1880 / 280 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Nov 1880 18:00:01 GMT) scan diff

für die wissenschaftlihe Kommission in Kiel zur Erforschung der deutschen Meere im Jnteresse der Fischerei ein eigenes Ge- bäude zu errihten. Der Staats-Minister Dr. Lucius erkannte die erfolgreihe Thätigkeit der Kommission an, ein Bedürfniß zur Errichtung eines besonderen Gebäudes für dieselbe habe fich aber noch nit herausgestellt. Bei Kap. 106 (Landes- meliorationen u. #. w.), und zwar bei Tit. 10 (zu Vorarbeits- und Verwaltungskosten in Landes-, Melio- rations- und Deichbau - Angelegenheiten) bat der Abg. Mooren, die der Niers- und Nordkanal- und der Erp-Meliorationsgesellshaft gewährten Darlehen in Fortfall zu bringen. Der Minister Dr. Lucius sagte die Berücksichti- gung zu. Eine gelegentlihe Bemerkung des Abg. Mooren gab zu einer kurzen Debatte über die Frage, ob der Staat in solchen Dingen die Landwirthschaft unterstüßen solle, Veranlassung; an derselben betheiligten sich die Abgg. Dirichlet, von Hülsen, Frhr. von Minnigerode und Dr. Löwe (Bochum). Bei dem Dispositionsfonds zur Unterstühung der landwirthschaftlichen Vereine beschwerte jih der Abg. von Rozanski darüber, daß die polnischen landwirthschastlihen Vereine nicht unterstüßt würden. DerStaats-Minister Dr. Lucius wies darauf hin, daß die Unterstüßungen für die landwirthscckaftlichen Vereine an die CTentralvereine gehen , und daß die polnischen Vereine sih nur mit diesen in Verbindung zu seßen hätten, um auc an den Unterstüßungen zu partizipiren. Der Abg. von Ludwig be- klagte sich über die entstellten Berichte der Zeitungen über die Parlamentsverhandlungen und bat den Präsidenten, in Er- wägung zu ziehen, wie diesem Uebelstande abzuhelfen sei. Der Präsident von Köller bemerkte, daß diese Frage vielleicht bei einer anderen Gelegenheit, aber nicht hier beim landwirthschaft- lichen Etat erwogen werden könne. i

Die dauernden Ausgaben, Kap. 103—107, wurden hierauf unverändert genehmigt. :

Das Haus ging über zu den einmaligen und außer- ordentlichen Ausgaben Kap. 13. Die Budgetkommissionbeantragte die außerordentlichen Ausgaben unverändert zu genehmigen. Auf eine Anregung des Abg. Schmidt (Stettin) erklärte der Minister Dr. Lucius, daß eine Konvention mit England betreffs der Aus- übung der Fischerei an den Küsten nicht bestehe, daß auch im leßten Jahre Belästigungen deutscher Fischer dur englische stattgefunden haben, und daß, um dies in Zukunft zu verhindern, die Stationirung mehrerer Kanonenboote zuin Schuß der deutschen Fischer in Aussicht genommen sei. Der pekuniäre Erfolg der Berliner Fischerei - Aus- stellung sei insofern ein günstiger, als nicht die gesammte staatliche Garantiesumme gebraucht worden sei; der auf diese Weise erzielte Uebershuß würde, dem Wunsche des Abg. Schmidt-Stettin entsprechend, zu Zwecken der Förderung der Fischerei verwendet werden. Hierauf wurden die außer- ordentlichen Ausgaben, dem Antrage der Budgetkommission gemäß, unverändert genehmigt.

Das Haus ging über zu dem Etat der Gestütsverwaltung {Einnahmen Kap. 33). Bei Schluß des Blattes nahm das Wort der Abg. Hellwig.

Die von den landwirthschaftlihen Vereinen auf- gestellten vorläufigen Berichte über die dies- jührigen Ernte-Ergebnisse sind inzwischen publizirt worden, und wenn auch schon bei den Etatsberathungen deren im Allgemeinen befriedigendes Resultat konstatirt worden ist, so E wir doch noch besonders auf sie aufmerksam machen zu jollen.

Wie die in den Jahren 1878 und 1879 vorgenommenen Ermittelungen, beruhen die jeßt angenommenen Zahlen auf den durch die Kreisvereine vorgenommenen Schäßungen.

Bei der Berehnung der Gesammt- und der Hektaren- erträge sind die bei Ermittelung der Anbauverhältnisse im

ahre 1878 gewonnenen Daten, unter Benußung der im hre 1879 bei Erhebung der Ernteerträge gegebenen Berich- tigungen zu Grunde gelegt worden.

Es ist also angenommen worden, daß alljährlich annähernd dasselbe Areal mit den verschiedenen Hauptfruchtarten be- stellt wird.

Nicht berücksichtigt hat werden können der Ausfall, welcher si etwa ergiebt durch die möglicherweise stattgehabte Ver- minderung des mit Roggen angebauten Areals durch Um- pflügungen in Folge der Maifröste. Es ist aber niht anzu- nehmen, daß dieser Ausfall erheblih in das Gewicht fällt, weil die Angabe, daß in größerem Umfange die Umpflügung von Roggenfeldern stattgehabt habe, nur in wenigen der von den einzelnen Kreisen erstatteten Berichten findet.

Die Gegenkontrole der jeßigen Angaben wird die im Fe- bruar stattfindende definitive Feststellung der Ernteergebnisse gewähren.

Ein Altentheil ist nach einem Erkenntniß des Reich8gerichts, vom 8. Mai d. J.,, in Ermangelung ent- gegenstehender Festseßung vom Adjudikatar außer dem Kauf- preise zu übernehmen.

Bayern. München, 25, November. (Allg. Ztg.) Der Steuerausschuß der Abgeordnetenkammer hat die Berathung des Art. 2 des Geseßentwurss über die Kapital- rentensteuer heute fortgeseßt und beendet. Der Abänderungs- vorschlag des Abg. Walter gelangte \{htießlich zur Annahme. Nach demselben joll die Kapitalrentensteuer in folgender Weise angelegt werden: mit 1,5 Proz. bei einer Jahresrente von über 40 bis 300 M, mit 2 Proz. von über 300 bis 600 M, mit 2,5 Proz. von über 600 bis 1000 4, mit 3 Proz. von über 1000 bis 3000 M, dann mit 3,5 Proz. über 3000 M. Die Berathung is, unter Annahme einiger Abänderungen, heute bis zu Art. 10 gediehen, womit der erste Abschnitt, „Gegenstand und Maßstab der Kapitalrentensteuer“, erledigt ist. Hervorzuheben dürfte sein, daß der zweite Absaß des Art. 9 „bayerische Staatsangehörige, welche, ohne einen Wohnsiß in Bayern zu haben, sih dauernd im Ausland auf- halten, sind der Kapitalrentensteuer niht unterworfen“ abgelehnt wurde.

Württemberg. Stuttgart, 25. November. (St. A. f. W.) Jm Druck erschienen ist der Haupt-Finanzetaz1 für den 1. April 1881 bis 31. März 1883 nebst Anlagen. Es i} ein Band von 908 Seiten. Der Staatsbedarf pro 1881/82 it auf 52 267817 M, d. h. 1590 558 M weniger angeseßt, als der von 1880/81, was in erster Linie von der Verminderung des Bedarfs für die Staatsshuld (— 2 384 212 G), nämli statt 21 740 451 Ma nur 19 356 239 46) herrührt, Der Ertrag des Kammergutes (Domänen und Verkehrsanstalten), is auf 21383966 veranschlagt gegen 22300509 #, also um 916543 M geringer. Der durch Steuern zu deckende Theil des Einnahme-

Der Ertrag aus den Steuern von Grund und Boden, aus | Gebäuden und Gewerben ist wie seither mit 8723 315 H angenommen, der Ertrag der Kapital-, Dienst- und Berufs- einkommensteuer auf 4194900 (statt 3780900 also | + 414000 M). Bei den Wirthschaftsabgaben is} statt | 7 640 355 6 ein Betrag von 9430 236 (+1 789 880 M) | eingeseßt, herrührend von der beantragten, durch eine Denk- | {rift begründeten Erhöhung der Malzsteuer. Bei den Sporteln und Gerichtsgebühren sind statt 1480 000 M 2 480 000 eingeseßt (+ 1 Million Mark). Die Summe der Deckungsmittel durch Steuern beträgt 26 404851 îM (+ 2 810 180 46), bleibt also hinter dem oben angegebenen Bedarf von 30 883 851 /(, um 4479 000 4 zurück. Nun sind als Antheil Württembergs an den Zöllen aus der Tabak- steuer 2 800 000 M eingeseßt, und endlich ist als Zuschuß aus dem zur Bestreitung der“ Tilgungsrate an der Eisenbahnschuld aufzunehmenden Anlehen die Summe von 1 565 354 # pro 1881/82 (und von 2077 337 4 pro 1882/83) vorgesehen ; da- durch ergiebt sih pro 1881/82 ein Untershuß von 113 646 4, pro 1882/83 cin Uebershuß von 114 078 /á— Die Leistungen für das Deutsche Reich sind für jedes der beiden Jahre mit 6 960 595 M (— 867 6) in den Ausgabenetat eingestellt.

Der „Schwäbische Merkur“ entnimmt der Etatsvor- lage, daß die Regierung die Verwandlung der landwi: th- schaftlihen Akademie in Hohenheim in eine landwirthschaft- lihe Schule ablehnt. Die Kunstgewerbeshule in Stuttgart wird zu einer selbständigen Anstalt unter einem eigenen Vor- stande erhoben.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 25. November. (Lpz. Ztg.) Jn einer noch gestern Abend abgehaltenen Sißung der Landtagsabgeordneten ist der Geheime Justiz-Rath Dr. Hesse aus Eisenberg zum Vize-Präsidenten der Landschaft erwählt worden. Diese Wahl hat die landes- herrliche Bestätigung erhalten. Heute fand die feierlihe Er- öffnung des Landtages statt.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 25. November, (Els. - Lothr. Ztg.) Als Tag des Zusammentritts des Landesausschusses ist, wie wir hören, jeßt der 6. De- zember in Aussicht genommen, da sih annehmen läßt, daß bis dahin der Entwurf des Landeshaushalts:Etats für 1881/82 die Zustimmung des Bundesraths erhalten haben wird. Außer dem Etat wird dem Landesausshuß die vorläufige Uebersicht der Einnahmen und Auszaben für das Etatsjahr 1879/80, sowie die allgemeine Rehnung über den Landeshaushalt für das Jahr 1876 zugehen. / :

Zur Vorlage is ferner bestimmt ein Geseßentwurf, be- treffend die Einrichtung der oberen Forstbehörden, wona vom 1. April 1881 an die bestehenden Forstdirektionen auf- gelöst und deren Befugnisse den Bezirks-Präsidenten über- tragen werden. Sodann liegt es in der Absicht der Re- gierung, den Geseßzentwurf über das Jagdreht, welchen der Landesausshuß in der vorigen Session aus seiner Jni- tiative beschlossen hatte, in einer, nah gutachtliher Anhö- rung des Staatsraths abgeänderten Fassung wieder vorzulegen. Auch die Frage der Fürsorge für die wegen Dienstunfähigkeit entlassenen Forstshußbeamten der Gemeinden und öffentlichen Anstalten, sowie für die Wittwen und Waisen solcher Beamten wird voraussichtliÞh den Gegenstand einer dem Landesausshuß zu machenden Vorlage bilden. Eine weitere Vorläze soll die Haftbatfkeit des Miethers oder Pächters für Brandschäden* ilt der Weise regeln, daß die Hasft- barkeit nur bei einem von dem Miether zu vertretenden nahweisbaren Verschulden eintritt. Endlih wird von der Regierung beabsichtigt, einen Geseßentwurf einzubringen, dur welchen bestimmt wird, daß öffentlihe Versteigerungen zum Zwecke des Verkaufs 2c. von Gegenständen des unbeweglichen Vermögens nur dur einen Notar vorgenommen werden dürfen. Die vorstehend genannten Geseßentwürfe haben sämmtlich dem Staatsrathe vorgelegen und werden dem Landesausschusse zugehen, sobald der Bundesrath denselben seine Zustimmung ertheilt haben wird. : e y

Zu Kommissarien des Kaiserlichen Statt- halters behufs Vertretung der Vorlagen aus dem Bereich der Landesgeseßgebung sowie der Fnteressen Elsaß-Lothringens bei Gegenständen der Reich8geseßgebung im Bundesrath sind in Gemäßheit des §. 7 des Geseßes vom 4, Juli 1879 er- nannt worden: die Unter-Staatssekretäre von Pommer-Esche, von Puttkamer, von Mayr; der General-Direktor Fabricius, sowie zur Vertretung der Etatsvorlage der Rezierungs-Rath Dr. Roller.

Oesterreich -Ungarn. Wien, 25. November. Wie die „Pr.“ vernimmt, gedenkt die Regierung dem Reichsrat he einen Entwurf einer Civilprozeß-Ordnung und ein Geseß betreffs der Anfehtbarkeit von Rechtshandlun- gen zahlungsunfähig gewordener Schuldner zu unterbreiten.

Pest, 25. November. Wie „Egyetértés“ erfährt, ist der Geseßentwurf über die Civilehe, zu dessen Vorlage die Regierung gelegentlih der vorjährigen Budgetdebatte Sei- tens des Abgeordnetenhauses aufgefordert worden war, nun bereits fertig; derselbe sei dieser Tage Sr. Majestät behufs vorgängiger Genehmigung unterbreitet worden und sei es wahrscheinlich, daß der Kultus-Minister den Gesetzentwurf noch während der Verhandlung seines Budgets dem Hause vorlegen werde.

Großbritannien und Jrland. London, 25. No- vember. (Allg. Corr.) Aus Frland wird gemeldet: Jn der Nähe von Borrisotane (Tipperary) wurde vorgestern Abend auf den protestantischen Geistlihen Biddulph geschossen ; eben- so bei Longhrea auf einen in seinem Garten sih ergehenden Gutsbesißer, in beiden Fällen glücklicherweise ohne Erfolg. Die Hülfsarbeiter des Kapitäns Boycott haben den größten Theil ihrer Aufgabe gelöst, und es sind bereits mehrere mit Getreide beladene Wagen unterwegs nah Dublin.

Aus der Kapstadt wird dem Reutershen Bureau unterm 22. ds. telegraphirt: Das von den Basutos unter Jonathan Molappo angegriffene Residenzgebäude in Leribe ist vom Oberst Wavell entsezt worden. Leßterer erbeutete eine große Anzahl von Rindern.

e JLOVeNVe, L L. V) Qute findet in Windsor ein Kabinetsrath statt zur Festseßung des Tages für den Zusammentritt des Parlaments. Lord Coleridge ist zum Lord-Oberrichter von England er- nannt worden.

Dublin, 26. November, (W. T. B,) Der Beginn des Staatsprozesses gegen Parnell und Genossen ist

Ludgets beträgt 30883851 # gegen 3155786 M

Frankreich. Paris, 25. November. (C. Ztg.) Das „Journal officiel“ veröffentliht zwanzig Ernennungen von räfekten und Unter-Präfekten, wodurh die letzte ewegung vervollständigt wird. Der päpstliche Nuntius, Msgr. Czacki, hat dem Minister

| des Auswärtigen, Barthélemy Saint-Hilaire, einen Prote st

der römischen Kurie gegen die Ausführung der März- dekrete in Form einer diplomatischen Note überreicht, welche nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt ist. Noten derselben Art sind schon früher vom Vatikan an die französishe Regierung gerichtet worden.

Die Regierung bereitet einen Entwurf vor, um die Art der Wahl dèr Gemeinderäthe von Paris zu verändern. Die 20 ‘Arrondissements von Paris sollen, wie im Ministerrathe beschlossen wurde, nicht, wie man zuerst beabsicl;tigte, in vier, sondern in sechs Wahl- bezirke getheilt werden, wobei zwei Bezirke auf das linke Ufer kommen werden. Zwei Wahlbezirke werden je vier, und vier Wahlbezirke je drei Arrondissements umfassen. Dieser Ent- wurf, der in Gemeinschaft mit dem Seinepräfekten ausgear- beitet wurde, soll der Kammer vorgelegt werden und die Regierung wird eine s{hleunige Berathung desselben ver- langen, damit er auf die am 9. Januar stattfindenden Ge- meindewahlen anwendbar sei.

26, Novem, W. D B) Im Senat begann heute die Generaldiskussion des Budgets. Nach einer langen Rede Gavardies, welcher die Regierung lebhaft angriff, wurde die Sißung auf morgen vertagt. / /

Vor dem Zuchtpolizeigericht wurden heute in dem Prozeß des Generals de Cissey gegen Laisant und Rochefort die Verhandlungen fortgeseßt.

Laisant beantraate eine achttägige Vertagung bchufs Abhörung weiterer Zeugen. Der Antrag wurde abgelehnt. Der Anwalt de Cissey*, Robinet Clery, widerlegte hierauf Punkt für Punkt die seinem Klienten gemachten Beschuldigungen und wies auf die von Cissey dem Staate geleisteten glorreiben Dienste bin. Es fol1tzn darauf die Plaid yers der Advokaten Rocbeforts und Laisants. Oie weitere Verhandlung wurde sodann auf morgen vertagt. Bei dem Plaidoyer des Anwaltes Cisseys ertönte aus dem Zubörerraum Bei- fallêrufen, und der Saal wurde in Folge dessen von den Zuhörcrn geräumt.

Italien. Rom, 26. November. (W. T. B.) O Der Deputirtenkammer nahm heute der Justiz-Minister zur Widerlegung verschiedener Behauptungen das Wort, welche in der gestrigen und vorgestrigen Sißzung von Jnterpellanten aufgestellt worden waren. Hiernächst wurden im Anschluß an die bisher gestellten Jnterpellationen verschiedene Anträge ein- gebracht. Nach mehrfachen Erwiderungen von Deputirten auf die vom Ministertisch aus gegebenen Erklärungen wurde die Sißung auf morgen vertagt. Dem „Ofservatore Romano“ Mone M Vanutelli nunmehr zum Nuntius in Wien ernannt,

Griechenland. Athen, 25. November. (W. Pr.) Die Generale Sußo, Sapunzaki und Petimezas sind von hier abgercist, um die Truppenaufstellungen zu inspi- ziren. Der neue französische Gesandte Graf M ouy trifft heute hier ein.

Corfu, 25. November. Gestern sind im Piräus vier Torpedoboote angekommen. Mehrere Beamte des Krupp- schen Etablissements. unterweisen die Artillerie in der Hand- habung der Kruppschen Geschütze. Die Punkte, an wel- chen vor der Einfahrt in die griehishen Häfen See- minen gelegt werden sollen, werden vermessen und dur( Bojen bezeichnet.

Türkei. Aus Nagusa, 26. November, meldet „W.T.B.“: Nachdem Bedri Bey gestern in Kunja die Konvention für die regelrehte und friedlihe Uebergabe Dulcignos, welche auf heute Mittag festgeseßt war, unterzeichnet hat, ist Bozo Petrovich mit 4000 Mann und 12 Kanonen nah Dulcigno abgegangen, um die Stadt und die umliegenden wichtigen Positionen zu beseßen. Die „Polit. Corresp.“ er- fährt, der Akt der Uebergabe und Uebernahme Dul- cignos habe heute seinen faftishen Anfang genommen,

Wie den „Daily News“ unterm 27. d. aus Dulcigno gemeldet wird, haben die Montenegriner bereiks alle Hauptpositionen besetzt.

Aumänien. Galaß, 26. November. (W. T. B.) Die Zulassung der Delegirten Serbiens und Bulga- riens zur Theilnahme an den Berathungen der Donau- fommission soll am 29, d. M. erfolgen. Wie es heißt, würde die Kommission die Ausarbeitung eines neuen Ent- wurfs behufs Regelung der Donauschiffahrt beschließen und es würde demzufolge das österreihishe Avantprojekt nicht der erste Gegenstand der Berathung sein.

Serbien. Belgrad, 24. November. Dem Bureau Reuter wird von hier gemeldet: Oberst Nicolich, der ser- bishe Delegirte in der Donauschifffahrts-Komission begiebt sih heute Abend auf seinen Posten. Es heißt, die von dem serbischen Kabinet in dieser Kommission zu beobach- tende Haltung werde vorläufig eine reservirte sein.

Montenegro. Cettinje, 26. Novemher. Der „Polit Corresp.“ wird von hier gemeldet: Der Fürst von Monte- negro hat die der Konvention entsprehenden militärischen Maßnahmen zur Uebernahme Dulcignos im Laufe des heutigen Tages angeordnet; der designirte Gouverneur Popovich ist bereits von hier abgereist. Derwisch Pascha hat hierher mitgetheilt, daß er persönlich die Uebergabe be- werkstelligen werde. Seitens Montenegaros sind die Delegirten der Mächte eingeladen worden, gleichzeitig mit den montene- grinishen Truppen in Dulcigno einzuziehen.

Amerika. Washington, 26. November. (W. T, B.) Nach einem dem Staatssekretär Evarts zugegangenen Tele: gramm der amerikanishen Kommission in Peking ist von den Bevollmächtigten der Vereinigten Staaten und Chinas ein Handelsvertrag und ein Vertrag, betreffend die Auswanderung, am 17. d. M. unterzeichnet worden. Jn dem Vertrage über die Auswanderung wird den Ver- einigten Staaten die Kontrole nah Maßgabe der amerika- nishen Geseße über die Einführung hinesisher Arbeiter zugestanden. Details über den Handelsvertrag sind noch nicht bekannt.

Asien. Persien. (Allg. Corr.) Aus Teheran wird den „Daily News“ berichiet, daß die Scheihs Abdullah und Abdul Gardir mit einem Theile ihrer Mannschaften türkishes Gebiet betreten haben. Dreihundert Kurdenköpfe

vom Gericht nunmehr auf den 28. k. Mts, festgeseßt worden.

sind in Tabriz angekommen, um dort ausgestellt zu werden.

Afrika. Egypten. Cairo, 24. November. Dem Reutershen Bureau wird berichtet: Das Einnahme- und Ausgabe-Budget ist nunmehr in seinen Einzeln- heiten beinahe fertig. Es wird für gewiß angenommen, daß die Ausgaben die des Vorjahres nicht übersteigen werden, da Riaz Pascha sih absolut weigert, irgend welhe Vermeh- rung der Ausgaben der verschiedenen Departements zu ge- nehmigen, deren Voranschläge die von Sir Rivers Wilson und der internationalen Liquidationskommission festgestellten Sum- men übersteigen dürsten. Die britishe Regierung bringt die Herren Carver und Royle als Mitglieder der Hülfskommission zur Reform der gemischten Tribunale 1n Egypten in BolsGlag Dex gus den Generalkonsuln zusammengeseßte Auss{huß zur Re- form der Rechtspflege wird ohne Verzug zusammentreten, und man erwartet, er werde eine baldige Entscheidung zu Gunsten der Aufrechterhaltung des status quo für ein Fahr abgeben. Baron Ring, der französische General-Konsul, ist nah Egypten zurückgekehrt. Der Khedive hat ein Dekret erlassen, welhes Mr. Alonzo Money, das englische Mitglied der Staatsschulden-Tilgungskasse, zum Mitglied der Bodensteuer- Kommission an Stelle des englishen General-Controleurs, Mr. Auckland Colvin, ernennt. Ein gleichzeitig veröffent- lihtes Dekret schafft die bisher von den Dorf-Scheiks er- hobenen Steuern ab.

Statistische Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktiengesell\chaft Abtheilurg für Unfallversicberung kamen im Monat Oktober 1880 zur Anzeige: 30 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben; 4 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr s{chweben ; 36 Unfälle, welche für die Verleßten voraussichtlih lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 634 Unfälle mit vorauésichtlib nur vorübergehender Grwerbsunfähigkeit: Summa 704 Unfälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von den an dieser Stelle mehrfach erwähnten württem -

bergishen Oberamts-Beschreibungen, welche das König- liche statistish-topographishe Bureau in Stuttgart herausgiebt (Stuttgart, Verlag von W. Kohlhammer), liegt nunmehr der 60. Band vor. Derselbe enthält die Beschreibung des Oberamts Balingen. Zu Grunde liegt das frühere ershöpfendz Schema : 1) Lage und Umfang, 2) Natürliche Beschaffenheit, 3) Einwohner, 4) Wohnorte, 5) Nahrungt stand, 6) Gesellschaftliher Zustand, 7) Geschichtliher Ueberblick und Alterthümer. Aus dem letzteren Abschnitt verdient Erwähnung, daß in dem Bezirk Balingen einst das Gesclecht der Zollern begütert gewesen ist Im Jahre 1288 theilte Graf Friedrih der Crlaucbte zwischen seinen Söhnen Friedrich dem Ritter und Friedri dem Jungen in der Weise, daß der Leßtere die Herrschaften Schalksburg und Mühlheim (im Oberamt Tuttlingen) erhielt. Dieser Giaf, vermählt mit Udelhild, Gräfin von Aichelberg- Merkenberg (daher sein Beiname von Merkenberg), gestorben um 1302, war der Begründer der Scbalkéburger Linie des zollerishen Hauses. Sein Nachkomme Graf Friedrich, gen. Mülli, verkaufte am 3, November 1403 seine Herrschaft nebs Balingen und Zubehör an Graf Cberhard den Milden von Württemberg. Die leßten Glieder dieses Scbalksburger Stammes, dessen männliche Linie mit ihm am 1. April 1408 auéstarb, haben in der Stadtkirhe zu Balingen ihre Nuhestätte gefunden, erhalten if jedoch nur der Grabstein des 1403 in jugendlihem Alter verstorbenen Grafen Friedri. Von der einst durch Natur und Kunst außerordentlich stark befestigten Schalksburg haben sich nur noch die Gräben und Wälle sowie einige vom Wald- wuchs dicht bedeckte Mauerbrocken erhalten. Das Wappen der Stadt Balingen zeigt noch heute das der zollerishen Grafen, einen in 2 \{chwarze und 2 weiße Felder getbeilten Scild, wozu, seitdem der Ort württ:mbergisch geworden, noch ein oberes fünftes Feld mit dem württem- bergisben Hirschhoin gekommen ist. Der ehemalige Besiß des zollern- hohenberzishen Zweiges ging 1381 durch Kauf an das Haus Desterreich über. Die Stadt Ebingen, welche ihm gehörte, zeigt noch das gräflich Ebohenbergisde Wappen, einen querge- theilten Scild mit einem unteren rothen und einem oberen weißen Feld, darüber jeßt das württembergishe Hirschhorn. An Alkerthümern namentlich aus römischer (z1m Theil noch wohl erk altene Röômerstraßen, Münzen- und Geräthfunde 2c.) sowie aus altgermanischer (Hügelgräber) und alemannischer Zeit (Reihengräber) ist der Bezirk durchaus nit arm, Den größeren Theil des \tatt- lichen Bandes nimmt die Beschreibung der 31 Hauptortschaften des Oberamts ein, Jn ‘einem Anhange giebt der bekannte Geologe Prof. Fraas eine Beschreibung der interessanten Linkenboldéhöhle bei Onst- mettingen, welche erst in neuerer Zeit dem Pub ikum zugängig ge- macht ist. Die dann folgenden Tabellen enthalten übersichtlib ge- ordnete Angaben üter die Verhältnisse der Einwohner, den Vieh- stand, das Flächenmaß, die Steuern 2c, Dem gleich den früheren gut ausgestatleten Bande sind außer der sorgfältigen, detaillirten Karte des Bezirks im Maßstabe von 1 zu 100000 zwei lithogra- phirte Ansichten von Balingen (von 1880 und 1643) und eine weitere von Ebingen beigcfügt. Die Beschreibungen der Kreise Neckarsulm, Künzelsau, Craileheim und Ellwangen sollen in Bälde folgen. ___— Die Schlesisbe Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau hat ihren 57. Jahresbericht ausgegeben (Breslau, G. P. Aderholz* Buchandlung). Derselbe enthält den umfangreiwen Generalberiht über die Arbeiten und Leränderungen der Gesellshaft im Jahre 1879 und giebt wieder vor der Vielsei- tigkeit der wissenschaftlihen und gemeinnützigen Bestrebungen, welche zu pflegen und fördern der Verein sih stets hat angelegen sein lassen, ein lebendiges, erfreuliches Bild. Was die äußeren Verhält- nisse der Gesellschaft betrifft, so ist zu erwähnen, daß, nachdem fie im vorhergehenden Jahre die Feier ihres 75jährigen Bestehens batte begehen können, ihr nunmehr auch die Rechte der jurististen Person, um deren Verleihung sie nachgesutt hatte, mittelst Aller- böbster Kabinets-Ordre vom 27. Januar 1879 vcrliehen worden sind. Mitglieder zählte die Gesellshaft am Ende des Jahres: 338 wirkliche einheimiscbe, 76 wirklihe auswärtige, 54 Ehren- und 210 korrespondirende Mitglieder. Präses ist Hr. Geheimer Medizinal- Rath Prof. Dr. Göôppert, zeitiger General-Sekretär Hr. Staats- anwalt von Uechtrißy. Die Sektion sür Obst- und Gartenbau zählt für sich 103 einheimishe und 300 auswärtige Mitglieder. Der leßtgenannten Sektion ist auch im Jahre 1879 von Seiten des Prov. zial - Aus\{hu}ses der Provinz Schlesien ein Beitrag von 1200 & für die Unterhaltung der Sektions-Baumschule über- wiesen und dersclbe in die Reibe der a Nigen Unterstüßungen geftellt worden, Die Thätizfeit der Gesellschaft bewegte sih în dem Verichtéjahr zumeist innerhalb der Sektionen. Von diesen hielt die naturwissenschaftlihe 9 Sitzungen, die entomclogische 6, die bota- nisbe 9 ordentliche, 1 außerordentliche, die geographische 3, die medi- zinische 19, die Sekiion für öffentlihe Gesundheitspflege 10, die für Obst- und Gartenbau 11, die historishe Sektion 14, die juristisch- staatswissenschaftliche 2, die philosophische 3, die musikalische und die arcäologishe je 1 Sipung. Die von den Sekretären erstatteten Sißungéberichte werden vollständig mitgetheilt, und über die gehal- tenen, zum Theil äußerst interessanten Vorträge eingehend referirt. Die Sammlungen und die Bibliothek der Gesellschaft haben dur Neuerwerbungen und Geschenke Bereicherung erfahren. Den verstor- benen Mitgliedern widmet Dr. Schimmelpfennig am Schlusse einen ehrenden Nehruf. Das Gesammtvcrmögen der Gesellschaft betrug 36 375 M in Effekten und 1991 4 94 &S baar.

von Julius Niedrer zu Wiesbaden

Dieselben enthalten folgende fünf Erzählungen: 1) „Der Onkel in Batavia“.

von Rüdelin.“ Eine Erzählung aus der Zeit des zweiten Kreuz- zuges 2c. von demselben. 3) „Unter dem Schirm des Höch sten.“ Eine wahrhaftize Geschichte von Armin Stein, mit 4 Abbildungen.

) „Ein armer Slovak, oder Treu auf Gottes Wegen.“ Eine Volks- und Jugender:ählung von J. Bonnet. Mit 4 Abbil- dungen. 5) „Hans Sa ch8“, ein Lebensbild aus dem Handwerkerstande von H. Oertel. Mit 4 Abbildungen. Preis pro Bändchen kar- tonnirt 75 S, gebunden einzeln à 1 A Alle 5 in einem Bande 4,35 M Diese Büthlein eignen sih recht wohl für die Volks- bibliotheken auf dem Lande, ebenso für Schülerbibliotheken, und sind denselben zur Anschaffung zu empfehlen. Jn demselben Ver- lage ist in seinem sechsunddreißigsten, auf das Jahr 1881 lautenden Jahrgange die „Spinnst ube* ershienen. Dieses von W. G. von Horn (W. Oertel) begründete Volksbuch, welches im Verein mit namhaften Volks\christsteelern von Hugo Oertel fort- geführt wird, nimmt unter den Volkskalendern, die alljährlich auf dem Büchermarkte erscheinen, seit Jahrzehnten in Deutschland eine hervorragende Stelle ein. Der Herauëgeber pflegt jedem Jahr- gange ein wohlmeinend ernstes Wort über eine im Volksleben wich- tige Zeitfrage voranzustellen, so 1877 über die Sozialdemokratie, 1878 Über die Herbergen zur Heimat, 1879 über Regeneration der Spinn- stuben. Den Jahrgang 1880 eröffnet er nah vorausgescicktem voll- ständigen, durch Mittheilungen über Maße, Gewic{t-, Münzen, Porto und dergleichen bereicherteu Kale:darium mit einem aufrufe zu würdiger Sonntagéfeier. Jn volksthümlih ge- hobencr Sprache stelt er die doppelte Bedeutung als Tag der Ruhe und der Heiligung ins Licht und giebt vortreffiiche prakt.\s{he Anweisungen bezüglih der Verwendung der freien Stun- den nah der Erbauung für Jung und Alt. Besonders verdient das über Volksspiele und über die Kirhweihen Empfohlene Beach- tung. 1881 giebt er eine beherzigen8werthe Anleitung über die ges deihlihe Pflege der Waisenkinder und bekämpft die Unsitte, die in noch zahlreihen Gemeinden besteht, die Waisenkinder an den wenigst für die Verpflegung Nehmenden zu wverstei- gern. Zwischen kleineren Aufsäßen, Räthseln und Anekdoten unter dem Titel „Altes Gold“, folgen zwei größere gut geschriebene, den Volk.ion treffende, sittli® bildende Erzäh- lungen. Der Preis für das mit einem Stahlstih und vielen Holz schnitten gezierte Buch beträgt nur 1 4 30 F. Eine willkom- mene Gabe für deutshes Familienleben werden auch die alten Jahr- gänge der „Spinnstube“ sür Haus- und Volksbibliotbeken sein. Die Verlagéhandlung giebt die Jahrgänge 1875—1880 für je 80 4, alle 6 Jahrgänge zusammen genommen für nur 4 # ab. Diese 6 Jahr- gänge der „Spinnstube“ enthalten in 85 Bogen 15 große Erzählun- gen und eine noch größere Anzahl kleinerer Aufsäge.

_— Am 14. November wurde in Rom das neue Museo Tiberino in der Via Lungara dem Publikum eröffnet. Dasselbe umfaßt alle die Gegenstände, welche bei der noch im Gange befind- liden Regulirung des Tiber zu Tage gefördert wurden. Das Museum befindet si in dem früheren botanischen Garten.

(C. Ztg.) Aus Pergamon ist eine neue frohe Botschaft angelangt. Dr, Humann hat eine marmorne Statue der Athene aufgefunden , deren Kopf freilih noch fehlt, deren Arme aber beide unverleßt sind. Man darf hoffen, in ihr ein Werk aus der s{chönen Zeit der griechischen Kunst zu besißen, denn! der Tempel der Athene, bi u die Bildsäule gefunden wurde, reiht vor die Diadochen eit

inaus,

Gewerbe und Hanödez.

Amtlichen Nachrichten zufolge ist in dem Dorfe Mamki, Kreis Warschau, tie Rinderpest ausgebrohen; daselbst sind 2 Stück Vieh gefallen und 10, theils kranke, theils verdächtige Rinder sind getödtet worden.

Der Verwaltungsrath der Stärkezucker - Fabrik- Aktiengesellschaft, vorm. Köhlmann, in Frankfurt a, O. A M Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 8 % estgeseßzt.

Hamburg, 26. November. (Nordd. Allg. Ztg.) Die heutige Versammlung der Hamburger Zollanschlußpartei war reihlich von 1500 Personen besuht. Nach eincr etwa einstündigen, von wiederholten stürmishem, minutenlang andauerndem Beifall unter- brochencn Rede des Hrn. Julius Schulze wurden nahfolgende Re- folutionckn mit allen geacn eine Stimme angenommen :

I, Das von den Faktoren der hiesigen Geseßgebung und den hiesigen Behörden feit den Jahren 1867 und 1871 geübte Verfahren hat, aller inzwischen erfolgten Vorgänge ungeachtet, au in jüngster Zeit noch Fortseßung gefunden. Ja derselben Weise, wie der Senat die in Folge der Versammlung vom 21. Mai 1867 vou fünf- hundert hamburgischen Geschäftsfirmen ibm zugegangene Supplik be- treffend Hinzuziehung St. Georgs zum Zollgebiete ohne jeglide Be- antwortung ließ, wie eine fernere Vorstellung an den Senat vom Borstande des damaligen Vereins für Zollanshluß voll- kommen unberüdcksichtigt blieb, wie der bezügli der Zollanshlußsahe im Spätherbst 1871 in der Bür:er- haft eingebrahte Antrag unerledigt von der Tagesord- vung vershwand, so hat wiederum jeßt der Senat die ihm im Namen der Laufende von Kaufleuten und Gewerbtreibenden, welche der Zollanschlußpartei angehören, am 4. September d. F. zugestell- ten Resolutionen durchaus unerwidert gelassen. Gleichfalls hat der Senat, wie aus dem Shreiben des Fürsten Reichskanzlers an 32 hiesige Bürger und hervorragende Geschäftsfirmen vom 15. Novem- ber a, c. hervorgeht, es unterlassen, Verhandlungen mit der Rei s- regierung hinsihtlih der zukünftigen, wirthscaftlihen Stellung unseres Platzes, wofür ihm die Juitiative dem Reiche gegenüber zu- steht, einzuleiten.

Die Hamburger Zollanshlußpartei vermag hierin eine richtige Würdigung der Interessen eines großen Theiles der hiesizen Be- völkerung nit zu erblicken. Wohl aber -wird durch solche Vorgänge eine tiefe Erregung herbeigeführt.

Die Versammlung beschließt, dur solhe Sachlage hierzu ge- drängt, alle weiteren Schritte an den Senat beruhen zu lassen, er- theilt dagegen ihrem Parteivorstande die Befugniß zur Anwendung aller sonst geeignet erscheinenden, staats- und reichsverfassungê- Os Mittel, welche auf die Herbeiführung des Zollanschlusses abzielen.

II, Ducch die Adresse der 32 Rheder, Importcure, Expor- teure u. st. w. an den Fürsten Bismarck vom 31. Oktober und die darauf erfolgte Antwort vom 15. November cr. is Klarheit in die Ansclußsache gebraht worden. Die Hamburger Zollanschlußpartei spricht ihre volle Zustimmung zu den für das Wohl Hamburgs unter- nommenen Schritten der erwähnten 32 Mitbürger aus. Einig mit denselben in Gefinnung und Anschauung, erklärt die Versammlung, alle weiteren Maßnahmen der 32 Unterzeichneten der beregten Adresse an den Herrn Reichskanzler niht nur sympaihish begle ten, sondern auch thatkräftig unterstüßen zu wollen. London, 26. November. (W. T. B.) In der gestrigen Woll- auktion waren australishe Schweißwollen besser.

Havre, 26. November. (W. T. B.) Wollauktion. An- eboten 2339 B., verkauft 1352 B. Gute und bessere Wollen den eptemberpreisen gegenüber 10 niedriger.

Berlin, 27. November 1880.

Das Kautionsdarlehn beim Preußischen Beamten- Verein.

Wir geben nachstehend im Anschluß an die Mittheilung über

den Preußischen Beamten-Verein zu Hannover bezw. die |

Von der ven W. O. von Horn gegründeten, im Verlage , erscheinenden Vol ks- und | Jugendbibliothek sind jeßt die Bändchen 121—125 erschienen. |

Eine javanische Geschichte, der Jugend und dem Volke | erzählt von Ottokar Schupp, mit 4 Abbildungen. 2) „Dudo |

Berliner Beamten-Vereinigung eine kurze Erläuterung der Kautionedarlehnsbedingungen des Pceußischen Beamten-Vereins, denen wir eine Vergleichung mit den Kautionsdarlehnébedingungen anderer Gesellshaften anfügen.

Der Preußische Beamten-Verein gewährt gegen V.r- pfändunz des Kautionsempfangsscheins und der Lebens- versicherungs-Police Kautionsdarlehne bis zur Hälfte, unter Umständen bis zu 2Drittel der Lebensversiherungssumme. Das Darlehn ist mit 5 °/9 zu verzinsen und außerdem 1 °/ Beitrag zum Kautionsfonds zu zahlen. An Zinsen und Beitrag sind somit im Ganzen 6 % jährlih zu entrichten, worauf jedoch die Zinsen der Kautionspapiere, welhe meistens 4 °/0 betragen, angerebnet werden. Die Darlehns\{uldner tragen das Kautionsdarlehn in vierteljähriaen Raten ab, deren Höhe in jedem einzelnen Falle mit der Direktion zu vereinbaren ist; die Raten follen dur 10 Æ theilbar sein. Für die Rate wird nur ein Minimalsaßz festgeseßt, so daß dem Schuldner größere Abzahlungen freistehen. Der Zeitraum, innerhalb dessen das ganze Darlehn ab- zutragen ist, ist verschieden; die längste Frist dafür ift auf 25 Jahre bemessen. Mit der vollen Abtragung der Darlehns\{uld wird die Kaution freies Eigenthum des Versicherten, und empfängt derselbe Kautions-Empfangschein und Lebensversicherungs- Police zurück. Die 99% Zinsen, sowie das 1/0 Beitrag zum Kautionsfonds sind stets nur von dem jedesmaligen Darlebnsrest zu entrichten, v er- ringern sich also von Quartal zu Quarta!. Ein Eintritts- geld Aufnahmegebühr wird nicht berechnet. Dagegen wird bei Hergabe des Darlehns das ausgelegte Porto erstattet, was selten einen höheren Betrag als 1 # erreicht.

__ Sämmiliche Kautionsdarlehns-S{uldner des Vereins bilden mittels des Kautionsfonds eine geschlossene Gemeinschaft. Derselbe wird aus ihren obengedaYten Beiträgen von 1% gebildet. Aus diesem Kautionsfonds werden die Verluste getragen, welche durch völlige oder theilweise Jnanspruhnahme der Kaution Seitens der Behörden entstehen. Was später von den Schuldnern, die auch nah Inansprubnahme der Schuld dem Vereiz haftbar bleiben, eingetrieben wird, fließt dem Kautionsfonds zu. Reicht der Kautionsfonds zur Deckung dieser Verluste niht aus, so kann von allen Darlehn#- nehmern eia Nacbschuß gefordert werden. Diese Bestimmung ent- spri%bt der Gegenseitigkeit des Vereins. Daß jemals ein Nacbschuß gefordert wird, ist nach sicheren Ermittelungen statistischer Art so gut wie ausgeschlossen. Der Beitrag von 1% zum Kautions- fonds ist hoch genug gegriffen, um alle eintretenden Verluste zu deden. Wenn der Kautionsfonds 5 % der gesammten noch nicht getilgten Kautionsdarlehne erreiht, kann über den Ueberscuß von der Generalversammlung des Vereins anderweit bes{blofssen werden. Es würde derselben dann z. B. freistehen diesen Uebershuß zu Erstattungen auf die von den Schuldnern gezahlten Beiträge zu verwenden oder das 1 % Beitrag für die Zukunft zu ermäßigen. Das Nähere ergeben die Bedingungen für die Gewährung von Kautions- darlehnen, welche die Direktion des Preußischen Beamten-Vereins in Hannover franco und gratis versendet.

Die Bedingungen des Preußischen Beamten-Vereins über Kautions- darlehne sind günstiger, als si: seitens irgend einer Lebensversicherung8- Anstalt den Darlehnsnehmern geboten werden,

Die Art und Weise, wie der Verein die Abtragung des Dar- lehns in vierteljährlihen Raten erfolgen läßt, für die ein Minimal- saß vereinbart wird, liegt im Interesse der Darlehnsnehmer. Alle Lebensve1sicherungs - Anstalten, welche Kautionsdarlehne gewähren, lassen dieselben dur gleihbleibende Beträge in einem Zeitraum von OLO 10/20 oder 25 Jahren amortisiren. Diese Amortisations- zahlungen sind in gleiher Weise berechnet, wie die Beiträge zu den Kapitalversicberungen des preußischen Beamtenvereins siehe dessen bezüglichen Tarif —, nämlich fo, daß die einzelnen Amortisations- beträge, mit Zins und Zinseszins zu einem Zinsfuße von 49/9 be- rechnet, am Schluß der festgesetten Amortisationsdauer dem gegebes- nen Darlehn gleich sind, Während dieser ganz-n Zeit hat aker der Schuldner das Darlehn in seiner ursprünglichen Höhe mit 5 ‘/ zu verzinsen. Die Anstalten verzinsen also dem Schuldner die von ihm auf das Darlehn geleisteten Abzahlungen nur mit 40/9, während er ihnen au auf den dadur faktish getilgten Theil seiner Schuld nach wie vor 5 9% Zinsen zahlen muß. Der Verein hingegen seßt jede vierteljährliche Ab- zahlung sofort vom Kapital ab und läßt jic die ò ‘/g Zinsen nur von dem dana verbleibenden Reste zahlen. Ferner erheben die an- deren Anstalten neben dem Eintrittsgelde siehe nahfolgende Ta- belle dauernd einen sogenannten Verwaltungskostenbeitrag von 2 °%/o, den der Verein nicht erhebt; derselbe wird bis zum Schlusse der Amortisation von der ganzen Darlehnssumme, aub von dem durch Amortisation getilgten Theile de:selben gezahlt. Dieses s % Verwaltungskosten ist, da es für den Swuldner gleih ist, unter welcher Bezeichnung er es zahlt, nichts als eine Erhöhung des Zinsfußes von 5 auf 54%.

Zur Vergleichung der Beträge, welche an den Preußischen Be- amten-Verein und die Lebensversicherungs-Gesellschaften zu zahlen sind, geben wir folgendes Beispiel. Wenn Jemand beim Preußischen Be- amten-Verein 1000 # Kautionsdarlehn erhält und dieses in zehn Jahren durch Abzahlungen von je 100 A zurückzahlt, so hat er an Zinsen zu 5°/@ und Beitrag zu 19/9 vou dem jeweiligen Darlehnsrest zu entrihten in den nacheinander folgenden Jahren je 100 A und resp. 60, 54, 48, 42, 36, 30, 24, 18, 12, 6 A Zinsen. Also er zahlt die 1000 M zurück und außerdem 330 , zusammen 1330 M

Dagegen ist, abgesehen vom Eintrittsgelde, bei den Lebensver- siherungsinstituten für 1000 f, welhe in 10 Jahren amortifirt

werden, zu zahlen:

bei der Leipziger Gesellschaft 1409,39 Æ, nämli 140,93 jährli, 1409,30 140,93

144 50

Pil E Ea bei der Magdeburger Gesellshaft 1445,00 Del Der Seuiona .. . . , 144500 144,59 Vet De Una... , , 1480 144,89 bei der Potsdamer Gesellschaft . 1520,00 152 00 bei der Victoria c LEOOVO A. Bei der Leipziger Gesellshaft und der Germania ift hierbei berücksichtigt, daß der Beitraz von 1%, zum Kautionsfonds nur vom Darlehnsreft zu entrichten ist; bei den übrigen Anstalten ist jeder Leser in der Lage, den Betrag selbst nach den Angaben in dem nachstehenden Tableau zu berechnen. Bei diesen werden nämlih auch die Beiträge zum Kautionsfonds mit 1'/, dauerad von der ursprüng- lien Darlehnsfumme ohne Absaß des dur die Amortisation ge- deten Thiils gerechnet. Außer dem Preußischen Beamten- Verein sind es nur die Leipziger Lebensversicherungs-Gesellschaft und die Germania, welche dieses 1% nur von dem nicht getilgten Reste des Darlehns nehmen.

Wir haben in nachstehender Tabelle nach den Bedingungen der deutschen G«fellshaften die wesentlichsten Bestimmungen zusammen- gestellt. Nach dem Vorstehenden wird Jeder ein klares Bild über die Billigkeit der verschiedenen Institute gewinnen können.

Eine Erläuterung aber verdient noch die Nabschußverbindlichkeit und die Gewinnvertheilung,. Die Leipziger Lebensversicheruags- Gesellschast war die erste, welche 1869 die Bedingungen für Kautions- darlehne aufstellte. Sie nahm in ihrem Regulativ eine Gewinn- vertheilung erft nach 5 Jahren in Aussfiht. Sie hatte am 31, De- zember 1878 ausgeliehen 2346 Darlehen mit 2681 757,38 A4 Von dem 1 prozentigen Beitrag für den Kautionsfonds hat sie zurück-

vergütet : i im Jahre 1875 71% der 1869 gezahlten Beträge, 1500 Vio « 180 s 1877 0% „1A 2 1878 74% , 1872 Ï 1879 e 1880 101% Ba Die Höhe dieser Rückgewähr kommt zum Theil daher, daß sie

dem Kautionsfonds Zinsen zugeschrieben hat. In den Bedingungen des Vercins ist über die Gewinnvertheilung absichtlich nichts ge-