1848 / 18 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Herr Barthe fand sich darauf ver-

iGbrá j müsse. “e eie de n Prlibent des Hofaungehces- E Lies e ebssoat-

1A F, n geben, E schlüsse über gewisse bebauernöwerth, T hre des Hofes erheische. Von den

lit worden, Erklärungen, we VP! Mini i E versichere er, daß in einem Falle der Minister E MREREA Thatjacden versuhen habe; in dem anderen Falle sei frei-

nicht den Kauf d / i d j den, der nicht auf der Vorschlagliste gestanden. or Zem E versiSéótt, das keine der beförderten Personen dabei Geld gewonnen, wie man behauptet hätte, Uebrigens versichere er, daß die H J ihrem Verdienste zu verdanken

i ten Personen éhre Ernennun O e Ficta sonstigen Nücfsichten, Jm Namen und Jn-

gehen des Rechnungshofes protestire er feierlich gegen solche Miß-

E und so hoffe er denn au, daß die Verwaltung bei solchen An-

ten mehr Delifatesse an den Tag legen werde. Jeder Rechtschaf- gelegen wünschen, daß das Gouvernement dem heutigen öffentlichen Rechtsgefühl Rechnung trage, das freilich in seiner Reizbarkeit zu weit ge- gangen sein möge. Auch Herr Pas \v findet sich gedrungen, dawider Pro- test einzulegen, als hätten jene Mißbräuche immer bestanden. Er habe. sie immer gerügt, uud der Rechnungshof habe sie beständig zurückgewiesen. Herr Guizot bemerkt wieder, der Mißbrauch sei ein althergebrachter,/ ohne daß er ihn Jemanden habe aufbürden wollen. Graf d'Argot versichert, daß unter seinem Ministerium kein solcher Stellenhandel geduldet worden sei, Herr Boissy hält es für ungereht, wolle man das frühere Ministe- rium für das verantwortlih machen, was das heutige verbrochen, denn nie habe eine solhe Corruption, wie unter dem jegigen Ministerium, stattge- habt, Wolle man eine andere Thatsache? Eine Deputation eines König- lihen Gerichtshofes protestire bei dem Justiz - Minister gegen die neue Er- nenuung eines General-Profurators ; der Justiz-Minister sage ihr, dies gehe den Minister der auswärtigen Angelegenheiten an. Und als man diesem die Untüchtigkeit des neuen General-Prokurators vorhalte, sage er: „Je we- niger Ansprüche er hat, je weniger er ist, desto stärker beweisen wir dadurch, was wir für diejenigen thun wollen, die uns dienen.“ (Lärm.) Da gerade General Gourgaud hereingetreten war, jo entspann PE eine Unterredung wischen ihm und dem Marquis über den Punkt, ob die Geschüße nach Bourges gesandt würden, die damit endete, daß der General Gourgaud er- flärte, jene Geschüße seier noch niht gegossen. (Gelächter und Lärm.) Herr Guizot: „Die erwähnte Thatsache der Ernennung eines Mitgliedes des Königlichen Gerichtshofes is durchaus fals.“ Fürst von der Moskwa verlangt einige Erläuterungeu über die Art, wie das Befestigungs - Geseß ausgeubt werde, General Trezel erwiedert, die Kanonen seien in Be- stellung gegeben, aber noch nicht abgeliefert; man müsse erst Terrain zu Bourges kaufen, ehe man sie hinübersende. Jn die Forts bringe man jeßt blos Haubizen, Kugeln und andere vom Geseze nicht verpönte Dinge. Keine einzige Kanone sei in den Forts, Der Groß siegelbewahrer sieht sich sodann veranlaßt, über die Warnervsche Angelegenheit einige Aufschlüsse zu geben, Man erinnere sich wohl noch der Petition, in welcher Herr Warnery die hochgesielltesten Persönlichkeiten verleumdet habez aus einem bei ihm vorgefundenen Briefwechsel ergebe sich, daß er dies gethan, um dem Gouvernement einen Schlag zu verseßen, „an dem es bis zum Beginn dieser Session zu leiden hätte“, Auf die ferner von Warnery eingereichte Denunciation gegen mehrere Personen habe sih nach genauer Untersuchung ergeben, daß alle vorgebrachten Thatsachen fals seien, worauf die verleum- deten Personen ihrerseits gegen Warnery klagbar geworden. Da man nur- mehr zu befürchten gehabt, daß er, da er feine Beweise vorzubringen ge- wußt, die Flucht ergreifen würde, in welchem Falle man behauptet habén würde, das Gouvernement habe seine Flucht zu veranlassen gesucht, so habe man es für dienlich gefunden, ihn festzunehmen. Seitdem habe er sih aber nur bestrebt, die Sache in die Länge zu ziehen, und in einigen Tagen werde seine Sache erst vorkommen, Ueber die Art der Behandlung Warnervy's brauche er sich noch nicht zu verantworten, daß man aber den Vrief des Marquis von Boissy dem Beschuldigten nicht habe zukommen lassen, sei durch den Jnhalt dieses Schreibens gerechtfertigt, welhes vom Großsiegelbewahrer vorgelesen wurde, und in dem der Marquis die heftigsten Ausfälle gegen das Gouvernement macht, das er „das forrumpirendste und korrupteste, das feigste und verrä- therischste aller Gouvernements, die auf Frankreich je gelastet“, nennt, Ge- neral Jacqueminot: „Man hat gesagt, daß, befände sih der König der National-Garde gegenüber, er {lecht empfangen werden würde.“ Herr oon Boissy: „Dies habe ich nicht gesagt.“ Fürst von der Moskwa und Andere pflichten dem bei, Herr von Boissy: „Jch protestire gegen diese Worte, die Sie mir zuschreiben. Jch sage, was ich will, lassen Sie mih nicht sagen, was Sie wollen!“ Der Redner bemerkt dann, er habe blos sagen wollen, man woürde sich hüten, die National- Garde vor dem Könige zu versammeln, aus Furcht, daß sie ihrem Verlangen nah Neform Luft mache. Marquis von Bethisy: „Wagen Sie es, die Nationalgarde zu versammeln, ih fordere Sie heraus dazu, seit langer Zeit is die Nationalgarde nicht zusammen gewesen.“ Der Kanzler: „Das Gouvernement und das Land sind hinlänglich aufgeklärt; ih glaube, es is Zeit, daß die Kammer dieser Debatte ein Ende mache.“ (Murren.) General Jacqueminot stellt in Abrede, daß die Nationalgarde beim Vorbeifahren des Königs „aufrührerisches“’ Ge- schrei ausgestoßenz zwei bis drei Personen hätten dabei gerufen, Die Nationalgarde habe nicht zu berathen, sie sei da zur Vertheidigung der Ordnung, und diese Pflicht werde sie erfüllen, Die Kammer entscheidet si für den Schluß dieser Debatte, worauf Herr von Boissy noch bemerkt, er hoffe, daß das Land sih von dem System der Corruption im Jnnern und Erniedrigung nah außen befreien werde, Paragraph 5 wurde sodann angenommen und der Paragraph 6 verlesen, der die Wünsche für die Fort- schritie fremder Völker ausdrückt, die durch eigene und unabhängige Thä- tigteit, im Eiuklang zwischen Volk und Gouvernement, geschehen möchten, Graf Montalembert ergreift das Wort, sein Bedauern ausdrückend, daß in der Thronrede weder Jtaliens, noch des Papstes eine besondere Er- wähnung geschehen sei. Er sagte im Wesentlichen: „Mit Recht muß man sih verwundern, daß in dem Augenblicke, wo die Könige und die Völker dem Papste ihr Lob spenden, eben der Fürst, welcher, in Rom wenigstens, die Eigenschaft des allerchristlichsten au hat, kein Wort von Rom und von seinem Pontifex zu sagen wußte. n Frankreich aber gibt es nur Theilnahme und Bewunderung für den großen Pius 1X, Eine Repräsen- tativ-Regierung, nur zu oft der Dolmetscher von Veruneinigungen und Ha- der, hâtte sich glücklih fühlen sollen, einmal eine einmüthige Gesinnung verkündigen zu können, Das Ministerium hat diese herrliche Gelegenheit nicht zu nußen gewußt, Jch sage, daß die Regierung ihre Sympathieen für den Reformator von Jtalien lauter und nachdrücklicher hätte kundgeben und sich dem allgemeinen Gefühle von Bewunderung anschließen sollen, welches alle edlen Gemüther für diese Menschenliebe ohne gleichen beseelt, welche zum volksthümlichsten Ausdrucke des Liberalismus geworden is. Jch habe darüber noch nicht zu Jhnen gesprochen. Weshalb hätte ih auch meine bescheidene Huldi- gung der Masse von Glücfwünschungen zugesellen sollen, welhe au den heiligen Vater gerichtet worden sind? Was mich bestimmt, dies Schwei- gen zu brechen, is der Umstand, daß man, ih will nicht sagen, Unzufrie- denheit oder Bedauern, wohl aber Besorgnisse über die Erfolge des Pap- stes geäußert, und daß man die Sympathie der Katholiken für das Haupt der Kirche zu bestreiten gewagt hat. Weil man mir die Ehre erzeigt hat, mich als Organ der Katholiken zu betrachten, so sei es mir vergönnt, mich heute gewissermaßen zu ihrem Vertheidiger aufzuwerfen und in ihrem Na- men zu erklären, daß noch nie ein Papst von Seiten seiner Kinder der Ge- genstand einer liebevolleren Verchrung war, als diejenige ist, womit wir de IX. umgeben. Jch kann cinen Beweis anführen, den der Papst elbst nicht verschmäht hatz ih meine die als Darlegung. der Sympathie für ihn eröffnete Unterzeihnung. Mögen diejenizen, die am lau- testen und häufigsten im Namen des Katholiziómus reden, selbst sagen, ob wir fit 17 Jahren ctwas Anderes thaten, als daß wir gegen die antiliberalen Vorurtheile der Katholiken und gegen die antireli- giöscn Borurtheile der Liberalen kämpften, Wenn ih nicht Zhre Zeit zu mißbrauchen fürchtete, so möchte ih Jhnen die unauslöschliche Freude ma- len, welche unsere Herzen erfüllte, als wir die glänzendsten Kundgebungen von dem, was wir als das. Höchste und Edelste geträumt hatten, auf dem päpstlichen Throne sich entfalten sahen. Wenn man, wie wir, lange wegen unbedingter Fügsamkeit gegen die väpstliche Autorität zu einer Zeit, wo die- selbe minder volksbeliebt war, des Ultramontanismus angeklagt wurde, so fanu man wohl nicht in dem Verdachte stehen, diese Autori- tät alsdann aufzugeben, wo Alle für sie gestimmt sind,‘ Der Redner warf nun dem Ministerium vor , daß es, wie aus den von ihm selbst vorgelegten Depeschen hervorgehe, m-hr Nachgiebigkeit und Wohlwo

rität. Er béflage diese Laußheit der Regierung; denn fer französische Ein- fluß sei nüglih S Aufrechthaltung der Ruhe in Jtalien. Zum Sthlusse vertheidigte der Redner den Papst ggen den Vorwurf, daß er eine Nück- schritts-Politik angenommen habe, wHrend doch jede seiner Handlungen das Gegentheil darthue, und sprach den Wunsch aus, daß sich eine gemäßigte und ehrenhafte Partei bilden möge, velhe dem Papste erhöhte Kraft ver- leihe und ihm behülflih sei, den Beteis zu liefern, daß die von ihm un- ternommene Umgestaltung eine redliche und religiöse sei.

Sizung vom 12, Fanuar., Jn der heutigen Pairs-Sizung wurde die Debatte über den §. 6 der Adres durh den Grafen St. Aulaire fortgeseßt. Dieser sagte: „Jh bin in Wesentlichen mit Herrn von Mon- talembert einverstanden und schliefe mch von ganzem Herzen der Huldigung an, die er dem heiligen Vater dargebraht hat. Gleich ihm nähre ich heiße und aufrichtige Wünsche für das rühnlihe und nothwendige Unternehmen des Papstes, das ih auc nit entfern zu tadeln oder zu kritisiren mir er- lauben würde. Aber nicht Allem, n 8 Graf Montalembert äußerte, kann ih eben so zustimmen; ich fann niht wie er, die auswärtige Politik der Regierung mißbilligen, und eben so wnig meine ich, daß das Ministerie, in seinen Depeschen zu viel Kälte gegn den Papst, zu viel Nachgiebigkeit gegen den Fürsten Metternich bekundet habe. Jch begreife sehr wohl, wes- halb Herr Guizot in der Nede, welchi er dem Könige in den Mund legte, den Namen des Papstes unerwähnt lie|z aber er is zugegen, und ich über- lasse ibm selbst die Antwort auf diese verschiedenen Punkte. Nach 1830, als Graf Montalembert seine glänzente Laufbahn begann, war ich franzö- sisher Botschafter zu Rom; ih sah Datsachen in der Nähe, welche mir einen tiefen Eindruck zurüließen, und ih halte es daher für nüßlich, einen Rüblick auf 1831 zu werfen, ¡ls Herr Laffitte Präsident des Con- seils war. Jtalien wurde damals duxch Jdeen eines überspannten Libera- liômus bearbeitet; die österreichische Enschreitung stand bevor. Jch wurde hingesandt, um das geistliche und welliche Ansehen des Papstes gegen die Rebellen zu vertheidigen, Das wara die Verhaltungs-Befehle, welche Herr Laffitte mir gab, und folgende legte Worte hörte ih aus seinem Munde: ,,,-Betra ten Sie es als wiß, daß Frankreich, so lange ich Minister des Königs bin, feinen Krieg in Ztalien führen wird.“ Was die Nichteinmischung anbetrifft, so war sie bie gemeinsame Fahne, und spä- ter hat Graf Molé diesen Grundsag nit glorreicher Festigkeit aufrecht ge- halten, Damals aber hatte sich dieser Grundsaß geändertz man hatte ihn so weit getrieben, daß die Souveraine sich nit gegenseitig Hülfe leisten fonnten und Leuten glichen, die das Feter bei ihrem Nachbar brennen se- hen, aber zum Löschen nicht helfen kömen, obglei es ihr eigenes Haus bedroht. Golgende Verhaltungs - Befelle nahm ih nach Jialien mit: , „Wenn die Oesterreicher zu Modena, Parma, Piacenza einrücken, so werden Sie nichts sagen;z wenn dieselben aber den Rubikon überschreiten, so überschreiten Sie ihn nicht, aber protestien Sie.“ Als ih nah Jtalien ging, war ich entschlossen, die italierishe Revolution zu bekämpfen; denn meine Weisungen stimmten zu neinen eigenen Gefählen, Meine Handlungen waren öffentlih , und Euroja, wie meine Regierung , hatten die Augen auf mich gerichtet. Mit diesen Justructionen also behandelte ich die italienischen Revolutionaire, wie ih sie behandelt habe. Jch sagte zu ihnen: „,„Jhr seid Aufrührer, Rebellen, Verräther“, und ich Veeélta sie mit dem allerchristlichsten Könige ( Zischer), Wenn ich so zu den italieni- schen Revolutionairen sprach, so geschah @ nicht, weil die päpstliche Regie- rung în meinen Augen eine gute Regierung warz aber es war meine Pflicht, gegen den Partei - Aufstand zu piotestiren, welcher Reformen auf- zwingen wollte. Graf Montalembert hat gestern die Absichten Oesterreichs angegriffen; ih fann sagen, daß 1831 der österreichishe Botschafter eben so liberal war, als ich, und daß er eben so eifrig, als i, auf Reformen in der päpstlichen Regierung drang. haben uicht vergessen, was die Mächte in ihrer Denkschrift forderten. Mit Freuden jehe ich, daß die weisen Neformatoren von heute nicht weiter gehen, als wir damals gingen, Wir erlangten auch viel, aber wir konnten nicht bewirken, daß der Papst die hervorragendsten seiner Unterthanen zur Con- sulla vereinigte, ihnen Reformen vorslug und sie von ihnen genehmigen ließ. Gregor XVI, war unbeugsam;z er war ein heiliger Mann , der nie etwas versprach, was er zu halten nicht Willens war. Jh sege die Erzäh- lung der Ergebnisse fort. Der Aufstand siegte überall in den Legationen; man beeilte sich dort, die päpstlihe Kokarde wieder anzunehmen, und ties motivirte das Einschreiten der Oesterreicher. Jch verließ damals Jtalien und weiß die späteren Vorgänge nur aus Berichten. Mit Bestimmtheit aber weiß ih, daß bis 1832 weder der Papst noch Oesterreich sich gegen- seitig etwas vorzuwerfen hatten, Troy der begangenen Verbrechen war im Kirchenstaate kein Tropfen Bluts geflossen, Sechs überführte Verbrecher wurden mir übergeben und ih ließ sie nah Fraukreih bringen. Es gab Verbannte; aber nur die wurden verbannt, welche eine Eidesformel der Trene gegen die päpstliche Negierung nicht unterzeichnen wollten. Jch habe meine geschichtliche Aufgabe vollendet, und wenn man mihch um mein Gut- achten, dessen Herr Guizot sicherlih nicht bedarf, fragen sollte. so würde ich sagen: Die französische Negierung muß sich, dem italienischen Liberalismus gegenüber , dessen Exzesse sie blosstellen könnten, in der Stellung des Miß- trauens halten und sich nicht systematisch von Oesterreich entfernen, welches ich im Jahre1831sehr geneigt zurFörderung desFortschrittes und sehr bereit fand, von den italienischen Fürsten Reformen zu begehren.“ Herr Pelet (de la Lozere ) hob hervor , daß sich seit 1831 die Umstände verändert hättenz Frankreich habe si jeyt weit angelegentlicher mit seinen auswärtigen Beziehungen zu beschäftigen, und Jtalien habe damals nicht jene Einmüthigkeit der Gesin- nung dargeboten, wie jeßt, Die damalige Politik könne also nicht für die jeßige als Richtschnur dienen. Der Redner prüfte den Charakter der auf Jtalien bezüglichen Depeschen und machte ihnen denselben Vorwurf, wie Graf Montalembert. „Wurde“, sagte er, „die Sprache, welche unsere Re- gierung führt, die Zurückhaltung, welche sie beobachtet, ihr durch tas Ver- fahren des Papstes geboten? Nein.“ Man möge die Reden des Papstes an die Staats-Consulta lesen, und man werde finden, daß dies niht Worte eines Souverains seien, den man auf der Reformbahn zurückhalten müsse. Man werde daraus ersehen, daß man dem Papste hätte zurufen sollen: „„Muth, heiliger Vater!“ und nicht, wie Frankreich gethan: „Nehmen Sie Sich in Acht!“ Herr Guizot nahm hierauf unter gespannter Aufmerk- samkeit der Kammer das Wort : „Meine Herren““, sagte der Minister, „man will uns in diesen Debatten Bürden auferlegen, die ih nicht an- nehmen fann, Man läßt die Worte Absolutismus, Gegenrevolu- tion, heilige Allianz wiederhallenz ih weise diese Phantome zurü; ih beseitige diese Hemmuisse, womit man mich fesseln will, Jch wünsche mir Glück, in einem constitutionellen und freien Lande zu leben; denn diese Staaten haben es nöthig, daß auch ihre Politik eine freie is, uud daß ihr freisteht, sih mit dieser oder jener Macht in dem Au- genblicke und in dem Maße zu vereinigen, wie es ihr aus eigener Wahl gutdünkt. Die Juli-Negierung bekennt sich vollberechtigt zu vie Freiheit z denn sie hat dieselbe mit dem Schweiße ihrer Stirn erworben, Geboren in einer großen Anstrengung für die nationale Unabhängigkeit und für die öffentlichen Freiheiten, hat sie gelebt und lebt noch in einer langen Arbeit für die Ordnung und den Frieden;z sie hat für alle guten Sachen ihre Pro- ben abgelegt ; fe hat allen großen Jnteressen von Europa Data geliefert. Sie is also wohl berechtigt, ihre Politik zu wählen, ohne dem Verdachte zu unterliegen, daß sie einem jener großen Juteressen untreu werde, welche sie so edel vertheidigt hat, Jch beanspruche diese Freiheit für die Regie- rung, welche ih zu vertreten die Ehre habe, und ich glavbe dadurch der Juli - Revolution besser zu dienen, mehr für sie zu thun und mehr Ver- irauen auf ihre Geschicke zu beweisen, als diejenigen, welche sie in eine ver- derbliche Unbeweglichkeit einengen und sie in einen Kreis einschließen möch- ten, den sie nie überschreiten sol. Jch habe geglaubt, der Kammer diese wenigen Ta URa zu schulden, bevor ih auf die Frage eingehe. Zchch muß nun guts In Bezug auf einige Verirrungen der Tribüne bemer- fen, daß die Freiheit dieser Tribüne wohl nichts dadur leiden würde, wenn man Souveraine, welche eine lange Bahn durchlaufen haben, mit mehr Schicllichkeit behandeln wollte, Jch protestire gegen solche Skandale, und ih beanspruche für den sozialen Anstand ein wenig von der Achtung, zu welcher ih mi für die Freiheit der Tribüne bekenne, (Zeichen der Zu- stimmung.) Als die jüngste Bewegung in Jtalien ausbrach, flößte sie der Beglerang viele Theilnahme und viele Besor nisse einz; viele Theilnahme, weil wir LUIeug, Ls, daß die italienishen Staaten und der Kirchenstaat insbesondere zahlreicher Reformen benöthigt sind. Die dortigen Völker ha- ben Rechte, die Pin Regierungen müssen die Angelegenheiten der Völker e gen, und, wie ih in voriger Session bereits sagte, die Menschen, gleichviel unter

len für den Fürsten Metternich bewiesen habe, als für die päpstliche Aut

welcher Regierung sie stehen, ertragen es nicht mehr, ihre Angelegenheiten schlecht

besorgt zu sehen. Aber dieser Wunsch, dies Bedürfni j ti liegt etwas Anderes in E rande eines E Thile s ital Af et Bevölkerungen und der Männer, welche mächtig auf sie einwirk, L ed giebt per ry SERGEE, eye r die inneren Vervollkommnungen A : j glevt dort den Wunsch einer allgemeinen Um estalt der i é Welt nur durch Kriege, dur allgemeinen U ugestaltung, der in der überlasse der Kammer das il {n Umsturz bewerkstelligt wird. Jch rihtig ist, Woblan! ag 08 eb ih etwas sage, was nicht durchaus L E vatsache, diese Tendenz, diese Arbeit w wollen sie nit, wir können sie nicht genehmigen. Wir wollen es ni E weil wir die Verträge und die Rechte Ztaliens abten; wir wollen s mO weil wir das Recht und die Ordnung von Europa achten. Wir Tuben L geweigert, diese Rechte abermals in Frage zu stellen; die europäische Ord nung is der Ausgangspunkt unserer Politik in Jtalien, wie in fette Graf Alton Shee, unterbrehend: „Und Krakau?“ Herr Gui ot it, fort: Man werde ihm gestatten, für jezt nicht auf diese G pellation zu antworten, obgleih er sie leiht zurückweisen ie Auf die vorbezeichnete Tendenz zurückommend, erklärt der Red- ner y die Regierung habe geglaubt, dieselbe könne den anarchischen Ideen das Uebergewicht geben, und dazu habe sie die Hand nicht bieten wollen. Die Grundlage ihrer Politik sei eben hierdurch angedeutet. C K, Streben sei gewejen, die Reformen zu unterstüßen, welche die Souveraine woliten, Ein Mitglied habe gefunden, dies sei nicht in hinreihendem Maße geschehen. Aber ob man denn immer von neuem daran erinnern müsse daß Rathschläge, Andeutungen von Regierung an Regierung nur mit äu ßerster Zurückhaltung und Beobachtung der Schicklichkeit gegeben tverden dürften? Die Regierung habe, das könne er versichern, alle Reformen un- terstügt, die ihr den Wünschen und Nechten der Völker zu eutsprewzen schie- nen, mit Ver Bemessung dessen, was die Souveraine mit Weis- heit und Vorsicht bewilligen könnten. Die Negierung habe sich bemüht alle gemäßigten Männer zu vereinigen zur Annahme eincs vernünftigen Programms, das auch ausführbar wäre; vor Allem habe sie die Bildung einer gemäßigten, aufgeklärten, liberalen und praktischen Partei zu befördern gesucht, welche den Häuptern der Staaten in Lösung der Fragen thren Beistand gewähren könnte, Endlih habe sich die Regie- rung jedes Schrittes, jedes Wortes enthalten, das Hoffuungen ge- nährt hätte, welche sie nicht verwirklicht zu sehen wüunshe. Unter den die italienischen Parteien beseelenden Gefühlen seien sehr {öne, deren Aufeu- rung Le gefährlich wäre, Graf Montalembert finde, daß durch die be- folgte Politik Per französische Name iín Jtalien unpopulair geworden sei. Popularität sei allerdings eine bencidenswerthe Sache, aber eine gute Sache, und die Wahrheit dürfe man ihr nicht vpfern. Wie es mit der Populari- tât Frankreichs in Jtalien stehe, wisse er nit, aber das sei gewiß, wie un- populair auch sein Name daselbst sein möge, so habe seine Politik doch die Durchseßung nüglicher und zahlreicher Reformen unterstüßt. Durch sie seien Zwischenfälle, wie die von Ferrara und Poutremoli, welche zu bedenklichen Ereignissen hätten werden können, friedlich gelöst worden. Sein Streben sei immer dahin gerichtet gewesen, daß der Funke von Ferrara nicht zur Feuersbrunst werde, Der Zweck sei erreiht worden, dasselbe gelte von Fi- vizzano, Das seien doch gewiß erhebliche Resultate, erlangt in einem Jakre, ( Zustimmung.) Man würde allerdings Unrecht haben, sie ausschließlich oder auch nur hauptsächlich) der Politik Frankreichs beizumessen; sie seien besonders der Weishcit der reformistishen italienischen Souve raine zu danken, aber anerkennen müsse man auch, daß die Politik und die Unterstüßung Frankreichs derselben nicht fremd gewesen, ( Zustim- mung.) Entschieden sei aber noch nichts in der Lage, Noch immer, er gestehe es ofen ein, flöße ihm der Zustand, die Zukunft Jtaliens, Besorg- nisse ein (Sensation ), und deshalb halte er Beharren bei der bisher geüb- ten Politik für nothwendig, um den italienischen Souverainen und den Ge- máäßigten daselbs zum Gelingen ihres Unternehmens zu helfen, Aber der Hauptgrund seiner Hoffnung beruhe auf dem Papste, dessen Macht fei noch größer, als man sie geschildert habe. Graf Montalembert täusche sich, wenn er die von ihm (Herrn Guizot) der römischen Regierung und dem Papste gegenüber geführte Sprache kalt gefunden, Graf Montalembert trage ganz besoubèrs Sorge für die Juteressen des Glaubens und der religiösen Frei heit. Er (der Redner) widme denselben die gleiche Sorgfalt, aber die Re- gierung habe auch für andere Juteressen zu sorgen. Und außerdem, damit die Juteressen des Glaubens und der xeligiösen Freiheit gedeihen köunten, gebe es Bedingungen guter Politik, welche die Regierung ihnen sichern müsse. (Beifall.) Blos dem Schwunge der Begeisterung überlassen, welche den Grafen Montalembert beseele, würden der Glaube und die religiöse Freiheit nicht gedeihen. Viel schwierigere Sorgfalt von Seiten der Negie- rungen sei nöthig zu Erreichung des Triumphes einer so großen und heili- gen Sache. (Lebhafte Zustimmung.) Daher sei seine Hoffnung, sein Ver- trauen für die Zukunft Italiens auf den Papst gesezt. Eine unermeßliche Thatsache habe derselbe vollbraht. Seit Jahrhunderten habe kein Papst an einer Reform in seinen Staaten gedacht. Daß Pius 1X. sie unternom- men, genüge allein, ihm Auspruch auf Vertrauen zu geben. Es wäre un- verzeihlih für die Jtaliener, wenn sie dem Papste nicht Vertrauen schenkten. (Allgemeiner Beifall.) Aber den meisten Reformatoren habe gefehlt und fehle, selbst denen auf dem Throne, ein Anhaltepunkt, (Nuf: Das if wahr, das ist wahr!) Wenn sie den Anstoß zur Bewegung gegeben, reiße sie diese über ihren ersten Gedanken hinaus, und fie vermöchten das Steuerruder das ihren Händen entfahren, nicht wiederzufinden. (Beifall ) Jm Papste aber habe man nicht blos ein bewundernswerthes Prinzip der Reform, ondern auch ein Prinzip des Widerstandes, So eben habe man gesagt, der Papst sei vor Allem ein geistlicher Fürst; vor wenigen Tagen aber habe Graf von Alton Shee geäußert, der Katholizismus sei unver- träglih mit der Freiheit, Das sage man überall, besonvers in Jtalien. Ein italienischer Schriftsteller, Mazzini, der bekannte Flüchtling, habe in einer Schrist nachzuweisen gesucht, daß das Papstthum unvereinbar sei mit der Freiheit Ztaliens. Daraus ersche man, daß der Papst und das Papst- thum beunruhigt, bedroht sein würden, Der Papst habe sehr Recht, dar- über zu wachen, daß seine geistlihe Souveraineiät unbecinträchtigt bleibe, denn das sei scine Wesenheit selbst; ferner habe er Recht, über die zeit- lihen Bedingungen zu wachen, an welche diese Souverainetät geknüpft und die für die Unabhängigkeit nöthig seien. (Zustimmung.) Dieses Prinzip des Vertrauens, dieser Haltpunkt werde aber na des Redners Ueberzeu- gung nicht fehlen, und darauf baue er seine Zuversicht zu Îta- liens Zukunst, (Beifall) Die revolutionairen Parteien kümmerten sich in ihrem Eifer allerdings wenig um Religion, Katholizismus, Papstthum, sie glaubten Alles das wie in einem Strome mit fort- reißen zu fönnen. Sie hätten es bereits versuht und glaubten sogar diese Größen der menschlichen Gesellschaft bereits mit fortgerissen zu haben (Beifall), aber diese hâtten sie zu überwinden gewußt und würden auch die Anstrengungen der revolutionairen italienischen Liga zu überwinden wissen. (Bravoruf.) Darum habe er großes Vertrauen in Jtaliens Zu- kunft, ein Grund mehr, die reformistishen Souveraine in Jtalien und die (Hemäßigten daselbst zu unterstüßen, Die anderen Negierungen würden mehr und mehr die Nothwendigkeit begreifen, die gleiche Bahn, wie die reformistischen Souveraine, zu beschreiten, und er habe die Zuversicht, daß

ihnen von außen kein bedeutendes Hinderniß in den Weg gelegt werden

(Sensation.) Graf Saint-Aulaire habe gesagt, was Oesterreich Jett könue si Niemand die Gefahren diefer Macht in Jtalicn verhehlen. (Bewegung.) Niemand könne sich verhehlen, daß es in seiner Existenz in Jtalien bedroht ci, _ És könne un- möglich die Vorsihts-Maßregeln verabsäumen, deren es um |einer Sicherheit willen bedürfe. Die französische Negierung habe von Oesterreich verlangt, daß es der Unabhängigkeit der itauenishen Souveraine in ihren Staaten und in den begonnenen Reformen nichts in den Weg lege. Er glaube nun zusichern zu können, daß, wenn diese Arbeit fortfahre, sich vor jedem revolutionairen Uebergriff zu bewahren, Oesterreich sich derselben nicht widerseßen werde, Ueber die Lage Ztaliens und das einzuhaltende Verfahren habe er in einer Depesche vom 27, Sep- tember 1847 an den Grafen Kossi sich dahin ausgesprochen: die französi- sche Politik gegen Rom und Jtalien, wie sehr man sie auch zu entstellen suche, sei sehr einfah. Der Papst wolle in seinen Staaten die ihm noth- wendig dünkenden Reformen einführen, im Interesse seiner Unterthanen und um der Kirche und der Religion den ihnen gebührenden Einfluß wiederzu- geben. Beide Absichten billige die französische Regierung, beide Ziele seien ut für den König zu Paris wie für den Papst in Jtalien. „Wir wollen“, ährt die Depesche fort, ,, den Papst gegen die ihn bedrohenden Gefahren schüßen, gegen die stationaire Gefahr und gegen die revolutionaire Gefahr, Es giebt eine Partei , welche die Unbeweglichkeit will; es giebt eine an- dere, welche Alles umstürzen will, ir wollen dem Papst helfen,

würde. 1830 bis 1832 in Jtalien gethan.

ich zu vertheidigen gegen die eine, und im Nothfall werden wir fa S eribelbigen gegen diese doppelte Gefahr. Wir sind durch- aus nicht stationair und am allerwenigsten revolutionair , eben o wenig für Rom, als für Frankreih, Wir wissen durch unsere eigene Erfahrung, daß der revolutionaire Geist der Feind aller Regierun- gen is, der beschränkten, wie der unumschränkten, und daß es das erste Jn- teresse einer verständigen Regierung ist, dem revolutionairen Geist zu wi- dersteben. Das is die Politik der richtigen Mitte, die Politik des gejunden Menschenverstandes , die wir für unsere Rechnung üben und die wir dem Papste anrathen. Man sagt, wir seien im Einverständniß mit Oesterreich, der Papst könne niht auf uns renen in seinen Beziehungen zu diejer Macht. Alles das ist Lüge, eigensüh:ige und berechnete Lüge der statio-

nairen Partei, die uns verschreien will, der revolutionairen Partei, welcher

wir widerstehen und die uns überall angreift. Wir sind im Frieden mit Oesterreich und wollen dabei bleiben, weil der Krieg mit Oesterreich der Krieg mit Europa is, Wir glauben, auch der Papst hat ein großes In teresse, mit Oesterreih in Frieden zu leben, weil der Krieg mit Oesterreich, einer fatholishen Macht, die Schwächung der Religion und des Katholizismus in Jtalien is, Die Reformen in Jtalien gefallen Oesterrei nicht sehr, so wenig als ihm unsere Juli - Revolution gefallen hat, wie legitim sie auch war, eben so wenig als ihm unjere coustitutionelle Regierung gefällt, wie legitim sie au sein mag. Aber wir haben erfannt, daß die österreichishe Regierung eine verständige Regierung is, fähig, ic mit Mäßigung zu benehmen, die Unabhängigkeit der italienischen Souve- raine zu ahten. Wenn eine Intervention statthätte, so kann ich Ihnen das Folgende sagen. Lassen Sie keinen Zweifel darüber, daß wir in der Ge- fahr den Papst, seine Regierung und seine Souverainetät, heine Unabhän- gigkeit und seine Würde wirksam unterstüßen werden. (Beifall.) Möge der Papst vollkommen überzeugt sein, daß, wenn er sich an uns wendet, un- sere feste Unterstüßung ihm nicht fehlen wird.“ (Bravo! Bravo!) „Jch bin überzeugt“, {ließt der Minister nach Verlesung der Depesche, „daß Graf Montalembert diesen Brief nicht zu lau finden wird. (Ruf : Nein! Nein!) Wohlan! Jn demselben liegt unsere ganze Politik.’ Anhaltender Beifall folgte der Nede des Minifters. Hierauf ent- wiclten der Fürst von der Moskwa unv Baron Charles Dupin ihre (gestern mitgetheilten) Amendements, Ersterer erzählte allerlei in Jta- lien umlaufende Gerüchte, über Ausschiffung von 2000 Mann der französi- schen Flotte, die eine contrerevolutionaire Bewegung unterstüßen sollten, und dergleichen, welche Herr Guizot sämmtlich für fals erklärt, Der Mini- ster beantragt Zurückverweisung dieser Amendements an die Kommission, da er das Prinzip derselben annehme, aber über die etwaige Fassung seine Be- merkungen ih vorbehalte. Nachdem Baron Barante das Schweigen des Adreß - Entwurfs über den Papst aus Rücksichten der Zurückhaltung erklärt hatte, wurde die Zurückverweisung der Amendements an die Kommission beschlossen,

París, 13, Jan. Der König führte vorgestern in eiuem Minister - Rathe den Vorsiß und arbeitete sodann mit Herrn Guizot und dem Kriegs - Minister. Dem König Leopold ist nun auch seine Gemahlin wieder nach Brüssel zurückgefolgt. Heute früh war unter den Spekulanten des Passage de l’Opera wieder einmal das Gerücht verbreitet, daß der König erkrankt sei. Se. Majestät, hieß es, sei gestern bei Tisch unwohl geworden und habe zur Ader lassen müssen. Die 3prozentige Rente fiel auf dies Gerücht auf 74 Frcs. 10 Ceut., beim Abgang der Post aber war sie wieder bis 74 Frcs. 30 a 50 Cent. gestiegen. Galignani's Messenger erklärt, er habe Er- fundigungen eingezogen und erfahren, daß nicht das Geringste an je- nem Gerüchte wahr sei; zwar leide der König seit einigen Tagen etwas am Schnupfen, aber so wenig, daß Se. Majestät nicht ver= hindert sei, an einem \o eben stattfindenden Kabinetsrathe Theil zu nehmen. | Aus Toulon wird unterm 7. Januar geschrieben: „Die Ober- Behörde hat hinsichtlich Abd el Kader?s, seiner Familie und seines Gefolges Weisungen empfangen. Der Emir soll morgen mit seiner Mutter, seinen drei Kindern, seinem Schwager und einem Vertrauten nah dem Fort Lamalgue gebracht werden; die übrigen jeßt im Laza- retto weilenden Araber wird man uach dem vou Toulon abhängigen Fort Malbousquet senden. Diese Verfügungen sind gestern Abend gleichzeitig mit dem Oberst - Lieutenant Lheureux, Adjutanten des Kriegs-Ministers, angelangt, welcher den Oberbefehl im Fort Lamal- gue übernehmen wird, dessen bereits ziemlich ansehnliche Besaßung noch verstärkt werden soll. Abd el Kader und seine Familie wird man dort im ersten Sto unterbringen, und mehrere Offiziere haben daher ihre Wohnungen räumen“ müssen. Aus den im Fort angeorbd= neten Vorkehrungen und Vorsichts-Maßregeln muß man folgern, daß der Emir dort mindestens für einé Zeit lang als Gefangener bleiben soll, Man wird seine Person sogar nie ohne Bewachung lassen und ihm nux auf der Terrasse des Forts eineu Spaziergang gestatten. Er soll heute mit der Entscheidung, welche die Regierung in Bezug auf ihn gefällt hat, bekannt gemacht werden.“ Es wird übrigens jeßt versichert, daß die Ratification der zwischen dem Herzoge von Aumale und Abd el Kader getroffenen Uebereinkunft am 7. Januar im Minister = Rathe beschlossen worden sei, daß man aber Alles auf- biete, den Emir, welcher im Paschalik von St. Jean d’Acre seinen Aufenthalt zu nehmen begehre, zu einer anderen Wahl zu veranlassen. Die Regierung schlage ihm Korsifa zum Aufenthalt und eine jährliche Pension von 200,000 Fr. vor. S

Der Königliche Gerichtshof soll beschlossen haben, in der Ange- legenheit Petit's, der eine Denkschrift über angeblichen Stellen - Ver= fauf durch Herrn Guizot's Secretair, wobei der Name eines Pairs betheiligt ist, dur den Druckvoeröffentlicht hat, eine Untersuchung ein- zuleiten und so die Sache vor sein Forum zu ziehen.

Das in der Sißung der Pairs - Kammer am 11. Januar vom Großsiegelbewahrer verlesene Schreiben des Marquis von Boissy an Warnery berichtet diesem zuerst über das Resultat der Schritte, welche der Marquis für den Gefangenen beim Polizei - Präfekten gethan, worauf es weiter lautet :

„Jch weiß nicht, ob Sie Beweise haben oder niht, wenn uicht gegen alle, wenigstens gegen einige der Personen, we!he Sie genannt; aber wie Jedermann, mit Einschluß Jhrer Richter und derjenigen, die Sie eher er- drosseln würden, als sie vor die Gerichte des Landes stellen, glaube ih, daß Sie im Vergleich zu den Thatsachen nur noch wenig gesagt haben. Unsere Regierung is die fkorrumpirendste und forrumpirteste, wie dem Auslande gegenüber die feigste und verrätherischste aller Negierungen, die je auf Frank- reich gelastet, Es is der Raub, die Verschleuderung, die Schmach, perso- nifizirt in der Vereinigung einiger als Minister verkleideter Ju- dividuen, Stummen des Serails, Werkzeugen des s\chändlich- sten und schmuyzigsten Systems, das es je. gegeben. Muth, mein Herr. Suchen Sie die Justiz des Landes zu Hülfe zu rufen, sie, deren die Gewalt sich nicht nach Belieben bedient, um den Schuldigen freisprehen und den Unschuldigen verurtheilen zu lassen. Entschleiern Sie, wenn Sie es vermögen, alle diese gouvernementalen Schlechtigkeiten , alle diese Räubereien, autorisirt von einer Regierung, die nur durch Corruption ihr Leben fristetz reißen Sie, wenn Sie es vermögen, allen diesen consti- tutionellen Schauspielern die Maske ab, die sih unserer Jnstitutionen nur gegen das Land bedienen, um es zu verderben und zu erniedrigen, Die Beit der Gerechtigkeit is nicht fern, Die Regierung hat das tiefste Dunkel haben wollen: es wird Licht werden; binnen kurzem, hoffe ich, wird die Ge- rechtigkeit Gerechtigleit sein und niht das Werkzeug, dessen sih die Gewalt bedient, um Diebe und Mörder zu begünstigen, und die zu verfolgen und zu vernichten, die ihre Verbrechen denunziren wollen, Den Ersteren alle Freiheit, um die Freiheit zu erhalten. Den Leßteren alle Strenge, welche die Furcht, daß die Wahrheit sich Bahn breche, ersinnen kann. Muth, mein Herr, Die Gewalt will Sie erdrosseln, das Land, die Tribüne werden Jhre Stüye sein, Liefern Sie uns die Mittel, von Angesicht zu Angesicht diese brevetirten Diebe anzugreifen, und Sie werden sehen, daß wir nicht zurückweichen. Wir werden so laut auf- treten, als die Verfassung es “uns erlaubt, und wenn, wie es die allgemeine

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Meinung is, die Gewalt sich in habgierigen und bestochenen Händen befin- det, so wird ein neuer Prozeß die habgierige und bestochene Gewalt brand- marken. Mag die Gewalt immerhin an die günstige Stimmung der Ar- mee glauben: die Armee verachtet sie, die Armee is entrüstet, daß sie ihre Belohnungen nur für Antichambre - Dienste hat, daß Grade und Auszeich- nungen nicht für vergossenes Blut ertheilt werden und für militairische Er- folge, sondern für die Dienstleistungen von Lakaien. Die Marine! Jh habe eben ihre ausgezeichnetsten Männer gesehen. Nichts als Klagen, Ver- wünshungen, Anklagen von Spihbubenstreichen. Lassen Sie sih nicht cin- \chüchtern z sie wollen Jhnen Angst einjagen, halten Sie sich standhaft; auf die Häupter jener wird das Gewicht der öffentlichen Verachtung fallen, des allgemeinen Unwillens, der Abneigung aller Klassen, von der ersten bis zur lezten. Suchen Sie Zeit zu gewinnen bis zur Eröffnung der Kammern, und liefern Sie uns das Detail der Beschwerden, die Sie glauben erheben zu fönnen, Sind sie gegründet, so zählen Sie darauf, daß wir ihnen allen möglichen Widerhall geben werden. 4 le ung M E R über alle Zhre Verhöre und über die Art, wie dieselben geführt sind, für oder gegen Sie. Hat man zur Kenntniß der Wahrheit gelangen wollen ? Hat man nicht im Gegentheil sie hindern wollen, ans Tageslicht zu kom- men, um nicht Schuldige zu finden, die noch auf ganz andere hinführen ? Ihr Bertheidiger hat eine chóöne Aufgabe, Möge sie ihm gelingen, das ist mein herzlicher Wunsch,“

x Paris, 13. Jan. Jun der heutigen Sißung der Pair s- Kammer drückte der Berichterstatter der Adreß-Kommission, Herr von Barante, zuerst das Befremden dieser Kommission darüber aus, daß gestern ein Redner gesagt habe, sie shreite nur mit Widerstre=- ben zur Entwerfung eines Zusaß- Paragraphen zur Adresse in Betreff des Papstes. Sie wünsche sich vielmehr Glü dazu, daß sie das Amendement des Baron Charles Dupin und tes Grafen Tascher mit einer Modification zulässig erklären fönue. Der Berichterstatter liest die neue Fassung vor.

Herr Cousin erklärt sich mit der dem“ Amendement jeyt gegebenen Fassung zufrieden, weil darin ausdrüdlich die Weisheit des Papstes anerkannt werde. Durch Annahme dieses Zusaz-Paragraphen von Seiten einer ton- servativen Kammer erhalte der Conseil-Präsident eine neue Stärke, ohne daß ihm dadurch ein Hinderniß in den Weg gelegt würde, Wenn man der Fortsetzer der Politik Casimir Perrier's sei, könne man sich nicht selbst ein Dementi geben. Papst Pius 1X. habe seiner großen Seele gehorcht, dem Gefühle der Interessen seines päpstlichen Thrones, dem politischen Be- dürfnisse seines Volkes. Zu Rom gebe es einen Orden, der für den Krieg errichtet worden, Dieser Orden, die Gesellshaft Jesu, werde alle

Liefern Sie uns umständliche Details ;

Negieruugen verderben, die ihn unterstüßtenz sie möchten sich warnen lassen. Der Redner schildert den Einfluß dieses Ordens und dessen Folgen für die Staaten, wo er sich befinde, mit den shwärzesten Farben. Herr Cousin bedauert, daß gestern dem Grafen St, Aulaire ein Wort entschlüpft sei, nämlich, daß die Mitwirkung Oesterreichs nöthig sei. Nein, sie sei nicht nöthig, aker die Mitwirkung Jtaliens sei uneutbehrlih. Ohne Zustimmung Jtaliens könne nichts Dauerhaftes dort begründet werden. Furst Metter- nih habe dort cinen Gegner gefunten, auf den er nicht gerechnet. Dieser Gegner sei die Natur der Dinge, die Alles mit fortziehe und umgestalte. An dem Tage, wo Oesterreich sich des Mailändischen bemächtigt, habe es an seine Seite eine Plage gelegt, die es peinige, die an ihm nage. Herr Cousin räth indeß den JÎtalienern, \ih besonders vor der Frage der Umge- staltung der Territorial-Verhältnisse zu hüten. Auch den beiden Fürsten , die dem Austoße gefolgt, welhen der Papst gegeben, müsse man Sympathie zeigen, Er stimme also für den modifizirten Zusaß - Paragraphen, _Herr BictorHug o steigt auf die Rednerbühne. Marquis vonBoissv: Er sei vor Herrn Victor Hugo eingeschrieben , welcher, während er spreche, Zeit habe, den Paragraph 7 zu lesen. Ex empfinde ein Bedürfniß (allgemeines Gelächter), das Bedürfniß, die Aufmerksaukeit der Kammer auf zwei mi- nisterielle Fragen zu lenken. Er fürchte, was Graf Saint-Aulaire gestern über die Jnstructionen von Herrn Laffitte gesagt, daß er sich 41831 dem Einrücken der Oesterreicher in Modena, Parma u, \. w. nicht widerseßen solle, sei nur gesagt worden, um jeßt sich darauf zu stügen und es eben so zu machen, zum Nachtheil Jtaliens (Unterbrechung). Er verlangt Aufklärung vom Kabinet hierüber. Allerseits herrsche in Jtalien lebhafteste Sympathie für Frankreich, aber tiefe Antipathie gegen die französische Regierung. Der Ruf zur Abstimmung erstickt die Stimme des Redners, der vergeblich wei- ter zu sprechen sucht, Herr Victor Hugo spricht noch in sehr enthusiasti- chen Ausdrücken von der Weisheit des Papstes, worauf der Zusatß-Para- graph angenommen wird, i p : ;

Die Büreaus der Deputirten = Kammer haben gestern die Prü fung des Ausgabe-Budgets für 1849 mit der allgemeinen Diskussion der Einnahme und Ausgabe begonnen und heute fortgescbt. Die Finanzlage hat lebhafte Angriffe von einigen Mitgliedern erfahren. Heute versammelte sich die Adreß- Kommission, um den Bericht des Herrn Vitet zu hören. Sie war um 5 Uhr noch versammelt. Ueber- morgen wird der Adreß-Eutwurf wahrscheinlich in öffentliher Sißung verlesen werden.

Vorgestern hatte der Graf Montalembert über die Petitsche Sache eine Juterpellation an den Conseil-Präsidenten richten wollen, aber der Marquis von Boissy kam ihm zuvor. Die Antwort, welche Herr Guizot gab, stimmte genau überein mit den Erklärungen dessel= ben Betreffs, welche er bercits vor der Adreß - Kommission der De- putirten-Kammer abgegeben hatte. Die Sache macht allerdings eini- gen Lärm, allein sie wird nicht von erheblichen Fo!gen sein. Was Herr Guizot sagte, daß dieser Mißbrauch des Verkaufs von Stellen solcher Personen, die aus dem Dieuste sich zurückziehen, an solche, welche in denselben eintreten oder befördert fein wollen, {hon sehr alt sei, fann troß aller Protestationen des Grafen Molé, des Gra=- fen Argout und des Herrn Hippolgte Passy, als scien unter ihren Verwaltungen dergleichen Dinge nicht vorgekommen oder wenigstens nicht zu ihrer Kenntniß gelangt, nicht in Abrede gestellt werden, weil es notorische Thatsache ist, die so zu sagen mit den französischen Sitten vom alten Regime her schon verwachsen war. Das Kabinet hatte im vorigen Jahre durch den damaligen Finanz-Minister Lacave - Laplagne, als Herr Luneau diesen Mißbrauch in der Deputirten-Kammer rügte und Beweise dafür beizubringen sih anheischig machte, erklärt, daß das Kabinet durchaus nichts der Art mehr dulden würde. Seitdem ift nichts Aehnliches vorgekommen oder wenigstens bekannt geworden ; was früher vorging, wird man aber wahrscheinlich nach einigem Lärm der Vergessenheit übergeben. Daß die früheren Minister, welche gestern die Verwaltungen, an denen sie Theil genommen, gegen den Verdacht in Schuß nahmen, solche Mäklereien mit Aemtern geduldet zu haben, immerhin Herrn Guizot gegenüber im Vortheil waren, läßt ih nicht in Abrede stellen, wenigstens insofern, als sie, wie Graf Molé dies auch wirklich gethan, von sih sagen konnten, daß in ihren Kabinetten niemals dergleichen Geschäfte gemacht oder gar Gelder hinterlegt worden seien. Der Feldzug aber, den der seiner Extravaganzen wegen längst bekannte Marquis von Boissy zu Gunsten des \o zu sagen, privilegirten Skandal - Jägers Warnery, ja fast in Gemeinschaft mit demselben, unternommen hat, kann eben \#v wenig zu etwas Ernstlichem führen. Warnery, vor Gericht {hon mehrfach der Unwahrheit überführt, sit im Gefängnisse und wird der Strafe nicht entgehen. Und einem solchen Menschen konnte ein Pair von Frankreih einen Brief schreiben, wie der, welhen der Großsiegelbe- wahrer gestern der im höchsten Grade darüber entrüsteten Pairs=- Kammer vorgelesen hat. Man hat im vorigen Jahre dem General Cubieres ein Verbrechen daraus gemacht, daß er in dem bekannten Briefe an Parmentier sich der Aeußerung bedient hatte: „Vergessen Sie nicht, daß die Regierung in habgierigen und bestohenen Hän=- den ist.“ Diese Aeußerung wurde der unmittelbare Anlaß zu dem Prozesse, der ihn wie den mitshuldigen ehemaligen Minister Teste politisch und moralisch vernichtete, Was aber der Marquis von Boissy in seinem Briefe an Warnery sagt, isst tausend-

mal ärger, seine Schmähungen gegen die Regierung über=-

steigen jeden Begriff , und außerdem giebt er Warnery förmliche Anleitung, wie dieser es anfangen solle, um den Prozeß gegen ihn so lange als möglich hinauszuziehen. Daß aber die Regierung ge= gen den Marquis von Boissy 'gleihfalls gerihtlihe Schritte thun werde , wie früher gegen den General Cubieres , is durchaus nicht anzunehmen : einerseits sind die Uebertreibungen des Briefes so groß, daß man es zuversichtlich dem gesunden Menschenverstande überlassen fann, darüber ein Urtheil zu fällen; andererseits rechtfertigt die ei- enthümliche Persönlichkeit des Marquis von Boissy die Unterlassung hes Schrittes gegen ihn. Aber weun auch diese Geschichten keine unmittelbaren ernsten Folgen für das Ministerium haben, so sind sie doch höchst mißlich wegen des s{hlimmen Eindrucks, den sie unter dem Publifum im Großen zurülasseu und der sich allmälig au selbst den Anhängern des Ministeriums, wenigstens einem Theil derselben, mittheilen fönnte. So manhe Symptome sind vorhanden, welche be- stimmt darauf hindeuten, daß eine fsolhe Besorgniß keineêweges ganz in das Reich der Chimairen gehört. Großbritanien und Irland.

London , 12. Jan. Der Hof i| gestern von Windsorschloß nach Claremont abgegangen. ;

Der Morning Herald erklärt in Folge einer Mittheilung der

Times, nah welcher das Marine-Budget für das nächste Jahr sehr bedeutend vermehrt werden soll, daß diese Vermehrung nur etwa 200,900 Pfo. betragen werde, eine Summe, die für alle Ausgaben, \-lb} zur Vollendung der neuen Dampfschifffahrts-Unternehmungen in Portsmouth und Devonport, zur Verstärkung der Werft-Bataillone 2c. hinreiche. Z ; De: Hampden is gestern durch die vom Erzbischof von Canter- bury damit beauftragten Kommissarien in einer Kirche in Cheapside fonfirmixt worden. Die Feierlichkeit wurde auf eine unangenèhme Weise gestört, indem ein Herr Townsend im Namen einiger Geistli- hen von Oxford und ein Dr. Addams im Namen des bekannten De- danten von Hereford gegen die Wahl protestirten. Es wird nâm- lich vor der eigentlichen Ceremonie in der Kirche öffentlich ausgeru=- fen: „Hört! Hört! Hört! (oyez, oyez, oyez) Jedermann, der der Conférmation des N. N. zum Bischof und Pastor der Kathe- drale von N. N. widersprehen wird oder will, trete vor und mache seine Einwendungen in gehöriger Form, wie das Geseß besagt, und er soll gehört werden.“ _ Beide wur- den jedo mit ihren Protesten abgewiesen, und die Kommissarien er- flärten sich verpflichtet, die Confirmation zu vollziehen. Die Kirche war gedrängt voll, und der neu konfirmirte Bischof wurde, als er nah beendigter Feierlichkeit die Kirche verließ, von dem Volke mit allgemeinem Jubel begrüßt; das Drängen war so groß, daß er seinen Wagen nicht erreichen konnte und in die zunächststehende Kutsche steigen mußte. Bei der Confirmation eines Bischofs muß immer ein Alderman von London von Amts wegen zugegen sein, und diesmal traf die Reihe den jüdischen Alderman Salomons. Die Kolonial - Bank hat heute eine Versammlung gehalten und beschlossen, in Folge des bedrängten Zustandes der westindischen Ko- lonieen feine Dividende auszutheilen. Die Circulation der Bank ist 236,137 Pfd. St., ihre Deposita und andere Verbindlichkeiten betra- gen 671,158 Pfd. St,, das eingezahlte Kapital ist 500,000 Pfd. St. großz der Gewinn im leßten halben Jahre beträgt 22,236 Pfd. St. An Metallgeld besißt die Bank 173,973 Pfd. St. Die Aus= stände der Bank in den Kolonieen betragen an guten Wechsel - For=- derungen 593,663 Pfd. St., Darlehen in Geld u. #. w. 164,937 Pfd. St., in London 449,731 Pfo. St. Dubiöse Schulden 29,431 Pfd. St.

Aus Canada is} das Fallissement des Herrn Joseph Cunard in Miramichi gemeldet worden. Der Globe berichtet nun in seinem Börsen - Artikel, daß dieses Fallissement, das sehr bedeutend sein soll, den Herrn Samuel Cunard, Eigner der bekannten Post-Dampfschiffe, niht berühre.

X London, 11. Jan. Man muß gestehen, Lord John Rus- sell hat mit seinen Bischöfen Unglück. Zweihundert Jahre sind ver- flossen, seitdem zum leßtenmal das Mittel des Einspruches gegen einen gewählten Bischof eingelegt wurde, und jeßt habea wtr in einer Woche erlebt, daß zwei Prälaten der Russellsshen Schule dieser Feuer- probe unterworfen wurden. Dr. Lee, der neue Bischof von Manche= ster, is der Trunkenheit und Dr. Hampden der Kegerei angeklagt worden. Jch bemerke indeß sogleih, daß Jedermann die Anklage gegen den Dr. Lee, welche entweder wahnsinnige Täuschung oder ab= gefeimte Bosheit erfunden hat, für ungegründet hält, aber sie if doch nun einmal da und muß gesoblich erledigt werden, da es mon- strós wäre, unter der Autorität der civilen Gewalt die Consecration eines Mannes vorzunehmen, der solches Vergehens schuldig befunden werden könnte. Die Scene aber in der Kirche, welde dieser Ein=- spruch hervorrief, war um so mehr absurd, als der Beamte des Erz- bischofs Alle, die etwas einwenden wollten, aufgerufen hatte, damit sie gehört würden, und darauf denen, die sich nun wirklih erhoben, zur Antwort gab, daß das Geseß es so befehle und sie niht gehört werden fönnten.

Jn dieser Weise hat Lord John Russell sein geseßliches Recht festgestellt, Jedermann zum Bischof zu erheben, auch wenn er ein Trunkenbold oder Keter wäre! und er hat dies gethan, um die Kirche von England dadur mehr mit der Oberhoheit der Civilgewalt aus- zusöhnen.

Die lebten Nachrichten aus Jrland lauten ungewöhnlich gut, Ein Spezial-Assisengeriht is in der Grafschaft Limerick abgehalten wor= den und 24 Verurtheilungen wegen verschiedener agrarischer Frevel, unter denen viele Mordthaten, sind erfolgt. Kciner der in Unter- suchungshaft befindlichen Gefangenen is freigesprochen worden, ein Beweis, daß Sachwalter, Zeugen und Geshworene mit Entschlossen- heit ihre Pflicht thaten. Unter den zum Tode Verurtheilten befand sich ein Junge - von 19 Jahren, der niht weniger als neun Personen im leßten Jahre ermordet hatte. Ein anderer \{chwerer Verbrecher, mit dem Beinamen Puck, wurde wegen Ermordung eines kleinen Pachters, Kelly mit Namen, den er an seinem eigenen Heerde im Schoße seiner Familie erschossen hatte, zum Tode verurtheilt. Der Elende äußerte nur: „Zl wünschte, man hätte mih für den Mord Watson's gehängt (ein anderes seiner Opfer), weil dann die Kellys nicht hätten so triums phiren können!“ Wie harakteristisch is dies fur deu barbarischen Geist dieses Krieges der Geschlechter und Familien! und wie vers wandt mit den wilden Frevelthaten der celtishen Clans in den shot- tischen Hochlanden unter dem Vorwande von Feudal -Streitigkeiten, welche aber in der That nihts Anderes, als organisirte Mord-Systeme waren! Ein anonymer Brief zirkulirt jeßt in ZJrland, angeblich von einer portestantischen geheimen Gesellschaft unterzeihnet, deren Mit» glieder sich verpflid,tet haben sollen , die römisch-katholishen Priester in allen Ortschaften, wo Mordthaten vorfallen, gleichfalls ermorden zu lassen. Die Regierung wird demna alle Klassen zu schüßen haben, doch is dieses diabolische Schreiben wahrscheinlich nur eine Drohung, und im Laufe dieser fürchtlihen Wirren i} bis jeßt noch feine Mordthat von einem Protestanten begangen worden.

Man spricht heute davon, der Graf von Carlisle sei gestorben, ein Ereigniß, das hon seit mehreren Tagen erwartet wurde, Sein