1880 / 297 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Dec 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Die provisorisben Gesammtergebnisse der Volkszählung

im Lübeckschen Staate sind: Î Stadt Lübeck und Vorstädte 50 975 Siättchen Travemünde 1719

10 754

O s Ce 4 0 9% Total 63 448

Die vprtéanwesende Berölkerung în Travemünde ift genau dieselbe geblieben, wie im Jahre 1875. Gs zählte jedoch die Dríavung der daselbst befindlichen Sciffe 1875 213, 1880 nur 39 Personen. Jn den Landgemeinden wurden mehr ermittelt 360 Personen. Hierunter find 79 ia der Gemeinde JIsraelsdorf gezählte, beim Travedur{ftih beschôftiate Arbeiter.

Im hamburgischen Staate wurden 454041 Personen gezäblt, 65423 oder 16,83% mebr als im Jahre 1875, und zwar 410 176 Perfonen (—+- 61 729 oder 17,729/0) in der Stadt, den Vor- städten und den Vororten, 43 865 (4 3694 oder 9,209/0) im übri- gen Gebiete.

Kun}, Wissenschaft uud Literatur.

Die Naturgeschichte des Cajus Plinius Secundus

Ins Deutsche überseßt und mit Anmerkungen versehen von Prof. Dr. G. Wittstein in München. Lieferung 1 und 2. Leipzig 1880. Diuck und Verlag von Greßner u. Shramm. Die bisher vor- handenen vollständigen deutschen Uebertragungen der „Naturgescichte“ des Plinius, von Johann Daniel Devso (erschienen in den Jahren 1764 bis 1765 zu Rostock und Greiféwald) und von Gottfried Erofße (1781-88 zu Frankfurt a. M.) entspreben den heutigen Anfot derungen in kciner Weise mehx, weder sprahliw noch sablich, ja die erflere ist oft geradezu unrichtig und unverständlich, spätere Berdeutscbungen des Werkes aber (die in Prenzlau und Leipzig erschienen) sind unvollendet geblieben. Die vorliegende Bearbeitung ift also durchaus erwüns{t und dankenswerth. Plinius' „Naturgeschichte“ wird ftets ibren Werth als kulturgeshichtliches Dokument vom höôch- sten Interesse behalten. Ist es do mit seinem fo ganz realen In- halt mehr als jedes andere \chrifiliche Denkmal des Alterthums geeignet, uns unmittellar in die Denk- und Erkenntaißweise der Antike zu verseten. Zwar heißt der Autor sein Werk besceiden: eine Naturgeschichte, man wird aber in der That mit dem Uebersetzer nit zu viel sagen, wenn man es eine Encyklopätie des damaligen Wissens, des dama- ligen Standes der Wissenschaften, Kür. fte und Gewerbe nennt. Urd es verdient wahrlich „ungeachtet des vielen darin enthaltenen Unrich- tigen, Lächerlicen, Abenteuerlichen, von einem Jeden, der nur einiges Interesse an der Entwickelungsceshihte der menf{ch- lihen Kenntniß uimmt, gelesen zu werden. Plinius war, wie aus unzähligen Stellen seines Werkes hervorgeht, über den Aberglauben seiner Zeit weit erhaben, und wenn er alles, was si darauf bezieht, mittbeilt, so zeugt dies nur von seiner Wahr- heitéliebe und seiner sriftsiellerishen Genauigkeit. Im Vebrigen müssen wir woh! bedenken, daß seine eigenen Ansichten das Ergeb- niß der damaligen Kulturstufe sind, und insofern haben sie. wenn au jeßt als irrig erkannt, immerhin ges{bi{tlicen Werth. Endlich darf nit vergessen werden, daß sehr, sehr Vieles in seinem Werke au noch t Wahrheiten sind und bleiben werden. Unser Zeitalter, so sehr hochgebildet es auch zu sein wähnt, wird dereinst von einer späteren Epoche in eben demselben Grade bekrittelt und verspottet werden, wie wir von dem Zeitalter des Plinius zu thun uns b:rechtigt glauben. Es erfordect daher nit blos die ges bührcude Nab sit çegen alles mens{lihe Werk, sondern auch die GereWtigteit, nit den Maßstab unserer Civilisation an ein faft 2000 Jahre altes Werk zu legen. Vielmehr liegt es uns ob, das darin enthaltene Nubbare auc nußenbrin- gend zu machen, wozu das Material im Ueberflusse vorhanden ist.“ Die UVeberscehung hält si mit möglichster Treue an den latei- nischen Text ; wo es nöthig sind, Anmerkungen hinzugefügt. Zur leich- teren Vergleichung der häufig vorkommenden Münzen, Maße und Gewichte sowohl untereinander als mit den unsrigen sind dem Werke leiht übersihtlihe Tabellen vorangeschickt. Die bisher vorliegen- den beiten Lieferungen enthalten voa den im Ganzen 37 Büchern die vier erften: an der Spiße die Widmung an den Kaiser Titus dazwischen Einleitung und Biographie vou dem Verfassers) und das Inhaltsverzeihniß sämmt- liter folgenden, dann das 2., die Kosmo- graphie und 2 Bücer der Geographie.

Klein und Thomé, Die Erde und ihr organisch{ es Leben. Lieferung 28 bis 31. (W. Specmann in Stuttgart.) Mit diesen Lieferungen beginnt der 11. Band des interessanten Werkes, welcher das Pflanzen- und Thierleben enthalten soll. „Ein Bild der Verbreitung der Thiere und Pflanzen, sowie Skizzen aus deren Leben und von der Nußanwendung, weihe der Mens von ihnen zu ziehen weiß“, will der Verfasser Dr, Thomé liefern. In fyste- matisher Form giebt er einen Abriß des gesammten organischen Lebens, zeigt er die Entwicklung und Verbreitung, die Lebensbedin- gungen der Thiere und Pflanzen in ihren verschiedensten Phasen und ietet hierdurch eine Fülle belehrenden Inhalts. Der Verfasser theilt

die eigenen Worte der Reisenden mit, deren Schilderungen uns die fernen Länder vor Augen geführt haben, um nicht durch Umschreibung den frishen Hau der Begeisterung abzustreifen, mit welchem jene Berichte erstattet sind. Das Buch gewinnt dadur auch an Zuver- lâssigkeit und Originalität. Das Werk, das in Bezug auf Gehalt des Textes und Scbönheit der Jlujtrationen gleid hoch steht, verdient allseitige Beahturg. Es empfiehlt sich auch als Weihß- natsges{enk, da der 1, Band gebunden vorliegt und der Il. Band bis Weihnachten nächsten Jahres complet werden ird. . „Münzreform und Bankwesen“ ist der Titel eines im Verlage von Emil Sc%ellmann in M. Gladba und Leipzig ec- schienenen sftattliben Bandes, der, vom Recbnungs - Rath Essenberger herausgegeben, eine chronologisch und sachlich geordnete Sammlung aller Gesetze, Verordnungen und Bekannt- machungen, die fid auf Münzreform und Bankwesen beziehen, und die Vorschriften über den Wechselstempel enthält. Der Herau3geber scbidt seiner sorgfältigen und für weite Kreise nüßlihen Arbeit „eine interessante, kurz gefaßte Geschichte dez Münzwesens in Deutschland seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts voran und läßt dieser in der Einleitung die Mo- tive zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Ausprägung von Reichs- goldmünzen, uvd eine tabellarishe Uebersicht über die für Rechnung des Deutschen Reichs zur Einziehung gelangten Landes-Gold-, Silber- und Kupfermünzen folgen.

Im Verlage von J. F. Ritter in Hamkurg hat Alfred Sriedmann, von dem au dieser Stelle {on früher gelegentlich dichterische Arbeiten besprochen wurden, eine Nov-lle „Erseßter Verluft“ ersbeinen lassen, deren Handlung zu frivol erscheint, um wahre Sympathie zu erwecken. Nichtsdestoweniger zeigt Friedmann auc bier wieder scine dichterische Gestaltungsgate und erweist sich als Meister in der poetiscen Zeichnung landschastliher Bilder. Von demselben Autor ist dei Otto Lenz in Leipzig (Salon- Bibliothek) etn epishes Gediht in zwölf Gesängen: „Die Vestalin erschienen, das uns in die altrömische Zeit zurück1ührt. Von dem allgemeinen bistorishen Hintergrunde, der Zeit Julius Cásars heben sid die Gestalten der Dichtung lebensvoll ab. Die trefflich gescilderten Scenen aus dem Familien- und dem öffentlichen Leben Roms in dieser großen Epoche werden troy des in der Witmung (von Georg Ebers) ausgesprochenen \{chle{chten Glaubens p auch in unserer Zeit aufmerksame Leser finden, und das um E als die Erzählung auch inhaltlih unsere Antheilrahme crdient.

Die Verlagébuchhandlung der Gebrüder Paetel hierselbst hat fi beeilt, das Prachtwerk Spanien (in Sbilveruigen von Theodor Simons, illuftrirt von Professor Alex. Wagner in Mün- cen, Holzfcnitte von Theodor Knesing in München) noch zum Weih- natsfeste fertig zu ftellen. Mit den uns vorliegenden Lieferungen 24—29 hat das Werk in der würdi sten Weise dur eingehende Be- fcreibung der Albambra uud der übrigen Pracbtbauten in Granada seinen Abscluß erhalten. Der Verfafser hat in dem Werke in lebhaf- ten Farben die Scönheiten Spaniens geschildert, uod es ist ihm

TeBrug des Lesers zu thun gewesen. Professor Wagner hat den Text durch eigenartige, aus eigener Anschauung konzipirte Bilder illustrint die der Holzschneider vorzügli wiedergegeben bat. Die Verlaçshandlung hat in der Auéftattung des Werks, zu welchem fie auch Original-Einbanddeken zum Preise von 9 H liefert, ihr Bestes gethan, um eine in jeder Beziehung für den Weihnachtstisch geeignete Gabe zu liefern, Nr. 1955 der „Zllustrirten Zeitung* (Leipzig, J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Graf Paul Haßfeldî, der neue Staatssekretär des Deutschen Reichs. Nach einer Photographie . von Abdullah Frères in Konstantinopel. Ead's Projekt einer Schifffs- eisenbahn über die Landenge von Panama. Die kleinsten Men- fhen: Lucia Zarate und Genecal Mite in der Piccadilly HeU zu London. Die Frauen in Scillers Leben. Aus Heinrich Dünßers neuestem Werk „Scillers Leben“ (Leipzig, Fues? Nerlag). 15 Abbildungen: Schiller. Nach dem Gemälde der Frau Simanos- wig. Scbillers Mutter. Stillers älteste Schwester Christo- phine. Schillers jüngsteSchwester Nanette. Charlotte v. Lenge- feld. Karoline v. Beulwit, geb. v. Lengefeld. Charlotte v. Wol- zogen. Charlotte v. Kalb, Henriette v. Wolzogen. Anna Maria Jakobina Stock. Margaretha S{wan.— Johanna Dorothea Stock.— Bilder aus Unqarn: Ein Pferdedieb der Pußta. Originalzeicbnung von Emerih Greguß. Jllustration8proben aus Werken vom Weih- nachtsbücbertis{: Aus Jakob von Falke’'s „Hellas und Rom“ (Stutt- gart, W. Spemann): Ein Blumenmarkt im alten Athen. Gezeich- net von Paul Thumann. Aus dem Prachtwerk „Spanien“ (Berlin, Gebr. Paetel): Scene aus einem Stierkampf. Aus dem Prachtwerk „Indien in Wort und Bild“ von Emil Swlagintweit (Leipzig, Schmidt und Günther): Tempel auf der Flußinfel Srirangam in Indien. Aus Kate Greenaway's „Geburtstagsbub für Kinder“ (München, Wh. Ströfer). Aus Julius Plaßmanns Facfimile-Anus- gaben auf dem Gebiete der Amerikanistik. 2 Abbildungen.

Gewerbe und Handel.

Ueber die Hanauer Bijouterie 2c. auf der Mel- bourner Ausftellung entnimmt der eHan. Anz.° dem Mel- bourner Blatt „Age“ folgenden Artikel, der gewiß in vielen Kreisen interessiren wird,

Ver Kai!erlihe Pavillon in der Gallerie des Seitenflügels, welWer den Platz einnimmt, auf dem der Baldackin am Tage der Eröffnung ftand, übt jegt \hon eine dauernde Anziehnngskraft aus, obglei die Fertigstellung seines Inhalts noch lange nicht beendet ist.

Der Schrank, welcher die Hanauer Gesammtausstellung birgt, alänzt von Juwelen und Edelsteinen. Es sind aht Aussteller Hanaus, welche derr die Herren Schmedes, Erbslsh u. Co. reprä- sentirt werten. Der Gesammtwerth wird auf 15 000 Pfd. Sterk. gesdäßt. Die Aussteller zcigen ihre verschiedenen Svezialitäten : G. A. Korff stellt Ketten und Colliers in verschiedenen Mustern gus. Die Kollektion ist von gediegener vorzüglicher Arbeit uud sehr reich» haltig. Die Ketten von 18- und 2Wkaratigem Gold, viele davon massiv, andere in leichtem orientalishen Geschmack, sind sehr \cön.

A. Volß-Bier stellte Brochen, Anhänger, Armbänder und Me- daillons aus. Dieselben theils mit Diamanten besetzt, theils emaisllirt. Die Sachen find von ges{mackvoller Zeichnung und vorzüglicher Aus- führung. C. Bissinger Söhne haben reich in Edelsteinen ausge- stellt. Unter anderem ein Diamantdiadem, welches ciner Fürstin wür- dig ist; ein reizend eleganter Schmetterling, Brochen in Perlen, Diamanten, Saphiren und Rubinen; ein sehr {dner Anbänger telt einen Vogel auf einem Zweig in Diamanten vor. Ein Tückig- Gollier mit Anhänger und Ohrringen, eine Camee mit grauen Perlen gefaßt, ein Kreuz in Brillanten, ein Ring mit großem Rabin und Diamanten und ein Bracelet mit einem Diamanten, Rubin und Smaragd ven großem Umfang, sind alles hervorrageude Gegen- stände in dieser Abtheilung. Ebenso ein prachtvoller Brillant- ring und eine aus einem Opal ges{bnittene Camee. Geissell u. Hartung haben einige fehr große Saphire in verscbie- dener ges{mackvoller Weise gefaßt, ausgestcUt, Eins ihrer {chöônsten Stüde ist ein Diawantenkollier abwechselnd mit Perlen verziert, leßtere bis zu der Größe eines Spayzeneis. Dieser eine Gegenstand wird auf 700 Pfd. Sterl. gesäßt. Ferner ein practvolles Arm- band mit drei schr großen Smaragden in Brillanten gefaßt und mit Rubinen und Saphiren verziert, ein sehr \{chön gezeichnetes Bracelet mit in Diamanten, Rubinen und Smaragden imitirter Pfauenfeder. Eine gemalte in Perlen und Diamanten gefaßte Broche ist sehr ansprecend, ebenso eine Anzahl Ringe mit \{chwarzen Perlen und Diamanten. G. Hertel u, Sohn zeigen uns einige prächtige aus Amethift geschnittene Cameen, deren Ausführung eine schr gute ist. Von künstlerischer Ausführung sind die Brochen, Schmetterlinge darstellend, deren Nöden aus Perlen und deren Flügel aus Opal gebildet ift. Von eben solchen verführerischen Ansehen sind die Topas- anhänger und Amethistkreuze. Steinheuer u. Go. haben einen großen Theil glatter matter Bijouterie ausgestellt, nebst einigen hübschen Vlätterbrocen in Brillanten. Diese Gegenstände sind alle von guter Zeichnung und {öner Ausführung.

Die Abtheilung von C. Colin u. Söhne strahlt in Bracelets von farbigen Steinen. Sehr \{chön sind die Vögel mit glänzend emaillirtem Gefieder auf Diamantzweigen sißend, Eia imitirter Spigenknoten in Brillanten als Broche ist von ausgezeichneter Ar- beit. Die Shawlnadeln, die Do¡en aus der Zeit Ludwig XIV., die Brochen na Originalzeichnungen, Thiere und Blumen darstellend, find vorzüglich ausgeführt. Jn dem nätsten und leßten Thzeil ziehen die Bracelets, Anhänger und Medaillons, verziert mit Saphir und Onix, unser Auge besonders an, die C. Kurr-Scüttner herüber- gesandt und die sh dur ihre Praht und ges{mackvolle Zeichnung auszeihnen. Die gescnittenen Korallen und schwarz emaillirte Me- daillons erhöhen die Mannigfaltigkeit dieser \{hönen Kollektion.

Die Hanauer Ausfteller repräsentiren in vollem Maße die feinsten Bijouterie- und Juwelenarbeiten Deutschlands und nehmen die volle Aufmerksamkeit der Besucher für sich in Anspru,

Ja derselben Abtheilung sieht man noch Gold, Silber und Elfcnbeinknöpfe von E. Peine, Hamburg. Bernsteinwaaren von H. L. Perlhab, Danzig. Goldwaaren von Wilkens u. Daunger und Gold- und Silberbijouteric mit und ohne Edelsteine von era U. Co., Stuttgart.

Die Bremer Lebensversiherungsbank vergütet ihren Interessenten auch im Jahre 1881 eine Quote von 379%. Nürnberg, 16. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die Tendenz des Marktes ist seit Anfang dieser Woche sehr ruhig und abwartend. Es zeigt si geringe Kauflust; in Folge dessen konnten {ih die vorwöchentlichen Preise nur {wah be- haupten. Umgeseßt wurden seit Zon) ca. 350 Ballen, während die Zufuhren si auf ca. 800 Ballen beziffern. Es notiren: Markt- waare 80—110 A, Gebirgéhopfen 105—140 M, Aiscbgründer 75 bis 120 M, Hallertauer 75—120 #4, do. Siegelgut 125—140 4, Polen 89—145 M, Württemberger 80—145 M ; Elsässer 70—125 4 Wie man der „Soztal-Corr.“ aus Nürnberg berichtet, hat sich daselbst, um im gemeinsamen Zusammenwirken einen Schritt zur Besserung der soztalen Lage der unbemittelten, insbesondere der Ar- beitershichten, zu thun, ein Comité gebildet, welches behufs Be- schaffung befriedigender Arbeiter-Wohnstätten die Konstitui- rung einer Aktien-Gesellschaft anbahnen wird, indem es eincrseits in der Presse dem Publikum den Plan zur Kenntniß bringt, andrerseits in persönlider Rücksprae mit speziell interessirten, d. h, arbeitgeben- den Mitbürgern die Beshaffung der Mittel betreibt. Da sich eine Anzahl der angesehensten Bürger für dieses gene nn oige Unterneh- men interessirt, so dürfte das Zustandekommen desselben in sicherer Aussicht stehen.

Am sterdam, 16, Dezember. (W. T. B.) Bei ter heute von der niederländischen Handels esellschaft abgehaltenen Zudckerauktion wurden 71 Barils Surinam zu 274 à 284 und 200 Boucants Suriaam zu 28 à 28} verkauft.

Verkehrs-Anstalten.

Trie st, 16, Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Venus“ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier einge-

dabei nicht allein 1.m die Unterhaltung, sondern aud um die Be- |

Berlin, 17. Dezember 1880.

Eisena. (Mgdbr. Ztg.) Das in Aussi{t genommene Bülowe-Concert hierselbst ist gesichert und wird am 27. De- ¿ember sfiattfinden. Es ist dies nad den Erfahrungen in Meiningen ein musikalishes Ereigniß. Für das leßte Concert in Meiningen am 19. d. M. waren bereits vor mehreren Tagen alle Pläße ver- geben ; aus London und der Schweiz sind Besucher angemeldet. Um das Publikum zu befriedigen, werden für die Generalprobe am 18. cr. Billets ausgegeben.

Konzert-Haus. Gelegentlih der morgen, Sonnabend, statt- findenden Beethovenfeier werden das Septett (mit mehrfacher Beseßung der Streichinstrumente), die Sinfonie in C-mol]1, die Ouoer- turen: „Coriolan“ und „Egmont“, die Musik aus dem Ballet: „Die Ge- \chöpfe des Prometheus“ und die Romanze in F-dur für die Violine von L. van Beethoven zur Aufführung gelangen.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Grundzüge der praktischen Politik. Unter Berück- sitigung der betreffenden Werke von Dahlmann, Wait, Mohl, Escher, Bluntschli 2c. Bearbeitet und herausgegeben von D1. jur. Ludw. Heinr. Schmidt. Leipzia, Druck und Verlag der Roß- bergs{en Buchhandlung. 1881. Ladenpreis 1 46 50 4.

Ueber Handwerk und Innung. Ein Vortrag, gehalten in der Versammlung der Shuhmacher-Innung zu Wiesbaden am 15. November 1880 von Dr. jux. H. von Strauß und Torney, Könitglichem Polizei-Direktor in Wiesvaden. Der Reinertrag ist für die Unterftlipungskasse der Shuhmacher-Jnnung in Wiesbaden be- stimmt. Wiesbaden. Verlag von Juranv & Hensel (C. Hensel).

Das Beiheft zum Militär-Wochenblatt (Jahrgang 1880), herau8gegeben von v. Löbell, Oberst z. D. (Berlin, Ernst Siegfried Miitler und Sohn) hat folgenden Inhalt: Ursprung und erste Gestalt des preußischen Feldpredigeramtes. Von Erih Stild, Könialichem Divisionspfarrer der 8. Division.

Preußishe Jahrbücher. Herausgegeben von H. von Treitshke, 46. Band, 6. Heft, Dezember 1880. Berlin, 1880. Druck und Verlag von G. Reimer. Inhalt: Altösterreicisce Kulturbilder. (Christian Meyer.) Aus Türkisch-Asien. Gesetze liche Maßregeln zur Bekämpfung der Trunksucht. (Dr. A. Baer.) Jultus Wolff. (Julian Sch{midt.) Zuc FKortsezung von Gneisenau’8 Biographie. Parlamentarisbes und konstitntionelles System. Zur tuneren Lage am Jahres\{lusse. (Heinrich von Treitshke.) Von Ducigno nah Athen. (Politische Correspon- denz.) Grwiderung an Hrn. Th. Mommjen. (Heinrich von Treitschke.)

Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine. L'erantwortlich redigirt von G. v. Marécs, Major. Bd. XXXVILI Nr. 111, Heft 3 (Dezember 1889). Berlin. F. Schneider & Co. (Goldshmidt & Wilhelmi.) Junhalt: Die französishe Expedition nah CGgypten (1798—1801) von Spiridion Gopcevic (Fortsetzung). Charakteristisde Momente der Kriegführung im nordamerikc- nishenu Secessionskriege (Schluß). Das Nachrictenwesen zur Zeit des siebenjährigen und des deuts{-französishen Krieges 1870/71. Die Kriegstelegraphie und deren Bedeutung für die Armee. Die russischen und die chinesishen Streitkräfte mit Bezug auf den gegenwärtigen Konflikt zwischen Rußland und China. Studie über die zur Ergänzung des Vertheidigungs\vstems der Nordostgrenze Srankreichs erforderlibhen Maßnahmen. Umschau in der Militär-

iteratur: Ueber die Fechtweise und die Gefetéauébildung des Ju- fanteric-Bataillons. Die Frage über die Landesbefeitigung in der Schwetz, von Ludwig v. Winterfeld. Planzeichnen, theoretishe und praktische Anleitung zum Terrain- und Situationézeichnen, von Pila, Feuerwerks-Lieutenant. Verzeichniß der bedeutenderen Aufsätze qus anderen militärischen Zeitschriften (15. Oktober bis 15. November). Verzeichniß der bei der Redaktion eingegangenen neu erschienenen Bücher u. \. w. (15. Oktober bis 15. November).

Das Centralblatt für die gesammte Unterrichts- verwaltung in Preußen (November - Dezember - Heft) hat folgenden Inhalt: Verfahren zur Vermeidung eines Recbtsfstreites zwischen staatlihen Behörden. Unzulässigkeit des Recbtäweges gegerüber der Aufsichtsbehörde in Streitigkeiten über die Verpflich- tung zur Leistung von Schulbeiträgen. Aufnahme von Zeichnungen über die bedeutenderen öffentlichen Bauten na deren Fertigstellung. Ergänzung der Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Bau- und Mascinenfach. Ginführung der Tonne zu 1000 kg als Gewichtseinheit in die statistisch.n Ueber- sichten, Berechnungen 2c. Ausfetzung des Schulunterrichtes am Tage der Volkszählung, Mitwirkung der Lehrer, Aussch{luß der Schüler. Tragung der auf Pfarrländereien treffenden Deicblasten. Zahl der Lehrer an den Universitäten 2c. im Winter 1879/80. Frequenz der Universitäten 2c. im Winter 1879/80. Qualifikation für Assistentenstellen bei den medizinischen Universitätéinstituten. Bestä tigung der Wablen der Aktheilungsvorsteher an den tec- nischen Hochschulen zu Hannover und zu Aachen. Verleihung gole- dener Medaillen an Künstler aus Anlaß der akademischen Kunstaus- \steluna zu Berlin. Dsgl. aus Anlaß der Kunstauë stellung zu Düsseldorf. Rehnungsmäßige Vebandlung nit rechtzeitig abgeho- bener staatliher Bedürfnißzushüsse für höhere Unterrichtéanstalten.

Frequenz der Gymuasial 2c. Lehranstalten im Sommer 1879. Lehr- plan für den Unterricht und den Betrieb der Obvstbaumzucht und des Garteubaucs in den Seminaren der Provinz Westfalen. Nothrwendig- keit der Ausstellung eiuer Berufsurkunde für Lehrer \{on bei provis sforiswer Anstellung. Termin für die Turnlehrerinnenprüfung im Herbste 1880, Vescbulung nicht getaufter Kinder christlicher Eitern. Ausübung des Züchttgungsrechtes in der Scbule. Geltung der Aller- Eödbsten Kabinets-Ordre vom 14, Mai 1825 im Negierunesbezirk Wiesbaden. Den zum Schulhaubbau Verkflichteten liegt auch die Verpflichtung ob, bis zur Herstellung des Baucs Scbulräumlickeiten zu stellen bezw, miethsweise zu beschaffen. Nothwendigkeit genauer Ausführung der festgesetzten Pläne zu Schulbauten in Vezicehung auf die Leistungea der Betheiligten. Personalronik.

Nr. 99 der „Deutschen Landwirthscbaftlichen Presse“ hat folgenden Juhalt: Ueber Neuerungen im Molkcrelbetricbe. Bon Prof. Kirchner-Halle a. S. Ueber die Uufzucht von Krebsen. Von D. Micha. Ansäen einer Wiese. Von Wiesenbaumeister Kunze. Hufbeshlag für Ochsen. (Mit Abbildängen.) Von Prof. Zorn. Vickbäucbigkeit eines Fohlens. Von Prof. Dammann. Rechts- verbältniß eines Gesammtarmenverbandes zum Landratlhéêamt und zum Kreisausschuß, Von Assessor von Oesfeld. Butterungêver- fahren. Von Prof. Kir{ner. Amerikanische Reitsäge. Von Bau- rath Engel.

Sozial-Correspondenz, Allgemeine gegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studnitz in Dresden) Nr. 49, Inhalt: Vorläufige Nefultate der neuen Volkszählung im Königreih Sachsen. Der Einfluß des Noth- standes auf ktie Lebensvyersicherung. Schuß gewerblicher Arbeiter. Armenpfleger-Erfahrnngen. Gegen den Scchnaps. Töchter- heim. Die Einwanderung in die Bereinigten Staaten von Nord- amerika. -— Arbeitêmarkt.

Nr, 50. Jhhalt: Weihnactébescheerungen. Bevölkerungs- zunahme größerer Städte inuechalb der beiden leßten Volks(öhiungen. Wandervorträge. Die neuen Jahretberichte der Fabrifinspek- toren. Gegen das Vagabondenthum. Arkeitima. kt.

Ausgabe (heraus-

Nedacteur: Riedel,

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner

Vier Beilagen (eins{ließtid Börsen-Beilage).

Berlin:

troffen.

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Af 2D7T

Mur C S Tur d U I E À fie U A I. S Be E s E I A T SCA 0A A0 D O M M UTTEE A

Nichtamkliches.

Preußen. Berlin, 17. Dezember. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen Sißung des Herrenhauses empfahl bei der Debaite über die §8. 7, 8 und 15 Herr Struckmann das von ihm und Herrn Bredt gestellte Amen- dement, und erklärte sih gegen die Anträge der Kommission zu Alinea 2 des 8.7, die juristish unhaltbar seien und im Wider- \pruch mit der Reichs - Civilprozeßordnung ständen. Kein Richter würde sich nach §. 259 der Civilprozeßordnung an folhe Bestimmungen zu binden brauchen, wie sie von der Kommission vorgeschlagen würden. 5

Der Regierungskommissar, Geheime Dber-Fustiz-Rath Kulrl- baum T1L., erwiderte, er theile diese Bedenken nicht. Der Kommis- sionsbeschluß sage wesentlich dasselbe, wie die Regierungsvorlage. Nicht der Pfandschein, sondern die Eintragung in das Pfand- buch begründe ein Pfandrecht. Um eine Härte gegen den Ver- pfänder zu beseitigen, habe die Regierung im §. 7 von der Präsentation des Pfandscheins Abstand genommen ; die Kom- mission fordere aber in §. 15 die Rückgabe des Scheines, wie aber, wenn der Verpfänder ihn verloren habe? dann könne er nah §. 8 der Kommissionsvorshläge erst 4 Wochen nah dem Fälligkeitstermine das Pfand einlösen, gehe also der vom Gesetzgeber gewollten Wohlthat verlustig. Die vierwöchent- lihe Frist sei ebenfalls nicht klar präzisirt. Aus allen diesen Gründen bitte er um Ablehnung der Kommissionß8anträge.

Graf zur Lippe vertheidigte die Kommissionsanträge aus prakiiscen Gründen. Die Regierungévorlage lasse eine ganz neue Art von Betrügerei zu, indem der Verpfänder nach der- selben seinen Pfandschein verkaufen “und sich dann auch ohne den Pfandschein das Pfand einlösen könne, dem Käufer aber das Nachsehen lasse. Diesem Manöver suchten die An- träge der Kommission vorzubeugen. _

Dex De nser Geheime Ober-Justiz-Rath Kurl- baum IL bestritt diese Aussührungen. Das System der Regierung komme bei den Kommissionsanträgen nicht zum Ausdruck. E

Herr Dr. Beseler erklärte sich gegen die Negierungsvor- lage, welche einseitigen Formalismus zeige. Gerade die Aus- führungen des Kommissars hätten die Komnission veranlaßt, dem Pfandschein den Charakter eines Jnhaberpapiers zu geben. Die Vorlage aber vermenge Legitimationëpapiere und Fnhaber- papiere. Wolle manein wirksames Pfandgeseß, dann entscheide man si für die Kommissionsanträge, wenn niht, dann für die Regierungsvorlage. .

Herr von Bernuth empfahl die Kommissionsanträge, wollte aber statt der vierwöchentlihen Frist in 8. 8 eine dreiwöchentliche. Er beantragte in Alinea 1 des Antrages der Kommission den Schlußpassus folgender:naßen zu fajsen:

„Sind seit der Fälligkeit des Darlehns drei Wochen verflossen, so kann der Verpfänder das bis dahin nicht eingelöste Pfand auch ohne Vorlegung des Pfaudscheins gegen Zahlung des Darlehns-

kapitals und der Zinsen zurückfordern.“ S

"Su von Schöning, der gleichfalls für die Beshlli)je der Kommission eintrat, bemerkte, er halte es für eine Forderung der Gerechtigkeit, daß der Verpfänder bei der Einlösung des Pfandes auch diejenigen Kosten trage, welche zum Zwecke des Verkaufes bereits entstanden seien und beantragte: „in dem Kommissionsantrage Zeile 2 zwischen den Worten „insen“ und „jederzeit“ und am Schlusse zwischen den Worten „insen und „zurücfordern“ einzufügen: „sowie der zum Zweck des Verkaufs bereits entstandenen Kosten“ einzufügen.

Nachdem noch die Herren von Dechend und Strulmann nohmals sich für die Kommissionsvorschläge ausgesprochen, wurde die Diskussion geschlossen und nach einem Schlußwort des Referenten der §. 7 in der Fassung der Kommission, der §. 8 gleichfalls nah den Anträgen der Kommi}sion mit den von den Herren von Bernuth und von Schöning beaniragten Unteramendements angenommen und entsprehend den Be- {lüssen der Kommission der zweite Absaß des §. 15 gestrichen. Dex 8. 9 wurde ohne Debalte nach den Anträgen der Kom- mission in folgender Fassung angenommen : L

„Der Pfantleiher ist berecktigt, das Pfand zum Zwele der

Befriedigung wegen sctner Forderung an Kapilal und, Zinsen nah

eingetretener Fälligkeit des Darlehns zu verkaufen. Die Erlangung

cines rollstreckbaren Schuldtitels oder die gerihtlice Ermächtigung

zum Verkauf ist nicht erforderlich.“ S

Hinter §8. 9 beantragt die Kommission folgenden neuen

. 9a, einzufügen : L

D BiErbleiber hat eine Liste der zu verkaufenden Pfänder

nah den Nummern des Pfandbuchs unter Angabe des Tages der

Verpfändung und der Fälligkeit der Fordecung bei der Ortspolizei-

behörde vorzulegen und nach Feslsteüung der Richtigkeit dieses

Verzeichnisses durch die Ortéspolizeibehörde die Liste dem Geiichts-

vollzieher als Unterlage für die Versteigerung zuzustellen. i

Die Herren Hache und Hasselbach erklärten ih gegen die- sen Antrag, dessen Ausführung die Ortspolizeibehörden zu sehr belästigen würde, während Graf zur Lippe und Herr Bredt die Annahme befürworteten. Jm Fntere}se der ärmeren Bevölkerung müßten die Ortspolizeibehörden sich diejer Mühe schon unterziehen. Der Regierungskommisjar Geheime Ober- Justiz-Rath Kurlbaum 11, erklärte, er fönne ebenfalls die Einführung solcher Bestimmungen nicht billigen. Der Justiz- Minister Dr. Friedberg bat, der Negierung in dieser Beziehung freie Hand zu lassen, im Verordnungswege zu dem Etlaß einer jolhen Bestimmung zu schreiten, nicht aber dieje ¿Fakultät in die starre Form des Gesetzes zu zwängen. E

Bei der Abstimmung wurde §. 9a, mit geringer Majori- tät angenommen. A E

Im 8. 10, welcher nah der Fassung der Regierungs- vorlage lautet: - : :

„Der Verkauf ist in öffentlicher Versteigerung durch einen

Gerichtsvollzieher auszuführen. Gold- und Silbersachen dürfen

nicht unter ihrem durch Abschäßung festzustellenden Gold- oder

Silberwerthe, Werthpapiére, welche einen Börsen- oder Marktpreis

haben, nit unter dem Tage8scourse verkauft werdey. Der Pfand-

leiher fann selbst bieten uad erstehen." L S beantragte die Kominission, dem Absaß 2 folgende Fassung d E und Silbersachen dürfen niht unter ihrem Gold- oder

Erste Beilage

Berlin, Freitag, deu 17. Dezember

E552,

N A 2. AVBC I F A A T d M R AET

N B Ét B A ÄCE Ta BE E A B

der Tageécours nicht erreicht, fo fönnen dieselben [ron dem Ges ritsvollzieher aus freier Hand zum Yageêcours verkauft werden.

Herr von Dechend erklärte sih gegen diese Fassung und {lug vor, dem Alinea 2 folgende Fassung zu geben :

„Der Verkagzof erfolgt dur etnen Gericbtévollzieher. Werth- papiere, welbe einen Börsen- oder Marktpreis haben, sollen aus freier Hand dur den Gerichtszellzieher zum Tageëcourse verkauft werden. Gold- und Silberwaaren dürfen nicht unter ihrem Gold- und Silberwerth verkauft werden. Der Pfandleiher kann felbst bieten und erstehen.“ : e

Bei der Abstimmung fand dieser leßtere Antrag die Zu- timmung der Majorität. O e / Der 8. T ute ohne Debatte „nach der ¡Fassung Der Regierungsvorlage angenommen, ebenso 8. 12 nah dem An- trage der Kommission in folgender Fassung : S

„Ort und Zeit der Versteigerung find unter allgemeiner Be- zeichnung der zu rersteigernden Sachen in einem von der Ortés polizeibehörde für folhe Bekanntkmacbungen zu bestimmenden Blatte bekannt zu machen. In der Bekanntmacbung ift zugleich der Narae des Prandleihers und die laufende Nummer des Pfand- buches anzugeben. Die Bekanntmachung muß wenigstens zwei Wochen und höchstens vier Wochen vor dem Lage der Bersteigerung und darf frühestens am Tage nach dir eingetretenen Fälligkeit des Darlehns erfolgen.“ [iets Ct D

Ñis §. 12a. beantragte die Kommission folgenden neuen Paragraphen in das Geseh einzufügen: _ A

„Sind mehrere Gegenstände durch dasselbe Seschäst zum Pfande bestellt, so ist der Berpfänter berechtigt, die Reihenfolge zu bestimmen, in welcher dieselben zum Berkaufe auszustellen find. Der Verkauf ift einzustellen, sobald ein Betrag erlöft ist, welcher binreidt, die Forderung des Pfandleihers an Kapital, Zinsen und Kosten zu deken.“ A

Auch dieser Antrag wurde ohne Diskussion angenommen. Dem 8. 13 beantragte die Kommission im Absay 1 folgende Fassung zu geben : aur Ltr Pfandleiber hat unverzüglich nab erfolgtem Verkaufe des Pfandes den für den Verpfänder nah Abzug der Pfandscbuld und der Kosten des Pfandverkaufs etwa verbleibenden Uebers{uß des Erl6ses an den Berpfänder gegen Rückgabe des Pfandscheins zu zahlen oder für denselben nah Ablauf einer vierzehntägigen Frist die richt abgehobenen Beträge bei der Hinterlegungsftelle des Bezirks (Geseß vem 14. März 1879), zu hinterlegen. In gleicher Weise hat er die in Gemäßheit des vorhergehenden Paragraphen

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freigewordenen Pfandstücke herautzugeben oder dieselben, insofern es Werthpapiere oder Kostbarkeiten sind, bei der bezeichneten Hinter-

legungsstelle zu hinterlegen." L AW MN ti und den Absaß unverändert in der Fassung der Regierungs- vorlage anzunehmen. Hierzu beantragten die Herren Bredt

Struckmann : i L in Absay 1 Zeile 5 die Worte: „gegen Rückgabe des Pfand- \ccheins* zu streichen; b. in Absay 1 Zeile 6 statt der Worte: „bei der Hinterlegungéstelle des Bezirks (Geseß_ vom 14. Mai 1879), zu hinterlegen“ zu seßen! „bei der Ortsarmenkafse, unter Beisügung eines betrrffenden Auszuges aus dem Pfand- buhe zu hinterlegen. Diejenigen Geldbeträge, welche nicht binnen Jahresfrist von den Berechtigten în Anspru genommen sind, gehen in das Eigenthum der -Ortsarmenkasse über“ ; c) ftatt des Schlußsaßes des Absaz 1: „In gleicher Weise hai u. st. w. bis hinterlegen“ zu seßen: „Ju gleicher Weise ift bezüglich der in Gemäßheit des vorhergehenden Paragraphen freigewordenen Pfand- stücke zu verfahren“. T “Rach einer längeren Diskussion, an der si die Herren Bredt, Struckmann, Dr. Wever, Graf zur Lippe, Hasselbach und der Regierungskommissar betheiligten, erhielt dieser Paragraph bei der Abstimmung folgende Fassung:

„Der Pfandleiher hat unverzüglich nach erfolgtem Verkauf des

Pfandes den für den Verpfänder nah Abzug der Pfandscbuld und der Kosten des Pfandverkaufes etwa verbleibenden Ueberschuß des Erlöses an den Verpfänder zu zahlen oder füc denselben nach Ub- lauf einer vierzehn!ägigen Frist die niht abgehobenen Beträge bei der Ortsarmenkasse untec Beifügung eines betreffenden Auszuges aus dem Pfandktuche zu hinterlegen. Diejenigen Geldbeträge, welce nicht binnen Jahresfrist von den Berechtigten in Anspruch genommen sind, gehen in das Eigenthum der Ortsarmenkafse über. Auf diese Hinterlegung ist in der Bekanntmachung der Ver- steigerung hinzuweisen. Ist dies unterblieben, so hat der Pfand- leiher die erfolgte Hinterlegung in dem nah §. 12 bestimmten Blatte auf seine Kosten bekannt zu machen,“

Ferner wurde der 8. 14 nach kurzer Diskussion nach den Anträgen der Kommission und einem Unteramendement der Herren Bredt und Struckmann in folgender Fassung ange-

»mmen : E bei dem Verkaufe des Pfandes die Vorschriften der S8. 9 bis 12 (jeßt §8. 8, 10, 11, 12) nit befolgt worden, so hat der Pfandleiher die Kosten des Verkaufs selbft zu tragen und dem Verpfänder den durch den Verkauf verursabten Schaden zu er- setzen, insbesondere denjenigen Betrag mit Zinsen zu fünf vom Hundert vom Verkaufstage ab zu zahlen, um welchen ‘der Ber- kaufépreis des Pfandes hinter dessen Werth zurückgeblieben ift. Entgegenstehende Verabredungen sind ni@tig. Der Anspruch des Verpfänders verjährt ia fünf Jahren. Der Lauf der Verjährung beginnt vier Wochen nah eingetretener Fälligkeit des Darlehns, oder, wenn der Verkau tes Pfandes später stattgefunden hat, mit dem Tage des Vcriaufs8.“ S

Der Rest des Gesetzes die §8. 16 bis 22 beschäftig! sih mit den öffentlichen Pfandleihe-Anstalten. Nah dem Re- gierungsentwurf sollen die Vorschriften i der Allerhöchsten Kabinetsordre vom 28. Juni 1826 für die Kommunal-Leih- anstalten fortan mit den Einschränkungen dieses Geseßes auf das ganze Land angewendet werden. Die Kommission dagegen hatte die materiellen Bestimmungen diefer Allerhöhsten Kabi- netsordre dcm Text des Geseßes einverleibt und die Aller- höchste Ordre in dem zum §. 23 umgewandelten §8. 16 für aufgehoben erklärt. E :

Der Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg bat um Ablehnung der Kommissionsvorshläge und Annahme der Re- gierungsvorlage, da die neuere Geseßessprache nicht unerheb- lih von der von 1826 abweihe. Fn gleihem Sinne er- klärten sih auch die Herren Þr, Wever und Graf zur Lippe, und baten um Verwerfung der Kommissionsvorshläge. Die Majorität des Hauses entschied sih dem Wunsche des Mini- sters des Fnnern gemäß. i

Die Shlußabstimmung konnte nit vorgenommen werden, da es zunächst noch einer Redaktion der heutigen Beschlüsse durch die Kommission bedurste. Die Schlußabstimmung

Im weiteren Verlaufe der gestrigen (29.) Sigung seßte das Haus der Abgeordneten die General- diskussion über die drei folgenden Gesetzentwürfe fort: 1) die Berathung der Denkschrift über die Ausführung des Gesetzes vom 3. Februar 1880, betreffend die Bewilligung von Staats- mitteln zur Beseitigung des dur Ueberschwemmung und Mißernte herbeigeführten Nothstandes inOberschlesien; 2) die erste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Be- willigung von Staatsmitteln zur Hebung der wirthschaftlichen Lage in den nothleidenden Theilen des Regierungs- VeZITtS Dppeln; Und 9) Die erfie PDeraing ves Gesetzentwurfs, betreffend die Betheiligung des Staates bel dem Bau einer Elsenbahn von Non 199 Sohrau, von Oppeln nach Neisse mit Abzweigung von Schiedlow nach Grottkau und von Creuzburg über Lubliniß nah Tarnowiß. Der Abg. Graf Clairon d'Haussonville gab, wie der Vorredner, dem Gefühl freudiger Genugthuung Ausdruck über den vorliegenden Gefseßentwurf, der in allen den Landestheilen einen lauten Wiederhall finden werde, denen die Regierung ihre Aufmerksamkeit zuwende. Die Vorlage erfülle von den großartiasten Gesichtspunkten aus die Ver- heißungen des vorigen Jahres, jener altjridericianishen Maxime folgend, die freie Fnitiative des Staates zu ergreifen, sobald die Schäden erkannt und die Mittel zur Heilung festgestellt seien. Das Bild von den oberschlesishen Verhältnissen, welches die Denkschrift entwerfe, sei niht rosig, aber es sei zutreffend gezeichnet. Gegenüber dem ersten Nenner me exr bemerten dau Oberschlesien doch übler daran sel als danibere Landes Dee man an die hermetishe Absperrung gegen Osten, an die voll- ständige Stockung alles merkantilen Verkehrs gegen das Nachbarland, hauptsächlich durch den niederen Stand der Valuta in Rußland herbeigeführt. Denke man ferner an die eigenthümlichen Wechselbeziehungen zwischen Landwirthschast und Fndustrie in Oberschlesien, durch welche der ersteren bald die nothwendigsten Arbeitskräfte entzogen, bald in Zeiten in- dustriellen Niederganges in übergroßer Masse zugeführt würden. Die mangelnde Kenntniß des Deutschen und die an sich schöne, unter den bestehenden Verhältnissen aber beklagenswerthe An- hänglichkeit an die Heimath hinderten den Abfluß der Über- \chüssigen Bevölkerung nah Deutschland. Eine Folge der großen Bedürsnißlosigkeit des Oberschlesiers sei es, daß der Arbeiter nur so lange fleißig sei, bis derselbe seine geringen materiellen Bedürfnisse befriedigt habe. Dic Vorlage sei um so freudiger zu begrüßen, als sie mit der materiellen gleichzeitig die geistige Hebung der Bevölkerung verbinde. Als die Grundursachen der mißlihen Zustände des kleinen Grundbesizes in Ober- schlesien erwiesen sich unzweifelhast die Parzellirung und die allgemeine Wechselsähigkeit. Eine Suspendirung des Parzel- lirungsgeseßes halte er für dringend geboten. Betreffs der einzelnen Bestimmungen des Entwurfs theile er wegen des wici.tigsten Punktes, der Drainage, ganz die Auffassung der Negierung, indeß dürsten die größeren Grundbesißer von den Wohlthaten des Geseßes niht absolut ausgeschl ossen werden. Was die Kreditgewährung angehe, so halte er die Verlegung des Schwerpunkts derselben in die Kreissparkassen für er- \prießlih. Dankend begrüße er die für die Begründung neuer Schulstellen und Beihülfe für Schul- und Erweiterungsbauten ausgesez:en Summen. Er halte es für seine Pflicht, der Ver- waltung des früheren Kultus-Ministers das Zeugniß auszu- stellen, daß in den früher sehr wenig geförderten Sulver- hältnissen Oberschlesiens seit dem Jahre 1873 erhebliche Ver- besserungen eingeführt worden seien. Die Denkschrift gebe die genaueren Daten über die geringe Zahl von SQulen. Zn ¿çolge dieses Uebelstandes kämen viel zu viel Kinder auf einen Lehrer und die Entfernung vom Heimatsort der Kinder bis zu den Schulen sei so bedeutend, daß ein regelmäßiger Schulbesuch beinahe unmöglih werde. Er bitte also dringend, in dieser Richtung helfend einzutreten. Der leßte Punkt betreffe die Zu- {üsse zu den’ Eisenbahnen. Die Regierung habe in dieser Beziehung nicht selbständig vorgehen können, fondern habe mit Privatbahnen in Unterhandlungen treten müssen, die dazu geführt hätten, daß in dem „eigentlichen Nothstandsreviere Rybnik-Sohrau nur ein gewisses Fragment zu Stande ge- kommen sei. Jmmerhin sei auch dies dankbar zu acceptiren, da bei der so thätigen Fnitiative des Ministers die Fortseßung dieses Anfangs nicht fehlen werde. Was das Projekt Creuz- burg-:-Rosenberg-Lubliniz-Tarnowiß betresse, fo sei er über- zeugt, daß die davon durhschnittenen Gegenden volljiändig das Material dazu besäßen, dieser Verkehrsstraße Leben zuzu- führen. Er erinnere an die umfangreichen Forsten und die reichen Thoneisensteinlager der betreffenden Kreise, welche früher die Holz-, Koblen-, Eisenindustrie dort in großen Shwung ge- bracht hätte. Die Eisenbahn werde sie zu neuem Leben erwecken. Die Kreise Lubliniß und Rosenberg hätten mit den erheb- lichsten Opfern Chausseen fast ohne Staatshülfe gebaut. Die beiden Kreisstädte hätten seit zezn Fahren mit hohen Kosten Etablissements zur Aufnahme von Militär errichtet; dafür solle man sie jeßt mit in das Eisenbahnneß hineinziehen. Die Verhältnisse des Kreises gestatteten keine höhere Be- la]stung. Darum bitte er, das von dcr Regierung Verlangte zu bewilligen und auch in Zukunft keinen ZUs{uß von den Kreisen zu verlangen. Prüfe das Haus die Vorlage wohl- wollend, und Oberschlesien werde demselben für seine Mit- wirkung danken, indem es sich bemühe, nach allmählicher wirthschaftliher Gestaltung, aber dann auch voll einzutreten als lebensfähiges Mitglied in den Organismus des Staates.

Der Abg. Parisius, der vor langer Zeit in Oberschlesien gelebt, auch ein halbes Fahr lang in der Nähe von Noth- standsbezirken als Hypotheken- und Vormundschastsrichter fungirt zu haben angab, hielt gegen zu weit getriebene Ber- splitterung des Grundbesißes das Mittel der Suspendirung der Parzellirungsfreiheit für \chädlih; das Erschwerungen der Parzellirung enthaltende Geseh von 1853 sei unter Zustim- mung aller Parteien aufgehoben. Die Beschränkung der Parzellirung werde nicht im Stande sein, den Eigenthümern ihren Besiß zu erhalten, da sie dieselben niht hindern werde, Schulden zu kontrahiren. An cine Beschränkung der Wechsel-

wird deshalb in der auf morgen anberaumten Sißung erfolgen.

Silberwerthz, Werthpapiere, welche einen Börsen- oder Markt- preis haben, nicht unter dem Tagekcourse verkauft werden; wird

Schluß der Sißung 4 Uhr.

fähigkeit aber sei bei der Stimmung des Reichstags nicht zu denken. Den Grund der Mißstände erkenne er zum Theil