1848 / 28 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Abgeordn. Cukanus: J verzichte auf das Wort, weil das

Ä it, was ich sagen wollte. i e (Von gene aaa Seiten wird auf Abstimmung angetragen.)

Olfers: Jh stimme für die Beibehaltung des palte unler der Ton der Abtheilung bezeichneten Modification. E ch ein Bedenken aufgestoßen, was der Königliche

/&# mir aber no ; E î S8 2 oumudisar vielleicht heben wird. Wenn nämlih der Richter

Zuf Verschärfung der Strafe und somit auf Bete ins. der Straf= zeit erkannt hat und sih etwa nah 14 Tagen andauernder geschärf- ter Strafe finden sollte, daß der Sträfling die Strafe nit erltagén fann, wird da ein neues abänderndes Urtheil stattfinden müssen?

Regierungs - Kommissar Bischoff: Das würde ein Punkt sein, welcher lediglih die Vollstreckung der erkannten Strafe betri, Es würde demna kein neues Urtheil erfolgen, vielmehr würde von der die Strafvollstreckung überwachenden Justiz - Behörde nah Maßgabe der für Fälle dieser Art bestehenden allgemeinen Grundsäße das weiter Erforderliche veranlaßt werdem y

Abgeordn. Siegfried: Jh muß mich für den Wegfall des Pa= ragraphen im Juteresse der untersten Klasse des Volkes erklären. Die Freiheit ist das edelste Gut für dasselbe, wie für jeden Menschen, und damit es dahin gelange, sie zu genießen, möge man dafür sor= gen, daß es unter einem Geseße lebe, welhes ihm Regel und Ord= nung sichere und dasselbe vor Willkür und Alles, was einen Sein davon an sich. trägt, bewahre. Der Entwurf führt aber zum Ge= gentheil, denn Willkür is es, wenn der Richter es von der Eigen- thümlichkeit des Verbrechers abhängig machen faun, ob er ihm ge- shärfte Strafe zuerkennen soll. Gleiche Fälle werden verschiedene Urtheile erhalten. Der Richter kommt dabei auf einen Standpunkt zu stehen, der niht scin Standpunkt sein darf. Der Richter hat nur über die That zu urtheilen, gleichviel von welcher Judividualität sie verübt sei. So isst Gleichheit. vor dem Gesez. Hier aber soll er sich ein Urtheil über den inneren Menschen bilden und danach ab= messen, ob er ihm geschärfte Strafe zuerkenne oder niht. Das scheint mir in gleihem Maße den Richter von seinem heren Stand- punkte zu entfernen, als den Sträfling der Willkür auszuseßen, und das führt das Volk nicht zu der Freiheit, die es dadur haben soll, daß es seine Gesetze kennt.

Es führt mich dieser Fall darauf, worauf wir noch oft zurück- kehren werden, daß wir in der Berathung das Ziel nit klar vor Augen haben, auf welhes wir hinstreben. Die Handhabung des Ge= seßes durch eine Jury is} eine andere, als dur eine Richter-Jury, und eine andere, als durch einen Richter. Unsere Kollegen aus der Rhein-Provinz haben die Aufforderung, in gleichen Fällen sih anders auszusprechen, als wir aus den alten Provinzen. Wäre das Gesetz für die Jury zu berathen, so könute man wohl für den Paragraphen stimmen, da dies aber für mi nicht der Fall i, \o muß ih mi für den Wegfall des Paragraphen erklären.

(Der Ruf nah Abstimmung wiederholt sich.)

Abgeordn. Camphausen: Es ijt nur wegen eines Wortes, we- gen einer Anempfehlung, die im Laufe der Verhandlung gemacht worden ist, daß ih noch das Wort ergreife. Wir sind erinnert wor- den, daß der Ausschuß vorzugsweise seine Aufmerksamkeit auf den Schuß der menschlihen Gesellschaft, den das Strafrecht bezwecke, zu richten habe, Dem glaube ih an die Seite stellen zu missen, daß es nicht minder wesentli is, eine andere Rücksicht vór Augen zu halten, nämlich den Schuß des Angeklagten vor möglicher Willkür des Richters, Gefährlih sind alle solche Bestimmungen, die sich nicht blos guf einzelne Fälle beziehen, sondern deren Anwendung das ganze Gesebß hindurhgeht. Indem Sie §. 13 annehmen, nehmen Sie eine Bestimmung an, die bei jeder einzelnen strafbaren Hand= lung, die begangen und mit Freiheitsstrafe belegt wird, anwendbar ist, Sie treffen damit eine Menge von Fällen, die von Richtern ge- handhabt werden, die am wenigsten an Formen gebunden sind; denn häufig werden es Einzelrichter sein, denen überlassen is, die Schär- fung der Strafe eintreten zu lassen oder nicht. Es isst bereits im Laufe der Erörterung die Fassung des Paragraphen beanstandet und gesagt worden, daß in der Fassung des Paragraphen Undeutlichkeit herrshe. Jch bin auh der Meinung, daß, wenn der Paragraph bei= behalten werden soll, er so gefaßt werden miisse, „daß bei Gefängnißstrafen von höchstens 3 Monaten die Strafe geshärft werden könne“, und würde er auch nicht so gefaßt, so würde er doch in der Wirklichkeit nicht anders interpretirt werden. Der Richter wird aber allerdings feine feste Norm haben. Den Beweis davon haben wir heute in ter Versammlung gehabt. Wir haben Alle nicht gewußt, welchen Ein= dru das Geseb erwarte, Ein großer Theil der Versammlung hat geglaubt, die Bestimmung sei getroffen, um der unteren Volksklasse, welche das Geseß am meisten treffen wird, eine Erleichterung zu ver- schaffen, und von dem Herrn Referenten sind Sie auf die entgegen= gesebte Ansicht verwiesen worden, Das ist also ein Beweis, daß ganz verschieden und willkürlih geurtheilt werden wird, und daraus geht das Bedürfniß hervor, die Fälle aufzusuchen und gengu festzu- stellen, in welchen die Schärfung angewendet werden soll. Jch bin gegen den Paragraphen.

(Von allen Seiten wird zur Abstimmung gedrängt.)

Marschall: Es hat [sich auch Niemand mehr um das Wort gemeldet. Die erste Frage lautet: ob die Versammlung auf Wegfall des §. 13 antrage? Die zweite würde eventuell lauten : „Soll be- antragt werden, die Bestimmung des §. 13 nur für den Rückfall gel= ten zu lassen“, und die dritte Frage würde auf Annahme des Para-

graphen nah Vorschlag der Abtheilung mit der von ihr gemacht Modification gerichtet werden. 3 r von thr gemachten

, „Die. exste Frage lautet : des §. 13 antragen? (Es erhebt sich eine Minderheit der Mitglieder.) Eine Majorität hat sich niht dafür ausgesprochen.

Die zweite Frage heißt also: Soll beantragt werden, die Be-

stimmung des §. 13 nur für den Rükfall gelten zu lassen? Die Ab- eordneten, welche dies beantragen wollen, würden das durch Auf- tehen zu erkennen geben.

(Eine geringe Anzahl der Mitglieder erhebt sich.) Auch hier is eine Majorität nicht vorhanden.

Die lebte Frage is auf den Vorschlag der Abtheilung gerichtet, die Bestimmung des §. 13 mit der Modification anzunehmen, daß in dem leßten Saße das Wort „kann“ in „muß“/ verändert werde, und daß die Worte „bis zur Hälfte“ zu streichen seien.

(Es erheben sich fast sämmtlihe Mitglieder.)

Der Paragraph ist mit dieser Modification mit großer Majorität angenommen.

Die nächste Sizung wird morgen Vormittag 10 Uhr stattfinden.

(Schluß der Sißung Nachmittags 3 Uhr.)

Will die Versammlung auf Wegfall

188 Vichtamtlicher Theil.

E Cet

Inland. Berlin. Verordnungen des General-Post-Amts. Schreiben aus Weißenfels. (Erste öffentlihe Sizung der Stadtverordneten.) Neuenburger Angelegeuheiten. Die Finanzen des Fürstenthums.

Deutsche Bundesstaaten. Königreich Bavern. Berichtigung. Widerlegung, Schreiben aus München. (Hofnachrichten ; Éisen- bahnen.) Herzogthum Holstein. Jn Kiel eine Adresse an den König beschlossen, Freie Stadt Lübeck. Aufhebung des anastasi- schen Gesehes. Brief aus Schwerin, (Hoftrauer.)

Desterreichische Monarchie. Briefe aus Wien, (Versorgung der Schullehrer - Wittwen; Strenge gegen Beamten - Bestehung.) und Lemberg, (Ausbreitung der Viehseuche.) :

Frankreich. Paris. Schluß der allgemeinen Adreß - Diskussion.

_Unterwerfung arabischer Stämme. Vermischtes,

Großbritanien und Irland. London, Besorgnisse wegen Unruhen in Jrland. Geschwader in Portsmouth. Schreiben aus London. (Die gerichtlichen Verfolgungen der Mörder in Jrland ; der Streit der englischen Katholiken mit den irländischen Priestern.)

Belgien. Brüssel. Die Wahlreform-Gescßze, Aerbau-Ausstellun gen. Der Finanz-Minister Vevdt,

Schweden und Norwegen, Stockholm. Vermisctes, Dänemark. Kopenhagen, Einiges über die leßten Tage des Königs Christian. Vermischtes. j : Schweiz, Kanton Zürich. Die Bundes-Revisionsfrage. Kanton

Luzern. Reorganisation des Militairwesens. Vermischtes,

Wissenschaftliche und Kunft - Nachrichten. Wissenschaftlicher Kunstverein.

Vermischtes.

Handels- und Börsen-Nachrichten.

An [4 D;

Berlin, 27. Jan. Das Amtsblatt des Königlichen Post- Departements enthält die Verordnung, betreffend die Beförderung der aus der Rhein = Provinz und Westfalen nach Nordhausen und Wernigerode bestimmten, auf die Bahnhofs-Expedition in Minden zu spedlrenden Korrespondenz miitelst direkter Karteuschlüsse nah Nord- hausen und Wernigerode und Ausnahmen, welche davon stattfinden; desgleichen, betreffend die genaue Ermittelung des Briefgewichts und Notirung desselben auf den Adressen bei Erhebung des Franco für die nah Großbritanien und darüber hinaus bestimmte Korrespondenz, und Stempel - Abdruck, mit welchem die Briefe aus Großbritanien u. \. w. versehen sein müssen, wenn sie als frankirte gelten sollen ; desgleichen, betreffend die Portofrciheit in Angelegenheiten des Ver- eins für Geschihte und Alterthum in Ottweiler; desgleichen, betref- fend die Ermächtigung der Post - Jnspektoren, Revisionen der Post- Expeditionen und Briefsammlungen durch Requisition der denselben vorgeseßten Post - Aemter zu veranlassen, und Auweisung der Post- Aemter, die darüber an das General-Post-Amt zu erstattenden Be- richte nicht unmittelbar an dasselbe, sondern au die Post-Juspektoren abzusenden; desgleichen, betreffend die Gleichstellung der Portosäue für aus= und inländisches Papiergeld.

X Weißenfels. Am 19. d. Mts. hat hier die erste bfffent- liche Sihung der Stadtverordneten in einem Saale des Rathhauses stattgefunden. Der Bürgermeister Oelzen eröffnete die Feierlichkeit mit einer würdigen Ansprache, in welcher er das Segensreiche der neuen Kü- niglichen Einrichtung für das politische Wohl der Bürger auseinan= dersebte, dieselben zum innigen Dank dafür aufforderte und zuleßt seine Freude darüber zu erkennen gab, daß er in seinem hohen Alter (der Sprecher ist bereits seit 35 Jahkeu Bürgermeister in Weißenfels) diesen Tag noch erlebt habe, der als ein in das städtische Leben ge- pflanzter junger Baum ret vielé ‘goldene Früchte tragen möge. Der älteste Stadtverordnete, Dekonom Günther, sprach si in seiner Erwiederung über die höhere Geltung aus, welche von jeßt an den Kommunal =- Angelegenheiten gegeben sei, und leitete sodann die Wahl- Handlung, durch welche der Justizrath Eichapfel zum Vorsteher der Stadtverordneten (und zwar zum siebzehnten Male) berufen ward. Mit einigen herzlihen und ermunternden Worten eröffnete derselbe die erste Sißung nah der neuen Verfassung, von der sich bei dem guten Vernehmen, welches sei mehreren Jahren zwischen beiden Stadt- Behörden in Weißenfels geherrscht hat, die heilsan:sten Einwirkungen erwartén lassen.

Reuenburger Angelegenheiten.

Neuenburg, 20. Jan. Zur Berichtigung falscher und büs- williger Gerüchte, die in radikalen s{chweizer Blättern über Neuen- burgs Finanzen verbreitet worden, theilt der Constitutionnel Ne u- chatelois Folgendes mit: „Die Staats= Ausgabe zerfällt in zwei streng gesonderte Theile, wovon der erste sich mit der Verwendung der Einnahmen für die verschiedenen Verwaltungszweige, der andere mit den sogenannten Königlichen Geldern, welche unserem Fürsten zur freien Verfügung überlassen werden, sich beschäftigt. Jedes Jahr legt der Staatsrath auf Anordnung des Königs über den ersten Theil dem geseßgebenden Körper ganz in derselben Weise Rechnung, wie die {hweizer Regierungen ihren Großräthen gegenüber zu thun pflegen. Jedermann ist daher im Stande, zu wissen, wie viel Geld eingegan= gen, welches die Einnahme-Quellen sind, und wozu es verwandt wird. «edem Verwaltungs - Beamten wird durch das Budget eine Se (Det WOrUbeE er Seiten fan, 0 Bat es die Bedürfnisse des ihm anvertrauten Verwaltungszweiges erfor= dern, und welche er ohne besondere Genehmigung des Staats-Raths oder eintretendenfalls des Königlichen Ministeriums nicht überschreiten darf. Ueber seine Ausgaben legt er dem Finanz - Departement de- taillirte Rechnung, wobei jeder Posten mit Quittung belegt werden muß. Die Gesammtheit dieser Rechnungen macht die Schaßrehnung ans, welche nebst beglaubigter Abschrift sämmtlicher Quittungen nach Berlin geschickt wird. Dort werden die Rechnungen von der König= lichen Ober-Rechnungs-Kammer geprüft, und erst, nachdem sie von dieser genehmigt worden, wird dem Schaße Decharge geleistet. Kurz, wir glauben nicht, daß irgendwo in den Finanzen eines Landes oder ciner Corporation solche Ordnung herrsht, wie in der Verwaltung unseres Fürstenthums. Was die Summe von 70,000 Fr. betrifft, worüber sih der König die freie Verfügung vorbehalten, so is es noto= rish, daß der ganze Beitrag derselben, ausgenommen die Kanzlei= Kosten, von Sr, Majestät zu Gunsten des Landes verwendet weiden, und zwar entweder zu Werken von allgemeinem Nußen oder zu Ge= schenken an die einzelnen Gemeinden, oder zur Aufmunterung der Wissenschaften , der Literatur und der Künste, oder zur Unterstühung von Nothleidenden, Ueber diese Spenden der Großmuth wird üf- fentlih nicht Rechnung gelegt, sondern es findet eine direkte Berech- nung statt zwischen der Schaßkammer des Landes und dem König- lichen Ministerium. Ueber die Verwendung der Königlichen Gelder im leßten Jahre können wir Folgendes berihten. Der König zahlte, wie früher, die Zinsen für die aus den Ereignissen des Jahres 1831 erwachsene Schuld, deren Kapital Se. Ma= jestät gleichfalls übernommen hat. Die Zinsen belaufen si jährlich auf etwa 10,000 Fr, Eben so wurden auf die Königlichen Gelder angewiesen: die Anfertigungskosten der großen Karte des

Landes von Herrn von Osterwald z die Publicationskosten der „Mo-= numente der Geschihte Neuenburgs;““ ‘die Kosten der wissenschaft lihen Reise des Herrn Agassiz ; die nöthigen Zuschüsse zur Bildung eines akademischen Fonds; eine Summe von 200 Friedrihsd?or, als Fonds für die fünftige Herstellung einer Pfarrei zu Valendis "eine andere für die Kirche von Eplatures, eine Summe von 1000 Fr sür die Abgebrannten von Verrieres; die Summe von 16,800 Se, sür das Hospital von La-Chaux=de-Fonds, eine Summe von 70 O) Tr, sur das Couvelshe Erziehungshaus, so daß der König auf seine 70,000 Fr. eivzig und allein im Interesse des Fürstenthums 07,100 Fr. angewiesen hat,“ B

Deutsche Bundesstaaten. __ Königreich Bayern. stehende Berichtigung :

l „Aus dem in Mainz erscheinenden Katholik ist in die A ugsburs- ge! Postzeitung, in die Abendzeitung und ín mehrere andere Blät- ter eine münchener Korre})pondenz vom 27, Dezember v, J. übergegangen, an deren Schlusse ein scharf bezeichneter Theil der hiesigen akademischen OUrger offentlich der schwersten Vergehen angeschuldigt wird. Das Nefkto- rat der Universität hat es nicht unterlassen, sich unter Bezugnahme auf die ertvahnte Korrespondenz an die Königliche Polizei - Direction mit der amt- lichen GSrage zu wenden: „ob gegen Studirende, welche bei der Versamm- lung auf der Mentershwaige betheiligt gewesen, Untersuchungen wegen an- geblich dabei gehaltener demagogisch -fommunistischer Reden gepflogen wor- den jeien oder gepflegen würden, und geschähe solches, oder sei es geschel-en, welchen Erfolg diese Untersuchungen gehabt hätten“ Darauf is dem Nek- torat die amtliche Antwort zugegangen, „daß bei der Königl. Polizei-Direction teinerlei Untersuchung wegen kommunistisch - demagogischer Reden, welche von Studirenden bei der auf der Mentershwaige jüngst stattzchabten Versammlung gchalten worden sein sollten, cingeleitet worden sci.“ Da nun auch dem Rektorat weder von kommunistish-demagogischen Tendenzen unter irgend einem besonderen Theile der hiesigen Studentenschaft, noch im Allgemeinen über die Gesinnungen und über das Betragen der akademi s{hen Bürger im Verlauf des gegenwärtigen Studienjahres irgend etwas befannt geworden is, wodurch die im Katholik erhobene, eben so schwere als bedenkliche Veschuldigung beabsichtigten Umsturzes von Altar und Thron auch nur im mindesten gerechtfertigt werden könnte, so beeilt man c, im Bollzuge hohen Auftrages, zur Wahrung der Ehre der Universitäts - Ange- hörigen und zur Beruhigung auswärtiger Aeltern 2c., die betreffenden Aeu

Vie Allg. Ztg. enthält nach=

ßerungen in dem münchener Korrespondenz - Artikel des Katholik hiermit

C D

als völlig grundlose Verdächtigungen zu bezeichnen. lejentgen bayerischen Zeituugen, welche den verleumderischen Artikel des mainzer Blaties aufge- nommen haben, ersucht man geziemend, auch diese Berichtigung aufzuneh- men. München am 21. Januar 1848, Jn Spezial - Austrag von Rektor und Senat der Königlichen Ludwig-Maximilians-Universität das Königliche Universitäts - Sekretariat, Dr. Richter.“

Die Münchener pol. Ztg. enthält uahsteheuden Artikel :

„Seit geraumer Zeit verkünden Blätter einer bestimmten Farbe die nahe Wiedereinsezung einiger im verflossenen Jahre ihrer Lehrerstellen ent- hobenen Professoren. So lange nur der erwarteten Thatsache Erwähnuug geschah, konnte füglih geschwiegen werden, da die Zeit jedenfalls das Wi- derlegen übernommen haben würde. Nun aber weiter gegangen, über zu gefügtes Unrecht geklagt und die erwähnte Reintegrirung als Necht ausge- \sprochen wird, nun erwächst auch das Reden zur Pflicht. Daß den Wech- seln in den höchsten Verwaltungs - Sphären Veränderungen in den übrigen Abstufungen öffentlicher Wirlsamkeit sich anreihen, ist wahrlich nichts Ungeivöhn- liches, England und Frankreich, diese eigentlichen Heimatländer des constitutio- nellen Systems, bieten hiervon eine ununterbrochene Neihe sprechender Beispiele, in den amerikanischen Freistaaten is sogar Herkommens, daß der Wahlsieg einer politishen Partei den Rücktritt aller derselben nicht angehörigen An gestellien cinschließlich der Posthalter nach sich zieht, Bei uns in Deutsch- land pflegt keinesweges mit solch eiserner Konsequenz verfahren zu werden, und zwar mit vollem Fuge. Besißen wir das Nepräsentativ System nicht in seinen legten Folgerungen, so können wir uns um fo leichter einer Sitte entschlagen, deren Schattenseite niht minder als die Lichtseite zu Tage liegt, Aber wesentlich bleibt der Unterschied zwischen Entlassungen in Masse und zwischen einzelnen Veränderungen. Jede Regierung muß sich Or- gane geben, deren Gesinnungs - Einklang ihr Vertrauen einflößt, ja, ohne eine solhe Befugniß wäre die ministerielle Verautwort lichfeit ein - reines Unding. Als im Jahre 1837 guf baverischem Boden eine bekanute Partei im Widerspruhe mit der immensen Mehrheit des Landes und der dasselbc repräsentirenden Kammern sich des Cinflusses bemächtigt und 10 volle Jahre hindurch bei beständiger parla- mentairer Minorität diesen Einfluß festbielt, war sie wahrlich uicht sparsam mit reactionairen Verfügungen. Mancher achtbare Beamte sah i{ch aus seincr Stellung verdrängt. Wer den momentanen Negierungsdoktrinen nicht huldigte, dem blieb jede Beförderung in dem Staats- wie im Kirchendienste unerbittlich verschlossen, sofern uicht der Scharfblict des Monarchen in cinzelnen Fällen die Parteiberechnungen durchkreuzte, Zufolge des Ministerwechse]s von 1847 haben in dem weiten Berciche des Justiz- und Verwaltungsdienstes kaun zwei oder drei Pensionirungeu stattgefunden; wahrlich ein rühmliches Zeng- niß für die Jeßtzustände unseres Vaterlandes. Auch unter den öffentlichen Lehrern ist von Ruhestands-Verseßzungen nur uach ganz gcringem Maßstabe die Rede gewesen, Daß jcdoch einzelne Professoren, deren laut ausgespro- chene Ueberzeugungen jenen von Regierung und Kammern geradezu entge- genstanden, nicht ferner e:koren blieben, diese Ueberzeugungen auf die Ju- gend des Landes zu übertragen oder irgendwie deren Entwickelung zu len ken, dics wird wohl Jedermann begreiflich finden. Pflichtvergessen wäre das damalige Ministerium zu nennen gewesen, hätte es dem Monarchen gerathen, der kommenden Generation in Form von Lehrvorträgen eine Richtung auf- zudrängen, die ihm inconstitutionell oder zweckwidrig schien. Sprech - und Schreibfreiheit chren, ziemt den Regierungen. Wie durchdrungen heute die bayerische von dieser Wahrheit ist, b.weist die freigegebene Erörterung der inneren Landes - Angelegenheiten, Auch die Lehrfreiheit zählt zu den hüch- sten Gütern des entwieltcren Staatslebens. Doch das Staatsrecht lehren lassen im Sinne cines bekannten Handbuches, wäre nicht mehr Lehifreiheit, es wäre Lernzwang zu Gunsten jedenfalls sehr eigenthümlicher Verfassungs Auslegungen. Eben darum toird wohl, so lange das gegenwärtige System i! Kraft verbleibt, von Wiederberufung jener durchaus achtbaren, aber ti- nem entgegengeseßten Svsteme ofen huldigenden Männer in das Lehrfach feine Rede sein können, und am allerwenigsten dürften Klagen v0 jener Seite zu erwarten sein, deren frühere Epurationen noch im [rien Andenken stehen. Fragen sich gewisse Blätter, wer seiner Zeit Oken's Euk- fernung aus Bayern erzwungen, wem das Ausland Notabilitäten, wie Stabl, Pfeuffer, Harleß, von der Pfordten 2c. dankt, so dürften sie etwas milder über die Gegenwart urtheilen, erfennend, das hodie mihi cras tibi jet nichts weniger als zur Vollauwendung gelangt,“

XX München, 22. Jan. Die Jhuen on früher gemel= dete Reise unseres Monarchen nach Jtalien wird, sicherem Vernehmen nach, zu Anfang des März angetreten werten. Dagegen scheint die ursprüngliche Absicht des erlauhten Kronprinzlihen Paares, noch vor

der Niederkunft der Frau Kronprinzessin den Aufeutvalt von Würz burg nah Bamberg zu verlegen, wieder aufgegeben zu sein, und würde demnach die Entbindung der hohen Frau in erstgenannte! Stadt er= folgen. ] E

Die amtlichen Protokolle der Reichsraths - Kammel, 90? furzem erschienen, enthalten nicht unwichtige Aufschlüsse über unsere CEisen- bahn-Verbindungen mit Württemberg und Oesterreich. Vie Scie- nen-Verbindung zwischen Bayern und Württembcrg betreffend, so ist aus den Verhandlungen ersichtlich, daß Bitte mers shon vor 4 oder 5 Jahren der bayerischen Regierung den Antrag zum Anschlusse ge- macht, aber 2 Jahre lang gar keine Antwort erhalten hat. Erst sp=- ter hatte man Württemberg angeboten, bei Nördlingen anzuschließen, was aber, wie es scheint, abgelehnt wurde. Ein neuer Versuch, wel= her im vorigen Jahre gemacht ward, blieb gleichfalls ohne Erfolg, da, wie Herr von Maurer erklärte, die Krone Württemberg sich nicht veranlaßt gefunden habe, auf eine gemeinschaftliche Bahn einzugehen. So scheinen leidige Sonderinteressen, zum großen Nachtheile des

deutshen Gesammt-Jnteresses, wie sie bisher den Anschluß zwischen Württemberg und Baden verhindert haben, auch den unserigen mit jenem Lande ad calendas graecas zu terminiren. Jn der württem- berg-badischen Anschlußfrage hat der badische Kammer - Liberalismus gezeigt, wie er die deutsche Einheit, die er immer im Munde führt, veritebe.

Herzogthum Holstein. (B. H.) In Kiel versammelte sich am 23. Januar eine große Anzahl der angesehensten Einwohner und beschloß, in der Vorausseßung, daß dieser Schritt kein ver- einzelter bleiben werde, eine Adresse an Se. Majestät Frederik VH. zu richten, in der, außer dem Beileid und Glückwunsch zur Thron- besteigung, die Wünsche und Hoffnungen Aller in Betreff der staats- rechtlichen Stellung der Herzogthümer, in Uebereinstimmung mit den leßten Adressen der holsteinschen und shleswigschen Ständeversammlung, ausgesprochen würden. Jn die Kommission zur Entwerfung der Adresse wurden erwählt: Etatsrath Falck, welcher in der Versamm- lung den Vorsiß führte, Professor Droysen, Bürgermcister Dr. Bale= mann, Advokat Bargum und Eisenbahu - Direktor Olshausen. Am nächsten Donnerstag wird der Adreß-Entwurf einer zweiten Versamm- lung vorgelegt werden,

Freie Stadt Lübe. (Hannov, Ztg.) Ein Hochedler Rath hat folgende Verordnung, die Aufhebung des Anastasischen GOc= seßes betreffend, veröffentlicht :

¡Um die aus dem sogenannten anastasischen Gesche für den Verkehr entspringenden Hemmnisse zu beseitigen, verordnet Cin Hochedler Rath, im Einvernehmen mit der ehrliebenden Bürgerschaft, hiermittelst: Art. 1. Die Verfügungen des Römischen Rechts ( LL. 22 und 23, C. 1V,, 35), naq welchem der Cessionar ciner -Forderung von dem Schuldner nur den Be- trag dessen einflagen darf, was er selbst dem Cedenten für dieselbe vergütete, sind aufgehoben, Art, 2, Diese Aufhebung soll auch auf die schon vor der- selben vollzogenen Cessionen Anwendung finden.“ i

X Schwerin, 24. Jan. Der Großherzogliche Hof hat wege des Ablebens Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Adelaide von Vrleans eine 8tâgige Trauer angelegt.

Oesterreichische Monarchie.

© Wien, 23. Jan. Endlich scheint auh bei uns wenigstens etwas zur Verbesserung des Looses der Schullehrer-Familien geschehen zu sollen. Aus Veranlassung des übrigens jebt erst erledigten Hauptberichtes über den Zustand der Volksshulenz im Jahre 1844 haben Se, Majestät angeordnet, in Ueberlegung zu nehmen, ob nicht schon vor einer weiteren Bestimmung über die Dotation der Schul- lehrer eine Verhandlung an der Zeit wäre über eine bessere als die dermalen normirte Versorgung ihrer Wittwen und Waisen? und im bejahenden Falle, in welcher Richtung diese Verhandlung zu pflegen ware? Die Provinzial - Regierungen haben demgemäß von den Unterbehörden Anzeigen abgefordert: ob und welhe Anstände in Absicht auf die direktiomäßige Versorgung der Wittwen und Waisen der Volks-Schullehrer sih bis jet ergeben haben, ob sonach eine Abänderung in den diesfälligen Normen jeßt schon wünschenswerth wäre, und in welher Weise dieselbe, jedoch ohne eine neuerlihe Be- lastung des öffentlihen Fonts, namentlich des Normalschul-Fonds, ctwa getroffen werden könnte?

Nach den bisherigen Geseßen sollen diejenigen, welche bei Be- \stand- oder s\onstigen Verträgen über Aerarial-Lieferungen der Be« stechung vffentliher Beamten beschuldigt und derselben überwiesen wurden, nebst der auf solche Verbrechen festgeseßten Strafe, noch ins- besondere von jeder Konkurrenz zu derlei Verträgen ausgeschlossen werden, Gemäß eines neuerlichen Kaiserlihen Befehls soll jedo diese Bestimmung auch auf jene zu erweitern sein, welche der Be- stechung öffentlicher Beamten beschuldigt worden und durch gericht= liche Untersuhung von dem angeklagten Verbrechen nicht {huldlos er- klart worden jind.

Zz+ Lemberg, 16. Jan. Die für endlihe Erzielung wohl- feilerer Fleischpreise so wichtige Besserung des Gesundheitsstandes der Hornviehheerden in unseren östlihen Nachbarläundern dürfte lei= der wieder auf längere Zeit hinausgeschoben sein, da nah den hier eingelangten Anzeigen der Konsulate zu Jassy und Gallacz die muth- maßlih aus der angränzenden Wallachei in den südlichen Theil der Moldau eingedrungene Hornviel, -Seuche dort bedeutend um sich greift und namentlich im Bezirke von Putun bereits in 15 Ortschaften arassirt. Zur Verwahruug gegen das Eindringen der Seuche hat daher das hiesige Gubernium die bisher an der Gränze der Bus- fowina gegen die Moldau bestandene dreitägige Hornvieh-Observation auf eine zehntägige Kontumaz=-Periode erhöht und auch den benah- barten Provinzial-Regierungen die verdoppelte Vorsicht gegen die weitere Verbreitung der Seuche empfohlen.

Frankr et M.

Pariís, 23. Jan. Die Deputirten-Kammer hat die allgemeine Disfussion der Adresse in der gestrigen einen Sißung zu Ende ge= bracht und wird in der nächsten sogleich zu den einzelnen Artikeln schreiten. Den Schluß der Debatte, nah der schon mitgetheilten Rede des Herrn Desmousseaux de Givré, machte gestern Herr Ducos von Seiten der Opposition mit größtentheils perfönlihen Declama- tionen gegen die Minister. Unter der Majorität unterschied er zwei Parteien: die Führer und die Geführten. Die Ersteren hätten einen eigenthümlichen Charakter, eine ihuen allein eigene Physiognomie. „Éhemals“/, fuhr der Redner fort, „nannten sie sich Doctrinairs. S'itdem- sie aus der Coalition ausgeschieden, gefällt ihnen dieser Name nicht mehr, oder vielmehr sie glaubten, derselbe sci der Majorität zu sehr zuwider, als daß sie ihn noch länger beibehalten mochten; sie nahmen daher den Namen ihrer neuen Verbündeten an; sie nennen sich die Erhalter der guten Politik. Jm Allgemeinen lieben sie die hohen Stellen und die guten Gehalte. Sie waren zusammen in der Coalition und ärndten nun zusammen die Früchte; das versteht sich von selbst, Jhr Haupt= Chef (Herr Guizot) liebt die Popularität nicht; er erwiedert seinen intimsten Freunden mit denselben Gefühlen, die sie für thn haben; er ist Optimist und sieht Alles im besten Licht, Er fühlt sih niht darüber beleidigt, wenn man ihm sagt, man habe nicht geglaubt, daß er in London in der Eigenschaft als Bot- {chafter sei. Zwei Parteien gegenüber, von denen die eine auf den Krieg, die andere auf eine Thorheit hin will, findet er, daß beide gut sind, Er hat ehemals die Freiheit vertleidigt, er hat zu Lisieux ( vor seinen Wählern) den Fortschritt versprochen; Sie kennen Alle seinen Eifer für die Freiheit und seinen Luxus in Fortschritten. Der zweite Chef (Graf Duchatel), dem die öffentlihe Böswilligkeit die Anmaßung beilegt, der Erste scin zu wollen, hat sih große Berühmt- heit in der Leitung der Wahl-Kollegien erworben ; er besißt viel parlamen- tarische Gewandtheit und Geschicklichkeit. Jedermannkennt “Hier wurde der Redner von zahlreichen Stimmen mit dem Rufe unterbrochen : - Diese Persönlichkeiten sind unerträglich! Zur Orduung!“ Er sebte jedoch nichtsdestoweniger seinen Vortrag noch eine Weile in demselben Tone fort, obgleich häufiges Murren ihn begleitete, bis endlich der Präsident ihn entschieden aufforderte, sich solcher Persönlichkeiten zu e, worauf er selbst gegen diesen noch die parlamentarische “Achtung verlette.

Ein Schreiben aus Algier meldet, daß in Folge der Ueberliefe-

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rung Abd el Kader's die drei Haupt= Abtheilungen der Stämme der Hamianes= Garabas, welche allein noch gegen die Franzosen Stand gehalten hatten, nun au sich unterworfen haben, Am 7ten d. war General von Lamoriciere von Oran abgereist, um sih nah Paris zu begeben. Der Toulonnais glaubt aus guter Quelle versichern zu fönnen, daß Abd el Kader niht lange in dem Fort Lamalgue zu Toulon bleiben werde. adi

Die Porphyr-Blöcke, welche der Kaiser von Rußland zum Grab- mal Napoleon's geschenkt hat, sind im Junvalidenhotel angekommen.

Scribe is zum Commandeur des Ordens der Ehrenlegion er- nannt worden. :

Jn Folge neuer Meteleien, die angeblich im Libanon vorgefallen sind, soll der französische General-Konsul sich verpflichtet geglaubt ha- ben, die Befehlshaber zweier französischen Kriegsschiffe zur Landung ihrer Maunschaften aufzufordern.

Die französische Regierung hat von ihrem Konsul zu Mazatlan

in Kalifornien die Anzeige erhalten, daß der provisorische Gouver- neur der Provinz sämmtliche europäische Konsuln aufgefordert habe, von der Regierung zu Washingt.n ein neues Exequatur zu begeh ren. Man sieht in diesem Schritte den sicheren Vorläufer der förm- lichen Einverleibung Kaliforniens in die Vereinigten Staaten. y Die Gesellschaft der trausatlantischen Paketböte zu Havre. will thr Kapital von 2 auf 3 Millionen Fr. erhöhen und sich als ano nyme Gesellshaft fonstituiren. Sobald die Dampfböte in Stand geseßt sind, wird der bisher durch vier dieser Schiffe verschene Dienst zwischen Havre und New-York wieder beginnen.

Seit vorgestern is die Polizei beschäftigt, die Läden sämmtlicher Waffenschmiede zu revidiren.

Der Rendant der Kasse der Ehrenlegion ist, unter der Anschul- digung, argen Unterschleif begangen und falsche Quittungen ausge- stellt zu haben, verhaftet.

Großbritanien und Irland.

London, 22. Jan. Die Nachrichten aus Jrland melden wie- der von Unruhen, welhe der von neuem sich mehrende Mangel an Lebensmitteln erzeugt hat. Ju Kilkenny hegt man deshalb so ernst- liche Besorguisse, daß Militair aller Waffengattungen aufgeboten wor- den ist, die Stadt zu s{hüßen, Aus der Grafschaft Tipperary und Kilkenny werden wieder mehrere Fälle berichtet, in den Menschen Hungers gestorben sind. Mittlerweile i in mehreren, unter das Ausnahmegeseß gestellten Bezirken das Militair und die Polizei be- hâftigt, die verborgen gehaltenen Waffen aufzusuchen, und vor den Spezial - Assisen häufen sich die Todes -= und Deportations - Urtheile. Bemerkenswerth ist dabei die völlige Gleichgültigkeit, mit welcher die meisten Angeklagten das Urtheil aufnehmen.

Jn Portsmouth is der Befehl angekommen, zwölf Kriegsdampf- böte dort zu versammeln und zum Dienst bereit zu halten.

X London, 21. Jan. Die größte aller Neuigkeiten i} jeßt die strenge Handhabung des Rechts und die wirksame Bestrafung der Verbrechen in Jrlaud. Jun beiden Theilen des vercinigten König- reichs traut man faum seinen Augen, wenn es in den Zeitungen heißt, daß nicht allein eine ganze Schaar ron Mördern zum Galgen verurtheilt ist, sondern auch Leute überführt worden sind, welche Mör- dern auf ihrer Flucht eine Zufluchtsstätte gewährt und in einem Halle sogar dieselben zum Morde gedungen haben. Dieser leßte Fall 1jt eigenthümlich, da, wie leicht einzusehen, das Beibringen eines rehts- kräftigen Beweises für diese Art von Verschwörung jehr {wer hält ; dennoch is} ein Pächter, mit Namen Crown, ein niht unbemittelter Maun, überführt worden, den bekannten Bravo Puck zur Ermerdung seines Gutsherrn gedungen zu haben. Den Beweis gegen ihn bil- dete die Aussage seines eigenen Neffen, und obschon der übrige Theil seiner Familie und seiner Diener das Gegentheil beschwor, so hatte er doch selbst seine Schuld eingestanden, und die Jury verurtheilte ihu. Es mag dem übrigen Europa unglaublih erscheinen, aber diese Verurtheilungen werden als etwas in Jrland Unerhörtes angestauut. Vor nicht langer Zeit hatte die Regierung eine Belohnung von 1009 Pfd. für die gerichtliche Ueberführung der Urheber cines abscheulichen Mordes ausgeboten und dem Angeber dazu noch voll ständige Begnadigung zugeskchert, falls er nicht selbst der wirkliche Mörder gewesen wäre, Ju Folge dieses Aufrufs meldete si ein Pächter und versprah unter solhen Bedingungen die nöthige Auf flärung zu geben. Der Mord war von drei Mäunern verübt wor- den, und jener verlangte deshalb 3000 Pfd. mit der Begnadigung für seinen eigenecu Antheil daran. Als dies zugesichert war, bekannte er si selbst als den Urheber. der drei Verbreher zum Morde ge dungeu, und als dieser verübt war, sie dafür bezahlt hatte ; er sähe, sagte er, jeßt keinen Grund ein, warum er jene niht an den Gal- gen bringen und die Belohnung nicht einstecken follte, was auch richtig geschah, so daß er jeder Bestrafung entging.

Ueber diese irländishen Morde is zwischen den leitenden Katho- lifen Englands, wie Lord Shrewsbury und Lord Arundel, und den irländischen Priestern ein sehr heftiger Streit ausge:rohen. Die englischen Lords erklären , cs sei eine Schmach und ein Skan- dal für ihre Kirche, welhe einen so unbegränzten Einfluß über das irländische Landvolk ausübe, daß nicht allein diese Verbrechen durch solchen Einfluß nicht unterdrückt, sondern sogar in manchen Fällen selbst priesterliher Agitation zugeschrieben werden, Auf diese ahtungswerthen Vorstellungen haben die irländischen Biz= \{ch6ófe und Agitatoren damit geantwortet, daß sie Lord Shrewsbury „einen frommen Narren“ nannten, Es is indeß kaum möglich, daß diese Art von Diskussion uicht ihre Wirkung in Rom und anderswo haben sollte. Die päpstliche Regierung is lange in einer unglaub- lichen Unwissenheit über den wirklihen Zustand Jrlands gehalten worden, weil sie alle ihre Nachrichten nur von dem irländischen Kol- legium in Rom und Herrn Mac Hale und seiner Partei erhielt. Nichts kann abgeschmackter und irrthümlicher sein, als die Sprache des Pater Ventura in seiner kürzlichen Leihen-Predigt auf O'Connell, und der Einfluß des Papstes is in Jrlaud nur angewandt worden, um lokalen Täuschungen und Partei - Leidenschaften Geltung zu ver- schaffen. Wenn die Autorität des Papstes überhaupt in den geist= lichen Angelegenheiten seiner Kirche in diesem Königreiche bestehen soll, so muß sehr gewünscht werden, daß sie mit einer genauen Kennt- niß der Thatsachen ausgeübt werde. Jch glaube behaupten zu können, daß gegenwärtig in feinem Lande Europa?s ein Geist des Widerstandes gegeu die Politik der römischen Kirche \o wenig sich fundgiebt, als in England. Selbst die“ vorherrschende Anuimosität gegen die Jesuiten wird hier kaum gespürt, und ihr großes Justitut in Stonayhurst und Clongowus steht eben so sicher wie ein wesleva- nisches Seminar. Es faun möglich sein, daß diese Art von Gleich= gültigkeit gegen den Einfluß und Fortschritt des Katholizismus von Seiten der englishen Regierung niht weise ist, und daß ein prote- stantisher Staat gegen so thätige Angriffe zu allen Zeiten sich mehr schüßen muß, aber, wie dem auch sein mag, die Freiheit der römisch - katholischen Kirche und Geistlichkeit in England und Jrland ist während der leßten 20 Jahre unbeschränkf gewesen, und sie haben gewiß auch einen ausgedehnten Metau davon gemaht. Jn Jrland wußte man es längst, daß O'Connell viel mehr das Werkzeug der Priester war, als die Priester das Werkzeug O'Connell's. Nach seinem Tode ist diese Ansicht zur Gewißheit geworden. Das wahre

Haupt irländischen Mißvergnügens und irländischer Agitation ist John Mac Hale, Erzbischof von Tuam. John O’Connell und die E der Versöhnungshalle sind nur da, um seinen Zwecken zu dienen Iu seine Befehle im Parlament oder anderswo auszuführen, und der irländishe Kampf hängt ganz und gar ab von der Thatkraft seiner geistlichen Miliz.

B: lg: E U;

Vrüssel, 24, Jan. Die mit der Prüfung der vom Gouver- nement beabsichtigten politishen Geseßvorschläge beauftragte Kommi})- sion hat sich auch mit der Prüfung des Entwurfs betresss der Hin- zuzichung der Kapazitäten zur Wahlberehtigung beschäftigt und den Vorschlag genehmigt, daß alle auf der Juryliste stehenden Personen das Wahlrecht besißen sollen, sobald sie 20 Fl. Steuer zahlen.

Mittelst Königlichen Beschlusses i} eben festgestellt worde, daß alle fünf Jahre eine Ausstellung der Agrikultur - Produkte stattsin= den solle.

Das Journal du Commerce versichert, Herr Veydt habe scine Entlassung als Finanz - Minister eingereiht. Die Jndepen=- dance versichert, daß nur Gesundheits-Rücksichten ihn dazu bestimmt hätten.

Schweden und Üorwegen.

Stockholm, 18. Jan. Die Post- und Staats=-Zeí= tung enthält sehr umfangreiche Erläuterungen über die Königlichen Finanz =- Vorschläge, in welchen auf die in Reichsständen und 1in der Presse über dieselben gemachten Aeußerungen Rücksicht genommen wird.

Die Verwerfung der Regierungs-Vorschläge über die Verlegung der Marine - Etablissements von Gothenburg nach Marstrand, selbst im Adel= und Priesterstande ist, wie Aftonbladet bemerkt, die stärfste Niederlage, welche die Regierung seit lauger Zeit erlitten.

D Fnemckr l

Kopenhagen, 22. Jan. (Alt. Merk.) Se. Majestät der König hat der biesigen Bürger-Bewasfnung den Wachdieust auf dem Residenzschlosse Christiansburg übertragen.

Die Berling. Ztg. theilt Folgendes über die leßten Tage Christian?’s VIIL, mit: „Bereits mehrere Tage vor dem Tode des Königs war die Hoffnung der Aerzte hinsichtlich seiner Genesung nur sehr {chwach, obwohl sich einige Abwechselung in den Fortschritten der Krankheit zeigte. Aber am Mittwoch Abend (19ten) war der leßte Augenblick, wo wirklich ein Funke von Hoffnung vorhanden war. Der König hat während seiner ganzen Krankheit einen hohen Grad von Ruhe und Scelenstärke gezeigt und sich mit Bereitwilligkeit den Dperatio= nen unterworfen, welche die Aerzte nothwendig sanden. Mit Resignation ertrug erx seine bedeutenden förperlichen Schmerzen neben den vielen ernsten Gedanken, die ihn beschäftigen mußten. Am D onnerstag waren die Schmer= zen im Zunehmen begrissen, während doch die geistigen Kräfte voll- fommen ungeschwächt blieben, so daß der Köuig auch gegen Nachmit- tag, seinem Wunsche zufolge, das Sakrament des Altars von seinem Konfessionarius, dem Bischofe Mynster , entgegennahm. An dieser heiligen Handlung nahm Jhre Majestät die Königin Karoline Amalia Theil, welche während der Krankheit des Königs mit aufopfernder Liebe ihren Gemahl getröstet und gepflegt und ihm unter seinen Lei= den mit der Treue einer christlichen Hausfrau zur Seite gestanden hat. Einige Zeit nahher nahm der sterbende König einen rührenden Abschied von seiner ganzen Familie. Unter den Personen, die Chri-= stian VIIL an seinem Krankenbette empfing, war auch die von ihm so hoch verehrte, betagte verwittwete Königin Marie Sophie Frie- dorife.

Fädrelandet enthält noch folgende, das Vorstehende ergân- zende Mittheilungen: „Jm Augenblicke des Todes waren außer Jhrer Majestät der Königin, der Ober-Hofmarschall von Leveßgu und der Geheime Etatsrath Adler anwesend. Die Königliche Leiche wird seit= dem von einem Adjutanten und einem Arzte bewacht; heute (21sten) ist die Descction derselben vorgenommen worden, und morgen (22sten) wird mit der Eiubalsamirung begonnen, worauf sie nah gewöhnlichem Brauche auf einem Paradebette ausgestellt wird. Sie soll vou den ausgestandenen Leiden so abgezehrt und verändert sein, daß es schwer hält, die Züge wieder zu erkennen. Die Nachricht vom Tode König Christian’s des Achten wurde seinem Sohne und Nachfolger, der, nachdem er Abschied von seinem Vater genommen, sich gestern (20sten) nah Christiansburg begeben hatte, von dem General - Adjutanten, General Ewald, und dem Kabinets-=Secretair, Kammerherrn Tillisch, über- bracht, woraufder neue König die Haupt-Etage in Christiansburg als Woh= nung bezog und gleich nachher die Mitglieder des Staatsraths und mehrere hohe Beamten empfing. Dem Vernehmen nah haben der Ober-Hof-Marschall von Leveßau, der Kammerherr Tillisch und der Etatsrath Lunding (bisheriger Kabinets = Secretair des Kronprinzen ) den Auftrag erhalten, das Portefeuille, die Papicre und die Brief- schaften des verstorbenen Königs in Gewahrsam zu nehmen und zu ordnen. ““

Dasselbe Blatt stellt bereits gestern von seinem Standpunkte aus freimüthige Betrachtungen über die Staatsverhältnisse bei dem Tode Christian’s V1], an und giebt dabei den Wunsch zu erkennen, daß der Augenblick des Regierungs - Antritts seines Nachfolgers dazu benußt werden möge, demselben die Meinung des Volkes in dieser Hinsicht vorzutragen. Die Reflectionen von Kiöbenhavnsposten in ihrem mit einem Trauerxrande erschienenen Blatte vom 21sten sind ähnlicher Art, wie die Faedrelandet's. Beide erkennen die Ver= dienste des verstorbenen Königs anz beide hatten aber mehr gehofft und gewünscht in Beziehung auf die staatliche und freiheitlihe Ent= wickelung, wenn sie auch den entgegenstehenden Schwierigkeiten in den Umständen und im Volke selb Rechnung tragen, und erwarten von seinem Nachfolger die Erfüllung. Kjöben havnsposten bezeichnet die kurze Regierung Christian's VII]. als eine besonders glüdckliche und zugleich als eine der Vorberet- tung. Ein besonderes Gewicht legt sie auf das, was der verstorbene König in seiner Jugend in Norwegen gethan, sowohl mit Rücksicht auf das, was sih an seinen Namen in_der Geschichte knüpfen wird, als auf das, was man von ihm in Dänemark E und sagt, er sei der lebte Köntg gewesen, der, wenn auch zu Adi pt dds E Zeiten, in beiden skandinavischen Reichen regiert habe, in dem einen E 24 Rie Rer ‘cibeit, iu dem anderen als Vorbereiter. Es als Begründer der Freiheit, | R : R O Ba schließt seinen Artikel mit den Ausrufungen: „Griel „und dankbare Anerkeunung dem Andenken Christians VIIIL! Greiheit und volks= thümliches Wesen folge der Regierung Frederiks L Der Präsident der schleswig - Br Le C Gen Kanzlei, Graf von Moltke auf Nütschau, ist zum Geheimen Staats-Minister

ernaunt worden, : S weiz.

1 Zürich. (Schw. Merk.) Die Partei - Organe in er ben ihre Rollen in Beziehung auf die bevorstebenbe Bundes - Revision ganz vertauscht. Die Radikalen, wie die Neue Züricher Zeitung oder vielmer Bürgermeister Dr. Furrer und Pr. A. Escher, das Soloth uruer Blatt oder Landammann Mun- zinger und Regierungs-Rath Dr, Felber, der Erzähler oder Staats=

schreiber Steiger von St. Gallen, die National - Zeitung- oder