1848 / 11 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

R SR I S R Eer E O ei dra Hi ai gran

voi , Der Große Rath is am 3. Januar Kautou Freiburg hat bereits in der ersten Sibßung Maß=

feder zusammengetreten und e : E S Sen der Geldnoth, in der sich der Kantou befindet, bera- then. Die provisorische Regierung wies die Unmöglichkeit na, die

eidgenössischen Occupationskosten „oder aus E a E e Zu bezahlen, und daß der Kanton Jahre aug von S e RENDINNPER Truppen beseßt bleiben müßte , wenn man ni t zu gußer= ordentlichen Maßregeln Zufluht nehme. Ste {lug daher vor, denjenigen Mitgliedern der Kantons - Behörden, welche den Sonderbund mit ten Waffen in der Hand gegen den Tag= saßungs - Beschluß aufrecht zu “halten beschlossen, die Kosten, wenigstens theilweise, aufzulegen: sie sollen mit solidarischer Verbind= lichkeit jeder 12,000 Fr. bezablen, Es sind 31 solche Beamtete an= gegeben. Ferner soll das Kloster Part-Dieu wegen seiner thätigen Theiluahme am Widerstande aufgehoben und das Vermögen zu Pen= sionen der Mönche, zur Deckung der Kriegskosten und zur Errichtung eines Kantons=-Spitals verwendet werden. Gegen andere geistliche Parteien is folgende Kriegssteuer vorgeschlagen: der Bischof 20,000, das Cisterzienser Mönchs-Kloster Altenrif 400,000, das Frauen-Kloster Bisenberg in Freiburg 20,000 und di? übrigen je 19090—20,009 Fr. z Klöster und Bischof zusammen 460,000 Fr. Auch die Gemeinden sollen eine Kriegssteuer von 100,900 Fr. bezahlen. Jm gleichen De= frets-Entwurf ijt vorgeschlagen, die Haupturheber des Sonderbundes auf 10 Jahre zu verbannen oder sie auf 10 Jahre von der Wählbar= keit auszuschließenz ferner alle Güter geistliher Corporationen, des Bisthums und der geistlichen Pfründen unmittelbar durch den Staat oder die Gemeinden verwalten zu lassen und | den sogenannten „Ffatholishen Verein“ des Sonderbundes aufzulöseu. | Selbst radikale Blätter vermissen doch in diesem Vorschlag wenigstens | die Bestimmung, daß den Privatpersonen der gerichtliche Weg offen |

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stehe. Der Gegenstand wurde vom Großen Rate an eine Kommis= sion vou 7 Mitgliedern gewiesen (Page, Präsident Landerset, die bet- den Folly, Frossard, Weizel und Rämy). Ein anderer Dekrets-Cnt= wurf, der die Regierung zu einem gezwungeuen Anleihen von 300,000 Fr. ermächtigt, wurde mit großer Mehrheit angenommen

Sämmtliche Bischöfe der Schweiz haben durch Umlaufschreiben die Geistlichkeit angewiesen, überall versöhnend und nachgiebig aufzu= treten, so wie sich auf der Kanzel aller politischen. Aeußerungen zu enthalten. Zwei Geistliche im Kauton Freiburg, welche die Wahl Steiger's zum Tagsaßungs - Gesandteu auf der Kanzel angriffen und zum Gegenstand ihrer Predigt machten, wurden vom Bischofe auf drei Mouate ihres Amtcs entsebt.

Die Truppen, die noch in Wallis und Freiburg bleiben, bilden, nach Auflösung des Stabes der ersten Division, zwei Brigaden, die direft unter dem Generalstabe stehen.

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Nom, 26. Dez. (A. Z.) Es geht das Gerücht, daß Monf. | Corboli - Bussi, der eben erst aus Modena hier eingetrofsen is, die Bestimmung erhalten habe, in einigen Tagen nach Neapel abzugehen, um auch dort die Unterhandlungen wegen des Anschlusses an den | mittelitaglienischen Zollverein, welche er an den Höfen von Florenz und Turin mit \o viel Glück geführt hat, selbst zu leiten. Diefe Nachricht wäre um \o bemerkensöwertyer , Glaube erhalten hat, dieser talcntvolle Prälat sei zu Ferretti?s Nach= folger bestimmt. Auf den Purpur hätte er schon als Secretair des Konklave Ansprüche gehabt, der glücklihe Erfolg der von ihm gepslo= genen Verhandlungen würde ihn desselben würdig erachten lassen, als Stgats=Seccretair aber würde er sehr jung erscheinen müssen.

Die Consulta wird am 29. Dezember abermals eine Plenar= Versammlung abhalten, in welcher dann das Organisations-Reglement mit der Gewißheit landesherrliher Approbation verlesen werden soll. Diese Nachricht hat die Hoffnungsgeister, welche in den leßten Tagen sehr gedrückt waren, wieder etwas belebt. Es fommt hinzu, daß der Papst gegen cinen der Konsultoren die Aeußerung gethan hat, er sehe die Nothwendigkeit ein, die Zahl der Deputirten auf das Dop= pelte zu vermehren. Wie wichtig dies sein würde, sieht Jeder leicht ein. Gleichzeitig mit der erwähnten Neußerung soll Pius IX, eine andere gethan haben, deren Sinn weniger klar is. Dieser zufolge würde er damit umgehen, der- Consulta die in dem Motuproprio er= wähnte Kardinal - Congregation, welcher die Beschlüsse der Consulta zur Prüfung vorzuliegen hätten, als eine Art von erster Kammer (alta camera) gegenüberzuftellen.

Da sich das Gerücht verbreitet hat, der Papst wolle der Staats= Consulta die Veröffentlichung ihrer Verhandlungen nicht gestatten, so werden Demoustrationen für die Deffentlichkeit vorbereitet, Ju Forli wurde beschlossen, eine Adresse an den Vertreter dieser Provinz in der Consulta zu richten und darin auszusprechen, daß die Consulta, indem sie die Oeffentlichkeit beschloß, den Wunsch und die Ansicht des ganzen Landes wohl begriffen habe; die Adresse soll durch den Stadt=- rath überreiht werden. Die Marken und die Romagna wollen dem Beispiel von Forli folgen.

Der Felsineo meldet: „Es wird in kurzem ein neues Motu= proprio über den Minister-Rath erscheinen und, so viel man uns ver=

| und frankirt hatte.

als sih bei Vielen der | E

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ein neues Bataillon Jufanterie zu errichten. Zugleich soll Oesterreich den Wunsch ausgedrüdt haben, die der modenesisden Regierung be- willigte Aushülfs-Mannuschaft baldmöglichst zurückzuzichen. Die Ueber= nahme von Guastalla von Seiten des Herzogs von Modena soll nah dem Vertrage von 1844 ohne alle Last senza oneri geschehen, weshalb der Zustand der dortigen Beamten als bloßgestellt erscheint, wenn die neue Regierung von Parma sih nit auf irgend eine Art derselben annehmen sollte.

Ver mishtes,

Es ist bereits bekannt, daß die polizeilihen Bemühungen , verbunden

mit denen der richterlichen Behörden, die Thäter des traurigen, an der Che- frau des in Düsseldorf wohnenden Taxators und Commissionairs Morsch- heuser begangenen Raubmordes entdeckt und zur Verhaftung gebracht ha- ben. Verhaftet sind ein chemaliger Commisjionaur aus Düsseldorf, dessen Ehefrau zweiter Ebe, ein Trödler aus Solingen und dessen Ehefrau. Fol- gende Umstände führten die Entdeckung der 2bater herbei. Vem Commis- sionair Morschheuscr war durch einen am 11. Dezember in Koblenz zur Post gegebenen Brief, welcher „Charles Dufrain““ unterschrieben war, ein Quincailleriewaaren - Geschäft im Betrage von circa 30,000 Fr. unter sehr plausiblen Bedingungen angeboten und. derselbe zugleih aufgefordert worden, nah Koblenz zu kommen, falls er zur Uebernahme des Anerbiectens geneigt sei, Morschheuser, der sih des jezt verhafteten Commissionzirs zur Ausstellung von Rechnungen und dergleichen be- diente, licß sich dur diesen zu der Reise nah Koblenz bewegen, nachdem er durch eben deuselben dem angeblichen Dufrain hatte antworten lassen. An 142 ten reiste Morschheuser ab, fand in Koblenz keinen Dufrain und fehrte nah zwei Tagen unverrichteter Sache zurück, Jn der Nacht vom

18ten auf den 19ten hatte die blutige That stattgefunden.

Man hatte bemerkt, wie jener jeßt verhaftete Commissionair am 10ten Dezember eine kleine junge, schwangere Frau auf das Dampfboot „Vikto- ria‘, das zur Fahrt nah Köln und Koblenz bereit lag, begleitete, vertraut mit ihr sprach und dann von dem Dampfboot zurüctrat. Die Expeditions-

| Register auf dem Dampfboote wiesen auch nach, daß diese, von drei An-

gestellten in Begleitung jenes Commissionairs bemerkte Frau auf den Namen „Nahl“eineHin-und Retourkarte nah Koblenz gelöst batte Hiermit traf zusam- men nach dem Negister des Arrest - und CorrectionShauses zu Düsseldorf, daß zur - Zeit der Verhaftung des mehrgenannten Commissionairs ein junger Mann, Namens Nahl, aus Solingen , wegen Diebstahls gleichzeitig eine Strafe verbüßt und mit jenem in derselben Gefängnißstube gesessen hatte, und Daß ein im Bette der Ermordeten gefundener falscher Bart, wie die Nachforschungen ergaben, am 18ten durch einen jungen Menschen in Düssel- dorf bei einem Friseur gekauft war.

In Folge dieser Entdeckungen wurden sofort zwei Polizei-Beamte und einer der dret Angestellten des Dampfboots „Victoria“ nach Solingen ge- sandt, wo der Trödler Jakob Nahl als der Ankäufer des Schnurrbarts und dessen \chwangere Frau als diejenige erkannt wurde, welche in Be- gleitung des Schlosser das Billet zur Fahrt nach und von Koblenz gelöst hatte. Die Haussuchung ergab überdies wichtige Ueberführungsstücke,

In Folge bereits abgelegter theilweiser Geständnisse hat sich heraus- gestellt, daß der Commissionair den Brief des angeblichen Dufrain konzipirt, Nahl ihn abgeschrieben und dessen Frau ihn nach Koblenz zur Post gebracht Auch ist nach diesen Geständnissen an einem verstectt liegenden Orte außerhalb der Stadt Düsseldorf ein großer Theil der geraub- ten Gelder und Schmucksachen vergraben und daselbst bei der Nachsuhung wirklich aufgefunden worden, \

Qandels- und Börsen - Nachrichten.

_ Berlin, den 10. Januar 18458. Intändische Fonds, Pfandbrief-, Kommunal - Papiere und Geld - Course.

|ze.| Brief. | Gela. |Gem. Zf.| Brief. | Geld, | Gem,

St, Schuld-Seh. 37 92% 91 Z | Kur-u.Nm. Pfdbr, 37 947 _— Seeh. Präm. Sch.|—| 915 | 914 Schles1sche do, 35 rae 967 K.u. Mm. Schuldv.|3;) 89 | dz do. Lt. B. gar. do. |33| 92;

| Berl. Stadt-Obl. |35| 912 Pr. Bk-Anth.-Sch |— | 106% [105 3

| Westpr. Pfandbr. [35 91 * _— | Gros3hb.Posen do.| 4 [101 1007 Friedrichsd’or. —| 137; 13%

do. do.|3{| 9 L _— And.Goldm.à 3th. 12% 25

Ostpr. Pfandbr. 35 96; 952; Disconto. —| 35 s 5 Pomm. do. 35 937 es |

Russ. Hamb.Cert. 5| s | Poln. neue Psdbr. | 4 | 94% 947 do. beiHope3.4.8. 5| _ do. Part. 500 FVI.| 4 | 7 E 79 do. do. 1. Aul.|4| 817 | Jo: dó, QOO FL 997 do. Stiegl. 2.4.A.|4 | 927 P IHamb Feuer-Cas,. [32 867 | 86 de: do 5 A. 4| _ | j do. Staats-Pr. Anl|—| | 86 do. v. Rthsch.Lst.| 5 110 11092 | Holi. 25 % Int. 24) | do.Poln.SchatzO.!4| 82K | 82Z | Kurh.Pr.O. 40 th.|—!| 305 | 305 do. do. Cert. L.A.| 5 | 96 | _ Sardin. do. 36 Fr. |— 97 do.do. L.B.200FI.|—| 15% | N. Bad. do.-35 Fl. |—| 207 | 19%

95 Pisenbahn- Aclien.

Pol. a. Pfdbr.a.C.|4|

Volleing. |ze.

sichert, es eine höchst wichtige Modification in die Grundlage der Exekutivgewalt selbst bringen. Nur zwei Ministerien, daß des Aus= | wärtigen und das der kirchlichen Angelegenheiten, werden aus\chließ= | lich den Kardinälen vorbehalten bleibenz alle übrigen Ministerien | werden auch Laien übertragen werden können, wenngleih das Ge= rücht geht, daß die ersten Wahlen zu denselben auf Prälaten fallen werden,“ |

Neapel, 24. Dez. Das G iornale delle due Sicilie enthält das nachstehende Königliche Dekret: „Ferdinand Il, von Gottes Gnaden König des Königreichs beider Sicilien 2c. Judem Wir den Gemeinden von Mammola, S. Luca und Pedavoli (in Ca= labrien) einen Beweis Unserer Allerhöchsten Zufriedenheit für ibr preiswürdiges Benehmen während der lebten Vorfälle in Reggio ge= ben wollen, haben Wir, auf den Vorschlag Unseres Minister-Staats= Secretairs des Junern, nah Anhörung Unseres gewöhnlichen Staats= Rathes, beschlossen und beschließen, was folgt: Art. 1. Vom 1. Januar 1848 an wird die Gemeinde von Mammola zum Bezirks= Hauptorte erhoben und von dem Bezirke von Gratteria getrennt. Ar t. 2. Von genanntem Zeitpunkte an wird der Siß des gegen= wärtig in Biauco bestehenden Bezirks - Gerichts nah S. Luca über= tragen. Art. 3. Die Gemeinde Pedavoli, nebst den Gemeinden von S. Cufemio und Parcecorio, wird von demselben Zeitpunkte au zum Bezirks-Hauptorte erhoben, und alle diese drei Gemeinden wer= den von dem gegenwärtigen Bezirke von Sinopoli getrenmit.““

Dasselbe Blatt enthält die nachstehende Bekanntmachung des Ministeriums und Staats=Sekretariats für die geistlichen Angelegen= heiten: „Nachdem Jhre Majestät die Königin glücklih in die spä- teren Monate Jhrer Schwangerschaft getreten is, haben Se. Maje= stät der König angeordnet, daß in sämmtlichen Kirchen Seiner Königl. Staaten tägliche Gebete gehalten werden, um von dem Allerhöchsten einen erwünschten Fortgang der Schwangerschaft und eine glüliche

Entbindung der Königin zu erflehen.““

_Turín, 1. Jan. (A. Z.) Dem Vernehmen nah, wäre von Seiten Oesterreichs dem Herzog von Modena angerathen worden, zur Vervollständigung des im Herzogthum benöthigten Militairdienstes

Amst. Rott, | 4 96% G. O. Schl. L.B. |33| 1007 bz. u. G. Arnbh. Utr. 43 C Pts. Mgdb. 4 [932 B.

Berl. Anb.A. | 4 | 115 excl. Div. bz. u. B.| do. Pr. B. /4|92 G.

do. Prior. | 4 do. do, 5 100% bz,

Berl. Hamb, | 4 [101 B. Rhein, Stm. ¿i 847 bz,

do. Prior. |“ Berl. Stett. Bonn-Cöln, Bres1. Freib. do. Prior. Chem. Risa, Cöln. Mind. do. Prior. Cöth. Bernb. | Cr. Ob. Seb, | Dresd. Görl.

1003 bz, u. B. do. Prior. 1115 G. do.v.St. gar. |35| —— E Sächs, Bayr. 4 89% G, 5 B, Ga Sag.-Glog- 4 905 G, lies do. Prior. |45 S do. do. 5/98 6. { bz, St.-Yohw. 470 B. 98% B. 5 bz, do. Prior. | 9 995 au G Le Thüringer. 7 895 B. 5

Whbb.(C.O.) 96 B, do. Prior. | ch 1024 G.

| Düss. Elberf. | 4 | 93 bz. Zarsk. Selo. |—| S B E | do. Prior. Gleis S

| Glogguitz. Quit.Bog. S

| Umb. Bergd. _— 4 % bd

E i 1 a #* /0

| Kiel-Alt, 112 B 1113 G. %

Lpz. Dresd. Löb. Zittau. Magd. Halb, Magd. Leipz. do. Prior. N. Schl. Mk. (35873 bz. u. B. do. Prior. | 4 933 bz.

do. Prior. | 5 | 102 B 101% E do. TII. Ser. | 5 | 1003, bz. u. 6, Nrdb. K. Fd. | 4 0.Sechl.Lt.A [32/105 B,

do. Prior. | 4

Aacb.Mastr. |30 T5 Berg. Mrk. |70|79 Berl. Anh. B. |45/10 Bexb. Ludw. |70 Brieg-Neiss. 90 Thür. V. 20 Magd. Witt. |50| 745 bz.

Mecklenb. [90/475 G.

Nrdb. F. W. |75/574 bz u. B. { &. Rb. St. Pr. |50| 58% B.

Starg. Pos. |70| 81% B { G. (Schluss der Börse 3 Uhr.)

In Folge niedrigerer Course yon Frankfurt a. M, sind Köln-Min- den und Friedr, VVilh. Nordbahn bedeutend gewichen. Die übrigen Essekten hielten sich sester, waren aber auch niedriger als am Sonn-

abend.

1175 G. exel. Div.

. 1083; bz.

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B, B, B

: Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preis wie solgt:

VV eizen 64—T72 Rthlr,

Roggen loco neuer 45—47 Rthlr. - pr. April/Mai k. J. 47 RthIr. verkauft u. Bf. Hafer 48/52 pfd. 27—29 Rthlr. - 48pfd. pr. Frühjahr 29—28% thlr, Bf, 285 G, - S0pffffd. - - 295 Rthlr. Bf, 29 ‘G. Gerste 42—43 RthIr. Rüböl loco 117 RthIr. i - Jan. (Febr. 11% Rihlr. Bf, 115 G. - Febr. {März do, - April/Mai do, Spiritus loco 227—22 RthIr. verkauft. - Frühjahr 25—243 Rthlr. Bf.

Königsberg, 7. Jan. Marktbericht, Zufuhr gering. Weizen 65 —77 Sgr. pro Schffl.; Roggen 45—5951 Sgr. pro Schffl, ; große Gerste 35 43. Sgr. pr. Schffl. ; kleine Gerste 35— 40 Sgr. pro Scbffl.z Hafer 23-— 26 Sgr. pr. Schffl.; graue Erbsen 70 75 Sgr. pr. Schffl. ; weiße Erbsen 45—59 Sgr. pr. Schffl. ; Heu 11—18 Sgr, pr. Ctr.; Stroh 100 Sgr. pr. Schock.

Stettin, 8. Jan. Waare auf 45 a 46 Rthlr. gehalten z eher zu haben, als zu lassen.

Heutiger Landmarkt :

Noggen in loco ohne Umgang, Schwere pr. Frühjahr 82pfd. zu 47

Weizen. Roggen. Gerste. Hafer. Erbsen. : Zufuhren 18 20 3 4 1 Wspl, Prise... 62 N64 40348 37a 39 2728 48 à 50 Nihlr,

Heut dr, Till, 15 a 2x Sar,

Stroh pr. Schock 4 Rthlr. 20 Sgr. a 5 Rthlr,

Kartoffeln 20 a 225 Sgr. pr. Schfl.

Spiritus aus erster Hand zur Stelle 153;%, aus zweiter Hand 15% 5 % bez., pr. Frühjahr 145% zu machen :

Rüböl in loco 117, Rthlr, bez. und Geld, pr, April /Mai 1153 Nthlr, bez, und Geld,

% Breslau, 8. Jan. Weizen, weißer, war zwar mehr als seither, doch nur in Mittel-Sorten angeboten, es wurde bezahlt 70, 76 bis 83 Sgr., auch gelbe Waare stellte sich in den Mittel-Qualitäten matt, und notiren wir 68, 75 bis 80 Sgr. |

Roggen ist seit gestern ca. # Sgr. niedriger, es war mcht bedeutend offerirt, bezahlt wurde 54, 58 bis 615 Sgr. Jn diesem Verhältniß sind auch Partieen zu placiren, für 1000 Schfl. 85pfd. zahlte man 625 Sgr. fr, Oberschl. Bahnhof.

Gerste ging ‘abermals zurück auf 45, 49 bis 53 Sgr.

Hafer ist ganz ohne Veränderung 26, 285 bis 397 Sgr.

Koch-Erbsen loco 065—72 Sgr., p. Frühjahr posener Abladung 57 Rthlr. bez. i

Nothe Kleesaat ohne Handel, am Plaÿ sind noch einige 1000 Ctr. galiz. gute Mittel-Saat, welche jedoch zu hoch gehalten werden, als daß ein Umsay hätte zu Stande kommen können. Von weißer Kleesaat fom- men nur Kleinigkeiten zu leitnotirten Preisen zum Verkauf

Spiritus heute, béi kleinen Umsägen, fester und loco 117 und 115 Rthlr. bez., welcher Preis zu bedingen blieb. Lieferung ohne Handel.

Rüböl unverändert.

Für Getraide war die Stimmung am heutigen Markte gut, die Kauf- lust war lebhafter als seither, und fand das angebotene Quantum rasch Nehmer. - L

Börse. Oesterreichische Banknoten 1034 bez. Staatsschuldscheine 91% und 3 bez. Schles. Pfandbriefe Litt, A. 965 Brf., dito Litt, B. 4proz, 101% Br.,, dito 34proz. 925 Br. Actien. Oberschlesische Liu, A. 103% Gld., 104% Br., dito Litt. B. 995 Br. Breslau - Schweidnih - (Freiburger 10074 —ck bez. Niederschlesish - Märkische 88 Br. Glogau-Saganer 50 bez. Köln - Mindener 94 etwas bez. Neisse - Brieger 525 bez., Ende 53 Gld, Krakau -Oberschles, 645 Gld, Friedrich - Wilhelms - Nordbahn 57% Gld.

Auswärtige Börsen.

A msterdam, 7 Jane Niederl. wirkl. Sch. 95, 5% Span, 1513,

Antwerpen, 6, Jan. Zinsl, —. Neue Anl, 15%.

Hamburg, 8. Jan. Bank-Actien 1600 Bs. Engl. Rues. 1047. 104. Hamb. Berz. Actien 835 Br, Magd, Wiitenb,. 747. 714. Hamb. Berl, 997. 997 Kiel Alt. 1082. 1087. Glückst. Elmsb, 50 Br. Rendsb. Neum. 93 Br.

Ro!hsch. 667 Br. Meckl, 48%.

London , 5, Jan, Cons. 3% 85%, 85 E Belg. —« Ausg. Sch 12. 11. 25% Holl. 545. 544. 4% do. 853. 8534. Bras. 82. 80. Chili Mex. 18 175. Peru 31. 29,

5% Reute ün cour, 117, 29 39% n cour. do. 19 5

Kopenh,

Ard. 207. 20. Passive 4%, 4%, Engl, Russ. —. Paris, 5, Jan. Neue 3% Anl. 76. 10. Wien, 7. dan; 5 % et 1045, 42% do. GOE. Se do. Bank Actien 1620. Anl. de 1834 1563. de 1639 1125 Gioggn. 1115. fordb. 1593.

Königliche Schauspiele.

D U E Ou e Le bontementes

Vorstellung: Jphigenia in Tauris, große Oper in 4 Abth., mit

Tanz. Musik von Glu. (Mad. Viardot=- Garcia: Jphigena.) Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren Opernhaus=Preisen verkauft :

Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c.

Jm Schauspielhause. 30ste französische Abonnements-Vorstellung : Gabrielle, comédie-vaudeville en 2 actes, par M. Ancelot. La Gazette des tribunaux, vaudeville-comique en 1 acte, par M. Taue S E, Vaddee e Fac par NE Düs manoir. e y ü S

Auf vielfaches Begehren wird das Ballet „Thea“ vor Abreise der Dlle. Taglioni Mittwoch den 12ten und Sonntag den 16ten d. wiederholt werden. : -

Mittwoch, 412, Jan. Im Opernbause. Mit aufgehobenem Abonnement: Das Liebes-Protofoll, Lustspiel în 3 Abtheilungen, von Bauernfeld. Hierauf: Thea, oder: Die Blumeufee, Ballet in 3 Bildern, von Paul Taglioni. Musik von C. Pugny. (Dlle. Marie Taglioni: Thea.) Anfang halb 7 Uhr. : 5

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren Opernhaus-Preisen verkauft : -

Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Kthlr. 10 Sgr. 2c.

Jm Schauspielhause. 81e französische Abonnements - Vor stellung. La prenmière représentation de: La Maitresse de mal- s0n, vaudeville nouveau én 2 actes, du théâtre du Gymnase, par MM. Mélesville et Carmouche. | A S

Donnerstag, 13. Jan. Jm Schauspielhause. 6te Abonnements= Vorstellung: Christoph Columbus. (Erster SHO e „Die Entdeung der neuen Welt“, Schauspiel in 3 Akten, von Werder, Die Ouver= türe und die Musik in den Zwischenakten: Symphonie von Beethoven

(C-moll). Anfang halb 7 Uhr.

Königsstädtisches Theater.

Dienstag, 11. Jan, Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit Gesang fn Abth von D. Kalisch. Musik vom Königl. Musik= Direktor Gährich. A

Mittwoch, 12. Jan. (Jtalienische Opern-Vorstellung.) Oper in 2 Akten. Musik von Bellini.

Preise der Pläße: Ein Plat in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr, u. \. w,

Norma.

c T E D

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Expedition.

Gedrudckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei. Beilage

A? 11.

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IUhar t

Frankreich, Schreiben aus Paris, (Aktenstücke, die shweizer Angele- genheiten betreffend.) E R

Türkei. Konstantinopel, Beilegung des griechisch - türkischen Zer- wursn1\\es,

La Plata-Staaten,

Vermischtes.

Eisenbahnen und Dampfschififahrt. Wien. Bau der EStrece von Gloggniß nah Mürzzuschlag. :

Handels: und Börsen- Nachrichten.

Schreiben aus Paris, (Neueste Nachrichten.)

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ck Paris, 6. Jan. Die Adreß=-Kommissionen der Deputirten- und der Pairs = Kammer haben vom Kabinets - Präsidenten Mitthei= lung der die s{weizer Angelegenheiten betreffenden Aktenstücke er= halten. Nr. 1. i} der Bundes=Vertrag zwischen den {hweizer Kan- tonen vom 16. August 1814 und die dessen Annahme betreffende Afte vom 8. September desselben Jahres. Nr. Il, giebt den Text der Erklärung vom 20, März 1815, die Anerkennung der Jutegrität der Kantone durch die auf dem wiener Kongreß versammelten Mächte betreffend, Nr. U], is die Beitritts-Afte der Kantone zu dieser Er= flärung; Nr, IV. die Anerkennungs = Akte für die Neutralität der Schweiz; Nr. V. eine Depesche bes Herrn Guizot an den Grafen Pontois vom 19. Februar 1845, welche den französischen Botschafter beguftragt, den Vorort zu Maßregeln für Unterdrückung der Frei= haaren aufzufordern. Nr. VI. betrifft denselben Gegenstand und ist vom 3. März 1845. Jn Nr. VII. vom 25. März versichert Herr Guizot den Grafen Pontois des Wohlwollens der französischen Re- gierung für die Schweiz und ihrer Achtung für die Unabhängigkeit derselben, und daß diese Gesinnungen allein die Triebfeder der der Eidgenossenschaft ertheilten Rathschläge gewesen seien, Durch Nr. VIH, beauftragt Horr Guizot am 19, Juni 1845 den Grafen Pon- tois, die Tagsaßung zu vermögen, daß sie in friedlichem und ver- söhnlichem Geiste die ihr vorgelegten inneren Fragen behandeln moge. * : Nr. IX. if eine Depesche des Herrn Guizot an den Grafen glahaut, französischen Botschafter zu Wien, vom 24. Oktober 1846, aljo unmittelbar nah dem Umsturze der genfer konservativen Regie= rung durch die Revolution der Radikalen geschrieben, Aus derselben geht hervor, daß Herr Guizot {hon damals den Vorschlag des Für- sten Metternich anzunehmen geneigt war, wonach die großen Höfe ih in Einverständniß seßen sollten, um bei der eingetretenen Krise in der Schweiz gemeinschaftlih zu handeln. Fürst Metteruih wünschte, aber bezweifelte, daß die Schweiz von selbst zur Ordnung zurückkeh= ren möchte, und sah daher die Möglichkeit voraus, daß eine aus- wärtige Jutervention nöthig werde, aber nur in dem Falle eines längeren Bürgerkrieges in der Schweiz, einer durch eine gewaltthä-= tige Militair - Regierung ausgeübten Unterdrückung, und weun die Intervention von einem beträchtlichen Theile der Schweiz selbs ver= langt würde. Aber mit Herrn Guizot ist der Fürst der Ansicht, daß nicht durh eine Macht allein, sondern nux nah gemeinschaftlicem Be= \hlusse und zu dem einzigen Zwecke der Herstellung des Friedens in der Schweiz die Jutervention stattfinden dürfe. Dann, in Betreff des von da an einzuschlagenden Ganges, is Fürst Metternih der Meinung, daß das diplomatische Corps bei bevorstehendem Uebergang des Vororts von Zürich auf Bern zu Zürich bleibe (und so wurde auch der Kaiserliche Botschafter instruirt), in der Antwort auf die Justallat:ons- Anzeige des neuen Vororts aber von Seiten aller Mächte eine Phrase auf- „genommen werde, geeignet, Eindruck auf die Gemüther in der Schweiz zu machen. Diese Ansichten hatte Fürst Metternich in einer Depesche an Herrn von Thom (den Kaiserlichen Geschäftsträger zu Paris) vom 1, Oktober ausgesprohen, Von dieser machte Herr von Thom Herrn Guizot Mittheilung, sd wie von eiuer zweiten des Fürsten vom 16, Oktober, nachdem dieser die Revolution in Genf erfahren hatte. Der Fürst fragt, ob Frankreich die gus der Revolution hervorgegan=- gene Regierung anerkennen werde, welcher Werth dem Votum des Kantons DBens von da an beizumessen sei, und dringt vou neuem auf Verständigung der Mächte, als einziges Mittel, die Fragen zu lösen und den Verwickelungen vorzubeugen, welche der Zustand der Schweiz herbeiführen könne.“ Die Autwort des Herrn Guizot auf diese Fragen lautete: 1) für die Nothwendigkeit des Einverständ=- nisses der Mächte; 2) daß die Frage des nah dem 1. Januar zu wählenden Aufenthaltsortes für das diplomatische Corps allerdings Erwägung verdienez 3) für Angemessenheit der vorerwähnten Phrase in den Antwortsuoten aller Mächte auf die Justallations- Anzeige des neuen Vororts; 4) über die Frage des Verhaltens Frankreichs der neuen genfer Regierung gegenüber erklärt Herr Guizot, Frankreich werde erst abwarten, um sih zu entscheiden; 5) Frankreich sei bereit zur Verständigung mit den Großmächten, Graf Flahaut erhält da- her Austrag, dieselbe Sprache dem Fürsten Metternich gegenüber zu führen.

Nr. X. ist eine Depesche des Herrn Guizot an den Grafen Flahaut vom 25. Juni 1847 in Folge einer Konferenz, welhe Graf Appony am 15ten desselben Monats mit ihm gehabt hatte. Giaf Appony machte ihm Mittheilung von drei Depeschen des Fürsten Metternich in Betreff der Schweiz, Die wichtigste schildert den Stand der Dinge daselbst in Folge des Ausfalls der Wahlen im Kanton St. Gallen zu Gunsten der Radikalen, welche nun die Majorität in der Tagsaßung haben, den Sonderbund auflösen, die Jesuiten austreiben und mit bewaffneter Hand zum Vollzug schreiten würden. Wenn die Tagsatzung es nicht thâte, würden die Freischaaren es thun. Den unseligen Folgen vorzubeugen, dringt Fürst Metteruich darauf, daß die Mächte gemeinsam, noch vor Zustandekommen eines Tagsaßungs= Beschlusses, der Schweiz erklären, daß sie Verletzung der Kautonal= Souverainetät und Störung des Friedens durch Waffengewalt von irgend einer Seite nicht dulden würden, Vor einer solchen einmüthigeun Erklärung würde nah Ueberzeugung des Fürsten die Tagsaßung troß der den Gesandten der radikalen Kantone bereits ertheilten Justructionen innehalten, und es würden si keine zwölf Stimmen zu einem Beschlusse für Krieg finden, Der Fürst is noch nicht einig mit sih, ob maun auch Englands Beitritt zu dieser Erklä= rung verlangen folle, Wenn Frankreich aber beitritt, sollen die Mächte thren Gesandten Noten im angedeuteten Sinne zur Ucber- reichung an die Tagsaßung vor Fassung. eines Beschlusses in Betreff Auflösung des Sonderbundes und Austreibung der Jesuiten zuferti= gen, Die Antwort des französischen Kabinets an den Grafen Appony war: der Vorschlag des wiener Kabinets müsse nothwendig zu bewaff- neter Jntervention führen, Frankreich glaube nicht, daß die Tagsatzung sich, selbst durch gleihlautende Noten der Mächte, zurückhalten lassen werde voin Vollzug ihrer Befchküsse. Dann wären die Mächte aber durch die angenommene Haltung nothwendig zur bewaffneten Juterveution genöthigt. Schon im Oktober 1846 habe Fraukreich die Jdee einer solchen Politik beseitigt. Nur wenn nach Krieg und Anarchie die

Schweiz belehrt selbst von Europa Wiederherstellung von Orduung und Frieden in ihrem Schoße verlangen würde, dann allein könnte das direkte Einwirken der Mächte heilsam uud wirksam sein. Die Regierung des Königs beharre bei dieser {hon früher von ihr aus= gedrückten Ueberzeugung und könne daher niht auf den Plan des Fürsten Metternich eingehen, sei aber geneigt, den Shweizern freund= liche Rathschläge und Warnungen zugeben zu lassen. Man müsse sie an die Bedingungen erinnern, unter welhen Europ1 ihnen ihre Un= abhängigkeit , Territorial - Verfassung und Neutralität gewährt habe. Das Recht, ihren Bundesvertrag zu ändern, gedenke ihnen Frankreih niht zu bestreiten, insofern nicht dadurch die Schweiz Europa gegenüber ein ganz anders organisirter Staat würde, als sie bisher war. Jn diesem Falle würde Europa sich na= türlich au gegen sie seiner Verbindlichkeiten enthoben betrahten und nur seinen Juteressen und Rechten gemäß handeln, Diese Sprache wolle die französische Regierung für jeßt der Schweiz gegenüber füh= ren, aber uicht darüber hinausgehen. Das wiener Kabinet werde hoffentlih bei dem früher gemeiuschaftlich angenommenen Verhalten beharren, Sollte hingegen Oesterreich, im Einverständnisse mit Preu= pen und Rußland, dem Vorschlage des Fürsten Metternich Folge ge= ben und guf die Weigerung der Tagsaßung, ihrer Aufforderung Folge zu leisten, fremde Streitkräfte auf das Schweizer=Gebiet einrüdccken, so würde Fraufkreih mit Bedauern zu Maßregeln greifen müssen, die Herr Guizot für jeßt niht näher bezeihnen will, die aber nothwen= dig wären. Herr Guizot ist endlih der Meinung, daß man auch mit England sich verständigen müsse.

___ Es ist kaum nöthig, auf die Wichtigkeit dieser Depesche aufmerk= sam zu machen, weil ste gewissermaßen den Ausgangspunkt für die ganze folgende Politi Frankreichs der Schweiz gegenüber bildet. Offenbar aber sind zwischen Nr. X, und Nr. TIX. noch andere Depescheu gewechselt worden, deren Mittheilung Herr Guizot sih noch vorbehält, wenn er sie überhaupt vorzulegen für gut findet.

Jn Nr. AL. yom 2. Juli 1847 schreibt Herr Guizot dem Gra= fen Bois le Comte nah Bern, dessen Haltung Herrn Ochsenbein ge= genüber billigend, desgleichen die An- und Absichten, welche derselbe in seinen Unterredungen mit den verschiedenen Parteien der Schweiz zur Grundlage genommen. Herr Guizot bedauert, daß der Große Rath von Zürich bei Ertheilung seiner Justructiouen an den Tag= saßungs=-Gesandten des Kantons nicht den Vorschlag des Herrn Fur= rer angenommen habe, der einfach ad reserendum lautete, wenn ein Antrag auf Vollzug durch Waffengewalt für die Beschlüsse wegen Auflösung des Sonderbundes und Austreibung der Jesuiten in der Tagsatzung gestellt werden sollte. Durch das Verfahren Zü= richs sei die Lage noch bedenklicher geworden, Herr Guizot glaubt, ein Anerbieten der Mächte zu Vermittelung, um die durch die Er= fahrung als nothwendig angedeuteten Reformen in der Bundes-Ver= fassung zu bewerkstelligen, wäre zwar nicht werthlos und nicht absolut zurückzuweisen, aber für den Augenblick würde es alles Mißliche einer Jutervention an sich haben; daher müsse man sich vorläufig in der Stellung halten, wie die Depesche vom 25, Juni (Nr. X.) sie an= deute, Die dort vom Fürsten Metternich gewünschte Erklärung der Mächte würde dem Bürgerkrieg niht vorbeugen, in diesem Falle aber ungusbleiblih das bewaffnete Einschreiten nach si ziehen. Frankreich müsse für jeßt bei der mit dem wiener Kabinet im Oktober 1846 übereingekfommenen Haltung beharren,

Nr. XI[. Herr Guizot schreibt dem Grafen Bois le Comte nah Vern am 2. Juli 1847 noch eine Depesche, von welcher dieser den ihm gut dünkenden Gebrauch machen kaun. Der Zweck ist, über die durch den Parteigeist entstellten Absichten der Regterung des Kü= uigs aufzuk\ären, Wenn man der Tagsaßung das Recht uicht zuer- fenne, der Minorität der Kantone den Willen der Majorität aufzu= dringen, so werde dadurch das Prinzip der Unabhängigkeit der Völ= ker nicht beeinträchtigt. Nach ihrem Bundes-Vertrage und ihrer Ge= schichte sei die Schweiz kein einheitliher Staat, sondern ein Bund von Staaten, welche wohl einer allgemeinen Tagsaßung gewisse im gemeinsamen Juteresse als nothwendig erkannte Vollmachten über= weisen, in Betreff threr inneren Verhältnisse aber die wesentlichen Rechte der Souverainetät sich vorbehalten. Das sei die durch die Verträge anerkannte Schweiz, und auf den Grund dieser Organisation seien die Verträge geschlo\sea worden, Erlaube sich die Tagsaßung Eingriffe in die Rechte, welche die Grundlage des Bun= desvertrages und der Verträge bilden, wollte sie unter dem Vorwande der Sicherheit der Cidgenossenschaft den Kantonal - Regierungen jede Maßregel vorschreiben oder untersagen, die sie irgend einmal als die= ser Sicherheit schädlih betrachten möchte, so wäre eine solche „, exor= bitante‘’ Auslegung des Bundesvertrages, analog jener, welche die Minister Kars X, dem Artikel 14 der Charte gaben, offenbar der erste Schritt zur Vernichtung der individuellen Existenz der Kantone, also zur Abschaffung des Bundesvertrages selbst, mithin der zu dessen Aufrechthaltung abgeschlossenen Verträge. Durch eine Protestation gegen solhes Beginnen würden die mit der Schweiz verbündeten Mächte nicht die Unabhängigkeit derselben gefährden, sondern einen ctlatanten Beweis ihrer Achtung vor derselben und ihres treuen Fest= haltens an den Verträgen geben, Diese Erwägungen würden noch größeres Gewicht haben, wenn man gar durch Freischaaren die Unabhängigkeit der Minorität verleßen wollte, Deshalb handle die Regierung des Kü= nigs dem Rechte und einer weisen Politik gemäß, indem sie eben so freundliche als dringende Rathschläge gebe, um einem beklagens= werthen Kampfe zwischen freien Staaten vorzubeugen, für welche sie eine gleiche Zuneigung hege, und sih volle Freiheit der Haltung und des Handelns vorbehalte, wenn dieser Kampf doch ausbrechen sollte. Jede Nation habe unzweifelhaft das Recht, ihre innere Verf-}sung zu modifiziren; aber die konstitutiven Grundlagen der Eidgenossenschaft abschassen, troß des Widerstandes eines oder mehrerer Fantone, das wäre die Knechtung freier Staaten durch stärkere andere Mitverbündete, das wäre die erzwungene Vereinigung mehrerer Stagtenzu einem cinzigen. Die Regierungen, welche bisher mit der Schweiz als mit einem Bunde unterschiedener und unabhängiger Staaten verhandelten, würden durch alle Prinzipien des fentlichen Rechts autorisirt sein, diesen neuen Zustaud der Dinge erst nach reiflicher Erwägung vom Gesichtspunkte ihres eigenen Juteresses, so wie der Rechtmäßigkeit und Zweckdien= lifeit, anzuerkennen, Zudem sei die Anerkennung der Neutralität der Schweiz u:1d der daran geknüpften Vortheile an die Existenz eines Föderativ-Systems geknüpft durh die Verträge zu dem Zwecke, die innere Ruhe der Schweiz zu sichern, deren innerer Friede für die Mächte ein Juteresse ersten Ranges sei. Anarchie und längere Un= ruhen mußten bei der Lage der Schweiz nothwendig auf die Nach= barstaaten unselig zurücwirken, Würde die Schweiz ein Heerd der Aufregung und revolutionairer Propaganda, so würden die Mächte sih ihrer Verbindlichkeiten gegen sie entbunden erachten.

Nr, XlIIL. is die Cirkular-Note des Herrn Guizot vom 4. No= vember 1847 an die Repräsentanten des Königs bei den Höfen von London, Berlin, Wien und St. Petersburg, ‘mit welcher der Eut- wurf zu einex von den genannten fünf Höfen an die beiden sich be- kämpfenden Parteien zu erlassenden identishen Note mit dem An=-

Beilage zur Allgemeinen Preußishen Zeitung.

erbieten zur Vermittelung denselben überschickt wird. Als die zwei zu erreichenden Hauptpunkte werden bezeihnet: 1) Ueberlassung des Schiedsrichter-Amtes über die religiösen Streitfragen an den Papst. 2) Anerbieten der Vermittelung von Seiten der Mächte selbst für die Regelung der politischen Fragen. Nr. XIV. ist der Entwurf zu der vorerwähnten identishen Note der Mächte selbst.

Nr. XV. if eine Depesche des Marquis de Dalmatie, bevoll= mächtigten Ministers zu Berlin, an Herrn Guizot, datirt vom 10. November, worin Anzeige erstattet wird, daß Preußen sich mit dem Vorschlage Frankreichs einverstanden erfläre. Nr. XV[. eine Depe- sche des Grafen von Flahaut an Herrn Guizot, aus Wien vom 11. No= vember, dieselbe Anzeige mit Hervorhebung einiger Punkte in Bezug auf die Abfassung der an die Eidgenossenschaft zu überreichenden Note enthaltend. Nr. XVII. Depesche Lord Palmerston's an Lord Nor= manb9, datirt vom 16. November, mit einer Modification des von Frankrei vorgeschlagenen Eutwurfs, an Herrn Guizot, am 48. No= vember mitgetheilt. Nr. XVIIil, Depesche Guizot's an den Herzog von Broglie, datirt vom 19. November, die Antwort auf die vorher= gegangene Niittheilung des britischen Entwurfs enthaltend. Nr. XIX. Nückantwort des Herzogs von Broglie über die Aufnahme, welche neue Gegenvorschläge Guizot’s bei Lord Palmerston gefunden, datirt aus London vom 20. November. Nr. XX. R.plik Guizot?s an Broglie, vom 24. November, mit der Anzeige, daß lie französische Regierung auf die leßte Vereinbarung mit dem hbritischen Kabinet über die Note eingehe. Nr. XX1. Mittheilung der bekannten, auf diese Verhandlungen begründeten Note von Seiten Guizot’'s an Bois le Comte zur Ueberreichung an den Präsidenten der Tagsaßung und an den Präsidenten des eidgenössischen Vororts, mittelst Depesche vom 24. November. Nr. XXII. endlih eine Depesche Broglie's an Guizot, vom 2. Dezember, worin der Gesandte dem Mis= nister mittheilt, daß er an dieser Tage ette Untere E Lord Palmerston gehabt, worin dieser ihm eröffnet, daß er in Folge der cingetretenen Ercignisse dem Gesandten Stratford Canning

die Jnstruction ertheilt, für den Fall, daß der Sonderbund nicht mehr existire, die vorgesc{lagene Vermittelung als nicht mehr statthaft zu betrachten und sih dann nur an tie Tagsaßung zu wenden, jedoch im Sinn der vou den Mächten verabredeten gleichlautenden Note, mit dem Rath, daß die Tagsatzung sich hüten möge, die Kantonal= Souverainetät zu verleßen und Veränderungen im Bundes = Vertrage anders als mit Zustimmung aller Kantone vorzunehmen, weil diese nur unter dieser Bedingung Gültigkeit haben könnten. Ae

Konstantinopel, 22. Dez. (A. Z) Schon am 46ten d. hatte der hiesige russische Repräsentant Mittheilungen aus Athen er= halten, welche die Hoffnung, das türkisch=griehis{he Zerwürfniß end- lih beigelegt zu seben, vollfommen begründeten. Die griehische Re= gierung läßt sich (wie bereits gemeldet) herbei, dem Herrn Mussu= rus durch den Reis=Efendi ibr Bedauern über den bekannten Vor= fall auf dem Hofball zu Athen ausdrüdcken zu lassen, und erklärt \ich bereit, jeden türfishen Abgesandten, wäre es auch Herr Mussu= rus selbst auf eine den zwishen der Pforte und Griechenland nunmehr waltenden Freundschafts=Verhältnissen entsprechende Art zu

empfangen. Herr von Titoff theilte daher der Pforte eine Ab= chrift des von der griehischen Regierung an Ali = Efendi gerichteten Schreibens mit, um sich in Betreff des Erfolges von dem in Athen beschlossenen Schritt im voraus sicher zu stellen. Die Pforte säumte nicht, ihre Befriedigung auszudrüdcken,

und beeilte si, nach dem Empfang des erwähnten offiziellen Schrei= bens den Gesandten der Mächte die gänzliche Beilegung des griechisch= tinfiscen Streites mittelst Note anzukündigen. An Herrn Mussurus ist von der Pforte der Befehl ergaugen, sich zur Reise nach Athen auzuschicken, und man glaubt, daß derselbe binnen act Tagen auf seinen Posten zurückehren werde. Die Repräsentanten von Oester=- reih, Frankreich und Preußen sollen mit der Absendung des Herrn Mussurus nah Athen niht ganz einverstanden sein, vielmehr der Pforte gerathen haben, auf diesen Punkt freiwillig zu verzichten. Herr vou Titoff scheint sich jeder Meinungsäußerung darüber ent= halten zu wollen; Lord Cowley endlich erklärte, er habe keinen Auf- trag, sich in irgend einem Sinn über die Frage zu äußern.

La Plata - Staaten.

ck= Paris, 5. Jan. Durch das Schiff „„Coriolan‘““, Capitain Lamaud, welches vorgestern in Havre angelangt is, hat man direkte Nachrichten aus dem La Plata bis 30. Oktober, die von Juteresse siad. Am Tage 9or seiner Abfahrt von der Rhede von Montevideo hatte Capitain Lamaud von Vêittag bis Abends starken Kanonendon=- ner gehört, Noch lebhaster aber und fast ununterbrochen war das Kleingewehrfeuer, das er vernahm. Ueber die Veranlassung und das Resultat dieses Gefechtes, das ganz unerwartet stattgefunden zu ha- ben scheint, vermochte der Capitain durchaus keinen Aufschluß fich zu verschaffen. Sollte es, wie der Capitain glaubt, auf neuen und noch lebhafteren Betrieb der Belagerungs-Operationen gegen Montevideo zu deuten sein, so würden dadurch die Besorgnisse gerechtfertigt, welche der Abbruch der leßten Unterhandlungen mit Rosas hervorgerufen hatte. Rosas hätte demnach, um einer wahrscheinlich bald zu erwar- tenden Wiederherstellung des Zusammenwiriens Frankreihs und Eng-= lands gegen ihn zuvorzukommen, die ihm gelassene Zeit benußt, um eine leßte Kraft = Anstrengung gegen Montevideo zu machen, in der Hoffnung, die Stadt mit Gewalt zu nehmen und den Kampf mit einem Schlag zu endigen, ehe nene Unterhändler aus Europa ankom- men könnten und so noch einmal die Junstructionen, welche sie mit=- bringen würden, unzüreihend zu machen. Das Projekt Rosas’, si allmälig aller Ufer-Gebiete des La Plata zu bemeistern, wird bereits einen Schritt seiner Ansführung näher rücken. Bei Abgang des „„Coriolan‘’ war im ganzen La Plata die Nachricht verbreitet, daß Urquiza, der Rosas mit Leib und Seele ergebene Gouverneur von Entre-Rios, unverzüglich in die Provinz Corrientes cinfallen werde. Die zu Montevideo erscheinenden Blätter versichern dies aufs bestimm= teste. Die Armee Urquizas’, verstärkt durch Truppen von Buenos-Ayres, sollte in Masse am 15. Oktober versamnelt sein. Bie argentinische Flotille, weldhe unter Bonifacio’s Befehl in den Parana eingelaufen ist, soll auf die Flotille von Corríentes Jagd machen und Soldaten und Pferde für das Jnvoasionsheer transportiren. Andererseits soll Urquiza einen seiner vertrautesten Ossiziere an den Gouverneur Ma= dariaga von Corrientes abgeshickt haben, um demselben zu bedeuten, daß er die Bestimmungen des Vertrags von Alcaraz zu erfüllen habe, welhe von Rosas diktirt und, so zu sagen, auferlegt worden waren: sonst werde er (Urquiza) sogleih gegen ihn ins Feld rücken. Mada=- riaga scheint aber nicht geneigt, so leicht sih zu fügen. Er hat die ganze Bevölkerung unter die Wasen gerufen und in einem Manifeste sein Erstaunen über die Einmischung Urguiza?s in eine Politik auege= \sprohen, deren Folgen seiner eigenen Autorität gleichfalls sehr ge-

fährlich werden könnten, Urquiza aber scheint indeß doch erst zu über=- legen, ehe er zum Handeln schreitet; namentlih scheint er abzuwar=