß cine solche Wahl jedenfalls seine Genehmigunz finden würde, wenn sie ruhig vor \sich gegangen sein werde; sollte aber die mindeste Störung vorfallen, so werde sie sofort kassirt. Die Abordnung wußte nun genug und ging getrost nach Hause, uicht so aber zwei Konservative, welche zufällig der Diskussion zuhören fonntenz diese wußten nun, daß auch die leßte Hoffnung für sie verloren sei. Die Gemeinde Eich wurde mit Execution gezwungen, sogenannte Schwarze zu wählen, worauf eigeutlih Unzurechnungsfähige gewählt wurden. Die rohesten Gewaltthaten werden am ungescheutesten auf dem Lande verübt. Das Militair braudschaßt unter allerlei Vorwänden die Bür- ger und verübt ungestraft alle Exzesse. Einem stillen Bürger wurde vorgeworfen, er habe seine Hausthür verschlossen , folglih werde er geheime Zusammenkünfte in seinem Hause haben. Ohne cinen Ver= hafts-Befehl vorweisen zu können, wurde er von dem Militair ver- haftet und in Gefangenschaft abgeführt, Sein Haus wurde von oben bis unten durch cine Bande untersucht, aber natürlich ohne Erfolg, denu die Konservativen wissen nur zu wohl, daß es ihnen jeßt niht erlaubt is, mit cinander zu sprechen oder sich zu berathen. An cinem anderen Orte gab ein Soldat vor, es sei aus einem Hause auf ihu geschossen worden; er machte ein Loch in seinen Tschako, und der Hauseigenthümer mußte diese Beschädi- gung mit 400 Fr. baaren Geldes bezahlen, wozu er durch einen Haus- fen Militair gezwungen worden, Einem Gutsbesißer wurde Haus und Scheune durchsuht, um Waffen dan zu finden; hernach hatte der Gutsbesißer alle Ursache, Wache zu halten, daß ihm nicht heim- lih solche verbotene Sachen in seine Scheune gebracht würden. Be- zirks - Richter Silvester Brügger von Hochdorf, von dem be- fannt war, daß er im Einverständnisse mit dem frommen Für- sten von Hohenlohe Gebete für die katholischen Kantone ver- ordnete, wurde verhaftet, und sein einziger Sohn wurde erschossen z vorgestern fand dessen Beerdigung statt. Gestern wurde in Roth wieder cine scheußlihe That vollbraht, Eine Frau, Mutter von mehreren Kindern, sollte um eine Summe gebrandshaßt werden, und da sie die Summe nicht zahlen konnte, wurde sie aus dem Hause geschleppt und ermordet, So wird es erzählt. Das Faktum muß wahr sein: denn heute is eine Abordnung nah Roth abgegangen, um den vorgeschriebenen Augenschein zu nehmen; für die Verumstän= dungen könnte ih natürlich nicht bürgen.“

(Bas. Ztg.) Das Tagebuch von General Salis is wirklich in Luzern gefunden worden und befindet sich in Bern. Es euthält Tag für Tag das Verzeichniß der erhaltenen Besuche und Schreiben, so wie der erlassenen Befehle bis zur Capitulation. General Dufour soll sich dahin geäußert haben, es habe sich Salis als General nicht gescbit benommen, wohl aber persönlich muthig und thätig.

Kanton Schwyz. Das Schreiben, womit die ordentliche Regierungs-Kommission ihren Rücktritt erklärte, lautet: „Hochgeachteter Herr Präsident! Hochgeachtete Herren! Mit dem Rücktritt der am 14, Oktober abhin niedergesezten außerordentlichen Negie- rungs-Kommission hätte die ordentliche Regierungs-Kommission die Leitung der Geschäfte wieder zu übernehmen. Dieselbe hat Jhnen, Tit., zu erklären, daß sie sich bewogen finden muß, die Uebernahme dieser Aufgabe aus Grün- den abzulehnen, die sie Jhnen hiermit zu eröffnen die Ehre hat. Seit der mit Sr. Excellenz dem Herrn Ober - Befehlshaber der eidgenössischen Trup- pen abgeshlossenen Capitulation lastet eine militairische Besepung auf dem nach Befreiung von dersclben schnenden Lande, Kommissarien, welche die hohe Tagsayung in den Kanton entsendet, haben die außerordentliche Re- gierungs - Kommission ignorirt und lassen vorsehen, daß ein amtlicher Ver- kehr zwischen ihnen und der ordentlichen Regiernngs - Kommission ebenfalls nicht stattfinden wird, Es verlautet sogar, daß eine Eileichterung von der gegen- wärtigen Last des Landes an die Bedingung des Zurückttittes der Regierungs- kommission în ihrer jeyigen Zusammenseyzung geknüpft sei, abgesehen von Stimmen, die hier und da sür diesen Rücktritt sich kundgeben. Die Re- gierungs -Kommission sieht unter diesen Umständen, daß ihre Wirksamkeit zum Wohle des Landes, diesem steten Ziele ihres Handelns, gehemmt ist ; sie will dex Erleichterung der Occupationskosten nicht im Wege ftehen, so

wenig, als allfälligem Willen zu Aenderung des Regierungs - Personals Gewalt anthun. Unter Verdankung des ihr bewiesenen Zutrauèéns und mit der Bitte um Nachsicht in Bezug auf ihre stets gutem Willen entflosse- nen Verrichtungen legt die Negierun s -Kommission demnach. hiermit in Folge einstimmigen Beschlusses ihr Mandat in Jhre Hände zurü und reiht Jhnen, hochgeachtete Herren , ihr Entlassungsgesuch ehrerbietigst ein. Wollen Sie, Tit., dasse:be genehmigen, und möge es gelingen, Männer an die Regierungsgewalt zu erhalten, wie es das Wohl des engeren und wei- r aterlantes fordert. Mit diesem aufrichtigen unshe ver- indet 2c.“

Mit Rücksicht auf den verbreiteten Bericht, daß die Familie Siegwart-Müllers schon seit längerer Zeit in Tyrol sich befinde, be= rihtigt das Shwyzer Volksblatt, daß Herr Stegwart schon zu Anfang des abgewihenen Septembers scine zwei ältesten Knaben unter der Begleitung eines Professors von Luzern auf die Schule nach Jnsbruck geschickt habe, feine übrige Familie aber noch bis zu den leßten Tagen in Luzern gewesen sei.

Kanton Zug. In der Sißung vom 9, Dezember hat die provisorische Regierung einen Beschluß gefaßt, nah welchem, um dem betreffenden Artikel der Capitulation mit dem eidgenössischen Ober= Befehlshaber nachzukommen, eine Kommission, bestehend aus den Herrn Oberst Müller, Präsident Suter aus der Chamau und Raths- herr Henggler von Unterägeri, beauftragt wurde, von den zur Her- stellung der Communication an der Reuß und der Sihl zum Theil bereits getroffenen Anorduungen Augenschein zu nehmen und je nah Befund derselben geeignete Auträge an die Regierung zu bringen.

Am 9, Dezember Nachmittags 2 Uhr rüdckte eine thurgauer Scharfschüßen-Compaguie auf den Hauptplaß und stellte sich vor der Wohnung des Herrn Landammann Bossard auf. Unmittelbar nachher ershieuen zwei Mitglieder der provisorischen Regierung mit dem Groß=- weibel und eröffneten mit schriftlicher Beglaubigung, daß Herr Bos sard aufgehört habe, Landammann des Kantons Zug zu sein, und daß er die landammann-amtlichen Jusiguien bei Verantwortlichkeit und mit Gewärtigung weiterer militairisher Zwangsmaßregeln abzugeben habe. Das ganze Verfahren fand ohne eine vorherige Anzeige, Einladun( oder Aufforderung stati. Nach ciner längeren Besprechung überga sodann (wie gestern {on erwähnt) der Landammann, der Gewalt weichend, den Abgeordneten das Standessiegel 2c. nebst folgender \hriftlicher Erklärung :

„An die provisorische Regierung in Zug. Der Unterzeichnete, von den Tit. Herren eidgenössischen Repräsentanten verhindert, den hohen Kantous- Rath für in gegenwärtiger Lage des Kantons nothwendige Berathungen und Schlußnahmen einzuberufen, und in Erwägung, daß nur die Lands- Gemeinde und die verfassungsmäßigen Wahl-Gemeinden berechtigt sind, die bestehenden Behörden zu verändern und abzuberusen, in Bestätigung der an die Tit. Nepräsentanten am 5ten d. abgegebenen Erklärung, verwahrt hier- mit die Befuguisse und Rechte des Kantons Zug, \o wie -diejenigen der Landsgemeinde und übrigen Gemeinden und der verfassungsmäßigen Be- hörden, in dem Sinne, wie sie der Bundes-Vertrag gewährleistet. Verhin- dert, die kompetenten Behörden in Mitwirkung zu ziehen, und um größere Unannehmliehkeiten und ein zunehmendes Unglück von unserem Kanton ab- zulenfen, e'flärt aber der Unterzeichnete, so weit es in seiner Befugniß ste=- hen kann, dem Drange der Ereignisse und dem Gebote der Umstände zu weichen. Zug, 10, Dezember 1847, Der Landammann, C. Bossard.“

Kantou Freiburg. (Basell. Volksbl.) Ein Land= \chäftler schreibt von Boll, den 4. Dezember : „Auf meiner Durch= reise besuchte ih auch das große Ex - Jesuitenhaus, ein Prachtpalast mit \{chönen Hosräumen und Gärten, Da sieht cs aber noch recht gräulihh aus, z. B. in Gängen und Zimmern große Haufen von zer= rissenen Büchern, Papieren, alten Schlurpen, Kleiderfeßen, Buben- hemdchen, Nastüchlein, zertrümmerte Schrank- und Stubenthüren, Geschirr- und Glasscherben, Flaschen, Krüge, heruntergeschlagene Leuchter, ruinirte Getäfer, Heiligenfiguren mit abgeshlagenen Nasen, Armen, Beinen oder gar verlorenen Köpfen, kurz, Alles durch cinan= der, wie geschnißelt Kraut und Rüben. Es seien auch von den Sol= daten 10 Klaviere zerschlagen worden, jedes 1000 Fr. werth, sagte man mir. Der reichhaltige Jesuitenu-Keller dagegen wurde, nachdem die Eidgenossen ihren ersten Durst gestillt , wieder gut verschlossen, so daß es nicht ging, wie bei den Ligorianern, “wo aller Wein aus=- lief, dergestalt, daß ein großer Mann in der Lache hätte s{hwimmen können.“

(Bern. Ztg.) Ju der Stadt Freiburg (Saanenkreis) waren die drei ersten Wahlen in den Großrath einstimmig. Die Opposition versuchte alle ihre Kräfte gegen die vierte Wahl, diejenige des Herrn Castella. Es wurde zur Ausscheidung der beiden Parteien und \o= dann zur Abzählung gelchritten. Für Herrn Castella erhoben lr 1097, gegen ihn 707, Der Sieg war entschieden, die Opposition weigerte sich, in das allgemeine Lager zurückzukehren, stimmte noch zweimal gegen die Vorschläge des Comité's und räumte daun das Feld. Gewählt wurden : Landerset, Alt-Regierungsrath; Folly, Ober-Rich= ter; Schorderet, Friedensrichter; Castella; Mettrau, Ammannz Hart- mann, Stadtammannz Thorin, Ober-Amtmann ; Berthold, Kanzler; Gendre, Wirth in Belfaux; Schaller, Jul.; Ihürler, Oberst; Mau=- ron, Lieutenant; Crettin, Ammann, Von diesen Wahlen repräsenti= ren fünf die Landschaft.

Nach den Frkf. Bl. sind von allen 64 Wahlen nur 5 nicht auf Liberale gefallen.

Kanton St. Gallen. (Fr. Gl.) Die Untersuchung ge- gen die an den im Oktober stattgehabten aufrührerischen [Vor= fällen Betheiligten nimmt ihren raschen Gang. Nicht blos sind beide ordeutlihen Verhörrichter damit täglih beschäftigt, sondern es hat der Kleine Rath überdies noch drei andere Beamte mit dem Man- date der gleichen Untersuchsführung betraut. Bis jeßt sind un- gefähr 30 Komplizirte gefänglih eingezogen und mit einigen dersel- ben die Untersuchung hon abgeschlossen wo1den.

Kanton Thurgau, Oberst Egloff, welcher am 9. Dezem- ber in Frauenfeld eintraf, hat seine Entlassung als Mitglied der Militair=Behörde, so wie als Controleur der Kloster-Verwaltungen, verlangt. „Das Motiv zu diesem unerwarteten Schritt“, bemerkt die Thurg. Wochenz., „ist nicht bekgunt.“

Kauton Wallis. (Frkf. Bl.) Uùterm 7. Dezember hat die provisorische Reglerung dem Volke ihre Anerkennung durch die eidgenössischen Repräsentanten fundgethan. An demselben Tage hat sie in Vollziehung der Beschlüsse der Volks - Versammlung die Aus= weisung der Jesuiten beschlossen und ihr Vermögen als Staatsgut erklärt. Pu Dekret vom 9ten d. M. legte sie die Kriegskosten den Klöstern, Kapitelu und den Persouen auf, die den Krieg herbei- geführt haben.

Italien.

Neapel, 3. Dez. (A. Z.) Bis diesen Morgen 11 Uhr ér- wartete maun hier vergebens das Dampfschiff „, Vesuvio ale welches Nachrichten über die Ereignisse in Palermo bringen Puishe V zischelt man sih fabelhafte Dinge in die Ohren Æ sicili A eian: legraphenlinie soll zerstört seinz das Volk vou Pa en alle 10 voli

ichtig als National-Garde gebildet, bewaffnet un tischer erdachtgrüude Ein eferkerten befreit Peer A li D Ls weiter , lagen Ms bis 10,000 ewehre Stafetten die Jusel aufbligen, Adel und Lazzaroni frateraisiren un