1848 / 4 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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AbEE Mr a0 F nd att a GIT Vit wp E

ition bie Bemühungen, welche seit sechs Mona- ti rtateis “um E E H Bebes aufe anzuregen. Der Erwählte des Bo at, als er tretern Bs Volkes L gegenüber befand, die Verbindung erneuert, welche man vergeblih- versucht hatte, zu stören. Der“ Kö- ig, die Charte, diese beiden großen nicht vou einander zu krennenden Worte, haben sich von neuem in den Gedanken und in dem Munde Aller vereinigt. Wir hoffen, die Opposition wird sich nicht beklagen, daß die Regierung den Verhandlungen auszuweichen suhe, Alle Fragen, welche bei den Festmahlen der Reform verhandelt worden sind, fön- nen jeyt auf der Rednerbühne verhandelt werden. Bis jebt hatte die Beredtsamkeit der Reformer, der Republikaner, der Sozialisten und der Kominunisten freies Feld; wir werden sehen, ob dieselbe, entfernt von dem Duft der Festmahle und von dem Feuer des Weines, ebén #6 siegreich is. Es i eine Prüfung, welher wir mit Ber- trauen entgegensehen.“ Die beiden anderen ministeriellen Blätter, der Moniteur parisien und der Conservateur, sprechen sid in ähnlicher Welse aus. Ersteres bemerkt in Betreff der u, ser Schweiz bezüglichen Stelle, daß die Worte der Throurede in die b wichtigen Frage die wahren Grundsäße der Politik aussprächen und M E erhielten, dieselben Grundsäße, zu welchen die Juli-Regierungsich immer

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ïdnuna und Freiheit in der Schweiz, seine fr rmittelung cligbotei, Die Presse dagegen, welche sch zwar ne Ee E ein Organ der Konservativen ausgiebt, aber mit El von wi in jeßt zur Opposition der linken Seite übergegangen is , der onsti= Daun et, das Blatt des linken Ceutrums, das Siècle, das Organ Odilon Barrot's und der soy en Li dynastischen Linken, und der National, das Blatt der u ersten Linken, so wie die übrigen Oppositionsblätter, unter ihnen auch die Union Monarchique, das Blatt der rechteu Seite, enthalten bei dieser Gelegenheit wieder die heftigsten Declamationen gegen die Regierung und insbesondere gegen Herru Guizot. Die Presse nennt die Thron = Rede ein Meisterstück im ausweichenden Genre , das mit einer Masse von Worten nihts sage, was die Minister irgendwie binden fönnte, Der Constitutionnel is besonders ereifert über die Worte, mit welchen in der Thronrede auf die Wahlreform - Bankette hingedeutet wird. Dann rügt er die abgebrochene Art und Weise , wie von der Ver- stäudigung mit den Mächten über die Schweiz gesprochen werde, und woraus hervorzugehen seine, daß Herr Guizot ih mit den anderen Kabinetten verständigt habe, sih aber jebt niht mehr mit ihuen vér- stehe. Die angekündigten Reformen und den Finanz-Zustand betref- fend, sagt das Organ des Herrn Thiers : „Von den anderen Para= graphen der Thronrede erregten besonders zwei die Aufmerksamkeit; der eire nämli, wo man als kleine Münze der Reformen, die man verweigert, eine Reihe von Geseh - Eutwürfen auszugeben versucht, ähnlich dénen, die alle Jahre vorgelegt und der Mehrzahl nach be- stimmt sind, in den Kammern verloren zu gehen, und deren Bedeutung man dur s\prachlihe Uebertreibung zu ‘heben versucht. Unter diesen Geseh - Entwürfen fehlt der dringlichste vielleicht, der am meisten erwartete, ein Geseß- Entwurf nämlich über die Colonisation von Algerien. Von dem versprochene Gleichgewicht im ordentlichen Bud= get für 1848 sagen wir nichts. Wir werden ja bald das Meister= stück unseres Finanz - Ministers sehen. Gewiß ist vorläufig, daß die Course an der Börse nach dieser Rede gefallen sind. Jm vorigen Jahre schon beobachtete man dies uigewohnte Ereigniß. Am 11, Januar, dem Tage der gt pt: der lebten Session, fiel die Rente von 79, 7D auf 79, 45. iesmal wi sie von 75, 75 auf 75, 40. Die Lage ist \{limin , und die Regierung hat sie so ebeu noch verschlimmert; das is} das allgemeine Gefühl.“ Ein anderes Oppositfonsblatt sieht in dem Paragraphen über die Schweiz cine Niederlage des Herrn Guizot, indem jener Paragraph gegen dessen Wünsche und auf An=- dringen des Grafen Duchatel diese Fassung erhalten hätte. Herr Guizot habe sich entschieden gegen die m der Schweiz vollbrachten Thatsachen aussprechen wollen.

Es wird jeßt entschieden in Abrede gestellt, was mehrere Jour=- nale behauptet hatten, daß nämlich das Ministerium an den Geseßen über Branntweine und andere starke Getränke Aenderungen vorneh- men und dieselben im Laufe der Session vorlegen wolle, h

Jm Journal des Débats wird es als ein Zrrthum bezeich- net, wenn ein Journal berichtet habe, es sei im Palast der Pairs- Kammer zur Eröffnung der Session eine feierliche „Heiligegeist‘‘-Messe vom Erzbischof von Paris gehalten worden, Erst gestern habe der- selbe dort, wie in den leßten Jahren, eine gewöhnliche Messe

elesen. Î leich der Botshäster am Hofe von St. James, Herzog von Broglie, is hier angelangt, um an den Arbeiten der Pairs-Kammer, deren Mitglied er ist, Theil zu nehmen.

Der Contre-Admiral Bruat, ehemaliger Gouverneur von Ota= heiti, is zum Groß-Offizier der Ehren-Legion ernannt.

Viee - Admiral Bautin i zum Mitglied des Admiralitäts - Ra- thes ernannt, und Vice-Admiral N tritt an seiner Stelle in die gemischte Kommission für öffentlihe Arbeiten.

Cine furchtbare Feuersbrunst hat fast ein ganzes Stadtviertel von Kolmar im Elsaß zerstört. Das Feuer war in der Nacht zwi=- schen 1 und 2 Uhr in einem Getraidespeiher ausgebrochen und in éinèr Gegend der Stadt, wo die Gebäude sehr diht zusammenstehen und die Zugüinge \{chwierig sind. Daher gri} das verzehrende Ele- mént sehr {nell um sih und war, da noch N enan hinzukam, erst gegen 9 Uhr Morgens ganz zu bewältigen. Der Schaden wird auf mehr als 300,000 Fr. geschäßt. ;

Das Jukasso der französishen Bank im Januar 1846 belief sich äuf 179 Millionen, in den Comtoiren auf 29 Millionen, was eine Gesammt-Summe von 208 Millionen macht. Jm Dezember dessel ben Jahres betrug das Jnkasso zu Paris nur 63 Millionen und in vên Comtoiren 21 Millionen, zusammen also 84 Millionen. Bis jeßt hat si diese Summe bis auf 160 Millionen vermehrt, jedenfalls is sie aber noch bedeutend geringer als zu Anfang des vorigen Jahres,

Während 1846 wurden allein in Paris täglich durchschnittlich 394,600 Zeitungsnummern gedruckt, wovon 202,956 die Departe ments und das Auslaud, 191,644 dagegen allein die Pariser bezogen, Auf kaum fünf pariser Einwohner fam also eine Zeitungsuummer. Am Jahre 1847 war die Zahl der Auflage uo stärker.

Die Subscription in Frankreich zu Gunsten der Kantone des Sonderbundes belief sich nah der leßten Zusammenstellung auf un- gefähr 80,009 Fr. L fes

Der Moniteur bringt eine Königliche Verordnung, welche den Ausfuhrzoll von Schiefer auf 1 Cent. pro Mille und von Hasen- und Käninchenfellen auf 25 Cent. pro 100 Kilogramm ermäßigt. Vorgestern sind die Säle für das Publikum geöffnet worden, v;elche die in Chorsabad, in dessen Nähe man das alte Ninive vermuthet, gefundenen assyrishen Monumente, \o wie die aus Algerien hierher gel e Antiquitäten, enthalten. Die ägÿptische Gallerie wird erst im- Laufe des nächsten Jahres geöffnet werden könüen, :

x París, 30. Dez. Das Ministerium hat bei det Präsiden» tenwähl e a Frucht der Festigkeit geärndtet, die es bei Beginn der Session gezeigt. Mit 227 Stimmen unter 363 wurde Herr Sauzet iber erwählt, Die- Opposition der Linken , des linken

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Centrums, niît einigen Ausnahwien, und der äußersten Linken, nebst einigen a L Rechten, stimmten für Odilon Barrot, welcher es dessenungeachtet uur auf 105 Stimmen- zu bringen vermochte, also 422 weniger hatte, als der siegreihe ministerie Kandidat. Die übrigen 31 Stimmen zershlugen sich; aber uan hat die Gewißheit; daß keine Könservätiven darunter waren. Diese 31 timmen F “am ten von einer Anzahl Mitglieder des linken Centrums ( ufáure, Monáier de la Sizeranne, Malgaigtë, Cactosse; Gouin und anderen Gegnern der Réform - Bankette), dann von Perry Ledru Rollin und einigen wenigen politischen Meinungsgenossen dieses ultrademokratischen Deputirten, welche Herrn Odilon Barrot als einem Anhänger der Dynastie ihre Stimmen zu geben sih weigerten; ferner von einer Anzahl gemäßigter Legitimisten, die mit der, Linken noch weniger harmoniren mögen als mit dem Ministerium und fonservativen Parteiz endlich von Herrn Emil von Gi- rardin, der seine Stimme Herrn Debelleyme gab. Sie zer- fieleu in folgender Weise : 13 erhielt Herr Dupin, 9 Herr Dufaure, 1 der General Oudinot, t Herr Ferdinand Barrot, 1 Herr Sau- mac und 1 (die des Herrn Emil von Girardin) Herr Debellegme. Fünf Stimmzettel waren ohne Bezeichnung eines Namens abgegeben, Die Namen der Herren Dupin und Dufaure, von deren Kandida= tur so viel die Rede war, spielen jeßt in dieser Sache eine beinahe lächerlihe Rolle, allerdings ohne Schuld und Zuthun dieser Männer selbs, Man muß die Oppositions - Deputirten im Konferenzsaale der Kammer beobachten, um ihren Jngrimm über die Entschlossenheit zu sehen, mit welcher das Ministerium und dessen Majorität ihnen in der Thronrede begegnet sind. Die Hindeutung auf die .Wahl= reform - Bankette hat sie \{chwer getroffen, und Herr Guizot darf \sich darauf gefaßt machen, einem Sturm von Angriffen und Schmähungen bei der Diskussion der Adresse ausgeseßt zu sein, Er erwartet es, ohne sich dadurh irre machen zu lassen. Er hat seinen Freunden die bestimmtesten Zusicherungen desfalls A geben, und das Bündniß zwischen diesen und ihm ist 1n diesem Augenblicke in der That fester als je. Die konservativen Deputirten zeigen sih fast durchaus niht im geringsten beunruhigt über die Agitation der Bankette und ihre bisherigen Resultate, ohne jedo in Abrede zu stellen, daß ernstlihere Folgen daraus erwachsen fönnten, wenn es gelänge, wirklich die Massen aufzuregen, die bis jebt, aller Aufhebungen ungeachtet, fast ganz theilnahmlos geblieben sind, Ob- gleih nun seit einem halben Jahre wohl über funfzig dergleichen Zwedckessen gehalten worden sind, zu denen man an allen Enden und Een zusammengetrommelt hat, so hat doch die Zahl sämmtlicher Theilnehmer an diesen Demonstrationen, bei denen ein großer Auf- wand von Champagner und ein noh weit größerer an Declamátionen gemacht wurde, noch so hoh angeschlagen, 25,000 nicht überstiegen. Weun nun aber, in Uebereinstimmung mit den Konservativen , das Ministerium über diese Bankette eine so bestinimte Sprache in der Thron-Rede geführt hat, so geschah dies nur um Wahrung des Prin= zips willen, um entschieden vor dem Lande zu zeigen, daß die großen Staatsgewalten es nicht als eine gleihgültige Sache betrachten fön- nen, wenn man in einem monarchischen Staate in feierlichen politi= {hen Demonstrationen sih über die dem Königthum gebührende Ehr= erbietung ungestraft hinwegseßen und eine offen erklärte revolutionaire Rolle spielen zu können glaubt, Die Opposition gedenkt nun dur Heftigkeit zu erseßen, was ihr an innerem Halt abgeht, und die äußerste Linke auf der einen, die legitimistishe Partei auf der anderen Seite suchen aus der Aufgeregtheit, in welche die soge- nannte dynastishe Linke und besonders ihr Oberhaupt, Odilon Bar= rot, dur die unverdeckte offizielle Rüge ihres Verhaltens verseßt worden sind, im eigenen Jnteresse auszubeuten. Schmeicheleien und

. Warnungen, Alles wird von jenen beiden Parteien versucht, um Odi-

lon Barrot von der dynastishen Seite ab- und ganz zu sich herüber- zuziehen, So viel is gewiß, daß die beginnende Session in mehr- facher Beziehung eine höhere Bedeutung haben wird, als ihre Vor= gängerinnen, i |

Die Deputirten-Kammer versammelte sich heute um 1 Uhr wie- der zu öffentliher Sißung, um die Wahlen ihrer Vice-Präsidenten und Seccretaire vorzunehmen. Auch dabei haudelte es sih um eine Kabinetsfrage, da das Ministerium aus der Nichtwiedererwählung des Herrn Leon von Malleville zum Vice-Präsidenten eine solche ge= macht hatte. Dié Oppdösition, in der sicheren Voraussiht, keinen Mann ihrer eigenen Farbe durhseßen zu können, hatte zu der Taktik ihre Zuflucht nehmen zu können geglaubt, drei Kandidaten aus der fonservativen Majorität selbst, nämlich die Herren Lacave -Laplagne, Debelleyme und Lanyer, denen, die das Ministerium ernannt wünschte, ent= gegenzuseßen und, wenn dies gelänge, es auch mit Herrn Leon von Malle- ville als vierten immerhin noch einmal zu versuhen. Jene drei fou- servative Kandidaten der Opposition sind natürlih wider ihren Willen dazu ausersehen worden. Aber immerhin wurde durch diese Taktik der Opposition die Spannung auf das wirkliche Resultat nur erhöht, und von beiden s{ch bekämpfenden Seiten wurden daher wie gestern alle verfügbaren Kräfte und Mittel aufgeboten, um zum Ziele, das jede anstrebte, zu gelangen, Als der Alters = Präsident die Sipung eröffnet hatte, wurde sogleich zur Abstimmung geschritteu, Das Resultat des ersten Skrutiniums war folgendes : Zahl der Abstimmenden 355, absolute Majorität 4178, Herr B ignon erhielt 217 Stimmen, Herr Lepelletier d'Aul- y 210, Marschall Bugeaud 206, Herr Franz Delessert 185, Herr Leon von Malleville 112, Herr Billault 110, Herr Georges von Lafayette 86. Da die vier Ersten die absolute Majorität erhal- ten hatten, so verkündete der Präsident ihre Erwählung zu Vice-Präsidenten der Kammer. Somit war auch in dieser Beziehung die Niederlage der Opposition en!schieden. Die Sihung dauert noch fort, und man is mit der Abstimmung über die Secretaire beschäftigt. Die Justalla=- tion der Kammer - Beamten wird wahrscheinli morgen statthaben, und am 3. Januar werden dann die Büreaus zu Ernennung der Mitglieder der Kommission si versammeln, welche die Entwerfung der Antworts-Adresse auf die Thronrede zu übernehmen hat.

Großbritanien und Irland,

London, 29. Dez. Der französishe Botschafter am hiesigen Hose, Herzog von Broglie, welcher von seinem Posten wieder abge- rufen i|, hatte gestern eine Einladung zur Königlichen Tafel nach Windsor erhalten. Es wird bemerkt, daß dies die erste Einladung sei, welche der Herzog seit seiner Anwesenheit in London von der Königin erhalten habe. | ;

Gestern ging die vielfach bestrittene Bischofswahl des Dr. Hawpden in Hereford vor sih. Es hatten sich in übliher Weise unter dem Vorsiß des Dekans, Pr. Merewether, die Mitglieder des Kapitels in dem Kapitelhause der Kathedrale eingefunden und bildeten ein Kollegium von sechzehn Personen, nämlih vier fanonisirte Geistliche der Kathedrale, der Dekan und eilf Prähbenda- rien. Um die Zahl der Mitglieder des ganzen Kapitels vollständig zu machen, fehlten noch 22 Präbendarien, welche sich zu dieser Wahl nicht eingefunden hatten. Nachdem das Congé d’elire der Königin zugleich mit dem föniglihen Schreiben vorgelesen waren, wodur das Knpitel die Erlaubniß erhält, au die Stelle seines bisherigen zum Erzbischof von York ernaunten Bischofs Dr. Musgrave einen

anderen zu wählen, und worin demselben der Dr. Hampden als sol- her étipfoblen wird, sprachen ein Kanonikus von Hereford, und der

Dekan Dr. Merewether allein \sich gegen den von der Königin empfohlenen Kandidaten aus, indem sie die Zustimmung zu dieser Wahl aus Gewissensgrüuden verweigern zu müssen glaubten, und zuerst die Rechtgläubigkeit des De. Hampden dur ein kompetentes Tribunal fest " wissen wollten. Alle übrigen stimmten für Dr. Hampden, so daß derfi mit vierzehn gegen zwei Stimmen als unter den üblichen örmlihfeiten geseblih erwählter Bischof ausgerufen wurde. Es bleibt ebt noch die Bestätigung des neuen Bischofs übrig, welche in drei- faher Weise, durh die Krone, durch den Erzbischof von Canterbury und den gewählten Bischof selb|, in drei Certifikaten ausgefertigt wird. Ob der Streit noch weiter geführt werden wird, wird vou der DEROnE der Wahl dur den Erzbischof von Canterbury abhäu= gen. übrigens der ueue Bischof nicht so viel Gegner hat, als einige Prälaten meinten, oder daß er wenigstens neben seinen Geg- nera auch sehr viel Anhänger zählt, beweist eine am Tage vor seiner Wahl ihm überre1hte Adresse, die von 6 bis 700 Geistlichen und Laien unterzeichnet is, Ju dieser Adresse heißt es unter Anderem: „Die öffentlihe Darlegung Ihrer religiösen Ansichten, welche Sie beim Eintritt in Jhr Amt gaben, und die Predig= ten, welhe Sie als Regius Professor vor der Universität ehalten und nachher veröffentlicht haben, so wie Jhre übrigen [mtshandluugen, haben die Richtigkeit Jhrer theologishen Ansichten und Jhre hohen Ansprüche auf den Lehrstuhl einer Universität in unseren Augen vollkommen dargethan. Wir haben das vollste Ver= trauen, daß Sie unter der shwereren Verantwortung des bischöflichen Amtes die echten Grundsäße der Kirhe von England aufrecht erhal= ten und alle Jhre Kraft anwenden werden, um die biblische Lehre in dicsem Königreiche zu fördern.“ Dr. Hampden erwiederte unter An= derem: „Jch bin weit entfernt, diese Adresse als eine blos persón- liche Angelegenheit zu betrachten. Die Sache, an der Sie sih be- theiligt haben, is höher, als irgend etwas Perfönliches. Jch muß vielmehr Jhnen Glück wünschen, Mylords und Gentlemen, daß Sie unsere ete protestantische Kirche deren Lehren und Grundsäße, wie sie uns dur unsere Reformatoren treu überliefert sind und von unseren musterhaften Gottesgelehrten erhalten werden, ih in meiner Stellung als Diener und Lehrer der Kirche mit allem Ernst. fortzu= pflanzen uud einzuprägen bemüht war —— so kräftig unterstüßen.“

Mehrere Blätter, namentlich Times und Globe bringen die Nachricht, die ihnen theils aus Wien, theils aus Paris gemeldet wird, die österreichische Regieruug habe zwei wesentlih gleihlautende Noten an die Höfe von Paris und London gerichtet, um sie zu beuachrichti= gen, daß der Kaiser in Folge der Gährungen in den benachbarten Staaten beschlossen habe, seine Truppenmacht im lombardisch=-venetiani= hen Königreich (um 40,009 Maun) zu vermehrev.

Dom Miguel, der sich eine Zeit lang auf dem Lande aufgehal- ten hat, um si daselbst von einem heftigen Grippe-Anfall ku erho- len, is im vollfommenem Wohlsein wieder nah London zueüdgefkehrt.

Lec Liverpool Albion will wissen, daß die Minister eine Verstärkung des stehenden Heeres um 800 Maun beantragen werden.

New-Y orker Berichte vom 4ten d. M., welche das Paket- {i} „Mary Ann“ überbracht hat, fügen deu leßten Nachrichten aus Mexiko hinzu, daß der Kongreß am 2. November Don J. M. Go- doy zu seinem Präsidenten und Don J. M. Hernaudez zu seinem Vice-Präsidenten ernannt habe, Die Uebersiedelung des Kongresses von Queretaro nah Morella wird durch diese Nachricht bestätigt.

Das Paketschiff „Craue““ is mit Berichten aus Rio Janeiro vom 13, November angekommen, Die am 8, November in Rio Janeiro eingetroffene Nachricht von der Handels = Krisis in England hatte eine momentane Geschäfts - Stockung zu Wege gebracht. -—— Rivera war auf einer franzöjishen Kriegs-Brigg in Rio Janeiro an- gekommen. : / j

Das Haus Job Wright u. Comp. in London hat am 28sten seine Zahlungen eingestellt. Es befigt eine bedeutende Twist - Fabrik in Rußland und ein Haus in Stk. Petersburg, das sich aber, wie es heißt, halten wird. Der Betrag der Passiva is nicht bekannt,

Das westindishe Post - Dampfschisf „Trent““, welches St. Tho- mas am 4. Dezember verlassen hat und gestern Morgen in Sou- thampton angekommen ist, bringt keine Nachricht von politischem Jn= teresse. Die westindische Bank in Barbadoes hatte am 1, Dezember ihre Zahlungen eingestellt, man glaubte indeß, daß sie bald im Stande ein werde, sie wieder aufzunehmen,

nliederlande.

Amsterdam, 30. Dez. Durch Königli-ben Beschluß vom 17ten d. is der Handel und die Schifffahrt nah der Kolouie Suri- nam für alle Nationen freigegeben, zu welchen die Niederlande 1n freundschaftliher Beziehung stehen. Dieser Beschluß wird mit dem 1, Mai 1848 in Kraft treten. Nach den später zu veröffentlichen- den Tarifen werden fremde Schiffe doppelt so viel an Aus= und Ein- gangs-Zöllen zu zazlen haben als die niederländischen.

Belgien.

Brüssel, 31, Dez. Auch noch die ganze vorgestrige Sibung der Repräsentanten-Kammer wurde, gleih den beiden vorhergegange= nen, mit der der allgemeinen Erörterung des Kriegs-Budgets hinge= braht. Zehu Redner nahmen das Wort, unter Anderen Herr Lejeune, um die Aufmerksamkeit des Kriegs-Ministers auf die Vortheile zu lenken, welhe dem Staate aus der Verwendung des Heeres für üffentlihe Arbeiten erwachsen würden, Der Kriegs -=Mi- nister erwiederte, diese Frage sei in allen Ländern noch ein Streitpunkt ; er werde denselben sorgfältig prüfen. Die Erörterung aber, welche über diesen Gegenstand in der französischen Kammer bald statt- finden werde, dürfte über dieselbe vielseitig Licht verbreiten, Gestern endlich hat die Kammer dann das Kriegs-Budget mit 61 gegen, 10 Stimmen angenommen, Jn derselben Sibung votirte |ie noch cinen Entwurf, wongch der 4te Artikel des Geseßes über die Rechnungs- legung prorogirt werden soll, und bewilligte einige provisorische Kre- dite für die E A O dati und der Justiz, worauf sie sih bis zum 18. Januar vertagte. :

Ler et hat in seiner vorgestrigen Sibung das Budget des Junern einstimmig angenommen und gestern sich mit der allgemeinen Diskussion des Geseh = Entwurfs über den Transit und des WUdgets der Mittel und Wege def Giseat, die N arédn der einzelnen Arti= kel beider Gegenstände aber auf heute auSge e t

Der Mister Resident Tsenns bei den Höfen Frankreichs und Belgiens, Chevalier Peruzzi, 1 ua einer Abschieds - Audienz

i ónige wieder na aris zurückgereist, M Li Pre S Leber sich über die Zoll - Verwaltung, welche plößlich die Hansfstricke der \hwarzwalder Uhren nicht transiti- ren lassen will, indem sie behaupte, dieselben dürften nur in Partieen von 4000 Kilogramm durch Belgien passiren.

Nach einem so eben vom Könige unterzeichneten Beschluß sollen die Sizungen der e medizinischeu Akademie auf deren Wunsch

i ¡Fentlih stattfinden.

vf E ias Monteur hat sich die Einnahme der belgischen Staats-Eisenbahuen während des verflossenen Monats November auf 1,156,187 Fr. gegen 1,093,520 Fr. im entsprechenden Monate wi vorigeu Jahres belaufen. Die Gesammt- Einnahme während der elf verflossenen Monate dieses Jahres belief sh auf 13,691,863 Fr. ge= gen 12,654,376 Fr, im Jahre 1846,

Wie gemeldet, hat die antwerpener Rederykfanier „De Olyftak“ (Oelzweig) in ihrer öffentlihen Sißung vom 4. Dezember drei ihrer Mitglieder, H. Conscience, J. A. Delaet und L. Vleeshhouwer, feier- lih aus ihrer Mitte gestoßen, und zwar nah “e Beschlusse. Da, so lange diese Gesellschaft, eine der ältesten zur Förderung und Belebung niederdeutscher Sprache und Literatur, besteht, eine solche Ausschließung noch nicht stattgestnbes hatte, so machte dieser Vorfall in ganz Flandern das größte Aufsehen und gab zu den mannigfaltig- sten Deutungen Anlaß. Der Vorstaud der ederyffamer hat jeßt im Namen der Gesellschaft die Erklärung erlassen, man habe si zu die- sem eiuhelligen Schrikte genöthigt gesehen, weil die ausgestoßenen Mitglieder das in Antwerpen. erscheinende Wochenblatt De Roskam

herausgäben, das man in den gewöhnlichsten Kreisen des Volkes zu

verbreiten suche, und in welchem alle als liberal bekannten Persouen verdächtigt und verleumdet würden. ; /

Sen Bakunin, welcher wegen seiner bei der Jahresfeier der pol- nischen Revolution gehaltenen Rede aus Paris verwie)en worden, hält sich gegenwärtig in Brüssel auf, er hat sih in einer Petition an die französishe Kammer gewandt, um durch deren Vermittelung seine Rüdckehr nach Paris, wo er sih seit mehreren Jahren aufgehalten,

óali 0 n. S bgt 9 ge T Städten des Landes gehen der Kammer Petitio- uen zu, welche auf Verminderung der Staats - Ausgaben gerich-

tet sind. : E g Pete van Heeke wird den 1, Januar mit seinem Luftballon eine

neue Fahrt versuchen. S ch weiz. Kanton Bern. General Dufour hat eine fernere Reduction der noch im Felde stehenden eidgenössischen Truppen angeordnet ; zu=-

folge dieser werden Freitag den 34. Dezember, das 3te und 6te Ba- taillon (Fueter und Hirsbrunner) nah ihrer Heimat entlassen werden.

Kanton Luzern. Der Regierungsrath Zünd, der nun (wie gestern gemeldet) nach Luzern zurückgekehrt ist, war Finanz-Präsident

und oberster Kriegs-Commissair des Sonderbundes, Seine jeßige Woh- nung is eine Zelle im ehemaligen Jesuitenkloster, Man glaubte ihn jenseits der Berge auf österreihischem Boden, während er in dem etwa zwei Stunden von Luzern entfernten Herrgottswald, einem bekannten Kurorte, verweilte. Er is von Altstetten, im Kanton St. Gallen, gebürtig, kam als Knabe nach Luzern, wurde ín einem Geschäftsbüreau zum Agenten herangebildet und war durh seine Sparsamkeit in den Verwaltungsgeschästen bekannt. Als in Folge eines Beschlusses des siebenörtigen Kriegsraths die eidgenössische Kasse für Bezahlung der Truppen angewiesen wurde, ging die Ex- tradition der Gelder unter allen üblihen Formen vor sih, und man glaubt daher, Herr Zünd werde über jeden Kreuzer Rechenschaft ab- legen können.

Jn der Gegend von Hochdorf, in der Gemeinde, wo Leu lebte, ist, der Nat. Ztg. zufolge, eine Ergebenheits-Adresse an den Kaiser von Oesterreih unter den Bauern zur Unterschrift in Umlauf.

Die Schweizerische Kirchen=-Zeitung hat zu erscheinen aufgehört.

Kanton Uri. Die Baseler Zeitung sagt: „Mit wel- cher Unwissenheit französische Blätter oft von Schweizerdingen spre= chen, is bekannt. Mit denselben wetteifern manchmal auch die Blät- ter der französischen Schweiz. So läßt sich die Gazette de Lau- \anne aus Uri schreiben, dieser Kanton sei bisher durch die Mitglie- der von sieben Familien ausgebeutet worden, welhe man „Sieben- geschlechter““ nenne, und welche allein das Recht gehabt, die Verhand- lungs =- 4 edi g an der Landsgemeinde festzuseßen. Die Bestim= mung des Landbuchs, welche der Korrespondent auf so lächerliche Art mißversteht, lautet so: „,„Um einen Gegenstand von der Lands= oder Bezirksgemeinde in Berathung zu nehmen, muß er vom Landrath an- getragen oder aber von sieben oder mehr ehrlichen Männern aus so viel verschiedenen Geschlehtern des Landes begehrt werden.“ Aus dieser demokratischen Vorsorge gegen Ueberraschung durch Landleute u j wenigen Familien macht der Korrespondent ein oligarchisches Windei,““

Am 28. Dezember is} in Altorf das Bataillou Ginsberg einge- rüdckt, Dafür marschirte das Bataillon Vivis ab. i

Jn der am 26, Dezember in Ursern abgehaltenen Bezirks Gemeinde wurden die nun für den Kanton Uri geltenden neuen Ver=- fassungs - Grundsäße au für den Bezirk Urseru angenommen und fowohl in die Bezirks- als Kantons - Behörden liberale Wahlen ge- troffen; die Herren Franz Nager, Sebastian Müller und Karl Franz Nager wurden als Thalammann, Statthalter und Seckelmeister ein- hellig bestätigt, Herr Müller auh als Landrath. Von den früheren Mitgliedern sind dreizehn niht wieder gewählt, Jm Bezirk Uri sollen dagegen die Wahlen in den Landrath im Ganzen konservativ ausgefallen sein.

Kanton Freiburg. Man versichert, die eidgenössische Re- präsentanten dürften diesen Kanton bald verlassen,

Das Dorf Uebersdorf ist militairish besest worden. Thätlich- eiten, die im dortigen Wirthshaus und auf öffentlicher Straße gegen Berner verübt worden sein sollen, haben diese Maßregel veranlaßt, und es isst eine Untersuchung eingeleitet.

(Basel, Z.) Ein Konflikt zwischen dem Bischof Marilley und der provisorishen Regierung soll im Anzuge sein, Dieser Mann, früher befannt durch seinen Widerstand gegen die Regierung von Genf, welche ihn mt als Stadtpfarrer anerkennen wollte und ihn

aus ihren Lande wies, schien bei Erledigung des bishöflihen Stuhls

beiden Parteien, der jesuitishen und der gemäßigten, genehm zu sein, leßtere erwartete von ihm mehr A Mgigbigfell, als von dem anderen Kandidaten, Dekan Aeby. Je mehr si die Verhältnisse entwickelteu, desto mehr {loß er sich jedoch der Negierungspartei an, und zuletzt predigte er bekanntli ganz ofen den Religionskrieg. Die revolutionaire Regierung is nun gegen cine Anzahl Geistliche, angeblich wegen anhalten- der Hebereien und Wühlereien , eingeschritten , mit Entfernung von ihren Pfründen, Suspeusion und Verweisung Landesfremder. Dage= gen opponirt der Bischof und verweigert die Bestätigung der getrof- fenen Maßnahmen, so wie die Bezeihnung von Pfarreiverwesern, Auch hat er sich deshalb sofort an den Papst gewendet. Die Regierung aber soll entschlossen sein, sih dadurch nicht aufhalten zu lassen, ja die radikale Berner Zeitung spricht davon, „der Arm der Gerech tigkeit“ dürfte selbst au den Stuhl des Bischofs reichen.

Von den Wahlen in Romont giebt der Constitutionne Neuchatelois folgende Schilderungen: „Als die Glocke die stimm= fähigen Bürger zu den Wahlen zusammenries, begaun man damit, die hauptsächlichsten Konservativen zu ch erhaften, damit sie keinen An- theil an den Wahlen nehmen könnten. Die Wahl s\ollte sodann durch offene Handmehrheit erfolgenz über 2000 Bürger waren an- wesend. Für den ersten Kandidaten sprach \ich eine ziemlich große Mehrheit aus, er wurde also als geseblich gewählt erklärt, Nicht so bei den folgendeu Wahlen. Für deu zweiten und dritten erhoben s faum hundert Hände, denkoch wurden sie als gewählt ansgeru- en, Ein starkes Murren ließ sich nun hörenz ein Herr Menoud erhob sich und D nah Vorschrift des eben verlesenen Regle- ments Zählung der Stimmenden, Dies wurde verweigert, weil das

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Mehr nit zweifelhaft sei; Herr Menoud protestirte und wollte mit starkem Gefolge entfernen; da wurde er n, funfzig Bs nete ergriffen und abgeführt, Viele Wähler entfernten si alsogleih, gegen die Ungesehlihkeit der Wahl protestirend. Dieses beschleunigte nur die Operation z sieben audere Kandidaten wurden durch die Min= derheit von 100 Stimmen gewählt.“ Ju den übrigen Bezirken soll es niht anders hergegangen sein. Der Berichterstatter beruft si auf das Zeugniß des waadtländischen Militairs selbst, welches dar= über entrüstet gewesen. :

Auch der Courrier Suisse, dem man vorher geschrieben hatte, die Wahlen seien in aller Ordnung vor sich gegangen, wider= ruft dies jeßt selber.

__(Frff. Bl.) Der reformirte Gottesdienst wird nun in der Michaeliskirhe der Jesuiten gehalten, Bisher fand er im Freien auf dem Frauenplage statt; allein die Kälte nöthigte endlich zu vem Ansuchen, der Bischof möchte für den reformirten Militair-Gottes= dienst eine geräumige Kirche öffnen, worauf die Jesuitenkirhe einge- räumt wurde. E

Kanton Schaffhausen. Ju der Großraths-Sißung am 24. Dezember wurde der Justiz-Bericht berathen. Die begutachtende Kommission hält dafür, daß die Bestrafung des Ehebruchs nicht mehr blos von der Klage des gekränkten Ehegatten abhängig gemacht, son= dern von Staats wegen als ein gegen ein staatliches Justitut gerich= tetes Vergehen bestraft werden sollte. Da gerade ein neu: s Matri- monialgeseß in Berathung liegt ,„. so- werden die Bemerkungen der

| dasselbe berathenden Behörde überwiesen. Jn der Sißung vom 22sten

fam eine Petition der israelitishen Bürger aus mehreren angränzen- den badis&hen Gemeinden zur Berathung, welhe auf Aufhebung oder Modification der Beschränkungen des Gesezes über den Han= dels -= Verkehr mit den Juden gerihtet war. Zu Gun- sten derselben \prahen Verhörrihter von Ziegler, Fiskal Ammann und Regierungs -Rath Winß, für Ueberweisung der Peti- tion an den Kleinen Rath Appellations-Rath Russenberger, ganz da= gegen aber Regierungs-Rath Gysel, Archivar Nette Stadtraths- Präsident Hurter und Kantons - Raty Müller von Geunersbrunn. Lebterer wollte nur dann von der Aufhebung des Judengeseßes et- was wissen, „wenn die Juden den Beweis geleistet haben würden, daß sie sich seit Erlaß desselben gebessert hätten.“ Der Große Rath \hritt mit entschiedener Mehrheit über die Petition zur Tagesord= nung. Eine Petition einzelner Schuhmacher, welhe um Schuß ge= gen Konkurrenz von außen her nahsucht, wurde vorzügli deshalb, weil Maßregeln zur Abhülfe des. auf dem ganzen Gewerbestaude haf= tendeu Druckes nicht wohl vereinzelt Gairat werden fönnen, über= dies noch die Resultate der bereits gebildeten Zoll-Konferenz zu ge- wärtigen stehen, durch Tagesordnung beseitigt.

Kanton St. Gallen. Den am 27. Dezember versammel= ten Großen Rath eröffnete Präsident Hoffmann. Gleich nach (Eröff- nung der Sihung wurden die Petitions-Kommission und die Budget=- Kommission bestellt und Regierungsrath Näf für die nächste halb- jährige Amtsdauer zum Landammann erwählt,

Kanton Wallis. (Frkf. Bl.) Die bisher bekannten neuen Wahlen des Zehnten Siders sind folgendermaßen ausgefallen: Jn Siders, wo Herr Adrian von Courten das erstemal gewählt wurde, wurde dieser im Wahlkreis Gradetsh wieder von einem Bürger vor= geshlagen, aber die Versammlung protestirte, und auf die Frage des Repräsentanten, ob der Vorschlag unterstüßt werde, herrshte Schwei= gen. Jn den beiden Kreisen wurden gewählt: Alt-Staatsrath Bri= guet, Advokat Rey, Mitglied der provisorishen Regierung, Hauptmann Guilloz und Hauptmann Theitáz, sämmtlich Liberale, und Herr Elias von Courten, zweifelhaft. Die beiden Vertreter von Anniviez sind noch nicht bekannt. Der neue Große Rath zählt jeßt 18 bis 20 Konserva= tive, 15 bis 20 Liberale und 35 bis 40 Radikale. Zu seinem Prä- A hat er am 27, Dezember den Advokaten Peter Torrent ge= wählt.

Die provisorische Regierung hat neuerdings folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Beschluß in Bezug auf den Central-Gerichtshof, der da- hin lautet: „Art. 1. Die Akte des Central-Gerichtshofes sind null und nichtig erklärt. Art. 2. Die Bürger, die gerichtliche Functionen als Mitglieder und Suppleanten dieses Gerichtshofes oder als öffentliche Anwälte bekleideten, sind verpflichtet, der Staatskasse den Werth dessen zurückzuerstatten, was sie unter dem Titel von Diäten, Emolumenten oder Entschädigungen empfangen haben, mit Vorbehalt des Rük- griff gegen diejenigen, die von Rechts wegen dafür haften.“ 2) Beschluß, der das Offizier - Corps der beiden eidgenössischen Kon- tingente auflöst, „um dasselbe auf einem besseren Fuß wiederher= zustellen.“ 3) Beschluß, der den flüchtigen Mönchen vom St, Bernhardt anbefiehlt, sofort ins Kloster zurückzukehren und innerhalb acht Tagen Alles wieder an Ort und Stelle zu brin= gen, „was zum Nachtheil des Hospizes und des Staates sort=- geführt worden, und 4) Dekret, das den Mitgliedern der Welt=- geistlihkeit, „deren Benehmen zu dem Widerstand gegen die Beschlüsse der Tagsatzung beigetragen“, eine Steuer von 50,000 Fr. anfrrlegt. Die provisorische Regierung hat sich auch mit der Organisation des Unterrichts beschäftigt. Die Herren Abbé Claërts und Staatsschrei- ber de Bons sind zu dem Behufe mit Vorlegung eines Entwurfes beauftragt.

Adrian von Courten is wieder auf freiem Fuß.

Die eidgenössischen Repräsentanten des Kanton Wallis beantra= gen beim Vorort Reduction der etwa 4500 Mann zählenden Oecu- pations-Truppen.

JItati% M

Nom , 20. Dez. (A. Z.) Dem neuen Kriegspräsidenten Mons. Rusconi is eine von 200 Linien-Offizieren unterschriebene Pe=- tition übergeben worden, worin derselbe gebeten wird, eine lange Reihe von Uebelständen, unter denen das hiesige Militair zu leiden hat, in reiflihe Ueberlegung zu nehmen. Der genannte Prälat hat verspro=- hen, sich um die Verbesserung der päpstlihen Miliz in jeder ihm möglichen Weise zu bemühen.

Der Contemporaneo führt unter den wöchentlich verzeihne= ten Ereignissen auf, daß der Pater Ventura vergangenen Donnerstag sich zu Sr. Heiligkeit zur Audienz verfügt habe. So groß ist die Wichtigkeit , die man hier jeder Berührung dieses angesehenen und gefeierten Geistlihen mit Pius IX, beilegt, Er is offenbar der= jenige Volksführer, auf welchen alle Augen gerichtet sind, Man be- mißt ängstlih von Woche zu Woche den Grad des Vertrauens, des- sen er beim Papst genießt. Obwohl dasselbe schon seit einiger Zeit als in Abnahme befindlich angegeben wurde, so scheint der geistvolle und beredte Priester un allzeit eine Frage frei zu haben an das Schicksal. Er hatte zugesagt gehabt, in St. Peter zu predigen, \pä- ter aber soll er es wieder aufgegeben haben. Uebergrobee Geschäfts- drang kann wohl allein die Ursache davon sein. Er beschäftigt si alles Ernstes mit politishen Verhältnissen und scheint namentli über die Stellung der Geistlichkeit zur Fortshrittsbewegung \ih.\elbs ret flar machen zu wollen. Jn dieser Beziehung auch bildet er den streng- sten Gegensaß zu Päter Roothan, der da standhaft behauptet, mit Politik habe si kein Jesuit befaßt.

Endlich tauht au wieder einmal ein Gerücht über den „großen

rozeß“ auf. Derselbe soll nun wirklch einer baldigéèn Entscheidun f. E ia Fn olfe Vie man sich zwar seit laráer Su dai ,

nd indessen unausgesebt fortbetrieben worden , und es wird immer= in von Wichtigkeit sein, zu erfahren, auf welche Weise und um wel- chen Kern herum sih diese Verdachtlawine gebildet hat, ;

Nom, 23. Dez. (A. Z.) Die päpstliche Allocution vom 17ten is gestern im Druck erschienen und beschäftigt sich zuerst mit den spanisthen Verhältnissen, deren glücklihe Regulirung mit Hülfe des bei dieser Gelegenheit glänzend belobten apostolishen Nuntius dem Papst gelungen ist. Ferner geht sie auf Rußland über, ohne es jedoch beim Namen zu nennen, wobei indeß bemerkt wird, -- daß: bis jeßt durchaus fein Resultat auf dem Wege der gepflogenen Unter- handlungen erzielt worden sei. Die Journale (quidam ephemeri- dum scriptorés) hätten zwar das Gegentheil berichtet, er, der Papst, fönne indeß bis dahin durchaus nihts melden, als daß er von d festen Hoffnung getragen werde, daß der liebe Gott gnädig auf die Kinder der Kirche herabshauen möge. Gegen einen französischen Bi- \{of, welcher an Pius IX, das Ansinnen gestellt hatte, er möge die Freiheiten der gallifanischen Kirche approbiren, wird si aufs entschie=- - denste verwahrt. Dann folgt eine fulminante Stelle gegen die Ver- fünder falscher Toleranz (indiflerentia), denen man auch Pius IX, habe beizählen wollen. Diejenigen, welhe aus der Amnestie so et- was hätteu folgern wollen, seien in starrem Jrrthum befangen. Wer selig werden wolle, möge zur Säule und Grundfeste der Wahrheit, der Kirche, kommen, Endlich folgen laute Klagen über die Demon= stration zu Gunsten der Einnahme Luzerns vom 3. Dezember. Der Bürgerkrieg sei fürhterlich und werde von dem Papst aus tiefstem Herzen beklagt, {hon darum, weil er dem Katholiziómus Schaden gebracht habe und ihn mit noch größerem bedrohe, und wegen der mancherlei Entheiligungen, die zu erwähnen die Seele sich sträube. Zu Dank verflichte dagegen der glücklihe Gang der Missionen. Zum Schluß werden alle Patriarchen, Erzbishöfe und Bischöfe zur Ein- tracht ermahnt.“

Aus Ferrara vom 23. Dezember schreibt d‘'e Gazzetta di Bologna: „Diesen Morgen um 8 Uhr haben die Desterreicher den päpstlichen Truppen die Wachtposten der Stadt übergeben. Der Corriere Livornese versichert, wie es scheint mit Recht, die ge=-

sud inde daß man nie wieder davon hören werde, Die Arbeiten

schlossene Uebereinkunft wahre Oesterreih das Recht, die Stadt, so wie es die Umstände erheishten, abermals in threm ganzen Umfang zu beseßen, wie es das Wort place mit sih bringe. Die Rückkehr

| des Kardinals Ciacchi war in Ferrara mit einer Beleuchtung der Stadt gefeiert worden.

Spanien

& Madrid, 24, Dez. Abermals haben wir eine ministerielle Krisis überstanden.

Der Finanz-Minister Orlando, ein zwar höchst unwissender, aber dem General Narvaez blindlings ergebener Mann, hat den Anforde=- rungen der Königin Christine, der es daran liegt, den Einfluß des Minister-Präsidenten immer mehr zu s{wächen, nachgeben und unter dem Vorwande erschütterter Gesundheit seine Entlassung einreichen müssen. Der bisherige Marine =- Minister, Herr Bertran de Lis, ein Mann, der nie im Finanzfache angestellt war, i zum Nachfolger des Herrn Orlando bestimmt, und an die Stelle des Herrn Bertran de Lis wird der Deputirte Roca de Togores, der unter dem Ministerium Sotomayor an der Spiße des Unterrichtswesens, der Staatsbauten u. \. w. stand und zu den kräftigsten Stüßen der moderirten Partei gehört, als Marine-Minister treten.

Diese Umgestaltung des Ministeriums genügt indessen den Wün- hen der ultra-moderirten Partei noch keinesweges. Es handelt si vielmehr darum, auch den alten General Figueras, der im Jahre 1843 Sevilla gegeu Espartero vertheidigte, als Kriegs-Minister in das Kabinet einzuschiebeu und dem Herzoge von Valencia den leeren Präsidenten-Titel ohne Portefeuille auf so lange zu lassen, bis der Zeitpunkt seiner völligen Verdrängung durch die Herren Mon, Pidal und Baron Meer erschienen sein wird.

Der Heraldo, das Organ des Mirtisteriums, enthält heute folgende, meine früheren Angaben bestätigende Mittheilung: „Am 19ten ging der General-Capitain von Granada (Serrano) nach Ma=- laga ab, begleitet von einer Shwadron Kavallerie, dem Chef der Jngenieure und dem Generalstabe, Wie es scheint, werden in Ma- laga die Truppen zu ihm stoßen, die zu einer Expedition organisirt und in zwei in der Bucht von Malaga bereit liegeuden Damps\chissen nah Melilla geführt werden sollen. Der Zweck dieser Expedition is die Beseßung und Befestigung der Chafarinas-Jnseln, die der Kaiser von Marokko, die uns auf sie zustehenden Rechte verkennend oder ver= gessend, an Frankreich abgetreten hat. Einige Personen seßen sogar voraus, sie würden bereits im Besiße der Franzosen sein, wenn unsere Expedition dort eintrifft.“

Herr Lopez de Cordova, der in den leßten 18 Jahren spanischer Geschäftsträger und bevollmächtigter Minister bei der hohen Pforte war, ist von Konstantinopel hier eingetroffen.

Griechenland.

Athen, 19. Dez. (A. Z.) Die griechische Regierung, èurh- drungen von der Ueberzeugung, daß sie sih für den unter den bekann- ten Maßregeln der Pforte leidenden Theil ihrer Unterthanen zu einem Opfer entschließen dürfe und müsse, hat endlich mit dem unterm iten d. nach Syra abgegangenen Dampfboote dem Diwan sich bereit er- flärt, die in der früheren Notification desseiben verlangte Erklärung zu geben, im Fall auch die Pforte von den bereits in Ausführung gebrachten uud angedrohten Maßregeln abstehen wolle. Es kann die ser Schritt der griechishen Regierung nur zur Ehre gereichen, da sie niht läuger zanderte, in Besorgniß für das Wohl der Jhrigen, der Uebermacht gegenüber, die Hand zur Versöhnung zu bieten, auch auf die Gefahr bin, der Opposition im Lande und den äußeren erklärten, oder noch im Dunkeln shaffenden Feinden neuen Stoff zu Angriffen zu bieten.

Triest, 26. Dez. (A. Z.) Das heute eingetroffene Dampf- boot brate Briefe aus Patras bis zum 21sten d. M. Die Ruhe ist dort völlig hergestellt und wurde seit den leßten Briefen nicht unterbrochen.

Türkei.

Konstantinopel, 15. Dez. (A. Z.) Am 13ten d. brach- ten die Großwürdenträger dem Sultan wegen des am Îten d. ein- getretenen türkischen Neujahrs (1264) ihre Huldigungen und Glüdck- wünsche in seiner fürzlich bezogenen Winter -Residenz, Tschiragan Serai, dar.

Die jüngst geborene Tohter des Sultans, Prinzessin Nasimeh, ist dieser Tage mit Tode abgegangen.

Die Thätigkeit der türkischen Polizei i} aufs äußerste in An- spruch genommen, durch die Nachforschungen, die ein am 10ten d. M. an dei Nebengebäuden der Moschee Scheh - Sadeh aufgefundener Leichnahm einèè Muselmanns veranlaßt, der, in Stücke zerschnitten in einen Sack -eingenäht, vou den bis jeßt noch unentdecken Thätern dort ausgeseßt worden. G