1848 / 44 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

„Aus mehreren Aeußerungen, die wir vernommen, müssen wir anneh- men, daß, mit Beziehung auf das Verfassungs - Patent, bci Manchen ein Mißverständniß über die Stellung und Bedeutung der darin erwähnten „einsihtsvollen und erfahrenen Männer“ herrsht, welches zu falschen Schlüssen führen muß. Man scheint nämlich vielfah anzunehmen , daß diese Männer, welchen die Bestimmungen der zu entwerfenden Verfassung zur sorgfältigen Erwägung vorzulegen sind, zum Theil aus Delegirten unserer Provinzial - Stände bestehen sollen. Diese Annahme widerspricht aber entschieden den Worten und dem Sinne des Reskripts; denn nach diesen will der König ja nur vor Erlassung der Verfassungs - Urkunde diese Männer als solche zu Rathe ziehen, welche die Achtung und das Zutrauen ihrer Mitbürger genießen, und nicht, um die Provinzial- Stände oder einen geseßlichen Ausschuß derselben zu befragen son- dern um den Unterthanen einen Beweis des Vertrauens zu "geben will Seine Majestät den Klassen der Provinzial - Stände - Versamm- lungen, welche gewählt sind, und außerdem der Geistlichkeit, den Prälaten und der possessionirten Ritterschaft in den Herzogthümern und den Konsisto- rien der beiden Universitäten zu Kopenhagen und Kiel die Wahl der Meh r- zahl dieser Männer aus ihrer Mitte überlassen. Es sind also nicht die Stände - Versammlungen, welche als gesepliches Organ des Landes diese Nänner ganz oder auch nur theilweise aus ihrer Mitte wählen, was nach den Ständegesegen in dieser Weise auch nicht thunlich wäre, sondern der D überläßt die Wahl eines Theils dieser Männer, die er gleichsam als S otable beruft, einzelnen Klasscn der Stände-Versammlungen, die als solche feine geseglichen Befugnisse haben. Die so aus den Ständen gewählten Männer empfangen daher auch, wie die anderen gewählten und die außer- dem noch vom Könige ernannten, ihren Auftrag oder ihr Mandat nicht von den Provinzial-Ständen oder sonstigen Vertretern des Volks, Damit wer- den auch manche Bedenklichkeiten wegfallen. Diese Frage is gestern im Bürger-Verein zur Sprache gekommen, dessen Besprehungen des Berfassungs- Nesfkripts nun geschlossen sind,“ E

Herzogthum Nassau. (Rh. B.) Die neueste Nummer des Verordnungs-Blattes enthält mehrere Personal - Verände- rungen in den höheren Staatsämtern; so ist der Ministerial-Referen- dar und Direktor der Zehent - Ablösungs = Kommission, Geheimerath Vollpracht, zum Mitgliede des Staats-Rathes, zum Präsidenten der General - Domainen = Direction, so wie zum Mitgliede des Hofmar- [0e - Amts, die Regierungs - Räthe Dr. Bertram zum Ministerial- Rath und Post = Kommissarius Faber und von Winzingerode zu Di- rektoren der Central-Landes=-Regierungen ernannt worden,

Rußland und Polen.

__ St. Petersburg, 5. Febr, Das heutige Journal de St. Petersbourg meldet): „Der Baron von Krüdener hat vom Kaiserlichen Kabinet den Befehl erhalten, der Tagsaßung der shwei- zer Eidgenossenschaft folgende Erklärung zukommen zu lassen: „Nachdem die Höfe von Oesterreich, Frankreich und Preußen die Er-

bete welche sie unterm 18, Januar d. J. abgegeben, zur Kenntniß des e beds Kabinets gebracht haben, glaubt dieses seinerseits erklären zu E n in diesem Aktenstück entwielten staatsrechtlichen A n, gig Forderungen, welche darin fraft eben dieser Grundsähe aues M Ai Jolgen, die daraus entspringen können, ganz

„Daß nach der Ansicht des Kaiserlichen Kabinets, eben so wie nach der Ansicht der drei Höfe, durch die Ereignisse, welche in der Schweiz aus- gebroczen, und durch das, was gegenwärtig dort vorgeht, offezbar die Kân- tonal-Souverainctät angegriffen und so das Grundprinzip der \{weizer Eidgenossenschaft, wie dieselbe im allgemeinen Interesse Europas begründet wurde, gestört worden ist, ein Prinzip, an dessen Aufrechterhaltung sich die der Neutralität der Schweiz geleistete Gewähr geknüpft findet;

„Daß daher Rußland sich seinerseits als vorläufig der Verpflichtung entbunden erachtet, die Nechte dieser Neutralität gegen die Maßregeln auf- recht zu erhalten, welche diese oder jene Gränzmacht im augenblilichen Interesse ihrer eigenen Sicherheit zu ergreifen für nöthig erachten möchte:

„Seine Gewährleistung wird so lange suspendirt bleiben, als die Cid- genossenschaft sich außerhalb der die Grundlage ihrer anerkannten Existenz bildenden Bedingungen gestellt zu befinden fortfährt, so lange als überdies die Schweiz den Revolutionairs aller Länder als Zuflucht dient und ihnen Beistand und Schuß bietet, um sich ungestraft gegen die Ruhe und Sicher- heit der Nachbarstaaten verschwören zu tönnen.“

Daun theilt das genannte Blatt die bekaunte Note mit, welche

gleichlautend von den Gesandten Preußens, Oesterreichs und Frank- reichs dem Präsidenten der Tagsaßung übergeben worden is.

Frankr es M:

Deputirten - Kammer. Sißung vom 7, Februar, Zu dem lebten Paragraphen des Adreß-Entwurfs legen der Kammer jeßt vier Amendements vor. Das erste rührt von Herrn Sallan- drouze her, einem Konservativen, der nicht die Persouen, wohl aber tas System der Verwaltung geändert sehen will; das zweite von Herrn Darblay9, einem früher sehr einflußreichen Konservativen, seit Beginn dieser Sizung aber zur Opposition übergegangen, der Personen und System geändert wissen will. Man weiß noch nicht, ob das Kabinet, um Spaltungen in seiner Majorität zu vermeiden, das Amen- dèment Sallandrouze’s annehmen und für die Zukunft Reformen in Aussicht stellen wird, Das dritte Amendement is von Herrn von Genoude, dem Redacteur der legitimistishen Gazette de France, vorgeschlagen, Es lautet also: „Man würde den Bewe-= gungen zuvorkommen, wenn die großen Staatsgewalten, anerkennend, daß es âltere und höhere Rechte gebe, als die dér Regierungen und die der geseßgebenden Körperschaften, diese Rechte in die Charte aufnähmen und Frankreich eine Vertretung gäben, welche auf der allgemeinen Theilnahme der Bürger an den Deputirtenwahlen beruhte, Nur auf diese Weise kann die Vereinigung dieser Gewal- ten den rieden nach außen erhalten, im Junern Ordnung, Freiheit und deren Entwickelung gewährleisten, so wie das Gebäude gründen unter welchem fünstige Generationen einst glücklih leben werden.“ Endlich hat Herr Les)eps anstatt der Fassung des Entwurfes als Amendement deu Zusaß eingereiht: „Sire, eine absolute Hingebun an den alleinigen Dienst des Vaterlandes und die Anden She teressen der Nation, die höher a!s jedes andere Juteresse stehen, be- ständige Treue für das Prinzip, aus dem die Juli - Revolution. her- vorging, das sind die Mittel, welche wir Jhrer Regierung empfeh- len, um das Gebäude zu befestigen, welches diese Revolution gegrün- det hat.“ tig

Nachdem Herr Quesnault am Schluß seiner gestern mi i Bemerkungen, durch welche er das Seitz Vis Mil a Mor Banketter, gegenüber und die darauf bezügliche Stelle der Thronrede recht- fertigte, noh einer von Herrn Marie bei dem Bankett zu Orleans gehalte- nen Rede erwähnt hatte, worin das Eigenthum, die Familie und das Bür- gerthum heftig angegriffen worden seien, nahm Herr Marie das Wort and behauptete, die radikale Partei, welche si allertings den Reformban- ketten angeschlossen habe, deren Geseßlichkeit n'cht bestritten werden könne, sei sehr ungerecht angegriffen worden. Man beschuldige sie, Umsturzlehren zu predigen, dem Eigenthum, so wie der Familie, zu nahe zu treten und aus dem Schrecken ?in System machen zu wolley, Er protestire in seinem und seiner Freunde Namen gegen solche Beschuldigungen. Die radifale Partei wolle kein Schreckens-Systemz sie achte das Eigenthum und die Familie; sie erkläre laut, daß bei Kommunismus weder Moralität noch Freiheit bestchen könne. „Wir wollen“, sagte der Redner, „die National- Souverainetät in ihrem ganzen Umfange. Dazu is aber vor Allem Gleichheit der Nechte nöthig, Wos ist diese? J weiß wohl, daß man sagt, es gebe feine Klassen mehr, es gebe in Frankreich nur noch Bürger. Verstehen wir uns genau. Sie haben das Land in zwei Zonen getheilt; in die eine haben Sie das geseyliche, in die andere das ungesezliche Land gebracht; în die eine haben Sie 200 bis 250,000 Bürger verseyt, in der an-

men der Contre-Revolution ausspricht ,

Gedanken, in Jhren Handlungen.

mern,“ (Beifall der Unkéên.)

Paris, 7. Febr. Der Herzog von Montpensier hat dem Sul-

tan-sechs Va'en von Sevres - Porzellan zum Werthe von ungefähr 150,000 Fr. zum Geschenk gemacht. Der türkishe Botschafter gab gestern eine große Soiree, der fast das ganze diplomatische Corps beiwohnte. Unter den Anwesenden will man auch Sir Stratford Canning bemerkt haben, dessen Ankunft in London danach von den englis.ben Blättern voreilig gemeldet worden wäre. Der türkische Botschafter machte mit vieler Anmuth die Honneurs in seinen Sa- lons und sage besonders den Damen die verbindlihsten Komplimente in französischer Sprache. Die Regierung hat Nachrichten von dem nach Toulon zu Abd el Kader gesandten Obersten Daumas erhalten. Der Emir soll sih ent= schieden weigern, nah Paris zu kommen, wenn der König nicht vor- her die mit ihm eingegangene Convention ratifizire. Oberst Daumas wird nächster Tage hier wieder zurück erwartet, Man will heute wissen, daß die Pforte den Emir Abd el’Kader als ihren Unterthan von der französishen Regierung reklamirt habe. i

Großbritanien uud Irland.

: London, 7. Febr. (Ueber Holland.) Der Herzog und die Herzogin von Sachsen - Koburg sind am Sonnabend in Begleitung des Grafén Mensdorf, der Frau von Wangenheim und des Baron von Fritsch zum Besuch in Windsor angekommen, wo sie dem Ver- nehmen nah bis nah der Niederkunft der Königin verweilen werden, : Am Sonnabend ward eine Versammlung von 2000 Seeleuten in London gehalten. Der Vorsißende, der Flotten - Capitain Smith, {lug vor: da der Lordmayor die Erlaubniß zum Durchmarsche der Matrosen durch die City verweigert habe, so sollte jedes Schiff auf dem Flusse zwischen Pool und Gravesend sein Boot abschicken, mit so viel Mannschaft, als es entbehren könnte, jedes vorn mit dem Union Jak (Reichsflagge ) geschmückt ; vorauf sollte ein Dampfschi} ziehen mit einer Musifbande, welche die Lieder des Seemannes auf spielte. Alle Böte sollten möglichst nahe bei Trafalgar Square (wo die Nelsonssäule steht) anlegen, und dort sollte jeder Seemann ein blaues Band, auf welchem die Schifffahrtsgesee geschrieben stän- den, auf szinen Hut stecken. Sie sollten daun in Reih und Glied nah Downingstreet ziehen uud dem Staats-Secretair eine der Köni- gin einzureihende Denkschrift übergeben, in welcher sie gebeten werde, die Schifffahrtsgeseße nicht aufzuheben. ;

Der pariser Korrespondent der Times wiederholt die Nach= richt, daß die Herzogin von Montpensier sich in Umständen befinde, welche die spanishe Erbfolge eintretenden Falles sichern würden.

S Mw e).

Tagsatzung. Sibßung vom 5. Februar. Folgender Antrag der Gesandtschaft von Aargau beschäftigte heute die Tagsaßung : „Es möge die hohe Tagsaßung beschließen: daß denjenigen Ständen, welche während des leßten Feldzuges theils durch Aufbieten ihrer gesammten Mannschaft , theils durch ungewöhnlich lange Dienstzeit einzeluer ihrer Truppen =- Abtheilungen in Anspruch genommen waren, der an Montur=-Cffekten erlittene Schaden durch die Eidgenossenschaft vergütet werden soll.“ Der Autrag Aargau's erhielt keine Mehrheit.

Der Autrag von Zürich, die“ Sache dem Kriegsrathe zur Be- qutachtung zu überweisen, blieb mit 8 und der Antrag von Aargau jelbst mit 2 Stimmen (Aargau und Bern) in der Minderheit, worauf dann Uri’ s Begeh:eu um Verschiebung seiner eidgenössischen Jnspec- tion behandelt und mit 15 Stimmen entsprohen wurde. Bei Beginn der neuen Wahlen in den Generalstab verließ der Präsident Ochsen- bein den Saal und überließ das Präsidium dem zweiten Gesandten, Regierungs-Rath Dr. Schneider, Es wurden sodann 34 Wahlen ge- troffen, darunter folgende: Jn den Geniestab als Oberst-Lieutenant : Major Dießinger von Wädenschweil, Ju den Artilleriestab als Oberst: Major Ludwig Denzler von Zürich. Jn den Generalstab zu Ober- sten: 1) Bundes-P.äsident Ulrich Ochsenbein mit 19 Stimmen; 2) Oberst-Ueutenant Friedrih Siegfried von Zofingenz 3) Oberst-Lieu- tenant Anton Michel von Seewis, Kanton Graubündten. Wegen vorgerückter Zeit werden die Wahlen in den eidgenössischen Justizstab und i das Kriegs-Kommissariat verschoben, dann noch zwei Anträge des Kriegsraths verlesen, der eine für Einladung an die Regierung von Luzern zu Ertheilung einer Entschädigung an Major Schindler wegen seiner ausgestandenen Haft, der andere für Uebernahme der Kosten für den lébßthin eingerichteten Staffettendienst zwischen Zürich, Aargau und Bern (mit circa 4169 Fr.) durch die Eidgenossenschaft, Diese Anträge, nebst Regulirung der Geld-Angelegenheit von Scbwyz und Freiburg und Wahl eines eidgenössischen Kanzlers, bilden die Tagesordnung für die nächste Sißung auf Montag, den 7. Februar. Für die Stelle eines eidgenössischen Kanzlers hat sich bis jetzt blos ein Arzt, Stöcklin von Emmen, Kautons Luzern, gegenwärtig in Seewis, Kanton Graubündten, gemeldet, daher Aargau uun den jebi- gen Staatsschreiber Schieß hierfür vorschlägt.

(St. Gall. Erz.) Wahrscheinlich wird die Hälfte der Tag-= saßung, die zweiten Gesandten, Anfangs oder Mitte der künftigen Woche die Bundesstadt verlassen und die Tagsabung sich vertagen. Für laufende Fälle hat der Vorort genug Repräsentanten in den ersten Gesandten, die nun an die Bundesrevision gehen, Die eidgenössischen Repräseutauten aus Wallis, Franscini und Dr, Frey, sind, auf ihrer Rückreise nah der Heimat begriffen, in Bern angekommen.

Dr. Furrer arbeitet an der Antwort auf die Kollektivnote.

(D. P U) Du vem lepiell Sonderbundsfeldzuge stellte Zü= rich zur Armee 13,075 Mann, 28 Kanonen. Bern 23,247 M., 54 K. Glarus 2238 M.,, 5 K. Solothurn 2434 M., 4 K. Baselstadt 540 M., 4 K. Baselland 2052 M. Schaffhausen 1332 M. * Ap- penzell a. R. 1889 M. St. Gallen 6458 M., 12 K, Graubünd- ten 3849 M. Aargau 12,533 M., 25 K, Thurgau 4096 M. Tessin 3418 M., 4 K. Waadt 19,198 M., 32 K. Wallis (Frei- willige) 226 M. Neuenburg (Freiwillige) 1 M. Genf 2284 M., 4 K. Luzern, Zug, Freiburg (Freiwillige) 12 M. Gesammtzahl der Mannschaft 98,862 M. Gesammtzahl der Kanonen, nebst 88, die sih auf den Wällen Genfs befanden, 260. Das Sonderbunds=- heer war uicht über 40,000 Mann stark und hatte höchstens 50 Ka- nonen, :

Sibung vom 7, Febr. Heute wurde die dargebotene Kosten- Garantie von Freiburg augenommen und Aufhebung der Occupation dieses Kantons beschlossen. Ueber die von Schwyz dargebotene Sicher=- heit dagegen, welche die Kommission für ungenügend erachtete, ergab sich keine Mehrheit. Zum Kanzler wurde erwählt Herr Staatsschrei= ber Schieß mit 20 Stimmen; 2 fielen auf Herrn Am Rhyn. Vor- gelegt wird noch ein Bericht der eidgenössishen Repräsentanten in Luzern, welcher scharfen Tadel gegen das neue Spoliations - Dekret des dortigen Großen Raths ausspricht; derselbe soll sämmtlichen

deren befinden sich bie übrigen Bürger, die gar fein Recht genießen, Und das nennen Sie Gleichheit, National-Souverainetät? Wenn man den Na- : so fahren Sie zurück. Es genügt aber nicht, vor dem Worte zu erschrecken; die Thatsachen sprechen lauter, als die Worte. Und wir sagen Jhnen: die Contre-Revolution is in Jhren ) 1 Wir mußten sie dem Lande bezeichnen ; dies war unser Recht, wie unjere Pflicht. Wir haben Sie erfüllt, und wir werden fortfahren, sie zu erfüllen, ohne uns um Jhre Billigung zu küm-

Kanton Zürich. (Allg. : ; Bern verbreitete C E M de. Zig jar Ans Dyjefé us servations-Corps an der lombardischen Gränze einen S i, Tagsaßung stellen, scheint uns ziemlich unwahrscheinlich E d praftischen Nuben einer solchen Maßregel fköunten wir nicht be f Die starke österreichishe Truppenvermehrung in der Lombardei f dod, s{werlih gegen die Schweiz gerichtet. Auch steht die in der Sch O vorherrschende Tendenz zur Sparsamkeit und die Abneigung der lizen, sih ohne dringende Nothwendigkeit von Haus und Hof zu e, L fernen, einer solchen Maßregel im Wege. Die Mehrheit vat f via saßung würde dergleichen Anträgen des Vororts \{werlih die a tion ertheilen. Auch erwähnen die neuesten berner Blätter ei chen Projefts mit keiner Sylbe, E

Kanton Luzern. (O. P.A. Z.) Der Große Rath hat eine Pro clamation erlassen, worin die Aunahme der Verfassung dem Volke ep Hf l wird, Diese Proclamation macht das Volk aufmerksam, daß in bie E Verfassung die apostolische, römisch-christkatholische Religion als Reli: gion des Luzernervolkes nicht nur gewährleistet sei, sondern vas ie auch den vollen Schuß des Staates genieße, daß der Kirche e A forderliche Einfluß auf die Erziehung zur Erhaltung der Glauben: Goa luer: sel ; 200 auch das Beto oder Verwerfungsrecht gegen

ge, Bündmjse, Berträge ode Konkordate, so wie gegen Einfüh- rung neuer Corporationen, wie bisher, gewährleistet bleibe.

Aus dem Contributions-Dekret des Großen Rathes ersieht man daß von einer Bestehlung der öffentlichen Kassen durch die alte Re= gierung niht mehr die Rede i. Die Verausgabung der abhanden gekommenen Summen ist nun bis auf den leßten Kreuzer mit Bele= gen gehörig nachgewiesen, und die Anklage gegen die alte Regierung beschränkt sich jeßt nur noch darauf, durch Herbeiführung des Krieges den Kautou in große Schulden gestürzt zu haben. D er Regierungs Nath beruft \sihch aber hierfür auf die Vollmachten des Großen Ra thes uyd leßterer auf das Volk und die ihm von demselben übertra gene Gewalt,

Der gegenwärtige Nuntius, Herr Maniotti, wird nächster Tage von Luzern abreisen. Er nimmt ein Schreiben von Herrn Schult- heiß Kopp mit sich, worin bescheinigt is, daß die Angabe des luzer=- ner Tagsazungs-Gesandteu Meyer, Herr Maniotti habe die Sonder bunds-Fahnen eingeweiht, die Berufung der Jesuiten betrieben und die Soldaten zum Kampf aufgemuntert, Unwæhrheit sei, rufung der Jesuiten nach- Luzern konute in jedem Falle niht Ma niotti’s Werk sein, da die Jesuiten vor ihm in Luzern waren. Daß

{

Sanc= es sol-

T LE Bp0=-

der hier anwesende Herr Luquet interimistischer Nuntius sei, bestätigt sich niht. Aus einem Schreiben des Staats Secretairs Kardinal Ferretti, datirt Rom, 31. Dezember 1847, an Herrn Maniotti, geht hervor, daß der gegenwärtige Gesandtschafts -Secretair, Herr ‘v0! Boviere , in der Eigenschaft eines Bevollmächtigten ad interim pro visorish die Geschäfte zu führen habe. Die betreffende Stelle die= ses Schreibens lautet also : „Jn Beziehung auf dasjenige, was Sie perfönlich betrifft, hat der heilige Vater, in Berücksichtigung der von

thnen geschilderten Umstände und in Rücksicht auf Jhre Gesund-

A M

Leitung der offiziellen Gazz. sidenten der Provinzen aufgefordert, diejem Blatte Berichte über Vor-

nebst mehreren Auderen verwidckelt des Prinzen zugestanden, daß: die Verschwiegenheit entbunden 1 Verfahren behandelt iverde-

Neapel begaben dortigen Kardinal - Legaten und

heitszustände, geruht, Jhnen denjenigen temporairen Urlaub zu et theilen, um welchen Sie nachgesucht haben, Während Jhrer Ab wesenheit von der Nuntiatur werden Sie Jhren Auditor zurü lassen, damit derselbe in der Eigenschaft eines Bevollmächtigten ad interim provisorish die Geschäfte führe.“ :

Kanton Aargau. Das Solothurnerblatt enthält fo!- gende Einsendung von Aarau: „Das Zoll= Unwesen im Kanton

Aargau is bekannt; es is der Art, daß die Regierung {hon wieder= holt von den eidgenössischen Behörden gemahut worden ijt, demselben zu steuern. sowohl den Vororten als den eigenen Bürgern, aber ihr Thun ent- spricht denselben nicht. ferenz vom leßten September in Aarau ruft die aargauishe Negic rung eineu Zoll-Tarif vom Jahre 1743 wieder ins Leben, nach wel hem alles vom Kanton Solothurn uach der Stadt Agrau gehende Gut den unerhörten Zoll von 1 Baten p. Ctr. zu leisten hat. Mau sagt, es gelte Basellaud (das befanntlih den Zollverein mit Bern Solothurn uud Aargau durch sein Veto verworfen), und läßt es das mit die eigenen Bürger und das befreundete Solothurn büßen. Und um ja den Zoll von keinem Pfunde zu verlieren, verlangt sie von der Kaufhaus - Verwaltung in Basel das Gewichts = Verzeichniß der in Basel über Olten nah Aarau verladenen Güter und droht den Fuhrhaltern mit dem Gericht. hässige einer solchen Zoll - Erhebung zu ciner Zeit, da man sich ver= einigen möchte, den inneren Verkehr zu erleichtern, is auffallend.“

Versprochen hat es die Regierung auch {on mehrmals,

ad L Jn Gegenwart der schweizerischen Zoll-Kon

Das Unbillige, Rücksichtslose und Ge

Jta lt Ln,

Nom, 28. Jan. (N. K.) Vor kurzem is ein Delegirter

(Signor Mazza) nah der Romagna abgegangen, um einige mit der Juliverschwörung zusammenhängende Partialprozesse zu instruiren,

Nach dem Beispiele Roms werden

Ls E Ô 15on auc in den Provinzen \o

genannte „Hoffnungsschaaren““ (battaglioni della speranza) gebildet, d. h, militairisch organisirte Schaaren von Knaben, die sih unter der

v

Leitung erfahrener Offiziere im Waffendienst üben. Jn Bologna be stehen zwei solche Bataillone, in welche die angejehenjten Bürger und Nobili ihre Söhne habeu aufnehmen lajjen.

Der Minister des Junern, zu dessen Geschäftskreis die oberste di Roma gehört, hat sämmtliche Prä

gänge von allgemeinem Interesse einzusenden, „um sowohl den Staats- Angehörigen als den Ausländern unjere moralischen und hürgerlichen Fortschritte zu zeigen.“

Das Minister- Conseil beschäftigt sich seit einigen Tagen mit der

Prüfuug des von der Staatskonsulta vorgelegten Entwurfs ihres inneren Reglements, öffentlichung der Verhandlungen der Konsulta bereits bewilligt, war demnach voreilig. über diesen Punft im Publikum am meisten gespannt.

Die frühere Angabe , - Se. Heiligkeit habe die Ver- Begreiflicherweise ist man auf die Entscheidung Bon den neu

Ministern, welche das Kabinet ausmachen , sollen zwei (Mons. Rus coni und Mons. Capalti, der Substitut Mezzofanti?s) der O fargen Veröffentlichung offen zugethan sein, Mons. Amici aber wün} 7 die Veröffentlichung gleichzeitig mit der der betreffenden Beschlüsse des Minister-Raths stattfinde. des Auswärtigen und Couseil-Präsidenten, Kardinal Freund der Oeffentlichkeit. nicht befanut.

chen, daß

auch den Minister Bofondt, sur eimen übrigen Minister is

Endlich hält man Die Stimmung der

welchen der Prinz von Canino ist, hat der Papst auf Ansuchen Vertheidiger von dem Eide der ind der Prozeß nah dem ordentlichen

Ju dem politischen Prozesse, in

Auch der Provinzial - Rath vou Ravenna hat gleih dem von

Bologna eine Adresse an den Vertreter der Provinz in der Staats= fonsulta gesandt, worin derselbe ersucht wird, bei Sr, Heiligkeit auf Verstärkung der Landesvertheidigung zu dringen.

Auf die Nachricht von der Ertheilung einer Verfassung in sich eine Anzahl Bürger von Bologna zu dem stellten demselben vor: um das

Ständen mitgetheilt werden,

Vertrauen des Volkes zu der päpstlihen Regierung zu erhaltcn,

daß diese sich eifrig und {nell „mit jenen Maß- regeln beschäftige, welche nöthig seien, damit sie, von der die ita-

lienishe Bewegung ausgegangen, auf der Höhe der neuen Verhält- nisse bleibe.“

sei es nöthig,

Fceapel, 28. Jan. Abends spät. (A. ZI Vial is seinen Feinden zu Palermo glüdclich entkommen und gestern Abend mit 160 Verwundeten in Neapel angelangt. Dieje wurden provisorisch in

- einer Kaserne bei der hiesigen Darsena untergebracht und empsingen

-

vom Könige einen Besuch und freundliche trôstende Worte. Ueber die Rettung und Flucht der weiblichen Bewohner des Königlichen Palastes zu Palermo sind hier viele abenteuerliche Umstände verbrei- tet. Auf beiden Seiten soll in den Tagen des 24. und 25, Januar viel Blut geflossen sein. Die neue sicilianishe Regierung hat dem Könige die Hauptpunkte der constitutionellen Verfassung zur Unter- chrift herübergeshickt, und man ijt auf den Ausgang auss höchste gespannt, Jun Salerno und Umgegend sollen kleine Scharmügel statt- gefunden haben, und das Ausbleiben des abruzzischen Couriers läßt ebenfalls nichts Gutes ahnen. Auch in Calabrien regt es si. Bis Mittags 4 Uhr blieb das Militair in Schlachtordnung auf dem Sloß- vlaße u. \. w. stehen. Kleine Pifcts und Einzelwachen in deren Nähe waren an verschiedenen Punkten aufgestellt. Da verbreitete sich plößlich das Gerücht, der König habe erklärt, die Vorschläge, welche das neue liz berale Ministerium machen werde, annehmen und durch 21 Kanonenfschüsse eine constitutionelle Verfassung verkünden zu wollen. Gleich darauf zo=- gen die Truppen in die Kasernen ab, die Bürgermiliz theilte sich in fleine Patrouillen (manche Bürger in Civiltracht, mit Hut oder Müte, die Flinte auf dem Rücken), durchzog statt der Königl. Militair=- Patrouillen die Stadt, und auf den Gassen, auf den Balkonen harr= ien Tausende der 21 Constitutions = Schüsse, Sie blieben aus, ein heftiger Regen ergoß si, die Bevölkerung zerstreute sich und harrt auf morgen, sich damit tröstend, daß Se. Majestät und die neuen Minister eine so wichtige Sache nicht so {nell beenden können, und daß die neue Verfassung jedenfalls bei Sounenschein uud nicht bei Regen das Licht der Welt erblicken müsse. Und in der That arbeiten die Minister fortwährend mit dem Könige im Conseil. Die lelzte Nacht dauerten die Versammlungen bis drei Uhr Morgens. Ueberall werden Kokarden genäht, überall reibt man sich hoffnungsvoll die Hände. Die Stadt ist ruhig. Gestern bot der Toledo ein buntes, reihbewegtes Bild eines sehr kriegerischen Karnevals darz an vielen Punkten lie= ßen sich Voiksredner vernehmen, welche auf leiht faßliche Weise Wünsche, Hoffnungen und Leidenschaften erregten ; {óöne Damen riefen bravo, coraggio dazwischen und trugen die Trifolor - Kokarde an Kopf und Busen. Vermittelst des sehr beliebten und sehr fonserva- tiven Don Placido versuchte man eine Contre-Revolution zu organi- siren und die höheren und mittleren Stände durch Furcht vor Raub und Plünderung einzuschüchtern. Gegen Bestrebungen dieser Art bewies sih die Bürgergarde besonders thätig und nüglich. Sehr auffallend war es, in der Allg. Ztg. vom 18ten d. das Gerücht des sicilianischen Aufstandes an der wiener Börse zu lesen, da doch die Revolution erst am 12ten ausbrach. Aus der schlagenden Aehn= lichkeit der jeßigen historischen Fafta mit den früher in Neapel gaus- gesprengten Gerüchten erkennt nun Jedermann deutlich die vollstän- dige, ziemlich gut organisirte Verschwörung.

Neapel, 29, Jan. Morgens. Bisher hatten alle Evvivas, Fuggis und Trifolor-Demonstrationen in Neapel den intermittirenden Tertiantypus, und somit sieht man heute einer neuen Bewegung ent- gegen, es sei denn, daß der König durch eine Constitution Alles be- rubigen möchte. Die Neapolitaner trösten sih damit, daß sie jept redlich das Jhrige zur allgemeinen italienischen Bewegung beigetragen. Es zweifelt Niemand daran, daß Alles kopfüber, kopfunter gehen werde, sobald die Provinzialen heranrüdcken; der Muth würde dann wachsen und sich vertausendfahen, die Häuser würden sich vielleicht wie in Palermo in Festungen verwandeln, und Schweizer und Königl. Truppen unter herabgeworfenen Marmorplatten und {weren Mobi- lien ibr Grab finden. Die Generale Lecca und Statella beruhigten das Volk auf freundliche värerliche Weise und versprachen Alles. Letzterer zog gleichsam an der Spihe der bewegten Volksmasse den Toledo herunter; er rief mit: Kvviva il Re! Als er aber bis zur Mündung der langen Gasse auf den Schloßplaß gekommen war, bediente er sich einer kleinen Kriegslist; er wendete sich um und sagte : „Bis hierher, meine Herren, und nicht vertre Daraus sperrten Husaren das Vordringen zum Schlosse, und Kanonen fuhren auf, unt den Toledo mit Kugeln zu durchstreifen. Der Köng empsing feiner= seits mehrere, den obigen Demonstrationen ganz Entgegengesebte; un- ter Anderem versicherte der General Stockalper (Schweizer) den Köü- nig aufs neue der Ergebenheit der Schweizertruppen, woran übrigens weder der König, noch sonst Jemand zweifelte, Delcarretto ward (wie bereits gemeldet) im Namen des Königs von den beiden Lieblings- Adjutanten des Königs, Steiger (Schweizer) und Nunziante, Abends 10 Uhr (den 26. Januar), als er im Begriff stand, das Schloß zu verlassen und nah Hause zu fahren, nicht eigentlich verhaftet, jondern auf ein Dampfschiff gebracht. Man zerbricht sich den Kopf, was gus Delcarretto geworden. Der Capitaiu des Dampfschisss soll Depeschen empfangen haben, welche erst in einer gewisjen Entfernung von Nea- vel zu eröffnen gewesen. Bei Salerno fand bereits ein für die K0- niglichen Truppen nicht ganz günstiges, kleines Gefecht statt.

Neapel, 29. Jan. Nachmittags. Die Constitution ist da! Ungeheurer Jubel erfüllt die Stadt. Um 10 Uhr diejen Morgen er- schien das Königl, Dekret. Um 12 Uhr ritt der König, gefolgt von den Grafen Aquila und Trappaui, durch den Toledo und wurde mit Enthusiasmus begrüßt. Freilih is der Schloßplaß mit Truppen be= sett, aber das thut dem Jubel keinen Abbruch. Ueberall, auf Dä= ern und Balkonen, an Brust und Busen, am Herzen des Prinzipe nnd! des Lazzarone, prangk die dreifarbige Kokarde. Die National garde bildet sih. Der Duca di Serra Capriola hat freilich erst nach einigem Zögern dies erste Defret unterzeichnet, aber das thut der Jreude keinen Schaden. Der Toledo, die Hauptstraßen der Stadt, Alles wimmelt von freudigen Menschen. ‘Man sieht der glänzendsten Zllumination entgegen, Es lebe der König! schallt es überall,

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Neapel, 31. Jan, Der hervorragendste Name des neuen Ministeriums ist der des Minister - Präsidenten Serra Capriola , \o wie des Präsidenten der Staats Consulta, Duca di Cassaro, der seit der Schwefelgeshihte in Ungnade war. Allgemein bedauert wurde der Austritt Spinelli's, doch hot man, es werde diesem fähigen, hohgeahteten Manne bald wieder Plaß im Ministerium gemacht werden. Noch an demselben Abend erfuhr man die positive Unter= zeihnung des Constitutions - Dekrets, welches am nächsten Morgen veröffentlicht werden sollte. Man erwartete diese Veröffentlichung unter Salven der Forts und Aufpflanzung der Fahnen, allein nichts von dem allen geschah ; man beschränkte sich darauf, einfach das De-= fret an den Straßenecken anzukleben. Allgemeiner Jubel erfolgte, und eine ungeheure Menschenmasse strömte durh den Toledo, ge- \{müdt mit dreifarbigen Bändern und Kokarden. Viele hundert Kut- schen, gefüllt mit Leuten, welche dreifarbige Fahnen und Sadcktücher wehen ließen, fuhren den ganzen Nachmittag den Toledo und die Chiaja auf und ab, und des Lebehoch-Rufens war gar kein Ende. „Viva Pas lermo!“ war ber hauptsächlihste und allgemeine Ruf, Viva la Consti- tuzione! Viya il Re! Viva l’Italia! Viva Pio IX! Viva la Gúardia

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Nazionale! Sogar den guten Jbrahim Pascha, der in seinem Was- f gen das Schauspiel mit ansehen wollte, ließ man leben: „Viva Ibrahim Pascia!“ Der Kônmg durchritt die ganze Stadt, begleitet von seinen Adjutanten. Jm Anfang sah er ein wenig angegriffen und sehr verdrießlih aus, bei seiner Rückkehr jedo hatten ihn die Zeichen allgêmeinen Jubels und Dankbarkeit etwas erheitert, auch hatte er hier und dort mit den Leuten gesprochen und ihnen die Hände gedrückt, Keine Unordnung fiel bei all diesem Gedränge in den Mit- telpunften der Stadt vor, dagegen ergaben sich solhe in den entle- genen Quartieren der Stadt, denn da die ganze friedliche Revolution von den höheren und Mittel-Klassen ausgegangen und die beste Ordnung fortwährend erhalten war, so fand das Lazzaroui-Gesindel, das in politi- schen Dingen ohnehin niemals mit jenen Klassen sympathisirt hatte, seine Rechnung bei einem solchen friedlihen Drama nicht. Sie hatten geho}, entweder wie 1820 von den Leitern der Bewegung bezahlt zu werden, oder wie bei dem Einzug des Kardinals Ruffo im Jahr 1799 rau= ben, plündern und morden zu fönnen, je na der Partei, zu deren Gunsten sih der Sieg eutschieden hätte, oder auch gelegentlih ohne Unterschied der Partei. Ueber die Täuschung aufgebracht, verfolgten sie mit Schimpfworten und Steinwürfen alle diejenigen , die sich in den Nebenstraßen mit den Constitutions-Farben sehen ließen, raubten und \tahlen, wo ihnen die Abwesenheit der Hauseinwohner dazu irgend Gelegenheit bot. Einige freilih wurden von der Bürgerwache nieder= gestoßen, viele Andere abgefaßt und unter guter Eskorte in Gewahr- sam gebracht, wo sie es diesmal theuer bezahlen dürften. Hätte sich diese Bürgerwache oder National - Miliz nicht so musterhaft in dieser verflossenen Woche benommen, so hätte der Pöbel die Ueberhand ge=- wonnen, und die beklagenswerthesten Ereignisse hätten daraus ent|te= ben fönnen. Sie verdient aufrichtiges und allgemeines Lobz sie hat ihre Aufgabe auf die ehrenhasfteste Weise gelöst. Da sie zu chwach gewesen wäre, um allein allen Anforderungen des Augenblicks zu ge- nügen, \o {lossen sihch ihr freiwillig die angesehensten Einwohner der Hauptstadt an, und man sah die reisten Guts esißer , Banquiers und Kaufleute, worunter viele Männer von 50 bis 60 Jahren und mehr, in Bürgerkleidung, aber bewaffnet, auf die Wacht ziehen, um die Dienstyflihten dieser Milizen zu theilen. Heute is nun wieder Alles in das gewohnte Geleise zurückgekehrt, und man sollte meinen, daß nicht der geringste Vorfall von Wichtigkeit vor zwei Tagen hier stattgefunden hätte. Kaum sieht man noh hier und dort eine dret- farbige Kokarde, und der größerê Theil der Bürgergarde ist wieder zu den gewohnten friedlichen Gewerben , die während einer Woche unterbrochen werden mußten, zurückgekehrt. Geduldig erwartet Je- dermann die Erfüllung des Königlichen Wortes, das der Monarch in zehn Tagen zu lösen versprach, um dem ganzen Reiche eine neue Aera zu eröffnen, welhe, dem Wortlaute des Dekrets zufolge, der gegenwärtigen Civilisation entsprechen soll.

Genua, 2. Februar. (S. M.) Die Nachricht von der nea-

polítanischen Constitution verbreitete hier einen unglaublichen Jubel,

Man umarmte sich allenthalben auf den Straßen, beschloß sogleich eine Danfkfeier in der Annunziata und Beleuchtung der Stadt. Wie gewöhnlich war gestern Abend Alles auf den Beinen, Die lang ver» flnngenen Evvivas tönten dur die Luft, vermehrt durch la costitu- zione, la Sicilia, noi fratelli Siciliani 2c. (unsere sicilischen Brüder.) Auch die alten Hymnen -erschallten wieder mit verdoppeltem Jubel nah der unfreiwilligen Pausez es schien wirklih, als wollte sich Jeder für-das Schweigen der lebten Wochen entschädigen. Aber eine andere Farbe hatte dieser Abend doch, im Vergleich mit den früheren. Das \chóne Vertrauen der Regierung scheint gewichen, und es war eine ziemli starke bewaffnete Macht ausgerückt, zum Theil auf den Pläßen aufgestellt, zum Theil’ dur dié Stadt patroutillirend, doch soll nicht die geringste Störung vorgefallen sein. Am bewegtesten war es vor dem Hause des neapolitanischen Konsuls, dem mau die allgemeine Theilnahme und Freude: niht genug beweisen zu fönnen glaubte. Er dagegen, ein einfacher, alter Maun, ‘den ste Tages vorher genug erschreckt hatten dur die Forderung, den angeblich versteckten Delcarretto herauszugeben, wollte gern alle Parteien zufrieden|tellen, band alle Fahnen der vereinigten Länder, die Piemonteser, Tos- faner, Römer und Neapolitaner, an einander und hängte dieses un- geheure Stück zu seinem Fenster hoh oben heraus, daß es bis auf die Straße reihte. Die verbotenen Kokarden des vereinigten Jtaliens famen auch wieder zum Vorschein, Ailes trug le Gs Me, der Regierung sei bang, es werde das Verlangen, auch eine Constitution zu haben, losbrecen; bis jeßt hielt man es noch zurück, Heute ist Festtag ( Maria Lichtmeß ), eine günstige Veraulassung, den Jubel fortzuseßen, auh ist das Weiter {hön, und einmal wieder ins Singen gebracht, werden sie nicht so bald wieder verstummen,

Sanne

Z Madrid, 1. Febr. Das Geburtsfest der Herzogin von Montpensier wurde vorgestern hier bei Hofe auf das feierlichste be= gangen. Um zwei Uhr Nachmittags empfing die regierende Königin das diplomatische Corps und darauf die Minister, Granden, Beam= ten und Offiziere zum Handkuß. Auch der Siegesherzog erschien, nit aber die- Königin Christine, Das Erscheinen Espartero’s war um \o auffallender, da er sich bereits vor einigen Tagen von der Kö- nigin Isabella verabschiedet hatte. Nach Beendigung der Cour ver= fügten die Minister, die Mehrzahl der Senatoren und Deputirten und andere Personen, denen es daran lag, sich der Königin Christine auf Veranlassung des Geburtsfestes der präsumtiven Thronerbin bemerk= bar zu machen, sich in das Hotel jener Dame, um ihre Glückwünsche auszusprechen. Diese geräuschvolle Darlegung besonderer Ergebenheit wird auf verschiedene Weise ausgelegt, indem man si erinuert, daß bei Gelegenheit der erstgeborenen Tochter Marie Christinen?s eine solche nicht stattfand.

Abends war bei Hofe großer Ball, zu welchem der Gouverneur des Palastes nit weniger als dreitausend Einladungen ausgegeben hatte. Unter den eingeladenen Personen befanden sich auch solche, die der Marquis von Miraflores in seinen eigenen Salons nicht zu- lassen würde. Die junge Königin widmete si, wie der Heraldo sich ausdrüt, dem Vergnügen, welchem sie im höchsten Grade zuge= than is, nämlih dem Tanze, bis Tagesanbruh. Der König tanzte gar nicht und zog sich mit der Königin Christine um cin Uhr zurück. Der Heraldo’ geht in seiner Galanterie gegen die regierende Kü= nigin, die gewiß auh die Königin des Balles war, so weit, heute sein Bedauern auszudrücken, daß der Ball seiner \{hönsten Zierde, nämlich der Gegenwart der Prinzessin, zu deren Ehren er stattfand, entbehrte.

Noch eine andere Person wurde auf dem Balle vermißt, der Siegesherzog. Er hatte keine Einladung erhalten, weil er nicht für gut befunden hatte, sich seit seiner Ankunft der Königin Christine vor= zustellen. Da das Unterlassen dieser Pflicht der Artigkeit hier als eine Haupt - Staatsbegebenheit betrachtet wird und dazu geeignet ist, die Anspruchslosigkeit und Erhabenheit der Gesinnungen des „Lieblin- ges und Sohnes des Volkes“ in helleres Licht zu stellen, so führe ih hier die Worte an, durch welche Espartero sein Benehmen zu redht- fertigen suchte. „Jh erkenne“, sagte er, „in Marie Christinen nicht länger eine Königin, sondern nur die Herzogin von Rianzares an. Jhr Gemahl hat keinen höheren Rang, als ih, und hatte also die Ver- pflichtung, mir den ersten Besuch zu machen. Da er dies unterließ, so würde ich mich erniedrigen , wenn ih seine Gemahlin aufsuchte.“

———.

Daß der Königin Christine überall Königliche Ehrenbezeugungen er- wiesen werden, fümmert den Siegesherzog eben so wenig , als daß er, als Unterthan, in ihrer Person die Mutter seiner Königin belei- digt. Er klagt vielmehr laut, daß man absichtlich hier seine Würde verleße, um ihn zu zwingen, die Hauptstadt zu verlassen. Seine Schmeichler hatten beschlossen, thn vor seiner von einêm Tage auf den anderen verschobenen Abreise öffentlich für die angeb- lich ihm widerfahrene Demüthigung zu entshädigen. Schon vor= gestern wurde bekannt gemacht, daß Espartero gestern der Vorstellungt im Theater la Cruz beiwohnen würde, und da man darauf gefa sein konnte, sich an einem zweifahen Schauspiel zu ergößen, so wurde der Eingaug mit \{werem Geld erkauft, Sobald der Siegesherzog erschien, entblößten alle ihm huldigenden Personen ihre Häupter und erhoben sich in den Zwischenakten von ihren Siben, was selbst in Gegenwart der Königin nicht geschieht. Einige thm ezollte Aus- rufungen, die er durh das Schwenken seines Schnupstuches erwie derte, wurden zwar bald dur das Zischen weniger heroish gestimm- ter Personen unterdrückt, gegen das Ende der Vorstellung aber wur= den zwei Tauben nach der Loge des Siegesherzogs losgelassen, die dieser entgegenzunehmen sich herabließ. Aus allen Proviuzen Spaniens werden übrigens Adressen an den Siegesherzog gerichtet , welche von dihterischer Begeisterung stroßen. Jn einer derselben heißt es: „Das Vaterland wurde von Zuckungen ergriffen, als es den angenehmen Athem des Herzogs witterte.““ In einér anderen: „Das Leben Sr. Excellenz des Herzogs dient dem Wohl der Königin als Hypothek. ““

Daß der Aufstand in Catalonien keinesweges beendigt ist, unter- liegt feinem Zweifel. Am 15ten v. M. fügte der Karlisten-Chef Vilella mit 250 Mann den Truppen der Königin eine blutige Niederlage zu. Der Chef Boquica griff mit 150 Mann am 18ten eine Abtheilung Soldaten bei Manresa an und schlug sie zurück, Am 24sten brach die Besatzung von Lerida auf, um 200 Karlisten, die sich auf der Heerstraße von Aragonien zeigten, zu verfolgen. Am folgenden Tage wurden in Lerida zwei gefangene Karlisten unter Umständen erschossen, die ih ihnen hier so mittheile, wie das ultramoderirte Blatt el Faro sie heute erzählt. „Der eine der zum Tode Verurtheilten, Porta, vollzog Morgens um aht Uhr seine Trauung, welcher drei zarte Kinder beiwechnten, die binnen sechs Stunden ihres Vaters beraubt sein sollten. Als es zwei Uhr \chlug, verfügten die Verurtheilten sich auf den Richtplab, wo die tödtlihen Kugeln auf sie abgefeuert wurden. Porta blieb auf der Stelle todt; nicht aber Balagué, auf den man noh zweimal schießen mußte, worauf man ihn für todt hielt. Jn dieser Voraus- setzung kam der Todtengräber herbei, um die Leichname zum Begraben abzuholen, und nachdem er jeden derselben in seinen Sarg gelec(t hatte, fuhr er sie nah dem eine Stunde weit entfernten Gottesader. Zufälligerweise lud der Todtengräber zuerst den Leichnam Porta's ab, und während er ihn begrub, bemerkten einige Pérsonen , die bei dem Wagen, auf welchem der Körper Balagué's lag, gerade vorbeigingen, daß dieser noch athmete, und berichteten es dem Todtengräber und dem Ortspfarrer. Lehterer ließ Balagué aus dem Sarge nehmen und fand, daß er noch am Leben war. Man reichte ihm ein Glas starken Weines und brachte ihn in das Hospital des Ortes, wo er Abends verschied.“

Z yCt. 28% 5 ÿCt. 165.

Handels- und Börsen-Nachrichten. Berlin, den 12. Februar 1548.

Eisenbahn - Actien.

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Volleing. |Zf. 0. Schl. Li. A 3e 1033 6,

4 —— do. Prior. | 4 45 0.Sehbl. L.B. |35| 98 excl. Div. bz. Berl.Anb.A./ 4/114 G. Pts. Mgdb. |/4 90 etw. bz.

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Berl, Hamb. 4199 6. do. do. 5 1017 bez.

do. Prior. 45 1007 bs. u. B, Rhein. Stm.

Ber!. Stett. 4 (1 104 G. do. Prior.

Bonn-Cölu. 5 do. St. Pr. Bresl, Freib. do.v.St. gar.

do. Prior. 4 Sächs. Baye. Chem. Risa. Cöln. Mind. 35 3Z bz. u. B. do. Prior. do. Prior. (45| 985 bz. do. do. Cöth. Bernb. | 4 —_ St.-Yohw. Cr. Ob. Sch. | 4 |62 B. do. Prior. Dresd. Görl. 4 —— Thüringer. Düss.Elberf. | 4 Whb.(C.0.) do. Prior. do. Prior. Zarsk. Selo.

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Die Börse war heute sebr geschüäftslos, und beschränkten sich die Umsätze aus Bewegungen, die abermals in Magdeb. YVittenb, statt- Im Aligemeinen war die Stimmung matt, nur Bank-Antheile

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Hamburg 300 Mk. | Kurz do. 300 Mk. 2 Mé.

London 1 Let, 3 Mt.

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Wien 1m 20 Xr...... 150 Fl. 2 Mt.

150 Fl. | 4 Mt.

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