1848 / 1 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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wurde zum Tode verurtheilt. Der Große Rath begnadigte ihn lebenslänglicher Kettenstrafe, weil dur ihn as Thôter ea Richter überliefert wurde. Was nun auch dieser Mensch thun wird, um vielleicht bei einem neucn Anlasse sein Schisal zu yverbes- sern, eine höhere Hand hat bereits den Sgleier, der das Verbrehen gedeckt hielt, gelüftet, mag nun auch versucht werden wollen, den Eindruck, den es gemacht, zu verwischen, es wird nur dazu dienen, die Wahrheit an den Souuenglanz des un=- trüglichen Lichtes zu. ziehen. Alt - Oberrichter Büeler in Liestal, von dem Müller und auch Afermann behaupteten, daß er für den Mord 30,000 Fr. versprochen habe, wurde in contumaciam zum Tode verurtheilt, und dieser soll nun Revision des Prozesses verlangen, Der Bruder des Mörders ist aus Baselland zurückgekehrt, man hört nicht, daß er verhaftet worden wäre, obschon seine Mitbetheiligung außer allem Zweifel steht. Solches sind also die Vorbereitungen, welche zur Pacification des Landes getroffen werden,

Die Fortshaffffung der Staatskasse is nun die gewaltige Keule, womit unsere Radikalen die alte Regierung moralisch zu vernichten und das Werk der leßten 6 Jahre als ein Werk der Heuchelei und des Betruges darzustellen wähnen. Es wurden Anstalten getroffen, um die entwendeten Staatsgelder ungesäumt zu erseßen. Dazu brauchte es wirklich Eil, denn wäre vorher Staats-Rechnung abge- {lossen worden, so würde es sih gezeigt haben, daß auch nicht ein Heller Staatsgut entwendet sei. Die gleichen Radikalen, die vor einigen Wochen nur von dem Gelde redeten, welches ein solcher Krieg koste, würden gefunden haben, daß eben dieses Geld zum Krieg- führen verwendet wurde. Der Abschluß der Rehnungen kann eben so wenig ausbleiben, als die vollfommene Rechtfertigung der Ange- \huldigten. Der Große Rath hatte dem Regierungs-Rathe einen unbedingten Kredit auf die Staatskasse eröffnet, für seine Voten ist aber das Großraths-Mitglied, laut der Staats-Verfassung, Nieman= den als Gott und seinem Gewissen verantwortlich.

Kanton Uri. Am 24. Dezember hat sich der neu gewählte Landrath konstituirt. Jn personeller Beziehung hat derselbe einige Veränderung erlitten, indem sechs vorsizende Herren und acht Raths- herren, welche früher Mitglieder desselben waren, jeßt nicht mehr in demselben sißen. Jn Bezug auf Gesinnung aber is \ich unsere oberste Exekfutiv-Behörde gleich geblieben. Der urner Landrath war, ist und wird konservativ sein und bleiben, wenigstens in seiner großen Mehrheit.

Uri's Betreffniß an der ersten Rate der den sieben {ußverbün- deten Kautonen aufgebürdeten Kriegskosten ist nun mit 16,000 Fr. in baar bezahlt und für die Quote des Restes ein Staats - Obligo ausgestellt worden, womit dieser Stand jeder billigen Anforderung der Then Tagsatzung entsprochen zu haben glaubt.

Kanton Freiburg. Dem Courrier Suisse wird aus Freiburg gemeldet, cs sei unbegreiflich, wie man behaupten fönne, die Wahlen seien in Ordnung vor sih gegangen, da es unmöglich sei, die List und Gewaltthätigkeit weiter zu treiben, als es in einigen Kreisen geschehen, Verhaftungen vor und während der Wahlen, Mißachtung aller vorgeschriebenen Formen , Gebrau der Bajonette, Gewählterklärung in wenigstens drei Kreisen von Jndividuen, die nicht den vierten Theil der Stimmen auf sih vereinigt hatten, das seien die Mittel, welche die sogenannten Volksfreunde anwandten, um ihrer Sache den Sieg zuzuwenden, mitten unter einem Volke, das wieder=- holt ausgerufen: Wir wollen diese nicht!

Kanton Aargau. Der vom Ober- Gerichts - Präsidenten Dr. Tanner in der ersten Sißung des Großen Raths gestellte, auf die Bundes=-Reform bezügliche Antrag lautet :

„Der aargauische Große Rath erblickt {hon nach Aussage der Ver- fassung in der s{hweizerishen Eidgenossenschaft einen Bundesstaat, welcher die Bürger der Bundesgenossenschaft zu einem Volke erhebt und in einen Volksstaat sammelt. Hieraus zieht der Große Nath, treu der Verfassung und den Wünschen einer großen Anzabl der gebildetsten Schweizer, den Schluß, daß auch das Gesammtvolk in der Bundes-Behörde angemessen und wenigstens \o vertreten sei, daß die Minderheit nicht als Mehrheit sich geltend machen könne und die Mehrheit nicht stets vom hemmenden Gut- dünken der Minderheiten abhängig bleibe. Jn weiterer Entwickelung dieser Anschauungsweise spricht der Große Nath das Recht einer volksgemäßeren Vertretung im Bunde für das aargauische Volk als ein gleich der Volks-Souverainetät unverjährbares, aus ihr herfließendes Unrecht an und erachtet in mäßiger Weise, daß bei der Vertretung der Bundesglieder im Bunde wenigstens die Rückkehr zu den Grundlagen der im Jahre 1814 durch ungeseßliche Umstürze in vielen Kantonen zu Fal; gebrachten, wahr- haft vermittelnden Vermittelungs-Urkunde stattfinde, wodurch in zeitgemäßer Auwendung und Entwickelung jener Grundlagen anch allen Halbkautonen zum unmittelbaren natürlichen Stimmrecht verholfen werden könnte, Der aargauische Große Rath spricht diese seine Ansicht hiermit offen aus und ersucht sein Mitglied, Herrn Regierungs-Nath und eidgenössischen Obersten Frei, welcher sich in der Bundes-Revisions-Kommissior, deren Mitglied er ist, mit diesen Gegenständen mitberathend zu befassen haben wird, von die- ser Eröffnung an Ort und Stelle gutfindend Gebrauch zu machen.“

In der aargauischen Zeitungs=-Literatur treten mit dem Neujahr 41848 einige Aenderungen ein. Die bisherige Dorf-Zeitung wird unter dem Titel Neue eidgenössische Zeitung täglich erscheinen, Der Geist des Blattes soll der gleiche bleiben. Die Neue Aar=

auer Zeitung soll wieder den ursprünglichen Titel Aargauer Aéituna annehmen und dreimal in der Woche ausgegeben werden. Der äußeren Veränderung soll, so wird versichert, au eine innere entsprehen. Eine neue Redaction, die an dem Blatte bisher keiner lei Antheil genommen, werde dem Blatte eine „freiere ‘’ Richtung geben. So bliebe denn die Stimme von der Limmat nunmehr das einzige konservative aargauische Blatt.

Am 21. Dezember wurden wieder zwei Flüchtlinge von Engel- berg her nah Muri gebracht, nämlich Alt « Bezirksrichter Suter von Sins und Gerichtssuppleant Williger von Aettenshwyl. Beide ge- hören alten geachteten Familien des Freienamts an.

Kanton Wallis. Am 18, Dezember hat die provisorische Regierung eine Kommission ernannt, welche baldmöglichst den Plan zur Errichtung einer Lehranstalt in Sitten ausarbeiten und vorlegen soll,

Chorherr Derivaz soll sich nebst Fournier aus Freiburg in Annecy in Savoyen aufhalten. Mit ihnen weilen dort mehrere Jesuiten.

Handels- und Börsen-Üachrichten. Berlin, den 31. Dezember 1847.

Ausländische Fonds: Pfandbrief-, Kommunal- Papiere und Z Geld - Course.

Zf.| Brief. | Geld. |Gem.

St. Schuld-Seh. |34| 925 | 91% Seeh. Präm. Sch. |—| 905 | 904 K.u.Nm. Schuldy. 37 88% | Bérl, Stadt-Obl. [35 | 914 Westpr. Pfandbr. |34/ 915 | Groséb.Posen do.| 4| |100

do. doe. 3: A ot Ostpe. Pfandbr. e T L: 34 934 | 924

Pomm. do.

Zf.| Brief. | Geld. | Gem. Kaur-u.Nw.Pfdbr. 37 945 | 93Z7 Schles1sche do. |35| 96 do. Lt. B. gar. do. 92; Pr. Bk-Anth.-Sch |—|L06% |105%

13%;| 13%, 122 12% 35 | 45

Fnedrichsd'or. And.Goldm.àSth. Disconto.

/ 1

4

Ausländische Fonds.

Russ. Ilamb.Cert.| 5 | do.beiHlope 3.4.8.| 5 do. do. 1. Anl./4 do. Stiegl. 2.4.4./4 do. do. 5 A4./4 do. v. Rthsch.Lst. | 5 4

5

4

Poln. neue Pfdbr. | 4 do. Part. 500 FI. | 4 92 | 91x do. do. 300 Fl. |— 92 915 Hamb Feuer-Cas. |35 913 do.Staats-Pr. Anl|— ‘1095 Holl. 25 % Int. 25 83 | 822 | Korb.Pr.0. 40 th.|— 95; | 955 | Sardin. do. 36 Fr.

l 128 L d

do.Poln.SchatzO. do. do. Cert. L.A. do.do.L.B.200FI. Pol. a. Pfdbr.a.C. j

5E L a

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155 N. Bad. do. 35 FI. |— 957 | 95

|

Eisenbahn- Actien.

N ad

Volleing.

Amst. Rott. Aroh. Utr. Berl. Anh.A. do. Prier. Berl. Hamb. do. Prior. Berl. Stett. Bor.n-Cöin. Bres]. Freib. do. Pnor. Chem. Risa. Cöln, Mind. do. Prior. Cöth. Bernb. Cr. Ob. Sch. Dresd. Görl. Düss. Elberf. do. Prior. Gloggnitz. Hmb. Bergd. Kiel-Alt. Lpz. Dresd. Löb. Zittau. Magd. Halb. Magd. Leipz. do. Prior. N, Schl. Mk. do. Prior. do. Prior. de. Il. Ser.

1007 B. 93% 8. 915 B.

95 B 0.Schl. L.B. E Pts. Mgdb. 1197 B. do. Pr. B. E do. do. 1005 bz, 1007 6. Rhein. Stm. 835 bz. u. 1005 B. 995 G do. Prior. 111% B, 5 bz. do.v.St. gar. |ch ens Sächs. Bayr. 897 G. Sag.-Glog. 485 G, do. Prior. —- 98 6.

do. do. 95 913 a 95 bz, n. G.,| St.-Vohw. 69 bz, u. G. 99; 6.

98% B, do. Prior.

N Thüringer. 853 B 65 B. Whb.(C.0.) S 975 B, do. Prior. 102 6. 96x G. Zarsk. Selo.

E Quit.Bog. | 111 6. 4%

“— Aach.Mastr. |- 121 6. Berg. Mrk, Ra Berl. Anb. B, |/ ih Bexb. Ludw. 875 bz. u. G. Brieg-Neiss. 937 bx. o. G. Thür. V. 101% be. Magd. Witt. 1007 bz. Mecklenb.

79% bz. u. G, 1097 B.

Nrdb. K. Fd. O. Schl]. Lt. A do. Prior.

h Nrdb. F:W. 1057 B. 105 6. Rh. St. Pr. |80 aiós Starg. Pos. |70 (Schluss der Börse 3 Uhr.)

Obgleich die Course vom Auslande besser kommen und die Nach- richt von der Ermässignng des Bank-Diskonto in Paris bis 4 % hier günstig hätte wirken müssen, sind die Notirungen nnserer Effekten doch gewichen, weil zur Liquidation grosse Actien-Posten zum Ver- kauf kamen.

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Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

VVeizen 70—72 Rthlr. Roggen loco neuer 46—48 RthlIr.

- April/Mai k. J. 475 Rihlr. bez, u. G. Hafer 48/52 pfd. 26—29 Rihlr.

- 48p{d. pr. Frühjahr 29 Rthlr, Gerste 41—43 Rthlr. Rüböl loco 117,—# Rthlr. G.

- Dez f/Jaw. 115 Rihlr.

- Jan.fsFebr. 115 Rthlr, jr

- April/Mai 1174=f Rihlr. Spiritus loco 23% Rthlr.

- Frühjahr 25% Rthlr. Bs.

Marktpreise vom Getraide,

Berlin, den 30. D-zeniber.

Zu Lande: Weizen 2 Rihlr. 27 Sgr. 6 Pf., auch 2 Nthlr. 22 Sar. 6 Pf.; Noggen 2 Nthlr., auh 1 Nthlr. 27 Sgr. 6 Pf.z große Gerste 1 Rthlr, 23 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthr. 19 Sgr. 5 Pf.z kleine Gerste 1 Nthlr. 20 Sgr., auch 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr, 5 Sr. 8 Pf. Eingegangen sind 110 Wispel.

Zu Wasser: Weizen 3 Rthlr., auh 2 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf.z Roggen 2 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 2 Rthlr,; große Gerste 1 Rthlr. 25 Sgr.z Hafer 1 Nthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rihlr. 5 Sgr.

Mittwoch , den 29, Dezember,

Das Schock Stroh 9 Rthlr. 10 Sgr. , auch 8 Rthlr, 15 Sgr. z der

Centner Heu 1 Nthlr, 10 Sgr., auch 1 Rthlr,

Kartoffel-Preise. Der Scheffel 27 Sgr. 6 Pf., auch 25 Sgr., metzenweis à 1 Sgr. 9 Pf., auh 1 Sgr. 6 Pf}.

Branntwein-Preise. Die Preise von Kartoffel-Spiritus waren am 24, Dezember 1847 235 Rthlr. 27. » 2B |

28, » » 23Ki U. 23k » 29. » » 235 u. 23% » (

30. » »

Korn-Spixitus: ohne Geschäft.

Berlin, den 30, Dezember 1847. i "Die Aeltesten der Kaufmaunschaft von Berlin,

(frei ins Haus geliefert) pro 200 Quart à 54 % oder 10,800 % nach

237 E Tralles.

Königsberg, 28. Dez. Marktbericht, Zufuhr gering. Weizen 60 —72 Sgr. pro Schffl. ; Roggen 42—48 Sgr. pro Schffl. ;_ große Gerste 42— 45 Sgr. pro Schffl.z kleine Gerste 36— 40 Sgr, pro Schffl. z Hafer 24 26 Sgr, pro Schffl.; graue Erbsen 60— 70 Sgr. pro Schffl. z weiße Erbsen 40—50 Sgr, pro Schfflz Stroh 90 Sgr. pro Schock.

Danzig, 27. Dez. An der Bahn wurde gezahlt: Weizen 122 133pfd. 70—86 Sgr., Roggen 115—29pfd. 44—55 Sagr., Erbsen 48 —6 Sgr., Gerste 100—10psd. 40—46 Sgr., Hafer 25—28 Sgr. pro Schffl. Spiritus 25 Rthlr, pro 120 Quart 80% Tr.

Stettin , 30. Dez. Roggen in locó ohne Umgang, schwere neue Waare auf 44. Nthlr. gehalten, pr. Frühjahr 82pfd. 46 Rthlr. Geld.

Spiritus aus erster Hand zur Stelle 153 %, aus zweiter Hand 15% % bez., pr. Frühjahr zu 14 % zu haben.

Rüböl in loco 11! Rthlr, Br., pr. April 115, Rthlr. bezahlt,

% Breslau, 30, Dez. Weizen, weißer, 72, 79 bis 86 Sgr., gelber 70, 77 bis 82 Sgr., Lehterer war am Schluß des Marktes matter, und wurde gute Qualität a 77—78 Sgr. gekauft. :

Roggen war stark zugeführt, es machte sich jedoch nur in den mittel *Qualitäten ein kleiner Preis - Rückgang bemerkbar, während beste Waare sogar etwas höher bezahlt wurde, ir notiren 55, 58 bis 63 Sgr.

Gerste entschieden matter, wurde a 45, 49 bis 53 Sgr. verkauft.

Hafer ohne Veränderung, 26, 29 bis 31 Sgr.

__ Rothe und weiße Kleesaat wieder so still, als vorher und leytno- tirte Fus ganz nominell. Spiritus loco 1177— 11% Rthlr, bez, Jan. 11% Rthlr., Jan. bis März 125 Rthlr, bez. i} Zink loco 58 Rthlr., ab Gleiwiß 5 Rthlr. 412 Sgr. zu be- ingen. j i Die Zufuhr am Markt war heute sehr bedeutend, doch wurde Alles, theils für den hiesigen Konsum und für in ver Nähe gelegene Mühlen, theils- auf Spreulation; geräumt, E E S

Leipzig, 29. Dey, Meßberiht, Die Messe, wenn man darunter das Aufbauen der Verkaufsbuden und das Auspacken der fremden Verkäu- fer versteht, hat zwar erst nach den Feiertagen begonnen, indessen dürften mehrere hiesige Grossisten ihre Hauptmesse hon vor denselben gemacht und die Griehen und Polen die Veranlassung dazu gegeben haben. Denn wie gewöhnlich tcafen die bekannten Bukareschter , Jassyer, Brodyer und andere Kunden schon vor dem Feste und zwar diesmal ziemlich zahlreich hier ein, und da die Geschäfte in ihrer Heimat meistens gut gewesen sind, so wa- ren auch ihre hiesigen Einkäufe, besonders in englishen Manu- faftur - Waaren, völlig befriedigend, und es steht zu erwarten, daß sie dazu beitragen werden, die Messe auch in den übrigen Ar- tifeln zu begünstigen. Der Verkauf von wollenen Tuchen und dahin gehörigen Fabrikaten hat. sich für eine Neujahrsmesse befriedigend angelassen, und tragen dazu vorzüglich die mehreren anwesenden Bayern, von denen diesmal keiner fehlen soll, bei, wie auch für Holland bereits starke Posten gekauft sein sollen, Die übrige deutsche Kundschaft ist mit Ausnahme der Rheinprovinzen shwach vertreten und scheint auch wenig Bedarf zu ha- ben. Von Sohlenled er trafen hon vor den Feiertagen starke Zu- fuhren hier ein, ein Umstand, der in Vereinigung mit dem bisherigen den Verbrauche ungünstigen Wetter es nicht befremden läßt, wenn die Messe für diesen Artikel sich wenig günstig angelassen hat und Preise geboten werden, dazu die Waare kaum herzustellen is, wenn auch nicht vergessen werden dayf, daß Winterwaare immer etwas niedriger im Preise steht. Von Ober- leder scheint weniger am Plage zu sein, wié auch von rohen Ledern.

Riga, 6. (18.) Dez. Jn Geschäften wenig Leben.

Flachs bei unveränderten Notirungen vollkommen preishaltend und einzelne Gattungen höher bezahlt,

Säe-Leinsaamen hat 45 Ro. bedungen. E

Hanf. Hier liegender Reinhanf ist mit 93 a 92 No. nah Qualität bczahlt, auf Lieferung für das künftige Jahr war zu den gegen baar an- gelegten Preisen zu haben, von ersten Verkäufern zu lassen, i /

Von Oelsaamen auf Lieferung war feine Rede, Thurmsaamen in hoher Waare behauptet sich auf 47 Ro. |

Getraide. Roggen pr, ultimo Mai is zu 85 No. mit 10 % zu lassen, man fordert 86 Ro, Von 76/77p#d. russ. Hafer war etwas zu 66 Ro. mit 10 % oder 63 Ro. mit 50 % Vorschuß am Markt, man jagt, es sei 60 Ro, mit 30 % für einen Plaz-Spekulanten geboten.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 28, Dez. Niederl. wirkl, Sch. 54%, 5% Span. —«.

Frankfurt a. M., 29, Dez. 5% Met. 103% Ber. Bauk -Act. 1923 G. Stiegl. —. Integr. 54%. Poln. 300 Fl. L, 977. do. 696 FI. 79 Br, _Span, 5% 173. 174. 3% do. 245. 24%, Bexb. 86%. 877. Taunus Actien 351 330X4.

Hamburg, 29. Dez. Bank-Actien 1600 Er. Engl, Rus 104 Br, Hamb, Berz. ActienS§1 G. Magd. Wittenb, 755 75. Hamb. Berl, 983. 985, Kiel Ait. 1107. 1107. Glückst. Elmsb. 50 Ber. Rendsb. Neum. 94 Br. Kopenh,

Rothsch. 63 Br. Meckl. 473. i / Lei PZ i g, 30. Dez. Leipz. Dresdn, Act. 115, 114 7. Sächs, Bayer. —«

Süchs, Schles. 975. 97. Chew. Ries, 505. 50. Löb. Zitt. 47 Be, Mgd, Leipz 236.235. Berl. Aub Lt. A. 119%. 1197. Lt. B. 1095. 109. Dees. Bank-Act. 102 6, Paris, 27. Dez. 5% Rente ûân cour. 117. 30. 3% fin cour. do. 75. 65. Neue 3% Anl. 76. 75. Wien, 29 Dez. 5 % Met. 1041, 4% do. 905. 3%, do. 65 Bank- Acven 1617. Anl. de 1834 1565, de 1839 1135. &iogg». 112. ordb. 1507.

Meteorologi‘che SBeobacytungen.

1847. Morgens Nachmittags | 30 Dez. 6 Ubr. 2 Ubr.

Abends 10 Ubr. |

Nach einmaliger Beobachtung

Luftdruck Luftwärme ««

328, 82" Par. 328,45""' Par.|/337,49’’ Par. Quellwärme Be 2,4° R. 1,2° R. 1,0* R. |Flusswörme 0,0? R. Thaupunkt... .| —3,7° R. 3,59 R. 2,3" R, Bodenwärme Dunstsättigung.| 94 pCt. 80 pCt. 88 pCt. Wetter trüb, | trüb, 'Niederschlag O0, 0, O, Wärmewechsel L Wolkenzug -. .. ¡ 0, —_— | 0,99

Tagesmittel: 338,25" Par... 15° R... (—3,0° R... 78 pct. 0.

|Ausdünstuug

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 1. Jan. 1848, Jm Opernhause. 1se Abonne= ments-Vorstellung: Die Jüdin, große Oper in 5 Aufzügen, nach dem Französischen des Scribe. Musik von Halévy. Ballets von Hoguet. L Ci Viardot =-= Garcia: Recha, als erste Gastrolle.) Anfang

Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden hohen Opern- haus=-Preisen verkauft :

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des erstcn Ranges im ersten Balkon und zur Tribline 2 Rthlr. 2c.

Jm Schauspielhause. 1ste Abonnements-Vorstellung: Gottsched und Gellert, Charafter-Lustspiel in 5 Abth., von H. Laube.

Sonntag, 2. Jan. Jm Opernhause. 2te Abonnements-Vor= stellung. Zum erstenmale wiederholt: KÄAnnette, komisches Sing= spiel in 1 Aft. Musik von Otto Tiehseu. Hierauf: Thea, oder: Die Blumenfee, Ballet in 3 Bildern, von Paul Taglioni. Musik A C. Pugny. (Dlle. Marie Taglioni: Thea.) Anfang halb

Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren Opernhaus=-Preisen verkauft: / N Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr, 10 Sgr. 2c. Im Schauspielhause. Mit aufgehobenem Abonnement : Dorf

„und Stadt, Schauspiel in 2 Abth. und 5 Akten, mit freier Benußung

der Auerbachshen Erzählur.g: „Die Frau Professorin“, von Charlotte Birch-Pfeiffer. :

Montag, 3. Jan. Jm Schauspielhause. 2te Abonnements= Vorstellung: Der verwunschene Prinz, Schwank in 3 Abth., von J. von Plöß. Hierauf: Eigensinn, Lust\piel in 1 Aft, von R. Be- nedix. Und: Der Weg durchs Fenster, Lustspiel in 1 Akt, aus dem Französischen, von Friedrich,

Königsstädtisches Theater. i Sonnabend, 1. Jan. Zum erstenmale: Der Chevalier von Maison= Rouge, Drama in 5 Abth. und in 12 Tableaux, von Alex. Bumas, Für die Bühne bearbeitet von Heinrih Smidt. Die Decorationen des Zten, Aten, 5ten, 10ten, 1iten und 12ten Tableaux sind neu vom Theatermaler Herrn Blume und dem Maschinisten Herrn Brandt. Die zur Veränderung der Tableaux gehörige Musik is vom Musik=

Direktor Herrn Cläpius. H Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit

Sonntag, 2. Jan. u r uu Gesang in 3 Abih, von D. Kalisch. Musik vom Königl. Piujil=

Direktor Gährich. N i Montag, 3, Jan. (Jtalienische Opern = Vorstellung.)

di Lammermoor. Oper in 3 Akten. Musik von Donizetti. (Sgra. Emilia Scotta: Lucia, als zweites Debüt.) Preise der Plätze: Ein Plaß in den Logen und im Balkon des

ersten Ranges 1 Rthlr. u. st. w.

Lucia

E L OOSRES Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Erpedition.

Gedrukt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei.

Beilage

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Inhalt.

Deutsche Bundesstaaten. Großherzogthum Baden. Eingabe katholischer Geistlichen an den Erzbischof in Freiburg, j 4 Nußland und Polen. St. Petersburg. Diplomatische Audien-

zen. s R Comité zur Versorgung der Bettler. Eis- ang und Zufrieren der Newa. g Frankreich, Paris, Neapolitanisher Gesandter, Die Plata-Ange- legenheiten. Einfuhr und Schifffahrt. i Ï Italien. Rom, Vermischtes. Neapel. Ankunft Serracapriola’s. Verhaftungen, Florenz. Vermischtes,

Naturhistorische Notiz über die Cholera von 1847. (Schluß.)

Deutsche Bundesftaaten.

_ Großherzogthum Baden. (Rh. Beob.) geringe Anzahl von katholischen Geistlichen des Oberlandes hat an den Erzbischof in Freiburg nachstehende Eingabe gerichtet : i

„Hochwürdigster Herr Erzbischof, Hochwürdigster Herr? Die Unterzeich- neten finden sich in ihrem Gewissen verbunden, Ew. Excellenz eine Richtung ur Kenutaíß zu bringen, die sich bei uns seit einigen Jahren in der Pa- Foration mehrerer, besonders junger, Geistlichen fundgiebt und den Grund zur Beunruhigung der Gemüther, zu Gehässigkeiten und Parteiungen unter den Anhängern unserer Kirche zu einer Zeit legt, wo ein festes Zusammen- halten besonders Noth thäte. Hochdieselben mögen zwar theilweise hiervon schon unterrichtet seinz dieses is aber, wenn nicht alle Zeichen trügen, von jener Seite und im Dienste gerate derjenigen geschehen, über die wir uns beschweren müssen; und eben darum, weil Hochdieselben diese hörten, ver- trauen wir Jhrer Gerechtigkeit, daß Sie auhch uns Jhr Ohr nicht ver- \chließen werden,

„Uebrigens sind wir weit entfernt, hier die shweren Anschuldigungen zu wiederholen, welche von der im Lobe sowohl als im Tadel unmäßigen Menge dieser Partei gemacht weiden, die wir theils durchaus grundlos, theils übertrieben erachten, und auch nicht gern das, was Einzelne verschuldeten, Allen zur Last legen möchten. So viel ist indeß außer Zweifel, daß die besagten Geistlichen nah dem Schein einer besonderen Frömmigkeit und vorzüglichen Anhänglichkeit an die Vorschriften der Kirchen - Bchörden stre- ben, in der That aber dieselbe für gar nihts achten, Sie nehmen Segnun- gen ver, halten nach entlegenen Orten hin Bittgänge ab, welche abgeschafft sind, feiern Tage, welche die Kirche als Werktage betrachtet wisscu will, locken durch geistliche Kinderspiele, wie Krippelcihen und dergl, Weiber und Kin- der in ihre Kirchen, benediziren Lebensmittel, Medikamente und Kranke, brau- chen Exorzismen gegen den Teufel u. #, w., wozu ihnen unser Ritnal doch keine Anleitung geben kann. Bei Einführung desselben wurden Jene, welche mit Hintansezung der vorgeschriebenen Form auf eigene Faust kirchliche Handlungen vornehmen, mit Suspension bedroht. Hier aber werden die Zutvoiderhandelnden nicht nur nicht bestraft, sondern anf eine gewisse Weise bevorzugt, Was Wunder, wenn nun auch die entgegengeseßte Partei sich über manche Vorschrift hinwegseßt und das für sie billig erachtet, was An- deren gerecht ist! Oder is ctwa die sonstige Pastoration der benannten Geistlichen als so vorzüglich zu betrachten, daß sie cine besondere Begünsti- gung ansprechen dürfen? Leider müssen wir dieses verneinen und solche vielmehr als dem echten Katholizismus widerstrebend betrachten.

„„Zuvörderst i ihr Benehmen demjenigen auffallend ähnlich, vor wel- chem der Apostel 2. Tim. 3, 6 warnt. Sie legen es darauf an, die mit Sünden beladenen, von mancherlei Lüsten getriebenen Weiblein an sich zu ziehen und thun sih darauf etwas zu gut, daß ihnen dieses gelingt, ohne zu merken, daß sie vielmehr selbst angezogen werden, indem sie sih den Vor- urtheilen, Jrrthümern und Neigungen dieser Weiber hingeben und, statt ihrer Führer, derselben Werkzeuge sind. Nur der Wahrheit is es s{wer, sich Anhänger zu gewinnen ; dem Trug und dem Jrrthume laufen sie überall haufenweis entgegen.

„Jm Allgemeinen nehmen es diese Herren mit dem Predigen und Chri-

stenlehrhalten nicht schr genau z vieler anderen Geschäfte wegen, die sie sich selbst auferlegen, können sie nicht alle Sonntage demjenigen genügen, was die kirchliche Behörde angeordnet hat, Halten sie indessen auch Religions-Bor- träge, so flehten sie in selbe ost kindishe Behauptungen ein. o predigte Einer am Tage der drei Könige, der diesen erschienene Stèrn habe die Ge- stalt eines Büschelkindes gehabt, Ein Anderer erklärte oor wenig Wochen, wer die frommen Weibsbilder Belschwestern nenne, werde ganz unzweifelhast zur Hölle fahren. Selbst in einem Sinne begründete Lehren werden auf eine Anstoß gebende Weise vorgetragen. So hörten wir neulich von der Kanzel die Behauptung, die Seligkeit und die Verdammniß des Volkes liege in der Hand der Priester, diese könnten es verdammen oder lossprechen, Namentlich wird die Verehrung der Heiligen und insbesondere der Mutter Jesu auf eine solche Weise empfohlen, daß sie an Abgötterei gränztz statt in derselben das Jdeal weiblicher Vollkommenheit zur Nachahmung darzu- stellen, wird sie als die souveraine Regentin des Himmels beschrieben, die dem heiligsten Richter und seiner Gerechtigkeit zum Troß auch den ix Lastern oerhärteten Sünder begnadige, wenn er nur ihr huldige und täglih durch gewisse Andachts-Uebungen seine Verehrung bezeuge. Zu diesem Zwecke er- richten sie besondere Bruderschaften, eigentlih Schwesterschaften, die si durch gewisse Namen und Abzeichen, wie z. B. das Tragen der Ringe, des Sca- puliers, der Gürtel auf dem bloßen Leib unterscheiden, darin aber einig sind, daß die in solhe Eingeschriebenen, den sündhafien Weltkindern gegen- über die erste und gesichertste Anwartschaft zum Himmel besien. Deswe- gen werden sie angehalten, nicht blos, was wohl recht wäre, jept {on hie- nieden in geistlicher Liebe und Gebet zu wandeln, sondern die körperliche Arbeit und die Erfüllung des bürgerlichen Berufes als der Welt angehö- rend gering oder gar sündhafst zu halten. Wir kennen wirklich ein Beispiel, wo einer Tochter die Absolution aus dem Grunde versagt wurde, weil sie über der Pflege ihres kranken Vaters den Kirchenbesuch versäumte. So wenig läßt man dermalen noch die Worte des Apostels 1, Sirach 5, 8 gel- ten. Ew. Excellenz bedürfen unserer Erinnerung nicht, um überzeugt zu werden, daß durch eine derartige Seelsorge nothwendig Zerwürfnisse in den Familien, Zerfall des häuslichen Wohlstandes und mit der Armuth alle sie begleitenden Gebrechen verknüpft sein müssen.

„Nebst der Abbetung möglichst vieler Vater Unser und Rosenkränze drin- gen diese Herren auf das recht häufige Beichten, und lassen sich zu diesem Ende durch die kirchlichen Vorschriften nicht hindern, ihren frommen Schwe- stern auf ihrem Zimmer, oft bis Nachts zehn und elf Uhr, ihr Sünden- Bekenntniß abzunehmen, verbreiten die Meinung, diese Händlung habe auch, abgesehen von der Besserung, etwas Gott sehr Wohlgefälliges, welche sie noch dadurch bestärken, daß sie ihre Beichtkinder täglih zur Kommunion lassen, Das Wallfahrten, das unsere Kirche wohl insofern billigt, als es beitragen kann, unsere frommen Entschlüsse zu beleben, wird hier unbedingt fogar zur Pflicht gemacht, als wenn Gott in einer Despotenlaune die billi- gen Bitten nur darum nicht erhören könnte, weil sie ihm nicht an einem begünstigten Orte dargebracht werden. Dergleichen Lehren betrüben die Gu- ten und dienen den Muthwilligen zum Spotte. Sobald man einmal da- hin gebracht is, einen Theil der vorgetragenen Lehre zu Lertverfen, so is man nahe dabei, über das Ganze den Stab zu brechen, Jedenfalls wird

auf diese Art den Anschuldigungen unserer Kirche Eingang verschafft, und wenn etwas im Stande ist, den Abfall von derselben zu begünstigen, so ist es eine solche Seelsorge. |

„Man fönnte diese Anschuldigungen aus dem Grunde füx übertrieben halten, weil darüber nicht schon mehrere und hestigere Klagen cingekommen sind. Ju dieser Beziehung müssen wir bemerken:

1) Daß wirklich hon manche und wiederholte Klagen erhoben worden

eien. \ 2) Daß besonders bei Hülfspriestern da die Begründung einer Klage nicht wohl möglich sei, wo der Pfarrer aus Nachsicht, um des häuslichen Friedens willen oder um den Vikar, den er nothwendig braucht, nicht zu oerlieren, diesen gewähren läßt. :

3) Daß jeder Redliche sih_ vor dem Gehässigen scheue, was mit der Klageerhebung gegen einen Mitgeistlichen verbunden is, Wer im Kapitel kein Amt hat, entschuldigt sich damit, daß dieses Anderen mehr obliegez und

Eine nicht

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wer cines hat, vergißt nicht, daß er dieses von seinen Kapitula

habe, um ihr Vertreter, nicht ihr Ankläger zu a E E E 4) Erfährt gerade derx Geistliche, der Li offen ausspricht und die Zu-

trâgereien nicht liebt, am allerwenigsten über die Handlungsweise seiner Ka-

pitelsgenossen. Was jede Wäscheriu -weiß, was si die Kinder in der Schule

erzählen, is und bleibt ihm häufig unbekannt.

5) Läßt sich das Verwerfliche der besprochenen Richtung wohl aus dem esammten Benehmen klar erkennen, während bereits jede einzelne Thatsache o gedreht und gedeutet werden kann, daß sie, wo nicht gerechtfertigt, doch 27 OONN Es empfänglih und somit der Ankläger als Verleumder erscheint,

„Wir haben daher auch hier keine Personen“ genannt, weil es uns cinzig um die Sache zu thun is, Uns, die wir größtentheils Jhr von Jugend an der Kirche gewidmetes Leben vor Augen haiten und mit Jhnen alt geworden sind, ist es nie glaubhaft vorgekommen, daß Ew. Erzbischöf- lihe Gnaden, an dem Culminationspunkte des Lebens in den kirchlichen Würden angelangt, um eine den majestätishen Baum unserer Kirche ent- stellende Schmarogzer-Pflanze zu pflegen, die anerkannte Wirksamkeit Jhres früheren Lebens Fi verdammen und die auf dieselbe gegründete Vereh- rung der Erz-Diözese zurückweisen könnten. Jn dieser Vorausseßung wur- den wir noch durch die Vorträge des würdigen Direktors der Exerzitien, des Pfarrers Westhof , bestärkt, in welchen er mit kräftigen Worten vor den Handlungsweisen warnte , die wir hier zur Sprache brachten, und dessen Ansichten wir um so mehr auch für die Jhrigen halten müssen, als er von Hochdenselben berufen und beauftragt gesprochen hat, Wir dürfen uns also mes der gnädigsten Gewährung getrösten, wenn wir Hochselbe angelegenst itten:

1) Nicht zu gestatten , daß die Geistlichen in ihren gottesdienstlichen Handlungen von den bestehenden Vorschriften abweichen, selbs da nicht, wo dieses unter dem Vorgeben der Beförderung der Andacht versucht wird,

2) Ernstlich zu untersagen, daß Sceljorger überhaupt, am allerwenig- sten aber Hülfspricster, auf eigene Faust, was immer für Andachten und Bruderschaften , einführen, C Abzeichen festsexen, eigene Bruder- schaft3feste begehen, für Geld Bruderschastszettel, Skapuliere, Gürtel und dergleichen austheilen.

3) Die Vorschristen zu erneucrn, welche das Beichthören der Weibs- bilder auf dem Zimmer, au nächtlicherweile in der Kirche, überhaupt alle nächtlichen Andachten verbieten.

4) Dem Fanatismus derjenigen Geistlihen Gränzen zu seßen, welche entweder aus jugendlicher Ueberspannung oder Heuchelei, vielleicht auch aus Sinnlichkeit und Eigennug, statt der Tugend Andächtelei pflegen.

„În der Hand (Fw. Excellenz liegt es, ein Verderben abzuwenden, das, jeßt noch theilweise verborgen, als ein Krebsschaden unsere Kirche un- tergräbt und, länger gepflegt, sehr verderblich werden dürfte.

„Wir gehören nicht zu denjenigen, welche alles Positive unseres Glau- bens im Lichte ihrer eigenen Weisheit verflüchtigen möchten; aber um ein Extrem zu vermeiden, springen wir nicht zu dem anderen über und lassen uns den frisch aufgewärmten Abhub verflossener Jahrhunderte nicht aufs neue vorsezgen. Wir werden im Gegentheil, so viel es unsere Kräfte ge- statten, dem modernen Pharisäismns derjenigen entgegentreten, welche aus Absichten, die Gott richten wird, aus der Religion ein frommes Spielwerk müßiger und sinnliher Weiber machen wollen, wobei weder dem wahren Glauben noch der rechten Tugend Rechnung getragen wird.

Ew. Excellenz u. st. w.

(Folgen die Unterschristen von Geistlichen aus den Kapiteln Waldshut, Kletgau und Wiesenthal.)

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 24. Dez. Am Sonnabend hatte Herr Jngersoll , außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister der Vereinigten Staaten von Nord=- Amerika, die Ehre, von Jhrer Majestät der Kaiserin in einer Audienz empfangen zu werden. Auch hatten die Herren Mercier, französisher Geschäftsträger, Graf Cavriant, Secretair bei der österreichischen Gesandtschaft, der Com- mandeur Ribeiro da Silva, Secretair bei der brasilianishen Gesandt- haft, Jugersoll (Sohn), Secrctair bei der Gesandtschaft der Ver- einigten Staaten von Nord-Amerika, Sandford, Attaché bei derselben Gefandtschaft, und der Vicomte Dubounchage, Pair von Frankreich, an demselben Tage die Ehre, Jhrer Majestät vorgestellt zu werden, und am Montag wurden die Herren Graf von Bray, außerordent- licher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. Majestät des Kö- nigs von Bayern, und der Marquis d’Aseglio, Geschäftsträger Sr. E Königs von Sardinien, dem Großfürsten Thronfolger vorgestellt.

Mit dem Beginn der Wirksamkeit des auf Kaiserlichen Befehl zur Versorgung der Bettler zu St. Petersburg im Jahre 1837 er- rihteten Comités sind demselben 6501 Männer, 7434 Weiber, im Ganzen 13,935 Personen durch die Polizei zugeführt worden. Die Geldmittel des Comités bestehen in 2785 Silber - Rubel, welche von der Neichsrenterei ausgezahlt werden, und in 14,285 Rub., die aus den Staats-Einyahmen fließen; außerdem hat das Comité seit seiner Eröffnung, durch Geschenke von seinen Mitgliedern und Gehülfen, von der St. petersburgischen und an der Börse handelnden Kauf= mannschaft und dur Kollekten 94,875 Rbl. 59 Kop. eingenommen, Diese Gaben, durh welche das Comité seine Mittel zur Milderung des Looses der Bettler vermehrt sah, machten es demselben zugleich möglich, im Jahre 1838 ein steinernes zweistöctiges Haus nebst Garten und großem freiem Playe anzukaufen, auf leßterem zwei hölzerne Häuser 1nd stei= nerne Nebengebäude aufzuführen und endlih eine Kirche und zwei Krankenhäuser, eines für Männer, das andere für Weiber, aufs beste einzurihten. Ju diesen Häusern finden die Bettler, entweder bis zur Abfertigung au den Ort ihrer Bestimmung, oder bis zur Sicherstel- lung ihres Looses, ein zeitweiliges Unterkbommen, viele von ihnen aber, und insonderheit Soldaten - Wittwen und Waisen, die größtentheils alt oder der Kraft beraubt sind, si dur eigene ie d ihren Lebensunterhalt zu erwerben, verbleiben so lange in dieser Anstalt, bis sich ihnen Vakanzen in Armenhäusern und Versorgungs-Anstalten eröffnen. Jm Durchschuitt befinden sich fortwährend 300 bis 400 Bettler beiderlei Geschlechts, und in dieser Zahl sind fast immer vier Fünftheile Weiber, unter der Obhut und Fürsorge des Comités. Diese Leute erhalten eine einfache, gesunde Kost, bestehend aus zwei Speisen und verbessert an Sonn- und Bee sie alle werden dabei für die Zeit ihres Aufenthalts in der Anstalt mit gleihmäßiger Kleidung und Wäsche versehen. Außer den regelmäßigen Arbeiten für die Wirthschaft und der Sorge für die Reinlichkeit und Ordnung des Hauses sind die in der Anstalt Aufgenonmmenen mit der Verfertigung von Wäsche und Kleidung, theils für die Anstalt selbst, theils auch auf Bestellungen, ferner mit dem Auseinanderzupfen von Hanf und anderen Arbeiten beschäftigt. Dem Geistlihen der Anstalt is es zur Pflicht gemacht, seine Pflegebefohlenen im Glauben und christlicher Gottesfurcht zu stärken und den dazu Fähigen Arbeitsliebe einzuflößen, damit sie, den Müßiggang verabscheuend, durch eigenen Fleiß auf ehr- lihe Weise ihren Lebensunterhalt sich verdienen.

Am vorigen Freitage, den 17. d. M,, beinahe einen vollen Mo- nat nah dem Beginne des ersten Eisganges, erschienen in Folge eingetretenen Frostes von neuem bedeutende Eismassen auf der Newa, die gegen 5 Uhr das Ablassen der wieder aufgestellten Brücken nöthig

machten und an diesem wie am folgenden Tage nur zeitweise eine -|-

beshwerlihe Ueberfahrt mittelst Böten gestatteten. . Jn der Nacht

vom Sonnabend auf den Sonntag kamen die Schollen seltener und

Sonnabend den Llo Januar.

hörten endli ganz auf, so daß während bes Sonntags an den verschiedenen Üeberfahrtspunkten über den vollkommen eisfreien Strom ein lebhafter Verkehr unterhalten werden konute. Dem Vernehmen nach i} das Eis in der Nähe des Newski= Klosters, oberhalb der Krümmung, mit welcher die Newa în das Weichbild der Residenz tritt, zum Stehen gekommen. Am 20sten wurde jedoch der Verkehr zwischen den durh die Newa getrennten Stadttheilen gänzlich unterbrochen, da in Folge der mittlerweile eingetretenen stren- gen Kälte, die in wenig Stunden bis auf 12° R. stieg, der Strom in einer ganzen Breite mit einer dünnen, si an der Oberfläche fortwährend erneuernden Eiskruste belegt und das Fahren mit Böten dadur unmög- lih wurde. Jn den Abendstunden, während die Kälte bis auf 16° gestiegen war, bedeckte sih die Newa auch innerhalb der Stadt mit einer festen Eisdecke. Am 21sten sah man in der Gegend des Berg- Corps bereits Fußgänger übergehen; auf anderen Punkten ist das Betreten des Eises einstweilen noch untersagt. Wie ter diesjährige Zugang der Newa zu den spätesten gehört, dürfte er auch einer der ungewöhnlihsten sein, da ein Ansenumcciarie der ganz besonderen Zufälligkeiten, in Folge deren der Strom diesmal in faum 24 Stunden und ohne Treibeis zufrieren konnte, sih gewiß nur selten ereignet.

Frankreich.

Paris, 26. Dez. Der neue neapolitanische Gesandte, Marquis von Pietra-Catella, is hier eingetroffen.

Der Constitutionnel findet in der Ernennung des Herrn Gros zum Abgesandten Frankreihs am La Plata und in der Ueber- einstimmung der ihm ertheilten Justructionen mit denen, die der neue englische Abgeordnete, Herr Gore, erhalten, eine vollständige Desa- vouirung Walewski?’s und der bisherigen französishen Politik am Plata , deun die Junstructionen Gore’s stimmten mit denen Lord Howden's überein. Lord Howden sei es aber, der sih von Rosas bewegen lassen, die Blokade von Buenos-Ayres aufzuheben, und \o die Europäer am Plata den Brutalitäten der dortigen Regierung preisgegeben, während Walewski im Gegentheil und mit GQuizot's Billigung sich für Aufrechthaltung der Blokade entschieden habe.

Der Moniteur veeöffentliht eine vergleichende Uebersicht der hauptsächlihsten Einfuhren während der 11 ersten Monate der Jahre 1845, 1846 und 1847, wie der Schifffahrtsbewegung und des Be- standes der Entrepot- Lager. Die Summe aller in den bemerkten Monaten erhobenen Einfuhrzölle betrug:

in 1845 139,311,736 Fr.

141,643,385 »

123,573,552 » Mithin ergeben die 11 ersten Monate von 1847 eiu Defizit von 18,068,833 Fr. gegen 1846, Das ganze Defizit von 1847 gegen 1846 wird circa 19 Millionen betragen. Einen Haupt - Ausfall bil den die Kornzölle ; es sind 1847 3,077,096 Fr., 1846 8,962,670 Fr. und 1845 3,846,041 Fr. erhoben. Die Wollenzölle sind von 10,296,362 Fr. auf 7,415,905 Fr. gefallen. Zugenommen hat die Ausfuhr von Kaffee, Gußeisen, Blei, Kohlen, Oelsaat. An Aus- fuhren zeigen Korn, Zwirn, Seesalz u. \. w. ein Defizit. Die Schifffahrtsbewegung der 11 ersten Monate der Jahre 1846 und

1847 ergiebt: : y Eingegangene Schiffe 29,052 20,008. 2,387,684 .. 2,641,148.

Deren Tonnenzahl Ausgegangene Schiffe 11,460 12,391. Deren Tonnenzahl 1,275,938 1,400,378.

Cabet, chemaliger General-Prokurator und dann Abgeordneter, steht jeßt an der Spiße des Populaire, eines lommunistischen Blattés. Wie es scheint, is man nun in St. Quentin einer Arbeiter-Verbin=- dung auf die Spur gekommen, welche den Cabetshen Kommunismus zu verbreiten suht. Cabet soll jegt darüber zur Rechenschaft gezc-- gen werden. s N h

Der Kriegs - Minister hat den Generalen in einem Rundschrei= ben befohlen, die jüngeren Offiziere vor unnöthigem Schuldenmachen, das meistens nur zu wucherischen Zinsen geschehen könne, zu warnen, da den Offizieren jeden Ranges ihr Sold gestatte, bei einfacher und sparsamer Lebensweise anständig auszukommen.

Der Moniteur veröffentliht eine Liste von 160 Personen, welche auf Empfehlung des Marine-Ministers den Orden der Ehren- Legion erhalten haben oder zu höheren Graden desselben befördert worden sind. Außerdem hat der König noch 279 Ernennungen zur Ehrenlegion unterzeichnet. |

Jn Marseille sind 30 Widder und 30 Mutterschafe angekommen, welche der Kaiser von Marokko dem Vice-König von AÄegÿpien zum Geschenk maht. Die Thiere zeihnen sich durch hohen Wuchs und furze, aber feine Wolle aus.

I U E

Nonmtç, 19. Dez. (A. Z.) Vorgestern hat (wie erwähnt) dèr Papst ein Konsistorium abgehalten und namentlich 19 spanische Bischöfe ernannt. Die Allocution beschäftigte sich mit den Angelegenheiten der Schweiz und kam auf die Demonstrationen vom 3. Dezember mit lauten Klagen zurück, Jm Januar foll ein anderes Konsistorium statthaben, in welchem einige Kardinalshüte ausgetheilt werden sollen.

Kardinal Ferretti erklärt entschieden, er werde demnächst zurück- treten. Man glaubt, daß er beim Jahreswechsel das Staats-Sekre- tariat abgeben werde. Die Stelle eines apostolishen Nuntius an dem Hofe von München, welche durch Mons. Morichini’s Berufung zum Tesorierat erledigt worden ist, wird von dem bisherigen Ge- \chäftsträger am florentinischen Hofe, Mons. Carlo Sacconi, in der Eigenschaft eines Juternuntius eingenommen werden. Nach Florenz wird Mons. Vincenzo Massoni, bisheriger Minutant in der Staats=- Sekretarie, abgehen und dieser wiederum durch Alessandro Franhi, der dem Sekretariat der van dd ede geistlichen Angelegenheiten

ugetheilt gewesen war, erseßt werden. !

Ah “h h General von la Trappe Maria Joseph de Geramb hat in einem {óön abgefaßten Schreiben zu Beiträgen der Mild- thätigkeit für die dur die Eidgenossen beseßten Schweizer = Kantone aufgefordert und seinerseits selbst zuerst im Namen des Ordens die Summe von 150 Thalern unseres Geldes beim Banquier Valentini niedergelegt. Er würde selbs von Haus zu Haus betteln gehen und für diese Unglücklichen das Mitleid seiner Christenbrüder in dens nehmen, wäre er nicht gar zu alt. Er fordere daher auf diese eise zu einer Kollekte auf. Die Summen werde der genannte Banquier in R nehmen, und die Namen der Beisteuernden sollten nah-

mals verö entlicht werden.

Neapel, 18. Dez. (A. Z.) Die plöpliche Ankunft des nea- politanischen Gesandten zu Paris , des Duca di Serracapriola , in Nea el- berehtigt, eine neue bedeutende Verwaltungs-Veränderung als Der König, e viel auf Serraca-

bevorstehend anzunehnien. l bla und 0 i uille der auswärtigen

priola und wünschte längst, daß er das Porté