1848 / 20 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S M S S c: I I T M B

der Bau der ichti Urheber alles Guten, daß ? )

aufrichtigem Bas fp Berge Zion so weit fortgeschritten ist, protestantischen r Hülfe hoffen dürfen, ihn im Laufe des om t- «s rae sehen; und da um Ostern die meisten Rei-

den Frühlings p E welche Interesse an unserem Werk nehmen fenden zu fommen y ‘§ ihre Gegenwart stärken, so gedenke ih am und unsere Hände dur woche den 19. April dies Gebäude Mittwoch in EEE E weihen, wenn anders der heilige bein Dienste des Erlösers ol den ‘nichts mächtig und nichts Wille dessen es zuläßt, „, 09ne (ch der Gebete und Fürbitte E i. Tief aber fühle ich n er N pi L P heilig 1 rft, elde Gott lieben und Zion Glü wünschen áller derer bedürftig, welche C U P E e Cu zuè bei dieser feierlihen Gelegenheit. Deshall E 1 es E S Pflicht, im Namen unseres angebeteten Erlösers, dejjen un A z Liebe wir alsdann preisen, dessen versöhnendes Leiden w11 aisyayn feierlich begehen, in besonderer Weise aufzuheben gläubige L erzen und reine Hände zum Herrn und mit uns zu beten, daß er selbjt dies Haus weihen wolle durch seine bleibende Gegenwart uud durch Ausgießung seines Geistes auf alle Diener dieses seines Heiligthums und auf alle die, welhe ihn in demselben anbeten w:rdeu, ja, daß ex seine Hände ausstr:-cken möge und das Uebrige von Jsrael sammeln, damit sie Alle kommen mögen, ihn anzubeten, den sie cinst auf diejen Berge verwarfen! 2

Seit meiner Ankunft gegen Ende des vergangenen Jahres haben wir Ruhe und Frieden genossen, Jeder in der Stille in seinem Kreise wirkend, je nach dem ihm Gelcgenheit gegeben wurde, den ungus= forshlihen Reichthum Christi den armen Kindern Abrahams und Anderen zu verkündigen. So viel wir gehört haben, ist ein Geist des Forschens unter den Juden. Bon Zeit zu Zeit erfahre i, daß es hier viele Juden giebt, die halb überzeugt sind, daß Jesus sci der Christz viele, welche insgeheim das Neue Testament lesen. Ge- ringer is die Zahl derer, welche den Muth haben, ihr Herz den Missionaren zu öffnen oder sie zu besuchen und bei sich zu sehen. Aber nur sehr wenige wagen es, ihren Glauben an den gefreuzigten Erlöser zu bekennen.

Dagegen aber siud auch die Schwierigkeiten, welche sich den Juden in den Weg stellen, die an Christum glauben und seineu Na-= men bekennen möchten, fast unüberwindlih, denn sie müssen nicht uur alle ihre Vorurtheile besiegen, sondern auch gewissermaßen alle Bande der Natur und gewohnten Neigung zerreißen; sie müssen gefaßt sein, die Liebe und Freundschaft ihrer Verwandten und Freunde in Verach= tung und tödtlichen Haß verwandelt zu sehen, von dem Augeublicke an, wo sie ihren Glauben an Christum bekennen; und obgleich sie größtentheils sehr arm sind, müssen sie bereit sein, das Wenige zu verlieren, was sie als Juden von den Allmosen ihrer Brüder nach dem Fleish aus verschiedenen Theilen der Welt empfingen. Dennoch finden sih einige, denen die Ueberzeugung der Wahrheit, daß Jesus vou Nazareth der wahre Messias is, Krast giebt, alle Schwierig- feiten zu besiegen. Jm Laufe dieses Jahres sind fünf erwachsene Juden durch die Taufe in die hiesige cristlihe Kirche äufgenommen worden, von denen einer, ein 17jähriger Jüngling, zuvor ein gutes Bekenntniß bekaunt hatte, während einer zweimonatlichen Gefangen- {aft um Christi willen. Er ist seitdem aus diesem Leben geschieden, Seit dem Jahre 1839 sind 31 erwachsene Juden und 26 Kinder zu Jerusalem getaaft worden. Eine sehr geringe Anzahl freilih im

Vergleich zu der Menge dieses Volkes, welche in ihrem Unglauben und Aberglauben dahinfährt, Aber bedenkt man guf der anderen Seite wiederum, daß eine unsterbliche Seele mehr gilt wie die ganze Welt (Matth. 16,26), wer darf sagen, vorausgeseßt, daß alle oder auch nur wenige dieser Proselgten von Herzen gläubig geworden, daß der Erfolg un- genügend für die Bemühungen und den Aufwand der Gesellschaft und ihrer Sendboten sei? Jch muß gestehen, daß die meisten dieser Bekehrten noch s{chwacch im Glauben sind und vieler Sorgfalt, Wach- samkeit und Fürbitte unsererseits bedürfen; aber auf der anderen Seite muß ih zum Lobe der Gnade Gottes sagen, daß viele von ihnen würdig ihres Berufs wandeln. Einige sind bereits als Missio- nare oder Missions-Gehülfen zu ihren Brüdern in andere Länder (Aegypten und Persien) ausgesandt worden, und der Segen Gottes scheint auf ihnen zu ruhen. Von den hier Gebliebenen fann ih sa- gen, daß ste sich es sauer werden lassen müssen, um im Schweiße ihres Angesichts ihr Brod zu essen, und obwohl in Hinsicht auf ihr geistiges Leben Manches zu wünschen übrig bleibt, sie denno streben, mehr und mehr zu wachsen in der Gnade und Enkenntnisßz unseres Herrn Jesu Christi.

Dies führt mich dahin, einer unserer großen Schwierigkeiten hier Erwähnung zu thun, welche in Folge der Geldverlegenheit der Ge- sellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden ver= größert worden is. Dieselbe hat sih genöthigt gesehen das hebräi= \he Kollegium aufzugeben, und ih fürchte, daß dies auch mit dem Arbeitshaus geschehen wird, das bis jeßt *) als ein temporaires Asyl für die Fragenden und Prosfelgten besteht. Es is bekannt, wie auch vorhin bemerkt, daß die Juden in Palästina größtentheils sehr arm sind; deshalb, wenn ein Jndividuum so weit von der Wahrheit des Evangeliums überzeugt worden, daß es weiterer Belehrung begehrt, verliert es alle Unterstüßung, die ihm als einem Juden zufloß, und, um si vor dem Hungertode zu \{ügen, bleibt ihm nichts übrig, als sich wenigstens äußerlih den Missionaren in die Arme zu werfen, Da nun die den Missionaren zu Gebote stehenden Mittel zur Unter- stützung der armen Lernbegierigen und Proselgten den zahllosen an sie gemachten Ausprüchen bei weitem nicht gewachsen sind, so steigert sich diese Schwierigkeit um so mehr, je größer der Erfolg der Missionare ist. Daraus is zu erklären, wie kürzli einer der Missionare äußern fonute, als mehrere Juden geneigt schienen, zum Christenthum über- zutreten, „er fürchte jedesmal, wenn er sie wiedersähe, daß sie ent- schieden nah besonderem Unterricht und der Tauf: verlangen möchten, da er nicht wisse, wie man sie alsdann vor dem Hungertode würde WUBen Tone : E

Jch halte es hier für meine heilige Pflicht, öffentlich das Zeug- niß abzulegen, daß die Missionare sich vieler Bequemlichkeiten ent- äußern (um nicht mehr zu sagen), ihren leidenden Brüdern aus dem Hause Jsrael vor und nach ihrer Taufe beizustehen] So weit ih die \ih hier aufhaltendeu Proselyten kenne, sind sie in der Regel willig, auf irgend eine Weise ihren Lebensunterhalt durch ihrer Hände Arbeit zu ver= dienen; aber wir wissen nit, wie wir eine gröjere Anzahl hier zu Lande beschäftigen sollen, uud s{icken wir ste nach anderen entfern- ieren Orten, se müssen wird die Reisekosten bestreiten, wie dies der Fall mit sechs Proselyten im Lauf dieses Jahres gewesen is, von denen nur zwei nicht ganz ohne Mittel waren, 1dr Reisegeld aufzu- bringen. Um unsere Lage noch treuer zu schildern, muß ich l'inzufü- gen, daß. die hiefigen Juden zu einer seltsameu Schlußfolge gelommen sind. Da sie uämlih sehen, daß das Hospital in Jerusalem eine Austalt, die vornehmlich den unbekehrten Juden, ihrer großen Mehrzahl wegen, zu Statten kommt, erstaunlih blühend is, und da zugleich von der Gründung einer Anstalt in Jaffa geredet wird, zu Gunsten der Juden, als Juden, gleihsam mit Ausschließung der Proselyten, während die hiesige Mission fast gar keine Mittel besißt, dem Mangel der gläubigen Jsraeliten abzuhelfen, so folgern sie

*) Wir dürfen aus authentischer Quelle versichern, daß es nicht die Absicht des Comité’s der londoner Gesellschaft i, die industrielle Schule zu

scließeu,

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daraus, daß die Missionare den Absichten der Christen in England zuwider haudelten, indem sie ihnen das Evangelium von Christo ver= fündigten. Mehr als einmal habe ih gehört, wie die hiesigen Ju- den sih damit brüsteu, daß die Christen, in Erwartung der balti- gen Ankunft des Messias, der sie, die Juden, zu Herren der Welt machen würde, aus Speculation iteber die Juden als die roselyten aus den Juden begünstigten, damit sie künftig von den rose als ihren Herren, gelinder behandelt würden. Jh möchte deshalb all- Christen aufs dringendste bitten, daß, weun sie irgend wie dazu bei= tragen, deu Judeu das Evangeliunmi nahe zu bringen, sie sch vor Gott au dazu verpflichten, nah eines Jeden Mittel, solche in die- sem Volke zu unterstüßen, die in Folge ihres Glaubens an das Evan- geliúum dem Verhungern und anderen Leiden ausgeseßt sind. Jch fühle mi fast versucht, meine Brüder, Euch zu sagen: stehet ganz davon ab, den Juden das Evangelium zu predigen, als ihnen Missio= nare zu senden, wenn Jhr nicht, falls sie zum Glauben an Christum fommen und „bloß sind und Mangel haben an der täglichen Nah- rung“, etwas mehr thun könnt, als zu ihnen sagen: „Gott berathe euch, wärmet euch und sättigt ea!“ Aber was soll geschehen? Fch weiß mir selbst keinen Rath, wie am besten für die Bekehrten zu sor- gen wäre, falls ihre Zahl zunehmen sollte und Gott unsere Gebete ihretwegen erhörte. So viel {heint mir ausgemacht, daß, so lange sie den vorbereitenden Unterricht zur Taufe genießen, ihnen die christ- lihe Licbe auch direkte Unterstüßung gewähren muß; späterhin könnte man ihnen daun anderweitige Beschäftigung zuweisen. Aber ih wie- derhole es, es sei denn, daß die, welche die Mittel und Gaben dazu haben und in dieser Beziehung zu Hülfe kommen, fam die hiesige Mission keinen Fortgang haben; die Kraft der Missionare is gelähmt, und die christliche Gemeinde kaun niht wachsen, Die Kirche zwar ist gebaut, aber wenn Jhr uns nicht die Hände bietet, wird sie zuerst eine Zeit lang leer stehen und zuleßt als ein Denkmal protestantischer Ohnmacht erscheinen. Dies klingt hart, aber ih kaun nicht anders, Laßt mich hinzufügen, die Zeit, daß Zion geholfen werde, is da, und „ob Jhr dem Herrn zu Hülfe kommt oder nicht“, wird er doch sein altes Volk sammeln, bekehren, kleiden und weiden, zum Schrecken aller derer, dir ihm den Rücken gewandt haben.

Jerusalem is ein eigenthümliher Ort. Es hat keine Hülfs- quellen in sich selbs und kaun nur als Hauptplaß blühen. Sehet seine Bewohner an: Juden, Muhamedaner und Christen von ver schiedenen Konfessionen werden alle dur ihre verschiedenen auswärti= gen Bolfs- und Glaubensgenossen unterstüßt; sie könnten nicht leben ohne solche Unterstüßung. Js es also zu erwarten, daß eine neue protestantische Gemeinde, aus den ärmsten Einwohnern gesammelt, ohne eine ähnliche Hülfe gedeihen könnte? Niemand kann lebhafter wünschen, als 1h, die Juden von allem Eleude und allem Drucke befreit zu sehen. Aber die Juden als Juden mit Wohlthaten über- häufen, wenn auch in der guten Absicht, sie dadurch zum Glauben zu bewegen, während man die gläubigen Juden vernachlässigt und sie mit unüberwindlichen Schwierigkeiten kämpfen läßt, das mit aller Bescheidenheit sei es gesagt läßt sich wohl Philanthropie nennen, aber keinesweges wahres Christenthum. St. Paulus liebte die Ju- den, wie irgend Einer, er wußte, daß viele von ihnen arm waren ; dennoh, wenn er Beisteuer sammelte, und darin war er uner= müdlich so war es für die Heiligen in Jerusalem.

Ich habe mich weitläufig über diesen Gegenstand ausgelassen, weil ih glaube, daß von der Lösung dieser Schwierigkeit das Ge- lingen des Missionswerkes in Jerusalem abhängig i}, so wie das Bestehen des schristmäßigen Christenthums oder mindestens der engli= schen Kirche im Orient.

Und nun gehe ich zu Erfreulicherem über. Das ganze Jahr

hindurch is der Gottesdienst regelmäßig in unserer Kapelle gehalten worden, an den Sonntagen dreimal, zweimal Englisch, welches meh= rere Proselyten verstehen, und einmal Deutsch für die übrigen Pro=- selyten und die anwesenden Deutschen. Jeden Morgen findet ein Gottesdienst in hebräischer Sprache statt, und jeden Mittwoch Abend, mit Ausnahme der heißen Sommer =-= Monate, englischer Gottesdienst mit Predigt. Jch glaube sagen zu dürfen, daß wir Allè bei solchen Zusammenkünften die Gegenwart des Herrn verspürt und seinen Segen empfangen haben. Dies war insonderheit der Fall am 21. Januar, wo wir, unter Danfgebeten und Anrufung des Herrn, uus der Fürbitte der Tausende unserer Brüder -erinnerten, die in verschiedenen Theilen der Welt um dieselbe Zeit für uns laut wurde. Gleihermaßen am Charfreitage, als fünf erwahsene Israeliten getauft; am Pfingst-Sonntage, als ihrer vier und noch drei andere Christen konfirmirt wurden, und namentlich auch an jedem ersten Sonntage im PYionat, wo wir am Tische des Herrn uns ver= einigten. : ' Jn Folge der von dem vorhin erwähnten Israeliten erduldeten Verfolgung und der Bekehrung cines Drusen in Beirut haben wir ein geschriebenes Fetwa von dem Musfti in Beirut erhalten, worin ertlärt wird, daß es für Juden und Drusen, welche Unterthanen der Pforte, uicht geseßwidrig sei, zum Christenthum Üüberzutreten, cben fo wenig, als es verboten sei für die Christen, im Gebiete der Pforte von einer Kirche oder Sekte zur anderen sih zu wenden, Jn der Praxis wird freilich dieser Freiheit in der ersten Zeit manches Hin- deruiß sich entgegenstellen; aber wir freuen uns darüber als über ei- nen Schritt weiter zur religiösen Toleranz, welcher hoffentlih Frucht zur Ehre Gottes und znm Heile der Menschen tragen wird, °

Derselbe freundschaftlihe Verkehr, welcher früher mit den Häup- tern der armenishen und sgrischen Kirche unterhalten wurde , besteht fort, während, mit Schmerz muß ich es sagen, der griechische Patriarch und seine Geistlichen sih möglichst von uns fern halten, Der Pa- triarh beweiset uus nicht einmal die ge ¿öhnlichen Höflichkeitsbezeu- gungen. Das Volk, d. i. die Laien - Mitglieder der verschiedenen christlichen Gemeinschaften , sind im Ganzen höflich, sogar freundlich gegen uns. Es scheint, als ob sie mehr und mehr den Vorzug einer \{hriftmäßigen Kirche vor den abergläubishen Gemeinschasten, denen sie passiv angehören, erkennen wollten. _ E

Es is ein Geist des Fragenus unter den verschiedenen christlichen Denominationen. ‘Leute, welche noch vor wenigen Jahren züusammen=- famen, um ihre Abende mit Kartenspiel oder ÄAnhören von Märchen auszufüllen, vereinigen sih jeßt, um das Wort Gottes zu lesen oder religiöse Gegenstände zu besprechen. Deshalb habe ih einen sehr cinsichtsvollen und belesenen Mann als Bibel - Vorleser angestellt, welcher, obgleih noch mit einer andereu Kirche in Verbindung, die Wahrheit kennt und liebt und geeignet is , cinen solihen Geist des

Fragens zu nähren und das Volk zur Wahrheit des Evangeliums zu führen, ohne sich in kirchlihe Streitfragen einzulassen oder aufs Proselytenmachen auszugehen, Seine Berichte sind sehr ermuthigend. Der Geist des Fragens beschränkt sich nicht auf diese Stadt. . Aus verschiedenen Theilen des Landes habe ih \{chon Aufforderung erhalten, für religiösen Unterricht Sorge zu tragen. Kürzlich kam cine Depu= tation aus einem großen Dorfe mit der Bitte, einen Lehrer zu senden und unter dem Versprecheu, augenblicklich ein Schulhaus zu erbauen, wenn jene erfüllt würde, Aber da ih nicht die: Mittel habe, diescm Gesuche zu genügen, so kann ih nur diesen Fall dem Gewissen des hristliten Publikums vorlegen. i

Ein anderer Vorleser, ein früherer Katholik, is angestellt wor- den, die Araber jenseits des Jordans zu besuchen und überall anzu-

flopfen, ob ihm etwa eine ofene Thür gegeben werden möchtè, Wo-

hin er geht, versammeln sich Araber, Muhamedaner und au Chri- sten, um das Wort Gottes sih vorlesen und einfältig auslegen zu lassen, und oft geschieht es, daß Mehrere späterhin kommen, mit vie- len Thränen ihre Sünden und ihre Unwissenheit bekennen, und fra= gen, was müssen wir thun, daß wir selig werden? (Neben anderen Sünden herrsht unter den griehishen Christen an beiden Ufern des Jordan die Vielweiberei, von den Priestern für Geld san-tionirt.) Dieser Vorleser hält sich gegenwärtig in Seet, dem alten Ramoth=- Gilead, auf; später gedenkt er nah Kerek hinabzugehen. Wie groß sein Einfluß über die wilden Araber is, will ich noch dur ein Bei- spiel erläutern, Ais er vor einigen Wochen hörte, daß englische Rei= jende am Jordan von den Arabern angefallen und ausgeplündert worden wären, ging er eine ziemlihe Strecke weit zu dem Scheik des Stammes und stellte ihm das Sündliche einer solhen That \o ein- dringlih vor, daß der Scheik beschloß, daß geraubte Gut nah Jeru= jalem zurückzusenden, und er hat wirflich Wort gehalten. Ih habe auch einen bekehrten Juden, der im hebräishen Kollegium gebildet ift, als Bibel-Vorleser bei den hiesigen Juden angestellt , da diese geueigter scheinen, sich mit ihm in religiöse Gespräche einzu- lassen, als mit den Missionaren. Er wird gewissermaßen ein nothwen- diges und, wie ih hoffe, nüßliches Vermittelungsglied zwischen den Missionaren und Juden werden; er benußt seine Mußestunden dazu, den übrigen Proselyten weiteren Unterricht zu ertheilen. Zwei Dea pots für Bibeln und andere nüßliche Bücher in vershiedeneu Spra- chen, eins hier, das andere in Jaffa, stehen unter ter Aufsicht von zwei anderen Proselyten, und ih glaube, daß sie ihr Amt treu ver walten.

Der Mangel einer Schule war {hon lange hier fühlbar gewor= den. Um so erfreulicher ist es mix, berichten zu können, daß wir in diesem Augenblick unsere Wirksamkeit in dieser Richtung beginnen fönnen, Wir haben ein Haus gemiethet und es zu einer Erziehungs= Anstalt eingerichtet , vorläufig für hebräishe Mädchen, jedoch obne Ausschluß anderer Kinder. Alles i} vorbereitet, ein Dußend armer Kinder als Kostgänger unentgeltlich gufzu- nehmen. Eine englishe Dame, die dazu geeiguet i}, die Ober - Aufsicht darüber zu führen, is von der Gesellschaft zur Verbreitung der weiblichen Bildung im Orient gesandt worden und so eben augekommen, Wir beabsichtigen, die Schule in der nächsten Woche zu eröffnen. Eine Tagesschule wird mit der Erziehungs= A!stalt verbunden werden. Jch gedenke dieselbe durch einen Zögling des hebräischen Kollegiums leiten zu lassen. Da die Mittel der Ge= sellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden dersel- ben nicht gestatten, irgend etwas für Schulen zu thun, so möchte ih diesen Zweig unserer Wirksamkeit, nämlich die Dibzesanschulen, nicht nur der Fürbitte, sondern auch dem thätigen Wohwollen aller derer ans Herz legen, welhe wünschen, daß die Schafe aus dem Hause Israel zu dem guten Hirten geführt werden.

Jch benute diese Gelegenheit, meine inuige Dankbarkeit ten we- nigen Wohlthätern auszudrücken, welche das JZJhrige zu dem Beginn dieses wie auh manches anderen Unternehmens beigetragen haben, insbesondere den Chrijten in Judien, denen, so hoffe ih, ihre uns geleistete Hülfe in der Zeit noh in der Ewigkeit Segen bringen wird. Noch muß ih der beiden Freunde aus Berlin und Genf gedenken, deren Wohlwollen mir beigestanden, eine Saat zu streuen, welche, wie ih hoffe, Früchte zum ewigen Leben bringen wird. |

Der Gott Jsrael?s sei mit Euch Allen und gebe Allen denen sei- nen Segen, die da beten um den Frieden Jerusalems.

Nochmals uns und das Werk, an dem wir arbeiten, Eurcr hristlihen Liebe und Fürbitte empfehlend,

bleibe ih Euer treu ergebener S. Angl. Hierosol, Jerusalem, den 2. November 1847.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 17. Jan. (Wien. Ztg.) Se. Majestät der Kaiser hat an den Staats- und Konferenz-Minister, Grafen von Kolowrat, nachfolgendes Kabinets-=Schreiben erlassen :

„Lieber Graf Kolowrat! Jch benuge den heutigen Tag, an welchem Sie vor sunfzig Jahren in den Staatsdienst getreten sind, um Jhnen durch die Verleihung des Großkreuzes von Meinem Kü= niglih ungaiishen St. Stephans - Ordens einen erneuerten Beweis Meiner vollen Anerkennung der Verdienste zu bieten, welhe Sie si um den Thron und das Reich in einer so langen Laufbahn erwor- ben haben. Diesem öffentlihen Merkmale Meiner besonderen Gnade füge Jh den Wunsch bei, daß der Allmächtige Sie noch lange Mir und dem Staate erhalten möge.

Wien, den 16. Januar 1848.

Ferdinand.“

X Wien, 15. Jan. Die iche Jhrer Majestät der Erzher= zogin Marie Louise is gegenwärtig noch nicht, wie es mehrere Blät= ter angezeigt haben, hier angelangt, sondern wird erst heute oder morgen von Parma abgeführt und binnen 4 Tagen die Reise zurück= legen, Ueber die Art der feierlihen Beiseßzung in der Kaiserlichen Gruft bei den Kapuzinern verlautet nichts Bestimmtes, so viel ist gewiß, daß die Kaiserlichen Garden die hohe Verblichene am gloggniber Bahnhofe in Empfang nehmen, um sie nach dem Belvedere zu beglei- ten, von wo aus die Uebertragung zur Stadt stattfindet. -

Die allerhöchsten Auszeihnungen, welhe nah der gestugen Wiener Zeitung verschiedenen Mitgliedern des siebenbürgischen Landtags zu Theil wurden, haben eine große Theilnahme hervorge- rufen, man war überrascht, mehrere Ordens - Verleihungen an einem Tage und an Juländern vom Julande zu lesen. Das Beispiel! Mr der Regierungen von häufigen Ordens = Verleihungen fand t Le noch wenig Nachahmung, nicht aus dem Grunde, weil E A ; er Decoration durch häufige Verleihungen ges{chmälert 9 d 0 u weil die Verleihung unserer Kaiserlichen Orden immer Pg L 1% A Standéserhöhung zur nächsten Folge hat, was bei wenigen T! L E us landes der Fall ist. So is mit dem Kleinkreu3 Taf S108 se Ordens die Anwarktschaft auf die Verleihung Ai ed mit jenem des Leopold-Ordens die O E ven daher jede solche Ordens - Verleihung die 509 E e Ritter und namentli dann sehr vermehrt, Bb L: A S e eichnete viele Söhne zählt. Würde bei der Vr ens-BVerleihung nich Ai die Befugniß ausgesprochen sein, die damit in Aussicht gestellte Standes-Erhöhung nachzusuchen, jo wäre ihre Verleihung zur ösfent- lichen Anerkennung von Talent und Verdienst, zur Belohuung von um den Staat und das Kaiserhaus verdienten Männern mehr erleih- tert, so aber ist die eigentliche Bestimmung yon Ordens-Verleihungen wesentlich geshmüälert. Viele gewiß verdiente und allgemein geachtete Mämner werden bei uns nicht mit Decorationen belohnt, obgleich sie sich im Dienste besonders ausgezeichnet, durch höhere bürgerliche und militairische Tugenden si besondere Verdienste erworben oder durch Künste und Wissenschasten, sich rühmlich hervorgethan haben, weil man ihnen mit der Decoration nicht auch das Recht auf die Verleihung ciner Adels\stufe einräumen will, Die Mitglieder des siebenbürgischen Landtags, welche dekorirt wurden, sind alle Adelige, als Graf T elefi, Freiherr von Kemény, Graf L, von Lazar, Ludwig Freiherr von adt sika, Freiherr von Bänffy, Graf Bethlen, Die Stiftung einer Des

oration, die ohne Anspruch auf Adels - Verleihung, Verdienste um Staat, Wissenschaft und Kunst auszeichnet, fehlt in einem Staate von so großer Ausdehnung, wo es an durch Intelligenz ausgezeichneten und um die Beförderung gemeinnüßiger Zwecke verdienten Männern in größerer Anzaÿyl nicht fehlt.

X JWWiea, 16. Jan. Unsere gestrige Börse war durch die Nachrichten allarmirt, daß auch in Pavia Nuhestörungen, bei welchen die Studirenden sehr betheiligt waren, vorgefallen sein sollen, in Folge deren die Universitäts-Vorlesungen geschlossen wurden. Auch ín Mai- land sei die Ruhe keinesweges hergestellt, und Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Vice-König habe in einer neuen Kundmachung vom . Januar die Bevölkernng ernftlich aufgefordert, sich von jeder Ver- bindung mit den Ruhestörern und allen Demonstrationen, die das Umsichgreifen des Unfugs gegen Behörden, Militair und die öffent- liche Ruhe unterstüßen, fern zu halten. Die beiden Erzherzoge Al= brecht und Wilhelm sind vor einigen Tagen nah Venedig abgereist. Daß solche Nachrichten den kaum bestandenen günstigen Eindruck auf die Preise aller Papier- Effekten \chwächen, ist begreiflich ; uiedrige Notirungen bei den Staats =, so wie den Industrie = Papieren, fanden gestern statt, und das Weichen der Course vermochte selbst die Kauf- lust der eifrigsten Spekulauten nicht. zu reizen.

Sr. Excellenz dem Staats = und Konferenz = Minister, Grafen von Kolowrat, wurde mit Allerhöchstem Kabinets-Schreiben (\. oben den Artikel Wien) vom 16. Januar das Großkreuz des St. Stephan- Ordens verliehen. Mit den Wünschen des Monarchen für diesen um die National=Wohlfahrt stets hochverdienten Staatsmann vereinigen sich gewiß auch jene der Gesammt-Bevölkerung, denn wer verehrt in diesem Minister niht den uneigennüßigen Vertreter der National-Ju- teressen, den eifrigsten Beshüter des nothwendig gewordenen geistigen ortschrittes, den humansten Beförderer alles Guten und Nüßlichen.

S§rankreid.

_ Pairs-Kammer. Sibßung vom 14. Januar. Graf M ontalembert erflärte in seiner Rede über die Zustände der Schweiz, wie gestern schon berichtet, man habe \ich in der Schweiz weder sür die Kantonal-Souverainetät, noch für die Jesuiten, son- dern für eine wilde, unduldsame, regellose Freiheit geschlagen, welche eine Partei an die Stelle duldsamer Freiheit bringen möchte. Man wolle die Ordnung durch die Unordnung erseßen, und die Ordnung von Curopa, ja sogar die Sicherheit von Fraukreih würden durch das aufs Spiel gesebt, was man von jenseits der Alpen und des Jura her durch die Feuerbrände des Bürgerkrieges unter uns ver- breiten wolle. Jn der Schweiz sei die regelmäßige und liberale soziale Ordnung besiegt worden. Was jebt mit der \hweizer Geistlichfeit geschehen solle, sei völlig dem ähnlih, was 1790 in Frankreich dem Klerus geschehen sei, Bis auf das Schaffot se1 die schweizer Revolution durhaus der französischen Ähnlich, und um so viel schwerer sei die Verantwortlichkeit , welche daher auf den Staatsmännern Frankreichs laste, Der Gegenschlag von den jeßigen Vorgängen in der Shweiz werde bereits in Frankrei besonders fühl= barz bei den Reform = Banketten der lebten Zeit, und vorzüglich bei dem zu Chalons, habe man die Sache der Schweiz als die Sache aller Ruhestörer von Europa dargestellt. Ob man wisse, was der Radikaliômus am meisten bedrohe? Weder Gewalt, noch Eigen- thum, da beide nur den Besißer wechseln würden, wohl aber die Freiheit selbst, deren Herstellung so {wer falle, wenn sie einmal vernichtet sei. Der Radikalismus sei keinesweges, wie man gesagt, die Uebertreibung des Liberalismus, sondern die Uebertrei- bung des Despotismus, die personifizirte Unduldsamkeit. Der Liberalismus ehre und achte die Rechte eines Jeden, der Radi- falismus vershlinge sie; der Liberalismus achte die Meuschen, der Nadifalismus sei die Verachtung derselben. (Lebhafte Zustimmung.) Der Redner bezeichnete nun die in der Schweiz bei den Wahlen ver- übten Mißbräuche und Gewaltthaten, indem er behauptete, daß die bewaffnete Macht auf die Wahlen thätig eingewirkt habe, und daß viele derselben mit Hülfe der Truppen nichtig gemacht worden seien. Er glaube gern, daß das französishe Ministerium gute Absichten babe, aber er müsse ihm vorwerfen, daß es sich zu s{chwach bewiesen habe. Die Kantonal-Souverainetät und die religiöse Freiheit würden übrigens in der Schweiz nicht untergehen, Die religiöse Freiheit insbesondere werde aus allen diesen Prüfungen nur um so krästiger hervorgehen, da die rechtlichen Leute in der Schweiz keinesweges der Gewalt weichen würden und der Muth niht das Monopol der Bösen sei, Herr Guizot von seinem Plabe aus: „Jh werde für den Augenbli niht das Wort nehmen; ih theile nicht alle die Jdeen, welche der vorige Redner ausgesprochen hat, und ih erkenne die Vorwürfe nicht für begründet, welhe er der Regierung gemacht. Aber er hat große und nüßziüiche Wahrheiten gesagt, und ih werde nur den Fortgang der Debatte abwarten, um mich über diese Schweizerfrage zu äußern.“ Hierauf nahmen noch Graf d'Alton Shee gegen Graf Montalembert das Wort, wurde aber bald wegen seiner Aeuße- rungen vom Kanzler der Pairs-Kammer zurehtgewiesen. Graf St. Priest beantragte einen besonderen Abdruck der Rede des Grafen Montalembert im Namen der Kammer, als Zeichen der Anerkennung seiner ausgezeichneten Beredtsamkeit und als Beweis der Beipflichtung zu den von demselben vertheidigten Grundsäßen. Es wurde jedo bemerklich gemacht, daß das Geschäfts - Reglement einem solchen Au- trag entgegenstehe,

Paris, 15, Jan, Der König hat für die Armen jedes der zwölf Stadtbezirke von Paris 1000 Fr. geschenkt, Während ihres legten Aufenthalts in Dreux ließen Jhre Majestäten 3000 Fr. unter die wohlthätigen Anstalten dieses Orts vertheilen und außerdem noch einzelnen Jndividuen milde Gaben zukommen.

Ueber das Befinden des Königs enthält Galignani?s Messenger noch folgendes Nähere: „Wir waren vorgestern in den Stand geseßt, einem Gerücht, daß der König ernstlih unwohl sei, auf das bestimmteste zu widersprehen, und wir können jeßt er- frenlicherweise hinzufügen, daß, mit Ausnahme einer Erkältung, die nicht einen Augenblick von Symptomen begleitet war, welhe auch nur die gering\te Besorgniß hätten einflößen können, die Gesundheit Sr. Majestät feit langer Zeit nicht besser war, als sie gegenwärtig ist, Derartige Versuche vou Börsen-Spekulanten, in Betreff eines

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Gegenstandes von solchem hohen Jnteresse, wie die Gesundheit des Monarchen is, Besorgnisse zu verbreiten, um dadurch furhtsame Fouds=Jnhaber in Verluste bringen zu können, verdienen nicht nur den Tadel des Publikums, sondern sind au geeignet, Gegenstand ciner gerichtlichen Untersuchung über ihre Entstehung zu werden, auf daß ihre Urheber zur Strafe gezogen werden. Ein Beispiel dieser Art würde sehr nüßlich sein.“

Im fünften Büreau der Deputirten - Kammer soll es nah der Union monarchique zu heftigen Debatten gekommen sein, woran sich die Herren Lepelletier d'Aulnay, Achill Fould und Herr von Taiu= ville im Sinne der Opposition betheiligten. Lebterer warf der Ma- jorität vor, daß sie die Minderheit systematisch von den Kommissionen ausschließe.

Großbritanien und Irland.

VYondon, 14, Jan. Vorgestern sind die erforderlihen Befehle nach Woolwich abgegangen, um die Unteroffizier - Cadres für die 20

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Compagnieen zu bilden, um welche die Artillerie verstärkt werden soll, Die Artillerie wird nah dieser Vermehrung 9900 Maun stark sein, ungerehnet ‘die Brigade der reitenden Artillerie.

Die Times spricht sich in einem leitenden Artikel zu Gunsten einer neuen diplomatischen Note aus, welche die Mächte Frankreich,

Oesterreich und Preußen mit Auss{luß Großbritaniens an die shwei- | und künftige Stellung des Nuntius.

zerishe Eidgenossenschaft zu erlassen beabsichtigen sollen. „Der Ton dieser Note“, schreibt die Times, „ist gemäßigt, und es würde ge- wiß der Schweiz und Europa zum Vortheil gereichen, wenn die Grundsäße, welhe von den drei Mächten darin ausgesprochen sind, bei dem jeßigen fritishen Zeitpunkt beahtet und den Versprehungen von 1815 bei der Revolution von 1848 das gehörige Gleichgewicht beigelegt würde.“ Zugleich tritt die Times sehr nahdrücklich gegen die gewaltthätigen Maßregeln der herrschenden radikalen Partei auf, und indem sie sich insbesondere über die den Mönchen des St. Bern- hard auferlegten Brandschaßungen tadelud äußert, wodurch dieses Kloster seine seit 850 Fahren ausgeübte Gastlichkeit fortzuführen außer Stande gesezt werden müßte, sagt sie: „Solche Mißbräuche werden einen dauernden Haß unter den fatholischen Theil der Be- völkerung zurüdcklassen, sie tragen mehr als irgend etwas Anderes zur

Förderung fremder Juterveutions-Pläne bei und sie verstärken die |

traurige Ueberzeugung, daß der Sieg der radikalen Partei in der Schweiz nur das Vorspiel zu allen {hrecklichen Wechselfällen sozialer und politischer Revolution sein wird.“

Achtundzwanzig vom Gerichtshofe zu Limerick verurtheilte Ver- brecher sind bereits in Dublin angekommen, um transportirt zu wer= den, Die Noth wird größer in Jrland. Die armen Lèute wissen ost keinen Sarg für ihre Todten zu beschaffen. Neulih ward ein bereits fünf Tage alter Leichnam, bloß in ein Laken gehüllt, vor die Thür der Kapelle zu Ennithymen gelegt und erregte den Widecwillen der Gemeinde. Ju der Kirhe wurden Beiträge für sechs Särge gesammelt.

Graf Montalembert hat J. O'Connell und die ganze O'Con=

ihnen zu Ehren zu gebenden Bankette am 13. oder 14. Februar eiu- geladen und zuglei angezeigt, daß am 10, Februar in Notre-Dame eine Trauer =- Rede auf D. O'’Connell durch Lacordaire, den ersten Redner Frankreihs und vielleiht der Kirche gehalten werden würde. Eine solhe Ehre sei bisher nur Königen und Thron - Erben wider- fahren. Der Erzbischof von Paris werde bei der Feierlichfeit zugegen sein. J. O'Connell hat diese Einladung im Namen seiner Familie angenommen.

Im vorigen Jahre sind von Liverpool 134,524 Auswanderer befördert worden; 1846 nur 74,913.

Die Gazette meldet nah einer amtlihen Anzeige des briti= hen Gesandten in Konstantinopel die Aufhebung der Blokade der albanesishen Küste.

Die Admirale Laurie und Stoddact sind in diesen Tagen gestor= ben, Lebterer diente früher in der russischen Marine und wohnte \chon im Jahre 1783 als Midshipman den Gefechten zwischen Hughes und Suffrein in den indishen Meeren bei. E

Die Freunde des freien Handels haben beschlossen, am 27sten ein großes Festmahl in Manchester zu feiern, zu welhem 2000 Kar- ten für Herren und 500 für Damen ausgegeben werden.

Der Statthalter von Kanada hat bei der englischen Regierung Unterstüßung nachgesucht für die Auslagen, welche im vergangenen Jahre durch die Auswanderer in Kanada nöthig wurden. Viele von ihnen famen in einem traurigen Zustande an, Von den 5293 Aus= wanderern, welche im April, Mai und Juni ankamen, starben 437 auf der Ueberfahrt oder im Krankenhause nach der Landung.

Auf Neuseeland is es wieder zu Gefechten zwischen den eng- lischen Truppen und den Eingebornen gekommen. Ein englischer Todter, welcher in die Hände der Wilden fiel, ward mit denselben Ehren bestattet, wie ihre eigenen Gebliebenen, und die Gebete der Maori=Sprache ertönten über seinem Grabe.

Danemark.

Kopenhagen, 14. Jan. Dem heute erschienenen Bülletin zufolge hat die Eutzündungs - Geschwulst, woran Se. Majestät der König seit einigen Tagen leidet, zwar etwas zugenommen, doc ist das Fieber nicht stärker geworden. :

Mw ei Tagsaßung. Sipung vom 14. Januar, An der Tages-

«

ordnung war die Note, die der päpstliche Nuntius im Namen des |

ans an die Tagsaßung gerichtet hat, und welche folgendermaßen autet : ___ „Excellenz und meine Herren! Der heilige Vater Pius 1X, hat mit dem tiefstem Schmerz die traurigen, geheiligte Rechte der katholischen Kirche verlezen- den Akte vernommen, die nach dem Einzug der eidgenössischen Truppen in die sieben Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wal- lis in einigen dieser Kanione stattgefunden haben. Er hat, das Herz von Pein zerrissen, bemerken müssen, daß man durch provisorische Regierungs- beschlüsse religiöse Corporationen und fromme Anstalten, selbst von Weibern, hat aufheben wollen, und daß man durch die geistliche Behörde kanonisch eingeseßte Pfarrer aus ihren Pfarreien vertrieben, und dies troy den Pro- testationen ihres Bischofs. Er hat, die Thränen im Auge, bemerken müssen, daß eidgenössische Soldaten, in den ersten Augeublicken ihrer Erbitterung und gegen die Absichten und Befehle ihrer Oberen, in einigen Kirchen derselben Kantone Schändungen und Gräuel zu begehen gewagt haben. Der heilige Vater, der sich in die während der lezten Zeit in der Eidgenossenschaft angeregten politischen Fragen nicht cemischt, hat die hei- lige Pflicht nicht vergessen können, die er als Oberhaupt dieser Kirche hat: alle diese Verlezungen höchlich zu mißbilligen. Deshalb hat er mir guf- getragen, diese Pflicht in seinem Namen bei der hohen in Bern sißenden Tagsaßung zu erfüllen, Jch habe also, Excellenz und meine Herren, die Ehre, mich an Sie in Bezug auf diesen Gegenstand zu wen- den, Und da meine Aufgabe unendlih peinlicher würde ¿wenn ih im Einzelnen Alles guseinanderseßgen wollte, was v. 40 der leßten Zeit zugelragen hat, so will h es lieber utt Stillschweigen übergehen, innigst überzeugt, daß nicht nur die hohe Weis- heit der Tagsazung, sondern auch alle Männer von Chre in der Cidge- nossenschaft, welcher Konfession sie sein mögen, im Stande sein werden, die Bedeutung desselben in allen Beziehungen zu würdigen, Jun meiner Eigen- schaft als Vertreter des heiligen Vaters und in seinem Namen lege ich da- her hieumit bei den als Tagsazung versammelten l ohen Vertretern der Kan- tone die förmliche Protestation nieder gegen alle Eingriffe, die durch diese Beschlüsse in die dem heiligen Stuhl inwohnenden Rechte gethan sind und mit dem Bundes-Vertrgge im Widerspruch stehen, so wie gegen alle Schän- dungen und gottlosen Haudlungen, die in den Kirchen und anderen geheiligten Orten der katholischen Konfession verübt sind. Es sind dies Thatsachen, die das Gewissen verwirst, und die ohne Zweifel eines Tagés von unpar- teiischen Geschichtschreibern mißbilligt werden, und es sind dies eben so viele Verpflichtungen für Sie, Excellenz und meine Herren, dieselben im voraus von sih abzulehnen und in der Art zu handeln, daß die Gerechtigkeit und die Ruhe in den Regierungen dieser Kantone wieder vollkommen zur Herrschaft ge- langen, und daß man die vielleicht in einem Augenblick der Aufregung ge- gen die Rechte des heiligen Stuhls erlassenen Dekrete wieder zurücknimmt. Zm Vertrauen, daß die hohe Tagsaßung, Hüterin der heiligen Gesehe der Eidgenossenschaft, die Rechte der Fatholischen Konfession, die von dem Ober- haupt derselben in Anspruch genommen werden , wiederherstellt und unver- schrt erhält , ergreife ih 2c. Luzern, den 27. Dez. 1847, (unterz.) 4+ A,, Erzbischof von Kolossus, apostolischer Nuntius.

Bern, als Referent der Siebner - Kommission, trägt im Namen der Kommission darauf an, in die vorliegende Note nicht einzutreten,

sih auf das ähnliche Beispiel der Tagsaßung von 1836 berufend, wo man eine gleihe Note dem Nuntius ebenfalls nicht erwiedert habe, da firhlihe Fragen uicht in den Bereich der Tagsaßung, sondern der Kantone gehörten. Luzern beshwert sich über das Verhalten des Nuntius. Schaffhauseu und Appenzell A. Rh. wollen Rückweisung an die Siebner - Kommission behufs Untersuchung über die dermalige Uri, Schwyz und Unterwalden finden, es wäre dem Anstand angemessen, eine Antwort zu ertheilen, Andere Anträge gingen dahin, auf Abberufung des jeßigen Nuntius, ja af ufhebung der Nuntiatur überhaupt hinzuarbeiten, Solothurn warnte vor Siegestrunkenheit und theologishen Diskussionen. Die Tagsaßung beshloß zuleßt, dem Antrage der Kommission zu folgen und die Note des Nuntius gar nicht zu beantworten, General Dufour übergab der Tagsaßung 4000 Fr. für Verwundete beider Parteien. Oberst Trem= bley und Cougnard von Genf und Sinner von Bern wurden mit Ehren aus dem eidgenössishen Stab eûtlassen, die Herren Rouge= mont, Cormont und Louis Aubert hingegen, die sih während des Krieges entferut hatten, gestrihen. Auf den Antrag von Zürich wird

| voni Kriegsrath ein Gutachten begehrt, ob das thuner Lager von

1848 abzuhalten sei oder niht. Nach den leßten Entlassungen befin= den sich noch 10 Bataillone mit Spezialwaffen, im Ganzen etwa 7000 Mann unter den Waffen. Nur Uri und Unterwalden haben gar feine Truppen mehr. Mit Ende des Januar, ja vielleicht früher, dürfte, wie es heißt, eine Vertagung der Tagsaßung stattfinden. Ob

| dann die Kommission für Revision des Bundes = Vertrages arbeiten

wird, steht dahin.

Kanton Bern. Das Budget für 1848, wie es von dem Regierungsrathe vorberathen und an den Großen Rath gebracht worden , zeigt solgende Resultate: Einnahmen: 1) Ertrag des Staatsvermögens: a. Der Liegenschaften 398,000 Fr. b. Der Ka- pitalien 485,308, 2) Ertrag der Realien 1,821,570. 3) Ertrag

R R M e C Sre s Wak nl ; | der Abgaben: a, Der indirekten 1,122,050. b. Der direkten (Ver= nellshe Familie im Namen der französishen Katholiken zu einem | mögens- und Einkommenssteuer la” tes Kantonstheile 515,000 Fr., Grundsteuer im Jura 112,119 Fr.) 627,119.

{ nem 9120.

4) Von Verschiede= Summa der Einnahmen 4,463,967 Fr. Ausgaben : 1) Allgemeine Verwaltungskosten 231,621 Fr. 2) Direction des Innern 428,850. 3) Direction der Justiz und Polizei 566,750. 4) Direction der Finanzen 1,619,945. 5) Direction der Erziehung 455,625. 6) Direction des Militairs 505,210. 7) Direction der öffentlichen Bauten 580,600. 8) Kosten der Gerichtsverwaltung 134,100, Summe der“ Ausgaben 4,522,701 Fr. Ueberschuß der Ausgaben 58,733 Fr.

Kanton Zürich. Am 13. Januar fand die zur Begrüßung des aus dem Felde heimgekehrten Oberst Ziegler und zur Uebergabe der von der Regierung des Standes Luzern ‘als Geschenk herausge=

ebenen Waffen Zwingli's angeordnete Feierlichkeit statt. Um 10 Uhr egab sich eine Abordnung des Regierungsrathes mit einem Weibel în

Standesfarbe in vier Wagen vom Rathhause aus in die Wohuung des

Herrn Ziegler und übergab demselben ein Begrüßungs- und Dankschrei= ben. Hierauf kehrte diese Abordnung mit Oberst Ziegler und Zwingli's Waffen auf das Rathhaus zurück, wo in dem Sißungs= Zimmer des Geöhen Rathes der Amts = Bürgermeister Dr. Zehnder, der Regie- rungsrath, der Kriegsrath und ungefähr funfzig züricherische Stabs- Offiziere in Amtstracht sich versammelt hatten. Vor dem Rathhause, von welchem die eidgenössishe Fahne wehte, war eine Compagnie Jäger aufgestellt, welche beim Herannahen des Zuges salutirte, wäh= rend zugleih eine anwesende Militair - Musik spielte und der Donner der Kanonen ertönte, Von den drei Adjutanten des Herrn Ziegler wurden sodann die Waffen Zwingli’s in die Versammlung getragen und von Herrn art m dem Bürgermeister mit einer kurzen Anrede übergeben, in welher Herr Ziegler für die ihm bewiesene Ehre \rinen Dank ausdrückte und den ganzen Akt nicht als einen seiner Person, sondern dem allgemeinen Ganzen geltenden hinstellte. So= dann wurde das Schreiben der Regierung von Luzern, mit welchem dieselbe die gewünschten Waffen Zwingli's der Regierung von Zürich übergab, verlesen. Es geht aus demselben hervor, daß namentli

auf die Verwendung des Herrn Ziegler und des eidgenössischen Ne- präsentanten Herrn Bollier und aus Anerkennung des Verhaltens der züricher Wehrmänner in Luzern die Auzlieferung der Waffen erfolgte. Bürgermeister Dr. Zehnder seßte sodann die Jdee dieses Tages, den er zu den s{önsten seines Lebens und zu bedeutungs- vollsten seiner amtlihen Wirksamkeit zähle, aus einander. In Zwingli, sagte er, erblickde er das Bild eincs begeisterten Helden, der ín dem geistigen Kampfe für einen reineren Religions- Kultus auch dem blutigen Kampfe mit den Waffen nicht ausgewichen sei, sondern die Wahrheit sciner Lehre und seines Glaubens mit dem Tode besiegelt habe; ein s{merzliches Gefühl für jeden Reformirten und Züricher sei es, daß die Waffen Zwingli's, die Zeichen so hohen Muthes und so großer Hingebung, als Sieges - Trophäen an einem anderen Orte, als da, wo er gelebt, gewirkt und sich dem Tode ge- weiht habe, sih befunden hätten. Daher sei der heutige Tag für alle Züricher ein Tag der Freude. Zwingli’s Waffen würden sich nun anschließen an die übrigen Denkmäler der züricher Geschichte und un- ter denselben den Chrenplaß einnehmen, nicht als Sieges - Trophäen und Kampfesbeute , sondern als Träger der theuersten Erinnerungen Zürichs und als Symbole des Muthes und der Hingebung eines für das Höchste begeisterten Gemüthes. Zwar verdanke man dieses Er- eigniß auch einem Siege, einem Siege mit Waffen, allein nicht im blutigen Kampfe der Waffen seien diese so theuren Zeichen abgezwun- gen worden , sondern als ein freiwilliges freundlihes Geschenk seien sie den Zürchern geworden, das die Rückkehr einer freundeidgenössi= shen Gesinnung verkünde und Siegern und Beslegten zur Ehre ge- reiche, Diese dürften versichert sein, daß, wenn Zürich auh den heu- tigen Tag freudig feiere, darin keine Verleßung des Gefühles der Katholiken enthalten sei; Zürich, zwar stolz, der Schauplaß und Aus- gangspunkt von Zwingli's Wirken zu sein, habe, seit es seiner Kon- fession Achtung erfämpft , stets die Toleranz zum Wahlspruch ge- habt, welhes Prinzip in Zwingl?s Lehre tief begründet fei. Nachdem der Redner mit dem Wunsche, daß das Mißtrauen unter den gegenseitigen Bundesbrüderu, die Quelle alles Unheils, {winden und der jüngste Kampf der lebte zwischen Eidgenossen gewesen sein möchte, gesd.lossen, übergab er die in Empfang genommenen Waffen dem Kriegsrathe, welcher danu dieselben, begleitet von den Stabs= Offizieren, der Militair - Musik uud zwei Jäger - Pelotons unter dem Donner des Geschüßes und unter dem Zudrange einer großen Volks- masse ins Zeughaus ablieferte, wo sie aht Tage lang öffentlich zur Schau ausgestellt bleiben sollen. „Wenn wir uns“, sagt die Eidg. Ztg., „ein Wort über diese Feierlihkeit erlauben dürfen, so können wir uns nit auders als dahin aussprechen, daß dieselbe hinter den Erwartungen ihrer Stifter zurückgeblieben is, und daß sie cine tiefere gemüthliche Erregung nicht hinterlassen hat. Wir wollen zwar nicht leug- nen , daß der Wunsch , die Heimkehr der in Luzern als Siegestro- phäen bisher aufbewahrten Wasfen Zwingli’s festlich zu begehen, ziemlich begreiflich ist, aber sofort mußte gewiß einleuhten, daß, wenn diese Festlichkeit eine der großen Bedeutung und Wirksamkeit Zwingli's würdige und nicht ein bloßes Schaugepränge ohne allen tieferen Sinn werden sollte, die Gefahr sehr nahe lag, daß durch dieselbe konfes= sionelle Gefühle verleßt und uamentlih die edelmüthige Absicht der