1848 / 6 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

e es aufgefordert hätten ihnen anzuschließen, wenn es ihnen

fa 1g A und L f 4 cit Malen seine bestimmte

1 ben hätte, ier Vereinigung und den Folgen dersel-

emd zu bleiben. Nimmermehr aber durfte es. erwarten, daß die

völf Kantone, deren Ansprüche es als dem Bundes-Vertrage wider=

prechend erklärt hatte, ihm zumuthen würden, sich für ihreSache eaen

und daß es ihnen einfallen könnte, ihm eine eidgenössi eP iht aus dem zu machen, was es für die schwerste Verlepung der eidgenössi-

\chéèn Verbindlichkeiten ansah, die es gegen alle auf gleiche Weile gegangen, und die in dem jedes Jahr von den Ständen bei Eröff- nung der Tagsaßung erneuerten Eidshwur inbegriffen: „,,„„Zusammen als-Eidgenossen und Brüder zu leben und Alles zu thun, was Pflicht und Ehre von guten und getreuen Verbündeten erheischen", so daß die Neutralität, welche es beobachten wollte, in seinen Augen eben sowohl ein Recht wie eine Gewissenspfliht war. = Neuenburg verweigezte daher die Forderung der zwölf Kantone, daß es seine Truppen gegen die sieben Kantone solle marschiren lassen. War es zu dieser Weigerung berechtigt oder niht? Dies ist die strei= |

tige Frage, über welche Neuenburg die zwölf Kantone nicht als kom- - peteute Richter anzuerkennen vermag, weil dies ihnen das Recht zu- erkennen hieße, für \sich allein über ihre eigenen Ansprüche zu ent- heiden. Es fann ihnen hierzu die Kompetenz weder kraft des

Bundes=-, noch kraft des Wiedervereinigungs-Vertrages zugestehen.

__ Was den Bundes-Vertrag betrifft, so Mas: der von uns {hon

* angeführte Artikel 5: „„Alle Ansprüche und Streitigkeiten zwischen den Kantonen üher Gegenstände, die niht durh den Bundes-Vertrag S eve sind, werden an das eidgenössishe Reht verwiesen. Bei allen yorfallenden Streitigkeiten sollen die betreffenden Kantone \ih

, Jeder gewaltsamen Maßregel oder gar Bewaffnung enthalten, den in diesem Artikel festgeseßten Rehtspfad genau befolgen und dem Spruch ‘in gllen Theilen Statt thun,“

“Es i sicher unmöglich, zu behaupten, daß die zwölf Kantone in dem Bundes=-Vertrage die Gewähr dafür finden können, Neuenburg für genöthigt zu erklären, mit ihnen die sieben Kantone zu bekriegen, während doch- der Bundes-Vertrag den Krieg zwishen Kantonen aufs

‘Unbedingteste verbietet, also eine solche Möglichkeit gar nicht vorher-

gesehen haben faun;z folglich mußte die Forderung der zwölf Kantone em Bundes =- Vertrage gemäß an das cidgenössishe Recht verwiesen

werden, und kann Neuenburg ihnen keine auf den Bundes - Vertrag begründete Kompetenz zuerkennen.

: Zweitens, sageu wir, können die zwölf Kantone aus dem neuen- burger Wiedervereinigungs-Vertrage keine Kompetenz ableiten, an f den man si, unserer Ansicht nah, hièr noch spezieller, als an die Grundlage unserer eidgenössischen Beziehungen, halten muß. Dieser Vertrag wurde, am 19. Mai 1815 zwischen der \shweizer Eidgenossen- Bo und dem Stande Neuenburg frast der vom Könige unterm 3,

- Jult 41814 verliehenen Vollmachten abgeschlossen. Diese Vollmach=

ten bestimmten, was der König zu genehmigen und einzuräumen Wil= lens war, und die Gidgenossenkchaft willigte in die wörtlihe Ein- schaltung des Textes dieser madten in den Wiedervereinigungs= Vertrag, Der Wortlaut derselben bestimmt also die äußerste Gränze der Pflichten, welche der Fürst von Neuenburg und der Stand

. Neuenburg eingegangen sind, so wie der Rechte, welche sie der Eid=

d cnossenschaft gegeben haben. Diese Pflichten und Rechte be=

chränken sich auf Erfüllung der von Neuenburg

* elingegangenen Verbindlichkeiten, Und weil ein Bürgerkrieg

in seinen Augen nicht Erfüllung, sondern Verleßung seiner Vexbind-

__ lichkeiten war, darum weigerte es si, daran Theil zu nehmen. Diese

Verbindlichkeiten sind, wie man eben gesehen, nit die eines Unter=

thanen gegen seinen Souverain, sondern die eines Gleichen gegen

__ Gleiche, eines Souverains gegen Souveraine. Sie entspringen aus feinem Geseß, sondern aus einen Vertrage. Und im Staatsrecht steht es eben so wenig, als im gemeinen Recht, einem der kontrahi= renden Theile zu, so groß auch die Ueberlegenheit seiner Macht sein möge, die aus dem Vertrage entstehenden Streitfragen für sich allein" zu entscheiden. Diejenige, zu welcher derx Vertrgg vom 19, Mai 1815 Anlaß. gegeben, muß also gemeinschaftlih zwischen den beiden fontrahirenden Parteien entschieden werden, so wie jede andere Frage des europäishen Staatêrehts zwischen souverginen Staaten.

Der Text der Königlichen Vollmachten und dex des Wiederver- einigungs - Vertrages bestimmen also deutlih die Gränzen der Ge- walt, welche. der König an die Regierung des Landes übertragen hat, und derjenigen, welhe ihm vollständig verblieben i. Er he-

stimmt eben. so deutlich die Fälle, in welhem der König sih das

“Recht persönlicher Dazwischenkunst als Souvergin Neuenburgs hat

* bewahren wollen, und mit vollem Grunde hat der König als einen ien Fall eine Forderung betrachtet, die darauf ausgeht, die Neuen-

urger Milizen zur Theilnahme an einem Bürgerkrieg zu zwingen,

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während nah dem Wortlaut des elften Artikels der esfassung die- selben nur Zur Erfüllung der Verträge, welche den Stand mit der Schweiz verbinden, außerhalb des Landes verwendet werden können. Demnach hat der König nah Jnhalt der Verfassung, wie nah- Jn- que des Wiedexbereinigungs - Verträges, vollkommen das Recht, den

i dieser Gelegênheit von dem gesebgebenden Körper „Hefaßten Be- chluß zu billigen und zu bestätigen. Denn, wohl gemerkt, es is ein

eschluß des geseßgëbenden Körpers, den er gebilligt und bestäti at, feineswegés ein Tagsaßzungs -Beschluß, und nur Lebteres wür ein Verstoß gegen den Wortlaut des Wiedervereinigungs - Vertrages gewesen sein, dieser aber ist von Seiten des Königs, wie der Neuen- burger Behörden, in den 32 Jahren, die seit seinem Abschluß ver= flossen find, auf das gewissenhafteste beobachtet werden.

Um diese ganze Frage in ein noch vollkommeneres Licht zu stel- len, wollen wir den Wortlaut zweier Artikel der;Königlichen Erklä- rung vom 3. September 1831, welche die Kompetenz und die Be- fugnisse des ACPRETNEN Körpers regelt, in Erinnerung bringen :

Der Artikel § sagt: „,„„Kein Beschluß des geseßgebenden Kör= pers darf vollzogen werden, ehe derselbe mit Unserer Bestätigung versehen und Unserxerfeits veröffentliht worden ist.‘

Und Artikel 9: „,„Ausgenoramen von den Bestimmungen des vorhergehenden Artikels sind die Beschlüsse, welche die Ausführung der Verpflichtungen betreffen, die der Stand Neuenburg kraft der von Uns unterm 3. Juli 1814. verliehenen Vollmachten eingegangen ist,“

Jeder Beschluß des geseßgebenden Körpers also, der über die Erfüllung der eidgenössischen Verpflichtungen hinausgeht, unterliegt von Rechts wegen der Mgen Bestätigung, und die neuenburger Re= ierung hätte ohne die duiglge Genehmigung die Milizen des Landes nicht zu einem Bürgerkriege marschiren lasen fönnen,

Auf dieselben Prinzipien war das Vorgutachten der Regierung degriinees, welches dem geseßgebenden Körper in seiner Session vom Februar 1833 vorgelegt wurde: „,,„Das Eingehen in eine Erörte=- rung über den 1832 ausgearbeiteten Bundesvertrags-Entwurf zu ver- weigern.“ |

7e (Uin den Stand der Frage genau zu bezeihnen“‘“', sagte da- mals der Herr General-Prokurator als Organ der Regierung, „,„„ge- nligt es, die verschiedenen Afte, durch welche der geseßgebende Kör=- per konstituirt worden ist, Jhnen vor Augen zu legen. Sie können über Gegenstände, welche aus Neuenburgs Stellung als Schweizer- Kanton hervorgehen, in den Gränzen der von ihm în dem Bundes-

Vertrage von 1815 übernommenen Verpflichtungen beschließen.“

Und nah Anführung der von uns so eben citirten Textworte fuhr der General-Prokurator folgendermaßen fort: „,, Es handelt si also darum, zu wissen, oh der Jhnen zur Berathung vorgelegte Gegenstand aus den mittelst des Bundes- Vertrages übernommenen Verpflichtungen hervorgeht oder niht. Der Bundes - Vertrag i} ein Gese, dem Sie sih nicht entziehen können; Sie können denselben eben so wenig ändern, wie ein Gerichtshof das Geseg ändern fann, nah welchem derselbe zu urtheilen berufen is. Aber wenn es sich von Gegenständen handelt, über welche zu entscheiden Sie nicht be=- fugt sind, dann können Sie den Weg der Petition einschlagen. Wollen Sie jeßt auf die Erörterung des Jhnen vorgelegten Aktes eingehen und, wenn Sie dessen Grundlagen annehmen, den König um Genehmigung diefer Veränderung in unseren Verhältnissen zu der Schweiz bitten, oder wollen Sie, bei den Jhnen zustehenden Befug= nissen verbleibend, die Crflärung geben, daß von Jhrer Seite kein Anlaß ist, auf die Erörterung dieses Bundes=-Vertrages einzugehen?‘

In der Berathung des ge)ebgebenden Körpers, welcher dieser Mittheilung folgte, und in welcher der Charakter und die Bestim= mungen des Bundesvertrags - Entwurfs der Gegenstand kontradikto=- rischer Debatten wurden, erhob sih keine einzige Stimme, um dem von dem General = Prokurator aufgestellten Grundsaß zu widerspre=- hen, und der einzige Abgeordnete, der sih geneigt erklärt, den Bun- desvertrags-Entwurf anzunehmen, that es nur unter qusdrücklichem Vorbehalt der Rechte des Fürsten.

Das Vorgutachten des Staatsraths wurde sodann einer Kom- mission Vyerwiesen und von dieser einstimmig, so wie später von dem geseßgebenden Körper, mit einer Majorität von 57 gegen 15 Stim- men angenommen.

Man kann also folgende beide Fundamental- Grundsäße unseres eidgenössishen Staatsrechtes als vollkommen festgestellt betrachien :

1) Daß die vom Könige bei Bestand des gegenwärtigen Bundes= Vertrages übertragenen Gewalten sich quf Erfüllung der mit-= ri gese Vertrages eingegangenen Verbindlichkeiten be-

ränken ;

2) aaf er neuer Königlicher Vollmachten bedürfte, um Neuen- burgs Beitritt zy Veränderungen in den Bundesvertrag von 1815 zu gestatten.“

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. (N. K.) Se. Majestät der König hat am Neujahrstage wieder eine Anzahl Orden verliehen.

Bei der Neujahrs - Aufwartung am Königlichen Hofe saß Se. Majestät der König uf dem Throne, umgeben von Jhren Königl. Hoheiten den Prinzen Luitpold und Adalbert und der Frau Prinzes fin Luitpold; Jhre Majestät die Königin nahm wegen der Trauer um thre Schwester, die verewigte Prinzessin Paul von Württemberg, an der Festlichkeit niht Theil. Nach Beendigung der Aufwartung war

roßes Bankett im Saale Karl's des Großen, an welhem mit Sr.

ajestät dem König außer den oben genannten höchsten Herrschaften auch Se. Königl. Hoheit Prinz Karl und Jhre Königl. Hoheit die Frau Vezagin Max Theil nahmen.

__ Dem Vernehmen nah hat Se. Majestät der König denjenigen Königlichen Beamten, die nur- einen jährlihen Gehalt vou 900 Fl. haben, eine Gehaltszulage bewilligt.

Den Redactionen der augsburger Blätter ist von dem dor- tigen Stadt-Kommissariate als Censur-Behörde ein Schreiben zuge- fommen, worin dieses ihnen in Folge der über den Vollzug der Ver- ordnung vom 416. Dezember ergangenen Allerhöchsten Weisungen Nachstehendes eröffnet: 1) Da die Presse über innere Angelegenhei=- ten unter den in der Verordnung vom 16. Dezember enthaltenen Ausnahmen keiner Censur unterliegt, in Folge diescr Bestimmung aber voraussihtlich Artikel erscheinen werden, welhe Erwiederungen der Betroffenen veranlassen müssen, so erwächst der betreffenden Redac- tion aus der Aufnahme der Anschuldigung die Obliegenheit, auch der Erwiederung des Betheiligten ihre Spalten zu öffnen. 2) Die Cen- surstreifen sind fortan wie bisher vollständig, und zwar dreifach, vor= zulegen. 3)“ Gegen Abstriche steht den Redactionen- die Berufung an die Königl. Regierung, K. d. J., gegen die Regierungs-Entschei= dung an das Ministerium des Jnnern und von diesem die Beshwerde an den Staatsrath ofen. 4) Die Censur darf ferner keine Artikel ändern, auch ist sie zu theilweisen Abstrichen nur insofern berechtigt, als eine Redaction ausdrücklich zu Protokoll erklärt, partielle Abstriche den totalen Abstrichen einzelner Artikel vorzuziehen. Hierzu bemerkt die Allg. Ztg. vom 1. Jánuar:

„Da mit dem 4. Januar die Königliche Verordnung ins Leben tritt, welche die Freigebung der Presse in inneren Angelegenheiten ausspricht, diese Freiheit aber an mehrere Beschränkungen und Bedingungen knüpft, so ist noch vor dem Schlusse des Jahres eine umfassende Jnstruction erschienen, von der jedoh leider die Redactionen bis jeßt nur bruchstückweise Kunde

- erhielten. Der alte Rekurs-Justanzengang (an die Königl. Kreis-Regierung

und das Königl, Ministerium) is beibehalten und noch die Berufung an den Königl. Staatsrath beigefügt. Die Errichtuig eines Ober - Censurge- rihts wie es in Preußen sih bewährt hat, und wie es eben jeßt auch in Oesterreich in beschränkterem Maße eiageführt wird würde der Presse mehr Beruhigung und Sicherheit gewährt haben. Die Lösung einer bean- standeten Aufnahme wäre rascher, da nur Eine Behörde darüber ent- \schiede, welche durch die Zahl und die Eigenschaften ihrer Mitglieder höhere Justiz- und Verwaltungs - Beamte die meisten- der nöthigen Ga- rantieen böte. Muß ein gestrichener Artikel vier Jnstanzen durchlaufen, in denen er überall als cin außer dem gewöhnlichen Geschäftskreis liegender unbequemer Gast erscheint, so is er, ehe er das leyte Stadium erreicht hat, unbedingt veraltet, abgesehen davon, daß in vicr Justanzen ein sicherer Geist der Auslegung sich viel langsamer und mühsamer bildet , als in ei- ner mit richterliher Autorität und Unabhängigkeit versehenen Behörde. So lange wir kein Repressiv - Geseß mit Aufhebung der Censurschranken erhal- ten, muß ein wohlorganisirtes Censurgericht für die Sit ein so sehnlicher Wunsch sein, als für die Behörden, die alle einen Schrecken davor haben, Lon der Last und Verantwortlichkeit der Censurübung berührt zu werden.““

Der ‘auf seinen Wunsch pensionirte Hauptmann erster Klasse, JFsidor Marx, vom Junfanterie - Regiment „Zand“‘, war der leßte Jsraelite, der als Offizier in der Armee diente.

Großherzogthum Vaden. (Karlr. Ztg.) Am 30. Dezember Vormittags um 113 Uhr sind Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Karl von Preußen und Höchstdessen Sohn, der Prinz Frie=- drich Karl, (welcher am vorhergehenden Tage nah Baden zurücge= reist war), in Karlsruhe eaeroisen und im Großherzoglichen Schlosse abgestiegen, Höchstdieselben nähmen Theil an einer von Sr. König= lihen Hoheit dem Großherzog veranstalteten Jagd und begaben sich sodann um 5 Uhr Abends nah Baden zurü.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 28. Dez. (A. Z.) Dieser Tage is der württembergische Bundestags-Gesandte, Freiherr von Blomberg, hier eingetroffen. Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzóg Ferdinand, Oheim des regierenden Herzogs von Modena, wird nächstens die Reise nah Modena an- tretenz der Graf Münch-Bellinghausen, Bundes-Präsidial- Gesandter, dagegen noch einige Wochen hier verweilen. Der neapolitanische

A ———— —— ci Bekanntlich ertheilte hon im Jahre 1373 die Republik Giovanni

zu reden von einer neuerlichen Deutung, welche die vom Dichter geschilder- ten Erfordernisse in Pius 1X. findet, (Was wird Herr Graul dazu sa- en, der sih für Martin Luther entschieden hat?) Beinahe eben so iele haben über die Beatrice geschrieben, Die Geschichte der Frauen, welche im Dichterbusen liebende Gefühle geweckt, is für die Literatur ein fruchtbarer Gegenstand der Besprechung. ‘Was is nicht bis auf den heuti- gen Tag (w9 endlich Stimmen sich kundgeben, welche behaupten, man habé Pichtigeres zu thun) über Beatrice Portinari “vorgebrächt" wörden, über Madonna Laura, über Eleonore von Este? Wie ‘hat man nicht darüber gestritten, ob“ jener beseligende Kind-Engel des Alighieri wirkliches ‘Wesen oder allegorishes, Personification der Weisheit, ob Folco Portinari's Toch- ter unvermählt oder als Gattin gestorben; wie kämpfen jeßt noch Ztaliener, ranzosen, Engländer, Deutsche für und gegen Laura be'Noves, die Gattin ängers, und die Echtheit“ ihrer

ugos de Sade, unddie Treue ihres Bildnisse, von denen, der Himmel weiß wie viele, für Simon Memini's ausgegeben worden sind; wie hat man sich vor ein paar Jahren noch gleich-

am im Duell geschlagen für die ferraresishe Prinzessin und‘ den Platonis- eo) ihres Ver ältnisses zum Dichter der Gebusolemume eine esbihie, úbér welche“ seltsamerweise das beste Buch in New - York erschien (von H. N. Wilde), während in Jtalien zu threr Begründung ‘und Erklärung selbst ein Stoß falshèr Dokumente fabrizirt werden mußten, ‘die ihrén gewandten heber auf die !uftige Engelsburg' gebracht haben. Aber italieni er Dich- terliebe nicht blos is es so gegangen: konnte man doth eine eit läng kaun ein Zeitungsblatt in die Hand ‘nehmen, ohne über die Friderife von Sesen- L Ius Dichtung und Wahrheit zu a Zu Beatricen zurückzukehren,: #6 | über sie eine ganz an nlidhe iteratur vorhanden, von dem gelehrten Anton Maria Biscioni an, ‘welcher 1723 das Banner der Allegorie auspflanzte ‘oder, richtiger, wieder zur Hand nahm, da Tee anbe rie “lelfo {hon im 15ten Jahrhundert Meselbe Meins ge ußert, welche neuer» dings Gabriele Rossetti, der bekannte Antipapalist, vertheidigt, in sti- ner dem geshmackvollen Uebersezer der Vita nuova, Charles Lyell, 4842 gewidmeten Abhandlung, die sich dem Buche über das Mistero dell" arúor -platonico anschließt, “Dee Kanonicus Dionist, ‘Ferdinando Ar- rivabene, welchem ‘nian bas nüglihe Buch: 1] ‘Kecolo di Dánte ver- Dio dien Gegen emer futatn 2lde 1 avs 008 see . den en enstand, der Autoren u orwähnen, n tr, des Di ters Le ihltèn: Mehr abir bah als über“ den Veltro

t Hölle und über einen einzelnen hing vom ‘Grafen U‘golin o und en' Gesanges: ‘Possía più che il ‘Geschichte I rafen’ von

t gemäß v Ut odi t; ob Ugo- in’jenen veldes feine Sind in Pa Fr not terc'an’den-Leichen der eigenen Söhne Enel fc ‘vergrifen t barilher

ruht der Kampf nicht, und de Batines verzeichnet, ohne Vollstän- Litteit zu Vrbtramn, siebzehn akademische Abhandlungen, Send: schreiben u, #. w. über den streitigen Vers, der bereits heftigen Antagonismus unter pisgner Professoren geweck und eine Menge Leute, darunter den Juristen Cagrmignani, den Chemiker Gaz- eri, den Mediziner Barzellotti, den schon genannten neapolitanischen

bersten Pepe, den gelegen Zannoni, Vincenzo Monti sodann, GiovanniRosini, G. B, Niccolini, CesareLucchesini und manche Andere, auf den Kampfplay gelockt hat, wobei die anti - âsthetische Behgup- tung Carmigngni's, von welchem, so viel mir bekannt, die seltsame Deutung auf Verzehren der Körper ausging, gerade nicht den Sieg i Neben jenen siebzehn Schriftchen steht dann noch eine Reihe historisch-kritischer Are beiten über die Geschichte Ugolino's selber, eine Geschichte, welhe Rosini vor kurzem zum Vorwurf eines Romans wählte, der, wie seine een Werke dieser Art, durch historisches, artistisches, lokales Detail und Cptloden interessirt, gber gleich den vielen Bearbeitungen der Francesca da Rimini an dem Grundfehler krankt, einen burey die Worte eines großen Dichters zu. berühmt gewordenen Gegenstand zu behandeln: Ob die von L. C. Fer- ïucci auf den Grund zweier Handschristen vorgeschlagenen Legart „Poscia iu che il dolor pati’ ’l digiuno“ im Stande sei, der Kontroverse über Ü olino's Ausgang ein Ende zu machen, kann ich füglich dahingestellt sein lassen. i b ring _-Man if übrigens in Jtalien hon daran gewöhnt , daß literarische Fragen eine wahre Fluth von Schriften erzeugen, Man denke an den Lärm, welchen Mont is Proposta di alcune correzzione ed agginnte al voca- bolario della Crusca erregte! Die Schriften von Monti's Schwiegersohn, Gíiulio Perticarí: Dell’ amor patrio di Dante und Degli Scrittori a A rae wurden s reich een d L I T Cace wielt, in welchem zwei förmliche Heere aarten und es „Hie Crusca‘ „Die Monti// Ves, B ward manche heiße Schlacht gefochten, manche, bei der die Wissenschaft wenig oder nichts. gewanu, denn Satyre und Sarkas- men wurden nur zu oft als Waffen gebraucht, Bei de Batines- kann man das Verzeichniß der Broschüren nalen y welche in den Jahren 1817 und folgenden erschienen: es is nicht vollständig, uid doch wird man vielleicht ee R Pun in un der uh von Sole wid aber eht, nachdem die Leidenschaften sich gelegt, auc) von Solchen anerkannt, die m feinedweges in allen eáuen Únsipilich seiner Gründe oder der Art der Kriegführung Recht gaben. Mein guter reund Giovanni Rosúüni zu Pisa, welcher in d esen! Kriege eine der wichtigsten Positionen eingenom- men hatte, bestand zaun später auf eigene Hand noch mehr denn cinen lei- E Ztráuß gegen Cavadoni und Gaetano Capponi wegen Tasso's Liebesgeschichte, wie gegen den my Selvatico wegen einer Rezension seiner Geschichte der Malerei, Jrre ih nicht, so wird die Zeit dieser lite- rarishen Händel în Jtalien bald vorüber sein, da man an so “viele andere Dinge zu denken hat.

Boccaccio'’n den Auftrag, über die Göttliche Komödie öffentlihe Vor- träge zu a welche am 3. Oktober des genannten Jahres in der Kirche Sto Stefano begannen, einer der alten Kirchen der Stadt, an der indeß jegt nur die Außenseite alt geblieben ist, Die Summe von hundert Gul- den ward jährlich für diesen Zweck bestimmt. Nach Boccaccio's Tode, 1375, wurde ihm in dem Pfarrer Antonio von Vado ein Nachfolger gegeben, Arviese Vorlesungen wurden fortgeseßt: de Batines giebt als Einleitung zu seinen Verzeichnissen der alten Kommentare die Reihe dieser Erklärer, großentheils gemäß den vom Senator Carlo Strozzi, einem um floren- tinische Geschichte sehr verdienten Mann, gesammelten Notizen. Jm Jahre 4391 ward Filippo Villani, Nefe und Sohn der bekannten Chroniken- schreiber und selber als Literär-Historiker thätig, mit der Lektüre beauftragt, welche diesmal an den Festtagen in dem Studio fiorentino, der alten Uni- versität , ' stattfand. Jhm folgten Giovanni Malpaghini aus Ravenna, bis 1417, Giovanni di Gherardo aus Prato, 1417—1424, Antonio, ein Franziskaner - Bruder , welcher in Sta Maria del fiore (Dom) las, der bekannte Francesco Filelfo, dessen Vorträge 1431 bis 1432 und vielleicht später in derselben Kirche stattfanden, Lorenzo di Giovanni aus Pisa, Kanonikus an S. Lorenzo, welcher 1431 und 1435 im Studio las, Antonio da Castello aus dem Casentino, An- tonio d'Arezzo, der berühmte Cristoforo Landino, dessen Kom- mentar zu den gebrauchtesten gehört, der gelehrte Dominikaner Domenico di Giovanni da Corella, welcher 1483 starb, Als Cosmus 1. Medici die florentinische Akademie stiftete, übertrug ‘er derselben auch diè Erklärung des Dante, mit welcher rühmlich bekannte Männer sh beschäftigten, wie Giovanbatista Gelli, die Historiker Giambullari und Varchi, Buonmattei u. A., deren Vorlesungen theils gedruckt, theils noch inedirt sind. Die Lektüre fand im Studio, bisweilen in einem Saal des Palazzo vecchio und auch wohl im Medizeischen Palast in Via larga statt. Der Legte, welcher solche Vorlesungen hielt, war der im Jahre 1780 verstorbene Bartolommeo del Teglía, Seitdem wurden in Florenz nur freiwillige Vorträge dieser Art gehalten, so von dem durch Kenntnisse und Beredtsam- Feit ausgezeichneten Silv estro Centofanti, jeßt Professor in Pisa. - An leßterer Universität lasen Mehrere, schon 1385 Francesco da uti, in unseren Tagen Giovanni Rosin! In verschiedenen Städten Jtaliens geschah dasselbe: Benvenuto da Imola las zu Bologna 1375, und wir besigen: ‘in seinem leider rößtentheils noch ungedrucktem lateinischen Kommentare die Frucht dieser Studien. n Piacenza, in Verona und an anderen Orten ward im Mittelalter dies Beispiel nachgeahmt. Die in unserer Zeit auch außerhalb Jtaliens oar vg a7 und noch stattfindenden Vor- träge über Dante lasse ih unerwähnt, He : ;

Auf den Ege rid und wichtigsten Theil der Arbeit des Herrn de Batines, das kritische Ver eihniß der Kommentare, der gedruckten sowohl, wie der handschriftlihen, kann ih hier nur im All-

Gesandte am biesigen Hofe, Don Vincenzo Ramirez, wird im Laufe des Winters Münden besuchen. Es heißt, der Schluß des vet burger Landtages sei sehr nahe bevorstehend. 2

Wiea, 30. Dez. (Schles. Bl.) Die Leiche rer Majestät der Herzogin von Parma is gestern d in aller E et d gekommen , und wird die hohe Verblichene demnächst M N aiserl. Gruft im Kapuzinerkloster an der Seite ihres Sohnes , des Herzogs von Reichstadt, heigeseßt werden. és ali H

Die Ca uer seit einer Reihe von ehren in gtoßer) Maßstabe hier Ses Wechselfälshung, , Err rir via ufe sehen, um so mehr, als der Thäter bei seiner Zrre rum urh die Polizei sich mit den herbeigerufenen Hausgenossen B tsam zur Wehre jezte und in Banden der Justiz überliefert werden mußte,

U [ übersteigt, \o weit es jeßt be- Der Betrag der gefälschten Wechsel C. Gs wobei, außer Privaten,

D ie Viet Ms und Sparkasse ansehnlich betheiligt sind. Die Entdeckung des Falsums geshah durch die Wedchsel-Censoren des ersteren Jnstitutes aus Anlaß eines auf einen hiesigen Lederhändler lautenden gefälshten Briefes von 50, Fl. C. M.

Frankreich.

6 4. Jan. Der Moniteur meldet heute den Tod der pri E E mit folgenden Worten: „„Jhre Königl. Hoheit ist in Folge einer kurzen Unpäßlichkeit gestorben, die ein solches Un- lúck nicht so schnell ahnen ließ. Jn wenigen Stunden und ohne Keiden ist ein Leben erloshen, welches Gott mit so seltenen Verdien- sten und mit allen Tugenden geshmüdckt hatte. Man weiß, wie záârt- lih diese edle Prinzessin ihrem Bruder Be iGe Lit diese Hingebung war die Religion ihres Lebens, und diese heiße Liebe {loß Frank- reich mit ein, an welches die Geschicke des Königs so innig geknüpft sind. Der Schmerz des Königs is lebhaft und tief; aber sein Muth und seine Festigkeit, beseelt und aufrecht erhalten durch die großen Junteressen des Landes, sind gewohnt, sih vor keiner Prüfung zu beu- en, so \hwer sie auch sein möge.“ Das Journal des Débats berihtet über den Empfang der Kammern, welche sih nah den Tui- lerieen begaben, um den König ihr Beileid zu bezeugea, daß Se. Majestät nur die Kondolenz dieser beiden Staatskörperschasten am heutigen Tage habe annehmen wollen, während alle sonstigen Em- pfangs - Feierlichkeiten zum neuen Jahre abbestellt worden. Der König empfing die Kammern im Thron- Saal, umgeben von der Königin, der Herzogin von Orleans, den Prinzen und Prinzessin=- nen der Königlichen Familie, sämmtlich in tiefer Trauer, der König und die Prinzen in {hwarzem Frack. Als der König unter den an=- wesenden Pairs den Präsidenten Boyer erblickte, der sih ungeachtet seiner Alters\hwäche zu dieser Audienz hatte führen lassen, ging er auf denselben zu und dankte ihm lebhaft für diesen Beweis seiner Ergebenheit. Der Präsident der Deputirten-Kammer sagte, Sr. Ma- jestät sih nähernd: „Sire, wir kommen niht, Jhren Schmerz durch Worte zu stören, sondern unseren Schmerz mit dem Jhrigen zu vereinen und Jhnen dielebhafte Theilnahme des Landes zu überbringen !‘“ Der König weinte, und die Thränen erstickten seine Stimme. Man konnte nur die Worte vernehmen: „Jch hatte gehofft, der Kammer morgen bei ihrem Empfange danken zu können; es wäre Meinem Herzen süß gewesen; Jch fühle,

daß Jh Meinem Schmerz erliegez es is sehr traurig für Mich; J bin herzlih gerührt durch das Zeugniß Jhrer Theilnahme, und da Jch die Kammer so zahlreih um Mich versammelt sehe.“ Nach die- sen Kondolenzen zog die Königliche Familie sich in ihre Gemächer zurück. Der König hat auf zwei Monate Trauer angelegt. Die ir- dischen Ueberreste der verstorbenen Prinzessin sind einbalsamirt worden und werden von heute an in den Tuilerieen auf einem Katafalk aus- estellt. Am Mittwoch, heißt es, soll zu Dreux die feierlihe Bei- Mina erfolgen. Dem Vernehmen nah, hat die Verewigte von ihren Gütern dem Herzoge von Nemours die Forsten von Crecy und Ar= mainvilliers vermacht, dem Prinzen Joinville den Forst von Arc-en- Barrois und dem Herzog von Montpensier ihre \{öne Besißzung Randan mit dem Schloß, welches sie bei ihren Lebzeiten sehr hat er- weitern und vershönern lassen. Schon seit längerer Zeit war Ma- dame Adelaide ernstlich leidend und fühlte ihre Kräfte allmälig {win=- den. Nach Lecomte's Attentat hatte sie zu einer ihrer Da- men gesagt: „Jh kann wohl noch einige Zeit leben, aber glauben Sie mir, ih habe heute den Todesstoß erhalten!“ Sie {starb in den Armen des Khnigs ohne Schmerz und fast ohne Todeskampf, nachdem sie noch am Tage vorher von einer Bettlägrig- feit, zu welcher die Grippe sie genüthi t, wieder aufgestanden war und nur über große Schwäche geklagt, Abends aber den König und die Königliche Familie bei sih empfangen, mit dem Herzog von Mont=

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pensier von dem Kauf einiger Neujahrs=Geschenke gesprochen und \so- gar die Hoffnung ausgedrückt hatte, daß sie bei ai Gratulations-

our werde zugegen sein föunen, jedo „sibend““, wie sie hinzufügte. Dann lief sie in ihrem Lehnstnhl ein, ihr Athem war leiht und natürlih, und der König entsernte sich, ohne sie geweckt zu habeu. Bald aber bemerkte der Arzt, der bei ihr blieb, bedenklihe Symp- tome und ließ Se. Majestät davon benachrihtigen. Die Königliche Familie war \{chnell wieder in dem Züwumer der Prinzessin oofane- made iy dieselbe niht mehr, bis sie ihren leßten Athemzug aushauchte.

Abd el Kader hat \ich ergeben und is in Toulon ein- getroffen. Diese wichtige Nachricht bringen Supplemente der Blätter vou Marseille zu ihren Nummern vom 29. Dezember. „Abd el Kader“‘, meldet der Semaphore, „der sich am 25sten zu Oran einschiffte, ist am Bord der Dampfsregatte „Asmodee“’ in Toulon angekommen. Es ist bekannt, wie kritisch seine Lage in der lebten Zeit geworden war, und welcher Gefahr er neulih in dem Kampfe entgangen, den er gegen die von einem der Söhne Abd el Rhaman?s befehligten Truppen zu bestehen hatte. Da nach dieser leßten Nie- derlage alle Hoffnung für ihn verloren war , der Verfolgung der Mauren zu entgehen, \o lieferte er selbst sich dem Herzog ven Aumale in dem Lager zu Nemours aus. Wir können diese er- freulihde Nachricht, die der „Phenicien“ überbraht hat, als offiziel geben, Dieser Beschluß der militairishen Laufbahn Abd el Kader's beendigt auch den Krieg in Afrika und sichert Frank- reih die friedlihe Unterwerfung Algeriens.“ Der Nouvelliste sagt: „Abd el Kader hat sih gefangen gegeben und is so eben an Bord einer Dampf - Fregatte zu Toulon augelangt. Er ergab si dem Herzoge von Aumale in dem Lager zu Nemours, nachdem er alle Hoffnung verloren hatte, den Mauren zu eutkommen.““ Der Be- riht des Courrier de Marseille endlich lautet: „Wir beeilen uns, die offizielle Nachriht von der Unterwerfung Abd el Kader's mitzutheilen. Er ist in Toulon eingetroffen und {oll nah Aegyp- ten gebracht werden. Wir brauchen der unshäßbaren Vortheile niht zu erwähnen, welche aus diesem Ereigniß für unsere Kolonie entspringen mlissen.“

ck=ch Paris, 1. Jan. Die wichtige Nachricht, daß Abd el Ka- der sih dem Herzog von Aumale in Afrika überliefert hat, is amt- lich. Der Ex-Emir ist am 28sten in Toulon eingetroffen. Die Be- richte über ihn und seine Lage lauteten bekanntlih {hon seit einiger Zeit sehr \{hlimm, \o daß Manche geneigt waren, dieselben für Ueber- treibungen zu halten. Nur \o viel glaubten Alle, daß Abd el Kader allerdings weder Lust noch Macht mehr besiße, zu weiterer ernstlicher Bedrohung des Frankreih unterworfenen Gebietes in Afrika. Da famen die von allen Seiten übereinstimmenden Berichte, welche das Zusammenziehen bedeutender Streitkräfte unter den Befehlen eines Sohnes des Kaisers Muley Abd el Rhaman meldeten und wie diese immer bedrohlicher für Abd el Kader wurden. Dieser hatte darauf den Entschluß zu dem Handstreihe gefaßt, die Abtheilungen des marofkanishen Heeres eine nah der anderen zu über= fallen, weil ihm nur so noch Hoffnung blieb, mit densel= ben fertig werden zu fönnen. In der Nacht vom 411. auf den 12. Dezember wurde dieser Entshluß zur That, aber als der Morgen anbrah und Abd el Kader sih im Besiße des ma- rokffauischen Lagers glaubte, da sah er plößlich, daß er selbst in eine Falle gerathen war, aus der uur das Aufgebot des höchsten Muthes und das Wagen des Aeußersten ihn zu retten vermohten. Mit Ge- walt suchte er sich nebst sciner auserlesensten Mannschaft einen Weg zu bahnen durch die marokkanischen Heerhaufen, welche alle Höhen ringsum beseßt hielten. Mit wildem Ungestüm auf die Marokkaner anstürmend, welche den fräftigsten Widerstand entgegenseßten, war er in der That so glücklih, sich einen Durhweg zu öffnen, auf dem er für den Augenblick entkam. Aber um theuren Preis hatte er seine persönliche Rettung erkaufen müssen : drittehalb Hundert seiner besten und tapfersten Reiter waren unter dem Schwert und den Kugeln der Ma- roffaner gefallen, und mit nur wenigen Ucberresten seiner Getreuen gelang es ihm, wieder zu seiner Deirah zu entkommen, die hon seit längerer Zeit, ohne Hülfsmittel, in der dürftigsten Lage und, von einer übelwollenden, zuleßt offen feindselig gewordenen Bevölkerung umgeben, wieder an der Maluia stand, wo sie schon früher so lange sich befunden hatte. Offensiv konnte er nah der s{chweren Niederlage und dem bedeutenden Verlust an Leuten, den er so eben erlitten, niht mehr zu Werke ge= hen, und eben so wenig war er im Stande, die Defensive zu halten, wenn das marokkanishe Heer unter dem Sohne des Kaisers, den errungenen Vortheil benußend, weiter gegen ihn vorrückte. Dies war denn auch alsbald der Fall, und Abd el Kader sah sich in die

Unmöglichkeit längeren Widerstandes verseßt. Nur drei Auswege standen noh ofen: entweder ‘sich ‘und ‘die Ses ‘bis aufs Aeußersl zu vertheidigen und mit dem Säbel in ‘der Faust das Leben so theuer als möglich zu verkaufen, oder rg sich dem Kaiser Muléy Abd el Rhaman zu unterwerfen, öder endlich \sich an Frankreich zu ergeben. Zum Tode schien er nun durchaus Feine Lust zu haben, er griff nicht zu dem ersten Mittel. Das zweite aber war gefährlich z er hatte \o eben erst noch mit den Waffen in der Hand die Streit= kräfte des Kaisers, des rechtmäßigen Landesherrschers und, was in den Au=- gen des marokkanischen Volkes noh shwerer wiegen mußte, des Oberhaup=- tes der Gläubigen, bekämpft, war also wie ein offener Rebell gegen densel- ben, als ein gewaltthätiger Hochverräther aufgetreten, der ‘die ent=. sprechende Strafe verdient hatte. Daß man Schonung gegen ihn üben werde, war mehr als zweifelhaft, zumal Abd el Kader auch ganz offenals Nebenbuhler Muley Abd el Rhaman?s um den marokkanischen Thron aufgetreten war, was ihm der Kaiser sicherlich niemals verzie- hen hätte. Die marokkanishe Armee rückte aber Fo gewaltig und

rasch gegen die Deirah heran, daß an ein Entkommen nicht mehr zu

denken war und Abd el Kader mit dem Reste der Seinigen sih gegen

die französishe Gränze zu gedrängt sah. Auf dieser Seite war allein

noch Rettung mögli, freilich auch mit Unterwerfung und Aufgeben

jeder weiteren Hoffnung auf Fortseßung der bisher gespielten Rolle.

Doch war auf dieser Seite nur Demüthigung, aber keine ernstliche

Gefahr zu erwarten. Schon hatte er vorher durch seinen Bruder

bei General Lamoriciere, der die an der französischen Gränze versam-

melten Streitkräfte befehligt, anfragen lassen, welches sein Schicksal

sein würde, wenn er sich Frankreih ergebe. Die Autwort fiel unter

den fritishen Umständen, in denen sich der Ex - Emir befand,

sehr befriedigend aus. Sie lautete dahin, der Emir habe durchaus für seine Person nihts zu befürhten ; Frankreich

werde ihm im Falle seiner freiwilligen Unterwerfung die Mittel ge- währen zu einer sorgenfreien Existenz in Algerien selbst, oder in

Frankreich, oder au, wcnn er es vorziehe, in Mekka. Sonach hatte

Abd el Kader von der einen Seite nihts zu befürhten, von der an-

deren nichts zu hoffen. Seine Wahl konnte daher nicht zweifelhaft

sein: er kündete an, daß er sih dem Herzog von Aumale überliefern

wolle, welcher inzwishen von der vor sich gehenden Unterhandlung

in Kenntniß geseßt worden war und sich daher am 20. Dezember in

Person eiligst von Algier nach Oran eingeschifft, von dort aber \o=

gleih ins Lager von Nemours an der äußersten Gränze begeben

hatte. Dies that er denn auch, und er wurde mit aller Rücksicht-

nahme, ja fast mit Auszeihnung empfangen. Nach kurzem Verwei-

len wurde er nach Oran geführt, wo er sih sofort auf der König-

lichen Dampf-Fregatte „Asmodee‘’ nah Toulon einschifste. Dort is

er am 28sten eingetroffen. Es scheint aber nicht, daß er nach Paris

fommen wird oder - überhaupt Frankreich zu scinem bleibenden Auf=

enthalt gewählt hat: wie man vernimmt, wird er sih vielmehr nach

Aegypten begeben und von dort nah Mekka, um dort den Rest seines

Lebens zuzubringen.

Die militairishe Laufbahn Abd el Kader's is somit als ge- \hlo}en zu betrahten. Für Frankreih werden aus seiner Unterwer- fung und Entfernung vom Kriegsshauplaße höchst wihtige Vortheile erwachsen. Der wichtigste is, daß von nun der Friede in Afrika als g?sichert angesehen werden darf, denn Abd el Kader war der einzige Mann, dessen Name noch immer auf die eingeborene Bevölkerung Zauber genug übte, um in einem gegebenen günstigen Anlasse zum Haltpunkte für einen neuen größeren Aufstand werden zu können. Alle anderen Parteihäupter, die noch mehr oder weniger feindselig gegen Fraukreich gesinnt sind, zusammengenommen, besaßen und be- siben nicht den zehnten Theil des Gewichts und Einflusses, wie der einzige Abd el Kader. Der fatalistishe Sinn der Muselmänner wird in der eigenen Unterwerfung dieses mächtigsten Gegners der Fran= zosen die Macht des unvermeidlihen Verhängnisses erblicken und um so mehr nun selbst auch in den Willen des Schicksals sih ergeben. Je mehr aber so die innere Ruhe und der Frieden in den französishen Besißungen in Afrika Bürgschaften erhalten, desto geringeren Aufwandes an Geld und Leuten wid es von Seï= ten Frankreichs auch bedürfen, um sih den ungefährdeten Besiß sei= ner großen Kolonie zu sichern, und von jebt an läßt sich die Mög= lihkeit einer Verminderung der enormen Stärke des in Afrika stehen= den Heeres um einen großen Theil voraussehen, eben damit aber aud) eine Verminderung des Geldaufwandes, welchen Algerien jedes Jahr in Anspruch nimmt. Jeßt erst au wird das Selbstvertrauen und die Sicherheit der europäischen Bevölkerung auf jenen Grad steigen, welcher neue Einwanderungen anziehen kann, und so wird also im Ernste und im größeren Maßstabe zu der Kolonisirung des Landes

U ga R

gemeinen aufmerksam mahen und muß meinem Freunde Witte überlassen, eine Materie zu behandeln, welche Niemand besser kennt, als er. Von den gedruckten Kommentaren is im 1sten Bande (S. 571—692) die Redez den Manuskripten is die noch unvollendete erste Abtheilung des 2ten Ban- des gewidmet, von welcher die fertigen Bogen vor mir liegen. Nur über die gedruckten Kommentare des 14ten Jahrhunderts mögen hier ein paar Worte stehen. Diese sind 1) der des Jacopo della Lana, zuerst in Venedig 1477 gedruckt, von]welchem der Verfasser 42 Handschriften, das Ganze oder einzelne Theile enthaltend, verzeichnet, ohne die 7 Exemplare der lateinischen Bearbeitungen und die 3 des mit dem Laneus übereinstim- menden Kommentars , welcher unter dem Namen des Erzbischofs Visconti geht, Zunächst folgt 2, der vielbesprochene Ottimo, über welchen zuleßt de Batines und Witte schrieben (vergl. den I. Artifel), nachdem die Torrische Ausgabe von 1827 —29 so vieles Hin - und Herreden veran- laßt hatte. Heute noch sind die Akten nicht geschlossen, und de Batines selbst dürfte wohl noch einmal mit Bemerkungen über diesen wichtigen Kom- mentar hervorrücken, von welchem eine neue, nah verschiedenen Handschrif- ten berichtigte Ausgabe, von Francesco Cerotti, zweitem Bibliothekar an der Corsiniana zu Rom, angekündigt is, Die hier ver eichneten Codi- ces belaufen sih auf 22, Von dem dritten Kommentar, für dessen Ver- fasser Dante's Sohn Pietro gehalten wird, sprach ih in meinem ersten Artikel bei Gelegenheit des auf Lord Vernon*s Anlaß von Vincenzo Nannucci veranstalteten Druckes, bei welhem von den 14 Codices 8 benußt wurden. Der unter 4 angeführte, fälshlich dem Boccaccio beige- messene Kommentar wird sogleich erwähnt werden: von dem 5ten, dem wirklichen Kommentar des Boccaccio, der in 5 Handschriften vorhanden ist, giebt es die Sabrinische und spätère Ausgaben. Dies sind die Kom- mentatoren aus dem Trecento, denn dem Quattrocento hon gehört Masseo Guiniforte delli Bargigi an, von dessen Erläuterungen zum Juferno G. Zaccheroni cinen shónen Druck zu Marseille 1838 veranstaltete. Der Vollendung der {on erwähnten ersten Abtheilung des 2ten Bandes von de Batines' so sleißigem, wie nüglihen Werke darf man mit näch- stem entgegensehen: die lézte Abtheilung wird sodann die Opere minori bringen. Der Umfang des Buches hat die ursprünglich gesteckten Gränzen so weit überschritten, daß es nach mündlicher Mittheilung des verdienten Herausgebers zweifelhaft is, ob die Bibliographie der Biographen in dem- selben Raum finden wird. Jedenfalls aber darf man hoffen, auch leßtere Arbeit veröffentlicht zu sehen.

Den neuesten Druck eines jener Kommentare des {4ten Zahrhundens verdanken wir Lord Vernon, der in seinem Eifer für die Dante-Litergtur nicht ermüdet, Es is der hon im Vorbeigehen genannte Falso Boccaccio, welcher unter dem Namen: Chiose sopra Dante, testo inedito ora per la l finan ¿Olts Ps (Florenz, 1846. 899 S. gr. 8 mit Facsimiles) erschienen ist, an hat diesen Kommentar mit Unrecht dem Baccaccio zu- geschrieben, dessen Name sich in Dn der Handschriften findet, während Que der Magliabechischen Bibliothek den des Busone da Gubbio trägt.

Boccaccio unmöglich der Verfasser sein kann, leuchtet bei genauerer

Vergleichung ein, obgleih G. Lami und Andere nach ihm jener Meinung das Wort reden. Der Ungrund der Annahme, daß man hier ein Jugend- werk des Certaldesen vor sich habe, ergiebt sih {hon aus der im Text vor- kommenden Jahrzahl 1375 und der Anführung der Boccaccioshen Schrift über die Mythologie, Der vor einigen Jahren verstorbene L, Rigoli hat in einer Vorlesung, die in der gegenwärtigen Ausgabe wieder abge- drut ist, das Jrrige jener Behauptung nachgewiesen, welhe man neuer- dings ohne irgend einen Grund wieder hat aufnehmen wollen, Dem Ver- nonschen Drucke, welcher von V. Nannucci besorgt worden is, liegt eine Riccardische Handschrift zu Grunde, welche einst dem Historiker Bernardo Segni gehörte und hier mit buchstäbliher Beibehaltung der alten Ortho- raphie wiedergegeben ist. Aus einer anderen Riccardischen Handschrift sind arianten beigefügt, während eine große Menge wichtiger Lesarten und Ergänzungen aus dem schon genannten Magliabechischen Manustript, dessen Dasein dem Herausgeber zu spät bekannt ward, am Schlusse angehängt sind. Zu bedauern is , daß diese Varianten nicht zugleich mit dem Texte gegeben werdeu konnten, und daß für die Erläuterungen des lehteren und die Untersuhung über Autor und Zeit niht mehr geschah. Der Kommen- tar hat besonders insofern Wichtigkeit, als er von einem Verfasser gibelli- nischer Partei stammt, der einzige vielleicht unter allen des Trecento. Deshalb mag er auch wohl dem Busone da Gubbio zugeschrieben worden sein, zu dessen Lebenszeit die Epoche der Abfassun nicht passen will. ür den Text und die lac der Göttlichen Komödie im Ganzen genommen is übrigens, so viel mir bekannt, neuerdings nihts von aröbe- rer Bedeutung geschehen. Die Zahl der kleineren Hand-Ausgaben is durch die mit Anmerkungen von P. Emiliani-Giudici (Florenz, 1847) ver- mehrt worben. Die zweite Auflage des von Bruno Bianchi durchgese- henen Costaschen Kommentars (Florenz, Le Monnier, 1846) is mehr. und mehr eine selbständige tüchtige Arbeit geworden. Eine Ausgabe des Jn- ferno mit Prosa-Uebertragung, von Selmo Carpanetti (Florenz, 1847), hat, wenngleich mit Geschick gearbeitet, wesentlih das Bedürfniß des Anfängers im Auge. An Erläuterungen einzelner Stellen und - hier und da zerstreuten Aufsäßen fehlt es natürlih nicht, aber ich würde die Gränzen gegenwärtiger Anzeige weit überschrei- ten, wollte ich auch nur der wichtigeren ausführlicher gedenken. Solchen Zwecken ist die kritische Revue gewidmet, welche G. Picci untér dem Titel+ Della Letteratura Dantesca contemporanea (Heft 1, 2. Mai- land 1846), begonnen hat. Ein in Florenz unternommenes Sammelwerk: Studi inediti su Dante Alighieri (1846), \cheint mit dem ersten Theil, dessen ih schon früher erwähnte, geschlossen zu sein, was zu bedauern ist, da es einige gute Sachen enthält. S. Centofanti bekämpft mit aa Gründen die Authentizität des bekannten Briefes Frate Jlario's an Uguc- cione della Faggiàola, welchen Witte längst für falsch erklärte, wie neuer- dings, gegen Troya's Ansicht, auh Venturi und Muzzi gethan ha- ben. Pietro- Fraticell i, der sich so manche Verdienste um die Dante- Literatur erworben hat, erläutert die Geschichte und Genealogie der Mala- spina, mit Rüdfsicht auf die beiden Gastfreunde. des Dichters“ und kündigt

eine LIstoria della Lunigiana Marchionale an, das Werk des Adv, Eus- genio Branchi, Auditeur beim Gerichtshof zu Pontremoli, dem man mit um so größerem Veilangen entgegenschen muß, je mehr Gerini's bekann- tes Bug über diese neuerdings in der Tagesgeschichte vielgenannte Provinz zu wünschen läßt. Nicht von demselben Werthe sind die Beiträge von A. Torrí, von dessen Arbeiten ich weiter unten zu reden Gelegenheit ha- ben werde. Ueber Allegorie und einzelne shwierige Stellen der Komödie streiten L, Picchioni (La Divina Comedia (sìc) illustrata da A. Ko- pisch, G. Picci e M. G. Ponta. Mailand, 1846.) und G. Picci (l Luo- ghi più oscuri e controversì della D. C. dichiarati da Dante stess0) ; von dem Gardasee und seinen Umgebungen mit Bezug auf die schönen Verse im 20sten Gesange des Jnferno: „Suso in Italia bella giare un laco* u. \, tw. handeln die Osservazioni di un Benacense intorno ad alcuni Commenti supra 1 versì di Dante in cui è fatto cenno del Benaco o Lago di Garda (Mailand, 1846), ohne daß die topogra- phische Hypothese, welhe das bekannte Val Camonica in Val di Monica umändern möchte, annehmbar erschienez über Giano della Bella, den âlte- sten florentinishen Reformer, \spriht Sal v. Betti mit Rücksicht auf den berühmten Vers vom Gran rifiuto (Jnferno 111. Gesang), welchen Manche auf Giano anwenden möchten, während er ohne Zweifel auf Cölestin V. sich bèzicht. Zwei Saggj di un nnovo commento della Comedia di D. A. hat der Pater Giambagtista Giuliäni, Clerico regolare Somasco, zu Genua 1846 herausgegeben: auch hier giebt sih das Bestreben fund, Dante si selber erklären zu lassen. Kleinere Arbeiten des Verfassers lassen etwas

Tüchtiges erwarten. Jn Ravenna endlich is von Mauco Ferranti eine

neue Ausgabe des Gedichtes mit Kommentar (in 2 Bänden) angekündigt.

Daß. unter der großen Zahl von Druden nicht cin einziger der Stadt

angehört, in welcher des Alighieri legte Lebensjahre verbraht wurden, is

einé auffallende Erscheinung, und so darf man um so mehr das Vorhaben

des Herausgebers gutheißen, da er die Vergleichung neuer Handschriften in

Ravenna und Bologna verspricht. Ein nicht besonders günstiges Vorur=»

tbeil erweckt aber sowohl die Erklärung, diese Ausgabe sei per uso degl’ Ialian E ana: da Pio IX, (!), wie die Vertheidigung einer auch

á fommenden Lesart eines der Ravennatischen Ma- enr enen Pr e s „e'l mo do ancor m'’offende“ in der rührenden Erzählung der Francesca da Rimini, mondo hat, Wie nun gar C. Troya sich für eine solche varietas lectionis erflären fann, sieht man nicht recht ein. Am Schlusse dieser, von der Divina Commedia handelnden Ueber- sicht möge noch stehen, daß von der im Jahre 1837 erschienenen florentiner Edition von Niccolini, Capponi, Borghi (}) und Bec ch i (+) zwei neue Drude veranstaltet worden sind, Paris, 1845, - mit eigenen Erläute- rungen von A. Brünetté, und Florenz, 4847, mit den ursprünglichen

Anmerkungen. (Schluß folgt.) —_