1880 / 282 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Nov 1880 18:00:01 GMT) scan diff

man von dem projektirten Steuererlasse von 14 Millionen nur eine für die Wttwenkassen abzweige, so würden Volk und Lehrer damit sehr zufrieden sein. Dem Antrag auf kommissarische Berathung schließe er sich an ; er hoffe, daß in nächster Session die Regierung au ein Emeritirungs- und ein Schuldotations- geseß vorlegen werde. Der Abg. von Meyer - Arnswalde er- kannte an, daß eine Erhöhung der Lehrer-Wittwen-Pensionen nothwendig sei, hielt aber den von der Staatsregierung propronirten Minimalsay von 200 A für genügend. Damit könne er sih nicht einverstanden erklären, daß die Ge- meinden zu diesem Zweck mit Beiträgen herangezogen würden ; es sei Sache des Staates, die Mittel zur Erhöhung der Pen- sionen zu beschaffen. Der Regierungskommissar Geh. Ober- Regierungs-Rath von Wussow erklärte, daß die Vorlage aus den früheren Beschlüssen des Hauses hervorgegangen sei. Die bisherigen Redner hätten darin übereingestimmt, daß die Staatskasse höher heranzuziehen sei. Was in der Vor- lage den Gemeinden und Lehrern an höheren Beiträgen aufer- legt werde, könne als irgend wie drückend nicht bezeichnet werden. Die allgemeine Finanzlage mache es der Staatskasse niht möglich, mehr zu dem Zwecke der Lehrerwittwenpensionen beizusteuern, und taß die Summe von 52 000 H, die die Staatskasse nah der Vorlage beizutragen habe, aus der für die Aufbesserung der Lehrergehälter bestimmten Etatsposition genommen werde, sei vollkommen gerechtfertigt, denn die Für- jorge für die Lehrerwiltwen falle doch mit der für die Lehrer zusammen. Dem Antrage, die Vorlage an eine Kommission zu überweisen, stimme die Staatsregierung zu. Der Abg. Hollesen sprach sich für eine Erhöhung der Minimalpension aus. Der Abg. Rickert richtete an den Kultus-Minister die Bitte, seinen Einfluß auf den Finanz-Minister dahin aufzu- bieten, daß die Fonds für die Unterstüßung der Lehrer- wittwen erhöht werden. Der Abg. Schmidt-Sagan sprach ebenfalls für eine größere Heranziehung der Staatskasse zu den Beiträgen sür die Lehrerwittwen-Pensionskassen und hielt eine Erhöhung der projektirten Minimalpension von 200 M für geboten. Der Abg. Dr. Langerhans wünschte das Gesetz der Unterrichtskommission übergeben zu wissen und hielt eine Er- höhung der beabsichtigten Minimalpension für geboten. Der Abg. Dr. Franz äußerte sich in ähnlihem Sinne und machte darauf auf- mertsam, daß manan ganz unnöthigen Etatsposten, wie z. B. dem für die Schulaufsicht, sehr viel zum Zwecke der Erhöhung der Wittwenpension ersparen könne.

Hierauf wurde die Diskussion geschlossen, und nach einigen persönlichen Bemerkungen beschloß das Haus, die Vorlage der Unterrichtskommission zu überweisen.

Bei S(hluß des Blattes ging das Haus zur Berathung des Entwurss des Schlachthausgeseßes über.

Das Necht zur Erhebung des Chausseegeldes ist Allerhöchst verliehen worden : 1) unter dem 11. Oktober 1880 dem Kreise Ruppin, Regierungsbezirk Potsdam, für die neu zu erbauende Chaussee von Rheinsberg über Linow bis zur Kreisgrenze bei Kunkelberg, gegen Uebernahme der künstigen chausseemäßigen Unterhaltung derselben, nah den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom 29, Februar 1840 einshließlih der in dem leßteren enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung be- treffenden zusäßlichen Vorschriften, vorbehaltlih der Ab- änderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen. Auch sollen die dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizei-Ver- gehen auf die gedachte Straße zu Anwendung kommen ; 2) unter dem 25. Oktober 1880 dem Kreise Landsberg a. W.,, Re-

gierungsbezirk Frankfurt a. O., welcher den Bau einer Chaussee von Noßwiese nah Blockwinkel und Reißenstein bis zur Grenze des Kreises Ost-Sternberg beschlossen hat, 3) unter

dem 3. November 1880 dem Kreise Teltow, Regierungs- bezirk Potsdam, welcher eine Kreischaussee von Trebbin über Groß-Beuthen, Siethen, Ahrensdorf, Nudow und Drewitz bis zur Kreisgrenze bei der Nuthebrücke zum Anschlusse an die nad Potsdam sührende Provinzialchaussee zu erbauen beab- ichtigt.

Das Brücckengeld an der beweglihen Prahmbrüde über die Zhna bei Vier-Carlsbach ist dur einen unter dem 29, Oftober 1880 Allerhöchst vollzogenen Tarif geregelt wo1 den.

Der General-Lieutenant von Woyna, bisher Com- mandeur der 30. Division, welcher fürzlih zum Gouverneur von Mainz ernannt worden, is aus diesem Anlaß zur Ab- stattung persönlicher Meldungen von Mainz hier eingetroffen.

S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geschüße, Kom- mandant Kapt. Lt. von Schuckmann G Lam 10, Ob tober cr. in Tientsin eingetroffen.

Meckllenburg-Schwerin. Schwerin, 25. November. «In der Sißung des Landtages zu Malchin am 22. d. M. wurde vom engern Ausschusse ein an ihn gerichtetes Reskript des Großherzogs Friedrih Franz vom 30. Okcober in Betreff der im Laufe dieses Jahres resultatlos geführten Verhan- lungen wegen Modifikation der bestehenden Landesver- fassung vorgelegt. Wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, spricht der Großherzog in demselben sein Bedauern aus, daß die Verhandlungen hätten geshlossen werden müssen, weil eine Einigung auf annehmbaren Grundlagen nicht zu erreichen gewesen sei. Bei der gegenwärtigen Sachlage könne die Re- gierung sich von einer Au orderung an die Stände zu weiteren Verhandlungen keinen Erfolg versprechen. Doh werde der Großherzog es nah wie vor seine ernste Sorge sein lassen, diese wichtige An- gelegenheit zum Wohle des Landes hinauszusühren. Aus dem angeshlossenen Diarium über die Verhandlungen ergiebt si, daß die Regierung die von ihr dem außerordentlichen Land- tage von 1875 vorgelegten Grundzüge zu einer medcklenburgi- schen Landesverfassung wiederum als Grundlage der Verhand- lungen ausstellte, sich jedoch zu Aenderungen bereit erklärte, auch das Finanzkapitel einer neuen Redaktion unterzogen hatte. Die Deputation aber wollte die „ständische Basis“ festgehalten wissen und beantragte deshalb eine Rüdckehr zu der Vorlage von 1872, was von der Regierung zurückgewiesen

T welche demnächst die Berathungen als auésihtslos )LOP,

Sachsen - Meiningen - ildburghausen. Meinin- en, 26, November. (Mgdb. Ztg.) Der Landtag hat si n seinen lezten Sizungen mit dem Bericht des RNehnungs- ausschufsses über die R der Staatsrehnungen des

Jahres 1877 und mit einigen kleineren Finanzangelegenheiten beschäftigt. Der Geseßzentwurf über die juristischen Prüfungen

500 000 auf 400 000 Æ genehmigt. Die gleihe Genehmigung war auch in Weimar ertheilt worden.

Oesterreich - Ungarn. Wien, W. November. Kron- wird 12 bis 14 Tage hier verweilen. Der Kronprinz begiebt sih, wie das „Salonbl.“ meldet, dann nach Brüssel, um die Weihnachtsfeiertage bei seiner Braut zuzubringen. Erz- herzog Friedri ch sammt Gemahlin kehren am 1. Dezember nah Wien zurück, Die Erzherzoge Älbrecht und Wil- helm und die Erzherzogin Elisabeth werden am 4. oder 5, Dezember hier erwartet. |

Der „Pest. L.“ läßt sich von hier melden: Die österreihisch- ungarisch - serbischen Vertragsver- handlungen wurden heute Nachmittags in von 12 bis 3 Uhr währender Sißung fortgeseßt. Es gelangten die gegenseitigen prinzipiellen Meinungen und e¿çorderungen zur Besprehung. Der konziliante Verlauf der erhandlung ließ bei aller Erkenntniß der obschwebenden Schwierigkeiten doch schon die Anschauung zum Durchbruch gelangen, daß die Vertragsverhandlungen dicsmal einen befriedigenden Abs{luß finden dürsten. Morgen Nachmittags findet abe: mals eine Sißung statt, da auf beiden Seiten eine rasche Erledigung der Geschäfte gewünscht wird.

(W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ begrüßt die ver- fassungsmäßige Thätigkeit des morgen beginnenden Re i ch 8- rathes und betont, die Bevölkerung fei des politischen Ha- ders müde und verlange die Beseitigung der sie drückenden Uebel. Sie begehre, daß das lang verheißene Besserwerden endlih zur Wirklichkeit werde. Der hervorstechende Zug der Zeit nah Wahrung und Pflege materieller Interessen ent- springe dem Bewußtsein, daß die freiheitlihen Jdeen eine sichere Stütze in der Verfassung und den sie umgebenden Jn- stitutionen sänden und der Ueberzeugung, daß die moderne Ordnung zu tief im Volke wurzele, um für sie irgend welche Gefahren besorgen zu müssen. Dieses Bewußtsein und diese Ueberzeugung lenkten den öffentlichen Sinn zur Pflege ma- terieller Fnteressen hin. Die Vertrauensmänner des Volkes hätten keine wichtigere Sendung, als die Aufgaben ihrer Zeit richtig zu erfassen und zu lösen.

Pest, 29. November. Jm U nterhause erklärte der Justiz-Minister, die Verhandlungen wegen Abänderung der Advokatenordnung und wegen der Einführung der Civil- ehe seien so weit gediehen, daß die bezüglichen Vorlagen noch im Laufe dieser Session eingebraht werden könnten. Bei den Verhandlungen in Betreff der Neform der militärischen Strafgeseßgebung sei über die meisten Fragen eine Eini- gung erzielt worden und würde der Abschluß derselben dem- nächst erfolgen.

Agram, 27. November. Dem „Pest. L.“ berichtet man von hier: Hier herrscht fieberhafte Bauthätigkeit. Ein Rundgang durch Agram ist heute gefährlicher als je. Ueberall sind Pölzungen, welche oft die ganze Gassenbreite einnehmen. Am großen Markusplaß ist die Kommunikation nur schwer möglich, viele Gaflen sind abgesperrt. Die Ueberzeugung ist allgemein, daß dex Schaden am Privatvermögen unterschäßt wurde. Alle Hoffnung beruht auf der Gewä rung des von den hiesigen Geldinstituten angesuchten Spezialkredits von zwei Millionen, der aber auch kaum hinreichen wird, um den Bedürfnissen zu entsprechen.

Großbritannien und Zrland. London, 30. No- vember. (W. T. B.) Shaw Lefevre ist zum Ober-Kom- missar der Bauten und Trevelyan zum Sekretär der Admi- ralität ernannt worden.

Bei den heute stattgehabten Wahlen zum Parlament wurden in Renfrewshire Crum und in Clackmannan Balfour (Beide liberal) ohne Opposition gewählt.

Melbourne, 29. November. (W. T. B.) Der Kapitän und sechs Mann von der Besaßung des englischen Kriegs- hiffs „Sand fly“ sind von den Eingeborenen der Salo- monsinseln ermordet worden.

Frankreih. Paris, 29. November. (W. D. B) In der heutigen Sizung der Deputirtenkammer wurde der Geseßentwurf über den unentgeltlihen Primär-Unterriht an- genommen. Die Wahl der Komnission für die Unter- juhung der Affaire Cissey wurde auf Donnerstag festgeseßt.

Jm Senat griff bei der Berathung des Budgets des «zustiz-Ministeriums Oscar Devallée den Justiz - Minister Cazot wegen seincs Vorgehens gegen den Richterstand heftig an. Nah einer Erwiderung des Justiz-Ministers wurde das Budget des Justiz-Ministeriums genehmigt. Bei der Berathung des Budgets des Kultus-Ministeriums wurde ein Amendoment angenommen, durch welches die ursprüngliche von der Negie- rung für die Besoldung der Bischöfe eingestellte Summe wieder hergestellt wird. Die Deputirtenkammer hatte einen Theil der Summe gestrichen.

Der „Temps“ sucht unter Bezugnahme auf die in dem Gelbbuche veröffentlichten Aktenstücke nachzuweisen, daß der frühere Conseilspräsident de Freycinet stets das europäische Konzert aufrecht erhalten wollte, ohne indeß England bei feindseligen Akten gegen die Türkei zu folgen. Weiter heißt es in dem Artikel: Freycinet hätte auf der Verbindung der montenegrinishen Sache mit der griechischen bestehen können, wenn man hätte hoffen können, daß die Flottendemonstration die Türkei einshüchtern würde, was England für sicher hielt. Die Ereignisse hätten indeß diese Ansicht als irrthümlich er- wiesen. Das europäische Konzert habe zwar die Uebergabe von Dulcigno erreicht, aber es sei unter dem Triumphe er- legen. Die Anstrengung sei 0 groß und dem erzielten Re- sultate gegenüber \o unverhältnißmäßig gewesen, daß Niemand mehr davon sprechen hören wolle. Das europäische Konzert sei nien1als ein herzliches gewesen und sein Bruch durch den Fehler Englands herbeigeführt worden, welches dasselbe un- rihtigerweise von der Demonstration zur Aktion übergehen lassen wollte.

Anläßlich des heutigen Fa ureztages des Todes Lacor- daire’s fand in der Augu tinerkirhe eine Feier statt, bei welcher der Pater Montsabré eine Rede hielt, in der er den Liberalismus Lacordaire's pries und Anspielungen auf die Märzdekrete machte. Als die Menge die Kirche verließ, riefen einige: „Es lebe die Freiheit!“ Es wurden einige Verhaf- tungen vorgenommen.

Italien. Rom, 29, November, (W. T. B.) Die

wurde mit unwesentlichen Abänderungen angenommen und die Reduktion des Garantiefonds der Saalbahngesellshaft von

prinz Rudolph trifft den 1. Dezember in Wien ein und |

!' vertheidigte wiederholt die auswärtige Politik des Kabinets,

erörterte die Koalition der Gruppen gegen dieselbe und ver- langte das Votum der kompakten Majorität, damit das Kabinet die versprochenen Reformen vollenden könne. Gleih- zeitig im Namen seiner Freunde erklärte Nicotera, daß er und seine Freunde gegen das Ministerium stimmen würden. Nach einer längeren Rede des Ministers des Jnnern, Depretis, in welcher dieser die innere Politik der Regierung vertheidigte und nahwies, daß das Ministerium bei allen Gelegenheiten seine Pflicht gethan habe, wurde die Generaldebatte ge\{los}sen. Odescalchi begründet: hierauf eine Tagesordnung, in welcher Esse über die Ankunft von Communards in Jtalien für unbesriedigend erklärt werden. Martini sprah für An- nahme einer Tagesordnung, nah welcher die Kammer die Erklärungen des Ministeriums zur Kenntniß nehmen und zur Tagesordnung übergeh:n soll. Martini sprach volles Ver- trauen zu dem Ministerium aus.

Türkei. Konstantinopel, 25. November. Dem „Reutershen Bureau“ meldet man: Die von Derwis Pascha an tie Einwohner Dulcignos erlassene Pro- klamation fonstatirt, daß die Abtretung ihrer Stadt an die Montenegriner eine Verpflichtung sei, die aus einem Vertrage herrühre. Das Dokument fährt fort: „Euere Interessen und Euere Sicherheit erheischen schleunige Unterwerfung. Wenn Jhr Widerstand leistet, werdet Jhr für Euren Ungehorsam gegen die Befehle des Sultans vor Gott v. rantwortlich sein. Jh fordere Euch daher auf, Euch der endgültigen Entscheidung der Pforte zu fügen ; andernfalls werde ih den Belagerungs- zustand proklamiren im Einklange mit den mir übertragenen Gewalten, und in Uebereinstimmung mit den Pflichten, welche das Geseß mir auferlegt. Jh werde alles thun, was in meiner Macht steht, um Euch bei der Auéëwanderung aus Dulcigno zu unterstüßen, indem ih Euh mit den Mitteln zur Uebersiedelung nach türkishem Territorium versorge und jonstigen pekuniären Beistand angedeihen lasse.“

Demselben Bureau wird unterm 26. ds. telegrapirt : Die für die Uebergabe von Dulcigno unterzeichnete Kon- vention garantirt das Eigenthum der musfelmanischen Ein- wohner sowie derjenigen Personen, die in Folge der Ueber- tragung dcs Ortes an Montenegro auswandern. Die tür- kischen Verluste in dem Kampfe, welcher der Beseßung Dul- cignos durch Derwisch Pascha vorau3ging, betragen 300 Todte

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und Verwundete, während auf albanesisher Seite 400 Mann kampfunfähig wurden.

Die Pforte promulgirte heute Nachtrags- Artikel zum Strafkodex, welche die Unterdrückung politischer Verbrechen und des Hochverraths zum Zweck haben. Es verlautet, Monsignor Hassun werde nach seiner bevorstehen- den Erhebung zur Kardinalswürde seine Stellung als arme- nischer Patriarch aufgeben.

30, November. Nach einer dem „Reuterschen Bureau“ von hier zugegangenen Mittheilung begiebt sich der englische Botschafter Göschen am 8. k. M. nach London, kehrt aber im Januar k. J. auf seinen Posten in Konstantinopel zurü. L, B.) Der Fürst von Montenegro hat die in Podgorißa gefangen gebaltenen Muha- medaner ameri Derwisch Pascha, welcher, wie bereits gemeldet, unter Zurüdlassung einiger Compagnien in der Umgebung von Dulcigno nah Skutari zurückgekehrt D hat den Konsuln der Mächte die Uebergabe von Dulcigno notifizirt.

Skutari, 29. November. (W. T, B.) Die Einwoh- ner von Dulcigno sind nunmehr vollständig entwaffnet. Derwisch Pascha ist nah Vollendung seiner Mission mit den Truppen hierher zurückgekehrt und beabsichtigt nah Epirus abzumarschiren.

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Numänien. Bukarest, 29. November. Die Deputirtenkammer wählte Nosetti ihrem Präsidenten.

Galaßt, 30, November. Die europäische Donau- Kommission hat die Berathung des Schiffahrts - Regle- ments auf zwei Tage vertagt. Veranlassung dazu bot der Umstand, daß die Mächte mit der Pforte behufs Zurück- ziehung des Protestes derselben gegen die Zulassung des bul- garischen Delegirten an den Berathungen unterhandeln. Man erachtet es hier als wahrscheinli, daß der bulgarische Dele- girte niht ausgeshlossen werden wird, selbst wenn die Pforte auf ihrem Proteste beharren sollte.

Bulgarien. Sofia, 29. November. E Q. B) Ostrumelien hat die Hälfte des von Bulgarien gewährten Darlehens zurückgezahlt.

E D B) einstimmig zu

Montenegro. Cettinje, 27. Novemher. (Pest. L.) Aus Dulcigno ist heute folgender Bericht hier eingelangt :

„Gestern okkupirten die montenegrinisben Truppen von Mittaas bis Abends die Festang und die Stadt Dulcigno und die B-festi- gungen in der Umzebung. Heute bescten sie all:8 Territorium bis zum Bojanafluß. Die Notablen von Vulc'gno erwarteten die monte- negrinische Armee vor den Thoren und begleiteten sie in die Stadt. In Dulcigno i} Alles ruhig, Die Läden sind geöffnet. Heute um 10 Uhr Vormittaas bielt der montenegrinishe Ober-Kommandant Bozo Petrovics seinen Einzug in Dulcigno. Die Vertreter sämmt- liher Ortschaften und zablreiche vornehme Türken aus der Um- gebung begrüßten ihn vor dem Stadtthor und entsandten später eine Deputation in sein Quartier mit einer Huldigungsadresse an den Fürsten. Um 11 Uhr fand in der Kirce ein Tedeum statt. Um 12 Uhr wurde die montenegrinische Fahne auf der Zinne von Dul- cigno unter Kanonendonner aufgehißt. Die ausgewanderten türkischen Familien kehren zurück.“

Südamerika. (Allg. Corr.) Aus Washington wird dem Reutershen Bureau unterm 25. d. M gemeldet, die peruanische Legation habe Berichte erhalten, welche melden, daß, nahdem die Delegirten von Peru, Bolivia und Chile auf Anregung der Vereinigten Staaten zusammen- getreten, um die Friedensbedingungen zu diskutiren, Chile eine große Gebietsabtretung verlangt, welche Peru verweigert habe, worauf die Unterhandlungen abgebrohen worden seien.

Afrika. Egypten. Kairo, 25, November. Eine Depesche aus dem „Reutershen Bureau“ meldet: Der britische Generalkonsul, Mr. Malet, hat sih nach Alexandrien bege- ben, um in der morgen stattfindenden ersten allgemeinen Sibung der Hülfskommission zur Reform der gemischten Tribunale in Egypten den Vorsiy zu führen. Die Staatsschulden-Tilgungskasse hat Unifizirte Bonds im Betrage von 240 000 Pfd. Sterl. amortisirt.

Deputirtenkammer seßte heute die

: Debatte über die Jnterpellationen fort.

Der Minister-Präsident Cairoli

Statistische Nachrichten. Nach der dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Uebersicht über die Verwaltung der fiskalishen Bergwerke, ütten und Saliren im preußischen Staate während des Etats8jahrs 1879—80 stellte si die Prceduktion der fiskalischen Werke in diesem Zeitraum etwas [höher als im Jahre 1878 79; weil (wegen Verscbiebung des Recbnungsjahrs gegen das Kalenderjahr um ein Quartal) die Hälfte des Etatejahres in die günstigere Konfunktur fiel, so daß 1 Million Mark mehr zur Einnahme gelangten, als im L orgesehen war. : Me Die Ie En der Koblen-, Erz- und Steinsalzbergwerke (inklusive Kalisclze), deren Anzahl in 1879/80 47 gegen 49 in 1878/79 betrug, belief sich Mh im Jahre 1879/80 auf 156 026 129 Ctr. zum Werthe von 55 309 768 A6 S0 140 970 804 2 ¿ 04490 (09

—ifbin in 1879/80 mehr 10 049 265 Ctr. zurn Wertke ron 844 003 M. ie Zahl der beim fiskalischen Bergwerkébetriebe im Jahre 1879/80 bescâftigten Arbeiter verminderte sich wiederum gegen das Vorjahr, nämlich um s79 Köpfe; sie betrug im Jahresdurschnitt 37 257 Mann. : E Die fiskalisben Steinkohlenbergwerke förderte : im Jahre 1879/80 140 812 145 Ctr. im Weithbe von 45 171 821 A ‘dag. y, 4 LSCSACI Lo DOS L L v 44353684 ,

mithin in 1879/80 mehr 9 243 204 Ctr. imMehrwerthevon 818 137% Aus diesen Zahlen ergiebt sih eine Vermehrung der Menge der geförderten Steinkohle um 7,03%, eine Erÿ öhung des Gesammt- werthes der Förderung nur um 1/84 9%, was einem Sinken des Ein- heitépreises für den Gentner um 4,83% entspricht. : Auf den fiskalishen Steinkohlengruben wurden im Jahre 1879/80 im Jahres8durchschnitt 30 247 Mann, tas sind 485 Köpfe weniger als im Vorjahre, beschäftigt. ; : . Die Staatsbraunkohlenbergwerke Preußens licferten in 1879/80 eine Förderung von 7760911 Ctr. ¿zum Werthe von 1227 280 #4 mit 939 Arbeitern, in 1878/79 eine Förderung von 7 844 182 Ctr. zum Werthe von 1257 393 4 mit 1031 Acbeitern. Die Anzahl e Braunkohlengruben betrug in 1879/80: 8 aa der Zahl. P Die betriebenen fiskalischen Eifenerzbergwetke, deren Zahl si im Berichtejahre auf 12, d. i. 1 weniger wie im Vorjahre belief, hatten im Etatsjahre 1879/80 eine Berminderung der Förderung von 2000 146 Ctr , in 1878/79 auf 1817 559 Ctr. zu verzeinen, der Gesammlwerth der Eisenerzförderung ging wie im Vorjahre wicder erheblich zurück. Derselbe betrug 644 541 M gegen 746 80 A6 im Vorjahre, was ein Sinken des Einhei!s8werthes des Centners Eisenstein um 7,7°/9 ausmacht. Die Zahl der Arbeiter betrug 739

Produktion der übrigen Erzbergwerke belief #ich auf 1139116 Ctr. = 6 301771 M, 6,57%) mehr bezw. 6,43 %%o weniger als im Vorjahre (1 068 882 Ctr. = 6734 637 46); die Artciterzahl fank von 4790 auf 4720.

An Steinsalz wurde 1 176 929 Ctr. = 391 886 M (+ 195 616 Gtr. = 19,93% bzw. 30482 A = 8,43 9/0) gewonnen, an_Kali- falzen 3319469 Ctr. (—+ 806069 Ctr.) = 1563 470 M. {+ 560 623 M). Bei der Gewinnung von Stein- und Kalifalzen waren 612 Arbeiter (gegen 573 im Vorjahre) beschäftigt. Auf den 6 preußishen Salinen wurden in 1879/80 2 295 923 Ctr. Steinsalz im Werthe von 2644244 M hergestellt, aegen 2 218 099 Ger. und 2 548 629 A in 1878/79. Die Arbeiterzahl vermehrte sch um 23 Köpfe und betrug im Ganzen 932 Mann. i

Die Gesammtproduktion aller fisfalishen Hüttenwerke, deren im Jahre 1879/80 wie im Vorjahre 6 auf Eisen und Stahl und 8 auf andere Metalle betrieben wurden, betrug in 1879/80: 1 154 644 Ctr. und 64496 Pfd. zum Werthe von 14323736 A, und in 1878,79: 1097480 Ctr. und 71052 Pfd. zum Werthe von 15 518 970 A Die Menge lies also um 5,20 %/, der Gesammtwerth

1 ging um 7,70% zurüd. i A O preußischen fiskalischen Hüttenwerken wmden im Be- richtsjahre 2852 Arbeiter gegen 2750 Mann im Vorjahre be-

äftigt. E dem Gesammtwerthe der Produkte der fiskalischen Werke

s in 1879/80 in_1878/79 1) auf die Bergwerke inkl. Steinsalzbergwerke 75,15% 73,44% D Sleingewinnung . E 1,695, 2,19 L 3) , » Hüttenwerke 1e 2090, O) ¿ Saunen 3/99. 3,44 L 100 00/9 O

Im Ganzen wurden im fiskalischen Bergwerksbetrieb 41 95: Ar- beiter, 590 weniger als im Vorjahre besctäftigt. Der Gesundheité- zustand derselben war befriedigend. Es verunglückten mit tôdtlichem Ausgang 76 Arbeiter, d. st. 1,812 pro Mile, gegen 1,941 in 1878 bis 79. Aus den Kassen der Königlichen Steinkohlengruben zu Saarbrücken wurden 100500 G als unverzinslihe Darlehen zu Hauskauten an 67 Bergleute gewährt. Jnsgesammt haben bis zum 31. März 1880 daselbst 2236 Bergleute zu Hausbauten unverzins- liche Vorschüsse im Gesammtbetrage von 3056 550 Æ erhalten, wo- von 1941 343 M bereits wieder abgetragen waren. An Hausbau- prämien (freien Geschenken von je 840—900 4) famen im Etatsjahr 1879—80 für 69 neuerbaute Häuser 61 290 4 zur Verwendu 1g und im Ganzen sfeit 1842 für 4557 Bergmannêwohnhäuser 3 157 035 M

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesuno- heits-Amtes sind in der 47, Jahretwoche von je 1000 2-- wohnern, auf den Jahresdurchschniit berechnet, als gestorben ges meldet: in Betlin 21,7, in Breslau 32,0, in Körigsberg 20,3, in Cöln 23,9, in Frankfurt a. M. 14,4, in Hannover 17,0, in Cassel 24,9, in Magdeburg 20,0, ia Stettin 18,2, in Altona S1,4 in Straßburg 23,6, in Mey 9,2, in München 29,6, in Nürnberg 16,6, in Augsburg 17,1, in Dreéden 23,3, in Leipzig 22,8, in Stuttgart 17,0, in Braunschweig 18,9, in Karlsruhe 16,6, in Hamburg 23,4, in Wien 21,5, in Budapest 34,9, in Prag 29,7, in Triest 26,4, iz Krakau 37,6, in Basel 25,5, in Brüssel 25,8, in Paris 24,6, in Amster- dam 24,8, in Kopenhagen 19,9, in Stockholm 30,3, in Christiania 20,0, in St. Petersburg 35,8, in Warschau 28,8, in Odessa 26,9, in Bukarest 27 8, in Rom 290, in Turin 21,2, in Madzid 30,6, in Lon- don 21,2, in Glaëgow 194, in Liverpool 25,0 in Dublin 33,3, in Edinburgh 22,4, in Alexandrien (Egypten) 49,5. 7 Seer aus frühe- ren Wochen : in New-York 27,0, in Philadelphia 17,3, in St. Louis 20,0, in Chicago —, in San Francisko 19,4, in Cincinnati —, in Bombay 29,3, in Calcutta 23,6, in Madras 328. i

Wälrezd der Berichtswobe waren an den deutschen Beob- achtungéstationen westlihe und südwestliche Windrichtungen vorwte- gend, die au an einigen Stationen sturmartigen Charafter ane nahmen. An den Oft-, Nord - und Centraldentschen Stationen lief der Wind um die Mitte der Woche, mit Südreest wechselnd, nach Oft und Südost um, ging aber am Schluß der Woche in Müncen und an den mittcldeutshen Stationen na Oft und Nordost, an d¿n Oststationen na Nordwest. Die Temperatur der Luft war cine böhere und überstieg das Mo::atsmittel erheblich. Niederschläge waren häufig (in Koniß auch in T) und in Süddeutschland auch ret ergiebig. er Druck dr Luft zeigte unter dem Einfluß der stürmischen Witterung me: brfache bedeutende Shwan- kungen. Zu Ende der Woche stieg er jedo allgemein und ras.

In der Berichtsrooche blicben die Sterblichkeitéverhältnisse der meisien europäishen Großstädte, besonders der deutschen, und von diesen nameni1lic die süddeutschen, qünstige. Die allgemeine Sterb- lihkeitsverhältnißzahl für die deutshen Städte sank auf 22,2 (von 23,3 der Vorwoche, auf 1606 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Namentlich war der Antheil des Säuglingêalters an der Stertlich- keit ein geringer; von 10,000 Lebenden starben aufs Jahr be- rechnet 69 Kinder urter 1 Jahr gegen 72 der Vorwoche (in Berlin 64 gegen 81). : - :

Unter den Todesursachen zeigen die meisten Infekiionskrank- heiten kleine Nachläfse, nur diphtherische Affeltionen traten in wenig veränderter und Pocken in außerdeutshen Städten vielfach in größerer

Natlaß, in Breélau, Hamburg, Solirgen, Prag und St. Peteréburg eine Zunahme der Todet fälle. Diphtherie forderte in Berlin, Königé- berg, Danzig, Dresden, Hamburg, München, Cöln, Aachen, Strafß- burg u. a. deutshen Städten, ferner in Wien, Warfchau, Budapest zahireihe Opfer, wern auch in den 5 erstgenannten Städten cine fleine Abnahme der Epidemie ersichtlich ift. Typhöse Fieber waren in Berlin und Warschau häufiger, / kfrantungen langsam ab. Todesfälle an Flecktyphus werden aus Si. Petersburg 5, aus Posen 2, aus Amsterdam, Londcn, Valencia und §urcia je 1 gemeldet. Darmfkatarrhe der Kinder zeigen in den meisten Städten nur das gcwöhnlihe Vorkommen. Die Pocken habea in Wien, Budapest, Prag, Triest, London größere Austebaurg gewonnen, auch in Venedig und St. Péeteréburg nimmt die Zabl der Todesfälle wieder zu, in Paris und Malaga ein weniz ab, Einzelne Pockentodetfälle wurden aus Königébütte, Krakau und Alexandria (Egypten) und Odessa (2) gemeldet.

(Gem. Ztg. f. Els\.-Loth.) Besteuerung des Biers in Elsaß-Lothringen im Etatsjahr 1879/80. |

In Elsaß-Lothringen besteben zur Zeit 299 Brauereien, von welcchwen im vorgenannten Etatétjahr 225 in Betrieb gesetzt waren.

Dieselben fabrizirten 29 527 hl obergähriges Bier, 733 469 h] untergähriges Bier und 25 546 kl Dünnbier, im Ganzen 788 542 11 fast g:nau soviel wie im vorhergegangenen Etatsjahr (787 905 11).

Gegen Rüdvergütung der Biersteuer wurden 240 396 hl aus- gefübrt (größtentheils in das Zollausland). Im Vorjahre dagegen waren 282 228 hl ausg.führt worden; es ergibt siŸÿ sonach für 1879/80 eine Abnabme des Bierexportes von 41 832 11, É

Das günstigere Aubfuhrergebniß des Etattjahres 1878/79 be- ruhte zum Theil auf dem vermehrten Absate, weilen das elsäfsische Fabrikat zur Zeit der internationalen Ausstellung in Paris gefunden hatte; andererseits ift indeß nicht zu verkenncn, daß das für den Export vorwiegend in Betracht kommende Absaßzgebiet Franfreich dur die dort entstandenen großen Brauetablissements in neuerer Zeit mehr und mehr verringert wird. :

Die Einfuhr nah Elsaß-Lothringen aus den d:m deutshea Zoll- gebiet angehörenden Siaaten betrug 101 686 bl (um 4823 hl mehr als im E E Sa wurdea noch ungefähr 584 bl aus dem

ollausland eingeführt. N | 9 Zicht man von obiger Produktionêmenge zu 788 542 hl das ins Ausland au3gcführte Quanium ab, und bringt man andererseits das eingeführte Bier in Zuschlag, so ergibt si für den eigenen Konsum Gl{aß-Lothringens eine Menge von 659416 Ul], gegen 603 013 hl im vorhergegangenen Etatétjahre, Hiernah berechnet sich für 1879/80 ein Bierverbrazch von 42,5 Liter auf den Kopf der Bevölkerung, während derse:be im Vorjahre nur 39,4 Liter betragen Ma

Diese erhebliche Zunahme des Bierkonsums hängt ohne Zweifel mit den unergtebigen Weinernten der leßten Jahre zusammen. Im Vebrigen bleibt derselbe immerhin noch recht ansehnlich hintec dem Bierverbrauch im Gebiete der (rorddeutschen) Brausteuergemeinscaft zurüd, welcher sih im Etatsjahce 1878/79 auf 62,3 Liter pro Kopf

rechnet haite.

e Die B ultodazime an Bierfteuer stellte sid 1879/80 auf 1747178 MÆ.; an Vebergang8abgaben für eingeführtes Bier tamen 233877 M zur Erhebungz die Gesammteinnahme betrug sohin 1981055 M Hiervon abgezogen 552912 46 Vergütung für aus- geführtes Bier (649 124 # i. V) verbleiben als _Nettoeinnahme 1428 143 A (1 320304 Æ i. V), welchen noch 8594 Æ Licenz- gebühren der Bierbrauer hinzutreten. A

Die von den drei hôchiibesteuerten Brauereien (in Königshofen und Sthiltigheim) entrichtete Steuer beträgt zusammengenommen 395 827 A; im Vorjahre hatte {sich dieselbe auf 455 163 6 belaufen. Diesen Betriebsrückgang der Großbrauereten hat haupt{ächlih die Ab- nahme des Exportgc\chäftes herbeigeführt.

(Gem. Ztg. f. Els. - Lothr.) Dit Besteuerung des Be in Elsaß - Lothringen im Etatéjahr 1879/80. L :

Der Branntwéinbrennercibetrieb is im abgelaufenen Etatsjahr bedeutend hinter tem Vorjahr zurückgeblieben. Von den überhaupt vorhandeuen 29 871 Brennereien befanden sich nur 19 317 im Betrieb 3575 weniger als im Etatsjahr 1878/79. : j

Mehlige Stoffe (Kartoffeln, Getreide) werden in Elsaß-Lothrin- gen nur in verhältnißmäßig wenigen Brennereien nicht bedeutenden Umfangs auf Branntwein verarbeitet vorwiegend um Viehfutter zu gewinnen. Die meisten Brenner befassen sich lediglih mit dem Abbrennen selbstgewonnenen Obstes und der bei der Weinproduktion fich ergebenden Rückstände (Weintreber und flüssige Weinhefc) So haben im verflossenen Etatsjahr nur 43 Brennereien (52 im Vorjahr) Kartoffeln oder Getreide zum Abtriebe angemeldet, während die Zahl derjenigen Brennereien, welche Branntwein aus nit mchligen Stoffen erzeugten, auf 19237 (22826 i. V.) si beläuft. Unter den Leßteren E sih nur 41 Brennereien, welche einer förmlichen BetricebL- kfontrole unterworfen waren, sämmtliche übrigen brannten auf Grund abgeschlossener Fixationé verträge. Außerdem befaßten si noch 37 kleine Brennereien mit dem Abtiieb von Enzianwurzeln, 5

Der zur Versteuerung angemeldete Maishraum betrug für Kar- toffeln im Ganzen 11 044 hl und für Getreide 5744 bl um 3543 Bl und bezw. 913 h1 weniger a!s 1878/79. Im Durchschnitt entfielen sohin auf je eine im Betrieb gestandene Kartoffel- oder Getreide- brennerei 390 hl Maischraum, im Voijahr dagegen 408 b1, Dieser Rückgang im Betrieb hängt mit den ungünstigen Ernteergebnissen

usammen. R a E Bei den nihtmebligen Stoffen war der unergiebige Ausfall der 1879er Weinernte die Ursache der Vetriebsverminderung. (Erstere hat sih nach amtlihen Schätßzunaen nur auf ungefähr ein Drittel des 1878 er Ertrages belaufen. Während im Gtatsjahr 1878/79 334 420 h1 Weintreber und 41 132 b1 flüssige Weinhefe auf Brannt- wein verarbeitet worden waren, kamen in 1879/80 nur 131 223 h1 Weintr-ber und 28.419 h1 flüssige Weinhefe zur Versteuerung.

Dagegen zeigte sih lei Stein- und Kernobst eine Steigerung des Betriebs. Die Menge des besteucrten Steinobstes betrug 85 964 hl (68 048 h1 i. V.), diejenige von Kernobst und Kernobsitrebern 19 017 hl (10050 hl i. V). Aug hierbei waren die EGrrteergebnisse des Jahres 1879 von Einfluß. Dieselben lassen sich zwar an und für sh nicht als günstige bezeichnen, immerhin war jedoch der Obstertrag im Jahre 1879 ergiebiger als im Vorjahr. M

Der Abtrieb anderer nihtmebliger Stoffe ift unbedeutend und kann füglich unerörtert bleiben. Im Allgemeinen entfallen bei nicht mehligen Stoffen auf je eine im B:trieb gewesene Brennerei 142 hl versteuerte Materialien, für das Borjahr dagegen O07 Li ;

Das Steuererträgniß erfuhr unter den bezeichneten Betrie bsver- hältnissen eine bedeutende S{mälerung. An Maischraumfteuer kamen zur Erhebung: 6409 4 für Getreide (7577 „#46 i, V.); 13 052 M für Kartoffeln (17 298 #4. i. V.) und 632 M für Gnzianwurzeln (599 G i. V.). Die Materialsteuer betrug für sämmtilicbe nicht- mehlige Stoffe zusammen 226 278 M gegen 339 105 1 in 1878/79. Hiervon eu!tfielen; Auf Weintreber und flüssige Weinhefe 109 498 M (138 935 A4 weniger als im Vorjahr); auf Steinobst, Kernobst und Kerrobsttreber 111 177 (26 085 4 mehr als 1878/79). h

Die Gesammteinnahme an Branntweinsteuer stellt sich sonach auf 246 371 M; hiervon 5306 A Steuervergütung für ausgeführten Branntwein abgerechnet, verbleiben 241 065 M retto (gegen 348 832 M in 1878/79). : i

Dieser Mindereinnahme stehen bedeutende Mehreinnahmen bei der Uebergangsabgabe und dem Eingangszoll für Branntwein gegen- über. Erstere Abgabe betrug einschließlich der Ausgleichungsab- gabe für den aus Luxemburg cingeführten Branntwein g 80 864 M (52405 i, V.); an Eingayngszoll wurden erhoben 226 373 A (176 292 i. V.). Es ergiebt dies ein Gesammtaufkommen vom

Branntwein in Höhe von 548302 46, um 29227 # niedriger als 1878/79,

Häufigkeit auf. —- Die Masernepidemie in Hamburg ünd Altona ift noch nit erloschen, auch in Budapest steigt die Zahl der durch fie bedingten Todesfälle. Das SERLAHHOE zeig in Derlin, ues |

g d, Bar i m ein en | L aas i Mel, Buenien: A C Us S eterpiies Quartal des Etatsjahres in Voraussicht der einzetretenen Zollerhöhun1

Die vermehrte Einfuhr von überganzsstcuerpflihtigem Brannt- weit ist großentheils eine Folge der ¿nwlänglihen eigenen Branz? t- weinprodufktion im abgelaufenen Ftatéja,7: der höhere Anfall an Eingangézoll dagegen findet seine Erklärung darin, daß im ersten

für Spirituosen große Spekulationskäufe im Auslande {tattgefundzn

| hatten.

Zur Statistik des österreichbischen Telegraphen entnehmen wir dem 11. Heft des XX. Bandes der „Nachrichten üker

| Industrie, Handel und Verkehr aus dem Statistishen Departement in Paris nimmt die Zahl der Er- | î

im K. K. Handels-Ministerium“ folgende Angaken: Die Gesammt- länge der Staatsë-, Eisenbahn- und Privat-Telegraphen- Linien des österreitischen Staatsgebietes betrug mit Ende 1879: 34 625 89, jene der Drähte 90 999,32 km, An Telegraphen stationen standen 2506 im Betriebe, darunter 1107 Staats-, 1303 Eisenbahn- und 96 Privatstationen; das Personal ¿äblte im Ganzen 3049 Köpfe. An Apparaten waren bei den Staats-T:legraphen stationen 1788 Morse-, 64 Hugbes-, 5 Multiplex - Apparate von Meyer und 2 d’Arlincourtsche Translatoren im WBetriebe. Der Korrespondenzverkehr erreicbte an gebührenpflidtigen Depeschen 4642041 Stück, wele nh in 3215 299 aufzegebene interne, 692 561 aufgegebene internationale und 734181 angekommere internationale Telearamme \{cheiden. Dem Inhalte nah entfallen von ten aufgegebenen Telegrammen 47,6 auf Handelt- und Geschäfténachrichten, 17,9 auf Familiennariten, 9,3 auf Börsennachrichten 2c. Die Betriebseinnahmen betrugen im Jahre 1879 3 103 168 Fl., was gegen 1878 eine Zunahme von 38 846 Fl. oder um 1,3% bedeutet. Die ordentlihen Betriebs- ausaaben beliefen sich auf 3 311598 Fl, die außerordentlichen auf 86 334 Fl. Die ordentlihcn Ausçaben haben daher 1879 gegen 1878 um 120366 FI. oder um 3,5 %/% abgenommen, die außecordent- liden um 5292 Fl. oder um 6,5 9% zugenommen. Die Zahl der aufgegebenen pneumatishen Briefe betrug im Jahre 1879 im Ganzen 7875, und. der pneumatishen Karten 10731 Stück. Die Zahl der aufgegebenen und angekommenen Telegramme, pneumatishen Briefz und Karten, welhe im Jahre 1879 mittels pncumatischer Poft ¡wischen der Central-Telegraphenstation und den einzelnen Filiak- ¡tatioren der Haupt- und Residenzstadt Wien befördert wurden, be- lief fich: auf 779 787 Stü. S :

Nab dem Berichte über das Rettungéwesen in Däne- mark strandeten v-m 1. April 1879 bis 31. März d. D, a4 den dänishen Küsten im Ganzen 108 Schiffe, wovon allein auf die Ost- und Westküste von Skagen 51 entfallen. Von den Schiffen ginçcen 60 total verloren, während 48 später wieder von Grund kamen. Der Nationalität nah waren von den gestrandeten Schiffen 24 dânische, 24 deutsche 18 s{chwnedishe, 13 norwegische, 13 englische, 9 russische, 4 holländische und 3 französishe. Die Besaßung vou 57 Swtwiffen rettete sh selbst, von 27 Schiffen wurde diesilbe durch private Hülfe, von 17 dur die Rettungsapparate allein und von 7 theils dur die Rettungéapvarate, theils durch private Assistance geborgen. Bei sämmtlichen Strandungen ertrankea nur 5 Perfonen, während 545 gerettet wurden, wovon 186 dur die Rettundsappa- rate, näâmlih 38 mit Hülfe der Raketenapparate und 148 dur die Rettungsboote. Die Ausgaben für das Rettungswesen betrugen in dem genannten Verwaltungsjahre 54 984 Kronen.

Nunfst, Wissenschaft und Literatux.

Von der „Goldenen Bibel“, illustrirt von den größten Meistern, herausgegebzn von Alfred von Wu rzba ch (Zweiter Theil : Das Neue Testament), a. Ausgabe für Katholiken, b. evangelische Ausgabe (Verlag von Paul Nef in Stuttgart) sind die Lieferun- gen IV. und V. erschienen. (Preis der Lieferung 1 4 59 9.)

Die IV. Lieferung enthält: Jesus wird vom Teufel ver- \fucht. Gemalt von Ary Sch effer. Gestochen von A. Frangois. (Ary Scheffer, geboren zu Dordrechbt in Holland im Jahr 1795, Schüler P. Guerins, gestorben 1858. Berühmter Meister der \o- genannten romantishen Schule in Franfreich. Alphonse François. Zeichner und Kupferstecher zu Paris. Schüler von Henriguel-Dupont. Das Original haite ry Scheffer kurz vor seinem Tode gemalt (1856). Es ift eines der herrlichsten Gemälde, und es bedarf keines weitercn Hinweises auf den wahrhaft göttlihen Ausdruck in den Ge- sihtszügen des Heilandes, der den Versucher von sich weist. Das bedeutende Genie des Künstlers offenbart sich in der großartigsten (Bseise, Die Vervielfältigung erfolgte mit Genehmigung der Kunst- Verlagsh.¿ndlung von Goupil & Cie. in Paris.)

Jesus und das chananäische Weib. Gemalt voa Drouais. Geftccchen von Avril. (Jean-Germain Drouais, ge- boren zu Paris, den 25. November 1763, | Schüler seines Vaters, Brenets und spät.r Davids. Ging 1785 mit David nah Rom, wo er, 25 Jahre alt, am 13 Februar 1788 starb. Jean Jacques Avril der Jüngere, Zeichner und Kupfersteher. Schüler seines gleihnami- den Vaters, le Barbiers, Suvées und Bervics. Geboren zu Paris den 19, April 1771, gestorben daselbst den 8, November 1835. Das Original, welches Drouais im Jahre 1784 in Paris malte, befindet sih noch gegenwärtig im Louvre. Es erhielt den großen akademischen Preis und berechtigte zu ten glänzendsten Erwartungen. Avril hat es im Jahre 1812 gestochen.) E

Lieferung V. bringt: Die Verkündigung. Gemalt von Gentileswi. Gestohen von Bettelini. _(Horazio Gentileschi, geboren zu Pisa am 9. Juli 1562, gestorben in England im Jahre 1646, Schüler seines Bruders Aurelio, bildete sich in Rom und Genra und ging im Jahre 1623 nah England. Pietro Bettelini. Nambhafter Kupfersteher, geboren zu Lugano 1763, Schüler des G. Gandolfi und F. Bartolozzi, bildete sich später vorzugsweise nach Raphael Morghen. Gestorben in Rom 1628. Das Original be- findet fih geger. wärtig in der Galerie zu Turin und wurde von Bettelini sür das Musée français gestohen, als das Bild in

aris war.

9 Die Dane im Tempel. Gemalt von L. de Boulloguc. Gestohen von P. J. Drevet. (Louis de Boulogne der Jüngere, geboren zu Paris 1654, gestorben dasclbft den 20. No- vember 1733, Schüler Errards in Rom, arbeitete in Rom, Venedig und von 1680 in Paris. Pierre-Jmbert Drevet, Sohn des berühm- ten Pierre-Drevet, Schüler seines Vater8, den er noch übertraf, ge- borea zu Paris 1697, gestorben daselbst 1739. Der vorliegende Stich gehört zu den berühmtesten Werken der Kupfer:eherkunst und ist vielleiht ein unübertroffenes Werk des Grabsftichels. Das Origi- nal befindet sich im Chor dir Kirche Notre-Dame zu Parié.)

Die Goldene Bibel eignet sich wegen ihres gediegenen Juhalts und ihrer sauberen Ausftattung ganz besonders für den Weihnachtstisch.

Von den im Verlage e Len ar O

eitung (Leipzig, J. J. Weber) ersheinenden Bi erwerk: ,

M S L Haus“ liegt der erste Band (Preis 7 M 50 S) vor. Die Herausgeter, Hr. Albert Richter, Direktor der Ersten Bürgerschule zu Leipzig, und Hr. Ernst Lange, Lehrer ebendaselbst, wollen nach dem Vorwort: „neue Bilder bringen, welche einen geistig und sittlich bildenden Werth besißen, und dieselben mit einem Tert begleiten, der zwar auf wissenschaftlicher Grundlage beruht, dabei aber so gehalten ift, daß cr von Alt und Jang mit Vergnügen und Nutzen gelesen werden kann.“ Oer erste Band war dazu bestimmt, zu zeigen, aus wie zahlreihen Gebieten das Unternehmen seinen Stoff \{chöpfen will, wogegen die Fortseßung mehr darauf bedadt sein wird, möglist bald einzelne Ge- biete, zunächst deutshes Land und deutsche Geschichte, zu ers{chöpfen.

Hieraus erklärt sich der ebenso reiche wie mannigfache Inhalt des ersten Bandes, Er beginnt mit einer fliten Eb der norddeutschen Küste, ihres geologischen wie landschaftlichen Charakters, der Bes wohner, deren Sitten, Industrie 2c, und es folgt dann eine Reihe bezüglicher Tunstvoller Holzschnitte, zum Theil nach bekannten Drigi- nalen von Meisterhand: Das Rettungswesen (Wache auf einer Rettungsstation), Landschaften von den Pren bene rügenschen, s{les- wigschen und ostfriesishen Küsten bezw. In eln, die Bernsteinbazgerei im Kurischen Haff, Springfluth, das niedersächsishe Bauernhaus,

das Moorbrennen, die Torfgew:nnung im Oldenburgischen,

Scenen aus dem Secbadeleben 2c. Die zweite Lieferung