1848 / 75 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

pariser Jndustrie nicht retten. Wir sind ín einem jener Momente, wo es Feine Rettung giebt, als wenn Jedermann guten illen zeigt und thätige Hülfe leiste. Ein sanve ui peut wäre das Verderben fler. urd) enges Zusammenhalten min größere Uebel verhütet werden, Alle müssen von dem Gefühl des gemeinsamen Jniteresse's beseelt sein, das gemeinsame Interesse aber übersepyt sich materiell durch die Erhaltung der Arbeit, Das f das Ziel, nah welchem wir Alle streben müssen, von den Mitgliedern der Regierung bis zu dem bescheidensten Handwerker herab. Die Arbeit is die Thätigkeit der Gesellschaft, Wenn die Arbeit aufhört, ist die Existenz der Gesellschast selbst bedroht; es is ein Todesfampf, ein Kampf zwischen Leben und Tod. Keiner von uns vermag viel dabei, aber Jeder eiwas. Es i nicht mögli, daß diese Gesellschaft, die wir mit allem Anschein von Kraft und Gedeihen sih haben bewegen sehen, - nur eine Leiche sei, die ih- ren leßten Athemzug ausstößt, Aber gestern lieh Jeder von uns, fast ohne daran zu denken, mashinenmäßig, der Arbeit den Beistand, welchen sie in Anspruch nimmt, dieser mit seinen Kapitalien, jener mit seiner Jutelligenz, ein Dritter mit seinen Armen, Alle mit ihrem Vertrauen. Dieses Zer- trauen, welches damals freiwillig und instinktmäßig war, Ueberle- gung und Vernunft, wie erregt wir auch sein mögen von dem Schauspiel, das \sich vor unseren erstaunten Augen enirollt hat, müs- sen es wieder erstehen machen. Die Kapitalien haben abgenommen, denn eben die Existenz der Kapitalien beruht auf den Bedingungen der m0- ralischen Ordnung, auf der Sicherheit, welche man um sich fühlt, und Re- volutionen erwecken und befestigen die Sicherheit nicht, Aber wenn das Kapital auch stark abgenommen hat, so ist es do nicht ganz dahin, Die Arme endlich, welche sich gestern zur Arbeit anboten, sind noch da, Den Lohn, den fie gestern verdienten, brauchen sic auch heute. Freilich hat man seit gestern vor den Augen des Volkes Systeme schimmern lassen, die es verlockt haben und ihm, wie es scheint, die glänzendsten und erfreulichsten Hoffnungen einflößen., Aber Systeme, und wenn sie aud noch so vernünstig und auf Gerechtigkeit gegründet sind, lassen sich nicht in einem Handumdrehen ins Leben einführen. Sie sind für morgen, und wir müssen heute auch leben. Wir haben Alle vor der Nothwendigkeit die Stirn zu beugen und uns Raths von ihr zu erholen, Die Nothwendigkeit gebietet der Regierung, jo gut als mögli ihre Hülfsquellen im Jnteresse der Arbeit zu entfaltenz den Steuerpflichtigen , ihre Steuern, wenn es möglich ist, noch bevor sie fállig find, einzuzahlen, damit die Staatskassen nicht leer werden ; der Bank oon Frankreich, fortwährend liberal zu sein; den Kapitalisten, sich nicht zu scheuen, was ihnen übrig geblieben , zu wagen , denn das is immer noch das sicherste Mittel, es zu erhalten; den Arbeitern endlich, für den Augen- blick ihre Forderungen nah den vorhandenen Kapitalien abzumessen, Sonst fommen wir aus der Verlegenheit, in welche wir uns gestürzt, nicht heraus,“

Paris, 9, März, Der Finanz-Minister hat folgenden Aufruf erlassen :

„Bürger! Die Regierung, welche so eben gestürzt ist, führte die Fi- nanzen des Landes systematish dem Untergange entgegen. Troß der War- nung ihrer Freunde, ihrer Feinde und selbst der Gleichgültigen s{höpfte sie ohne Maß aus allen Quellen des öffentlichen Vermögens, An dem Tage {ihrer Entstehung übernimmt die französische Republik diese schwere Erbschaft; sie tritt sie an, entschlossen, sie ohne Wanken zu tragen. Ohne Zweifel ist es ein unermeßliches Werk, aber die provisorische Regierung läßt so da- durch nicht aus der Fassung bringen, Aus dem Willen des Volkes her- vorgegangen und auf ihn sich lehnend, weiß sie, daß ihre Kraft allen vor- handenen oder zu erwartenden Schwierigkeiten gewachsen is, Das Zusam- menhandeln aller Bürger hat die Freiheit gerettet; es wird auch das öóffent- liche Vermögen retten. Schon hat die provisorische Regierung für Alles Sorge getragen; \ie ist thätig beschäftigt, die Mittel aufzufinden, die Aus- gaben des Staates in großem Maßstabe zu verringern. Sie is überzeugt, daß ihr das gelingen wird, Das Uebrige geht die Bürger an: ihr Loos, das Loos des Handels , der Jndustrie, die Zukunst und das Gedeihen der National-Arbeit, liegt in ihrer Hand, Die Regierung beschwört sie, das zu bedenken, Zu gleicher Zeit fordert sie kein gußerordentliches Opfer von ihnen, Um allen finanziellen Verlegenheiten zu begegnen, welchen vorzu- beugen die Vorsicht gebieterish erheischt, wird cine einfahe Voraus- erhebung der Steuern genügenz wenn alle Bürger sofort und antizi- pando die noch restirende Quote oder wenigstens die sechs ersten Zwölftel ihrer jährlichen Steuern in die Kassen des Staatsschazes einzahlen, so wer- den alle finanziellen Schwierigkeiten gehoben sein, Die finanzielle Lage wirkt unmittelbar auf die politische Lage zurück: der offenkundig feste Staats- Kredit kräftigt den Privat-Kreditz die seit mehreren Jahren ungenügende Circulation nimmt in großen Verhältnissen zuz die Arbeiten nehmen unter besseren Bedingungen wieder ihren Lauf, und die Verbesserung des Schick- fals der Arbeiter begründet die Ruhe des Staates auf der unwandelbaren Grundlage der Gerechtigkeit, Die provisorische Regierung erläßt. deshalb einen energischen Aufruf an alle Bürger. Es ist nicht ihr persönliches In- teresse, an das sie sich wendet; ste will in dem Herzen des Landes nur die Saite des Patriotismus und der Hingebung anschlagen, Ganz den In- teressen des Volkes geweiht, erwartet die provisorische Regierung mit unbe- \chränktem Vertrauen das Resultat dieses Aufrufs an den Patriotismus Frankreichs. ““

Ein neues, an die Arbeiter gerichtetes Dekret mit einer entschul= digenden Einleitung, daß nicht alle Fragen des verwidckelten Problems

,

der Organisation der Arbeit zugleich und in kurzer Frist gelöst wer- den könnten, verordnet einstweilen die Errichtung eines unentgeltlichen Arbeits - Nachweisungs - Comtoirs in jeder Mairie von Paris, Es sind diese Anstalten ganz nah deutschem Muster begründet. Unter den anderen neuesten Dekreten der Regierung verordnet eines die Er- richtung eiuer Vorbereitungsschule für die Verwaltungz ein anderes bewilligt den im Laufe der lebten 14 Tage ungestempelt aufgenom- menen Urkunden, Wechseln, Protesten 2c. eine Frist zur Nachstempe= lung für Paris bis zum sten, außerhalb bis zum 2östen d. M.3 ein drittes hebt das von den Oppositions-Journalen unter der Juli- Regierung \o heftig angegriffene Geseß über die gerichtlichen Ankün= digungen in den Zeitungen aufz ein viertes endlich seßt die Wahlen der Offiziere und Unteroffiziere der National - Garde von Paris auf den 18ten d. M. an.

Den „Deutschen Demokraten“, welche gestern in feierlihem Zuge der provisorischen Regierung ihre Adresse überreicht und ibr zwei

roße zusammengebundene Fahnen, die shwarz-roth-goldene und die anzösische Trikolore, zum Geschenk gemacht haben, antwortete Herr Cremieux im Namen der provisorischen Regierung unter Anderem: „Bürger Deutschlands! Unsere Herzen sind von den Worten lebhaft erührt, die Sie so eben ausgesprochen. Das Land der Philosophie und ohen Studien, weiß Jhr Deutschland sehr wohl, was die Freiheit werth ís, und wir sind versichert, daß es sie dur sich selbst ohne andere fremde Hülfe erobern wird, als das lebendige Beispiel, das wir dem Volke geben, ein Beispiel, das Allen beweisen m daß die Freiheit das erste aller Gü- ter und die erste Nothwendigkeit für den Menschen is. Bürger Deutsch- lands! Alles um uns schreitet vorwärts, und wir würden sehr erstaunt ge- wesen sein, wenn Deutschland in dem Augenblicke, wo wir das Signal gaben, sich nicht ‘auch edelmüthig erhoben hätte. Es bewegt sich und bringt zunächst seine Gedanken in Uebereinstimmung, Deutschland übereilt sich nicht, es schreitet ruhig vorwärts. Aber wenn Deutschland ruhig vorwärts schrei- tet, weiß es sein Ziel zu erreichen, Den Tag also gewärtigend, wo es, stark durch sich selbst und als große Nation seine Macht entsaltend, jene großen Freiheits - Zdeen proklamiren wird, die ihm neuen Glanz geben: nimmt Frankreich den lebhaftesten Theil an den wichtigen Ereignissen, die pes auf dem alten Boden Germaniens vorbereiten, Frankreich schaut bei- f ig allen Freiheitsversuchen zu. Die Freiheit is es, welche die Völker nähert und vereinigt.“ Ein Mitglied der Deputation : „Möge die deutsche und französishe Fahne auf immer vereinigt bleiben!“ Herr Cremieux: „Wir nehmen diese Doppelfahne an, wie wir bereits die Doppelfahne Des und Amerika's annahmen, So schließen sich die Bündnisse der ölfer !“

Der politische Flüchtling J. Venedey aus Köln hat si durch die Adresse jener „deutschen Demokraten“ veranlaßt gefühlt, ein Schrei- ben an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn von Lamartine, zu rihten und ihm mit demselben eine Ge en- Adresse von anderen seiner Landsleute zu übersenden, worin dieselben zwar das französische Volk zu der vollführten Revolution beglückwünschen, aber

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doch hinzufügen, daß sie, als zu Paris wohnhafte Söhne Deutsch- lands, nicht berufen seien, hier im Namen Deutschlands zu sprechen. Der Einsender selbs sagt in seinem Schreiben an Lamartine:

„Eine Versammlung oder vielmehr cine Gesellschaft „deutsher Demo- fraten“ hat gestern eine Adresse an das französische Volk votirt. Sie wird Jhnen überreicht werden, und ich zweifle nicht, daß Sie zu würdigen wissen werden, was Kundgebungen dieser Art werth sind, Jch meines Theils habe geglaubt, im Namen des einfachen deutschen gesunden Verstandes eine Art Protestation gegen die hochtónenden Phrasen vorschlagen zu müssen, welche man Jhnen für deutsche Gesinnung wird geben wollen. Als po- litischer Flüchtling habe ih sechzehn Jahre in Frankreich gewohnt, und ich \{ulde ZJhrem Lande die Wahrheit als Vergeltung für die Gastfreundlich- feit, welche es mir bewilligt hat. Die patriotische Gesinnung vor Allem 1ist gegenwärtig in Deutschland lebendig; mein Bolk denkt gleich Jhnen, Herr Minister, ‘daß es keinen einzigen deutschen Bürger geben soll, der sich nicht vor Allem um den Grundsay des Vaterlandes chaart !‘“‘ Deutschland fühlt wie Sie, „daß es keine dauernden Wahrheiten giebt außer denen, welche von selbst auf dem eigenen Boden des Vaterlandes erwachsen“, und alle hoch- tónenden Phrasen von allgemeiner Republik, von humanitarisher Brüder- schaft, welche eine vereinzelte Partei oder eine in Deutschland wurzellose Gesellschast Jhnen darbringen könnte, würden nichts an den unglücklichen Ereignissen ändern, die mir unvermeidlich scheinen, wenn Frankreich einen Augenblick vergäße, daß Deutschland die Wiederaufrichtung des deutschen Vaterlandes, als alleinige dauerhafte Grundlage einer LEN der Frei- heit im Interesse aller Bürger ohne Ausnahme verlangt, erstrebt und vor Allem, wie gegen Jeden, vertheidigen wird.“

Die Veränderungen im diplomatischen Corps, welche eben in den Blättern veröffentlicht werden, sind umfassender, als man bis jeßt vermuthete: fast die gesammte Diplomatie wird neu geschaffen. Die Liste umfaßt 27 Botschafter, Gesandten, Legations-Secretaire und andere Agenten. Abberufen sind unter Anderen Graf Rossi von Rom, Graf Flahault von Wien, Herr von Bourgoing von München, der Herzog von Broglie von London, Graf von Béaru von Hannover, Herx von Lavalette von Kassel, der Herzog von Glücksberg von Lissabon, der Marquis de Dalmatie von Berlin, Baron von Barante von St. Petersburg, Herr von Bacourt von Turin, Herr d’Eyragues von Dresden, Herr H. von Larochefoucauld von Florenz und Herr P. von Larochefou= cauld von Weimar, Graf Bois-le-Comte von Bern, Baron von Bourquency von Konstantinopel und Herr von Mornay von Stock= holm. Es heißt, daß der bekannte Philhellene Eynard zum Ge- \häftsträger der französischen Republik in Athen ernannt sei, Gestern Naht traf ein Courier mit Depeschen aus Turin hier ein, die troß der späten Stunde Herrn von Lamartine sogleich übergeben wurden. Sie sollen sehr wichtige Nachrichten bringen.

Der hiesige spanische Geschäftsträger soll von seiner Regierung den Befehl erhalten haben, die Diamanten der Herzogin von Mont= pensier zurüzufordern, weil sie ihr persönlihes Eigenthum seien.

Das Siècle erklärt nun auch, daß alles Vermögen Ludwig Philipp's und seiner Familie nicht tonfiszirt, sondern nur unter Se- quester gelegt sei. Es sei übrigens noch nicht entschieden, wie es mit diesem Besißthum werden solle, von Confiscation könne aber nicht die Rede sein, während es andererseits gefährlih werden fönnte, die ge- fallene Königsfamilie wieder in Besiß so großen Vermögens zu seßen. Das Siècle meint nun, daß in der Konstituirung der Apanagen und der Privat-Domainen, wie in den Aften der früheren Königlichen Familien, der Beweis gesucht werden müsse, daß dies Vermögen wie=- der der Nation anheimfallen müsse. Auch meint es, daß Ludwig Philipp, indem er vor seiner Thronbesteigung seine Güter seinen Kin dern übertragen, widerrehtlich gehandelt habe, indem sein Besißthum an den Staat hätte zurüfallen müssen. Ferner bringt es in Erin- nerung, daß Ludwig Philipp bedeutende Summen zweimal erhalten und daß er in den Kronwaldungen habe Holz schlagen lassen, wofür man seine Güter verantwortlich zu machen habe. Kurz, man sucht nah legalen Gründen die Beschlagnahme dieses Vermögens zu reht-

ertigen.

! Die Sparkasse hat am vorgestrigen Wochenschlusse empfangen 212,364 Fr., dagegen herausbezahlt 1,603,797 Fr. Für den näh- sten Wochenschluß sind 35 Millionen Herauszahlungen angemeldet,

Dem Vernehmen nach, hat die Regierung einer Dampfmaschinen- Fabrik, die durh den Fall des Hauses Gouin in Verlegenheit gera=- then, 3 Millionen vorgeschossen, damit sie nicht genöthigt werde, ihre Thätigkeit einzustellen.

Man versichert , daß die provisorische Regierung hon eine be- deutende Summe für Seerüstungen bestimmt habe.

Eine Abtheilung der National-Garde der Banumeile hat gestern, als man mit ihrer Ablösung zu lange auf sich warten ließ, sich auf eigene Hand des Dienstes entbunden und is ohne Weiteres nach Hause gegangen.

Herr von Rothschild hat gestern die fünfte Einzahlung der An- leihe von 1847 mit 10 Millionen in den Schaß abgeliefert.

Die provisorishe Regierung hat so eben auch ein „Conseil für die Vertheidigung der französischen Republif“ niedergeseßt. Präsident desselben is der Kriegs - Minister und Divisions - General Subervic z Mitglieder die Divisions - Generale der Infanterie, Lamoriciere und Bedeauz der Kavallerie, Oudinot; Nr Artillerie, Boileau; vom Ge-= niewesen, Vaillant ; dann der Militair - Jutendant Biennéez Secre- tair der Bataillons-Chef in der leichten Jnfanterie, Charras.

Die Commissaire der provisorischen Regierung im Departement Pas-de-Calais haben dem Präsidenten des Civil-Tribunals der Stadt St. Pol erklärt, daß er, da seine Anwesenheit sehr mißliebig sei und zu ernsten Unordnungen Anlaß geben könne, seine Entlassung einzu- eben habe, wenn er nicht strenge Maßregeln gegen sih genommen hen wolle.

Von Alexander Dumas isst nachstehendes Schreiben ver- öffentliht worden:

„Jch ging gestern über den Hof des Louvre und sah mit Erstaunen, daß die Statue des Herzogs von Orleans nicht mehr auf ihrem Piedestal stche. Jch fragte, ob das Volk sie herabgeworfen habe. Man antwortete mir, daß der Gouverneur des Louvre sie habe fortnehmen lassen, Weshalb das? Woher diese Aechtung, welche die Gräber besudelt? Uls der Herzog von Orleans noch am Leben war, hatte Alles, was in Frankreich den vor» geschrittenen Theil der Nation bildet, seine Hoffnung auf ihn geseßt, Und das war Recht: denn der Herzog von Orleans befand sich, das weiß man, in fortwährendem Kampfe mit dem Könige, und eine wirkliche Ungnade war es, die er sich durch die in vollem Minister - Rathe gesprochenen Worte zu- zog: „,„Sire! Jch will lieber an den Ufern des Rheins getödtet werden, als in einer Gosse der Straße St. Denis.“ Das Volf, dies immer ge- rechte und verständige Volk, wußte das und begriff das, wie wir. Geht nah den Tuilerieen und seht die einzigen Gemächer, welche das Volk re- spektirt hat: es sind die des Herzogs von Orleans. Warum denn strenger sein, als es das Volk gewesen, gegen diesen armen Prinzen, der das Glück hat, nur noch der Geschichte anzugehören? Die Zukunst is der Marmor- block, den die Regierungen in ihrer Weise behauen könnenz die Vergangen- heit is die cherne Statue, die in der Form der Ewigkeit gegossen. Jhr könnt nicht machen, daß das, was gewesen, nicht L ist, Jhr könnt nicht machen, daß der Herzog von Orleans nicht an der Spiße der französischen Kolonnen den Paß von Musaïa genommen. Jhr könnt nicht machen, daß er nicht, zehn Jahre lang, den dritten Theil seiner Civilliste an die Armen

egeben, Jhr könnt nicht machen, daß er nicht die Begnadigung der zum

ode Verurtheilten verlangt und daß er nicht dur sein Bitten für einige derselben die verlangte Begnadigung erhalten, Wenn man gegenwärtig Barbès die Hand drückt, wem verdankt man diese Freude? Dem Herzog von Orleans, Fragt die Küstnler, welche seine Begleitung bildeten: laßt die größtén unter ihnen kommen, Ingres, Delacroix, Scheffer, Gudin, New- ferfe, Marochetti, Calamataz ruft die Dichter und die Geschichtsschreiber, - Hugo, Thierry, Lamartine, de Vigny, Michelet; fragt sie, fragt uns, oh wir

lauben, daß es gut is, daß diese Statue wieder ihre alte Stelle einnehme, ir werden euch antworten: Ja, denn sie wurde zugleich dem Prinzen dem Soldaten und dem Künstler errichtet, der großen und erhabenen Scele, die zum Himmel wieder aufgestiegen, dem edlen und guten Herzen, das der Erde zurü{gegeben ist, Die Republik von 1848, glaubt mir, ist stark genug um diese erhabene Anomalie zu heiligen, wo ein Prinz aufrecht stehen bleibt auf seinem Piedestal, Angesichts eines von der Höhe seines Thrones stürzen- den Königthums. Alexander Dumas.“

Gestern verfügte sich eine Deputation der Personen, die wegen politisher Vergehen gefangen gesessen hatten, zur provisorischen Re= gierung, um Beistand zu begehren. Herr Armand Marrast versicherte sie, daß ihnen, die ein Recht auf National-Belohuung hätten, sofort Hülfe geleistet werden solle. Zugleich ließ er sie sämmtliche Namen der politischen Verurtheilten aufschreiben, um dieselben der Kommission für National-Belohnungen mitzutheilen.

Nach dem Constitutionnel is eine Amnestie für alle vor dem Monate Februar 1848 verübten militairishen Vergehen im Plane, Sie soll si nicht blos auf Deserteure und widerspeustige Rekruten, sondern auch auf solche erstreckeu , welche gemeiner Vergehen si \huldig machten.

Als General - Administrator der alten Civilliste hat Armand Marrast das Palais Royal für den Stab und ein Bataillon mobiler Nationalgarde dem Kriegsminister zur Verfügung gestellt.

Man sagt, daß die provisorishe Regierung in allen Verwal tungszweigen große Reformen beabsichtige. Es is die Rede davon, das Maximum der Besoldung öffentlicher Beamten auf 10,000 Fr. festzuseßen und dagegen das Minimum für alle Angestellte auf 1500 Fr. zu erhöhen. -

Unter den Mitgliedern einer eben gebildeten Kommijion zur Organisirung des Gerichtssystems befinden sich auh die Namen der Herren Odilon Barrot, Baroche und Billault.

Der Constitutionnel versichert, daß die alten Deputirten der liberalen Opposition sämmtlich als Kandidaten für die Nationalwah- len auftreten würden. Es bildet sich in Paris bereits ein Wahl Comité, um eine Kandidatenliste zu entwersen. L Aufnahme der Bevölkerung zum Behufe der Wahlen wird in der Hauptstadt dem- nächst vorgenommen werden. En Jourual erinnert aus Anlaß der bevorstehenden Wahlen zur National-Versammlung an die verschiede= nen Phasen, welche die Wahlen seit 1815 dnrchgemaht haben, Nach dem Wahlgeseße von 1815 gab es im Mai 1815 auf 66,900 Wäh= ler 32 538 Stimmende; nah den veränderten Wahlgeschen von 181/ und 1830 zählte man im März 1824 auf 99,125 Wähler 84,259 Stimmende, und im Juli 1830 auf 94,598 Wähler 86,518 Stim- mende; nah dem Wahlgeseße von 1831 aber gab es im Juli 1851 auf 166,983 Wähler 125,000 Stimmende, und immer aussteigend im August 1846 auf 240,983 Wähler 199,827 Stimmende. f

Ron Herrn Dupin wird erzählt, er habe über die leßten Ereig nisse geäußert: „Die Revolution fing mit zwei Worten an, welche man mit Widerwillen in die Antworts = Adresse brachte, und endete mit einem Bankett, zu welhem man wider Willen ging ; furz, die

Monarchie i} gestürzt, fast ohne daß man sie dräugte, und die Roe publik ist gekommen, ohne daß man sie gerufen hat,“ A

Die neue wissenschaftliche und literarishe Studien - Kommission hat unter dem Vorsiß des Herrn Jean Reyngud 1m Unterrichts-Mi nisterium ihre erste Sihung gehalten. An die Stelle des Herrn Mi chelet, welhem seine Geschäfte nicht erlauben, die Ernennung zum Mitglied anzunehmen, ist auf dessen Vorshlag Herr Rinne, Provijor am Descartes\chen Lyceum, zugezogen worden. Die Kommisston hat sich in drei Unter-Abtheilungen geschieden, welche nun täglich über tie drei Aufgaben derselben, den Elementar-, den mittleren und den Fach Unterricht, berathen werden, Für den Elementar - Unterricht besteht die Unter-Abtheilung aus Herren Poncelet vom Institut, Liouville ven der polytehnishen Schule, dem General - Jnspektor der Universität, Dutrey, Serres vom Institut , Renouvè?r, Boulay Pompée, Miel, Dumouchel, Ritt ; die Commission für den mittleren Unterricht besteht aus ten General-Jnspektoren Gournot und Dutrey, Geoffroy Saint= Hilaire vom Justitut , Leclerc, Serre®, Eugene Burnouf, Edg. Qui- net, Sonnet, Berger, Quicherat; die Kommission für den Spezial= Unterricht zählt die Herren Beranger, Duhamel von der Akademie, Bravacs, Elie de Beaumont vom Jnstitut , Henri Martin, Leonon Reynaud, Le Play, Transou zu Mitgliedern,

Der Central = Kongreß der französischen Landwirthe hat si in seiner siebenten Sipung mit der Frage über die Nutßbarmachung der Gemeinde-Ländereien beschäftigt.

Nach der Presse fanden gestern zahlreiche Arbeiter - Versamm-= lungen in verschiedenen Stadtvierteln von Paris statt ; überall war die unverzügliche Verbesserung des Looses der Arbeiter das Thema der Besprechungen, die übrigens ganz ordentlich und ruhig abliefen. Demselben Blatt zufolge, wurde neulich einem Schlosser von seinen Gesellen erklärt, daß sie täglich nur 9 Stunden arbeiten würden, und daß er überdies ihren Tagelohn um 1 Fr. erhöhen müsse. Ganz faltblütig erwiederte der Meister: „Dies paßt mir so gut, wie Euch ; noch heute schließe ich Werkstätte und Laden, werde wieder Gesell, und wir wollen zusammen gehen und Arbeit suchen.“ Eine Stunde nachher waren die Gesellen wieder an der Arbeit.

Herr Goudchaux, der Ex-Finanz-Minister, soll die ihm angebo= tene Stelle als Gouverneur der Bauk, welche gegenwärtig noch Graf d'Argout bekleidet, entschieden ausgeschlagen habe,

Das Journal des Débats will wissen, daß die bisherigen Actionaire des Hauses Gouin 15 Millionen nachschießen wollen.

Eine große Menge Gewerbtreibender aller Art haben Audienzen bei Herrn Garnier-Pagès gehabt, um thm ihre bedrängte Lage vor= zustellen, erhielten aber die Erklärung, daß die Regierung nichts für sie thun könne. Sie entfernten sich sehr mißvergnügt.

Der National sucht darzuthun, daß die jebige Gelb - und Fi- nanz= Krisis sich nicht vom 24. Februar datire, sondern daß sie hon seit fast zwei Jahren begonnen habe. Bereits vor einem Monate seien die Banquiers, der Handel und die Judustrie in der größyten Klemme und alle Quellen der Wohlfahrt und des Privat- Kredits fast vertrocknet gewesen, Damals hätten geschäftskundige Männer {hon zahlreiche Fallissements als nahe bevorstehend angekündigt.

Die Baronin von Rothschild ist wieder nach Paris zurügekehrt.

Der gus dem Testeschen Prozesse bekannte Pellapra hat dem Maire seines Bezirkes 6000 Frs. für die Armen von Paris und die Verwundeten der leßten Revolution übergeben und sich verpflichtet, am Ersten jedes Monates 1000 Frs. zu gleichen Zwecken zu zahlen,

Man bildet jeßt hier auf Subscription eine Gesellschaft zur Gründung eines Hospitals für Civil- Invaliden, S

Ein Theil der Zöglinge von St. Cyr ist in den Tuilerieen ein=

uartiert,

0 Der Finanz = Beamte Herr d'Houdetot zu Havre, Bruder des Generals und Adjutanten Ludwig Philipp's, war es, wie verlautet, der dem Könige und seiner Gemahlin die Mittel zur Reise nah Eng= land verschaffte, Sobald Beide in Sicherheit waren, erstattete er dem Regierungs-Kommissar über sein Verfahren Rechenschaft, und die pro- visorische Regierung soll ihm jett für seine Handlungsweise ihre vollste Achtung haben aussprechen lassen.

Seit einigen Tagen soll Herr von Villele in Paris sein,

Der Boulevard der Kapuziner hat den Nanzén Doulevard der Republik erhalten.

Die Liberté will, daß wieder eine Straßen-Polizei eingeführt

werde, weil insbesondere gewisse Straßen wegen der Massen feiler Dirnen uach §8 Uhr Abends für ordentliche Leute nit zu passiren seien. Sie meint, daß die Unterdrückung dieses Unfugs Herrn Caus- sidière uicht {wer fallen fönne. Die alten Stadt-Sergeanten hät- ten sih bereit erflärt, ihren Dienst wieder anzutreten; man möge sie also verwenden und, wenn man ihre frühere Uniform bedenflih finde, ihnen eine Tracht wie die der londoner Konstabler und statt des Sâä- bels einen Stock geben. - A aas

Eine Depesche aus Meß vom 5, März meldet, daß die in Saarlouis anwesenden Franzosen aufgefordert worden seien, die Stadt zu verlassen. E

Die Nachrichten aus Lyon gehen bis zum 6ten d. Ver Kom- missar der provisorishen Regierung, Emanuel Arago, hat die Demo- lirung der Forts um Lyon, die befanntlich nah den Arbeiter-Unruhen von 1831 und 1832 errichtet wurden, befohlen und dieselbe sogleich beginnen lassen, nur die befestigte Ringmauer bleibt stehen. Es wa- ren übrigens in Lyon, troß aller Anstrengungen der Behörden, die Ordnung zu erhalten, von einem Theile der Bevölkerung bis zum 3. März sehr arge Exzesse verübt und insbesondere viele Maschinen in den Fabriken zerstört worten. Jn der Nacht vom 2. auf den 3. März hatten si daselbst dreihundert junge Deutsche in (dem großen Kaffeehause von Paris verjam- melt, um über die Frage zu berathen, ob sie scfort und in Masse in ihr Vaterland zurückfehren sollten, um die Liberalen in Deutschland in ihrer Unternehmung zur politischen Wiedergeburt ihres Vaterlandes zu unterstüßen. Es wurde in dieser Versammlung be- lossen, daß einige von ihnen sofort abreisen und ihre Landsleute davon in Kenntniß seßen sollten, wann der Augenbli, ebenfalls zu ihnen zu stoßen, gekommen sei. Es wurde eine Subscription eröffnet, um die Kosten der Reise derjenigen, welche sofort abreisen sollten , zu deden, und eine zweite Subscription eröffnet, um die Bedürfnisse de- rer zu bestreiten, welhe mit ihren eigenen Hülfsmitteln an der beab- sihtigten Unternehmun feinen Theil nehmen fönnten

Der Cortatreo ai spottend: „Die Bürger - Choristen haben gestern in einer General - Versammlung den Beschluß gefaßt, darauf anzutragen, daß sie dieselbe Gage erhalten, wie der erste Tenor. Außerdem wünschen sie, daß die fünfaktigen Opern in zwei Akte zu- sammengezogen werden. Mergen werden sich die Kellner aus den Kaffeehäusern versammeln. Es soll in dieser Versammlung beschlossen werden, die Tasse Kaffee, die hon unter der Monarchie nur uo Halb-Tassen waren, abermals um die Hälfte zu reduziren. Zu glei- her Zeit verlangen die Musiker, daß die Quadrillen mit der Pajtou- relle schließen. Die Droschkenführer ihrerseits tragen darauf an, den Preis für eine Fahrt, der unter dem ancien régime nur 40 Sous betrug, auf 4 Francs zu erhöhen. Auch dringen sie darauf, daß die Fahrten nur halb gemaht werden, so daß, wenn Jemand au der Thron-Barriere ein Kabriolet nimmt, um nach der Magdalenen-Kirche zu fahren, er halbweges, am Stadthause, abgesebt wird. So eben ver- nimmt man au, daß die Schuhmacher nur noch Einen Stiefel ma- hen wollen; sie wissen indeß noch nicht, ob den linfen oder den rechten Stiefel.“ ¿p

Der bisherige französische Konsul zu Barcelona, Herr Lesseps, soll Herrn Carné’s Nachfolger in der Direction der Handels - Ange- legenheiten werden.

Man versichert, daß die provisorische Regierung ein Dekret er- lassen werde, um die Polizei der Klubs und Volksgesellshaften zu handhaben; die Häupter dieser Gesellschaften sollen dies selbst verlangen.

Da die Soldaten auch Wahlrechte haben, so meint man, das Wabldekret werde wohl einige Modificationen in Bezug auf die Ver-= pflichtung erleiden müssen, daß man sechs Monate an demselben Orte gewohnt haben muß.

Der Grad eines Divisions - Chefs als Mittelglied zwischen dem Rang eines Schiff-Capitains und eines Contre - Admirals soll wieder eingeführt werden.

Der Bildhauer Garraud, der von Ledru-Rollin, als Minister des Junern, nur zu seiner Genugthuung, dem früheren Direktor der Künste, Herru Cavé, gegenüber, an dessen Stelle provisorisch gestellt worden war, damit er persönli diesem, über den er starke Beschwer den wegen Uebervortheilung hatte, die Abseßung desselben ankündi- gen könne, is jeßt durch Etienne Arago, dea provisorischen General- Postdirektor, erseßt worden.

Man glaubt, daß Auber die Stelle als Direktor des Konser9a- toriums, verlieren werde.

Zu Bordeaux herrs{ht Ruhe, und die Handels-Geschäfte werden, wie es heißt, täglih wieder lebhafter. Jm ganzen Departement wer- den viel Geschäfte in Wein gemacht, da insbesondere von Paris zahl- reiche Bestellungen einlaufen. Die Bank fährt fort, statutgemäß zu disfontiren; der Andrang nah Auswechselung von Papier gegen baar soli übrigens merklih nachgelassen haben, :

_ Straßburg, 7. März, (Köln. Ztg.) Seit gestern sind hier Steckbriefe gegen die entwichenen Minister Hebert, Montebello, Dumon, Jayr, Trezel und Salvandy an allen Straßenecken angehef- tet, Man vermuthet, daß mehrere derselben nah Deutschland ent- fommen sind.

7 Deutsche Blätter haben bereits von einer fehr starken Rhein- ariee gesprochen, die längs unserer Gränze aufgestellt werden solle. Eine amtliche Mittheilung i} hierüber noch niht erfolgt, und man Yan allgemein, daß eine bedeutende Veränderung in der bisher A Norm des Heerbestandes im Elsaß vorgenommen werde. E G Alles seinen gewöhnlichen Beschäftigungen nah, und das Bertrauen is in gedeihlichem Fortschritt begriffen. Die Anhänger des Fourterismus werden nächsten Freitag hier eine große Versammlung abhalten, Alle Anhänger dieser Lehre, die sich im Elsaß befinden werden an derselben Theil nehmen. Jm Theater giebt man: Va réveil du peuple ou le 23. et 24. Février 1848. S

Großbritanien und Irland.

London, 8. März. Die Parlaments-V ri Abend boten kein erhebliches Jnteresse. Das O L 7 T Vera dle U unbestimmte Zeit, nachdem der Neuseeland-Bill (wegen Suspendirung der Verfassung) und der Bill wegen Ueberweisung von 8,000,000 Pfd. auf den fonsolidirten Fonds die Königliche Sanction ertheilt worden war Jm Unterhause, wo Herr S, Crawford seine Bill wegen Einführung des sogenannten tenant right (Recht des Pächters auf Entschädigung für Verbesserungen des Grundstücks u, dgl.) einbrachte erklärte Sir G. Grey, der Minister des Jnnern, auf eine Anfrage des Herrn Milnes, daß die Unruhen in dem Trafalgar-Square an sich keine große Bedeutung haben, und daß man sih überhaupt der Versammlung nicht widerseßt haben würde, wenn nicht ein ausbrücd- lihes Geseß vom Jahre 1817 die Abhaltung von Volks - Versamm- lungen zur Petitionirung an das Parlament wegen Verfassungs-= Veränderungen für die Dauer der Parlaments-Session innerhalb des Rayons einer Mile von Westminster-Hall verböte.

: Bei Gelegenheit der vorgestrigen Debatte im Unterhause über den Antraa des Herrn Hume in Betreff der Einkommen - Steuer vertheidigte Sir R. Peel das Prinzip dieser Steuer mit den be- kannten Gründen, fügte aber zur Rechtfertigung des Fortbestehens derselben während weiterer drei Jahre einige Bemerkungen über die

721 Ereignisse in Frankreich hinzu, die auf das Haus einen tiefen Ein- druck machten : ui :

„Jch muß gestehen“, sagte Lir R. Peel, „daß ih in meiner Unter- stüßung des Antrags der Regierung durch die Crwägung der wunderbaren Ereignisse bestimmt worden, die n einem, Nachbarlande stattgehabt. (Hört, hört!) Ich bin der Ansicht, daß sie hinlänglich das Land rechtfertigen, daß es uit darein willigt, sich der Gefahr bloßzustellen, in den nächsten drei Jahren noch ein größeres Defizit zu erhalten. Jch betrachte es als mit einer gesunden Politik unvereinbar, nícht auf Ereignisse Bezug zu nehmen, die uns Alle mit Erstaunen erfüllt haben müssen, vollkommen versichert , daß die wahre Politik dieses Landes die vollkom- menste und abjsoluteste Fernhaltung von aller Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes gebietet, 11 dem eine solche wunderbare soziale Revolution stattgehabt. (Lauter Beifall.) Jch hoffe indessen, daß wir nicht die Rechte der Gastfreundschast zu üben ermangeln werden, Für die Juteressen der Menschheit is es von höchster Wichtigkeit, daß unser Land für die Opfer aller großen, politischen Veränderungen eine Zu- fluchtsstätte bleibe. So war es zu anderen Zeiten, und ih hoffe zuver- sichtlih, daß es noch lange so fortbleibe. Wenn aber bei früheren Gele

genheiten politische Verbannute , nachdem sie in unserem Lande Gastfreund- |

schast empfangen und genossen, ihre hiesige Lage benußten, um monarchische

Gouvernements in anderen Landen zu stóren, so habe ih immer gegen | solchen Mißbrauch protestirt, und ich erkläre nunmehr, daß ich dieselbe Regel

auf Jene anwende , die versuchen möchten , ein republifgnisches Gouverne- ment zu beunruhigen, (Lauter Beifall.)

dazu mißbraucht werde, um hier den Heerd von Jutriguen gegen das Gou- vernement eines anderen Landes zu gründen, treffs einer Monarchie, is es auch betreffs einer Republik, (Großer Bei- fall.) Mit großer Befriedigung hörte ich die Erklärung, daß unser Gou- vernement weislich beschlossen, sich aller Einmischung in die inne ren Angelegenheiten Frankreichs zu enthalten, und ih bin daß es mit vollkommener Ausfrichtigkcit und gewissenhafter hastigkeit nah diesem also proklamirten Prinzip handeln hört! von der Ministerbank), und daß das Gouvernement nicht nur sich

Ehren

solcher Einmischung seinerseits enthalten werde, sondern, daß es von jedem | Mißbrauche unserer Gastfreundschaft zur Herbeiführung der Einmischung |

von Anderen abmahmen werde. (Beisall.) Jch enthalte mich absichtlich jeder speziellen Hindeutung auf die erstaunlichen Ereignisse, die in Frank reich stattgehabt ; dieses Land liegt noch in dem Kampfe und den Wehen einer großen sozialen Revolution, Jch lege nicht so große Bedeutung dem bei, was in dieser oder jener Zeitung erscheinen mag. Ein provisorisches Gouvernement besteht jeßt blos, bis cin regelmäßiges gebildet werden kann,

allein ih wage die ernstgemeinte Hoffnung auszusprechen, daß Jene, die |

Frankreihs Geschick lenken, damit sih es genügen lassen, sich mit threm eigenen sozialen Zustande zu befassen. (Hört, hört.) Jch hoffe, es wird in der Macht Frankreichs liegen, ein Gouvernement zu produziren, das durch seine eigenen, inneren Hülfsmittel stark is, das im Staude sein wird, vollkommene Unabhängigkeit mit der Achtung für die durch Berträge beste- henden Rechte zu vereinen, und daß es uns nicht das Beispiel jener Agres- sion, jenes Trachtens nach Territorial-Vergrößerung liefern wird, welches den Frieden Europa?'s unterbrehen und der ganzen civilisirten Welt uner- sepliches Mißgeschick bereiten würde.“ (Lauter, allgemeiner Beifall.)

Das Unterhaus hat sich in seiner heutigen S1ßung aus\chließlih mit der von Herrn Chisholm Anstey eingebrachten Bill über die Abschaf- fung der den Katholiken als solchen angedrohten Strafen beschäftigt.

Di Gyr p Y E. / 16 , e ‘e 4 pes Maßregel is von Seiten der anglikanishen Partei auf starken | Widerstand gestoßen, aber ihre Hauptbestimmungen sind sämmtlich |

durchgegangen.

L Die amerikanischen Naqhrichten, welche das Dampfschiff „Washing-= tou“ überbringt, sind, wie s{chon berichtet, unbedeutend. Jn den Ver= einigten Staaten is Alles mit der Präsidentenwahl beschäftigt, die am 22. Februar beginnen sollte. Aus Veracruz noch immer widersprehende Nachrichten über Krieg und Frieden. Oberst Lane hatte Orizaba genommen.

Oie westindisch - mexikanische Post hat Nachrichten aus Mexiko vom 3. Januar, Veratruz vom 20. Januar und Jamaica vom 7, Februar überbracht, Die wichtigste Mittheilung derfelben ist aus Central - Amerika , nämlich die Nachricht von einem Kriege zwischen dum Könige von Mosquito und dem Staat Nicaragua, in welchem England Partei für den Ersteren ergriffen hat. Die Stadt St. Juan de Nicaragua, am Fluß gleiches Namens gelegen, der in den Atlantischen Ocean mündet, wird von dem Könige der Mosqui= to's, als zu seinem Territorium gehörend, in Anspruch genommen. Am 1. Januar langte daselbst das britische Darapfboot „Vixen““ mit dem Könige und 56 Miliz-Soldaten aus der Hauptstadt Blue- fields an Bord anz die ganze Gesellshaft landete in einem englischen Kutter, ließ die auf dem Fort wehende Flagge von Nicaragua her unternehmen und die des Königs vom Mosquito = Lande, welche der „Vixen“ mit 21 Kanonenschüssen salutirte , aufpflanzen , und kehrte dann, mit Hinterlassung eines mosquitonischen Gouverneurs und ei: ner Besaßung, nah Bluefields zurück. Doch nach wenigen Tagen schon wurde diese Besaßung von dem General der Nicaraguer, Mu= noz, vertrieben und die Stadt wieder genommen. Der „„Vixen““ sand bei seiner Rükreise nah Jamaica das Fort verlassen und brachte die Kunde nach Bluesields, und als dort feine hinlänglihe Truppenmacht sih fand, um die Stadt wiever zu erobern, nah Jamaica, von wo englische Truppen herübergebraht werden sollen, um die Stadt dem Mosquito - Könige wiederzugewinnen,

Die neuesten mit dem Paketschiffe „Cambridge“ aus New Y ork in England eingegangenen Nachrichten, die bis zum 16, Fe- bruar reichen, bringen eine Botschaft des Präsidenten Polk an den Kongreß, welche erklärt, daß seit dem am 6. September von der Regierung von Mexiko den amerifauishen Commissairen überreichten Gegen - Entwurf der Regierung von Washington keinerlei Friedens- Vorschläge zugekommen seien, wodurch denn die während der leßten Zeit hierüber verbreitet gewejenen Gerüchte vollständig widerlegt werden. Ueber die Bill wegen Errichtung von zehn neuen Regi mentern dauerte die Diskussion im Repräsentantenhause schon seit sechs Wochen, und noch war fein Ende derselben abzusehen. Die Entscheidung über die Bill wegen der Anleihe von 16 Millionen er- wartete man am 16. Februar. Rothschild soll die Anleihe zu über- nehmen und das Geld zur Hälfte in New -York, zur Hälfte in Vera- cruz zu zahlen si erboten haben.

Aus Mexiko hat man auf diejem Wege Nachrichten aus der Hauptstadt bis zum 14. Jaunuar. Der Kongreß in Que. etaro war noch immer nicht in beschlußfähiger Mitgliederzahl versammelt; Peña y Peña war wieder als Präsident an Anaya's Stelle an die Spiße der Regierung getreten. Gerüchte von dem Abschlusse der Friedens- Präliminarien waren noch immer im Umlaufe, mittlerweile aber hatte sch San Luis Potosi für unabhängig erklärt und alle anderen, dem Frieden feindlihen Staaten eingeladen, sich ihm anzuschließen,

B elg f M.

T4 Brüssel, 9. März. Das erste Gefühl der Selbsterhaltung, welches die neue Revolution in Paris hier hervorgerufen hatte, scheint seitdem immer tiefer und allgemeiner geworden zu sein, und die gesammte belgische Presse ist hier în der That der treue Aus- druck der allgemeinen Stimmung des Landes. Der Ruf der Be- wahrung der Unabhängigkeit läßk sich sogar aus den wallonischen, die französishe Gränze berührenden Provinzen kräftiger vernehmen, als aus den beiden Flandern, wo das physische Elend auch eine geistige Abspannung bewirkt zu haben scheint. Es is die

- jeßige Stimmung der schönste Beweis, daß die freisinnige Ver-

fassung seit 47 Jahren in ihren Grundprinzipien tief in

Dessen halte ih mi |

Während ich daher zuversichtlich | hoffe, daß unser Land fortdauernd eine Zufluchisstätte für die Opfer politi- | \cher Revolutionen bleiben möge, 0 hoffe ih, daß seine Gastlichkeit nicht |

Die Regel , die gut ist be- |

überzeugt, |

werde (hört |

das Volk gedrungen i und die Gemüther mit Liebe und Anhänglichkeit erfüllt hat. Die Ereignisse in Paris haben hier unverkennbar bei der großen Mehrheit eine entschiedene Sympathie hervorgerufen , da das vorige Regierungs-System nur als ein fünst- liches, von feiner Lebensfiber des Volkes bewegtes und hauptsächlih von Egoiëêmus und Corruption getragenes Mahwerk an eschen wurde ; aber diese Sympathie war hier niht sowohl durch Hoffnung einer Vereinigung mit Frankrei oder einer Verbesserung der inneren Zu- stände, als vielmehr dur das Bewußtsein und Gefühl erzeugt, daß jeßt eine größere Gleichartigfeit in der Verfassung beider Länder ein- treteu würde; denn Belgien genießt seit 17 Jahren alle die Freihei- ten, welhe die provisorishe Regierung proklamirte. Die Einseßung der republifanishen Regierungsform erregte freilih bei der großen Mehrheit im Anfange Bestürzung und große Besorgniß für die ZU-

| funst ; da jedo die franzósishe Regierung und auch im Allgemeinen

die ganze französische Presse allen Eroberungsprojekten entsagt uud die Unabhängigkeit der übrigen Staaten zu achten verspricht, so ist wenigstens für die nächste Zukunst die Besorgniß verschwunden, und man besegt nur die Gränzfestungen, um auf alle Eventualitäten, die in einer Revolutions-Krisis plögiich, wie z. B. dur den Sturz der jeßigen in Bezug auf das Ausland gemäßigten provisorishen Re- gierung, eintreten fönnen, vorbereitet zu sein.

Die große Frage is aber hier zunächst, wird man die innere Ruhe aufrecht erhalten ? Auf die erste Besorgniß i} in dieser Hin=- sicht jeßt ein Vertrauen gefolgt, das man fast als zu groß bezeihneu müßte, wenn es eine weitere Zukunst umfassen sollte. Die auf einer breiten Basis organisirte Bürgergarde {eint zwar allgemein von dem festen Eutschlusse beseelt zu sein, mit Energie Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten, allein eine wesentlide Bedingung der Möglich- feit liegt darin, daß in diesem industriellen Lande feine zu große Stockung in der Arbeit eintritt. Die Regierung wird alles Mögliche aufbieten und mit Recht große Opfer nicht s{euen, um den arbeiten= den Klassen, so weit sie vermzg, Beschäftigung zu geben; aber ihre Mittel sind doch stets beschränkt, und wenn das öffentliche Vertrauen, der Kredit, der Handel sich nicht wieder heben sollten, so fann man nur mit großer Besorgniß der Zukunft entgegensehen. Die unteren Klassen werden sich hier nicht um eine die monarchische oder republikanische Regierungsform betreffende Frage in Bewegung seßen lassen, so lange die Quellen der Arbeit nicht versiehen ; in diesem Falle könnte aber jede politische Frage zum Vorwande von Unruben dienen, die um so bedrohlicher sein würden, als hier die niederen Klassen moralisch weit hinter der gleichen pariser Bevölke rung zurückstehen. Während dort, in der Juli - Revolution wie in der jeßigen, Plündcrer oder Diebe vom Volke selbs erschossen wur= den, denkt hier das niedere Volk, wie leider die Vorfälle Lon 1830 und 1834 gezeigt haben, nur an Plündern und BVerwüsten. Aber diese Besorgniß giebt auch allen Freunden der Ordnung und Ruhe, und namentlich der Bürger - Garde , eine um so größere Entschlossenheit und Energie. Von dieser allgemeinen Stimmung werden selbst die- jenigen mitergrifsen, welhe, bis jeßt freilih in sehr kleiner Anzahl, die Einführung der republikanischen Verfassungs - Form in Belgien wünschen. Diese {meicheln sih mit der Hoffnung, daß die nächste nah dem Zwanzig - Gulden = Census gewählte Repräsentanten-Kam= mer eine neue Herabseßung oder gar Aufhebung des Wahl- Census beschließen und bie weitere Folge davon die Repu- blik sein werde. Wir reden hier von einer Meinung, die, wie hon bemerkt, bis jeßt nur eine geringe Zahl von Anhängeru hat, die jedoch, wie man versichert, nächstens ein täglihes Organ in der Presse erhalten, und die, wie wohl Niemand verkennen wird, un- ter dem großen Einfluß des so nahen Frankreich und der bevorsiehen=- den konstituirenden National-Versammlung sich bedeutend auch hier im Lande ausbreiten kann. Die Zukunft oder die Wechselfälle für und wider eine Meinung berechuen zu wollen, wird wohl Niemand mehr unterneh- men, seitdem mit einem Schlage alle Berechnungen zu nihte gemacht sind. Aber das Vertrauen in die göttlihe Vorsehung muß um so stärker werden, je sihtbarer sih die menshlice Berechnung eitel er=- weist. Nur eine höhere, von jittlih-religiösen und wahrhaft nationa- len Jdeen getragene Politik kann die Völker auf der neuen Bahn lei= ten und ihuen Begeisterung für die Wahrung der gesellschaftlihen Güter und für die Erhaltung ihrer Selbstständigkeit und für eine wahrhafte Orduung des Rechts und der Freiheit geben. Wenn diese fehlt, wird noch eine Zeit großer Jrrungen und \{hwerer Prüfungen eintreten.

Stall

Genua, 1. März. (Oesterr. Beob.) Die hiesige Gaz-

zetta meldet über die Vorfälle bei der Vertreibung der Jesuiten :

„Das am 29, Februar Morgens verbreitete Gerücht, daß aus Sardi- nien vertriebene Jesuiten in Genua gelandet seien, brachte das Volk in solche Aufregung, daß am Abend ein zusammengerotteter Haufe wüthend vor das Kollegium und Konvent dieser Geistlichen zog und unter tobendem Geschrei die Thore dieser Gebäude zu sprengen versuchte, Große Steine wurden in die Fenster geworfen, und Alles schrie aus vollem Halse: „Fort

L 6 Que Cat Ti N c f: tar 4 | mit den Jesuiten!“ Die Zusamnierrottung wuchs mit jedem Augenblick, und der Lärm wurde immer ärger, als einige Detaschements Linientruppen anrückten, deren Befehlshaber das Volk zu beschwichtigen suchten ; aber ver- gebens, bis endlih der Gouverneur auf dem Playe erschien und es ihm dur Zureden und Versprehungen gelang, den Tumult einigermaßen zu stillen; die Truppen blieben die ganze Nacht hindurch unter Waffen.“

In Folge dessen haben die Jesuiten, sowohl die von Genua, als die, welche ih aus Sastari dahin geflüchtet hatten, die Stadt verlassen, was am 41. d. M. von dem Gouverneur durch folgende Bekanntmachung ange- zeigt wurde: „Die P. P. Jesuiten haben die Häuser, in denen sie si in dieser Stadt aufhielten, geräumt, Die Regierung Sr. Majestät, unseres erlauchten Souverains, wird für das Weitere in definitiver Weise sorgen. Genueser! Jhr steht in dem Rufe, verständig, mäßig, ordnungsliebend und den Gesezen gehorsam zu sein; straft diefen Ruf nicht Lügen! Genua, 1, März 1848, Der Gouverneur, Marchese della Planargia.‘

Auch aus Turin hatten die Jesuiten, in Folge einer ähnlichen Demonstration, wie zu Genua, sich am 2, März entfernen müssen.

wissenschaftliche und Kunst - Üachrichten. Königliches Hpernhaus.

Mad. Köster: Julia, als zweite

Gastrolle.

Die Vestalin.

(Den 12. März.)

E ‘or wie S ini's Vesta- fin Wer er, glutvoller Begeisterung, a S L e lin“ A gets uftr-ten einer Künstlerin, wil“ s Ln L t de k unser funstbedürftiges Publikum stets gewichtige SERZ E Be fu Zeit auf

¿ {im Allgemeinen ungünstigen Einflusses einer ernsten, dewegten Zee.

des im Al O Peru waren die Näume des Opernhauses am verflossenen den Theater E «ablreichen, theilnehmenden Hörern erfüllt, die sich an dem Sonn t g "Meisterwerke selbst nicht minder, als an dem edlen Gesange UBR enannten Gastsängerin, so wie an der trefflichen Aufführun über- pa A abrbaft ergößten. Obgleich die Partie der Julia, als eine viel Va b Fraftauswand beanspruchende und tief-leidenschaftlich gefärbte, der N eidualität der Mad. Köster nicht in dem Maße zusagt, wie z. B. die der Eurvanthe und manche D

andere, so darf Bg S weReE, vas

- Eúunstlerin auch diese in musikalischer Hinsicht äußerst schwierige Ausgave die A in ehrenwerther Weise bewältigt. Mit Freude bemerken wir das eifrige Bestreben der Sängerin , den Kunstforderungen auch nach der dra=