1848 / 61 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

tiasten Gegners der radifalen Bewegung. Die republikfani- des mi sellschafteu dur diesen unerwarteten Sieg angefeuert, wer- den ihre ganze Thätigkeit entwickeln und der Kampf von 1831 is vielleiht hon erneuert. Es wäre zu viel, zu erwarten, daß Eng- land den Folgen dieses Schlages ganz entgehen sollte, aber ih glaube, es hat weniger zu fürchten, als viele andere Staaten. Es giebt in England wenige, wenn überhaupt welche, Volksbeschwerden. Das Werk der Reform ist so weit vollständig, daß keine Partei einflußreicher Staatsmänner hier ibren Beistand den hauptsächlichsten Forderungen des Volkes verwei- gert hat, und die Klugheit Sir R. Peel's, als er die Korngeseße ab- shaffte, is ihm deshalb \& hoch anzurechnen, weil er hierdurch die furchtbare demokratische Verbindung der League auflöste. Jn Jrland mag die Folge schlimmer sein, denn dort ist seit dem Tode O’Con- nell’s eine Partef junger Leute emporgekommen, welche offen die Re- bellion predigt und die Anwendung physischer Gewalt empfiehlt. Ein Herr Mitchell hat so cbeu angefangen, ein Journal unter dem Titel Der vereinigte Jrländer herauszugeben, in zugestandener Nach- ahmung der Grundsäße von 1798, in welchem ein direkter und blu- |

tiger Krieg in aller Form gegen die britishe Regierung, gegen Lord | Clarendon als den Vertreter der Königin und gegen alle Grund- Eigenthümer, welche der britishen Verbindung zugethan sind, erklärt | wird. Nichts geht über die lächerliche Leidenschaft der Sprache die- ser Schrift, die sih vielleicht eine gerihtlihe Verfolgung von Seiten der Regierung zuziehen wird,

Auf diese Stimmung, wélche unter einer gewissen Klasse der Bewohner Jrlands vorherrsht, wid das Beispiel des pariser Volkes den größten Eindruck machen, und leiht kann die Katastrophe beschleu- nigt werden, auf welhe der gemeine Volkshaufe der Versöhnungs- Halle seit einiger Zeit hingearbeitet hat. s ]

Was die auswärtige Politik Englands betrifft, so habe ih Grund, anzunehmen, daß diese Ereignisse Lord Palmerston?s Ton mäßi | gen und fonservativer machen werden. Der Sturz des Herrn Guizot, | wodur er auch bewirkt sein mag, wird ohne Zweifel im auswärti- gen Amte als eine Art von Sieg oder wenigstens gerechter Vergel- | tung angesehen; aber obgleih man jeßt vielleiht auch auf bessere Beziehungen zwischen der englishen und französischen Regierung hofft, so fann doch faum bezweifelt werden, daß Lord Palmerston seinen Einfluß verwenden wird, um dem weiteren Umsichgreifen der großen und ernstlihen Gefahren in Europa Einhalt zu thun.

(Dieser Brief is wahrscheinlich am 25sten Morgens geschrieben, und noch vor Eingang der Nachrichten aus Paris von der Flucht der Königlichen Familie, welche im Laufe des Tages in London ein- treffen mußten.) 5 |

Belgien,

Brüssel, 26. Febr. Die Repräsentanten-Kammer hat vorgestern mit 53 gegen 37 Stimmen den Geseh - Entwurf angenommen, w0- | nach zu Bürgermeistern nux dann, wenn die Provinzial - Deputation | damit einverstanden is}, auch Personen ernannt werden dürfen, welche nicht Mitglieder des Gemeinderaths sind. Dieses Geseß soll als | Garantie dienen, daß man sich dieser Befugniß, auf solche Weise umschränkt, nur in äußerst seltenen Fällen bedienen werde, nur dann nämlich, wenn sich im Gemeinderath fein einziges Mitglied fände, welches die Bürgermeisterstelle annehmen könnte oder wollte. Die permanente Provinzial - Deputation, deren Gutachten in solchem Fall er eingeholt werden soll, is ein gewählter Körper.

Graf Merode nahm gegen den Entwurf das Wort und äußerte

unter Anderem, derselbe s{chmälere die Königlichen Prärogativen z als |

er (der Redner) nah London gegangen sei mit dem Auftrage, dem Prinzen von Sachsen - Koburg die belgische Krone anzubieten, habe dieser Fürst sehr richtige Bemerkungen gemacht über die Unzuläng-= lichkeit der dem Könige dur die Verfassung gewährten. Macht. Der Minister des Junern wies aber den Redner zurecht, indem er sagte, es sei ungeziemend, die persönlihe Meinung des Königs in die Debatte | einzumischen,

Herr Castiau stellte das Amendement, daß in keinem Falle der Bür- | germeister außerhalb des Gemeinderathes gewählt werden dürfe, ein | Antrag, der seitens des Ministeriums lebhaft bekämpft wurde, indem es in gewissen Fällen nothwendig werden dürfe, daß ein Bürgermei- ster außerhalb des - Gemeinderathes erwählt werden müsse, wo- bei natürlich das Gutachten der Provinzial - Deputation maßge- bend sein würde, indem dies erst nach deren Zustimmung ge- schehen könne. Herr Delfosse möchte sogar, daß die Abseßung eines Bürgermeisters ers auf Beistimmung der Provinzial -Deputa- tion geschehen könne, dem aber das Gouvernement nicht beipslichtet, Das Amendement des Herrn Castigu wurde verworfen. Gestern hat die Repräsentanten-Kammer auch den Geseß- Entwurf, der die Thei- lung der Gemeinde-=Wähler der großen Städte in Bezirke aufhebt, angenommen und zwar einstimmig, Ein Amendement der Herren Castiau und Delfosse, wonach die Dauer des Gemeinderath- Amts auf sechs Jahre, wie es 1836 war, reduzirt werden sollte, wurde durch die Erklärung des Ministers des Junern beseitigt, daß die Regierung diese von der öffentlihen Meinung verlangte Mo- dification in den nächstens zu disfutirenden Geseg - Entwu1f über die Klassifizirung der Gemeinden aufnehmen wolle,

Verzeichniß

der Vorlesungen und praktischen Uebungen bei der K6- niglichen Akademie der Künste in dem Sommer -Halh- jahre vom 1, April bis ult. September d, J.

A. Fächer der bildenden Künste,

1) Zeichnen und Malen nah dem lebenden Modell, geleitet von den Mitgliedern des akademischen Senats und Mitwirkung des Professors Joh. W olff. 2) Unterricht in der Composition und Gewandung: Prof. Begas. 3) Zeichnen und Malen im Königl, Museum: Prof. Herbig. 4) Anatomie: (wird stattfinden, sobald die durch den Abgang des Professors Dr. Bürde nah Königsberg erledigte Stelle wieder besebt is). 5) Zeichnen nah Gyps-Abgüssen: Prof. Daehling., 6) Landschaft - Zeichnen: Prof. Schirmer. 7) Zeichnen der Thiere, besonders der Pferde : Prof. Bürde. 8) Die Prüfungs-Klasse: Prof. Daehling. 9) Zeichnen nach anatomischen Vorbildern und Proportionen des menschliheu Körpers : Prof. Ber =- ger. 10) Kupferstehen : Prof. Buchhorn. 11) Holz- und Form= stehen: Prof. Gubiß. 12) Shrift- und Kartenstechen: der aka- demische Lehrer Reyher. 13) Metallgraviren und Steinschneiden: der akademische Lehrer C. Fischer. 14) Bronzegießen: der akade- mische Lehrer H. Fisch er. 15) Geschichte der neueren Kunst (Fort- seßung): Prof, Kugler, 16) Mythologie; Derselbe,

564

B. Baufächer. f

17) Die Lehre von der zweckmäßigen Anlegung der Gebäude, verbunden mit praftishen Uebungen im Entwerfen O e Prof. Rabe. Privatim wird Derselbe vortragen: a) die ehre von den Constructionen, oder : wie die Gebäude und jeder einzelne Theil der- selben, den Forderungen der Festigkeit gemäß, zweckmäßig zu errich= ten sind; b) die Geschichte der Baukunst bis zur gegenwärtigen Zeit, verbunden mit der Beschreibung der verschiedenen Bauwerke der Vorzeit und der Gegenwart. 18) Die Projectionen, die Lehre von den: Säulen - Ordnungen nah Vitruv, Perspektive und Optik: Prof. Hummel und Prof. Beckmann. 19) Zeichnung und Com- position architektonischer Decorationen : Prof. Bötticher. 20) a. Ent-= werfen der Gebäude : Prof. Stra. b. Bau = Constructionen : Derselbe. 21) Perspektive für Architekten: Prof. Beckmann.

99) Modelliren architektonisher Verzierungen und Glieder : der Prof. A. Fischer. L H e Mut, 23) Lehre der Harmonie : Musik - Direktor Bach. 24) Choral-

| und Figural - Styl: Derselbe. 25) Doppelter Contrapunkt und

Fuge: Derselbe. 26) Freie Vokal-Compojitionen : die Musik -= Di-

| reftoren Bach und Prof. Rungenhagen. 27) Freie Justrumental=

Compo tionen: Dieselben. D. Bei der mit der Akademie verbundenen Zeichnen- Schule.

28) Freies Handzeichnen , in drei Abtheilungen , unter Leitung der Professoren Herbig, Daege, Lengerich und des akad. Leh= re:s Albert Köhler.

E. Bei der mit der Akademie verbundenen Kunst- und Gewerk - Schule,

29) Freies Handzeichnen: die Professoren Herbig, Berger, Lengerich und der akad. Lehrer Maler Albert Köhler und der Kupferstecher Lin ger. 30) Modelliren nah Gyps - Abgüssen: die Professoren Wichmann und Aug. Fischer. 31) Geometrishes und architektonisches Reißen : Prof. Zielecke und der akad, Lehrer Stövesandt.,

Für die Unterrichts - Gegenstände von Nr. 1 bis Nr. 28 hat man sich zuvor zu melden im Akademie - Gebäude, jeden Mittwoch von 12 bis 2 Uhr im Konferenz - Zimmer , und für Nr. 29 bis L Sonntags von 8 bis 10 Uhr ebendaselbst,

Berlin, den 28. Januar 1848.

Königliche Akademie der Künste, Dr, G, Schadow, Direktor.

Drit gung

Jn dem in der Allg. Preuß. Zeitung vom Sonntag, ‘den 27sten d. Mts., Nr, 58, abgedruckten stenographischen Bericht uber die fünfundzwanzigste Sißung des Vereinigten ständischen Ausschusses vom 23sten c. is auf Fol. 527, 2te, Spalte, 41ste Zeile von unten, binter den Worten: „Es hat“ das Wort: „Niemand“ em- zuschalten.

Berlin, den 29, Februar 1848.

Das Sekretariat des Vereinigten ständischen Ausschusses. Siegfried. Freiherr von Gudenau.

Handels - und Börsen-Uachrichten. Berlin, den 29. Februar 1848.

Wechsel - Course.

|

Amsterdam 250 Fl. | Kurz | 1443 do: 250F. | 2x Hamburg 300 Mk. Kurz do. 300 Mk. | 2 Mt. | 1] Lst. | 3 Mt. 6

300 Fr. 2 Nt. 150 Fl. | 2 Mt. 150F1. | 2 Mt. s | 102% 100 Thlr. | 2 Mt. 99

1600 Thlr. E

2 Mit. | Fravukfurt a. M. südd. W. „o. 100 FI. 2 Mt. | S 10) SRhI.

Petersburg 3 Wochen | 103 —- Tuländische Fonds, PFfandbrief-, HMKommunal- Papiere und Geld - Course.

| Brief. | Geld.

Os | 182 | | 1515 |

A S

| 102% | 1023

Augsburg Breslau

Leipzig in Couraut im 14 Thlr. Fuss..

(Ze.) Brief. | Geld. | Gem, | Kufy u, Nm.Pfdber. 35 _—— | Schlesiscbe do. De

Zf.| Brief. | Geld. |Gem.

St. Schuld-Seh. 32 837 82 L

Seehb. Präm. Sch.|—|

K.u.Nm. Schuldv. 35

Berl. Stadt-Obl. | 5 1

do. Lt. B. gar. do. 35 S Pr, Bk-Auth.-Seh|—| | 95 Westpr. Pfandbr. |3% | J Gros3h.Posen do. | 4 do. doe. |34 Ostpr. Pfandbr.

Pomm.

E à _— Friedrichsd’or. | 1377 13! 20 And. Goldm.àDth, |— 127; 11% E Disconto. 35 45 Eisenbahn - Actien. Zf. O. Schl. Lt.A |35 do. Prior.

O.Schbl. L.B.

100 B,

Volleing. |2

Amst. Rott.

Arnb. Utr. _— Berl. Anb.A. 101 B. Pts. Mgdb.

do. Prier. |‘ _— do. Pr. B.

Berl. Hamb. 78 a 76 bz. do. do. do, Prior. Rhein, Stm.

Berl. Stett. 100 B. do. Prior. Bonn-Cöln. do. St. Pr. Bresl. Freib, do.v.St. gar. do. Prior. |‘ Sächs, Bayr. Chem. Risa, Sag.-Glog-

Cöln. Mind. |35 do. Prior. do. do.

90 excl. Div. B. 78 B.

76

do. Prior. Cöthb, Bernb, St.-Vobw. Cr. Ob. Sch. do, Prior. Dresd. Görl, Thüringer. Düss. Elberf. | ch Whb.(C.O.) do. Prior. | 4 do. Prior. Gloggnitz. |4 Zarsk. Selo. Umb. Bergd. 4 Kiel-Alt. Lpz. Dresd. Löb. Zittau,

Gar oR R R R A N ho Bo

Quit.Bog. [ a 4%

. Eing.

Magd. Halb, Magd. Leipz, do. Prior. Mecklenb,

N. Schl, Mk. do. Prior, do. Prior. | § do. III. Ser. | 5 Nedb. K. Fd, | 4

Aach.Mastr. Berg. Mrk. |7 Berl. Anb, B. Bexb. Ludw. Brieg-Neiss. Thür. Ÿ.

Magd. Witt. 48 Nrdb. F. W. |75| 47 Starg. Pos- 80/73 (Schluss der Börse 3 Uhr.)

4

4

4

4

4

4 L 4

3%| 74

4

VVir vermögen heute nur über diejenigen Gegenstände Notizen zu liefern, welche Liquidations - Regnlirungen veranlasst haben. Die Börse war durchaus für neue Geschäfte unfähig, weil die Schluss- Rechnung bei der beträchtlichen Reaction sehr viel zu schaffen machte.

Bank-Antheile von 95 a 90 % bez.

Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

VVeizen 52—57 Rthlr. Roggen loco 36—40 Rihlr.

- pr. April /Mai 40, 395, 374, 38 RtklIr. bez. u. G. Hafer 48/52 pfd. 24—26 Rihlr.

- 4A8pfd. pr. Frühjahr 24 Rihlr. Be. 43 G. Gerste 34—35 RthlIr. Rüböl lcco 10% Rtt?r. Br., 105 G.

- Febr. /März 10% Rihlr. bez.

- April/Mai do.

- Sept. sOkt. 10% Rihlr. G. Spiritus loco 18—183 Rihlr.

- Frühjahr 205, 21, 193 Rthlr. verkauft.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 28. Februar.

Zu Lande: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr, 10 Sgr. und 2 Rihlr. 3 Sgr. 9 Pf.; Roggen 1 Rihlr. 16 Sgr. 3 Pf., au 1 Rihlr. 13 Sgr. 2 Pf.z große Gerste 1 Rthlr 8 Sgr. 9 Pf, 3 Hafer 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 28 Sgr. 9 Pf.

Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 411 Sgr. 3 Pf., auh 2 Rtblr, 2 Sgr, 6 Pf.z Roggen 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rihlr. 15 Sgr; große Gerste 1 Rthlr, 15 Sgr., auch 1 Nthlr. 13 Sgr. 9 Pf.z_Hafer 1 Nthlr, 1 Sgr. 3 Pf., auch 28 Sgr, 9 Pf.z Erbsen (schlechte Sorte) 1 Nthlr, 20 Sar.

G Sonnabend, den 26. Februar.

Das Schock Stroh 9 Rthlr., auh 8 Rthlr,; der Centner Heu 1 Rthlr, 5 Sgr., auch 25 Sgr.

Königsberg, 26. Febr, Marktbericht. Zufuhr mittelmäßig, Weizen 50—65 Sgr. pr. Schffl. z Roggen 388—43 Sgr, pr. Schffl.; große Gerste 38 42 Sgr. pr. Schffl.z kleine Gerste 35 40 Sgr. pr, Schffl, z Hafer 23 26 Sgr. pr. Schffl.z graue Erbsen 60 80 Sgr. pr. Schffl.; weiße Erbsen 55—60 Sgr. pr. Schffl. ; Kartoffeln 32—35 Sgr. pr. Schffl.5 Heu 12—16 Sgr, pr. Centnerz]! Stroh 90 Sgr. pr, Schock; Spiritus 22 Rthlr, 20 Sgr. pr, Ohm,

Auswärtige Börsen.

Leip Zig; 28, Febr. Leipz. Dresdn. Act. 115% bz. Süchs. Bayer. 89 Be. Sächs. Schles, 91 Br. Chem, Ries. 44 Br. Löb. Zitt. 40 Br. Mgd. Leipz. 223 Be, Berl. Anh. Lu A. 113 Br. Lt. B, 1075 G. Dess. Bank-Act. 110 Br.

London, 24. Febr. Cons. 897. Int. 535. 4% 855. Bras. S9.

W/ ien, Ds Febr.

Mex. 19.

Gloggn. 103, Nozdb. 1157

Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger Beobachtung,

Nachmittags | 2 Ubr.

1448 28 Febr.

Luftdruck... « 329,48" Par. 330,70’ Par. |331 46!’ Par. Quellwärme 7,8" R, +- 5,8? R. _ 9,6° R. + 6,0° R. |Flusswärme 3,7 R. -+ T R. | -+ S R. | t 2,8° R, Bodenwärme 70 pCct. | 58’ pCt. | 74 pCt. |Ausdünstung bezogen heiter. | bezogen. |Niederschlag / Wind W. SS W. | W. [Wiemer co. F 10,0° Wolkenzug - « - - SSW. : l _—- | - 4,8

Tagesmittel : 330,55" Par... + 6,8“ R.. +2,6° R... 76 pCt, SW,

Morgens

1 Abends | 6 Ube. |

10 Ubr.

Luftwärme « « « | "Thaupunkt ...«

\ | Dunstsättigung « | |

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 1, März. Jm Schauspielhause. 39ste Abounements= Vorstellung. Zum erstenmale: Der Rückfall , Original - Schauspiel in 4 Abth., von A. P. Werner. Hierauf: Das war ich! ländliche Scene in 1 Aufzug, von Huth.

Donnerstag, 2. März. Jm Schauspielhause. 40ste Abonnements- Vorstellung: Gottsched und Gellert, Charakter-Lustspiel in 5 Abth., von H, Laube,

Königsstudtisches Theater.

Mittwoch, 1. März. (Jtalienise Overn-Vorstellung.) Roberto ¡l Diavolo. (Robert der Teufel.) Oper in 5 Abth., nach dem Fran= zösischen des Scrite und Delavigue, ins Ztalienische übertragen von Calisto Bassi. Musik vou dem Königlichen General - Musik - Direktor uud Hof - Kapellmeister Meyerbeer. S ;

Textbücher, in italienischer und deutscher Sprache, sind im Billet- Verkaufs-Büreau und Abends an der Kontrolle à 5 Sf Qu haben.

Preise der Pläße: Ein Play in den Logen und im Ballon des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr., 1m Parquet uud in den Parquet= Logen 1 Rthlr. , im Amphitheater und in den Logen des Zweiten Ranges 20 Sgr. , Parterre 15 Sgr., Sperr\B des dritten Ranges 10 Sgr., Gallerie 75 Sgr. Cin Plaß in der Orchester-Loge 2 Rihlr.

Anfang 6 Uhr. Ende 10 Uhr. : E,

Donnerstag, 2. März. Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit Gesang in 3 Abth,, von D. Kalisch. Musik vom Königl. Musik= Direktor Gährich.

i ( Ä ) bi 7 vird Herr Treitag Abends, den 3. März, von halb 6 bis halb 7 Uhr wird L dia Geizer im Cácilien- Saale der Sing - Akademie eine Reihe von cht öffentlichen Vorlesungen eröffnen : s / i ia E die Saite der deutshen Neformation bis zum Tode Luther's“. Zur Beleuchtung der religiösen Gegen- \äge und zur Säkular-Feier des westfälischen Friedens, Eintrittskarten für 2 Rihlr. sind in der Bessershen Buchhandlung (W. Herß), Behrenstraße Nr. 44, zu haben, ; Die Vorlesungen werden jeden Freitag stattfinden, A, Das Honorar ist, nah Abzug der Kosten, Für die Notolei- l denden in Schlesien bestimmk,

E L Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zin eisen. ——— gm Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckeret.

Beilage

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

565

Mittwoch den 1. März.

A Ua.

Deutsche Bundesstaaten. Großherzogthum Hessen und bei Nhein. Widerlegung. S

Schweden und Norwegen. Berichtigung. S El

Schweiz. Kanton Bern. Beschlüsse der Bundes-Revisions-Kommission in Bezug auf die Souverainetatsfrage und die Militair-Capitulationen.

Die Bundes-Revisions-Kommission, Kanton Luzern. Die Mit- glieder des ehemaligen Regierungsraths, -—— Oberst Maillardoz. Kan- ton Freiburg. Der Bischof und die Regierung. Kanton Wal- lis, Msgr. Luquet’s Mission. , E

«talien. Nom, Gerüchte über Truppen - Konzentrirung_ und freiwillige

Anwerbung. —- Unruhen in Ancona, Neapel, Festlichkeiten. Palermo, Fortdauernder Jubel, Neue Unterhandlungen, Ver- mischtes. Florenz, Die neue Verfassung. Turin. Dekret über \gatsbürgerlihe Emancipation der Protestanten, Parma, Gnaden- Akte des Herzogs,

Der Weg der anglo-indishen Ueberlandpost eine deutsche Frage. Wissenschaftliche und Kunst-Nachrichten. Die Teppiche nach den Cartons von Naphael in der Notunde des Königlichen Museums, Handels - und Börsen - Nachrichten.

Deutsche Bundesftaaten. Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Jn der Großh. Hessischen Zeitung vom 25, Februar werden mehrere falsche, Besorgnisse und Unruhe erregende Gerüchte widerlegt, die in jüngster Zeit verbreitet worden seien, als: „der Preis des Salzes im Großherzogthume werde erhöht werden, um die Eisenbahnkosten zu deckden“’; dann: „der Staat werde die Sparkassen zum Staats- Vermögen ziehen. Dies seien nur gehässige Gerüchte, zu denen auch niht der mindeste Grund bestehe. Der Artikel {ließt mit den Worten: „Möge man sich ob solcher ungenügenden Besorgnisse be- ruhigen, dergleichen Gerüchte, welche so böswillig ausgesprengt und lcichtsinnig weiter verbreitet werden, mit gerechtem Mißtrauen auf- neßmen und erst von verständigen und vorurtheilsfreien Männern prüfen lassen, ehe man ihnen zu seinem und seiner Mitbürger Scha- den Glauben schenkt, oder sie wohl gar in ängstliher Besorgniß we:= ter verbreitet! Möchten aber auch alle Sachverständige, welche den Staat und feine gemeinnützigen Anstalten und Einrichtungen, seine wohlmeinenden Tendenzen beser kennen, sich stets berufen fühlen, in diesen Ze!ten der Unruhe und der Bewegung den noch mehr auf- regenden Lügen und Entstellungen immer mit der Wahrheit und nur mit der Wahrheit entgegenzutreten !

Schweden und Üorwegen.

- In einem Schreiben aus Stockholm im Hamb. Corr. wird bestimmt der Nachricht widersprochen, daß die Königl. französische Regierung aus Stockholm eine Note empfangen, worin das st{we- dische Kabinet sich beshwert habe, daß es nicht zur Theilnahme an den Konferenzen über die s{hweizerishen Angelegenheiten eingeladen worden sei, indem die {hwedishe Regierung, als Mitunterzeichnerin der Verträge, wodurch die \{weizerishe Eidgenossenschaft gebildet worden, sich als berechtigt ansehe, ihre Stimme iu den Rathschlägen der europäischen Mächte geltend zu machen. - Die \chwedi\sch - norwe=- gishe Regierung dürfte, heißt es, um so weniger Grund haben, eine folche Beschwerde zu führen, da sle in diesem, wie in anderen analo= gen Fällen von den Mächten, im Verein, mit welchen sie die wiener Kongreß - Akte unterzeichnete, diejenigen Mittheilungen erhalten hat, welche sie auf den Grund jener Theilnahme zu erwarten berech- tigt war.

Swe

Kantou Bern. (O. P. A. Z) Am 21. Februar hielt die Kommission zur Revision des Bundes ihre dritte Versammlung. Sind deren Sibungen auch geheim, so verlautet doch jeweilen das Wesent- liste ihrer Berathungen. Vorab werden die Materien diskutirt, um sie daun zur näheren Fassung den Redaktoren anzuweisen. Wenn ‘in der zweiten Sißung auch die Jdee beseitigt wurde, daß die Bundes= Souverainetät in der Gesammtheit der Nation beruhe, so is am 21. denno festgeseßt worden, daß im ersten Artikel auch auf irgend eine Weise der Gedanke aufgenommen werde, daß die sou- verainen Kantone sih zu einer \chweizerischen Nation oder doch zu einer schweizerishen Eidgenossenschaft, und zwar Alle für Einen und Einer für Alle, verbinden, um einander im Glück und Unglück als getreue Brüder beizustehen, auf daß das Prinzip einer einigen und einheitlichen Nation, so wie es seit 1830 immer mehr Boden gewon= nen hat und wie es in den leßten Antworts =- Noten an die fremden Mächte immer ausgesprochen is, aufrecht gehalten werde. Geht man auch von der Souverainetät der Kantone aus, so sollen diese dennoch Rechte an den Bund abtreten, um ihn fest und stark zu machen, ohne den Bestand der einzelnen Kautone zu er= \hüttern, um bei der Vielheit der Stände dennoch stets die Einheit des Bundes zu behaupten. Jn diesem Sinue wurde denn auch festgeseßt, daß die Kantone keine politischen Bündnisse, . weder unter \sih, noch mit fremden Staaten, abschiießen dürfen, auf daß feine Sonderbünde mehr entstehen fönnen. Eben #}o is denselben untersagt, Militair = Capitulationen mit auswärtigen Staaten in Zu funft abzuschließen oder zu erneuern; auch sind dieselben angewiesen, alle Verträge, die sie uuter si selbs abschließen, der Kontrolle der Bundes-Behörden zu unterlegen; doch soll die Execution derselben in diesem Falle nux dann gehindert werden dürfen, wenn sie den Be= stimmungen des Bundes widerstreiten, /

(Frkf. J,) Die Bundesrevisions-Kommission hielt am 19, Fe hruar ihre zweite Sißbung. Einen Hauptgegenstand der Diskussion bildete die Souverainetäts-Frage, in Betreff welcher sich zwei Mei- nungen entgegenstanden. Die eine wollte als Träger der Souverai- netät die schweizerische Nation e:klären und die Kantonal-Souverai=- netät als eine von dieser abgeleitete behandeln, dic andere dagegen den §. 1 der bisherigen Bundesverfassung festhalten, wonach die Kantonal = Souverainetät als die primitive behandelt und die eidge=- nössishe nur als eine abgeleitete Souverainetät erklärt wird, so daß Alles, was durch die Bundesverfassung nicht ausdrücklih an den Bund übertragen is}, in der Souverginetät der Kantone bleibt, Die erstere Meinung blieb mit vier Stimmen in der Minderheit. Die Verschiedenheit beider Ansichten im Grundsaße und in den Folgen ist klar. i

Jun der Sihung vom 22, Februar folgten die Berathungen über den obiigaten Juhalt jeder Kantons-Verfassung. Der Bund garan- tirt den Kantonen neben dem Gebiet auch die Unabhängigkeit nach außen und die Rechte der Behörden und des Volks îm Junern. Wenn hierüber die Berathungen auh uicht zu Ende gediehen sind, so darf man im voraus behaupten, daß die Kommission einstim- mig die im jebigen Bunde durchgeführten Grundsäße des Stanzer Vorkommnisses verlassen und eben so sehr die Rechte und die

Freiheit des Volkes als tie Rechte und die Freibeit der Behörden zu schüßen gedenke. Bei plößlißen Gefahren von außen wird die oberste Vollziehungs-Behörde jedes Kantons verpflich- tet, unter Anzeige an den Vorort die benahbarten Kantone zu Hülfe zu mahnen, und die Gemahnten sind zum Zuzuge verpflichtet; die Kosten trägt die Eidgenossenschaft. Hierüber war die Kommission ei=- nig. Bei Streitigkeiten der Kantone unter sih sind sie angewiesen, sich jeder Selbsthülfe und Bewassnung zu enthalten und das vorge- \chriebene Rehtsverfahren einzuhalten. Wie es bei Unruhen im Ín- nern der Kantone seibst gehalten sein soll, ob, wie und wann von Bundes wegen zu interveniren sei, isteiner weiteren Diskussion vorbehalten. Am Mittwoch, den 23sten, berieth sich die Kommissiou über den Artikel der Religionsfreiheit, welche jedoch keinen großen Anklang fand. Man suchte daher nah einer Redaction, welhe die Sache berührte, ohne sie zu ershöpfen. Am Donnerstag, den 24sten, kam das Unterrichts- wesen und namentlich die Gesammt - Hochschule zur Sprache. Es wurde theils die Dringlichkeit des Bedürfnisses, theils die Ausführ- barkeit des Gedankens bestritten. An Gelehrten habe die Schweiz feinen Mangel , dringender sei Volksbildung. Man fand, die Sache fönne dem Konkordate überlassen werden. Die Garantie der Preß- freiheit wurde dagegen allseitig beliebt, ob nur zu Gunsten der Einen, das wird die Erfahrung lehren,

Kanton Luzern. (Eidg. Ztg.) Die Alt =-Regierungs- Räthe Rüttimann und Kost sind mit Gemeinde- Arrest auf freien Fuß geseßt worden, weil man ein ausnahmsweises Verfahren gegen sie aus dem Grunde beobachten zu müssen glaubt, weil sie, abwesend, zu dem Beschlusse für Angriff der cidenössishen Kriegskasse nicht mitgewirkt hatten; ihren übrigen Kollegen is mit Schärfung des Verhafts vom Regierungsrathe eine Frist bis zum 1. März nächst- hin für Deckung des Manko in der eidgenössichen Kriegskasse und Ersaß der Spitalgeräthschaften geseßt worden, nach deren unbenußtem Ablaufe ihr Vermögen liquidirt wird.

Seit dem 19, oder 20. Februar weilt Oberst von Maillardoz wieder in Luzern.

Kanton Freiburg. (Schwäb, M.) Der Bischof von Freiburg will sich der Vormundschaft der Regierung entziehen. Durch ein Cirkular verbietet er den Pfarrern, denjenigen Mitgliedern des Großen Raths die Absolution zu ertheilen, welche zu dem bekannten Brandschabungs = Dekret gestimmt haben, Auch in Wallis soll die Geistlichkeit den Umsturz der Regierung versuhen, Die beurlaubten eidgenössischen Repräsentanten sind \cleunigst dahin zurückberufen worden. E

(Frkf. Bl.) Der Markt vom 21. Februar, auf den man ei- nen Bauernkrieg in der Stadt angekündigt hatte, ist ganz ruhig ab- gelaufen. é j

Kanton Wallis. (Frkf. Bl.) Seit einigen Tagen (\chreibt man unterm 22. Februar aus Sitten) weilt hier Monsignor Luquet, außerordentlicher Botschafter des heiligen Stuhles bei der Eidgenos= senschaft. Sein Streben soll vornehmlich darauf gerichtet sein, den walliser Klerus zu bestimmen, im Sinne der Versöhnung zu wirken und auf Beruhigung des Landes hinzuarbeiten. Dazu möge der Kle=- rus auch durch materielle Opfer beitragen. Gleich in seinen ersten Zusammenkünfsten mit den angesehensten Geistlichen hat er sich ent- {chieden dahin erklärt, daß keine Rede mehr davon sein könne, die Jmmunitäten und ähnliche Dinge aufrecht zu halten, Die Geistlich= feit solle den Gedanken, den Staat beherrshen zu wollen, gänzlich aufgeben. Aus Piemont wird der Groß - Prior des St, Bernhard= Klosters erwartet.

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Nom, 17. Febr. (N. Z.) Die Gazzetta enthält heute fol= gende Nachricht, welhe darum nicht geringere Bedeutung hat, weil sie in dem nichtoffiziellen Theile des amtlihen Blattes mitgetheilt wird: „Man sagt, die päpstlihe Regierung stehe im Begriff, Verfü gungen wegen Konzentrirung mehrerer Truppenkorps guf einigen wichtigen Punkten des Staats zu ertheilen; gleichzeitig werde Befehl zu einer freiwilligen Anwerbung gegeben werden, theils zur Ergänzung der betreffenden Corps, theils zur Systemisirung der Truppen selbst.“ :

Der Bürgergarde ist so eben das Ehrenrecht eingeräumt wor= den, den Dienst in der päpstlihen Antichambre zu thun. Die Nobel- garde wird deshalb in die Ehen = Antihambre überziehen und die Bürgergarde deren bisheriges Lokal einnehmen. ,

Jn dem am 14ten gehaltenen geheimen Konsistorium fehl- ten, laut der Patria, nur drei Kardinäle, Gizzi, Gazzoli und Macchi, Außer den Eminenzen waren auch die Patres Ventura und Perrone zugezogen worden, Das heilige Kollegium war fast einstimmig für die Constitution. Nur Kardinal Bernetti opponirte lebhaft, indem er bemerkte: es habe so vieler Jahrhunderte bedurft, um das Gebäude zu Ende zu führen, und uun dürfe man es niht auf einmal abbre= chen. Darauf foll Se. Heil. geantwortet haben : eben die alten Ge- bäude bedürften neuer Grundlagen.

—— Der Oeft. Beobachter meldet nah Briefen aus Ancona vom 22. Februar die nachstehenden dort vorgekommenen Exzesse: „Am 18ten wurden die Brüder der hristlihen Schulen, welhe in Ancona, in Folge cines mit der Gemeinde bestehenden Vertrages, das Wai= senhaus und die öffentlichen Knabenschulen besorgen, aber schon seit langem die Zielscheibe des Hasses der Faction sind, durch einen zu- \sammengerotteten Pöbelhaufen aus ihrer Anstalt geschleppt, in Wa- gen geseßt und aus der Stadt geschaft. Der Gonfaloniere und der Oberst der Bürgergarde waren zwar herbeigeeilt, vermochten je- doh nicht, eine Gewaltthat zu verhindern, an welcher si mehrere Bürger - Gardisten, die doch vor Allem zur Auf- rechthaltung der Ordnung berufen sind, als die Thätigsten unter den Ruhestörern betheiligt hatten, Der Goufaloniere begnügte sich daher damit, Commissaire zur Uebernahme der ihrer Vorsteher und Leiter beraubten Erzichungs = Anstalten zu er= nennen und den vertriebenen geistlichen Brüdern etwas Reisegeld zu geben. Dieser ärgerliche Vorfall währte mehrere Stunden, ohne daß die Behörden Anlaß fanden, kräftig einzuschreiten. Nicht ein Mann in Uniform war auf dem Plate zu sehen, auf welchem an tausend Menschen unter wildem Geschrei ihr Unwesen trieben, Am 19, war durch mehrere Stunden am Delegations=-Palaste ein Mauer-Auschlag zu lesen, welcher gegen die Kardinäle, denen der Papst die Frage über die Zulässigkeit weiterer Zugeständnisse vorgelegt hatte, die ärgsten Schmähungen enthielt und mit der Erklärung loß, daß das Volk sih nur, wenn die verlangte Constitution ertheilt sei, zur Ruhe be- geben werde. Mittlerweile wurde von Deputirten des Klubs in den Häusern der wohlhabenden Gutsbesißer, angeblih um Beiträge für die Bewaffnung der Festungswerke von Ancona, gesammelt, Man weiß aber, daß diese Geld-Erpressungen einen anderen Zweck haben. Auch in den Nachbarstädten is der Zustand ein höchst anfgeregter

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und beunruhigender, Jn Sinigaglia und in Pesaro wurden zwei gräßlihe Mordthaten, an dem Marchese Consolini und in lebterer Stadt (wie bereits gemeldet) an dem Secretair der dortigen Lega=- tion, Namens Nicolai, verübt, Jn Faenza war es zwischen den bei- den Parteien zu einem blutigen Handgemenge gekommen.“

_ Der Herzog von Torlonia hat dem heil. Vater eine s{öne Villa gescheukt; der Papst errihtet dort ein Erziehungs - Justitut für 500 arme Waisen. Täglich geht er dort spazieren, es is sein Lieblings=- Ausenihalt.

Neapel, 13, Febr. Abends, (A. Z.) Der heutige Jubel übersteigt alle Gränzen. Es ist Sonntag. Das Wetter heiterte si auf, und zu Fuß und zu Wagen strömten die Bewohner Portici?s, Pozzuoli's, die von Castellamare, Torre Aununziata u. \. w. in die Stadt, Tausende von Fackeln erglühen im Toledo, und \{öner als je sind die Balkone mit Lampen, Fahnen und Blumen geschmückt. Zwei unabsehbar lange Reihen von Wagen winden sich durch das überfluthende Gedränge auf und ab, Alle Stände haben sih ver= eint, Alles reiht sih die Hände, küßt und umarmt sich: Frauen der höheren und mittleren Stände s{wingen Fahnen und Fackeln und drücken den Vorüberjubelnden die Hände. Gendarmen verbrüderten sih mit den National-Gardisten: sie singen, springen, jauhzen und \hwenken die Hüte, Büsten des Papstes, des Königs und der Kö- nigin werden auf langen Stangen herumgeführt, Leuchtkugeln und Raketen sausen in die Lüfte, bengalishe Feuer lodern auf Dächern der Häuser und Kirchen empor, und die Luft erzittert von dën Millio=- nen Evvivas. Auch muntere Masken mischen sich in das Gedränge, welches auf wunderbare Weise, troß der Exaltation der Gemüther, den friedlihsten und heitersten Charakter beibehält. Nur ein halbes Dutzend Tricolor-Fahnen erregen ab und zu ein mißbilligendes Gezische, aber dennoch ört man den Trägern derselben die Freude nicht. Da er= \challen plöblich die Töne cines stark beseßten Musik-Corps. Größere und \{chönere Fahneu wehen heran; die {önste trägt Don Michele Vis= cosi *), în einen neapolitanischen Fischermantel gehüllt. Jhm folgen viele Tausend Fackelträger in Gruppen mit kurzen Zwischenräumen und in einem beweglichen Spalier von National-Gardisten. So zie= hen die Schaaren in unabsehbaren Zügen den langen Toledo hinun= ter, dem Schlosse zu. Jn der Mitte schreiten die Frauen und Mäd= hen der edelsten Geschlechter, um in der National-Hymne ihre Stím- men vor dem Palast des Königs mit denen ihrer Männer und Brüder zu vereinen. Auf dem Haupt - Balkon steht die Königliche Familie, der König in der Mitte, die kleinen Prinzen zur Seite, und die Kü= nigin hält ihr ältestes Töchterhen auf dem Schoße. Laut ertönt die National-Hymne unter kraftvoller Jnstrumental-Begleitung, und ein vieltausendstimmiger Männer - Chor stimmt entzückt in die Worte ein: „Es lebe der König!“ Der weite Schloßplaß erglänzt in Tageshelle vom Faelliht. Der König grüßt und dankt voll Herz- lihkfeit, er breitet die Arme aus, er weht mit dem Sacktuche und trennt sich nur ungern von seinen glücklichen Unterthanen, So ju- belt es fort und fort wahrscheinlih bis zum Anbruch des Tages.

Am 12ten wurde auf Befehl des Königs in der Königlichen Kapelle und in sämmtlichen Pfarrkirchen der Haupstadt ein Tedeum für die Proklamirung der Constitution abgehalten und dabei auf ausdrüdlichen Befehl Sr. Majestät der Segen des Allerhöchsten für tie neue Ordnung der Dinge erfleht.

2 Palermo, 11. Febr. (A. Z.) Sonntag Abends war das Opernhaus gedrängt voll von einer glänzend mit dreifarbigen Bän=- dern gezierteu siegtruukfenen Menge. Man gab Gemma di Vergy,

eine Oper, welche anf die heutigen Ereignisse keinen Bezug bietet, da= gegen wurde der sicilianishe Nationalgesang von den Sängern in Nationnaltracht (olivengrüne sammetne Jake) abgesungen und ferner das Duett aus den Puritani: L grideremo da forti Libertà (die frühere Theatercensur hatte dieses leßte Wort gestrichen und mit Loaltà erseßt) in welches die ganze Gesellschaft der Zuhörer mit ge= zogenen hochges{wungenen Säbeln oder Degen Werkzeuge, die nunmehr unentbehrlich geworden sind jubelnd einstimmte. ‘Die herrlichen kräftigen Männerstimmen, das Gefklirre der Menge, der to= sende Beifall aus schönem Munde und von \{önen Händen, gespen=- det mit den süßen, eine unbeschreiblihe Begeisterung ausdrücckenden Augen wel? ein Gefühl für den Augenzeugen! Die englischen Offiziere waren in glänzenden Uniformen zugegen und wurden mit rasendem Evviva begrüßt: der Kommandant der Fregatte „Revenger“ antwortete mit Schwingen der dreifarbigen Fahne. Neuer Beifall zur Ehren der Nation dex Königin u. \. w. Des ebenfalls in Uniform anwesenden französischen Konsuls und der Offiziere des „Tonnerre““ wurde nicht gedacht.

Dienstag, den Sten, erschienen drei neapolitanische Dampfschiffe mit Parlamentairflagge auf der Rhede, Tausend Vermuthungen be- mächtigten sich soglei aller Gemüther, die ganze Bevölkerung war auf den Straßen, um Ekundigungen einzuziehen. Der Schiffêcapi= tain L. Jauch, mit dem Befehl der drei Schiffe und mit dieser neuen Mission beauftragt, mußte sih als Parlamentair dur die dichteste Menge drängen. Er kam endlih ins Komitat. Sein Austrag betraf die Abholung der noch übrigen Gefangenen und aller der hier woh- nenden Neapolitaner, welche abzuziehen wünschen. Es wurde hier- über eine Convention abgesc{hlosseu, welhe dur einen der Artikel die nahe Feststellung der Verhältnisse des Handels zwischen beiden Thei- len des Reiches und namentlih der Schifffahrt hoffen läßt, da bereits angenommen ist, daß die Schiffe beider Theile weselseitig mit Parla- mentairflagge aufgenommen werden. Dieses is nun bereits ein Schritt zur Beilegung aller Hindernisse. Indessen organisirt si die Bürgergarde und thut wesentlihe Dienste, Nebstdem eine stehende Macht von 5000 Mann, welche vorerst, so wird wenigstens vermu- thet, den Städten Catania, Milazzo, Girgenti und endlich Messina zu Hülfe zu eilen bestimmt scheint, allwo die Königl. Truppen noch feste Orte beseßt halten. Ju Messina is namentlich die Citadelle und eines der Forts noch in Königl. Macht, und man hört so eben, daß die Stadt ein zweites Bombardement auszuhalten hatte, |

Die Menge der zu Hülfe nah Palermo Herbeigeeilten vermin- dert sih dur allmäliges Abziehen derselben, man verspricht densel= ben die Belohnung des durch ste befreiten Vaterlandes, das Parla= ment werde hierüber das Nöthige festseßen. Män hört von keinen Unordnungen, wohl aber von nächtlichen Diebstählen. Nichts Außer=

*) D, Michele Viscosi ließ eine seiner Neden an die Lazzaroni druk- fen: ein Meisterstück von volkgewinuender Sprache, Er war es, der alle zwölf Quartiere in die friedliche Stimmung verseßte, welche ein solches Fest verherrlilhen mußte, er war es, welher die Gendarmen mit dem Volke aus- söhnte, ein Werk, welches einige Mühe kostete, Mögen die guten Früchte solcher Bestrebungen nicht mit dem Enthusiasmus E rasch dahin \{chwe- ben! D, Michele is nah dem König der Held des Tages, Es wird aber niht an Gelegenheit fehlen, noch ferner seine beruhigenden Gaben zu zei- gen. Das Erscheinen der Trikolorfahnen machte aufs neue böses Blut und ließ Drohungen für die nächsten Tage gusstoßen, (A. Z)