1848 / 63 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

entwe nrn

L R Mia At E R

Jn Paris hat am 26. Februar der Cassationshof die Republik anerkannt.

Man sagt, daß alle von Paris nach dem Auslande gehenden Briefe en werden. i

Die Herzogin von Orleans is nebst ihren Kindern in England angefommen.

Ferner aus Brüssel, 29. Febr. 34 Uhr Nahm. Pariser Zei= tungen vom 28. Februar sagen, daß die Republik namentlich auch im Süden Fraukreihs Fortschritte macht. Sonst nichts von Bedeu= tung. Der Aufenthalt des Königs und der Königin der Franzosen ist hier unbekannt.

Die neueste uns so eben zugekemmene telegraphische Depesche briugt aus Paris vom 28, Februar folgende Nachricht : Ganz Frankreich hat die Republik angenommen, fie i} gestern feier- lih eingeseßt worden, Hieronymus, Prinz Louis Napoleon und Ge- neral Bugeaud haben si angeRogan, Das diplomatische Corps hat sich versammelt und will bis auf weiteren Befehl bleiben. Bel- gien soll die Republik Frankreich anerkannt haben. Der Herzog von Montpensier is in England.

Großbritanien und Irland.

Loudon, 26. Febr. Die gestern Abend hier eingegangenen Nachrichten aus Paris reichen bis zum 24sten Nachmittags s Uhr, also bis zur Abdankung Ludwig Philipp's und der Einseßung der provisorishen Regierung. Jedes andere Jnteresse tritt in den Hin- tergrund, und es herrscht in der City eine Aufregung, wie sie seit 1830 nit dagewesen is. Die Consols, welche gestern anfangs zu 882 standen und nominell zu 88 s{lossen, fielen nah den eigentlihen Börsenstunden auf 854. „Es wäre unnüß““ sagt der Berichterstatter dar Times über die gestrige Börse, „die offiziellen Schlußpreise der übrigen Effekten zu geben, da sie, nah der später eingetroffenen Nach= riht von der Abdankung Ludwig Philipp's, wahrscheinlich alle 2—3 pCt. unter den wirklichen Preis herabgegangen sind. Die verschiedenen Handels-= häuser, welhe mit dem Kontinent in Verbindung stehen, sind in der rößten Besorgniß, wie weit die Unterbrechung der Verbindungen Äattgefunden hat; es steht indeß zu hoffen, daß jeßt, nachdem eine provisorishe Regierung uiedergeseßt is, die gewöhnlichen Straßen nicht länger mehr gesperrt werden,“

Die Times bringt heute einen langen Artikel über die Abdan- fung Ludwig Philipp's, in welchem sie den Sturz der Orleans-Dy- nastie als eine unausbleiblihe Strafe der rächenden Nemesis für die ganze Politik Frankreichs während der leßten 17 Jahre darstellt. Die Geschicke Englands und Frankreichs, beweist die Times, haben im leßten Jahrhundert in beständiger Wechselwirkung gestanden; die bri- tische Freiheit sei den Franzosen stets wünschenswerth erschienen, und ihre erste Revolution brach aus, als ihre Wünsche nicht erfüllt wur= ‘den, Das Beispiel der Vereinigten Staaten habe dann Frankreich von seinem englischen Muster abgezogen und in ein Chaos gestürzt, aus welhem das Kaiserreih erstand, das enudlich den con- stitutionellen Staat hervorgehen ließ. Dies habe Frankreich England zu danken, aber die Verpflichtungen Englands gegen Frank- reih wären gleih groß, denn die Käwpse gegen republikanische und

Kaiserliche Eroberungssucht und das Anshauen der politischen Fort= schritte Frankreichs haben England auch freier, gerechter und empfäng- licher für die großen Fragen der Humanität und Gerechtigkeit gemacht, Die zweite Revolution von 1839 namentlich sei für England von sehr wohlthätigen Folgen gewesen. Lndwig Philipp und Wilhelm IV, gingen von denselben Punkten, derselben Basis politisher Ereignisse und denselben Grundsäßen ihrer Regierung aus, und wo sind, fragt die Times, die beiden Länder jeßt angelangt? England blüht unter seinen stets verbesserten Jnstitutionen, mit seiner erweiterten Vertretung, mit der vergrößerten Macht seiner Gemeinen, seinen be- freiten Fabriken und Handelsbeziehungen u. s. w., Frankreich erfährt eine neue Revolution, weil seine Regierung die Wählerschaften auf eine Fraction des Volkes beschränkt und selbst diese mit einer so ends losen Bestechung umgarnt hatte, daß jede Spur von Freiheit ertödtet

war, weil diese Regierung niht ein Gebäude volksthümlicher Verfassung, sondern ein riesenhaftes Truggewebe ministerieller Corruption aufgeführt habe. Deshalb , sagt die Times,

mußte Ludwig Philipp fallen. Unter dem Systeme, welches er an- genommen hat gegen die Versprehungen seiner früheren und mehr edelmüthigen Laufbahn, gegen die Hoffnungen des ganzen constitutio- nellen Europa, war es offenbar, daß die Revolution von dem Falle eines Würfels abhing. Wir haben die \{limmen Folgen seiner Hart-= näckigkeit vorausgesagt, aber der Ausgang zeigt, daß sein System noch hohler war, die Oberfläche noch trügerischer, als wir voraus= seten,“ Es herrscht in dem ganzen Artikel der Times eine mitleids=- und erbarmungslose Sprache gegen die unglückliche Königsfamilie. Im Oberhause wurde gestern der gefahrdrohende Zustand

Jrlands zur Sprache gebraht. Lord Stanley lenkte die Aufmerk= samkeit des Hauses auf das seit kurzem in Dublin von einem Herrn Mitchell herausgegebene Blatt, den United Jrishman, der ganz offen die Revolution predigt. Man darf ein solches Blatt, sagte Lord Stanley, nicht mit Verachtung behandeln, Es is nicht an die faltblütigen Engländer gerichtet, sondern an die reizbaren Jrländer. Die Leute, von denen es geschrieben wird, meinen es aufrichtig mit ihrer Sache; es sind keine Politifer, die mit ihrem Patriotismus Handel treiben und sich dur ein Konsulat oder sons ein hübsches Aemtchen gewinnen lassen. Jch frage daher die Regierung, ob sie von der Sahe Kenntniß genommen, das Gutachten der Rechtsbeamten der Krone eingeholt und die Absicht p Maßregeln dagegen zu ergreifen, Der Marquis von

andsdowne erwiederte, daß er allerdings das Blatt gesehen habe; au der Graf Clarendon, dem überhaupt nichts entgehe, was sih auf die Verwaltung von Jrland beziehe, habe die Sache in Er- wägung gezogen und sei der Meinung, daß die jungen Kommunisten (young gentlemen of „no property“) in Jrland vor feiner Ge- sezwidrigkeit zurücbebten und daher allerdings sehr gefährlih werden könnten, daß es aber sehr zweifelhaft heine, ob man unmittelbar dagegen cinshreiten müsse oder niht, Er (Lord Lansdowne) halte es für das Beste, die Sache ganz dem Lord-Lieutenant anheimzustel- lenz was dieser thue, werde gewiß das Zweckmäßigste sein. Mehr könne er (Lord Lansdowne) in diesem Augenblick nicht sagen. Na einigen Berathungen über ¡ixländische Verhältnisse , die kein Snteresse haben, vertagte sich das Haus.

Im Unterhause brachte Lord D uncan seinen Antrag auf Abschaffung der Fenstersteuer vor und begründete denselben durch eine

ä de, worin er die Nachtheile dieser Steuer auf den Ge- E ia: ; Am Schlusse führte er die

Stelle aus Pope?s Ueberseßung des Gebetes des Ajax an, wo es heißt :

sundheitszustand der Städte nahwies.

„Oh Lord of light and air, Oh King! Oh Father! hear my humble prayer: Dispel this cloud; the light of heaven restore; Grant us to see, and England asks no more. If we must perisb, we’ll Thy will obey ; But let us perish in {he face of d

ay (O Herr des Lichts und der Luft! o König! o Batex! erhöremein demüthiges Flehen. Zerstreue dieses Dunkel, das Licht des Himmels gieb uns wieder! O laß uns sehen! und England will nichts mehr. Müssen wir untergehen, o wollen wir deinem Willen gehoren, aber laß uns untergehen im

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Aen des Tages.) Herr Hume unterstüßte den Antrag, dem sich noch mehrere Mitglieder, wie der Oberst Sibthorp und Sir de Lacy Évans, anschlossen. Der Schahkanzler vertheidigte die Steuer aus Gründen der Nothwendigkeit, indem er bemerkte, daß sich allerdings viel dagegen einwenden lasse, daß sie aber doch nicht so sehr nachtheilig sei, wie ihre Gegner zu glauben shienen, indem sie hauptsächlich die reicheren Stände belaste. Von ungefähr 35 Millio- nen Häusern seien 3 Millionen von der Steuer befreit, und diese ge- hörten den ärmeren Klassen. Die frühere Häusersteuer sei für die Wohlhabenden viel geringer gewesen. Jch selbst, sagte er, bezahle 32 Pf. Fenstersteuer und habe nur 14 Pf. Häusersteuer bezahlt; ich würde also durch eine Aufhebung der Fenstersteuer jedenfalls gewin= nen. Die Debatte wurde ziemlih lebhaft. Auch Sir Robert Peel nahm Antheil und bemerkte, daß man im Augenblick nicht daran den- fen dürfe, daß sie aber vielleicht später dur irgend eine andere, nur niht auf eineu allgemeinen Consumtions-Artikel, erseßt werden könne. Der Antrag wurde darauf mit 160 gegen 68, also mit einer Mehr= heit von 92 Slimmen, verworfen.

Herr Colville bat um die Erlaubniß, eine Bill einzubringen, dur welche alle Landbesißer, die ein Recht hätten, auf ihren Län- dereien Hasen zu tödten, ermächtigt würden, dies entweder persönlich oder durch von ihnen beauftragte Personen zu thun, ohne sich dazu einen Jagdschein nehmen zu 1üssen, Herr Bright, der schon frü- her den Gegenstand öfter zur Sprache gebracht hatte, nahm von dem Antrag Veranlassung, dem Hause anzukündigen, daß er in weni- gen Tagen eine Bill zur gänzlihen Abschaffung der Jagd - Gesebe einzubringen gedenke, die von dem Grundsaß ausgehen werde, daß das Geseß in einem Lande, welches so dicht bevölkert sei und durch die Ausübung der Jagd = Geseße {hon so viel gelitten habe, wie England, die Erhaltung des Wildes auf keine Weise befördern dürfe. Mehrere Redner, auch Sir Robert Peel, waren der An- sicht, daß es {wer sein werde, nah völliger Aufhehung der Jagd- geseße das Land - Eigenthum vor Beschädigungen zu sihern. Der Leßtere bemerkte namentli, daß man ohne ein neues Geseß gegen Verleßung des Eigenthums eine Art Land=-Jnsurrection hervor- bringen werde. Um den Widerwillen gegen die Jagdgeseße zu mildern, würde es das Beste sein, wenn die Landbesizer eine allge- meine Erklärung an ihre Pächter erließen, daß Hasen und Kaninchen für das Land nachtheilig seien und deshalb vermindert werden müß- ten. Das Haus vertagte sich bald darauf.

(B. H.) Jun der heutigen Sißung des Oberhauses wurde die Motion des Grafen Hardwicke wegen Einseßung eines Comi- té’s zur Untersuchung der Navigations - Geseße, im Unterhause Herrn Hume's Antrag wegen Festftellung der Mittel und Wege vor Annahme der Voranschläge für die Ausgaben berathen. Zu An- fang der Sißung des Ünterhauses waren dur Zeitungs - Berichte den Ministern die pariser Vorfälle bekaunt , die Abdankung des Kö- nigs und die Einseßung der provisorischen Regierung in der Fassung bekannt geworden, wie sie die mit dem elektrischen Telegraphen in London eingegangene Depesche mittheilt. Man bemerkte, daß sich Sir Robert Peel sehr lebhaft wit Lord John Russell und Lord Pal- merston über diese Nachricht unterhielt.

Berndt gung

Jn dem in der Allg. Preuß. Zeitung vom Donnerstag, den

2. März, Nr. 62, abgedruckten stenographischen Bericht über die

siebenundzwanzigste Sihung des Vereinigten \tändishen Ausschusses

vom 25. Februar i} auf Fol. 574, Zte Spalte, 43ste Zeile von

unten, anstatt: „factum possessionis“ zu lesen: ‘„„furtum pos-

sessiOonis.““ :

Berlin, den 2. März 1848. A :

Das Sekretariat des Vereinigten ständischen Ausschusses. Dittrich. Freiherr von Patow.

Handels- und Hörsen-Üachrichten.

Berlin, den 2. März 1848. Wechsel - Course.

Brief. | Geld, Amsterdam e¿ccúc oco cce ntere 250 FI. Kurz _— 144% E. 2 50x. | 2m. t 143% Hamb ¿o oioee oco oa0oo0dres 300 Mk. Kurx 152 | 1513; i ee iee) 300 31k. | 2 Mt. 1512 La T 000 000 6 La P T) 1 Lst. 3 Mt. 6 2265| a R a a o et daa é 000 0 S0 0AM 08) 300 Fr. 2 Mt, 813: 815 A 1 O Nov aa ov CIA A 150 FI1. 2 Mt. 1025 Augsburg ++ch- «eee o e e n o o ot e rae 150 F1. 2 Mt. E 102% A a ee aaa os vos ors nte eei 100 Thlr. | 2 Mt. 995 | 99% A, us N E E Leipzig in Couraut im 14 Thlr. Fuss. 100 Thle. 2 Mt. 99: s Frankfurt a. M. südd. W. „.....--+-- 100 F. ‘2 Mt. = 079 100 SRbI, | 3 Wochen | 108

Petersburg --.-+-.+ di) eide cio ar Cie: D

Inländische Fonds, Pfandbrief-, Kommunal - Papiere und Geld - Course.

Zf.| Brief. | Geld. | Gem. Zf.| Brief. | Geld. | Gem, St. Scbuld-Sch. |3%| 82% | 813; Kur-u.Nm.Pfdbr. |32| 84%; | 83% Seeh. Präm. Sch. |—| Schlesische do. | Á dafiiaà K.u.Nm. Schuldv. 35 do. Lt. B. gar. do. |35| anti Berl. Stadt-Obl. |35| Pr. Bk-Anth.-Sch |—| 907 | 895 . Pfandbr. |3#| -— lll sa do. 4 _— LEE Friedrichsd’or. |—| 13% 134 do. do./35| | 805 And. Goldm.àSth. |—| 1377| 13! Ostpr. Pfandbr. 35 e—— Disconto. —| 35 45 Pomm. doe. 34l S 5 813 N E Ausländische Fonds Rass. Hlamb.Cert. 5| Poln. neue Pfdbr. | 4 E 81 do.beiHope 3.4.8. 5| —_— do. Part. 500 Fl. | 4 75 ——— do, do, 1, Anl 4) do. do. 300 Fl. |— N | do. Stiegl. 2.4.4.4 |— Hamb.Feuer-Cas. |35| | do, do B.A14| do. Staats-Pr. Anl|—|

do. v. Rthsch.Lst.|5| 1102 Holl. 25 % Int. Bei MEE do.Poln.Schatz0.| 4 | 71 Kurb.Pr.0. 40 th.|—| do. do. Cert. L.A.| 5 | 87 86 Sardin. do. 36 Fr. |—| da.do.L.B.200FIl. |—| aen N. Bad. do. 35 Fl. |—| ois Pol. a. Pfdbr.a.C.| 4 | 81

Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: VVeizen 50—54 Rthlr. Roggen loco 36—40 Kthlr. - Le: M SMai 35;—36 Rtklr. ai /TInmi 36% Rihlr.

- Juni /JTuli 37 Bthlr. Hafer 48/52 pfd. 24—25 Rthlr.

- A8 pfd. pr. Frühjahr 224 Rihlr.

- HDO pfd. - 23 Rihlr. Gerste 34—35 RthlIr. Rüböl loco 10% Rthlr.

- April/Mai 4103 Rihlr,

- Juni fToli 14—104; Riblr.

- Sept. Okt, 141 Rihlr, Br, 40% G,

Spiritus loco 175 RthIr. - Frühjahr 187 Rthlr. bez. - Mai /Juni 192, 18%, 19 Rthlr. - Juni {Juli 195—1937 RthlIr.

Eisenbahn- Actien. 9 Zf.

Volleing. |Zf. 0.Schl. Lt.A [37/85 B,

Amst. Rott. 4 _— do. Prior. | 4

Arnb. Utr. |45| 0.Schl. L.B. |35| 87 excl. Div. B. Berl. Anh.A. | 4/100 B. Ptsd. Mgdb. |4 |71 bz.

do. Prier. 4 _— do. Pr. B. 14/84 G6

Berl. Hamb. | 4 |76 B. do. do. |5|:0 6.

do. Prior. 45 85 a 867 bz Rhein. Stm. | 4 |60 G.

Berl. Stett. | 4/100 B. do. Prior. | 4 Bonn-Cöln. 5 do. St. Fr. | 4 —_—

Bresl. Freib. | 4 en do.v.St. gar. |3%

do. Pnor. | 4 Sächs. Bayr. | 4

Chem. Rizsa. | 4 a Sag.-Glog. | 4

Cöln. Mind. 32 755 a V E bz. do. Prior. 45

do. Prior. 43 85 a 867; bz. do. do. 19D ——-

Cöth. Bernb. | 4 St.-Vobw. |4

Cr. Ob. Sch. 4 do. Prior. | 9

Dresd. Görl. | 4 Thürioger. |4|60 bz. u B. Düss. Elberf. | 4 Whb.(C.0.) | 4

do. Prior. 4 ——- do. Prior. | 5 | ——— Glogguitz. 4 —— Zarsk. Selo. pl l Hmb. Bergd. 4 , É

Kiel-Alt. 4/96 B. Quit.Bog. |#

Lpz. Dresd. 4 a4% %

Löb. Zittau. | 4 0 f Magd. Halb. | 4 Aach. Mastr. [30 E Magd.Leipz. | 4 —— Berg. Mrk. ¡70/58 G6

do. Prior. | 4 Berl. Anb. B, [45/91 G. Mecklenb. 4 Bexb. Ludw. |70 N. Schl. Mk. |35| 755 bz, Brieg-Neiss. |90 -—

do. Prior. |4 |83 br Thür. V. 20

do. Prior. | 5 [915 b Magd. Witt. 60/49 a 50 bz.

2 a. 6

do. III. Ser. | 5/90 B Nrdb. F. W. |75/43 a 44 bz. u. G. Nrdb. K. Fa. ! 4 Starg. Pos. 80/66 a 67 bz. n. G.

(Schluss der Börse 3 Uhr.)

Es stellte sich heute mehr Festigkeit in den Coursen her, und

die Börse war um Vieles beruhigter. Neuere Nachrichten fehlten.

Man bemerkte besonders viel Ankänuse für Rechnung unserer Privaten,

jedoch wurden solche nur in kleinen Posten abgeschlossen. Auswärtige Börsen.

Frankfurt a. M., 29. Febr. Keine Notirungen.

Hamburg, 29. Febr. Engl. Russ. 10 Br. Alt. Kiel 95 G. Mecld. 40. 39. Leipzig; 1, März. Leipz. Dresdn. Act. 108 Br. Berl. Aub. Lit. A. 104 Br. Lit. B. 99 Br. Dess. Bank-Act, 97 bz. h London, 26. Febr. Cous. 3% 83%. 25% Hol. 52. 50. 80. 79. Mex. 185. 177. Peru 35. 33 Wien, 29 Febr. 5% Met. 92. Actien —. Anl, de 1834 148. de 1839 106.

(Telegr. Dep. Köln, I. März.) In Antwerpen hat die Handelsbank fallirt. London, 28. Febr. Cons. 815.

Hamb. Berl, 80. 78.

4% do.

32% do. 60. Bank-

4% da. 76. Glozgn. 101.

Mordb. 107 k

Neteorologische Beobachtungen.

1848 Morgens Nachmittags Abends | Nach einmaliger

1. März. 6 Ubr. 2 Ubr. 10 Ubr. Beobachtung Luftdruck... «« 329, 70'" Par./325,96'’’ Par |326,33'’’ Par. |Quellwärme T8" R. Luftwärme ..«.« -+- Lo! R. | +— 4,4 R. + 3,0 ° R. |Flusswärme 3,0 R. Thaupunkt ....| “F 1 R. | -- L R. | -+- E R, Bodenwärme Dunstsättigung« 90 pCt. 80 pyCe. | 85 pCt. |Ausdünstung : Wetter... beiter trüb, | Regen. |NiederschlagÜ,891 ‘Rh, Wind 6566456 NW. Ww. | Ww. |Wärmewechsel -{- 4,2 °

|

“t | «t 1,1° + 0,8" R... 85 pCct. W

Wolkenzug - « - |

| W. Tagesmittel: 327,33" Par... + 2,7‘ R..

Königliche Schauspiele.

Freitag, 3. März. Jm Opernhause. 29}stte Abonnements= Vorstellung: Euryanthe , große romantishe Oper in 3 Abth., mit Tanz. Musik von C. M. von Weber. (Mad. Luise Köster : Euryanthe, als erste Gastrolle.) Anfang 6 Uhr. |

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft : O

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und ersten Balkons 1 Rthlr. 10 Sgr., cin Billet im Parquet, in der Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr., ein Billet zu den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Par= terre, 0) Sgr., ein Billet im Amphitheater 10 Sgr., ein Billet in der Fremden-Loge 2 Rthlr. 5

Im Schauspielhause. 45 ste französische Abonnements-Vorstellung- La (lere représentation de: Un caprice, comédie nouvelle en 1 acle, du théâtre-français, par Alfred de Musset. La seconde représentation de: Le Diplomate, comédie- vaudeville en 2 acte Scribe. : E 4. März. Im Schauspielhause. 41ste Abonnements Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt : Der Rückfall, Original Schauspiel in 4 Abth., von A. P. Werner. Hierauf: Der 484 nungsrath und seine Töchter, Original-Lustspiel in 3 Abth. , von L. Feldmann.

E

Königsstädtisches Theater. : Freitag, 3. März. Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit Gesang in 3 Abth., von D. Kalisch, Musik vom Königl. Musik- Direktor Gährich. L t Seiabad, 4, März. (Jtalienische Opern-Vorstellung.) Roberto 1 Diavolo, (Robert der Teufel.) Oper in 5 Abth. Musik Ma dem Königlihen General - Musik - Direktor uud Hof - Kapellmeister Meyerbeer. E VTexrtbücher, in italienisher und deutscher Spra sind im 14 g Verkaufs-Büreau und Abends an der Kontrolle à 9 Sgr. n. aben, Preise der Pläße: Ein Plaß in den Logen und im Balkon des

| thlr. 10 Sgr., im Parquet und in den Parquet- L N obi. 1 "Amphitheater und in den Logen des Feooen Ranges 20 Sgr. , Parterre 15 Sgr--, Sperrsiß des dritten Ranges 10 Sgr., Gallerie 75 Sgr. Ein Plah in der Orchester-Loge 2 Rihlr,

Anfang 6 Uhr. Ende 10 Uhr. a eeitiatuib Ti

Sonntag, 5. März. Einmal Hunderttausend Thaler,

Verantwortlicher Redacteur Dr. Z. W. Zinteisen. Jm Selbstverlage der Expedition.

Gedruft in der Dekershen Geheimen Ober - Hofbuchdrukere“*'

Dritte Beilage

595

Dritte Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Freitag den 3. März.

Inhalt.

Heutsche Bundesstaaten. Herzogthum Holstein. tesdienst zum Andenken König Christian’s VUl1.

Oesterreichische Monarchie. Lemberg. Wahrscheinliche Vermeh- rung der Beamten in Galizien. _ Finanz-Berwaltung. :

Frankreich. Schreiben aus Paris. (Nachträgliche Berichte über die Vorgänge am Mittwoch und Donnerstag.)

Dänemark. Kopenhagen. Abführung der Leiche Christian's Y11[, nach Noesfilde,

“talien. Neapel, Aufregung gegen die Deutschen, Bekanntmachung

® gegen die Broschürenschreiberei, —_ Nachrichten aus Sicilien. Ver- mishtes. Florenz. Dank-Adresse der Juden an den Großherzog. Genua. Die Rüstungea. Aufregung gegen Oesterreich.

Griechenland. Athen. Mussurus in Athen angekommen,

Handels- und Börsen-Nachrichten.

Deutsche Sundesftaaten.

Herzogthum Holstein. (Alt. Merk.) Am 26sten hat, wie in den Kirchen und Gotteshäusern des ganzen Landes, so auch in denen Altona’s der angeordnete Trauergottesdiensst zum Andenken König Christian?s VUL., dessen sterbliche Hülle an diesem Tage feier- lich in der Köuigsgruft des roesfilder Domes beigeseßt ist, stattge- funden. Jun der lutherischen Hauptkirhe, welche in ihrem Trauer- und Lichterschmuck einen fetierlihen Eindruck gewährte, der durch die zahlreihe Zuhörerschaft und die ernsten Feierklänge des Gesang-Chors noch erhöht wurde, hielt der Probst, Konsistorial-Rath Paulsen, die Trauerpredigt, und die beiden Pastoren Möller und Nievert sprachen, jener das Einleitungs-, dieser das Schlußgebet am Altar. Der Pre- digt war der Text (Jerem. 3, 15) gegeben, un» so waren auch für die Gemeinde der lutherischen Kirche Alto19?s eigenes für diese Feier verfaßte Gesänge gedruckt worden, Auch in den beiden jüdischen Synagogen Ultona’s fand ein Trauer-Gottesdienst statt. |

Oesterreichische Monarchie.

Lemberg, 17. Febr. (Oder-Ztg.) Obgleich hier von der Theilung Galiziens in zwei Gouvernements (Krakau und Lemberg) und von Einseßung des Erzherzogs Albrecht als Vicekönig von Ga- lizien mit dem Site in Krakau allgemein die Rede ist, so hält man doch dafür, daß die Zahl der in Galizien sehr zahlreichen Beamten dessenungeachtet, wenn nicht vermindert, doch keinesweges vermehrt werden dürfte. i

Dem Vernehmen nach, is die österreichische Finanz - Verwaltung unter ihrem umsichtigen Leiter gerade mit einem Entwurfe beschäftigt, der die Einführung einer geregelten Klassensteuer nah verschiedenen Abstufungen, dagegen die Abschaffung der sehr lästigen und mit den größten Plackereien verbundenen Verzehrungssteuer (Accise), ferner des Tabackmonopols zum Zweck hat, Dieser gewiß sehr zweckmäßige Plan scheint auch mit der Abschaffung der Zollschranken zwischen Un- garn und den deutsch - erbländishen Staaten in genauer Verbindung zu stehen, wovon bereits seit einiger Zeit die Rede is. Ohne diese Maßregel würde die Ausführbarkeit der Zollvereinigung nicht denkbar sein, da befanntlih in Ungarn weder Accise noch das Tabackmonopol besteht. Durch dieselbe werden viele Beamte entbehrlih werden, die sih nah Maßgabe ihrer Fähigkeiten entweder bei anderen Aemtern unterbringen lassen oder nah erhaltener Abfertigung mit einem ge- wissen Geldbetrage sich der Landwirthschaft widmen können. Gali-= zien ist bei weitem noch nicht übervölfert; dur solch? neuen Znwachs an gebildeteren Judividuen dürften Ackerbau, Künste und Gewerbe erst zur Blütbe gelangeu,

Trauer-Got-

Sar er

= Paris, 25. Februar. *) Die düsteren Ahnungen, die ih \{chou ausgesprochen hatte, sind nur zu sehr in Erfüllung gegangen. Von dem Augenblicke an, als vorgestern die Nationalgarde, statt auf Seite der Regierung, welche die Vrdnung wiederherstellen wollte, zu beharren, sich spaltete, ein Theil mit dem Volke ofen gemeinschaft- liche Sache machte, die Truppen an Verfolgung der der Aufforderung zum Auseinandergehen Widerstand leistenden Menge hinderte, ja sogar mit Gewalt gegen die Truppen drohte, endlich offizielle Schritte beim König selbst und bei der Deputirten-Kammer that, auf daß das Mini- sterium entlassen und ausgedehnte Konzessionen gemacht würden, von dem Augenblick an, als eine große Masse von Nationalgardisten der 4. Legion mit dem Säbel au der Seite vor die Deputirtenkammer gezogen war, hatte die Bewegung einen revolutionairen Charakter angenommen, Dessenungeachtet konnte noch, wie kritisch auch die Lage bereits geworden war, Alles einen leidlihen Ausgang nehmen, und dies schien in ‘der That der Fall sein zu wollen, Als die Nach= richt von der Entlassung des Ministeriums Guizot si verbreitete, wirkte dies überall offenbar beruhigend auf die Massen, die wie durch eine plößlich geschlossene Uebereinkunft den Kampf eben so aussebßten, wie die Linientruppen, welche mit wenigen Ausnahmen an diesem Tage noch eine sehr entschiedene Haltung gezeigt hatten. Wenn um 9 Uhr Abends vorgestern, wie es den Anschein genommen hatte, der Kampf wirklih aufhörte, der Friede hergestellt wurde, so konnte selbst das s{chlimme Beispiel einer Abtheilung Linien - Jnfanterie, die an der Porte St. Martin nicht länger auf die Volksmassen schießen zu wollen erklärt hatte, und der Umstand, daß einige andere die Waffen gestreck und den Massen überliefert hat- ten, noch wenigstens ohne unmittelbar {were Folgen vorüber gehen. Nirgends hatte man einen anderen Ruf vernommen, als: Es lebe die Reform. Die Meisten, die diesen Ruf anstimmten, hatten wohl feine flare Jdee, was mit dem Worte gemeint sein sollte. Aber es war einmal ein Schlagwort von nicht geradezu gefährliher Natur und das war genug, Zahlreiche Truppen=-Abtheilungen namentlich ein starker Theil jener, welhe auf dem Carrousselplaßze und im inne- ren Hofe vor dem Tuilerieenschlo\sse aufgestellt gewesen waren hatten auf erhaltenen Befehl sih iu ihre Quartiere zurückgezogen i

Ueberall schienen die Dinge wieder eine gute Gestalt anzu- nehmen, und Abends durchzogen, freilih nicht sonderlich geordnete Haufen, unter Jubel und Gesang, mit dreifarbigen Fahnen an der

Spiße, zum Theil unter Faelbeleuhtung, die Straßen von Paris, Die Einwohner derselben folgten der an sie von diesem Haufen ergangenen Aufforderung und beleuchteten ihre

Häuser, nachdem ihnen die der Straßen im Junern der Stadt, welche vorzugsweise der Schauplaß der Kämpfe des Tages geweseu, mit dem Beispiele dazu freilich vorangegangen waren. Der Name

._ des Grafen Molé, der, als mit Zusammenseßung eines neuen Kabi=

nets beauftragt, genannt wurde, erregte wenigstens nicht die Anti- pathicen, welhe gegen Herrn Guizot unter den Massen herrschten,

*) Mit diesem Briefe sind uns heute auch einige der rückständigen pa- riser Zeitungen vom 25, Februar, nämlih der Moniteur, das Journal des’ Débats, der Courrier français und das Siècle, zugekommen, Von Galignani's Messenger und der Gazette des Tribunaux haben wir nur die Nummern vom 24, Februar erhalten,

Anm, d, Red,

wenn er auch niht gerade Sympathicen erwedckte. Saint-Martin, wo man sich den Nachmittag über arm heftigsten ge-

und fuhren in der That mit Aufrichtung von Barrikaden fort. Judessen hätte dies als vereinzelt dastehende Thatsache keine ernste Gefahr gebracht. Die republikanische Partei, ihre Führer wenigstens, hatten sih bis dahin

jeder offenen Einmischung iu den Kampf enthalten, und dem Königthum *

schien noh keine Gefahr zu drohen. Da trat der unglüselige Vorfall vor dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ein, und änderte mit Einem Schlage die Sache. Von diesem Augenblicke an war die Emeute ein wahrer Aufstand geworden, der niht mehr blos gegen dieses oder jenes Ministerium, sondern gegen die ganze Regierung überhaupt sih rihtete, und von diesem Augenblicke an sah man auch die Führer der demokratishen Partei, welhe wir nun an der Spiße der neuen provisorishen Regierung erblicken, sich der ganzen Bewc-= gung bemeistern. Auf allen Seiten ertönte nun der Ruf nach Rache ; in feierlihem Zuge führte man die vor dem Ministerium der auê- wärtigen Angelegenheiten Gefallenen auf einem {nell zur Ambulance umgewandelten Packwagen und unter dem fortwährenden Rufe zu den Waffen! Rache für unsere verratheuen Brüder! die Boulevards hinauf. Unverzüglih suchte nun Jedermann in den nächstgelegenen Häusern Waffen zu erlaúgen, und meist wurden sie auch ohne Widerstand ausgeliefert, so daß es wahrhaft zu verwundern ist, daß die Nationalgardisten besonders in jener Gegend noch in der Nacht und gestern Morgens wieder so zahlreih erjcheinen fonnten. Die Nacht wurde nun von der ganzen Bevölkerung denn in der That nahmen alle Klassen zuleßt daran Theil zu Vervollständigung der Vertheidigungsanstalten für den kommenden Tag verwendet. An allen Straßenausgängen von ganz Paris, selbst in den breitesten Straßen, auf den Boulevards, in geringen Entfernungen von ein- ander, erstanden durch Umhauen aller Bäume, Umreißen von Wagen, Karren, umgestürzte Möbel, Aufreißung des Pflasters Barrikaden mit unbegreifliher Geschwindigkeit. Was dienlih war und unter die Hand fiel, wurde benußt, Eben so wurden rings um einen großen Theil der Stadt an den äußeren Boulevards alle Bäume, die herr= lihsten Zierden jener jeßt so {önen Spaziergänge, ohne Schonung niedergehauen und damit Verhaue gegen die Kavallerie angelegt, die auf solche Weise weder an noch in die Stadt auf direktem Wege mehr gelangen fonnte, i So brach denn der 24. Februar an, der abermals eine Dynastie vom französischen Throne gestürzt sehen sollte, welhe Fraukreich mehr als 17 Jahre der Ordnung, des Friedens und eines Wohlstandes gegeben, der nun in seinen Grundvesten erschüttert is, ur.d {wer von den erlittenen Schlägen sich erholen wird. Schon früh 8 Uhr

stand die Nationalgarde wieder unter den Waffen, und um 9 Uhr“

shien es noch einmal, als wolle die Sache sich besser wenden. Die Nationalgarde schien mit der Ankündigung, daß die Truppen Paris verlassen sollten, Odilon Barrot, Thiers, Duvergier d’Hauranne und Lamoriciere zu Ministern ernannt, die Kammer aufgelöst, General Lamoriciere an der Stelle des Marschalls Bugeaud zum Komman= danten der gesammten Nationalgarde von Paris ernannt sei, sih zu begnügen und war Pen: in der Meinung, Alles sei nun zu Ende, zum Theil nach Hause gegangen, als von neuem der Generalmarsch sie zusammenberief. Die Volksmassen erklärten sich mit der Aenderung des Ministeriums nicht mehr zufrieden, fingen an gegen den König selbst und für die Republik zu schreien, und drängten sich immer mehr gegen das Palcais Rogal und die Tuilortoon zusæmmenz balt begannen sic auch bru Angriff auf beide. Beim Palais Royal s{chlug man sich von 115 Uhr bis halb 2 Uhr mit einer außerordentlichen Erbitterung. Dort war es, wo ich durch Zufall selbst einen Augenblick in die größte Gefahr gerieth, indem ih, vou dem von allen Seiten wiederhallenden Ge=- wehrfeuer und dem Pulverdampfe fast betäubt und geblendet, hinter dem Palais Royal gerade mitten in einen mit der Linie eben sich hartnäckig shlagenden Haufen gerieth, aus dem es mir nur mit Mühe gelang, durch einen Seitendurchgang zu entkommen. Das Palais Royal wurde förmlih im Sturm genommen, und kurz darauf auch die Tuilerieen. Jn beiden wurden große Verheerungen angerichtet, die Masse drängte sich in die Zimmer beider Schlösser, zershlug Spiegel und alles Zerbrechlihe, nahm Anderes mit, zerriß die Papiere, streute sie in alle vier Winde und übergab das prächtige Hausgeräth und die königlichen Wagen den Flammen, die von mehreren in der Cour d’Orleans, im Garten und auf dem Platze vor dem Palais Royal schnell angezündeten Feuern aufloderten. Nachher wurde auch der gestern von Linientruppen vertheidigte Posten der Nationalgarde auf dem Plaße vor dem Pesais Royal, ein altes, sehr verfallen aussehendes Gebäude, angesteckt, und dieser Brand dauerte die Nacht über fort, ohne daß Jemand Hand zum Löschen angelegt hätte, Die Einzelnheiten über die Abdankung des Königs, die Gegenwart der Frau Herzogin von Orleans mit ihren beiden noch unmünudigen Süh- nen, die Rettung des Herzogs von Nemours, die gewaltthätigen A!f- tritte im Saale der Deputirtenkammer selbst, iu Folge des Eindrin- gens der von Leidenschaft und Wein erhißten Meuge, gegen welche die Autorität der Nationalgarde nur mit höchster Noth etwas ver- mochte, finden Sie in den Blättern. Die Frau Herzogin wurde von der Kammer aus nicht nah dem Hotel de Ville, ‘wie anfangs das Gerücht sagte, sondern nah dem Jnvaliden=Hotel geführt, und von dort aus folgte sie der übrigen Königlichen Familie, die, wie man sagt, die Richtung nah Eu eingeschlagen hat, um sih von dort nach Eng-= land einzuschiffen. Seit gestern Abends 5 Uhr besteht nun eine pro- visorische Regierung, die nachher ein Ministerium ernannte, Die materielle Ordnung i wieder einigermaßen hergestellt. Die Nativnal- garde und Leute mit Waffen aus dem Volke sorgen für Erhaltung derselben; doch sind die Läden noh fast überall geschlossen; die Barriz faden müssen fortbestehen und das Volk bewaffnet bleiben. Die Republik is noch nicht förmlich proklamirt, wird es aber ohne Zweifel werden. Das Vertrauen wird einigermaßen erst wiederkehren, wenn man sieht, daß die provisorische Regierung wirklih Kraft genug hat, die Ordnung zu erhalten. Noch läßt sich nicht bemessen, welchen Eindruck diese folgenshweren Ereignisse im übrigen Frankrei machen werden, ob man dort eben so leicht geneigt sein wird, die Republik auszurufen.

Dänemark.

Kopenhagen, 26. Febr. (Alt, Merk.) Heute fand die Abführung der Leiche Christian's VUI. nah Roeskilde in der durch das Programm vorgeschriebenen Weise statt. Die Truppen und die bürgerlichen Corps paradirten en baye von Amalienburg bis zur eisernen Pforte in der frederiksborger Allee, unter Kommando des Kommandanten von Kopenhagen, Generals Hagen, und ihre Musik= corps führten, während die Prozession paradirte, die Trauermusik aus. Die Straßen waren erleuchtet und auf allen Pläßen Pech- kränze aufgesteckŒ. Bei Charlottenburg hielt der Königl. Leichen- wagen still und von einer vorne am Thore errichteten Tribüne wurde von Künstlern ein \{chbnes „, Lebewohl“/ aufgeführt, Vom

Im Quartier f h | dem Thore di schlagen hatte, erklärten die Insurgenten sogar {hon vorgestern Abend ! zt ap laut, daß sie in den Einen so wenig Vertrauen sebten als in den Anderen |

Westerthor herab, welhes mit Lampen dekorirt war, die über Inschrift : „Farvel‘“/ bildeteu , wurde die Leiche ebenfalls mit einem Liede begrüßt, welches mehrere Gesang=- vereine ausführten, Außerhalb des Thores, jenseits der Freiheité- statue, bcim Anfang von Vesterbroe, war vou Landbewohnern des Amts Kopenhagen eine kolossale Ehrenpforte errichtet, die mit Grün bekleidet und mit einer Menge Lampen erleuchtet, oben an der in- wendigen Seite den Namenszug des verewigten Königs in Bril- lantfeuer zeigte, darun'er die Juschrist: „Geseguet sei Köni

Christian'’s VIIL. Andenken,“ und gerade über der Durchfahrt: “Auf geführt von dankbaren Landkommünen.““ Jn den Seitenfeldern sah man zwei transparente Malereien mit passenden Juschrifteu. Außer der zugesagten Folge hatten die kopenhageuer Geistlichkeit, und zu- gleih auch die Geistlichkeit der nicht - lutherischen Koufessiónen weniastens der Prediger und Katechet bei der mosaischen Gemeinde der Magistrat, die Bürger - Repräsentanten , die Aelterleute der Züufte und die Vormänner der Corporationen, sich dem Zuge ange- (BOM. Der eigentliche Beisezungsafkt geht heute in Roeskilde vor si.

S E T M

Neapel, 14. Febr., Mittags. (A. Z.) Die Naqhriht, daß Karl Albert eine noh liberalere Constitution gegeben, als Ferdinand 11, erregte aufs neue alle Gemüther. Man zog mit Trifolor-Fahnen vor die Häuser des spanischen, sardinishen und englishen Gesandten. Die beiden Ersten dankten. Jm englishen Gesandtschafts-Hotel ließ sih weder Napier, noch Minto blícken. Das machte bóöses Blut. Der Enthusiasmus hat jeßt seine Gränze erreicht, Der Schrei: Morte ai Tedeschi ertöute beute lauter als je. Die Polizei er- läßt beruhigende Plakate. Wird man diesen folgen? Die Gemüther scheinen aufs bitterste aufgeregt. Calabresen und Sicilianer verlan- gen die Trikolor- Fahne. Der französishe Gesandte de Bussières kam diesen Morgen an. Einige behaupten, das Generalkomitat von Palermo habe die Constitution bereits angenommen, Andere meinen, Lord Minto müsse diesen Abend hinüberreisen, um vermittelnd auf Sicilien einzuwirkeu.

Die leßten Nachrichten aus Messina lauten dahin, daß 20,000 Bewaffnete da sind, um die Kastelle zu stürmen; man erwartet den Artillerie-Obersten Longo mit {werem Geschüß aus Palermo. Mes= sina ist von Frauen, Kindern und alleu Kampfunfähigen verlassen; man zog sich auf Schiffe und aufs Land zurück. Die Straßen sind mit Sand bestreut, um die zu erwartenden Bomben unschädlicher zu machen. Man erwartet 5000 Bewaffnete aus Palermo. Aus Ca-= tania Nachrichten bis zum bten d. Das Collegio Cutelli, das Fort S. Agata waren genommen. Jm Fort Ferdinand Il. (früher Or- sini) befand sich noch K. Militair, dessen Kommandant nicht kapitu=- liren wollte, weil die Bedingungen \{himpflich gestellt waren: Abzug ohne Waffen, Schwur, nicht mehr für Ferdinand U, zu fechten u. dgl. Die heranziehenden Bewaffneten brachten ihre Militairkassen wit, um den Gemeinden nicht zur Last zu fallen. Bei Eroberung der obgenannten Ka- stelle wurden etwa 200 Königl. Soldaten getödtet; vom Volke sollen nur 5 geblieben sein. Beim Abgang der Depeschen wurde aufs neue mit den Truppen des Forts Ferdinand Il. parlamentirt. Jn Noto, welches 1837 große Begünstigungen erhielt und wie Aci - Reale sehr Königlich gesinnt is, bildete sich eine Contre-Révolutionz es kam mit den Bewohnern von Aula zu einem Treffen, worin leßtere einigen Verlust erlitten. Die Rache wird nicht ausbleiben. Aus Trapani famen vioson Morgen bforselhst Truppen an? 08 maren ontmasfnatas Soldaten. Der bekanute Scordato ist Kommandant des Kastells Castellamare geworden; man wollte ihn belohnen, er erbat sich aber nur eine Hand voll freier sicilianisher Erde ohne Abgaben an den König. Caudullo, dessen Bruder und Oheim 1837 während der Cholera - Revolution erschossen wurden, is Chef der Jusurgen= ten von Catania. Der Jubel beginnt aufs neue. Jm Toledo wim- melt es von Trikolorfahnen, und die Aufregung gegen Einzelne und gegen die Deutschen steigert sich. Jn Sicilien soll an einzelnen Orten das untere Volk {wer mehr zurückzuhalten sein. Dasselbe wird auch hier eintreten. Die französishe Gesandtschaft illumi= nirte nicht, was außerordentlich aguffiel, wahrscheinlih fühlte ih Montessuy über den Ruf: Abhass0 Guizot! beleidigt. /

Neapel, 15. Febr. Cin gut abgefaßtes Polizeiplakat des Prä= feften Giacomo Tofano macht auf das Unwürdige der Broschilrenschreibe= rei aufmerksam, welche în den leyten Tagen die gefallenen Jndividuen auf eine mehr als pöbelhaste Weise angriff. Unter Anderem zer= feßte und verbrannte man eine dem früheren Polizei = Minister uah- gebildete Puppe vor dessen verlassener Wohnung, brachte den Polizei- Präfekten Campobasso, di Cristoforo u, A. Kabenmusik, bedrohte ihre Personen und erlaubte sich mannihfahen Unfug. Heute Abend scheint es etwas ruhiger hergehen zu wollen, wenigstens hat das Jllumiui- ren aufgehört, dennoch \piclen die Trikolor-Fahnen ihr Wesen.

Der König dehnte bekaguntlih die Amnestie bis auf 1830, das Jahr seiner Thronbesteigung, aus; der Art 31 der Constitution jedoch läßt eine ganz vollständige Amnestie, auch für die 1820 kompromit= tirten, 7 oder 8 im Auslande lebenden Persouen erwarten, Der Truppen-Eid soll die nächste Woche unter großer Feier auf dem Marsfelde geleistet werden. Die Stimmung gegen Guizot is hier allgemein eine sehr bittere. , :

Neapel, 16. Febr. Die in Palermo erscheinenden Blätter Cittadino vom Iten und 10, Februar und das Giornale Uffi= ciale vom 13. Februar sind hier eingegangen. Alle Städte senden Deputationen an das General-Komitat und ordnen sih diesem unter. Das General-Komitat hat sich zur provisorishen Regierung erhoben. Emerico Amari und Francesco Ferrara sind ihr beigeordnet. Alles ist vollkommen ruhig, Geseße und Geschäfte gehen ihren Gang, ja, die Polizei erließ kräftigere und strengere Befehle gegen Ruhestörun= gen, als die zu Neapel. Ueber das, was die provisorische Regierung * zuvörderst zu beschließen hat, so wie über die auf dem bereits ver- fündigten General-Parlament zu verhandeluden Gragen, stellen viele Advokaten und andere Betheiligte Betrachtungen an. Pompeo Jn=- senga veröffentlicht 9 Fragen; die erste darunter lautet buchstäblich : Kann Ferdinand Il. noch in Sicilien regieren? Das Giornale Apostolato wurde im R wegen eines Ausfalls auf die nglische Nation beschimpft. s :

Me W Giorna le 1fficiale befiudet sih ein Reglement für die Verwaltung der Kriminal - Justizz ein anderes für die Civil= Justiz wird gleih nach eröffneter Berathung des versam=. meltew General-Parlaments versprohen. Jn 10 Artikeln erläßt das General-Komitat (unterzeichnet vom Präsidenten R, Settimo) verschiedene Verordnungen, die Handhabung der Justiz, Polizei, des Gefängnißwesens u. #, w. betreffend. Alle Entscheidungen, Senten= zen, Sprüche 2c. werden mit der Formel: In nome della legge erlassen. Ferner Einrichtungen, die Nationalgarde betreffend, und

mehrere städtische Verfügungen, Jn 16 Artikeln erscheint ein Be«