1881 / 9 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Jan 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Die Blumenausstellung des Vereins derung desGartenbaues wird bereits am Sonnabend, d. 15. Ja- nuar, Mittags 1 Uhr, im landwirthschaftlichen Museum eröffnet ! und am Sorn'ag, 16. Januar, Abents 10 Uhx, geschlossen. An bei- ten Abenden findet eleftrishe Beleuchtung statt. Der Reinertrag der

zur Beförs-

Ausstellung is zum Besten der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung bestimmt. Die Gesellschaft der Garten- freunde stellte in erSezung amFreitag, d.7.Januar, 1 goldene, 3 große Alberne und 5 kleine filberne Medaillen zur Verfügung und ersuchte fämmtlihe Gärtner Berlins und Umgegend, s zur Ehre der Berliner Gärtnerei recht zahlreiÞh an der Autstellung zu be- theiligen. Die Einsendungen von Pflanzen müssen bis zum Freita-, d. 14. Januar, Invalidenstraße 42, erfolgen, ron abgeschnittene: Blumen bis Sonnabend früh. Anme:dungen werden |ch{leunigst an Hrn. Universitäts8gärtner Perring erbeten. Ihre Majestät die Kaiserir hat dem Verein eine ges{mackvolle Porzellanvase als Ghrenpreis gestiftet.

Artiosts NRasender Roland. illusteirt von S. Bors metrisch überseßt von Hermann Kurz, eingeleitet und mit Anmer- kurgen versehen von Paul H.yse. Brcslau und Leipzig. S. Schott- Iainder. Von vorstehend genanntem Prachtwerk find die Lieferungen 7 und 8 erscbienen. In einer in der „Allg. Ztg.“ enthalteren Kritik des Profesor Dr, W. von Lübke über dieses Werk heißt es: Wir besitzen zwar von jenem präch- tigen Gedichte, das in fast einem halben Tausend ron Auflagen ver- breitct und in die meisten modernen Sprachen übertragen if, ver- {iedene vollständige deuts&e Ueberseßungen, von denen wir nur die von Strcckfusß, Gries, Kurz nennen wollen, aber in die Hände der Frauerwelt und der Jugend wird man den ganzen Orlando Furioso doch nicht geben wollen, und so bleibt die köstlide Dichtung und mit ihr eine reiche Quelle von Genuß Tausenden von Gebildeten verschlossen. In Hermann Kurz fand sih der Dichter, der für das heitere Spiel dieser graziôsen Verse den richtigen Ton zu treffen wußte, und fo liegt eine Ueberschung ror uns, die in treuem Anschmiegen an Sinn, Form und Ausdruckéweise des Dichte18 das irgend in unserer minder kTlanavollen Sprache Errcichbare bietet. Nach dem frühen Tode des trefflichen \{mwmäbischen Dichters hat Paul Heyse mit bekannter Meisterhand sich der Uebersetzung desselben angenommen, sie noch einmal durchgefeilt und „aüe die Stellen, in denen der sfinnlihe Uebermuih des Dichters unverhüllt sein Wesen treibt, mit behutsamer Scheere zu beschneiden und die Spur des Wengefallenen durch leichte Ueberagänge zu verwischen gesucht.“ Man darf sonach erwarten, daß diese Eingriffe mit feinem poetischem Takt gesehen und dadurch das kiassische Werk Ariosts sich zu cinem deutscben Familienbuc gestalten roerdz.

Den äußeren Anstoß ¿zu dem Unternehmen haben Zweifel die Doré'’shen Kompositionen gegeben, die allerdings für sich allein {on einen solchen Versuch rechtfertigen. Vielleicht in keinem seiner Werke is der glänzende französische Illustrator fo ganz auf seinem eigentlichen Boden wie in diesem. Nirgends unterstützen ihn seine reihen Gaben, die unershöpfliche Phantasie, der Sinn für das Märchenkafte, Romantiste, für Humor und neckishen Uebtermuth so sehr wie hier ; nirgends vermißt man so

ohne

E Pauserate für den Deutschen Reichs- und Köntgl. Preuß. Staats-Anzeiger und das Central-Handtels8- register nimmt an: die Königliche Expedition N des Dentschen Reichs-Anzeigers und fiöniglich Prenßishen Staats-Anzeigers :

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Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen. Snbhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

wenig die Eigerscaften, die ihm mangeln: tiefere Gedankenkraft, piychologis@e Auffafsurg und scha! fe Charakteristik, wie in der Dich- tung des ihm geisteëverwandten Menataneepoeten, Mußte er taher bei den Illustrationen der Bikel fast überall sceitein, wo die Figuren die Hauptsace sind und nicht in größeren landschaftlichen oder arcitektoniscen Gründen als Staffage vershwinden, so durste man gerade bei einer Dichtung wie der „Rasende Roland“ umgekehrt die böcbsten Erwartungen hegen. 5

Diese sehen wir nun in der That erfüllt, wenn nit gar über- troffen. Der phantastishe Charakter der Dichtung verlangt fast überall eine Scenerie von üppig berauschender Praht. Undurch- dringliche Wildnifse trepisher Urwälder wechseln mit gigantischen Felsfolofssen wilder Hochgebirg8natur oder mit arhitektonischen Scenerien, in welchen bald die Märchenprackt des Orients, bald der romantische Reiz des christlichen Mittelalters vorherrs{cht. Bewun- dernswürdizg ist immer die geniale Geflaltungékraft, die uner\{chöpf- liche Phantasie, mit welcher der Künstler das Reich diefer Fo: men- welt sowie den bald erhabenen, bald lieblihez, bald üppi=z beftricken- den Zauker der Natur zu schildern weiß. Nit mirder ist er in der unermeßliben Weite des Meeres zu Haus und s{ildert uns Stürme und Schiffbrüche mit derselben packenden Gewalt.

Die uns vorliegenden Lieferung.n des großartig angelegteu Merkes, welches mit 81 Vollbildern und 525 in den Text gedructen Holzschnitten illusirirt werden foll, lassen in jeder Hinsicht Außer- ordentliches erwarten. Die s{dönen Schnabacber Lettern, der forg- fältige Druck de Textes und der Illustrotioren auf feinem Kupfer- druckpapier, die ganze typographisce Behandlung geben den Eirdruk unübertroffener vornehmer Pracht ; der ungemein mäßige Preis wird diese herrl’che Gabe den weitesten Kreisen zugänglich machen.

Paris, 10. Januar. (Fr. Corr.) Auf der Ostbahn hat sh ein s{chwmeres Un glück ereignet. Auf der Station Mezy (in der Nähe von Chateau Thierry) fließ der von den Ardennen kommende Perfonen;,ug mit einem Güterzuge zusammen. Zehn Passagiere und drei Postbeamie wurden sehr {wer verleßt, der Heizer todt unter einem Wagen hervorgezogen.

Im Residenz-Theater tritt Fr. Hedwig Niemann-Raabe am

Freitag, den 15. d. M., zum leßten Male als „Frou-Frou“ auf. Morgen Donnerstag wird, entgegen der ursprünglichen Bestimmung, das Wolffshe Lustspiel „Die Junagesellensteu'r“ zur Aufführung kommen. Am Sonrabend endlich findet definitiv die erste Auffüh- rung von Bürgers „Adoptirten“ statt. Im Belle-Alliance-Theater kann das wirkungsvolle Lustspiel „Wohlthätige Frauen“ von A. L'Arronge nur noch zwei- mal in Szene gehen, da desselben Verfassers Novität „Haus Lonei*, welches im Wallner-Theater morgen bereits scine 26, Auf- führung erlebt, am Sonnabend hier zum erst.n Male gegeben werden soll, und zwar in derselben Besetzung wie am Wallner-Th-ater. Wir haben somit sebr bald wieder Gelegenheit, Hrn. Di-ektor Th, Lebrun dort als Gast zu begrüßen. Für die beiten leßten Auffüh- rungen von „Wohlthätige Frauen" sind halbe P reise, erstes Parquet 1 M 50 S, angeseßt.

Deffentlicher Anzeiger

und Grosshandel,

Industrielle Etablissements, Fabriken

Verschiedene Bekanntmachungen.

Literarishe Neuigkeiten und periodische Schriften,

Bericht über die Verhandl1ngen des neunzehnten Kongresses deutscer Volkswirthe in Berlin am 21., 22, und 23. Ofteber 1880. Im Austrage der ständigen Deputation berausgegeven durch M. Broemel. Berlir, 1880. Verlag von Leonhard Simion.

Arbeiter-Katechiémus. Die eirfachsten Lehren ter Volks wirthschaft und des gewerblichen Verkehrs in leichtfaßlicher kateche- tisher Form. Bearbeitet von Val. Funk, Lehrer an der Großh, besi. Strafaystalt Marienshloß. (Verfasser einer gekrönten Preis- {rift über Verfassungskunde.) Gießen. Verlag von Emil Roth, 1881, (Preis 80 ch5)

Sozial - Correspondenz (herauësgegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studniß in Dresden). Allgemeine Auê- gabe. Nr. 1, Inhalt: Der dietjährige Gesindemarkt in Dresden, Sozialiémus und Christerthum. Unterstüßungen Durchreisender in Dresden. Frauen- und Kinderarteit in sächsischen Bergwerken, Zum Kampfe gegen Almosenmißbrauch. Ein Vorschlag. Streitfrazen im deutschen Genossenschaftsrecht. Der Arbeitémarkt,

Nr. 2. Inohalt: Schoaung der Augen. Schußvorrichtungen für gewerbliche Arbeiter. Kinderbettelei. Schnaps- Konsum-Vereine, Preisaufgaben. Das Bier in München. Arbeitsmarkt.

Mittheilungen der Handelskammer zu Frankfurt a. M. Inhalt: Aus den Verhandlungen der Handelskammer zu Frankfurt a. M. Eisenbahnkonferenz zu Frankfurt a. M. am 29, Dezember 1880. N-ue Börse zu Frankfurt a. M. Aufer- ordentlihe Generalversamm!urg am 24. Dezember 1880. Handel, Sciffahrt und wirthschaftlihe Verhältnisse der Kolonie Weste aufstralien. Die Einführung der Telephonie in Frankfurt a. M. Deutsche Interessen in San Franziétko. Eingänge kei der Handelskammer im November 1880.

Deutscwe Landwirth schaftlihe Presse. Nr. 3. Inhalt: Zur deuts@en Münzfrage. Il. Von Prof. Ad. Wagner. Radies, Monatsrettih. (Mit Abbildungen). Futter für Kälber, Von Prof. Rohde. Bewirth\chaftung eines Gutes. Von Prof. Rohde. Oefen. Von Baurath Engel. Samen von Ackerspörgel als Viehfutter. Von Prof. Rohde. Rotkrankheit. Von Direktor Prof. Dammann. Aehrenlese, Rundschau. : :

Der Bär, Ilustrirte Birliner Wochenschrift. Eine Chronik fürs Haus. Herausgegeben von Ernst Friedel und Emil Domi ik, Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin. VII. Jahrgang. Nr. 14, Inhalt : Act Jahre am Hof des Prinzen Heinri (1770—1778), aus den Memoiren eines alten Franzosen, deutsch bearbeitet von Ernst Breest. Lottchen Lindholz. Eine Berlinische Geschichte aus dem 17. Jahrhundert von Ludovica Hesektiel (Fortsezung). Choral- blasen vcm Rathhauéthurm in Berlin. Zeichnung von J. _Ehren- traut. Ein angeblies Grabdenkmal zu Fürstenberg a./D. von Osfar Schwebel. Der Play für das deutsche Reicbstaztgebäude von Bauraih A. Orth. Miécèllen: Die S{loßapotheke am Lust- garten zu Berlin (mit Jllustcation); Prof. Carl Gussow (mit Portrai'); Sc{wippschwager rp. -{wägerin von E. Handtmann; Ueber Glückéröhrchen von E. Friedel: Neujahr“gratulationen ; Hoc- zeitsgebräuche in der Niedirlausit ; Bescheidene Anfrage ; In der St, N zu Bernau; Berlins Feuerversicherung. Brieskasten. Inserate.

F E S E L LLHB V i“ R E e E R R P TEE N A

M L Inserate nehmen auz die Ynnoncen-Exprditionen dzs „Fuvalideudank“, Rudolf Mosse, Saasecusteiu & Veozléer, G. L. Daube & Co., E. Sechlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größere:

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Berlin SW., Wilhelm - Straße Nr. 82. M

3, Verkäufe,Ÿ erpachtungen, Submissionen etc

4, Verloesung, Amortisation, Zinszahlung Æ n. 8. w. yon öffentlichen Papieren.

SteXbriefe nud Untersuchungs - Sachen,

Steckbrief. Segen folgende Personen: 1) Carl August Zoeil ner aus Ierka, 2) Ichan» Przybylski aus Kurltagóra, 3) Lalertin Urbaniaf aus Jarog- niewice, 4) Valentin Woj-icechowsfi aus Nielogowo, 5) Iobann Michalski aus Gierlachowo, 6) Joseph Dwor czak aus Gr. Nogaczewo, 7) Friedri Iohavn Zielke, 8) Peter Brzeliúski aus Rothenfeld, 9) Friedri Wilhelm Eveft aus Kalisz, 10) Julius Londner aus Miaskowo, 11) Nathan Honig aus Kosten, 12) Joseph Jana3zek aus Kosten, 13) Michael Moses Lewin aus Graetz, 14) Martin Kahl aus Rothdorf, 15) Johann August Kuehn aus Klaene, welche flüchtig sind und sich verborgen balten, soll eine durch vollstreckbares Urtheil des Königlichen Kreitgerihts zu Kosten vom 10. März 1874 eifennte Geldstrafe ron je 180 A, im Un- einzichbarkeitéfalle je ein Monat Gefängniß, voll- \streckt werden. Es wird ersucht, dieselben zu ver- haften und in das nächste Iustizgefängniß zur Voll- stredung der Freiheitsstrafe abzuliefern, falls sie nit die Zahlung der Geldstrafe nabweisen. Lissa, den 5. Januar 1881. Staattanwaltschaft bei dem Königlichen Landgericht.

[932] K. Amtsgericht Ulm. Steckbricf ergeht gegen 1) Franz Lay von Haisterkirh, unten beschrieten, 2) einen dem Namen nach unbekannten, gleicbfalls unten beschriebenen junzen Mayrn, wegen gemeinscbaftlich verübten {weren Diebstahls, Dieselben sind in das biesige Amtsgerichtsg. fängniß ecinzulifern. Den 7. Januar 1881. Hilfêrichter : Schanz. Beschreibung: ad 1) ca. 22 Jahre alt, hokte Statur, blonde Haare, leiter Schnurr- urxd Knebelbart. Kleidung: dunkler Rock und dito Hosen, Strohbichild- müßte. ad 2) gleibfalls bobe Statur, blonde Haare, klei- nes Scbnurbärtcten. Kleidung : tunkler Rod, graue Hosen, bellgrauer Filzhut. Unter den çcestohlenen Gegenständen befinden si verschiedene in- und autländishe, meistins außer Cours gesetzte, zum Theil werthvolle Münzen.

Subhaftationen, Aufgebote, Vor- ladungen u, deral.

097 Í L (937) Oeffentliche Zustellung.

Die Kaufleute H. Hewetson u. Co. zu London, vertreten durch den Rechtéanwalt Dr, Chrisien, klagen gegen den Kaufmann Alfred Bergmann, als allein haftenden Inhaber der früheren Kommandit- gesellshaft Ulfred Bergmann & Co., unbekannten Aufenthalts, aus ¿wei von Alfred Bergmann & Co. auf J. W. Tobisch in Tepliy gezozenen und voa diesim accevtirten Wechseln, groß je 1000 —, per medio Oftober 1880 und resp. per ultimo No- vember 1880, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von 4A 2000 nebft 6/9 Zinsen seit dem 16. Oktober 1880 auf M 1000, und seit dem 39, November 1280 auf M 1900, cs

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Literarische Anzeigen. Theater-Anzeigen, \| In der Börsgen- Familien-Nachrichten. / beilage,

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Ununoneen - BereaRus.

wie M 22,85 Wechselunkosten und laden den Be- flaaten zur mündlicen Verhandlung des Rechts- streits vor die Kammer I. für Handeléfachen des Landgerichts zu Hamburg auf Donnerstag, den 10. März 1881, Vormittags 9¿ Uhÿr,

mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Ge- ribte zugelassenen Anwalt zu bestellen.

Zum Zwecke der öffentliccen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Hamburg, den 11, Januar 1881.

S. Beschüßtz, Dr., Ger\chts\chreiber des Landgerichts, Kammer 1. für Handelésachen.

[944] Oeffentliche Zustellung.

Nr. 375, Der Adlerwirth Baptist Muiter von Niederwihl, klagt gegen den Mathä Albieß zur Lohmühle, Gemeinde Rüßwihl, z. Zt. an unbekann- ten Orten abwesend, aus Kauf von Ziegelwaaren, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Bezahlung von 299 #4 85 H nebst 5°/4 Zins vom 1. Janvar 1881 und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Grof:herzogliwe Amtêgeriht zu Waldshut auf

Mittwoch, den 16. Februar 1881, Vormittaas 9 Uhr.

Zum Zwecke der cffentlihen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Waldshut, 3. Januar 1881.

Der Gerichts\chreiber des Großberzoglihen Amtsgerichts : Tröndle.

945 ; Iul (08) Oeffentliche Zustelluug.

Nr. 376. Der Rudolf Albiey von Tiefer stein klagt geacn den Mathä Albiey zur Lohmühle, Ge- meinde Rüfwibhl, z. Zt. an unbekannten Orten ab- wesend, aus Kauf von Mebl und Ziegelwaaren mit dem An'!rage auf Verurtheilung des Beklagten zur Bezahlung von 127 # 25 HZ nebst 5% Ver- zugszinsen vom Klagezvftellungëtage an, wvnd ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Großherzoglihe Amts- gericht zu Waldéhut auf

Mittwoch, den 16. Februar 1881, Vormittags 9 Uhr.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Waldshut, den 4, Januar 1881,

Der Gerichteschreiber des Großterzoglihen Amtsgerichts: Tróöndle,!

936 —— { (936) Oeffentliche Zustellung.

In der Civil-Prozefsache ves Fakrikbesiters J. Schammel zu Breslau,

Klägers, wider die verwitlwete Fleischermeister Breslau, j:tt deren Et: ben, námlich: 1) den Rudolf May, dessen Aufenthalt unbekannt,

Julie May zu

2) den Max May in Breslau, 3) die verehelichte Frau Seppe, geborene May, in Breélau, Beklagte,

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(01 Aufgebot.

Der Kaufmann W. Eichenberg zu Frankfurt a/M. hat das Aufgebct eincs von ihm ausgestellten Wechsels

ist zur Abnahme des dem Kläger durch Erkenntniß | blanketacceptes über 536 4, zahlbar am 10. März der V, Civilkammer des Königlichen Landgerichts | 1881 bei der Kaiserlichen Reichsbankstelle dahier,

hier vom 8. April 1880 auferlegten Eides, sowie zur weiteren mündlihen Verbandlung min auf

__ deu 28. Februar 1881. Mittags 12 Uhr, in dem Sitzungssaal 11, des Königlicken Landgeriht6- gebäudes, Ritterplay Nr. 15, T Stock, vor der 11], Civilfkammer angesett.

Der Rudolf May, früher zu Breslau wohnhaft, | wid hierzu mit der Aufforderung vorgeladen, der ;

Eideêleistung, welche jedoch auch bei scinem Aus- bleiben vor si gehen wird, om angegebenen Orte zur bestimmten Zeit beizuwohnen. Breslau, den 8, Januar 1881. Der Gerichtsschreiber der IlI. Civiikfammer des Königlichen Landgerichts.

a _ Völkel, (949) Oeffentliche Zustellung.

Der Fruchthäntler Matthäus Kehle von Mengen, vertreten durch den Rebtsarwalt Mezler in Ravens- burg flagt gegen den Georg Kehle jung von Mengen, jeßt unklekanrnten Aufenthalts, wegeu einer Forderung aus einem Pfandschcine mit dem Antrage auf Ver- urtbeilung des Beklagten zur Zahlung von 180 Fl. = 398 57 S nebst 5 Prozent Zinsen vom Tag der Klagmittheilung an, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtéstreits vor die Civillkammer des Königlichen Landgeric18 zu Ravenéburg auf

21. April 1881, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, cinen beim gedachten Ge- richte zugelassenen Azwalt zu best.llen.

Zum Zwede der öffentlichen Zustellung wird dieser Aufzug der Klage bekannt gemalt.

Ravensburp, den 8, Januar 1881,

Sekretär Nemshardt,

Gerichts\c(reiber des Königlicten Landgerichts.

(30) Oeffentliche Zustellung.

Nr. 187, Die Witlwe Bertha Knopf zu Pforz- heim, vertreten durch Rechtsanwalt Lalterner, klagt gegen den Bäckter Ludwig Beh von da, zur Zeit an unbekanyten Orten atwesend, aus Miethvertrag vom 24, Juni 1879 mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Zablung von 550 M nebst 5% Zins vom Tage der Ladung, und ladet den Be- ftlagten zur mündlihen Verhandlung des Recbts- streits vor die IL Civilkfammer des Großherzog- lihen Landgerichts zu Karlsruhe auf

Montag, den 28 WVlärz 1881,

i Vormittags 8} Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem Eerichte zugelaffenen Anwalt zu bestellen. _Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird die- ser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Karlsruhe, dea 7. Januar 1881.

_, Amann, Gerichtéschreiber des Großherzoglichen Landgerichts.

gedachten

ein Ter- !

unter Glaubhaftmachung des Verluftes desselben be- antrazt, Der Inhaber der Urkunde wird aufgefor- dert, spätestens in dem auf den 17. September 1881, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Auf- aebvotstermine scine Rechte anzumelden urd die Ur- kunde v-erzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.

Caffcl den 4. Januar 1881.

Königliches Amtége' iht. Abtheilunz 2. aez. Kuna. Wird hierdurch bekannt gemacht. Schmelz, Gerichtéschreiber.

017 Á [47] Gütertrenuungéklage.

Die Ebefrau des Spezereihändlers und Wirth.s Snbert Am“era, Sibilla Henriette, geb. Rin- dens, zu Kessenib, vertreten durÞ Rechtsanwalt Dr, Cillis zu Bonn, klagt gegen ihren genannten Ebemann zu Kessenich wegen Gütertrennung mit dem Antrage auf Auflösung der zwischen den Par- teien ktesteheiden ehelihen &ütergemeinschaft.

Zur mündlichen Verhandlung des Rechtéstreites ror der 11, Civilfammer des Königlichen Landgerichts ¡u Bonn i} Termin auf

den 17. Mäez 1881, Vormittags 10 Uhr, bestimmt,

j S Donner,

Gerichtsschreiber tes Königlichen Landgerichts.

S Bekanntmachung.

Durch Urtbeil der 1. Civilkamméer des König- lien Landgerichts zu Elkerfeld vom 13. Dezember 1880 it die zwishen den Eheleuten Anstreichcr Georg Schnauder zu Elberfeld und der gesäfté- losen Laura, acb Rothbstein daselbst, tither best1x- dene eheliche Gütergemeinschaft mit Wirkung seit dem Tage der Klagebchändigung 11. November 1880 für aufgelöst erklärt werden.

Der Landgerichts-Sekretär : Jansen.

Berichtlignug. Ja der Bekanntmachung des Grof:herzogl. Medckleakturgishen Amt?gericbt3 zu Parcbim, betreffend Zwangsocrsteigerung der Froh'- schen Büdnerei zu Suckower - Mooster Nr. 4 d, Bl. I. Bl, (Nr. 338) ift die Vüdnerei irrthlim- lid mit Nr. 293 bezeihnet, während es richtig Nr. 2 beißen muß.

us 5 D. D E D E L E ————_—_—_ 20 D

Redacteur : Riedel.

Berag dr Expedition (Kesse l.) cuckd: W, Elsner.

Berlin:

Drei Beilagen (einfd lietlih Bôrsen-Beilag-)

52 & (Zet & »° Pee c Ati

E E R

ZlichtfaimtliZes.

Preußen. Berlin, 12. Januar. Jm weiteren Verlaufe dex gestrigen (33.) Sißung seßte das Haus der Abgeordneten die erste Berathung des Entwurfs eines Gesctes, betreffend das Pfandleihgewerbe, fort. Der Abg. von Heppe hielt eine gleihmäßige Regelung des Pfand- leihgewerbes für die ganze Monarchie zwar sür sehr erwünscht, doch könne cr sich nicht mit allen Bestimmungen der Vorlage und der Herrenhausbeschlüsse einverstanden erklären. So sehe er zum Beispiel keinen Grund ein für die exorbitante Zinserhöhung, und es scheine ihm als ob die großen Kosten, die der Verkauf und die Hinterlegung nah dem Ent- wurf verursahen würden, durh die Höhe der Zinfen gedeckt werden sollten. Die Bedenken betreffs der großen Kosten der Hinterlegung beseitige der Beschluß des Herren- hauses, indem derselbe die Ortearmenkafse als Hinterlegungs- telle bestimme. Auch der Verkauf könne billiger eingerichtet werden, wenn man denselben nicht nur von den Gerichts- vollziehern, sondern auch von den Auktionskommissaren voll- ziehen lasse, die doch in jeder Hinsicht dieselbe Gewähr böten. Darin stimme er mit dem Abg. Zelle überein. -Diese Frage müsse von der Kommission geprüst werden, dieselbe werde sich au mit der Frage beschäftigen müssen, ob nicht für größere Darlehen die Zinsen vermindert werden könnten. Eine Lücke bestehe auch insofern, als nicht bestimmt sei, Wié Die Kosten zU vVertheilen seten, wenn die Piänder mehrerer Eigenthümer in einer Auktion versteigert würden ; dies werde doch sogar die Regel sein. Fn §8. 13 set bestimmt, daß der Verpfänder, wenn derselbe mehrere Gegen- stände als ein Pfand hingegeben habe, beim Zwangsverkauf die Neihenfolge derselben bestimmen dürfe. Er (Redner) würde vorshlagen, daß auch aus einer Neiße von Pfand- geshästen der Verpfänder beim Zwangsverkguf die Reihen- folge, in der die Gegenstände versteigert werden sollten, be- stimmen dürfe. Er schließe sich dem Antrag auf kommissa- rishe Berathung an.

Der Regierungskommissar Geheime Ober - Justiz - Nath Kurlbaum II. erklärte, einer der Vorredner habe gemeint, daß der Zinsfuß mit Rücksicht auf die Kosten des Verkaufs nor- mirt worden sei; er müsse dieser Anschauung entgegentreten. Die Kosten des Verkaufs würden aus dem Verkauferlös be- stritten. Mit der Verweisung der Vorlage an eine Kommission erkläre sich die Negierung einverstanden.

Das Haus beschloß hierauf, den Geseßentwurf der um 7 Mitglieder zu verstärkenden Justizkommission zu überweisen, nachdem Abg. Cremer noch gebeten hatte, niht etwa zur Er- gänzung der Justizkommission noch 7 Juristen in dieselbe zu wählen.

Es folgte die ersie Berathung dcs Entwurfs eines Ge- seßes, betreffend das Höferecht im Kreise Herzogthum Lauenburg.

Der Abg. Berling dankte der Regierung, als Vertreter Lauenburgs, für die Vorlegung des Gesetzes, welches im Her- zogthum allgemeine Zustimmung finde, und bat, die zweite Berathung desselben im Plenum vorzunehmen.

Der Abg. von Rauchhaupt erklärte, auch er spreche der Regierung für das Geseß seinen Dank aus und betrachte es als eine theilweise Erfüllung des Antrages, den das Haus am 3. Dezember 1879 angenommen habe. Dieser Antrag habe im Lande so viel Staub aufgewirbeli und fei von der Presse der Fortschrittspartei, er wolle nicht sagen auch von derx nationalliberalen, in einer Weise gegen die konservative Partei ausgebeutet worden, daß er sih genöthigt sehe, noch- mals offen vor dem Lande die Stellung seiner Partei dem Hause darzulegen. Er müsse gegen das Mißtrauen, das man gegen scine Partei erregt habe, Protest cinlegen, und er crfläre, daß seine Partei durchaus nicht beabsichtige, nur für den Bauernstand das Erbreht im Sinne des Antrages von Sthorlemer zu regeln, sondern er hoffe, daß diese Grundsäße für die Vererbung des gesammten Grundbesißes maßgebend werden sollten. Seine Partei erkenne im Höferecht einen fo großen Vorzug für das bäuerlihe Erbrecht, daß er und scine politishen Freunde es nicht nur sür Lauenburg, sondern au überall dort in Preußen eingesührt wissen möchten, wo über- haupt noch etwas von: bäuerlichen Grundbesiß zu retten sei. Es s\ci ja nachgewiesen, daß die Spannfähigkeit des bäuer- lihen Grundbesißes in stetem Abnehmen begriffen sei und dabei habe er sich noch in seiner amtlihen Thätigkeit überzeugt, daß die Statistik in dieser Hinsicht ganz unzuver- lässig sei; dieselbe bezeihne häufig noch einen Besiß als spann- fähig, der eine Kuh und zwei Morgen habe. Er habe ganz neue Kolonnen aufnehmen müssen, um in Zukunft übersehen zu können, wie die Spannfähigkeit abnehme. Doch das Höfe- ret wolle niht nur die S7annufähigkeit wahren und der Zersplitterung des bäuerlichen Besißes vorbeugen, sondern es wolle im Bauernstande das Familienbewußsein wacherhalten, das in Preußen leider fast ganz erloshen sei. Wenn es möglich sei, daß ein jüdisher Jndustrieller ein ganzes Bauerndorf aufgekauft habe, so beweise das doch, wohin es in Preußen mit dem Familienbewußtsein und dem Stolz auf den vom Vater vererbien Besiß gekommen sei, die preußische Gesehgebung habe dazu beigetragen, dieses Bewußtsein zu lockdern. Es sei ein Vorzug des Höferechts, daß cs dem S die Pflicht auferlege, das Gut in der Familie zu erhalten, nur das wolle seine Partei dem Bauernstande er- leihtern, sie wolle aber keineswegs die Dispositionsberechti- gung aufheben. Wohin führe denn die jeßige Gesehgebung ? Man sche in der Provinz Sachsen große Latifundien ent- stehen, gestüßt auf bedeutende Jndustrien, wie die Zuder- fabrikation, denen gegenüber der Bauer keine Möglichkeit

sehe, seinen Besiy zu erhalten. Die Masse der bäuer- lihen Rentiers in den Städten nehme immer mchr zu,

die zweite Generation verfalle dann aber shon dem Proletariat, Der Abg. Parisius habe früher an der Hand der Statistik die Nußtlosigkleit der Schorlemershen Anträge bezüglich der bäuerlihen Anerbenrechts nachweisen wollen, aber die han- novershe Gesetzgebung beweise in ihren segensreihen Wirkun- gen die Richtigkeit des Prinzips, den Anerben zu zwingen, das Gut zum Mittelpunkt der Familie zu machen und es vor

zum Deutschen Reichs-An P. S

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Srste Beilage

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Berlin, Mittwoch dez 12, Tauuar

R i E «F I E A EUER L M E “C I ETE E E Ca I ch=

Zersplitterung durch die nachfolgende Generation möglichst zu bewahren. Darin lieae die Kraft des Bauernstandes, die ihm erhalten bleiben müsse. Dabei brauche man gar keine reaktionären Jnteressen zu verfolgen, die Stetigkeit des Be- siße3, besonders des Grundbesizes, liege im FJnteresse aller Parteien, die Lie zw Sgoolle. s&— einer dex Grundpfeiler der staatlihen Existenz. Die Vers{Guldung des Grundbesißes schreite stetig vor ; diese beklagenswerthe Erscheinung habe auch auf die bäuerlichen Besißungen ihre Wirkung ge- äußert. Die hergebraäiten Altentheils- und Ueberla}sungs- verträge hätten den erbberechtigten Kindern ebensoviel Schaden zugefügt, als die Einführung des Höferehts ihnen Nutzen zu- wenden werde. Der Fortschrittspartei könne also nur em- pfohlen werden, in eine Diskussion sachlihster Art einzutreten, ob die Justitution des Höferehts nit doch eine fehr gediegene und werthvolle sei, Der Avg. Hänel have früher den Ein- wurf gemacht, daß dadur, daß die nahzeborenen Kinder beim Anerberecht zu wenig erhalten hätten, ein Proletariat heran- gezogen würde. Da kenne der Abg. Hänel das Leben sehr s{lecht. Er (Redner) habe vor Jahren einmal niit Liebknecht Über dessen sozialpolitishen Jdeen gesprochen ; derselbe habe ihm damals die Zustände voraus gesagt, diejeßt in England und Frland eingetreten seien und die derselbe auf die Thätigkeit der Jnter- nationale in London zurückgeführt habe; er habe damals ge- meint, daß Preußen in seinem Bauernstande und der Stetigkeit seines Besißes einen Damm gegen solche Zustände hätte. Seine Partei habe die offene und ehrliche Absicht, diesenDamm zu erhalten und die Heranbildung einer besißlosen fluktuirenden Bevölke- rung na Kräften zu hindern. Möge das Land entscheiden, ob seine Partei mit diesem Bestreben Recht habe, oder die Herren, die gegen seine Partei aus demselben politisches Ka- pital s{lügen !

Der Abg. Dr. Hänel bemerkte, die oratorischen Aus- s{hmüc@ungen des Abg. von Nauchhaupt seien doch zu stark; der Vorredner habe ihn selbst citirt, und da müsse derselbe ja wissen, daß weder er, noch seine Parteigenossen gegen das Be- stehen des hannoverschen Höferechtes gewesen seien ; er (Redner) habe damals nur gesagt, daß man sih dabei vor dem Ueber- handnehmen dcs Proletariats hüten müsse. Der Vorredner habe das hannoversde System als vorzüglih gegenüber dem Bauernfeind, der Fortschrittspartei, hingestellt, seiner (des Redners) Partei schiebe der Vorredner die Sünden in die Schuhe, die man der sonst vorzüglichen preußischen Geseßz- gebung zuschreiben müsse. Die Fortschrittspartei wolle man als VPopanz darstellen. Das mache vielleicht Eindrudck auf die Gründlinge im Parterre, sons auf Niemand. Die Höferolle habe nux da cine wirklihe Berechtigung und werde da gute und segensreihe Folgen ausüben, wo nah Sitte und Tradition das Familienbewußtsein diese Ein- richtung trage. Wo das nicht der Fall sci, wo der Grund- besi einmal in dic Rihtung dex Pulverisirung hinein- getrieben sei, wo der Grundbesiß mit einer Summe von industriellen Etablissements in Konkurrenz zu treten habe, wo derselbe mit Kapital gesättigt sei, werde diese Einrichtung absolut nichts nützen. Uebrigens bewirke sie nur sozusagen eine erleich- terte Disposition von Todeswegen im Sinne dex bäuerlichen Sitte eines jeden Distrikts, An dieser Grenze halte seine Partei absolut fest. Jeden Versuh diese Grenze zu über- \chreiten, halte jeine Partei für eine Befahr, in die Fidei- Tommiß- und Lehnswirthschaft zurüczufallen. Sobald das Haus diese Grenze innehalte, werde seine Partei von ihrem Standpunkt aus Einrichtungen, wie der Höferolle nicht ent- gegentreten. Diesen Standpunkt habe er, wie ihm der Abg. von Rauclhaupt bezeugen werde, immer vertreten, weshalb nun diese Sorte von Angriffen gegen seine (des Redners) Partei? Ju Lauenburg speziell sei die Einrihtung der Höfe- rolle einfa ein Fortschritt. Das dort früher herrschende Meierrecht habe die freie Disposition sowohl unter Lebenden als auch von Todeswegen versagt und habe gegenüber dem Grundherrn nur ein beshränktes Erbrecht gegolten, und wenn man auch zweifelhaft sei, wie jene Beschränkung auf das volle Eigenthum fernèrhin anwendbar bleiben solle, so enthalte doch dieser Geseßentwurf eine sahgemäße Ueberführung. Der Abg. von Rauchhaupt habe nun als eine Art Opfer hinge- stellt, daß derselbe im Stande sei, den Geseßentwurf anzuneh- men, obgleich die ursprünglih im Regierungsentwurf enthal- tene Auênahme: „Landtagsfähige Rittergüter seien nicht ein- tragungsfähig“ niht mehr darin enthalten sei. Das Opfer sei nit groß, denn seiner Ansicht nah werde dadurch nicht das mindeste geändert, denn im §8. 1 sei die Anwendungs- fähigkeit des Geseßes ausdrüdlih beschränkt auf Eigenthümer von Bauernhöfen und durch die Streihung jener Worte

werde an der Disposition des ganzen Tenors nicht das mindeste geändert, und er möchte eine Erklärung von der Negierung haben, ob sie in dieser Beziehung

etwas anderes annehme. Ein Opfer v: n der konservativen Seite würde er erst dann anerkennen, wenn dieselbe an die Stelle der fideikommissarishen Bindungen die freiere Ge- staltung der Höferolle treten lassen wolle. Wenn der Abg. von Rauchhaupt dem Hause dies als konservatives Zukunsfts- programm hingestellt habe, dann erkläre er Namens der Fortschrittepartei, daß sie diese konservativen Bestrebungen unterstützen werde.

Der Aba. Frhr. von Schorlemer-Alst erklärte den vor- liegenden Gesehentwurf für einen sehr bescheidenen Anfang der Erfüllung des im vorigen Jahre vom Hause angenommenen Antrages, wonach die Negierung aufgefordert sei, in dieser

Session für Westfalen einen im Sinne des Anerbenrechtes ge- | Provinz Hanover erklärt hat.

haltenen Gesehentwurf vorzulegen und eine gleihe Maßregel für die übrigen Provinzen in Erwägung zu nehmen. Bis jeßt habe man auf den Geschentwurf sür Westfalen vergeb- lih gewartet und er behalte sich vor, falls derselbe nicht in

zeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

LSS1.

LEZMACE,

I DELE La L R E MEC E L E E L IEE SI E I A

wie viel Höfe zur Subhastation und zur erblihen Theilung gekommen seien, sondern auch wie viele Theilverkäufe statt- gefunden hätten. Eine große Zahl von Bauernhöfen werde statistish als noch fortbestehend aufgeführt, obwohl bereits zwei Drittel oder mehr ihres Areals abgezweigt und verkauft sei. Die Uebelstände, die auch in Schlesien durch eine zu weit gehende Theilung des Grundbesitzes herbeigesührt wor- oden seien, seien vor Kurzem hier bereits genügend ge- fennzeihnet worden, er meine deshalb, daß eine fonser- vative Regierung es für ihre dri..gende Aufgabe halten müsse, der weiteren Zerstückelung der Bauerngüter wenigstens durch fakultative Acnderung des bestehenden Rechts vorzu-

beugen. Das Ministerium sei offenbar zu ängsilih und er hoffe, daß die heutige Verhandlung geeignct sein werde, sie

zu einem energisheren Vorgehen anzufeuern. Von liberaler Seite wehre man sich dagegen, daß der Stazt in diese Ver- hältnisse eingreife, wenn man aber die Eingriffe der Regie- rung auf fommunalem Gebiete ganz zu geshweigen von dem Kulturkampf in Betracht ziehe, dann verliere dieses Bedenken jede Bedeutung. Daß der Abg von Rauchhaupt hestige Angriffe gegen die Fortschrittspartei gerichtet hätte, habe er nicht gehört; offenbar hätte diese Behauptung des Abg. Hänel nur eine dekorative Bedeutung, Daß das An- erbenrecht irgendwo ein Proletariat hervorgerufen habe, müsse er entschieden bestreiten; wohl aber sei ein folhes vielfah aus den zerstückelten Höfen hervorgegangen. Gewiß habe die altpreußishe Agrargeseßgebung dem Bauernstande viel genügt, aber sie habe es versäumt, neben der Befreiung von dem Obereigenthum auch Maßregeln zu treffen, welche geeignet seien, den Bestand der Bauernhöfe zu sichern, und diese Lücke auszufüllen, müsse jeßt die Aufgabe dieses Hauses sein. Die Fortschrittspartei möchte freilich am liebsten das Prinzip der freien Theilbarkeit des Grundeigenthums unbedingt aufrecht erhalten, der Drang im Volke im entgegengeseßten Sinne sei aber so groß, daß man denselben auch auf der linken Seite nicht unberücsichtigt lassen dürfe, und deshalb mache die Fortschrittspartei jezt die Konzession, wenigstens die Höferolle anzunehmen. Darin sei er mit dem Abg. Hänel völlig einverstanden, daß man dem Volke niht gegen Tradi- tion und Sitte ein Erbreht aufdrängen solle, aber gerade deshalb hoffe er, daß der Abg. Hänel, wenn es sih um den Gesetzentwurf für Westfalen handele, wo Tradition und Sitte das Anerbenrecht fordere, im Sinne seiner Partei stimmen werde. Den Bauernstand in Fideikommisse zu legen, sei Nie- mand eingefallen. Der Grundsag der völlig freien Disposition über das Eigenthum solle unbedingt gewahrt werden. Was seine Partei wolle, sei nihts Anderes als die konservative Forderung, daß man alles aufbieten müsse, um den Bauern- stand zu retten.

Hierauf ergriff} der Staats - Minister Dr. Lucius das Wort :

Einige Ausführungen des Hrn. Abg. von Schorlemer nötbigen mib zu ciner kurzen Gegenbemerkung. Der Herr Abgeordnete hat gewissermaßen seia Befremden ansgedrückt über die Lässigkeit und Säumizkcit der Regiecung, daß sein Antrag vom vergangenen Jahre sih noch nicht ia Gestalt einer Gesetzesvorlage fonzentrirt habe.

Ic glaub-, daß dieser Vorwurf vollständig unberehtigt ist und ich halte mich verpflichtet, mit einigen Worten die Schwicrigkciten, die der Verwirkliung seines Geschentwurfes

entgegen stehen, hier nadzuweisen. E3 isl urmittelbar, nachdem der Antrag des Hrn. von Minnigerode angenommen nar, daß die Pro- vinzial-Landtage über den Gesetentwurf gehört werden sollten, die entspreczende Vorlage den sämmtlichen Provinzial-Landtagen vorgelcgt und beim Zusammentri!t des Abgeordnetenhauses ist von den Ve- schlüssen der Provinzial-Landtage von Seiten der Staatsregierung in der Uebersicht der auf Gcund der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses gefaßten Entschließungen eine Üübersictlice Mittheilung gemacht worden wie si die cinzelnen Provinzialvertretungen zu diesein An- trage gestellt “haben. Es haben ablehnend votirt die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Posen und Rezicrungbbezirk Wiesbaden und cs haben in einzelnen von diesen Provinzial-Lardtagen, wie ich mich allerdings noch verpflichtet halte, zu konstatiren, nit nur die kleinen Grundbesigzer gegen die Vorlage des Hrn. von Schorlemer gestimmt, sondern z. B. in Ostpreußen eine große Anzabl von Groß- grundbesitzern. Es bat ferner die Provinz Sachsen einen dilatorischen Bescbluß gefaßt, was sih au dur die Schwierigkeit der Materie vollständig rechtfertigt und erklärt. Bei der größten Sympathie für die Tendenz, die der Antrag des Hrn, von Schorlemer halte, die au von Seiten der Staattregieru g getheilt wird, wie ih es ausdrücklich

ausgesprochen habe, und zwar unter Zustimmung der mittetheiligten Herren Nessort-Minister, liegen doc in der Materie selbst so große Schwierigkeiten, die Mannigfaltigkeit der Verhältnisse ist eine so aroße, daß grate dann, wenn man den Saßz befolgen will, daß Wohlthaten nit aufgedrungen werden sollen, eine avußerordentiih genaue und sorgfältige Prüfurg grade diesen Entwürfen vorausgehen muß.

Es hat also der Provinrzial-Laudtag der Provinz Sachsen, der in seiner Zusammenseßung, so wie ich es beurtbeile, ficher ein fon- servativer und den Interessen des Grundbesilzes günstig Componirtir ist, beschlossen, den Provinzialautf zu kteauftragea, nciteres Ma- terial zur Beurtheilung dieser Frage zu sammeln. Die Prcvinz Pommern kat eigentli, man kaan sazen kaum no ausreichend, beinahe nezativ geantwortet, indem der dortige Provinzial-Landtag obne dcn Provinzialausshuß zu beauftragen, weitere Eriniltelungen vcrzunebmen, beschlossen bat: Mangels ftatistisÞhen Vatertais jet er

| nit im Stande, über die Bedürfnißfrage cin Gutachten abzugeben,

Béejahend haben geantwortet die Provinz Brandenburg, die den

| Provinzialaus\chuß auch mit weiteren Vorbercituncen beaustragt hat, | un endli die Provinz Westfalen. Vor Kurzem ist auch die Provinz

nächster Zeit eingebraht werden sollte, an die Regierung eine |

entsprechende Anfrage zu rihten. Man habe behauptet, die Stalistik, die man über den Grundbesiß in Westfalen auf gestellt habe, spreche nit für die Nothwendigkeit. einer ge]eß- lichen Aenderung des Erbrechts, Er bestreite dies, Schon die jehige Statistik weise einen Rückgang des Bauernstandes nah, obwohl diiselbe fehr unvolsiändig sei. Es handele sich bei den statistishen Erhebungen nicht blos um die Frage,

S{leswig- Holstein in ihrer Vertretung \{lüssig geworden; amtlich sind mir die Mittheilungen noch nit zuzegangen, indessen den Zeitungdö- nacricten babe i entnommen, daß der \{letwig- holsteiaisceProvinzial- Landtag sib gegen den Äntrag des Hrn. von Schorlemer, wohl aber für die Einführung einer Höfcordnunz analog derjenigen für die

Nun hat aber auch der Provinzial-Landtag von Wesifalen keines wego unbedingt bejahend sih zu dem Antrage des Hin. von Sor- lemer g?stelt, sondern wie er {lbst am besten wissen wird in sehr wesentlichen Hinsichten scinen Gesel:eitwurf amendirt. Jh würde in der Lage fein turch meinen juriftisden Kommissar in exteato bier

erläutern zu lassea, daß in den Leschlüssen des Provinzial-Landtages so crheblide Eirschränkungen und VBeräaderungen des (Sesepentwurfs des Hry. von Schorlemer liegen, dai es gar feine Möglichkeit ges

wesen wäre, in der Kürze dieser Zeit überbaupt nux auf Scund diejer Besclüsie sofort eize Gesetzesvorlage fertig zu stillen.

Ich will ni@t von den Gutachten hier sprechen, die von cirer Neike von Landräihen aus Westfalen gekommen | id, obelei diese au ¿zu Gunsten einer rorsihtigea B:hantlung der Materie sprechen