1848 / 16 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

5 Stadtgerichts-Rath Hoppe in Pleschen e Sur boi Dae Land=- und Stadtgerichte in Wohusizes daselbst und Beilegung zugleih zum Notarius im De- Posen ernannt

Der bisherige Land- ist zum Justiz - Kommissarius a Ostrowo, mit Anweisung get des arafters als Justizratdÿ, ) Sa des Königlichen Ober - Landesgerichts zu

worden.

Angekommen: Se. Durchlauht der Fürst Ludwig zu

Solms-Lih und Hohen-Solms, von Lich. Berichtigung.

Der von des Königs Majestät bei Gelegenheit Allerhöchstihrer Anwesenheit in der Provinz Westfalen mit dem Titel eines Kommer= zien - Raths begnadigte Kaufmann Martin Neff zu Siegen is in der desfallsigen öffentlichen Bekanntmachung unter dem unrichtigen Namen „Kle ff“ aufgeführt worden.

lichtamtlicher Theil.

Ul Nd

Berlin, 15. Jan. Die Beerdigung des verstorbenen General- Feldmarschalls Freiherrn von dem Knesebeck fand heute früh zuf Al- lerhöchsten Befehl mit allen seinem hohen Range gebührenden militairischen Ehrenbezeugungen statt. Se. Majestät der König mit sämmtlichen hier auwesenden Königlichen Prinzen hatten sich um 8 Uhr nach dem Trauerhause begeben, woselbst sih die höchsten Militair - und Civil- Beamten bereits eingefunden hatten. .

Um 82 Uhr seßte si der Leichenzug in folgender Ordnung in Bewegung: 2 Esfadronen Garde - Kürassiere, 1 Esfadron Garde- Dragoner und 1 Eskadron Garde - Ulanen, 3 Bataillone Jufanterie und 12 Fuß - Geschüße, kommandirt durch den General - Major von Aschof. Hierauf folgte der Leichenwagen; vor demselben trug der Commandeur des reitenden Feldjäger - Corps , dessen Chef der Ver= storbene war, abwechselnd mit einem anderen Stabs-Offizier die vielen Orden desselben. Hinter dem Wagen wurde das Reitpferd geführt. | Die sämmtlichen Prinzen, die Generale und Offizier-Corps der Gar= nison, die Minister uud überhaupt alle höheren Staats-Beamte hat- ten sih dem Zuge angeschlossen, welcher sich von der Breiten Straße über den Schloßplaß, am Dom vorbei über die Friedrihsbrücke nach dem Garnison - Kirhhofe bewegte. Die Equipagen Sr. Majestät des Königs, so wie der Königlichen Prinzen, und eine lange Reihe von Wagen, beschlossen den Zug. e i ;

Auf dem Kirchhofe hielt der Garnison - Prediger Ziehe die Lei= chenrede, und bei der Einsenkung des Sarges erfolgten die üblichen drei Salven von der Junfanterie und Artillerie.

Berlin, 15. Jan. Nach dem heutigen Militair - Wochen- blatte sind die Hauptleute Dormann und von Hymmen vom 30sten Jufanterie-Regiment als Majors mit Pension zur Disposition gestellt, und der Hauptmann von Othegraven von demselben Re- giment zum Major und Commandeur des 3ten Bataillons 28sten Landwehr-Regiments ernannt worden.

Provinz Westfalen. (Magd. Ztg.) Jumer mehr verbreitet sich das evangelische Glaubensbefenntniß im Herzen West- falens. So haben sich dort wieder zwei neue evangelishe Gemein= den durch die Fürsorge des westfälishen Haupt-Vereins der Gustay- Adolf=Stiftung gebildet, nämlih zu Rheine und zu Recklinghausen. Sie sind bereits im Besiß eigener Kirchen.

Das neue großartige Straf- Anstalts - Gebäude nah penusglva- nishem System i so weit vollendet, daß die Beamten es on be-

ziehen konnten,

Rhein-Provinz. Jun dem Hafen von Duisburg überwin=- tern jeßt 155 Rhein- und Ruhrschiffe ohne die dazu gehörigen Flie- gerl und sonstigen kleinen Nachen. Diese Schisse haben eine La= dungs « Fähigkeit von 450,000 Centn. Jm Laufe des vergangenen Jahres sind in den hiesigen Hafen 6 Millionen und cinige Hundert- tausend Ceutner Kohlen angefahren worden. Wenn die beabsichtigte Erweiterung und die Vertiefung des Rhein-Kanals erst stattgefunden hat, und die bereits im Baue begriffene Zweigbahn der Köln-Min- dener Eisenbahn erst bis in den Hafen und in die Magazine geführt sein wird, muß der Verkehr noch bedeutender zunehmen und die vor- theilhafte Lage des duisburger Hafens volle Anerkennung finden.

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Baden. (Bad. Bl.) Die erste Siz- zung nach den Landtags-Ferien brachte verschiedene neue Geseb-Ent- würfe: Das in der Thron - Rede angekündigte Wiesenkultur - Gese, einen Entwurf über die Pensionirung der Staatsdiener , welcher dem längst dringend geäußerten Wunshe auf Minderung des Pensions- Auswandes entsprechen soll, ein Geseß zur Verbesserung der Gewerbe= steuer, und zuleßt einen Geseß-Entwurf über Einführung der Kapital- steuer. Nach der Tagesordnung begründete Abg. Bissing seinen An- trag auf eine Adresse, mit der Bitte um S aue eines Geseß=Ent- wurfs, wodurch §. 42 der Gemeinde-Ordnung aufgehoben und in den Gemeinden eine besondere Behörde zur Führung der Grund=- und Unterpfands-Bücher aufgestellt werde. Der Vortrag äußerte sich über die Mängel der bestehenden Einrichtung, indem die Gemeinde-Räthe, welche gegenwärtig zugleih Pfandgerichte sind, durch vielerlei Ge- schäfte in Anspruh genommen , dem für den öffentlihen Kredit \o wichtigen Unterpfandswesen nicht die nöthige Sorgfalt widmen könn- ten, ließ sich über Wahl und Zusammenseßung der zu bestellenden Pfandgerichte näher ein und bekämpfte am Schlusse einige Einwen- dungen , welche schon 1831 gegen die damalige Ansicht der zweiten Kammer erhoben worden waren. Sowohl von Seiten der Regierungs - Kommission (Justiz - Minister - Präsident Trefurt) als der Abgeordneten wurde der Gegenstand der Motion als sehr wichtig und einer Berathung ns anerkannt. Gegen eiuzelne Vorschläge wurden jedo Bedenken erhoben, die bei der ein- stimmig beschlosseuen Berathung der Motion ausführliher zur Sprache fommen werden, Mehrere Abgeordnete, welche Bürgermeister sind

oder waren, wie Reichenbach, Straub, Meier, Blankenhorn und Hel- bing, sprachen für die Berathung, indem eine Verbesserung des Un- terpfandwe- ens jedenfalls nöthig sei. Abg. Jun hanns bemerkte, daß die Regierung \ih bereits mit einer Revision beschäftige; Abg. Peter glaubte, baß eine bessere Pfandbuhs-Jnstruction und die ge- sesliche Einführung geordneter und vollständiger Lager- oder Flurbücher der Aufstellung besonderer Behörden vorausgehen müßten. Abg. Breu- tano machte darauf aufmerksam, daß die Führung der Pfandbücher Rechts- kenntnisse erfordere und hierauf mehr als auf Vermögen der Pfandrichter eséhen werden solle, woraus Abg. Christ Anlaß uahm, seine Ansicht auszu- îihren, daß U GIAE Pfandgerichte unpraktisch seien und daher für das Unterpfandêwesen ein Rechtskundiger von der Gemeinde ge- wählt werden sollte, welcher verantwortlich, aber auch gut besoldet sein soll. Wegen vorgerüter Zeit wurde die Begründung der Mo- tion des Abg. Stößer auf Einführung von Schwurgerichten der

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Christ seineu Antrag auf Preßfreiheit für Landes-Angelegenheiten be- gründen wird.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 4. Jau. Bekanntlich hat der Reichstag wiederholt auf den Vollzug des K. Reskripts gedrungen, wonach die drei magyari- hen Komitate Siebenbürgens mit Ungarn wieder vereinigt werden sollen, ohne daß diesem Ansinnen bisher Folge geleistet worden wäre, Um die Sache noch mehr zu verwirren, haben sich nun die siebenbür- gischen Komitate, welhe mit Ungarn vereinigt werden sollen, in einer Petition au den Thron gewendet, worin sie slehentlih bitten, sie im Berbande mit dem Großfürstenthume zu lassen. Man glaubt, der

Reichstag werde demnächst aufg-löst werden.

Venedig, 11. Jan. (Schles. Ztg.) Morgen oder über- morgen erwartet man die Ankunst des Erzherzogs Albrecht, welcher, von Wien kommend, sich hier cin paar Tage aufhalten wird. Es heißt, Se. Kaiserl. Hoheit komme in Angelegenheit seines verewig- ten Bruders, des Erzherzogs Friedrich. S

Das nach Triest bestimmte 49ste Infanterie - Regiment, „Ritter von Heß“, welches am Iten d. in Görz eingetroffen is, \oll, einge= gangenen Nachrichten zufolge, so eben die Weisung erhalten haben, sich nach Mailand zu begeben, wahrscheinlich aus Anlaß der neuesten daselbst stattgehabten Unruhen. Auch zwei Raketen-Batterieen \ol= len von Wiener-Neustadt aus nah der Lombardei gesendet werden,

Mailand, 6. Jan. (A. Z.) Auch die Gemeinde - Behörde (la Congregazione municipale della regia Città di Milano) bat einen Aufruf an die Bürger Mailands gerihtet, die der Erzherzog Vice-König in so freundlihen Worten als seine Diletti Milanesi bez grüßt und deren ruhiges Vertrauen er für die zu hoffénden Zuge- ständnisse in Anspruch genommen hat. Die Stadt - Behörde drückt ihr tiefes Bedauern aus, daß „schmerzliche Auftritte die Straßen er- füllt, Bedrohungen (lo spavento) die friedlihen Bewohner angefallen, mehrere Familien in Trauer geseßt haben.“’ Die Vertreter der Stadt hätten nicht versäumt, so viel an ihnen gewesen, den Arm der Ge= walt zurückzuhalten; aber ihr guter Wille reihe nicht hin, die ge- wünschte Wirkung herbeizuführen, wenn die Bürger selbst niht Bei- hülfe leisten zu dem heiligen Zweck des Friedens und der Ruhe.

Die General-Polizeidirection fordert in einer weiteren Bekannt- machung das Publikum auf, ih von jedem Volks=-Zusammenlauf fern zu halten, weil die bewaffnete Macht in ihrem pflihtmäßigen Ein- schreiten unmöglich zwishen Schuldigen und bloßen Neugierigen unter= scheiden könne, so daß die leßteren dieselbe Gefahr laufen, wie die Unruhestifter. (Die neueste mailänder Zeitung vom 7. Januar bringt nichts Nenes, sondern wiederholt nur die bereits mitgetheilte Procla- mation des Vice- Königs.)

X Tien , 12. Jan. Die Vorfälle in Mailand haben in den Tagen vom ten bis 7. Januar einen sehr ernstlihen Charakter au- genommen, so daß das auf eine verwegene Weise insultirte Militair Gebrauch von seinen Waffen machen mußte, wodur bei größeren Zusammenrottungen viele Personen verwundet und mehrere (man er- zählt 10 bis 12 Personen) darunter harmlose, unverschuldete Leute getödtet wurden. Verhaftungen, namentlich unter den jüngeren Adeli= gen, dauern fort, einige der Unruhestifter sollen nach der Festung Calma nuova abgeführt worden sein; die Erbitterung steigert sich. Das Militair, durch die seit längerer Zeit erfahrenen Unbilden, sobald es auf den Straßen und Plätzen erschien, gereizt, hat gegen die ver- wegenen Aufwiegler große Kampflust an den Tag gelegt, bei dem guten Geist desselben, selbst unter den italienishen Regimentern, de- ren musterhaftes Benehmen das beste Zeugniß von der treuen An- hänglichkeit an ‘die Regierung giebt, und bei der vorherrschenden Ge- sinnung unter der Mehrzahl “der Bevölkerung, welche si diesem tu- multuarischen Treiben ganz abgeneigt zeigt, dürften in Folge der energischen Vorkehrungen von Seiten der Regierungs-Behörden diese Ruhestörungen bald ganz unterdrückt sein. Man fürchtet auch keinen allgemeinen Aufstand, da man alle Ursache hat, der Anhänglichkeit der unteren Volksklassen und der Mehrzahl der mehr bemittel:en Be- völkerung zu vertrauen. Geftern ist ein Courier an Se. Kaiserl. Ho- heit den Erzherzog Vice-König abgeschickt worden, der erweiterte Vollmachten, unter diesen auch die Publizirung des Standrechtes, an denselben überbringt.

Der Hofkammer - Präsident, Freiherr von Kübeck, befindet sich wieder ganz gesund, arbeitet mit seiner befannten Energie, und das Gerücht, daß dieser ausgezeihnete, verdiente Staatêmann um die Enthebung von seiner s{wierigen und verantwortlichen Stellung bei Sr. Ma estät nachgesucht habe, müssen wir auf das bestimmteste als fals erklären. ; .

Universal - Erbe Jhrer Majestät der Frau Erzherzogin Marie Luise ist Prinz Leopold, ältester Sohn des Erzherzogs Vice-Königs Rainer.

rance:

Pairs-Kammer. Sitzung vom 10. Januar. Heute verlas Baron von Barante den von ihm verfaßten Entwurf der Aut- wort-Adresse auf die Thron-Rede, welcher folgendermaßen lautete: „Sire! Die Pairs-Kammer ließt sich Eurer Majestät an, um der Vorsehung Dank zu sagen. Reichliche Aerndten haben den Entbehrungen und’ Leiden ein Ziel gesezt, welche die Theurung der Lebensmittel den ar- men und arbeitenden Klassen auferlegt hat. Jhre muthvolle Geduld und die theilnehmende Thätigkeit, die ihm überall zu Hülfe gekommen ist, chren unser Vaterland. Zu keiner anderen Epoche haben die Nuhe der Bevölke- rungen und die Freiheit des Verkehrs so sehr dazu beigetragen, die Uebel des Nothmangels zu vermindern. Der französische Handel hat durch seine gewohnte Klugheit sih vor den Wirkungen dieser Kuse zu bewahren ge- wußt, Das Sinken des Preises der Lebensmittel wird die anderen Ver- brauchszweige vermehren, das Wohlsein fortfahrend zunehmen; die natio- nate Prosperität nimmt wieder ihren Lauf. Die Herstellung des Gleichge- wichts zwischen den Ausgaben und den Einkünften is eine der ersten Pflich- ten der Legislatur, Wir geben uns gern der Hoffnung hin , daß diese Pflicht erfüllt werden wird. Wenn eine Verminderung der Auf- lage auf das Salz und die Brieftaxe mit dem guten Zustande der Finanzen erträglih is, werden wir aufmerksam den Ent- wurf prüfen, der die Bedingungen derselben regeln wird. Das voll- ständige und wahre Gleichgewicht wird in unseren Finanzen erst bestehen, wenn die außerordentlichen dnsgaben mit dem Ueberschuß der Einkünfte be- zahlt werden fönnen. Nichtsdestoweniger ist es von Belang, die bereits be- gonnenen großen Unternehmungen zu vollendenz sie sind bestimmt, die Ver- indungen zu erleichtern und werden zum Fortschritte des nationalen Reich- thums dienen. Die Zukunft wird daraus Vortheil ziehenz es is gerecht, daß sie dazu beitragen, und der öffentliche Kredit müßte von gegenwärtigem Augenblick an zu Hülfe gerufen werden. Wir werden die Prüfung der nüßlichen Geseg-Entwürfe wieder aufnehmen, die uns auf Befehl Ew. Ma- jestät unseren Berathungen unterbreitet worden waren, und wir werden mit Eifer die neuen Vorschläge entgegennehmen, die zum Zwecke haben werden, die Lage und die moralischen Gewohnheiten der Bevölkerungen zu verbessern. Wir glauben mit Ew. Majestät, daß der Friede der Welt gesichert ist. Er ist allen Regierungen und allen Völkern durchaus nothwendig. Dieses allgemeine Bedürfniß is die Garantie des guten S bie Boa, welche zwischen den Staaten besteht. Unsere Wünsche werden die Fortschritte begleiten, welche jedes Volk in seinem eigenthümlichen und unabhängigen Handeln bewerk- stelligen wird. Dicse Fortschritte werden um so besser gesichert sein, wenn sie sich im Einvernehmen zwischen den Regierungen und Völkern, so wie

der Schweizer - Kantone , dieses alten und treuen Freundes von Fraufreich, ist durch innere Zwistigkeiten gestört worden. Es S1 luden, bas eine wohlwollende Vermittelung den Bürgerkrieg nicht hat verhindern fönnen. Wir wünschen, daß er keine unheilbringenden Spuren zurücklasscn, und daß die Rechte Aller geachtet werden mögen, Die shweizcr Eidgenossenschaft wird anerkennen, daß die Stellung, welche ihr die Verträge in- Gemäßheit alter geschichtliher Neberlieferungen gewährleistet haben, die Grundlage ihrer Ruhe und das Pfand der Sicherheit für die Nachbarstaaten bildet. Wir wünschen uns Glück, zu vernehmen, daß die oft getäuschten Hoffnun- gen auf die Wiederherstellung ihrer Hande!sverbintungen mit den Reprbli- len des La Plata endlich realisirt werden können. Sire! Unsere Prinzen, Ihre vielgeliebten Söhne, bescelten meinen patriotischen Eifer, erfüllen unter der Leitung Jhrer Regier:1ng die Pflichten von Dienern des Staats. Der Amts -Anirit* des neuen General-Gouverneurs von Algerien is durch ein glückliches Ereigniß bezeichnet worden, Es war angebahnt worden durch den Krieg, welchen sein glorreihher Vorgänger mit geschickter Thätigkeit ge- führt hat, durch die tapfere Beharrlichkeit unserer Armee und durch die vor- aussehende Weisheit, welche bei unseren Beziehungen zu Marokko beobachtet wurde. Ein nicht minder glorreiches Werk is Jhrem würdigen Sohne vorbehalten. Unsere Niederlassung in Afrika zu krästigen, ihre Ent- wickelung zu fördern, mit ruhiger Beharrlichkeit über ihre innere Sicherheit zu wachen und ihr eine gerechte und geordnete Verwaltung zu sichern, dies sind Wohlthaten, welche die Kolonie und das Mutterland von der Weisheit, von der Festigkeit und von der Einsicht erwarten, wovon er hon Beweise abgelegt hat. Lärmende Kundgebungen, bei welchen sich un- bestimmte Begrisse von Reform und Fortschritt, Leidenschaften, welche unse- rer monarchischen Verfassung feindlich sind, Ansichten, welche die gesellschaft- liche Ordnung umstürzen würden und verabscheuungstwerthe Erinnerungen cermengten, haben die Gemüther mehr in Besorgniß als in Verwirrung verseßt. Die Negierung hat ihnen ihre Beachtung zuwenden müssen. Wir sind überzeugt, daß solche Aufregungen, durch cine freisinnige Regierung ge- duldet, gegen die öffentliche Ordnung ohne Macht sind. Ja, Sire, die Einheit der großen Staatsgewalten, das Wirken der Geseßc und die os- fentliche Vernunft werden hinreichen, um die Nuhe des Landes zu bewah- ren, die verirrten Gemüther zurüzuführen und sinnlose Hoffnungen zu ver- scheuen. Die siebzehn Jahre, während deren unser theures Vaterland zu gleih Ordnung und Freiheit genoß, sind etwas Anderes, als eine bloße Phase unserer Revolutionen. Dieser Zeitraum beginnt eine dauerhaste Aera, und er wird den kommenden Geschlechtern die Aufrechthaltung der Charte, die Wohlthaten Jhrer Regierung und den Ruhm Jhres Namens als Vermächtniß überliefern. Sire, möge der Gedanke, daß Sie für Frank- reih da sind, Jhre Kräfte und Jhren Muth aufreht halten und die Schmerzen mildern, welche Sie in Jhren theuersten Zuneigungen betroffen haben ! : E E i Es wurden hierauf sogleich die Debatten über diesen Entwurf eröffnet, deren heutiger Verlauf folgender war: A Graf d'Alton Shee, der erste gegen den Adrcß- Entwurf einge- schriebene Nedner, tadelte die vom jeßigen Kabinet in Bezug auf das Aus- land befolgte Politik. Es habe, sagt er, stets zwischen Frankreich und Eng- land ein Geist des Gegenstrebens und der Abneigung bestanden. Diese Abneigung trieb Lord Palmerston, seine Regierung in die Bahn der Frei- heit zu lenken, während die französishe Regierung durch eine Reihe von Zugeständnissen dahin gestrebt habe, sih den Beifall der unumschränkten Regierungen zu verdienen. Nur ein einziges Mal, bei dem Einschreiten in Portugal, hätten Frankreich und England im Einvernehmen gehandelt, und in Folge dieses Einverständnisses sci, wie der Redner sich ausdrückte, die heiligste der Revolutionen erstickt worden. Herr Guizot, der sich ‘gestellt habe, als ob er in den italienischen Angelegen- beiten vom Fürsten von Metternich sich JOSIAdE, abe O) in der Schweizer-Angelegenheit ihm wieder angeschlossen. Nachdem der Ned- ner das Geschichtlihe ver Schweizerfrage dargelegt hatte, sprach er gegen die von der Tagsaßung verfügte Austreibung der Jesuiten aus den Kan- tonen, wohin man sie von freien Stücken berufen. Er äußerte sich sodann über das Nichteinschreiten des Papstes in der Jesuitenfrage und beklagte, daß die Einmishung der Mächte in der Schweizer - Angelegenheit zu spät beschlossen worden seciz sie hätte vor dem Ausbruche des Krieges erfolgen sollen, als der Sonderbund noch in seiner vollen Krast bestanden. Der Nedner tadelte es, daß man sich blos an die Kontinental - Mächte gewendet habe, während es doch nothtven- dig gewesen wäre, sich der Mitwirkung Englands zu versichern. Die Be- ziehungen zu Rußland seien eine Reihe von demüthigenden Ertilärungen und Zurücknahmen gewesen. Um Rußland zu gefallen, sei ein Mann ausgewie- sen worden, der eine Rede gehalten, die allerdings gerade kein Panegyrikus auf Nußland gewesen. Wenn man diese herabwürdigenden Schritte sche, frage man sich, ob die Regierung aus eigenem Antrieb, aus Besorgniß Der aus Galanterie gehandelt habe, Ob das die sogenannte große Politil sei Ob es eitva geschehen sei, um einen französischen Botschafter deim Katjer- lichen Hofe zu St, Petersburg, einen russischen Botschafter zu Paris zu ha- ben? Der Neduer beklagte sich sodann über die Unthätigkeit der Regierung in Bezug auf die italienischen Angelegenheiten und meinte, zum Glück habe der Papst den Schritten der Oesterreicher Einhalt thun können. „Wir aber“‘, fuhr er fort, „die weder Katholiken noch Christen sind. (heftiges M urrenz der Präsident: „Sie beleidigen Frankreich und die Kammer; reden Sie in Zhrem, aber nicht in unserem Namen!‘“) Obgleich ih weder Katholik, noch Christ bin, so will ih doch nicht den Ruin irgend einer Religion, und einzig aus diesem Beweggrunde hätte ih gewünscht, daß der Katholizismus die Frei- heit überall hin verbreitet hätte, wo sie bisher verbannt war; ich hâtte die Religion der Freiheit zum Passe dienen schen mögen. Graf Villiers du Terrage vertheidigte die Politik der Regierung, das Geräusch der Privat - Unterhaltungen war aber während seines Vortrages so stark, daß faum ein Wort von diesem gehört werden konnte, Herr Mesnard, der sodann das Wort nahm, wollte den Männern, die jeßt die Angelegenheiten des Landes leiten, alle Gerechtigkeit widerfahren lassenz er gehöre seit sicb- zehn Jahren der konservativen Partei an und fühle sich dem Ministerium zu Dank dafür verpflichtet, daß sie eine starke Majorität um sich zu sam- meln gewußt; aber er besorge, daß es jeut irrige Ansichten über den way- ren Stand der öffentlichen Meinung hege, und viele Besonnene seien mit ihm von gleicher Besorgniß erfüllt, Das Ministerium befinde sich in einer weniger festen Lage als voriges Jahr, und das Land sei nicht 0 ruy1g- Wenn eine Regierung so fest stehe, wie die gegenwärtige im vorigen Jahre, da hätte sie wohl überzeugt scin sollen, daß die Stunde des Fortschritts geiom- men sei , daß sie mit Erfolg ihre Aufmerksamkeit der großen moralischen Interessen des Landes widmen könne, die bisher immer E {r e denz aber die vorige Session sei ganz fruchtlos verstrichen z deShalv M4 1 die Regierung jeßt von ernsten Verlegenheiten bedroht. Das Land vel Be Reformen, und es finde in den Reihen der Konservativen dabei Me zud, Ek S daher dem Ministerium dringend, dieje ¿Fragen vor Dc arlament zu bringen, R f Da L biafer Rede weiter Niemand in der allgemeinen Debatte das Wort verlangte, so wurde diese hiermit geschlossen und die N die einzelnen Paragraphen eröffnet. Graf Boissy d e Mare die Regierung auf die Nothwendigkeit aufmertjam, den, Ader E, zumuntern, und wollte in dieser Beziehung ein eem Zir eye vorschlagen, es fand sich jedoch, daß die Kammer ncht mehr = N E reichender Anzahl zur Diskussion versammelt war, dieje wurde dae

vertagt. j N Paris, 11. Jan. Der König hat befohlen, ay eine Denk= münze auf die Ueberlieferung Abd el Kader's geprägt O e: Der Herzog von Aumale isst von Oran wieder in der Hauptstadt Algier eingetroffen.

Der Pair Marquis von Landsiß Chateau de Salis bei Alby

E hiesige Freihandelsverein hat am Freitag wieder eine zahl=-

ih besuchte Sißung gehalten, in welcher der Präsident Anisson- S verre die Berren Garnier und Bastiat heftig gegen das französishe Schubzoll-System sprachen. ; Im diesjährigen Budget finden sich 187,000 Fr. für Anlagen neuer Pfarrämter und Kirchen-Unterstüßungen, : i Die Presse meldet, daß die neue, vom Grafen Dejean cinge=-

Aragon is am ó6ten d. auf seinem im Tarn =- Departement ge=

nächsten Sißung (am 12, Januar) vorbehalten, wo au der Abg,

ohne Antastung der internationalen Beziehungen, verwirklichen, Der Friede

führte Einrichtung in dem Brief - Aukunsts - Büreau keinesweges dem

Theurung und die Uebershwemmungen nachträglih noch verursachten

beabsichtigten Zweck entspreche und ein Rücschritt sei. Am Dienstag, den Aten d., seien gegen 10,000 Briefe liegen geblieben, die mit den Malleposten um 6 Ühr nicht mehr expedirt werden konuten, und der- selbe Fal habe sich Mittwoch, den 5ten d., mit 7— 8000 Briefen wiederholt, ein Fall, der auf der pariser Post bisher noch nicht vor- gekommen sei.

Der pariser Univers mat auf den Umstand aufmerïtsam, daß der Papst in seiner Allocution vom 17. Dezember erkläre, die Un- terhandlungen mit Rußland hätten leider niht zu dem wünschens- werthen Ziel geführt, während mittelst cines von demselben Tage datirten Kaiserlichen Reskripts dem russischen Gesandten zu Rom ein Zeichen der vollkommensten Anerkennung für die durch scine diploma- tischen Dienste glüklih zu Stande gebrachten Stipulationen mit dem pâpstlihen Stuhle zu Theil geworden.

Die zur Vermessung und Nivellirung der mittleren Abtheilung des beabsichtigten großen Kanals durch die Landenge von Suez nach Aegypten gegangenen Herren Oberst Bruneau, Bourdaloue, Euüfan-= tin, Lauzier, Lacroix, Blanc, Petit, Jalabert, Bouvier, Delon, sind nah Erfüllung ihrer Aufgabe wieder in Marseille eingetroffen. Jhre Berichte jollen dem bereits entworfenen Plane von Linant - Bey sich anschließen. Man hofft, daß die englischen so wic die österreichischen Jigeneure, welche die Einen den bei Suez, die Anderen dcn ins Mittelmeer mündenden Theil des neuen künftigen Wasserweges auf- zunehmen. hatten, damit eben o rasch zu Stande gekonunen seien. Im Sémaphore de Marseille wird aus Alecrandrien in Bezug auf die Herstellung des Kanals die Ansicht ausgesprochen, daß die Regierung niemals dieselbe aus den Händen geben dürfe und höch- stens Mitbetheiligung einer Actien = Gesellschaft dabei gestatten könne.

x Waris, - 41, Jan. : Am Anfange der heutigen Sigzung der Pairs-Kammer verlas der Präsident das vom Grafen B ot/}y d'Anglas gestellte Amendement zur Adresse, welches die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Beförderung und Ermuthigung des Ackerbaues lenken sollte. Dasselbe fand aber keine Unter- stüßung.

Aus Anlaß des Paragraph 2 des Entwurfs fragte Marquis von Boiss9, ob die Kommission an Herstellung des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben in den Finanzen des Landes glaube. Herr von Ba rante antwortete bejaherd. Darauf tourden die Paragraphen S und 4 angenommen, Ueber Paragraph 5 in Betreff der Lage der arbei- tenden Klassen nimmt General Fabvier das Wort. Er stellt moralische Betrachtungen an, über Verbesserung der Sitten dieser Klassen, Man habe hier gesagt, man sei weder Katholik noch Christ. Das sei in einem Sinne nur zu wahr, Aber dessenungeachtet müsse man alle Bestrebungen auf Zu- rückführung der Eittlichkeit über das Volk rihten. Nur die Neligion sei der Hebel gewesen, der so viele Gelehrte, Künstler und überhaupt große Männer hervorgebracht, die Neligion allein gewähre Trost im Unglück, Ver- achtung des Neichthnms, Uebung der Tugenden im öffentlichen und Privat- leben, Daher müsse man moralischen und religiösen Unterricht unter das Bolk zurücfführen. Herr von Boissy wünscht nichts weniger als den ¿all des Kabinets; wenn es ins Privatleben zurückehrte, würde es im Dun- fel verschwinden, es solle also sein Werk zu Ende führen. Der Redner möchte destfenungeachtet die Minister auf der Angeklagtenbank siven sehen. Venn wenn sie zurückträten, würde das Svstem doch das nämliche bleiben: Keine Aenderung der Männer, denn das würde nur zu einer Krise ohne Nutzen führen. Ein anderer Wechsel müsse stattfinden. Das Wort Reform sei in Jedermanns Munde, aber man weise sie zurü, spater werde man die Folgen davon sehen. (Aufregung.) Man spreche von moralischen Sitten, Woher solle die Sitten-Verbesserung kommen? Etwa von den Männern, die alle Arten von Corruption geübt 2 Er spreche nicht von ihnen als Judividuen, sondern als Minister, oder wenigstens insofern sie diesen Titel haben, Wie könne man Verbesserung der Sittlichkeit von den Männern ausgehen zu sehen hoffen, die stets das Gegentheil der Wahr- heit sagten, Der Conseils-Präsident, der in so hohem Nuse der Nedlichkeit stehe, sei ein Mäkler der Corruption, Alle, die ihn (den Redner) hörten, scien mit ihm einverstanden, wenn sie auch s{wiegen. (Großer Lärm, Wi- derspruch von allen Seiten, Ausbruch von Murren. Rufe: Neîin, nein!) „Wohlan“, verseßt Herr von Boissy, „ih sage: ja, ja!“ Der Redner spricht von den Skandalen beim obersten Nechnungshofe, wo man Aemter verkauft habe, Er erwähnt der Petitschen Sache, die scit cinigen Tagen in den öffentlichen Blättern figurirt. Ob das die so viel gerühnmte Redlichkeit und Moralität in der Verwaltung sei? Man habe einem Prä- feft die _von der öffentlichen Mildthätigkeit gewährten Summen zum Kaufe der Stimmen der Wähler “anwenden sehen um in die Kammer einen „Zufriedengestellten zu senden. Ehreuwertbe pslichttrene Männer seien abgescgt ivorden, ein General-Prokurator, der un- abhängige Rechtspflege gewollt, habe seine Entlassung erhalten, Allerdings sage man, seit 40 Jahren schon habe er sein Amt nicht so ausgeübt, aber eben darin liege der Beweis, in welche Lage er versegzt worden. Ein An- getlagter, Warnery, sei im Gefängniß mit Dieben zusammengeworfen ivor den und habe erst später seine Trennung von ihnen gewährt erhalten gegen Bezahlung scines Zimmers, Derselbe habe ihm cin Gutachten abveriangt, Er habe ihm antworten lassen, er solle Beweise für seine Behauptungen bci- | bringen, daun werde er ihn unterstüßen, dies aber nicht thun, wenn die Be- weise nicht gut seien. Uebrigens habe er dem Angeklag'en gerathen , sich nicht einshüchtern zu lassen. Jn Gegenwart aller dieser Thatsachen würde der Generalkommandant der National - Garde nicht wagen 7 auch nur eíne eine einzige Legion auf dem Wege des Königs aufzustellen. (Ausbruch hef- tigster Entrüstung.) Herr von Boissy sucht seinem Worte eine mildere Deu- tung zu geben. Er kömmt auf die Petitsche Geschichte zurück, die nur eine Ergänzung zu früheren ähulichen sci. Endlich spielt ex auf die Rede des Herrn d'Alton Shee an, sucht dessen Worte zu er- flâren, daß derselbe weder Katholik noch Christ 0 nd ob ‘in der ander.n Kammer nicht Nepräsentanten seien , die weder Katholiken noch Christen seien, sondern sich zum Siolz rechneten, Juden zu sein. Das Mur- ren, das die Worte des Herrn d'Alton S hee empfangen habe sei also cine Beleidigung gegen eine Neligion, die nicht die christliche sei, (Unterbrechung) Der Conseils -Präsident erklärt, auf die Persönlichkeiten des Herrn von Boissy nicht antworten zu tollen; nur über die politishe Sache wolle er einige Worte sagen, Der Mißbrauch des Verkaufs von Aemtern sei vom jeßigen Ministerium weder erfunden, noch angefangen sondern unter den srüheren Verwaltungen geduldet worden, Das. sei aber jeßt nicht mehr der Fall, werde nicht mehr der Fall sein. Ueber die Geschichte Warne- r9's werde der im Augenbli abwesende Groß - Siegelbewahrer Aufschluß geben. Graf Molé ergreift das Wort. Die Sizung dauert noch fort, j j Die mit Abfassung des Entwurfs zur Adresse auf die Thron- Rede beauftragte Kommission der Deputirten - Kammer hat Herrn Vitet zu ihrem Berichterstatter ernaunt. Er hatte alle Stimmen außer setner eigenen. Folgendes sind einige der Beschlüsse, welche die Nommission bereits gefaßt hat: Vor Allem sollen die Worte „feindliche oder verblendete Leidenschaften“ im lebten Paragraphen

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Geseß-Entwurfs beauftragte Kommission ist durhaus aus Mitgüe- dern der ministeriellen Majorität zusammengeseßt. :

Die Konferenzen, welche hicr zwischen dem Conseils-Präsidenten Herrn Guizot und den Abgesandten vou Oesterreih und Preußen, Grafen von Colloredo-Waldjee und General von Radowit, über die Angelegeuheiten der Schweiz stattgefunden haben, sind uun zum Schlusse geführt. Das Haupt-Resultat ist, taß die Bevollmächtigten der drci Mächte sih über ein ganz gleihmäßig von diesen einzuschla= gendes Verfahren verständigt haben, und die Grundzüge desselben sind in einer im Einverständuiß mit einander von ituen au die Tag= faßung zu rihtenden Note niedergelegt, welche jeßt von den Bervoll- mächtigten von Oesterreich und Preußen an ihre respektiven Höfe abgegangen ist, um, nachdem diese ihre Guthcißung aus- gesprochen haben, an die diplomatischen Vertreter der drei Mädte in der Schweiz selbst abgesendet zu werden, von welchen sie dann der Tagsaßung überreiht werden wird. Die Note ist so abgefaßt, daß sie als cine definitive Erklärung der drei Mächte, de nen wohl auch das russische Kabinet sich anschließen dürfte, und welche krine Entgegnung der Tagsaßung zuläßt, betrachtet werdeu muß. Ohne länger bei den vollbrachten Thatsachen sich aufzuhalten, stellt die Note die Grundsäße fest, welche für die Politik der Mächte lei- tende Richtschnur bleiben werden. Sie wollen abwarten und beobach ten, welches Verfahren die Tagsaßung bei der beabsichtigten Modifi- cation des Bundesvertrages der Eidgenossenhaft einschlagen wird. In Ucbcreinstimmung mit der son früher und ers ncuerlih wieder 11 cinem Büreau der Kammer von Herrn Guizot gegebenen Erklärung wird gegen das Prinzip der Zulässigkeit von Reformen in diefer Bundes - Verfassung nicht Einspruch gethan, insofern diese Reformen oder Modificationen nicht die Grundlagen der jeßigen Organisatiou der Schweiz als ein Bund von 22 unter cinander unabhängigen Staag- ten, Grundlagen, an deren Fortbestand sich auch die durch) die Ver-= träge von 1815 der Schweiz gewährleistete Neutralität knüpft, besei= tigen und vernichten, Würde man diese Grundlagen vou Seiteu der Tagsaßung umstoßen oder auf dem Wege des Zwanges cinen oder mehrere Kantone zur Annahme solcher Modificationen oder irgend welcher anderen nöthigen wollen, so würden die drei Mächte ich aller threr dur die Verträge ihnen auferlegten Verbindlichkeiten gegen die Schweiz, die sich zuerst über die thrigen hinausseßte, namentlich der Uchtung der Neutralität derselben, entbunden erachten und in ihren ieiteren Schritten der Schweiz gegenüber uur noch die ihnen zuste=- benden Nechte, so wie ibren Vortheil und ihre eigenen Juteressen, berücksihtigen und demgemäß im cintretenden Falle handeln,

In Betreff Abd el Kader's vernimmt man so eben, daß die Negierung ihm bereits hat zu wissen thun lassen, sie werde in keinem Falle zugeben, daß er sich uach St. Jean d'Acre oder irgend cinem anderen Orte zurückziehe, welcher unter der unmittelbaren Oberherr= haft der ottomanishen Pferte stände, da diese Macht noch den rechtmäßigen Besiß Frankreichs in Afrika nicht anerkannt hat. Auch davon ist Abd el Kader Kenntniß gegeben worden, daß man ihn nicht nach Aegypten schicken könne, ohne sich vorher mit Mehmed Ali dar= über verständigt zu haben, der vielleicht niht wünschen dürfte, cinem religiösen Chef der Araber eine Freistätte zu gewähren. Zu gleicher Zeit sucht man Abd el Kader dahin zu bringen, daß er von selbst verlangen solle, in Frankrei bleiben zu dürfen. Es bestätigt sich, daß Abd el Kader eine Zuschrift an den Köniz gerichtet hat, in wel= cher er, was allgemein bemerkt worden is, niht mehr den früher geführten Titel als „Fürst der Gläubigen“ sich VRNcAt, Wie_.er in Algerien und nachher in Marofko gethan hatte.

__ Die unanständige, man darf wobl sagen, cynishe Sprache , die sich der junge Pair Herr d'Alton -Shee gestern in der Pairs - Kam - mer über gekrönte Häupter auswärtiger Staatou zu führen niht ge- scheut hat, is überall mit der verdienten Entrüstung aufgenommen worden. Ein Mann, der so weit jedes Gefühl für Schicklichkeit hint- anseßen fann, der Wunder welche Heldenthat verrihtet zu haben glaubt, wenn er von der Tribüne der Pairs-Kammer herab und also Angesichts des ganzen Landes, ja vor der Welt erklärt, er sei weder Katholik noch Christ, hat dadurch sich selbst gerichtet, und es wäre verlorene Zeit und Mühe, auch uur ein Wort weiter über oder ge- gen thn zu verlieren. Für heute oder morgen crwartet man in der Pairs - Kammer Junterpellationen des Grafen von Montalembert an Herrn Guizot über die Petitshe Sache, die jeßt dic vffeutliche Auf- merksamkeit so lebhaft beschäftigt. /

Großbritanien und Irland.

_ London, 10. Jan. Die Times widerlegt heute die Nach- richt von dem angeblichen Lungenübel des Gemahls dex Königin mit folgenden Worten: „Wir freuen uns, einer Nachricht widersprechen zu können, die, wenn sie wahr wäre, allgemeines Bedauern erregen unißfe, daß nâmlih Se. Königl. Hoheit der Prinz Gemahl an einem Lungenübel leite. Wenn frivole und augenscheinlich falsche Nachrich= ten, wie z. B., daß Jhre Majestät von einem Hunde gebissen wor= den, daß sie ein Galanteriewaaren-Departement eingerichtet und daß sle etnen deutschen Arzt angenommen babe, bur alle Zeitungen die Runde machten, so trugen sie zu schr das Gepräge eines grundlosen Geschwäßes, um în unseren Spalten besprochen zu werden ; dagegen ijt die Angabe in Bezug auf die Gesundheit tes Prinzen Albrecht von so ernster Natur, daß sie unmittelbaren und entschiedenen Wider- spruch verdient,

i Uebermorgen findet die erste Kabinets - Versammlung nach den Weihuachts - Ferien statt, und die Minister, welche fast Alle während dieser Zeit auf ihren Landsitzen abwesend waren, werden heute und morgen wieder hier zurückerwartet. /

Nach amtlichen Berichten besteht die gesammte englische Kriegs= macht inklusive der Artillerie aus 140,000 Mann, mit Ausfluß von [36 Regimentern Miliz, von welchen in öSriedenszeiten nur der Stab existirt. Die Königliche Seemacht besteht aus 680 Kriegsschiffen von 10 bis 120 Kanonen verschiedenen Kalibers. Darunter find 150 bewaffnete Dampfböte, von 100 bis 850 Pferdekraft. Diese unge- heure Flotte beschäftigt 40,000 kräftige Seeleute, 2000 mannhafte Jungen (stout lads) und 14,000 Kömgl. Marine - Soldaten, die in 1/0 Compagnieen getheilt sind und in Chatham, Portêmouth, Ply= mouth und Woolwich liegen, außerdem 10 Compagnieen Königliche Marine - Artillerie, deren Hauptquartier in Portsmouth is, Dazu

der Adresse wörtlich wiederholt werden, wie die Thron-Rede sie giebt. Man erwartert im voraus, daß es darüber zu heftigen Kämpfen zwischen der Opposition und dem Ministerium koumen wird. Vie Kommission shlägt ferner vor, außer der Erwähnung des Todes der Prinzessin Adelaide und der Unterwerfung Abd el Kader's, auch in diesem Jahre, wie in den früheren, den üblichen Paragraphen in Be= treff Polens einzuschalten. R

Heute hat die Deputirten-Kammer in den Büreaus sich mit dem vom Finanz-Minister vorgelegten Gesez=Cntwurf in Betreff der außerordentlichen und Ergänzungs - Kredite für 1847 und 1848 be- lgistigt. Die ganze Summe dieser Kredite belief sich für das Jahr S al etwas über 41 Millionen, und Haupt-Anlässe dazu waren Ritt edeutenden Erhöhungen der Preise der Lebensnittel und des uiters für das Landheer und“ die Marine, dann die durch die

Mehrausgaben. Die außerordentlichen Kredite für 48 : aus) » _ auß itl edite für 1848 belaufen sih bis jeßt auf ungefähr 17 Millionen, Die mit Prüfung dieses

lommen nech die angeworbenen Hafen - Bataillone von Deptford, Woolwich, Chatham, Shceerncß, Portêmouth, Devonpott, Plymouth und Premboke, die sich auf 25—30,000 Mann belaufen, welche fämmt- lich in Handhabung der Geschüße und Allem, was zur Küstenverthei- digung gehört, so vollkommen unterrichtet sind, daß sie bei dem Aus-= bruche eines Krieges augenblicklih gebrauht werden können.

D049 0:8

Brüssel, 12. Jan. Der König ist vorgestern Abends von Paris zurückgefehrt. Die Königin wird noch einige Tage in den Tuilerieen verweilen.

Man liest in der Judependance: „Viele auswärtige Zei- tungen haben sich mit den Arbeiten der internationalen Kommission ür Regelung der einzugehenden Verbindungen zwischen den preußi= schen, belgischen und französishen Eisenbahnen beschäftigt: Wir ver- öffentlichen, zur Berichtigung einiger Ungenauigkeiten , Folgendes : „Nach dem von dem belgischen Zoll-Direktor Quoilin verfaßten, von

der Kommission angenommenen Entwurfe würde das Einfuhr - und Transit -= Reglement, welches seit mehreren Jahren für Belgien be= steht, ein gemeinsames für die drei Staaten werden und die eutwor= fene Uebereinkunft folgende Resultate in Aussicht stellen: ein gemein= sames Einverständniß im allgemeinen Jnteresse zwischen den Eisen- bahn=- und Zoll - Verwaltungen; eine bede:-tende Ersparuiß an Zeit und Geld für den Handelsverkehrz ein gleihförmiges Zoll- Reglement für die bei dem internationalen Güter - Traueporte zu beobachtenden Förmlichkeitenz; eine Verminderung der Ausgaben au Beamten und Material für den betheiligten Eisenbaßn- Dienst und eiue Vereinfa- chuug in den Beaufsichtiguugêmittelu.“

Die Emancipation hatte wiederholt das Gerücht verbreitet, daß eine Ministerial-Veränderung stattfinden werde, indem die Her= ren Veydt und d'Hoffschmidt austreten würden. Die Indepens- dance stellt dies Gerücht mit der Versicherung in Abrede, daß dasselbe in jeder Beziehung unbegründet sei. :

Vorgestern wurde in der Nähe der Königlichen Ställe ein Pole verhaftet, der dur das Gitterthor der Rue Verte in den Palast hatte eindringen wollen. Da man ihn mit einer Pistole bewaffnet \ah, febte man ihm nah, und er wurde zum Instructionsrichter ge= führt. Er soll Michael Kryukiewicz heißen und aus einer Jrren= Anîtalt entkommen sein.

V anemartk

Kopenhagen, 10. Jan. e. Majestät der König sieht \sich genöthigt, wegen einer rosenartigen Entzündung, welche nah gesche- henem Aderlaß am Arm in der Wunde entstanden ist, sich dieser Tage noch in seinen Gemächern zu halten. E

Unterm 8ten d. M. hat der Köuig Se. Durchlaucht den Gene- ral -Major Prinzen Friedrißh Wilhelm Georg Adolph zu Hessen als Nächstkommandirenden bei der Königlichen Artillerie - Brigade ange= stellt.

Die Berling. Ztg. berichtet: „Wie wir vernehmen, sollen die Eingeborenen an der Küste vo1 Guinea die Besaßung in unserem gort Prindsensteen überfallen haben. Nachdem eine französische Brigg der Besaßung einen schwahen Beistand geleistet und darauf die Küste verlasscn hatte, fam die dänische Brigg unter Capitain-Lieutenant Jr= minger dazu und gab ein solches Feuer auf die Schwarzen, daß sie

sich zurückziehen mußen und die Besaßung im Fort befreit wurde.“ M W P

Tagsaßung. Sibung vom 10. Januar. Heute

Lagsazung wieder cine Sißung, die erste in diesem Jahre, und zwar

unter dem Präsidium des Herrn Ochsenbein, der von seiner Unpäß=-

lichkeit wieder hergestellt is. Die neu

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hielt die

en Gesandtschast-n Lon Luzerv, Schw9z, Uri und Wallis wurden, nachdem ißre Kreditive in Ordnung befunden waren, beeidigt. Dr. Steiger begrüßte die Versammlung in eincr Anrede. Er warf einen Blick auf das Vergangene. Am 29. Oktober v. J. habe der Gesandte von Luzern an der Suite der Sonderbunds-Gesandten diesen Saal verlasscn, um die Trennung der Eidgenossenschaft, die man {hon 1843 projektirt habe, zum offenen Bruch zu machen. Jeder bange Schweizer, jeder redliche Luzerner habe das mit Shmerz und Wehmuth vernommen; mit Schmerz und Weh= muth habe die Tagsaßung ihre nahberigen Maßregeln getroffen. Das Volk der 7 Kantone, namentlih das Volk Luzerns, babe sid aufs neue frei gefühlt, habe sich neue Behörden geschaffen, und der Ge= sandte Luzerns habe daher der Eidgenossenschaft gegenüber die vier= fache Erklärung abzugeben: „1 Der Kanton Luzern ist durch den Beschluß seiner Regierung vom 21. Dezember 1847 vom Sonder= bunde zurüickgetreten. 2) Er hat \ich dem Jesuiten - Ausweisungs= Beschluß der Tagsaßung unterzogen und wird zu Allem Hand bieten was diesen Orden mit seinen Affiliirten auf ewig aus der Eidgenos= senschaft verbannen kann. 3) Der Gesandte ift beauftragt, an Be- rathungen über Bundes-Revilion sofort Theil zu nehmen. 4) Der Kanton Luzern is fest entschlossen, 2ur Wahrung der Unabhän gigkeit und Einigkeit des Vaterlandes jede unbefugte Ein= mishung dcs Auslandes eutschieden von der Haud zu weisen.‘ Es sind nun alle Sessel wieder besebt, mit einziger Ausnahme desjenigen von Zug. Erster Gegenstaud der Verhandlung war die Zahlung der Kostenrate Urs, welche cine Obligation auf ein Ban= quierhaus in Basel (Effinger) ausgestellt, das den Betrag in drei Jahresterminen unter Verzinsung zu berichtigen übernimmt. Die Annaßme wurde beschlossen, ein Zusabbegehren Uri?s, statt drei gleichwie bei Unterwalden, fünf Termine zu gestatten, dagegen ver- worfen, Uuf Antrag des Präsidiums tritt der ordentliche Kriegsrath nun wieder in Function. Sodann crfolgte an die Stelle des abge= tretenen Herr Blumer von Glarus die Wahl des jezigen Ge- sandten (Jenn) in die Kommission für Berathung der Bun-= desrevisiou. Nachtem auch Greiburg, Luzern und Wallis ihre Theil- nahme am Revisionswerke erklärt, werden für diese auch Mitglieder in seine Kommission gewählt, und zwar die Herren Bussard, Dr. Steiger und Barmann. Hierauf wird die Siebner - Kommission auf Berns Antrag um zwei Glieder verstärkt. Die Wabl fiel auf Dr.

Steiger und Herrn Jauch (den Gesaudten von Uri). Zulebßt s{lägt das Präsidium vor: Gleichwie die Tagsaßung bei der Aufforderung an das Heer zum Kampfe eine Proclamation an dasselbe erlassen und zu getreuer Pflichterfüllung ermahnt habe, so möge sie jet nah

vollführtem Werke auch in gleicher Weise verdiente Anerkennung und Dauk aussprechen, insbesondere auch dem verdienten Feldherrn. Züs rih erklärt sich hiermit einverstauden und proponirt im Weiteren, dem General Dufour eine förmliche Danksagung darzubringen, und zwar durch eine eigene Deputation, und außerdem ihm als National= Erkenntlichkeit einen Ehrensäbe! und ein Geschenk von 40,000 Schhwei= zer-Fränken darzubringen. Der Antrag wude mit 175 Stimmen an- genommen. Wann wieder Sibung sein wird, ist noch unbestimmt z es heißt, man werde erst mit den Vorarbeiten in der Bundesrevi- sions-Angelegenheit weiter vorschreiten.

Kanton Bern. Jn der Naht vom 7. Januar sind eine Anzahl der Deserteure vom 413ten Bataillon und anderer Waffen Gattungen aus dem Bezirk Freibergen dur Biel durhpassirt, um vor das eidgenössi'he Kriegsgericht in Bern gestellt zu werden

(Schweiz. Beob.) Das eidgenössische Kriegsgericht is in voller Thätigkeit und hat am 4. Januar über ein im November 1847 in der Kirche zu Aelen verübtes Vergehen entschieden. Die theils aus Seeländern, theils aus französishen Jurassiern bestehenden 2ten Jäger-Compagnie des 12ten berner Bataillons (Ganguillet) war die Kirche zu Aelen als Nachtquartier angewiesen, und bei diesem Ano lasse fand zwischen einem der deutschen Soldaten, Alexander Steiner von Trub, und einigen der jurassishen Soldaten eine freilih nicht bedcutende Rauferei statt. Als nun etwas später Jakob Steiner, ein Vetter des Alexander, ebenfalls in die Kirche kam, klagte ihm dieser, man habe ihn arg mißhandelt, Jakob, etwas berauscht, fragte ihn: „Soll ih sie \{ießen?“ Und auf die Antwort des Alexanders: „Ja, schieß se numme, die Donnere“, drüdckte er gegen die Stelle zu, wo die Jurassier, bereits zur g gelegt, si befanden, sein Gewehr los, so daß die Kugel circa 6 Zoll über tem Kopf des Wachtmeisters Gangin in die Mauer drang. Jakob Stei- ner behauptete. zwar, in der Meinung gestanden zu sein, sein Ge=

wehr sei niht geladen, und es befinde sich keine Kapsel darauf.