1848 / 47 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

j bedürfe es vorgängiger Verständigung, und das Ministerium meint See iem es in die Neihen Ver Kammer Erbitterung und Uneinig- feit bringe. Jch glaube nit, daß man in dieser Beziehung dem Ministerium ein anderes Unrecht vorhalten kann, als daß es sich vertheidigt , wenn es angegriffen wird; wir werden ‘aber wohl auf der parlamentarischen Bahn noch größere Fortschritte machen müssen, bevor dies Unrecht, _wenn es eín solches is, verschwindet. Jch glaube , daß die wahre Einmüthigkeit eincr Majorität auf gemeinsamen Grundsäßen beruht, und ih meine nicht, daß die von - Herrn Darblay entwickelten Grundsäße bereits genügende Fort- schritte gemacht haben, um die Bildung der neuen Majorität als nahe be- vorstehend erscheinea zu lassen. Wenn die Majorität, zu welcher ih rede, unsere Handlungen so beurtheilt, wie Herr Darblay, so spreche sie sich ausz; wir werden ihre Entscheidung annehmen und ein neues Kabinet wird sih prä- sentiren, Herr Darblay wird dasselbe vielleicht angeben können. Was uns

angeht, so wird uns nicht blos eine förmliche, sondern schon eine nur halb ausgesprochene Verurtheilung zum Rüktritte bestimmen.“ Herr Paillet äußerte, daß er sür das Amendement stimme, weil es den Zweck habe, die \{chlimme Wirkung des Kommissions - Paragraphen zu vermindern. Er habe übrigens keinem Bankett beigewohnt und spreche also nicht aus per- sönlihen Rücksihten oder Vorurtheilen, Der Redner suchte zum Schlusse darzuthun, daß die Bankette geseylih erlaubt seicnu. Herr Blanqui ta- delte die Bankette, beshwor aber zuglei die Regierung, über die Minorität keinen Tadel zu verhängen. Herr Odilon Barrot äußerte, die Oppo- sition habe das Land zu Rathe ziehen wollen, da die Regierung erklärt hätte, das Land wolle keine Reformen, weil die Majorität sie zurückweise, Er habe übrigens nichts dagegen, wenn man ihn blind nenne, und fühle sich durch die Ausdrücke der Adresse nicht verlegt. Herr Guizot: „Jch schließe von dieser Debatte jeden Gedanken persönlichen Grolles aus, und ich bin ewiß, daß Herr Odilon Barrot mir die Gerechtigkeit erweisen wird, zu glau- en, daß ih von feinem heftigen Gefühle beseelt bin. Jch beschränke die

Frage für die Regierung wie für die Opposition auf die bloße Nechtsfrage.

Was würde die Opposition thun, wenn sie hier die Majorität auf ihrer

Seite, und wenn sie eine Adresse zu entwerfen hätte? Sie würde die Mi-

norität der Servilität, der Bestehung, der Verrätherei au den Jn-

terssen des Landes anklagenz sie würde ihre Vorwürse in den strengsten

Worten ausdrücken, Aber was thun wir denn beständig anders,

als daß wir immer Einer den Anderen tadeln? Es sei mir vergönnt,

hier die Namen völlig außer Betracht zu lassen. Was würde wohl aus der

Freiheit unserer Debatten werden, wenn Zhre Grundsäge jemals die Ober-

hand erlangen sollten? Wie? Wir sind es, welche die Verantwortlichkeit

für unsere Sprache übernehmen, und dennoch behaupten Sie, daß die Krone

es sei, die wir sprechen lassen wollen? Wir haben das Recht, und alle

Parteien dieser Kammer haben das Necht, sich gegenseitig zu tadeln, Die-

ser Tage {lug man Jhnen vor, zu erklären, daß wir durch traurige Bei-

spiele die Aufrichtigkeit der Repräsentativ - Regierung entstellt hätten. Mit

noch mehr Grund i die Kammer berechtigt, das zu tadeln, was im Jn-

nern des Landes vorgeht, So wie die Opposition dem Lande eine politische

Kundgebung abverlangt hat, eben so verlangt die Regierung sie von der

Majorität,“ Herr Thiers: „Jh gehöre nt zu denen, an welche die

Ausdrücke der Thron - Rede gerichtet sind ; dennoch werde ih mir erlauben,

sie zu bekämpfen,“

Paris, 10. Febr. Gestern Abend durchzogen bis spät in die Nacht zahlreihe Patrouillen der Munizipal - Garde zu Fuß und zu Pferde alle Viertel der Hauptstadt. Die Vorkehrungen zu dem auf Sonntag, den 13ten, festgeseßten Reformbankett des 12ten Bezirks dauern Fort, Seit den leßten Erörterungen in der Kammer haben sich viele Oppositions-Deputirte zur Theilnahme an dem Bankett ein- schreiben lassen. Viele denken an eine Demission der Minister, und die Presse kündigt in einem ironishen Artikel an, Herr Duchatel bewerbe si schon für die nächste Session um die Präsidentschaft der Kamuier. Der Constitutionnel ermahnt die Seinen zur Ausdauer und Beharrlichkeit. Wenn die Opposition gemein- \haftlich handle, könne ihr der Sieg nicht fehlen. Der Na- tional erklärt, er sei zu entrüstet, um sich über die Sißung aus- sprechen zu können. Die Reforme fragt, wo denn die Herren Guizot und Thiers bei diesem Kampfe ihrer Unter - Feldherren blieben? Das Siècle erklärt die Minister Ludwig Philipp's für eben so strafbar als die Karl’s X. fünf Monate vor seinem Sturze. Das Journal des Débats findet in allen diesen Scenen nur ein Haschen nah dramatischem Essekt. Nicht die Freiheit der Presse, nicht die Freiteit der Rednerbühne, fein constitutionelles Recht sei angegrisfen, Nur Klubs wolle die Regierung nicht, und man tobe, weil man nicht mit Gründen siegen könne. „Man sollte also‘, ruft das unni- sterielle Blatt der Bevölkerung von Paris zu, „man sollte die Berg- Partei-, Sozialisten= und Kommunisten-Banketls auch in Paris dul- den? Wir rufen alle Vorsteher von Werkstätten, alle Jndustriellen, die das zwölste Arrondissement bewohnen, alle Handelsleute und Eigenthiimer , furz, alle dortigen Bewohner, die für ihre Existenz Ordnung und Frieden brauchen, hiermit um ihr Zeugniß an, Gro- ßer Gott, wozu dient doh Erfahrung?! Man kennt die Herrschaft der Klubisten.““ Das Publikum ist uiht ohue Besorgniß der Dinge gewärtig, die da kommen sollen. |

“Der Prinz von Syrakus hat Paris noch nicht verlassen, seit aht Tagen hat er seine Reise - Anstalten getroffen , Postpferde sind bereit, aber er fann nit abreisen, denn die hiesige neapolitanische Gesandtschaft hat noch nit den Austrag erhalten , ihm seinen Paß uach Neapel zu visiren, Es hat sich das Gerücht verbreitet, der rus sische Gesandte in Neapel habe die Weisung erhalten, sich von dort ‘zu entfernen.

Der Präfekt von Cherbourg hat Befehl empfangen, eine Fre- gatte und eine Dampf = Korvette zur Abfahrt nah dem Mittelmeer bereit zu halten,

Die Dampf = Korvette „Vedette‘““ und der Dampfer „Pingouin“ sind in aller Cil von Toulon nach Neapel abgegangen, Zwei Dampf- Fregatten werden nachfolgen. Briefen aus Malta zufolge is eine Division der englisheu Flotte in die Gewässer von Neapel abge-

ngen.

f “Alle Offiziere der Armce von Afrika und der Garnisonen des südlihen Frankreichs haben vom Kriegs-Minister den Befehl erhalten, ihren Urlaub abzukínzen und sich sogleih zu ihren Corps zu bege- ben, Auch das Marine-Departement hat den Befehl, in Toulon und Port Veudres das Material zur Einschiffung von 39,000 Mann be=- reit zu halten. Es heißt, daß man sih auf alle möglichen Eventua- litäten in Jtalien gefaßt halten wolle.

Die französische Regierung beabsichtigt dem Vernehmen na, auf dem Libanon einen beständigen Konsulatposten zu errichten.

Heute fand in der Kirche Notre Dame dejParis die Gedächtniß- feier zu Ehren O’Connell's statt. Die Kirche war gedrängt voll; besonders zahlreich waren die le itimistischen Kreise repräsentirt, ins- velihbete der Klerus; der Erzbischof von Paris und die Bischöfe von Orleans und von Evreux waren zugegeu. Der Dominifaner Lacor- daire hielt die Gedächtnißrede auf O'Counell. Mehrere Mitglieder der O'’Connellschen Familie, welche in diesen lebten Tagen in Paris eingettofen,- wohuten dieser Trauerfeier bei. ) / j

Die Presse bezieht sich auf eine Protestation vieler Pairs, Offiziere und anderer ausgezeichneten Männer“ in Portugal , welche die ‘bei den legten dortigen Wahlen ausgeübten Gewaltthäti Feiten zur Kenntniß Frankreichs brachten , ‘um ih heftig gegen die Poli

eine Jnter- vention nur die Königlihe Gewalt, nicht die Volksfreiheiten ges{üßt habe. Der Ca Se nnci N N Donna Maria hahe f Por- tugal gerade- dasselbe versuht, was Karl X. 1830 in Frankreich, die- esaber’ entblöde sich nicht , seine Dazwischenkunst gerade da auf- örén zu lassen, wo A Sg eferte Mglerinis an die Pflichten gegen "ihr Volk“ gèmähnt werdên müsse, und“ überlasse es liberall

des Kabinets fugzuspréhen, welhes in Portugal dur

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England , die liberale Ansicht zu vertreten. Der Conservateur sagt dagegen: Spanien hätte si jede Dazwischenkunst in die inne- ren Angelegenheiten Portugals verbeten, damit nit auch einmal an jenes Laud selbs die Reihe käme, sich von den auswärtigen Mächten Lectionen gefallen lassen zu müssen. Und was wäre deun im Grunde in Lissabon geschehen: Freiwillige hätten sich mit Cinwilligung der Königlichen Macht gebildet. _

Die Sentinelle de Toulon vom 5. d. meldet : „Der Kriegsminister hat auf Verwendung des Herzogs von Aumale 220 Araber , die auf der Jusel St. Marguerite, in den Forts von Cette und in dem Fort von Brescou gefangen gehalten wurden, in Frei- heit seßen lassen. Die meisten davon sind alte Soldaten vou Abd el Kader's regulärer Reiterei. Nach ihrer Rückkehr in ihr Vater- land werden diejenigen, welche Gewähr für ihr gutes Verhalten ge- ben fönnen, in die Reiheu unserer eingeborenen algerischen Truppen aufgenommen werden. Die noch in Franfreich zurückbleibenden Ge- fangenen sind lauter Verbrecher. Die Regirrung hat übrigens be- fohlen, mit der Erlaubniß zu Pilgerungen nah Mekka sehr vorsichtig zu Werke zu gehen, besonders folhen Arabern gegenüber, die durch ihre fanatishe Anhänglichkeit an Abd el Kader bekannt sind.“

Paris, 12. Febr. (Telegraph. Depesche.) Jn der Siz- zung der Deputirten-Kammer wurde die Adresse mit 241 Stimmen gegen 3 angenommen. Die Opposition hat nicht mitgestimmt. Neapel war am ten ruhig.

Großbritanien und Irland.

London, 10. Febr. (Ueber Holland.) *) Wie bereits vor- ausgesagt war, is die Leitung der Protectionisten-Partei im Unter- hause in einer Versammlung, welche gestern bei Herrn Baukes statt- fand, dem Lord Granby übertragen worden. Herr Stafford, der auch als Nachfolger Lord Bentinck’s genannt wurde, wird nur die zweite Stelle einuehmen.

Die gestrigen Verhandlungen des Unterhauses waren nicht

von Bedeutung. Die Fortseßung der Debatte über die Juden-Bill wurde auf übermorgen verschoben. Herr Anstey, dessen Antrag auf ein indirektes Tadelsvotum gegen die Politik Lord Palmerston's vor- gestern zu Boden gefallen war, indem man seine weit gusgeholte Rede über die politischen . Verhältnisse Europa's seit Anfang dieses Jahrhunderts nicht anhören wollte und die Sißung wegen der feh= lenden beschlußfähigeu Anzahl von 40 Mitgliedern endlich aufgehoben werden mußte, beklagte sich heute über dies Verfahren gegen ihn, erklärte sih aber nicht für geshlagen und versprach, seinen Antrag wieder vorzubringen, sobald das Haus sih zum Ausschuß über das Budget konstituiren würde. Auf eine Anfrage, ob der neu erwählte Bischof von Hereford seinen Siß im Oberhause einnehmen werde, erwiederte Sir G. Grey, daß die neue Parlamentsakte über die Vermehrung der Bisthümer ihn nicht dazu berechtige. Hierauf er- hob si eine lange Diskussion über die von Herrn Poulett Scrope gestellte Frage, ob die Regierung gegen die Mitglieder der Wohlthä- tigfeits-Büreaus in Jrland, die eine Masse von Armen vor Hunger und an endemischen Krankheiten sterben ließen, strenge Maßregeln er= greifen werde. Der erste Secretair für Jrland, Sir W. Somer- ville, erklärte bei dieser Gelegenheit, daß das Armengeseß, so viel man nur von einem Gesetze dieser Art erwarten könne, zur Linderung der Noth beigetragen habe, daß es aber absurd sei, von einem Armengesete, welches noch dazu in Folge eines Systems, welches den Bedürstigen die Hiilfe in das Haus bringe, ohue alle Vorbereitungen in Kraft getreten sei, vollständige Abhülfe der ungeheuren Noth zu erwarten. Uebri= gens scien die Mitglieder der Armen - Büreans in allen Fällen, wo sie ihre Pflichten versäumt hätten, abgeseßt worden, Die Debatte wurde hierauf noch eine Zeit lang fortgeführt und endigte ohne Re- sultat. Zuletzt, trat das Haus als General - Comité zusammen, um die vou der Regierung vorgeschlagene Bill zu berathen, der zufolge die Verfassung von Neu- Seeland auf 5 Jahre suspendirt werden soll, dergestalt, daß der Gouverneur berechtigt ist, sie uur dann, wenn er es für nüblih hält, ganz oder theilweise in Kraft treten zu lassen.

Die Times bringt einen Artikel über Herrn Thiers aus Anlaß seiner Nede, welche er in der französischen Deputirten-Kammer über den die shweizer Angelegenheit betreffenden Paragraphen der Adresse gehalten. Der Artikel ist ein Urtheil Englands über die radikalen Bestrebungen in Frankrei: „Die Reden, welche Herr Thiers im Laufe der allgemeinen Uebersicht über die Politik der ganzen Erde, die am Anfange jedes Sißungsjahres iu der französishen Kammer der Deputirten stattfindet, gehälten hat, machen seinen Talenten und seiner Offenheit Ehre. Obgleich er ganz offenbar an den Leidenschaf- teu Antheil nimmt, welche jeßt bis zu einem außerordentlichen Grade gegen die französishen Minister aufgeregt sind, so hat er sich doch von den gefährlihen und aus\hweifenden Aeußerungen der radikalen Partei fern gehalten und sich in den Gränzen ciner Politik, wie sie von einer Regierung verfolgt werden fann, gehalten, Kurz, während Andere ih in aus\cweifenden Declamationen ergingen, hat Herr Thiers gesucht, der französischen Kammer und dem übrigen Europa zu beweisen, daß seine Ansichten noch immer dur die Grundsäße eines Staatsmannes geleitet werden, Wir lassen ihm daher für ei- nige Eiusicht, so wie für seine Offenheit, die gehörige Anerkennung widerfahren. Aber, obgleich wir glauben, daß er ofen seine Mei- nung gesagt hat, und daß diese Meinungen mit den wilden Plänen der französischen Radikalen in keiner unmittelbaren Verbindung stehen, so beeilen wir uns doch, hinzuzufügen, daß diese Reden unser Ver- trauen in seinen politischen Charakter oder unsere Theilnahme für die Sache, welche er vertheidigt, in keinem Grade vermehrt hat. Wir thun ihm kein Unreht, wenn wir behaupten, daß seine Sache die Sache der französishen Revolution is, Er begann seine geschichtlihe Laufbahn (in seiner Geschichte der französischen Revo- lution) als ein scharfsinniger, beredter und rüsihtsloser Vertheidiger der revolutionairen Regierungen; er vollendet nun (in seiner Ge- \chichte des Konsulats und des Kaiserthums) diesen Theil seiner Ar- beiten durch eine eben so gefünstelte und phantastishe Lobrede auf den Mann, dur welchen alle despotischen, aggressiven und anti =- so- zialen Tendenzen der Revolution zu ihrer höchsten Macht erhoben worden sind. Jun seinem politischen Leben hat er seine Anhäng- lihfkeit an diesen nämlichen Glauben offen bekannt, vorzüglich seit=- dem er die Sache der Regieruug gegen die Sache der Opposition aufgegeben hat, Seine Politik i}, eingestandenermaßen, durch Mittel, welche dem gegenwärtigen Zustande seines Landes und der Welt angepaßt sind, diejenigen Zwecke zu befördern, welche zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Gewalten im Laufe der großen Erschütterung der jeßigen Bolksgesellschaften offen bekannt worden sind. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, die französishe Revolution oder vielmehr die Revolution in den Verhältnissen Europa's, welche hauztsächlih dur die Verbreitung französisher Grundsäße herbeigeführt wurde, ist nicht” etwa ein beendigtes, abgeschlossenes und vollendetes Ereigniß, sondern die- selbe it noch immer und fortwährend im Gange. Sie nährt noch immer den nämlichen Haß gegen religiöse und aristokratishe Ein- rihtungen und Privilegien ; sie untergräbt noh immer die Priù-

*) Unsere Zeitungen aus London vom 10ten sind uns nicht zuge-

gangen, :

zipien der Autorität , welchen die Menschen in früheren Zeiten einen geseßlichen oder unbewußten Gehorsam leisteten ; und oh gleih sie sich wenig um die Uebel der Anarchie oder um die Wohlthaten der echten Freiheit kümmert, so ist ihr doch kein Opser zu groß, um die natürlihen Schranken gegen demokratische Willkür abzuwerfen und auszurotten. Herr Thiers sagt , um seine eigeneu Worte zu gebrauhen: „„Jch gehöre zur Partei der Revo=- lution in Europa; ih wünsche, daß die Revolution durch die Haud ihrer gemäßigten Anhänger durchgeseßt werde ; ih werde Älles thun was ih kann, daß dieselve in den Händen dieser gemäßigten Partei bleibe; aber wenn dieselbe in die Hände einer niht gemäßigten Par= tei übergehen sollte, so werde ih die Sache der Revolution doch nicht aufgeben; ih werde immer von der Partei der Revolution jein,‘/‘/ Diese Ausdrücke, welche vergangenen Mittwoch von ihm in der Kammer der Deputirten gesproheu wurden, verdienen im Ge

dächtuisse behalten zu werden, und zumal von denen, welche den Schein annehmen, als betrachteten jie Herrn Thiers als den Vorkäm

pfer einer Allianz mit unserem England, England müßte si in dei That merkwürdig geändert haben, weun es einen eiugestandenen französischen Revolutionair zum Manne feines Vertrauens und feiner Achtung machte. :

Gestern fand der große Aufzug der Seeleute statt, welche bei der Ueberreichung ihrer Vorstellungen gegen die Aufhebung dei Schifffahrts-Geseße eine Aufseheu macheude Demonstration beabsich tigten, Gegen 1 Uhr Mittags ging der Zug auf der Themse vou dem Shatwell-Bassin ab, bestehend aus zwei Dampfschiffen mit einem Gefolge von 60 bis 70 kleineren Fahrzeugen, auf denen die ausge pußten Matrosen ihren Hurrahruf hören ließen und Freudenschüsse abfeuerten. Um drei Uhr stieg der Zug am Trafalgar - Plaß aus Land und begab sih nach dem Ministerium des Junern, um hier sei- nen Protest abzugeben.

Vom Kap der guten Hoffnung sind Nachrichten bis zum 9, De zember eingegangen. Der neue Gouverneur, Sir H, Smith, wollte sich hon am 11, Dezember nah dem Kriegsschauplaße begeben, wo inzwishen nihts von Belang vorgefallen war. Nach amtlichen, dem Parlamente vorgelegten Aktenstücken sind die Kosten des Kaffern frieges auf 1,100,000 Pfd. St. zu veranschlagen. Diese Kosten würden sih noch bedeutend vermehren, wenn die Regierung auf das in einer Denkschrift der betreffenden Kolonisten ausgesprochene Ver- langen eingehen wollte, diejenigen, welche durch die Naubzüge der Kaffern benachtheiltgt worden sind, ans der Staatskasse zu entschädi gen. Vorläufig hat der Kolonial - Minister, Graf Grey, auf das Gesuch abschlägig beschieden und nachzuweisen gesucht, daß das Mut terland durch Errichtung der nöthigen Gränz= Stationen und Absen dung von Truppen seine Pflicht gegen die Kolouie vollständig erfüllt habe, woraus deun folgen würde, daß die Entschädigung der Kolo nisten für die erlitteneu Verluste Sache dcr Kolonial-Kasse ist. Damit scheint aber das Legislativ-Conseil der Kap-Kolonie keinesweges ein- verstanden zu sein, und die Sache wird wahrscheinlich Gegenstand ci ner Petition an das Parlament und parlamentarischer Disfusjion werden.

_ London, 11. Febr. (Teleg. Depes ch e.) Jm Unterhauje fand die zweite Lesung des Judengesehes statt. 2// Stimmen waren dafür und 204 dagegen.

M anemar k

Kopenhagen, 8. Febr. (H. C.) Die Beisebung der Leiche Christian?s VII, wird am 2sösten oder 26sten d. in 3othschild statt- finden, Man behauptet, daß bis zu diesem Zeitpunkte keine Verän- derung hinsichtlich der großen Hofchargen eintreten wird, meint jedoch, daß dann verschiedene Posten eine veränderte Beseßung erhalten wer=- den. Namentlich, glaubt man, werde der Ober-Stallmeister, Oraf Daùneskiold Samsoe, Schwager des Herzogs und des Prinzen von Augustenburg, austreten und seine Stelle der bisherige Reise = Stall meister Bardenfleht erhalten, wenu man es nicht vorzieht, den Herrn von Repstorff}, der auch als Kandidat für diesen hohen Posten und zugleih als Günstling des Königs bezeichnet wird, zu ernennen. Ob der Hofmarschall von Leweßow in seinen Functionen bleiben wird, isi auch die Frage, vorzüglich da, wie man hört, der Köuig Reductionen im Hofhaushalte beabsichtigt. Besonders die Tafel soll bedeutend eingeschränkt werden, da der König selbst einfache Hausmannskost liebt und in dieser Beziehung seine Ansicht und seinen Willen {on durch Wort und That ausgesprochen haben soll. Das hier zirkulirende Gerücht von der Ernennung von vier Ehrendamen hat sich bis jeßt uicht bestätigt.

S mw ei d

Tagsatzung. Sißung vom 7. Febr. Die Cidg. Zkg. bringt jeßt folgenden ausführlicheren Bericht über dieje Stßung:

Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls und nachdem Zug für und Thurgau und Neuenburg gegen die Abhaltung des eidgenössischen Uebungslagers in diesem Jahre sich erklärt, kömmt der Antrag des Kriegs- rathes für cine Einladung an die Regierung von Luzern, den Major Schind- ler für seine ausgestandene Hast wegen Erfüllung femer Pflicht als cidge- nössisher Magazinverwalter zu entschädigen. Der Antrag wird auf den Wunsch von Luzern dem Kriegsrathe zur Erledigung übertviejsen und eben so der Antrag des Vorortes, daß dic cidgenösische Kriegsla|se die auf etwa 11,196 Fr. si belaufenden Kosten des außerondentlichen Cskccsselten- dienstes übernehmen möchte.

Zur Tagesordnung gelangt nun die von Fr eiburg angebotene © cherheit für den Nest seiner Kricgskosten, im Betrage von circa 691,791 Fr. Sie besteht in Gültbriefen der Klöster Haute - Nive und Part - Lieu, auf Hypotheken in den Kantonen Waadt und Freiburg lautendz Zinsfuß zit 4 pCt. vom 11, November 1847 au, natürlich immerhin unter &a- rantie des Standes Freiburg. Sowohl der Kriegs - Zahlmeister als dic Kommission tragen , unter den gewöhnlichen Bedingungen , au! Annahme dieser Titel an. Ja, die Kommission geht noch weiter und tragt fernex darauf an, daß für den Nest der 54,000 Fr., welchen Freiburg eigentlich noch baar zu bezahlen hätte, ebenfalls Titel angenommen werden sollen, und sobald diese ausgestellt sein werden, so könne der Borort solgyl. die Repräsentanten als die Occupations-Truppen aus dem Kanton Freiburg Juen ziehen, Anders dagegen lautet der Antrag der Neuner-Kommission u My der von S hw y z für seine Kriegskosten-Nestanz von 220,000 Fr. angeb ENEN Pfandtitel, indem sie, gestüßt auf den Bericht der Repräsentan - Mis Kredit-System und den Hvpothekar-Verordnungen Des E e l Hd genügende Garantie für diese auf Hypotheken im Kanton S aa l aile tenden Titel erblickt, daher Schwyz seine Sicherheitsleistung O a ) Jus nes Kantons suchen solle. Dagegen könne das E oten gt des Banquierhauses Schultheß und Compagnie 11 D sür den Drittheil dieser Summe unter den gestellten, Bedingungen aae mes werden, |0- bald es gehörig ausgestellt sein wird. Schwyz O ligt nun vorerst die Fahnengeschichten im Kanton Schfvyz, um zu Zee daß denn doch kein so böser Wille im Kanton Schwyz herrsche, Es rühmt in langer Rede die angebotenen Titel, welche von den Repräsentanten niht nur nicht gele- sen, sonvern nicht einmal angeschen worden seien, Es hofft da- her, in Schilderung des traurigen Zustandes des Kantons Schwvz, welcher es demselben unmöglich mache , in den nächsten Jahren baar bezahlen zu können, auf Annahme dieser Titel, und daß man den Kanton nicht zu Schritten nöthigen werde, die man anderwärts als gewaltthätig R während Schwyz bisher mit Klug- heit und Mäßigung verfahren sei, die so schr gelobt werden. Es wisse wohl, daß die Güter des Klosters Einsicdeln der Eidgenossenschaft gar wohl gefie- len, aber es werde dieselben nie freiwillig zum Pfande für eine Kantons=- {huld hergeben, Zürich findet sich durch. den, wenn auch beredten Vor»

Si-

irag des Gesandten von Schwyz durchaus nicht bewogen, gegen seine Ju- struction in Beziehung auf die Kriegsfkosten inkon}equent zu handeln, Vas Kloster Einsiedelu habe Kredit genug, auswärts jeine Sicherheit zu suchen, Bill daher selbst nicht dieses Obligo von Schultheß annehmen, sofern uicht die Baarzahlung in ganz kurzer Zeit versichert werde. Die Eidgenossen- schaft könne mit den angebotenen tleinen Titeln niht Gant treiben, Die Nevräsentanten versichern übrigens, daß sachkundige Personen diese angebo- tenen Titel als äußerst s{lecht erklärt hätten. Berust sich auf das Beispiel der Schuldforderung des Finanzrathes von Zürich an Landammaun Düg- gelin von 15,000 F[,, welche völlig liquide und fälligeSchuld noch nah einemJahre nicht bezahlt werden konnte, weil die Behörden keine Hab zur Execution boten. Dem Votum von Zürich reiht sich, wie gewöhnlich, übereinstimmend Gla- rus an, das ebenfalls evidente Müsterchen über den schlechten Justizgang und das keine Garantie bietende Betreibungsreht im Kanton Schwyz lie- fert, Es will, wie Zürich, ers erwarten, ob es damit, nach den Verspre- chungen des {wyzer Gesandten, unter den neuen Behörden besser werde. Waadt (Evtel) is, wie gewöhulich, hinter seinem Nachbar Neuenburg her und will partuut die Occuppations-Trupyen endlich einmal durch das neuen- burgische Kontingent abgelöst wissen, wogegen nun Neuenburg wohl nichts mehr haben werde, da es sich um keinen Krieg mehr handle und da Neue nu- burg die Sache als abgethan betrachtet, die wohl die Tagsaßung in ihrer IReisheit nicht wieder aufwärmen werde, so will Waadt dieses nicht gelten lassen, denn es sei nicht der Meinung, daß Neuenburg mit seiner bezahlten Buße, Sühne oder Ersaz von 300,009 Fr. uun von allen weiteren militgi- rischen Verpflichtungen gegen die Eidgenossenschaft dispensirt sei, daher es den Gegenstand ganz ernstlich den militairischen Behörden empfiehlt. Wallis macht bei diesem Anlaß das Geständniß, daß es ihm för jeßt unmöglich sei, die von den Nepräsentanten geforderten 73,000 Fr. baar bezahlen zu können; sür den Rest seiner Occupationskosten von 600,000 Fr, werde es Pfandtitel, von aufgehobenen Klöstern herrührend und auf Hvpotheken im Kanton Waadt lautend, zur Sicherheit darbieten. Am Ende der Umfrage bittet Schwyz noch einmal dringend, sich mit dem gu- ten Willen von Schwyz doch zufrieden zu geben, denn es könne keine an- deren Hypotheken geben; man solle den zerrütteten finanziellen Zustand vou Schwyz bedenken und es nicht zum Acußersten treiben, denn troß aller dro- henden Maßregeln könne und werde man es nicht zwingen, mehr zu geben, als es habe, Judessen hilft Alles nichts, denn die Anträge der Kommission werden mit dem Amendement von Thurgau, das Obligo des Hauses Schultheß für tas Betreffniß von Einsiedeln, d. h. eines Drittheils der Occupationskosten, gegen Baarzahlung in kurzer Zeitfrist anzunehmen, mit 15 Stimmen genehmigt und auf Aargau's Antrag die Kommission mit 18 Stimmen beauftragt, Vorschläge hinsichtlich der Fortdauer oder Aufhö- rung der Occupation, über deren Druk sich Schwyz schr bitter beflagt, zu bringen. Der Antrag von Schwyz erhielt die 7 Stimmen der Kautone des ehemaligen Sonderbundes nebst Appenzell J. Nh.

Jn einer Zuschrift, welche verlesen wird, zeigen die eidgenössischen Nepräsentanten im Kanton Luzern die Nekonstituirung dieses Kantons an und äußern sich entschieden und bitter tadelnd gegen manche Maßregeln der neuen Negierung, welche noch nicht recht zu Hause zu sein scheine, und welche Maßregeln, wie namentlich das neueste erlassene Dekret derselben, zu sehr politische Leidenschaftlichkeit und Verfolgungssucht verrathen und einer dauernden Pacification dieses Kantons nothwendig hinderlich sein müßten. Ueber das luzerner Contributions-Dekret sagt der Bericht :

„Dieser Beschluß greift so tief in die bürgerlichen und politischen Ver- hältnisse des Landes ein, daß wir uns verpflichtet fühlen, Jhnen, Tit., über unser Verhalten in dieser Angelegenheit Bericht zu erstatten, die Ansichten, die uns dabei leiteten, im Allgemeinen mitzutheilen, Vor Allem läßt sich uicht verkennen, daß die gegenwärtige finanzielle Lage des Kantons Luzern eine höchst schwierige is, und daß die ordentlichen Hülfsquellen des Staats nicht ausreichen, um namentlih den Verpflichtungen gegen die Eidgenossen- haft Genüge zu leisten, Allein es scheint uns, es sei der hohe Große Nath von Luzern bei der Wahl außerordentlicher Mittel nicht mit derjeni- gen Umsicht und politischen Klugheit verfahren , welche der gegenwärtige Zustand erfordert. Es sind nämlich die §§. 1, 6 und 7 des benannten Ockrets (betreffend die Mitglieder des abgetretenen Großen Rathes, Beam- tete überhaupt und die Mitglieder des sogenannten Nußwyler-Comité?s), welche sehr ernste Bedenken in uns hervorgerufen haben. Wenn man auch zugiebt, daß nach der luzernishen Gesezgebung und namentlich nach dem Gesezze über die Verantwortlichkeit der Behörden ein Einschreiten gegen die dur obige Pa ragraphen betroffenen Personen formell gerechtfertigt erscheint, so ermangelt dennoch der betretene Weg jeder rehtlihen Basis, Wir wollen nur her- ausheben, daß ohne vorhergegangene Untersuchung eine große Zahl Bür- ger im Aktivbürgerrecht eingestellt wird uud nicht der Guad der Schuld, sondern die Größe des Vermögens jedes Einzelnen den Maßstab der Be- lastung bildet, ein Grundsaß, wodurch der Begriff des Eigenthums voll- ständig erschüttert wird, Vor Allem aber darf nicht außer Acht gelassen werden, daß im vorliegenden Falle eine siegende Partei über eine gefallene zu Gericht ißt, Die Ereignisse der drei leßten Jahre stehen im gesamm- ten Vaterlande in so lebhaftem Andenken, daß wir uns einer ein- läßlichen Berührung derselben enthalten können. Bekannt ist unter Anderem, wie die damaligen Behörden des Kantons Luzern die unglüd- lien Ereignisse vom 8, Dezember 1844 und 31, März 1845 dazu aus- beuteten, die liberale Opposition im Lande bürgerlih und ökonomisch zu unterdrücken, So weit die Kunde davon gedrungen, wurde diese Hand- lungsweise von der öffentlichen Meinung gebrandmarkt, Die Auslösung des Sonderbundes durch die Eidgenossenschast hat diesen Verfolgungen Einhalt gethan; das Volï von Luzern hat diesen Anlaß benußt, seine Behörde zu organisirenz die politischen Parteien haben gewechselt, und ein großer Theil der früher Verfolgten i in die obersten Behörden des Landes gerusen worden, Mögen nun die erwähnten Bestim mungen des Dekrets mit noch so viel Mäßigung durchgeführt werden, o haben sie durch die berührten Vorgänge doch so sehr den Stempel politischer Nache erhalten, daß dadurch der Hauptzweck, der gegenwärtig angestrebt werden muß, nämlich die dauernde Pacification des Landes, ungemein er- {wert wird. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, haben wir denn auch vom ersten Momente an, wo uns der nun zum Beschluß crhobene Dekrets- vorschlag bekannt geworden, keinen Anlaß versäumt, um uns aufs entschie- denste dagegen auszusprechen. Leider haben wir niht Gehör gefunden z die Majorität im Großen Rathe war eine überwiegende, Uns scheint diese Frage von so entscheidender Wichtigkeit für die künftige politische Gestaltung des Kantons Luzern, daß wir uns gedrungen fühlten, in Siun und Geist des Artikels 3 unserer Jnstruction Jhre ernste Aufmerksamkeit darauf hin- zulenken.“ Der Bericht ist vom 6, Februar aus Luzern datirt und von den eidgenössischen Nepräsentanten Bollier und Burkíi unterzeichnet,

Luzerns Gesandter (Meier) äußert sich entrüstet über diesen Bericht, der so harte Anschuldigungen gegen die Negierung enthaite, daher er auch denselben zur Rechtfertigung und Verantwortung der Negierung von Luzern mitgetheilt wissen will, was von Niemanden beanstandet wird,

Zum eidgenössischen Kanzler wird nun (wie auch schon gemeldet) mit 20 Stimmen der in leßter Sißung von Aargau vorgeschlagene eidgenössi- che Staatsschreiber S hieß im ersten Skrutinium gewählt, Der gewesene Kanzler Amrhvn, von welchem man schon längst sagte, daß er nun bereue, diese Stelle aufgegeben zu haben und sich bei manchen Gesandtschaften, namentlich bei der bernischen, wieder darum beworben habe, erhielt 2 Stim- men, Die eidgenössische Staatsschreiberstelle wird nun wieder ausgeschrie- ben, und da der neue Kanzler protestantischer Konfession is, so wird der Bewerber ein Katholik sein müssen, um dem Reglement zu entsprechen, Es heißt, der Tochtermann von Professor Troxler, Herr Wilhelm von Neichen- burg, Kanton Schwyz, gewesener Redacteur der N, Zürcher Zeitung und des Verfassungs freundes, jeßiger Mitarbeiter der baslerischen National-Zeitung, gedenke Staatsschreiber zu werden und mache be- reits Schritte dafür, da er ein paar Tage in Bern war,

Sihung vom 9. Februar. Der (gestern mitgetheilte) An= trag der Neuner - Kommission über Truppen - Ablösung in den noch ofîupirten Kantonen, der in dieser Sißung mit einem Modifications- Vorschlag der Stände Zürich und Luzern angenommen wurde, hatte 20 Stimmen für sich. Neuenburg und Appenzell J. Rh, stimmten niht dazu,

__ Luzern stellte den Antrag, die Beseßung auf ein Bataillon für jeden no rückständigen Kanton zu beschränken. Dieses könnte dann 6m 40. Februar abgelöst und bis Ende März so belassen werden z wenn dann bis zu diesem Termine die betreffenden Kantone ihre Geld-

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Ange“egenheiten nicht geregelt hätten, so dürfte wieder eine verstärkte Beseßung anzuordnen sein. Der Vorort solle ermächtigt weiden, in diesem “A zu handeln. Der Antrag der Kommission wurde mit diesem Zusaße Luzerns angenommen. Eiue Vorstellungöschrift der Mitglieder der alten Regierung von Luzern an die Tagsaßung geht an die Neuner-Kommission. Die Repräsentanten in Freiburg theilen den neuen Verfassungs - Eutwurf dieses Kautons mit, s

Kauton Beru. (Schw. Beob.) Signor Macioti, Erz bischof von Kolossus und gegenwärtiger apostolisher Nuntius bei der Eidgenossenschaft, hat (wie bereits erwähnt) dem Vorort in einem Schreiben angezeigt, daß er vou seinem Hofe in Rom einen Urlaub erhalten, daher die Schweiz verlassen und während seiner Abwesen- heit sein Auditor die Geschäfte der Nunciatur besorgen werde. Zu gleicher Zeit zeigt er die Ankunft des Herrn Luquet, Bischof von Hesebon, in seiner Eigenschaft als außerordentliher Gesandter des heiligen Stuhles an. Eingeschlossen im Briefe des Nuntius war ein Schreiben dieses Prälaten Luquet an den Präsidenten des Vorortes, worin er seine wohlwollenden Gesinnungen gegen die Schweiz aus- drückt und si als zur jeßigen Generation gehörend und als Freaud des Fortschrittes und seine Mission zur Versöhuung der. Katholiken ankündigt, Der Vorort hat Herrn Luquet zum Vorweise seiner Kre- ditive eingeladen,

Die Berner Zeitung vom 5. Februar enthält einen Artikel über die erfolgte Anstellung des geweseuen eidgenössischen Obersten und nacmaligen Sonderbunds - Generals, J. U. von Salis =Soglio aus Chur, als General-Major in österreichischen Diensten, so wie über die Zutheilung des Fürsten von Schwarzenberg, welcher ais Vo- lontair im Sonderbunds =- Corps diente, bei dem Hoffriegsrath in Wien, „Aus ganz zuverlässiger Quelle“, sagt der Schw. Beob., „sind wir ermächtigt, diese Nachricht für einen Jrrthum zu erklären.“

(O. P. A. Z.) Es geht die Rede von dem Plan, cine mili tairishe Werbung für die nordamerikanischen Freistaaten zu veranstal= ten, falls dur den Lauf der Ereignisse die jeßt im Dieuste italieui- her Fürsten stehenden Schweizertruppen disponibel werden sollten. Nachrichten aus New - York zufolge, soll uämlih die Einverleibung Mexiko's in den nördlihen Staatenbund eben so beschlossen, als eiu längerer Guerillasfrieg mit der romauishen Bevölkerung und der Bedarf geübter Garuisonstruppen voraussichtlih sein, Dieser Art von Fremddieust würden sich auch unsere Liberalen und Radikaleu nicht abgeneigt erweisen, weil er auf republikanischem Boden statt- fäude und die Verbindungen mit dem Kabinet von Washington, die neuerlich angeknüpft wurden, inniger machte. Die parteilosen Schwei zer erblien in dieser Eventualität die Befreiung von einer bedeuten- den Verlegenheit, welche durch die Heimkehr von mehr als 6000 meistentheils deu bürgerlichen Beschäftigungen entwöhnten Schweizern den betreffenden Kantons- und Orts=Behörden bereitet würde. Es scheint sich bei diesem Projekt hauptsächlich um die Frage zu handeln, ob Frankreich Durchmarsh und Einschiffung solcher Truppen - Abthei= lungen gestattete, oder ob dies von einem sardinischen Hafen aus, mit welhem Königreiche die Eidgenossenschaft seit kurzer Zeit in ganz gu- tem Einvernehmen steht, geschehen müßte.

Kauton Züri%, (Eidg. Ztg.) Am 8. Februar standen zwei Bürger des hiesigen Kantons, Konrad Stocker vou Wädenschweil und Joh. Fischer von Dietikon, welche seinerzeit von dem außeror dentlichen Staats - Anwalt, Fürspreh Ehrhardt, in Folge Weisung des Regierungs - Rathes wegen Aufreizung in Untersuchung gezogen worden waren, behufs ihrer Beurtheilung an den Schranken des Kriminalgerichts. Stoker sollte sich am Tage der Landsgemeinde am Notheuthurm, welche in einem Wirthshause in Wädenschweil zu heftigen Diskussionen Veranlassung gab, geäußert habeu: man solle einem allfälligen Aufgebot unserer Regierung niht Folge leisten. Der Angeklagte gab zu, daß er, in der Trunkenheit und gereizt dur seine Gegner, etwas dieser Art, jedoh nicht in böser Absicht, gesagt haben möge. Die Einrede des Vertheidigers, daß Herr Ehrhardt in Folge einer ungeseßlihen Ernennung fungire und daher zu dieser Untersuchung und der heutigen Verhandlung nicht kompetent sei, wurde von dem Gerichte namentlih mit Rücksicht auf den bekannten Beschluß des Großen Rathes, der die Motion des Dr. Ulrich für unerheblich erklärte, verworfen. Dagegen wurde Stocker blos des entfernten Ver suches der Aufreizung zum Ungehorsam s{uldig erklärt und zu vier Tagen Gefängniß und 24 Fr. Buße verurtheilt. Der Ankläger hatte auf die Qualification „vollendete Aufreizung zur Widerseblichkeit‘“ und 14 Tage Verhast und 32 Fr. Buße angetragen. Fischer, eiu Katholik, der sich, freilich nur gegenüber zwei Personen und gereizt, ausgespro hen: man sollte den Ochsenbein und den Dr, Steiger mit Kartätfchen ershießen, dann werde es schon Ruhe geben, auch unsere Herren und Oberen scien {huld au dem Kriege, er fehte nicht gegen den Son- derbund, dann aber den ganzen Feldzug ganz willig mitgemacht hat, würde freigesprochen. Wir gestehen (bemerkt die Eidg. Ztg.), daß wir uns diese zwei verschiedenen Urtheile in ganz ähulicher Sache nicht erflären können. Wie wix hören, soll die Untersuchung gegen Herrn Fürsprech Spöndlin niedergeschlagen werden, vermuthlich gus Maugel au Stoff; dagegen soll die Prozedur gegen Herrn Pr, Bluntschli ihren Fortgang nehmen,

Kanton Luzern. (Eidgenosse.) Eines der wichtigsten Geschäfte, welches die Regierung an die Haud genommen hat und so bald möglich behandeln wird, is das vom Handwerker=Vereine ein- gereihte Gesuch um Ausstellung einer Haudwerker-Ordnung und Cr= rihtung einer Gewerbsshule, Dem Gesuche wird, wenn eiumal die außerordentlichen Geschäste beendigt stud, alle Aufmerksamkeit ge schenkt werden. Eine gründliche Behandlung desselben wird aber viele weitläufige Vorarbeiten nöthig machen, so daß es immer einige Zeit anstehen dürfte, bis man dem Endergebuiß eutgegensehen kann.

O, 1 M. Z) Die Bervurtheilulni dés Nedacteurs ver (fonservativen) Neuen Luzerner Zeitung durch das luzerner Stadtgericht hat am 5. Februar stattgefunden. Der Antrag des Statthalter - Amtes ging auf 9 Monate Gefängniß und 116 Franken Buße. Das Gericht verfällte den Redacteur in eine Buße von 100 Frauken und 2 Monaten Gesäugniß. Die höchste Strafe, welche unter dem alten Regimente in Preßvergehen verhängt wurde, betrug 8 Tage Gefängniß und 40 Franken Buße. Man kann uun den Unterschied zwischen der alten und neuen Freiheit ermessen, Wenn unter der abgetretenen Regierung ein Prozeß eingeleitet wurde, o ließ man Wochen und Monate verstreichen, bis derselbe dem Gericht überwiesen wurde. Man sieht aber deutlih, daß es mit die- sem Prozeß auf nichts weniger abgesehen ist, als dem einzigen Op= positions- Journal den Mund zu stopfen, noch bevor die Re- visions-Frage unter das Volk kömmt. Die Beknechtung der freien Presse is wirklich eine {öne Aufgabe für unsere Regierung, für Männer, die während sechs Jahreu von nichts sprachen, als vou dem föstlichen Gute einer freien Presse, welhes nur Tyrannen ein Dorn im Auge sei. Heute mögen nun die freien Luzerner die \ch{chönen Worte nachlesen, welhe Dr. Steiger bei jedem Anlasse für die freie Presse sprach, und \sich daran ergöbßen, mehr wird dabei nit heraus- hauen, Weun sich nun das Gericht als unterthäniger Handlanger der Regierung hergiebt, so is die Preßfreiheit mit dem ersten Schlag vernichtet, denn dann wird Keiner mehr den Versuch machen, für die konservative Sache, überhaupt für das Recht öffentlich aufzutreten,

wenn ihm die Freiheit lieb ist,

Kanton Basel. Am 8. Februar ernannte der Große Rath für den Bürgermeister Sarafin in die Bundes - Revisions= Kommission einen Ersaßmaun , welhe Wahl im vierten Skrutinium mit 51 von 88 Stimmen auf Herrn Fürstenberger-Debary fiel. Prof. Merian hatte im ersten Skrutinium eine starke Anzahl Stimmen auf sich vereinigt , lehnte die ihm zugedachte Ehre aber zum voraus ab, indem er nicht die für diesen Auftrag wünshbare Hoffnung des Ge- lingeus habe.

Der Große Rath behandelte dann, am 9ten, noch den Rath= schlag des Kleinen Rathes , betreffend die Standestruppez die Re=- gierung begehrte darin Vollmacht zu einem Provisorium, um nohch mehrere Erfahrungen hierüber zu sammeln, Die Diskussion war ziemlich lebhaft, indem viele Stimmen auf sofortige Reorganisation der Standestruppe drangen oder wenigstens dem Kleinen Rathe einen Termin von zwei Monaten seßen wollten. Eine Mehrheit von 53 gegen 38 Stimmen beschloß, in diesen Gegen-Antrag einzutreten, bei der Schluß- Abstimmung jedoh wurde der Antrag des Kleinen Raths durch Stich= entscheid des Präsidenten genehmigt. i

Die Eidg. Ztg. theilt die Rede mit, welche Professor Schön= bein im Großen Rath von Basel über Religionsfreiheit gehalten und der das genannte Blatt folgende einleitende Bemerkungen vorangehen läßt :

: Der leßte Krieg, den die Schweiz vollendet, war als Krieg gegen die Jesuiten nur dann ein vernünftig prinzipieller, nur dann ein wahrhaft libe- raler, nur dann kein einseitig konfessioneller Parteikrieg, wenn er im Juter- esse der Freiheit gegen die Unfreiheit, im Juteresse der Toleranz gegen die Intoleranz geführt worden ist; und wir unsererseits können den Sieg, den vie Schweiz den Jesuiten gegenüber davongetragen, nur dann als einen wirklichen Sieg für menschliche Freiheit und geistigen Fortschritt begrüßen, wenn diese siegende Schweiz Neligionsfreiheit proklamirt. Wäre die sogenannte liberale Schweiz sich ihrer selbst und die Tagsaz- zung der Zeit und ihrer Aufgabe so bewußt, sie hätte niht Ex- pulsion der Jesuiten denn das is lediglich ein Akt partei- liher Gewaltthat, eine Beschränkung konfessioneller Rechte Andersgläubiger, sondern sie hätte gleih von Anfang an die Stelle jener die konfessio-

nelle Gleichstellung votirtz und war sie dazu nah dem alten Bundes-Ver-

trage nicht kompetent, so hätte eben die Bundes - Reform nicht ihr lehtes,

sondern ihr erstes Werk sein sollen. Basel, dem „stabilen, konservativen“

Basel, gebührt die Ehre, die Sache prinzipicller, freisinniger angefaßt zu

haben, als die enorm freisinnige Tagsazung: Basel hat nie für Erpulsion

der Jesuiten gestimmt, aber Basel ergreift die Jnitiative für politische Gleich-

stellung der konfessionellen Bekenntnisse, für Religionsfreiheit, „Ach, Basel“,

haben wir chon cinige Freunde unter den Radikalen rufen höóren, „Basel

will diese Freiheit nur im Juteresse seiner Pietisten!“ Und wenn selbs?

Warum nicht? Jhr, die Radikalen, wollt die Freiheit im Namen des Ra-

dikalismus, warum sollen die Pietisten, die Methodisten und Andersgläu- bige, und wären es selbst die Jesuiten, die Freiheit nicht in ihrem In- teresse verlangen dürfen? Soll denn diese Freiheit nur ein Pri- vilegiúum der Radikalen sein, nur ihre Bekenntnisse erlaubt sein dürfen? So verstanden, wäre - euer _Freiheitssinn um fein Haar besser, als der Freiheitssinn des mittelalterlichen Baunsfsluchs und der Despotie. Und habt ihr Radikalen denn so wenig Vertrauen ín die Macht der Wahrheit, in die Macht eurer Bekenntnisse, daß ihr diejenigen Anderer mit Gewalt glaubt niederdrücken zu müssen? Nein, so schlimm scid ihr nicht; ihr seid besser als ihr scheint, die Hitze des Parteikampfes hat euch geblendet; jeßt, nachdem er vorüber, werdet ihr wieder erkennen, was eigentlich euer Prinzip und was die Freiheit ist, Bei euch wid also der Antrag Basels keinen Widerstand finden, aber bei den Konservativen vrotestantischer - oder katholischerseits? Wir behalten uns vor, darauf zu- rücfzukommen.“ Für heute und morgen erlauben wir uns, die Rede des Herrn Professor Schönbein mitzutheilen, die derselbe im basler Großen Rathe zur Begründung seiner Motion gehalten hat, die (wie schon früher berichtet) mit zwei Drittheilen der Stimmen erheblich erklärt worden is und wahrscheinlih angenommen werden wird. Die Mo- tion beantragt die Aufnahme folgender Bestimmungen in den Bundes- Vertrag: „1) Jeder Schweizer hat das Recht und die Befugniß, ín jedem Theile der Eidgenossenschast sein religiöses Bekenntniß frei und ungehindert auszuüben; 2) es giebt in der ganzen Eidgenossenschaft keine politische Beschränkung, welche sih an Neligions-Bekeuntnisse knüpft.“

Der Kleine Rath hat den Antrag des Professor Schönbein für Einführung der Religions - Freiheit in der ganzen Schweiz zur Vor- berathung an das Staats-Kollegium gewiesen, die Kanzlei mit einem Bericht über den Staud der Bearbeitung eines Militair-Strafgesebßes und das Staats = Kollegium, so wie das Militair - Kollegium, mit be= förderlichen Gutachten über den Plaßdienst und die Standestruppe beauftragt.

Kanton Genf. Herr J. Fazy hat im Großen Rathe erklärt, daß er seine Demission als Mitglied des Staatsrath eingebe. Die Staats= räthe Decrey, Moulinié und Pons thaten dasselbe. Der Große Rath sprah nach lebhafter Diskussion einmüthig den Wunsch aus, es möchten die betreffenden Herren an ihren Stellen bleiben, Die Nevue de Genève meint aber, es würden dieselben bei ihrem Entlassungs - Begehren beharren. Herrn Fazy sollen die ihm feind=- lihe Haltung aller genfer Blätter, mit Ausnahme seines Blattes, der Revue de Gen ve, so wie die Opposition der Konservativen, zu diesem Entschlusse bewogen haben, Es würde nun, mit Ausnahme des Herrn Rilliet, der ganze Staatsrath neu zu besetzen sein.

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Nom, 3. Febr. (N. K.) Am 2Wsten d. wird Se. Heiligkeit cine Musterung der gesammten Guardia Civica vornehmen. Er hegt zugleich die Absicht, die sämmtlichen Mitglieder derselben mit einer weißen und gelben Schärpe zu dekoriren, um sie auh rüksicht lih dieses äußeren Schmuckes der Guardia Nobile gleichzustellen.

Gestern Abend sind Staffetten von Neapel an den Lord Minto gelangt, der sich nach deren Empfang sogleih zu Sr. Heiligkeit be= gab und heute Mittag s{chleunig nach Neapel gereist ist.

Der neapolitanishe Marchese Dragonetti reist morgen nach sie- benundzwanzigjähriger, unfreiwilliger Entfernung in seine Heimat und auf seine Güter zurück. Ihn begleiten seine Gemahlin und seine Tochter, welche Leßtere im Exil geboren is. Die hiesige Direction der Diligence nah Neapel (eine Privat - Gesellschaft) hak öffentlich l'ekannt gemacht, daß sie alle Emigrirten und Exilirten aus dem Kö=- nigreich beider Sicilien ohne alle Kosten nach Neapel befördert.

Der Kardinal - Vikar Patrizi hat den General der Barnabiten veranlaßt, den bekanuten Pater Gavazzi, der zu diesem Orden ge= hört, von Rom zu entfernen und nach Camerino in ein dortiges Kloster zu verweisen. (S. Nr. 41 der Allg. Pr. Zta.) Diese Maßregel ist lediglich dur die Predigt veranlaßt, die Gavazzi bei dem Todten-Amte für die in Mailand und Pavia Gefallenen gehal= ten hat und die allerdings nah einem vor uns liegenden Abdruck'* faum leidenschaftliher hätte sein können. Dieser, hier als Flugblatt verbreitete Abdruck is, wie wenigstens eine Note zu demselben besagt, nah der stenographischen Aufzeichnung einiger während der Predigt in verschiedenen Theilen der Kirche vertheilter Studenten veran=

tet. E Eine vertraute Person hat Sr. Heiligkeit den “Vorschlag gech macht, die in mancher Beziehung etwas veraltete Tracht der Prie= sterschaft umzugestalten. Der Papst hat diesen Vorschlag genehmigt" und befohlen, ein Figurin zu zeichnen und sodann eine derartige Klei= dung zur Probe fertigen zu lassen.

Für heute war wegen der Ertheilung der neapolitanischen ‘Côn=*

stitution hier ein Volksfest veranstaltet,