des Thrones eines deutschen Fürsten niederlegt und an deren S. 8 bir 9s ehus tai) Bitte knüpft: „„Ew. Königl, Maje- sát wolle allerhuldvollst geruhen, den Studirenden der hiesigen ochshule die Bildung eines Freicorps zu gestatten.“ “ Jn allertiefster Ehrfurcht er- sterbend 2c.“ :
Diese Adresse wurde von der Verbindung der Franken angeregt, in der Gesammt-Vereiniguug der Studirenden mit Begeisterung auf- genommen und besprochen. Rektor Thiersh spra gegen die Wünsche und wollte nur die Bildung eines Freicorps ; allein die Studenten blieben bei ihrem Vorhaben, unterzeichneten die Adresse und überreich- ten dieselbe.
Durch ein Königliches Reskript vom 1, März wird angeordnet, daß sämmtlihe Regimenter in Bayern von vier zu vier Jahren die Garnisonspläße wechseln sollen, Wann der erste Garnisonswechsel stattfinden wird, is noch nicht bekannt.
Am 2. März Abends, uo ehe Unruhen stattfanden, hatten si an funfzig der angesehensten Bürger versammelt, um eine Adresse an den König zu berathen. Nachdem am 3ten Morgens diese Adresse in einer ähnlichen Versammlung revidirt worden war, wurde dieselbe auf den Rathhaussaal gebraht und den dort versammelten Bürgern, wohl über 1000, vorgelesen. Ohne Debatte erfolgte die Annahme durch Zuruf, und sofort begann das Unterschreiben. Es sollen nicht blos Bürger, sondern jeder selbsiständige Mann dieselbe unterschreiben dürfen. Ein anwesender Künstler fragte, ob nur Bayern, nicht auch auswärtige Deutsche unterzeichnen dürfen. „Alle Deutsche, war die Antwort, denn man vertrete eine allgemeine deutsche Sache.“ Die Adresse wird auh in alle Städte Bayerns gesandt werden, mit der Einladung zur Unterzeihnung. Es werden in derselben folgende Bitten angeführt: Unverzügliche Ein- berufung der Stände. Abänderung des ständishen Wahlrechts (alle Bürger sollen wahlfähig sein), Oeffentlichkeit und Mündlichkeit im Gerichtsverfahren und Geschwornen - Gericht , Geseß über wirkliche Verantwortlichkeit der Minister , Beeidigung des Militairs auf die Verfassung , ein Polizeistrafgeseß , vollständige Aufhebung der Cen- sur, Vertretung des Volks am Bundestage. Die Adresse soll noch heute Abend dem Monarchen überreiht werden. Während der Bür- gerversammlung erfuhr man, daß gleichzeitig die hier anwesenden Reichsräthe zu ähnlihem Zwecke, wie die Bürger, versammelt seien, so wie, daß der Magistrat der Haupt-= und Residenzstadt bereits heute Morgen eine Adresse an Se. Majestät eingereicht habe, in wels her gleichfalls um Berufung der Stände u. A, gebeten wird. Einen wohlthuenden Eindruck machte es in der Bürger - Versammlung, als alle Anwesenden versprachen, zur Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe fräftigst mitwirken zu wollen. Die Studirenden und Künstler haben sich erboten, die Landwehr in der Aufrechthaltung der Ordnung unterstüßen zu wollen, Dieses löbliche Anerbieten wurde mit Freuden entgegengenommen, doch konnte dasselbe natürlich nicht von der Ver- sammlung gewährt werden, es ist dies Sache der zuständigen Behörde. Die getroffenen Maßregeln, insbesondere die würdige Haltung der Bürge schaft, lassen hoffen, daß die Ruhe nicht mehr gestört werde.
Königreich Sachsen. (D. A. Z.) Jn der Sizung der Stadtverordneten am 5. März berichteten zuerst die in der Nacht vom Áten von Leipzig im Verein mit den Stadträthen Dr. Demuth und Lippert-Dähne als zweite Deputation nah Dresden abgeschickten
Stadtverordneten, Adv. Dr. Koch und Seysert, über den Ersolg ihrer Sendung. Nachdem die Deputation durch Herrn Kreis-Direktor von Broizem, der in der Nacht ihr vorausgeeilt, empfangen war, und von ihm erfahren hatte, daß sie angenommen werden würde, sei sie dem Minister des Junern, Herrn von Falkenstein, vorgestellt wor- den und hätte ihm offen und wahr die Uebelstände mit- getheilt, durch deren Abstellung allein die Ruhe der Stadt Leipzig und die Sicherheit des Landes verbürgt werde, Stadt- rath Demuth habe hierauf die Motive der Adresse näher entwidelt, Stadtverordneter Koh aber freimiüthigst erklüt, daß die genannte Mißstimmung gegen die Verwaltung wirklich vorhauden sei, und daß namentli die beshränkenden Maßregeln gegen die Presse Sachsens Ursache seien, daß diese Mißstimmung sich gegen das Ministerium des Jnnern rihte. Nur durch Aenderung des ganzen Systems werde die Ruhe im Lande gesichert erscheinen, und man müsse dem Herrn Minister anheimgeben, welche persönlihe Opfer dem Lande zu bringen sein würden, Darauf habe der Minister entgegnet, daß näyer auf diese Frage einzugehen jeßt weder die Zeit noch der Ort sei, daß er vielmehr die Entscheidung darüber einzig dem König und den Ständen an- heimzugeben habe. Nachmittags 2 Uhr sei die Deputation von dem Könige empfangen worden und Stadtrath Demuth habe sich sogleich über die Veranlassung der Absendung einer zweiten Deputation aué- gesprochen und die gewisse vertraurnsvolle Erwartung hinzugefügt, daß. namentlich nah den neuesten Vorgängen in Baden und Würt= temberg der König die dringenden Wünsche seines treuen Volks auf Freigebung der Presse erfüllen werde. Der König habe ihr hierauf unterm 4. März folgende Antwort ertheilt :
„Als gestern eine Deputation vor mir erschien, um mir im Namen der Stadt Leipzig eine Adresse zu überreichen , so mußte ich diesen Schritt in Rücksicht des Juhalts der überreichten Schr?st als nicht in ihrer Kom- petenz liegend anerkennen und fonnte daher auf die besonderen, darin enthaltenen Wünsche eine Antwort nicht ertheilen, Heute stehen Sie vor mir, um mir die Lage der Stadt vorzustellen. Jch bedaure, daß meine Worte nicht bei Allen die Aufnahme gefunden, die ih von dem väterlichen Geiste, in dem sie gesprochen waren, zu erwarten be- rechtigt war, Aber nichts wird mich bewegen, von dem klaren Wege ab- zugehen, den mir meine Verbindlichkeit als Mitglizd des deutschen Bun- des und meine, durch die vaterländische Verfassung übernommene Pflicht vorschreiben. Es is Jhnen bekannt, daß die Stände am vergangenen Land- tage auf cine Neform der bestehenden Preßgeseggebung angetragen haben. Jch habe diesen Gegenstand schon längst der sorgfältigsten, gewisjenhaftesten Erwägung unterworsen und habe bereits meinen Gesandten am Bundes- tage mit Anweisung versehen, wie diese Angelegenheit nah meiner gewissen- haften MeVerzeugnng auf die dem öffentlichen Wohle zuträglichste Weise zur Erledigung gebracht werden kann, Sollte hierzu die verfassungs- mäßige Wirksamkeit der Stände nothwendig sein, so wird der Stände - Versammlung ,, welche ih, so wie es die Umstände er- lauben, baldigst zusammenzurufen beabsichtige, hierzu sich Ge- legenheit bieten. Das muß ich aber offen erklären, daß ih mich in dieser wichtigen Angelegenheit nicht von Zeitereignissen, sondern nur von der ge- wissenhaften Rücksicht auf das Wohl des mir anvertrauten Volkes und von meiner dur die Bundes- und Landesverfassung übernommenen Pflicht lei- ten lassen werde, Um Uebrigen vertraue ih, daß es dem Ansehen der Be- hörden, der Kraft und dem guten Geiste der Kommunal - Garde, dem ern- sten Willen aller guten Bürger gelingen werde, denjenigen gegenüber, welche auf ungesehlihem Wege Ungeseßliches wollen, Geseß und Ordnung zu R und mache ich dafür, daß dies geschehe, die Stadt Leipzig ver- antwortlich,
Hierauf habe Stadtverordneter Dr. Koch das Wort ergriffen, um den König über die Mißverständnisse aufzuklären, welche, nah der Königlichen Äntwort zu urtheilen, obgewaltet haben müßten, und zu versichern, daß die Erwähnung des Mangels an Vertrauen die all-
verehrte, das Vertrauen Aller besißeude Person des Königs nit habe
,
treffen sollen, nicht habe treffen fönnen, sondern einzig gegen die geseplichen
iesen Worten habe Stadtverordneter Seyfert noh hinzugefügt, daß die wirklih vorhandene Aufregung durh Bajonnete vielleicht niederzuhalten sein werde, daß aber
Organe der Landes-Verwaltung gerichtet gewesen sei.
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rechthaltung der Ordnung geben. Darauf habe der König erwiedert, daß er sich bewußt sei, stets nah seiner Ueberzeugung und der Ver- fassung des Landes gehandelt und die Pflichten erfüllt zu haben, welche ihm als Mitglied des deutschen Bundes auferlegt wären, und daß die größte moralishe Gewalt eben darin bestehe, nah seiner Ueberzeugung zu handeln. ; (22
Herr von Falkenstein, Minister des Jnnern, hat seine Demission
eingereiht; der König hat diese anfangs verweigert , daun aber an- genommen, nahdem Herr von Falkenstein darauf bestanden, indem er nit die Veranlassung oder den Vorwand abgeben wolle zu ir- gend fernerweiten unangenehmen Demonstrationen oder möglichen Un=-
ordnungen““.
Königreich Württemberg. (Schwäb. Merk.) Se. Majestät der König hat befohlen, daß das nachstehende Manifest vom 2. März den Gemeinde - Räthen und Bürger ck Ausschüssen und durch diese, so wie durch Verkündigung in den Kirchen, den Bürgern eröffnet werde : E „Württemberger! Die großen Weltbegebenheiten, deren Wirkungen für unser Land, so wie für unser großes gemeinschastliches Vaterland, noch nicht zu übersehen sind, haben die größte Aufregung hervorgebraht. Jn diesem entschei- denden großen Augenblicke spriht euer König zu Seinem treuen Volke. Bewährt auch jeßt wieder euren eht dentschen Charakter , fest in dem Ver- trauen in die göttliche Vorsehung, deren Allmacht und Weisheit das Schick- sal der Völker lenkt, treu gegen eure Regierung und Verfassung, die eure Rechte und Eigenthum beshüßt; Ruhe, O:dnung und Gehorsam vor dem Geseh isst die heiligste und nothwendigste Pflicht. Reichen wir unseren deut- chen Brüdern die Handz wo unserem Vaterlande Gefahr droht, werdet ihr Mich an eurer Spiye sehen, Segen unserem Vaterlande, Heil und Ruhm für ganz Deutschland !“ Großherzogthum Baden. Die Karlsruher Zeitung theilt eine Adresse der zweiten Kammer an Se. Königl. Hoheit den Großherzog mit, welche von zwö!f Punkten begleitet war, um deren Erfüllung die Kammer den Großherzog bittet, Jn Bezug auf tiese zwö!f Punkte empfing der Präsident der zweiten Kammer am 5. März ein Schreiben von dem Präsidenten des Ministeriums des Jnnern, weles eine baldige Erledigung der vorgetragenen Wünsche zusagte. Die Kürze der Zeit nöthigt uns, diese Aktenstücke morgen nachzuliefern. Se. Königliche Hoheit der Großherzog selbst ertheilte der De- putation der zweiten Kammer, welche die Adresse überreichte, folgende Antworten :
4 Auf bie Adr este: „Jh empfange mit aufrichtigem Danke den Ausdruck der Treue und Anhänglichkeit der zweiten Kammer; Jch theile mit der zweiten Kammer die Ueberzeugung, daß Mein Volk, dem Jch von jeher Meine volle Liebe schenkte, und dessen Wohl ih stets nah Kräften zu befördern suchte, auch in der gegenwärtigen erregten Zeit seinen alten Sinn für Ord- nung und für Geseßzesherrschaft bewahre, Jch werde die den Ständen zu- gesagten Vorlagen in einer jede billige Forderung befriedigenden Weise bear- beiten lassen und bei der mit den Ständen zu pflegenden Berathung dersel- ben ihre Wünsche gebührend berücksichtigen.“ 2, Auf die von dem Präsidenten vorgetragenen Wünsche
der Kammer,
„Die wichtigen und zeitgemäßen Wünsche, welche die zweite Kammer ín ihr Protokoll niederlegte und Mir der Herr Präsident so eben vortrug, werde Jh mit dem Staats-Ministerium berathen. Der Chef des Ministe- riums des Junern wird dem Herrn Präsidenten der Kammer darüber als- bald eine nähere befriedigende Mittheilung machen,
Großherzogthum Hessen und bei Rhein. (G. Q. Z.) Darmstadt, 4. März. Se. Königl. Hoheit der Erbgroßher- zog traf gestern Nachmittag um 5 Uhr auf der Eisenbahn von Mün= hen wieder hier ein. Tausende von Einwohnern aller Klassen hat- ten stch am Bahnhofe versammelt und empfingen denselben mit stets sich erneuernden Lebehochs und lautem Jubel. Sie begleiteten den Wageu Sr. Königl. Hoheit, der durch die mit Menschen dicht ge- füllte Rheinstraße nur langsam fahren konnte, mit diesen Zeichen der Verehrung und Liebe bis an das Großherzogliche Palais, wo der Erbgroßherzog zuerst dem Großherzog einen Besuch abstattete und sih dann, immer von der zahllosen Volksmenge unter gleichen Aus- brüchen der Freude und des Jubels gefolgt, nach seiner Wohnung im Großherzogl. Residenzschlosse begab.
Die heutige Sibung der zweiten Kammer war fehr lebhaft, Der Präsident Hesse eröffnete sie durch Mittheilung eines Schrei- bens des Staats-Ministers an ihn mit folgendem Juhalt :
„Euer 2c. 2c, hatte ih gestern die Ehre zu sagen, daß die Entschlie- ßungen Sr. Königl, Hoheit des Großherzogs über die Punkte, von welchen Sie sprachen, bereits mitgetheilt seien in einzelnen Antwortshrciben an die Herren Ausshuß-Neferenten, welche über gewisse in der Kammer gestellte Anträge Aufklärung von der Negierung erbeten hätten. — Von jenen Schreiben habe ich heute Abschriften zu Jhrer persönlichen Notiz fertigen lassen, um Sie Jh- rem Wunsche gemäß in den Stand zu segen, auch der Kammer jeßt Mitthei- lung von dem wesentlichen Jnhalte machen zu können, — Sie werden aus denselben entnehmen; 1) daß Se. Königl. Hoheit der Großherzog die schleu- nige Ausarbeitung und Vorlage eines Preßgeseßes auf die Grundlage der dermalen im Großherzogthum Baden bestehenden Preßgeseygebung anbefch- lenz und 2) die Errichtung von Bürgergärden in Stadten, nach einem als- bald vorzulegenden Geseße genehmigt haben z — so wie 3) daß dem Straf- Prozeß die Jnstitutionen des öffentlichen und mündlichen Verfahrens, der Staats-Anwaltschaft, des Anklage-Prozesses und des (Heschworenengerichts
u Grunde gelegt werden sollen, — Mit vollkommenster Hochachtung habe ih die Ehre zu sein — Euer 2c, — Darmstadt, den 4, März 1848, — Du U
Die ganze Versammlung erhob sich von ihren Sitzen und be- zeigte durch lauten Zuruf und durch ein dem Großherzog ausgebrach= tes „Lebehoch“, in welches die diht gedrängten Zuhörer auf den Gallerieen einstimmten, ihren lebhaften Dank für diese Zusagen. — Abgeordneter Reh beantragt eine Dank-Adresse an Se. Königl. Ho- heit, welchem beigestimmt wird. — Abgeozdneter Brunck erkennt zwar das Bewilligte auch an, wünscht aber mehr und größere Ga- rantieen. Er bezieht sich auf eine Adresse vieler Einwohner von Darmstadt vom 2. März an die landständischen Abgeordneten der Stadt, worin folgende Wünsche ausgesprochen werden: 1) Vollständige Preßfreiheit; 2) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit im gerihtlichen Verfahren und Schwurgerichte im Strafverfahren; 3) Volksbewaffnungz; 4) Versammlungs - und Bittreht in öffentlichen Angelegenheiten; 5) Beeidigung des Militairs auf die Verfassung ; 6) Freiheit der Gewissen, Freiheit und politische Gleichstellung der Religionen und des Kultus; 7) Abschaffung der privilegirten Ge= richtsstäudez 8) Aenderung des politischen Systems im Großherzog- thum Hessen; 9) Umgestaltung des deutschen Bundes auf den Grund- saß der Vertretung des Volkes bei demselben; 10) Revision der Ver- fassungs-Urkunde, der organischen Geseße und der Geseßgebung über- haupt, auf der Grundlage der revidirten Verfassung. Es entspann sih eine lebhafte Diskussion darüber, die bis zum Schluß der Sihung 4 Uhr Nachmittags dauerte. f
Die Nachmittags - Sißung, durch die fortwährenden sehr lauten Zeichen der Theilnahme der außerordentlich überfüllten Gallerieen sehr stürmisch, dauerte kaum { Stunde und beschränkte sih auf erneuerte Protestation des Abg. Ziß gegen Berathung einer Dank - Adresse, welhe vorgenommen werden sollte, Man miisse nicht danken für et- was, was feinen Dank verdiene. Viele Abgeordnete begehren den Schluß der Sißung. Der Präsident {ließt ste, die Berathung über den Gegenstand auf nächsten Dienstac ausseßend.
die Kommune Leipzigs dagegen von Seiten des Staats diejenigen Zugeständnisse erwarte, welhe ihr erst die moralische Kraft zur Auf-
Ein Extra-Blatt der Großh. Hes. Zt g«+ vom 5. März ver-
öffentliht folgende Bekanntmachung des Stadtvorstandes von Darm= stadt: An unsere Mitbürger! Der Stadtvorstand beeilt sich, seinen Mitbürgern die freudige Kunde zu geben, daß er so eben eine erbe= tene Audienz bei unserem geliebten Erbgroßherzog gehabt hat. Se. Königliche Hoheit haben unsere Empfehlung der Wünsche der hiesigen p f freundlih aufgenommen und thunlihst zu berüdsichtigen zu= gejagt.
Erwarten wir mit Ruhe und voller Zuversicht befriedigendste Er= eignisse in allernächster Zeit !
Darmstadt, den 5. März 1848. Vormittags gegen 11 Uhr.
Großherzogthum Sachsen - Weimar. Am 4. März starb in Jena der Hofrath und Dr, H. K, Abraham Eichstädt im 76sten Lebensjahre.
Herzogthum Nassau. (O. P. A, Z.)
erschien in Wiesbaden nachstehende Proclamation: „Treue Nassauer! Bürger von Wiesbaden!
„Der Herzog is bis jeyt nicht hier eingetroffen, — Jh will daher länger nicht zurückhalten, Euch zu erklären: Zch meinerseits bewillige Euch die mir vorgebrachten Forderungen unbedingt und spreche auch die seste Ueberzeugung aus, daß der Herzog sie Euch bewilligen wird.
„Jhre Königl. Hoheit die Frau Herzogin begiebt sich mit ihrem Sohne, Prinz Nikolaus, dem allein anwesenden Bruder des Herzogs, mitten unter Euch und leistet mit ihrer Persen dafür Sicherheit und Bürgschaft,
„Wenn der Herzog Eure Forderungen nicht genehmigen sollte, so lege ih, der Minister, wie ich bereits erklärt , bereitwillig meine Stelle ohne Pension nieder,
Nassauer, bleibt treu! Bürger, schüßet unsere Stadt! Seid deutsch! — Seid einig ! von Dungern,
Daß ich mit Obigem ganz einverstanden bín, bezeuge ih durch meine Unterschrift. Pauline, Herzogin von Nassau,
: Nikolaus von Nassau.
„Die: unterzeichneten Bürger von Nassau beglaubigen hierdur, daß JZhre Königliche Hoheit die Herzogin Pauline von Nassau, Se. Durchlaucht der Prinz Nikolaus von Nassau und der Herzoglich nassauische Staat8mis- nister vou Dungern die vorstehenden Namens-Unterschrifsten in unserer Ges genwart eigenhändig vollzogen hab:n,
Wiesbaden, den 4. März 1848,
Hergenhahn, Krieger. Fr. W. Käsebier. Dr. Leisler, C. Müller. M. Matthes. B. Mav. Joh. Kindlinger. Franz Bertram, C, Bücher. Bücher jr. Reinhard Weil, Breidbach-Bürresheim,“
Am 4. März
Morgens 10 Uhr.
funft Sr. Hoheit des Herzogs. Der Landesherr erschicn bald nach=- her auf dem Altan des Herzoglichen Residenzshlosses und bestätigte den auf dem großen Plaße versammelten Tausenden, daß er die vor=- läufig in seinem Namen von seinem Minister geleisteten und von der verwittweten Herzogin, seiner Mutter, wie von dem Prinzen Niko- laus, seinem Bruder, garantirten Zusagen in allen Punkten persön- lih bestätige. Diese öffentiiche Erklärung veranlaßte einen unbe= \chreiblichen Jubel, der bis tief in die Nacht durch alle Straßen der Stadt erschallte, wie er morgen durh das ganze Nassauerland er= schallen wird. Abends war Wiesbaden glänzend erleuhtet.
Auf obige Ereignisse bezieht sich auch noch nachstehende ösfent- lihe Bekanntmachung : A
„Da es allgemein gewünscht wird, \o gebe ich hiermit die Er= flärung, daß feine Steuer im Lande bezahlt werden soll, bis die Ge- nehmigung Sr. Hoheit des Herzogs zu der heute erfolgten Konze|- sion erfolgt ist.
Wiesbaden, den 4. März 1848, von Dungern.“
& Braunschweig, 5. März. Am 3ten d. Abends trat eine Bürger - Versammlung zur Berathung von Reformen im Sinne der bekannten badischen Anträge zusammen. Gestern verständigte man sih in wiederholten Versammlungen über eine Petition und die Art der Ueberreihung derselbeu an Se. Hoheit unseren Herzog. Eine Deputation, welche aus dem Magistrats = Direktor De. Bode, zwei Stadtverorduecten und drei Bürgern bestand, übernahm nun heute Mittags 1 Uhr tie Ueberreichung des nachstehenden Gesuchs vie-= ler Staatsbürger des Herzogthums Braunschweig um zeitgemäße Reformen:
Allerdurhlauchtigster 'Herzog, Gnädigster Herzog und Herr!
Als im Jahre 1830 die von Paris ausgehende Bewegung auch viele Theile unseres deutschen Vaterlandes ergriff und ein regerer Geist Volk und Regierung hob und in früher nicht gekannter Harmonie zum Fortschrei- ten auf constitutioneller Bahn vereinte, da forderten in allen deutschen Gauen mächtige Stimmen die Garantieen, die einem constitutionellen Staate nicht fehlen dürfen, wenn er nicht nur in geistlosen Formen seine Existenz suchen und finden will, Allein diese Stimmen mußten verhallenz eine vom Bundestage ausgehende retrograde Bewegung hinderte nicht nur den Ausbau der kaum ins Leben gerufenen Constitutionen , sie nal- men dem Volke sogar wieder Rechte, die ihm eben erst gewährt waren, Statt Beispiele seien hier nur die wiener Beschlüsse angeführt, Die Früchte dieser retrograden Bewegung waren Mißtrauen der Regier- ten gegen die Regierungen und begreiflicherweise dieser gegen jene.
Wie im Jahre 1830, so is auch jeßt wieder in Paris eine Regierung gefallen, die dem Volke seine verfassungsmäßigen Nechte mit Kanonen zu interpretiren sich bestrebtez wie im Jahre 4830, hat die Begeisterung des be- freiten Franfreihs das in vielen Theilen noch hart gedrücte L eutschland mächtig ergriffen, und in Baden, Hessen-Darmstadt und Sachsen haben die Völker ihre gerechten Forderungen mit Vertrauen, aber auch mit dem voll- sten Bewußtsein ihres guten Rechts vor den Thron ihrer Fürsten gebracht, und während wir vor Ew, Hoheit unjere Dossnungen aussprechen, werden auch andere deutsche Völkerschaften diesem heiliçen Streben sich angeschlossen haben, Daß diese friedliche Bewegung einem tiefen Bedürfnisse entsprochen, hat zur Genüge die hohe Bundes-Versammlung bewiesen, indem sie felbst in ihrer Proclamation an das deutsche Volk am 1sten dieses Monats erklärt: - i M
Deutschland werde und müsse auf die Stuse gehoben werden, die 1hm
unter den Nationen Europa’s gebühre, i : S : daß dies nach dreißigjährigem Frieden noch geschehen muß, und soll, daß es noch nicht zur That geworden, rechtfertigt ein nachdrülicheres Auftreten der Deutschen. H “Blicken wir nun auf das, was uns vor Allem Noth thut — denn Alles zu erwähnen, was wir der Ehre unseres Fürsten, der Ehre der Na- tion wegen hoffen und wünschen, ist in diesem Momente rein unmöglich —
[t sid ; 4 so P T umfassendste Volks - Bewaffnung dar. Es isst der Wunsch der Bürger, und muß es bei der Jdee der stehenden Heere, eine von T a gerthume abgesonderte Klasse zu bilden, es muß, sagen wir, der L erre der Bürger sein , für die Erhaltung der inneren Ruhe mit A L Sorge zu tragen. Der inneren Bewegung gegenüber kann E ic L A nung der Staatsbürger von Wirkung sein; diese R eh M y E nur mit Energie, denn es gilt ihrer und ihrer Familien Wohl, jondern auch
i vendigen H ität einzuschreiten, Kaum dürfen wir wohl mit der nothwendigen Humana einzu|chrell M: A i i B - Qeit nicht nöthig, eine Volks-Bewas- den Einwand fürchten, es sei ja zur Z 2 P is bad Jahr: 1830 nung vorzunehmen, wenn es nöthig wird, — da r Jah “
i i dürfen G — dann ist es zu spât, cs u verlangen, Einsicht in den Staats-Orga-
2) die Regierten en O g i nur ihretwegen geschaffen, zu erhalten; es muß das De- dürfniß (el Ste liogéwvältett geworden sein, si das durch diese Einsicht al-
{ ‘indeude Vertrauen der Staatsbürger zu erwerben, das sie, so us zu egr rlichteit in irgend einem Zweige der Verwaltung herrschen L nie finden werden. Wir müssen deshalb Oeffentlichkeit der Stände- Versammlung, Oeffentlichkeit der Stadtverordneten- und Magistrats-Sipun-
entlichfeit der Gerichte als Garantieen für das Staatswohl be- g i anm dürfen wir wohl erwähnen, daß Oeffentlichkeit des Straf-
Um 45 Uhr Nachmittags erfolgte endlich die lange ersehnte An= *
verfahrens und Schwur - Gerichte zwei nicht zu trennende Begriffe sind, die getrennt eben ein Halbes bleiben und des zu erwünschenden Erfolges, Rechis- Sicherheit des Einzelnen wie der Gesammtheit, entbehren müssen.
Wie das Volk durch Oeffentlichkeit mit dem Staats - rgan be- fannt werden muß, so sollen die Staats-Gewalten durch das reie Wort in Rede und Schrift mit der innersten Gesinnung des Volkes vertraut werden.
Ew. Hoheit dürfen überzeugt sein, es liegt ein reicher Schaß noch tief verborgen in dem Herzen Jhres Volkes, öffnen Sie dies Herz, geben Sie
3) Preßfreiheit, geben Sie Freiheit der Gedanken, wie Sie, einer der Ersten unter den deutschen Fürsten, der religiösen Ueberzeugung Raum ge- g und sich dadur für ewige Zeiten die Liebe Jhres 3olkes erworben
aben. S ; L allgemeiner Ruf aller denthhen Huber, Bil ns den Druck der Zeiten nicht zu tief herabge}tummt n, Es E E Zen O Vertretung nit Ges bisher lediglih der Fürsten, er Völker im deutschen Bunde. . : feuban S ein deutsches Land mit Zuversicht und Vertrauen auf seine Verfassung blicken, wenn es stets fürchten muß, die Verfassung erleide Be- schränkungen durch eine über den Bundesstaaten stchende Behörde, die, seien wir ofen, den Völkern von jeher unzugänglich gewesen ist :
Möchten Ew. Hoheit Sich mit den übrigen deutschen Fürsten verbinden, um eine Volksvertretung bei dem deutschen Bunde anzubahnen !
Haben wir Ew. Hoheit so die geistigen Güter genannt, die wír durch Höchstiie zu erlangen hoffen, o müssen wir nun noch Ew. Hoheit Augen auf eine materielle Seite zu richten uns erlauben, auf den ersichtlih abneh- menden Wohlstand unserer Stadt, Wir können uns nicht verhehlen, der Grund hiervon liegt in dem Umstande , daß wir, an der Gemarkung des Zoll-Vereins liegend, neben uns deutsche Länder haben, auf deren Verbin- dung mit uns wir hingewiesen sind, die aber durch die Zoll-Barrieren von uns getrennt bleiben, Wir dürfen mit Zuversicht hoffen, Ew. Hoheit werden l, ]
5) bei der nächsten Zoll-Konferenz dahin wirken lassen, daß das ganze Deutschland auch in merkantilischer Beziehung ein einiges werde, und daß zu diesem Zwecke die etwa nöthigen Abänderungen in den betreffenden Zoll- Verträgen vorgenommen werden.
enn hier nun die Bewohner der Stadt Braunschweig ihre Wünsche vor dem Throne niederlegen, so is zu hoffen, daß auch bald die anderen Theile des Landes gehört werden ; es giebt hierzu zwei Mittel, Ew. Hoheit werden diese beiden Mittel in Jhrer hohen Weisheit ergreifen, es sind dies
6) Zusammenber.:fung cines außerordentlichen Landtages als des ver- fassungsmäßigen Organes des gesammten Volkes und
7) sofortige provisorische Aufhebung der mit den Bundes-Gesegen selbst im Widerspruch stehenden Censur, damit Ew, Hoheit, die bisher die Stimme Zhres Volkes nicht hören konnten, erfahren, was es wolle und welche Ga- ranticen es biete in seiner Treue für Fürst und Verfassung.
Dies sind die Wünsche eines Theiles Jhres getreuen Volkes, wir dür- fen die Zuversicht hegen, es werde das gesammte Volk sie als die scinígen anerkennen,
Ew. Hoheit, die Höchstsie das eigene Glück in dem Glücke Jhres Vol- fes finden werden, werden die Bitte ehören,
Ew, Hoheit wollen in nächster Zukunft die geeigneten Mittel zur - Erlangung der der Regierung wie dem Volke gleich nothwendigen, Glück verheißenden Güter gnädigst ergreifen, Et, Hoheit
unterthänigste
i (folgen die Unterschristen.)
Braunschweig, den 4. März 1848.
Dieses Gesuch war noch von einer Petition des Magistrats, welche im Wesentlichen mit jenem übereinstimmt, beglei: et. Se, H0=- heit unser Herzog hat die Deputation mit der bekannten, ihm eigenen Herzensgüte empfangen und sie in der Weise entlassen, daß jeder Verständige sih befriedigt fühlen und seine Anhänglichkeit an seinen angestammten Regenten gestärkt sehen muß.
Freie Stadt Frankfurt. Ein Extrablatt der O. P. A. Z- vom 5. März enthält nachstehende Bekanntmachung: „Wir Bürger= meister und Rath der freien Stadt Frankfurt verkünden andurch in Gemäßheit des Art. 4 Lit. D, der Constitutions - Ergänzungs - Akte und auf verfassungsmäßigen Beschluß der geseßgebenden Versammlung vom 4. März 1848:
Die geseßgebende Versammlung hat beute einstimmig auf den Senats=-Vortrag, Preßgeseß betreffend, die Verkündigung nachfolgen= den Gesezes beschlossen :
Die Presse is frei, Die Censur darf nie wieder eingeführt werden.
2
Vergehen oder Verbrechen, dur die Presse verübt, werden nach
dem bestehenden Rechte geahndet. 3,
Jede Druckschrift muß mit dem Namen des Drudckers und Ver- legers, jede Zeitung mit dem Namen des Druckers und verantwork= lichen Redacteurs versehen werden.
Jn der so eben stattgefundenen Großen Raths - Versammlung wurde die Verkündigung des Obigen beschlossen.“
Der Senat hat am 5. März nachstehende Bekanntmachung an die Bürger und Einwohner Frankfurts erlassen :
„Der Senat, den Ansprüchen des deutschen Nalional-Lebens freudig entgegenkommend, hat bereits am gestrigen Tage, ein die Presse freigebendes Gese zu verfassungsmäßiger Sanction der geschgebenden Versammlung vorgelegt und das von derselben genehmigte Gescy sofort publizirt. Durch Raths\chluß vom heutigen is die von vielen Bürgern gewünschte Amnestie früherer politisher Vergehungen ausgesprochen worden. Andere der ge- wünschten Maßregeln werden, sobald die dazu nöthigsten Vorarbeiten vollen- det sein werden, baldigst nachfolgen. i :
„Der Senat kennt seine Pflichten und weiß ihnen zu genügen! Ehre unserer Bürgerschaft, insbesondere unserer Stadtwehr, deren aufopfernde Hin- gebung neben dir besonnenen Haltung des Linicnmilitairs wir es zu ver- danken haben, daß der gestrige Tag, getrübt durch eine ungemessene Auf- regung, ohne irgend einen nennenswerthen Unfall vorübergegangen ist, Frank)urt hat bewährt, wie sehr diejenigen i:ren, die hier eine Stätte für Abweichungen von Geseylichkeiten finden zu können meinen, Ver- trauensvoll wendet sich der Senat an alle Bürger und Einwohner dieser Stadt, daß sie Alle, Jeder in seinem Kreise mit ihm zu- sammenwirken, in beharrlihem Zuvorkommen alles dessen, nas Ungeseß- lichkeit fördern und fernere aufopferude Widmungen der bewaffneten Macht in Anspruch nehmen und deren Dienst ers{hweren könnte. Jeder Saa: vater, jeder Geschäftsherr wache sorgsam über seine Untergebenen daß sie insbesondere bei cinbrechender Dämmerung in diesen Tagen der Aufre un nicht auf den Straßen umherstreifen, O
„Die Pflichten, die wir Alle der Vaterstadt, dem Vaterlande schuldig sind, erheischen, daß auch jeder Anschcin einer Unordnung und Alles, was solchem Anscheine dienen könnte, sorgsam vermieden werde, Freiheit kann“ nur bei geseßlicher Ordnung bestehen und sich entwickeln.
¡Der Senat hegt die feste Zuversicht, daß diese Worte, welche er in vielbewährtem Vertrauen an löblihe Bürger und Einwohnerschaft richtet dem Guten, wonach wir Alle streben, förderlich sein werden.“ :
XX Frankfurt am Main, 5. März. Gestern Abend war eine sehr gefahrdrohende Bewegung dur den von Fremden un= terstüßten Pöbel entstanden. Der Römer wurde erstürmt, und nur mit unendliher Anstrengung der Militairkräfte gelang es, ihn von den Aufrührern frei zu machen, Viele Verhaftungen fanden statt, auch soll ein junger Mann, der einen Posten angriff, erschossen wor=- den sein. Heute werden Kanonen aufgefahren, und Alles steht unter den Waffen, Die Bürger sind über den Aufruhr entrüftet.
Oesterreichische Monarchie Preßburg, 3. März, -12 Uhr Mittags.
(Bresl. Ztg.) Was man geahnt, is nunmehr eingetreten,
Die pariser Ereignisse
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haben die ungarische Opposition exaltirt, und sie tritt nun mit ihrer ganzen Plane hervor. Wir sind nur noch einen Schritt von der Re- volution, Die gestrige geheime Sibung der Stände - Tafel dauerte bis 10 Uhr in der Naht. Jn der heutigen öffentlichen Sizung welche eben geschlossen worden, nabm die Tafel mit Einstimmigkeit und Acclamation den Antrag des Oppositions - Chefs, Ludwig S Kossuth, an, welcher dahin geht, morgen eine Reichs - Deputation an den König nah Wien zu senden, welche die sofortige Ernennun
eines verantwortlihen ungarischen Staats - Ministeriums, das a lauter Ungarn zu bestehen habe und von dem übrigen Mini- sterium getrennt sei, so wie au die sofortige Aufhebung aller Be- shwerden und eine zeitgemäße Umänderung der Verfassung, unter reihstäglihen Auspizien verlangen solle Um 4 Uhr Nachmittag wird wieder eine öffentlihe Sibung stattfinden, in welcher die For- mulirung dieser Punkte vorgelesen und einfach angenommen werden soll. Ludwig von Kossuth hat in der ganzen Sizung allein gespro- chen, seine Rede dauerte 15 Stunden und seßte die Versammlung in Extase, jeder Saß wurde mit donnerndem Beifall aufgenommen. Jn derselben Sißung kam auch die jeßige Banknoten-Verwirrung zur Sprache. Es lag ter Antrag vor, daß von der Regierung Rechenschaft über ten Stand der National-Bank verlangt werden soll. Aber Ludwig von Kossuth erklärte sich gegen den Antrag, indem die National-Bank ein wiener Privat-Justitut tei, welche mit Ungarn, streng genommen, niht in gouvernementaler Berührung stehe. Die Versammlung stimmte dem bei, Es war heute auch Sißung der Magnatentafel, aber die vornehmsten Redner dieser Tafel waren in der Stände-=Siz- zung anwesend. Die Banknoten-Verwirrung hat den höchsten Grad erreiht, in allen Schänkfstuben und Krämerbuden wird darüber ge- zankt. Heute is} hier Wochenmarkt und viel Volk aus dem Lande, wodur die Verwirrung noch größer is, da Jeder nur für Bank- Noten kaufen will.
FLankr etl h:
Paris, 2. März. Dem Vernehmen nah wird der Admiral Bautin, der sich nach Toulon begeben, um den Oberbefehl über die dortige Flotte zu übernehmen, den ihm ertheilten Justructionen zu folge hon in einigen Tagen unter Segel gehen,
Die Entrichtung der Steuern erfolgt, wie der National ver- sichert, nunmehr niht nur mit großer Pünktlichkeit, sondern auch mit Beeiferung. „Fortwährend“/, sagt dies Blatt, „gehen Erklärungen von Beamten ein, welche, um ihren Patriotismus an den Tag zu geben und der neuen Regierung förderlih zu sein, auf ein Trimester oder überhaupt auf einen Theil ihres Gehalts verzihten. Die Er= hebung des Octrois war auch an den ersten Tagen nah der Jusur- rection noch suspendirt; doch is sie jeßt, unter dem Schuße der Bürger selbst, welhe den Beamten bewaffneten Beistand leisten wiederhergestellt und in regelmäßigem Gange.“ i
__ Die Arbeiten an dem großen Bahnhofe der Paris-Straßburg-r Eisenbahn im Quartier St. Laurent (Vorstadt St. Denis) sind wie- der in Angriff genommen worden; eben so die Arbeiten an dem Spitale, welhes den Namen Ludwig Philipp's erhalten sollte, jeßt aber das „National-Spital“/ benannt wird. Mehr als 1000 Arbei- ter und Arbeiterinnen sind mit der Anfertigung der Uniformen der mobilen National-Garde von Paris beschäftigt.
Der Assisenhof von Toulouse hat, auf den eigenen Antrag der Geschworenen, den Beschluß gefaßt, daß die Fortsebung des Prozes- ses gegen den Jgnorantiner Léotade auf die nächste Session ausgescht wer=- den solle, da einer der Advokaten nicht wieder erschienen, um seinen Vor- trag zu beenden, und die durch die politischen Ereignisse hervorgeru- fene Stimmung der Gemüther bei den Mitgliedern des Gerichtsho- fes und des Geschworenengerichts niht jene Aufmerksamkeit , Ruhe und Gemüthsfassung vorausseten lasse, welhe die Bürgschaften einer guten Justiz seien. N 126
Der Maire Garntier-Pagès hat Hexrn Corbon, einen Arbeiter,
als Privat - Secretair angenommen und zum Chef seines Kabinets ernannt.
Vorgestern fanden sih 98 Gold - und Silberwaaren- Fabrikanten im Münzamte ein, um ihre Waaren, ehe sie dieselben in den Läden ausstellen, stempeln zu lassen.
Die Wechsel - Agenten haben durch das Organ des Präsidenten der Syndikal - Kammer der Regierung ihre Mitwirkung zugesichert, Herr Garnier-Pagès hat geantwortet: „Meine Herren! Die Lage ist kritisch, aber weit entfernt, eine verzweifelte zu sein, Die Regie- rung is im Stande, alle durch das gefallene Regiment eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. Dies ist so wahr, daß der Herr Finanz= Minister heute sogar für die Zahlung der griechischen Anleihe gesorgt hat, Allein um so schnell wie möglich aus der gegenwärtigen Krisis herauszukommen, welche die unvermeidlihe Folge einer ‘politischen Umwälzung is, müssen wix auf die aufrihtize, loyale, vollkommene Mitwirkung aller Bürger zählen können,“ Zahlreiche Stimmen: „Sie haben die unsrige.“ Herr Garnier - Pagès fuhr fort: „Wohlan, meine Herren, n Jhrer Mitwirkung werden wir stark sein; deun das Vertrauen wird zurückkehren, der Kredit wird sich wieder herstellen, sich auf unerschütterlichen Grundlagen befestigen. (Bewegung.) Unerschütterlich, meine Herren ; denn wir werden feine Budgets vou 15—1809 Millionen mehr haben. Und wenn auch die Einnahmen durch einige Veränderungen im Steuer - Systeme vermin- dert werden, so werden die Ausgaben in einem weit größeren Ver- hältnisse erleichtert werden durch die Aufhebung all? des {mählichen Handels, welcher unter der vorigen Regierung getrieben wurde.“ :
Die Presse gesteht zwar, daß sie alle Läden seufzen höre, der Handel werde nicht mehr gehen. Sie hat aber darübcr nicht das geringste Bedenken. Warum, fragt sie sehr naiv, warum solle die Republik den Handel hindern? Der Handel habe schon seit längerer Zeit gelitten und werde noch allzu lange, wäre es auch nur eine Woche, leiden. Allein er werde si erholen. Um das zu beschleunigen, müsse man si aber der Republik ganz hingeben! Es werde einiges feine und superfeine Zeug weniger verkauft werden, aber außerordentlich viel mehr gröberes. Es werde das nicht blos kein Uebel, sondern ein Fortsch- itt sein. Der französische Handel brauche sich nur zu demokratisiren, um mit etwas mehr Thätigkeit den gleichen Gewinn zu ziehen. Eine Million in halben Francsstücken sei gerade so viel, wie eine in Banknoten. Die Presse dürfe so sprechen, da sie niht auf die Republik gewartet habe, um den Zeitungspreis auf die Hälfte, von 80 auf 40 bis 48 Fr. zu vermindern. Aermer sei man dadurch niht geworden; uur etwas mehr Arbeit habe es gekostet. Auch die Regierung habe nichts dabei eingebüßt. Von 1831— 35 habe die Stempel - Cinnahme um 289,674 Fr. abgenommen und mit dem Beginne der 40- Fr. =- Presse sei sie von 1835—45 um 2,123,627 Fr. gestiegen. Eben so sei bei der Post die Einnahme von der Zeitungsversendung von 1836 — 45 von 1,417,000 auf 2,338,000 Fr. gewachsen. Das sei das Ergebniß der wohlverstandenen Wohlfeilheit, Was die Presse gethan, könn- ten aber au fast alle Gewerbzweige thun. Der Verbrauch sei eine Pyramidez anstatt sie bei der Spiße zu fassen, müßten Judustrie und Handel sie am breiten Fuße nehmen, und der Handel werde ge- hen, um so besser gehen. Man möge aufhören zu sagen: der Handel wird nicht gehen! Wenn er nicht ginge, wäre das sein Fehler und
nicht der Fehler der Republik! : Gestern begab si eine Deputation von Waffenhändlern zu dem Gouvernement, um ihre Berluße in Folge der Plünderung ihrer
Waffen zu klagen. Eine Kommission ist ernannt, um ihre Forderün- gen zu prüfen.
Die Reforme erklärt bereits, daß die Wiedereinführung des Stempe!s auf Journale die Freiheit des Gedankens bedrohe und die Preßfreiheit fesseln heiße.
Man erfährt, daß in Folge der leßten Ereignisse und der Unter=- brehung der Verbindungen mit Paris die Banken von Lille, Rouen und Havre ihre Baar-Zahlungen eingestellt haben; sie sind aber be- reit, für ihre Zettel Papiere zu geben, die sie in Portefeuille haben, wobei sie den Diskonto notirten.
2; Derr Lagrange , einer der Verurtheilten in der April -Emeute, später amnestirt, war es, der vom 23. Abends bis zur vollbrachten Revolution das oberste Kommando der Jusurgenten hatte. Ein Offizier vom Generalstabe der National-Garde, dem Ludwig Philipp die Entsagungs = Akte eingehändigt hatte, überbrachte dieselbe Herrn Lagrange, der das Gefecht auf dem Plaße des Palais Royal lei= tete; anstatt sie zu verkünden, steckte sie Lagrange in die Tasche mit den Worten: „Es ist zu spät.“ Die provisorishe Regierung er= naunte ihn zum fommandirenden General des Stadthauses, ein Amt, auf das er, seines Gesundheitezustandes halber, verzichtete, Er soll geistesfranf sein und si bereits in einem Jrrenhause befinden.
Zu Abbeville, wo die Herzogin vom Pöbel erkannt und l
ne, wo nd verfolgt wurde, befand sie sich in großer Gefahr. Sie dankte ihre Rettun dem Muthe eines Bürgers, welcher sie bei sich aufnahm und e. eine Hinterthür weggehen ließ. Die Prinzessin eilte sofort nah Boulogne, wo sie sich nach Dover einschiffte.
Als am 24. Februar zuerst von einer Regentschaft die Rede war, soll sich unter dem Volk sogleih eine große Abneigung gegen den Herzog von Nemours kundgegeben haben. Man rief nah dem Prinzen von Joiuville, der aber bekauntlih in Algier is, Viele glauben, daß dessen Anwesenheit in Paris den Dingen eine andere Wendung gegeben und die Juli-Monarchie gerettet haben würde.
Der National und die Presse zeigen heute an, daß ihre Blätter hinfort niht mehr auf den Straßen würden verkauft werden. Eine Menge kleiner Journale werden fortwährend durch Ausrufer verkauft, und die Zeitungen haben überhaupt niemals einen stärkeren Absatz gefunden. Die meisten Blätter sollen seit den leßten Ereig- nissen ihre Auflage verdoppelt haben.
Jm Journal des Débats heißt es: „Die uns heute zu= gehenden Journale der Departements enthalten durchaus keine \{chlimme Nachricht. Die Ruhe und das Eigenthum sind überall dur die National - Garde der Städte und der Landbezirke gesichert. Da es nirgend eine bewaffnete Kollision gegeben hat, so leisteten die Linientruppen durch ihre Haltung und ihre Eiutracht mit der National- Garde fräftigen Beistand zur Aufrechthaltung der Ordnung.“ Nach dem Ami de la Religion sind aber zu Lyon das Pensionat der Brüder der christlihen Schulen und einige Frauenklöster geplündert und verbrannt worden; sämmtliche Klöster daselbst stehen nun leer, und der Erzbischof von Lyon hat die Stadt verlassen. Die Kirchen und die dem Kultus gewidmeten Gebäude sind indeß überall unverleßt geblieben. Diebe und Missethäter find verhaftet, und die Behörden bemühen sich allgemein, die von der provisorishen Regierung angeordneten dringenden Maßregeln zu trefsen. Zu Marseille haben auch ernste Unruhen stattgehabt. Volkshgufen zogen nah der Mairie, nach dem Gefängniß der Prä- sent ner und nah der Präfektur, wo sie Verwüstungen aurichteten. Viele Gaslaternen wurden zertrümmert und ein Mann getödtet, der einen Soldaten entwaffnen wollte. Vergebens suchte man ins Waffen- magazin des Herrn Roche einzubrehen, Am folgenden Tage standen
alle Truppen unter Waffen. Nach den neuesten telegraphischen Be- rihten begann es wieder ruhig zu werden,
Herr von Rothschild hat 41 Milliouen an Schabbillets deponirt, als Garantie für die künftigen Einzahlungen seiner Anleihe.
Der auf der Eisenbahu von St. Germain angerichtete Schaden beträgt 5 Millionen, Die Maschinen sind zerstört.
y Die Bürger von Passy haben Beranger eine Bürgerkrone über= reicht.
Gestern sind 22 politishe Gefangene aus dem Gefängnisse von Doullens augekommen.
Die Garnison von Paris soll gewechselt werden.
Den chemaligen Seine-Präfekten, Herrn von Rambuteau, hat man gestern als National-Gardisten gesehen.
Man erzählt sich, daß König Ludwig Philipp, nachdem er die Truppen im Tuilerieenhofe inspizirt hatte, in Lebensgefahr war. Das Voik drängte vor, und General Carbonel fürchtete Alles. Der Ge- neral sagte, wenn man nicht einen Augenblick die Aufmerksamkeit des Volkes ablenke, sei Alles verloren, Er nahm eine Flinte und feuerte auf einen National-Gardisten; er wurde dafür sogleich niedergestoßen aber der König konnte sich retten. : :
Einem Gerücht zufolge, hätte Herr Guizot bereits von London aus geschriebenz auf seiner Ueberfahrt soll er von einem furhtbaren Sturme heimgesucht worden sein, der einem Passagiere und einem Matrosen das Leben gekostet hätte. Seine Freunde versichern jebt, er hätte bei der Berathung über die Thron-Rede aufs heftigste der Aufnahme der Worte „blinde Leidenschaften u. #. w.“' sich widersebt, „Karl X.““, soll er ausgerufen haben, „is wegen eines Artifels der Charte gefallen. Das Juli-Königthum darf wegen zweier Ausdrüde nicht seinem Sturz sih ausseßen.“ s
Die Gazette des Tribuneaux versichert, die Nordbahn= Gesellschaft hätte eben entschieden, daß alle Arbeiter und Agenten der Gesellschaft auh an dem Gewinn Theil nehmen sollten. Diese Theil- nahme solle nämlih geschehen, indem der Ertrag folgender Weise ver- wandt würde: 1) zum Gehalte der Beamten und Arbeiter der Bahn, 2) zur Zahlung der Zinsen des Kapitals und zur Abzahlung des leßteren, 3) soll der Rest als Gewinn unter die Actionaire und Be- amten gleihmäßig vertheilt werden, so daß dem Geldkapital gegen- iber auh das Arbeits-Kapital seine Geltung hätte. Jn welchem Verhältniß diese Vertheilung aber statthaben solle, wird nicht gesagt.
Das Comité der Association für die Vertbeidigung der Natio- nal-Arbeit hat folgendes Cirkular an seine Mitglieder erlassen:
„Meine Herren, die Wichtigkeit der Umstände hat unserer Verbindung neue Pflichten auferlegt. Die Republik ist proklamirt, Es giebt keine Macht ohne Ordnung. Und Ordnung is die Zdee, welche die Verbindung be- herrscht, zu deren Repräsentanten Sie uns gemacht, und die Sie außerhalb der Gränze aller politischen Meinungen begründet haben. Ohne Ordnung giebt es weder Bedarf, noh Arbeit, noch Lohn, keine Gegenwart, keine Zu- kunft, Das müssen die Gesinnungen der Glieder unserer Verbindung sein, und darum verlassen wir uns auf ihre Mitwirkung. Die Ereignisse machen sie nothwendig, Sie haben uns bewogen, dem Handels-Minister zu ver- \prehen, daß, um zur Aufrechthaltung der Ordnung beizutragen, jeder Fabrifant 2c, es sich zur Pflicht machen wi in Verhältniß zu seinen Mitteln, Beschahgng d irb und als solhet auf dos Zehup bes Ganzen berechtigt ist, Doch diese Lage legt der Judustrie \hwere Pflichten auf, Sie haben sie aufs edelste verstanden, als Sie im verslossenen Jahre die Arbeit aufrecht erhielten und die Nahrung der arbei- tenden Klassen sicherten. Die Opfer, die Jhnen damals die Menschlichkeit auferlegte, fordert ein aufgeklärter Patriotismus jeßt von Ihnen. Sie wer- den Jhrem früheren Benehmen niht untreu werden und in den Gränzèn des Möglichen die srüher gebrachten Opfer erneuern. Besonders gebrauchen Sie Zhren persönlichen Einfluß, damit Jhr Beifpiel bei Allen Nathfolge finde, Auf diese Weise, durch diese Mittel wird es uns gelingen, die Ein-