1848 / 34 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

j ‘nister bervorgerufen haite, nahm Herr Du- seine Ausfálle gegen die Í er für das Billaultsche Amendement faure das L l es gar nit persóulich, sondern rein politisch sei, Die stimmen mere be, daß die von der Regierun befolgten Grundsäße bos Opposition 9 fen ‘des Landes nit angemessen seien, daß das jeßige Ka! i- große In Auskunftsmittel regiere und sich zu sehr durch die Privat-Zn- net nr La men lasse. Dies sei die Grundidee des Amendements, welches er für teressen bel tfertigt halte, da unleugbar das Kabinet sich zu Handlungen habe hin-

ves rfen welchedie Gewalt ershüttern und die Sittlichkeit des Landes unter-

oe máßten Die Worte des Amendements aber seien ret wohl mit der Ach-

S vor den Personen verträglih. Der Redner ging nun die innere Po-

lítif des Kabinets während der legten Zeit durch und suchte darzuthun, daß

in vi ichtigen Beziehungen den entschiedensten Tadel verdiene. sie e S E L daß bre Doboltion das Amendement blos deshalb Fu ae, um das Kabinet zu bestimmen, mit den bisherigen Umtrieben und Skandalen entschicden zu brechen, wodurch es selbst nur gewinnen und allèin sch in der Gewalt behaupten könne. Nach einigen Worten des Mi- nisters Duchatel wurde das Amendement jedoch bei der Abstimmung mit sehr starker Majorität verworfen und der §, 4 angenommen. Herr von Lamartine, der zuerstüber §, 5 das Wort nehmen sollte, ersuchte die Kam- mer um Aussezung der Debatte bis morgen, weil er sich noch nicht alle nöthigen Papiere habe verschaffen föónnen. Nach einigem Hin- und Herre- den wurde dieser Antrag genehmigt und die Sizung aufgehoben.

Paris, 29. Jan. Der König legt heute cine dreiwöchentliche Trauer für den verewigten König von Dänemark an. An die Ge- meinden des Bezirks von Random, denen die Prinzessin Adelaide eine freigebige Wohlthäterin gewesen, hat Se. Majestät die Summe von 3200 Fr. zur Vertheilung übersendet. Unter den Personen, welchen der König in den leßten Tagen Audienz ertheilte, befand sich au der Graf Walewski, ehemaliger Gesandter in den La Plata- Staaten. Gestern bemerkte man im Tuilerieenhofe von 11 bis 1 Uhr die Equipagen der Herren Graf Montalivet, Billault und Passy, welche diese ganze Zeit über sich in einer Privat - Konferenz mit dem Könige befanden. Man wollte hierin an der Börse ein Anzeichen von naher Auflösung des Ministeriums erblicken. Bedeutende Wet= ten sind hon eingegangen worden, daß das jeßige Ministerium den 4. März nicht überleben werde. Man kannte indeß damals noch niht das Resultat der Abstimmung über Billault’s Amendement. (S. Deputirten Kammer.) Jn einem vorgestern abgehaltenen Kabi- netêrathe soll man sich mit der Zusammenseßung eines Regentschafts- rathes beschäftigt haben. Man will bemerkt haben, daß der russische Geschäftsträger, Graf Kisselew, jeßt viel häufiger als sonst in den Tuilerieen erscheint. Auch Baron Rothschild soll öfter als gewöhn=- lih sih dort einfinden.

General Lamoricière hatte vorgestern eine lange Konferenz mit Herrn Guizot, bei welchem der Kriegs = Minister ihn einführte. Die Presse enthält einen Artikel voll des strengsten Tadels über das Benehmen der Regierung gegen Abd el Kader. „Indem wir dieses niederschreiben“/, sagt dies Blatt, „denken wir niht an Abd el Kader, sondern an Frankreih. Sollte Frankreich aufhören, das Land der Großmuth , der Ritterlichkeit zu sein, was wird alsdann aus dem unglücklihen Lande, dessen Angelegenheiten so s{hlecht geführt werden, dessen Macht jedes Jahr sinkt und dessen Nimbus überall verschwin- E Pee Vot G zu (Wem: Aylifel dur zwai Briefe aus Toulon veranlaßt gefunden, die sie auch mittheilt und welche die für den Emir aus seiner Gefangenschaft entstehenden moralischen Qualen in den grellsten Farben schildern. Man fürchtet sogar für seine Gesundheit. Sich über die Behandlung, welche ihm widerfuhr, beim General Lheureux beklagend, rief er aus: „Und ih, der ih Zutrauen zu dem Worte eines gemeinen französischen Soldaten gehabt hätte!“ Als die von ihm getrennten, im Fort Malbosquet gefangen gehaltenen Angehörigen zu ihm gelassen wurden, fand eines der rührendsten Schauspiele statt. Alle warfen sich zu den Füßen

ihres „Sultans“, küßten seine Kleider mit dem Zeichen der innigsten Anhänglichkeit, und er, ‘sein Gesicht vor Freude strahlend, legte die

Hände auf diese Kinder, welche ihren Vater wiedergefunden zu haben schienen. „Abd el Kader“, sagt der Verfasser dieses Schreibens, „tam mir in diesem Augenblickde in eben dem Grade groß vor, als das Kabinet durh sein Betragen gegen ihn si klein zeigt.“

Die Budgets-Kommission versammelt sich regelmäßig jeden Tag. Auf den Vorschlag eines Mitgliedes hat sie die Weise, zur Erörte- rung des Ausgabe-Budgets zu schreiten, gänzlich abgeändert. Bevor die Kommission in die Einzelheiten eingeht, wird sie die Minister ören.

) Die Union monarchique meldet, daß die Herren von Rado- wiß und von Colloredo binnen kurzem von Paris abreisen würden.

Es wird angeblih vom Ministerium ein neues Geseß über das literarische Eigenthum vorbereitet,

Zu dem Reform= Bankette des zwölften Arrondissements von Paris, das, dem Polizei-Verbote zum Troß, gleih nah der Adreß- Diskussion stattfinden soll, sind vierzig Deputirte und sechs Pairs ein- geschrieben; die Anzahl sämmtlicher Theilnehmer beträgt 2000. Die Studirenden der Rechts = und Medizin - Schulen wollen ebenfalls ein Reform- Bankett organisiren und erklären in den Blättern, daß sie binnen furzem Ort, Tag und Stunde desselben anzeigen würden.

Der General - Konsul für Uruguay, Herr Lelong, hatte Herrn E. von Girardin , als verantwortlichen Herausgeber der Presse, vor das Zuchtpolizei - Gericht geladen , weil er sich geweigert , eine Antwort auf einen Angriff Lamartine's gegen ihn in die Spalten aufzunehmen, die den Angriff gebraht. Der Gerichtshof hat vor= läufig entschieden, daß die Karumer erst die gerichtliche Verfolgung gegen Herrn von Girardin autorisiren müsse, obgleich der Anwalt des Beschuldigten sih dieses Privilegiums begeben wollte.

Der neu ernannte Gesandte in Neapel, Herr von Bussieres, hat die Weisung erhalten, sofort auf seinen Posten abzugehen.

Das Journal von Dünkirchen berichtet, daß ein Steuer- einnehmer sich plöblih entfernt habe und ein großes Defizit in der Kasse, so wie viele Privatschulden hinterlasse.

Jn Algerien haben solhe Regengüsse stattgefunden, daß die Leute, welhe an der Medeahstraße arbeiten, mehrere Tage von Zwieback leben mußten, weil sie von jeder Verbindung abgeschnitten waren, Der Postcourier von Milianah fiel mit seinen De- peschen ins Wasser, wo er ertrank und diese verloren gingen.

x Paris, 29. Januar. Die Deputirten-Kammer seßte heute die Verhandlung über den Adreß-Entwurf fort. Nachdem ge- stern der §. 4 endlih angenommen worden war, führte heute die Tq-

gesordnung zu §. 5, der die auswärtige Politik betrifft.

Herr von Lamartine hatte gestern hon das Wort verlangt, aber be- vor noch derselbe die Tribüne bestieg, richtete Herr von La Plesse eine An- frage an Herrn Guizot darüber, wie es mit dem Plane zur Umschmelzung der französischen Kupfermünze stehe, und ob die Vorlegung eines Geseh- Entwurfs darüber bald erfolgen werde. Herr Guizot antwortete, der be- treffende Geseh - Eutwurf sei bereits ausgearbeitet und werde im Laufe der A Un Session jedenfalls vorgelegt werden. Nach Erledigung dieses

ncidenzpunktes wurde sofort zur Tagesordnung geschritten , und Herr von Lamartine bestieg die Tribüne, Wie gewöhnlich, wenn dieser Redner das Wort ergreift, wurde es nell im Saale still, und so begann er dann seine Rede, in s{önem dichterischem Stol gehalten, mit allgemeinen Betrachtungen über denjenigen Punkt von Jtalien , welcher im Augenblick vorzugsweise die öf- fentliche Aufmerksamkeit beschäftigt, nämlich mit Neapel und Sicilien, be- trachtet das Verhalten Englands dort, wie der Reihe nah in den ver- schiedenen Länderh JZtaliens, die Verhältnisse der Schweiz, und läßt so ein Land nah dem anderen die Musterung passiren, Er erklärt, indem ex ein

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historisches Gemälde der italienischen Zustände zu entwerfen beginnt, nicht über die Jahre 1820 und 1821 zurückgehen zu wollen, Seine Schilde- rung umfaßt zuerst den Geist, der die Regierungen und die Völker überall bescelte, als der jeßige Papst Pius 1X. den römischen Thron bestieg. Des Papstes tfortiids moralische Kraft und Stärke hervorhebend, nennt er denselben einen wahren Halbgott, der die Fahne eines föderativen Jtaliens wieder aufzustecken den Muth gehabt habe. Dann kommt der Redner auf die anderen Länder Jtaliens zu sprechen, auf Toscana, dessen Großherzog und Regierung er gleichfalls eine warme Lobrede hält, eben so Sardinien, dann auf Neapel, Modena, Parma, die weniger Gnade vor seinen Augen finden. In poetischer Sprache segt er aus einander, wie im Norden und im Süden Ztaliens ein Sturm im Anzuge sei, während die anderen Theile sich mehr und mehr beruhigen und ungehindert auf der Bahn zu Reformen voranschrei- ten. Es is sehr s{hwer, dem Redner zu folgen, da es an einem das Ganze durchziehenden, streng logisch entwickelten Gedanken bei dem Redner fehlt, der jeden Augenblick vom Hundertsten ins Tausendste überspringt und daher troy seines schonen, bilder- und blumenreichen Vortrags neben dem Beifall, der ihm manchmal zu Theil wird, auch öfter Langeweile ‘erregt und nicht die allgemeine Aufmerksamkeit findet, welche anderen hervorragenden Rednern, wie z, B, Herrn Guizot, nie fehlt, troß der zahlreichen Antipathieen, welche dieser in der Kammer zu bekämpfen hat. Herr von Lamaitine erklärt nun die Lage Jtaliens vom konservativen Gesichtspunkte aus betrachten zu wollen, aber von cinem fonservativen Gesichtspunkte aus, der zugleih libe- ral und national sei. Man könnte, sagt er, drei verschiedene Svsteme für das Verhalten in Jtalien aunehmen, entweder 1) im Sinne der Nadikalen handeln, oder 2) im gemäßigt constitutionellen Sinne, oder 3) mit einem gewissen Grade von Furchtsamfkeit gemeinschaftlihe Sache machen mit den absoluten Regierungen, Oesterreih die Hand reichen. Der Redner prüft nun die Zweckmäßigkeit aller drei Systeme der Reihe nach. Er spricht sich bestimmt gegen die Anschauungsweise und die Tendenzen der Radikalen aus, nicht minder bestimmt aber gegen das leßte der drei angeführten Svsteme und will das gemäßigt constitutionelle System vorgezogen wissen. Der Redner kömmt dadurch in einen offenbaren Wider- spruch mit dem, was er bei anderen Anlässen gegen dieses System vorge- bracht und oft wiederholt hat. Heute versichert er, dasselbe sichere am besten, wo nicht allein, die beiderseitigen Nechte, die der Regierungen wie die der Völker, Fast möchte man von der heutigen Nede des Herrn von Lamartine sagen, daß sie im Grunde Jedermann gefallen wollte, Nachdem er die drei genannten Systeme ín ihrem Wesen und in ihren Konsequenzen, wie er dieselben auffaßt, entwickelt, kömmt er nun an das Verhalten der frau- zösischen Regierung, das er mit diesen drei Systemen zusammenhält und dem leßtgenannten entsprechend findet. Er klagt das Verhalten der fran- zösischen Regierung der Unvorsichtigkeit, Unentschlossenheit und als den Jn- teressen der Freiheit Jtaliens zuwiderlaufend an. Besonders durch sein un- ter den den Kammern vorgelegten Dokumenten befindliches Memorandum von 1847 habe Herr Guizot deutlich gezeigt, daß es ihm im Grunde nur um eine die Mißbräuche und die Unterdrückung der Bevölkerungen erhal- tende Politik zu thun sei, daß er nur ciner solchen, von den italienischen Fürsten geübt, Frankreihs Schuy gewähren wollte. Jun dergleichen allgemeinen und sehr vagen Beschuldigungen ergeht der Redner sih weiter, und die Wirkung, die er hervorbringt, is, tro der Lebhaftigkeit seincr Worte und der Heftigkeit, mit welcher seine Hand von Zeit zu Zeit auf die Mar- morplatte der Tribüne s{lägt, verhältnißmäßig nicht groß. Die Regierung, sagt er, habe es mit Niemanden verderben wollen, habe die Gunst des Papstes wie die des Kaisers zugleich gesucht, und das Resultat sei gewesen, daß sie des Vertrauens des Papstes verlustig ging und neuerlich auch Oester- reich verlezte, Der Nedner seyt ihrem Verhalten das der Restauration bei den damaligen Ereignissen in Jtalien gegenüber und hält dieser eine Lob- rede, Jhr Verhalten sei weit liberaler gewesen, als das der Juli - Regie- rung. Damals habe man wenigstens aufrichtig Jtalien eine Constitution geben wollen, jeßt aber sei die Hopokrisie des Macchiavellièmus an der Ta- gesordnung. Man habe das Volk einschläfern wollen, aber wenn man wolle, daß ein Volk einschlafe, so müsse man ihm wenigstens ein angemes- seneres Bett bereiten. Die französische Regierung habe, ihren Ursprung, den Geist der Justitutionen Frankreihs und dessen theuerste Interessen ver- gessend, Frankreich von Oesterreich ins Schlepptau nebmen lassen, den Ver- trägen von 1815 neue Kraft gegeben, von neuem. jetzt Alles angenommen, was 41815 gegen Frankreich geschehen sei. „Ich war“, rust der Redner aus, „1820 und 41824 bei der französischen Diplomatie in Jtalien angestellt, als ein Aufstand in Piemont und Neapel aus- brach. Was that die Restauration? Sie, die erst scit fünf Jahren wieder den Thron einnahm, die nur vom Frieden und durch Zugeständnisse des Auslandes bestehen konnte, sie erklärte, daß sie den italienischen Staaten das Recht zuerkenne, sich zu rekonstituiren, wie sie es für angemessen fän- den. Sie verbündete sih niht mit deren Gegnern, übernahm durchaus keine Verbindlichkeit gegen sie. Was soll jene andere Depesche bedeuten, welche Herr Guizot an Herrn von Rossi gerichtet hat, und worin es heißt: „Versichern Sie dem Papste, daß wir ihn gegen die Nevolutionaire unter- stüßen werden?“ Was sollen die Worte Anarchisten und Revolutionaire heißen, die man ten italienischen Liberalen an den Kopf wirft? Das be- deutet, meine Herren, daß man dem Papst auf indirekte Weise anräth, auf die politishen Reformen zu verzichten und Verwaltungs - Reformen an ihre Stelle treten zu lassen, die weder mit der Unabhängigkeit noch. mit der Freiheit der Völker ctwas zu thun haben, weder für die eine noch für die andere etwas thun; mit einem Worte, man wollte, daß der Papst nur unbedeu- tende Reformen vornehme, Man will so den heiligen Vater éntmuthigen,. Die Noten, so wie die an den Grafen Rossi gerichteten Junstructioneu, ge- ben den Beweis davon.“ Der Redner verliest hier mehrere Briefe italieni- scher Liberalen, die man als Radikale, als Revolutionaire, als Anarchisten bezeichne, Diese Männer seien der (Graf Romeo und andere der ersten Grundbesißer des Landes, selbst Bischöfe seien barunter, Leute aus den ersten Familien, Magistratspersonen, Männer, durch Geburt, Ansehen, Reich- thum hochgestellt, Das also seien die angeblichen Radikalen und: Revolu- tionaire. Jhre Briefe seien voll Patriotismus, aber auch voll Mäßigung, Vorsicht, Ordnungs- und Vaterlandsliebe, Der Redner geht nun auf Untersuchung der Ursachen über, welche dem Verhalten der französischen Di- plomatie in Jtalien und also der französischen Regierung zu Grunde lä- gen? „Js es etwa“, sagt er, „ist es Einsicht, genaues, richtiges Verständ- niß der Dinge? Jstes die Hoffnung, die Unabhängigkeit Jtaliens wieder erstehen zu sehen? Sicherlich kann man nicht verzweifeln an einem Volke, das sich durch das Mißlingen so vielerBewegungen nicht entmuthigen ließ, das seine Vaterlands- liebe eben so fest bewahrt, wie das Bewußtsein seiner guten Rechte. Einsicht der französischen Regierung kann ihrem Verhalten unmöglich zu-Grunde liegen. Jch wolle lieber glauben, daß sie sich, um den Vertrag der Allianz mit den Un- terdrückern Jtaliens zu unterziehen, Gewalt anthun ließ, daß sie sich die Hand führen ließ dabei, Warum diese Politik, welche von allen Sympa- thieen Frankreichs verworfen wird? Jch will der Kammer diesen Grund angeben, er liegt in der Veränderung, welche seit den spanischen Heirathen in der ganzen Politik Frankreihs vorgegangen is. Die in Spanien be- folgte Politik hat den Bruch der Allianz mit England zur Folge gehabt, die ganze Stellung Frankreichs verändert Ein Jtaliener hat mit Recht gesagt, Frankreich handle jeßt in Jtalien in jedem anderen Juteresse, nur nicht im na- tionalen. Aber so ist es überall, in der Schweiz is es eben so gegangen, überall werden die französischen Sympathieen geopfert, überall eine contrerevolu- tionaire Richtung eingeschlagen, und Alles das um der spanischen Heirg- then willen und in Folge derselben.“ Der Redner {ließt mit dem Wun- sche, daß \sih ein Bund des Südens von Europa gegen den Norden bil- den möge,

Nachdem einige Zeit die Sibßung unterbrochen war, bestieg Herr Guizot die Tribüne, um Herrn von Lamartine zu antworten. Dieser hatte die Tribüne über zwei Stunden eingenommen. Die Zeit des Postschlusses nöthigt mich aber, diesen Bericht jeßt abzubrehen. Am Anfang der Sizung hatte der Minister der öffentlichen Arbeiten auch einen Geseßz - Entwurf in Betreff des Betriebes der Eisenbahn von Versailles nah Chartres vorgelegt.

Großbritanien und Irland.

London , 28, Jan. Jhre Majestäten der König und die Königin der Belgier werden in den ersten Tagen der nächsten Woche

wieder nah dem Kontinent zurüdckehren. Die Regierung beeifert sich sehr, dem Verlangen - des -Publi-

fums zu entsprechen, das alles Mögliche gethan Haben will , um die

Rettung der in dem Arktishen Meere eingefrorenen Expedition des Capitain Sir John Franklin zu sichern. Sie hat jet zwei stark gebaute Schiffe von resp. 420 und 480 Tons gekauft, um sie direkt nah dem Polarmeere zu shicken, Die Schiffe, nah den Schiffen Coof’s „Resolution“ und „Endeavour‘“ genannt, werden unter den Befehl des durch seine Entdeckungsreisen in beiden Polarmeeren be- fannten Capitains Sir James Clark Roß , eines Neffen des Six John Roß , gestellt werden und zu Anfang April abgehen. Sie sollen so genau wie nur irgend möglih den Cours einhalten, der dem Sir John Franklin vorgeschrieben war. Wie schon früher er wähnt, hat die Regierung außerdem von der Südsee aus Schiffe nach der Behringsstraße beordert und eine Expedition zu Lande nal der Nordküste des amerikanishen Kontinents angeordnet. i

Die Bank hat ihren Diskonto auf ein Minimum von 4 pCt, herabgeseßt. Schon gestern hatten sowohl Gurney u. Comp. als Alexander u. Comp. angezeigt, daß sie die bei ihuen zu jederzeitiger Rückzahlung (al call) deponirten Gelder nur mit 3 pCt, p. a. ver= zinsen könnten, sodaß die Bank auf ihrem Diskonto von 5 yCt, schon aus diesem Grunde nicht gut länger hätte bestehen können.

Von dem englischen Geschwader an der afrikanischen Küste sind Nathrichten eingetroffen, wona der Sklavenhandel fortwährend eifrig betrieben wird. Die Buchten und Flüsse {chwärmen von kleinen Schnellseglern, alle durch diesen abscheulihen Handel beschäftigt. Die Sklavenhändler verfeinern ihre List, um den englischen Kreuzern zu entgehen. Die ganze Ausrüstung, welche sie sonst so oft verrieth, wird jeßt von ihnen an der Küste zugleih mit den Sklaven bereit gehalten.

X London, 26, Jan. Der Hampdensche Streit wüthet mit großer Hestigkeit in dem Gerichtshofe der Quee:sbench vor dem Lord Oberrichter Denman und drei anderen Richtern, und der Hof wird zu entscheiden haben, ob die Kirche geseßlich Einwendungen ge gen Bischöfe, welhe von der Krone ernaunt sind, Folge leisten kann oder uicht, kurz, ob die Kirche von England rein erastish, d. h. eine Staats =Justitution is, oder ob sie troh ihrer Verbindung mit dem Staate die Privilegien und Freiheiten der primitiven christlihen Kirchen behalten hat. Eine bedeutsame Frage! eine Frage, welche, wie sie auch entschieden werden mag, wesentlich das geistliche Regi- ment dieses Landes berühren muß. Die Kron = Anwalte wurden vor- gestern gehört, aber ihre Sache machte keinen günstigen Eindruck, und es scheint, daß die Kirche ihren Hauptzweck erreichen wird, we= nigstens bei einigen der Richter, | .

Diese Whig - Advokaten der Krone sind nicht Männer von großem Gewicht in ihrem Fach, wenn auch der Eine von thnen, Sir David Dundas, der Generalfiskal, viel Gelehrsamkeit und Verstand besißt, Sein Kollege, der General = Prokurator, Six John Jervis, steht ihm an persönlihem Charakter weit nah, obschon er meh Rechtêsgewandtheit als Dundas besißt. Aber dieser General - Profu rator befindet sich zur Zeit in einer Verlegenheit, die jeßt schon einen großen Skandal macht und bald vor das Publikum und das Unter haus fommen wird. Es scheint nämlich, daß er für gut gefunden hat, bei der leßten Wahl seinen Sohn, einen jungen Mann von 21 Jahren, ins Parlament wählen zu lassen, so daß durch das Mittel der Bestechung mit einer Majorität von 9 Stimmen der junge zer vis in der That für den Flecken Horsham gewählt worden ijt. Bie Wahl war offenbar eine falsche, und der unglüciliche Mitbewerber reichte deshalb dem Unterhause eine Petition ein, um sie auf Grund der stattgefundenen Bestechungen rückgängig zu machen. Hierauf nun hielt Sir John Jervis, der Vater des jungen Mitgliedes und erster Rechts- beamter der Krone, es für das Beste, den Gegner seines Sohnes durch Bestechung zur Zurücknahme seiner feindlihen Petition zu vermögen, damit jenem der Siß gesichert und der Skandal erstickt werde. Sir John Jervis erkaufte wirklich mit 1500 Pfd. den Rivalen seines Sohnes. Unglücklicherweise aber verlautete etwas von diesem Han del, und die Wähler von Horsham, welche dadurch nicht gebunden und in der That betrogen waren, reichten sofort eine zweite Peti- tion beim Unterhause gegen den jungen Jervis ein. Mit dieser wird man nun in gehöriger Form vorgehen und so den ganzen Handel der früheren vor das Parlament bringen. Es is in der That be leidigend, einen Beamten zu schen, der seiner Pflicht, das Gesetz aufrecht zu erhalten, entgegen, gerade ein Beispiel der Verleßung desselben giebt, und es is niht unwahrscheinlih, daß für diesen Handel Sir- John Jervis mit seinem Charakter und seinem Ante büßen wird.

Der énglische Advokatenstand war übrigens noch niemals \o tief gesunken, was Talent, Gelehrsamkeit und Beredtsamfkeit anbetrifft, als gegenwärtig. Nicht allein die großen Tage eines Erekine, Ro= milly, Scarlett und Brougham sind jeßt Zeiten ferner Tradition, \sondern selbst die juristishe Schärse und die ausgezeichneten Eigen schaften solcher Männer, wie Follet und Pemberton, würde man ver= gebens suchen, und dies ist um so beunruhigender, als die eng lische Richterbänk von der Barre her rekrutirt wird. Eine der Ur= sachen dieses Verfalls ist die lukrative Praxis bei Unterhaus-Comités in Sachen von Privatbills und Geseßen für öffentliche Arbeiten 2c., welche dié besten Talente unter den Advokaten von ihrer natürli- hen und rechtmäßigen Laufbahn abgelenkt hat. Die Folge davon aber ist, daß unter den Rechtsbeamten der Krone Männer sich be finden, welhe man noch vor wenigen Jahren in keiner bedeutenden Sache gehört haben würde.

id et arde

Amsterdam, 28. Jan. Das Handelsblad widmet sei= nen heutigen Leit-Artikel dem Zustande der niederländischen Finanzen und stellt ‘mit Hindeutung auf das Defizit, über den Ausfall in den Accisèn, welcher sich im Vergleih zu 1846 auf nicht weniger als 1,437,754 Fl. belaufen hat, folgende Betrachtungen an : „Dieser Unterschied innerhalb zweier Jahre is in der That auffallend ne merfwiirdig. Troß der vielen Kosten, welche die Beaufsichtigung dei Accisen verursacht, troß allen Ungemaches, das daraus für die Cin wohner entsteht, troß der harten und gchässigen Maßrege n, zut denen man seine Zuflucht hat nehmen müssen, um dem Bimuggel vorzubeugen, troß aller Maßregeln, Verorduungen, Wu gonen von Seiten der Verwaltung, bringen die Acctjen nan wel ah ren beinahe anderthalb Millionen Gulden weniger f L as H ans delsblad spricht auh über das Unzulängliche pla Unnlerienen BVer= sicherungen in Betreff der Zukunft und g En n die Ausgaben nit zunehmen, wenn die Einnahmen si nicht vermindern, wenn vor Allem die Quelle der ostindishen Besibungen nicht versiegt, daun ist Hoffnung vorhanden, daß in Zukunst das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben hergestellt werde. So sprach neulich das Kabinet. Wenn dies Alles nun einmal nicht der Fall wäre, was dann? Die Ausgaben zu vermindern, wäre das zuverlässigste Mit- tel, dem Defizit vorzubeugen.

G gten

Brüssel, 28. Jan. Der Verbrauch belgischer Linnen und Lin- nengarine in Frankreich hat in den lebten Jahren in folgenden Ver- hältnissen abgenommen: Jm Jahre 1845 wurden in Frankreich aus Belgien eingeführt 4,470,600 Kilogramm Linnen; 1846: 2,076,800 Kil; 1847; 1,481,700 Ril,; die Garne stehen in folgendem Ver-

hältniß: 1845: 2,281,160 Kil. ; 1,157,000 Kil.

1846: 1,759,800 Kil.; 41847:

Dänemark.

Kopenhagen, 27. Jan. (Alt. Merk.) Se. Majestät der König hat Se. Königl. Hoheit den Prinzen Friedrih Ferdinand zu Dänemark zum Erbprinzen ernannt. (Der Prinz ist der Bruder des ver- storbenen Königs, kommandirender General in Seeland, Moen, Zalster und Laaland, am 22, November 1792 geboren, also 16 Jahre älter als der jeßt regierende König, und kinderlos.) i :

Der Kanmerherr, Stifts-Amtmann Bardenfleth, is zum Gehei- men Staats - Minister, vorläufig ohne Portefeuille, aber mit Beibe- haltung seines Amtes als Stifts - Amtmann von Fühnen und Amt- mann von Odense, ernannt worden. h i -

Der Kammerherr F. Blücher is nah Jtalien gesandt worden, um Jhrer Königl. Hoheit der Landgräfin Charlotte, Schwester des verstorbenen Königs, die Trauerbotschaft zu überbringen.

__ Bei der Obduction der Königlichen Leiche sind, Fädrelandet

zufolge, folgende wesentliche Abweichungen vom normalen Zustande gefunden worden. Die große Ader am Arm, an welcher der Ader- laß vorgenommen wurde, is vou der Hand bis zur Schulter entzün- det befunden und im Herzbeutel eine Ansammlung von Eiter entdeckt worden, welche dahin durch den Blutumlauf vom Arme her befördert worden war. Diese Erscheinungen enthalten die Ursachen des Todes Sr. Majestät. Außerdem ist das Herz unnatürlih groß befunden worden mit einer Verkalkung seiner Kranzader. Hierin liegen die Ursachen des Drucks des Blutes im Herzen oder des Asthma?s, wovon der Königs mehrmals befallen wurde, und wovon der leßte Anfall den Aderlaß nothwendig machte, der die Entzündung des Arms veran- laßte. Endlich hat man auch Spuren von Krankheit in den Nieren entdedckt. __ Die Demonstrationen vor dem Königlichen Schlosse in den ersten Tagen des Thronwechsels waren höchst unbedeutend. Zwar versam-= meite sich ab und zu eine Menge Menschen vor dem Schlosse, mei= stens Skudeuten und junge Leute, von denen Einzelne riefen: Es lobe die Constitution! doch verliefen sih dieselben immer bald wieder. Se. Majestät der König soll streng befohlen haben, daß die Polizei sich mcht darum kümmern solle, wenn die Menschen nur riefen und sangen, übrigens aber feinen Unfug trieben; auf feinen Fall solle die Polizei den Stock gebrauchen, 5

Sh Weis,

Tagsaßung. (Schwäb. Merk.3 Troß des vielen Redens von der Zusammengehörigkeit der Schweizer, der Einheit und Frei heit der Cidgenossenschaft bestehen bei uns nod Beschränkungen der drücendsten E So z-+ B. steht die Schweiz im Punkte der Religionsfreiheit hinter vielen Theilen Europas zurück, indem vetanntermaßen in den meisten fatholishen Kantonen fein protestan tischer Schweizer bürgerliche Rechte erwerben kann uud die freie und ösfentliche Ausübung seines Bekenntnisses geradezu verboten i, Jm protestantischen Basel gilt die umgekehrte Bestimmung : es fann dort tein Katholik Bürger werden. Wahrhaft liberale Schweizer wünschen schon längst die Bescitigung von Bestimmungen, welche in einem jo grellen Widerspruche mit den Forderungen der Zeit stehen. Und es stand in der Hand der Tagsaßung, mit ei= nem Federstrih dieses große Werk auszuführen und die Schweiz mit dem s{önsten Gute, das ein freies Land besißen kann, zu be= schenken, mit dem unschäßbaren Vorreht vollkommener Religions- freiheit und der Unabhängigkeit des Staatlichen vom Konfessionellen, Ein solcher großartiger Tagsaßbungs - Beschluß würde in der Schweiz mit Jubel als einer der glänzendsten Fortschritte ihres öffentlichen Le= bens begrüßt worden sein. Die Tagsaßung hatte Anderes zu thun : jie mußte Kriegssteuern ausschreiben. Einstweilen werden in den Sonderbunds = Kantonen wieder neue Verfassungen verfertigt, in welchen eben so, wie in den abgeschafften, der Geist der Un- duldsamkeit gegen protestantishe Schweizer in der auffallend sten Weise sich geltend maht, Die Tagsaßung kümmert sich um solche Kleinigkeiten uiht, denn sie hat Kriegssteuern cinzutrei=- ben. Es dürfte kaum ein anderes Land in der gesitteten Welt geben, in welchem die bürgerlihe Niederlassung solchen Beschrän- fungen unterworfen wäre, als dies in der Schweiz der Fall ift, und diese gelten nicht blos dem Ausländer, sondern auch dem Schwei- zer, Die meisten, wo nicht alle diese Beschränkungen, sind aus der engherzigsten Selbstsuht und kleinlihsten Krähwinkelei hervorgegan= gen. Schon längst liegt es daher in dem Wunsche umsichtiger Schwei=- zer, daß einem derartigen Zustand der Verhältnisse ein Ende gemacht werde und jeder Schweizer das Recht erhalte, seinen Beruf in allen Theilen der Eidgenossenschaft frei und ungehindert auszuüben. Es stand in der Hand der Tagsaßung, diese Freiheit der Schweiz zu ge benz sie hatte Anderes zu thun, sie mußte fünf Millionen Kriegssteuer aus\chreiben, und sie hat jeßt die Aufgabe, diese Summe in die eid= genössishe Kriegskasse zu bringen. Deshalb erwarten wir auch von den fünftigen Berathungen der Tagsaßung über die Bundesrevision so gut als nichts. Die günstige Gelegenheit is unbenußt vorüber=- gegangenz die Begeisterung is verraucht, und die kleinlihsten Rück- jihten werden sih wieder in gewohnter Stärke geltend machen.

Sißung vom 28. Januar, (Eidg. Ztg.) Heute war die Tagsaßung seit den leßten Ereignissen zum erstenmale wieder voll- ständig versammelt, indem nun auch Zug durch Oberst Alt-Pannuer- herr und Regierungs-Rath Müller vertreten is. Die Versammlung wird vom zweiten berner Gesandten, Regierungs-Rath Dr. Schnei= der, präsidirt. Die Kreditive des neuen zuger Gesandten werden verlesen und derselbe sofort beeidigt. Derselbe liest nun vorerst eine Entschuldigung über das späte Eintreffen der zuger Gesandtschaft ab, da die Uten i „Rebel eden dié Eidgenossenschaft begriffenen Regierungs - Behörden nicht mehr bleiben konnten, son= dern neu fonstituirt werden mußten. Er giebt sodann die Erklärung des Standes Zug über dessen Rücktritt aus dem Sonderbunde, Bei- stimmung zu dem Tagsahungs = Beschlusse über die Jesuiten-Angele-= genheit und Mitwirkung für eine Bundes-Revision unter Ratifications Borbehalt. Oberst Müller wird sodann zum Repräsentanten von Zug in die Bundes-Revistons-Kommission gewählt. Auf den Antrag des Kriegsraths wird hierauf dem Divisionsarzte Dr. Heinrich Ziegler von Winterthur die nachgesuchte Entlassung in allen Ehren ertheilt und hierauf die Vorschläge des Generals Dufour und der verschiedenen Stände für neue Wahlen in den eidgenössischen Generalstab und der Bericht des Kriegsrathes darüber verlesen. Bern s{läat unter Au- deren zu einem Obersten in den eidgenössischen Generalstab den Oberst Ulrich Ochsenbein vor, welchen der eidgenössische Kriegsrath ebenfalls dringend „in besonderer Berücksichtigung seiner im Eutlibuch mit sei= ner Reserve=Division erworbenen, allbekannten und anerkannten Ver- dienste“ empfiehlt, und, wie mit Nachdruck beigefügt wird, da ihn Zürich noch besonders empfohlen habe. Mehrere Stände erheben Recla- mationen hinsichtlich ihrer eingegebenenVorschläge, und Waadt beantragt Verschiebung der Wahlen, indem bis Ende Januar noch viele Ent- lassungsgesuche einlaufen können, welcher Antrag denn auch mit 21 Stimmen genehmigt wird. Verlesen werden dann noch die Ent- lassungsbegehren des Oberstlieutenant Contrau und des Oberst Hau- ser von Wädensweil, Beide Schreiben werden dem Kriegsrathe

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überwiesen und hiermit die Sibung um halb 12 Uhr Mittags auf- gehoben.

Kanton Luzern. Am 27. Januar is der außerordentliche Gesandte des Papstes, Mgr. Luquet, von dem hier residirenden Nun= tius dem Schultheiß Kopp vorgestellt worden. Die Audienz dauerte 17 Stunden. Der Eidgenosse bemerkt hierüber: „Wie verlautet, soll die Aufgabe des Herrn Abgeordneten , dessen lieben8würdiges Aeußere auf einen sanften Charakter schließen läßt, vorzugsweise darin bestehen, auf Versöhnung der Gemüther hinzuwnken und nichts weniger als jene religiöse Fanatisirung des Volkes zu billigen, wo= durch über einen großen Theil der katholischen Bevölkerung und die Schweiz überhaupt so großes Unglück gebracht worden ist.“ Uebri- gens scheint hiernach derselbe niht zum Nachfolger des jeßigen Nun- tius bestimmt, sondern blos mit einer außerordentlichen Sendung beauftragt.

General von Sonnenberg is aus seiner Haft entlassen worden. Bis auf weitere Anordnung hat er Haus - Arrest. Grund hierfür sollen Gesundheits - Rücksichten scin.

Kanton Schwyz. Noch hat der Große Rath nicht ent- schieden, ob die Verfassung verworfen oder angenommen sei. Ér war am 27. Januar sehr zahlreich versammelt; nur ein Mitglied fehlte. Mit 54 gegen 52 Stimmen hat er endlich die Frage an eine Kom- mission gewiesen, die überdies einen Versuch zur Verständigung in der Verfassungefrage machen und Bericht und Antrag hierüber brin- gen soll, Am 27sten Abends is diese Kommission zusammengetreten, wie man vernimmt, fruchtlos. Der Entscheid des Großen Rathes ist zweifelhaft.

Kanton Basel. Die Baseler Zeitung sagt: „Der Zu- rücktritt der drei eidgenössishen Obersten vou Donats, Burkhardt und Ziegler hat die radikale Partei sehr unangenehm berührt; ihre

Blâtter zeigen sich darob empfindlich. Dieselben hatten einige Zeit

vergessen, daß Herr Ziegler kein Radikaler is, und daher seine Lei stungen anerfannt. Nun ist die Herrlichkeit auf einmal zu Ende, uud es wird ihm recht ungnädig zu verstehen gegeben, daß man wohl seine That, aber nicht seinen Rath brauchen könne. Am unge \chliffensten natürlich der Erzähler, der ihm kein Recht zu steht, den politischen Federn - Apostel“ zu machen, ohne Zwei- fel, weil der Mensch das Monopol dieses Apostolats zu ha ben glaubt; daher der Ausruf: „Keine Säbel = Herrschaft, fein Espartero, kein Narvaez!“ Ein gewiß höchst interessa! ter Aus

ruf von Seiten eines Blattes, das unausgeseßt auf das Recht des Stärkeren po \teine Säbeihorrschaft, aber anschauliche Occupation bei Verfassungs- Abstimmungen, keine Säbelherrschaft, aber Execution bei nißbeliebigen Waÿßlen! Merkts Euch, Jhr Herren vom Leder, JZhr seid gut, um Siege zu erfechten, wie sie aber benußt werden, geht Euch nichts an, das verstehen nur die Herren von der Feder! Jhr waret gut dazu, die Schweiz aus dem verwirrten Zustande herauszu- ziehen, jeßt fönvt Jhr gehen, deun die, welche durch ihre fanatische Leidenschaft diese Verwirrung herbeigeführt haben, sind oben an, sic werden schon für neue Verwirrung jorgen !“ j

Am 28. Januar Abends 8 Uhr langte Sir Stratford Canning in Basel an, wechselte nur die Pferde und reiste sogleih weiter über Paris nah England. Es wixd vermuthet, daß nicht {hweizerische, sondern die italienischen Angelegenheiten die Ursache seiner großen Eile sind. Ueber die Zukunft der Schweiz soll er sich, der Baseler Ztg. zufolge, sehr ernst und trübe geäußert haben.

Kanton Aargau. (B. Z.) Verschiedene Blätter tadeln, daß die neuen Verfassungen von Schwyz und anderen Kantonen des gewesenen Sonderbundes uit den Grundsaß des freien Nieder-= lassungerehts aufgenommen haben. Aber bestcht ein solhes in allen anderen sogenannten freisinnigen Kantonen? Jm Kanton Aargau einmal niht. Ein Bürger eines auderen Kantons kann sich hier nur mit besonderer Bewilligung der Regierung niederlassen; diese an ziemliche Taxen geknüpfte Bewilligung wird immer nur auf ein Jahr ertheilt und nah Belieben gestattet oder versagt. Js ein Nieder= gelassener aus diesem oder jenem Grunde mißbeliebig, so wird nach Abfluß des Jahres die Bewilligung zurückgenommen, und derselbe muß sammt Familie in kurzer Frist den Kanton verlassen. Ein seit mehreren Jahren angesesseuer Bürger eines kleinen Kantons, CÉigen= thümer eines großen Etablissements, wünschte vor einiger Zeit, viel leicht auch um sih ganz sicher zu stellen, das Kantons = Bürgerrecht zu erwerben. Auffallenderweise hat ihm die Regierung das Natura- lisations-Gesuch abgeschlagen , und es is} hierfür kein anderer Grund gedenkbar, als gegen dessen Person stets freie Hand zu behalten. Man sollte also, was in den freisinnigen Kantonen nicht besteht, billi- germaßen dem Kanton Schwyz und anderen nicht zumuthen.

© Aus der westlichen Schweiz, 25. Jan, Sir Stratford Canning hatte seinen Aufenthalt in Bern in der vergeblichen Hoff- nung verlängert, die radikale Partei zur Mäßigung zu bewegen. Die ser Versuch is doppelt lobenswerth von Seiten Sir Stra!ford's, weil er dur seine Beziehungen zu den einflußreichen Radikalen persönlich gelitten haben muß: seine Art und Weise, sein Charakter, seine Loya lität stehen im offenen Widerspruch zu der Großprahlerei, der Ge= meinheit und der Treulosigkeit, wodurch sih die Mehrzahl dieser Leute auszeichnet. Doch wird Sir Stratford Canning's Ausdauer nicht ganz verloren sein, Man meldet uns aus Bern, daß er sich mit dem General Dufour nah Freiburg zu begeben wünschte, um der freiburger Regierung die Unrechtlichkeit und die Gefahr ihrer jüngsten Handlungsweije vorzustellen; ih weiß nicht, ob dieser Vorsatz ver- wirklicht wurde; doch bin ich überzeugt, daß auf die Vorstellungen Eir Stratford's jener Brief der eidgenössischen Repräsentanten abgefaßt wurde, den sie in demselben Sinne an die Regierung von Freiburg richteten, und demzufolge der Große Rath sein Dekret vom 30, Dezember modifizirt hat. Die Nichtachtung aller Rechte i} zwar nichtsdestoweniger selbst noch in dieser Modification vorherrschend, aber es macht sich doch ein leiser Anschein von Mäßigung in der Strenge der Maßregeln bemerkbar; die Geldbuße von 1,200,000 Fr., die 31 Bürgern und einigen Mitgliedern der Geistlichkeit auferlegt wurde, wäre danach in eine gezwungene Anleihe umgewandelt, für welche der Staat in den ersten 10 Jahren keine Juteressen zahlt, nach Verlauf derselben aber nur 3 pCt. entrichtet. Dafür wäre aber andererseits die Summe auf 1,600,000 Fr. (600,000 Rthlr.) erhöht, und die beiden Haupt-Klöster, Part-Dieu und Hauterive, blieben auf= gehoben und ihre Güter zum Vortheil des Staats eingezogen. Diese Milderung bestände also nur in einem Wortlaut: statt Geldstrafe heißt es Anleihe, in Wirklichkeit aber bleibt das Loos der Opfer die- ser Maßregel ganz dasselbe.

Dennoch wurde dieses Zugeständniß niht ohne Mühe erlangt; da die radikale Partei aber die Nothwendigkeit der Mäßigung ein- gesehen hat, so wird sie vermuthlich sich jeßt den Schein davon ge- ben, an die Stelle der Rohheit wird die Heuchelei treten, und statt ihrem bestegten Feinde das Knie auf die Brust zu seßen und ihn mit einem einzigen Streich zu tödten, wird sie ihn leise und allmä- lih erwürgen.

Die große Frage isst jeht die Revision des Bundes-Vertrages, alles Uebrige erscheint von untergeordnetem Juteresse; eines Theils ist diese Revision die Krone des radikalen Gebäudes, andererseits der

einzige Punkt, in welchem tie fremde Jntervention sich zu vereinigen scheint. Die radifale Schweiz hat ungestraft Alles gethan, was die diplomatischen Noten ihr unter Androhung eines Einschreitens untersagten. Die Kantonal-Souverainetät besteht niht mehr, und die, welche sie vertheidigt haben, wie das Geseß es ihnen zur Pflicht machte, sind dur die radikalen Sieger erdrückt worden; der Bun- des-Vertrag is außer Kraft, weil die Majorität ihren Willen an dessen Stelle seßt und es jeßt ein Artikel des eidgenössishen Rechtes ist, daß jeder Kanton sich dieser Majorität unterwerfen muß. Man fann auch niht mehr daran zweifeln, daß die Revolution, die inner=- halb der shweizer Eidgenossenschaft stattgefunden hat, in engster Be=- ziehung zu der Ursache des Aufstandes in Jtalien und zu den repüúübli- fanischen Bewegungen steht, die sih in Frankreich vorbereiten.

So viel ist gewiß, daß der König von Sardinien alle disponible Mannschaften unter die Fahnen berufen hat; eine große Anzahl Savoyarden, die sich in den Kantonen Genf und Waadt aufhalten und in ihrer Provinz dienstpflichtig sind, haben den Befehl erhalten, sich unverzüglich zu ihren Regimentern zu stellen. Der König ver- tagt eiuige der Reformen, die er versprochen, denn die in Genua immer mehr steigende Aufregung und der allgemeine Zustand des Königreichs gestatten nur mit der größten Vorsicht die Ausführung dieser Reformen.

Die italienischen Zeitungen sprehen von cinem Zollverein zwi- schen der Schweiz und den reformistishen Staaten Jtaliens. Diese Nachricht if aber jedenfall® irrig. Selbst wenn der Beitritt der Schweiz zu dem Zollverbande, über den jeßt zwishen Sardinien und einigen anderen italieuishen Staaten unterhandelt wird, nicht an sich hon unüberwindlihe Schwierigkeiten darböte, wäre dies doch eine Frage, deren Entscheidung den Kantonen, nicht der Tagsaßung zu= fömmt, und über welche sich jene niemals verständigen werden, da ihre Interessen und ihre Prinzipien durhaus verschieden sind. Einige italienische politische Flüchtlinge aber, die als s{chweizer Bür- ger aufgenommen waren, sind in ihr Vaterland mit der Sendung zurücckgekehrt, daselbst enge Beziehungen zwischen den shweizer Radi- falen und den Führern der Bewegungspartei einzuleiten. Diese Leute nun, eitle und beschränkte Broßsprecher, haben sih für die anerkann= ten Agenten der Eidgenossenschaft ausgegeben, und daher rühren jene Gerüchte in den italienishen Zeitungen.

Ad li Ell

Neapel, 17. Jan. (A. Z.) Zwei die leßte Nacht und_ diesen Morgen eingelaufene Königl. Dampfschiffe bringen die Nachricht von der ohue Schwierigkeit erfolgten Landung der am Freitag fortge= shickten Truppen, von der Vereinigung derselben mit der palermitaner (arnison und der zweifelhaften Unterdrückung des Aufstandes. Das Volk eroberte nirgends ein Fort , und bei Abgang des leßten diejer Dampfschiffe hörte man nur aus der Ferne, und zwar außerhalb der Stadt, schießen. Kavallerie verfolgte die sich flüchtenden Landleute. Die Truppen kampirten vor der Stadt und hatten alle Punkte von Wichtigkeit beseßt. Die Garnison soll sih tapfer und besonnen be- nommen haben. Die wunderbarsten Gerüchte kreuzen \sich. Nun- ziante soll gleichzeitig seine Truppen aus Calabrien nah Messina hinlüibergeworfen haben, um, im Fall des erneuerten Aufstandes dieser Stadt, so wie der ganzen Ostküste der Jusel, hülfreihe Hand leisten zu können. Aus diesen Gegenden hat man hier nichts Bestimmtes seit ge- stern erfahren. Der König schickte am Sonnabend Abends abermals Trup- pen hinüber (die Besabungen von Gaëta und Capua sollen schr geshmä- lert sein) und diesen Abend sehr viel Munition und Proviant, beson- ders Brod. Den lebten Nachrichten zufolge, lagern sämmtliche Trup- pen vor der Stadt, und der Unterhalt derselben is von beiden Sei-

ten ershwert. Majo lassen einige, jedoh grundlose Gerüchte gefan- gen nehmen. Daß in Palermo, ja fast in ganz Sicilien Alles drü= ber und drönter geht, leidet keinen Zweifel mehr. Jun der lebten Nacht ging ein Courier nah Wien ab. Jn all’ dieser Verwirrung verlangt Sir Ch. Napier eine extravagante Satisfaction für das verleßte Wappen des englishen palermitaner Konsulats: Abseßung der beiden huldigen Gendarmen-Offiziere für immer, eine in palcr= mítaner und neapolitaner Journalen gedruckte Entschuldigung, An- heften cines neuen Konsulats-Wappens zu einer vom englishen Kon- sul zu bestimmenden Stunde. Wo nit, so soll der Konsul statt des Wappens die englische Fahne aus deu Fenstern des Konsulats = Ge= bäudes heraushängen, und sobald dies nicht erlaubt wird, sich auf ein englisches Schiff verfügen. Hoffentlih wird Sir Charles etwas nachlassen.

In der Provinz Salerno ( Principato Citeriore ), in Avellino 2c, befürchtet man ebenfalls Unruhen, und sowohl Artillerie als Ka= vallerie is von hier dahin abgegangen. Fabrikbesißer und Kaufleute in diesen Gegenden haben die Geschäfte theils gänzlich eingestellt, theils auf ein Minimum reduzirt, Des Königs ganze Thätigkeit, wobci ihn seine Adjutanten einheimishe und fremde d. h. s{hweizerische, unterstüßen, wendet sih dem Kriege gegen Sicilien zu.

Neapel, 18. Jan. Die Staatszeitung vom gestrigen Tage bestätigt die Nachricht des Erfolgs der Königl. Truppen. Be- sonders die Kavallerie soll sih tapfer benommen haben. Die Nach= richten, welche ein gestern Abend spät einlgufendes Dampfschiff aus Palermo brachte, sind noch nicht bekaunt ; wahrscheiulih bringen sie den Einmarsch der Königl. Truppen in die Hauptstadt und somit die einstweilige Beilegung der Unruhen. Auch an anderen Orten Sici- liens fanden am 13., 14. Jan. und folgenden Tagen Unruhen statt, doch fehlen die näheren und bestimmteren Mittheilungen. Man redet viel von österreichischen Juterventionen, dem bevorstehenden Abgang der vier Schweizerregimenter nah Sicilien 2. Auf der englischen Gesandtschaft wird Tag und Nacht gearbeitet; Couriere kommen und gehen, und doch weiß Niemand mit Bestimmtheit anzugeben, wo die englische Flotte sih aufhalten mag. (Sie war am 13. Jan. noch nicht nach Malta zurückgekehrt.) Der junge Principe Torella-Caracciolo soll es für gut gehalten haben, sich für einige Zeit aus seiner Va- terstadt zu entfernen. Die Stimmung is hier sehr traurig, Miß- trauen im höchsten Grade herrsht überall.

Aus Messina sind heute Briefe hier angekommen. Die Trup= pen Nunziante's haben Eintruck gemacht; denno is die Aufregung auf den höchsten Grad gestiegen. Für Catania und Umgegend fürch- tet man sehr. Räubereien in der Umgegend Messina's sind an der Tagesordnung, und ein Ende dieser Verwirrung is nirgend abzu= sehen.

Neapel, 19. Jan. (A. Z.) Nachdem das am 14. Januar von hier abgegangene Königliche Geschwader am 16ten bei Palermo angelangt war, ließ sich der Graf Aquila, Bruder des Königs, mit den drei provisorischen Regierungs - Comité's in Unterhandlungen einz die von denselben gestellten Bedingungen waren folgende: 1) Lord Bentinck's Constitution von 1812, 2) Bürgergarde, 3) Preßfreiheit, 4) gänzliche Trennung Siciliens und Neapels in den-Verwaltungs= Verhältnissen, 5) cinen Vice-König aus dem Königlichen Hause, 6) Munizipal = Verfassung. Diese Bedingungen schienen dem Prin- zen niht annehmbar. Da die Landung an der Stadt nicht praktisch erschien, so seßte die Flotte eine Miglia vom Hafen mehrere Ba= taillone ans Land, um sich mit dem Vice - König und dem General der Truppen, die von den Jusurgenten in den Forts blokirt wareu, in Verbindung zu seßen, Das gelandete Detaschement nabm den