1848 / 73 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

nahmsweise Jemand eingelassen wurde. Laute unzweideutige Aeuße- j rungen der herrshenden Stimmung ließen si überall vernehmen, die Arbeiter in der Blouse wie die Personen höheren Standes und Ran= ges nannten einmüthig die unberufenen Bewohner des Schlosses Ge- sindel, Diebe und dergleihen, mit denen man furzen Prozeß machen müsse. Nur Wenige sprachen sich auch jeßt noch für Anwendung ver- söhnlicher Mittel aus. Die Mehrheit war für Anwendung der äu- ßersten Strenge: man sollte die Widerspenstigen mit Hunger und Gewalt zwingen. Selbst die Drohung der Meuterer, das Schloß anzu= zünden, steigerte nur noch die Gereiztheit gegen dieselben. Wäre ein solcher Versu gemacht worden, so wäre sicher kein einziger von den etwaigen Brandstiftern lebendig aus dem Palaste herausgekommen. Die an den Thoren wachthaltende National-Garde hatte alle Mühe, die Masse vom Eindringen abzuhalten; sie benahm sich mit der größ ten Ruhe, Festigkeit und Mäßigung und wußte dadurch ueuen Schreckens= Scenen vorzubeugen. So giug es fort bis spät Nachts; aber den Meuterern innen scheinen die außen von allen Seiten laut gewordenen Aeußerungen zu Ohren gekommen zu sein, so wie die von der National - Garde dem Volke gegebenen Versprehungen, daß sie heute sicher wegge\schaff}t werden würden. Die Stimmung außen hatte offenbar auf sie Eindruck gemacht, denn sie erklärten endlich dic sen Morgen selbsi, den Palast verlassen und sich der National-Garde ergeben zu wollen, Dies is denn nun auch wirkli geschehen. Die National-Garde rüdte diesen Morgen mit starker Macht in die betreffenden Gemächer und Säle des Palastes ein, uahm die Leute einzeln in Empfang und soll sie sogar, da man ihnen uihts Gutes zutraufe, gebunden nach dem Stadthause geführt haben. Dies geschah schon in frühester Mor- genstunde. Dort werden die Leute nun bewacht, und die nöthigen Schritte sind eingeleitet, um über ihre Personen, Wohnort, früheren Lebenswandel und Beschäftigung genaue Aufschlüsse zu erhalten und dann das weiter Nöthige über sie verfügen zu können. So ist denn endlich die provisorishe Regierung von einer Verlegenheit befreit, die nit blos für sie, sondern für Stadt und Staat eine ernstliche Ge- fahr zu werden drohte.

Jch habe oben bemerkt, daß die Zöglinge der Militairschule vou St. Cyr sämmtlih sogleich in den Dienst des Staates genommen worden sind. Diese Thatsache hat auch ihre mißlihe Seite, weil dadur die Zöglinge der polytechuishen Schule mißgestimmt worden sind, da ihnen nicht gleihe Begünstigung zu Theil wurde, obgleich sie in der That an dem Siege der Revolution einen viel thätigeren An- theil genommen haben, als die Zöglinge der Schule von St. Cyr, die ers nah vollbrachter Hauptsade in Paris eintrafen und ihre Dienste der Regierung anboten. Sie sind auh weit weniger unter den Massen beliebt, als die Zöglinge der polytechnishen Schule, Die Unzufriedenheit dieser kann der provisorischen Regierung nicht gleichgültig sein,

Der Finanz - Minister Herr Goudchaux hat, wie Sie aus den Zeitungen ersehen werden, seine Entlassung eingereiht, und Herr Garnier Pagès is} an dessen Stelle getreten. Die Gründe für den Schritt des Ersteren werden guf verschiedene Weise angegeben, eut- weder waren es Finanz- Verlegenheiten in seiner amtlihen Stellung oder in seiner Stellung als Privatmann. Der allgemeine Glaube neigt sih zu der leßteren Annahme hin, um so mehr, als auch die

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Handels- und Börsen-Hachrichten. ck% Wien, 7. März, Die Aufregung an der Börse hat etwas abge- nommen , sie is niht mehr von so arger Spannung, obgleich die Course noch immer niedriger notirt werden ; so waren 5proz, Metalliques mit 84%, 4proz. mit 69, Bank-Actien mit 1400, Nordbahn 84%, Gloggniher mit 76 gegen baar Geld notirt. Die Hoffnung, daß von Seiten der Staats-Ver- waltung etwas Günstiges verfügt werden wird, das Gerücht, daß die Fa- milie Este der Finanz-Verwaltung einen Vorschuß von 15 Mill, Se. Maj. aus seinem Privatvermögen 12 Mill., eine gleiche Summe die Erzherzoge zur Verfügung stellen ; daß der Münze 10 Mill, Gulden in Gold zur Ausprä- gung übergeben wurden, wird gewiß den Kredit in den Finanzen aufs neue befestigen, das Mißtrauen, von welchem das Publikum ergriffen wurde, ver- bannen und die Course der Papiere von ihrem gedrückten Stande befreien.

Triest, 4. März. (O. L.) (Wochenbericht. ) Die im Laufe der Woche hier eingetroffenen Nachrichten von den politischen Bewegungen in Paris und die damit verbundenen außerordentlichen Ereignisse waren nicht geeignet, die bisher ohnehin geringen Geschäfte zu beleben. Die dadurch erregten Besorgnisse lenkten vielmehr die allgemeine Aufmerksamkeit anf an- dere Gegenstände, Die Umsäße sind daher im Laufe der Woche nicht be- deutend gewesen. Der Diskonto is wie in der verflossenen Woche 5—52 pCt, notirt,

Getraide und Oelsamen. Der Stand unseres Kornmarktes hat sih während der legten acht Tage nur wenig verändert, Mais i} rückgängig z alle übrigen Körner sind wie in unserer leßten Liste notirt, Aufträge zur Ausfuhr fehlten auch diese Wochez dagegen fand Mehreres Verwendung für den örtlichen Verbrauch. Ueberhaupt sind 22,800 Staja Getraide und 5000 St, Rübsamen abgegangen, und zwar 2800 St, Weizen von der Donau zu 5 F!., 10,900 St. von Odessa und dem Asowschen Meere für die Dampf- mühle, ferner 600 St. von Odessa zu 57 Fl. für den Verbrauch; 3500 St, Roggen von der Levante für den Lieferanten des Kaiserl. Militair - Aerars zu 4% Fl,, 3500 St. Mais von Braila zu 3 Fl, für den Kleinhandel und 5000 St, Rübsamen vom Schwarzen Meere zu 3 Fl, per Stajo für Jtalien.

Die Vorräthe am 1, März betrugen 276,900 St, Weizen, 132,900 St, Mais, 30,800 St. Roggen, 2000 St, Hafer, 67,200 St, Gerste, 1800 St, Fisolen, 33,300 St. ägyptische Bohnen, 700 St. Erbsen, 2190 St. Linsen, 14,690 St. Leinsaat, 130 St, Sesam und 4600 St, Rübsaat vom Schwar- zen Meere, zusammen 567,210 Staja gegen 535,410 St. am 1, Februar.

Oel, Jun Folge der verschiedenen Zufuhren aus Apulien und den Abruzzen würden die Besigzer sich jeßt gern zu einem Preis-Nachlasse bereit finden lassen, um so mehr, als die Bestellungen von den Konsum-Plähen hon seit einiger Zeit ausblieben. Jm Laufe der verflossenen Woche sind indeß 3600 Ornen abgegangen, nämlich 1800 von den Abruzzen und Apu- lien in Fässern zu 225—23% Fl, , 1000 O. halbfeines und feines eßbares von Apulien zu 25— 27 Fl. , 100 O. neues von Corfu in Fässern zu 24:—25 Fl. , 200 O. von Santa Maura_ desgl. zu 22 Fl. und 5090 O. Fstrianer und Dalmatiner ín Fässern und Tinen zu 25—26 Fl. die Orna.

Während die Einfuhr im Februar 26,890 Ornen erreichte, beschränkten si die Verkäufe und Ausfuhren auf 12,200 O, Unsere Vorräthe sind da- her bedeutend angewachsen und bestanden am 1. März aus 3500 O, von Dalmatien und Zstrien , 27,000 O, von Apulien und 10,500 O. von der Levante, zusammen 41,000 O. gegen 26,409 O, am 41. Februar. Der Vor- rath an Thran hat sehr abgenommen und beschränkt sich nunmehr auf 150 Tonnen Hamburger drei Krouen,

Seide. Die Preise sind wie in unserer lehten Liste notirt z die Ver- fäufe während der verflossenen Woche beschränkten sich auf 3 B. Uso Pie- montese und 4 B, JZstrianer zu unbekannten Preisen. Die Zufuhr zur See im Laufe des Monats Februar betrug 36 B., die Ausfuhr 61 B.;z der

Handels -= und Judustrie - Kasse Gouin und Compaguie sich zu Ein- stellung ihrer Zahlungen genöthigt gesehen hat. Dieses Ctablisse- ment hatte bisher für äußerst solid gegolten, scheint aber unter dem Drudcke der \{hwierigen Umstände, wo es nicht die ihm zuständigen, verfallenen Gelder einzuziehen vermochte, erlegen zu sein, Es kün- digt an, daß es seinen Gläubigern alsbald seine Bilanz vorlegen werde. Sie können sich den Eindruck dieses Vorganges denken. Die Bestürzung is um so größer, als man auch dieselbe Nothwendigkeit für andere größere Häuser fürchtet, Eben so unterlag nah der Ums- wälzung von 1830 das Haus Laffitte, dessen Nachfolger jeßt Herr Gouin war, auch unter dem Druck der Umstände, Die Börse is heute wieder geöffnet. Manche hofen noch, das Haus Gouin werde zu retten sem.

Allgemeiner

Jahre 1824 aus München geschrieben, seitdem

Vorrath am 1. März 66 B. Philippopel, Turnovo und Dimotico, 90 B. Uso Viemontese, 60 B. Dalmatiner und Jstrianer, 36 B, Brussa und Adria- novel, 53 B, Rumelien und Aja, 51 B. Candia, 15 B. persische, 25 B. Pirges, 3 B. Scio und 2 B. Bengal, zusammen 401 B, gegen 387 B, am 41. Februar,

Havre, 4, März. Unter dem Eindruke der politishen Ereignisse und des eingetretenen Geldmangels waren die Geschäfte diese Woche abermals beschränkt, Nur in leihten Häuten, für die Equipirung des Militairs vaßlih, war und bleibt einige Bewegung. Baumwolle is durch- \hnittlich 2 Frs, niedriger gegangen. Zucker hat sich auf 56 Fr. für bonne 4me gestellt, Wir vermuthen, daß der Handel gleich nach dem Wiederbeginn der Banken aufleben wird,

Baumwolle, Einfuhr der Woche 5745 B, Umsay ca. 1300 B,

Ord. New - Orleans - {loß zu 70 Frs. , mit Anschein, sich zu befestigen, Vorrath 59,000 B., gegen 45,000 B. 1847, Kaffee. Verkaust 463 S. Hayti- zu 37 Frs, 50 Cts. E. Vorrath 7,422,600 halbe Kilogr., gegen 6,000,000 halbe Kilogr. 1847, Zudcker. Verkäufe beschränkt, Franz. bonne 4me 56 Fr., 500 K. Pernambuco-Muscovaden 48 Fr. E. Vorrath 5000 F. franz., gegen 1000 F. 1847, Jndigo, Außer dem heutigen Umsayße von 39 K, is nichts geschehen. Preise unver- ändert, Vorrath c. 7300 K., gegen ca, 8600 K, 1847, Häute. Ver- fäufe ca. 13,000 Buenos - Ayres- und - Montevideo - zu 56 a 65 Fr. Reis. Verkäufe 117 F. Carolina - zu 245 a 25 Fr. Südsee-Thran, Verkauft 17,500 Kil. loco zu 40 Fr. Blauholz. 100,000 Kil, Do- mingo- zu 5 Fr. 50 C, verfauft, Talg. 25 F. russ. sind mit 685 Fr., verzollt, bezahlt worden, was eiwas besser is, Jn anderen Artikeln fiel nichts vor.

Ankündigung

des Unterrichts der Königl. höheren Forst-Lehr-Anfstalt in Neustadt-Eberswalde für das Studienjahr 1848 /49,

Der vollständige Kursus umfaßt 2 Jahre. I, Sommer - Semester, beginnend mit dem 27, April , schließend mit dem 31, Augnst 1848,

Es tragen vor: Ober-Forstrath Dr. Pfeil: Bodenkunde in Anwen- dung auf den Waldbau, wöchentlich 3 Stunden; Forstshuß- nnd Forstpo- lizei-Lehre, w. 3 St,z Forst- und Literatur-Geschihte w. 3 St.

Prof, D-. Rayzeburg: Encsoklopädie der Naturwissenschaften, w. 3 St,z Anleitung zur Bestimmung der Gewächse, w, 2 St,; allgemeine Bo- tanik, w. 2 St,z; allgemeine Entomologie, w. 2 St,

Prof. Schneider: Arithmetik, w, 4 St,; praktische Geometrie und Jnstrumentenlehre, w. 4 St. ; Planzeichnen, w. 2 St.

Land- und Stadtgerichts-Direktor Sch aeffer; Rechtslehre in Bezug auf Forst - Verwaltung, 1ster Theil z allgemeine Rechtslehre und obligatori- che Nechtslehre, 2 St, w.

11, Winter-Semester 1848/49, mit dem 16, Oktober beginnend.

Ober - Forstrath Dr, Pfeil: Forst- Einrichtung z Forst - Ertrags - D rechnung und Waldwerths - Berechnung, w. 4 St,; Jagdkunde, w. 2 Sk, Erxaminatorium und Nepetitorium über die gesammte Forstwissenschaft, tw. 4 St. , A E Prof. Dr. Naßeburg:+ Encyklopädie der Naturwissenschaften , w. 1 St. (Fortseyung); Mineralogie in Bezug auf Bodenkunde, w. 2 Stk. z spe- zielle Forst-Jnsektenkunde, w. 3 St,z Eraminaiorium und Repetitorium über die gesammten Naturwissenschaften, w 2 S - L |

Prof. Schneider: Vermessungs - und Tarxations - Jnstruction, w., 4 St,; Trigonometrie, w, 4 St.z mathemat. Examinatorium, w. 1 St.

Land- und Stadtgerichts-Direkior Sch ae ffer : Rechtslehre in Bezug auf Forst - Verwaltung, 2ter Theil, Lehre vom Besitz, Eigenthum und deu dinglichen Rechten, w. 2 Sk. : : ] e

Im Sommer - Semester sind 6 Stunden wöchentlih zum Messen und Nivelliren, 4 Stunden wöchentlih zu naturwissenschaftlichen Exkursionen be- stimmt, so wie im ganzen Jahre der Mittwoch und Sonnabend zu Arbei- ten im Walde und praktischen Demonstrationen verwandt werden, auch die theoretischen Vorträge ausfallen, wenn sich Gelegenheit zu belehrenden Ar- beiten im Walde an anderen Tagen in der Woche zeigt. :

Da die Zahl der angemeldeten Studirenden weit größer is, als die Räume der Hörsäle sie möglicherweise fassen können , so wird darauf aus- merksam gemacht, daß nur diejenigen Aufnahme finden können, denen dies dur den unterzeichneten Direktor der Anstalt besonders bekannt gemacht wird. Auch sind für das Winter-Semester 1848 son so vis Ra gen erfolgt , daß vorgaussichtlih nicht allen Wünschen in dieser Beztehung genügt werden kann und deshalb keine neuen Meldungen mehr angenom- men werden können, Sollten aus nicht vorherzusehenden Ursachen Pläße disponibel werden, so wird dies durch die öffentlichen Blätter bekannt ge- macht werden, :

Neustadt-Eberswalde, den 4, März 1848,

Der Direktor der Königl, preußischen höheren Forst - Lehr - Anstalt

Dr, Pfeil.

- Be-

r erten

Anzeiger.

Thlr., bei der Jmmobiliar-Brandkasse dagegen die Ge- bâáude allein zu 25,550 Thlr, tarirt worden.

Bekanntmachungen.

Die am \chiefen Born hierselbst gelegene, Vol. VI. Nr. 16 b. Vol. 52. des Hvvothekenbuchs verzeichnete, der verwittweten Gastwirth Reinmann *), Caroline Wil- helmine, geb. Bever, jeßt deren Erben gehörige Hufe Land nebst Ziegelei, welche zufolge der nebst dem Hy- pothekenscheine in der Registratur einzusehenden Tare auf 11,795 Thlr. 8 Sar, 4 Pf. abgeschäßt worden, soll im Wege der freiwilligen Subhastation

am 11, Mai 1848, Vormittags 11 Uhr, subhastirt werden. Ì i Frankfurt a. O., den 27, Dezember 1847. Königliches Land- und Stadtgericht.

[124]

[125] :

Das in der Lebuser Vorstadt, Berlinerstraße Nr. 39 gelegene, Vol. 111. Nr. 117, des Hopothekenbuchs ver- zeichnete, den Erben der verwittweten Gastwirth Rein- mann *), Caroline Wilhelmine, geb, Beyer, gehörige Grundstück, welches zufolge der nebst dem Hypotheken- hein in der Registratur einzusehenden Taxe auf 14,157 Thlr. 10 Sgr, 5 Pf. abgeschägt worden, soll im Wege der freiwilligen Subhastation am

A Mai 1848, Vormittags 11 Uhr,

subhastirt werden. Frankfurt a. O., den 27. Dezember 1847, Königliches Land- und Stadtgericht. *) Nicht Reimaun, wie in Nr. 44 dieses Blattes, Seite 378, in der ersten Spalte des Allgemeinen An-

zeigers irrthümlich geseht ist,

[1210] Folgende verschollene Personen, als: 1) Christiane Caroline Rothe, geboren zu Bitterfeld am 6. Dezember 1809, Tochter des Tuchmacher Rothe daselbst, welche im Jahre 1825 in Leipzig in Dienste getreten, von da nicht zurückgekehrt und seit dieser Zeit keine Nachricht von sih gegeben hat, der Tischlermeister Gottlob Bernhardt Pfordte aus Bitterfeld, welcher sich im Jahre 1830 von dort entfernt und seit der Zeit von seinem Leben und Aufenthalte keine Nachricht von sich gegeben hat, der Schneidergeselle Christian Michael Carl Hund aus Zaasch, geboren am 28. März 1798, welcher im Jahre 1816 nah Polen gegangen, von dort nicht zurückgekehrt und ebenfalls von seinem Leben und Aufenthalte keine Nachricht von sih gegeben hat, Johann Gottlieb Tennert von Zörbig, geboren den 2, November 1787, welcher zum leyten Male im

aber von sich nichts wieder hat hören lassen, so wie deren Erben und Erbnehmer, werden auf den Antrag ihrer Verwandten, resp. Kuratoren, hiermit edifta- liter geladen, binnen 9 Monaten und längstens in dem auf den 25. Oktober 1848, Vorm. 11 Uhr, vor dem Deputirten, Herrn Ober-Landesgerichts-Assessor Zeiz, in dem hiesigen Gerichts-Lofale anberaumten Ter- mine entweder persöulih zu erscheinen oder sich \hrist- lich zu melden und weiterer Verfügung entgegenzusehen, im Fall des Ausbleibens aber zu gewärtigen, daß sie für todt erklärt, ihre unbefannten Erben präkludirt und ihr Vermögen den sich legitimirenden nächsten Verwand- ten zugesprochen und verabfolgt werden wird, Delibsch, den 26, November 1847. Königl, Land - und Stadtgericht, Bodenstein.

Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 1, März 1848.

Das der Wittwe Leist, Henriette Wilhelmine , geb, Wartenberg, gehörige, vor dem Neuen Königsthore Nr. 6 belegene, im stadtgerichtlichen Hypothekenbuche von den Umgebungen Vol. 21. No. 147 B. pag, 433, verzeichnete Grundstück, gerichtlich abgeschägt zu 8917 Thlr. 10 Sgr. 9 Pf., soll

am 30, September 1848, Vorm. 11 Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden, Taxe und Hy- pothekenschein sind in der Registratur einzusehen,

[226]

Magdeburg - Halberstädter Eisenbahn.

Wir b:nachrichtigen hierdurch unsere Ae daß unser S E Ae (Uß in seiner gestern abgehaltenen zee S ißung den Betrag der Dividende i A sür das Jahr 1847 auf Sieben Tha- A ler für eine jede Actie festgeseßt hat, und daß die Zahlung dieser Dividende mit dem 3, April d. J. beginnen und durch den Herrn Rendant Fehr im Börsenhause hierselbs| geleistet werden wird. Magdeburg, den 10, März 1848, Di rettoziuim der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Gesellschaft, Behrens,

Breslau-Schweidnibß- Freibur- [1976] er Eisenbahn.

Der Verwaltungêrath der Gesellschaft hat be- \{lossen, aus den Be- triebs - Ueberschüssen des verflossenen Jahres außer

den bereits gezahlten 4%

H Zinsen eine N ivi- dende von 1% oder zwei Thaler »ro Actie zu vertheilen,

Die Jnhaber von Stamm-Actien werden daher auf-

gefordert, diesen Betrag gegen Aushändigung des Dí- T /

videndenscheins Nr. [V. im Laufe des Monats

April e., mit Ausschluß der Sonn- und Festtage, zu

erheben: , in Breslau bei unserer Haupt-Kasse,

in Berlin bei den Herren I. Oppen-

heim’s Söhnen, Burgstraße Nr, 27.

Berlin, den 9, März 1848, D Lr er L 0,

[227] Nothwendige Subhastation, 5 Díe zur Messershmidtshen Konkursmasse gehörige Steingut - Manufaktur an Gebäuden, Gärten und jon- stigen Zubehörungen soll den 11, Mai 1848 an hiesiger Amtsstelle öffentlich versteigert werden. Erstehungslustige haben sich gedachten Tages Vor- mittags an hiesiger Amtsstelle einzufinden, ihre Zah- lungsfähigkeit nachzuweisen, dem licitationsmäßigen Ver- fahren beizuwohnen und sih des Zuschlags nach 12 Uhr zu versehen, # Uebrigens sollen zwei besonders gelegene, ganz ma||ive Wohngebäude mit daran befindlichen Gärten einzeln und sodann sämmtliche übrige Immobilien, leßtere als Fabrik wiederum besonders, zum Verkauf ausgeboten werden, jedoch so, daß doppelte Gebote angenommen werden und der Zuschlag eines jeden Wohnhauses, so wie der übrigen Gebäude, erst dann Gültigkeit erlangt, dafern nicht für den ganzen Komplex ein höheres Ge- bot erlangt wird, als für die obgedachten einzelnen Theile. Die sämmtlichen Jmmobilien sind gerichilih zu 12,360

Die Bedingungen, unter welchen der Verkauf erfolgt, und eine ungefähre Veschreibung der Fabrikgebäude, wie der nah Befinden abzuuennenden Wohnhäuser , kann man aus den Anschlägen im hiesigen Amtsvorhause und im Rathhause zu Leipzig ersehen. i :

Justizamt Mußschen zu Wermsdorf, den 4. März 1848,

Glödckner.,

196-b] Q „2 ck C i [11%] Seilsame Erfindung.

Das seit vorigem Monat bedeutend verbesserte Hüm- mert’'s Pollutions-Instrument hat die heilsame Cigen- chaft erhalten , daß es nicht im geringsten Unannehm- lihfeiten oder nachtheilige Folgen für die Gesundheit herbeiführt und durchaus niemals eine Spur von Pollu- tion zuläßt, sobald es nur eine kurz Zeit gebraucht worden is, Die Wahrheit dieser Aussage ist durch vielseitige Erfahrungen bestätigt und die Sache durch berühmte Professoren und ersahrene Aerzte Deutschlands untersucht und für heilsam anerkannt worden, |o daß wir uns aller weiteren Empfehlungen enthalten. Va früher viele dieser Justrumente von Holz gefertigt wa- ren, die Erfahrung aber gelehrt hat, daß solche nicht zweckmäßig sind, so haben wir unsere neu verbesserten Instrumente nur von feinem Messing zu 3 Thlr. Cou- rant und von feinem Elfenbein mit Messing belegt zu 4 Thlr. Courant das Stü angefertigt, und erhalten die Herren Abnehmer, gegen portosrete Einsendung des Betrages, Justrument nebst Gebrauchs - Anweisung von den Unterzeichneten zugeschickt. : j

Bleicherode bei Nordhausen, im März 1848,

Gebrüder Goldvogel,

198 b 4 : | per Hinterpommern belegenes ertragsreiches Rit- tergut mit einem Areal von 3300 Morgen, worunter 1500 M. Aer bester Qualität unter dem Pfluge, 1000 M. gut bestandener Eichen- und Buchenwald, Auge chender Wiesewachs, das Uebrige zur Aer- und Wie- senkultur sich eignende Haide- und Bruchterrain, befind- lich, und bei welcher sonst keine Guts - Regalien man- geln, will der Besißer einem reellen Käufer, ohne Ein- mishung einer dritten Person, käuflich überlassen, Nähere Auskunft ertheilt auf portofreie Anfragen das Königl. Zntelligenz - Comtoir, befördert jedoch auch Adressen unter U. 146, [195b] | y Eine geräumige Sommerwohnung isst zu vermie- then auf dem Karlsbade Nr, 11,

Das Abonnement beträgt:: 2 Rthlr. für £ Jahr. 4-Rthbir. « F Jahr. 8 Rthlr. - 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis - Erhöhung. Bei einzelnen Kummern wird der Bogen mit 25 Sgr. berechnet,

73.

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i

Iw alt, Amtlicher Theil. Deutsche Bunudesftaaten. Königreih Sachsen, Bauern-Adresse, Königreich Württemberg. Adresse des ständischen Ausschusses, Das neue Ministerium, Kurfürstenthum Hessen, Minister- Wechsel, Hanau, Vorstellung an den Kurfürsten, Groß- herzogth um Hessen und bei Nhein, Stände-Verhandlungen. Großherzogthum Sachsen-Weimar. Unruhen. Bekanntma- hung. Landgrafschaft Hessen-Homburg. Bürgerliche Gleich- stellung der Juden.

Hesterreichische Monarchie. Wien. Erklärung.

Frankreich. Paris, Die Beziehungen zu den fremden Mächten und ihren Repräsentanten, Chef des Central - Arbeiter - Büreaus. Sparkassenzins. Diskonto -Comtoire, Konferenz beim Finanz- Minister, Vermischtes,

Großbritanien und Jrlaunud. London, Ruhestörungen in Glas- gow und London von Seiten der Chartisten. Aufregung in Jrland, -— Parlaments - Verhandlungen, Nachrichten aus den Vereinigten Staa- ten. Vermischtes. ; f

Niederlande. Aus dem Haag. mer der Generalstaaten. Ministerwechsel.

Belgieu. Brüssel. Durchreise des preußishen Gesandten Freiherrn von Arnim. Ankunft des Herzogs von Württemberg. Die Bezie- hungen zu Frankreich. Vermischtes.

c¡talien. Nom. Edikt gegen die Jesuiten - Verfolgungen. —- Beschwörung der Verfassung durch den König.

Haudels- und Börsen-Nachrichten.

Wiedereröffnung der zweiten Kam-

Neapel.

Rühle von Lilienstern.

Beilage.

Amtlicher Theil.

A n e t g e.

Die für die Ausstellung bestimmten Kunstgegenstände werden täglich im Akademie - Gebäude unter den Linden Vormittags von 8 bis 12 Uhr angenommen. Bei der nahe bevorstehenden Eröffnung derselben wird dringend um baldigste Ablieferung gebeten. Von den veizufügenden beiden Verzeichnissen wird das eine als Empfangsbe=- scheinigung unterzeichnet zurüdckgegeben,

Berlin, den 11. März 1848. Direftorium und Senat der Königlichen Akademie der Künste, Dr, G. Schadow, Direktor,

Das dem Lehrer der Mathematik, Bernhard Gülker zu Bielefeld, unter dem 21. März 1847 ertheilte Patent auf eine durch Zeichuung und Beschreibung nachgewiesene Verbindung von Flügel-Ventilatoren, um Wind von höherer Pressung als bisher zu erzeugen, ist aufgehoben worden.

Abgereist: Se. Durchlaucht der Erbprinz zu Schaum- burg=-Lippe, nah Bückeburg.

Se. Excellenz der Erb-Hofmeister in der Kurmark Brandenburg, Graf von Königsmarck, nah Neßband, *

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ÿ 9 Expedition der Zeitung : Behren-Straße Ur. 57. Insertions-Gebühr für den 4 Raum ciner Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

Berlin, Montag den 13! MÄÀ r z

llichtamtlicher Theil.

Deutsche SunDesftaaten.

Königreich Sachsen. (Lpzg. Ztg.) Die Bauern me()= rerer Dorfschaften haben nachftehende Adresse an Se, Majestät den Kömg gerichtet :

Allerdurchlauchtigster König! Allergnädigster König und Herr! Das hochherzige Beispiel der Stadt Leipzig, welche mit Freimuth vor dem Throne über die im Volke vorherrshenden Gefühle und Wünsche sich ausgesprochen, hat auch uns nicht theilnahmlos gefunden, Ew, Königl, Majestät kennen die Treuz und Liebe des Bauernstandes zu seinem König. Sie bewährt sich jet in unserer Offenheit. Wir haben erfahren, daß Ew. Königl, Majestät in dem Glauben erhalten werden, daß der Sinn des Volkes mit dem ter Minister in Einklang stehe. . Wir versichern Ew. Majestät, daß, wohin wir hören, wohin wir sehen, es fast nur Eine Stimme giebt; daß es atders, besser werden möge! Wir versichern Ew. Königl. Majestät, daß noch mancher auc uns nahe berührende Wunsch auf dem Herzen des Volkes liegt, seiner Erfüllung harrend. Vor allem beklagen wir tief das jetzige Wahl-Gesey in seinen engherzigen Bestimmungen, die es hauptsächlich gerade auf den Bauernstand abgesehen zu haben scheinen, Dieses Wahl- Geseß behindert und beschränkt die Auswahl unter den Würdigsten und Besten; es gehen die Beschränkungen desselben so weit, daß es ‘eine Verleßung seiner eigenen Vorschrift über die Höhe des Census zuläßt, um nur ausführbar zu sein, Es giebt manche Wahlkreise, welche nicht zuge- stehen können, daß die von ihnen gewählten Abgeordneten dem Geiste nach ihre Vertreter waren; welche für die Wahlstimme, die sie abgaben, weil sie besser sie icht abgeben fonnten, íîn Gedanken ihr Vaterland um Verzeihung bitten. Wir haben schon früher unsere Bittschriften gegen dieses Wahl- geen det hohen Stände-Versammlung eingesendet, aber ohne daß wir nur ein Wort der Berathung darüber gehört hätten. Mögen Ew. Königl. Ma- jestätder S tandeversammlung ein Wahlgesetz vorlegen lassen, welchem Verirauen zu der Einsicht und dem Willen der Wähler zu Grunde liegtz dann erst werden E von uns Gewählten als unsere wahren Vertreter, als Männer unseres Vertrauens gelten können, Es is ein schmerzliches Gefühl für uns, wenn wir es mit anschen müssen, wie unsere Söhne aus dem Kreise der Zhrigen dahingeführt werden, wie auf einen orientalischen Markt, um ge- zwungen zu werden, die Waffen zu tragen. Oft is ihre Kraft, ihr Körper der einzige Neichthum, den sie auf diejer Welt besigenz sie müssen sie in den Jahren, wo sie ihnen die besten Früchte tragen könnten, dem Vater- lande geben, während der Mann von Geld seinen Sohn von der Pflicht der Baterlandsvertheidigung losfauft! Mögen Ew. Königliche Majestät Jhrem Lande eine volksthümliche Wehrverfassung verleihen, damit die Vertheidi- gung des Vaterlandes nicht länger eine unmenschliche Last, sondern eine freudige Pflicht, ein stolzes Recht eines Jeden im Volke werde, Die Abgaben des Staates sind so vertheilt, daß der Vermögendere verhältniß- mäßig weniger zahlt, als dex Aermerez' itögen Ew. Fönigliche Majestät eine Besteuerung einführen lassen; welche auf billigerer Grundlage ruht, die Eitelkeit, Titel- und Rangsucht am wenigsten s{ont, und unsere Steuern mindert ! Wir haben die Lasten der Kirchen und Schulen zu tragen, wir geben ihren Dienern das, was ihnen gebührt; aber leider sehen wir uns außerhalb des Genusses der entsprehenden Nechte im Kirchen- und Schulwesen, Unsere Geistlichen mögen Lehrer und Vorgänger nur auf dem Pfade der Tugeud sein, aber entfernt von ihnen möge Alles gehalten werden, was sle in ih- rem hohen Berufe stört; ihre Wirksamkeit möge stets im reinsten Lichte der Uneigennüpigkeit erscheinen, dann werden wir ihr Wort doppelt gern glau- ben und hören. Mögen Ew, Königl. Majestät der Stände-Versammlung ein Geseg vorlegen lassen, durch welches den Kirchen-Gemeinden ihr natür- liches Recht: Geistliche und Schullehrer selbst zu wählen, ihre kirchüichen und Schul-Angelegenheiten selbst zu besorgen, das Kirchen- und Schul-Ver- mögen selbst zu verwalten, gegeben, das Einkommen der Geistlichen fixirt und ihre Stellung in der Kirhen-Gemeinde vom Betrieb einer\Landwirthschaft und ähn- lichem weltlichen Beisaße gänzlich geschieden wird. Kein Stand hat mehr zu leiden gehabt, als der Bauernstand unter der Beschaffenheit der Gerichte

Alle Post- Anstalten des Jn- und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die

Allgem. Preuß.

1848.

und deren Verfassung, denn der größte Theil ver Lasten des bäuerlichen Grund und Bodens is durch die Wirkungen der Abhängigkeit, Entseybarkeit und herrschaftlichen Dienstbeflisscnheit der Gerichte auf den Bauernstaud ge- fommen. Zur Hebung des längst und tief gesunkenen Vertrauens zur Rechts- pflege mögen Ew. Königl. Majestät der Stände-Versammlung ein Geseg vorlegen lassen, welches Oeffentlichkeit ohne Ausnahme, auch in bürgerlichen Rechtsangele=- genheiten und Schwurgerichte in Strafsachen gewährt. Für das Vertrauen zur Uebung der Gerechtigkeit kommt eine Einrichtung, welche den Entscheid über die Schuld oder Nichtschuld in andere Gewissen als das des Volkes selbst legt, zu spät! Die neuere Geseßzgebung hat zwar viel von dem alten Unrechte, das auf unseren Grundstüken lastete, gehoben; allein noch darf der Geiftlihe eine Ausnahme machen in Ablösung der Pfarr - Zehnten, noch zertreten die Jagdberechtigten unsere Saatfelder uud ihr Wild zernagt unsere Pflanzen und Bäume, noch lastet der furchtbare Druck des Lehn- geldes auf uns, und Hunderte von Prozessen legen sich saugend an den Wohlstand der Gemeinden; immer klarer wird es uns auch, daß der Er- werb eines Theiles dieses Nechtes mit rechtswidrigem Verfahren der Ge- richte behaftet war, Möge Ew. Königl. Majestät der Stände-Versammlung ein Gese vorlegen, worin die Ablösbarkeit des Pfarrzehntes wiederhergestellt, die Ablösung der Jagd vermittelt und die von Rechtswidrigkeiten der Gerichte begleiteten Fälle einer Lehngelds-Zahlung als zum Erwerb des Lehngelds-Be- fugnisses unfähig erklärt werden. Wenn Ew. Königl, Majestät unsere Wünsche erhören wollen, so sind wir der einfachen Ueberzeugung, daß solche Geseße nur dann zum vollen Glücke des Landes gereichen können und gesichert sind, wenn sie von Ministern ausgeführt werden, welche auch mit ganzer

Seele ihuen zugethan sind und dabei nicht erst entgegenstehende Grundsähe zu verleugnen oder aufzuschieben brauhen. Jeder Anruf Ew. Königlichen Majestät an Jhre Sachsen wird einen froheren und begeisterteren Anklang finden, wenn er von Männern gegengezeichnet is, vie das Vertrauen, die Liebe, die Achtung des Volkes genießen. Jn unbegränzter Verehrung und Anhänglichkeit Ew. Königl. Majestät treueste und gehorsamste 2c.“ (Folgen die Unterschriften.)

Groß- und Kleinzschocher und nachverzeichnete Orte, den 7. März 1848.

Laut Bekanntmachung der Kirchen = Juspection in Leipzig wird daselbst von jet an bei öffentlihen wie bei Privat - Kommunionen von der Geistlichkeit das Beichtgeld weder gefordert noch angenom= men werden.

_ Kóönigreih Württemberg. (Schwäb. Merk.) Der ständische Ausschuß hat auf Auregung des Präsidenten Wächter nach stehende Adresse an den König gerichtet :

„Ew. Königlichen Majestät erlauben wir uns die angeschlossenen, theils an den ständishen Ausschuß, theils an die Stände-Versammlung gerichteten Eingaben, welche von Ein- wohnern der verschiedensten Bezirke des Landes bei uns eingereicht wurden, zur Kenntniß zu bringen. Allerhöchstdieselben haben in den leßten Tagen hrem Volke die vollste Preßfreiheit gewährt und sowohl in dem gnädigsten Erlasse an den ständischen Ausschuß, als in ein:m Reskripte an die bürger- lihen Kollegien von Stuttgart noch weitere Reformen in Aussicht gestellt und zu deren Verwirklihung die Stände auf den 13ten d. M. einbe- rufen. Jndem wir auh von unserer Seite hierfür Ew. Königli- chen Majestät unseren tiefsten Dank darbringen, halten wir uns verpflichtet Ew, Königl. Majestät auf das dringendste und ehrerbietigste zu bitten, wo möglich noch vor dem Zusammentritte der Stände diejenigen von Ew. Königl. Majestät beabsichtigten Aenderungen, welhe ohne Mitwirkung der Stände geschehen können, in Ausführung bringen und von den durch die Regierung den Ständen zu machenden Vorlagen Kunde geben zu wollen. Zu dieser pflihtmäßigen Bitte drängen uns besonders die von allen benachbarten deut- schen Negierungen vollzogenen Maßregeln und die durch dieselben gesteigerte Stimmung in allen Theilen des Landes, e ! In tiefster Ehrfurcht verharren wir Ew. Königl, Majestät allerunterthänigster, treugehorsamster ständischer Ausschuß.“

Nühle von Liliensfstern.

General-Lieutenant Rühle von Lilienstern, Ein bio- graphishes Denkmal. Beiheft zum Militair=Wochenblatte für die Monate Oktober, November und Dezember, Berlin, Mitt= ler, 18458, 4.

Es war am 3. April 1847, als“ ein langer Trauerzug österreichischer Krieger in der Stadt Salzburg einem dort auf der Rückreise von Gastein erkrankten und gestorbenen preußischen General die leßte Ehre erwies und durch diesen Beweis fameradschaftlicher Gesinnung wiederum das Gedächt- niß des großen Freiheitskampses erneuerte, in welchem die brüderlihe Ein- tracht beider Völker so erfolgreih zur Erringung des Weltfriedens beige- tragen hat.

Dieser Verstorbene war der preußische General - Lieutenant Rühle von Lilienstern, eine der ausgezeichnetsten Persönlichkeiten unseres Heeres und einer von den Männern, deren gereiftes, klares Urtheil in Kriegs - und Staatssachen nicht allein in den drangvollsten und wichtigsten Abschnitten unserer neueren Geschichte entscheidend geworden ist, sendern auch seit 1815 der Mittelpunkt aller wissenschaftlichen Anstalten zur höheren, zeitgemäßen Aus- bildung der vaterländischen Truppen. So bedeutende Vorzüge durften nicht zu schnell aus dem Andenken der Zeitgenossen entschwinden, und es is ein besonderes Lob der uns vorliegenden trefflichen Arbeit, daß sie nicht erst in einer Zeit erscheint, wo ihr Lebensreiz schon erloschen is und ihre Zeugen und sonstigen Betheiligten bereits hingestorben sind. Des Amtes, eine solche Verspätung zu verhindern, hat sih ein Mitglied des preußischen großen Generalstabes, der Major Gerwien, unterzogen und sich dur gewissenhafte Benußung der Druckschriften und Dienstpapiere, so wie durch eigene Sach- funde und geschickte Führung der Feder, dieser Aufgabe vollkommen gewach- sen gezeigt. Ein ähnlicher Verein shähbarer Eigenschaften hat bereits in desselben Verfassers Geschichte der Bildung der ostpreußischen Landwehr im Jahre 1813, welche in den Beiheften des Militair - Wochenblattes vom Jahre 1846 gedruckt war, die verdiente Anerkennung gefunden,

Johann Jakob Otto August Rühle von Lilienstern stammte aus adeli- gem Geschlechte und war am 16, April 1780 in Berlin geboren. Zufällige Umstände veranlaßten 1794 seinen Eintritt in das Kadetten-Corps, aus wel- hem er als Fahnen - Junker in das zu Potsdam garnisonirende Regiment Garde überging und 1801 zum Seconde - Lieutenant vorgerückt war, wobei es von entschiedenem Einflusse auf seine militairische Entwickelung war, daß ihm der Besuch der von Scharnhorst organisirten und geleiteten Akademie für Offiziere in Berlin gestattet ward, Neben den Geschäften des Dienstes und seiner Kenntniß desselben, über die wir auf S. 127 eine von der be- achtungswerthesten Bescheidenheit zeugende Stelle finden, widmete sich Rühle mit größtem Eifer der Mathematik, Philosophie und den Naturwissenschaften trieb mit Glück Musik und bethätigte in dem Kreise jüngerer Freunde von denen hier nux der früh verstorbene Heinrich von Kleist und der noch im höchsten Ansehen stehende General der Jufanterie von Pfuel genannt we1-

den sollen, die erfolgreichste Neigung für die schöne Literatur. Seitdem Jahre 1804 bildete sich Nühle's enges Verhältniß zu dem Obersten von Massenbach z er ward nach wohlbestandenem vierzehntägigen Examen vor allen Seconde-Lieutenants desselben Grades dem damals errichteten General - Quartiermeisterstabe als Adjoint erster Klasse zugetheilt und ‘besaß im Feldzuge von 1806 das be- sondere Vertrauen Massenbach's, in dessen Gedankenfolge er sih auf höchst merkwürdige Weise hineingearbeitet hatte, und das Wohlwollen seines Vor- geseßten, des Fürsten Hohenlohe. Jun dieser Umgebung erlebte er die Ka- tastrophe des 14, Oktobers, dessen unglücklichen Ausgang er voraussah, nahm an dem Rückzuge bis Prenzlau Theil und ward, ungeachtet seines Dringens, sich nach Stettin durhzuschlagen, ein Opfer der {chmachvollen Capitulation von Prenzlau. Nach kurzem Aufenthalte in Berlin nahm er seinen Aufenthalt in Dresden und lebte hier bis zum Frühling 1809, zwar unter den unbestimmtesten Aussichten für die Zukunft und in einer drücken- den äußeren Lage, aber geistig bewegt und nach vielen Seiten hin thätig. Die Namen eines von Pfuel und Heinrich von Kleist, eines Adam Müller, Fr. Gent, Christ, Krause, der Maler Hartmann und Kügelchen, Böttiger's und Körner's mögen die Kreise bezeichnen, in welchen Rühle einen ausgedehnten Umgang fand. Hier begann er auch dieNeihe seiner schriftstellerishenWerke mit dem „Berichte eines Augenzeugen über den Feldzug von 1806“, eines durch Freimuth, Wahrheitssinn und Sachkenntniß ausgezeichneten Buches, dessen Andenken der Verfasser in zweckmäßiger Weise aufgefrischt hat, Dasselbe gilt von der militairisch-politischen Zeitschrift „Pallas““ (1808—1810), von den im Jahre 1808 vollendeten , Hieroglyphen oder Blicken aus dem Gebiete der Wissen- haft in die Geschichte des Tages“, und anderen Arbeiten, welche die Viel- seitigkeit seines Geistes beurkunden, der sih aber auch in politishen Bezie- hungen umthat, Denn Rühle, wenngleich kein Mitglied des Tugendbundes, gehörte nebst Stein, Müffling und Anderen zu den Organen, welche bei der Entwickelung der in Norddeutschland verbreiteten Pläne gegen Napoleon eine Nolle spielten und wahrscheinlich noch mehr spielen sollten, als es das Resultat des Krieges von 1809 gestattete. Cinzelnes konnte Herr Gerwien hier nicht mittheilen und bemerkt in Uebereinstimmung mit Varnhagen vou Ense's Aeußerung im Leben Karl Müllers, S. 18, daß es vielleicht nie- mals gelingen werde, den Schleier, welcher über den geheimen politischen Bewegungen in Deutschland während der Zeit von 1807—1813 ruht, voll- ständig zu heben, Aber Rühle's treueste Anhänglichkeit an Preußen tritt in „der gleichzeitigen Verbindung des sanftesten Gemüthes und des schärf- sten Verstandes“ überall hervor und zeigt hinlänglich, mit welchem Unrechte er in jener Zeit von Geny angefeindet worden ist.

_ Indeß hatten sich die äußeren Verhältnisse Rühle’s dadurch weit vor- theilhafter gestaltet, daß ihn dur die Vermittelung des jeßigen General- Feldmarschall von Müffling, damaligen weimarischen Präsidenten, der Her- zog Karl August ‘im Jahre 1807 zum Gouverneur seines Sohnes, des Prinzen Bernhard, erwählte. Der abwechselnde Aufenthalt in Weimar und Dresden, die Begleitung des Herzogs und des Prinzen in den Jahren 1808 und 1811 (1810 auf S, 142 ist Druckfehler) nach] Tepliy und die übrigen Erlebnisse führten eine Reihe geistiger Genüsse herbei und eine fort-

dauernde literarische Thätigkeit Rühle's, der bei seinem äußeren Auftreten durh Schönheit des Körpers, geistigen Ausdruck und feinste Grazie des Wesens überall auf das gewinnendste für sich einnahm. Hierbei ist noch ein Zeugniß Varnhagen's von Ense (Denkwürdigkeiten 11. 305) aus dieser Zeit in die Schilderungen des Verfassers. einzufügen, Widerstreitend mit seinen Wünschen für Deutschlands Macht und Größe fam ihm die Auffor- derung als Major im Generalstabe mit dem sächsischen Hülfs-Corps in den österreichischen Krieg von 1809 zu ziehen, von welchem der Prinz Bernhard als damaliger sächsischer Offizier nicht zurückbleiben konnte, Rühle begleitete ihn in- dessen nur als sein Gouverneur und benußte die Anwesenheit im Bernadott- {en Hauptquartier, so wie die Führung des Operations-Tagebuches aufs beste zur Abfassung der „Reise mit der Armee im Jahre 1809, Wir ver- danken unserem Verfasser mehrere zweckdienlihe Auszüge aus demselben und aus den ásthetischen Anhängen, in denen man z. B. in der Stelle über die gothishe Baukunst (Beilage Nr, 1) ein begabtes dichterisches Gemüth wahrnimmt, während aus der Berhüllung des Malers (denn diese hatte si Nühle gewählt) überall der fenntnißreiche Offizier hervorblickt, so daß man also nirgends die Ausbeute, welche der Titel zunächst ankündigt, vermissen wird. :

Bis zum Jahre 1813 lebte Rühle fortwährend in angenehmen Ver- hältnissen und sah sich wiederholt zum Eintritt in französische, russische und österreichische Kriegsdienste aufgefordert. Jm Zahre 1811 hatte er die wei- marische Dienststellung aufgegeben und wohnte als Eigenthümer eines bâu- erlihen Grundstückes in Laubegast unweit Dresden still und einsam, bis ihn die Kunde von dem Uebergange der Russen über díc preußishe Gränze im Januar 1813 nah Berlin trieb, um dem Vaterlande unker veränderten Umständen nüßlich zu sein. Er trat als Freiwilliger in die Lüßow'sche Schaar, aber Scharnhorst zog ihn sofort als Major în den Gene- ralstab. i N N rif

Von jett an hat Rühle neben Scharnhorst, Gneisenau, Müúffling und

Grolmann auf eine eigenthümliche und bedeutende Weise in die großen | Unser Verfasser hat. dies

Begebenheiten des Jahres 1813 eingegu}en. C klar und übersihtlich dargestellt, wir vermogen _ jedoch nur in der Kürze die erfolgreihsten Thaten Rühle's aufzuführen. Aus der Zeit vor dem Waffenstillstande gedenken wir, daß es Rühle?n vor- behalten war, in der schwierigen, gedrückten Lage des Heeres nach der Schlacht bei Baußen der Urheber der für die preußische Reite- rei so glänzenden Waffenthat bei Haynau (26. Mai 1813) zu sein , und daß er nebst Müffling, dem kürzlich verstorbenen Knesebeck und Krauseneck das Verdienst hat, die beiden Monarchen von Rußland und Preußen be- stimmt zu haben , das linke Oderufer mit ihren Truppen nicht zu räumen, wie im russischen Hauptquartier ganz gegen den ursprünglichen Plan vorge- schlagen war. In der folgenden Zeit, nach Wiederaufnahme der Feindse- ligfeiten , war Major Rühle im Blücherschen Hauptquartier und, nach dem Urtheile von Augenzeugen gleichsam die Seele desselben, indem selbst Gnei- senau sih den Entwürsen und der Thätigkeit desselben mit einem Vertrauen überließ, welches die Entwickelung der Begebenheiten vollständig rechtfertigte,