1880 / 275 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Nov 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Belgien. Brüssel, 21. November. (W. T. B.) Heute fand auf dem Kirchhofe Evere die Einweihung des Denk- mals für die während des »eutsch-französischen Krieges in Bel- gien verstorbenen französischen Soldaten statt. Der tranzösishe Gesandte, Decrais, hielt hierbei eine Rede, in welcher er Belgien für dessen hochherzige Gesinnungen gegen Frankreih dankte. Gleichzeitig ertheilte er die Versicherung, daß die Regierung der französischen Republik troß aller in der leßten Zeit aufgestellten gegentheiligen Behauptungen, keine Absicht auf eine Annexion hätte, sondern in der belgischen Nation eine verbündete und befreundete Nation erblickte.

Großbritannien und Zrland. London, 20. No- vember. (W. T. B.) Jn dem heute in Balmoral unter dem Vorsiße der Königin abgehaltenen Ministerrathe wurde beschlossen, das Parlament bis zum 2. Dezember weiter zu vertagen. Die Einberufung des Parlaments an diesem Termine folgt hieraus nicht.

21. November. (W. T. B.) Der Lord-Oberrichter, Coofkburn, ist gestern Abend gestorben.

Frankreich. Paris, 19, November. (Cöln. Ztg.) Jn der heutigen Plenarversammlung der drei Gruppen der Linken im Senat wurde einstimmig die Kandidatur des Kriegs- Ministers Farre zum lebenslänglichen Sena!lor angenommen.

20; November. (W. D. B) Jn der Deputirt en- kammer gelangte heute der Bericht _der Kommission zur Berathung des Antrages, betreffend die Unter- suhung der Affaire Cissey zur Vertheilung. Der Be- rit spricht sih für die Einleitung der Untersuchung aus. Von dem Minister der Marine und der Kolonien, Admiral Cloué, wurde der Geseßentwurf, betreffend die Abtretung der «nsel Haiti an Frankreich, vorgelegt. Bei der fortgeseßten Berathung des Geseßentwurss über die Reform des Richter- standes wurden die Artikel 5, 6 und 7 angenommen. Ueber den Artikel 8, nah welchem die Bestimmung der Unabsezßbar- keit der Richter sür ein Jahr aufgehoben werden soll, fand eine längere Debatte statt, in welcher zwei beantragte Amen- dements abgelehnt wurden. Die Berathung wird am nächsten Montag fortgeseßt.

Der Deputirte La Visille beabsichtigt, am nächsten Montag an die Regierung eine Jnterpellation wegen der Ernennung des Admiral Cloué zum Marine-Minister zu richten.

Die internationale Konferenz zur Feststellung der Grundsäße für eine internationale Konvention über das in- dustrielle Eigenthumsreht und die Fabrikmarken hat heute ihre Berathungen beendet.

Griechenland. Athen, 18. November. (Pol. C.) Der Eifer der Regierung, die Wehrfähigkeit Griehenlands zu Lande und zu Wasser zu heben, hält ungeshwäht an. So hat die Regierung die sofortige Errichtung von zehn neuen Bataillonen Fnfanterie und vier Feldbat- terien angeordnet, wodurch die Stärke der Armee um wei- tere 15 000 erhöht wird. Nah den im Marine-Ministerium vorbereiteten Vorlagen wird Griechenland noch vor Ende März einen neuen Zuwachs seiner Flotte um zwei Panzerkorvetten erhalten. Jm Arsenal von Salamis werden neue Torpedoboote gebaut und 40 transportable Brücken sind angelangt. Die Sanitäts-Abtheilung der Armee besißt um 400 000 Frcs. Arzneimittel, darunter für etwa 100 000 Frcs. Chinin, welhe in 126 ambulante Apo- theken vertheilt werden sollen. Vom Etablissement Krupp sind drei Gehülfen in Athen eingetroffen, um die Bemannung der griechischen Flotte im Gebrauche der großen Krupps hen Geschüße zu unterweisen.

Türkei. Konstantinopel, 20. November. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah beabsichtige Derwish Pascha heute mit mehreren Bataillonen auf Dulcigno zu marschiren. Die Pforte hofft, daß die Uebergabe binnen aht Tagen bewerk- stelligt sein wird.

Na einer anderen tem „W. T. B.“ von hier zu- gegangenen Nachricht sollen die Truppen Derwis ch Paschas in der Umgegend von Dulcigno von Albanesen einge- \chlossen sein. Die Albanesen weigern sih, das zuleßt zu den Fahnen einberufene Kontingent von Redifs zu stellen. Die albanesishe Liga hat Osman Pascha angezeigt, daß sie jedem Versuche, daß Dekret des Sultans zur Aus- führung zu bringen, mit Gewalt entgegentreten würde. Aus Prizrend wird gemeldet, daß das dortige österreichische Konsulatsgebäude geplündert worden sei.

Aus Ragusa, 20. November, meldet „W. T. B.“ ; e 19 Pascha soll 4000 Mann Verstärkung verlangt

aben.

Der „Pol. C.“ meldet man aus Cattaro, 19. No- vember. Die Meldung aus Konstantinopel, daß Derwisch Pascha ernste Anstalten zur Cernirung der renitenten Dul- cignoten getroffen habe, bestätigt sih, es ist ihm die Ein- schließung Dulcignos bereits gelungen. Der Zwet dieser Maßregel ist, die Vereinigung der in Dulcigno bereits an- e I Schaaren mit den aus allen Theilen Albaniens zahlrei herbeiströmenden Zuzügen hintanzuhalten und auf die Dulcignoten einen Druck zu üben, daß sie den Widerstand gegen die Uebergabe der Stadt fallen lassen. Es herrscht in Folge dieses Schahzuges Derwish Paschas unter den Alba- nesen allerdings große Erbitterung, allein von faktischen Kämpfen zwischen den türkishen Truppen und den Albanesen ist hier in gut unterrichteten Kreisen bisher nichts bekannt geworden.

Serbien. Belgrad, 19. November. (W. Pr.) Die Skupschtina wird zur ordentlichen Session nah Belgrad wahrscheinlih für Mitte Januar einberufen werden. Ein fürstliher Ukas bestimmt, daß für das laufende Rehnungs- jahr vom November ab bis zum Erlaß des neuen Budget- geseßes das Budget für das verflossene Rechnungsjahr zu gelten habe.

Amerika. Washington, 19. November. (Allg. Corr.) Der Präsident Hayes empfing gestern Hrn. Voinesco, der sein Beglaubigungsschreiben als rumänischer Gesandter bei den Vereinigten Staaten überreichte.

Die Regierung erhielt telegraphish die Nachricht, daß bezügli der Chineseneinwanderung in die Vereinigten Staaten zwischen den amerikanishen Kommissären und der chinesishen Regierung ein Vertrag abgeschlossen worden ist.

_ New-Orleans, 19. November. Die hier tagende „Innere S taatskonvention“ hat beschlossen, den Kon- greß um Annahme eines Geseßes zu ersuchen, welches die Verbesserung des Mississippi-Flußbettes, sowie die

Hebung des Dampferverkehrs mit Westindien, Merifo und Südamerika zum Zweck hat.

Asien. Persien. (W. T. B.) Das Reutersche Bureau meldet aus Teheran von heute: Die persischen Truppen zerstörten Lej und andere kurdishe Dörfer in der Umgegend von Soojbulaah und rückten bis Chavuran vor. Die Häuptlinge der kurdishen Ortschaften und Dörfer haben sih nah Sardash, 50 engl. Meilen von Soojbulagh, geflüchtet.

Nr. 34 des Deutscben Handels-Archivs, Wowenschrift für Hardel und Gewerbe, herausgegeben i:1 Reichsamt des Innern, enthält: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Bayern: Bekanntmachung, betreffend Abänderung der Uebergangsabgabe für Branntwein und Einführung einer Steuer-Nückvergütung für solchen in Bayern. Großbritannien: Akänderung der schifahrtspolizeilicen Bestimmun- gen über Getreideladungen. Spanien: Ursprungézeugnisse für chine- fische und japanische Waaren. Belgien und Serbien: Verlängerung des vorläufigen Abkommens “in Betreff der Handelsbeziehungen zwischen beiden Staaten. Ital'en: Zollzuschlag auf eingeführte Liqueure und auf Spirituosen in Flaschen. Centralamecika ; Costa-Rica: Befreiung der Düngmittel vom Einfuhrzoll 2c. und Prâmie auf deren Importation. Aufhebung des Einfuhrzolles auf Maschinen für den Verg- und Ackerbau. Bedingungéweise Auf- hebung des Werftgeldes auf auszuführendes Holz. Berichte: China: Statistisbe Aufstelungen über den Handel der dem Verkehr mit dem Auslande geöffneten Häfen im Jahre 1879 (Schluß). Handels- beriht aus Amoy für 1879. Frankreih: Nizza (Bewegung des Oelmarktes und Ernteaussichten für 1880/81). Bolivia: Handels- beriht aus (Sochabamba für die Jahre 1878 und 1879.

Nr. 43 des Justiz-Ministerial-Blatts hat folgenden Inhalt: Entscheidung des Reich8gerichts vom 8. Juli 1880, betreffend die Stempelsteuer für den Einschuß nicht in baarem Gelde bestehender Einlagen bei Aktiengesellschaften.

Das 7. Beiheft zum Militär-Wochenblatt (Jahrg. 1880), herausgegeben von v. Löbell, Oberst z. D. (Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn) hat folgenden Inhalt: Zur Taktik der Infanterie von 1880, Von v. Kessel, General der Infanterie, Gene- raladjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Präses der Ge- neral-Ordenskommission.

Landtags- Angelegenheiten.

Dem Hause der Abgeordneten ist folgender Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung und Ergänzung des Geseges, betreffend die Erweitecung, Umwandlung und Neus errichtung von Wittwen- und Waisenkassen für Ele-

mentarlehrer, vom 22, Dezember 1869, vorgelegt worden :

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen mit Zustimmung beider Häuser des Landtags der Monarchie, was folgt:

Artikel 1.

An die Stelle des im §. 2 des Gesetzes, betreffend die Erweite- rung, Umwandlung und Neuerrictung von Wittwen- und Waisen- fassen tür Elementarlehrer, vom 22. Dezember 1869 (Geseßsamml. von 1870, S. 1) bestimmten Minimalsaßes füc die Pensionen der Hinterbliebenen der öffentlichen Elementcrlehrec von einhundert und funfzig Mark tritt vom 1. April 1881 ab derx Minimalsat vou zwei- hundert Mark.

Artikel 2.

Die Forterhebung dés im §. 3 des Geseßzes vom 22. Dezember 1869 vorgefeßenen einmaligen Beitrags bei Gehaltsverbesserungen der Kassenw itglieder ist vom 1. April 1881 ab nux von der Zustim- mung der Kossenkuratoren §, 6 a. a O. und nicht mehr von der Leistungsfähigkeit der Kassen §. 5 a. a. O. abhängig.

Artikel 3.

Der im §. 4 des Gesetes vom 22. Dezember 1869 festgeseßte jährliwe Beitrag der Gemeinden u. st. w. kann für diejenigen Kassen, deren Leistungéfähigkeit mit Rücksicht auf Artikel 1 di-ses Gesetzes aub nach Erhöhung der Stellenbeiträge und d.r Antrittsgelder §. 3 a. a. D. auf den Maxrimalketrag der Verstärkung bedarf, auf den Vetrag von funfzehn Mark erhöht werden.

Artikel 4. Der §. 9 des Gesetzes 0 S Ae 1869 wird aufgehoben, Artikel 5.

Von dem Geltungbbereich dieses Gesetzes sind die Kassenbezirke des Regierungsbezirks Wiesbaden, des chemaligen Fürstenthums Hohenzollern - Hechingen, der Grafschaften Wernigerode, Stolberg- Stolberg und Stolberg-Rosla, der Städte Berlin, Hauanover, Franfk- furt a. M. und Greifswald bis auf Weiteres ausge|chlossen. Die, Cinführung des Gesehes in die vorbezeichneten Kassenbezirke bleibt Königlicher Verordnung rorbehalten.

Urkundlich 2c.

Die Motive äußern sich über die Hauptbestimmung diefes Gesetzentwurfs rie folgt:

Durch das Gesetz, betreffend die Erweiterung, Umwandlung und Neuerrichtung von Wittwen- und Waisenkassen für Elemzeutarlehrer, vom 22, Dezember 1869 (Geseßz-Samml. 1870, S. 1) ist der Mindest- betrag der Pension, welche früher durchschnittlic ca. 75 M betrug auf 150 F festgeseßt. Die Erwerbsverhältnisse haben indeß seit dieser Zeit eine so erheblihe Aenderung erfahren , daß eine weitere Erhöhung des Minimalsaßes auf 200 Æ zu einem unabweislihen Bedürfniß geworden ist , wie denn au das Haus der Abgeordneten durch Besbluß vom 15. Februar 1879 die Staatsregierung um Vor- legung eines entsprehenden Geseßentwurfes aufgefordert hat. Die Vorausseßung zur Ausführung einer sol&en Maßnahme bildet in finanzieller Beziehung die Erhöhung der Einnahmen derjenigen Kassea, welcbe gegenwärtig nah dem auf den Grundsätzen der Wahr- \ceinlihkeitsberehnung beruhenden sachverständigen Gutachten eine Minimalpension von 200 # noch nit zahlen können. Sowohl die Rüdsicht hierauf, als auch die Frage nach der Beschaffung der er- forderlihen Geldmittel erfordert einen näheren Einblick in die that- sächlihe Lage aller Verhältnisse der hier in Betracht kommenden Kassen, wie sie sich nach der Nachweisung A. ergiebt. Aus dieser Nachweisung, welbe unter Abschnitt I, alle einfa nach dem erwähn- ten Geseh eingerichteten und unter Abschnitt Il. die übrigen mit Be- sonderheiten mancherlei Art ausgestatteten Kassen aufführt, geht her- vor, daß nicht überall die jährlichen Beiträge aus dem Einkommen der Lehrerstellen oder die Antrittegelder §. 3 des Geseßes vom 22. Dezember 1869 von den angestellten Glementarlehrern im ge- A zulässigen Maximalbetrage von 15 und resp. 24 M erhoben werden.

Aus der anliegenden Nachweisung B ist zu ersehen, welche der Kassen für die Möglichkeit einer Erhöhung der Stellenbeiträge und der Antrittsgelder überhaupt in Betracht kommen, und um welche Summen sich ihre Einnabmen bei Erhebung der Maximalsäte ftei- gern würden.

Die Nachweisung C. zeigt, welche Pensions\äße gegenwärtig die einzelnen Kassen gewähren, welche Einnahmen dieselben jährli haben und welche Einnahmen sie haben müßten, um

a, gegenwärtig, sowie

b, zukünftig die Minimalpension vnn 200 M zahlen zu können.

In lehterer Beziehung ist zu bemerken, daß na den bisherigen Erfabrungen bei der eigenthümlichen Einrichtung der in Rede stehen- den Wittwen- und Waisenkassen im Durchschnitt auf je fünf Lehrer- ¡ellen eine Pension zahlbar ist, Dies ergiebt nicht nur die bei den seit längeren Zeiträumen bestehenden Kassen gemachte Erfahrung, sondern au eine andere Erwägung. Die Anzahl der pensionsberechtigte 1 Wittwen- und Waisenfamilien beträgt zur Zeit 9100, die der Wittwen ohne Penfion nah dem Ergebniß der dur die Behörden

angesjiellten Naforschungen ungefähr 1000. Hiernach käme für alle jegt lebenden Wittwen- und Waiseafamilien nur die Zahl 10 100 gegenwärtig in Betraht. Eine Aednerung dieser Zahl ist nah den Regeln der Wahrscheinlichkeit nur von der Vermehrung der Lehrer- stellen während der leßten Dezennien zu erwarten, indem die Wir- kung dieser Vermehrung auf die in Rede stehenden Verhältnisse erft im Laufe der Jahre hervcrtreten kann.

Wird dieser Zuwachs auf etwa 900 gaeshäßt, was die Neuerrich- tung von etwa 4500 Lehrerstellen vorausseßt, so ift überhaupt die Anzahl von 11 000 Wittwen- und Waisenfamiltien, d. h. bei ca. 59 000 Lehrerstellen auf je 5 Stellen eine Persionsberehtigung in Rechnung zu stellen.

Die Nachweisung D. ergiebt, welche Kassen auch bei Erhebung aller Beiträge in der bisher geseßlichen Maximalhöhe eines Zuschusses bedürfen, um die im vorliegenden Gesetzentwurf auf 200 4 normirte Minimalpensioa jeßt, sowie dauernd zu gewähren.

In der Nachweisung E. sind diejenigen Einnahmen berechnet, welhe den nach Nachweisung D. nicht hinreichend leistungéfähigen Kassen zugeführt werden können, wenn die Gemeinde- 2c. Beiträge S. 4 des Geseßes vom 22. Dezember 1869 von 12 auf 15 K, also um je 3 M. erhöht würden. Es blicben dann in Summa 52643 für jeßt zu decken. Eine wesentlihe Echöhung dieser Summe ift von der Zukunft ni&t zu erwarten; im Gegentheil würde sich das Defizit von 52600 S auf 18 300 M4 ermäßigen, wenn das Normalverhältniß zwischen der Anzahl der Pensionen und der Anzahl der Lehrerstellen, d. h. 1: 5, im Laufe der Zeit {ch auc bei denjenigen Kassen herstellte, welhe gegenwärtig eine ungünstigere Berhältnißzahl aufweisen.

Durch die hier aufgeführten Berechnungen ist bereits die Absicht des Gesetzes klar gestellt bei Erhöhung der Minimalpension auf 200 Æ das Einkommen der Lehrerstellen niht höher zu belasten, als es nab dem gegenwärtig geltenden Geseße überhaupt zulässig ist, während die Steigerung der Gemeinde- 2c. Beiträze um je 3 M für die Fälle des speziell nahzuweisenden Bedürfnisses au rechnunçs8- mäßige Berücksichtigung erfahren hat. Nacbdem das Einkommen der Lehrer als aufbesserungsbedürstig anerkannt worden war, ift zur Ve- friedigung des Bedürfnisses in den lettverflossenen Jahren zwar sehr Vieles geschehen. Gleichwohl ift die Lage vieler Lebrer immerhin noch nit eine solche, um die Heranziehung thres Einkommens über 15 M hinaus zu dem mehrberegten Zweck als zulässig erscheinen zu lassen. Es darf nämlih bei den vorliegenden Verhältnissen nit außer Acht gelassen werden, daß es sich niht um Wittwenkafssen handelt, welche dem einzelnen Kassenmitgliede gegen Entrichtung eines nach den Ergebnissen der Wahrscheinlichkeitsberehnungen fest- geseßten Beitrages eine proportionelle Gegenleistung in Gestalt einer Wittwen- oder Waisenpension für den Fall der Hinterlassung ciner Wittwe oder Waise zusidert, sondern um die Fürsorge füc die Hinterbliebenen aus dem Lehrerstande durch Abgaben, welche glei- mäßig auf das Ciokommen aller Lehrerstellen, sowie auf die zur Er- haltung der leßteren Verpflichteten umgelegt sind. Es wäre demnach eine Härte, die Belastung eincs Einkommens der unverheiratheten oder verwittweten Lehrer über das bisherige Maximum zu erhöhen, da diese Belastung nur durch ihre bisherige Begrenzung innerhalb der Schranken der Billigkeit ihre Rectfertigung findet.

Anders verhält es sih mit den Beiträgea der zur Unterhaltung. der Lehrerstellen Verpflichteten ; diese haben nicht sowohl ein beson- deres Interesse an den speziellen Familienverhältnifsen ihres jedesma- ligen Lehrers, als vielmehr daran, daß die Lehrerstelle überhaupt allen billiger Weise zu machenden Ansprüchen, also auch der Forderung na ausreihcnder Fürsorge für die etwaigen Hinterbliebenen des im Amte stehenden Lehrers entspiht. Es kommt hinzu, daß eine Er- höhung des Gemeinde- 2c. Beitrages um 3 sich auf die Gemeinde- mitglieder abgesehen von den Ausnahmsfällen der Unterhaltung von Lehrerstelien dur Stiftungen, Anstalten u. |. w. nah ihrer Leistungsfähigkeit vertheilt, also wohl kaum in ihrer thatsäcblichen Wirkung cine einzelne im Shulverbande stehende Person bedrücken kann. Im ungünstigsten Falle könnten die zur Unterhaltung einer Schule Verpflichteten in der Tragung ihrer Lasten duch Be- willigungen aus Kap. 121 Tit, 27 des Staatshaushalts-Etats Erleichterung finden.

Außerdem würden die Beiträge der Gemeinden 2c. dur die in Aussiht genommenen Maßnahmcn auch nur die gleiche Höhe ers reichen, wie die dem Einkommen der Lehrerstellen selbst auferlegten.

Allerdings würden weder durch Erhöhung der Einnahmen der weniger leistungsfähigen Kassen auf das geseßliche Maximum, noch auch durch Erhöhung der Gemeinde- 2c. Beiträge um je 3 K die Mittel zu beschaffen sein, um überall jeßt und nachhaltig in der Zu- funft eine Minimalpension von 200 4 zu gewähren. Das Defizit, welches in » orauésegung beider Fälle zu decken übrig bleibt, beträgt, wie erwähnt, nah der Nachweisung E. für jeyt 52643 A

Die Nachroeisung F. giebt ein Bild von diesen Verschieden- heiten, insofern sie zeigt, wie nicht das Alter der einzelnen Kassen, auch nicht die Höke der Beträge überall über dië Höhe des Antheils der einzelnen betheiligten Stellen an dem aufgesammelten Kapital entscheidet. Es seien im Besonderen zur Verdeutlichung der hier in Betracht kommenden Verhältnisse die drei Kassen: Danzig, Marien- werder und Aachen näher ins Auge gefaßt. Die crsten beiden Kassen bestehen seit 58 Jahren, Aachen seit 53 Jahren, sie haben zwar sämmtlich noch nicht den mit einem Alter von 70 Jahren ein- tretenden Beharrungs,ustand (d. h. das konstante Verhältniß zwischen Einnahme und Ausgaben) , wobl aber ein Alter erreicht, in welchem erfahrungêmäßig nur noch wenig auf den Zuwachs der Ausgaben zu rechnen ist. Die Verhältnisse dieser 3 Klassen werden durch nzch- stehende turze Uebersicht veranschaulict:

Ss R i

Von dem ange-

Stellenbeitrag

Kassen-Bezirk und Alter der Kasse

E3 sind Pensionen 200 Pen-

Pensionsfag

jede Stelle

sammelten Kas pital trifft auf _zu zahlen Also auf je 1009 Stellen sionen träfen

wenn auf je 1000

Es müßten Pensio- | nen gezahlt werden, Stellen

Anzahl der Stellen

K

M M_| 1036| 12/ 170

S K

Danzig . . 58 Jahr |

| 209| 202 207 Marienwerder | |

58 Jahr | 1660 15 1590|, 130 365| 220 382 Aachen 53 Jakhc alt | 906] 9| 252) 379 | 128] 141; 181

Hiernach hat die jüngste Kasse Aachen verhält»ißmäßig das hôcbste Kapital angesammelt; sie zahlt den höcsten Pensionssaß, während sie den niedrigsten Beitrag erhebt; Danzig, mit Marien- werder glei alt, erhebt niedrigere Stellenbeiträge und zahlt trobt- dem höhere Penfion wie Marienwerder; Danzig weist nahezu das Normalverhältniß der Anzahl der Pensionen zu der der Stellen nach, währen» Marienwerder dies Normalverhältniß zu Ungunsten der Kasse um 10% überschreitet, Aachen dagegen um ein Erhebliches circa 14 9%/% zu Gunsten der Kasse gegen eben dasselbe Verhältniß zurübleibt.

Für die Leistungsfähigkeit der Kassen is von Erheblichkeit das Kapital, welches die beim Erlaß des Geseßes vom 22. Dezember 1869 vorhandenen Kassen d. h. sämmtliche der hier in Betracht kommenden Kassen außer Stralsund und Cassel in die neue Ordnung der Divyge mit hinüber nahmen.

Die Zahlen sind aus Nachweisung A4. Rubrik 11a. zu entnehmen und ergeben die Zahlen unter b, ebendaselbit, welche Fortscbritte in der Kapitalansammlung für die künftige dauernde Leistungsfähigkeit der Kassen gemaht sind. Dieser Fortschritt bewegte sich beispielsweise bei den Kassen: Pots- dam, Frankfurt a. O.,, Magdeburg, Merseburg und Erfurt zwischen ca. 50 und 100%, d. h. um fo viel Prozente ist das am 1. Januar 1870 vorhanden gewesene Kapital in den einzelnen Kassen gestiegen.

Den Gegensay bilden die beiden \{lesishen Kassen, von denen die cvangelische ihr Kapital um ca. 16%, die katholische dazegen nur um wenig über 10% vermehrt haben, wie denn überhaupt die Verhältnisse beider Kassen auch hinsich!lih der Anzahl der Pensionen

731 resp. 665 gegen das Normale 629 resp. 597 sehr ungünstig liegen. Aus diejen Vergleiwungen ergiebt sich überdies, daß im Allgemeinen die Verhältnisse der Kassen im Osten der Monar@ie sich am ungünstigsten, in den mittleren Theilen derselben in normaler Weise und in den westlihen Theilen am günstigsten ent- widelt haben.

Vorstehende Erörterungen legen allerdings den Gedanken nahe, durch Vereinigung bestehender Kassen eine Ausgleichung unter den- selben herzustellen und so die Leistuvgsfähigkeit der auf möglichst ausgedehnte Bezirke zu basirenden Kassen durh Annäherung der An- zahl der Pensionen an das oben behandelte Normalverhäliniß von 1 zu 5 zu stärken. Daß solche Vereinigung an si gescßli zuläsfig sei, fann gegenüber dem §. 10 des Gesetzes vom 22. Dezember 1869 nicht zweifelhaft sein, wie denn auch in der That z. B. die Kassen der Regierungsbezirke Frankfurt a. O. und Magdeburg, sowie der Provinz Hannover durch Zusammenfügung der bis zum Erlaß des allegirten Geseyes bestandenen kleineren Bezirkskassen gebildet wor- den sind. Es würde sogar prinzipiell zulässig sein, alle bestehenden Elementarlehrer-Wittwen- und Waisenkassen, soweit sie dem öffent- lien Rete angehören und damit unter das mehrerwähnte Geseßz fallen, zu einer einzigen Kasse zu vereinigen.

Die Vorausseßung solcher Verschmelzung zu einer Kasse ab- gesehen von den besonderen durch Art. 5 des Giseßentwurfs bctroffe- nen und weiter unten ¿zu behandelnden Auénahmefällen würde jedo die sein, daß, da die jeßt vorhandenen Pensionscmpfänger und Kassenmitglieder in ihren wohlerworbenen Rechten nicht gekränkt werden dürfen, entweder die bisher gezahlte höchste Pension (252 im Regierungsbezirk Aachen) allen bei der neuen Kajie Betheiligten im ¿leihen Betrage gewährt würde, oder daß wenigstens für die- jenigen einzelnen Bezirke, für welche eine 200 A übersteigende Pen- sion bereits festgeseßt ist oder auf Grund sachverständiger Berechbnung gegenwärtig festgeseßt werden kann, auch nach Vereinigung aller Kassen zu etner Gesammtkasse die Zahluyg dieser höheren Penston für alle Zukunft gesicbert bliebe. Eine Ausgleichung der Pensionen durch Nor- mirung derselben auf je 254 4, als das gegenwärtig gewährte Pen- sionêmaximum, würde die Beschaffung eines Zuschusses von 250 163 M für jeßt und bei Vorausseßung von je einer Pension auf 5 Lehrer- stellen in der Zukunft eines Zuschusses von 668 263 4 erfordern. Daß diese Summen durch Erhöhung weder der Lehrerbeitcäge noch au der Gemeindebeiträge zu beschaffen sind, möchte, die Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit dcr betheiligten Lehrer und Gemeinden 2c. ganz dahin gestellt, schon aus der Erwägung erheùen, daß nit wohl die Lehrer und die Gemeinden 2c. z. B. im Regiernngbbe:irk Aachen zu erhöhten Beiträgen herangezogen werden können, wenn in diesem Bezirk auch ohne solche Erhöhung schon jeßt die gedachte Pension von 254 M gezahlt werden kann und gezahlt wird.

Aehnlich verhält es si in den Bezirken Hannover und Cöln, wo sckchoa der Pensionssaß auf 210 4 gestiegen is. Es würden daher bei einer etwaigen Erhöhung der Stellen- und Gemeinde- 2c. Beiträge einzelne heute bestehende Kassenbezirke ganz ausfallen, und, die Billigkeit soles Verfahrens zugegeben, für andere Kassen die Beiträge in einem geringen, für die minderleistungsfähigen Kassen aber die Beiträge in einem desto erhebliteren Maße zu steigern sein. Falls jedoch von diesen Bedenken abgesehen und die Einnahmen aller Kassen auf das geseßlihe Maximum, sowie die Gemeinde- 2c. Beiträge um je 3 M gesteigert würden, so wären für jeßt 49 949 46, für die Zu- kunst aber jährlich steigend bis 468 049 4 vorauétsichtlih als Defizit zu deden. So wenig empfehlenswer1h eine erheblichere Erhöhung der Beiträge über das jeßige geseßliche Maximum hinaus, abge- sehen von der oben vorgeschlagenen Erhöhung der Marximalgrenze für die Gemeinde- 2c. Beiträge um 3 4, erscheint, ebensowenig ist die Zahlung von verschieden abgestusten Pensionen aus derselben, durch Verschmelzung einzelner bestehender Kassen mit etwa neu zu errichtenden Kassen erwünscht, weil die zunäcbst interessirten Personen, d. h. die Lehrer, zu völlig gleichen Leistungen an die neue Gesammt- kasse herangezogen werden müßten, und dennoch verschiedene Berechti- gungen an ihrer Kasse erwerben würden.

Wenn nach vorstehenden Ausführungen die Hebung der Minimal- pension noch andere Einnahmen der Kassen erfordert, als sie sih durch Erhöhung der Lehrer- und Stellenbeiträge auf das gesetzlich zulässige Maß und der Gemeinde- 2c. Beiträge auf 15 4 im Fall tes Bedürfnisses einer Kasse Art. 8 des Gesezentwurfs be- \chafen lassen, fo bleibt nur übrig, das Defizit gemäß §8. 5 des Ge- seßes vom 22 Dezember 1859 aus der Staatskasse zu decken. Die Belastung derselben beträgt nah den vorstehenden Ausführungen etra 52643 M gegenwärtig und etwa 18321 M zukünftia, d. h. dann zukünftig eine geringere Summe als gegenwärtig, wenn die hier in Betracht kommenden Verhältnisse Anzahl der vakanten Lehrerstellen, Anzahl der unverheiratheten und verwittweten Lehrer gegenüber der Anzahl der verheiratheten, Lebentalter der letz- teren und ihrer Ehefrauen auch in denjenigen Kassen- bezirken wieder normale werden, wo sie sich zu Ungunsten der Leistungsfähigkeit der Kassen anders entwickelt haben. Auf solche rücläufige Bewegung dieser Verhältnißzablen zu Gunsten der Kassen dürfte jedoch nicht mit Sicherheit zu hcffen sein, da, wie bereits erwähnt worden ift, die besteheuden Kassen im Osten der Monarchie sich im Allgemeinen unaünstiger und unter dem normalen Durchschnitt entwickelt haben. Wenn die Kassen im Westen der Monarchie etne günstigere Entwickelung zeigen, so erwächst doc hier- aus für die Staatékasse kein Vortheil, da ein etwaiger Uebecs{chuß für die minder leistungsfähigen Kassen nicht verwendet werden darf. Die nachtheilige Lage einzelner Kassen wird daher die Staatskasse belasten, so lange die vorhandenen Kassenbezirke, als auch ferner für sich bestehende, cine Ausgleichung nit zulassen.

Bei der jeßigen Lage der Staatsfinanzen empfiehlt sih eine neue Belastung des Ausgabebudgets nicht; vielmehr erscheint es zweck- mäßig, die nöthigen Mittel zur Bestreitung der durch die Wirksam- keit des vorliegenden Geseßentwurfs entstehenden sonst nicht zu decken- den Auégaben aus dem für das Elementarshulwesen bestimmten Fonds Kap. 121 Tit. 27 des Staatshaushaltsetats zu ent- nehmen. Es ist deshalb im Entwurf für den näbsten Staatshaus- O ein entsprechender Vermerk bei der gedachten Position vor- gesehen.

Statistische Nachrichten.

Nach dem dem Hanse der Abgeordneten vorgelegten Bericht über die Ergebnisse des Betriebs der preußischen Staats- eisenbahnen im Etatsjahr 1879—80 stellte sih die Länge der- selben, nahdem im Laufe des Jahres 798,04 km hinzugekommen waren, zu Ende desselben auf 6197,64 km, wovon auf die Bezirke der einzelnen Direktionen fielen: Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn zu Berlin 1160,08 km (wovon 748,23 km zweigeleisig), Ostbahn zu Bromberg 2200,00 km (751,45 km zweigeleisig), Westfälische Eisen- bahn zu Münster 547,70 km (120,52 km zweigeleisia), Saarbrücken 365,25 km (60,77 km zweigeleisig), Hannover 824,30 km (641,36 km zweigeleisig), Frankfurt a. M. 622,82 km (322,97 km zweigeleisig), Gaffel 284,18 km (158,24 km zweigeleisig), Cassel 133,84 km zwei- geleisig.

Bon den vorgenannten Bahnen fallen auf die Provinzen :

A E OOSIGY O

Westpreußen d C401

Pommern . . 426,39

Brandenburg . 641,61

Posen . 326,25

Scblesien 482,47

Hannovoer 909,51

Sachsen . 248 83

Westfalen . . 412,41

Hefsen-Nafsau 803,07

Deo 64 405,64

und auf das Jahde-Gebiet 0,15

zusammen 5 965,66 km

wm? W

während von den übrigen Strecken außerhalb des Preußishen Staate- gebiets, und zwar: in Oldenburg . «E Mecklenburg-Strelitz Braunschweig . Hefsen

Anhalt .

52,22 km 17,06 71,80 20,81 25,87 44,22

231,98 km belegen sind.

Das Anlagekapital bis zum Schlusse des Etatsjahrs 1879 —80 betrug 1 493 305 418 Æ, pro km 244312 A Die Betriebslänge war am Jahresabs{chluß 6298,76 km.

Die Betriebseinnahmen stellten sich auf 163877 969 Æ, gegen 155 881 124 im Vorjahre, d. h. in 1879—€0 5,1 % mehc, wäh- rend die Betrieb8ausgabe von 97 890569 4 nun auf 102 051 221 M, d. h. um 4,3 9% gestiegen find. Per Kilometer Bahnlänge {ind die Einnahmen von 29582 4 auf 26 850 4 = 9,2 ‘/%, die Ausgaben dagegen von 18 042 M auf 16326 M = 9,5 % zurückgezangen. Der Uebershuß der Einnahmen über die Ausgaben ift hiernach gegen das Vorjahr von 57990555 A auf 61 826 748 A. gestiegen, pro Kilometer dagegen von 11005 A auf 10524 M“ gefallen. Der Ueberschuß betrug 4,30 %/3 des Anlagekapitals, gegen 4,52 °%/9 im Vorjahre, ein Ergebniß, welches niht als ungünstig bezeichnet werden kann, da sich 209 km (15 “/9 der ganzen Bahnlänge) neu eröffnete Linien im Beiriete befanden, die noch wenig ergiebig waren. Die Betriebsergebnisse der leßten 5 Jahre fiad in einer besoaderen Nachweisung zusammengestellt. Aus derselben ergiebt fich, daß die Einnahme vom Jahre 1875 bis zum Jahre 1879/80 von 159 207 788 M. auf 163 877 969 M g stiegen, pro Kilometer von 37 819 auf 26 850 Æ# zurückgegangen ist, die Ausgaben sich von 107 904156 6 auf 102051221 M oder pco Kilometer von 25034 Æ auf 16 326 { ermäßigt haben. Der Ueberschuß hat in demselben Zeitraum eine Steigerung von 518393632 F auf 61 826 748 M. erfahren, während die Verzinsung des Anlagzekapitals, wegen dcr bedeutenden Vergcößerung des leßteren von 4,89% auf 4,30?%/9 zurüdckgegangen ift, i

Die Auedehnung der im Betriebe befindlihen Strecken hat si in dieser Zeit von 4328,73 km auf 8298,76 km, alfo um 45,5 %, das Anlagekapital derselben von 1056 098 440 auf 1 439 705 794M, also um 40,2% erhöht.

Die Einnahmen haben betragen:

im Jahre 1877/78 159 090 205 4, pro Kilometer 33 168 M.

/ « 100/09 Do Le 7 2

Z « 1879/80 163877969 J 20900 find mithin im Jahre 1879/80 um

7996 845 M 5,1% gegen 1878/79 und 47871944 , 30% ,„, 1877/78 gestiegen, beziehungsweise pro Kilometer um 9,2% gegen 1878/79 und » 19,0% 1877/78 zurüdckgegangen. :

Was dîie einzelien Einnahmequellen anbelangt, so weisen der Personenverkehr und die sonstigen Einnahmen gegen die beiden Vor- jahre Mehrerträge auf und zwar L

gegen 1877/78 gegen 1878/79 beim Personenverkehr 3 737 044 M (8,9 /), 1975451 M (4,5 2/5) bei den sonstigen Ein-

naÿmen 2402110 M (22,3%), 2066 899 M. (18,6 9%) während die Einnahmen aus dem Güterverkehr gegen 1877/78 um 1 305 705 M (1,2 9/0) zurücgeblieben sind, die des Jahres 1878/79 jedow um 3 954 495 Æ (3,9 °/) übersteigen.

Von den Gesammteinnahmen entfallen

1877/78. 26,4 %

zusammen

im Jahre 1878/79. 28,1 9%

1879/80. auf den Personenverkeklr 28,0 %%9 auf den Güterverkehr 66,8 9/0 64,8 % 64,0 % auf die sonstigen Einnahmen 6,8 9/9 (E 8,0 %

Diez Einnabmen aus dem Personenverkehr betrugen 42 895 242 4 (1878—79 40778 877 M) aus der Personenbeförderung, 1564 682 M (1878—79 1 530 726 A) aus der Gepäcküberfraht und 1358 127 M (1878—79 1 502997 M) auf sonstige Erträge. Von der Ein- nabme fielen (im Vergleich mit dem Vorjahr) 5,7%/ (6,1 %/6) auf die I. Wagenklasse, 30,1 %/% (30,9%/) auf die Il, 38,5%, (37,9 0/0) auf die ITI, 24%/ (bzw. 23,29/0) auf die IV., 1,7%/9 (1,99%) auf Mili- tärbeförderung. Es wurden 1 259 506 138 Personenkilometer zurück- gelegt, 6,3% mehr als im Vorjahre.

An Eil- und Fra§tgut (mit Ausschluß des Dienst- und Bau- guts, sowie des Viehes) wurden

22 348 775 t im Saÿre 1877/78,

2000029 188/09

20444 S 1879/80 befördert, mithin im Jahre 1878/80 2836525 t (12,3%) mehr als 1878/79 und 3 493 969 t (15,7%/0) mehr als 1877/78.

An Vieh wurden 324762 t befördert gegen 329 675 bezw. 335 355 in den beiden Vorjahren.

Die Einnahme aus dem Güterverkehr betrug 104925 252 M, pro km 17242 M, gegen 100970757 4 (pro km 19213 M) in 1878/79 und 106 276 462 Æ (pro km 22212 A6) in 1877/78.

Die fonstigen Einnahmen beliefen sih auf 2810206 M (2100366 bezw. 1887 606 M in den beiden Vorjahren).

Was die Ausgaben anlangt, so ist das Bestreben ter Staats- eisenbahnverwaltung , wie in den Vorjahren, so auch im Betriebs- jahre 1879/80 darauf gerichtet gewesen, weiter auf eine sachgemäße Minderung derselben hinzuwirken. In Folge dessen haben sib troy der sehr erheblichen Erweiterung des Bahngebieten von ca. 834 km, d. i. 15,8% der Gesammtlänge der Staatsbahnen pro 1878/79 die Ausgaben im Jahre 1879/80 gegen das Jahr 1878/79 nur von 978900509 A auf 102001221 «k allo um 4 160 652 M (4,3 9/9) vermehrt, wogegen die Ausgaben pro Kilometer Bahnlänge eine Verminderung von 18042 4, im Jahre 1878/79 erfuhren. Im Vergleich mit dem Jahre 1877/78 jtellt sich das Minderungsverhältniß der Ausgaben noch insofern günstiger, als bei einer Erweiterung von ca. 1307 km (27,2%/) der Gesammtlänge der Staatseisenbahnen pro 1877/78 sih die Ausgaben im Jahre 1879/80 nur von 98 944612 M auf 102051221 M, mithin um 3 106 609 (3,1%) vermehrten, während dieselben pro Kilometer Bahnlänge von 20 035 & im Jahre 1877/78 auf 16 326 A im Jahre 1879/80, also um 3709 M (18,5 %/) zurückgingen. Dabei ift zu berücksichtigen, daß, während in früheren Jahren bei der Mehrzahl der Staatsbahn- verwaltungen diejenigen Ausgaben, welche von anderen Verwaltungen oder Besißern von Anschlußgeleisen für Mitbenußung von Bahn- hôfen, Bahastreckcn und sonstigen Anlagen, sowie für die Besorgung von Verwaltungs- oder Betriebêgeschästen, oder aus Baufonds zu er- statten waren, zum großen Theil unmittelbar von der Ausgabe ab- geseßt worden fiad, nunmehr ausnahmélos die Bruttoverrechnung zur Einführung gelanzt ist, der zufolge diese Beträge sowohl in Ausgabe wie in Einnahme erscheinen. Ebensowenig find, wie er- wähnt, die unter den laufenden Ausgaben enthaltenen Herauszahlun- gen der Hannoverschen und Frankfurt-Bebraer Bahn für ge- pachtete Strecken als eigentliche Betriebsausgaben anzusehen, da letztere bereits antheilsmäßig mit den laufenden Betriebsausgaben belastet sind.

Die persönlichen Ausgaben betrugen 43 246 849 . = 42,4 % der Gesammtausgaben, 8,4 bezw. 6,6 % mehr als in den Vorjahren ; R Kilometer 7086 M, 8,0 bezw. 14,8 %/% weniger als in den Vor- ahren.

Die sächlihen Verwaltungskosten betrugen 8 212 609 4, 6,3 bezw. 4,7 9/9 mehr als im Vorjahre. Die Steigerung ist dur die Erweiterung des Bahngebiets und die durch die strenge Kälte des Winters verursahten Mehrausgaben veranlaßt worden.

Die Kosten für die Unterhaltung und Erneuerung der Bahn- anlagen belaufen {ich auf:

18 728 005 Æ im Sahre 1877/78, S 18S C y LO/GO:

haben mithin im Jahre 1879/80 : 177926 M (1,0 °/0), beziehung6weise 1088 322 M (5,8 °/9) weniger als in den den BVorjazren betragen. ( S Tie Kosten des Bahntransports mit Eins{luß der Kosten “ür Erneuerung und Ergänzung der Betriebsmittel betrugen: 21172437 A im Jahre 1877/78, O A 1878/79, 20008 20 1879/80 haben si% also im Jahre 1879/80 gezen die Vorjahre bezw. um 161 932 A = 0,8 °%/% und 1108554 # = 5,2 °% vermindert.

Die Eröffnung neuer Linien macbte eine erhebliche Vermehrung der Betriebsmittel nothwendig. Der Bestand am Schlusse de-s Etaté- jahres war 2407 Lokcmotiven, 4031 Personenwagen, 1027 Gepä- und 42018 Güterwagen, mit im Ganzen 286 510 566 M. Beschaf- fungsfosten, d. h. 10,3 % des ganzen Anlagekapitals.

Die sonstigen vermishten Autgaben haben betragen:

11310247 im Jahre 1877/78 E S B TO 12888197 »„ 1879/80 haben sih also im Jahre 1879/80 gegen 1878/79 um 1348902 M = 11,7 % «U . 1000950 = 131 6 erhöht.

În sehr genauen Tabellen werden die vorstehend mitgetheilten

Hauptposten im Einzelnen nachgewiesen.

Kunst, fAWissenschaft und Literatur.

Die philosophisbe Fakultät der Universität Greifswald hat unter dem 4. No-:ember den glücklichen Entdecker der perga- menishen Skulpturen, Hrn. Karl Humann, zum Doctor honoris cansa ernannt.

Der Zolltarif vom Jahre 1879 nebst dem dazu gehörizen amtlihen Waarenverzeichniß ist bereits in verschiedenen Ausgaben und Bearbeitungen erschienen, welhe vorwiegend bezwecken, dem Zoll- beamten die Praxis seines Dienstes zu erleihtern, und ihm über zolltechnische Fragen Auskunft zu ertheilen, oder dem Geshäftêémanne ein übersihtlibes Nachshlagebuch zu bieten. Den Zolltarif na finanzpolitischer und volk8wirthscaftliher Seite hin zu begründen, den Wortlaut desselben und die Höhe der Zollsäße nah der Lage der deutschen Industrie, der Land- und Forstwirthschaft gegenüber der fremdländishen klar zu legen und so das Wichtigste aus den Motiven zum Zoslltarifentwurfe, aus den Enqueteberihten über die Baumwollen-, Leinen- und Eisenindustrie, aus dem vom Centralverbande deutscher Industrieller bearbeiteten Zolltarifent- wurfe, sowie aus den Zolltarif-Kommissionsberihten und aus den Reichztagêverhandlurgen, welche Schriftstücke als die hauptsächlisten Quellen über diese Materie ersheinen, weiteren Kreisen zugänglich zu machen, ist unseres Wissens noch nicht versuht worden. Diese Lücke in der Zoll-Literatur auszufüllen. ift das Bestreben einer kürz- lid im Verlage von J. U. Kerns Verlag (Marx Müller) erschienenen Schrift, welche den Titel führt: „Die deutsch{e Zolltarif- Reform vom Jahre 1879 nah dem Regierungsentwurf, den Mos- tiven, den Berichten der Enquete-Kommission über die Baum- wollen-, Leinen» und Eisenindustrie, den Vorschlägen dzr Reichs- tags-Tariffommission und den Bescblüssen des Reichstages für Zoll- und Steuerbeamte, Landwirthe, Gewerbe- und Handeltreibende, erläutert von E. Heukeshoven, Ober-Steuercontroleur.“ Das Buch wird den Zollbeamten das Studium des Tarifs erleihtern und ihnen Einsicht gewähren in das reihe Material, das die verbündeten Regierungen zur Begründung der Tarifreform gesammelt haben. Der Tarifentwurf ist mit dem jeßt gültigen Tarif jeder Position vorgedruckt worden, so daß die Aendecungen deutlicher hervortreten, welche der Reichstag als nothwendig erachtet hat, und die einzeln der Besprechung unterzogen sind. Ebenso sind dem Tarife von 1879 die Tarafäâße nah den Feststellungen des Bundesraths vom 16. Dezember 1879 b.igefügt worden, wodurch die Benußzung- des Werkes als voll- ständiger Zolltarif ermögliht wird. Der Preis des Buches be- trägt 3 M.

Otto Leixner schildert in den soeben erschienenen Licferungen 9 und 10 von „Unser Jahrhundert“ (F. Enge!hartt fn Stuttgart) die Literatur bis um das Jahr 1880: die Engländer Goldsmith, Walter Scott, Lord Byron. Shelley; von Franzosen namentli Beaumarcais, Frau von Staël, Chateaubriand, Lamartine, Béranger ; von Deutschen : Klopstock, Lessing, Wieland, Herder, Lichtenberg, end- lih die Jugendperiote von Goethe und Schiller. Die Porträts der meisten vorbenannten Dichter sind dem Texte eingefügt.

„Ariosft’s Nasender Roland.“ Mit Illustrationen von Gustav Dotré. Ueberseyßt von Herm. Kurz. Herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Paul Heyse. Jn Lieferungen à 1,50 A Verlag von S. Swottlaender in Breslau. 1880. Die Lieferungen 3 und 4 dieser klassisGen Dichtung der italienischen Literatur, welche mit Meisterschaft von zwei deutshen Dichtern, Hermann Kurz und Paul Heyse, übertragen und von Gustav Doré mit Illustrationen geschmüdckt ist, sind ershienen. Das Gedicht ist in densclben bis zum fünften Gesange fortgeführt. Außer zahlreichen Tert-Flluîtra- tionen zieren 4 trefflidb ausgeführte VoUbilder die beiden Liefer:ngen, davon gehören Reinalds Ritt nach der Abtei bei Berwick, und die Erzählung der Mönche von den Abenteuern im dortigen Wald, zu den vorliegenden Text. Die überaus saubere Au? statt 1ng des Praht- werks haben wir bereits bei dem Erscheinen der beiden ecsten Lieferungen hervorgehoben.

Land- und Forstwirthschaft.

Nach den Mittheilungen der Deutschen Viehzucbt- un d Herdbuch-Gesellschaft ist die Bildung der Sektionen inner- halb des Ausscusses als erledigt anzusehen. Es hat vorläufig die Bildung von 3 Sektionen stattzufinden, und es haben die Mitglieder des Ausschusses sich denselben in folgender Weise zugetheilt: 1. Sek- tion. Für die Führung des Herdbuches: Hr. Gch. Reg.-Rath Dr. Scttegast-Preskau, Hr. Ev. Lübben-Süinwürden, Hr. O-:konomie- Rath Vissering-Wilhelminenhof, Hr. Gontard-Mockan, Hr. von Homeyer- Ranzin, der Rindvichzuct-Verein der Elbniederung. 2. Sektion. Für das Ausstellungäwesen: Hr. Waldeyer-Böckerhof, Hr. Ockonomic- Rath Hausburg - Verlin, Hr. Benefeld - Quooßen, Hr. Stahl- {midt - Canena, der landwirthschaftlihe Kreis - Verein Leipzig, der landwirth\scaftl. Kreiz-Verein Meßkirch (Baden). 3. Sektion. Für die Beschreibung der deutschen Biehrassen: Hr. Oekonomie-Rath E Hr. Oekonomie-Rath Dr. Hus{hke-Lehesten,

r, Georgesohn - Kl. - Roedersdorf, der landwirtb\chaftl. Haupt- Verein Ost-Frieséland, der landioirts{haftl. Verein für Rhein- preußen, der Scbleswig - Holstein'she landwirths{. General- Verein. Die Sektion für das Ausstellungswesen hat die Berathung der ad 2 gegebenen Vorschläge, Mastviehausstellungen betr., in Angriff genommen, und es werden die Arbeiten der Sektionen 1 und 3 auch in allernächster Zeit beginnen können. Der Vorstand hat si mit den Comités der im nächsten Jahre abzuhaltenden Mastoieh- ausfstellungen in Verbindung geseßt, und das Berliner Comité hat sih bereit erklärt, etwaige Vorschläge der Gesellschaft einer Be- rathung zu unterziehen, auch ist ein Schreiben von Stuttgart ein- gegangen, worin erklärt wird, daß man dort den resp. Vorschlägen, Mastviehautstellungen betr., entgegensche.

Müncen, 20. November. (Allg. Ztg.) Zu Delegirten zum deutshen Landwirthschaftsrath für die Periode 1881 bis 1883 wurden aus Bayern gewählt: 1. Vom General-Comité des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern: 1) Wilhelm von Scilcher, Gutsbesißer zu Dietramszell (Oberbayern); Ersaßmann: Graf von Lerchenfeld-Köfering, erbliher Reichsrath und Gutsbesißer zu Köfering (Oberpfalz); 2) Graf von Ycsch, Königlicher Kämmerer und Gutsbesißer zu Freiham (Oberbayern); Ersaßmann: Pro- fessor Otto May, General -Sefkfretär des landwirthschaft- lihen Vereins in Bayern, in München. 11, Von den