1880 / 293 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Dec 1880 18:00:01 GMT) scan diff

für die fünf Jahre 18 . . bis 18 . . bei der Kreiskommunalkafe zu Saarburg, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen si aus- weisenden Inhaber der Schuldverschreibung dagegen Widerspruch er- boben wird.

Saarburg, den . . ten 5

Die kreisständishe Kommission für den Saarkbrücktenbau. (Unterschriften. )

Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder der Treisftändishen Kommission können mit Lettern oder Facsimilestem- peln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhän- digen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Tie Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blatt- Breite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

. „ter Zins\chein. . „ter Zinsschein.

Anweisung.

Finanz-Ministerium.

Der Geheime Ober-Regierungs-Rath und vortragende Rath im Königlihen Ministerium für Landwirthschaft, Do- mänen und Forsten Dr. Michelly is in seiner Eigenschaft als Mitglied der Hauptverwaltung der Staatsschulden in der öffentlihen Sizung des Königlichen Ober-Verwaltungëgerichts am 1. d. M. nah Maßgabe des §8. 9 des Geseßes vom 24. Fe- bruar 1850 (G. S. S. 57) und des §. 1 des Geseßes vom 29. Januar 1879 (G. S. S. 10) vereidigt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

BerancmtmaQGuna. : j

Nah dem Statut der Louis-Boissonnet-Stiftung für Architekten und Bau-Jngenieure ist für das Jahr 1881 ein Stipendium für 3000 # zum Zweck einer größeren Studien- reise und zwar der vorgeschriebenen Reihenfolge gemäß an einen Architekten zu vergeben. Als fahwissenschaftlihe Auf-

abe hierfür is das von der Architcktur-Abtheilung in Vor- flag gebrachte und von dem Senat der Technishen Hochschule festgeseßte nachstehende Programm durh Se. Excellenz den Herrn Minister der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal- Angelegenheiten genehmigt worden :

„L) Die erhaltenen Reste der Profanbauten des deutschen Ordens und der seiner Einwirkung unterstehenden Diözesen in Ost- und Westpreußen nebst den zugehörigen kirchlichen An- [agen sind zu konstruiren. Diejenigen dieser Bauwerke, die bislang gar nit oder unzureichend publizirt sind, sollen je nach ihrer Bedeutung und ihrem gegenwärtigen Zustande ent- weder nur skizzirt und beschrieben, oder aufgemessen und ge- zeihnet werden. j E

2) Aus den so gewonnenen Resultaten sind diejenigen funsthistorishen Merkmale zusammenzustellen und zu begrün- den, welche für die gesammte bauliche Thätigkeit des Ordens charakteristisch erscheinen.

3) Die St. Jakob-Kirhe in Thorn ist als bedeutsames Beispiel der unter dem Einfluß des Ordens entstandenen Kirchenbauten speziell aufzumessen und in nachstehend bestimm- ter Weise zu zeihnen, wobei die jeßige Lage der Dächer punktirt ängegeben wird, während die ursprüngliche herzu- stellen ist.

1. Blait. 2 Grundrifse 1/100,

D Längenschnitt 1/662/,, # Längenansicht 1/662/2, Ñ Thurmfaçade mit Querschnitt 1/662/,, 7 Choransicht und zugehörige Schnitte 1/331/. Z Sonstige Details des Fnnern und Aeußern

1/331/,.

S Perspektive mit Choransicht.

Die Blätter 1, 2, 3, 4, 6, 7 sind ohne Anwendung von FFarbe oder Tusche in Strichmanier zu fertigen, so daß sie direkt für die Publikation dienen können.

Das Blatt 5 ist farbig zu liefern“.

Die Bewerber um dieses Stipendium haben an den unter- zeihneten Rektor und zwar in dessen Bureau, Schinkelplaß 6 (Bauakademiegebäude), eine Beschreibung ihres Lebenslaufs und die über ihren Studiengang und eventuell über ihre praktische Beschäftigung sprechenden Zeugnisse bis spätestens zum 31. Januar 1881 einzureihen, außerdem aber noch nach- zuweisen, daß sie die zur Aufnahme monumentaler Bauwerke nothwendige Vorübung besißen und daß sie einen wesentlichen Theil ihrer Ausbildung auf der früheren Bauakademie oder auf der Technischen Hohshule (Abtheilung für Architektur) hierselbst erlangt haben.

Berlin, den 8. Dezember 1880.

Der Rektor der Königlichen Technischen Hochschule.

H. Wiebe.

3. Plenarsiß ung des Herrenhauses, Dienstag, den 14, Dezember 1880, Mittags 12 Uhr. Tagesordnung:

Mündlicher Bericht der Kommission für Agrarverhältni}se über den Geseßentwurf, betreffend das Höfereht im Kreise Herzogthum Lauenburg. Mündlicher Bericht derselben Kom- mission über den Geseßentwurf, betreffend die Ausführung des Reichsgeseßes über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen. Einmalige Schlußberathung über den Geseßz- entwurf, betreffend die Wiederzulassung der Vermittelung der Rentenbanken zur Ablösung der Reallasten. Einmalige Schlußberathung über den Entwurf eines Ergänzungsgeseßzes zu dem Geseße vom 9. März 1872 über die den Medizinal- beamten zn gewährenden Vergütungen. Einmalige Schluß- berathung über den von der Königlichen Staatsregierung vorgelegten Rechenschastsberiht über die weitere Ausführung des Geseßes vom 19, Dezember 1869, betreffend die Konsoli- dation preußisher Staatsanleihen.

VelanntmaGunagaen auf Grund des Reich3geseßes vom 21. Oktober 1878

Auf Grund des §. 1 Absah 1 und 3 des §. 6 des Reichs- eseßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozial- emokratie vom 21, Oktober 1878 wurde von der unterzeich-

neten Landespolizeibehörde durch Verfügung vom Heutigen : Die Mitgliedschaft der sozialistishen Arbeiter- partei Deutschlands in Main verboten. Mainz, den 10. Dezember 1880. Großherzogli Hessisches Kreisamt Mainz. v. Roeder.

4°%/giges vormals Nassauishes Staaisanlehen von 7200000 FI., d. d. 30. September 1862.

Bei der am 4. d. Mt*_ stattgefundenen vierzehnten Ver- loosung der Partial-Obligatiöhen des unter Vermittelung des Bankhauses M. A. von Rothschild n. Söhne in Frankfurt a. M. negociirten 49%/gigen vormals Nassauisben Staatsanlehens von 7 200 000 ZI., d. d. 30. September 1862, sind nachverzeichnete Obli- gationen gezogen worden :

A. Zur Rüdckzahlung auf den 1. April 1881.

Litt, N. à 100 Fl. = 171 Æ 43 S Nr. 24 120 418 522 533 1088 1148 1202 1273 1283 1309 1447 1507 1517 1547 1801 1893 2182 2830 2861 3032 3406 3426 3936 3944 4003 4207 4271 4321 9905 5583 5763 5843 5938 = 34 Stück über 3400 Fl. oder 5828 Æ# 62 g.

Litt. O. à 200 FI. = 342 A 86 4 Nr. 163 173 346 552 620 712 902 919 1571 1640 1791 = 11 Stück über 2200 Fl. oder 3TT1 #% 46 d.

Litt, P. à 500 Fl. = 857 ÆA 14 S Nr. 28 54 117 283 456 613 756 820 1348 1761 1946 2074 2231 2968 3266 3502 3512 3690 4145 4950 5128 5136 5156 5265 5370 5413 5815 6219 6280 6318 6248 6398 6682 6692 6967 6987 7151 7559 7817 7847 7909 7929 = 42 Stück über 21 000 Fl. oder 35999 4 88 4.

Litt. Q. à 1000 Fl. = 1714 ÆA 29 „S Nr. 153 570 602 744 773 976 979 1164 1391 1541 1620 1786 = 12 Stück über 12000 F[. oder 20 571 A 48 §. Summa 99 Stück über 38 600 Fl. oder 66 171 M 44 S.

B. Zur Rüdckzahlung auf den 1. Oktober 1881.

Litt. N, à 100 FI. = 171 A 43 4 Nr. 36 46 469 804 994 1161]. 1284 1902 2470 2743 2774 2924 3068 3262 3701 3770 3925 3979 4278 4420 4492 4513 4529 4736 4888 4934 4943 5078 5116 5126 5485 5636 = 32 Stück über 3200 Fl. odcr 5485 M 76 P

Litt, O, à 200 Fl. = 342 Æ 86 S Nr. 228 310 333 501 580 609 791 807 1062 1130 1952= 11 Stück über 2200 Fl. oder 2c e 460

Litt. P, à 500 Fl. = 857 Æ 14 4 Nr. 127 137 448 625 792 916 1446 1534 1575 1826 2013 2040 2194 2251 2261 2409 3064 3098 3255 3348 3425 3590 3600 3779 3881 3892 4238 4984 4949 9367 5423 5472 5482 5564 5845 6109 6308 6358 6388 6575 7227 7658 = 42 Stück über 21 000 Fl. oder 35 999 6 88 9.

Litt. Q. à 1000 Fl. = 1714 29 S Nr. 6 59 425 481 680 931 937 957 1083 1159 1328 2195 2135 = 13 Stèck über 13000 FL[. oder 22285 #6 77 Summa 98 Stück über 39 400 FI. oder 67542 M 87 S.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtigt, daß tie Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum betreff-nden Rüclzahlungstermine stattfindet, bei folgenden Stellen er hoben werden können :

Bei dem Bankhause M. A. von Roths(ild u. Söhne in Frankfurt a. M., bei der Königlichen Re- gierungs-Hauptkasse in Wietba den, sowie bei jeder anderen Königlihen Regierungs-Hauptkasse, bei der Königlichen Staatsschulden-Tilgungskasse in Berlin, der Königlihen Kreiskasse in Frankfurt a. M. und den Königlichen Bezirks-Hauptkassen in Hannover, Lüneburg und Osnabrück.

Die Auszahlung erfolgt gegen Rückgabe der Obligationen mit den dazu gehörigen Zinécoupons und Talozs, und zwar bei den unter A. verzeihneten Obligationen mit den Zinécoupons Ser. Il. Nr. 2/8 und bei den unter B. verzeibneten Obligationen mit den Zinécoupons Sex. 111. Nr. 3/8 und Talons.

Der Geldbetrag der etwa fehlenden Zinscoupons wird an dem zu zahlenden Kapitale zurückbehalten.

Sollte die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorbenannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regierungs- Hauptkasie zu Wiesbaden oder bei der Königlichen Kreiskasse in Frank- furt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebs Coupons und Talons dur diese Kasse vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung eivzuserden, w&halb diese Schuldverschreibungen einige Zeit vor dem Rückzahlungstertnine eingereiht werden können.

Rückständig stnd noch aus der Verloosung:

pro 1. Oktober 1876: P. Nr. 5821.

pro 1. April 1877: N. Nr. 2847.

pro 1. Oktober 1878: N, Nr. 725 803 1048, 0. 943 1356.

pro 1. April 1879: N. Nr. 465 5162, P. 2266 5920 6999.

pro 1. Oktober 1879: N. Nr. 167 2818, P. 6096

pro 1. April 1880: N. Nr. 423 573 1295 1863- 2271 3393 3893 4725 4836, P. 440 489 807 3987, Q. 1546.

pro 1. Oktober 1880: N. Nr. 156 1170 1233 1853 1872 4179 4735 4959 5723 5742, P. 1337 1956 2174 3265 3671 5173 5417 7749, Q. 791 1091.

Wiesbaden, den 7. De:ember 1880.

Der Regierungs-Präsident. v. Wurmb.

Von den zur Rückzahlung gekündigten Schuldverschrei: ungen des Kurhefsishen Anlehens vom Jahre 1863 sind die nachstehenden, vom 1. November 1879 resp. 1. November 1880 außer Verzinsung gesetz- ten Nummern zur Einlösung noch nit präsentirt worden :

Litt, A. über 1000 Thlr.

Nr. 575 577.

Litt, B. über 500 Thlr. Nr. 327 328 329 330 333 1100 1102 1104 1106 1319 2834 3067 4421 4687 4692 5145 5520 7221 7222 7228 7229 7230 8598

8599 8600. Litt, C. über 200 Thlr.

Nr. 426 430 436 437 2006 3509 3513 3514 3515 3523 3525 3832 3836 3839 3843 3901 3903.

Litt, D, über 100 Thlr.

Nr. 201 202 204 205 206 210 212 215 224 246 247 3055 3006 3007 3010 3011 3012 3013 3014 3015 3017 3018 3020 3021 3022 3035 3038 3041 3045 3046 3047 3049 3951 5909 9918 5930 6071 6072 6073 6074 10655 10657 10658 10659 10661 10662 10670 10671 10672 10674 10681 10683 11515 11517 11518 11523 11525 11533 11534 11535 11537 11551 11554 13664 13665 13697 13700 13707 14823 14841 14848 14856 14857 14858 17462 17463 17464 17468 17482 17483 17484 17492 17497 17498 17499 18674 18698 18701 18704 18705 18707.

Cassel, den 7. Dezember 1880.

Königliche Regierungs-Haup!kafse. Schmidt. Humburg.

Nichtamiliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 13. Dezember. Beide Kaiser- lihe Majestäten wohnten gestern dem Gottesdienste im Dom bei Und dinirten bei dem Prinzen und der Prinzessin Friedrih von Hohenzollern.

Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Vormittag zunächst den Grafen Schulenburg-Hohen- berg, welcher die Orden seines verstorbenen Bruders, des Grafen Schulenburg- Altenhausen zurüczureichen die Ehre hatte, alsdann den mit der Führung der 12. Kavallerie-Bri- gade beauftragten Obersten Grafen von Häseler vom Großen Generalstabe und demnächst den Freiherrn von Riedesel, Hof- marschall des Fürsten von Bulgarien.

Nachmittags nahmen Se. Majestät einen kurzen Vortrag des Chefs des Militär-Kabinets, Generals von Albedyll ent-

egen und ertheilten dem diesseitigen Botschafter in Wien, Meitires Heinrich VII, Reuß Audienz.

Heute empfingen Se. Majestät der Kaiser den mit der Führung des Leib - Grenadier - Regiments beauftragten Flügel-Adjutanten, Obersten Grafen von Finckenstein, nahmen darauf noh andere militärische Meldungen entgegen und hörten danah den Vortrag des Chess des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski.

Nachmittags konferirten Se. Majestät mit dem König- lichen Gesandten Grafen Limburg-Stirum.

Dhreé Majestät die Kaiserin und Königtü war gestern Abend in der Sizung des geschäftsführenden Aus- {usses des Vaterländischen Frauenvereins anwesend.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sih am Sonnabend Vormittag 91/, Uhr zur Jagd nach dem Grunewald und Nachmittags 5 Uhr zum Diner zu Jhren Majestäten.

Adends um 71/4 Uhr gab Se. Kaiserliche und Königliche tatt der Kronprinz Sr. Majestät dem König und Sr. öniglihen Hoheit dem Prinzen Georg von Sachsen bei Höchst- deren Abreise das Geleit nah dem Anhalter Bahnhofe.

Um 4/2 Uhr Nachmittags hatte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz das Präsidium des Abgeordnetenhauses empfangen.

Gestern Vormittag um 10 Uhr begab Sih Se. Kaiser- liche Hoheit zum Gottesdienst nah dem Dom. Das Diner nahm Höchstderselbe bei Fhren Durchlauchten dem Prinzer und der Prinzessin Friedrich von Hohenzollern und Abends den Thee bei Jhren Majestäten ein.

Der Bericht über die vvrgestrige Sißung des S der Abgeordneten befindet sih in der Ersten eilage.

Jn der heutigen (26.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Staats-Minister von Puttkamer mit mehreren Kommissarien beiwohnte, theilte der Präsident mit, daß von dem Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten ein Nachweis über die Zahl und Lage der emcritirten Lehrer eingegangen sei. Hierauf trat das Haus in die Tagesordnung ein und seßte die zweite Berathung des Staatshaushalts- Etats pro 1881/82, und zwar des Etats des Ministeriums der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten fort (dauernde Ausgaben Kap. 117—126). Bei Tit. 1 des Kap. 117 begründete der Regierungskommissar Ministerial-Direktor Greisf die Mehrforderung einer Provinzial-Schulrathsstelle in Coblenz mit 5500 M, indem er die bedeutend gesteigerte Arbeits- last bei der betreffenden Behörde nachwies. Der Abg. Mooren sprach über die Zustände an den rheinischen Schullehrerseminaren und die damit verbundenen Uebungsshulen. Jn Kempen habe man den Religionsunterriht den rômisch-katholischen Geistlichen verboten, die Stadtschulen, die nur auf dem Wege der freien Vereinignng dem Seminar als Uebungs8- schulen überlassen worden seien, dem altkatholishen Seminar- direktor unterstellt, und dêèn Widerstand der Stadtvertretung durch Suspension des Bürgermeisters zu unterdrücken gesucht.

Der Staats-Minister von Puttkamer führte aus, daß die Staatsregierung nicht gesonnen sei, die Stadtvertretung i:1 der Ausübung ihres Rechtes zu hindern, die Stadtshulen dem Seminar als Ucbungsschulen zu kündigen. Auf dem Wege der güilichen Vereinbarung werde allerdings nochmals Alles geschehen, um die Stadt Kempen von diesem Schritt in ihrem eigenen und im_pädagogishen Jnteresse zurückzuhalten, denn kündige die Stadt die Uebungsschulen, so würde nichts ganderesübrig bleiben, als das Lehrerseminar von Kerpen wegzunehmen. Der Direktor des Seminars fühle sich selbst in dieser Stellung niht wohl und habe wiederholt beantragt, ihn in eine andere Stellung zu verseßen ; vielleiht würde die Neubeseßzung des Direktoriats die Stadt bewegen, von der Kündigung abzusehen. Der Abg. Dr. Windthorst dankte de:n Minister sür das Bemühen, auf dem Gebiet der Schule zU ändern, was er aus der Aera Falk überkommen habe. Der Abg. Mooren sprach die Ansicht aus, daß die Stadtgemeinde Kempen von der Kündigung absehen werde, wenn an de Spitze des Seminars ein römish:katholischer Direktor trete, und daß sie sih auf eine Modifikation der Verträge be- schränken werde. Nach einer kurzen Bemerkung des Abg. Platen wurde das Kap. 117 bewilligt. Kap. 118 (Prüfungskommissionen) wurde ohne Debatte b willigt ZU Kap. 119 (Universitäten) nahm der Abg. Dr. Reichen- sperger (Cöln) das Wort und tadelte in verschiedener Hinsicht das Universitätswesens: Die Ferien, die beis nahe 5 Monate im Jahre betrügen, seien zu lang. Die juristishen Studirenden genössen eine zu geringe Vorbildung, wie die Examina zeigten. Redner glaubte, daß schriftliche Klausurar beiten und die Oeffentlichkeit einzelner Examina darin eine Abhülfe schaffen könnten. Der Unsleiß der Stu- direnden der juristishen Fakultät sei offen nachweisbar ; viele beagnügten sich, die Vorlesungen zu belegen, ohne sie je zu be- suchen ; eine aktive Kontrole über den Besuch der Vor- lefunzen sei dringend nothwendig. Das Unwesen der Mensuren und der vielen Kneipereien hinderten das Studium und sei leider hon auf die Gymnajien übergegangen. Des Weiteren lenkte der Redner die Aufmerksamkeit des Ministers auf das nach seiner Ansicht unter den Professoren herrschende Coterie- wesen und die Ueberbürdung der Schüler auf den Gymnasien.

Der Staats-Minister von Puttkamer dankte dem Vor- redner für die gegebenen Anregungen. Er mache darauf aufmerksam, daß die Universitätsferien doch nicht so lang seien, als der Vorredner gealaubt habe, sie betrügen in Wahrheit nur 31/, Monate. Die Ferienzeit müsse auch den Universitätslehrern die Muße zu weiteren Studien und Pro- duktionen bieten. Betreffs der Mensuren beständen aller- dings Exzesse, denen er Schranken zu seßen für geboten halte. Die Frage, ob auf den preußishen Gymnasien eine Ueber- bürdung der Jugend stattfinde, sei in leßter Zeit viel- fah diskutirt worden und sei in ein akutes Stadium getreten, seitdem im leßten Sommer ein bekannter «Jrrenarzt eine Zunahme der Geisteskrankheiten unter den Gymnasiasten behauptet und auf die Arbeitsüberbürdung zurückgeführt habe. Die Staatsregierung habe sich desalb an die Vorstände sämmlliher öffentlihen Jrrenanstalten der Monarchie ge- wendet, um ihre Gutachten über diese Frage einzuholen. Fast sämmilihe Gutachten seien bereits eingegangen und sprächen sih fast Übereinstimmend dahin aus, daß eine Zunahme der Geisteskranken unter den Gymnasiasten und ein Einfluß der Gymnasialstudien auf die geistigen Erkrankungen absolut niht bestehe oder nachzuweisen sei. (Der Minister ver-

¡las einige Stellen aus den verschiedenen Gutachten).

Nur zwei Gutachten gäben theoretish die Möglichkeit zu, daß die Gymnasialstudien einen Einfluß auf die Geistes- kfrankheiten haben könnten. Man müsse zu den Direktoren und

Schulkollegien das Zu rauen haben, daß sie eine Ueberbürdung

nasien Schüler aus allen Ständen zugeführt werden, die körperlich und geistig niht die Widerstandsfähigkeit besizen, die die Auf- gaben der höheren Schulen nun einmal erfordern, wenn sie ihre Aufgabe lösen sollen. Dringend zu wünschen sei, daß die Familie die häuslichen Arbeiten sorgsam überwache und dem Unfug des Schülerverbindungswesens s\teuere. Der Abg. Dr. Virhow wies auf die Nothwendigkeit ciner ärztlihen Ueberwahung und Beobachtung der Scul- kinder hin. Der Unsfleiß der Studirenden beruhe auf dem ungenügenden System der Vorbereitung auf den Gymnxasien. Dieser Unselbständigkeit der jungen Studirenden gegenüber dränge sich rereits die Frage auf, ob man nicht die Lernfreiheit beschränken oder ganz beseitigen solle, bei welcher nur noch die Talente gut fortkämen, die Mittelmäßigen und Schwachen aber häufig Schiffbruch [itien. Doch sei nicht zu verkennen, welhe große Bedeu- tung die Lernfreiheit für die Entwicklung der Nation habe, und es bleibe zu wünschen, daß die Gymnasien die jungen Männer zu der sittlichen Reife vorbereiteten, die nöthig sei, um sie die Lernfreiheit ohne Schaden ertragen zu lassen. Nicht vergessen dürfe man, daß die Ableistung des Militär- dienstes den Studirenden ein ganzes Jahr des Studiums raube, und daß dem gegenüber viclleiht eine Verlänge- rung des Studiums zu empfehlen sei.

Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Dr. Perger das Wort.

Unter Abänderung und zur Ergänzung des Regula- tivs vom 22. August 1879 zu dem Gesetze über die juristi- schen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justiz- dienste vom 6. Mai 1869 hat der Justiz-Minister dur Ver- fügung vom 26. v. M. Folgendes bestimmt: 1) Die Bestim- mung des §. 7 des Regulativs, nah welcher die erste münd- liche Prüfung eine nit öffentliche ist, wird dahin abgeändert, daß es dem Vorsißenden der Prüfungskommission überlassen bleibt, für die Dauer des Geschäftsjahres, nah Anhörung der Mitglieder der Kommission, zu bestimmen, ob und in wieweit eine Oeffentlichkeit der Prüfung stattfinden soll. 2) Ueber das Gesammtergebniß einer gelungenen Prüfung ist durh Stimmen- mehrheit dahin zu entscheiden: ob die Prüfung „ausreichend“, „gut“ oder „vorzüglich“ bestanden sei. Diese Bestimmung gilt für beide juristishe Prüfungen (§8. 9 und 34 des Regulativs). 3) Kandidaten, welche sich einer Verleßung der bezüglich der selbständigen Anfertigung einer schri’tlichen Prüfungsarbeit am Schlusse derselben abzugebenden Versicherung (88. 6 und 28 des Regulativs) schuldig gemacht haben, werden von dem Justiz-Minister, je nah dem Grade der Verschuldung, auf Zeit oder für immer von der Prüfung ausgeschlossen werden. Dies gilt auch in den Fällen, wo durch Verschweigung der bei der Arbeit benußten Quellen eine Täuschung der Examinatoren beabsichtigt worden ist.

Der General-Lieutenant von Helden-Sarnowski, zznspecteur der 1. Feld-Artillerie-Fnspektion, welcher vor einigen Tagen zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen war, ist wieder abgereijt.

Der General-Lieutenant von Einem, Commandeur der 15. Division, ist aus Anlaß der Beförderung zu dieser Charge Behufs Ad°stattung persönliher Meldungen vo1 Cöln hier eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 10. Dezember. Gestern Vormittag is der Großfürst Constantin Constanti- nowitsch zu mehrtägigem Besuch bei der Herzogin Wera eingetroffen. Derselbe wird voraussihtlich Sonntag Mittag wieder abreisen, um sih an Bord seiner Fregatte in Cherbourg zu begeben.

11. Dezember. Die Kammer der Abgeordneten er- [ledigte heute den Justizetat.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 11. Dezember. (Els.- Lothr.-Ztg.) Der Landesausschuß beendete gestern die erste Lesung des Etats, dessen einzelne Titel demnächst den verschie- denen Kommissionen überwiesen wurden. Die Ver- sammlung ging sodann zum zweiten Gegenstand der Tages- ordnung, der ersten Lesung des Gesetzentwurfes, betreffend Einrichtung der oberen Forstbehörden, liber. Derselbe wurde dcr 4. Kommission überwiesen. Es folgte die erste Lesung des Geseßentwurfes, betr. die Haftbarkeit des Miethers oder Pächters für Brandschäden, Ohne weitere Diskussion, nach Ablehnung eines Antrages Kleinclaus auf Ueberweisung an eine Spezialkommission, wurde die Vorlage der 2. Kommis- sion überwiesen. Der dritte Gegenstand der Tagesordnung war die erste Lesung des Gesezentwurfes, betreffend die Aus- übung des Jagdrehts, welcher einer aus 9 Mitgliedern zu bildenden Spezialkommission überwiesen wurde. Schließlich wurden auch die Gesetzentwürfe, betreffend die Unterstüßung von dienstunfähigen Forstschußbeamten der Gemeinden und öffentlichen Anstalten sowie von Hinterbliebenen solcher Be- amten, und betreffend die öffentliche Versteigerung von Gegen- ständen des unbeweglihen Vermögens, den Kommissionen überwiesen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. Dezember. Der Kronprinz Erzherzog Rudolph is gestern früh aus Böhmen in Wien angekommen und Abends nah Gödöllö abgereist.

Pest, 9, Dezember. Der „Pol. C.“ wird gemeldet: „Die große Schlacht in der deutshen Theaterfra ge ist also ge- {lagen worden. Der hauptstädtische Munizipalaus\{huß hat in seiner heutigen Sißung, an der circa 314 Repräsentanten Theil nahmen, mit der enormen Majorität von 144 Stimmen (229 gegen 85) die Konzession für das teutshe Theater be- willigt. Hatten hon die Vorberathungen in den einzelnen Bezirken bewiesen, daß an der vorhergangigen Verweigerung der Konzession die Gleichgültigkeit gegen das {hleht geleitete deutsche Thea!er in der That weit mehr Antheil hatte als das extreme Magyarenthum, so war der heutige Beschluß der Generalversammlung ein entschiedener Protest gegen die Ge- rüchte von einer Deutschenheße in Ungarn und eine Bettätigung der Aeußerung des Minister-Präsidenten Koloman von Tisza, daß eine solhe Hege in Ungarn nit existire. Exaltirte und auf ihre Nationalität bis zum Extrem cifersüchtige Elemente giebt cs, wie überall, auch in Ungarn. Wie gering jedoch die Macht dieser Elemente ist und wie wenig es ihnen gelingt, unter der Bevölkerung Boden zu gewinnen, hat das Resultat der heutigen Sißung dargcthan. Allein auch die

l : , Agitation dieser wenigen Elemente ist nur ein Versu, der der Schüler mit häuslichen Arbeiten zu vermeiden wissen | würden. Dafür sprächen auch die praktischen Erfahrungen. Leider | sei die Erfahrung in leßter Zeit gemaht worden, daß den Gym- |

nationalen Eitelkeit zu shmeicheln. Daß eine wirklihe Deut- schenheße, eine Agitation gegen die Ungarn deutscher Zunge absolut keinen Anklang in der Bevölkerung des Landes finden würde, weiß selbst die äußerste Linke oder sogenannte Unab- hängigkeitspartei. Zu diesem Kapitel der Parteitaktik, welche auf die nationale Eitelkeit spelulirt, gehört auch die Agitation, welche ein Theil der äußersten Linken gegen die gemeinsame Armee entwickelt. Jn dieser Frage ist ihr Fiasko noch eklatanter als in der deutschen Theaterange- legenheit, in welcher sie mindestens einen Schein des Erfolges für sih in Anspruch nehmen konnte.“

Schweiz. (N. Zürch. Ztg.) Bei der Departements- vertheilung für 1881 sind nur geringe Veränderungen ein- getreten. Hr. Anderwert übernimmt als Bundespräsident das

| politische Departement; der bisherige Bundespräsident Welti

tausht mit ihm den Plaß und wird Vorsteher des cFustiz- departements ; Hr. Anderwert wird in diesem leßteren Stell- vertreter des Departementschefs. Dem neuen Vizepräsidenten Droz kommt von Rechts wegen die Stellvertretung im politischen Departement zu. Jm Uebrigen bleiben in allen Departements die nämlichen Vorsteher und die nämlichen Stellvertreter.

Großbritannien und Frland. London, 13. De- zember, (W. T. B.) Das Reutershe Bureau mel- det: Jn Folge der ernsten Lage in Irland: l auf heute unerwartet eine Sizung dcs Kabinetsraths an- beraumt. Der „Standard“ erfährt, das Kabinet werde wich- tige Beschlüsse fassen. Der Ober-Sekretär für Jrland, Forster, habe erklärt : er müsse, wenn keine Ausnahmegewalten bewl- ligt würden, die Verantwortung für die Regierung in Jrland ablel nen; es sei cin sofortiges Zusammentreten des Parla- ments möglich.

Nach einer Meldung aus Capetown, vom 9. d En Leribe-Distrikt ein auf Fourage ausgesandtes Detache- ment genöthigt gewesen, sich zurülzuziehen , nachdem es 13 Mann an Todten verloren hatte. Der Stand der An- gelegenheiten im Transvaal is fortgeseßt ein fehr ernster; die Boers rotten sih in großer Zahl zusammen und drohen, mit Gewaltmaßregeln vorzugehen. Es ist eine Proklamation veröffentlicht worden, worin die Boers auf die Folgen ihrer fortgeseßten Agitation hingewiesen werden.

Frankreich. Paris, 10. Dezember. (Cöln. Ztg.) Das Civilgericht erklärte sich heute in Sachen der Ausweisung der ¿Franziskaner, Maristen, Oblaten und Kapuziner aus den Pariser Klöstern für kompetent. Die Angelegenheit wird jeßt vor den Gerichtshof für Konflikte kommen. Die Re- gierung wird infolge verschiedener Meinungen den Geseßz- entwurf über die Eintheilung der Stadt Paris in Sektionen zurücknehmen. Die republikanische Linke des Senats berieth heute das Gese über die Reformen des Richterstandes und neigte zu der Ansicht, daß ein Einvernehmen mit der Regierung über einen Geseßentwurf, der auf Annahme im Senat rechnen dürfe, angebahnt werden müsse. Die Linke wird jedoch erst einen endgültigen Beschluß fassen, nahdem sie Einsicht in den gestern von Herold eingebrahten Geseßentwurf genommen hat. Der Geseßeutwurf Herolds, dessen Annahme im Senat betrieben wird, geht dahin, daß der Präsident der Republik nah Ver- nehmung des Staatsraths durch Dekret die Zahl der Richter aller Gerihtshöfe und die Zahl der Kammern feststellen soll, Die Vereidigungen des Richterpersonals sollen im Laufe eines Jahres erfolgen.

L Deaber (V D B) Dié DŒUtiLten- kammer sezte die Berathung des Einnahmebudgets fort und genchmigte sämmtlihe Artikel, durch welche die fiskalishen Geseße auf die Güter der Kongregationen in Anwendung gebracht werden. Baudry d’'Asson hat eine civil- und strafrechtlihe Klage gegen Gambetta und die Quä- storen der Deputirtenkammer eingereiht. Die Vertretung Baudry d’Assons in dem Prozesse hat der Senator Baragnon übernommen. Das Gerücht von dem bevorstehenden Rück- tritte des Ministers des Auswärtigen, Barthélemy St. Hilaire, und von der Ersezung desselben durh Challemel- Lacour, wird von der „Agence Havas“ als unbegründet be- zeichnet.

12. Dezember. (W. T. B.) Bei der heute in der Sorbonne stattgehabten Preisvertheilung der poly- tehnischen Gesellschaft hielt Gambetta eine Rede, in wel- cher er die Gesellschaft dazu beglückwünschte, daß sie in Be- ziehungen zu den Arbeitern getreten sei, daß sie dieselben zum Voraus wasfne gegen den Jrrthum, von welcher Seite derselbe auch kommen möge, und gegen die ei:elen und leeren Deklamationen, welche Frankreih ruhig ließen. Die Ordnung sei vollkommen gesichert. „Wir Franzosen haben Angesichts unse- rer auswärtigen und inneren Unglücksfälle den alten Menschen ausgezogen.' Die Jugend hat es gelernt si selbst zu leiten und kennt keinen anderen Ehrgeiz als den, Frankreich wieder auf seinen Plaß zu stellen durh Arbeit, durch Wissen, durch Tugend, durch Solidarität.“ Gambetta {loß seine Rede mit den Worten : „Alles für das Vaterland! für das Wissen! für den Ruhm !“ Als Gambetta die Sorbonne verließ, wurden ihm von der versammelten Menge Ovationen dargebraht. Madame Thiers ist gestorben.

Griechenland, Athen, 4. Dezember. Dem „Journal

des Débats“ wird geschrieben: „Fn Athen ist der Kriegslärm gegenwärtig groß. Die Stadt hat jeßt das Fünffache ihrer Friedensgarnison. Man begegnet auf Schritt und Tritt Ba- taillonen und Schwadronen, die zu den Üebungen ausrüdcken, Freiwilligen, die sih einreihen lassen. Der griechischen Armee fehlt jedoch noch Vieles zur Feldtüchtigkeit, vor Allem gute Unteroffiziere. Die Armee ist wohl auf dem Papiere 60 000 Mann stark, in Wahrheit stehen aber kaum 48 000 unter den Fahnen, und diese Zahl is viel zu groß für die verfügbaren Cadres, die für einen Friedensstand von 8000 Mann eingerichtet waren. Jeder Hauptmann hatte plötzlich hundert Mann und mehr unter seinem Befehle aber Niemand zur Seite, der ihm in deren Ausbildung hätte behülflih sein können. Die Griechen machen sih viele Zllusionen nicht gerade über die Tüchtigkeit ihrer Armee, wohl aber über den Krieg, den dicselbe eventuell zu führen hätte. Einige bemessen deren Leistungen nah alten Erinnerungen und faden Legenden, die meisten aber rechnen auf den Beistand Europas, der ihnen gar nicht fehlen könne.“ 5 z

1 Dm. (V. L. B) - Dex französishe Ge- sandte, Graf Mouy, hat bei der Ueberreihung feines Be- glaubigungsschreibens folgende Ansprache an den König gerichtet :

„Jodem die Regierung ver französishen Republik mir die Mis- sion ertheilte, welhe ih im Begriffe stehe bei eincm Souverän zu erfüllen, dessen erhabene Gesinnungen und hervorragende Weisheit Franireich aufs Höchste {chäßt, ist mir die Aufgabe zu Theil ge- worden, die traditionelle und dau-:rnde Freundschaft, die mein Land für Griechenland empfindet, zu repräsentiren. Ich erneuere vor Ew. Majestät bierdur die Versicherungen dieser Freundschaft. Meine Regierung, Sire, ist im Vertrauen auf die Wirksamkeit friedliber Mittel davon überzeugt, daß die legitimen Bestrebungen Griechenlands sih dur eine kluge Politik in einer wenig fernen Zukunft verwirklihen werden und zwar in Gemäßheit der Ent- \c{ließungen, welche als Basis für die europäishe Mediation gedient haben. Frankreich wird seinen Einfluß geltend machen, um diesen guten Erfolg herbeizuführen, indem es den Prinzipien der Mäßi-ung treu bleibt, welche im Orient wie überall niht aufhören werden, sein Verhalten zu [eiten Wenn es mir erlaubt ift, einem persönlichen Gefühle Ausdruck zu geben, so habe ib die Ehre, Sire, hinzuzufügen, daß i mich glüdcklid \chäte, bei der edlen griechischen Nation und ihrem erhabenen Sou- verän der Dolmetscher der Sympathien Frankreihs zu sein, und ich wage mich der Hoffnung hinzugeben, daß Ew. Majestät geruhen wird, mich während der Mission, die hier zu erfüllen ich berufen bin, durch Ihr hobes Wohlwollen zu unterstützen. Ich hake die Chre, Ew. Majestät die Schrifstüke des Herrn Präsidenten der Republik zu überreichen, dur welche ih als außerordentlicher Be- sandter und bevollmäcbtigter Minister bei Ew. Majeftät beglaubigt werde, und durch welche gleichzeitig die Mission des Herru Baron des Michels als beendet bezeihnet wird.“

Der König erwiderte auf die Ansprache mit folgenden

Worten: I bin von den Versiwerungen, die Sie mir über die tradi- tionelle Freundschaft Frankreichs für Griechenland gegeben haben, tief gerührt. Diese Versicherungen entsprechen vollkommen meinen persön- lichen Gefühlen und denjenigen, welche die griebishe Nation stte18 für die edle französische Nation gehegt hat. Griecenland hat, indem es den Rathe \{chlägen Curopas nachkam, während aller Wendungen einer so \{chwie- rigen Vergangenheit eine Politik der Beruhigung und der Mäßi- gung befolgt. Es ift von Dank erfällt gegen die Großmächte, wele in ihter Fürsorge für die Sicherung des Friedens im Orient in ciner endgiltigen und unwiderruflihen Weise die neuen Grenzen zwischen Grie&enland und der Türkei geordnet haben. Eine \ch{leu- nige Ausführung dieser Enischeidung würde ohne Zweifel das sicherste Mittel sein, um den Gefahren neuer Komplikationen im Orient vorzubeugen. Jch hoffe daber, daß Frankreich fortfahren wird, senen Einfluß geltend zu machen, um die Berwirklihung der legitimen Bestrebungen der griechischen Nation berbcizuführen. Es ist mir bes sonders angenehm, daß die Regierung der feanzösishen Republik zu ihrer Vertretung in Griechenland Sie gewählt hat, dessen Sym-e- pathiea für die griehische Nation so bekannt sind. Seien Sie ver- sichert, Herr Minister, daß Sie kei mir wie bei meiner Regierung das größte Cataegenkommen bei der Erfüllung Jhrer Mission finden werden. Mit Vergnüg-y nehme ih aus Ihrer Hand die Schrift- sttüde des Herrn Präsidenten der französishen Republik entgezen, welhe Sie als außerordentlichen Gesandten und bevoUm®ö tigten Minister bei meiner Person beglaubigen.

Türkei. Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Pforte wird in Folge der jüngsten Austlärungen von Seiten der Botschafter der Mächte Derwisch Pascha mit FJnstruktionen versehen für die Regulirung der ' Grenze des Disttilles von Dulcigno zwishen dem adriatishen Meere und dem Skutarisee jowie in Betreff des den Delegirten der Mächte zu gewähren- den Schußes. Bedri Bey wird die Pforte bei den bezüg- lihen Verhandlungen vertreten. Das VPreßbureau hat den hiesigen Zeitungen die Reproduktion des englischen Blau- buchs untersagt.

Numänien. Galaßt, 11. Dezember. (W. T. B.) Die Dona ukommission hat in ihrer gestrigen Sizung die in der vorigen Session ausgearbeitete Zusaßzakte zu der die Schiffahrt von Galag bis zum Schwarzen Meere regelnden Akte mit geringfügigen Abänderungen angenommen.

Serbien. Belgrad, 11. Dezember. Der „Pol. Corr.“ meldet man von hier: „Die Wahlen für die nächste Skupschtina-Periode werden morgen im ganzen Lande vor sich gehen. Die Regierung glaubt auf Grund der von allen Seiten einlaufenden Stimmungsberihte mit Sicherheit darauf rehnen zu dürfen, daß die Regierungspartei in der Skupschtina dur diese Wahlen zur Majorität gebracht wer- den wird. Die meisten Städte und eine große Zahl der Ge- meindebezirke haben regierungsfreundlihe Kandidaten auf- gestellt. Die Wahlen beginnen morgen um 8 Uhr Morgens und finden um 5 Uhr Abends ihren Abschluß. Der Wahl- kampf scheint ein überaus lebhafter werden zu sollen. Fn Belgrad selbst kandidirt die Regierungspartei den derzeit in Wien weilenden serbischen Delegirten für die Handelsvertrags- Verhandlungen, Neschic, und einen Schwager des Ministers Garaschanin, den Kaufmann Markovic. Die Opposition kandidirt die beiden bisherigen Vertreter Karapesic und Tersibasic.“

12. Dezember. (W. T. B.) Mit Rücksiht auf den günstigen Stand der Staatskasse im laufenden Monat ist der Betrag von 1 Million Francs nach Rußland abgesendet und damit die zweijährige Amortisirungsquote der 1876 in Rußland gemachten Anleihe nebst Zinsen beglichen worden.

13. Dezember. Bei den gestrigen Wahlen zur Skupschhtina sind die regierungsfreundlihen Kandidaten mit großer Majorität gewählt worden.

Amerika. Washington, 9. Dezember. (Alla. Corr.) Der Marine-Minister Thompson dementirt die Meldung, daß er Hrn. von Lesseps telegraphirt, er hätte das Amt des Präsidenten des amerikanishen Comités für den Bau des Panamakanals übernommen.

Der Kriegssekretär hat dem Kongreß eine Zuschrift übersandt, worin er empfiehlt, daß bezüglich des verlangten Kredits von 5 000 000 Dollars für die Vorarbeiten zur Ver- besserung des Mississippiflusses Schritte gethan werden.

Nr. 50 des Centralblatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Znhalt: Allgemeine Verwaltungssahen: Doppelrehnung der Dienstzeit der auf Südsee-Inseln stationirten Konsulatsbeamten bei der Pensionirung. Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete, Münz- und Bankwesen: Uebersicht über die Aus- prägung von Reismünzen bis Ende November 1880, Status der deutsben Notenbanken Ende November 1880. Zoll- und Steuerwesen: Errichtung ciner Zolstelle. Justizwesen: Aende- rungen im Verzeichniß der zur Einziehung von Gerichtskosten be- stimmten Stellen. Eisenbahnwesen: Eröffnung einer Bahnsftreke ; desgl. ciner Haltestelle, Marine und Schiffahrt: Beginn einer Seesteuermannsprüfung. Konsulatwesea: Ernennung.

Nr. 37 des Deutschen Handel s-Archivs, Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, enthält: Geseßgebung: Deutsches Reich: Privat-Transit-

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