1848 / 68 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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trat aller Bürger fest zu fnüpfen. Und lassen Sie es uns nicht vergessen, I tracht A den Bürgern is der Friede des Landes ; darin liegt ge- genwärtig die erste Grundbedingung für die Arbeit, die erste Grundbedin- gung für die öffentliche Sicherheit und Wohlfahrt. (gez.) Odier, Prá- sident, Mimerel, Vice-Präsident, L, Lebeu f, Secretair, J. Perier, Rendant.“

Großbritanien und Irland.

London, 2. März. Von Ludwig Philipp und der Königin der Franzosen hat man noch immer keine bestimmte Nachrichten, doh scheint so viel gewiß, daß sie in England angekommen sind. Der Globe deutet dies auf geheimnißvolle Weise an, indem er schreibt : „Wir freuen uns, aus zuverlässiger Quelle zu vernehmen, daß der Ex-König und die Königin der Franzosen in Sicherheit sind, obgleich wir keine Autorität haben, das Geheimniß ihres Aufenthaltorts auf= zuklären.“ Es heißt, Claremont, das Besitzthum des Königs der Belgier, sei zur Aufnahme der flüchtigen Köntgs - Familie bej!immt, Daß die Herzogin von Orleans in Jersey angekommen sein sollte, hat sih nicht bestätigt; sie wurde verwehselt mit der Herzogin von Nemours, welche mit ihren Kindern und dem Herzog von Mont- pensier gestern früh in der belgischen Gesandtschaft hier eingetroffen ist, Von Herrn Guizot verlautet noch nichts; seine achtzigjährige ehrwürdige Mutter is mit seinen beiden Töchtern hier angekommen.

Gestern hielt Se. Königl. Hoheit Prinz Albrect auf den Wunsch der Königin im St. James =- Palaste das erste Lever der Saison. Außer den hohen Hofbeamten und den Mitgliedern der Regierung bemerkt man in der ULste der Anwesenden keine Namen der zohen englischen Aristokratie.

Die vorgestrigen Verhandlungen des Parlaments boten nah der bereits mitgetheilten Erflärung Lord Palmerston’s im Unterhauje über die Beziehungen zur französischen Republik fein erhebliches Jn teresse. Oberst Du nne beantragte die Niederseßung eines Comités zur Untersuchung des im Jahre 1834 für Jrland gegebenen Armen- geseßes. Alle irländischen Mitglieder stimmten einmüthig für den Ausschuß, was Herr Wakley für ein Phänomen erklärte. Derselbe griff die Verwaltung der Armenhäuser in Jrland heftig an und be= hauptete, die Leute bekämen darin kein Loth Fleisch zu kosten, und das sei keine Nahrung für menshlihe Wesen. Herr C. Buller, Mitglied der Regierung, sagte, die Armen bekfämen viermal in der Woche Fleisch, und die Einhelligkeit der irländischen Mitglieder sei feinesweges ein Phänomen. Wenn es sich darum handelte, von Ir- land keine Einkommensteuer zu verlangen, so wären alle irländischen Mitglieder einig, ohne daß Herr Wakley si dieser Einbelligkeit nach= zugeben veranlaßt sähe. Der Ausschuß ward nach vielen Reden und Schilderungen der irläntischen Noth mit 164 Stimmen gegen 101 verworfen. Schließlich wurde troß Oberst Sibtho r ps Protestation dagegen ein Auss{huß genehmigt, um auh in England die Verhält= nisse zwischen Gutsherren und Pächtern zu untersuchen,

Im Oberhause erklärte der Marquis von Clan ricarde es für - ein leeres Gerücht, daß die indische Ueberlandpost auf ihrem Durchgang durh Frankreich zerstört worden sei, Die Neuseeland- Bill erhielt darauf die dritte Lesung.

Jn Dublin will ein Stadtrath, Herr Carolan, darauf antragen, eine Adresse an das französische Volk zu erlassen und demselben Glück zu wünschen, daß es sich von Tyrannei und Despotismus glücklich be= freit habe. Die Aufregung in Dublin ist außerordentlich ; die Re- pealer erheben ihr Haupt; doch is diese Gesellschaft augenblicklic \o von ihrer früheren Bedeutsamkeit herabgesunken, die irländischen Par= teien sind \o zwieträchtig, daß es jedenfalls vorerst s{chwierig sein wird, die Einigkeit unter ihnen wieder herzustellen, ohne welche sie England nicht gefährlich werden können,

Auf Jersey, der normannischen Jnsel, wo die Einwohner vor= herrshend französishen Blutes sind, hat sich die Einwikung der französishen Revolution bereits gezeigt. Die Einwohner verlangen eine Verbesserung der Verfassung, die Vermehrung ihres kleinen Par- laments um 14 Mitglieder und dreijährige Wahlen.

Die Morning Post enthält folgende Mittheilung aus den leßten Tagen Ludwig Philipp's in Frankreich : „Ein Gentleman kam fürzlih in London an, der vor aht Tagen an der Tafel des franzö- sischen Königs gespeist hat, Er fand den König damals in weit besserer Laune, als gewöhnli. Als der Herr bemerkte, daß er im Begriffe stehe, nah England zurückzukehren, empfahl Ludwig Philipp ibm, zu bleiben und das Schauspiel anzusehen, wie das Reform= Bankett durch die bffentlihe Macht verhindert werden würde. Er sagte, er hege keinen Zweifel, daß eine fleine Unordnung stattfinden, aber daß es weiter nichts zu bedeuten laben, und daß ein Fremder Gelegenheit finden würde, zu sehen, was eine französische Emeute sei. An eine wirklihe Gefahr dachte man bei Hofe nicht.“

UrederlaunDe.

Aus dem Haag, 3. März. Jn dem gestern gehaltenen Kabinets-Rath, welchem der Prinz von Oranien, Prinz Friedrich der Niederlande und sämmtliche Minister beiwohnten, is, dem Bernehmen nach, beschlossen worden, sofort die Milizen der ?!ushebung von 1844 und 1845 einzuberufen und überhaupt alle die Maßregeln zu treffen, welche zur Vertheidigung der Gränzen und zur Bewachung der Lan= des-Festungen nöthig werden könnten.

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Brüssel, 3. März. Die Central-Section der Repräfentanten- Kammer hat bereits ihren Bericht über den Geseßentwurf abgestattet, welcher die Abänderung des gegenwärtigen Wahlcensus zum Zwecke hat. Art. 47 der Constitution seßt ein Maximum von 100 Fl. und ein Minimum von 20 Fl. direkter Steuern zur Ausübung des Wahl= rechts fest, und das Geseß vom 3. März 1831 hat innerhalb dieser Gränzen einen zwischen 20 und 80 Fl. für die verschiedenen Wall bezirke variirenden Wahlcensus angeordnet. Der vorliegende Gesehz- entwurf nun seßt diesen Census für das ganze Königreich gleichför- mig auf das verfassungsmäßige Minimum, auf 20 Fl. (12 Fr, 32 Cts.) herab, und die Wahlen geshehen nah wie vor in dem Hauptorte des Verwaltungsbezirks, in welchem die Wähler ihr wirk- liches Domizil haben. Die Central-Section hat sich einstimmig da- mit einverstanden erklärt, :

Der Finanzminister macht bekannt, daß die Bank - Billets der General - Societät fortwährend in allen Staatskassen angenommen würden,

Morgeu wird im Vauxhall eine Versammlung der iu Brüssel wohnenden Franzosen abgehalten werden, um eine Adresse aufzu- seßen und zu unterzeichnen, welche ihren Anschluß an die provijori= \he Regierung der Republik aussprehen und von einer eigenen De- putation nah Paris gebracht werden soll.

Brüssel, 4. März. Jn der gestrigen Sibung der Repräsen- tanten-Kammer hat der Finanz-Minister einen Geseh-Entwurf vor= gelegt, der einem vom Handelsstande v'elfah ausgesprochenen Wunsche Genüge leistet, indem er den französischen Münzen, dem englischen Goldgelde und den neuen holländischen 1- und 13-Fl.-Stüceu ge- seglihen Cours im Lande giebt.

Die heutige Jndependance berichtet: „Man hat gestern Abend die bestimmte Nachricht erhalten, daß der König Ludwig Philipp in Wndon angekommen sei. Das Journal de Bruges, dessen

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in dieser Beziehung : Fischerbootes begeben hatte, ist von einem Dampfschiffe aufgenommen worden, welches ihn nah Portsmouth gebracht hat. Der in Ostende B Capitain des „Triton“ hat diese Nachricht dort mitge=- thent, 2

Die antwerpener Deputation, welhe vom Gouvernement einen Zahlungs - Aufschub für die in den nächsten Tagen fälligen Wechsel verlangt hatte, is unverrihteter Sache heimgekehrt. Das Ministe- rium hat als Grund der Weigerung geltend gemacht, daß es feine

Ausnahme statuiren könne, und daß, gewähre man dies den Antwer- penern, man es den anderen Handelsstädten eben so gewähren müßte.

"Mos glaubt, daß heute der belgische Gesandte in Paris offiziell die Republif anerkennen wird.

Gestern is} ein starker Transport mit Geld aus Frankreich für

die belgische Bauk angekommen. Ueberall hat das Mißtrauen gegen die Bankzettel aufgehört.

Köln, 4. März. (Rh. Beob.) Ein gestern Abends mit dem lcht:n Cisenbahnzuge von Brüssel hier eingetrossener Reisender Zrzählt, und zwar, wie er behauptet, als Augenzeuge, daß am Dons- Zerstag Abend (2, März) auch in jener Stadt, die übrigens bis da- Hin der erfreulichsten Ruhe genossen, eine Pöbel-Demonstration statt efunden habe, welche möglicherweise sehr ernste und bedauerliche Folgen hätte nach sich zichen können, wenn nicht der König durch Fein muthiges und energishes Auftreten den Sturm beschwichtigt hätte, Eine große Menge Volks drang nämlih lärmend gegen den König!ichen Palast; in welcher besonderen Absicht, hat der Berichter- statter nicht erfahren können. Mitten unter dem Toben der aufge=- xegten Massen erschien plöblih der König selbst auf dem Balkon, ernst und ruhig, fragte mit starker Stimme, nas die Menge begehre, jedes zulässige Verlangen werde erfüllt werden. Das imponirte den Leuten so sehr, daß sie nah kurzem Verstummen jede revolutionaire Forderung vergaß:en und dagegen in ein eben so stürmisches und oft wiederho!tes: Vive le roi! ausbrachen, als sie vorher im entgegen- geseßten Sinne getobt hatten, Sofort verliefen sich die Volksmassen, und baid nachher war die Stadt ruhig. Die brüsseler Blätter vom 3, und 4. März enthalten jedoch nichts, was diese dur Reisende verbreitete Nachricht von einer Pöbel - Demonslration in Brüssel auch yur entfernt erflären fönnte.

Handels - und Börsen - Üachrichten. Berlin, den 7. März 18459.

Wechsel - Course.

| Brief. | Geld. =- | 146 | 1433 | 1513

Amsterdam do. 250 Fl. 300 Mk.

Hamburg

do. 300 Mk. London « 1 Lst. D C S E S CD00 EDA A0 300 Fer. Wien 10 20 Xr 150 F1.

| 1515

Augsburg 150 F1. 102%

| | | 100 Thlr. | 160 Thlr. \

Breslau Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss. .

Frankfurt a. M. südd, W. „e... - 100 Fl. ‘2 Mt. | 4 100) SRbI. | 3 Wochen | 107% |—

Petersburg

Inländische Fonds, Pfandbrief-, Kommmal- Papiere und Geld - Course.

|Ze.) Brief. | Geld. | Gem. St. Schuld-Seh. 34| 847; 833; | Seeh. Präm. Sch. Zil S8; S7 K.u.Nm. Schuldv.|3{| S817 | 803 Berl. Stadt-Obl, [35 Westpr. Pfandbr. 35 Gros3b.Posen do.| 4 do. do. 33 Ostpr. Pfandbr. 35 Pomm. do. 35|

|Zt.| Brief. | Geld. | Gem, Kaur- u. Nin. Pfdbr, 3L| S867 89%; Schles1sche do. Zt E - do. Lt. B. gar. do. (3%

2 Pr. Bk-Antk.-Sch |—|

Friedrichsd'or. And.Goldm.à9Dth.

Disconto. d

Ausländische Fonds.

Poln, neue Pfdbr. do. Part. 500 FI. do. do. 300 Fl. Hamb. Feuer-Cas, do.Staats-Pr. Anl Holl. 25 % Int.

Kuyb.Pr.O. 40 thb. Sardin. do. 36 Fr. N. Bad. do. 35 FI.

Russ. Hamb.Cert. do.beillope3.4.S. do do: L Anl: do. Stiexl. 2.4.A,

00, 00: 5 A, do. v. Rthsch.Lst. do.Poln.SchatzO. do. do. Cert. L. A. do.do.L.B.200FI. Pol. A. Pfdbr.a.C.

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Eisenbahn - Actien.

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Volleing. O. Schl, Lt. A |3? do. Prior. |‘ O.Schl. L.B. |f ál A e B. Ptsd. Mgdb. ch do. Per. B. 40, 0: Rhein. Stm, do. Prior. do. St. Pr. do.v.St. gar. « Sächs. Bayer. Sag.-Glog.

Amst. Rott. Arnh, Utr. Berl. Anh.A. do. Prior. Berl. Hamb. do. Prior. Berl. Stett. Bonn-Cöln. Bres], Freib. do. Prior. Chem. Risa. Cöln, Mind.

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do. Prior. Cöth. Bernb. i Cer. Ob. Sch. Thüringer, Whb.(C.O0.) do. Prior. Zarsk. Selo, E Quit. Bog. |# 4% la % Aach, Mastr. |30 Berg. Mrk. |70 Berl. Anb. B. |45 33:18. Bexb. Ludw. |70 70% etw, bz. Brieg-Neiss. 90 82% G. Thür. V. 20 91 bz, Magd. Witt. |60| 48 bz. u. B. do. III. Ser. 90 B. Nrdb. F. W. |75/ 427 a 42 bz. Nrdb. K. Fd, ieh Starg. Pos. §0164 a 60 bz. (Schluss der Börse 3 Uhr.) t

Düss. Elberf. do. Prior.

Gloggnitz. Hmb. Bergd. Kiel-Alt. ¡j Lpz. Dresd, Löb. Zittau. ¡ Magd. Halb, Magd. Leipz.

do. Prior.

¡i Mecklenb. N, Schl, Mk. do. Prior. do. Prior.

| í | Dresd. Görl. | | j j | | | 1 1 1 ¡

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Die Börse batte anfangs cin etwas besseres Anschen, als gestern, doch stellten sich bald viel Verkäuser heraus, wodurch die Course zum Theil niedriger als gestern blieben.

Angaben wir übrigens im Einzelnen nit verbürgen können, meldet / „„„„udwig Philipp, der sich an Bord eines

: Getraide-Bericht. a Am SdiBaens gens waren die Preise wie folgt: eizen 92—3 tinter. Roggen loco 36—38 Kthlr. 5 f E 227 RthIr. bez, u. Br., 34 G. - Mai /Juni 35—347 Rthlr. Jon fut 254-35 Hille. ‘G. Hafer 48/52 pfd. 22—23 Rihlr. - 48pfd. pr. Frühjahr 21 Rthlr. - 50 pfd. - 22 Riblr. Gerste 32—34 Ethlr, Rüböl loco 105 Rth'r. - April/Mai 402 Rihlr. Br., 10% G. - Sept. ÇOkt. 105 Rthlre. Br., 107 G. Spiritus Ichco 177 Rthlr. - Frühjabr 18/—18 Kthlr. - Mai /Jnni 19 Rthlr. - Juni /Juli 193 Lithlr.

Marktpreise vom Getraide, Berlin, den 6. März.

Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 5 Sgr., auch 2 Rthlr, 3 Sgr. 9 Pf.z Noggen 1 Rthlr, 19 Sgr. 5 Pf., auch 1_Rthlr. 13 Sgr. 2 Pf.z große Gerste 1 Rthlr 10 Sgr.z Hafer 1 Rihlr, 2 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr, 1 Sgr. 3 Pf.

Zu Wasser: Weizen 2 Nthlr. 10 Sgr , au 2 Nthlr; Roggen 1 Rihlr. 18 Sgr. 9 Pf., auh 1 Rihlr. 417 Sgr. 6 Pf.z große Gerste 1 Rihlr. 15 Sgr., auch 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf.z Hafer 1 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf., auh 27 Sgr. 6 Pf.; Erbsen (\{lechte Sorte) 1 Nthlr, 20 Sgr.

Sonnabend, den 4, März.

Das Schock Stroh 8 Rthlr. 10 Sgr., auch 7 Rihlr. 20 Sgr.z der Centner Heu 1 Rthlr, 5 Sgr., auch 25 Sgr.

Königsberg, 3. März. Ma rktbericht, Zufubr gering, Wei- zen 50— 64 Sgr. pro Schffl. z Noggen 0 11 Sgr. pro Schffl, ; große Gerste 31 40 Sgr. pro Schffl, fleine Gerste 33— 40 Sgr. pro Sch}fl. ; Hafer 24-—26 Sgr. pr. Schsfl.5 graue Erbsen 60 80 Sgr. pr, Schffl. z weiße Erbsen 55 60 Sgr. pr. Scheffel; Heu 13 Sgr, pro Ctr.z Stroh 90 —- 95 Sgr. pro Schock.

% Breslau, 6. März. gelber 50, 58 bis 635 Sgr. ziemlich.

Roggen war stark offerirt und erfuhr in Folge dessen in dcn besten Sorten eine Preis-Ermäßigung. Man bezahlte 42, 47 bis 51 Sgr., pr. Connoiss. 86pfd. 41 Rthlr. Geld, 84pfd. 40 Rihlr, Geld,

Gerste 372, 435 bis 48 Sgr.

Hafer 222, 26 bis 275 Sgr.

Rothe Kleesaat matter und 65 12 Rthlr. s{hwer zu bedingen, Es blieb heute Mehreres unverkauft.

Weiße Kleesaat 65 bis 12 Rihlr, ganz nominell und ohne jede Kauflust,

Spiritus fester, wegen vermindeiten Angebots, loco 9 bis 975 Rthlr, bezahlt, zuleßt 9 Rthlr. Geld, Auf Lieferung wurde Mehreres, namentlich per Mai oder Juni gehandelt und 9% Rthlr, bezahlt, was zu bedingen blieb, März 9! Nthlr. bezahlt, Juni, Juli, August 97 bezahlt.

Zink ganz nominell,

Die Geldnoth wird immer fühlbarer und stört bereits bedeutend den Handel, Der Schluß der Börse war für alle Effekten und Actien, nach- dem sich mehrere Gerüchte verbreitet hatten, schr matt.

Börse. Oesterr, Banknoten 100%, % u. 101 bez. Staatsschuldscheine 854 Br. Schles. Pfandbriefe Lit. A. 93 Br., do. Litt, B. 4proz. 95 Br,

Actien, Oberschles. Litt. A. 90 Br., dito Litt, 6, 83 Gld, Bres» lau - Schweidniy - Freib, 89 bez. Köln - Minden 79% und ¿ bez. und Br, Neiße - Brieg 40 Br, Krakau - Oberschlesische 50 bez. und Br, Fricdrich- Wilhelms-Nordbahn 445 bez.

Auswärtige Börsen.

Antwerpen; 3. März. Zinsl, —. Neue Anl. 13

Leipzig, 6 März Leipz. Dresdn. Act. 1027. 10). Säüchs. Bayer, 83 Br. Süchs, Schles, 80 Br. Cbem. Ries. 30 G Löb. Zitt. 33 Br. Mga. Leipr.. 205 Br. Berl. Anb. Lt, A. 100 Br. Lt. B, 91 Br. Dess, Bauk-Act 9957. 96.

Londo n, 2. März. Conus. 3% 82. 25% Holl, 435. 4% do. 743. Ard, 147. Pass. 32. Engl. Russ, —-. Mex. O. Byras. 78 Peru 295,

Weizen, weißer 55, 61 bis 68 Sgr., Die Offerten waren klein, die Kauslust

Berlin, 7. März. Da nachstehende Bekanntmachung aus Köln vorgestern zu spät hier einging, als daß sie in alle unsere auswärtigen Exemplare aufgenommen werden fonnte, so theilen wir dieselbe für diesen Theil unserer Leser hier nachträglih noch mit: „Die Ruhe der Stadt Köln is heute Abend in bedauerlicher Weise gestört worden. Es hat eine Anzahl von Persfouen gewagt, den in Ausübung seines Berufes im Rathhause versammelten Gemeinde= Rath nicht mit Bitten, sondern mit „Forderungen des Volkes“ zu bestürmen und versucht, eine Genehmigung von Antr*gen durch Ge= walt zu erzwingen, die in ordnungsmäßigem, geseßlichem Wege bei den loyalen Vertretern der Stadt in keiner Weise Eingang finden fonnten,

Diese „Forderungen des Volkes“, wie sle in vielen Exemplaren vertheilt und laut verlesen wurden, lauien:

l) Geseßgebung und Verwaltung durch das Volk. Allgemei- nes Wahlrecht und allgemeine Wählbarkeit in Gemeinde und Staat.

2) Unbedingte Freiheit der Rede und Presse.

3) Aufhebung des stehenden Heeres und Einführung einer allge- meinen Volksbewaffnung mit vom Volke gewählten Führern.

4) Freics Vereinigung®srecht. E

5) Schub der Arbeit und Sicherstellung der menschlichen Bedurs= nisse für Alle. S S E

6) Vollstäudige Erziehung aller Kinder auf öffentliche Kosten.

Es wurde unter aufrührerischen Reden die Versammlung der Gemeinde-Verordneten eine geraume Zeit in dem Rathhause belagert, bis die bewaffnete Macht den Rathhausplaß von der zahlreich ver sammelten Menge säuberte und einer der Rädelsführer, der seit län gerer Zeit den Behörden als solcher bezeichnet war, zur Hast ge- bracht wurde. Er ist der Justiz überantwortet. Die gerichtlihe Un=- tersuhung wird sofort über dies in unserer Provinz unerhörte Attentat eingeleitet werden. S

Die friedliebenden Bürger Kölus werden mit mir diese Ver= lezung des Gesebßes und der Ordnung beklagen. Die Behäden recdh= nen auf ihren Beistandz es wird die vereinte Kraft und Wachsam- keit Beider ferneres Unheil, das durch die Conspiration Böswilliger planmäßig vorbereitet wurde, von der Bevölkerung einer ruhigen, glülihen Stadt mit Erfolg abzuwenden wissen.

Köln, den 3. März 1848.

Der Regierungs-Präsident, von Raumer.“ Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 8. März. Jm Schauspielhause. 44ste Abonnements - Vorstellung: Der Rückfall , Original - Schauspiel iu 4 Abth, vou A. P. Werner. Hierauf: Der Rechinungsrath und seine Töchter, Original-Lustspiel in 3 Abth. , von L, Feldmann.

Königsstädtisches Theater. Mittwoch, 8. März. (Jtalienishe Opern-Vorstellung.) Rohberto il Diavolo. (Robert der Teufel.) Oper in 5 Abth.

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Verantwortlicher Redacteur Dr. J- W. Zi ufeifsen.

Jm Selbstverlage der Expedition.

Gedrucft in der Deerscheu Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei. Dritte Beilage

651

Mittwoch den S. März.

Dritte Beilage zur Allgemeinen Preußischeu Zeitung.

A GLE

Hesterreichische Monarchie. Briefe aus Wien. (Eindruck der Er- eignisse ín Paris; Truppenbewegungen; Vermischtes.) und Prag. (Stimmungz die Stände.)

Frankreich. Paris. Unterrichts - Maßregeln. Wiedereinseßzung des Zeitungsstempels. Die Verhandlungen über die Arbeiterverhältnisse. Landwirthschafilicher Kongreß, Vorschläge Eugen Sue?s, Die Fou- rier - Prouchonsche Partei. Die Sollicitanten. Haltung und Farbe der verschiedenen Zeitungen. Künstler - Petition. Berichte aus den Provinzen, Verwaktung der ehemaligen Civilliste und Privat-Domaine. Náheres über den Angriff auf die Tuilerieen, Vermischtes, Mittheilung Lord Normanby’s an Lamartine, Rundschreiben dcs Kriegs - Ministers, Die Régierungs-Kommission für die Arbeiter und Beschluß auf ihre Vorschläge, Die Schwierigkeiten der sozialen Pro- bleme. Vermischtes.

“talien, Genua. Abgang eines österreichischen Bataillons nach Parma,

= _ Nacrichten aus Neapel, Messina und Livorno,

Wisseuschaftliche und Kunst-Nachrichten. Königl. Opernhaus. (,Euryanthe““,) Archäologische Gesellschast, Trinkschalen und Ge- fáße des Königl, Museums zu Berlin und anderer Sammlungen, Der zoologische Garten.

Handels- und Börsen-Nachrichten,

Oesterreichische Monarchie.

Bien, 2. Marz, Wix. leben in emer sehr aufgeregten Zeit, täglich, ja stündlich kommen aus der Ferne neue und immer mehr beunruhigende Nachrichten. Die Bestürzung wird eine mehr verbreitete, sie erfaßt Alles mit Bangen, Kaum waren vorgestern am Morgen durch telegraphishe Depesche die in Paris ausgebrochcnen Unruhen bekannt, so verbreitete sich am Abend die Nachricht, König Ludwig Philipy have zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von Paris, abgedaukt, die Regentschaft und die Bildung eines neuen Mi- nisteriums angeordnet. Schon hatten die von diejer ganz unerwar= teten Nachricht überraschten und bestürzten Gemüther einige Hoffnung gewonnen, sih durch eine günstige Juterpretation zu beruhigen ge=- sucht, da ertönt das Gerücht vou dem Umsturze der monarchischen Verfassung, der Flucht des Königs und der Königlichen Familie aus Paris. Solche Kunde in kaum 48 Stunden bei dieser wahrlich stür- mischen Zeit konnte die diistere Stimmung uur erhöhen. Der Ausdru in jeder,Miene scheint die Frage zu beschäftigen, was können uns die nächsten 24 Stunden Fürchterliches bringen, wer hätte vor einer Woche von solchen Ereignissen auh nur eine Ahnung gehabt? Diese düstere Stimmung ausgenommen, die vor der Hand dem Umsaß im Allgemeinen, der Geschästsstockung neue Verlegenheit bereitet, ist es bis jeßt ruhig und das Verlangen, diese Ruhe zu erhalten, sie durch Konzessionen zu sichern, vorherrschend. Die meiste Bewegung is un= ter dem Militair, wie cs die Zustände verlangenz bereits is das Jn- fanterie-Regiment stenwerther aus Olmüß, Lichteustein Chevaux= legers - Regiment aus Wels in Ober - Desterreich und eine Raketen= Batterie aus Wien agusmarschirt zur Verstärkung der italienischen Armee.

Dem namenlosen Nothstande der Bewohner des teshener Kreises in bsterreichischen Schlesien spendet der anerkannte, nie ermüdende wiener Wohlthätigkeitssinn die möglichste Unterstüßung, und reiche Gaben zur schleunigen Milderung des großen Elends werden allenthalben agejammelt.

k Rom 4. März werden jeden Sonnabend Morgens in dem Kaiserlichen Haupt = Zoll - Amte zu Wien Eilgüter . zur Beförde rung nah Pesth bis zum Bêlalse von 1200 Ci our die Donau - Dampfschifffahrt übernommen. Spôäterhin wer= den wöchentlich zwei Expeditionen von derlei Gütern besorgt. Die regelmäßigen Fahrten der Dongu haben begonnen, und die Schiffe der Gesellschast befahren die ganze Strecke von Linz bis Galacz, zwischen Linz und Wien im Monate März und April zum zweiten

Tag, vom 1. Mai täglih hin und zurück, dagegen zwischen Wien und Preßburg, Wien und Pesth täglih hin und zurück. Für die

Strecke Wien - Orsova und Galacz besteht ein doppelter Dienst, ein gewöhnlicher und ein Eildienst._

Die X V1, General - Versammlung der Actionaire der allerhöc} privilegirten Kaiser Ferdinands Nordbahn wird am 30, März, jene der Dongu-Dampfschiffsahrt aber noch im Laufe des Monats Mai abge= halten,

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4 Prag, 3. März Die weltershütternden pariser Ereignisse, die nicht blos die politishe Gestaltung Europa?s , sondern auch die jeßige Basis des allgemeinen Rechtes und die Errungenschaften der Kultur bedrohen, müssen besonders in Oesterreih Gefühle banger Sorge hervorrufen, Wie sonst nirgends in Deutschland, hatten in leßter Zeit die Verhältnisse bei uns ohnehin immer verwickelter sich gestaltet ; allge= mein fühlte man die Ueberzeugung, daß etwas geschehen müjse, um endli so manche allzu lang vertagte Fragen zu lösen, Mißverhält= nisse zu ordnen, Kousflifte auszugleichen, und nur über das Wie fonute mau sich nicht ret klar werden; dazu kamen noch die Wirren in Jtalien , deren Einwirkungen auf einen der wichtigsten Theile der Monarchie nur allzu bekaunt sind und die leider ohnehin schon so weit gedichenen Jsolirungs - Tendenzen in eine eue verhängnißvolle Phase brachten, deren Schwierigkeit noch vermehrt wird durch finan= zielle Bedränguisse, deren Folgen bereits in den verschiedensten Krei- sen bemerkbar werden. Daß unter diesen Umständen die Sorgen der inneren Lage durch die jezige unheilschwangere Gestaltung der Ver- hältnisse nah außen nur vermehrt werden müssen, is be- greiflih, und es bedarf daher Je8r mebr als je: des eini= agen Zusammenwirkens aller Besonnenen, um dem hereinbrechenden Uebel gewachsen zu sein und dur aufopfernde Hingebung für den Monarchen die schwierige Aufgabe der Regierung erleichtern zu hel= fen, Mit rühmlichem Beispiele werden auh hier unsere Stände vorangehenz bereits gestern haben 20 Mitglieder derselben, die durch Gesinung, Besiß und Stellung zu den angesehensten der ganzeu Corporation gehören , die unten folgende Eingabe an den Landes= Ausschuß gerichtet, die, wenn auch in der durch den Drang des Mo- ments gebotenen fürzesten Fassung, doch die erfreulihste Bereitwillig= feit bietet, nicht blos für die Beschwichtigung der bisherigen Konflikte, sondern auch für die loyalste Mitwirkung zur Gestaltung einer bes= seren Zukunft durch Erweiterung der Landes - Repräsentation vermit= telst Beiziehung der bisher ausgeschlossenen Elemente des Bürgerthums. Vie dieser Schritt der Stände bereits die lebhafteste Anerkennung der Beoölkerung findet, so ist auch dessen wohlwollende Aufnahme nach oben vorauszusehen, wo die Wichtigkeit einer so kräftigen Stübe, wie sie hier sich darbietet, uicht verkannt werden wird. Wie aber dieser Aufschwung nach innen wohlthätig wirken wird, so muß er auch un=- sere Beziehungen zu den übrigen Staaten des deutshen Bundes in cin günstigeres Verhältniß bringen, wie dies ja auch in Preußen der

Fall war seit dem großherzigen Akte vom 3, Februar v. J., der, be- reits reih an segensreihen olgen, besonders im jeßigen Momente, seinen boheu Werth zum Volksöbewußtsein „bringen wird niht blos fir die Maht und Einheit Preußens, sondern des gesammten Deutschlands, das den heranziehenden Sturm dcsto schneller und siche- rer abwehren wird, je- fester und einiger dessen Fürsten und Völker sich an einander schließen. 5

Die erwähnte Erklärung der Stände - Mitglieder lautet, wie

folgt : S S „Hochlöblicher ständischer Landes-Ausschuß !‘“ Die Gefertigten Landstände erachten es bei der gegenwärtigen

Beitlage für unumgänglich nothwendig, daß den Ständen Böhmens

Gelegenheit gegeben werde, in legaler Form dem Allerhöchsten Throne gegenüber ihre loyalen und treuen Gesinnungen auszusprechen und die Versicherung niederzulegen, wie sehr es ihnen Bedürfniß ist, in dem jeßigen ernsten Zeitpunkte sih fest um den Thron zu haaren, jedes Opfer zu bringen, welches das Wohl der Dynastie und der ge- E aintèn Monarchie fördern sollte, und auch zu jeder, dem Nuten und Frommen des Vaterlandes entsprechenden Erweiterung der ständischen Landes-Repräsentation freudig und bereitwillig die Hand zu bieten, Auf Grundlage dieser Ueberzeugung legen die Gefertigten dem Hochlöblichen Landes-Ausschusse hiermit die Bitte vor, die glich st \chleunige Ausschreibung einer ständischen Versammlung in geetig- netem Wege in Anregung zu bringen. (Folgen die Unterschriften.) Prag, am 2. März 1848.

Fred.

Paris, 2. März. Nach einem Rundschreiben des Unterrichts= Ministers, Herrn Carnot, an die Rektoren der Akademieen sollen fortan alle Zweige des öffentlichen Dienstes ihre polgtechnisihe Schule erhalten, Der Elementar-Unterricht soll in seinem ganzen Umfange unentgeltlich ertheilt werden, der mittlere Unterricht allen beim Elementar =- Unter- rit sich besonders auszeichnenden Schüleru zugänglich sein, und den Zutritt zum höheren Unterricht soll allein die gut bestandêne Prüfung eröffnen. Ferner hat der provisorische Unterrichts-Minister den beiden oberen Studien-Kommissionen für Rechtswissenschaft und Medizin noch eine Tritte Kommission, für die allgemeinen wissenschaftlihen und literari= hen Studien hinzugefügt; sie soll aus 30 Mitgliedern bestehen, von denen 20 vom Minister ernannt sind, die ihrerscits noh 10 andere gus den Beamten des Elementar- und Sekundär - Unterrichts hinzu- wählen sollen. Die 20 ernanuten Mitglieder sind: Jean Reynaud, Präsident der Kommission; Berangerz Bravais, Schiffs - Lieutenant und Professor an der polytehnischen Sczulez; Burnouf, Mitglied Les Instituts und Professor am Collége de France; Cournot, vom Uni=- versitäts - Conseil , General - Jnspektor der strengen Wissenschaften ; Duhamel, vom Justitut, Studien-Dirxektor an der polytechnischen Schule und Konferenzen =- Direktor an der Normal - Schulez

. Dutrey, General - Jnspektor der freien Wissenschaften; Elie de

Beaumont, vom Justitut, Professor am Collége France und an der Bergwerks\schulez Geoffroy St, Hilaire, vom Justitut und vom Universitäts - Conseil , Professor am naturhistorischen Museum; Heuri Martin; Poncelet, vom Justitut, Professor an der Fakultät der s\tren- gen Wissenschaften in Paris und Obers beim Geniewesenz; Leclerc, vom Jnstitut und vom Universitäts - Conseil, Dekan der Fakultät der freien Wisseaschaften in Paris; Liouville, vom Justitut und vom Län- gen - Büreau; Leplay, Professor an der Bergwerks\chule; Michelet, vom Justitut, Professor am Collége de France; Quinet, Professor am Collége de France; Reynauo, Professor an der polytechnischen Schule und an der Schule für Brücken und Chausseen z Serres, vom Jnstitut, Professor am naturhistorishen Museum ; Transon, Rcpetent an der polytehnishen Schule ; Charles Renouvier, ehemaliger Zög- ling der polytehuishen Schule, Secretair der Kommission. Herr Paulin, ehemaliger Geschäftsführer des National, ist vom Mini- ster des öffentlichen Unterrichts beauftragt, cinen Plan zur Einrich= tung von Kommunal-Bibliotheken auszuarbeiten.

Im Moniteur lies man: „Der Finanz-Minister is in Kenut- uiß geseßt worden, daß verschiedene Journale, ohne mit dem Stcem= pel versehen zu sein, in den Straßen vertheilt und von der Post ver- sandt sind. Er hat den Beschluß gefaßt, daß vom 5. März an die Stempel-Geschze wieder in Kraft treten, Die Regierung zweifelt nicht, daß die Organe der Publizität und der öffentlichen Meinung die er- sten sein werden, das Beispiel des Gehorsams gegen die Gesebße zu geben bis zu dem Tage, wo eine freie und vollständige Prüfung ge- stattet haben wird, die Reformen darin einzuführen, welche nöthig sein möchten,“ Noch gestern Abend um 10 Uhr fand in Folge die- ses Dekrets eine Versammluxg fast sämmtlicher Redactionen in den Büreaus des Courrier francais statt. Die Berathung dauerte bis gegen 1 Uhr Nachts, Troß der späten Stunde und troß eines furchtbaren Plaßregens, der vom Himmel goß, begaben sih dann alle Anwesende nah dem Stadthause, um der provisorischen Regierung ihre Protestation gegen die Wiedercinführung des Stempels und der Cautionsleistung zu übergeben. Die Mitglieder der Regierung waren sämmtlich nicht zugegen, Der General - Secretair aber empfing sie und versprach, die Protestation unverzüglich vorzulegen und zu befür= worten, Man erwartet die Entscheidung stündlich.

Im Laufe des gestrigen Tages empfing die provisorische Regie= rung wieder eine Menge Handwerker. Deputationen, die alle auf Vr= ganisation der Arbeit drangen. Die Regierung antwortete ihnen, daß die im Luxembourg zusammentretende Kommission sih unverzüglich mit der Wsung der Frage beschäftigen werde, und heute erscheint folgende Proclamation :

„Bürger! Die „Regierungë-Kommission“/ für die Arbeiter ist heute in Function getreten, Auf diese Bänke, wo noch fürzlih die Gesezgeber des Privilegiums , die Pairs von Frankreich, saßen, hat jeyt das Volk sich ge- seßt, gleichsam um materiell Besiß von seinem Nechte zu nehmen und den Play seiner Souverainetät zu bezeichnen. Arbeiter, Eure Kameraden haben vor uns die Juteressen erörtert, welhe Euch theuer sind, Bis die Negie- rungs-Kommission durch die Wahl von Delcgirten der verschiedenen Stände sich kompletirt hat, beschäftigen wir uns damit, die auf die Stunden der Arbeit und auf die Abschaffung der Marchandage bezüglichen Fragen zu lösen, Und jeyt, Bürger, beeilt Euch, Eure Arbeiten wieder gufzunehmcnz bedenkt, daß eine Stunde Zögerns ein verlorener Say für das Vaterland ist, Jhr seid mit die Stärke und die Besorgniß der provisorischen Regic- rung der Nepublik,“

Ueber die Beschlüsse der provisorishen Regierung zu Befriedi- gung der Arbeiterforderungen äußert sih das Journal des Dé= bats folgendermaßen :

„Die provisorische Regierung macht große Anstrengungen, um dem Volke in wirksamer Weise Arbeit zu sichern. Zn Paris und dessen nächstêr Umgebung entfaltet sie die meiste Thätigkeit, weil hier der Mangel an Ar- beit die meisten Unannehmlichkeiten und Gefahren haben würde. Alles dies ist indeß vorübergehend und theuer, In solchem Fall wird wenigstens ein Theil der Arbeiten nur deshalb unternommen, um Hände zu beschäfti- gen, niht um des Nuyens der Arbeiten an und für sich willen, Wenn diese Bemerkung nicht auf die Arbeiten paßt, welche gegenwärtig angeordnet sind, so wird sie auf die passen, die man morgen dekretirt, Und dann ist es nicht blos eine große Ausgabe, sondern für einen großen Theil der Ar-

beiter sind diese Erdarbeiten au eine peinliche Beschästigung, die nichis mit ihrer eigentlichen Profession zu thun hat und die sic nur mittelmäßig zu verrichten verstehen, Sie is in ihren eigenen Augen eine prekäre Hülss- quelle, und nur ungern befassen sie sich damit. Die Arbcit, welche den Ar- beiter zufriedenstellt, welche allein ihm lieb is, weil sie die einzige ist, die er versteht und die izm deshalb allein angemessen bezahlt werden fann, ist die, welche freiwillig aus dem Jnnersten ter Gesellschaft hervorgeht. Die freie Arbeit is es, welche die natürlihe Bewegung der Production und Consumtion herbeiführt, welhe die Industrie mit ihren Kapitalien befruch- tet, die sih immer neu gebären, indem sie sich in dem Maße vervielfachen, als sie sich am Heerde der industriellen Thätigkeit des Landes fonsumiren. Diese Arbeit is es, die wir gern bald mit ihrer gewohnten Entwickelung wieder erscheinen sehen möchten. Diese Arbeit is keine Last für den Staat, sie bereichert ihn. Sie i} kein gebotencs Palliatio gegen ein drohendes Uebel, sie ist das Leben der Nation selbs, Diese Arbeit wird wiederkehren, wenn das Vertrauen wiederhergestellt is, eher aber nicht. Damit das Ver- trauen sich wieder herstelle, bedarf es der Mitwirkung Aller. Es hängt nicht von der Regierung ganz allein ab, sich zu regenerirenz; sie vermag darin Etwas, und Alles, was sie vermag, thut sie, Aber die Bürger ver- mögen darin unter den gegenwärtigen Umständen weit mehr, als sie. Sie vermögen es durch die Cinhelligkeit ihrer Hingebung für die öffentliche Ord- nung, durch ihre Eintracht in Weisheit und Mäßigung, durch die Achtung Aller vor den Prinzipien, auf welche die ganze Gesellschaft gegründet ist und sein muß. Jn solchen Augenblicken wie dieser i Jeder aus eige- ner Machtoollkommenheit Gebieter über die soziale Stabilität und kann für seinen Antheil zur Wiederkehr des öffentlichen Vertrauens beitragen. Wir üben Alle eine Art Magistratur, weil wir über das volle Maß unseres freien Arbitriums verfügen, ohne daß cine öffentlihe Gewalt da wäre, um uns an die Negel zu e:innern, Jeder muß sich auf die Höhe dieser feicr- lichen Stellung verseßen und dort bleiben, bis die große Erfahrung, welche die Verfassung neu schaffen muß, vollbracht ist. Das Vertrauen und mit ihm die Arbeit wird erst daun wiederkehren, wenn jeder Einzelne sichtbar um sich herum, unter allen seinen Mitbürgern ohne Ausnahme, ten uner- schütterlichen Entschluß bemerkt, diese cines freien Volkes so würdige Relle bis ans Ende zu erfüllen, und, wir erklären es laut, Alles deutet darauf hin, daß man allgemein dazu geneigt ist,“ : Der Handels - Minister hat den Gießcereibesißern in der Straße St, Martin, Gebrüdern Schönberg, welche in einem Schreiben an ihn den Beistand der Regierung für einen beabsichtigten Verein zwi- \chen Meistern und Arbeitern nahsuchten, Folgendes geantwortet : D habe Jhr Schreiben mit vielem Interesse gelesen. welches die Regic= rung zur Verwirklichung eines Vereins zwischen Meistern und Arbei= tern aufruft. Da meinem Departement mehrere Gesuche derselben Art zugegangen sind, so habe ich eine Kommission gebildet, welche die verschiedenen Entwürfe prüfen und mit ihren Urhebern sih benehmen soll, Jch werde diescr Kommission, wenn man es von mir wünscht, ein Mitglied jedes der beabsichtigten Vereine zugesellen, da es mein Wunsch i}, daß alle Juteressen, alle Ansichten vollständig vertreten werden.“ Dieje Antwort beshwichtigte einstweilen eine Gährung, welche sich in den Werkstätten der Herren Schönberg fundzugeben vegann. j Zu dem landwirthschaftlichen Kongreß, der am 28. Februar seine Sihungen in Paris eröffnete, haben sich 220 Mitglieder eingefunden. Der Herzog Decazes leitet denselben. Jn ihrer zweiten Sißung wurde der Versammlung mitgetheilt, daß die provisorische Regierung im Louxemburg eine permanente Kommission zur Wahrnehmung der Angelegenheiten des Ackerbaues eingesegt habe; man beschloß, dafür zu danken und um Aufnahme mehrerer Mitglieder des Kongresses in diese Kommission zu ersuchen.

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Eugen Sue hat unterm 28, Februar aus dem Departement Loiret folgendes Schreiben an“ den Commerce geri tet :

„Die Bewahratstalten, die Zufluchts\säle, die Aufnahmehäuser für ar- beitsunfähige Proletarier sind auch für die Arbeiter auf dem Lande Anstalten von der höchsten Nothwendigkeit, Da die Feldarbeit den ganzen Tag über die Männer und beinahe auch immer die Frauen außerhalb und fern von der Wohnung hält, so können die Kinder jeden Alters nicht die erfor- derliche Fürsorge empfangen, und oft wird deren Verlassenheit durch tas Einzelstehen der Wohnungen noch gefährlicher. Möchte es uns erlaubt scin, die Aufmerksamkeit unserer glorreihen und brüderlichen republikanischen Regierung auf diese wichtige und dringende Frage hinzulenken und zu hof fen, daß vermittelst ihrer thätigen Mitwirkung, vereint mit dem unzweifel- haften Beistande der Stadtbehörden, der Grundbesißer und der Geistlichkeit der Bezirke, jede Gemeinde bald mit den Eingangs bezeichneten drei Haupt- Justitutionen ausgestattet scin werde. Dann wäre auf dem Lande das Loos der zwei Alter gesichert, welche das meiste Mitleid einflößen:+ des Greisenalters und der Jugend.“

Die JFourieristisch=Proudhonsche Partei, mit dem bekannten Volks= redner Soubrier an ihrer Spibe, hält heute Abend eine General- Versammlung. Als Programm hat sie folgende Proclamation an die Straßenecken anschlagen lassen :

„Freiheit, Gleichheit, Brüderschaft, Solidarität der Völker, Liebe für alle unsere Brüder! Wir verlangen: 1) Das Recht auf Arbeitz- Verpflich- tung der Regierung, die Arbeit zu leiten, zu organisiren und selbst ein Mi- nimum des Ertrages allen Gliedern der Gesellschaft zu verbürgen. 2) Ar- beiter-Jnvalidenhäuser. 3) Landesvertretung im rationellsten Sinne ; Ab- \haf}ung des Despotismus auf ewig. 4) Vollständige, freie und unbe= \hränkte Volkserziehung auf Staatskosten. 5) Sparkassen, aber nicht als todtes, sondern als Betriebskapital für die Arbeiter ; das Volk ist von jeßt an sein eigener Banquier. 6) Abänderung der Gerichtez Jury für Alles und überall. 7) Unbedingte Gedankenfreiheit. 8) Progressive Steuern. 9) Bestimmung des Lohns nah Verhältniß der angewandten Kräfte und der Industrie, 10) Vertheilung des Gewinnes in demselben Verhältniß. 11) Steuern für Luxusgegenstände. 12) Allgemeines Stimmrecht, 13) Na- tional-Handwerkerstätten.“ | i

Der Commerce äußert: „Die Republik hat den Sollizitanten niht entmuthigt; wer könnte au so beharrliche Gier entmuthigen? Schon füllen si die ministeriellen Vorzimmer; man trifft dort die- selben Vorzimmer, dieselben Figuren; man hört dort die nämlichen unsinnigen Betheuerungen für die Republik, welche man vor 8 Tagen den Guizots, den Duchatels machte. Wenn die provisorische Regie- rung dies nicht beachtet, wenn sie diese schamlosen Gierigen nit aus ihren Vorzimmern vertreibt und nicht schon in den ersten Augenblicken das ganze Bewerbertreiben entmuthigt, so is die Republik von den größten Gefahren bedroht. Es wäre dann mit der Republik wie mit den Kindern, die {hon bei der Geburt das s{mähliche Erbtheil der Uuss\chweifungen ihrer Väter an si tragen.“ Als einziges Abhülfe mittel glaubt nun der Commerce die Wahl durch das Volk empfeh= en zu müssen. A i | “Bas r Journal des Abbé Lamennaits, E Peuple Consti= tuant, enthält unter Anderem auh einen Artikel über den Skan- dal des raschen Anschlusses der Anhänger der früheren Regie= rung an die Republik; Lamenna1® erblickt darin zugleich eine Gefahr für die neuen Zustände. „Wir stoßen überall ‘“, heißt es in seine Zournal, „auf diese Männer, selbst bis auf die Schwelle der „neuen Regierung, und unfer Patriotismus ist schon meh? als einmal verur=- theilt gewesen, über ihre Jutriguen wegzuschreiten, um ernste Píflich= ten zu erfüllen. Man darf sih über den ernsten und wahrhaft tra= gischen Charalter dieser außergewöhnlichen Lage nicht täuschen. Das wenigst geübte Auge muß ohne Mühe sehen, wie viel Falsches in dieser unerwarteten Anhänglichkeit, die sich so auf einmal an die Re= publik reiht, liegt. Diese Ergebenheits-Erklärungen, welche die neue Regierung bei ihrem Entstehen begrüßen, rihten sih keineêweges an