1880 / 296 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Dec 1880 18:00:01 GMT) scan diff

vbgleih er nicht verkenne, daß damit Oberschlesien eine

Bevorzugung genieße, die auch anderen nothleidenden Kreisen, z. B. im Westerwald und in Westpreußen zukommen sollte. Die vorgeshlagenen Mittel zur Hebung des Schul- wesens in Oberschlesien werde er gern bewilligen, da dant einem Uebelstande abgeholfen werden könne, der besonders in den leßten Jahren klar zu Tage getreten jei. Auch mit der projektirten Regulirung der Oder und Olsa und dem Bau von Lokalbahnen könne er \ih einverstanden erklären. Be- denklih erscheine ihm aber die direkte Unterstüßung der noth- leidenden Einwohner, da ihr Hang zum Leichtsinn einen Miß- brauch der gewährten Mittel befürchten lasse. Er glaube niht, daß die Summe von 10 Millionen Mark, die zu Drainagezwecken gefordert werde, bei dem Mißtrauen der obershlesishen Bevölkerung gegen alle von der Regierung ausgehenden Neuerungen, ganz zur Verwendung gelangen werde, und beantrage, diese Summe zu verringern. Jm Weiteren brachte der Redner noch einige Bedenken von ge- ringerer Bedeutung gegen die Vorlage zur Sprache.

Der Staats-Minister Dr. Lucius legte die besonderen Verhältnisse Oberschlesiens klar, welche als die Ursachen der wiederkehrenden Nothstände anzusehen seien, und wies nah, daß der Schwerpunkt der Versuche zur Abhülfe in die land- wirthschaftlihe Melioration zu legen sei. Die leichte Theil- barkeit des Grundbesißes habe in Oberschlesien nachtheilig gewirkt, doch könne man eine allgemeine Beschränkung der Theilbarkeit nicht empfehlen, da die einmal bestehende Par- zellirung mit der Erwerbsthätigkeit der Bevölkerung eng ver- knüpft sei. Die Regierung habe reiche Mittel zu Entwässe- rungs- und Drainagezwecken gefordert, um Vollmacht zu ha- ben, nah Maßgabe des Bedürfnisses ausreichend einzugreifen ; damit sei nicht gesagt, daß alle bewilligten Mittel auth vollständig aufgebrauht werden müßten. Es sei dringend noth- wendig, daß der Verwaltung möglichst freie Hand gelassen werde, nah ihrem Ermessen helfend einzugreifen. Die bean- tragte Summe von 1 Million Mark, welche der Provinzial- hülfskasse zinsenfrei auf 20 Jahre überlassen werden solle, habe den Zweck, den Realkredit möglichst zu heben, von dem Versuche einer Besserung des Personalkredits habe man bei den großen Schwieriakeiten, die einem derartigen Unternehmen entgegenständen, Absland nehmen müssen. Auch die Einfüh- rung verschiedener Hausindustrien empfehle sich und werde beabsichtigt. Er hoffe, daß es der Regierung mit der Unter- stüßung aller oberschlesischen Bevölkerungskreise auf dem vorgeschlagenen Wege gelingen werde, die Nothstände allmäh- lih zu beseitigen.

Der Abg. Dr. Holze erklärte zunächst, daß die beabsichtigte Staatshülfe niht eine Bevorzugung Oberschlesiens, sondern eine dringende Nothwendigkeit sei, er wünsche nit, daß man der Regierung die geforderten Mittel s{hmälere, sondern ihr möglichst freie Hand lasse. Die oberschlesische Bevölkerung sei die loyalste, die es gebe, und habe keineswegs, wie behauptet sei, Mißtrauen gegen Maßregeln, die von der Regierung ausgingen. Ein Hauptübel sei die statistish nachgewiesene Uebervölkerung der Nothstandsdistrikte. Von einem Versuche, neue Haus- Ändustrien einzuführen, verspreche er sih na seiner Kenntniß der oberschlesishen Verhältnisse keinen Erfolg, derartige Ver- suche seien in Oberschlesien schon oft gescheitert. Mehr Aus- sicht habe wahrscheinlich die beabsichtigte Einführung der Flachs- kultur. Mit den beabsihtigten Bahnbauten und Fluß- _regulixungen könne erx sich einverstanden erklären. Er bitte, die Vorlagen an elne besondere Kommission zu überweisen und sie möglichst wohlwollend zu behandeln. Der Abg. Sombart beleuchtete die Einflüsse der preußischen Agrar- geseßgebung von 1811 auf die oberschlesishen Verhältnisse und fam zu dem Resultat, daß in Oberschlesien mehr wie anders wo diese Gesezgebung den Bauernstand in ein Tagelöhnerproletariat verwandelt habe. Als Ab- bülfe {lug der Redner die Schaffung einer neuen Gemeindeordnung vor, welche die Sonderung zwischen Guts- bezirk und Dorfgemeinde beseitige. Die Einführung der Erb- pacht mit einer geri:1gen Rente, die alle zwanzig Jahre viel- leiht nah den Roggenpreisen regulirt wcrden müßte, glaubte der Redner ebenfalls empfehlen zu können.

Bei Schluß des Vlattes nahm der Abg. Graf Clairon d’Haussonville das Wort.

Die Frage, unter welchen Bedingungen eine zuver- lässige Shweißung des Eisens stattfinde, ist gegen- wärtig von großer Bedeutung für die Entwickelung des Eisen- hüttenwesens in Folge der stetig steigenden Produktion von Flußeisen, einer Eisenart, deren Schweißung aus unbekannten Gründen bisher nicht hat gelingen wollen.

Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes hat ih die Lösung dieser Frage zur Aufgabe gestellt. Er hat eine Kommission von sachverständigen Technikern ernannt, welche unter dem Vorsiße des Geheimen Bergraths Dr. Wed- ding die Frage eingehend geprüft haben und zu der Ueber- zeugung gelangt sind, daß nur praktische Versuche zu einer Lösung führen können.

Die Kommission hatte sich deshalb an mehrere Hüttcn- werke gewendet und is in Folge dessen von dem Hörder Bergwerks- und Hüttenverein in Wesifalen , der Gutehoff- nungshütte in Rheinland und dem Borsigwerk in Schlesien mit einer großen Zahl geeigneter Proben verschiedener Eisen- sorten versehen worden.

Von diesen Proben is nunmehr eine ausgewählte Reihe von 115 Stück nah genauen Vorschriften und unter ganz gleihen Bedingungen in Moabit auf dem A. Borsigschen Eisenwerk geshweißt worden. Sowohl die Lieferung der Proben, als die Ausführung der Schweißarbeit ist in An- erkennung der großen Bedeutung dieser Untersuchungen von den Betheiligten unentgeltlih geschehen.

Es handelt sich nunmehr darum, die Haltbarkeit der Scweißungen im Verhältniß zur Festigkeit des Eisens zu prüfen und die sih ergebenden Resultate mit der chemischen und physikalishen Beschaffenheit der einzelnen Eisenarten zu vergleihen. Zu diesem Zwecke sind Festigkeitsproben und chemische Analysen erforderlich.

Jn Anerkennung der Bedeutung dieser Untersuchungen für die deutsche Jndustrie haben die Minister der öffentlichen Arbeiten und der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten genehmigt, daß dieselben von den hiesigen Königlichen mechaniscy-tehnishen und chemish-technishen Ver- suchsanstalten unentgeltlich ausgeführt werden.

Eine qualifizirte Urklundenfälshung, d. h. eine Urkundenfälshung, welche in der Absicht begangen wird, sih oder einem Anderen einen Vermögensvortheil zu ver- schaffen, liegt, nah einem Erkenntniß des Reichsgerichhts, I, Strafsenats, vom 21. Oktober d. S, nur dann vor, wenn

die auf den rechtêwidrigen Vermögensvortheil gerichtete Absicht bereits bei der fälshlichen Anfertigung bestanden hat.

Nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, I, Strass., vom 21. Oktober d J., ist die Fälschung einer Urkunde, welche zwar sür den Zweck, zu welchem der Thäter die Fälshung vorgenommen, nicht beweisdienlich ist, aber wohl im Falle ihrer Echtheit irgend ein anderes Rechts- verhältniß zu beweisen dienlih gewesen wäre, als Urkunden- fälshung zu betrafen.

Se. Durcthlauät der Fürst Carl von Lichnowsky, General-Major à la suite der Armee, ist hier eingetroffen.

Der General-Lieutenant von Kameke, Inspecteur Der Q, Fuß-Artillerie-Jnspektion, ist auf einige Tage mit Urlaub von Mainz hier eingetroffen.

Das „Mar.-Ver.-Bl.“ enthält folgende Nachrichten überSchiffsbewegungen: (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort) S M. S. „Ariadne“ 6/9. Callao. Leßte Nachricht von dort 7/10. (Poststation Panama.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 10/10. Tientsin. Leßte Nachricht von dort 15/10. (Poststation : Aden.) S. M.S. „Freya“ 17/9. Chefoo. Leßte Nachricht von dort 16/10. (Post- station: Hongkong.) S. M. Av. „Habicht“ 4/11. Madeira 4/11, 11/11: Porto Grande 7/11. —- naQ Capstadt. (Poststation : Melbourne.) S. M. S. „Hertha“ 28/11. Ma- deira 30/11. nach Capstadt. (Poststation: bis 22/12. Cap- stadt leßte Post 22/12. Nachmittags 121/, Uhr via Dart- mouth —, vom 23/12. cr. bis 14/1. 81. Melbourne leßte Post 14/1. 81 Nachmittags 21/3 Uhr via Brindisi.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 6/8. Apia. Leßte Nachricht von dort 14/8. (Poststation : Auckland auf Neuseeland.) S. M. Knbt. ZBUHSE 20/10. Hongkong. Leßte Nachriht von dort 20/11. (Poststation : Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 10/11. Kon- stantinopel. Lebte Nachricht von dort 5/12. (Posistation : Konstantinopel.) S. M. S. „Medusa“ Kiel 2/12. 4/12. Danzig. S. M. Av, „Möve“ 8/11. Madeira 10/11. nach Capstadt. (Poststation: Melbourne.) S. M. Kubt. „Nauti- lus“ 26/9, Melbourne. Leßte Nachricht von dort 28/10. (Poststation : Auckland auf Neuseeland.) S. M. S. „Nymphe“ 23/10. Bahia 30/10, nach Para. (Poststation: vom 16/12. bis 22/12. La Guayra leßte Post via Liver- O On œ e M 4 80 Puerto Cabello leßte Post via St. Nazaire.) S. M. S. „Victoria“ 22/10. Melinje 6/12. 6/12. Gravosa 7/12. 9/12, Malta. (Poststation: Gibraltar.) S. M. S. „Vincta“ 10/9. Chefoo. Leßte Nachricht von dort 2/10. (Poststation: Hongkong.) S M N Wol 22/8, Chisoo Leßte Nachricht von dort 30/9. (Poststation: Hongkong.)

S M S ina 19 Geschüße, Korv.-Kpt. Zirzow, ist am 28. Oktober d. J. Yokohama und __ S. M. Kanonenboot „Wolf“, 4 Geschüße, Kommdt. Korv.-Kpt, Becks, am 29, Oktober d. J. von Chefoo nach Tientsin in See gegangen.

S. M. S. „Freya“, 8 Geschüße,

S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geschüße, Kommdt. Kpt.-Lt. von Shuckmann 1., find am 1. November d. N Shanghai und

S. M. Kanonenboot „Fltis“, 4 Geschüße, Kommdt. Kpt.-Lt. Clausa, am 2. November d. J. in Canton ein- getroffen.

Kiel, 15, Dezember. (W. T. B) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich «mpfing heute die Spißen der Civilbehörden und die Vertreter der Universität.

Kommdt. von Chefoo nah

Oesterreich-Ungarn. Wien, 15. Dezember, (W. T. B.) In der heutigen Sizung des Volkswirthschaftsaus- \chusses gab der Handels-Minister Aufklärungen über die zollpolitishen Verhandlungen mit Deutschland. Es wurde beschlossen, die Mittheilungen des Ministers geheim zu halten. Der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Graf Haßbfeldt, ist heute nah Frankfurt a. M. abgereist.

Schweiz. (Bund.) Aus dem Bundesrath. Sißung vom 13. Dezember. Der s{hweizerishe Gcsandte in Nom hat unterm 10. d. M. mit dem italienischen Minister-Präsidenten eine Er- klärung ausgeweselt, durch welche die temporäre Handels- übereinfkunftmitFtalien vom 28. Januar 1879, welche im Dezember 1879 bis Ende 1880 verlängert worden ist, neuerdings, und zwar bis Ende 1881, prolongirt wird. Da der Ausliefe- rungsvertrag mit Großbritannien vom 31. März 1874 in Folge Kündigung von Seiten der Schweiz mit dem 22, d. M. abläuft, so hat Bundesrath Anderwert im Auftrage des Bun- desrathes mit dem großbritannischen Geschäftsträger die Ver- längerung desselben bis zum Jnkrafttreten des neuen Vertrags vom 26. November 1880 vereinbart,

Niedoerlande. (Cöln. Ztg.) Jn der Ersten Kammer wird das neue Strafgeseßbuch erst Anfangs nächsten «Fahres zu allgemeiner Berathung kommen. Aus Batavia fommen \ch{chlechte Nachrihten. Auf Menado ist die chinesische Ansiedelung vollständig abgebrannt; man berechnet den Schaden auf zwei Millionen, und eine noch größere Feuers- brunst hat die drei Kampongs Kromar, Sudana und Soeupur zeistört; der Schaden dieses Brandes ist noch nicht zu schätzen.

_

Der kleinste dieser Kampongs enthielt an 250 \{öne Häuser.

Großbritannien und Jrland. London, 15 Dezember. (W. T. B.) Der Premier Gladstone dinirte heute mit seiner Gemahlin bei der Königin in Windsor.

16. Vezember. (W. T. B). Das 1. Bataillon der schottischen Füsilier-Garde und das 2. Bataillon der Schüßen-Brigade sind nah Jrland beordert worden. Alle Beurlaubten der in Jrland stationirten Truppentheile sind zurückberufen und Gesuche um neue Urlaubsbewilligungen abgelehnt worden.

Die „Times“ bespriht die jüngst von der Pforte be- acksichtigte Note, betreffend die griechische Grenzfrage, und hebt dabei hervor, daß die Großmächte unzweifelhaft den Wunsch der Pforte, daß Griechenland seine Rüstungen einstelle, theilten. Dies könne aber nur geschehen, wenn die Pforte Konzessionen mache, wie solche Griechenland wieder- holt mit der Zustimmung Europas verlangt habe. Die von der Pforte im Oktober gemachten Vorschläge hätten weder Griechenland noch die europäishen Mächte befriedigen dürfen. Allein Griechenland könnte die Unterhandlungen mit der Pforte wieder aufnehmen, anstatt das Schwert zu ziehen, wenn es der wirksamen Unterstüßung Europas sicher wäre.

Die Juitiative in der griechischen Frage stehe indeß nit Eng- land, sondern noch immer Frankreich zu. England sei entschlossen, einem Kollektivbes{lusse Europas beizutreten, aber nicht allein vorzugehen. Halte es demnah Frankreih für angemessen, seine auf der Berliner Konferenz gemachten Vorschläge wieder aufzunehmen, oder neue, für Griehenland annehmbare und mit den Entscheidungen der Konferenz niht unvereinbare Be- dingungen vorzuschlagen, so würde England gemeinschaftlich. mit den übrigen Mächten die Annahme dieser Vorschläge von Seiten der Pforte durchseßzen. Jm anderen Falle bleibe nur noh der Krieg zwischen Griechenland und der Türkei übrig, an den indeß gegenwärtig noch nit zu denken sei.

Cork, 15. Dezember. (W. T. B.) Das Schwür- gericht hat Healy und Walsh, welche als Mitglieder der Landliga wegen Einshüchterung des Pächters Manning angeklagt waren, freigesprohen. Healy ist der jüngst zum Parlamentsmitgliede gewählte Privatsekretär Parnells.

Italien. Rom, 15, Dezember. (W. T. B.) Jn der jüngst erlassenen päpstlihen Encyklika an die Prälaten der katholishen Welt werden die heftigen Unbilden beklagt, denen die drei Gesellschaften: die Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens in Lyon, die Gesellshaft von der Kindheit Jesu und die Gesellschaft für orientalishe Schulen, ausgeseßt seien, welhe mächtige Stützen der römischen Propaganda fidei unß bestimmt wären, die barbarishen Völker zu unterrichten. Sodann beklagt der Papst die Schwierigkeit, welche bei der Erseßung verstorbener und bejahrter Missionäre in Folge der Heranziehung der Seminaristen zum Militärdienste eintrete, und fordert die Prälaten auf, Mittel zur Hülfe der Missionen ausfindig zu machen. Der neu ernannte päpstliche Nuntius in Wien, Kardinal Vannutelli, begiebt sih am nächsten Sonnabend auf seinen Posten.

Türkei. Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Jm Gegensaß zu anderweitigen Mittheilungen wird jeßt ge-- meldet, daß die Pforte an ihre Vertreter im Aus lande auf telegraphishem Wege ein Circular erlassen habe, worin fie um die ausgiebige Unterstüßung der Mächte zur Lösung der griechishen Frage na&hsucht.

Skutari, 14. Dezember. Dem W. „Fremdenkblatt“ meldet man: Prenk Bib Doda und Hodo Pascha wurden von den türkishen Truppen aufgegriffen und auf ein tür- lishes Kriegsschiff gebraht, welches dieselben nah Konstan- tinopel führt. Man deutet dies dahin, daß die Pforte nun mit der albanesishen Liga, nachdem diese ihre Schuldigkeit gethan, völlig brechen wolle.

Aus Ragusa, 15. Dezember, meldet „W. T. B.“: Bedri Bey hat die Angelegenheit, betreffend die Abtretung der bciden Dörfer Kaliman und Lescovaßt der Delimi- tationskommission unterbreitet. Hadgi Pascha ist zum Gouverneur von Skutari und Hamdi Pascha zum militä- rishen Kommandanten ernannten worden. Derwisch Pascha ist abgereist. Die Bergbewohner von Hottigrunda wollen ihre Munitionen nur abgeben, wenn fie die Zusicherung er- halten, daß ihr Gebiet niht an Montenegro abgetreten wird. Zur Verhinderung von Versuchen der Albanesen, das von den Montenegrinern ofkkupirte Gebiet zu beunruhigen, sind, dem Vernehmen nach, türkisherseits 17 Bataillone die neue Grenze entlang aufgestellt worden.

Aumänien. Bukarest, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Senat sowie die Deputirtenkammer sprachen mit Ein- stimmigkeit ihren Abscheu über den mörderischen A ngriff auf den Minister-Präsidenten aus und wählten Kom- missionen, welche Bratiano anläßlih seiner Rettung beglüd- wünschen sollen. Dem Minister ist von den Aerzten empfoh- len worden, noch einige Tage das Zimmer zu hüten.

Das Befinden des Minister-Präsidenten Br atiano ist befriedigend. Derselbe empfing heute viele hochgestellte Persönlichkeiten, auch gingen zahlreiche Glüdwunschtelegramme ein. Am Nachmittage begaben sich mehrere tausend Bürzer in einem feierlichen Aufzuge mit Musik und Fahnen vor die Wohnung Bratiano’s um denselben zu beglückwünschen. Als sih Bratiano mit verbundenem Kopfe am Fenster zeigte, um zu danken, wurde er von der versamntelten Menge freudig begrüßt. Es béstätigt sih, daß der Angriff auf den Minister- Präsidenten die Folge einer Verschwörung war. Mehrere ver- dächtige Personen sind verhaftet worden.

Montenegro. Cettinje, 14, Dezember. (Pol. C.) Gestern ift eine aus 11 Mitgliedern bestehende Nota blen- Deputation aus Dulcigno und Umgebung nah Cettinje abgegangen, um dem Fürsten Nikolaus von Monte- negro zu huldigen. Vier Mitolieder des albanesishen Liga- Comités in Skutari sind in Dulcigno eingetroffen, um die dortige Einwohnerschaft zur Emigration zu veranlassen. Da ihre Bemühungen fruchtlos blieben, verließen sie wieder Dul- cigno. Die montenegrinische Regierung, auf die Erhaltung freundschaftliher Beziehungen zur Pforte Werth legend, ver- hält sih diesen Agitationen gegenüber passiv.

Bulgarien. Sofia. Der „Pol. Corr.“ is ein den Stand der bulgarishen Kirchenfrage kennzeihnen- des Aktenstück mitgetheilt worden, nämlih ein vom 1. No- vember d. J. datirtes Schreiben des bulgarishen Exarchen «osef an den früheren Minister-Präsidenten und Kultus- Minister Zankow, worin der Exarh in scharfer Sprache \ih gegen den von Zankow unternommenen Versuch, die weltliche und kirhlihe Macht in einer Hand zu vereinigen, ausläßt und erklärt, daß die heil. Synode niemals einem darauf be- züglichen Weselentivuris zustimmen könnte. Die Verfassung des Fürstenthums bestimme ausdrücklih, daß die h. Synode die oberste fkirhlihe Gewalt aller orthodoxen Bulgaren ist. Der Minister möge die Ermahnungen der Kirche berüdsich- tigen und die Einberufung eines bishöflihen Konsistoriums verfügen, damit diese Angelegenheit in friedlicher Weise ge- regelt werden könnte.

Serbien. Belgrad, 13. Dezember. Der „Pol. C.“ wird von hier geschrieben: „Die Zahl der Mandate, welche die sogenannte „liberale Partei“ bei den vorgestrigen Skup- shtinawahlen erzielte, beträgt im Ganzen sieben. alle Erwartungen des Kabinets Mijatovic-Garaschanin über- treffende Wahlresultat bedeutet die vollständige Ratifikation des durh den Fürsten Milan vollzogenen Ministerwechsels durch die Bevölkerung des Landes und zuglei die Gutheißung des von dem neuen Kabinet bereits entwickelten Programms, welches bekanntlih den Ausbau der serbischen Verfassung und die Ausstattung des Landes mit allen den moder- nen Rechtsstaat charakterisirenden Einrichtungen als die nächste und dringendste Aufgabe für Serbien aufstellte. Es dürften, da man die vom Fürsten zu ernennenden

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Mitgliedèr der Skupschtina jedenfalls der Regierungspartei beizuzählen berechtigt ist, in der Skupschtina 136 Anhänger der Regierung 18 Radikalen und 7 „Liberalen“ gegenüber- stehen. Da die Radikalen in vielen Punkten mit der Regie- rung zusammengehen dürften, wird somit die Opposition eine vershwindend kleine sein. Nicht blos in Belgard allein, son- dern auch in anderen serbischen Städten hat das Bekaunt- werden dieses höchst überrashenden Wahlergebnisses zu freu- digen Manifestationen Veranlassung gegeben. Jn Belgrad durchzogen in der Naht vom Sonntag auf den Montag Mulikkapellen die Straßen, und viele Bürger improvisirten

eine Zllumination. Die Skupschtina dürfte ihre nächste Ses- sion in Belgrad halten; als Tag ihres Zusammentrittes be- zeihnet man den 24. Dezember (5. Januar).“

Nr. (0 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt : Verfügungen: Vom 7. Dezember 1880. Umwand- lungéverhältniß im Postauftragsverkehr mit dem Auslande. Vom 4. Dezember. Schluß der Post-Dampfschiffahrten auf der Linie Hambaurg-Drontheim.

Statistische Nachrichten.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu- airenden auf der Königlichen Georg-Augusts-Univer- sität zu Göttingen im Winter-Semester 1980/1. Sm vorigen Semester sind immatrikulirt gewesen (985 4- 17 =) 1002: Davon sind abgegangen 361, es sind demna gebliebea 641, hierzu sind in diesem Semester gekommen 318. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträzt daher 959. Die evangeliscz- theologische Fakultät zählt: Preußen 113, Nichtpreußen 38, zusammen 151; die juristishe Fakultät zählt: Preußen 138, Nichkpreußen 49, zusammen 187; die medizinische Fakultät zählt: Preußen 113, Nichtpreußen 36, zusammen 149; die philosophische Fafultät zählt: a. Preußen mit dem Zergniß der Reife 313, b, Preußen ohne Zeugniß der Reife nah 8. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 48, Preußen 361, e. Nichtpreußen 111, zusammen 472, im Ganzen 959, Einzelne Vorlesungen besuh-n außerdem noch 2. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 961.

Die Aufwendungen für Straßen und Wege in Elsaß- Lothringen betrugen nah der „Gemcinde-Zeitung für Elsaß- Oger während der Zeit vem 1. Januar 1878 bis 31. März 1879:

1) Für die Staatsstraßen wutden verwendct, an gewöhn- lihen Unterbaltungtkosten in Ober-Elsaß 237766 M, in Unter- Elsaß; 209 829 M, in Lothringen 440 418 #, zusammen in E!saß- Lothringen 888014 A Für Neubauten und Hauptreparaturen wur- den verausgabt im Bezirke Ober-Elsaß 15637 M, Unter-Flfaß 49 125 M, Lothringen 94289 M6, zusammen 159 052 6

2) Für die Bezirkésstraßen betrugen die Kosten der gewöhn- lin Unterhallung im Bezirke: Ober-Elsaß 152380 4, Unter- Glsaß 262 647 Æ, zusammen 415028 A Die Mittel für Unterhal- tung der Bezirksstraßen werden, wie die „Gemeinde Zeitung“ autführt, den Steuerzuschlägen entnommen, welche die Bezirke für die allge- meinen ordeutlicen Bezirksausgaben bis zu 25 9%/, des Hauptbetrages an Grund- und Personalmobiliarsteuer, 10%/4 von den vier direkten Steuern gesezlih zu erheben befugt sind. Die Aufwendungen für die Bezirksstraßen haben hiernach cinen Antbeil dieses Steuer- ertrages im Bezirke Ober-Elsaß mit 45,66 9%, Unter-Elsaß mit 69,26 %/6 in Anspruch genommen. Für Neutauten und Haupt- reparaturen wurden im Bezirke Ober-Elsaß 71 912 M, Unter-Eisaf 23 049 6, zusammen 94961 M aufgewendet.

3) Für Vizinalttraßen und Vtztnalweage À r Vizinalstraß en (Kreisstraßen) wurden an Unterhaltungsfkoften verauggabt : in Ober-Elsaß 473 600 6, in Unter-Elsaß 626 517 Mé, in Lothringen 1460121 #, zusammen in Elsaß - Lothringen 2 580 239 M Für Neubauten und Havptreparaturen wur- den für Vizinalstraßen aufzewendet im Be irke: Obet- Elsaß 205532 Æ, Unter - Elsaß 113 750 HÆ, Lothringen 444 765 Æ, zusammen 764048 A Die Gesummtausgaben tür Bizinalstraßenzwecke betruzen daher im Bezirke : Ober-Elsaß 679 133 4, Unter-Elsaß 740267 Æ, Lothringen 1924 886 M , zusammen 3 344287 # Außer diesen Beträzen wurden noch Naturalfrohnden auf die Straßen verwendet im Bezirke: L ver-Clsaß ¿zum Werthanschlage von 91 701 Æ, Unter-Elsaß (ircl. 15663 4 im Éxtraordinarium) 445 744 Æ; desgleihen im Bezirke Lothringen solche im Gefammt- anf{lage zu 388 943 M, wele leßteren in der Summe ber Geldaufwen- dungen felbst bereits inbezriffen sind; die Gefammtaufwendungen im ganzen Lande entziffern sich daber auf die Summe von 3 881 733 b, welche dem Ettrage eines Zuschlages von 44,54 4 pro Mark der vier direkten Steuern entsprecen.

Zur Aufbringung der für den Vizinalwegebau erfordcrlichen Mittel sind nah dem Gesetze zunächst die Gemeinden, beziehungs- weise kei den Vizinalstraßen die für deren Anlage und Unterhaltung eingerihneten Verbänden von so!chen, verpflichtet, sei cs, daß diesel- den je nach dem Interesse einzelner Gemeinden an gewissen Straßen- zügen abgegrenzt sind, roie im Bezirke Ober-Elsaß, oder daß die Bei- tragspfliht allen Gemeinden eines Baukreises gleihmäßig obliegt, wie dies in den Bezirken Unter-Elsaß und Lothringen der Fall ist. Die Gesammtsumme der Einnahmen für Vizinalstraßen (Gemeinde- Frohnden in Gcld und natura. gewerbliche und Privatbeiträge, Be- zirkszushüsse) betrugen in: Ober-Elsaß 760 927 M, Unter-Elaß 11107533 M, Lothringen 1781 754

B) Für gewöhnliche Vizinalwege (chemios vicinaux ordinaires) wurden zum Bau und zur Unterhaltung verausgabt in: Ober-Elsaß 385 400 #, Unter-Clsaß 593 848 M, Lothringen 722 874 M, zusammen in Elsaß-Lothringen 1 702124 4 (Diese seßten si zusammen aus: 524 254 & Gemeindebeiträge in Geld incl. Steuerzusbläge, 273 851 4 Frohnden in Geld, 789185 FFrohnden in Natur, 4368 4 gewerbliche, Privatbeiträge u. \. w., 110 463 M Bezirkszuschüsse).

Die Gesammtausgaben für Wegebauzwe cke in Elsaß-Lothrin- gen haben während der Zeit vom 1. Januar 1878 bis 31. März 1879 nah Obigem betragen: für Staatéftraßen (Ordinarium und Extracrdinarium) 1047067 4; für Bezirksstraßen 581 825 A, für Vizinalftraßen (Ordinarium und Extraordinarium eins{chl. Frohn- den) 3 881 733 A; für aewöhnliche Vizinalwege 1 702 124 M; zu- fammen 7212756 46 Es entfallen hiernach auf die taa ae 14,52 09/0, auf die Bezirksstraßen 8,07 9/4, auf die Vizinalstraßen 93,82 %/0, auf die gewöhnlichen Vizinalwege 23,50%/6 der aufgewende- ten Gesammtsumme Die durhschnittli%e Gesammtaufwendung be- rechnet sich daher in runder Summe auf einen Kilometer: bei Staatóstraßen mit 895 S, bei Bezirksstraßen mit 831 ÁM, bei Vis- zinalstraßen mit 676 M, bei gewöhnlichen Bizinalwegen 404 4, für Straßen und Wege jeder Art zusammen auf 610 4

(Allg Corr.) Den Statistiken des, Bureau Veritas*“ zufolge gingen im Monat Oktober cr. 134 Segelschiffe zu Grunde ; dar- unter 39 englische, 19 deutsche, 18 norwegische, 17 franzöfische, 12 nieder- ländische, 9 russische, 5 dänische, 5 {chwedis{e, 3 spanische, 3 italie- nische, 2 ôsterreibiscbe, 1 brasilianisches, 1 portugiesishes, Hierunter befinden sih 6 Fahrzeuge, die vermißt werden. An Dampfern gingen 11 verloren und zwar 6 englische, 2 deutsche, 2 französische und ein {wedis{er.

Washington, 15. Dezember. (W.T.B.) Nach dem von dem Dircktor der Münze erstatteten Bericht ist von den G old- und Silberbergwerken der Vereinigten Staaten in den leßten 7 Jahren für 280 Mill. Dollars Gold und für 271 Mill. Dollars Silber produzirt worden. 95 Prozent des Goldes und 61 Prozent des Silbers sind der Münze behufs Ausprägung überwiesen worden.

Kunst, IVissenschast uud Literatur.

„Hinnerk Brodecsen“ is cine Eczählung in Versen von Robert Geißler, welche der Verfasser dem Herzog Georg 11. von Sat&fen-Meiningen gewidmet hat. Die poetish2 Novellette spielt auf jenen kleinen von Friesen bewohnten Eilanden, deren \pär- lihe Bewohner tägli um die kleine Scholle, auf der sie wohnen, mit dena Meereswellen im ungleihen Kampfe riugen. Der Dichter zeibnet uns in dem Hclden der Eczählung, dem Strandvogt Hinnerk Brodersen, eine jener kräftig-ernsten Gestalten, wie sie nur die Halli- gen tragen, und läßt ihn im Kampfe mit einem vom Dichter erfun- denen tragishen Geshick mit seinem ganzen Hause untergehn. Neben biesem finden sich einige andere Halligenbewohner, denen ein [reundlichercs Schicsal beshjeden if und deren Beisammensein in idyllisher Abges&lossenheit besonders in den erften Gesängen poetisch ausgestaliet ist. Das ganze Dichirwerk durbzieht eine ernste und ge- müthoolle Stimmung, die in der vorausgeschickten Ballade „Sar- bôrde“ eine ergreifende Einleitung findet. Jedenfalls i} „Hinnerk Brodersen“ eine sehr bemerkenswerthe dichterische Leistung, die sich hoffentlich viele Freunde erwerben wird. Dieselbe ist im Verlage der Hinstorffs\chen Hofbuchhaudlung in Wismar er- \chienen.

Von den Deut schen illustrirten Volksbüchern von Bertb. Auerbach (A. Biclefelds Hofbuchhandlung in Karlsruhe) liegt die 3. Lieferung vor, die mit ansprechenden Bildern von Meyer- heim und Thumann ges{mückt i. Sie bringt zwei Erzählungen in der beliebten Weise des Verfassers der Schwarzwälder Dorf geshihten: „Der Straßen-Mathes“ und „Die Frau des Ge- [chworenen“, sowie zwei kleine ethiswe Aufsäße: „Der Erfolg ent- scheidet“ und „Was ift Humanität?“ Die Ausgabe ersceint in- 30 Lieferungen, aber um das Werk nicht auf dem Weihnachtstisch feblen zu lassen, hat die Verlagthandlung eine Ausgabe in 3 bro- {irten Bänden zu 9 4 (fein gebunden 12 4A) und in 10 kar- tonnirten, einzeln zu kaufenden Bändchen zu 1 veranstaltet.

Nat längerer Pause ist von den pla!tdeutshen Erzählungen Spledder un Spöhn (Splitter und Spähne), von Derboedck, im Verlage von Otto Drewitz hierselb|, der zweite Theil erschienen, der sih „Ut de Bläuthentid, snaksh und irnfste Vertellung“ be- titelt. Der Leser begegnet hier wieder den alten Bekannten vom ersten Bande „Ut de Hanébunkentid“ her, dem Schulmeifter Peper- furr, dem Lieutenanut Grellmann u. A,, deren mit harmlosem Reutershem Humor und mit plattdeutscer Naivetät und Gemüth- libkeit geschilderten weiteren Erlebnisse er mit Ergögen ver- folgen wird.

Repertorischer Assekuranz-Almanach von Dr, A. F. Elsner. Berlin 1881. Soeben ist der XIV. Band des Glsnerschen Assekuranz-Almanachs, in Stärke von 33 Drudtbogen er- scienen, für dessen Inhalt das altangewendete System beibehalten worden ist. Das Werk zerfällt in sieben Hauptabtheilungen, näm- lih: Historisbe Aphorismen, Allgemeine Praktika, Spzzielle Praktika, Braydursachea, Medizinishes, Geseßgebung (scweit dieselbe auf das Versicherungêwesen Bezug hat, resp. in Europa und Amerika seit dem Abschluß des Band XIII, dieses Almanas erweitert oder ab- geändert worden ist), endlich Staaitsoersicheru:g in Frankrei und England, die bei dem gegenwärtigen Bestreben, die Assekuranz zu veritaatlichen, von besonderem Interesse ist. Die Ausftattung ift, wie früher, schr elegant, vie denn das Werk selbft derart eingeführt ist, daß es einer weiteren Empfehlung nicht bedarf.

Die I. J. Heckenhauerschbe Buch- und Antiqua- riatshandlung in Tübingen hat für das jeßt herannahende diesjährige Weihnactsf\est wiederum einen Weihnachtskatalog bereits den 20. Jahrgang autgegeben. Derselbe gliedert sich

in folgende 11 Abtheilungen: Allgemeines, Damenliteratur, Gallerie |

und Bilderwerke, illustrirte Prachtwerke, erbauliche Literatur, Jugend- und Bolks\criften. ABC- und BVilderbücher, französiscbe Literatur, italienische Literatur, Musikalien und Werke über Musik und enthält eine reichhaltige Auswahl von gediegenen Schriften, die theils zur Unterhaltung theils ¿ur Belehrung dienen und dem Bedürfniß jeden Alters und Geschlecckts, des Kindes®alters

}

englische Literatur, |

ebensowohl wie dem der gereifteren Jugend, dem Bedürfniß gebildeter |

Männer und Frauen, der Freunde der wie der ernsten Wissenscast in gleicher Weise entsprechen. : ômischen Literatur, Homer, Aeschylos, Sophokles, Curipides, Horaz, Birgil, Ovid Mittelalters Got1fried von Straßburg, Hartmann v. d. Auz, Walther v. d. Vogelweide u. |. w. und der neueren deutschen Literatur Goethe, Schiller, Wieland, Herder, Lessing, Bürger, Freiligrath, Geibel, Heine, Hebel, Hoelty, thisson, Fr. Rückert, Reuter, Ubland u. \. w., ebenso wie die Werke der französischen, englischen, italieniscben Literatur Chateaubriand, Corneille, Victor Hugo, Molière, u. \. w.; Alfieri, Dante, Torq. Tasso, Petrarca, Byron, Long- fellow, Shakespeare, Tennysoa u. \. w., ferner die Schriften der namhaftesten Nomanschriftsteler Hauff, Zschokke, Freytag, Walter

Scott, Bulwer, Bret Harte u. \. w., außerdem verschiedene gediegene |

Literaturgeshichten, die Geshichtswerke berühmter Historiker, wie Droysen, Max Dunker, Mommsen, W. Müller, Niebuhr, Ranke, v. Sybel, v. Treißschke u. \. w., schaftliche Schriften, wie z. B. Brehms Thierleben, die philosophischen Werke von Kant, Schelling, S&leiermacher, Hartmann. Aus der Abtheilung für „Gallerie und Bildwerke“ heben wir die e Dreédener Gallerie“, die „Goethe-Gallerie“, die „Reuter-Galierie“ und die „Sciller-Gallerie“ besonders hervor. Scbließlih sei auch noch auf die Abtheilung „Jlustrirte Prachiwerke“ besonders aufmerksam gemad&t.

Rom, 10. Dezember. Heute fand im deutschen archGäolo- gischen Institut die Eröffnung der Wi ntervorlesungen statt. Professor Henzen las einen Nekroloz des Ezde Nosember hier verstorbenen Dr, A, Klügmann aus Lübeck, welcher eine Reibe von Jahren die Stelle des Bibliothekars des Instituts bekleidete. Dr. Dressel sprach über eine kleine dreifache arhaishe, bei den Neu- bauten zwischen dem Quirinal und Viminal aufgefundene sehr wich-

tige Vase mit einer rhythmishen Inschrift aus der ältesten Zeit | und ( i g | Id | Ust dieselbe allerdings nit, aber auc Teineswegs entmuthigend: denn

Roms. Professor Helbig gab eine Darîtellung der Arsrüstung dec Krieger in dem homerischen Zeitalter. Der JInauguralsizung wohn- ten bei: der deutsce Botschafter Hr. von Keudell mit f\ämmitlichen Diplomaten der Botschaft, die italienishen Arhäolozen G. B, und M. de Rossi, Caftellani, Bernabei, der Senator Mamiani, die De- putirten Basacco und Chigi, der Rektor der römischen Universität Professor Occioni u. A. Während des Winters finden diese archäo- logisben öffentlichen Vort. äge jeden Freitag Nachmittag um 3 Uhr in italienisher Sprache statt.

Land- und Forfitvirth\c aft.

Washington, 16. Dezember. (W. T. B.) Nab dem Be- richte des landwirthschaftlihen Departements über den Stand der Baumwollernte am 1. Dezember ist das Erträgniß geringer, als in dem Berichte über den Stand der Baumwollernte am 1. No- vember angegeben worden war, und zwar in Folge der falten Witte- rung und der Regengüsse im Thale des Mississippi. Jm Vergleich zu den entfprehenden Berichten vom vorigen Jahre ift das dies- jährige Erträgniß in Alabama um 12 %, in Missifsipvi um 17 °%, in Louisiana um 15%, in Arkansas um 7% und in Tennecssee um 15 % geringer, in Nordkarolina 14 °/,, in Südkarolina um 9%, in eorgia um 5%, in Florida um 7% und in Texas um 30 6/0 effser.

Gewerbe und Haudel.

Ueber die württembergishe Landes- Gewerbeaus- stellung im Jahre 1881 theilt das „Gew. Bl.“ aus W. Fol- gendes mit; :

Die Vorbereitungen zur württembergisben Landes-Gewerbean®- stellung sind soweit vorgeschritten, daß die Eröffnung im Beginne

Literatur und der Kunst, | n i | | : Wir finden hier die ausgezeihnetsten Werke der alten griebishen und |

in deutiher Uebersez2:ng, wie die des deutschen |

Klopstock, Körner, Mat- |

des Monats Mai tes kommenden Jahrcs ein Hinderniß nicht mehr im Wege stehen dürfte.

Die Basis dieses Unternehmenz die im November vorigen Jahres zur Ausführung besciossene städtishe Gewerbehalle ein hoher Bau aus Stein, Eisea und Glas mit Galerien im JIanern und einem verfügbaren Raume von 5009 qm tit nahezu vollendet, Diese Gewerbehalle erweist sich sowobl in ihrer allgemeinen Anord- nung als au bezügli ihrer Lichtverhältnisse als woblgelungen. Die mit ihr parallel laufende Maschinenhalle ist unter Dach, dies gilt aub von den diese beiden Bauten verbindenden, einen offenen Hof ums{ließenden Sh: dbauten. In einiaen Monaten werden die noch weiter in Aussi&t genommenen Hallen für Wagen, land- wirt6schaftlide Maschinen u. dergl. ebenfalls erstellt sein. Es [leidet feinen Zweifel, daß alle billigen Naumansprüche ter Ausft:ller, deren Zahl si auf circa 1500 beläuft, in dem anfäng- lid in Auésiht genommenen, durch örtliche Berhältnifse bedingten Rahmen zweckentsprechend befriediat werden können. Hat auch die Unterbringung der mannigfaltigen Erzeugnisse der Industrie in die- sem begrenzten Rahmen einige Schwierigkeit, so bietet sie anderer- seits wieder den Vortheil, daß die Ausftellungskommission darauf hingewiesen ist, jede Gruppe in dem ihrer Bedeutung im Lande ent- [prehenden Maße zur Geltung zu bringen.

Bei der allgemeinen Theilnahme, welche die Ausstellung, ioenige Ausnahmen abgerechnet, in den industriellen Kreisen gefunden hat, wird dieselbe ein früher nie ershienenes Bild der Fndustrie des Landes abgeben. Die versciedenen Kommissionen zur Durbführung des Unternehmens sind in voller Th6tigkeit. Bei der Gruppenbildung wurde der Hauptsache nach die in der Gewerbestatistik angenommene Einthèëilung zu Grunde gelegt.

Besonders hervo-ragend werden vertreten sein: die Erzeugnisse der Gärtnerei tn eirer {hon im Monat April abzuhaltenden Blumen- auéftellung, sowie in weiteren Spezialausftellungen von Pflanzen und Früchten, welche zu geeigneten Zeitpunkten stattfinden sollen.

_ Die Herren Ausfteller von Chemikalien, Farben, Nahrungs- E Tabak 2c. legen eine ganz außerordentlihe Opferwilligkeit zu Tage.

Der Maschinenbau und die Werkzeuge werden vollständig vertreten sein, mit Ausnahme der Herren Gebrüder Deer in Canustatt, welche auf früheren Weltausftellungen sih ausgezeichnet haben.

„Der Wagenbau, die Metallverarbeitung in ihrer großen Mannig- faltigkeit, besonders aber die Fabrikation der Möbel und musikalischen Instrumente, die Textilindustrie, welche die größte Arbeiterzahl be- \{äftigt und der Buchhandel werden sich in ihrer ganzen Leistungs- fähigkeit zu zeigen bestrebt sein.

Die Haaptaufgabe, welche der Kommission für die Landesgewerbe- auésftelung zur Zeit obliegt, ist die Herstellung des Installations- planes mit allen seinen Details; ste begegnet hier der Scc{wierigkeit, daß so mancher Auë steller über seine eigenen Absichten nur langsam zu einem Entschlusse kommt und bei manchen Ausfstellern die Ein- fügung in den Rahmen einer Kollektivausftelung noþ mannigfachen Zusprucbs bedarf. Doch auch déese Scbwierigkeiten werden bald überwunden werden. Es wird dann nur voch der Wunsch kefon- A zu beacbten sein, daß alle Aussteller zur reten Zeit fertig werden.

Daß neben der württembergisLen Landesgewerbeaus stellung in den Monaten August und September nächsten Jahres in den Räumen der Königlichen Baugewerkeshule eine außerordentliche Ausftellung von Seiten der legteren, sowie eine aroße Auéstellung von Arbeiten aus den gewerblihen und wiiblichen Fortbildungs\chulen, den Frauen- arbeits\chulen und anderen Lehranstalten des Landes werde abgehalten werden, ift s{chcn erwähnt worden,

Hr. Gustav Fükert, Inhaber der K. K. priv. Gewehrfabrik zu Weipert (Böhmen), hat ein Gewehr erfunden, das, wie der Erfinder versichert, niht nur allein dur einfachere, Ppraktischere Konstruktion ein \{nelleres Laden und Schießen ermöglicze, sondern hauptsächlid Sicherheit gegen un;eitiges Entladen gewähre, weil si das nie gespannte Gewehr selbst durch die größte Erschütterur.g, ¿. B, dur Fallen, damit Stoßen, Zuschlagen 2c. nibht von selbft entladen könne. e

Die Darmstädter Bank vertheilte früher regelmäßig 4 °%/9 Abschlag8dividende, die in zwei Quoten von je 2 %%/ ausgezahlt wurde; in BVerücksitigung der Bestimmungen des Handelsgeseßbuches hat die leßte Generalversammlung zugestimmt, daß in der Folge stets am 2. Januar für das vorangegangene Geschäftsjahr eine von Fall zu Fall feftzuseßende Abschlagsdividende ausgezahlt, der Rest des Jahreserträgnisses aber im Mai vertheilt wird, Die Abschlagsdivi- dende für das Jahr 1880 ift auf 10 X pro Aktie festgeseßt worden, was circa 24 °%/%9 auétmacbt.

Die „New-York er Hdls.-Ztg." äußert si in ihrem vom

| 3. d. M. datirten Wochenbericht über die Geschäftslage fols

Alfr. Musset, Racine, Voltaire ! , : h „Aal L A If i | Bilanz der Union minder günstig ausfallen als die vorjährige,

gendermaßen: Fü: das laufende Kalenderjahr wird die Handels-

| dafür ist einerseits der übermäßige Import, andererseits die wilde

eographishe Werke, naturwissen- | Ae R E E : E ; | um 31 657 000 Doll. überstiegen (gegen 18 728 000 Doll. im Okto-

| ber 1879), aber für die ersten 10 Monate d. J. beträgt der Ueber-

| Produkten - Exports

Spekulation in Brod|toffen, Provisionen, in jüngster Zeit auch in Baumwolle verantwortlich, welche Preise genannter Artikel, nament- lid von Getreide so ho trieb, daß d:r Export fast gän;lich ia Stockung gerieth. Im Oktober c. bié incl. welchen Monats die of- fiziellen Zahlen vorliegen, hat zwar der Produktenerport den Imbvort

{uß rur Parallel periode v. J,

105 458 000 Doll. geaen 157 232009 Doll. in der Gegen den diesjährigen Uebershaß des validirt ein Ueberschuß des Kontan-

ten - Imports von 44050000 Doll., welber, abgesehen

| von den im November eingetroffenen Goldsendungen bis zum Schlusse | des Jahres noc bedeutend gestiegen \ctn wird.

Iminerhin haben wir, selbst wenn in diesem Monat der Produktenexrport {fich nur anf seiner bisherigen Höbe bält, keine Unterbilanz zu befürchten. Ent- scieden besser wicd sich das Resultat für dos am 30. Juni 1881

| endende Fisfaljahr gestalten, in dessen zweiter Hälfte unsere Produk-

| Gesammtlage unseres Handels.

tenvorräthe zur Verschiffung kommen müssen. So befciedigend die 1 Aagesikts des reihen Erntesegens und des europäischen Bedarfs unseres Ueberflusses hätte sein können,

| die durch wilde Spekulationen herbeigeführten Zustände können nit

von Dauer scin. Das Geschäft am Waaren- und Produk- ten-MVarkt nahm in der verflossenen Woche einen ruhigen Verlauf, In Folge der fehr _\chwachen Exportfrage, welce sich am Brodstoffmarkt für Weizen fowohl wie für Mais zeigte, waren Getreidefrachten flau und wurde für volle Ladung nur ein Schiff geschlossen; Petroleumfahrzeuge erfreuten ich dagegen mäßigen Begehrs, Disponible Baumwolle fand Seitens einh, Spinner Beachtung, war für Export jedo vernachlässigt. Für Rio Kaffee und west- und ostindishe Sorten ist abermals ein sehr ge- drôckter Markt zu melden. Schmalz hatte für western steam wiederum lebhaftes Spekulationsgesbäft, während raffinirtes zum Grport nur wenig Beachtung fand; Speck und Talg verkehrten in ruhiger Haltung. Der Hopfenmarkt war etwas ruhiger. Für raffinirtes Petroleum mate ic bessere Stimmung bemerklich, die dem Markte am S@&luß eiáe steigende Tendenz verlieh. Terpentinöl sowie Harz behaupteten leßte Notirungen, und entwickelte sich für ersteres ziemlih starke Erportnachfrage. Das Geschäft in fremden Manufakturwaaren hat si nicht wesentlich gebessert. Der Import fremder Webstoffe betrug für die beute beendete Woche E 457 Doll, gegen 1 164 181 Doll. in der Paraklelwohe des Vor- jahres.

Glas8gow, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der leßten Woche betrugen 9000, gegen 5600 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Washington, 15. Dezember. (W, T. B.) In Folge der Weigerung des Schaßsekretärs Sherman, mehr als 1027 für die 6proz. Bonds von 1880 zu zahlen, sind bisher keine weiteren Ankäufe gemaht worden. Jm Ganzen sind für etwa 3 Millionen Dollars von diesen Bonds angekauft.